latz, der Alexander⸗Platz, die Alexanderstraße von letzterem bis zur mabe. die Münz⸗ und Alte Schönhauserstraße, die Schönhauser ee.
b. nur für Reiter und Fuhrwerk: der nördliche Fabrdamm der
Straße Unter den Linden und der Reitweg daselbst. Auf den Bürger⸗ steigen der unter IIa genannten Straßen und Plätze, sowie auf dem nördlich der Charlottenburger Chaussee belegenen Fußpfade und in der Mittelpromenade der Straße Unter den Linden wird Publikum, soweit als möglich, zugelassen werden. Das Kreuzen der abgesperrten Feststraße durch Fuhrwerke, Reiter und Fußgänger wird bis zur Annäherung des Festzuges nach Mög⸗ lichkeit zugelassen werden, während des Vorbeimarsches des letzteren werden jedoch auch die Querstraßen bis zu dem nächsten zurückliegenden Kreuzungspunkte für jeglichen Verkehr abgesperrt.
Der Pferdebahnverkehr wird in den gesperrten Straßenzügen von 12 Uhr Mittags ab bis zur Aufhebung der polizeilichen Absperrungs⸗ maßregeln aufgehoben, nur über den Platz vor dem Brandenburger Thor und über den Platz am ehemaligen Schönhauser Thor können Pferdebahnwagen bis zur Annäherung des Zuges kursiren.
Ich richte schließlich die dringende Bitte an das Publikum, zur Ermöglichung der schnellen Wiederaufnahme des freien Verkehrs, die Feststraße nach dem Vorbeimarsch des Zuges alsbald durch die Quer⸗ straßen zu verlassen. Ein Begleiten des Zuges oder Nachdrängen wird nicht geduldet werden.
Berlin, den 2. Juli 1890.
Der Polizei⸗Präsident. Freiherr von Richthofen.
Abgereist: der Vize⸗Präsident des Evangelischen Ober⸗ Kirchenraths, Wirkliche Ober⸗Konsistorial⸗Rath und General⸗ Superintendent D. Brückner, nach Misdroy.
Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 3. Juli.
Se. Majestät der Kaiser und König, Allerhöchst⸗ welcher Sich des erwünschtesten Wohlseins erfreuen, hörten gestern Vormittag im Schlosse zu Christiania die Vorträge der Kabinette und nahmen demnächst in Begleitung Sr. Majestät des Königs Oscar einige Sehens⸗ würdigkeiten der Stadt in Augenschein. Um 11 Uhr wurde eine Ausfahrt nach Frognersaetteren unter⸗ nommen, von wo aus sich ein herrlicher Ausblick auf Stadt und Fjord öffnet, und dort später ein von der Stadt angebotenes Frühstück servirt. Während desselben brachte der Präsident des Munizipalraths Laus in deutscher Sprache die Gesundheit Sr. Majestät des Kaisers aus und erbat Allerhöchstdessen Erlaubniß, einen nach diesem Punkt führenden neuen Weg „Kaiser Wilhelms⸗ Weg“ nennen zu dürfen. Se. Majestät dankten in Seiner Erwiderung für den Ihm Seitens Christianias bereiteten herzlichen Empfang und tranken auf das Blühen und Gedeihen der Stadt. Nachdem die Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften gegen 4 ½ Uhr in das Königliche Schloß zurückgekehrt waren, fand um ½ Uhr daselbst Galatafel statt.
7 König Oscar erhob Sich im Laufe derselben und brachte
in deutscher Sprache die Gesundheit Seines erhabenen Gastes, Ihrer Majestät der Kaiserin und des ganzen Königlichen Hauses aus, worauf Se. Majestät der Kaiser unter noch⸗ maliger Betonung Seines Dankes für den herzlichen und wohlthuenden Empfang mit einem Toaste auf Seinen König⸗ lichen Wirth, Ihre Majestät die Königin, das gesammte Königliche Haus und das norwegische Volk antworteten.
