s Herz mit als für den Beginn, wie denn nach seiner dramatisches Werk nur die Blüthe eines einzigen Sommerzs sein soll. Don Carlos wuchs in Folge dieses doppelten Problems über den Umfang eines eigentlichen Theaterstücks hinaus; soll die Tragödie an einem Abend aufgeführt werden, so muß sie sich umfangreichere Kürzungen gefallen lassen als irgend ein anderes klassi⸗ sches Trauerspiel, und die feine psvchologische Entwickelung der Cha⸗ raktere wird bierdurch zum großen Theil vernichtet. Trotzdem fand
Don Carlos“ auch gestern wieder in der verkürzten und künstlich eingeengten Gestalt eine fast an Begeisterung grenzende Aufnahme. Die Titelrolle spielte Hr. Matkowsky mit überwallender Leidenschaft. Seine ganze Gestalt erbebte, seine Stimme zitterte in heißer Erregung, wenn er von seiner Liebe sprach. Das füdliche Blut, uneingedämmt von spanischer Etikette, pulsirte wild in seinen Adern und machte sich Geist und Körper unterthan. Hr. Ludwig sprach und spielte den Marquis Posa mit klar abgetönter Empfindung, mit edlem Anstand. Hr. Grube verfügt nicht über genügende Ausdrucksmittel, um aus dem König Philipp eine ganze lebensvolle Gestalt berausarbeiten zu können. Es lag etwas Starres, Automatenhaftes über seinem Wesen, welches auch nicht wich, wenn menschliche Empfindungen sein Herz bewegen sollen. Die Königin wurde von Fr. von Hochenburger anmuthig und warmherzig dargestellt; ihre Erscheinung, ihre Be⸗ wegung waren von majestätischer Würde, doch gelang ihr die Wiedergabe der hohen Seelengröße Elisabeth's nicht in allen Momenten. Die Eboli des Frl. Poppe war ungleich gestaltet; in der Verführungsscene gab sie ihrer Stimme einen weichen, schmelzenden Laut, aber der Ausdruck glühender Sinnlichkeit steht dieser im Uebrigen vortrefflichen Dar⸗ stellung nicht überzeugend zu Gebote; ihr Talent zeigte sich dann auch groß und bedeutsam, als sich aus der liebegirrenden Eboli die Rächerin der getäuschten Liebe entwickelte, hier war sie von über⸗ zeugender Leidenschaft, wie auch später im Abschied von der Königin, als Reue und Verzweiflung sie erfassen.
Die Dekorationen vereinigten vornehmen Geschmack mit malerischer Wirkung, ohne jedoch aufdringlich die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu lenken. Die Darsteller mußten, von lebhaftem Beifall hervorgerufen, nach jedem Akt⸗ und Scenenschluß wiederholt
einen. Berliner Theater. 8”8. Mit Friedrich Mitterwurzer wird der lustige „Doctor Wespe einstudirt. Ferner wird die Neueinstudirung eines modernen Stückes geplant, in welchem Ludwig Barnay und Nuscha Butze mit Friedrich Miitterwurzer auftreten werden. 3 Masage gnche gchee “ In der morgen mit Frl. Therese Biedermann als Gast ¹ ersten Male in Cebhe gehenden Novität: „Mamsell' Nitouche“ sind neben dem Gast in größeren Rollen die Herren: Alexander, Gutherr, Meißner, Müller, Ries und Worlitzsch, sowie die Damen von Bedekovicz, Trost und Ulrich beschäftigt. . Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. “ Die nächste Sonntags⸗Aufführung des „Armen Jonathan“ ist die 142. Wiederholung dieser reizvollen Operette, welcher das Publi⸗ kum unentwegt Treue bewahrt. Gegenwärtig ist es namentlich immer ein ansehnlicher Theil der in Berlin weilenden Fremden, der eine große Billetnachfrage zum „Armen Jonathan“ hält. Am Montag, 16. Juni, steht die 150. Wiederholung bevor, also die dritte größere G Belle⸗Alliance⸗Theater.
Im Concertgarten traten am gestrigen Abend zum ersten Male in dieser Saison wieder Gäste auf, welche noch vom vorigen Jahre her bei allen Besuchern des Belle⸗Alliance⸗Theaters in guter Erinne⸗ rung stehen; es ist die „Erste Russische National⸗Sänger⸗ und Tänzer⸗ Gesellschaft FZwanow“, die an die alte Stätte früherer Erfolge zurück⸗ gekehrt ist und gleich gestern wieder neue errang. Es ist wirklich etwas ganz Originelles, was diese Truppe leistet, und wenn man ja auch nicht beurtheilen kann, ob alle ihre Tänze wirklich echt national russische sind, so ist doch der Eindruck, den diese machen, ein so wir⸗ kungsvoller, daß man sich trefflich unterhält, und das ist ja die Hauptsache. Die drolligste Erscheinung ist wieder der kleine Sergei, der zwar diesmal einen Konkurrenten in einem etwas größeren
Kollegen erhalten hat, den er aber doch bei Weitem durch seine natür⸗ iche Komik übertrifft. Im weiblichen Personal sind einige Veränderungen eingetreten, aber auch die neuen weiblichen Kräfte haben sich gestern ut eingeführt. Hr. Jwanow selbst hat an Frische und Gewandt⸗ eit Nichts verloren, an Kenntniß der deutschen Sprache aber noch gewonnen. Als sich der lärmende Beifall gelegt, hielt er eine Anrede, in welcher er sich mit warmen Worten für die freundliche Begrüßung bedankte, mit einem Hoch auf Deutschland schloß und von seiner Truppe Blumenspenden in das Publikum werfen ließ. Der Belle⸗ Alliance⸗Concertgarten hat durch die Iwanow'sche Gesellschaft wieder
eine neue Anziehungskraft erhalten.
