1890 / 158 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Jul 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden leyten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

. ter Zinsschein.

..bter Zinsschein.

Anweisung.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Ern ngen, Beförderungen, Versetzungen. Im aktiven Heere. Durch Verfügung des Kriegs Ministeriums. 22. Juni. Pahlow, Zeug⸗Lt. vom Art. Depot in Koblenz, zur Art. Werkstatt in Danzig, Winther, Zeug⸗Lt. von der Gewehrfabrik in Erfurt, zum Art. Depot in Koblenz, Kreuzberger, Zeug⸗Lt. von der Art. Werkstatt in Spandau, zum Art. Depot in Danzig, Wittke, Zeug⸗ Lt. von der Art. Werkstatt in Danzig, zum Art. Depot in Spandau,

versetzt. 8 Frta bewilkig nagen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 23. Juni. Graf v Blücher, Rittm. a. D., zuletzt Chef der damaligen 5. Comp. im Regt, der Gardes du Corps, der Charakter als Major verliehen. Graf v. Hochberg Frhr. zu Fürstenstein, Rittm. a. D., zuletzt von der Garde⸗Landw. Kav., früher im Regt. der Gardes du Corps, unter Verleihung des Charakters als Major, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des genannten Regts. ertheilt. Im Sanitätscorps. Neues Palais, 24 Juni. Dr. Keller⸗ mann, Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Garn. Arzt in Magdeburg, zum Ober⸗Stabsarzt 1 Kl., Dr. Rittershausen, Stabs⸗ und Bats. Arzt vom Lauenburg. Jäger⸗Bat. Nr. 9, zum Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Inf. Regts. Nr. 97, Dr. Paetsch. „Stabs⸗ und Bats. Arzt vom 2. Schles. Jäger⸗Bat. Nr. 6, zum Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Inf. Regiments Fürst Leopold von Anhalt⸗Dessau (1. Magdeburg.) Nr. 26, beförder 2 Dr. Weber, Stabs⸗ und Bats. Arzt vom 3 Bat. des 5. Thüring. Inf. Regts. Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) zum Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des 3. Thüring. Inf. Regts. Nr. 71, Dr. Kurth, Assist. Arzt 1. Kl. vom 2. Garde⸗Feld⸗Art. Regt., zum Stabs⸗ und Bats. Arzt des 2. Bats. des Inf. Regts. Graf Schwerin (3. Pomm.) Nr. 14, Dr. Grundies, Assist. Arzt 1. Kl. in der etatsmäß. Stelle bei dem Corps⸗Gen. Arzt des VI. Armeecorps, zum Stabs⸗ und Bats. Arzt des 2. Schles. Jäger⸗Bats. Nr. 6, Dr. Hoffmann, Marine⸗Assist Arzt 2. Kl. von der Marinestation der Nordsee, zum Marine⸗Assist. Arzt 1. Kl., vorläufig ohne Patent, be⸗ fördert. Die Assist. Aerzte 1. Kl. der Res.: Dr. Walzberg vom Landw. Bezirk Minden, Dr. Brüning vom Landw. Bezirk Potsdam, Dr. Fischer I. vom Landw. Bezirk I. Berlin, Dr. Arbeit vom Landw. Bezirk Wehlau, Dr. Vogel vom Landw. Bezirk Bremen, Dr. Rust vom Landw. Bezirk Weißenfels, Dr. Hengesbach vom Landw. Bezirk Dortmund, Dr. Kanitz rom Landw. Bezirk I. Berlin, zu Stabsärzten befördert. Die Assistenz⸗Aerzte 1. Klasse der Landwehr 1. Boegehold vom Landwehr⸗Beurk I Berlin, . Landwehr⸗ Bezirk Frankfurt a. O., 2]7 le n Landw. Bezirk Gräfrath, Dr. Smidt vom Landw. Bezir kach, Dr. Menne vom Landw. Bezirk Küstrin, Fick vom 2 v. Bezirk I Berlin, Dr. Poelchen vom Landw. Bezirk Königsberg, Dr. Rothe vom Landw. Bezirk Thorn, Dr. Pullmann Landw. Bezirk I Darmstadt, Dr. Müblenbach vom Landw. Bezirk Sprottau, Dr. Bruski vom Landw. Bezirk Neustadt, Dr. Steffahny vom Landw. Bezirk Gumbinnen, Dr. Heidelberg vom Landw Bezirk Schweidnitz, Dr. Greiß vom Landv. Bezirk Hamburg, Dr Taubner vom Landw. Bezirk Neustadt, Dr. Willich vom Landw Bez. I Kassel, Dr. Achter mann vom Landw. Bezirk Siegen. Dr. Matthes vom Landw. Bezirk Tilsit, Dr. Chantraine vom Landw. Bezirk Aachen, Dr. Jeppe vom Landw. Bezirk II Braunschweig, Dr. Hennig vom Landw. Bezirk Brandenburg a. H., Dr. Hinrichs vom Landw. Bezirk Hagen, Dr. Jennicke vom Landw. Bezirk Eisenach, Dr. Eckert vom Landw. Bezirk Köslin, Dr. Beer vom Landw. Bezirk Lüneburg, Dr. Böhler vom Landw. Bezirk I Berlin, Dr. Müller vom Landw. Bezirk Hagen, zu Stabsärzten befördert. Die Assist. Aerzte 1. Kl. der Landw. 2 Aufgebots: Lehr vom Landw. Bezirk Wiesbaden, Dr Disse Landw. Bezirk Göttingen, Dr. Scriba vom Landw. Bezirk I Darmstadt, Dr. Decker vom Landw. Bezirk Köln, Dr Wiegand vom Landw. Bezirk Sangerhausen, zu Stabsärzten befördert. Die Assist. Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Scheyer vom Landw. Bezirk Gleiwitz, Dr. Barthel vom Landw. Bezirk I. Breslau, Dr. Oestreicher vom Landw. Bezirk Koblenz, Dr. Wackerzapp vom Landw. Bezirk Oberlahnstein, Dr Nicolaier vom Landw. Bezirk Göttingen, Grevemeyer vom Landw. Bezirk Hannover, Dr. Spies vom Landw. Bezirk Stockach, Dr. Bur karth vom Landw. Bezirk Koblenz, Dr. Dedolph vom Landw. Bezirk Göttingen, Dr. Heilbrun vom Landw. Bezirk I. Breslau, Dr. Rothenberg vom Landw. Bezirk Hamburg, Dr G Landw. Bezirk I. Breslau, Dr Ittmann vom Landw. Bez

rk

Soldfeld vom zirk I. Breslau, Dr. Gesenius vom Landw. Bezirk I. Berlin, Dr. Schulze⸗ Berge vom Landw. Bezirk Bonn, De. Ullrich vom Landw. Bezirk Sorau, Dr. Keller vom Landw. Bezirk Heidelberg, Dr. Neustadt vom Landw Bezirk Paderborn, Ur. Longard vom Landw. Bezirk Bonn, Dr. Schimmelbusch „bom Landw. Besirk I. Berlin, Dr.