Ueber den Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Christiania entnehmen wir den Mit⸗ theilungen des „W. T. B.“ noch Folgendes: Am Mittwoch begaben Sich Ihre Majestäten der Kaiser und der König Oskar im Laufe des Vor⸗ mittags, von einer großen Suite eskortirt, hinauf nach Holmenkollen und Frognersaetteren, um die großartige Aussicht von dort zu genießen. Auf Frognersaetteren war von der Kommune, welche daselbst Eigenthümerrechte besitzt, ein Dejeuner arrangirt worden und zwar in einem besonders zu diesem Zweck aufgeschlagenen großen Zelte, welches mit den deutschen und norwegischen Fahnen geschmückt und an der Seitegegen die herrliche Aussicht offen gelassen war. Auf die dem Hohen Gaste dargebrachte Begrüßung von Seiten des Stadtvorstehers erwiderte Se. Majestät der Kaiser: Er danke den Bürgern Christianias für die schöne Be⸗ grüßung an diesem Orte, da Er die Natur so sehr liebe; schon gestern freundlichst empfangen, wofür Er innigst danke, habe man heute neue Aufmerksamkeit hinzugefügt und hier, im schönen Norden, einer Straße Seinen Namen beigelegt; mit des Königs Genehmigung bewillige Er die gewählte Be⸗ zeichnung und hoffe, daß noch in fernster Zukunft oft viele Seiner deutschen Landsleute diesen Weg wandeln möchten. Er trinke auf das Wohl der Stadt und ihrer Bürger. Die beiden Majestäten alsdann auf dem neu an⸗ elegten Wege nach Holmenkollen, welcher bei dieser Gelegen⸗ heit eingeweiht wurde und den Namen „Kaiser Wilhelms⸗Weg“ erhalten hat. Von da aus erfolgte dann die Rückkehr nach dem Schloß. Bei der am Abend im Königlichen Schlosse stattgehabten Galatafel brachte Se. Majestät der König von Schweden und Norwegen einen Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus, in welchem er Folgendes hervorhob: Nicht zum ersten Male habe Se. Majestät der Kaiser dieses Land aufgesucht; schon im vorigen Jahre habe Se. Majestät die Westküste und die Ostküste befahren und dadurch Werthschätzung der Natur⸗ schönheiten Norwegens und Schwedens bewiesen. Das nor⸗ wegische Volk habe in diesen Tagen den Gefühlen Ausdruck gegeben, welche es nicht allein für Se. Majestät den Kaiser Vilhelm, sondern auch für Deutschland beseelten. Se. Majestät der Kaiser dankte in der Erwiderung für die Aufnahme in der Hauptstadt: In Seiner Jugendzeit nicht gereist, so wolle Er jetzt als Kaiser Sich durch eisen ausbilden und als Herrscher die Nachbarn kennen lernen. Dieses Land habe Er aus Liebe zu seinem kernigen Volke aufgesucht, das sich durch steten Kampf durchgearbeitet abe, dem Volk der Mannestreue und der Königstreue, Tugenden, die auch den Germanen eigen. Ueberzeugt davon, daß das Volk in Gefahren für seinen König einstehen werde, fordere Er die Norweger auf, auf das Wohl ihres Königs zu trinke 8
Wie „W. T. B.“ weiter meldet, ist Se. Majestät der
Kaiser zum Ehren⸗Admiral der norwegischen Marine
ernannt worden.
Ueber Frognersaetteren, wohin Se. Majestät der Kaiser und König gestern einen Ausflug machte, sowie über Holmenkollen und den neuen „Kaiser⸗Wilhelms⸗Weg“ schreibt uns unser Korrespondent aus Christiania, 30. Juni:
Durch den Beschluß des kommunalen Comités, Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser einen Ausflug nach Frognersaetter vorzu⸗ schlagen, haben die Herren, welche demselben angehören, in der That das Richtige getroffen, denn wer da oben gewesen und in der Lage gewesen ist, diesen herrlichen Fleck norwegischer Erde zu sehen, der muß die Ueberzeugung gewonnen haben, daß es in der Umgebung Christianias nichts Schöneres giebt, keinen Ort, der des Kaisers und Königs Majestät größere Ueberraschung zu bieten vermöchte, als diesen.
Die Fahrt dorthin führt durch hübsche Straßen der Vorstadt, an schönen Eärten und Parkanlagen vorüber, bis man das Weichbild Christianias verläßt und die Straße langsam anzusteigen beginnt. Zur Seite erblickt man ab und zu ein norwegisches Bauernhaus, eins gleicht dem andern; alle sind auf einem Fundament von Granit⸗ steinen aus Holzbalken aufgeführt und tragen einen rothbraunen An⸗ strich, während die Fensterrahmen in weißer Farbe gehalten sind. Auf halbem Wege hat die Kommune Aker dem hier vorüberfahrenden Deutschen Kaiser einen Triumphbogen, welcher oben eine Kaiserkrone trägt, errichtet. Sobald das sogenannte Gatter zur Weiterfahrt passirt ist, steigt die Bergstraße immer steiler an, bis wir endlich, nach ca. 1 ½ Stunden Fahrzeit, oben auf Frognersaetter anlangen. Zunächst fällt daselbst das für des Kaisers und Königs Majestät erbaute große Frühstückszelt ins Auge, dessen Schöpfer der Architekt Holm Munthe ist. Es ist gedielt und soll den Majestäten nach Besichtigung der Sehenswürdigkeiten in Frognersaetter zur Einnahme des Dejeuners dienen, vor dessen Beginn der Deutsche Kaiser noch den Aussichtsthurm besteigen wird, um den Fernblick auf die Schneegebirge Hallingdals und Telemarkens von dort aus zu genießen. Frognersaetter besitzt außer dem von dem ver⸗ storbenen Konsul Heftye erbauten Haupthause (in Form einer größeren Sennhütte) noch mehrere Gebäude, Wohnhaus des Aufsehers, Stall⸗ und Wirthschaftsgebäude und die aus Hallingdal und Telemarken einst dorthin geschafften ccht norwegischen Bauern⸗ häuser, Wohnhaus, Rauchstube, Vorrathshaus ꝛc, deren Dächer sämmtlich mit Moos und Gras bewachsen sind und in den heimath⸗ lichen Ortschaften den Hausziegen zur Weide dienen. Das ganze Besitzthum ist, sammt einer Sammlung norwegischer Erzeugnisse aus rrüheren Jahrhunderten, von den Erben des Konsuls Heftye Seitens der Stadt für 250 000 Kronen angekauft worden. Seine Umgegend wird von Jahr zu Jahr verschönert.