“ Mannigfaltiges. 8 g. HA. EEAEE1ö“ Nach dem „Achtzehnten Bericht über die Wirksam ei
er Kaiser⸗Wilhelms⸗Stiftung für deutsche Invaliden kür F. 1889‧* bezifferte sich der Centralfonds der Stiftung am Schlusse des Verwaltungsjahres 1871 auf 4 160400 ℳ 48 ₰, dagegen am Schlusse des letztvergangenen Jahres nur noch auf ·1 281 476 ℳ 9 ₰, sodaß derselbe sich in den 19 Jahren um 69,2 % oder beinahe um sieben Zehn⸗ tel verringert hat. Am Ende des Verwaltungsjabres 1889 setzte sich der Vermögensbestand aus Effekten im Nennwerth von 1 227 950 ℳ, aus Hypotheken im Betrage von 42 600 ℳ, aus dem Guthaben von 1239 ℳ 85 ₰ beim Schatzmeister und aus 3986 ℳ 24 ₰ baar zusammen. Hierzu treten die gewährten Kautionen und Darlehen nach Abzug der Rückzahlungen auf .“ 6 5700 ℳ, was die Gesammtsumme von 1 281 476 ℳ 9 ₰ ergiebt. 1 8 F Die hmanan des Centralfonds der Kaiser⸗Wilhelms⸗Stistung betrugen für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 1889 87 530 ℳ 84 ₰, welchen an Ausgaben 262 286 ℳ 84 ₰ gegen⸗ überstehen. B
Von den Einnahmen resultirten: 929 ℳ 27 ₰ aus laufenden Beiträgen und Geschenken, 3259 ℳ 48 ₰ aus einmaligen Beiträgen und Geschenken, 5000 ℳ aus einem Vermächtniß, 1076 ℳ 59 ₰ aus statutenmäßigen Beiträgen von Zweigvereinen, 692 ℳ 26 ₰ aus Kassenbeständen aufgelöster Zweigvereine, 55 133 ℳ 96 ₰ us Fiustn und 21 439 ℳ 28 ₰ aus Kursgewinn bei dem Verkauf von Werth⸗ papieren, zurückgezahlten Darlehen ꝛc.; von den Ausgaben: 115 683 ℳ 93 ₰ aus Unterstützungen, 100 ℳ aus Vorschüssen an Delegirte, 40 920 ℳ aus Subventionen an Zweigvereine, 85 651 ℳ 20 ₰ aus der Abgabe des Kronprinzenfonds, 7375 ℳ aus der Verminderung der Kautions⸗ und Darlehns⸗Kontos und 12 556 ℳ 71 ₰ aus den Verwaltungskosten, welche gegen 1888 um 1108 ℳ 44 ₰ geringer eworden sind. 3 8 Die Zahl der Unterstützten belief sich auf 1999, unter denen 17 Offiziere und obere Militärbeamte, 683 Mannschaften vom Feld⸗ webel einschließlich abwärts, 46 Hinterbliebene von Offizieren und oberen Militärbeamten und 1253 Hinterbliebene von Mannschaften vom Feldwebel einschließlich abwärts sich besanden. Die gezahlten Unterstützungen erreichten die Summe von 115 387 ℳ 88 ₰, von welchen 93,5 % fortlaufende und 6,5 % einmalige Unterstützungen waren. An Kurbeihülfen wurden 3174 ℳ 35 ₰ an 73 Personen, darunter 5 Offiziere und höhere Militärbeamte bewilligt. Der Durchschnitts⸗ betrag der Unterstützungen für jede einzelne Person war 57 ℳ 81 ₰, und zwar war dies der Fall: bei den Offizieren und oberen Militär⸗ beamten mit 144 ℳ 12 ₰, bei den Mannschaften vom Feldwebel einschließlich abwärts mit 74 ℳ 49 ₰, bei den Hinterbliebenen von Offizieren und oberen Militärbeamten mit 142 ℳ 47 ℳ und bei den Hinterbliebenen von Mannschaften einschließlich vom Feldwebel ab⸗ wärts mit 44 ℳ 44 ₰. Fff — 8
Die Ausgaben 88 Zweigvereine der Kaiser Wilhelms⸗ Stiftung im Jahre 1889 bezifferten sich auf 317226 ℳ 33 ₰.
Im Laufe des Jahres 1889 sind folgende Zweigvereine ꝛc. auf⸗ gelöst: in Kulm, Labes, Falkenberg O.“S., Sorau. Marienberg, Warburg, Halle i. W., Minden i. W. (Bezirksverein), Arnsberg (Bezirksverein), Berleburg, Kochem, Bredstedt und Penzlin. Unter diesen 13 Vereinen ist eine Anzahl, z. B. Marienberg, Warkurg, Minden, Arnsberg, Berleburg, anscheinend nur deshalb aufgelöst, weil man angenommen hat, es sei in den betreffenden Kreisen für eine gleichzeitige Thätigkeit im Sinne der Kaiser Wilhelms⸗Stiftung und im Sinne der Vereine vom Rothen Kreuz nicht der genügende Boden vorhanden. Der Verwaltungsausschuß läßt sich angelegen sein dieser Anschauung entgegenzutreten. So weist er auch in dem vor⸗ liegenden Bericht u. a. darauf hin, daß das zunehmende Alter der Pflegebefohlenen deren Bedürftigkeit mehr und mehr hervortreten lasse, sodaß die Nothwendigkeit für das Bestehen von Zweigvereinen der Kaiser Wilhelms⸗Stiftung sich eher vermehre als vermindere. Wenn in einzelnen Kreisen ꝛc. daran gezweifelt werden sollte, daß es gelingen würde, den gebildeten oder neu zu bildenden Zweigvereinen eigene Einnahmen zu sichern, so lehre die Erfahrung, daß durch Kollekten — am Sedantage oder am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers, — durch Ueberweisung von Jagdscheingeldern ꝛc. sich recht erhebliche Einnahmen erzielen ließen. .
