Der Jahresbericht der Handels⸗ und Gewerbekammer von Stuttgart urtbeilt über das Wirthschaftsjahr 1889 folgender⸗ maßen: Die Aufwärtsbewegung von 1889 wurde zunächst durch den friedlichen Gang der Politik, dann durch die sehr bedeutenden Auf⸗ träge eingeleitet, welche der Industrie von den meisten europäischen Staaten für die Vervollständigung und Verstärkung ihrer Wehrkraft zu Lande und zu Wasser zugeführt worden sind; dazu gesellten sich in den ersten Monaten des Berichtsjahres namhafte Bestellungen Seitens der Eisenbahnverwaltungen, welche die Ergänzung ihres Bedarfs an Schienen, Waggons und Lokomotiven nicht mehr länger hinausschieben konnten. Einen weiteren belebenden Ein fluß üben die zunehmende Entwickelung der überseeischen Absatzgebiete, sowie die Fülle des Geldmarktes und der anhaltende Rückgang des Zinsfußes aus, welch letzterer die Kapitalisten zwang, ein höheres Zinserträgniß, sei es nun in ausländischen Anleihen oder mehr in inländischen Aktienunternehmungen, zu suchen. Das allmähliche, aber stetig wachsende Eindringen dieser vier Faktoren in das Erwerbsleben ließ sich in den beiden letzten Jahren 1888/89 genau an den Baro⸗ metern des Geschäftsganges, nämlich an der großstädtischen Bauthätig⸗ keit, sowie an dem Stande des Eisen⸗ und Manufakturwaarenmarktes verfolgen, bezw. ablesen. Was die allgemeine Lage der Landwirth⸗ schaft und des Kleingewerbes anbelangt, so müssen dier Leute auf den Höhenzügen, in deren Bereich kein Eisenbahn⸗ oder Fabrik⸗ verkehr ist, und wo von jeher die landwirthschaftlichen Erzeugnisse nur zu niedern, die Selbstkosten kaum deckenden Preisen abgesetzt werden konnten, zum großen Theil sich sehr einschränken; in jenen Gegenden kann der reisende Geschäftsmann fast keine Bezahlung er⸗ langen und muß oft 4—1 Jahr Kredit gewähren. Etwas besser steht es in Folge des Aufblühens der Holzstofffabriken, in Waldgegenden mit Holzhandel, wo eher noch Geld anzutreffen ist. Befriedigend, in manchen derselben sogar sehr gut, sind die Zahlungsverhältnisse in den Thalorten, wo Eisenbahnverkehr und hauptsächlich Fabrikthätig⸗ keit immer einen regen Umsatz in dem Viktualien⸗ und Viehhandel und anderen landwirthschaftlichen Erzeugnissen bedingen. Im Zusammen⸗ hang damit steht, daß die Kleingewerbtreibenden, wie Schuhmacher, We⸗ ber, Schneider, Schreiner u. s. w., fast nicht mehr selbständig fortkon men können, während die konkurrirenden Fabriken (namentlich z. B. die sich von Jahr zu Jahr erweiternden Schuhwaarenfabriken) lohnenden Verdienst geben und zugleich auch in den Städten, besonders in Stuttgart, den Bekleidungsgewerben eine harte Konkurrenz bereiten. Auf den Kleingewerben (und Kleinstädten) lastet fast allerorts ein gewisser Druck, es fehlen vielfach der geschärfte Blick und die Umsicht, die Unternehmungslust und Energie, um diese neuere Lage auszunützen und lohnendere Spezialitäten aufzugreifen. Unter Anderem tritt diese Entmuthigung auch auf dem Gebiet der kleingewerblichen Assoziation zu Tage: Alles organisirt sich, das Großkapital in Syndikaten, die Industrie in Kartellen, die Arbeiter in Gewerk⸗ und Strikevereinen, nur diejenige Erwerbsklasse, welche einer genossenschaftlichen Organi⸗ sation sowohl für ihre Produktton (Kleinmotoren, Ausnützung kleinerer Wasserkräfte) als im Rohmaterialbezug und im Ver⸗ kauf ihrer Erzeugnisse am Dringendsten bedarf, nur die Klein⸗ gewerbe vermögen sich zu einer solchen nicht aufzuraffen. Das zweite charakteristische Merkmal der vorjährigen Wirthschaftslage war die Arbeiterbewegung Die Maffenstrikes wurden voriges Jahr unternommen, weil die Nachfrage kaum zu decken war, und dieses Jahr wohl hauptsäͤchlich deshalb unterlassen, weil solche inzwischen nachgelassen hatte. Zum Theil war ferner die Arbeiterbewegung aus dem Aktienmarkt, aus dem Vergleiche des rapiden Steigens des Börsenwerths der Course mit dem Stande des Arbeitslohns er⸗ wachsen; der Rückgang der Course im März d. J. war wohl mit ein weiterer Grund, daß der allgemein für das Frühjahr 1890 voraus⸗ gesagte Strike nicht eingetreten und der „Weltfeiertag“ so ruhig ver⸗ laufen ist. An der vorjährigen Bewegung des Lohns sodann lassen sich zwei Seiten hervorheben: der Lohn ist von vielen Fabrikanten unseres Bezirks erhöht worden, mehrere Fabriken gewährten außerdem noch sogenannte Theuerungszulagen, namentlich auf dem gesammten Gebiet unserer Eisenindustrie war die Lohnerhöhung eine namhafte. Wenn nun die Besserung der Löhne nicht sofort ganz gleichen Schritt mit der Steigerung des Umsatzes und der Beschäfti⸗ gung gehalten hat, so muß man die Thatsache mitberücksichtigen, daß dies auch mit dem Unternehmerverdienst nicht der Fall war. Als eine andere Seite sodann, welche an der vorjährigen Lohnbewegung be⸗ sonders sich abhob, ist der Mangel an gewandteren Arbeitern und Arbeiterinnen hervorzuheben. Die gleiche Wahrnehmung, welche ein Bericht aus der Textilindustrie mit den Worten: „Bessere Arbeiter werden immer seltener, und es konnten solche deshalb auch 1889 eine mäßige Lohnerhöhung durchsetzen“ hervorhebt, tritt noch deutlicher und kräftiger in der ganzen Eisenindustrie, aber auch in der Möbel und Piano⸗ fabrikation, Herrenkonfektion ꝛc. hervor, welche Branchen seit mehreren Jahren darüber Klage führen, daß es ihnen immer schwerer falle, fleißige, gewandte, fachmännisch gebildete Arbeiter, die eine richtige Lehrzeit ausgehalten haben, zu bekommen, daß aber auch da und dort der be⸗ anspruchte Lohn nicht mehr der Leistung entspricht. Die Kehrseite dieses Mifstandes ist, daß die Handarbeit immer mehr durch Ma⸗ schinenarbeit ersetzt werden muß. Immerhin vermögen die Kämpfe doch die Thatsache nicht zu verdunkeln, daß mit dem Verkehrs⸗ aufschwung der Wohlstand im Allgemeinen im Vorjahre sich gehoben hat, und das Jahr 1889, im Vergleich zu den vorausgegangenen Ge⸗ schäftsjahren, einen Höhepunkt in der Entwickelung fast aller Länder und fast aller Zweige der gewerblichen Thätigkeit darstelt.