Die innere Einrichtung der alten norwegischen Bauern⸗ häuser besteht meist aus Schlaf⸗ und Wohnzimmer; das für die Wirthschaft erforderliche Hausgeräth ist in großer Zahl vorhanden, und besonders interessant erscheinen die aus früherer Zeit stammenden Plätt⸗ und Mangelhölzer, die zahlreichen großen Bier⸗ schalen, aus denen die Bauern das selbst gebraute Bier trinken und an denen die komischen Inschriften bemerkenswerth sind, die langen Eßtische, die geschnitzten Sessel, Eckschränke u. s. w. Einen ganz besonderen Eindruck auf den Besucher macht auch ein kleines aus Hallingdal nach Frognersaetter überführtes Haus, eine sogenannte „Rauchstube“, in dessen Mitte ein gemauerter Heerd sich befindet, auf welchem ein Feuer angezündet und dann die Oeffnung des Daches ge⸗ schlossen wird. Der emporsteigende Rauch sammelt sich unter dem Dachfirst und belästigt — oben bleibend — die Bewohner in der Stube keineswegs, schafft denselben vielmehr im Innern derselben eine behagliche Temperatur.
Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, die Gegenstände der Frognersaetter⸗Sammlung eingehend zu beschreiben oder auch nur der Reihe nach aufzuzählen. Erwähnen müssen wir aber, daß man hier Sachen erblickt, die in solcher Mannigfaltigkeit wohl kaum ein Museum Europas aufzuweisen haben dürfte. Namentlich ist es hier der verschiedenartige Silberschmuck norwegischer Bräute, der dem Be⸗ sucher in die Augen fällt. Brautkronen, Brautgürtel, Brautbrochen, Vorstecknadeln erregen durch ihre Größe und seltene Arbeit die Auf⸗ merksamkeit des Beschauers, ja eine Broche vom Jahre 1540 ist sogar ein Meisterstück norwegischer Kunst zu nennen. Daneben sind ganze Braut⸗ kostüme zu sehen, herrlich gestickte Mieder und Strümpfe, letztere von ganz kolossalen Dimensionen. Schöne Teppiche, in welche die An⸗ betung der heiligen drei Könige und andere beilige Bilder gestickt und gewebt sind, sogenannte Kreuz⸗Leichentücher, alterthümliche, von kunst⸗ geübter Hand geschnitzte Truhen und Möbel, ein Prachtexemplar einer geschnitzten Bettstelle mit einer Decke aus Handarbeit, Aaklaede genannt, darüber ein Kleider⸗ und Wäschespind aus dem Jahre 1637, alte messingene Leuchter von seltener Form, messingene Lampetten (Wandleuchter) von ganz erbeblicher Größe, ebensolche Waschschüsseln mit eingepreßten Heiligenbildern, alte Musikinstrumente, Kleidungsstücke der Bauern aus früherer Zeit, Favencegeschirr, Bier⸗ und Weinkrüge, silberne Becher, Löffel und zahlreiche andere Gegen⸗ stände vervollständigen diese Sammlung des verstorbenen Konsuls Heftye, der hier bei Lebzeiten oft tagelang allein gewohnt hat, um⸗ geben von herrlicher Gebirgsluft und den seltensten Naturschönheiten.
Unter Führung des Professors Dr. Nielsen wurde nach 10 Uhr Abends bei völliger Tageshelle der Weg nach „Holmenkollen“ einge⸗ schlagen und bei dieser Gelegenheit von uns Deutschen der neue „Kaiser Wilhelms⸗Weg“ zum ersten Male betreten, während unsere Wagen auf der alten Gebirgsstraße nach Holmenkollen fahren mußten, weil das erste Fuhrwerk, welches den neuen Weg einweiht, der Wagen des Kaisers und Königs sein soll. Zwischen Felsen und Waldesabhang zieht sich der Weg ungefähr 15— 20 Minuten dahin, und bei einer Biegung erblickt man in den Granitfelsen zur Rechten die vergoldeten Buchstaben W. und 0. mit der Jahreszahl 1890 eingemeißelt. Man gelangt dann zunächst an einen neuerdings in dieser beträchtlichen Höhe angelegten künstlichen See, in dem sich Fels und Wald spiegeln. Am Rande desselben ist ein Haus zur Rast des Wanderers eingerichtet, und von hier ungefähr 10 Minuten ent⸗ fernt befindet sich, auf einem weit niedriger als Frognersaetter gelegenen Plateau, das Sanatorium Holmenkollen. Wieder hat man hier eine entzückende Aussicht auf das vorliegende Terrain, und Kunst und Natur, letztere allerdings in weit erheblicherem Maße, haben sich hier vereinigt, um den Erholungsbedürftigen eine herrliche Staͤtte zu bereiten.