n der Polytechnischen Gesellschaft, welche gestern unter Vorst⸗ des Pencne Ober⸗Regierungs⸗Raths Blenck in der Börse tagte, kam u. A. die allgemein interessirende Frage zur Sprache: ob nicht die eisernen Telephongerüste auf den Häu⸗ sern eine Blitzgefahr für letztere in sich schließen. Ge⸗ heimer Rath Blenck verwies auf die an der Hand der Stat istik
gemachte Beobachtung, daß zwar in den letzten 10, 20 Jahren eine
☛☛ 8 I“
erhebliche Vermehrung der Gewitter eingetreten sei, daß aber gerade das Vorhandensein einer so großen Anzahl von Ableitungsdrähten, wie sie der ⸗Tel
Großstadt mit sich bringe, die Intensität der Blitze vermindert habe. Da die Drähte von den Gerüsten isolirt seien, so sei eine direkte Gefahr für die Häuser nicht zu befürchten. Wie Postrath Oesterreich
Telephonbetrieb einer
des Weiteren ausführte, sind auch an den eisernen Gerüsten noch be⸗
dleitungen angebracht, um alle Gefahr auszuschließen. Bis sonder Erdlsnngeg Zeitpunkt der Redner amtlich mit der Sache zu thun
kein Fall dem Gestänge der
hat, ist ihm denn auch geworden, in dem einem Hause aus
Telephonleitungen eine Gefahr ent⸗ standen sei. Wenn vor etwa 4 Wochen der Blitz in einen Sitzungs⸗ saal des Rathhanses gefahren sei, trotzdem das Rathhaus mit zahl⸗ reichen Blitzableitern versehen sei, so habe dies wahrscheinlich darin seinen Grund gehabt, daß die Leitungen der elektrischen Beleuchtung mit den Blitzableitern noch nicht in Verbindung gebracht seien. Thatsache sei, daß Blitzschläge, welche die Telephonleitungen
gehabt bekannt
treffen, sich vertheilen und zwar in dem Maße, als die An⸗
schlü zunehmen, sodaß z. 3. selbst die empfindlichsten Ulüfter. einen Schaden mehr durch einen solchen Schlag erleiden. Die einzige Wirkung sei fast nur noch das Zuschlagen von Hunderten von Klappen, wobei zugleich ein Geräusch, wie von einer Gewehrsalve,
entstehe. e.
Ulm, 4. Juni. (Schwäb. Merk.) Gestern, 3. Juni, setzte Professor Bopp von der Königlichen Baugewerkeschule zu Stuttgart im Beisein von Münster⸗Baumeister Professor Beyer, Münster⸗ Werkmeister Wachter, Regierungs⸗Baumeister Unsöld von Ulm und Stadt⸗Baurath Mayer von Stuttgart die Spitze des Blitzableiters in den Schlußstein des M. ünster⸗ thurms ein, worauf die vergoldeten Enden der 4 Ab⸗ theilungen unter Kontrole der Anwesenden an die Auf⸗ fangstange angeschlossen wurden. Heute wurden die Ableitungen an dem oberen Theil der Thurmspitze unter Leitung von Professor Bopp befestigt und mit der Helmstange und dem Ring der Kreuzblume ver⸗ bunden. Die Arbeit wird so gefördert, daß in einigen Tagen mit dem Abrüsten der Thurmspitze und Freilegen der Kreuzblume begonnen
werden kann.
Eisenach, 5. Juni. (W. T. B.) Die deutsch⸗evangelische Kirchenkonferenz wurde heute auf der Wartburg mit einem Gottesdienst eröffnet, bei welchem der Ober⸗Hofprediger D. Koegel
die Predigt hielt. ““
illingsfürst, 4. Juni. (Frkf. Journ.) Am Montag “ EE““ der Kapellegelegt, welche über der neuen amiliengruft der Fürstlichen Familie von Hohenlohe⸗ schillingsfürst zu stehen kommt. Der Keaiserliche Statthalter hielt an die versammelte Einwohnerschaft eine Ansprache und that die
drei üblichen Hammerschläge.
Brüssel, 4 Juni. (Voss. Ztg.) Unerwartete Nachtfröste haben in allen Theilen Belgiens schweren Schaden angerichtet. Gemüse, Kartoffeln, Fruchtbäume und Pflanzen haben empfindlich ge⸗ litten; in vielen Bezirken gilt die Gemüse und Kartoffelernte für verloren, auch die Ernte an Aepfeln und Birnen ist schwer geschädigt. Ueberdies sind im Hennegau'schen Bezirke Pommeroeul Heu⸗ schreckenschwärme aufgetreten und haben alle Felder verwüstet.
New⸗York, 3. Juni. (R. B.) In Lima (Peru) wurden gestern Morgen drei äußerst heftige Erdstöße verspürt.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Bern, 6. Juni. (W. T. B.) Der Bundesrath Welti erklärte im Nationalrath: es sei begründete Aussicht vorhanden, daß das internationale Uebereinkommen Betreffs der Eisenbahnfracht demnächst die Rektifikation sämmtlicher betheiligten Staaten erhalten werde. — Nach den im Nationalrath abgegebenen Mittheilungen des Bundes⸗ raths Deucher hat die Regierung von Oesterreich⸗Un⸗ garn sich zur Revision des Vertrages mit der Schweiz Betreffs des Viehverkehrs bereit erklärt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 6. Juni, Theater⸗Anzeigen.
Morgens 8 Uhr.
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red. in Millim.
Mérimée.
Temperakur in 0 Celsius
Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp
[50C.
