Theater und Musik. Berliner Theater.
8 8 In der Hamlet⸗Aufführung am Sonnabend, in welcher Friedrich wird Christine Hebbel vom
MNiitterwurzer die Titelrolle darstellt, Stadt⸗Theater in Riga als Ophelia debutiren. Kroll's Theater.
8 A 2 : Fr. Ernestine Heink, welche von vorigem
bedeutende Altistin bei allen Besuchern des Kroll'schen Theaters in
gutem Andenken steht, trat gestern zumg ersten Ma in Gluck's gleichnamiger Oper auf.
esanglicher und schauspielerischer Beziehung allen Anforrerungen der 38 21 Fonle schsrtfe. hebba n in der 82 Lage Wilhelm⸗Stiftung Beamtendank.
Rolle gewachsen. Die breite mächtige, besonders ausgiebige Stimme gab den Empfindungen des Sch sucht und der Liebe, welche die Seele des Orpheus Ausdruck; der Vortrag war an allen Stellen und
fein durchdacht und wirkungsvoll; ergreifend war die Arie im zweiten
Akt, mit welcher Orpheus die Furien und Larven „Larwen“ gesungen werden müssen) zu rühren we endeter künstlerischer Höhe
der Arie „Ach, ich habe sie verloren“, welche ar
tiefen Eindruck ausübte. Leider macht sich in der mittleren Lage, wo
ihrer Tremolo
sonstigen geltend.
etwas von störendes
die Stimme läßt, zuweilen ein
sang Fr. Hadinger. eine gewisse, nicht wohlthuende Schärfe, so weiß doch mit außerordentlichem Geschick zu behandeln; besonders in dem Zwiegesang mit Orphens in dem sie durch ihren künstlerisch abgerundeten bürtig mit ihrer Partnerin erwies. Aussprache zu rühmen. Weniger Oper paßte Frl. Karlona als noch zu wenig Festigkeit und sich in den Stil der getragenen können. — Die Chöre thaten ihre Schuldigkeit,
Nam entlich
Eros, Sicherb eit
sich eine Sommerbühne aufzuerlegen hat, durchaus
Dunkelheit in der Unterwelt zu Beginn des zweiten Akts war — es ist dies allerdings Mode geworden — etwas zu groß; viel
erhält für die Vorgänge dieser Hauptscene ein ständniß und wird ungleich mehr gefesselt, wenn die durch undurchdringliche Dunkelheit, als vielmehr
Farbe gekennzeichnet wird, wie dies auf italienischen Bühnen mit
sroßer Wirkung eingeführt ist. Die Constanze der „Entführung aus dem Serail“ der gefeierten Sängerin, welche unbekannt geblieben sind; am Sembrich darin auf. Das so überaus Künstlerin hat diesmal den besonderen Reiz, Glanzleistungen der Fr. Sembrich auch neue zuführen. „Maurer und Schlosser“, eine heitere Partie in dieser vielseitigen Künstlerin. Die als führung Kreutzer's „Nachtlager in Granada“ wiederholt.
dem Berliner Sonn abend
E1 12 1“ Mannigfaltiges.
eressese⸗ Be ens 8
Mit Allerhöchster Genehmigung Ihrer
Kaiserin und Königin sind aus den sti
E1
diesem Jahre zur Vertheilung gelangenden Zinsen der Stiftung 10 Beihülfen gewährt worden: 1) dem Bayerischen Frauen⸗Verein zu München für das
„Frauentrost“ nachstehende
zu erbauende Krankenhaus 250 ℳ,
2) dem Sachsen⸗Weimarischen Frauen⸗Verein zu Stadtremda
für die Kleinkinder⸗Schule 200 ℳ,
3) den Zweigvereinen des Preußischen Frauen⸗Vereins: zu Schleswig zur für Frauen⸗Handarbeit 300 ℳ, die Kleinkinderbewahranstalt 150 ℳ, Reppen
Gemeinde⸗Diakonie 100 ℳ, Krossen für
4 R. j
Bar. auf 0 Gr. u. d Meeressp.
Temperatur in 0 Celsius
— — — ÆO P 6 C
747 753 758 756 758 765 760 755
Mullaghmore Aberdeen Christiansund Kopenhagen. Stockholm Lerxande, 8 St. Petersbrg. Moskau. Cork, Queens- town... Cberbourg 758 753
ylt 753 Hamburg. 754 Swinemünde 756 Neufahrwasser 756 Memel .. 755
Fen. 89 S. Münster. .. 1
756 Karlsruhe. 760 SW Wiesbaden 758 SW München 761 W Chemnitz..
4 wolkig
4 bedeckt I 3 wolkenlos 1 bedeckt
6 Regen
2 heiter 2halb bed.
2 bedeckt
S 990 9 9
65990EGC.
—,— —
SS S 9
5 Regen
4 wolkig
4 Regen
3 halb bed.
4 wolkig
2 wolkig
2 Regen 12 3 wolkig 12 2 bedeckt 14 6 bedeckt 15 5 bedeckt 16 4 halb bed. 16 4 bedeckt 1414 4 halb bed. 16 Zhalb bed. 18 2 wolkenlos 13 2 bedeckt 14
5 wolkic 16
749
s
6
6 s 885260
5
758 5.2 756
bv.. 758 Breslau.. 758 Ile d'⸗Aixx.. 64 Niua 760 2 wolki FE h 760 still halb bed. 2 22
Uebersicht der Witterung. far. Ein barometrisches Minimum unter
SGAG!B 982
ts G.
baꝛ 745 mm liegt westlich von Irland, einen Ausläufer ostwärts nach dem nordwestlichen Deutschland entsendend; ein Maximum ist über Nord⸗Europa in Entwicke⸗ lung begriffen. Bei schwacher Luftbewegung ist das Wetter in Central⸗Euroxa wärmer und vorwiegend trübe. In Deutschland liegt die Temperatur stellen⸗ weise über der normalen. In Süd⸗Frankreich fanden Gewitter statt.
