1890 / 153 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Jun 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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39 Extrazüge sind bereits für Sonnabend, den 5., und

Sonntag, den 6. Juli, hier angemeldet. Sie werden den Haupttheil

der Schützen bringen, welche das 10, deutsche Bundesschießen besuchen. Auf dem Anhalter Bahnhof treffen allein in der Zeit von 11 bis 1 Uhr Mittags am Sonnabend vier große Sonderzüge ein,

unter anderen der aus München, für dessen Empfang auch Seitens

des Vereins der Bayern besondere Vorbereitungen getroffen werden. Der Verein wird in corpore auf dem Bahnhof erscheinen und in

festlichem Zug, der von der Kapelle des Bayerischen Leib⸗Regiments tröffnet wird, nach dem Rathhaus geleitet werden. Schützen werden alle in gleicher Tracht, den Hut mit einer Stein⸗ adlerfeder geziert, erscheinen. das 10. deutsche Bundesschießen werden auf den 5 Hauptbahnhöfen,

Die Münchener Seitens des Empfangs⸗Comités für Friedrichstraße, Anhalter Bahnhof, Potsdamer Bahnhof, Lehrter und

* Stettiner Bahnhof ständige Kommissionen mit Musikcorps zum Empfang der Schützen anwesend sein

Das Comité für die Ferien⸗Colonien ist, wie der B. B. C.“ mittheilt, jetzt in voller Arbeit. Es gilt, 1100 Mädchen

und 1200 Knaben in die verschiedenen Kolonien zu vertheilen, nach Kammin, Harzburg, Eldena, Gartz, Prerow, Zingst, Elsterwerda, Moys, Harzburg u. s. w

Das Gros geht am 7. Juli vom

Schlesischen und Stettiner Bahnhof ab. Jede Kolonie erhält eine

vollständige Ausrüstung: Betttücher, Strohsäcke, Kissen, Hand⸗ und

Wischtücher, Badehemden, Seiflappen, Schwämme, Kopfbürsten, Kämme, Waschschüsseln, Medikamente, Fahnen, Spiele u. dergl.

Damen vom Comité sind täglich in dem Depot in dem früheren

städtischen Siechenhause in der Gitschinerstraße thätig, um diese Aus⸗ rüstungen zusammenzustellen.

Die „Lübbener Jäger“, das Brandenburgische Jäger⸗

8 Beataillon Nr. 3, begehen, wie die „N. A., Ztg.“ 1 am kom⸗ mmenden Sonntag ihr 75jähriges Jubiläum.

kit dem Bataillon feiern auch die „alten Jäger“ das Fest, und um ihre Theilnahme auch äußerlich zu bekunden, widmen sie dem Bataillon zu seinem Ehrentage eine Kolossalbüste Kaiser Wilhelm's I Auf der Vorderseite des Postaments steht die Inschrift: „Kaiser Wilhelm I.“;

aauf der Rückseite die Worte: „Zum 75jährigen Jubiläum gewidmet vpon alten Kameraden, 1815 1890“ und weiter unten: „Die Treue

ist der Ehre Mark“. Seinen Ort wird das Denkmal in Lübben auf dem Platze vor der Kaserne finden, wo auch am Sonntag in Gegen⸗ wart des Bataillons und zahlreich erscheinender alter Jäger die feier⸗ liche Uebergabe stattfinden wird.

Fürstenwalde a. d. Spree, 25. Juni. (W. T. B.) Die in

Fürstenwalde tagende Jahresversammlung des Branden⸗

burgischen Hauptvereins der Gustav⸗Adolf⸗Stiftung hat beschlossen, folgendes Telegramm an Se. Majestät den Kaiser zu senden:

„Ew. Majestät, seinem erhabenen Protektor und hervor⸗

ragendsten Mitgliede, wagt der Hauptverein der Gustav⸗Adolf⸗

Stiftung in der Provinz Brandenburg bei seiner Jahres⸗ versammlung aus dem alten Bischofssitz Fürstenwalde seine allerunterthänigsten Grüße ehrfurchtsvoll zu Füßen zu legen, mit dem Ausdruck des Dankes für die dem Gustav⸗Adolf⸗Werke in unsrer Provinz wie in dem gesammten deutschen Vaterlande gewährte Kaiserliche Huld, mit dem Gebete zu Gott um Segen und Schutz auf der Reise in die Lande Gustav Adolf's, die Ew. Majestät anzutreten im Begriffe stehen und mit der Bitte um fernere aller⸗ gnädigste Förderung des seinen Namen tragenden Werkes. Noöél, Konsistorial⸗Rath, D. Rogge, Hofprediger, Meltzer, Ober⸗Pfarrer.“

Posen, 25. Juni. Die Baulust in den Vororten Posens Jersitz, St. Lazarus und Wilda ist fortgesetzt in Zunahme begriffen und hat sich in diesem Frühjahr auch zum ersten Male des zur Bebauung freigegebenen Terrains im ersten Festungsrayon be⸗ mächtigt, woselbst Fachwerksbauten nach den neuesten technischen Grundsätzen errichtet werden.

Aachen, 26. Juni. (W T. B.) Das hiesige Zweig⸗Comits überwies dem „Central⸗Comité zur Errichtung eines National⸗ denkmals für den Fürsten von Bismarck in der Reichshaupt⸗ stadt“ als erste Rate 6500 Mark.

Nürnberg, 25. Juni. Der Verwaltungsausschuß des Ger⸗ manischen National⸗Museums hat in seiner diesjährigen Versammlung eine Adresse an den Fürsten Bismarck gerichtet, der sowohl in seinen amtlichen Stellungen wie persönlich dem Ger⸗

manischen Museum vielfache Beweise seines Wohlwollens gegeben und

Wetterbericht vom 26. Juni, orgens 8 Uhr.

S

Stationen.

Theater⸗Anzeigen.