Regen bedeckt heiter
bedeckt
8
Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. c Stockholm. 2 wolkig Haparanda. heiter t. Petersbrg. still wolkenlos Moskau .. 1 wolkig
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6 wolkig 762 6 Regen 762 2 bedeckt 762 Zwolkig 763 S 1 wolkig 763 S 3 wolkig 763 O 1 wolkig 764 2 halb bed. 765 2 bedeckt C5. hecter Karlsruhe.. 766 4 heiter 765 2 bedeckt 768 4 wolkig 764 2 heiter 762 † 4 halb bed. 763 3 wolkenlos
769 S 4 Dunst 763 1— 2 heiter 763 still halb bed. 26
Sonntag:
icht der Witterung. Uebersicht der g Fonatag
Eine Depression mit starker Luftbewegung ist über „ den Brfüifchen Inseln erschienen und hat ihren *. Ibsen. Wirkungskreis auch über das Nordseegebiet ausge⸗
breitet. In Deutschland ist bei schwacher Luft⸗ bewegung das Wetter warm und vielfach heiter.
I. Theil. Sonntag:
Sonntag: Montag:
J 1 d südwestlichen Deutschland sowie vom Theater an der Wien in Wien. EEb“ . Mamsell Nitouche. Gesangsposse in 3 Akten und
4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud. Musik von M. Hervé. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag und folgende Tage: Gastspiel Therese 12 — 10 ½ Uhr.
in Oesterreich fanden gestern Gewitter statt. Deutsche Seewarte.
Biedermann
Beutsches Thrater.
Der Compagnon. Montag: Faust'’s Tod.
Tessing -Theater. Sonnabend: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. Die Ehre.
Nora. Schauspiel in 3 Akten von
Sommer⸗Saison. 1. Gastspiel Therese Biedermann
Text von Henry Meilhac und Anfang 7 ½ Uhr. Dirigent:
Direktion:
Die zur Sonnabend:
Oper in 5 Akten von Mexyerbeer. (30 prachtvolle Gewinne).
des ganzen Parks.
Trauerspiel in Instrumental⸗Künstler.
Großes Doppel⸗Concert.
v“ Shr als Gast.)
(Friedrich Mitter⸗ leuchtung des Sommergartens:
8
98. Male: Der Nautilus. Concert. Auftreten
7 ½ Uhr. Zum 1. Male:
Victoria-Theater. Sonnabend: Zum 291. M.: 4 Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern “ ie 1 Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ von 92 Moszkowski und Richard Natbanson. Verlobt: Frl. Malwine Fürst mit Hrn. Dr. haus. 137. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. von Georges Bizet. Ludovic Halévy, nach einer Novelle des Prosper Tanz von Paul Taglioni. Musikdirektor Wegeger. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 142. Vorstellung. Die Braut von Messina, oder: Die feindlichen Brüder. Concert-Park. Trauerspiel in 4 Aufzügen von Schiller. Handlung gehörige Musik n (Beatrice: Frl. Nerson, vom Königl. Theater in und Jultus Bauer. Kassel, als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Opernhaus.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater und Julius Zum 141. Male: von B. A. Weber. Jonathan. Operette 103 Alten von Hugo Wittmann Mu von 8 8 In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. 138. Vorstellung. Die Hr. Fapelmeite Polh nhe u“ ; 2 m prachtvollen Park um 6 r: rientalische Text von E. Scribe, deutsch von h. Gumbert. .edenfec. verbunden mit großer Frei⸗Lotterie Ballet von P. Taglioni. Anfang 7 Uhr. Infant von Spanien. zügen von Schiller. Anfang 7 Uhr. 6 Q--— 8 8 Sonntag: Der arme Jonathan. Im Park: 8 Anfang 4 ½ Uhr.
Drei Musik⸗Corps. Glänzende Illumination Auftreten erster Gesangs⸗ und
Kroll's Theater. Sonnabend: Die lustigen Weiber von Windsor. (Fr. Fluth: Frl. Richter,
8 ö Sonntag: Gastspiel von Marcella Sembrich und Verliner Theater. Sonnabend: Der Kauf⸗ Hrn. Anton Erl. Der Barbier von Sevilla. mann von Venedig. (Friedrich Mitterwurzer.) Kean. Die Räuber. wurzer.) — Anfang 7 ½ Uhr.
Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nach der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be⸗ Gestorben:
Anfang 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr.
Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum
Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Erstes großes Sommernachtsfest. Großes Militär⸗Doppel⸗ sämmtlicher 1 Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablisse⸗ ments. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung Berlin:
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
1“ 7
Familien⸗Nachrichten.
Julius Braunschild (Danzig — Charlottenburg). — Frl. Molinari mit Hrn. Landrath Guenther von Klitzing (Breslau—Striegau). — Frl. Helene Rütgers mit vrn Apotheker Albert Hagfeld (Gräfrath —Hachenburg). — Frl. Carlotta Lehne mit Hrn. Lieutenant Leopold v. Luecken (Mainz — Metz). — Frl. Marie Weidmann mit Hrn. Fritz Rovenhagen (Danzig).