cL Fähndrich rom Landw. B sürk Frankfurt a. O., Dr. Mayer II. vom Landw. Bezirk Frankficrt a. M, Dr. Cahen vom Landw. Bezirk Frankfurt a. M. Dr. Rechtmann vom Landw. Bezirk Köln, Dr. Ober voh Landw. Bezirk Glogau, Dr. Bodet vom Landw. Bezirk, Köln, Tenckhoff vom Landw. Bezirk Freiburg, Dz. S.98 vom Landw. Bezirk Rostock, Dr. Gödde vom Lankw. Bezirk Soest, Dr. Stölting, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Hannover, zu Assist. Aerzten 1. Kl. befördert. Dr. Werner, Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Referent in der Medizin. Abtheil. des Kriegs⸗Ministeriums, ein Patent seiner Charge verliehen. Dr. Propping, Ober⸗Stabs⸗ arzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom Inf. Regt. Nr. 97, zum 2. Westfäl. Hus. Regt. Nr. 11, Dr. Hohnbaum⸗Hornschuch, Stabs⸗ und Bataillons⸗Arzt vom 2. Bataillon Infanterie⸗Regiments Graf Schwerin (Pomm.) Nr. 14, zum Lauenburg. Jäger⸗Bataillon Nr. 9, Dr. Koch, Assist. Arzt 1. Kl. vom Gren. Regt. Kronprinz Friedrich Wilbelm (2. Schles.) Nr. 11, in die etatsmäß. Stelle bei dem Corps⸗Gen. Arzt VI. Armee⸗Corps, Dr. Kimmle, Assist. Arzt 1. Kl. vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 15. in die etatsmäß. Stelle bei dem Corps⸗Gen. Arzt des XV. Armee⸗Corps, Dr. Duden, Assist. Arzt 1. Kl. von der Haupt ⸗Kadettenanstalt, zum 3. Magdeburg. Inf. Regt. Nr. 66, Dr. Zenthoefer, Assist. Arzt 1. Kl. vom Füs. Regt. Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburg.) Nr. 35, zum Kür. Regt. Kaiser Nicolaus I. von Rußland (Brandenburg.) Nr. 6, Dr. Heraucourt, Assist. Arzt 1. Kl. vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 31, zum Feld⸗Art. Regt. Nr. 15, Dr. Thiele, Assist. Arzt 1. Kl vom 2. Rhein. Hus. Regt. Nr. 9, zum 7. Rhein. Inf. Regt. Nr. 69, Ullrich, Assist. Arzt 1. Kl. vom Drag. Regt, von Arnim (2. Brandenburg.) Nr. 12, zum 4. Thüring. Inf. Regt. Nr. 72, Dr. Leopold, Assist. Arzt 2. Kl. vom 1. Hess. Inf. Regt. Nr. 81, zur Haupt⸗Kadettenanstalt. Dr. Stoldt, Assist. Arzt 2. Kl vom Inf. Regt. Nr. 137, zum Füs. Regt. Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburg.) Nr. 35, Dr. Ferber, Assist. Arzt 2. Kl. vom 4. Thüring. Inf. Regt. Nr. 72, zum Kadettenhause in Ploen, Dr. Schürmann, Assist. Arzt 2. Kl. vom 6. Rhein. Inf. Regt. Nr. 68, zum Königin Augusta Garde⸗Gren. Regt. Nr. 4, Dr. Volkenrath, Asfsist. Arzt 2. Kl. vom 5. Rhein. Inf. Regt. Nr. 65, zum Kür. Regt. Graf Geßler (Rhein.) Nr. 8, Dr. Schumann, Assist. Arzt 2. Kl. vom Kadettenhause in Plön, zum Hess. Train⸗

Bat. Nr. 11, Dr. Velde, Assist. Arzt 2. Kl. vom Füs Regt. Graf

Roon (Ostpreuß.) Nr. 33, in die etatsmäß. Stelle bei dem Corps⸗Gen. Arzt des I. Armee ⸗Corps versetzt. Dr. Schwartz, Ober⸗Stabsarzt 1. Klasse und Regts. Arzt vom 2. Westfäl. Hus. Regt. Nr. 11, mit Pension und seiner bisher. Uniform der Abschied bewilligt. Dr. Danneil, Stabsarzt der Res. vom Landw. Bezirk I. Berlin, Dr. Nagel, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw. Bezirk I Berlin, Dr. Quetsch, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw. Bezirk Altona, Dr. Sonnen⸗ schein, Assist. Arzt 2. Kl. der Res. vom Landwehr⸗Bezirk Neuß, der Abschied bewilligt. Den Stabsärzten der Landw 1. Aufgebots: Dr. von Eicken vom Landw. Bezirk Mühlheim a. d. R., Dr. Siegen vom Landw. Bezirk Köln, Dr. Niemann vom Landw. Bezirk II. Braunschweig, der Abschied bewilligt. Den Assist. Aerzten 1. Kl. der Landw. 2. Aufgebots: Dr. Hennige vom Landw. Bezirk Magdeburg, Dr. Wachsmuth vom Landw. Bezirk Celle, Dr. Hoffmann, Assist. Arzt 2. Kl. der Res. vom Landw. Bezirk Jauer, der Abschied bewilligt.

XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Corps. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 29. Mai. Prinz Friedrich August Herzog zu Sachsen Königliche Hoheit, Major à la suite des 1. (Leib⸗) Gren. Regts. Nr. 100 und des 1. Hus. Regts. Nr. 18, zum Bats. Commandeur im Schützen⸗ (Füs.) Regt. Prinz Georg Nr. 108 ernannt. Im Beurlaubtenstande. 22. Juni. Frhr. v. Streit, Pr. Lt. von der Res. des 8. Inf. Regts. Prinz Johann Georg Nr. 107, zum Hauptm., Wienhold, Bilsing, Hirschfeld, Sec. Lt. von der Reserve des 5. Infant. Regiments Prinz Friedrich August Nr. 104, Dr. Gäbler, Dr. Körner, Sec. Lts. von der Reserve des Schützen⸗ (Füs.) Regts. Prinz Georg Nr. 108, zu Pr. Lts., Vohland. Pr. Lt von der Kav. 1 Aufgebots des Landw. Bezirks Wurzen, zum Rittm., Weber, Kretschmann, Sec. Lts. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks II. Leipzig, Zechel, Schiege, Sec. Lts. von den Jägern 1. Aufgebots des Landw. Bezirks I Leipzig, Titel, Sec. Lt. von den Jägern 1. Auf⸗ gebots des Landw. Bezirks I Dresden, Meuser, Sec. Lt. von der Kav. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Plauen, zu Pr. Lts., befördert. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 22. Juni. v. Winckler, Major und Bats Commandeur im 9. Jnf. Regt. Nr. 133, in Genehmigvng seines Abschiedsgesuches mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 1. (Leib⸗) Gren. Regts. Nr. 100 mit den vorgeschriebenen Abzeichen, zur Disp. estellt. Im Beurlaubtenstande. 22. Juni. Heine, Hauptm. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks II Leipzig, mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗Uniform, Winkler, Hauptm. von dem Train 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Glauchau, mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen. Stübing, Sec. Lt. von der Inf. 1. Auf⸗ gebots des Landw. Bezirks II Leipzig, Beckert, Sec. Lt. von der Feld⸗Art. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks I Leipzig, Scheven, Sec. Lt. von der Kav. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Zittau, der erbetene Abschied bewilligt. Im Sanitätscorps. 18. Juni. Tostlöwe. Assist. Arzt 2. Kl. im 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz⸗Regent Luitpold von Bavern, Dr. Langer, Assist. Arzt 2. Kl. der Res. des Landw. Bezirks Bautzen, Dr. Hartmann, Assist. Arzt 2. Kl. der Res. des Landw. Bezirks II Chemnitz, zu Assist. Aerzten 1. Kl. befördert.

Hessen. Darmstadt, 28. Juni. Frhr. v.

rann, Hauptm der Charakter als Major verliehen.

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Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der gestrigen (31.) Sitzung des Reichs⸗ tages.

Zweite Berathung des dritten Nachtrags⸗Etats für 1890/91.

Die fortdauernden Ausgaben werden nach den Beschlüssen der Kommission mit den betreffenden Abstrichen bewilligt.

Unter den einmaligen Ausgaben des außerordentlichen Etats werden 10 305 000 zur Vervollständigung des deutschen Eisenbahnnetzes im Interesse der Landes⸗ vertheidigung verlangt.

Die Kommission beantragt deren unveränderte Ge⸗ nehmigung. Allerdings war sie anfänglich geneigt, diese Position bis zum Herbst zu verschieben; es wurden aber von der Regierung eingehende Mittheilungen über den Werth dieser strategischen Bahnen gemacht, welche sich durchweg der Oeffentlichkeit entziehen. Das Resultat war, daß die Kom⸗ mission sich einstimmig für die Bewilligung dieser Position im jetzigen Nachtrags⸗Etat ausgesprochen hat.

Das Haus tritt diesem Beschlusse bei.

Im außerordentlichen Etat werden ferner zur Ausbil⸗ dung der Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Infanterie und Jäger mit dem neuen Gewehr M. 88. 9 915 000 gefordert. Die Kommission hat sich auch hier für die Bewilligung entschieden, da ein Aufschub dieser Bewilligung bedenklich schien. Dagegen war sie der Meinung, daß es nicht korrekt sei, diese Summe auf die An⸗ leihe zu übernehmen, sondern beschloß, sie auf die Matrikular⸗ beiträge anzuweisen, um so mehr, als im zweiten Nachtrags⸗ Etat für die Beamtenbesoldungen erhebliche Summen ab⸗ gesetzt sind, um welche sich die Matrikularbeiträge verringern. Der Referent behält sich vor, für die dritte Lesung einen Antrag vorzubereiten, durch welchen diese Summe in den ordentlichen Etat eingestellt werden soll.

Die Position wird bewilligt.

Gestrichen werden 225 000 zur Errichtung eines

neuen Remontedepots. 3

Eine Reihe von neuen Kasernenbauten hat die Kommission nicht für so dringlich gehalten, daß sie nicht bis zum ordentlichen Etat verschoben werden können. Sie hat dagegen eine Pauschsumme in diesen Nachtrags⸗Etat eingestellt zur Ausarbeitung von Entwürfen. Sie wollte dabei kein Präjudiz für die eine oder andere der vorgeschlagenen Kasernen⸗ bauten uͤbernehmen.

Diese Pauschsumme im Betrage von im Ganzen 165 000 wird bewilligt.

Ebenso wird die Forderung für die Weiterführung des unterirdischen Kabels von Hof über Ign. nach Dresden, die nicht nur im strategischen, sondern au im allgemeinen Verkehrsinteresse gestellt wird, bewilligt.

Der Nachtrags⸗Etat balancirt mit 63 Millionen Mark. Das Etats⸗ und das dazu gehörige Anleihegesetz werden genehmigt.

Es folgen Wahlprüfungen.

Die Wahlen der Abgg. Schneider (Hamm, 7. Arns⸗ berg), Raeithel (1. Oberfranken), von Minnigerode 883 Hannover), Beckmann (3. Münster), Haberlandt

Die Wahl des Abg. Virnich (4. Köln) beantragt die Wahlprüfungskommission gleichfalls für Fültig zu erklären.

Abg. Rickert bemerkt, daß eine Beschwerde des sozial⸗ demokratischen Wahlcomités für den Wahlkreis Bonn⸗ Rheinbach darüber eingegangen sei, daß von dem Bürger⸗ meister in Rheinbach am 18. Februar sozialdemokratische Flugblätter angeblich widerrechtlich weggenommen und ihre Rückgabe erst am 21. April von der Polizeibehörde ange⸗ boten sei. Da es sich hier also um ein gesetzwidriges Verhalten der Behörden handele, hätte die Beschwerde, auch wenn sie ohne Einfluß auf das Wahlresultat sei, dem Reichskanzler zur Untersuchung überwiesen werden müssen. 8—

Berichterstatter Abg. Dr. von Marquardsen erklärt, daß

es sich hier nur um einen ganz nebensächlichen Vorfall handele, und daß deshalb die Kommission der Ansicht gewesen sei, daß der Beschwerde keine weitere Folge zu geben sei. Abg. Rickert bleibt dabei, daß er zum Schutz der Wahl⸗ freiheit den prinzipiellen Standpunkt festhalten müsse, daß auch solche Sachen zur Kenntniß und Untersuchung der Be⸗ hörden gebracht werden müssen, sobald es sich um eine Gesetz⸗ widrigkeit handelt.