Von Holmenkollen fällt die Straße bis zur Stadt rasch ab, und in fast tagesheller Mitternachtsstunde trafen wir von unserer Exkur⸗ sion wieder in Christiania ein.
Heute trat der Bundesrath zu einer Sitzung zusammen. Vorher tagten die vereinigten Ausschüsse für das Seewesen und für Handel und Verkehr.
Die Minister des Innern und für Handel und Gewerbe haben an die Königlichen Regierungs⸗Präsidenten unterm 13. Mai ein Circular gerichtet, worin diese ersucht werden, die Gemeinden ihres Bezirks darauf hinzuweisen, wie es wünschenswerth sei, daß für Unternehmungen, deren Entwickelung in ihrem Interesse liegt, soweit dieselben nicht aus den Mitteln der Gemeinde selbst und für deren Rechnung ins Werk gesetzt werden, deutsches und nicht ausländisches Kapital herangezogen werde und daß die Gemeinden diesen Gesichtspunkt bei Ertheilung etwa
erforderlicher Konzessionen und bei dem Abschluß bezüglicher
Verträge mit Unternehmern sich gegenwärtig halten.
Der „Marinebefehl“ veröffentlicht eine Allerhöchste Kabinets⸗Ordre, durch welche ein „Infanterie⸗Exerzier⸗ Reglement für die Marine“ genehmigt wird. Es um⸗ faßt im Anhalt an das „Exerzier⸗Reglement für die Infan⸗ terie“ die Aufgaben, welche an die Ausbildung der Marine für die Bedürfnisse des Gefechts am Lande zu stellen sind. Für die Marine⸗Infanterie gilt das Reglement für die In⸗ fanterie vom 1. September 1888. Hinsichtlich der Behand⸗ lung und Befolgung dieses Reglements sind die Bestimmungen maßgebend, welche in der Ordre vom 1. September 1888 zur Einführung des „Exerzier⸗Reglements für die Infanterie“ erlassen worden sind.
Weiter wird durch eine Allerhöchste Kabinets⸗Ordre eine „Vorschrift für das Turnen in der Marine“ ge⸗ nehmigt. Für die Marine⸗Infanterie hat nur das Reglement für die Infanterie vom 27. Mai 1886 Gültigkeit.
Diese beiden Vorschriften — „Infanterie⸗Exerzier⸗Regle⸗ ment für die Marine“ und „Vorschrift für das Turnen in der Marine“ — werden demnächst den Marinetheilen zugehen. Sie erscheinen im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn, Berlin SW., Kochstraße 68/70.
Die „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗Versicherungsamts“ veröffentlichen die Unfallverhütungsvorschriften der See⸗Berufsgenossenschaft, welchen das Reichs⸗Ver⸗ sicherungsamt am 18. Juni die Genehmigung ertheilt hat.
Der Ober Hofmeister Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, Freiherr von Mirbach, begiebt sich mit fünf⸗ wöchentlichem Urlaub nach dem Rhein und Belgien; desgleichen der Kabinets⸗Rath Freiherr von der Reck nach Sachsen.
Der Königliche Gesandte in Darmstadt Freiherr von Thielmann ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Königlich großbritannische Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Höofe Sir Edward Malet hat Berlin auf kurze Zeit verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschafts⸗Sekretär Beauclerk als interimistischer Geschäftsträger.
Der hiesige Großherzoglich luxemburgische Geschäftsträger, E Graf von Villers hat sich nach dem Haag egeben.
Der Inspecteur der 2. Kavallerie⸗Inspektion General⸗ Lieutenant von Rosenberg hat eine Dienstreise ange⸗ treten.
