39 Extrazüge sind bereits für Sonnabend, den 5., und Sonntag, den 6. Juli, hier angemeldet. Sie werden den Haupttheil der Schützen bringen, welche das 10. deutsche Bundesschießen besuchen. Auf dem Anhalter Bahnhof treffen allein in der Zeit von 11 bis 1 Uhr Mittags am Sonnabend vier große Sonderzüge ein, unter anderen der aus München, für dessen Empfang auch Seitens des Vereins der Bayern besondere Vorbereitungen getroffen werden. Der Verein wird in corpore auf dem Bahnhof erscheinen und in festlichem Zug, der von der Kapelle des Bayerischen Leib⸗Regiments eröffnet wird, nach dem Rathhaus geleitet werden. Die Münchener Schützen werden alle in gleicher Tracht, den Hut mit einer Stein⸗
adlerfeder geziert, erscheinen. Seitens des Empfangs⸗Comités für 8 das 10. deutsche Bundesschießen werden auf den 5 Hauptbahnhöfen, Friedrichstraße, Anhalter Bahnhof, Potsdamer Bahnhof, Lehrter und Stettiner Bahnhof ständige Kommissionen mit Musikeorps zum Empfang der Schützen anwesend sein
Das Comité für die Ferien⸗Colonien ist, wie der
„B. B. C.“ mittheilt, jetzt in voller Arbeit. Es gilt, 1100 Mädchen und 1200 Knaben in die verschiedenen Kolonien zu vertheilen, nach Kammin, Harzburg, Eldena, Gartz, Prerow, Zingst, Elsterwerda, Moys, Harzburg u. s. w. Das Gros geht am 7. Juli vom
Schlesischen und Stettiner Bahnhof ab. Jede Kolonie erhält eine
vollständige Ausrüstung: Betttücher, Strohsäcke, Kissen, Hand⸗ und
Wischtücher, Badehemden, Seiflappen, Schwämme, Kopfbürsten, Kämme, Waschschüsseln, Medikamente, Fahnen, Spiele u. dergl. 8 Damen vom Comité sind täglich in dem Depot in dem früheren städtischen Siechenhause in der Gitschinerstraße thätig, um diese Aus⸗ rüstungen zusammenzustellen.
8 Die „Lübbener Jäger“, das Brandenburgische Jäger⸗
Bataillon Nr. 3, begehen, wie die „N. A. Ztg.“ schreibt, am kom⸗ menden Sonntag ihr 75 jähriges Jubiläum. Mit dem Bataillon feiern auch die „alten Jäger“ das Fest, und um ihre Theilnahme auch äußerlich zu bekunden, widmen sie dem Bataillon zu seinem Ehrentage eine Kolossalbüste Kaiser Wilhelm's I. Auf der Vorderseite des Postaments steht die Inschrift: „Kaiser Wilhelm I.“; auf der Rückseite die Worte: „Zum 75j1ährigen Jubiläum gewidmet von alten Kameraden, 1815 — 1890“ und weiter unten: „Die Treue ist der Ehre Mark“. Seinen Ort wird das Denkmal in Lübben auf dem Platze vor der Kaserne finden, wo auch am Sonntag in Gegen⸗ wart des Bataillsns und zahlreich erscheinender alter Jäger die feier⸗ liche Uebergabe stattfinden wird.
„Fürstenwalde a. d. Spree, 25. Juni. (W. T. B.) Die in Fürstenwalde tagende Jahresversammlung des Branden⸗ burgischen Hauptvereins der Gustav⸗Adolf⸗Stiftung hat beschlossen, folgendes Telegramm an Se. Majestät den
Kaiser zu senden:
„Ew. Majestät, seinem erhabenen Protektor und hervor⸗ ragendsten Mitgliede, wagt der Hauptverein der Gustav⸗Adolf⸗ Stiftung in der Provinz Brandenburg bei seiner Jahres⸗
versammlung aus dem alten Bischofssitz Fürstenwalde seine
allerunterthänigsten Grüße ehrfurchtsvoll zu Füßen zu legen, mit dem Ausdruck des Dankes für die dem Gustav⸗Adolf⸗Werke in unsrer Provinz wie in dem gesammten deutschen Vaterlande gewährte Kaiserliche Huld, mit dem Gebete zu Gott um Segen und
Schutz auf der Reise in die Lande Gustav Adolf's, die Ew. Majestät
anzutreten im Begriffe stehen und mit der Bitte um fernere aller⸗
gnädigste Förderung des seinen Namen tragenden Werkes. — Noël,
Konsistorial⸗Rath, D. Rogge, Hofprediger, Meltzer, Ober⸗Pfarrer.“
†t Posen, 25. Juni. Die Baulust in den Vororten Posens Jersitz, St. Lazarus und Wilda ist fortgesetzt in Zunahme bcposfn⸗ und hat sich in diesem Frühjahr auch zum ersten Male des zur Bebauung freigegebenen Terrains im ersten Festungsrayon be⸗ mächtigt, woselbst Fachwerksbauten nach den neuesten technischen Grundsätzen errichtet werden.
„Aachen, 26. Juni. (W T. B.) Das hiesige Zweig⸗Comité Feeerna1n, n 1 14“ E“ enkma ür den Fürsten von Bismarck in der Reichshaupt⸗ stadt“ als erste Rate 6500 Mark. e.
. Der Verwaltungsausschuß des Ger⸗ manischen National⸗Museums hat in seiner diesjährigen Versammlung eine Adresse an den Fürsten Bismarck gerichtet, der sowohl in seinen amtlichen Stellungen wie persönlich dem Ger⸗
Nürnberg, 25. Juni.