Deutsche Seewarte.
erhob sich Fr. Heink im dritten Akt mit
Hat ihre Stimme auch in der mittleren Lage
Vor trag sich als völlig eben⸗
in den Rah men der Gluck'schen
Musik t die Ausstattung und das ganze Arrangement waren in Anbetracht der Beschränkungen, welche
Fr. Marcella Sembrich in ist wieder eine derjenigen Partien Publikum tritt nunmehr Fr. erfolgreiche Gastspiel der außer den früheren Rollen derselben vor⸗ Ernestine Heink singt morgen die Madame Bertram in
vorzüglich anerkannte Auf⸗ wird am
8 8 Ip 7„¼ 8 EE1111’““
Ihrer Majestät der
Beschaffung des Materials Meseritz für das Siechenhaus Seelow für das Krankenhaus 150 ℳ, Wehlau für für das Siechen⸗ haus in Sandow 150 ℳ, Spremberg zur Unterhaltung der die Kleinkinder⸗Schule
100 ℳ und 100 ℳ bb
Auf Grund des vesna 11. eer Vorsitzende Sommer her als sit le als Orpheus gsümnte g merzes, der Sehn⸗ durchziehen, willig bei allen Worten
(hier hätte aber
iß, und zu voll⸗ 1 8 3 an deutsche Beamte.
f die Hörer einen
vermissen Eurvdike
Kraft
Die
sie Fr. Hadinger das offenbarte sich dritten Akt, wo
Hypothek 30 000 ℳ,
ist ihre dentliche zu Stiftungszwecken u. apital die Höhe von deren Stimme verräth, um einfügen zu einen in Noth befindlichen Die 90 ₰ verausgabt worden.
geschrieben wurden.
angemessen.
der Zuschauer größeres Ver⸗ Unterwelt weniger durch feuerrothe
Frau.
besteht zur Zeit in der 30 000 ℳ, in Papieren im
Mozart'’s
bisher
dem Revpertoire
Freitag aufzustellen, es
handenen Kostüme, sich dem Beschauer
— welche
auf ftungsmäßig in
provinz geschenkt, während Dr.
mit Perlen rerziert.
Vaterländischen ist, annehmen.
figurirt. Die eigenartige
zusammen „1800 ℳ„". 8 § 7 der Urkunde über die Süfftung
des Ausschusses für die Verwaltung ——— der Stistung „Frauentrost.. eee
Vie Kuünstlerin zeigte sich in Seheimer Regierungs⸗Rath.
Aus Anlaß des Ehejubiläums Ihrer Hochseligen Majestäten des Kaisers Wilhelm und der Jahre 1879 unter dem Namen dank“ mit einem Kapital von Stiftung begründet worden Behufs Gewährung von Beihülfen Das Statut wurde unterm 28. Januar 1882 landesherrlich genehmigt. hat jährlich am 11. Juni öffentlichen Bericht zu erstatten. Es entledigt sich dieser Pflicht hiermit für das Jahr 1889 90.
Der Bestand der Stiftung betrug am 11. 37 976 ℳ 50 ₰J. Zinsbar angelegt waren in pupillarisch sicheren 7300 ℳ Im Laufe des Jahres sind neu angelegt 600 ℳ. Nach dem Statut dürfen nur
200 000 ℳ erreicht. . ehr beschränkt sein. Im letzten Jahre sind an 41 Hinterbliebene bedürftiger Beamten und an pensionirten Beamten zusammen nd Verwaltungskosten ꝛc. 42 ℳ
hülfen können danach nur
1005 ℳ gewährt, an Porto u
wovon 575 ℳ 13 Ein Geschenk von 30 ℳ verdankten wir dem mildthätigen Sinn einer inzwischen bereits heimgegangenen Möchte sie viele Nachfolger erwecken! 510 ℳ zur Vertheilung bereit. schon Nennwerthe von 7900 ℳ und in baar 628 ℳ 25 ₰, zusammen 38 528 ℳ 25 ₰.
Berlin, den 11. Juni 1890.
Das Kuratorium der Wilhelm⸗Stiftung von Sydow.
Dem Museum für deutsche Volkstrachten, Klosterstr. 36, hat, wie die „N. A. Ztg.“ berichtet, Potsdam ein ein Fuß hohes Modell einer Thüringer Bäuerin aus der Gegend von Salzungen in Sachsen⸗Meiningen geschenkt. Besonders charakteristisch für diese im Verschwinden begriffene Tracht ist die hohe spitze Haube von schwarzer Seide. Museums ist leider durch Platzmangel verhindert, muß daher die ja jetzt schon, theilweise wenigstens, lebensgroßen Wachsfiguren s einer späteren Zeit vorbehalten bleiben wurde auch ein Marienbild mit vier Reliquien
Kollektion von Frauen⸗ und Mädchenhauben aus der Hildes⸗ heimer Gegend spendete. Die Hauben bestehen theils aus Goldbrokat, theils sind sie in rother und grüner Seide überaus reich gestickt und Bemerkenswerth enganliegend sind, wie dies überbaupt im Norden Deutschlands üblich während im Süden die Hauben
Die Brauerei⸗Ausstellung wird, der „Nat. Ztg.“ zufolge, im Landes⸗Ausstellungspark am nächsten Sonnabend eröffnet. Von besonderem Interesse dürfte es sein, mannigfachen Trinkgefäße auch die ige Schau in der Ausstellungshalle wird dem
8
Rheinsberg zur Förderung der Hausindustrie
8
Publikum von
arbeiter im sel
assel, zu Tokio Beh
unterworfen.