—= RKönigliche Schauspiele. * haus. 156. Vorstellung. Lohengrin. Romantische 1 3 Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Dirigent: Jonathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann

Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus 161. Vorstellung. Die Quitzow's.

schon als preußischer Gesandter beim Deutschen Bundestage zum Ehren⸗ mitglied des Germanischen Museums gewählt wurde. In Erwiderung der Adresse ist dem I. Direktor des Germanischen Museums, Dr. A. von Essenwein nachfolgendes Schreiben zugegangen: „Friedr ichsruh, den 3. Juni 1890. Für die wohlwollende Zuschrift vom 29. v. M. bitte ich Ew. Hochwohlgeboren, meinen verbindlichsten Dank entgegennehmen und den Herren Unterzeichnern übermitteln zu wollen. Ich werde auch in Zukunft Ihrer vortrefflich geleiteten Anstalt und den durch dieselbe erstrebten Zielen rege Theilnahme widmen und wünsche ihr von Herzen ferneres Gedeihen. von Bismarck.“

Nonn, 24. Juni. (Dtsch. Tgbl) Hr. Friedrich Vorderauer aus Salzburg beabsichtigt, eine asrostatische Bahn auf die Spitze des ungefähr 1800 m hohen Dolomitberges „Hoh enstaufen von der am Fuße desselben gelegenen Ortschaft Nonn zu erbauen, und nachdem Seitens der bayerischen Regierung die Bewilligung zur Vor⸗ nahme technischer Vorarbeiten zur Ausführung dieses Projekts für die Dauer von vier Monaten bereits ertheilt wurde, dürfte mit der Tracirung und den Grundproben schon in den nächsten Tagen be⸗ gonnen werden. Das Bewegungssystem der asrostatischen Bahn bt eine praktische Ausnützung der aufsteigenden Kraft des Luft⸗ allons.

Stuttgart, 25. Juni. (St.⸗A. f. W.) Der unter dem Protektorat Sr. Majestät des Königs stehende Württem⸗ bergische Landesverein der Kaiser Wilhelmstiftung für deutsche Invaliden hielt vorgestern unter dem Vorsitz seines Präsidenten, des Prinzen Herrmann zu Sachsen⸗ Weimar, Hoheit, seine Jahresversammlung. Der in derselben er⸗ stattete Bericht gedenkt an erster Stelle der Gaben des Königlichen Haufes, vor Allem des huldvollen Geschenks, das Ihre Majestät die Königin wie alljährlich zum Ge⸗ dächtniß des 30. November und 2. Dezember 1870 hat überreichen lassen. An der Spitze der Beiträge gewährenden Amtskorpo⸗ rationen stebt Ulm mit 1715 ℳ, dann folgen Balingen, Biberach, Laupheim, Ludwigsburg mit je 300 ℳ, Eßlingen, Heidenheim u s. w. mit je 200 bis herab zu 25 Die allgemeine Kirchenkollekte ergab 11 119 (durchschnittlich 9000 bis 11 000 ℳ). Diese Quelle ist gefährdet, weil nach den neuen gesetzlichen Bestim⸗ mungen das Kirchenopfer lediglich für Zwecke der Kirchengemeinde bestimmt ist. In Stuttgart besteht eine besondere gemeinderäthliche Kommission für Zwecke der Kaiser Wilhelmstiftung; die Hauptstadt hat für diese Zwecke 338 405 aufgebracht und für ihre Invaliden 105 183 erhalten. Ulm hat 43 256 gegeben und 22 876 embfangen. Heilbronn gab 34 084 und empfing 12 845 Reutlingen gab 26 029 und erhielt 51 547 Nagold gab 6797 und empfing 32 477 u. s. w. Die seit 18 Jahren von der Stiftung geleisteten Unterstützungen betragen 931 776 an baarem Geld und 162 658 an Anlehen an Invaliden. Die letzteren sind zurückbezahlt bis auf einen Rest von 29 569 Der gesammte Betrag des Vermögens beläuft sich trotz einer allmählichen Einbuße von 128 554 noch auf 509 135 1888 ergab sich an Unterstützungs⸗ bedürftigen ein neuer Zuwachs von 15 Personen, der erforderliche Beitrag ist aber um 173 zurückgegangen. Die Zahl der Invaliden sowie der Hinterbliebenen hat sich um 17, bezw. 14, zu⸗ sammen um 31 Pfleglinge mit einem Aufwand von 1934 ver⸗ mehrt. Dagegen haben die außerordentlichen Beihülfen um 16 Per⸗ sonen und 1205 abgenommen. Es werden solche Beihülfen auch an Invalidenkinder nach dem Austritt aus der Schule für die Berufs⸗

bildung gewährt.

London, 22. Juni. (Frankf. Ztg.) Auf der Höhe von Folkestone fand gestern während eines Nebels ein Zusammen⸗ stoß zwischen den englischen Schraubendampfern „Lotus“ und „Thornhill“ statt. Letzterer sank sofort und die 22 Köpfe starke Mannschaft wurde mit Schwierigkeit gerettet.

London, 23. Juni. (A. C)) Diet Sonntags⸗Gesell⸗ schaft, deren Streben die Abschaffung der puritanischen Sabbath⸗ Heiligung ist, hielt am 21. Juni ihre Jahresversammlung unter dem Vorsitz des Professors Romanes ab. Der Letztere gab an, daß zur Zeit in London 23 öffentliche Institute dem Publikum an Sonntagen eöffnet wären. Die Vorstände des Britischen Museums und der

ational⸗Galerie brächten den Zielen der Sonntags⸗Gesellschaft Sympathie entgegen und hätten an den Schatzamts⸗Kanzler eine Denkschrift gerichtet, um die geringe Summe bewilligt zu erhalten, damit auch diese beiden Institute an Sonntagen dem Besuche stehen könnten. 8 1“ 1

Opern⸗ Concert-Park. Direktion:

Freitag: 1 Freitag: Zum 161.

und Julivus Bauer.

Friedrich-Wilhelmstüdtisches Thrater und Familien⸗Nachrichten. Julius Male:

Musik von Carl Milllöͤcker. In Sceene gesetzt von Julius Fritzsche.

aris, 25. Juni. (W. T. B.) In St. Jean nahe bei Bresd rach gestern die von einem Schiffe nach dem Lan⸗ dungsplatze führende Brücke unter dem Gewicht de⸗ von dem Schiffe kommenden Reisenden zusammen. Gegen 50 8 . . Ertrunkenen ist noch nicht festgestellt. Bis heute Veormittag sind 7 Leichen aufgefunden worden. Die Taucher setzen ihre Be⸗

mühungen fort.