schon als preußischer Gesandter beim Deutschen Bundestage zum Ehren⸗ mitglied des Germanischen Museums gewählt wurde. In Erwiderung der Adresse ist dem I. Direktor des Germanischen Museums, Dr. A. von Essenwein nachfolgendes Schreiben zugegangen: Friedr ichsruh, den 3. Juni 1890. Für die wohlwollende Fesschefft vom 29. v. M. bitte ich Ew. Hochwohlgeboren, meinen verbindlichsten Dank entgegennehmen und den Herren Unterzeichnern übermitteln zu wollen. Ich werde auch in Zukunft Ihrer vortrefflich geleiteten Anstalt und den durch dieselbe erstrebten Zielen rege Theilnahme widmen und wünsche ihr von Herzen ferneres Gedeihen. von Bismarck.“
Nonn, 24. Juni. (Dtsch. Tgbl) Hr. Friedrich Vorderauer aus Salzburg beabsichtigt, eine aszrostatische Bahn auf die Spitze des ungefähr 1800 m hohen Dolomitberges „Hohenstaufen“ von der am Fuße desselben gelegenen Ortschaft Nonn zu erbauen, und nachdem Seitens der bayperischen Regierung die Bewilligung zur Vor⸗ nahme technischer Vorarbeiten zur Ausführung dieses Projekts für die Dauer von vier Monaten bereits ertheilt wurde, dürfte mit der Tracirung und den Grundproben schon in den nächsten Tagen be⸗ gonnen werden. Das Bewegungsfystem der aösrostatischen Bahn bildet eine praktische Ausnützung der aufsteigenden Kraft des Luft⸗ ballons.
Stuttgart, 25. Juni. (St.⸗A. f. W.) Der unter dem Protektorat Sr. Majestät des Königs stehende Württem⸗ bergische Landesverein der Kaiser Wilhelmstiftung für deutsche Invaliden hielt vorgestern unter dem Vorsitz seines Präsidenten, des Prinzen Herrmann zu Sachsen⸗ Weimar, Hoheit, seine Jahresversammlung. Der in derselben er⸗ stattete Bericht gedenkt an erster Stelle der Gaben des Königlichen Haufes, vor Allem des huldvollen Geschenks, das Ihre Majestät die Königin wie alljährlich zum Ge⸗ dächtniß des 30. November und 2. Dezember 1870 hat überreichen lassen. An der Spitze der Beiträge gewährenden Amtskorpo⸗ rationen steht Ulm mit 1715 ℳ, dann folgen Balingen, Biberach, Laupheim, Ludwigsburg mit je 300 ℳ, Eßlingen, Heidenheim u s. w. mit je 200 ℳ bis herab zu 25 ℳ Die allgemeine Kirchenkollekte ergab 11 149 ℳ (durchschnittlich 9000 bis 11 000 ℳ). Diese Quelle ist gefährdet, weil nach den neuen gesetzlichen Bestim⸗ mungen das Kirchenopfer lediglich für Zwecke der Kirchengemeinde bestimmt ist. In Stuttgart besteht eine besondere gemeinderäthliche Kommission für Zwecke der Kaiser Wilhelmstiftung; die Hauptstadt hat für diese Zwecke 338 405 ℳ aufgebracht und für ihre Invaliden 105 183 ℳ erhalten. Ulm hat 43 256 ℳ gegeben und 22 876 ℳ empfangen. Heilbronn gab 34 084 ℳ und empfing 12 845 ℳ Reutlingen gab 26 029 ℳ und erhielt 51 547 ℳ Nagold gab 6797 ℳ und empfing 32 477 ℳ u. s. w. Die seit 18 Jahren von der Stiftung geleisteten Unterstützungen betragen 931 776 ℳ an baarem Geld und 162 658 ℳ an Anlehen an Invaliden. Die letzteren sind zurückbezahlt bis auf einen Rest von 29 5699 ℳ Der gesammte Betrag des Vermögens beläuft sich 88 einer allmählichen Einbuße von 128 554 ℳ noch auf 509 135 ℳ 1888 ergab sich an Unterstützungs⸗ bedürftigen ein neuer Zuwachs von 15 Personen, der erforderliche Beitrag ist aber um 173 ℳ zurückgegangen. Die Zahl der Invaliden sowie der Hinterbliebenen hat sich um 17, bezw. 14, zu⸗ sammen um 31 Pfleglinge mit einem Aufwand von 1934 ℳ ver⸗ mehrt. Dagegen haben die außerordentlichen Beihülfen um 16 Per⸗ sonen und 1205 ℳ abgenommen. Es werden solche Beihülfen auch an Invalidenkinder nach dem Austritt aus der Schule für die Berufs⸗ bildung gewährt.
London, 22. Juni. (Frankf. Ztg.) Auf der Höhe von Folkestone fand gestern während eines Nebels ein Zusammen⸗ stoß zwischen den englischen Schraubendampfern „Lotus“ und Thornhill“ statt. Letzterer sank sofort und die 22 Köpfe starke Mannschaft wurde mit Schwierigkeit gerettet.
London, 23. Juni. (A. C) Die Sonntags⸗Gesell⸗ schaft, deren Streben die Abschaffung der puritanischen Sabbath⸗ Heiligung ist, hielt am 21. Juni ihre Jahresversammlung unter dem Vorsitz des Professors Romanes ab. Der Letztere gab an, daß zur Zeit in London 23 öffentliche Institute dem Publikum an Sonntagen wären. Die Vorstände des Britischen Museums und der
ational⸗Galerie brächten den Zielen der Sonntags⸗Gesellschaft Sympathie entgegen und hätten an den Schatzamts⸗Kanzler eine Denkschrift gerichtet, um die geringe Summe bewilligt zu erhalten, hasrn beiden Institute an Sonntagen dem Besuche offen ehen könnten.
LW“
manischen Museum vielfache Beweise seines Wohlwollens gegeben und
Wetterbericht vom 26. Juni, Morgens 8 Uhr.
4 8 1 1 ¹ 1
in ° Celsius
4 R.]
Gr.
u. d. Meeressp
Stationen. Wind.
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red in Millim.
Temperatur
8
von Wildenbruch Sonnabend:
Mullaghmore Aberdeen. Christiansund FKopenhagen. Stockholm.
aparanda.
t. Petersb. Moskau . ..
wolkig wolkig Regen 2 wolkig wolkig 2bedeckt bedeckt wolkenlos
lomini. Vorher:
heiter bedeckt Regen Regen Nebel 3 wolkig 2 bedeckt 4 bedeckt 1 wolkenlos SW 1 wolkig 1 Dunst still heiter 2 wolkenlos still heiter SSW 3 wolkig NW 1 wolkenlos still wolkenlos ONO 2 wolkenlos 21 still wolkenlos 20 still wolkenlos 25
Uebersicht der Witterung.