Kaiserin Augusta war im „Wilhelm⸗Stistung Beamten⸗ 25 000 ℳ in Berlin eine kleine
Refraktor“
Das eingesetzte Kuratorium
werke Juni 1889 davon in einer Werthpapieren
unterhaltenden durch die werden.
zwei Drittel der aufkommenden verwendet werden, bis das Die Bei⸗ Ring bereits verjüngt, und
Veranstaltung
An Zinsen sind eingegangen der Direktor d
₰ dem Kapitalkonto zu⸗ gangen halten. Von ken! Es sind jetzt Der Bestand der Stiftung
erwähnten Hypothek von werden.
da ab das Eintrittsgeld zum Ausstellungspark Brauerei⸗Ausstellung 50 ₰ betragen; Saisonkarten sind gültig.
b Ider 1 Die Kaufmännische Fortbildungsschule im Friedrichs „Frauentrost“ wird dies hiermit veröffentlicht. Werderschen Gymnasium wurde gestern von der Kaiserlich japa⸗ Juni 1890. nischen Kommission, bestehend aus dem Direktor im japanischen
Unterrichts⸗Ministerium Kubota Undrura,
treffenden engeren Kreisen astronomischer Laien dankbar entgegengenommen wird. In dem Halbdunkel der großen Kuppel⸗ wölbung, welche mit dem großen hydraulischen Aufzuge, der mechanischen Kuppeldrehung, dem elektrischen Uhrwerk, wodurch das Instrument dem Laufe der Sterne nachgeführt, wird und endlich dem imposanten Sehwerk⸗ zeuge selbst, eines der interessantesten Ensembles mechanischer Meister⸗ aufweist, höchstens 20 Personen, um an der sicheren Hand und im vertraulich
gewaltige en. Namentlich Ringsvstem immer noch die lebhafteste Die Ringe sind bekanntlich nur noch sehr Saturn sich bereits wieder Strahlen zu verschwinden.
er wieder in . 3 langt. — An diesem Donnerstage findet auch insofern eine besondere
Wünschen entsprechend, Umarbeitung und Neuinscenirung noch einige
Sonntag Nachmittag ab zugänglich sein und wird von
dem Gymnasial⸗Professor
und Hülfsarbeiter im Ministerium Terada Ankichi und dem Hülfs⸗
ben Ministerium K. Kimura, welche von der Regierung
ufs Studiums der deutschen Schuleinrichtungen nach Berlin entsandt worden ist, besucht und einer eingehenden Inspizirung
Morgen findet in der Urania bei heiterem Himmel wieder einer jener sogenannten „Astronomischen Abende am großen
welche betreffende Veranstaltung von den be⸗
statt, immer besonders
vereinigen sich an diesen Donnerstag⸗Abenden nur
Gespräch mit den Astronomen der Anstalt Wunderwelt des Himmels geführt zu erregt der Planet Saturn mit seinem Verwunderung der Besucher. kurze Zeit zu sehen, da der Sonne nähert, um bald in deren Im nächsten Jahre aber sehen wir den fast ganz von seiner schmalen Seite, also sehr es werden dann 4—5 Jahre vergehen, ehe eine für die Beobachtung günstige Lage ge⸗
in der Urania statt, als sich Hr. Dr. M. W. Mevyer, er Anstalt, entschlossen hat, seinen nunmehr mit dieser
Woche nach nabezu 150 maliger Wiederholung vom Repertoire ver⸗ schwindenden Vortrag
„Die Geschichte der Urwelt“ einmal selbst zu Woche ab soll dann, vielfach geäußerten „Die Reise bis zum Monde“ in wesentlicher
Zeit lang wiederholt
nächster
Beamtendank.
Falk mit Delegation gebung de
Ober⸗Stabsarzt Dr. Vater aus
3
Die Verwaltung des größere Modelle
Vorführung der zahlreich vor⸗
darstellen, Tripelallianz Von demselben Gönner aus der Rhein⸗ Weinitz aus Berlin eine schöne
werde
Der Minister
ist, daß auch diese Hauben Ausschuß
authentisch.
eine voluminösere Gestalt
daß unter den Ausstellern der Königliche Porzellan⸗Manufaktur
Pest, 11. Juni. des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten der ungarischen Delegation der Erklärung
1
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Depesch en. E (W. T. B.) Die heutige Berathung
wurde von dem Delegirten eingeleitet, daß die ungarische der huldigenden Kund⸗ des Auswärtigen, Grafen
freudigst 8 Ministers
Kälnoky, für die erhabene Persönlichkeit Sr. Majestät des Deutschen Kaisers zustimme.
Falk gedachte darauf mit
8 —
warmen Worten der Stellung Italiens im Dreibunde und fragte an: ob nicht das Verhältniß Englands zur
ein anderes sei als das der übrigen Mächte,
ferner, ob Graf Kalnoky Schritte gethan habe oder thun Behufs als Fürsten von Bulgarien Vertrauens zu
Anerkennung des Prinzen Ferdinand und schloß mit dem Ausdruck des der Politik des Grafen Kälnoky.
des Auswärtigen Graf Kälnokgy erklärte: sein
Exposé könne nur das gleiche sein wie in dem österreichischen Der veröffentlichte Terxt über das Letztere sei Auf einzelne Fragen sich zu äußern, werde er Gelegenheit nehmen. Bern, 11. Juni. die Einfuhr von Schweiz wegen der an Ober⸗Italien herrschenden Maul⸗ und Klauenseuche verboten. “
(W. T. B.) Der Bundesrath hat Kleinvieh aus Italien nach der
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Donnerstag: Ovpern⸗ haus. 142. Vorstellung. Die Jahreszeiten. Tanz⸗ Pom in 2 Akten und 4 Bildern von E. Taubert und E. Graeb. Musik von P. Hertel. Robert und Bertrand. Pantomimisch⸗komisches Ballet in 2 Abtheilungen von Hoguet. Musik von Schmidt. Dirigent: Musikdirektor Hertel. Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 147. Vorstellung. Natalie. Schauspiel in 4 Aufzügen von IJwan Turgenjew. Nach
dem Russischen für die deutsche Bühne bearbeitet von Eugen Zabel. In Scene gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Aafang 7 Uhr.
Freitag: Opernhaus. 143. Vorstellung. Orpheus und Eurydike. Oper in 3 Akten von Gluck. Text nach dem Französischen des Molins. Ballet von Emil Grae (Orpheus: 2 Hoftheater in Dessau, als Gast.) 7 Uhr.
Schauspielhaus 148 Vorstellung. Die Quitzow’s. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.
8 “
Anfang
baibas
Zeutsches Theater. Leopold. Zum 50. Male:
Freitag: Kirchfeld. Sonnabend: Der Sohn der Wildniß.