Abg. Pr. von Marquardsen meint, daß die Kommission doch ein gewisses Ermessen darüber haben müsse, ob ein solcher Vorgang von Einfluß auf die Wahl gewesen sei oder nicht.

Abg. Hermes bemerkt, daß die Minorität der Wahl⸗ prüfungskommission auf dem Standpunkte des Abg. Rickert gestanden hätte. Auch das Centrum habe früher geschlossen in diesem Sinne gestimmt. Er hoffe, daß in Zukunft die Mitglieder des Centrums mehr als bisher diesen Standpunkt theilen würden.

Abg. von Steinrück bemerkt, daß in diesem Falle die Minderheit in der Kommission sich aus den Freisinnigen und Sozialdemokraten zusammengesetzt habe, und bestreitet, daß das Centrum jemals in der Kommission geschlossen gestimmt habe.

Abg. Gröber meint, daß das Centrum aus solchen Sachen keine Fraktionssache mache und auch nicht in der Kom⸗ mission Fraktionszwang in dieser Beziehung übe. Die anderen Parteien stimmten in der Kommission auch nicht geschlossen, deshalb solle man nicht aus einer Mücke einen Elephanten machen und auf das Centrum losschlagen, wo keine Ver⸗ anlassung dazu sei.

Die Wahl des Abg. Virnich wird für gültig erklärt, desgleichen ohne Debatte die Wahl der Abgg. Graf Dön⸗ hoff⸗Friedrichstein (4. Königsberg), Schmidt⸗Elberfeld (1. Düsseldorf), Graf von der Decken (7. Hannover), Graf von der Schulenburg⸗Hehlen (11. Hannover), Uhlen⸗ dorff (Lippe), Hacke (2. Hannover), Rarkowski (9. Königs⸗ berg), Werner (1. Kassel), von Rozycki (3. Marienwerder), Samhammer (1. Sachsen⸗Weimar).

Bezüglich der Wahl des Abg. Pickenbach in 1. Hessen (Gießen⸗Grünberg⸗Nidda) beantragt die Kommission die Be⸗ anstandung und Erhebungen über mehrere Protestbehaup⸗ tungen.

ggin Antrag des Abg. Böckel, die Wahl für gültig zu erklären, findet nicht die genügende Unterstützung.

Abg. Böckel: Im Wahlkreise Gießen ist unserer Partei nicht gestattet worden, ein freies Wort zu führen. In Lollar wurde eine Versammlung aufgelöst, als ich die Worte sprach: „Der Bauernstand ist das festeste, gesundeste Fundament des Staates“, und zwar auf Grund eines Gesetzes von 1819. Diese Auflösung mußte den weiteren Grund abgeben zum Verbot aller unserer späteren Versammlungen. Aber nicht bloß mit Auflösungen, auch mit Drohungen suchte man uns beizukommen. Bei dem geringsten Anlaß, sagten die Bürgermeister, würden sie unsere Versammlungen aufheben. Die Bürgermeister glaubten sich durch ihre Regierung gedeckt. Der germeister von Gießen versandte ein gedrucktes Cirkular an seine Kollegen in der Provinz, in welchem es ihnen dringend ans Herz gelegt wurde, ihren ganzen Einfluß für den Kandidaten Gutfleisch geltend zu machen. Das Cirkular ist besonders interessant, weil es uns einmal die freisinnige Presse von der Seite der Wahlbeeinflussung zeigt, und beweist, daß, wenn die Freisinnigen erst die Regierung haben würden, sie nicht toleranter sein würden, als die anderen Regierungen es bis⸗ her gewesen. Das Kreisblatt, der „Gießener Anzeiger“, hat gehässige, persönlich beleidigende Artikel gegen uns gebracht und sich dabei geweigert, Berichtigungen aufzunehmen. Der Bürgermeister eines kleinen Ortes wurde mit der Verlegung des Marktes von dort bedroht, wenn der Antisemit bei der Wahl durchkäme. Der Abg. Gutfleisch hat nach seinem Siege in seiner Danksagung an die Wähler selbst erklärt, daß schwere Bedenken in Bezug auf die Anfechtbarkeit seiner Wahl vor⸗ lägen. Bei der zweiten Wahl wurde einmal eine Versammlung aufgelöst, weil der 1. Zimmermann das Wort Jude gebraucht hat. Das Wort Jude ist doch im Deutschen Reich noch nicht heilig und darf doch gebraucht werden. Eine andere Versammlung wurde aufgelöst, weil die Freisinnigen und Sozialdemokraten ungeheuren Tumult verübten, als ich einem Sozialdemokraten antworten wollte. Also nicht bloß von unserer Seite, sondern auch Seitens der Gegner ist gesündigt worden, und sie hätten allen Grund, an ihre eigene Brust zu schlagen. In einem Dorfe wurde unserer Partei von dem Führer der Freisinnigen gedroht, uns mit einer Latte niederzuschlagen. Juden drangen ein ander Mal in die Versammlung und bewa fen Pickenbach und Zimmermann mit Steinen, Zimmermann wurde ver⸗ letzt. Den Gipfel erreichte die freisinnige Agitation am

hineingesetzt und zur Wahl getragen. Selbst an die Kirche wurde ein freisinniges Plakat angeschlagen. Nachdem die Wahl zu unseren Gunsten entschieden war, nahmen die Freisinnigen eine so drohende Haltung an, daß die Polizei uns sagen ließ, wir sollten jede Provokation vermeiden, sie sei, wenn ein Ueberfall erfolge, nicht in der Lage, uns zu schützen. Wir enthielten uns natürlich jeder Provokation, aber auf dem Wege nach dem Bahnhofe schleuderten die Leute Steine nach mir und nur mit Hülfe der Polizei wurden wir vor Messer⸗ stichen geschützt. Nach meiner Abreise wurden zwei meiner Anhänger auf dem Heimwege hinter einer Selterbude auf das Signal eines Juden durch eine Rotte von 32 Strolchen a gefallen. Der Jude rief: Schlagt ihn todt, den Hund! einem Orte wurde von den Freisinnigen versucht, doppe te Stimmzettel abzugeben, in einem anderen wurden die antisemitischen Stimmzettel den Wählern abgenomme und dafür freisinnige ihnen in die Hand gedrückt; um das zu versüßen, wurde Bier und Schnaps ge⸗ spendet. Wenn wirklich in sechs Ortschaften Wahlunregel⸗