Das Minimum, welches gestern bei den Shet⸗ lands lag, ist nordostwärts nach der mittleren nor⸗ wegischen Küste, das barometrische Maximum etwas ostwärts fortgeschritten. Das Wetter ist in Central⸗ Enuropa still, wärmer und vielfach heiter; nur an der deutschen Nordsee fällt Regen. In Deutschland liegt die Temperatur noch etwas unter der normalen.
Deutsche Seewarte.
2 S 5
pagnon.
onnabend:
Sonntag: Montag:
SSs ACII 88 8
Sonnabend: wurzer.)
9G.
Wien.
der
Biedermann.
Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend:
Paris, 25. Juni. (W. T. B.) In St. Jean nahe bei Brest brach gestern die von einem Schiffe nach dem L dungsplatze führende Brücke unter dem Gewicht der von dem Schiffe kommenden Reisenden zusammen Gegen 50 Personen fielen in das Meer. Die Zahl der Ertrunkenen ist noch nicht festgestellt. Bis heute Vormittag sin 7 Leichen aufgefunden worden. Die Taucher setzen ihre Be mühungen fort.
Girgenti) gemeldet wird, kam es dort am Johannistage zwischen etwa 3000 Arbeitern der dortigen Schwefelgrube, welche wegen der Lohnfrage und der Arbeitszeit die Arbeit eingestellt hatten, und der Polizei zu einem Handgemenge, bei welchem drei Gendarmen und ein UnterLieutenant verwundet wurden. Die strikenden Arbeiter steckten das Gebäude des Bürgerclubs in Brand; etwa 50 Männer und Frauen wurden verhaftet. 8
Sofia, 25. Juni. (W. T. B.) Als Prinz Ferdinand gestern auf dem Regierungsdampfer „Kroum“ von Rustschuk aus eine Fahrt auf der Donau unternahm, schlug während eines Gewitters der Blitz in den Mast des Schiffes. Der Prinz, welcher sich gerade einige Schritte von dem Mastbaum befand, blieb unbeschädigt. 8
Washington. Im Kongreß soll eine Bill zur Erhaltung der letzten Büffel eingereicht werden. Wie der „Milw. Herold-
wahrt wurde. von Salt Lake City, welchen Hr. Jones gleichfalls seine Sorge zu- gewendet hat, um sie in einer Heerde beisammen zu halten. Das ist der ganze Rest dieser Thiere, die noch vor weniger als einem Menschen alter nach Millionen zählend die Jagdgründe der Rothhäute bevöl kerten Die Bill bezweckt, den wenigen Büffeln (oder Bisons, wie die wilden nordamerikanischen, dem Auerochs verwandten Rinder eigentlich heißen), die noch da sind, eine sichere Heimath zu geben, auf daß sie der Ausrottung entgehen und sich fortpflanzen können.
New⸗York, 24. Juni. (A. C.) Die Bevölkerung der großen nordeamerikanischen Städte wird auf Grundlage des jüngsten Census wie folgt geschätzt: New⸗York 1 700 000, Phila-
417 720. Rechnet man zur Bevölkerung New⸗Yorks die Einwohner⸗ zahl der Nachbarstädte Brooklyn, Jersey City, Hoboken ꝛc. mit, so zählt New⸗York 2 800 000 Einwohner. Chicago behauptet, daß es
jetzt nach New⸗York die größte Stadt der Vereinigten Staaten ist.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene 8 Depeschen. .““
Wiesbaden, 26. Juni. (W. T. B.) Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen ist heute Vormittag
getroffen. Washington, 26. Juni. (W. T. B.) Der Text der vom Finanz⸗Ausschuß empfohlenen Zolltarifvorlage, die im Senat eingebracht wurde, enthält außer den schon gemeldeten noch folgende Aenderungen: Der Zoll auf Phantasieartikel wird auf 5 Proz. der angekündigten Erhöhung reduzirt. Der Zoll auf Spiegelglas und Linsen sei nöthig zur Förderung der heimischen Industrie. Der Zoll auf Bausteine wird um
zu steuern. Aluminium wird mit einem Zoll von 20 Proz. belegt. Der Kupferzoll wird wegen des großen Kupferexports reduzirt. Zucker bis Nummer 13 holländisch wird auf die Freiliste gesetzt und eine Exportprämie ninsch Förderung der einheimischen Produktion vorgesehen. In Folge des Ver⸗ langens der Wollindustriellen nach einem bedeutend erhöhten Zoll empfiehlt der Ausschuß eine neue Klassifizirung des Wollzolles. ö“ 16
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Theater⸗Anzeigen.
Nönigliche Schauspiele. haus. 156. Vorstellung. Oper in 3 Akten von Richard Kapellmeister Sucher.
Schauspielhaus 161. Vorstellung. Die Qnitzow's. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst
onna Opernhaus. 157. Vorstellung. Der Freischütz. Oper in 3 Akten von C. M. von Weber. Text zum Theil nach einem Volksmärchen: Freischütz“, von Friedrich Kind. Schauspielhaus. Schauspiel in 5 Akten von Schiller. Wallensteins Lager. 1 Akt von Schiller.
DBeutsches Theater.
Zum 50. Male: Der Unterstaatssekretär. Letzte Vorstellung in dieser Saison. Der Richter von Zalamea.
Berliner Theater. Freitag: 40. und letzte
Abonnements⸗Vorstellung. Gräfin Lea. Die Räuber.
Sonntag: Kean. — Anfang 7 ½ Uhr.
Wallner-Theater. Freitag: 21. Gastspiel von Therese Biedermann vom Theater an der Wien in Zum 21. Male: Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac un e Mnese aAef . M. Hervé. or der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Sro Garten⸗Concert. dn da 8 6. orstellung 7 ½ Uhr. Sonnabend u. folg. Tage: Gastspiel von Therese Mamsell
Victoria-Theater. a. 2 9 2g von Alex. Moszkowski und Richard Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini.
Dieselbe Vorstellung.
Concert-Park. Direktion: Freitag: Zum 161.
Opern⸗ Romantische
agner. Dirigent: Anfang 7 Uhr.
Freitag:
Lohengrin. Male:
und Julius Bauer. Im prachtvollen Park um 6 Uhr:
Concert. Gesangs⸗Künstler.
Anfang 7 Ubr.
„Der Anfang 7 Uhr. 162. Vorstellung. Die Pieco⸗
Im Park: Großes
Chinesische Farbenspiele.
in Kapelle. Glänzende Illumination.