Der Pfarrer von
Berliner Theater. Doanerstag: Kean. Freitag: 38. Abonnements⸗Vorstellung. (Friedrich Mitterwurzer.) Sonnabend: Hamlet. (Friedrich Mitterwurzer.) — Anfang 7 ½ Uhr.
Tessing - Theater. Donnerstag: Die Ehre. Schaufpiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. Freitag: Der Fall Clémencean. Schauspiel in 5 Akten von A. Dumas und A. d'’Artois.
Sonnabend: Der Zaungast. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal.
Sonntag: Letzte Vorstellung in dieser Saison Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.
Wallner-Theater. Donnerstag: Gastspiel von Therese Biedermann vom Theater an der Wien in
1 s.. 82 Wien Zum 6. Male: decgx Nitouche.
Frl. Louise Geller,
Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud. Musik von M. Hervrés.
Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Großes Garten⸗Concert. Anfang des Concerts 6 ½, der Vorstellung 7 ½ Uhr.
Freitag und folgende Tage: Gastspiel von Therese Biedermann. Mamsell Nitouche.
Victoria-Theater. Donnerstag: Lum 296. M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und Richard Nathanson. Musik en C. A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang 7 ½ Uhr. 1“
Freitag: Dieselbe Vorstellung. 83
9 8 5
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater und
Concert-Park. Direktion: Julins Fritzsche. Donnerstag: Zum 146. Male: Der arme
Jonathan. Operetie in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Milllöcker. In Scene gesetzt von Inlius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapellmeister Knoll. Anfang 7 Uhr.
Im prachtvollen Park um 6 Uhr: Großes Doppel⸗ Concert. Auftreten erster Gesangs⸗ und Instru⸗ mental⸗Künstler.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Sonnabend: Orientalisches Laternenfest verbunden mit großer Freilotterie. 3 Musik⸗Corps. Militär⸗ Kapelle. Glänzende Illumination und bengalische Beleuchtung des ganzen Parkes.
Kroll’s Theater. Donnerstag: Maurer und Schlosser. (Mad. Bertram: Fr. Ernestine Heink.) Freitag: Das Nachtlager in Granada. Sonnabend: Gastspiel von Fr. Marcella Sem⸗ brich. Die Entführung aus dem Serail. Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nach der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be⸗ leuchtung des Sommergartens: Großes Concert. Anfang 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr.
11 “
8 8. 8 gr
Belle-Alliance-Theater. Donnerstag: Zum 103. Male: Der Nantilus.
Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Großes Militär⸗Doppel⸗Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 7 ½ Uhr.
Frreitag: Elite⸗ und Monstre⸗Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Der Nantilus.
Krania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet vor 12 — 11 Uhr. Täglich Vorstellung im Szeeeen Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.
Familien⸗Nachrichten.
Werlobt: Frl. Johanna Wirtensohn mit Hrn. Buchdruckereibesitzer Paul Gergonne (Berlin) — Frl. Helene Vogler mit Hrn. Ernst v. Hartwig (Berlin). — Frl. Wilhelmine ölsche mit Hrn. Landwirth Wilbelm Schmidt (Altenweddingen — Glöthe). — Frl. Anna Saffrann mit Hrn. Guts⸗ besitzer Hermann Knobbe (Henriettenhof — Schau⸗ len). — Frl. Helene Zieting mit Hrn Kaufmann Felix Olbrich (Altona). — Frl. Helene Fehmer mit Hrn. Kaufmann Hermann Arnoldi (Berlin — Hüttensteinach). — Frl. Luise Stetter me. AEnn. Fritz Pelkmann (Karlsruhe — Hildesheim).
Verehelicht: Hr. Kgl. Forstassessor Ernst Hart⸗ mann mit Frl. Hildegard Spaeth (Berlin). — Hr. Assessor Dr. Paul Lafrenz mit Frl. Else Erd⸗ mann (Barmbeck). — Hr. Pastor Johannes Neelsen mit Frl. Karoline Sieveking (Niendorf a. d. Stecknitz) — Hr. Otto Kluge mit Frl. Ida Rammofer (Pillkallen). — Hr. Rich. Lehmann mit Frl. Henriette Stoldt (Hamburg).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Richard Henning (Berlin). — Hrn. Ingenieur O. Greiner (Belgern a. d. Elbe). — Hrn. Max Heegewaldt (Stettin). — J. Spender (Eilbeck). — Eine Tochter:
rn. Rechtsanwalt Meutzendorff (Bitterfeld). — Hrn. Dr. C. Stöter (Berlin). — Hrn. Ferdinand Neumann (Berlin). — Hrn. Richard Rönnebeck (Berlin). — Hrn. Berthold Zippert (Berlin). — Hrn. Emil Mittag (Bisdorf). — Hrn. Professor Dr. Howard A. Kelly (Baltimore). Hrn. Paul Christoph (Berlin).
Gestorben: Hr. Cand. phil Paul Linke (Hirsch⸗ berg). — Frau Friederike Lüdecke, geb. Marschner (Berlin). — Frau Wittwe Joh. Mich. Gilles, geb. Hermanns (Eupen). — Frau Karoline Holtz, geb. Harder (Loitz).
Redacteur: Dr. H. Klee.
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
einschließlich der
Berlin:
No. 139.
8
Berlin, Mittwoch, den 11. Juni
Ernennungen, Beförderungen und Im aktiven Heere. Pasewalk, 5 Juni.
Pe
rsonalveränderungen.