Die Manöverflotte, Geschwader⸗Chef Vize⸗Admiral Deinhard, sowie S. M. Nacht „Hohenzollern“, adant Kapitän zur See von Arnim, sind am 1. Juli
ojr
Dresden, 2. Juli. Das „Dresdner Journal“ schreibt:
In letzter Zeit haben die Blätter wiederholt Mittheilungen über den Stand gebracht, in welchem sich die Vorarbeiten zur Durch⸗ führung der Invaliditäts⸗ und Altersversicherung in Preußen und Bayern befinden. Es verdient bemerkt zu werden, daß auch Sachsen mit denselben nicht zurückgeblieben ist. Bekanntlich ist für das Königreich Sachsen eine einzige Versicherungsanstalt errichtet worden. Zum Vorstande derselben hat das König⸗ liche Ministerium des Innern den gegenwärtigen Vorstand der amtshauptmannschaftlichen Delegation zu Sayda, Regierungs⸗ Rath Weger ernannt, der sein neues Amt am 1. August d. J. antreten wird. Ob und inwieweit ihm noch andere, vom Staate ernannte Vorstandsmitglieder zur Seite gestellt werden sollen, bleibt späterer Erwägung vorbehalten. Im Uebrigen wird das Statut über die Zusammensetzung des Vorstandes Bestim⸗ mung zu treffen haben. Für die Wahl des Ausschusses bat das Königliche Landes⸗Versicherungsamt bereits unterm 10 Mai d. J. eine Wahlordnung erlassen. Die Wahl der 18 Ausschußmitglieder, von denen je die Hälfte dem Stande der Arbeitgeber und der Versicherten anzugehören hat, erfolgt durch je 60 Wahlmänner aus dem Stande der Arbeitgeber und der Versicherten, die ihrerseits wieder zur einen Hälfte von den Bezirksvertretungen bezw. den Gemeinde⸗ vertretungen der drei großen Städte Dresden, Leipzig und Cbemnitz und zur anderen Hälfte von den bierzu berechtigten Krankenkassen (Orts⸗, Betriebs⸗, Innungs⸗, Bau⸗ und Knappschaftskrankenkassen) nach den hierfür festgesetzten Wahlbezirken ernannt werden. Auch diese Wahlen sind bereits in Vorbereitang, sodaß die Wahlmänner voraussichtlich bereits im September zur Wahl des Ausschusses zusammentreten können. Die nächste Aufgabe des letzteren ist alsdans die Beschluß fassung über das Statut der Versicherungsanstalt. Nach allede werden auch in Sachsen die Vorarbeiten so zeitig zum Abschluß langen, daß dem Inkrafttreten des Gesetzes mit dem 1. Januar 189 von hier aus Nichts im Wege stehen würde.
Württemberg⸗
Stuttgart, 2. Juli. Der Toast, welchen Se. König liche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold von Preuße bei dem Festmahl in Ulm aus Anlaß der Münsterfeier aus⸗ brachte, hatte, nach dem „St.⸗A. f. W.“, folgenden Wortlaut:
„Se. Majestät der deutsche Kaiser, welcher mich mit Höchst⸗ seiner Vertretung beauftragt hat, läßt wiederholt sein herz liches Bedauern aussprechen daß ihm ti sitionen die Reise zu diesem Ehrentage der Stadt Ulm nicht gestattet haben. Ich werde richt verfehlen, Sr. Majestät ein Bild von dem Dome zu entwerfen und eine Schilderung des schönen Festes zu geben ö auf dem Throne, im Verein mit seinem hohen Ver⸗ bündeten, Sr. Majestät dem König von Württemberg, das lebhaftest Interesse an dem Bau und ird solches auch fernerhin bethätigen. Ich fordere Sie auf, mit mir zu trinken auf das Wohl der Stadt ÜUlm und des württembergischen Landes!“ . .
Baden.
Karlsruhe, 1. Juli. (Karlsr. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog hatte sich vorige Woche nach Ueberlingen begeben, um E aus 89 78e zu Ferchno anae 8. welchem die Uebungen Höchstseines Regimen atlfinden werden. Gestern Nachmittag fuhr Höchstderselbe nac. Schloß Mainau, übernachtete daselbst und trat heute früh d. Rück⸗ reise nach Freiburg an. Se. Königliche Hoheit benutz von Immendingen aus die neue strategische Bahn. Ihre Kont siche Hoheit die Erbgroßherzogin hat die Zeit der A wesenheit des Erbgroßherzogs bei Höchstihren Eltern au Schloß Königstein zugebracht.
anderweitige Dispo⸗
Se. Majestät nimmt, wie — worden.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 3. Juli. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht im nichtamtlichen Theil eine Bekanntmachung des Ministeriums des Aeußeren, Betreffs der Be⸗ stellung von Rechtsanwälten bei den Generalkonsulaten von St. Petersburg, Moskau und Sofia, sowie bei dem Vizekonsulat von Varna.
Bei den gestrigen Landtagswahlen der Schlesischen Städte wurden die liberalen Kandidaten gewählt.
Die außerordentliche Evangelische Generalsynode nahm gestern nahezu einstimmig die vom Oberkirchenrathe ausgearbeiteten besonderen Bestimmungen für die evan⸗ gelischen Superintendenturen Augsburger Kon⸗ fession an, welche als Anhang zu dem von der fünften Generalsynode genehmigten Vorschlage zur Revision der Kirchenverfassung gelten. Der Vorsitzende, Superintendent Haase, betonte in seiner Schlußrede nach vorhergegangener lebhafter Debatte, daß nunmehr das Werk der Kirchenver⸗ fassung vollendet sei. Die Schlußsitzung der Synode findet gestern Vormittag statt
Der ungarische Minister für Landesvertheidigung, Frei⸗ herr von Fejervary, hat dem „Nemzet“ zufolge gestern mit der Waffenfabrik in Steyr einen Vertrag wegen der Lieferung von Gewehren abeeschlossen, derenwegen der Vertrag mit der ungarischen Waffenfabrik aufgelöst wurde. Die Lieferung von 80 000 Gewehren bis Ende März 1891 ist sichergestellt. Wegen der Lieferung weiterer 75 000 Gewehre hat sich der Minister eine Frist von 2 Monaten zur Option vorbehalten. Die ungarische Waffenfabrik wird an einem Theile der der Option vorbehaltenen Lieferung partizipiren können, wenn sie inzwischen ihre thatsächliche Lieferungsfähigkeit nachweist.