Kroll'’s Theater.
11. „Fr. Angelina Luger. Freitag: Fr. Luger.)
Anfang 7 Uhr. 1“] “ Freitag:
Faust’s Tod.
leuchtung des Sommergartens: Anfang 5 ⅛, der Vorstellung 7 Uhr.
Belle-Allianre-Theater. 118. Male: Der Nantilus.
(Friedr. Mitter⸗ Musikcorps.
21 Seec E ents. 7 ½ Uhr.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater und Julius
Jonathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann nd Z . Musik von Carl Milllöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Hr. Kapellmeister Knoll Anfang 7 ÜUhr. 3 Großes Doppel⸗ Auftreten sämmtlicher Instrumental⸗ und
Sonnabend: Im Theater: Der arme Jonathanu. Kinder⸗Parkfest. verloosung einer lebensgroßen Puppe. 3 Musik⸗Corps. Militär⸗
Die Favoritin.
Sonnabend: Der Waffenschmied.
Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nach der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be⸗ Großes Concert.
Freit ig:
Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Großes Elite⸗ und Monstre⸗Concert, ausgeführt von drei 1. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablisse⸗ Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
2
Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Luise Haberer mit Hrn. Ingenieur Maximilian Stünkel ncemntt Hrh. Fngen 8 Frl. Hedwig Wittekop mit Hrn. Prem.⸗Lieutenant Mackensen von Astfeld (Hannover). — Frl. Elise Heyer mit Hrn. Robert Rohne (Gunsleben — Kalbe a. S.). — Frl. Gertrud Menzel mit Hrn. Zimmermeister Karl Schröter (Berlin). — Fr. Agnes Schlincke mit Hrn. Franz Kraus (Berlin —8 Rummelsburg). — Frl. Ella Schroeter mit Hrn. Johannnes Hepp (Landsberg a. W. —Prenzlau).
Verehelicht: Hr. Georg Hoffmann mit Frl. Julie Wesselhoefft (Hannover). — Hr. cge⸗ 7 mit Frl. Martha Kasper (Frankfurt a. M. — Münsterberg). — Hr. Wilhelm von Reichen mit Frl. Rudolphine Aßling (Diepholz). br. 85 Beg- F Le c. gns Jachnert
n). — Hr. Heinri neidemühl mi 8 Julie Ruhm (Berlin). Meait Sef
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor C. ff (Vilz bei Tessin). — Hrn. Direktor F. e (Bermes Sedibehe — Hrn. Ludwig Marckwald Berlin). — Hrn. Willy Pusch (Berlin). — Fere. echöcne ö Karl von
öneberg b. Berlin). — . ⸗ siallehrer Roeder (See WE
Gestorben: Hr. Theodor Frhr. v. Langermann und Erlencamp (Dambeck). — Hr. Senator Friedrich Rischbieth (Neustadt a. Rbge.). — Frau Johanna Koch, geb. Schroeder (Tapiau). — Hr. Domänenpächter Ludwig v. Schuchen (Lauenau).
“ — Hr. Rentier Albert Schucke (Tempelhof). —
Hr. Friedrich Schneider Bercin) — Hr. Fabrik⸗
Fritzsche.
Der arme
Dirigent:
Gratis⸗ Nebelbilder.
Gastspiel von (Leonore:
Zum
Mamsell Nitouche.
Geöffnet von 12—11 Uhr. wissenschaftlichen Theater. zettel.
[138041
Anfang des Concerts 6 ½,
Nitonche.
Freitag: Zum 311. M.: Zeitgemälde in 10 Bildern Nathanson.
Neu eröffnet.
Wagner in München.
85
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde Hr. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗
National⸗Panorama. Herwarthstr. 4, Königsplatz.
Das alte Rom
mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312 n. Chr. v. d. Kgl. e IG - glich geöffnet v. Mor⸗
gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit.
besitzer Friedrich Wilhelm Keßler (Berlin). — stud. jur. Heinrich Conrad (Stendal) — Hr Paul Richard Nöselt (Leipzig⸗Reudnitz).
Redacteur: Dr. H. Klee. Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).
DSDprruck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ 1 Anstalt, Berlin SW., Wilbelmstraße Nr. 32. 8 8
Sechs Beilagen Eintritt 1 ℳ 8 8
age).
Rom, 26. Juni. (W. T. B.) Wie aus Favara (Provinz
N 153.
mittheilt, befindet sich noch eine kleine Heerde von Büffeln, ungefähr hundert Stück, in „No Mans Land“, wo sie von Hrn. C. J. Jones in Garden City, Kans, gesammelt und bisher vor Vernichtung be-
Außerdem giebt es noch einige Büffel in der Nähe
delphia 1 040 000, Chicago 1 000 000, Brooklyn 931 000,
zum Gebrauch der Massagekur bei dem Dr. Metzger hier ein⸗
20 Proz. erhöht, um der Einfuhr des auswärtigen Granits
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2
E r st e Beil nge
Anzeiger und Königlich Preußischen
Berlin, Donnerstag, den 26. Juni
9 Parlamentarische Nachrichten.
Schhlußbericht der gestrigen (26.) Sitzung des Reichs⸗ tages. Fortsetzung der zweiten Berathung des Ges e. entwurfs, betreffend die Friedens⸗Präsenzstärke des deutschen Heeres.
Nach dem Abg. Freiherrn von Huene, dessen Rede wir bereits gestern kurz wiedergegeben haben, nimmt das Wort der Reichskanzler von Caprivi:
Ich kann dem Hrn. Abg. Freiherrn von Huene nur dankbar
dafür sein, daß er mir die Gelegenheit giebt, eine Aeußerung, die
ich gestern gethan, richtig zu stellen. Ich habe gesagt, ich kann mich über die unerschwinglichen Kosten eines Projekts nicht äußern, das ich nicht kenne. Ich hätte besser gethan, zu sagen: das ich als Reichs⸗ kanzler nicht kenne, oder das die verbündeten Regierungen nicht kennen. Als Mensch kenne ich eine Menge Projekte. Ich produzire ab und zu selbst dergleichen ; aber ich habe hier nur die Pflicht, mich über die⸗ jenigen Projekte zu äußern, die die verbündeten Regierungen sich zu
eigen gemacht haben.