Rom, 26. Juni. (W. T. B.) Wie aus Favara (Provinz Girgenti) gemeldet wird, kam es dort am Johannistage zwischen etwa 3000 Arbeitern der dortigen Schwefelgrube, welche wegen der Lohnfrage und der Arbeitsztit die Arbeit eingestellt hatten, und der Polizei zu einem Handgemenge, bei welchem drei Gendarmen und ein UnterLieutenant verwundet wurden. Die strikenden Arbeiter steckten das Gebäude des Bürgerclubs in Brand; etwa 50 Männer und Frauen wurden verhaftet.

Sofia, 25. Juni. (W. T. B.) Als Prinz Ferdinand

gestern auf dem Regierungsdampfer „Kroum“ von Rustschuk aus eine Fahrt auf der Donau unternahm, schlug während eines Gewitters der Blitz in den Mast des Schiffes. Der Prinz, welcher sich gerade

2

einige Schritte von dem Mastbaum befand, blieb unbeschädigt.

Washington. Im Kongreß soll eine Bill zur Erhaltung der letzten Büffel eingereicht werden. Wie der „Milw. Herold“ mittheilt, befindet sich noch eine kleine Heerde von Büffeln, ungefähr hundert Stück, in „No Mans Land“, wo sie von Hrn. C. J. Jones in Garden City, Kans, gesammelt und bisher vor Vernichtung be⸗ wahrt wurde. Außerdem giebt es noch einige Büffel in der Nähe von Salt Lake City, welchen Hr. Jones gleichfalls seine Sorge zu⸗ gewendet hat, um sie in einer Heerde beisammen zu halten. Das ist der ganze Rest dieser Thiere, die noch vor weniger als einem Menschen⸗

alter nach Millionen zählend die Jagdgründe der Rothhäute bevöl⸗

kerten Die Bill bezweckt, den wenigen Büffeln (oder Bisons, wie die wilden nordamerikanischen, dem Auerochs verwandten Rinder eigentlich heißen), die noch da sind, eine sichere Heimath zu geben, auf daß sie der Ausrottung entgehen und sich fortpflanzen können.

New⸗York, 24. Juni. (A. C.) Die Bevölkerung der großen nord⸗amerikanischen Städte wird auf Grundlage des jüngsten Census wie folgt geschätzt: New⸗York 1 700 000, Phila⸗ delvhia 1 040 000, Chicago 1 000 000, Brooklyn 931 000, Boston 417 720. Rechnet man zur Bevölkerung New⸗Yorks die Einwohner⸗ zahl der Nachbarstädte Brooklyn, Jersey City, Hoboken ꝛc. mit, so

zählt New⸗York 2 800 000 Einwohner. Chicago behauptet, daß es 8

jetzt nach New⸗York die größte Stadt der Vereinigten Staaten ist.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wiesbaden, 26. Juni. (W. T. B.) Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen ist heute Vormittag zum Gebrauch der Massagekur bei dem Dr. Metzger hier ein⸗ getroffen.

Washington, 26. Juni.

enthält außer

die im Senat eingebracht wurde, Aenderungen:

den schon gemeldeten noch folgende Der Zoll auf Phantasieartikel wird auf 5 angekündigten Erhöhung

Spiegelglas und Linsen sei heimischen Industrie. Der Zoll auf Bausteine wird um

20 Proz. erhöht, um der Einfuhr des auswärtigen Granits oll von 20 Proz. Der Kupferzoll wird wegen des großen Kupferexports

zu steuern. Aluminium wird mit einem belegt.

reduzirt. Zucker bis Nummer 13 holländisch wird auf

die Freiliste gesetzt und eine Exportprämie behufs Förderung In Folge des Ver⸗

der einheimischen Produktion vorgesehen. langens der Wollindustriellen nach einem bedeutend erhöhten Zoll empfiehlt der Ausschuß eine neue Klassifizirung des Wollzolles.

.

8

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

8 Verlobt: Frl. Luise Haberer mit Hrn. Ingenieur Maximilian Stünkel (Magdeburg-— Neustadt). Frl. Hedwig Wittekop mit Hrn.

⁰).

Mackensen von Astfeld (Hannover). Frl. Elise

Der arme

Dirigent:

ersonen fielen in das Meer. Die Zahl der

(W. T. B.) Der Text der vom Finanz⸗Ausschuß empfohlenen Zolltarifvorlage,

. Proz. der reduzirt. Der Zoll auf nöthig zur Förderung der

Christiansund

Kearlsruhe. . 764

Mullaghmore Aberdeen

Bar. auf 0 Gr. Temperatur

9

u. d. Meeressp. red in Millim.

wolkig wolkig Regen 2wolkig wolkig bedeckt bedeckt wolkenlos

Kopenhagen. Stockholm. Haparanda. St. Petersb. Moskau . . .

Cork, Queens⸗ V

town ... heiter Cherbourg bedeckt

. ——

Regen Hamburg .. Nebel Swinemünde 3 wolkig Neufahrwasser bedeckt Memel 1761 bedeckt

aris 1663 wolkenlos

tünster. 762 1 wolkig 1 Dunst Wiesbaden. 764 still heiter München 766 SO 2 wolkenlos 764 still heiter ö.763 SSW 3 wolkig Wien 766 NW 1 wolkenlos Breslau. 765 still wolkenlos

764 ONO 2 wolkenlos 765 still wolkenlos 20 766 still wolkenlos 25

Uebersicht der Witterung.

Das Minimum, welches gestern bei den Shet⸗ lands lag, ist nordostwärts nach der mittleren nor⸗ wegischen Küste, das barometrische Maximum etwas ostwärts fortgeschritten. Das Wetter ist in Central⸗ Europa still, wärmer und vielfach heiter; nur an der deutschen Nordsee fällt Regen. In Deutschland liegt die Temperatur noch etwas unter der normalen.

18 Deutsche Seewarte.

Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch Anfang 7 Ubr.

Sonnabend: Opernhaus. 157. Vorstellung. Der Freischütz. Oper in 3 Akten von C. M. von Weber. Text zum Theil nach einem Volksmärchen: „Der Freischütz“, von Friedrich Kind. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 162. Vorstellung. Die Pieco⸗ lomini. Schauspiel in 5 Akten von Schiller. Vorher: Wallensteins Lager. Schauspiel in 1 Akt von Schiller. Anfang 7 Uhr.