Großbritannien und Irland. London, 2. Juli. In der gestrigen Unterhaus⸗ sitzung gab in Beantwortung verschiedener Anfragen Channing's in Betreff Helgolands der Erste Lord des Schatzamts Smith, der „A. C.“ zufolge, nachstehende Erklä⸗ rung ab: „Ich habe bereits erklärt, daß die Einwohner von Helgoland nicht förmlich befragt worden sind, ob ihnen ihre Abtretung an Deutschland genehm sei; aber in dem Abkommen mit Deutschland ist die äußerste Sorge dafür getragen worden, den Einwohnern die Fortdauer der bislang genossenen Vorrechte zu sichern, und es kann nicht als ein Mißgeschick betrachtet werden, daß die Einwohner der Insel einer großen Nation abgetreten werden, mit welcher sie durch Blut und Sprache verbunden sind.“ Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde die Vorlage für den Bau neuer Kasernen im Inlande und in den Kolonien zur dritten Lesung zugelassen und eine Anzahl anderer Bills um ein Stadium gefördert.
In der heute in Barrow stattgehabten Wahl zum Unterhause wurde, wie „W. T. B.“ meldet, der Glad⸗ stonianer Duncan mit 1994 Stimmen gewählt. Von den Gegenkandidaten erhielten der Konservative Wainwright 1862, der unabhängige Liberale Caine 1280 Stimmen.
Die Fischerei⸗Konferenz nahm, wie „W. T. B.“ meldet, heute eine Resolution zu Gunsten einer inter⸗ nationalen Konferenz der europäischen Seemächte Behufs Abschlusses einer Konvention an, welche die Ladung und den Verkauf von kleinen Fischen verbietet. Hierauf vertagte sich die Konferenz auf unbestimmte Zeit.
Frankreich.
Paris, 2. Juli. Dem „Temps“ zufolge fand heute unter dem Vorsitze des Ministers des Aeußern Ribot die erste Sitzung des neuen permanenten konsultativen Konsulatscomités statt, welches den kommerziellen In⸗ formationsdienst und die Organisation des Konsularcorps fördern soll. Foucher de Careil und der Abgeordnete Méline wurden zu Vize⸗Präsidenten erwählt. — Die Textilkommission des höheren Handelsraths hat sich zu Gunsten des Seidenzolls ausgesprochen. Die heute stattgehabte Plenarsitzung des Handelsraths hat für den gegenwärtigen Kohlenzoll gestimmt. 8
Spanien.
Madrid, 3. Juli. (W. T. B.) In der Deputirten⸗ kammer unterstützte heute Martos den Antrag auf Amnestie für politische Verbrechen und auf Begnadigung für militärische Vergehen. Der Minister⸗Präsident Sagasta erwiderte: die Regierung würde die Amnestie zu einer ihr günstig erscheinenden Zeit beantragen; dergleichen Maßregeln dürften allein von der Regierung in Vorschlag gebracht
8 werden.
Niederlande. 6— Haag, 2. Juli. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat eine mit Frankreich vereinbarte Erklärung, durch welche die schiedsrichterliche Kompetenz in dem Streitfall über
die Abgrenzung von Surinam und Guyana erweitert wird, mit 57 gegen 21 Stimmen angenommen, nachdem die
Regierung erklärt hatte, daß Frankreich in dem strittigen Terri⸗ torium den status quo wieder herstellen werde.
Belgien.