I peer Auffassung des Hrn. Abg. Freiherrn von Huene in Betreff meiner gestrigen Erklärung über die Dispositionsurlauber, insbesondere darüber, daß es die Absicht der verbündeten Regierungen nicht ist,
diese Maßregel nur für einmal eintreten zu lassen, kann ich nur
vollkommen beipflichten.
Staatssekretär Freiherr von Maltzahn:
Die finanziellen Erwägungen, die allein zu vertreten ich hier be⸗ rufen bin, müssen einer Vorlage wie der gegenwärtigen gegenüber zurücktreten; denn die verbündeten Regierungen fordern die in der Vorlage vorgesehene Verstärkung unserer Wehrkraft von Ihnen, weil sie sie für unumgänglich nothwendig halten, nicht um die Macht und das Ansehen Deutschlands auszudehnen, sondern um uns auf dem Stand⸗ punkt der Wehrhaftigkeit zu erhalten, die uns in den Stand setzt, das, was wir errungen haben und besitzen, auch zu erhalten. Wer mit den verbündeten Regierungen dieser Meinung ist, wird die Vor⸗ lage bewilligen müssen und die Bewilligung wird, wie ich wohl jetzt
nach dem Gang der Diskussion erwarten darf, mit erheblicher Ma⸗ jorität auch hier im Reichstage erfolgen. Nur dann würden finanzielle Erwägungen das Recht geben, einer derartigen Vorlage die Zustim⸗ mung zu versagen, wenn der Nachweis erbracht wäre, daß Deutsch⸗
land nicht im Stande wäre, die hier im Interesse seiner Erhal⸗ tung ihm zugemuthete finanzielle Mehrlast zu tragen, daß Deutschland zu arm wäre, um sich auch für die Zukunft voll wehr⸗ haft zu erhalten. Diesen Nachweis zu erbringen, hat der Hr. Abg Rickert gestern versucht. Der Versuch ist mißlungen.
Der Herr Abgeordnete hat drei Erwägungen angeführt, welche vom finanziellen Standpunkt aus seinen Widerstand gegen die Vor⸗ lage rechtfertigen sollten: er hat uns gesagt, Deutschland trage zur Zeit bereits auf den Kopf der Bevölkerung eine böhere Belastung als Frankreich und England; er hat unz ferner gesagt, England sei erheblich reicher als wir; und drittens, es habe seit den letzten 10 Jahren in Deutschland eine erhebliche Steigerung der Zölle und indirekten
Steuern, stärker als in den Nachbarländern, stattgefunden. Alle diese drei Behauptungen, selbst wenn sie wahr und unanfechtbar wären, würden das thema proponendum nicht beweisen, daß Deutschland nicht im Stande ist, auch diese 18 Millionen oder etwas mehr jährlich im Interesse seiner Wehrhaftigkeit zu tragen. Aber, meine Herren, die Behauptungen selbst sind keineswegs unanfechtbar. Der Herr Abgeordnete hat zunächst ausgeführt, daß wir pro Kopf höher belastet wären als Frankreich und England. Er ist bei dieser Diskussion zurückgegangen auf Zahlen, welche der Hr. Abg. von Kardorff früher vorgebracht hat. Hr. von Kardorff hatte seinerseits ausgeführt, daß die Belastung pro Kopf in Frankreich 55, in England 35, in Deutschland 19 ℳ betrage. Um dieses Exempel umzuͤgestalten, hat der Hr. Abg. Rickert eine ziemlich künstliche Rechnung anstellen müssen, indem er angebliche in⸗ direkte Belastungen der Steuerzahler in Deutschland durch Preis⸗ steigerungen in Folge von Schutzzöllen hinzugerechnet hat, um das Resultat zu finden, daß thatsächlich die Belastung in Deutschland eine größere sei. 8
Der Herr Abgeordnete hat ferner ausgeführt, England sei reicher und wohlhabender als wir. Zugegeben! Vollständig; aber der Grund, den er angeführt hat, ist allein nicht ausschlaggebend. Er hat nur
8 ausgeführt, daß die Summe der Einkommen über 3000 ℳ in England
sehr erheblich höher sei als in Deutschland. Ja, ich glaube, dabei ist doch auch zu erwägen, daß die Summe der großen Einkommen in England relativ einen sehr viel größeren Prozentsatz des gesammten Einkommens ausmacht, als in Deutschland, daß in Deutschland das mittlere und geringere Einkommen einen sehr erheblich größeren Theil des Nationalwohlstandes glücklicherweise noch ausmacht. Dann, meine Herren, hat der Herr Abgeordnete uns vorgeführt, seit den letzten 10 Jahren — es sind ja immer die 10 Jahre, die er als Gegner der jetzigen Finanz⸗ und Zollpolitik zu kritisiren pflegt — sei die indirekte Besteuerung durch Zölle, wie er angegeben hat, von 2, 3 auf 7,3 ℳ pro Kopf gestiegen. Der Herr Abgeordnete hat aber dabei übersehen, daß ein ziemlich erheblicher Posten in Gegenrechnung zu stellen ist, das sind die Erleichterungen, welche auf Grund eben dieser Finanz⸗ und Zollpolitik den Einzelstaaten zu Gute kommen, die zu Gunsten der bb1“ und gerade der minderbegüterten Klassen eingeführt worden sind. 8 seheing Herren! In Preußen — ich exemplisizire auf das Jahr 1889/90 — kommt in dieser Beziehung in Betracht: der Erlaß der untersten beiden Stufen der Klassenstener mit 16 030 700 ℳ; die Ermäßigung der übrigen Stufen der Klassenstruer mit 8 011 000 ℳ; die Ermäßigung der drei untersten Stufen der Einkommensteuer mit 1 284 000 ℳ, zusammen 25 325 700 ℳ Es kommen aber noch hinzu diejenigen Ausgaben des preußischen Staatshaushalts, welche früher den Kommunalverbänden oblagen und auf die Staatskasse übernommen wurden, welche sogar den kleinsten Kommunalverbänden, den Landgemeinden, für Schulen bis dahin oblagen. In dieser Be⸗