Branntweinbrennerei und Branntweinsteuer.
Das Aprilhest des Jahrganges 1890 der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs enthält die Statistik der Branntwein⸗ brennerei und der Branntweinbesteuerung für die Zeit vom 1. Oktober 1888 bis 30. September 1889, d. i. das zweite Betriebsjahr, welches unter die Wirksamkeit des Branntwein⸗ steuergesetzes vom 24. Juni 1887 fällt. Innerhalb dieses Zeitraums (am 15. Oktober 1888) ist das Gebiet der deutschen Branntwein⸗ steuergemeinschaft infolge des Zollanschlusses von Hamburg, Bremen und einigen preußischen und oldenburgischen Gebietetheilen wesentlich erweitert worden; von den innerhalb dieser bisherigen Zollausschlüsse belegenen 56 Brennercien waren 51 im Betriebe, welche vom Zeit⸗ punkte des Anschlusses an bis zum Schluß des Betriebsjahres über 78 000 hl reinen Alkobols hergestellt haben. Einschließlich derselben waren im Branntweinsteuergebiet während des Betriebsjahres 1888/89
552 Brennereien im Betriebe (im Vorjahr 48 415), von denen hauptsächlich verarbeitet haben: mehlige Stoffe 9992 (i. V. 11 652), Melasse 18 (i. V. 19) und andere Materialien 55 642 (i. V. 36 744). Im Vergleich zum Vorjahre hat namentlich abgenommen die Zahl der im Betriebe befindlichen Kartoffelbrennereien, welche von 6268 im Jahre 1887/88 auf 5145 zurückgegangen ist, dagegen außerordent⸗ lich zugenommen die Zahl der im Betriebe gewesenen sog. Material⸗ brennereien, weil die Ernte an Kernobst, Steinobst und Beerenfrüchten im Jahre 1888 ungewöhnlich reich ausgefallen war. Die Gesammt⸗ produktion an reinem Alkohol betrug 2 727 061 hl (3 058 025 hl. i. V.), hiervon kommen auf die Kartoffelbrenvereien 2 080 977 hl (2 534 708 hl 1. V.), auf die Getreidebrennereien 532 321 hl (i. V. 427 387 hl), die Melassebrennereien 77 010 hl (i. V. 75 002 hl) und die Materialbrennereien 36 753 hl (i. V. 20 928 hl). Der schwache Betrieb der Kartoffelbrennereien ist in der Hauptsache den verhält⸗ nißmäßig geringen Kartoffelmengen, welche für die Branntwein⸗ erzeugung zur Verfügung standen, beziehungsweise den hohen Kartoffel⸗ preisen zuzuschreiben, die bis in die zweite Hälfte des Betriebsjahres anhielten. Die Branntweinproduktion der in Verbindung mit Preß⸗ hefenfabrikation betriebenen Brennereien betrug 411 122 hl reinen Alkohols gegen 327 605 hl im Vorjahr; diese bedeutende Produktions⸗ zunahme ist zum größeren Theile durch den Zollanschluß der früheren Zollausschlüsse verursacht, da hierdurch sehr große Betriebe der frag⸗ lichen Art dem Branntweinsteuergebiet zugefallen sind. An Pteßhefe im ganzen Branntweinsteuergebiet 17 bis 18 Millionen Kilogr. erzeug
Niach Maßgabe der erhobenen Verbrauchsabgabenbeträge beziffert sich die gegen Steuerentrichtung in den freien Verkehr getretene Menge inländischen Branntweins auf 2 178 719 bl reinen Alkohols gegen 1 683 736 hl im Vorjahre, welche Zunahme in der Hauptsache daher rührt, daß die vor dem Eintritt der Steuerhöhung (dem 1. Oktober 1887) angesammelten großen Vorräthe an Trinkbrannt⸗ wein allmählich aufgebraucht waren. Zu gewerblichen Zwecken wurden steuerfrei abgelassen 431 294 hl reinen Alkohols (i. Vorjahre 387 568 hl), darunter 176 315 hl (i. V. 137 933 hl), welche mit dem allgemeinen Denaturirmittel denaturirt worden waren, und 134 208 hl (i. V. 132 358 hl) zur Essigbereitung. Am Schluß des Betriebs⸗ jahres bezifferte sich der Niederlagebestand an unversteuertem inländischem Branntwein auf 340 866 hl reinen Alkohols gegen 491 873 hl am Anfange des Betriebsjahres. .
Im Großherzogthum Luxemburg, welches nicht zum Brannt⸗ weinsteuergebiet gehört, sind etwa 8000 hl reinen Alkohols produzirt worden, vorwiegend aus Getreide, Obst und Weintrebern. Die Einfuhr ausländischen Branntweins in den freien Verkehr des Zollgebiets (also des Branntweinsteuergebiets und Luxemburgs) betrug 25 721 Doppelzentner Arrak, Cognak und Rum, 711 D.⸗C. Spiritus und 3521 D.⸗C. anderen Branntweins.