Beutsches Theater. Freitag: Der Com⸗

pagnon. onnabend: Zum 50. Male: Faust’s Tod. Sonntag: Der Unterstaatssekretär. 1 Montag: Letzte Vorstellung in dieser Saison. Der Richter von Zalamea.

Berliner Theater. Freitag: 40. und letzte Abonnements⸗Vorstellung. Gräfin Lea.

Sonnabend: Die Räuber. (Friedr. Mitter⸗ wurzer.)

Sonntag: Kean. Anfang 7 ½ Uhr.

2*

8

Wallner-Theater. Freitag: 21. Gastspiel von

Therese Biedermann vom Theater an der Wien in Wien. Zum 21. Male: Mamsell Nitouche. Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud. Musik von M. Hervé.

Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Sötss Garten⸗Concert. Anfang des Concerts 6 ½, der Vorstellung 7 ½ Uhr.

Sonnabend u folg. Tage: Gastspiel von Therese Biedermann. Mamsell Nitouche.

Victoria-Theater. Freitag: Zum 311. M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und Richard Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Hr. Kapellmeister Knoll Anfang 7 Uhr. Heyer mit Hrn. Robert Rohne (Gunsleben

Im prachtvollen Park um 6 Uhr: Großes Doppel⸗ Concert. Auftreten sämmtlicher Instrumental⸗ und Gesangs⸗Künstler.

Sonnabend: Im Theater: Der arme Jonathan. Im Park: Großes Kinder⸗Parkfest. Gratis⸗ verloosung einer lebensgroßen Puppe. Nebelbilder. Chinesische Farbenspiele. 3 Musik⸗Corps. Militär⸗ Kapelle. Glänzende Illumination.

Kroll's Theater. Freitag: Gastspiel von Fr. Angelina Luger. Die Favoritin. (Leonore: Fr. Luger.)

Sonnabend: Der Waffenschmied.

Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nach der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be⸗ leuchtung des Sommergartens: Anfang 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr.

Belle-Alliance-Theater. 118. Male: Der Nantilus.

Berlin).

Freitig: Zum

Elite⸗ und Monstre⸗Concert, ausgeführt von drei Musikcorps. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablisse⸗ mernss Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung r. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Alrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde 8 stud. jur.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof) Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im

echner mit Frl.

Kalbe a. S.). Frl. Gertrud Menzel mit Hrn. Zimmermeister Karl Schröter (Berlin). Fr. Agnes Schlincke mit Hrn. Franz Kraus (Berlin Rummelsburg). Frl. Ella Schroeter mit Hrn. Johannnes Hepp (Landsberg a. W. —Prenzlau).

Verehelicht: Hr. Georg Hoffmann mit Frl. Julie Wesselhoefft (Hannover). Ceehee mit Frl. Martha Kasper (Frankfurt a. M. Münsterberg). Hr. i 8 Fel. Rudolphine Aßling (Diepholz). Hr. 0 (Berlin). Pr. Heinrich Schneidemühl mit Frl. Julie Ruhm (Berlin). .

Geboren: Ein Sohn: (Vilz bei Tessin). Hrn. Direktor Hoernecke Großes Concert. (Besrne. Bbelbeaheh Hrn. Ludwig Marckwald Hrn. Willy Pusch (Berlin).

Eine Tochter: Hrn.

Hr. Robert Wilhelm von

eertrude Jachnert

Theater. Näheres die Anschlag⸗

˖Q˖— Redacteur: Dr. H. Klee.

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National⸗Panorama. Herwarthstr. 4, Königsplatz.

Das alte Rom

mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312

n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u. Alex

Wagner in München. Täglich geöffnet v. Mor⸗ hr bis zur Dunkelheit. Eintritt 1.

Neu eröffnet.

Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).

6“ DSDruck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilbelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen 1““ (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Hrn. Pastor C. Pfaff

Hauptmann Karl von Werner (Schöneberg b. Berlin). Hrn. Gymna- siallehrer Roeder (Hannover). 1

Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Großes Gestorben: Hr. Theodor Frhr. v. Langermann und Erlencamp (Dambeck). Hr.

riedrich Rischbieth (Neustadt a. Rbge.). Frau Johanna Koch, geb. Schroeder (Tapiau). Hr. Domänenpächter Ludwig v. Schuchen (Lauenau). Hr. Rentier Albert Schucke (Tempelhof). Hr. Friedrich Schneider Beric) Hr. F besitzer Friedrich Wilhelm Ke jur. Heinrich Conrad (Stendal). r Paul Richard Nöselt (Leipzig⸗Reudnitz).

Senator

abrik⸗ ler (Berlin).

meiner gestrigen Erklärung über d

8

1 Er st e Beila ge m T. eutschen Reichs⸗A 3

Berlin, Donnerstag, den 26. Juni

——

—;—

nzeiger und Königlich Preußisch 8

nzeiger.

1890.

Parlamentarische Nachricen. Schlußbericht der gestrigen (26.) Sitzung des Reichs⸗ tages. Fortsetzung der zweiten Berathung des 84. entwurfs, betreffend die Friedens⸗Präsenzstärke des deutschen Heeres. . ‚Nach dem Abg. Freiherrn von Huene, dessen Rede wir bereits gestern kurz wiedergegeben haben, nimmt das Wort der Reichskanzler von Caprivi:

„Ich kann dem Hrn. Abg. Freiherrn von Huene nur dankbar dafür sein, daß er mir die Gelegenheit giebt, eine Aeußerung, die ich gestern gethan, richtig zu stellen. Ich habe gesagt, ich kann mich über die unerschwinglichen Kosten eines Projekts nicht äußern, das ich nicht kenne. Ich hätte besser gethan, zu sagen: das ich als Reichs⸗ kanzler nicht kenne, oder das die verbündeten Regierungen nicht kennen. Als Mensch kenne ich eine Menge Projekte. Ich produzire ab und zu selbst dergleichen: aber ich habe hier nur die Pflicht, mich über die⸗ jenigen Projekte zu äußern, die die verbündeten Regierungen sich iu eigen gemacht baben.