Verehelicht: Hr Prem. ⸗Lieutenant Karl Maurer mit Frl. Elsa Schöttler eünßs. i. Westf. — Plagwitz⸗Leipzig). — Hr. Pfarrer Adolf Paul mit Frl. Ida Gerstenkorn (Lüneburg). — Hr. Regie⸗ rungs⸗Rath Ernst v. Philipsborn mit Frl. Josephe von Meibom (Straßburg i. Els.). — Hr. Fritz Klinckmann mit Frl. Bertha Jörn (Siemitz). — Hr. Bernhard Finger mit Frl. Maria Breuer (Erp bei Liblar — Binsfeld bei Düren).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Walther Klein (Düsseldorf). — Hrn. Aug. Bomeß (Dessau). — .“ Hrn Robert Hodam (Danzig). — Hrn. Hermann Geißler (Gamtoos River Jerry, Cape Colony). — Hrn. Heinrich Lindlau (Düsseldorf). — Hrn. Rechtsanwalt Dr. Paul Herrmann (Berlin). — Eine Tochter: Hrn. Amtsrichter Ernst Adickes (Neuhaus a. d. Oste). — ber Max Seeburg (Hamburg⸗Uhlenhorst). — Hrn. Stabsarzt Dr. Lange (Osterode, Ostpr.). Hr. Bergdirektor Eduard Seyfert (Ballenstedt) — or. Fsston Neumann (Bössow). — Frau Major Emilie Unverricht, geb. Hellwig (Hirschberg). — Hr. Rentier Robert Pohle (Gommern). — Frau Pauline Labitz, geb. Kuhtz (Berlin). — Hr. Friedrich Rößlein (Berlin). — Hr. Friedrich Oltze (Troisdorf). — Hr. Carl v. Oertzen (Miror).
Fritzsche. Der arme
Carl Milllöcker. Dirigent:
Großes Concert.
1
Spezialitäten. Redacteur: Dr. H. Kler.
Verlag der Expedition (Scholz).
Mamsell Nitouche schichte der Urr
Urania, Invalidenstraße 57/62. Scea Wum 8 Uhr: Die Ge⸗
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen 1 (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Geöffnet von
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Bengageü
stee Beilage
1u 8 111““
nzeiger und Königlich Preußischen St
———
Berlin, Freitag, den 6. Juni
Deutsches Reich. Zuckermengen, 88
welche in der Zeit vom 16. bis 31. Mai 1890 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuerveraütun abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebracht worden fino g
[110; Rohzucker von mindestens 90 Proz. Polarisation und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens
90 Proz. Polarisation.
711: Kandis und Zucker in weißen vollen harten Broden ꝛc., oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert,
sogenannte Crystals ꝛc.
712: Aller übrige harte Zucker, sowie aller weiße trockene (nicht über 1 Proz. Wasser enthaltende) Zucker in
Krystall⸗ Krümel⸗ und Mehlform von mindestens 98 Proz. Polarisation.]
Mit dem Anspruch auf Steuervergütung wurden abgefertigt:
Aus öffentlichen Niederlagen oder Privatniederlagen unter
8 4 Staaten 8 bezw. 1, Verwaltungs⸗Bezirke.
amtlichem Mitverschluß wurden
gegen Erstattung der Vergü⸗
tung in den freien Verkehr zurückgebracht
zur Aufnahme in eine öffent⸗
liche Niederlage oder eine
Privatniederlage unter amt⸗ lichem Mitverschluß
1o 7u1 kg
710 2711 712 111“ kg kg kg kg kg
Preußen. Provinz Ostpreußen ““ 1 6“ — Brandenburg. — Pommern. 3 144 652 100 000
Posen 1 073 650 5 727 619
“ Sachsen, einschl. der schwarzb. 14 900 1901 205 765 811 985 902
Unterherrschaften 1090 000 658 970
180 001 —
176 058 1 045 057 2 229 974 20 582 1
““ 20 914 69: 657 081 14 892 650 226 — V
4 960 — .“ 438 565
39 735
50 483 50 000 —
1
250 198 200 000
6 726 100 000
100 750 631 81 156
—
535 909
Schleswig⸗Holstein Sa. Preußen. 6 189 013 8 285 188
Le-een Westfalen. Rheinland. 427 812 8 745 45 088
Mecklenburg Braunschweig
Anhalt.
Bremen ““ 82,1öö6“
381 810 — 252 337] 1 245 975 510 800 — “ 7 108 587 344 420
393 290] 2 266 395 1 836 904
27 048 — 18 49 455 2*
4 266 532 105 110
—- 270 004 89 344 996 816
4 “
5 457 8
—
Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet 15 214 584 10 357 228 Hierzu in der Zeit vom 1. August 1889 “
475 250 2 741 910 1 926 248
5 263 348 105 110 54 625
44 396 857 754 707 1 358 700
Zusammen
298 038 433 139801017, ,9 994 314 238458948 24 222 084 27 313 253 970 8240 10 469 564[241200858 26 148 332 2 728 553 49 660 205 1
In demselben Zeitraum des Vorjahres“*) [265 232 059 116256538 13 326 897 187891601 20 773 524 3 025 970]59 910 785
859 817 1 413 325 813 19316 851 218
*) Die Abweichungen von der vorjährigen Uebersicht beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen.
Berlin, im Juni 1850. 8
Kaiserliches Statistisches Amt.
Becker.
Evangelisch⸗Kirchlicher Hülfs⸗Verein.