Ausgeführt aus dem Zollgebiet wurden 257 D⸗C. Arrak, Cognak und Rum, 172 718 D.⸗C. Spiritus, davon 172 382 D.⸗C. oder 158 235 hl reinen Alkohols (im Vorjahr 417 556 hl) unter Steuerkontrole, d. h. ohne Entrichtung der Verbrauchsabgabe und gegen Vergütung der Maischbottich⸗ und Materialsteuer, 38 551 D.⸗E. anderen Branntweins und 24 019 D. C. alkoholhaltiger Frucht⸗ säfte. Der starke Rückgang der Spiritusausfuhr ist zum Theil auf den Zollanschluß von Hamburg u. s. w, in der Hauptsache aber auf Gründe handelspolitischer Natur und namentlich darauf zurück⸗ zuführen, daß in Spanien, dem Hauptabsatzgebiete für deutschen Spiritus, während des größten Theiles des Betriebsjahres eine sehr
hohe Konsumsteuer auf dem eingeführten fremden Spiritus lastete.
EI Literatur. SNFt 8 bAFIere Snn⸗
Goethe’s Egmont. Von E. R. Gast. (Klassische deutsche Dichtungen mit kurzen Erklärungen für Schule und Haus. Elfter Band.) Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1890. Preis: broch. ℳ 1,20. — Eine ausführliche Besprechung von Goethe's Egmont findet sich im 38. Bande der „Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freien Künste“. Da diese das Stück in seinem Bau wie in seinen Charakteren in eingehendster und fast durchweg richtiger Weise be⸗ urtheilt und auch in anderer Beziehung viel des Belehrenden bietet, so ist sie als Anhang dem Stücke beigegeben worden. Die sowohl dem Bedürfniß der Schule als der gebildeten Familie gleichmäßig genügenden sachlichen und sprachlichen Erläuterungen unter den Texten, die diesen Ausgaben unserer klassischen Dichtungen aus dem Perthes'schen Verlag besonderen Werth verleihen, werden sicherlich dazu beitragen, diese unvergleichliche Dichtung, in welcher Goethe seine größte Kunst auf die ganz freie und selbständige Gestaltung von Egmont’'s Persön⸗ lichkeit und Charakter verwandt hat, dem deutschen Haus unvergessen zu erhalten.
— Die mißglückte Ueberrumpelung der Stadt Hannover im Jahre 1490, von H. Ahrens. Hannover⸗Linden, Verlag von Carl Manz, 1890. — Diese kleine Broschüre erinnert an den vor gerade 400 Jahren durch die Umsicht und Tapferkeit der Bürger Hannovers vereitelten Anschlag des Herzogs Heinrich des Aelteren von Wolfenbüttel gegen Hannover und fordert die Bewohner der Stadt auf, den 4. säkularen Gedenktag dieses Ereignisses, den 24. November 1890 in würdiger und festlicher Weise zu begehen. Die hübsch ausgestattete Schrift giebt eine kurzgefaßte historische Darstellung des Hergangs, sowie auch eine Abbildung des jetzt restaurirten alten Döhrener Thurms, des einzigen noch vorhandenen “ aus der Zeit der Belagerung, dessen sieben Wächter der
erzog gefangen nehmen und hinrichten ließ
— Aus schwerer Zeit Roman aus der niederländischen Ge⸗ schichte. Von A. S. C. Wallis. Autorisirte Uebersetzung. Zwei Bände. Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1889. Preis 10 ℳ — Der Verfasser hat bei diesem Roman Leser im Auge, welche für geschicht⸗ liche Vorgänge Interesse und Verständniß haben, doch sind seine Dar⸗ legungen so lichtvoll, daß man dem Gange der Ereignisse auch ohne spezielle Vorkenntnisse mit leichter Mühe folgen kann. Die Vorgänge gruppiren sich um die politisch⸗religiöse Um⸗ wälzung, welche sich gegen Ende des sechzehnten Jahr⸗ hunderts in den Niederlanden vollzogen hat. Die kluge, aber schwache Statthalterin Margarethe von Parma vermag sich dem Ansturm der nationalen Partei gegenüber in ihrer schwankenden Stellung nicht länger zu behaupten, der große Unabhängigkeitskampf bereitet sich vor. Auf diesem historischen Hintergrunde erhebt sich ein warmes, farbenreiches Bild von dem Leben und den Zuständen jener bewegten Zeit. Den Faden der Erzählung führt eine Meisterhand. Die Darstellung athmet jene Ruhe und Beschaulichkeit, die den Leser in die Stimmung des behaglichen Genießens versetzt und doch in Spannung erhält. Gleiche Menschenkenntniß und Lebenserfahrung, geistvolle Auffassung, ausgebreitete Belesenheit, witzige und schlagende Wendungen sind hervorstechende Züge des Romans. Man sieht die be⸗ theiligten Personen in ihren scharfumgrenzten Eigenthümlichkeiten lebendig vor sich stehen und gewinnt an ihnen ein warmes Interesse. Mag der Verfasser die ränkevollen Wege politischer Parteikämpfe oder die zarten Bewegungen des innersten Herzenslebens schildern, immer steht ihm dieselbe Klarheit des Gedankens, derselbe Reichthum der Bilder, dieselbe Schärfe des Ausdrucks zu Gebote. Das richtende und rächende Walten der sittlichen Mächte tritt unter der Hülle der äußeren Vorgänge oft ergreifend hervor. Die Uebersetzung ist mit so viel Sorgfalt gefertigt, daß das Buch, wenige Mißgriffe und Ver⸗ fehlungen abgerechnet, den Eindruck eines deutschen Originals macht.