8 ziehung kommt also zunächst in Betracht die lex Huene, die habe ich
nur mit 23 Millionen angesetzt nach dem Exempel, welches seiner Zeit Hr. von Scholz aufgemacht hat, thatsächlich ist, soviel ich — die Summe jetzt erheblich höher. Es kommt in Betracht das Gesetz vom 6. Juli 1885 über die Lehrerpensionen mit 9e80006 ℳ das Gese vom 14. August 1888 wegen Erleichterung der Volksschullasten — die Uebernahme der Lebrerbesoldungen auf die Staatskasse — mit 20 Millionen Mark, und die Novelle zu diesem Gesetz vom 31. März 1889 mit 6 Millionen: sind zusammen 52 600 000, alles in allem rund 78 000 000 ℳ Meine Herren, wenn Sie uns vorrechnen, in welchem Grade in den letzten 10 Jahren die Steuerzahler der unteren Klassen in Deutschland höher belastet wurden, so I-Sen, . diese Gegenrechnung machen, oder hre Rechnung ist nicht richtig 8 .gens Abgeordnete hat mich nun gefragt, und zwar in sehr eindringlicher Weise gefragt, weshalb ich den Herren nicht angeben wollte, auf welchem Wege die bevorstehenden Mehrausgaben gedeckt werden sollten, und ich habe diesem Appell bereits ein „Nein“ ent⸗ egengesetzt. Dieses Nein habe ich zu begründen. Ich werde Ihnen eute nicht sagen, ob und welche neuen Steuern oder Erhöhungen bestehender Steuern demnächst von dem Reichstage etwa gefordert werden könnten, und zwar aus folgenden Gründen. Es steht zunächst die Höhe des Bedürfnisses noch gar nicht fest. Die Abstriche, welche
8 v“
Ihre Kommission an dem Etat über die Besoldungen vorgenommen hat, betragen nach der Fußnote auf der dritten Seite des Kommissions⸗ berichts etwas über 7 Millionen Mark; wir werden also zunächst abzuwarten haben, wie der Reichstag sich zu diesem Beschlusse stellt. Dann aber, meine Herren, habe ich Ihnen wiederholt das Exempel aufgemacht, daß in einigen Jahren bereits die ordentlichen Ausgaben unseres Jahres⸗Etats rund 60 Millionen höher sein werden, als sie im vorigen Jahre gewesen sind; aber, meine Herren, der Hauptposten dazwischen ist ein recht unsicherer, das ist die Ausgabe für die Alters⸗ und Invalidenversicherung, und ich möchte ganz scharf hervorheben, daß die Belastung, welche in Zukunft der deutschen Reichskasse mehr erwachsen wird, und die ich Ihnen ganz klar vorzurechnen als Vertreter der Finanzen des Reichs in der Kommission mich für verpflichtet gehalten habe, daß diese Ausgabe hauptsächlich und am Meisten steigend auf diesem Gebiet der Arbeiterversorgung liegt und keineswegs auf dem Gebiet der Militärverwaltung. Also, meine Herren, wenn diese Ausgabe uns in ihren näheren Umrissen zur Zeit noch recht wenig bekannt ist, so empfiehlt es sich, überhaupt die Entscheidung der Frage, ob wir zur Deckung der Ausgaben neue Einnahmequellen eröffnen müssen, auf die Zukunft zu vertagen, es sei denn, daß wir die Ausgaben, dier jetzt vorliegen, nicht mebr decken könnten. Das aber, meine Herren, meine ich, habe ich wiederholt und durchschlagend nachgewiesen, daß wir zur Zeit völlig im Stande sind, ohne Mehrbelastung der Einzelstaaten die Ausgaben für die nächsten Jahre noch zu decken. Ich habe Ihnen gesagt, daß wir aus dem Jahre 1889/90 73 Millionen mehr an die Einzelstaaten überwiesen, ich habe Ihnen im Anschluß daran eine Wahrscheinlichkeitsrechnung für die nächsten Jahre aufgemacht, es sind gleiche Ausführungen auch in Bezug auf die etatsmäßige Gestaltung in der Kommission vom Hrn. Direktor Aschenborn gemacht. Ich balte es nicht für meine Aufgabe, diese Exempel heute noch einmal zu wiederholen. Also, meine Herren, die Frage, ob wir mehr brauchen, ist zur Zeit noch zweifelhaft, obwohl ich kein Hehl daraus mache, daß ich persönlich nicht glaube, daß man diese steigenden Ausgaben, die namentlich aus der Alters⸗ und Invalidenversorgung der Arbeiter folgen, auf die Dauer werde bestreiten können, ohne daß man entweder die jetzigen Einnahmen des Reichs reichlicher fließen macht, oder daß man neue Einnahmequellen eröffnet. Es ist aber keineswegs sicher, wann dieser Zeitpunkt eintritt. Und nun kommt hinzu, daß Sie in der That doch kein Interesse daran baben, in diesem Augenblick dargelegt zu sehen, wie der Staatssekretär für das Reichs⸗Schatzamt sich eventuell diese weitere Gestaltung der Reichsfinanzen denkt. Ich bin hier berufen, die Beschlüsse der verbündeten Regierungen zu vertreten, und die ver⸗ bündeten Regierungen werden zunächst Erwägungen zu pflegen und Beschlüsse zu fassen haben. Dann erst wird Ihre Kritik verfassungs⸗ mäßig im richtigen Moment eintreten.