1“ Jahresversammlung des Evangelisch⸗Kirchlichen Hülfs⸗Vereins zu Berlin, welche, wie erwähnt, am 31. Mai unter dem Vorsitz Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin im Königlichen Schlosse stattfand, erstattete der Ober⸗ Konsistorial⸗Rath Professor D. Weiß folgenden Bericht: Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät! Hochverehrte Ver⸗ sammlung! Der Frühling ist gekommen! Mit verschwenderischer racht hat er alle seine Herrlichkeit ausgebreitet über Wald und lur. Es giebt auch einen Völkerfrühling, wenn irgend ein hohes Ziel die Herzen entflammt zu einmüthiger Begeisterung; und wie gern weilt die Erinnerung auf solchen Frühlingstagen unserer deutschen Geschichte, wenn auch der Sommer nicht immer hielt, was der Frühling versprach. Aber wenn die Sonne der großen Gottesliebe selbst, wie sie uns in Christo aufgegangen, die Herzen erwärmt; wenn ein neues Liebesleben erwacht, das den Bedrängten Hülfe, den Nothleidenden Linderung, den feindselig Getrennten Versöhnung verheißt, fürwahr, das müßte ein Frühling werden ohnegleichen. Und haben wir nicht in diesen großen Tagen manchmal etwas verspürt von solchem Früh⸗ lingswehen? Von dem Throne herab, vor dem wir uns alle in Ehr⸗ furcht neigen, verkündet unser Kaiserlicher Herr und König, daß er entschlossen sei, thatkräftig voranzugehen in der Fürforge für die Noth⸗ leidenden und Bedrängten. Während Regierung und Volksvertretung sich rüsten, seine hochherzigen Ideen zu verwirklichen, ruft die Kirche all ihre Diener und Organe auf, sein Werk zu unterstützen, Ueberall regt sich ein neuer Eifer, mitzuhelfen durch Werke der Liebe und Barmherzigkeit, durch Sammlung um die Fahne des Evan⸗ geliums, das mit seinen Heilskräften allein das Volksleben gesund und friedvoll machen kann. Und will man uns bange machen vor den Kämpfen, mit denen jede neue Zeit im Völkerleben heraufzieht, vor den finsteren Mächten, die überall am Werk sind, um das Herz des Volkes zu verbittern und das edelste Streben zu verdächtigen, so gedenken wir der Frühlingsstürme, welche das Land durchbrausen, und der Vaterhand über den Wolken, die sie lenkt, daß zur rechten Stunde die Sonne durch die Wolken bricht, und sprechen getrost: Es muß doch Frühling werden!
Mitten in solchem Frühlingsregen tritt die zweite General⸗ versammlung des Evangelisch⸗Kirchlichen Hülfs⸗Vereins zusammen. Auch er hat seine Stelle in der großen Liebesarbeit für unser Volk und nicht die unwichtigste. Denn die tiefste Quelle aller Noth⸗ stände im Völkerleben ist doch die geistliche Noth; und an der Wurzel muß die Heilung beginnen, wenn die Hülfe dauernd und segenbringend sein soll. Mit Dank gegen Gott blickt der engere Ausschuß zurück auf das verflossene Arbeitsjahr, auf die mancherlei Hülfen, die er aus den ihm anvbertrauten Mitteln hat spenden dürfen. Seine Hauptfürsorge hat er, seiner Geschichte wie seinen Statuten entsprechend, der Berliner Stadt⸗ mission zugewandt. Noch immer will man in den Provinzen vielfach nicht einsehen, welch gutes Recht die Hauptstadt, in der jährlich Tau⸗ sende und Abertausende aus ihnen zusammenströmen, und die kirchlichen Nothstände ins Unabsehbare steigen, auf ihre Hülfe hat. Der engere Ausschuß hat es sich angelegen sein lassen, dort auf's Neue das Bewußt⸗ sein der heiligen Verpflichtung gegen Berlin zu wecken. Aber er hat auch gezeigt, daß er gern bereit ist, nach Kräften den Bedürfnissen der Provinzen von der Centralstelle aus abzuhelfen. Das gilt vor Allem von der Magdeburger Stadtmission, die dadurch in Noth gerieth, daß ihre alten Hülfsquellen sich in die neue Organisation aufgelöst
hatten, und diese noch nicht vollkräftig funktionirte. Aber auch die Stadtmissionen in Breslau, Halle und Hanau durften von uns unterstützt werden. Es ist uns eine Freude gewesen, den rheinisch⸗westfälischen Freunden, welche das Hauptgewicht auf die Vermehrung der geistlichen Kräfte in der Gemeinde legen, zu beweisen, wie gern wir auch dafür unsere Mittel verwenden, wenn sie nur ausreichen. Hier in der Riesen⸗ gemeinde von Elisabeth, dort in einem fabrikreichen Städtchen unserer Provinz, wo die Sozialdemokraten in den kirchlich mangelhaft ver⸗ sorgten Arbeitermassen wühlen, und die Sekten im Trüben fischen, haben wir geholfen, einen ordinirten Hülfsgeistlichen anzustellen. Aber die Regel bleibt es doch, daß der kirchliche Hülfsverein da eintritt, wo für die geordnete Versorgung großer Gemeinden die Mittel noch nicht zu beschaffen sind.
In einem unserer Vororte (Rixrdorf), wo Armuth und sittliche Verkommenheit alles kirchliche Leben verwüsten, ist es uns gelungen, durch die Darbietung der Mittel für Anstellungjeines Stadtmissionars und einer Diakonissin zugleich den Einfluß darauf zu gewinnen, daß diese so wichtigen Aemter auch in die rechten Hände gelegt wurden, und in Bredow bei Stettin durften wir ähnlichen Nothständen gegen⸗ über die Anstellung eines Stadtmissionars ermöglichen.