Der Auffassung des Hrn. 5 Freiherrn von Huene in Betreff

e Dispositionsurlauber, insbesondere

darüber, daß es die Absicht der verbündeten Regierungen nicht ist,

diese Maßregel nur für einmal eintreten zu lassen, kann ich nur vollkommen beipflichten.

Staatssekretär Freiherr von Maltzahn:

Die finanziellen Erwägungen, die allein zu vertreten ich hier be⸗ rufen bin, müssen einer Vorlage wie der gegenwärtigen gegenüber zurücktreten; denn die verbündeten Regierungen fordern die in der Vorlage vorgesehene Verstärkung unserer Wehrkraft von Ihnen, weil sie sie für unumgänglich nothwendig halten, nicht um die Macht und das Ansehen Deutschlands auszudehnen, sondern um uns auf dem Stand⸗ punkt der Wehrhaftigkeit zu erhalten, die uns in den Stand setzt, das, was wir errungen haben und besitzen, auch zu erhalten. Wer mit den verbündeten Regierungen dieser Meinung ist, wird die Vor⸗ lage bewilligen müssen und die Bewilligung wird, wie ich wohl jetzt nach dem Gang der Diskussion erwarten darf, mit erheblicher Ma⸗

jorität auch hier im Reichstage erfolgen. Nur dann würden finanzielle

Erwägungen das Recht geben, einer derartigen Vorlage die Zustim⸗

mung zu versagen, wenn der Nachweis erbracht wäre, daß Deutsch⸗

land nicht im Stande wäre, die hier im Interesse seiner Erhal⸗ tung ihm zugemuthete finanzielle Mehrlast zu tragen, daß Deutschland zu arm wäre, um sich auch für die Zukunft voll wehr⸗ haft zu erhalten. Diesen Nachweis zu erbringen, hat der Hr. Abg Rickert gestern versucht. Der Versuch ist mißlungen.

Der Herr Abgeordnete hat drei Erwägungen angeführt, welche

vom finanziellen Standpunkt aus seinen Widerstand gegen die Vor⸗

lage rechtfertigen sollten: er hat uns gesagt, Deutschland trage zur Zeit bereits auf den Kopf der Bevölkerung eine böhere Belastung als Frankreich und England; er hat uns ferner gesagt, England sei

erheblich reicher als wir; und drittens, es habe seit den letzten 10 Jahren

1

8

Frrankreich und England.

in Deutschland eine erhebliche Steigerung der Zölle und indirekten Steuern, stärker als in den Nachbarländern, stattgefunden. Alle diese drei Behauptungen, selbst wenn sie wahr und unanfechtbar wären, würden das thema proponendum nicht beweisen, daß Deutschland nicht im Stande ist, auch diese 18 Millionen oder etwas mehr jährlich im Interesse seiner Wehrhaftigkeit zu tragen. Aber, meine Herren, die Behauptungen selbst sind keineswegs unanfechtbar. Der Herr Abgeordnete hat zunächst ausgeführt, daß wir pro Kopf höher belastet wären als Er ist bei dieser Diskussion zurückgegangen auf Zahlen, welche der Hr. Abg. von Kardorff früher vorgebracht hat.

Hr. von Kardorff hatte seinerseits ausgeführt, daß die Belastung pro

Kopf in Frankreich 55, in England 35, in Deutschland 19 betrage. Um dieses Exempel umzugestalten, hat der Hr. Abg. Rickert eine

ziemlich künstliche Rechnung anstellen müssen, indem er angebliche in⸗

direkte Belastungen der Steuerzahler in Deutschland durch Preis⸗ steigerungen in Folge von Schutzzöllen hinzugerechnet hat, um das I zu finden, daß thatsächlich die Belastung in Deutschland eine größere sei.

Der Herr Abgeordnete hat ferner ausgeführt, England sei reicher

und wohlhabender als wir. Zugegeben! Vollständig; aber der Grund, den er angeführt hat, ist allein nicht ausschlaggebend. Er hat nur

8 seit den letzten 10 Jahren es sind ja immer die 10

ausgeführt, daß die Summe der Einkommen über 3000 in England sehr erheblich höher sei als in Deutschland. Ja, ich glaube, dabei ist doch auch zu erwägen, daß die Summe der großen Einkommen in England relativ einen sehr viel größeren Prozentsatz des gesammten Einkommens ausmacht, als in Deutschland, daß in Deutschland das mittlere und geringere Einkommen einen sehr erheblich größeren Theil des Nationalwohlstandes glücklicherweise noch ausmacht.

Dann, meine Herren, hat der Herr Abgeordnete uns vorgeführt, Jahre, die er

als Gegner der jetzigen Finanz⸗ und Zollpolitik zu kritisiren pflegt

8

sei die indirekte Besteuerung durch Zölle, wie er angegeben hat, von

2, 3 auf 7,3 pro Kopf gestiegen. Der Herr Abgeordnete hat aber

dabei übersehen, daß ein ziemlich erheblicher Posten in Gegenrechnung zu stellen ist, das sind die Erleichterungen, welche auf Grund eben dieser Finanz⸗ und Zollpolitik den Einzelstaaten zu Gute kommen,

die zu Gunsten der Steuerzahler und gerade der minderbegüterten Klassen eingeführt worden sind.

Meine Herren! In Preußen ich exemplifizire auf das Jahr 1889/90 kommt in dieser Beziehung in Betracht: der Erlaß der untersten beiden Stufen der Klassensteuer mit 16 030 700 ℳ; die Ermäßigung der übrigen Stufen der Klassenstruer mit 8 011 000 ℳ; die Ermäßigung der drei untersten Stufen der Einkommensteuer mit 1 284 000 ℳ, zusammen 25 325 700 Es kommen aber noch hinzu diejenigen Ausgaben des preußischen Staatshaushalts, welche früher den Kommunalverbänden oblagen und auf die Staatskasse übernommen wurden, welche sogar den kleinsten Kommunalverbänden, den Landgemeinden, für Schulen bis dahin oblagen. In dieser Be⸗ ziehung kommt also zunächst in Betracht die lex Huene, die habe ich nur mit 23 Millionen angesetzt nach dem Exempel, welches seiner Zeit Hr. von Scholz aufgemacht hat, thatsächlich ist, soviel ich weiß, die Summe jetzt erheblich höher. Es kommt in Betracht das Gesetz vom 6. Juli 1885 über die Lehrerpensionen mit 3600000 das Gesetz vom 14. August 1888 wegen Erleichterung der Volksschullasten die Uebernahme der