— Der Tourist in der Schweiz und dem angrenzenden Süddeutschland, Ober⸗Italien und Savoyen. Reise⸗ taschenbuch von Jwan von Tschudi. Einunddreißigste, neu⸗ bearbeitete Auflage. Mit vielen Karten, Gebirgsprofilen und Stadt⸗ plänen. Zürich, Verlag von Orell Füßli & Co. 1890. — Das vor⸗ liegende Buch ist das reichhaltigste und bewährteste aller Reisehand⸗ bücher über die Schweiz und steht, was Genauigkeit, Vollständigkeit, Kürze und Originalität anbelangt, unbedingt vor allen anderen ähn⸗ lichen Werken unübertroffen da. Nach dem Tode Iwan von Tschudi's, der sich um die Förderung des Touristenverkehrs in seinem an Natur⸗ schönheiten so überreichen Lande große unvergängliche Verdienste er⸗ worben und an der Entwickelung desselben hervorragenden Antheil genommen, hat den Verlag des Reisehandbuchs die Verlags⸗ buchhandlung Orell Füßli & Co. in Zürick, welche sich schon seit Jahren mit Reiseliteratur beschäftigt, übernommen. Die⸗ selbe läßt sich auf das eifrigste angelegen sein, mit Hülfe der früheren erprobten Mitarbeiter, wie auch unter Mitwirkung neuer vorzüglicher Kräfte successive alle diejenigen redaktionellen Aenderungen im „Tourist“ anzubringen, welche theils durch neue Entdeckungen auf dem Gebiete der Alpenforschung, theils durch den Wechsel der Verhältnisse geboten sind. Die gegenwärtige einunddreißigste Auflage enthält von 60 Mitarbeitern nicht weniger als sechzehnhundert Korrekturen und Zusätze. Die Sektionen des S. A. C. haben die Ergebnisse ihrer Erforschungen und Wanderungen in den Alpen der Redaktion zur Verfügung ge⸗ stellt. Im Interesse einer größern Handlichkeit des Buches sind die früher beigegebenen Kärtchen weggelassen und die Ein⸗
leitung unter Beibehaltung alles Wesentlichen bedeutend gekürzt. Um zudem eine größere Verbreitung dieses bewährtesten und sichersten Schweizerführers zu ermöglichen, ist der Preis in der Weise ermäßigt, daß derselbe sich mit den besonders erhältlichen Karten niedriger als bisher stellt. — Ueber die dem „Tourist“ zu Grunde gelegte Tendenz, der die Verlagsbuchhandlung treu bleibt, hat sich der ver⸗ storbene Verfasser in dem Vorwort der 29. Auflage ausgesprochen. Am Schlusse desselben heißt es: „Es giebt so viele Reisende von uncrhörter Bequemlichkeit, die eigentlich die Tour, die sie gerade
machen, gewissermaßen nur als einen Kommentar zu ihrem Reisebuch
.“ 8 betrachten und nach wohlvollendeter Exkursion nichts weiter gelernt und nichts gesehen haben, als was in ihrem Guide stand. Für solche reisende Philister sind die folgenden Blätter nicht geschrieben. Sie enthalten in gedrängter Kürze alle Angaben, die ein denkender und gebildeter Reisender bedarf, um seine Schweizertour mit Genuß und Verständniß zu machen. Angaben, die der Verfasser nach Maßgabe seiner eigenen vieljährigen Reise⸗ erfahrung und Wanderungen bis in die entlegensten Theile der ge⸗ schilderten Hochlande, durch sorgfältige Benutzung der zuverlässigsten Quellen, besonders aber durch die stets bereitwillige und eifrige Mit⸗ arbeit der tüchtigsten Schweizer Alpenklubisten, gesammelt und ge⸗ ordnet hat. Durch dieses reiche und sorgfältigst gesichtete und ge⸗ prüfte Material sieht sich der Verfasser in den Stand gesetzt, höchst interessante Originalmittheilungen aus Gebieten zu bringen, die bisher selbst von erfahrenen Gebirgswanderern kaum dem Namen nach ge⸗ kannt und jedenfalls lange nicht genug beachtet und gewürdigt wurden.“
— Die Nr. 35 der vaterländischen Wochenschrift „Der Bär“ hat folgenden Inhalt: Elise von der Recke und Graf Cagliostro, von Fr. von Hobenhausen; Drei Bilder aus Preußens Geschichte, von Dr. Gg. Schmidt (mit Abbildung); Rubelbecher, von G. G. Winkel; Aus der Campagne von 1793, von Helene von Hülsen (Schluß). — Kleine Mittheilungen: Wappenspruch einer Berliner Familie; Berlin in alten Städtebüchern; Tafel in der Aula des Gymnasiums zum grauen Kloster; Das Spatzier'sche Haus in Berlin; Ein märkischer Junker — der rechte Mann; Ein Brief König Friedrich II. an den Obersten von Retzow; Verordnung gegen den Gebrauch des Kaffees.
— Die „Musikalische Jugendpost“ (Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart), auf deren gediegenen Inhalt wir die Auf⸗ merksamkeit unserer Leser wiederholt gelenkt haben, hat in den uns soeben zugehenden Nummern 8 und 9 wieder so recht den Ton ge⸗ troffen, der in den jugendlichen Herzen Widerhall findet. Interessante Erzählungen von Ade Linden, A. Nicolai sowie ein Sing⸗ spiel „Das Fest des Königs Mai⸗ von Luise Hitz tragen zum Theil der Frühlingsstimmung Rechnung, während für die Reichhaltigkeit und Abwechselung durch Märchen, kürzere und längere Plaudereien, Gedichte mit Illustrationen sowie Artikel ernsten und lehrreichen Inhalts gesorgt ist. Ernst Pasqgus setzt die so schnell und dauernd zur Beliebtheit gelangte „Operneinführung“ fort, und an Musik⸗ stücken werden geboten ein Andante Beethoven's, Dreyschock's Valsette, eine norwegische Volksmelodie, Lieder von Nürnberg und Heiser, so⸗ wie ein Violinstück mit Klavierbegleitung von Jacob Gruber. Wie man sieht, geben bereits zwei Nummern dieser Zeitschrift, die viertel⸗ jährlich sechsmal erscheint und nur 1 ℳ kostet, eine Fülle von An⸗ regung, Unterhaltung und Belehrung.
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Kräfte und Stoffe der freien Luft 058 im Monat Februar 1890. 11““
Oxpdirende Kraft des elektrisirten (Fremy und Becquerel 1852), elektrischen (Meißner 1869), Ozon⸗ oder negativ⸗elektrischen (Schoen⸗ bein 1849 und Schulze⸗Berge 1881), des 14,8 kleine Calorien (Berthelot 1876), sechs elektrische Ladungseinheiten aufspeichernden (von Helm⸗ holtz 1883) Sauerstoffs (O3).
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I 298,4, (IV. Oberlehrer Dr. H. Ziemer M. 8,1. A. 8,2.
Wien (hohe Warte), Central⸗ WZ. 25,0. N. station f. Meteor. u. Erdm. M. 7,4. A.5, Prof. Dr. Hann 1 V
Lemberg(Univ.) Prof. d. Phys. WZ. 29,0. N. 7,6. 23,0. II9,. FI. u. Math. Dr. Stanecky M. 7,0. A. (21.