Es ist ja freilich oft nicht leicht, die Grenzen zu ziehen, innerhalb derer es sich noch um die Bekämpfung religiös⸗sittlicher Nothstände handelt, wie sie der Evangelisch⸗Kirchliche Hülfs⸗Verein bei seiner Be⸗ gründung ins Auge faßte. Oft war es uns schwer genug, so manche dringende Hülfsgesuche abweisen zu müssen. Aber es ist nicht möglich, daß wir allen Zwecken der christlichen Liebesarbeit, auch der bewahrenden und leibliche Pflege spendenden, dienen können, wenn wir unsere Mittel nichtzzersplittern wollen und unseren eigentlichen Zweck verfehlen, der uns in erster Linie überall dahin ruft, wo die geordneten Mittel der kirchlichen Versorgung versagen. Wir sind nicht engherzig gewesen in der Hütung dieser Grenzen; der christliche Verein junger Männer wird es uns bezeugen, wie reich wir — wenn auch nicht ohne Ueberwindung schwerer Bedenken in unserer eigenen Mitte — gegeben haben, um eine Arbeit zu unterstützen, die doch auch vielen Kirchenlosen gilt; und selbst einer Zufluchtstätte für verirrte und verlassene Mädchen
liche Elend aus kirchlicher Versäumniß stammt. —
Es ist doch ein Segen, daß im Laufe des Jahres über 55 500 ℳ durch unsere Hände gegangen sind. Das war freilich nur möglich, weil wir noch mit einem Kassenbestand von ca. 31 000 ℳ ins neue Arbeits⸗ jahr hinübergingen. Denn außer den reichen Beiträgen Ihrer Majestäten, die diesmal noch im Laufe des Jahres um eine außerordentliche Gabe von 10 000 ℳ vermehrt wurden, fließen uns nur ganz zufällig einzelne Gaben direkt zu. Wir dürfen es auch kaum wünschen, nach unser Organi⸗ sation gehören dieselben den Zweigvereinen, in deren Bezirk die Geber wohnen. Wir sind für die Zukunft gänzlich auf die Beiträge dieser Zweigvereine, d. h. auf die Quoten angewiesen, die sie uns statuten⸗ gemäß von dem Ertrage ihrer Sammlungen abliefern
Kein Wunder, daß uns darum neben unserer eigentlichen Arbeit unsere eigene Organisation in unseren Sitzungen am Meisten beschäftigt hat. Wohl ist dieselbe im Großen und Ganzen vollendet, wenn sie auch hie und da mehr einem Nothdach gleicht, als einem festen Unterbau, der unsere Arbeit dauernd sicher stellt, wenn wir auch hie und da den speziellen Wünschen der Provinzen gegenüber nicht durch⸗ zusetzen vermochten, was wir für das Gedeihen des Ge⸗ sammtwerkes und eine nachhaltige Wirksamkeit der Central⸗ stelle für unentbehrlich hielten. Immerhin bleibt noch genng zu thun übrig, um auch innerhalb der einzelnen Zweigvereine die
Organisation so zu gliedern, daß eine erfolgreiche Aktion möglich
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wird; und auch die veollendetste Organisation verbürgt ja noch nicht ein Funktioniren, welches im Stande ist, immer neue Liebeskräfte zu erwecken und die Goldadern zu öffnen und auszubeuten, welche unserer Arbeit nun einmal unentbehrlich sind Es ist uns durch die Munificenz unserer hohen Protektorin gelungen, eine per⸗ sönliche Kraft ganz in unseren Dienst zu stellen, mittelst deren wir im steten lebendigen Verkehr mit unseren Zweig⸗ vereinen bleiben und immer aufs Neue Anregung geben und empfangen können Zum ersten Male haben wir am 27. Februar die auf Beschluß der vorigen Generalversammlung gewählten Delegirte, der Vereine um uns versammelt gesehen und eine Reihe wichtiger Fragen der Organisation und Agitation für unsere Arbeit mit ihnen be⸗ sprochen Das Wichtigste war die von dem Herrn Minister des Innern aufs Bereitwilligste uns bewilligte Landeskollekte für unsere Zwecke, die in der ersten Hälfte dieses Jahres gesammelt werden soll, Wir haben das Unserige gethan, um durch eine Ansprache an die Ge⸗ meinden und durch ein Umschreiben an unsere Zweigvereine den Ertrag derselben zu sichern, der zwischen uns und ihnen getheilt werden soll. Die nähere Durchführung derselben mußten wir den Provinzen nach bren individuellen Verhältnissen überlassen. Kirchliche und staatliche hörden haben ihre Mithülfe gern zur Verfügung gestellt; aber schon send an manchen Orten schwerwiegende Hindernisse diesem Uater⸗ nehmen, auf das wir große Hoffnungen setzten, in den Weg getreten. Dennoch hoffen wir, daß der Liebeseifer der uns verbündeten Vereine nicht ermüden wird, um aus ihm eine Frucht zu schaffen, wie wir sie dringend für die Fortführung unserer Arbeit bedürfen. Und doch bleibt, auch wenn dies gelungen, immer noch die Hauptarbeit zu thun übrig. Nur wenn unsere Zweigvereine auf feste Beiträge basirt werden, welche ihnen dauernde und wachsende Mittel zuführen, kann die von ihnen uns zufließende Quote derselben uns in Stand setzen, ia planmäßiger und wirkungskräftiger Weise an die Bekämpfung der religiös⸗sittlichen Nothstände in unserer Mitte und an die Unterstützung befreundeter Arbeiten draußen die Hand anzulegen. Wir schließen diesmal mit einem Kassenbestande von 46 000 ℳ und erwarten sehnsüchtig, daß die Beiträge unserer Zweig⸗ vereine einen festen und den wachsenden Ansprüchen, die an uns heran⸗ treten, entsprechenden Umfang annehmen. Inzwischen wollen wir Gott preisen, daß doch in unserm engeren Vaterlande im laufenden Jahre die Gesammtsumme von rund 145 000 ℳ für die Zwecke des Evangelisch⸗Kirchlichen Hülfsvereins aufgebracht ist.
Lassen Sie uns mit dem freudigsten Erlebnisse schließen welches das vergangene Arbeitsjahr uns gebracht hat. Sie erinnern sich, wie bei Gelegenheit der vorigen Generalversammlung die Abgeordneten der Rheinprovinz eine Sammlung von 20 000 ℳ für den Bau einer neuen Kirche in die Hand unserer hohen Protektorin niederlegten, wie Allerhöchstdieselbe, von dieser Zuwendung freudig bewegt, die gleiche Summe aus eigenen Mitteln für denselben Zweck zu bestimmen die Gnade hatte Wunderbar hat Gottes Segen auf diesem Anfang geruht. Am 4. Mai ist bereits der Grundstein zur Erlöserkirche in Rummels⸗ burg gelegt worden, wobei Ihre Majestät Allerhöchstselbst den ersten Hammerschlag gethan hat. Der Bau zweier weiterer Kirchen ist sichert, ihre Grundsteinlegung wird vorbereitet, darunter für die Gedächtnißkirche der Hochseligen Kaiserin Augusta an schönster Stelle im Invalidenpark in der Nähe des Augusta⸗Hospitals, dem die hohe Frau allezeit eine liebevolle und treue Pflegerin gewesen ist.