Lebrerbesoldungen auf die Staatskasse mit 20 Millionen Mark,

und die Novelle zu diesem Gesetz vom 31. März 1889 mit 6 Millionen: sind zusammen 52 600 000, alles in allem rund 78 000 000 Meine

Herren, wenn Sie uns vorrechnen, in welchem Grade in den letzten

10 Jahren die Steuerzahler der unteren Klassen in Deutschland höher belastet wurden, so müssen Sie diese Gegenrechnung machen, oder Ihre Rechnung ist nicht richtig 1 Der Herr Abgeordnete hat mich nun gefragt, und zwar in sehr eindringlicher Weise gefragt, weshalb ich den Herren nicht angeben wollte, auf welchem Wege die bevorstehenden Mehrausgaben gedeckt werden sollten, und ich habe diesem Appell bereits ein „Nein“ ent⸗ egengesetzt. Dieses Nein habe ich zu begründen. Ich werde Ihnen henr nicht sagen, ob und welche neuen Steuern oder Erhöhungen bestehender Steuern demnächst von dem Reichstage etwa gefordert werden könnten, und zwar aus folgenden Gründen. Es steht zunächst die e des Bedürfnisses noch gar nicht fest. Di 8 H

Höh

Ihre Kommission an dem Etat über die Besoldungen vorgenommen hat, betragen nach der Fusnote auf der dritten Seite des Kommissions⸗ berichts etwas über 7 Millionen Mark; wir werden also zunächst abzuwarten haben, wie der Reichstag sich zu diesem Beschlusse stellt. Dann aber, meine Herren, habe ich Ihnen wiederholt das Exempel aufgemacht, daß in einigen Jahren bereits die ordentlichen Ausgaben

unseres Jahres⸗Etats rund 60 Millionen höher sein werden, als sie

im vorigen Jahre gewesen sind; aber, meine Herren, der Hauptposten dazwischen ist ein recht unsicherer, das ist die Ausgabe für die Alters⸗ und Invalidenversicherung, und ich möchte ganz scharf hervorheben, daß die Belastung, welche in Zukunft der deutschen Reichskasse mehr erwachsen wird, und die ich Ihnen ganz klar vorzurechnen als Vertreter der Finanzen des Reichs in der Kommission mich für verpflichtet gehalten habe, daß diese Ausgabe hauptsächlich und am Meisten steigend auf diesem Gebiet der Arbeiterversorgung liegt und keineswegs auf dem Gebiet der Militärverwaltung. Also, meine Herren, wenn diese Ausgabe uns in ihren näheren Umrissen zur Zeit noch recht wenig bekannt ist, so empfiehlt es sich, überhaupt die Entscheidung der Frage, ob wir zur Deckung der Ausgaben neue Einnahmequellen eröffnen müssen, auf die Zukunft zu vertagen, es sei denn, daß wir die Ausgaben, dier jetzt vorliegen, nicht mebr decken könnten. Das aber, meine Herren, meine ich, habe ich wiederholt und durchschlagend nachgewiesen, daß wir zur Zeit völlig im Stande sind, ohne Mehrbelastung der Einzelstaaten die Ausgaben für die nächsten Jahre noch zu decken. Ich habe Ihnen gesagt, daß wir aus dem Jahre 1889/80 73 Millionen mehr an die Einzelstaaten überwiesen, ich habe Ihnen im Anschluß daran eine Wahrscheinlichkeitsrechnung fůr die nächsten Jahre aufgemacht, es sind gleiche Ausführungen auch in Bezug auf die etatsmäßige Gestaltung in der Kommission vom Hrn. Direktor Aschenborn gemacht. Ich balte es nicht für meine Aufgabe, diese Exempel heute noch einmal zu wiederholen. Also, meine Herren, die Frage, ob wir mehr brauchen, ist zur Zeit noch zweifelhaft, obwohl ich kein Hehl daraus mache, daß ich persönlich nicht glaube, daß man diese steigenden Ausgaben, die namentlich aus der Alters⸗ und Invalidenversorgung der Arbeiter folgen, auf die Dauer werde bestreiten können, ohne daß man entweder die jetzigen Einnahmen des Reichs reichlicher fließen macht, oder daß man neue Einnahmequellen eröffnet. Es ist aber keineswegs sicher, wann dieser Zeitpunkt eintritt. Und nun kommt hinzu, daß Sie in der That doch kein Interesse daran haben, in diesem Augenblick dargelegt zu sehen, wie der Staatssekretär für das Reichs⸗Schatzamt sich eventuell diese weitere Gestaltung der Reichsfinanzen denkt. Ich bin hier berufen, die Beschlüsse der verbündeten Regierungen zu vertreten, und die ver⸗ bündeten Regierungen werden zunächst Erwägungen zu pflegen und Beschlüsse zu fassen haben. Dann erst wird Ihre Kritik verfassungs⸗ mäßig im richtigen Moment eintreten.