Reinerz, Bad, Bürgermeister WZ. 34,88. N. 9,0. Tgsmaxim. Tgsminim. Dengler M. 8,6. A. 8,3. 116, 2 18
Stationen, welche in 24 Stunden die 14 Theil⸗Scala mit Berliner
Jodkaliumpapieren nur Morgens und Abends ablesen und daher die
Berechnung der von Friesenhof'schen Werthzahl nicht zulassen:
Prag (Sternwarte), Direktor W. 4, 1¹. N. 2.
Prof. Dr. L. Weinek T. 1,5. “ O. 3,9. N. 2,5. Oberdrauburg (Kärnthen), W. 15,8. N. 7,2. 18,0. VI
Pfarrer Unterkreuter T.8,1. Kaschau, K. K. Garnison⸗ W. 7,6. 4,2. 10,4. III.
hospital Nr. 20, Ober⸗ T. 3,4.
Stabsarzt Dr. Szeliga Berlin (Statist. Amt der Stadt, Königsstraße Nr. 7, Hof,
Geheimrath Prof. Dr. Böckh) einmalige Ablesung in 24 Stunden. Frenansünls Dalldorf 10,4. 18,35 8. Krankenhaus Friedrichshaimn 6,ob. 9,. II. 4,4. IV. Weinbergsweg 11 b. T1x1 VI. 0,8. IV.
Mechanische Kraft. Februar. Kolberg 4,9 mps. (grßt. tglch. 1102, stündl. 52, total 11 816 km).
Wien (h. W. J. Liznar) 4,2 mps.
Kolberg. Februar Luftdrckm. 759 bis 776,5 mm. Tmprtrm. — 1,4 (— 2,8 — 0,08; — 1,45 — 10,5 bis 30C. 0,80 unternormal. Insolat.⸗Max. 250° C. Relat. Fchtgktsm. 63,4 (73; 50,75; 66,5), 30 bis 100 %. Dunstdruckm. 2,85 (2,; 3,2; 2,7) 0,927 bis 4,6 mm. Bewölkngsm. 6,6 (6,1; 7,8; 5,9) 0— 10. Ndrschlg. 14 mm an 7 Tagen. Tage mit Schnee 5. Nebel 8. Ende Februar erst nennenswerthe Schneedecke in diesem Winter. Fort⸗ dauer der Influenza, jedoch nachlassend.
Reinerz. Februar. Luftdrckm. 717,74 (706,2 bis 723,e8) mm. Tmprtrm. — 5,5 (— 14,7 bis 1,7) ° C. Bwlkngsm. 5,6. Ndrschlg. 8,7 mm in 12 Tagen. Dunstdruckm. 2s8 mm. Stürmischer Wind am 5. Höhe der Schneedecke 21 bis 26 ecem. 1
Berlin. Februar. (Landwirthschaftl. Hochschule, Invaliden⸗ straße 42, Prof. Dr. Börnstein; — Weinbergsweg 11 b, Dr. Peclewitz). Luftdruckm. 765,1 u. 765,2 (übernormal 8,2 u. 7,7), am 19. 772,6; am 27. 751,1 u. 751,7 mm. Tmprtrm. — 1,½ (— 23 unter⸗ normal), am 25. 0,8 u. 0,9, am 28. — 5,2 u. 5,0 °C. Dunstdrckm. 3,5 (2,2 bis 4,8 u. 1,9 bis 4,7) mm. Rel. Fchtgktsm. 84,9 u. 84,8 %. Ndrschlg. 3,s u. 4,; mm. Bwlkngsm. 7 u. 6,7. Mittlere Wind⸗ richtung 6 ° 41“ von 0. nach 80.
Potsdam. Februar. Luftdrckm. 760,56 (764,5 bis 768,3) mm. Temprtrm. — 2,7% (— 14,1 bis 3,8°C.). Mittl. Windstärke 2,0 mps. Bewölkung 6,3. Ndrschlg. 8,0 mm in 8 Tagen.
Rudolf Lender.
Kolberg(Ostsee), Gymnasial⸗ WZ. 32,65. N. 8,2. ⸗
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zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußisch
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.Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen. Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen .Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. „Verloosung, Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen P
Berlin, Donnerstag, den 5. JZuniml8
Oeffentlicher Anzeiger.
u. dergl. apieren.
18890.
5. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. 6. Berufs⸗Genossenschaften.
7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften 8. Wochen⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken. 9. Verschiedene Bekanntmachungen.
. 8
Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
[14477] Steckbrief.
Gegen den unten beschriebenen Kellner Ernst Braun aus Stahringen in Baden, welcher sich ver⸗ borgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Bettelns verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Amtsgerichtsgefängniß abzu⸗ liefern, hieher aber telegraphische Nachricht zu geben.
Boizenburg a. E., den 31. Mai 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
Beschreibung: Alter 18 Jahre, Statur mittelgroß, Größe 1,64 m, Haare schwarz, Augenbrauen dunlel, Bähne gesund, Sprache hochdeutsch, Bart nicht vor⸗ anden, Augen braun. — Besondere Kennzeichen: Trägt eine blaue Aetzung im Spalt zwischen⸗Daumen und Zeigefinger an der Hand.
8
1.
[14478] Steckbriefs⸗Erledigung Der unter dem 12. April 1883 von dem unter⸗ zeichneten Gericht hinter den Knecht Franz Hoff⸗ mann aus Westpreußen, zuletzt in Brunow. Kreis Ober⸗Barnim, aufhaltsam, erlassene Steckbrief wird hierdurch zurückgenommen. J. 659. 83. 8 Freienwalde a. O., den 31. Mai 1890. Königliches Amtsgericht.
[13669 Steckbriefs⸗Erledigung.
Der unterm 7. Dezember 1889 hinter den Mechaniker Carl Beudel aus Lauban in den Akten J. I. b. 957. 89 erlassene Sseckbrief ist erledigt.
Berlin, den 28. Mai 1890. —
Königliche Staatsanwaltschaft. I.