4. Niederbayern), von Unruhe⸗Bomst (3. Posen) werden ohne Debatte für gültig erklärt.

werden, so behält Pickenbach immer noch eine Mehrheit von

Zene Versammlung war auch sehr

Wahltage in Gießen selbst. In fieberhafter Weise wurde agitirt. Chaisen wurden herumgeschickt, Krüppel und Lahme

mäßigkeiten vorgekommen sind und 518 Stimmen abgezogen

500 Stimmen. Der Bürgermeister von Bingenheim schreibt mir, daß er nicht in amtlicher Eigenschaft, sondern als Wahlmann die freisinnige Versammlung besucht und sie erst aufgelöst habe, als die

3 erregte Stimmung der Versammlung dem Redner gefährlich zu werden schwach besucht, sodaß sie auf die Wahl von keinem erheblichen Ein⸗ fluß gewesen sein kann. Ich für meine Person verachte eine persönliche Kampfweise; ich finde, daß die Protestler 5 nichts bewiesen haben. Man beabsichtigt nur, in die effentlichkeit eine gewisse Beunruhigung hineinzutragen, als wenn Pickenbach nicht sicher wäre, daß seine Wahl in jedem Augenblick umgestoßen werden könne. Meine Freunde werden gegen die Beanstandung stimmen. Abg. Dr. Gutfleisch: Ich bestreite, daß von unseren hessischen Behörden irgend ein ungerechter Einfluß auf die Wahlen ausgeübt worden ist. Die Behörden haben selbst⸗ verständlich Besorgniß gehabt wegen der leidenschaftlichen Er⸗ regung im Wahlkreise, aber sie haben dieser Besorgniß keinen ungesetzlichen Ausdruck gegeben. Es sind antisemitische Ver⸗ sammlungen nicht deshalb aufgelöst worden, weil anti⸗ semitische Redner sie leiteten oder in ihnen sprechen wollten. Daß die Behörden sich ernstlich bekümmert haben, daß der Friede aufrecht erhalten werde, und daß Aufsichts⸗ beamte darauf achten müßten, im Falle von Erzessen die Ver⸗ sammlung außzulösen, liegt doch auf der Hand. Ich gebe zu, daß bei der Wahl Pickenbach's ein paar Thätlichkeiten vorge⸗ kommen sind. Wenn aber Hr. Böckel die Richtigkeit der An⸗ gaben des Wahlprotestes bestreitet und Beweise dafür verlangt, so wollen wir durch die Beanstandung der Wahl Gelegenheit geben, daß diese Beweise erbracht werden. Uebrigens scheint Hr. Böckel selbst an die Gültigkeitserklärung der Wahl nicht geglaubt zu haben; denn in seinem „Reichsherold“ hat er dazu aufgefordert, daß man Denjenigen, welche den Wahlprotest unterzeichnet haben, die Kundschaft entziehe.

Abg. Rickert: Hr. Böckel hat seine Verachtung aus⸗ gesprochen gegen diejenigen, welche die Personen in den Kampf ziehen. Mit welchen Waffen aber die Anti⸗ semiten arbeitn und in diesem Wahlkreise gearbeitet haben, beweist ein illustrirtes Flugblatt, welches in diesem Kreise verbreitet worden ist und welches eine lange Proskrip⸗ tionsliste von 63 angeblich jüdischen Güterschlaͤchtern und einigen 90 Bauern enthält, die angeblich von Haus und Hof getrieben sind. Es heißt dann weiter, im Kreise Geln⸗ hausen seien nach amtlichen Ermittelungen in acht Jahren nahezu 400 Bauerngüter von Juden ausgeschlachtet worden. Sie werden zugeben, daß diese Proskriptionsliste sich gegen Personen richtet und geeignet ist, Haß und Erbitterung in weiten Kreisen hervorzurufen. In verhaltnißmäßig kurzer Zeit ist von einigen Männern festgestellt worden, daß in diesen Wuchererlisten 14 doppelt genannt sind und 3 Christen sind Bei 30 von 52 Fällen ist heute bereits durch amtliche Be⸗ scheinigung und durch Akten gerichtlich nachgewiesen, daß die gehässigen Behauptungen dieses gemeinen und erbärmlichen Flugblattes vollständig aus der Luft gegriffen sind. (Redner ci irt einige Spezialfälle.) Von den Bauern sind 44, soweit bis jetzt ermittelt, nicht durch jüdische Güterschlächter aus ihrem Erbe vertrieben. Ein Theil der Bauern existirt über⸗ haupt nicht und der andere lebt noch heute unausgeschlachtet und ungestört auf seinem Gut. Diejenigen, die mit solchen Waffen arbeiten, sollen sich hier nicht als unschuldig Verfolgte hinstellen. Ich halte es für die Pflicht aller Parteien, zum Wohle des Vaterlandes gegen dieses Unwesen mit ganzer Kraft aufzutreten.

Abg. Böckel: Es sind in der That zahlreiche Versamm⸗

lungen der Antisemiten ohne Grund aufgelöst worden. Aber

ist das etwa ein Unfug, wenn in einer Versammlung das Wort Juͤde fällt? Der Name Jude ist in Deutschland nicht ein Tabu, vor dem man auf die Knie fällt. Ueber die Regie⸗ rung darf man schimpfen, über die Juden nicht. Es geht bei uns sehr ruhig zu, die Ruhestörungen gehen von fremden Störenfrieden aus. Die Freisinnigen haben keine ÜUrsache, sich über unanständige Form unsererseits zu beklagen, die Nationalliberalen wissen davon ein Lied zu singen, wie sie von den Freisinnigen behandelt worden sind. In einem freisinnigen Flugblatte hieß es, die nationalliberale Fahne könne nicht mehr beschmutzt werden, wie sie schon beschmutzt worden wäre. Wenn man sagt, daß die Form der anti⸗ semitischen Agitation nachtheilig gewirkt habe, so verwechselt man Wirkung und Ursache. Hat etwa die Thätigkeit der Juden civilisatorisch auf das Volk eingewirkt? Lange vor der antisemischen Bewegung wurde ein jiüdischer Wucherer und seine Frau von einem Bauern, den er von Haus und Hof vertrieben hatte, ermordet. Fragen Sie die Herren Juden, ob dieser Mord nicht passirt ist. Die Juden haben gezittert, weil ihnen das Gewissen schlug. In der Gerichtsverhandlung brachte das über die Juden erbitterte Volk dem Bauern Ovationen dar. Seitdem wir die Bewegung leiten, ist so etwas nicht vorgekommen. Wenn der Abg. Gutfleisch gemeint hat, daß ich an die Gültigkeitserklärung nicht geglaubt habe, weil ich die Bewohner des dortigen Wahlkreises zum Boykott aufgefordert 85 so erwidere ich ihm, daß wir nur Nothwehr gebraucht haben, denn unmittelbar nach den Wahlen unseres Kollegen wurden die Händler von unseren Gegnern fortgetrieben mit dem Rufe: Wir kaufen keine antisemitischen Eier. Hr. Rickert hat von einer Proskriptions⸗ liste gesprochen. Es ist nur wunderbar, daß Niemand von diesen Güterschlächtern wegen der Veröffentlichung dieser Liste eine Klage erhoben hat. Die angeblich Gekränkten hätten doch dazu alle Veranlassung gehabt. Man hat hier von anti⸗ semitischen Hetzblättern gesprochen. In einem freisinnigen Flugblatt hieß es, Alles wäre besteuert, nur das Grab frei. Ich hätte nur den Wunsch, daß in diesem zollfreien Grab alle Freisinnigen sich begraben ließen.