Brüssel, 2. Juli. Der „Indépendance Belge“ zufolge haben die Vertreter aller Mächte mit Ausnahme desjenigen der Niederlande die Generalakte der Anti⸗ sklaverei⸗Konferenz sowie die Zusatzerklärung bezüg⸗ lich der Congozölle heute unterzeichnet. Der nieder⸗ ländischen Regierung ist zur Beitrittserklärung zu den Beschlüssen der Konferenz eine sechsmonatliche Frist bewilligt
Der niederländische Gesandte in London, Graf von Bylandt, hat an die „Times“ eine die Haltung seiner
Regierung auf der Brüsseler Antisklaverei⸗Konferenz motivi⸗
rende Zuschrift gerichtet. Dieselbe lautet:
„Die Regierung der Niederlande ist gewiß Willens, mit den andern interessirten Mächten zusammenzuwirken, um dem Congo⸗ Staat die Mittel zu verschaffen, damit die gegen den Sklavenhandel beschlessenen Maßregeln zur Ausführung gebracht werden können. Die niederländische Regierung ist aber der Ansicht, daß die Brüsseler Konferenz nicht nur ihr ursprüngliches Programm, sondern auch ihre Kompetenz überschritten hat, indem sie als einzige Einnahmequelle ein Maximum von 10 prozent. ad valorem Einfuhrzöllen vorschlug,
sicher ausschließlich den Handel des Auslandes belasten eine Verletzung der Bestimmungen der Generalakte der
Berliner Konferenz sein würden, welche den Congo⸗Staat geschaffen hat. Damals wurde die Bedingung gesetzt, daß 20 Jahre lang im Congostaat keine Einfuhrzölle erhoben werden sollten. Es ist durchaus nicht bewiesen, daß Einfuhrzölle die einzige Einnahmequelle sind. Ausfuhrzölle konnten a
ch in Erwägung gezogen werden, ebenso viele
lokale direkte Steuern, welche von in Afrika angesiedelten Personen, aber nicht auf Waaren erhoben werden könnten. Die Bebauptung, der Handel der Niederlande mit der Westküste Afrikas sei höchst un⸗ bedeutend, während ihre eigenen Zölle in Europa und in den nieder⸗ ländischen Kolonien sehr hoch und schützend seien, enthüllt eine totale Unkenntniß der Thatsachen Die niederländischen Faktoreien in Banana und anderen Plätzen der Westküste Afrikas sind nicht nur die ältesten, sondern
republikanische Kontrole zu stellen.
natoren mißfäͤllt, ist es fraglich
1
auch die größten in jenem Theile der Welt. Seit 30 Jahren beläuft
sich das Geschäft, welches allein Rotterdam mit der afrikanischen Westküste macht, auf jährlich mehrere Millionen. Was die hohen Zölle betrifft, so vergleiche man die niederländischen nur mit denen aller anderen Nationen, und man wird das Absurde dieser Bebapptung einsehen. Die Regierung der Niederlande steht nicht allein mit ihren
Ansichten über diese wichtige Angelegenheit da, sondern dieselben
werden auch von der Regierung der Vereinigten Staaten getheilt, und ich zweifle nicht, das die Handelsinteressenten Englands nach reiflicher Ermwäzung zu demselben Schluß gelangen werden.“
Serbien.
Belgrad, 2. Juli. Der serbische Konsul Marinkovic in Prischtina (cürdisches Vilajet Kossowo) ist, wie „W. T. B.“ meldet, in vergangener Nacht ermordet worden. Nähere Angaben darüber liegen noch nicht vor. Der serbische Ge⸗ sandte in Konstantinopel ist beauftragt worden, von der Türkei die strengste Untersuchung und die vollste Genugthuung zu verlangen.
Ueber das vor Kurzem abgehaltene Jahresbankett der Professoren der Hochschule bringt der „Narodny Dnewnik“ einen Bericht, welchem bezüglich der Reden des Königs Milan und des Rektors Nikolajewitsch die „Pol. Korr.“ Folgendes entnimmt:
Der erste Toast galt dem regierenden König Alexander, worauf der Rektor sich erhob, um auf den hohen Gast zu trinken Er sagte, daß der Name Obrenowitsch mit dem Kulturleben Serbiens und mit der Hochschule eng verknüpft sei, pries die Liebe Milan’'s für diese Institution und meinte, daß der König, welcher jederzeit der Repräsentant der gesetzlichen Ordnung im Staate gewesen, abgetreten sei in der Erwartung, dadurch einem neuen System Platz zu machen, welches das serbische Staatsschiff auf bessere Wege zu steuern ge⸗ statten würde. Aber anstatt des Fortschrittes, welcher die Folge der von Milan geschaffenen liberalen Institutionen sein sollte, sehe man, wie die Unordnung überhand nehme, wie die Verfassung verletzt werde, sehe man alle jene übrigen Schwierigkeiten auftauchen, welche die Todtegräber Serbiens über das Land bringen.
Der Toast wurde mit Hochrufen auf den König Milan auf⸗ genomwen.