Das ist dasselbe, meine Herren, was ich in der Kommission gesagt habe. Wir werden seiner Zeit, — ich habe gesagt „in den nächsten Sessionen“, im Gegensatz zu der gegenwärtigen, — nicht in der gegenwärtigen Session, sondern in den nächsten Sessionen, wenn es nöthig ist, mit einer Vorlage der verbündeten Regierungen zu Ihnen kommen auf Grund vorhergegangener Erwägungen zwischen den verbündeten Regierungen. Ob diese Erwägungen zweckmäßiger Weise in der von dem Hrn. Abg. Dr. Windthorst gestern skizzirten Weise von Konferenzen zwischen den Finanz⸗Ministern stattfinden werden, das vermag ich heute nicht zu sagen. Ich habe meine Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit eines solchen Verfahrens. Verständigungen aber zwischen den verbündeten Regierungen müssen vorhergehen, ehe wir neue Einnahmen von Ihnen fordern, und Sie werden dann ausreichende Gelegenheit haben, sich mit diesen Dingen zu befassen, wenn wir solche Vorlagen Ihnen machen werden. Aus diesen Gründen bin ich in der That zur Zeit nicht im Stande, ein⸗ gehender, als ich es gethan habe, Ihnen zu zeigen, wo eventuell das bvermehrte Einnahmebedürfniß zu decken sein wird. Völlig habe ich ja nicht geschwiegen; ich habe vor Allem hervorgehoben — und das wiederhole ich auch heute — wenn wir wissen, daß unsere, von den verbündeten Regierungen und dem Reichstage als nothwendig erkannten Ausgaben in den nächsten Jahren in steigender Richtung sich bewegen werden, so dürfen wir finanziell erhebliche Einnahmen, die wir zur Zeit haben, nicht aufgeben. Von diesem Gesichtspunkt aus habe ich gegen die Anträge gesprochen, welche auf die Aufhebung der Kornzölle gerichtet sind. Ich habe ferner mich gewendet gegen einen Vorschlag, welcher von Seiten von Herren Abgeordneten der deutschfreisinnigen Partei gemacht worden ist, daß eventuell die nöthi⸗ gen Mehreinnahmen durch eine Reichs⸗Einkommensteuer geschafft werden sollten. Ich habe dem gegenüber ausgeführt und ich wieder⸗ hole das auch heute, daß nach Artikel 70 unserer Verfassung eine Reichs⸗Einkommensteuer zwar nicht ausgeschlossen ist, daß aber doch zunächst dem Reiche ganz bestimmte Einnahmegebiete überwiesen, andere Gebiete den Einzelstaaten reservirt sind, und daß man zunächst ab⸗ zuwarten hat, ob nicht aus diesen Einnahmen ohne ein Hinübergehen über den im Artikel 70 zunächst skizzirten Zustand ein eventuelles Mehrbedürfniß an Einnahmen gedeckt werden kann. Nun, meine Herren, es ist immer von der Zuckersteuer die Rede gewesen. Ich will Ihnen ganz ehrlich sagen, daß, wenn ich von Einnahmen gesprochen habe, welche dem Reiche in den nächsten Sessionen geschafft werden könnten, ich dabei zunächst an die Zuckersteuer gedacht habe. Aber, meine Herren, Sie wissen ja Alle, wie die Sache hier liegt. Die Reichsregierung hat dadurch, daß sie an den Verhandlungen, die der Londoner Konvention voran⸗ gegangen und nachgefolgt sind, L“ hat, dadurch, daß sie der Konvention selber vorläufig beigetreten ist, klar ausgesprochen, daß sie die Abschaffung der Zuckerprämie für ein an und für sich wünschenswerthes Ziel hält. Die Frist für die Ratifikation dieser Konvention ist zur Zeit noch nicht abgelaufen, ich glaube, es würde sowohl den übrigen Theilnehmern an der Konvention, als der von diesen Maßregeln eventuell betroffenen Industrie gegenüber unfair gehandelt sein, wenn wir vor Ablauf dieses Termins irgend etwas auf diesem Gebiet änderten. 8 1 —
Je nach der Entscheidung, die der 1. August uns bringt, wird, selbst wenn man aus dem Zucker mehr Einnahmen schaffen wollte, wahrscheinlich die Gestaltung des
dene sein. b 8 Nun, meine Herren, der Hr. Abg. Rickert hat, wie bereits früher,
o auch gestern wieder, die von dem Reiche, in Verbindung mit dem so,aech gef Staat, in den letzten Jahren verfolgte Finanzpolitik als eine nicht nur fehlerhafte, sondern auch in ihren Resultaten erfolglose zu schildern versucht. Dem gegenüber gestatte ich mir doch, Ihnen ganz kurz einige Zahlen ine⸗ Gedächtniß zurückzurufen. Ich nehme das Jahr 1878/79, das letzte vor dem Eintritt der Wirkung unserer neuen Finanzpolitik. In jenem Jahre zahlten die Einzelstaaten an Matrikularbeiträgen dem Reiche netto 70 Millionen. Dem gegenüber haben im Jahre 1889/90 die Einzelstaaten vom Reiche 355 Millionen Mark bekommen. Sie haben — das geht davon ab — an wirklichen Matrikularbeiträgen 217 Millionen gezahlt. Es bleiben also immer noch 137 bis 138 Millionen übrig, welche nach voller Deckung der inzwischen erheblich erhöhten Ausgaben des ordentlichen Etats den Einzelstaaten vom Reiche zuflossen, während sie im Jahre 1878/79 siebzig Mil⸗ lionen an das Reich bezahlen mußten. Und gleichzeitig hat die Sache in Preußen sich so gestaltet, daß die Verstaat⸗ lichung der preußischen Eisenbahnen es bewirkt hat, daß aus dem Erträgniß dieser cht
Grirsgan⸗ Staatsschuld verzinst und planmäßig amortisirt wird,
Gesetzes eine wesentlich verschie⸗-!
verstaatlichten Bahnen nicht nur die gesammte
—
Staats⸗Anzeiger.
1890.
sondern daß außerdem eine sehr erbebliche Zahl von Millionen dem preußischen Staatsbaushalt aus diesem Erträgniß der Eisenbahnen zur Verfügung steht. Meine Herren, — 10 jährigen Finanzpolitik als „Fiasko“ zu bezeichnen — wir haben den
Ausdruck wiederholt gehört —, kann seine Rechtfertigung nur etwa
in dem Willen dessen finden, der einen solchen Ausdruck braucht. Die Logik der Thatsachen rechtfertigt ihn nicht.