Das ist dasselbe, meine Herren, was ich in der Kommission gesagt habe. Wir werden seiner Zeit, ich habe gesagt „in den nächsten Sessionen“, im Gegensatz zu der gegenwärtigen, nicht in der gegenwärtigen Session, sondern in den nächsten Sessionen, wenn es nöthig ist, mit einer Vorlage der verbündeten Regierungen zu Ihnen kommen auf Grund vorhergegangener Erwägungen zwischen den verbündeten Regierungen. Ob diese Erwägungen zweckmäßiger Weise in der von dem Hrn. Abg. Dr. Windthorst gestern skizzirten Weise von Konferenzen zwischen den Finanz⸗Ministern stattfinden werden, das vermag ich heute nicht zu sagen. Ich habe meine Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit eines solchen Verfahrens. Verständigungen aber zwischen den verbündeten Regierungen müssen vorhergehen, ehe wir neue Einnahmen von Ihnen fordern, und Sie werden dann ausreichende Gelegenheit haben, sich mit diesen Dingen zu befassen, wenn wir solche Vorlagen Ihnen machen werden. Aus diesen Gründen bin ich in der That zur Zeit nicht im Stande, ein⸗ gehender, als ich es gethan habe, Ihnen zu zeigen, wo eventuell das vermehrte Einnahmebedürfniß zu decken sein wird. Völlig habe ich ja nicht geschwiegen; ich habe vor Allem hervorgehoben und das wiederhole ich auch heute wenn wir wissen, daß unsere, von den verbündeten Regierungen und dem Reichstage als nothwendig erkannten Ausgaben in den nächsten Jahren in steigender Richtung sich bewegen werden, so dürfen wir finanziell erhebliche Einnahmen, die wir zur Zeit haben, nicht aufgeben. Von diesem Gesichtspunkt aus habe ich gegen die Anträge gesprochen, welche auf die Aufhebung der Kornzölle gerichtet sind. Ich habe ferner mich gewendet gegen einen Vorschlag, welcher von Seiten von Herren Abgeordneten der deutschfreisinnigen Partei gemacht worden ist, daß eventuell die nöthi⸗ gen Mehreinnahmen durch eine Reichs⸗Einkommensteuer geschafft werden sollten. Ich habe dem gegenüber ausgeführt und ich wieder⸗ hole das auch heute, daß nach Artikel 70 unserer Verfassung eine Reichs⸗Einkommensteuer zwar nicht ausgeschlossen ist, daß aber doch zunächst dem Reiche ganz bestimmte Einnahmegebiete überwiesen, andere Gebiete den Einzelstaaten reservirt sind, und daß man zunächst ab⸗ zuwarten hat, ob nicht aus diesen Einnahmen ohne ein Hinübergehen über den im Artikel 70 zunächst skizzirten Zustand ein eventuelles Mehrbedürfniß an Einnahmen gedeckt werden kann. Nun, meine Herren, es ist immer von der Zuckersteuer die Rede gewesen. Ich will Ihnen ganz ehrlich sagen, daß, wenn ich von Einnahmen gesprochen habe, welche dem Reiche in den nächsten Sessionen geschafft werden könnten, ich dabei zunächst an die Zuckersteuer gedacht habe. Aber, meine Herren, Sie wissen ja Alle, wie die Sache hier liegt. Die Reichsregierung hat dadurch, daß sie an den Verhandlungen, die der Londoner Konvention voran⸗ gegangen und nachgefolgt sind, theilgenommen hat, dadurch, daß sie der Konvention selber vorläufig beigetreten ist, klar ausgesprochen, daß sie die Abschaffung der Zuckerprämie für ein an und für sich wünschenswerthes Ziel hält. Die Frist für die Ratifikation dieser Konvention ist zur Zeit noch nicht abgelaufen, ich glaube, es würde sowohl den übrigen Theilnehmern an der Konvention, als der von diesen Maßregeln eventuell betroffenen Industrie gegenüber unfair gehandelt sein, wenn wir vor Ablauf dieses Termins irgend etwas auf diesem Gebiet änderten.

Je nach der Entscheidung, die der 1. August uns bringt, wird, selbst wenn man aus dem Zucker mehr Einnahmen schaffen wollte,

wahrscheinlich die Gestaltung des Gesetzes eine wesentlich verschie⸗!

dene sein.

Nun, meine Herren, der Hr. Abg. Rickert hat, wie bereits früher, so auch gestern wieder, die von dem Reiche, in Verbindung mit dem preußischen Staat, in den letzten Jahren verfolgte Finanzpolitik als eine nicht nur fehlerhafte, sondern auch in ihren Resultaten ersalglole zu schildern versucht. Dem gegenüber gestatte ich mir doch, Ihnen ganz kurz einige Zahlen inz Gedächtniß zurückzurufen. Ich nehme das Jahr 1878/79, das letzte vor dem Eintritt der Wirkung unserer neuen Finanzpolitik. In jenem Jahre zahlten die Einzelstaaten an Matrikularbeiträgen dem Reiche netto 70 Millionen. Dem gegenüber haben im Jahre 1889/90 die Einzelstaaten vom Reiche 355 Millionen Mark bekommen. Sie haben das geht davon ab an wirklichen Matrikularbeiträgen 217 Millionen gezahlt. Es bleiben also immer noch 137 bis 138 Millionen übrig, welche nach voller Deckung der inzwischen erheblich erhöhten Ausgaben des ordentlichen Etats den Einzelstaaten vom Reiche zuflossen, während sie im Jahre 1878/79 siebzig Mil⸗ lionen an das Reich bezahlen mußten. Und gleichzeitig hat die Sache in Preußen sich so gestaltet, daß die Verstaat⸗ lichung der preußischen Eisenbahnen es bewirkt hat, daß aus dem

Erträgniß dieser verstaatlichten Bahnen nicht nur die gesammte

preußische Staatsschuld verzinst und planmäßig amortisirt wird, 1“XX““ 8 1“

sondern daß außerdem eine sehr erbebliche Zahl von Millionen dem

preußischen Staatsbaushalt aus diesem Erträgniß der Eisenbahnen zur Verfügung steht. Meine Herren, derartige Resultate einer 10 jährigen Finanzpolitik als „Fiasko“ zu bezeichnen wir haben den Ausdruck wiederholt gehört —, kann seine Rechtfertigung nur etwa in dem Willen dessen finden, der einen solchen Ausdruck braucht. Die Logik der Thatsachen rechtfertigt ihn nicht.