Abg. Liebermann von Sonnenberg: Was der Abg. Rickert gegen die lange Liste vorgebracht hat, sind nichts als Behauptungen, für die ein Beweis nicht erbracht ist. Die Freisinnigen dürfen doch nicht den Anspruch erheben, daß man solchen Behauptungen gleich den Werth des Beweises beilegt. Herr Rickert hat uns eine Reihe von Namen genannt, von denen feststehen soll, daß die gemachten Angaben nicht zutreffen. Diese Namen sind bereits acht Jahre läang durch die Presse gegangen und vor drei Jahren bei der Wahl zum

ersten Mal in Form dieser „Proskriptionsliste“ ich will nicht sagen, wie die Bauern es nennen zusammengestellt worden. Die Behauptung, die der Abg. Rickert unvorsichtiger Weise mit vorgelesen hat, daß im Kreise Gelnhausen in acht

Födeen 400 Güter ausgeschlachtet sind, befindet sich in dem ericht der Kommission zur Untersuchung des Wuchers auf dem Lande, ist also amtlich festgestellt. Ich

die bestehende

weiß nicht, ob Hr. Rickert wirklich selbst meint, daß die Mehrzahl der ee Christen wir würden „Deutsche“ sagen und nicht Juden sind. Hr. Rickert mag nur nach Hessen reisen, ich will ihn gern begleiten und ihm den Gegenbeweis liefern. Hr. Rickert hat gemeint, hier wieder seine ungeheure Freundlichkeit für die Juden beweisen zu müssen. Es ist ja Thatsache, daß der Ausdruck „Jude“ für Sie immer ein Alarmsignal ist. Mir fällt da ein, was uns Major Liebert von den Arabern erzählte, wie diese über die Wissmann’sche Schutztruppe urtheilen: „Sie setzen sich Hörner auf wie die Büffel, brüllen wie die Büffel, nehmen den Kopf zwischen die Beine und stürmen an.“ Das tertium comparationis liegt in dem ungeheuren Elan, die manche Schutztruppe und hier die Schutztruppe des Judenthums an den Tag legt, wenn das Alarmsignal „Jude“ ertönt. Wir werden dem Abg. Rickert sehr dankbar sein, wenn er uns neues Material beibringt. Sie sind es ja immer, welche die Judendebatten ins Haus bringen. Wir freuen uns darauf, und Sie sind uns noch mehrere schuldig. Sie wollten ja Anträge auf eine Reichsexekution gegen Sachsen zur gewaltsamen Einführung jüdischer Referen⸗ dare und auf Zulassung der Juden in das Öffiziercorps stellen. Wir warten darauf. Will Herr Rickert mit uns ein Tänzchen wagen, möge er's sagen, wir spielen ihm auf.

Daraufwird der Kommissionsantrag angenommen.

Die Wahl des Abg. Holtz, Vertreters des 5. Marien⸗ werder Wahlkreises, wird ebenfalls beanstandet.

Außerdem beschließt das Haus dem Antrage der vierten Abtheilung gemäß, mehrere Unreg elmäßigkeiten bei den letzten Reichstagswahlen (Nichtunterzeichnung der Wahllisten durch den Wahlvorstand, Ungültigkeitserklärung von Wahl⸗ zetteln ohne Angabe der Gründe ꝛc.) und den Umstand, daß im 1. Wahlkreise des Regierungs⸗ bezirks Königsberg die Annahmeerklärung des Abg. Grafen Moltke den Hauptakten statt im Original nur in beglaubigter Abschrift beigefügt ist ein Mangel, der wohl daraus zu erklären ist, daß ein Autographensammler das Manuskript des Feldmarschalls an sich genommen hat der preußischen

Regierung zur Kenntniß zu bringen, damit in Zukunft derartigen Vorkommnissen vorgebeugt werde.

Schluß 4 ¾ Uhr.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Wie aus St. Ingbert der „Voss. Ztg.“ geschrieben wird, hat der Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern das Gesuch der Bergleute um eine Audienz abschläglich beschieden. Die⸗ selben machen nunmehr eine Eingabe an den Landtag.

2000 Glasarbeiter in Ottensen beschlossen, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, eine Abordnung an Se. Majestät den Kaifer zu senden, weil die Hüttenbesitzer sie vor die Wahl stellten, den Fachverein oder die Arbeit zu verlassen.

In Magdeburg fand laut Mittheilung der „Magdb. Ztg.“ am 28. Juni eine öffentliche Ziegel⸗ und Erdarbeiter⸗Ver⸗ sammlung statt, in welcher Hr. Mettner aus Hamburg über die Nothwendigkeit der Arbeiterorganisationen sprach und zur Neubildung von Fachvereinen aufforderte.

In Hannover wurde, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, am 29. Juni der Erste Kongreß nichtgewerblicher Arbeiter Deutschlands eröffnet. Aus 40 Städten waren Delegirte er⸗ schienen. Als Hauptaufgabe des Kongresses stellte Lehrberg⸗Hannover die Organisation der nichtgewerblichen Arbeiter und deren Ab⸗ schluß an die Vereinigung der gewerblichen Arbeiter zu gemeinsamer Thätigkeit in Förderung der Arbeiterinteressen hin.

Eine große öffentliche Versammlung der Tabackarbeiter und „Arbeiterinnen Berlins und Umgegend tagte laut Meldung der „Voss. Ztg.“ vorgestern Abend. In derselben beleuchtete der sozial⸗ demokratische Abgeordnete Molkenbuhr die Nothwendigkeit einer all⸗ gemeinen Organisation der Tabackarbeiter und die Versammlung ver⸗ sprach, in einer Resolution dahin zu wirken, „daß Organisation der Tabackarbeiter zu einer wirklichen Macht gegenüber dem Kapital werden kann.“ Nach eirem Vortrag des Hrn. Bürger wurde ferner be⸗ schlossen, von der Gründung einer lokalen Fachorganisation Abstand zu nehmen und mit allen gesetzlichen Mitteln für den Ausbau der Berliner Filiale des Allgemeinen Unterstützungs⸗Vereins einzutreten.