Königlich Preußische Armee. 8 Versetzungen. Frhr. v. Secken⸗
dorff, Hauptm. vom Großen Generalstabe, zur Vertretung des beurlaubten Militär⸗Attachées zur Botschaft in Wien kommandirt. Engelbrecht, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 137 und kommandirt
zur Dienstleistung bei dem Festungsgefängniß in Köln, Festungsgefängniß versetzt zum Pr. Lt. befördert. zur Dienstleistung bei dem Festungsgefangniß in Wesel,
zu diesem Schwartz, Sec. Lt. von dems. Regt., Bernbard, Pr. Lt vom Inf. Regt Nr. 136, v. Wind⸗
heim, Pr. Lt vom Inf. Regt. Nr. 137, zur Dienstleistung bei dem
Festungsgefängniß in Neisse, kommandirt. 1 Neues Palais, 7. Juni. Generalstabe des IV.
von Sperling, Major vom Armee⸗Corps, zum Großen Generalstabe ver⸗
setzt und vom 1. Juli d. J. ab zur Dienstleistung bei dem Kriegs⸗
Ministerium kommandirt. der 8. Div., zum Generalstabe des IV. Armee⸗Corps, von Wallen⸗ berg, Hauptmann vom Generalstabe des III. Armee⸗Corps, Generalstabe der er Gencralstabe, zum derr von s
von Manstein (Schleswig) Inf. Regt. Nr. 53, versetzt. Res. des
Frei
1. Han
v. Hoepfner, Major vom Generalstabe
zum 8 Div, von Pannewitz II., Hauptm. vom Generalstabe des III. Armee⸗Corps, Sec. Lt. vom Infanterie⸗Regiment Nr. 84, in das 5. Westfälische E 1 v. Gostkowski, Sec. Lt. von der seat. Inf. Regts. Nr. 75 und kommandirt zur Dienst⸗
Rössing,
leistung bei diesem Regt., früher im 4. Bad. Inf. Regt. Prinz Wil⸗ helm Nr. 112, Patent vom 12. Februar 1884 M4ml bei dem 1. Hanseat. Inf. Regt. Nr. 75, wiederangestellt.
Abschiedsbewilligungen.
im aktiven Heere, und zwar als Sec. Lt. mit einem
Im aktiven Heere. Pase⸗
walk, 5. Juni. Schwarz, Sec. Lt. vom Hess. Train⸗Bat. Nr. 11, mit Pension der Abschied bewilligt.
Neues 9 mit
Armee, 1 8 Ferdinand von Braunschweig (8. Westfäl.) Nr. 57,
bewilligt.
alais, 7. Juni v. Dresky, Oberst von der ension und der Uniform des Inf. Regts. Herzog der Abschied
Königlich Bayerische Armee.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 2. Juni.
Leitner, Hauptm. und Comp. Chef im 7.
pold, unter Verleihung des Charakters als Major,
mit der Erlaubniß zum Tragen Im Sanitätscorps.
Inf. Regt. Prinz Leo⸗ mit Pension und
der Uniform der Abschied bewilligt. 6. Juni. Dr. Hartenfeld, Assist.
Arzt 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots (Ansbach), zur Res. versetzt.
Schluß des Berichts über
Reichstages. Richter, welche lautet:
Parlamentarische Nachrichten.
die gestrige (13.) Sitzung des
Berathung der Interpellation des Abg.
Den Herrn Reichskanzler erlaube ich mir zu fragen: Wie derkt
der Herr Reichskanzler über die Fortdauer der in den letzten Jahren
für Elsaß Lothringen erlassenen
esonderen Bestimmungen in Betreff
der Paßpflicht und der Aufenthaltsbeschränkungen? Abg. Richter: Der neue Herr Reichskanzler erklärte im Abgeordnetenhause seine Bereitwilligkeit, bisher zurückgehaltene
Wuüͤnsche und Gedanken von Aeußerung wurde allseitig
wäre falsch, alle schwebenden Session zu erörtern, aber es s gewisse Fragen, die aus den
Neuem zu prüfen, und diese mit Beifall aufgenommen. Es Fragen noch in dieser Sommer⸗ chien meinen Freunden angezeigt, letzten Regierungsjahren des
Fürsten Bismarck herrühren und in weiteren Kreisen, in der
öffentlichen erneut zur
Meinung wenis g. 1 parlamentarischen Erörterung zu stellen.
erschienen sind,
gerechtfertigt Deshalb
stellten wir die Interpellation über den schweizerischen Nieder⸗
lassungsvertrag und freuen uns,
bevor
Vorlage Ver dem Streitfall, der zur Kündigung Eine Zeit lang schien es, als ob auch 1 pellation vor ihrer Verhandlung erledigt werden würde durch Aufhebung beschränkungen, und weil verlautete,
die
halb
Erörterungen darüber — pellation längere Zeit zurück. Es heißt auf die praktische Erleichterungen eingetreten Einzelnen eine Milderung,
sie z
Nachtheile der
auf. Im elsässischen Landesausschuß ist vor wenigen
der Antrag
kurzer Di
den Mitgliede
sind.
ausschuß nicht,
Die Regierung äußerte
eines
skussion einstimmig an
daß diese Interpellation, ur Verhandlung gekommen ist, durch die neuen Vertrages erledigt ist, der von Veranlassung gab, absieht. auch die vorliegende Inter⸗
der Paßpflicht und der Aufenthalts⸗ die für das Elsaß 1888 eingeführt sind. Des⸗ daß im Schooße der Regierung schweben, hielten wir die Inter⸗ ßt ja, daß in Bezug
Handhabung der Paßpflicht wesentliche seien. Dies ist wohl für den hebt aber nicht die allgemeinen Paßpflicht und der Aufenthaltsbeschränkungen ß Wochen der Paßpflicht nach sehr enommen worden, auch von eutschfreundlicher Gesinnung sich im elsässischen Landes⸗ man naturgemäß daraus,
auf Aufhebung rn, die notorisch
und das erklärte
daß Erörterungen innerhalb der Regierung in dieser Richtung
schweben. mieden, Sche und die Interpellation in
Wir haben in der Fassung der Interpellation ver⸗ irgend eine Schärfe in die Angelegenheit hineinzutragen
der denkbar einfachsten Form gefaßt.