Abg. Bebel:

sekretär, nachdem er in der Militärkommission die Getreide⸗

zölle gewissermaßen als einen eisernen Einnahmeposten be⸗ zeichnet hat, nicht daran denkt, die Zuckerprämien, die einer kleinen Minorität reicher Leute alljährlich Millionen in die Tasche schieben, zu beseitigen, ebenso wenig wie die Steuerdifferenzprämien aus der Branntweinsteuer an die Großbrenner, daß er aber wohl an neue Steuern denkt, die in der Hauptsache immer wieder auf die niederen Klassen fallen. Diese Zugeständnisse

Es war mir interessant, daß der Schatz⸗

möchte ich festnageln. Den militärischen Ausführungen des

Abg. von Huene will ich als Laie nicht folgen. Seine Rede hat aber doch auf mich den Eindruck gemacht, als ob weit mehr seine Stellung als Freiherr und Major, wie als Ab⸗ geordneter zum Ausdruck gekommen ist. Er hat mehr gegen als für die Resolutionen seiner Partei gesprochen. Er sagte, daß die Einführung der zweijährigen Dienstzeit eine ganz besondere Ungleichheit in den verschiedenen militärischen Kat gorien herbeiführen würde. Herr von Huene muß als Militä wissen, daß diese Ungleichheit trotz der dreijährigen Dienstzeit schon jetzt in hohem Maße vorhanden ist. erinnere nur an das Institut der und der Einjährig⸗Freiwilligen. n Folge des Systems der Dispositionsurlauber besteht schon jetzt die zwe jährige Dienstzeit bei einem sehr erheblichen Theile der Fu⸗ truppen. Es brauchte im Wesentlichen nur gesetzlich festgelegt zu werden, was jetzt schon besteht. Interessanter waren mir die Ausführungen des Abg. Windthorst, der in seiner Partei stellung kaum wieder zu erkennen war. Er hat gesprochen wie ein Mann, der zur Kartellpartei gehört, der mit allen Mitteln der Angstmacherei dem Volke vor Augen stellen will, daß, wenn wir diese Forderung nicht bewilligen, das deutsche Vaterland der Gefahr ausgesetzt sei, dem ersten feindlichen Ansturm zu erliegen. Es lag in seinen Worten, daß, wer dieser Vorlage nicht zustimme, sich einer Art des Vaterlandsverraths schuldig mache. Das war der⸗ selbe Ton wie 1887. Das kommt davon, wenn man, wie er und seine Partei, auf dem besten Wege ist, Regierungspartei sans phrase zu werden. Im Wahlkampf ist das Centrum enau wie die Linke für eine Verminderung der militärischen rasten eingetreten. Diesem Auftreten hat es wesentlich seine Wahlerfolge und die Unterstützung zu danken, die es bei den Stichwahlen von der Linken erhalten hat. Heute, wo es die ausschlaggebende Partei in diesem Hause ist, hat es sein Ver⸗ sprechen vollständig vergessen, milder kann ich mich nicht aus⸗ drücken. Sie werden mir doch zugeben, daß, selbst wenn diese Vorlage in allen ihren Theilen abgelehnt wird, doch gar nicht daran zu denken ist, daß Deutschland wehrlos, der Bestand des deutschen Vaterlandes in Frage gestellt sei. Angesichts der ungeheuren Bewilligungen der letzten Jahre wäre das eine starke Behaup⸗ tung. Abg. Windthorst hat sich denn auch in dem Gefühl, daß seine Begründung einen erheblichen Theil der Wähler des Centrums nicht befriedigen werde, um einige Beruhigung über die Zustimmung zu schaffen, für eine allgemeine mili⸗ tärische Abrüstung ausgesprochen. So sehr ich nun mich selbst mit diesem Gegenstande befaßt habe, so bin ich doch bis heute noch nicht dahin gekommen, anzuerkennen, daß dieser Gedanke ausführbar ist. Ein solcher Antrag hat einmal nach Maßgabe der Stimmung der maßgebenden Kreise keine Aus⸗ sicht auf Annahme, und vor Allem hat ein etwaiger Beschluß keine Garantie der Ausführung. Im Ernstfalle wird man eben an die Stelle der offenen die geheimen Rüstungen setzen. Die gegenwärtige Situation ist eine Wirkung der Ereignisse von 1870/71. Mit der Annexion von Elsaß⸗Lothringen mußte es jedem politisch Gebildeten zweifellos sein, daß Frankreichs und Rußlands Interessen solidarisch seien und dazu führen müßten, sich gegen Deutschland zu stellen. Als 1870 Liebknecht und ich und 1871 ich allein etwas Aehnliches aussprachen, wurden wir ausgelacht. Heute kann ich mit Genugthuung konstatiren, daß diese Voraussage sich verwirklicht hat. Kein einziger Mensch in Deutschland mit gesunden Sinnen wird die Richtig⸗ keit dieser Auffassung bestreiten. Ich gebe dem Referenten zu, daß Deutschland keine Eroberungen machen will, daß in den höchsten Kreisen oder sonst die Absicht nicht besteht, Deutsch⸗ land in einen Krieg irgend welcher Art zu stürzen. Das hängt aber nicht von unserem Willen ab. In weiten Kreisen

Ersatzreserve 8

Frankreichs besteht nach wie vor der Gedanke, man mag 8

das ja verurtheilen oder auch bedauern, die Thatsache steht aber fest, Elsaß⸗Lothringen wieder zu erobern. Dieser Umstand aber war es in erster Linie, der Rußland bewogen hat, sich Frankreich zu nähern. Rußland hat von je her darnach gestrebt, sich in die Verhältnisse Deutschlands zu mischen und eine Zersplitterung aufrecht zu erhalten. Diese Art, im Trüben zu fischen und Deutschland zu schwächen, wurde durch das Jahr 1870 zerstört. Es hat nach wie vor die

Absicht bestanden, die Herrschaft nicht nur über das Schwarze

und Mittelländische Meer, sondern auch über die ganze Ostsee zu bekommen. Der Verfasser der Broschüre „Videant consules“ der unzweifelhaft den höchsten militärischen Kreisen angehört und die politischen Beziehungen Deutschlands genau kennt, hat direkt erklärt: Rußland ist ein Feind, gegen den wir unsere ganze Macht zu richten haben. Mit Recht hat demgegenüber der Reichskanzler darauf hingewiesen, daß wir nicht daran denken können, die rußsfischenn Ostseeprovinzen zurückzuerobern. Mit Rußland und Frankreich können wir allein unmöglich fertig werden, wenn wir auch den letzten Mann und letzten Groschen aufböten. Der Dreibund Deutsch⸗ land, Oesterreich und Italien ist zu Stande gekommen in der Erkenntniß der Solidarität der Interessen. Kommen wir aber mit unseren Bundesgenossen gegen Frankreich und Rußland in Krieg, so würden die Türkei und Rumänien nicht müßig bleiben. Rußland müßte sich auf einen Defensivkrieg beschränken, Se. reich müßte seine Grenzen nach Savoyen und Belgien decken, und Englands Neutralität würde sicherlich nicht Frankreich