[13929]
Der Reservist Johann Jaeger, geboren am 23. August 1863 zu Breitendeich, Kreises Kehdingen, wird beschuldigt, als beurlaubter Reservist ohne Er⸗ laubniß ausgewandert zu sein, ohne von der bevor⸗ stehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, Uebertretung gegen §. 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Derselbe wird auf Dienstag, den 30. September 1890, Vormittags 10 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht zu Freiburg a. d. Elbe zur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Landwehr⸗Bezirks⸗Commando zu Stade ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Freiburg a. d. Elbe, den 29. Mai 189
Der Königliche Amtsanwalt. (Unterschrift.)
E 9 7 114502] Oeffentliche Zustellung.
In der Privatklagesache der ledigen Maria Koch von Großelfingen, gegen den Kaspar Beck von da, wegen Beleidigung, wird der Privatbeklagte, Weber Kaspar Beck, 35 Jahr alt, jetzt mit unbekanntem Aufenthalt, auf Freitag, den 11. Juli dieses Jahres, Vormittags 8 ½ Uhr, vor die Straf⸗ kammer des Königlichen Landgerichts hierselbst zur mündlichen Hauptverhandlung über die von ihm gegen das Urtheil des Königlichen Schöffengerichts zu Hechingen am 29. Januar 1890 eingelegte Be⸗ rufung geladen.
Nach §. 370 der Strafprozeßordnung wird im Falle seines unentschuldigten Ausbleibens die von ihm eingelegte Berufung verworfen werden.
Vorst ehendes wird zum Zwecke der öffentlichen Zustellung hiemit bekannt gemacht.
Hechingen, den 2. Juni 1890.
Nerlich, Assistent, als Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts.
—
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8.
2) Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dgl.
(144922 Zwangsversteigerungmng
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Kreise Niederbarnim Band 78 Nr. 3321 auf den Namen des Schlossermeisters Carl Goersch hier eingetragene, zu Berlin in der Triftstraße belegene Grundstück am 13. August 1890, Vormittags 10 ½ Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht — an Gerichtsstelle — Neue Friedrichstr. 13, Hof, C., parterre, Saal 40, versteigert werden. as Grundstück ist mit 1,26 ℳ Reinertrag und einer Fläche von 8 ar 90 qm zur Grundsteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuch⸗ blatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie be⸗ sondere Kaufbedingungen können in der Gerichts⸗ schreiberei ebenda, Flügel D., Zimmer 41, ein⸗ gesehen werden. Alle Realberechtigten werden auf⸗ gefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher über⸗ Ansprüche, deren Vorhandensein oder
etrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks nicht hervorging, ins⸗ besondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungstermin vor der Aufforderung zur Ab⸗
8
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treibende Gläubiger
widerspricht, laubhaft zu machen,
treten. Grundstücks vor Schluß
beanspruchen, werden
schlags wird am 13. August 1890,
verkündet werden. Berlin, den 21. Mai 1890. Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 52
[14493] Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das
Nr. 1040 auf den Namen des Maurermeisters Franz Neumann hierselbst eingetragene, in der Thaerstraße belegene Grundstück am 21. Juli 1890, Vormittags 10 ¾ Uhr, vor dem unterzeichneten Ge⸗ richt — an Gerichtsstelle — Neue Friedrichstraße Nr. 13, Hof, Flügel C., Erdgeschoß, Saal 40, ver⸗ steigert werden. Das Grundstück ist mit 3 ℳ 78 ₰ Reinertrag und einer Fläche von 6 a 41 qm zur Grundsteuer, zur Gebäudesteuer jedoch noch nicht veranlagt. Auszug aus der Steuer⸗ rolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Aöschstaedfeg und andere das Grund⸗ stück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiberei, ebenda, Flügel D., Zimmer 42, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden An⸗ sprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteige⸗ rungsvermerks nicht hervorging, insbesondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungs⸗ termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge⸗ boten anzumelden und, falls der betreibende Gläubi⸗ ger widerspricht, dem Gerichte zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Ver⸗ theilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks be⸗ anspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Ver⸗ fahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 21. Juli 1890, Nachmittags 12 ½ Uhr, an obenbezeichneter Gerichtsstelle verkündet werden.
Berlin, den 14. Mai 1890.
Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 53.
[14495]
In Sachen des Oberamtsrichters Eduard Kule⸗ mann hieselbst, Gläubigers, wider den Tischlermeister Hermann Friedrichs und dessen Ehefrau, Antonie, geb. Glitz, zu Wendhausen, Schuldner, wegen For⸗ derung, wird, nachdem auf Antrag des Gläubigers die Beschlagnahme des den Schuld⸗ nern gehörigen Anbauerwesens No. ass. 70 in Wendhausen nebst Zubehör zum Zwecke der Zwangsversteigerung durch Beschluß vom 28. d. M. verfügt, auch die Eintragung dieses Beschlusses im Grundbuche am nämlichen Tage erfolgt ist, Termin zur Zwangsversteigerung auf Donnerstag, den 18. September d. Is., Morgens 10 Uhr, an unterzeichneter Gerichtsstelle angesetzt, in welchem die 14.4“ die Hypothekenbriefe zu überreichen aben.
Braunschweig, den 28. April 1890.
Herzogliches Amtsgericht Riddagsh ö11111
[62602] Aufgebot.
Auf Antrag des Rentners Anton August Fontaine in Münster, vertreten durch den Rechtsanwalt Dr. Fehling in Lübeck, wird der unbekannte Inhaber der von der Deutschen Lebensversicherungs⸗Gesell⸗ schaft in Lübeck am 8. Oktober 1858 auf das Leben des Anton August Fontaine, Metallarbeiter in Münster und der Maria Magdalena Fontaine, ge⸗ borene Zehe, in Münster ausgestellten Police Nr. 17 619 über 500 Thlr, welche abhanden ge⸗ kommen ist, aufgefordert, seine Rechte und Ansprüche auf dieselbe spätestens in dem auf Dienstag, den 7. Oktober 1890, Vormittags 11 Uhr, ange⸗ setzten Aufgebotstermin bei dem unterzeichneten Gericht anzumelden, auch die Police vorzulegen, widrigenfalls dieselbe für kraftlos erklärt werden wird. Lübeck, den 30. Januar 1890.
Das Amtsgericht. Abtheilung II. Asschenfeldt Dr. Veröffentlicht: Fick, Gerichtsschreiber.