Und damit dem guten Anfange ein gesegneter Fortgang nicht fehle, hat soeben ein Kirchenbauverein sich gebildet, der aus den Gaben der mit Gütern Gesegneten das durch seine Kirchennoth sprichwörtlich gewordene Berlin mit Gotteshäusern versorgen will. Das ist von Gott geschehen und ist wie ein Wunder in unseren Augen.
haben wir eine Beihülfe gewährt, weil wir wissen, wie oft das sitt⸗ 1 nlic zur aus ! tragen in alle Kreise. Der Appell Sr. Majestät an die christlich
Für den Engeren Ausschuß knüpft sich an diese Segensgeschichte noch ein besonderer Hulderweis Ihrer Majestät der Kaiserin, welcher sein Stolz und seine Freude ist. Derselbe empfing ein Allerhöchstes Handschreiben Ihrer Majestät, seiner hohen Protektorin, welches in vollster Anerkenntniß, daß der Evangelisch⸗Kirchliche Hülfsverein seine Mittel nicht zersplittern und den begonnenen Arbeiten zur Hebung der religiös⸗sittlichen Nothstände nicht entziehen dürfe, die in Allerhöchstihre Hände gelegten Gaben für Kirchenbauten ihm überwies, mit dem speziellen Vertrauensauftrage, diese Kirchenbauunternehmungen in Ihrem Auftrage fortzuführen und zu leiten. Und als Ihre Majestät zum Gedächtniß des Tages, an welchem Allerhöchstihre Uebernahme des Protektorats über den Evangelisch⸗Kirchlichen Hülfsverein die Kaiserliche Geneh⸗ migung erhielt, den Grundstein zu der Kirche in Rummelsburg legte, bezeichnete Allerhöchstdieselbe in der Stiftungsurkunde den Engeren Ausschuß als den Bauherrn der Kirche. So sei denn auch an dieser Stelle unserer Allergnädigsten Protektorin für solche Huld und Gnade unser ehrfurchtsvollster Dank dargebracht.
Wie der Engere Ausschuß sich dadurch zu neuem Eifer in der Erfüllung seiner schönen Pflichten angetrieben fühlt, so feiert der Evangelisch⸗Kirchliche Hülfsverein sein Jahresfest, um in all seinen Gliedern neue Liebe, neue Freudigkeit, neuen Glaubensmuth an⸗ zuregen zu dem Werk, das uns befohlen ist. Wahrlich es bedarf dessen in dieser vereinsmüden, über die täglich wachsenden Ansprüche der christlichen Liebesthätigkeit klagenden Zeit. Aber Gottlob, daß wir ein gutes Recht haben, unsere Ansprüche neben und über jedem Anderen geltend zu machen. Unser Name sagt es, worauf sich dasselbe gründet. Das Evangelium mit seiner Gotteskraft ist doch zuletzt allein im Stande, in unserem Volke den Sinn der A beitsfreudigkeit und Zufriedenheit, der Selbstzucht und Gottesfurcht, des Friedens und der Liebe unter einander zu wecken und di Nothstände und Versuchungen der Gegenwart zu überwinden; und wenn die dem Evangelium entfremdeten Massen in allen Ständen nich mehr zur Kirche kommen, so muß die Kirche eben zu ihnen kommen Das hat die innere Mission je und je gepredigt, das will der Evan gelisch⸗Kirchliche Hülfsverein verwirklichen. Aber die Noth der Zei und das Grollen in der Tiefe muß heute auch taube Ohren öffnen für den Hinweis darauf, was unserm Volk noth thut. Wohlan, gehen wir mit neuer Freudigkeit daran, in unermüdlicher, in opfer⸗ bereiter, in persönlichster Arbeit den Aufruf zur Mithülfe hinauszu⸗
Liebesthätigkeit, das Vorbild unserer hohen Protektorin müssen e Jedem klar machen, daß es sich hier nicht um Bestrebungen einer engkirchlichen Richtung, einer politischen Partei handelt, sondern um ein großes nationales, patriotisches Werk. Mögen die Schwierig keiten auch noch so groß sein: treuer Arbeit und ernstem Gebet ha Gottes Hülfe sich noch nie versagt. In diesem Zeichen werden wi auch sie besiegen. Und damit Glückauf zum neuen Vereinsjahr in Gottes Namen. 8
Demnächst sprach Propst D. Freiherr von der Goltz über die Arbeit des Berliner Lokal⸗Vereins ungefähr Folgendes: 1
Was geschieht in Berlin für Berlin? — so begann der Redner — das ist die Frage, auf welche ich hier Antwort zu geben habe. Die Organisation der Arbeit hat hier für uns Alle sehr lange, ja zu lange gedauert. Es galt der Arbeit den rechten Platz anzuweisen und dies war sehr schwierig. An Mitteln fehlte es uns nicht. Schon zu Anfang unserer Vereinsbildung gelang es einem treuen Mitgliede unseres Lokalvereins, die Herzen und Hände zu öffnen: Dieses Mitglied war der jetzt heimgegangene Präsident der Reichsbank, Excellenz von Dechend, dem wir auch heute unseren Dank übers Grab hinaus sagen wollen. Aus den uns zur Verfügung ge⸗