Als der Abg. Petri für Straßburg in der vorigen Session klar
und erschöpfend die Sache besprach, e Antwort von der Regierung,
lehnend wo 1 ierun or den elsässischen Landesausschuß gehöre.
weil,
Maßregeln angerathen Regierung zunächst die
alle
wenn
einen integrirenden Theil der Reichspolitik darstellt. wird nicht bloß das Reichsgebiet eisenbahnen, w 8 Zage den zusammengeschrumpften 1
eutschland und Frankreich bewältigen
Staaten
werungen des Verkehrs,
erhielt er die formal ab⸗ daß die Angelegenheit Ich hoffe nicht, formale Einrede diesmal wieder gemacht wird, notorisch der frühere Reichskanzler zu diesen hat, und wenn auch die elsässische Verantwortung dafür trägt, sie doch Materiell Elsaß betroffen, sondern auch das deutsche Finanzinteresse der Reichs⸗
und besonders das
welche jetzt mit einem Drittel der planmäßigen
Fremdenverkehr zwischen können. Jetzt, 10 gerkehrserleichterungen einführen, wirken vach w 3 die Nothwendigkeit der Paß, der damit ver⸗ iese Weitläufigkeiten und Verdrieß⸗ f die betroffenen Routen.
ogesen herrscht eine S
Beschränkungen auf den un⸗ chen Elsaß und Frankreich, auf
ines Visums auf
die verwandtschaftlichen, freundschaftlichen, persönlichen und geschäftlichen Beziehungen aller Art. Ueber die Entstehungs⸗ gründe dieser Maßnahme ist außerordentlich wenig bekannt. Die offiziösen Blätter berichteten damals darüber, daß ein Deutscher, der in Reims seine Schwester besuchen wollte, vom Präfekten in Nancy die Erlaubniß dazu nicht erlangen konnte und an der Grenze abgewiesen wurde. Die „Norddeutsche“ beklagte sich in Folge dessen über die französische Behörde, welche antwortete, der Deutsche sei zurückgewiesen, weil er sich als Gewerbetreibender niederlassen wollte und die gesetzlich verlangte gewerbesteuerliche Legitimation nicht vorzeigen konnte. Nach der „Kölnischen Zeitung“ wurde die Maßnahme auf die französische Agitation gegen die deutschen Interessen im Elsaß zurückgeführt. Im Elsaß selbst erachten aber alle Politiker, auch die größten Freunde des Deutschen Reichs, die Maßnahmen nicht für nothwendig zur Bekämpfung einer solchen Agitation. Wenn dadurch wirklich die Agitation ferngehalten wird, so wird das durch die Beschwerung des ganzen Verkehrs erkauft. Gerade solche Elemente, die man am wenigsten diesseits der Grenze wünschen kann, werden am wenigsten durch solche Beschränkungen ferngehalten; denn sie wissen sich am leichtesten mit den besten Legiti⸗ mationspapieren zu versehen und sich mit den polizei⸗ lichen Beschränkungen um so leichter abzufinden, je länger dieselben bestehen. Zudem ist ja für die nebenliegende schweizerische und belgische Grenze eine solche Beschränkung nicht vorhanden. Es wäre besser im Wege der Repression vorzugehen an Stelle einer Prävention, die doch nichts nützt und nur mit unbeabsichtigten Nachtheilen durchgeführt werden kann. Der Regierung stehen Maßnahmen genug zur Ver⸗ fügung, um durch Repression alles Lästige zu unterdrücken. Nach dem Eindruck der Verhandlungen des elsässischen Landes⸗ ausschusses wirkt das Fortbestehen dieser Maßnahmen mehr agitatorisch ungünstig für Deutschland als die Agitatoren per⸗ sönlich wirken könnten, insofern es Verstimmung gegen die deutschen Behörden erweckt. Nach elsässischen Blättern sollen es die Behörden als ein besonderes Aergerniß empfinden, daß junge Leute, die durch Option oder Auswanderung sich dem Militärdienst entzogen haben, frank und frei nach dem Elsaß zurückkommen und gegenüber ihren Altersgenossen paradiren, die der Militärpflicht unterworfen sind. Ich habe für ein solches Aergerniß volles Verständniß, aber wenn sich dieses Bedenken auf eine so beschränkte Zahl von Personen bezieht, kann man doch geeignete Maßnahmen ohne allgemeine Beschränkungen treffen. Ich hoffe, daß der Reichekanzler dieser Frage sein Studium zuwenden wird und daß es ihm gefallen möge, die Aufhebung der Paßpflicht und der Aufenthaltsbeschränkungen noch weiter in Erwägung zu ziehen. Ich habe diese Inter⸗ pellation nicht gestellt aus irgend einer Freundlichkeit gegen Frankreich etwa, sondern in deutsch⸗nationalem Interesse, weil wir Alles entfernen müssen, was der Erreichung des Ziels entgegensteht, daß wir jene altdeutschen Lande, die uns Jahr⸗ hunderte lang entfremdet waren, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich immer enger wieder mit Deutschland verbinden.