111““
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1l Aufgebot.
Das Sparkassenbuch der städtischen Sparkasse zu Liegnitz Nr. 32 381, lautend über 504 ℳ 55 ₰ für die Wittwe Dorothea Würschke zu Liegnitz aus⸗ gefertigt, ist der genannten Wittwe Würschke angeb⸗ lich abhanden gekommen und soll deshalb auf deren Antrag zum Zwecke der Neuausferti für kraftlos
gabe von Geboten anzumelden und, falls der be⸗
erklärt werden. “
“
herspricht, dem Gerichte 1 widrigenfalls dieselben bei eststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurück⸗ Diejenigen, welche das Eigenthum des 1 aufgefordert, des Versteigerungstermins die Ein⸗ stellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zu⸗ Nachmit⸗ tags 12 ½ Uhr, an Gerichtsstelle wie obenbezeichnet
im Grundbuche von Lichtenberg Band 33 Blatt
Der Inhaber des Sparkassenbuchs wird deshalb aufgefordert, seine Rechte auf das bezeichnete Spar⸗ kassenbuch unter Vorlegung des letzteren spätestens im Aufgebotstermine den 24. November 1890, Vormittags 10 Uhr, an unterzeichneter Gerichts⸗ stelle, Zimmer Nr. 29, anzumelden, widrigenfalls E des Sparkassenbuchs erfolgen wird. b
Liegnitz, den 20, April 1890. 8 Königliches Amtsgericht
[11673] 1
Kgl. Amtsgericht Straubing. Aufgebot.
Pfarrer Kohlhaupt von Reissing hat als Bevoll⸗ mächtigter der Kirchenverwaltung Hankofen mit Mundlfing das Aufgebot des abhanden gekommenen Sparkassabuchs der Distriktssparkasse Straubing Nr. 1445 ½ über 44 ℳ Kapital und 1,53 ℳ Zinsen, ausgefertigt für die Kirche Mundlfing, beantragt. Der Inhaber desselben wird daher aufgefordert, spä⸗ testens im Aufgebotstermin Montag, den 29. De⸗ zember 1890, Vormittags 8 ½ Uhr, Sitzungs⸗ zimmer Nr. 6, des Kgl. Amtsgerichtes Straubing bei demselben seine Rechte unter Vorlage des Spar⸗ kassabuches anzumelden, widrigenfalls dessen Kraft⸗ loserklärung erfolgt.
Am 12. Mai 1890.
Der Sekretär:
Edenhofer.
[51613] Aufgebot.
Der Gutsbesitzer Albert Schmalz zu Priesen als Bevollmächtigten des Weißgerbers Albert Hirschfeld zu Altmannsdorf bei Wien, vertreten durch den Rechtsanwalt Röhricht in Teuchern, hat das Auf⸗ gebot des Sparbuchs Nr. 5001 des Vorschußvereins Osterfeld e. G. in Liquidation zu Osterfeld, aus⸗ gestellt auf den Namen Wilhelmine Hirschfeld, geb. Schmalz, zu Priesen über noch 982 ℳ 80 ₰ beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufge⸗ fordert, spätestens in dem auf den 26. September 1890, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeich⸗ neten Gerichte, Zimmer 2, anberaumten Aufgebots⸗ termine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.
Osterfeld, den 6. Dezember 1889
KFgägnigliches Amtsgericht.
8 8 5
[724 15] Aufgebot.
Die Dina Kern, frühere Dienstmagd zu Kleve, jetzige Wittwe Stephan Weeting zu Griethausen, vertreten durch den Justizrath Eumes zu Kleve, hat das Aufgebot eines Sparkassenbuches der städtischen Sparkasse zu Kleve, eingetragen in deren Hauptbüchern Vol. V. Fol. 179, über ursprünglich 60 ℳ, ausgefertigt für die Dienstmagd Dina Kern zu Kleve, welches angeblich von dem Vater der Antragstellerin aus Versehen verbrannt ist, bean⸗ tragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert,
sspätestens in dem auf den 6. Oktober 1890,
Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer 2, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde er⸗ folgen wird. 8 Kleve, den 10. März 1890.
Das Königliche Amtsgericht.
1osds) Aufgebot.
Auf Antrag des land⸗ und forstwirthschaftlichen Vereins zu Grünberg, vertreten durch den Rechts⸗ anwalt Kleckow dortselbst, wird hierdurch das auf den Namen des land⸗ und forstwirthschaftlichen Vereins hierselbst ausgestellte Sparkassenbuch Nr. 1036 der hiesigen Stadt⸗Sparkasse, welches ultimo Dezember 1889 über ein Guthaben von 329,75 ℳ lautete und angeblich verloren gegangen ist, aufgeboten. 8 Der Inhaber des vorbezeichneten Sparkassenbuchs wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 1. November 1890, Vormittags 10 Uhr, im Geschäftszimmer Nr. 19 anberaumten Aufgebots⸗ termine seine Rechte bei dem unterzeichneten Gerichte anzumelden und das Sparkassenbuch vorzulegen, weil im Falle nicht erfolgender Anmeldung bezw. Vor⸗ legung desselben die Kraftloserklärung dieses Spar⸗ kassenbuchs erfolgen wird. Grünberg, den 3. März 1890.
Königliches Amtsgericht. III. F.
[7270] Bekanntmachung. 1
Der Landrichter Bach hieselbst hat als Vollstrecker des Testaments des am 14. Januar 1890 “ Fräuleins Caroline Miehe hieselbst das Aufgebot der gerichtlichen Obligation vom 10. Oktober 1799 beantragt, indem er zugleich nachgewiesen hat, daß das laut dieser Obligation ursprünglich von der Frau Hauptmann Ketschau für sich und als Vor⸗ münderin ihrer Kinder dem Bürger Bernhard Thei⸗ linger in Braunschweig gegen Verpfändung des No. ass. 2600 auf der Schuhstraße hieselbst belegenen Hauses und Hofes, sowie des Nr. 840 am alten Petrithore hieselbst belegenen Hauses nebst Zubehör vorgeliehene Capital zu 1300 Thlr. Gold, nach mehrfachen Verschiebungen und Abzahlungen zum Restbetrage von 1100 Thlr. Courant für den ver⸗ storbenen Hofbürstenfabrikanten August Ludwig Miehe hieselbst noch an dem vorstehend zuerst erwähnten jetzt auf den Namen des Kammmachermeisters Hein⸗
rich Schweitzer hieselbst im Grundbuche Bd. 68.