Abg. Bebel: Es war mir interessant, daß der Schatz
sekretär, nachdem er in der Militärkommission die Getreide⸗: zölle gewissermaßen als einen eisernen Einnahmeposten be⸗
zeichnet hat, nicht daran denkt, die Zuckerprämien, die einer kleinen Minorität reicher Leute alljährlich Millionen in die Tasche schieben, zu beseitigen, ebenso wenig wie die Steuerdifferenzprämien
aus der Branntweinsteuer an die Großbrenner, daß er aber 56 wohl an neue Steuern denkt, die in der Hauptsache immer wieder auf die niederen Klassen fallen. Diese Zugeständnisse
möchte ich festnageln. Den militärischen Ausführungen des Abg. von Huene will ich als Laie nicht folgen. Seine Rede hat aber doch auf mich den Eindruck gemacht, als ob weit mehr seine Stellung als Freiherr und Major, wie als Ab⸗ geordneter zum Ausdruck gekommen ist. Er hat mehr gegen als für die Resolutionen seiner Partei gesprochen. Er sagte daß die Einführung der zweijährigen Dienstzeit eine ganz
besondere Ungleichheit in den verschiedenen militärischen Kate⸗
gorien herbeiführen würde. Herr von Huene muß als Militär wissen, daß diese Ungleichheit trotz der dreijährigen Dienstzeit
schon jetzt in hohem Maße vorhanden ist. ch erinnere nur an das Institut der Ersatzreserve und der Einjährig⸗Freiwilligen. In Folge des Systems der Dispositionsurlauber besteht schon jetzt die zwei⸗ jährige Dienstzeit bei einem sehr erheblichen Theile der Fuß⸗ truppen. Es brauchte im Wesentlichen nur gesetzlich festgelegt zu werden, was jetzt schon besteht. Interessanter waren mir die Ausführungen des Abg. Windthorst, der in seiner Partei⸗ stellung kaum wieder zu erkennen war. Er hat gesprochen wie ein Mann, der zur Kartellpartei gehört, der mit allen Mitteln der Angstmacherei dem Volke vor Augen stellen will, daß, wenn wir diese Forderung nicht bewilligen, das deutsche Vaterland der Gefahr ausgesetzt sei, dem ersten feindlichen Ansturm zu erliegen. Es lag in seinen Worten, daß, wer dieser Vorlage nicht zustimme, sich einer Art des Vaterlandsverraths schuldig mache. Das war der⸗ selbe Ton wie 1887. Das kommt davon, wenn man, wie er und seine Partei, auf dem besten Wege ist, Regierungspartei sans phrase zu werden. Im Wahlkampf ist das Centrum enau wie die Linke für eine Verminderung der militärischen Lasten eingetreten. Diesem Auftreten hat es wesentlich seine
Wahlerfolge und die Unterstützung zu danken, die es bei den
Stichwahlen von der Linken erhalten hat. Heute, wo es die ausschlaggebende Partei in diesem Hause ist, hat es sein Ver⸗ sprechen vollständig vergessen, milder kann ich mich nicht aus⸗ drücken. Sie werden mir doch zugeben, daß, selbst wenn diese Vorlage in allen ihren Theilen abgelehnt wird, doch gar nicht daran zu denken ist, daß Deutschland wehrlos, der Bestand des deutschen
Vaterlandes in Frage gestellt sei. Angesichts der ungeheuren
Bewilligungen der letzten Jahre wäre das eine starke Behaup⸗
tung. Abg. Windthorst hat sich denn auch in dem Gefühl,
daß seine Begründung einen erheblichen Theil der Wähler des
Centrums nicht befriedigen werde, um einige Beruhigung über
die Zustimmung zu schaffen, für eine allgemeine mili⸗
tärische Abrüstung ausgesprochen. So sehr ich nun mich
selbst mit diesem Gegenstande befaßt habe, so bin ich doch
bis heute noch nicht dahin gekommen, anzuerkennen, daß dieser
Gedanke ausführbar ist. Ein solcher Antrag hat einmal nach
Maßgabe der Stimmung der maßgebenden Kreise keine Aus⸗
sicht auf Annahme, und vor Allem hat ein etwaiger Beschluß
keine Garantie der Ausführung. Im Ernstfalle wird man
eben an die Stelle der offenen die geheimen Rüstungen setzen.
Die gegenwärtige Situation ist eine Wirkung der Ereignisse
von 1870/71. Mit der Annexion von Elsaß⸗Lothringen mußte
es jedem politisch Gebildeten zweifellos sein, daß Frankreichs
und Rußlands Interessen solidarisch seien und dazuführen müßten,
sich gegen Deutschland zu stellen. Als 1870 Liebknecht und ich und 1871 ich allein etwas Aehnliches aussprachen, wurden wir ausgelacht. Heute kann ich mit Genugthuung konstatiren, daß diese Voraussage sich verwirklicht hat. Kein einziger Mensch in Deutschland mit gesunden Sinnen wird die Richtig⸗ keit dieser Auffassung bestreiten. Ich gebe dem Referenten zu, daß Deutschland keine Eroberungen machen will, daß in den höchsten Kreisen oder sonst die Absicht nicht besteht, Deutsch⸗ land in einen Krieg irgend welcher Art zu stürzen. Das hängt aber nicht von unserem Willen ab. In weiten Kreisen Frankreichs besteht nach wie vor der Gedanke, man mag das ja verurtheilen oder auch bedauern, die Thatsache steht aber fest, Elsaß⸗Lothringen wieder zu erobern. Dieser Umstand aber war es in erster Linie, der Rußland bewogen hat, sich Frankreich zu nähern. Rußland hat von je her darnach gestrebt, sich in die Verhältnisse Deutschlands zu mischen und eine Zersplitterung aufrecht zu erhalten. Diese Art, im Trüben zu fischen und Deutschland zu schwächen, wurde durch das Jahr 1870 zerstört. Es hat nach wie vor die Absicht bestanden, die Herrschaft nicht nur über das Schwarze und Mittelländische eer, sondern auch über die ganze Ostsee zu bekommen. Der Verfasser der Broschüre „Videant consules“ der unzweifelhaft den höchsten militärischen Kreisen angehört und die politischen Beziehungen Deutschlands genau kennt, hat direkt erklärt: Rußland ist feins. gegen den wir unsere ganze Macht zu richten haben. Mit Recht at demgegenüber der Reichskanzler darauf hingewisser⸗ daß wir nicht daran denken können, die russischen Ostseeprovinzen zurückzuerobern. Mit Rußland und Frankreich können wir allein unmöglich fertig werden, wenn wir auch den letzten Mann und letzten Groschen aufböten. Der Dreibund Deutsch⸗ land, Oesterreich und Italien ist zu Stande gekommen in der Erkenntniß der Solidarität der Interessen. Kommen wir aber mit unseren Bundesgenossen gegen Frankreich und Rußland in Krieg, 8 würden die Türkei und Rumänien ni t müßig bleiben. Rußland müßte sich auf einen Defensivkrieg beschränken, Frank⸗ reich müßte seine Grenzen nach Savoyen und Belgien
ecken, und Englands Neutralität würde sicherlich nicht Frankreich
derartige Resultate einer