Die durch den Strike der Gasarbeiter in Leeds veranlaßte Heranziehung fremder Arbeitskräfte rief, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern ernste Ruhestörungen hervor. Die Strikenden griffen die fremden Arbeiter sowie die Schutzleute und Militärabtheilungen an, welche dieselben nach der Gasanstalt geleiteten. Bei dem dabei entstandenen Hand⸗ gemenge fanden auf beiden Seiten zahlreiche Verwundungen statt. Infolge des Gasmangels herrschte am Abend in der Stadt völlige

Finsterniß

Kunst und Wissenschaft.

Das Märkische Provinzial⸗Museum wird von Freitag, den 4 Juli, bis Mittwoch, den 16. Juli, baulicher Reparaturen wegen für den Besuch geschlossen sein.

Zu der diesjährigen hiesigen Kunstausstellung hat die be⸗ kannte Kunstverlagsfirma von Rud. Schuster in Berlin wieder wie alljährlich die offiziellen Kataloge geliefert. Die in diesem Jahre be⸗ sonders reich illustrirte Ausgabe enthält 200 vorzüglich ausgeführte Ab⸗ bildungen, 80 mehr wie in den Vorjahren —. Dieser Vorzug, verbunden mit der würdigen äußeren Ausstattung speziell der gebundenen Ausgabe, giebt diesem Katalog einen größeren als nur vorübergehenden Werth. Die Preise sind so äußerst niedrig gestellt, wie es nur mit Rücksicht auf den zu erwartenden Massen⸗Absatz möglich ist. Die amtliche Ausgabe kostet geschmackvoll und dauerhaft brochirt 1 ℳ, gebunden 1 50 ₰, die illustrirte Ausgabe brochirt 2 ℳ, ge⸗ bunden 3 3

Dem großen Astronomen Bessel ist, laut Mittheilung der „Weser⸗Ztg“, am 25. v. M. an seinem ehemaligen Wohnhause in Bremen, Papenstraße Nr. 6, welches jetzt der Norddeutsche Lloyd besitzt, eine Gedenktafel gewidmet worden Die schön gearbeitete Gedenktafel enthält in vergoldeten Lettern die Inschrift: „Friedrich Wilhelm Bessel wohnte in diesem Hause von 1799 bis 1806“. Im Auftrag des Lloyd⸗Direktors Lohmann hat Fabrikant Wachsmuth diese monumentale Marmortafel hergestellt.

Der anthropologische Verein in Schleswig⸗ Holstein hat, wie die „Kieler Ztg.“ berichtet, im vorigen Jahre angefangen, eine wendische Ansiedelung aus dem frühesten Mittelalter im Scharsee bei Preetz einer systematischen Untersuchung zu unterziehen, welche durch die vom Provinzial⸗Landtage gewährten Mittel ermöglicht wurde. Die Arbeit konnte indeß nicht zum Abschluß gebracht werden, weil die bewilligte Summe von 1000 zum größten Theil für Wasserbauten verbraucht wurde, welche zur Untersuchung des unter Wasser liegenden Gebiets nothwendig waren. Der Mittelpunkt der Ansiedelung, ein burgartiges Plateau im See, wird Dank einer zweiten Geldbewilligung des Landtages in diesem Jahre untersucht und damit ein abschließendes Ergebniß erreicht werden können, welches Aufschlüsse über Anlage und Bau altslavischer Niederlassungen in unserem Lande geben wird.

In Eutin ging gestern, wie „W. T. B.“ meldet, die Ent⸗ büllung des Denkmals für Karl Maria von Weber gemäß dem dafür entworfenen Programm unter zahlreicher Betheiligung der Be⸗ völkerung und vieler auswärtigen Gäste vor sich. Die Festrede, in welcher

Freiherr von Liliencron Weber’s Leben und Wirken schilderte, konnte des schlechten Wetters wegen nicht auf dem Denkmalsplatze, sondern mußte in der Festhalle gehalten werden. Mit einer unter Heynsen's Leitung aufgeführten großen Messe schloß die öffentliche Feier. Die Stadt ist anläßlich des Festes prächtig geschmückt. v

Literatur.

Inhalt zu Nr. 25 von „Schorers Familienblatt“: Die Stumme. Erzählung von Leopold von Sacher⸗Masoch. (3. Fort⸗ setzung.) Militärische Neuheiten. Ebenbürtig. Novelle von K. Greg. Mit BVignette von Werner Zehme. Der Sunnwend⸗ mann. Gedicht von Martin Greif. Zu dem gleichnamigen Kunst⸗ blatt. Johannistrieb. Eine musikalische Erzählung von Hugo L. Loewe. Ein ungedruckter Vers von Goethe. Mitgetheilt durch Karl Theodor Gaedertz. Plauderecke: Die erste Huldigung. Das Regiment der Gardes du Corps. Berliner Redensarten. Ein neues Getränk. Für Freunde des Rudersports. Der Aus⸗ druck „Biermeile“. Das ist ganz was Andres. In einer Berliner Milchhalle. Benutzte Gelegenheit. Kunstblätter: 1. Blatt: Anbetende Madonna. Nach dem Gemälde von Carlo Cignani. Ein belauschtes Pärchen. Nach dem Gemälde von Hans Fechner. Der Sunnwendmann. Originalzeichnung von Karl Voß. 2. Blatt: Typen aus Oberammergau. Originalzeichnung von A. Langhammer. „Im Thale von Oberammergau. Von O. Reisner. Zu dem vor⸗ stehenden Bilde. Aus der Frauenwelt: Gute Gedanken. Prak⸗ tische Winke. 3. Blatt: Zum Besten von Resten. Schönheits⸗ lexikon. Denkübungen. Humoristisches: Höfisch. Mit einer Originalzeichnung von Eg. Kirchner. Auflösung der Denkübungen. Aerztlicher Rathgeber: Zur Augenpflege.

Der Redartion des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ sind folgende Bücher und Druckschriften zugegangen:

Die Kaiserlichen Erlasse vom 4. Februar 1890. Ihre Bedeutung für die Entwicklung der staatlichen, wirthschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse unter nachträglicher Berücksichtigung der Entlassung des Fürsten Bismarck. Von Reichsfreiherrn von Fechen⸗ bach⸗Laudenbach. 2. Auflage. A. Foesser Nachfolger, Frank⸗ furt a. M., 1899.