A. 380 eingetragenen Hause No. ass 2600 und Hof sammt Zubehör haftet und in Folge Erbgangs auf die vorgenannte Miebe übergegangen ist.
„Die unbekannten Inhaber der Obligation werden hiermit aufgefordert, ihre Rechte spätestens in dem auf den 5. November d. Js., Morgens 10 Uhr, vor unterzeichnetem Gerichte, Zimmer 24, bestimmten Termine anzumelden, unter dem Rechtsnachtheile, daß solche anderenfalls dem Eigenthümer des verpfändeten Grundstücks, sowie dem Schuldner und dessen Rechts⸗ nachfolgern gegenüber für kraftlos erklärt werden soll
Braunschweig, den 25. April 1890. KSFKeerzogliches Amtsgericht. I. W. Kulemann.
[14505] Aufgebot.
Der Landwirth Wilhelm Stöckmann gt. Bomert zu Bickern, vertreten durch den Rechtsanwalt Greve zu Gelsenkirchen, hat das Aufgebot des Grundstücks „Flur 9 Nr. 171/26 — Steuergemeinde Gelsen⸗ kirchen — Bockau — Acker — 70 ar 50 qm 4,97 Thlr. R. E.“, welches im Grundbuch von Bickern Bd. I. Bl. 449 für die Eheleute Ackersmann Georg Sonn tag gt. Freise und Anna Katharina, geb. Bergmann, sowie die drei Kinder des Engelbert Freise: 1) Anna Marie, 2) Johann Hermann, 3) Gertrud Freise eingetragen ist, auf Grund des Gesetzes vom 7. März 1845 beantragt.
Es werden daher alle Eigenthumsprätendenten aufgefordert, ihre Ansprüche und Rechte auf das Grundstück spätestens in dem auf den 19. Sep⸗ tember 1890, 12 Uhr Mittags, an hiesige Gerichtsstelle, Zimmer Nr. 5, anberaumten Auf⸗ gebotstermine anzumelden und zu bescheinigen, widrigen⸗ falls dieselben mit ihren Ansprüchen ausgeschlossen werden, und die Eintragung des Grundstücks auf den Namen des Antragstellers im Grundbuche erfolgen wird. .“
Gelsenkirchen, den 29. Mai 1890.
Königliches Amtsgericht.
11849910 Aufgebot.
Die Grundstücke: 1) Nr. 314 Kreuzburg O./S., Parzellen Nr. 515/216, Art. 286, 1 a 30 qm, ein⸗ getragener Eigenthümer: Zimmermeister Christian Kannewischer; 2) Nr. 470 Kreuzburg O./S., Art. 284, 82 a, eingetragener Eigenthümer: Vorwerksbesitzer Daniel Krzenciessa sollen auf Antrag des Kauf⸗ manns Salo Schwerin, bezw. der minderjährigen Geschwister Hermann und August Krzenciessa, vertreten durch ihren Vormund, den Ackerbürger und Möbel⸗ fuhrwerksbesitzer Gottlieb Passek, sämmtlich zu Kreuz⸗ burg O./S., zum Zwecke der Besitztitelberichtigung für die Antragsteller, bezw. deren Erblasser, den Kaufmann Moses Schwerin und den Ackerbürger Johann Krzenciessa, aufgeboten werden.
Alle Diejenigen, welche das Eigenthum an den ge dachten Grundstücken beanspruchen, insbesondere zu 2), Daniel und Gottlieb Tobis, werden aufgefor dert, ihre Rechte spätestens im Aufgebotstermin den 27. September d. J., V.⸗M. 11 Uhr, anzu⸗ melden und zu bescheinigen, widrigenfalls sie mit ihren Ansprüchen ausgeschlossen und die Antrag⸗ steller, bezw. deren Erblasser als Eigenthümer ein⸗ getragen werden sollen.
Kreuzburg O./S., den 31. Mai 1890.
Königliches Amtsgericht. 8
(145032 Aufgebot.
Frau Anna Rosalie, verehel. May, geb. Kunze, in Chemnitz hat das Aufgebot ihres Bruders, des am 18. Oktober 1843 in Geithain geborenen Franz Emil Kunze, welcher bis gegen Ostern 1870 in Geithain wohnhaft gewesen sein soll, und von dessen Leben seit über 20 Jahren eine Nachricht nicht vor⸗ handen ist, beantragt. 1G Franz Emil Kunze, dessen Vermögen im Betrage von ungefährt 33 000 ℳ, angelegt in Hypotheken und Sparkassen⸗Einlagen, unter Leitung des Amtsgerichts Geithain durch den Abwesenheitsvormund, den Gutsbesitzer Hermann Raubold in Roda, verwaltet wird, wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 28. Februar 1891, Vorm. 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Amts gericht anberaumten Aufgebotstermin persönlich oder durch einen mit Vollmacht versehenen Vertreter hie zu erscheinen, widrigenfalls er für todt erklärt wer den wird. 1 Geithain, am 30. Mai 1890.
Königliches Amtsgericht.
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ö Aufgebot. Nachdem die Frau Kantor Laura Scheide, geb. Gentschel, von Oelze unter dem Erbieten zur eid⸗ lichen Versicherung ihrer Angaben glaubhaft gemacht hat, daß ihr am 2. Juni 1831 zu Oelze geborene Bruder, der Kaufmann August Adelbert Florenz Gentschel, im Sommer 1866 nach Amerika ausge⸗ wandert sei und daß sie von dessen Aufenthalte, Leben oder Tod seit 20 Jahren keine Nachricht erhalten habe, deshalb auch beantragt hat, nach Erlaß eines Aufgebots den Abwesenden für todt zu erklären und ihr als dessen nächsten erbberechtigten Verwandten sein Vermögen zu überweisen, so werden hiermit
der Kaufmann August Adelbert Florenz Gentschel, sowie alle Diejenigen, welche an dessen Vermögen
irgend welche Ansprüche zu haben vermeinen, auf⸗ gefordert, ihre Ansprüche und Rechte spätestens in