Reichskanzler von Caprivi:
Was den Wunsch des Hrn. Abg. Richter angeht, ich möchte mich mit der Frage eingehend beschäftigen, so bin ich demselben zuvor⸗ gekommen. Seit meinem Eintritt ins Amt hbat diese Frage mich beschäftigt. Ich sehe davon ab, die formale Vorfrage hier zu stellen, ob der Gegenstand hierher oder nach Straßburg i. Els. gehört. Ich kann es um so leichter, als ich mich in Bezug auf die Behandlung der Frage in vollkommener Uebereinstimmung mit dem Herrn Statt⸗ halter von Elsaß⸗Lotbringen befinde. 8
Nachdem in den 70er und im Anfang der 80er Jahre eine Reihe von Hochverrathsprozessen gegen Spione bei deutschen Gerichten ge⸗ führt worden war, hat es sich zur Evidenz herausgestellt, daß die Reichslande von einem Netz von Spionen umgeben waren, das trotz einiger glücklicher Griffe und einiger erfolgreich geführter Prozesse zu vernichten nicht gelang. Die Zahl der Franzosen, die sich in Elsaß⸗ Lothringen aufhielten, wuchs fortwährend. Von etwa 15 Tausend im Jahre 1884 wuchs sie auf 19 Tausend im Jahre 1888, und darunter war eine überraschend starke Zahl von solchen Personen, die, sei es als beurlaubt, noch aktiv der französischen Armee angehörten oder der Territorial⸗Armee oder sonst in einem Verbande zur französischen Armee gestanden hatten. Reben dieser militärischen Ueberwachung der Reichslande durch Personen, die dem Staat unseres westlichen Nachbarn angehörten, ging eine andere Agitation, die ja in Ihrer Aller Gedächtniß noch lebhaft genug vorhanden sein wird. Ich darf nur an die Patriotenliga erinnern. Gestützt auf diese Thatsachen, über die eingehendes Material vorliegt, wurde die Reichs⸗ regierung vor die Frage gestellt: Kann das im militärischen Interesse so weiter gehen oder leidet die Scicherheit der Reichslande unter diesem Zustande? Die Frage wurde von den komvetentesten militärischen Stellen bejaht: das Reichsland litt unter diesem Zustande, es mußten Maßnahmen da⸗ gegen ergriffen werden. Der Reichskanzler trat in Verbindung mit der nächstbetheiligten Regierung, mit der Regierung in Elsaß⸗Lothringen. Man verhandelte hin und her, und keineswegs leichtsinnig ist der Ent⸗ schluß gefaßt worden, die Paßpflicht in Elsaß⸗Lothringen einzuführen. All die Bedenken, die mit der Zeit erhoben worden sind, sind schon damals zur Sprache gekommen. Trotzdem aber faßte man den Entschluß, den Paßzwang einzuführen. Es waren nicht diese Motive allein, die dahin führten, sondern es lag noch ein anderes vor: ein Motiv, von dem es mir auffällt, daß der Hr. Abg. Richter es nicht genannt hat. Ich würde vielleicht mit Rücksicht auf meine Stellung es nicht ganz so scharf formulirt haben, wie sein Parteigenofse Hr. von Stauffenberg es in einer Sitzung im Jahre 1889 ausgesprochen hat: „Die Paßverodnung hat den Zweck gehabt, den wir Alle mit einander billigen, und zwar im höchsten Grade, die Bande mit Frank⸗ reich soweit wie möglich aufzuheben und die Germanisirung von Elsaß⸗Lothringen zu beschleunigen⸗— Es war eine Thatsache, daß, obwohl wir 17 Jahre die Freute hatten, die Reichslande wieder deutsche nennen zu können, die deutsche Gesinnung keinen Schritt vorwärts zu gehen schien. Man stand vor der Frage: Was kann geschehen, um den Reichslanden das Deutsch⸗ werden zu erleichtern? Ich glaube, in der Beziehung können die verbündeten Regierungen und speziell die Regierung von Elsaß⸗ Lothringen ein gutes Gewissen haben; an mildem und wohlwollendem Entgegenkommen hat es nicht gefehlt. Das Mittel hatte nicht ge⸗ fruchtet; man mußte sich nach anderen umsehen, und es blieb nur übrig, den Grenzgraben, der Elsaß⸗Lothringen von Frankgeich trennt, zu vertiecfen, wenn man den Elsaß⸗Lothringern das Bewußtsein geben wollte, daß diese Grenze eine definitive sei. 8
Aus diesen Umständen ist die Paßverordnung entstanden. Sie wurde am 22. Mai 1888 erlassen. Am Tage darauf erging eine Verordnung über die Aufenthaltserlaubniß in Elsaß⸗Lothringen von
8⸗Anzeiger und Königlich Preußischen
derselben Stelle vom Statthalter aus. Was die letztere Verordnung angeht, so ist sie nur etwa 11 Monate in Kraft gewesen und dann aufgehoben worden. Man batte die Frage aufgeworfen: Sind diese beiden Verordnungen, die über den Paßzwang und die über den Auf enthalt, mit dem Frankfurter Frieden vereinbar oder wird eine Ver⸗ pflichtung, die wir in diesem Frieden gegen Frankreich eingegangen sind, durch eine der beiden Veroerdnungen verletzt? Mein Herr Amts⸗ vorgänger forderte das Reichs⸗Justizamt zu einem Gutachten auf und das Gutachten fiel dahin aus, daß durch die Verordnung über die Paßpflicht eine Verletzung des Artikels 11 des Frankfurter Ver⸗ trages nicht stattfinde. Der Artikel 11 sichert der franzosischen Nation dem Deutschen Reich gegenüber die Rechte der Meistbegünstigten zu. Anders fiel das Gutacten des Reichs⸗Justizamts in Bezug auf die zweite Verordnung aus. Es wurde darin ungefähr ausgeführt, man könne ja behaupten, daß die ganze Klausel von den Meistbegünstigten in diesen, wie in fruüͤberen Friedensverträgen sich auf Handel und Wandel bezogen hätte, nicht aber auf solche Akte des bürgerlichen Lebens, die Polizeivorschriften unterstellt sind, die der Gesetzgebung des anderen Staats unterliegen. Indessen, um unter allen Umständen
nicht den Schein auf die deutsche Regierung zu laden, als sei si
geneigt, illoyal gegen Frankreich zu handeln wurde die Aufhebung de
zweiten Verordnung, also der über den Aufenthalt, beschlossen.
Wenn auch jetzt noch in Bezug auf den Aufenthalt, abgesehe von der Verordnung über den Paßzwang, hier und da polizeilich ein geschritten wird, so geschieht das in dem Rahmen desjenigen gute Rechts, das jeder Staat für sich in Anspruch nehmen muß, wenn die öffentliche Ruhe und Ordnung durch das Zuziehen Fremder gefährdet zu werden scheint. Es wird der Franzose nicht anders behandelt als jeder andere Fremde; nur tritt ersterer massenhafter ein und giebt bier und da der Polizei eben mehr Anlaß zu Bedenken, er könnte schäd⸗ liche Dinge treiben, als das von anderen Nationen geschieht.