Jung⸗Hohenzollern. Erzählungen vom Deutschen Kaiser⸗ bause aus neuester Zeit für das deutsche Volk gesammelt von Julien s Stein (Christoph Wild). Paul Grüger, Rixdorf⸗Berlin, 1890

Die Mitarbeit der Schule an den nationalen Auf⸗ gaben der Gegenwart. R. Gaertner's Verlagsbuchhandlung, Hermann Heufelder, Berlin, 1890.

Keommentar zum Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich. Von Dr. Justus Olshausen, Reichsgerichts⸗Rath. 3. umgearbeitete Auflage. 8. Lieferung. Franz Vahlen, Berlin, 1890.

Rechtsbuch für Hausbesitzer. Die den Hausbesitzer be⸗ treffenden Rechtsgrundsätze des Privat⸗ und öffentlichen Rechts im Gebiete des Allgemeinen Landrechts für die preußischen Staaten, dar⸗ gestellt von einem preußischen Richter. 3. Auflage. Wilhelm Koebner, Breslau, 1890.

Voraussetzungen und Rechtswirkungen der Ent⸗ mündigung des Verschwenders nach gemeinem Recht. Von Dr. jur. K. Steiniger. H. W. Müller, Berlin, 1890.

Zurückführung des Grundbuchs auf die Steuer⸗ bücher für die östlichen und die neuen Provinzen des Preußischen Staats. Spstematisch dargestellt von Herrmann Reusch, Amtsgerichts⸗Rath a. D. H. W. Müller, Berlin, 1890.

Das Aufgebotsverfahren nach Preußischem Recht,

unter besonderer Berücksichtigung des in den neuerworbenen Landes⸗ theilen bestehenden Rechts ustandes bearbeitet von Dr. P. Daude, Geheimen Regierungs⸗Rath und Universitätsrichter bei der Königl. Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität Berlin. 2. Auflage. H. W. Müller, Berlin, 1890. —Eneyklopädie der Rechtswissenschaft in systemati⸗ scher Bearbeitung. Herausgegeben unter Mitwirkung vieler Rechtsgelehrter von Dr. Franz von Holtzendorff, vorm. Pro⸗ fessor der Rechte in München. 5. Auflage. 17. bis 24 (Schluß⸗) Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig, 1890.

Guttentag'sche Sammlung von Lehrbüchern des Deutschen Reichsrechtes I. Der Reichs⸗Civilprozeß. Von Dr. Hermann Fitting, Geh. Justiz⸗Rath und ord. Professor der Rechte in Halle. 7. Auflage. J. Guttentag (D. Collin), Berlin, 1890.

ZJahrbuch für Entscheidungen des Kammergerichts in Sachen der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit und in Strafsachen. Herausgegeben von Reinhold Johov, Geheimer Ober⸗Justiz⸗Rath ꝛc. 9. Band (1890). Franz Vahlen, Berlin, 1890.

Lehrbuch des gesammten Privatrechtes in geschichtlicher, dogmatischer und wirthschaftlicher Beziehung mit Rücksicht auf die einschlägigen Materien des öffentlichen Rechtes. Von Dr. Georg Prager. Band III. Personen⸗ und Erbrecht. J. Guttentag (D. Collin), Berlin, 1890.

Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik. Staatswissenschaftliche Zeitschrift und Materialiensammlung. Herausgegeben von Dr. G. Hirth und Dr. Max Seydel. 23. Jahrgang. 1890. Nr. 4. G. Hirt München und Leipzig.

Raumlehre oder Geometrie für Stadtschulen un Handwerkerschulen von Franz Toselowski, Lehrer. 7. Auf⸗ lage. E S. Mittler u. Sohn, Berlin, 1890.

Zusammengewürfelte Gedanken über unseren Diens Von von Rosenberg, General⸗Lieutenant und Inspecteur de 2. Kavallerie⸗Inspektion. 3. Auflage. Max Babenzien, Rathenow.

Garnison⸗Karte der deutschen Armee. Entworfen und gezeichnet von Lieutenant Hans von Arnim. Nach dem Stand vom 1. April 1890. A. Stephany, Berlin, 1890.

Aesthetik der Natur. Für Künstler, Naturkundige, Lehrer, Gärtner, Land⸗ und Forstwirthe, Reisende, Geistliche, sowie fuͤr Freunde der Natur überhaupt ausgearbeitet von Ernst Hallie Ferdinand Enke, Stuttgart, 1890. .

Ueber die menschliche Seele, ihre Selbstrealität und Fortdauer. Eine psychologisch⸗prinzipielle Untersuchung vo Dr. A. L. Kym, ordentl. Professor der Philosophie an der Universitä Zürich. Kurt Brachvogel, Berlin. 1890. 8 Verdeutschungsbücher des allgemeinen deutschen Sprachvereins. III. Das häusliche und gesellschaftliche Leben. Verdeutschung der hauptsächlichsten im täglichen Verkehr gebrauchten Fremdwörter. Ferdinand Hirt u. Sohn, Leipzig, 1890.

Damascus. Eine Dichtung von Hermann Konieck F. Schneider u. Co, Berlin, 1890. 8

Dramaturgie des Schauspiels. (Dramaturgie der Klassiker) Von Heinrich Bulthaupt. Grillparzer Hebbel, Ludwig, Gutzkow, Laube. 2. Auflage. Schulze'sche Hofbuchhandlung, A. Schwarz, Oldenburg und Leipzig.

Schwarz⸗weiß⸗roth. Eine Ethik des Patriotismus. Von 8 Th. Brecht. Heft II. Eugen Strien, Halle a. S., 1890.

Gottfried Schadow. Aufsätze und Briefe nebst einem Ver⸗ zeichniß seiner Werke. Zur hundertjährigen Feier seiner Geburt, 20. Mai 1764. 2, vermehrte Auflage. Herausgegeben von Juliu Friedländer. Ehbner u. Teubert (Paul Neff), Stuttgart. 8

Wahrheit und Dichtung im Kestner⸗Museum zu S von Gustav Schönermark. Carl Manz, Hannover inden, 1890.

Die C“ Militäranwärtern im Bereiche der Post⸗ und elegraphenverwaltung. 2. Auflage E. S. Mittler u. Sohn, Berlin, 1890.

Seid sparsam! Mahnungen eines Jugend⸗ und Volksfreundes, nebst Belehrungen und Nachrichten über Jugend⸗ und Pfennig⸗ sparkassen, Sparmarken ꝛc. Herausgegeben vom Verein für Jugend⸗ sparkassen in Deutschland. 5. Auflage. Im Selbstverlage und im

Kommissionsverlage: Richard Schäffer, Berlin, G. Harnecker, Frank⸗ furt a. So 11I1I18 H r.