Wenn ich hiermit glaube, die Frage des Hrn Abg. Richter über die Aufenthaltsverordnung erledigt zu haben, so bleibt mir noch übrig, auf die Paßverordnung näher einzugehen. Es war nun, was diese Verordnung angeht, nothwendig, eine Reihe von polizeilichen Aus führungsbestimmungen zu geben. Diese Ausführungs bestimmungen sind lokal verschieden erlassen worden. Ich kenne sie gar nicht alle; es mag sein, daß hier und da auch einmal eine zu harte, eine zu weitgehende getroffen worden EIu6“ Ganzen glaube ich annehmen zu dürfen, daß die Polizei⸗ behörden korrekt in Ausführung des Pakgesetzes gehandelt haben. Nun sind die Klagen, die der Hr. Abg. Richter zur Sprache bringt, ja in ungleich schärferer Weise schon anderwärts und in der Presse zu Tage gekommen. Also es lag nahe, als ich in das Amt trat, die Frage aufzuwerfen: kann die Paß⸗ verordnung auigehoben werden, oder nicht? und m s mich angekt, so ist mein Rath dahin gegangen, sie nicht aufzuheben. Eine völlige Aufhebung dieser Verordnung halte ich zur Zeit für unmöglich. Der Hr. Abg. Richter sagt: Man braucht nicht präventiv einzu⸗ schreiten, man kann abwarten und dann einschreiten. Wir würden aber da genau die alten Zustände wiederbekommen, die wir gehabt haben; wir kommen faktisch weiter — und das hat der Erfolg bewiesen — durch das jetzige Verfahren, indem wir den Eintritt in das Reichsgebiet denjenigen Leuten, von denen wir Gefahr besorgen, von Haus aus abschneiden. Der Herr Abgeordnete hat selbst den Punkt berührt, der nach meiner Anschauung der wesentlichste ist und der uns noch auf lange an der vollständigen Aufhebung der Paß⸗ verordnung bindern wird, das ist der Aufenthalt aller derjenigen Personen in Elsaß⸗Lothringen, die mit der französischen Armee in einer oder der anderen Verbindung stehen. Es liegt ja doch ganz auf der Hand, daß das Deutsche Reich nicht französische Offiziere in solchen Jagdgrüͤnden ihrer Passion nachgehen lassen kann, von denen wir in ctwaigen künftigen Kriegen die Möglichkeit nicht ausgeschlossen seben, daß sie zum Schlachtfeld werden können; wir können doch nicht dulden, daß Mitglieder der französischen Armee sich in großer Zahl da einmiethen, wo sie etwa Beobachtungen machen können, die dem Deutschen Reich schädlich sein können, wir würden das ebensowenig wie von den Franzosen von irgend einem Mitglied irgend einer Nation dulden, und die Franzosen handeln ganz genau ebenso gegen uns, sie können auch gar nicht anders; das ist eine Pflicht der Selbsterhaltung, die jeder Staat sich schuldig ist. Wir haben uns nicht einmal gewundert; es ist, soviel ich weiß, nicht ein einziger Schritt geschehen gegen das französische Spionagegesetz, das gegen diele Deutsche viel schärfer eingeschritten ist, als wir gegen die Fran⸗ zosen. Nun kommt dazu die ganze Klasse der Optanten und Der⸗ jenigen, die ihre deutsche Staatsangehörigkeit aufgegeben haben, ohne eine andere zu erwerben. Sagen Sie sich doch einmal selbst, was treten in einem kleinen Dorfe fuür Verhältnisse ein, wenn der Eine ausgehoben wird und die Anderen daneben stehen und ihn auslachen: Warum hast Du nicht optirt? Wir leben so gut hier wie Du, wir haben dieselben Vortheile, das Deutsche Reich schützt uns, seine Gesetze kommen uns zu Gute, wir leisten aber gar nichts. Ich balte es für absolut unmöglich, von Maßregeln abzustehen, die diese Zustände hindern. Nun ist das Paßgesetz einmal da: rasselbe wirkt gut in dieser Beziehung, es kann aber seine Wirkung überhaupt erst ganz äußern, wenn es längere Zeit in Uebung ge⸗ blieben ist. Denn wenn — ich beziehe mich auf die Worte des Hrn. Abg. von Stauffenberg — das Gesetz den Zweck hat, die Elsaß⸗ Lothringer mehr zu Deutschen zu machen, also sie an andere Ver⸗ hältnisse zu gewöhnen, sie innerlich uns näher zu bringen durch die Gewohnheit, so kann ich nichts erreichen, wenn ich in kurzer Zeit das Gesetz aufhebe. Denn das wird mir der Herr Abgeordnete zugeben, wer Menschen durch Gewohnheit zu etwas bringen will, — ich möchte da auf die zwei⸗ und dreijährige Dienstzeit exemplifiziren — der kann das nur durch eine längere Gewohnheit, nicht durch eine kurze. Sind wir also nicht in der Lage, die Verordnung aufzuheben, so ist es uns doch nicht entgangen, daß sie eine Menge von Schroffheiten zur Folge gehabt hat und noch haben kann, die unnütz waren. Es ist also von Seiten der ausübenden Behörden mit einer milderen Praxis verfahren worden und wird weiter mit einer milderen Praxis verfahren werden. Wie weit diese Milde gehen kann, das wird wesentlich davon abhängen, wie sich die Meistbethei⸗ ligten, nämlich die Elsaß⸗Lothringer, dieser Milde gegenüber stellen. Werden die Verhältnisse in Elsaß⸗Lothringen so, daß wir nachlassen können, so werden wir in demselben Maße nachlassen. Wir werden aber die Verordnung nicht aufheben.
Uebrigens erscheint es mir doch fraglich, ob durch diese Inter⸗ pellation und durch solche Erörterungen dieser Verhältnisse denjenigen Leuten, deren Interesse Sie im Auge haben, genützt wird, ob nicht geradezu das Gegentheil davon hervorgerufen wird. Denn wenn der Elsaß⸗Lothringer immer denkt: Vielleicht bringt Hr. Richter doch einmal wieder eine Interpellation ein, vielleicht kommt er einmal durch, dann gewöhnt er sich eben schwer ein, dann behält er den Glauben, daß sein Heil oder wenigstens das letzte Ziel desselben jenseits der Grenze zu suchen sei und nicht hier bei uns. 8
Ich möchte mir noch eine Bemerkung auch mit Rücksicht auf die Zukunft gestatten. 8 3
Diese Interpellation hat Saiten jenseits der Grenze Deutsch⸗ lands berührt. Ich habe mich bemüht, vorsichtig zu sein, weil ich das Bestreben habe, nichts zu sagen, was den Staat jenseits unserer Grenze irgend unangenehm berühren könnte. Wir haben in der letzten Zeit manches erfreuliche Zeichen von einer Besserung n leee Beziehungen wahrgenommen, und es sollte mir unendlich leid thun,