Sodann erbob sich König Milan zu einer längeren Rede. Nach⸗ dem er erwähnt hatte, wie lange er die Annahme der für ihn ebren⸗ vollen Einladung überlegt habe, da in dieser merkwürdigen Zeit Alles verkehrt ausgelegt werde, ging er zum politischen Thema über Viele Regierungsformen namentlich die demokratische, verbrauchten sehr viel Männer. Beispiel sei dafür Frankreich. Er erwähnte auch den Aus spruch Jules Ferry's daß die Inpopularität heute für den Politiker der unverzeihlichste Fehler sei. Volksthümlichkelt und deren Gegensa seien die brutalen Kräfte der heutigen Politik. Aber eine höher strebende Seele werde niemals diesen Despotismus ane rkennen. Man wisse übrigens, wie die Popularität gemacht werde; zum Glücke gebe es neben der „Strömung“ auch etwas Anderes: gebe es die Pflicht. Diese Pflicht als Vater und Bürger habe ihn in diesen Kceis ge⸗ führt, mit eben demselben Rechte, welches die Avpostel des neuen politischen Fanatismus für sich branspruchen. Er sei zu dem Feste in der Ueberzeugung gekommen, daß — wenn auch darin eine De⸗ monstration liege — dies nur eine Kundgebung der Ergebenheit gegen⸗ über dem regierenden Könige und der Staatsidee sein könne. Er bedauere es, daß er während seiner Regierungszeit für Kultur und Fortschritt nicht genug habe thun können, denn seine Regierungszeit sei voll von äußeren und inneren Schwierigkeiten gewesen. Es habe keine Stunde gegeben, während welcher ihm nicht ungebeuere Schwierigkeiten bereitet worden wären, und deshalb habe er lieber dem Throne entsagt, als daß er Strömangen gefolgt wäre, welche er niemals billigte und nicht billigen könne. Nun könnten König und Vaterland ihn als treuesten und ergebensten Diener der gesetzlichen Ordnung betrachten. Wenn er aber auch der gegnerischen Stroömung die Möglichkeit geboten habe, zu zeigen, was sie könne, sei er darum nicht Willens, ruhig Anschuldigungen und Ver⸗ leumdungen hinzunehmen. Er sei entschlossen, sich mit jener Kraft zu vertheidigen, welche das reine Bewußtsein verleihe, und mit jener moralischen Macht, welche die Verfassung jedem Bürger, also wohl auch dem gewesenen König Serbiens verleihe. Wann immer es geschehen werde, wie es kürzlich der Fall gewesen, daß ein Mann in hoher amtlicher Stellung seine unbestreitbaren Rechte als Vater und Bürger in Zweifel ziehe, werde er nicht anstehen, solches Vorgehen öffentlich als skandalös, frech und ungesetzlich zu bezeichnen. Und wenn man ihm vorwerfe, daß er der Urheber von Maßregeln sei, welche andere Staaten zum Schutze ihrer Interessen träfen, werde er nicht minder laut auch dies als niederträchtig und gemein bezeichnen. Er wolle für seine ganze Regierung verantwortlich sein, aber heute möchte er keinerlei Verantwortung übernehmen, weder für die auswärtige noch für die innere Politik und am Wenigsten für das Werk Jener, welche dächten, daß Patriotismus und staatliche Würde in kindischen Demonstrationen bestuͤnden, und daß die Macht des Staates mit Frei⸗ heit ohne Ordnung identisch sei. Er werde kraft der ihm zustehenden Rechte seinen Sohn erziehen, damit derselbe eines Tages seiner Auf⸗ gabe würdig entspreche. Was ihn tröste, sei die Erkenntniß, daß in⸗ mitten der serbischen Intelligenz reine Hingebung an den Thron an⸗ zutreffen sei. In diesem Geiste werde, wie er hoffe, auch die serbische Jugend auferzogen werden, und hierfür dankbar, trinke er auf das Wohl der Professoren der Hochschule.
Der Toast wurde gleichfalls mit Hochrufen auf den König Milan aufgenommen.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 1. Juli. (A. C.) Der Senat genehmigte heute die Vorlage, welche Idaho zu einem Bundesstaat macht.
Auf Grund einer Mittheilung des Schatzamts verlautet, daß der Präsident, falls der Kongreß die Silberbill nicht ge⸗ nehmigen sollte, das Schatzamt anweisen wolle, den gesetzlich erlaubten Maximalbetrag von Silber, nämlich 4 000000 Doll. monatlich, anzukaufen. Alles deutet jedoch darauf hin, daß der Kongreß die Bill genehmigen wird.
Im Repräsentantenhause hat die Debatte über die von Mr. Lodge eingebrachte Bundeswahl⸗Vorlagebegonnen. Die hauptsächlichste Bestimmung dieser Vorlage ist die Ernennung von Aufsehern zur Ueberwachung der Wahlen, und zwar drei in jedem Wahlbezirk, außer Marschällen, welche in hinreichender Anzahl ernannt werden sollen. Die Aufseher sollen nicht weniger als fünf Dollars per Tag für nicht mehr als 12 Tage empfangen, und ihre Befugnisse werden die Entscheidung über die Qualifikationen von Stimm⸗ abgebern in sich schließen. Naturalisationen werden ebenfalls ihrer Prüfung und Korrektur beständig unter⸗ worfen sein. Sie werden die Ballotagekästen vor den Wahlen persönlich inspiziren und unabhängige Stimmlisten führen. Die Bill ist eine republikanische Maßregel und soll in New⸗York, New⸗Jersey und anderen Staaten, sowie in Süd⸗ carolina, Georgia und im Süden im Allgemeinen in Kraft treten. Wie verlautet, ist die Vorlage eine Parteimaßregel, welche den Zweck hat, den Wahlapparat im Süden unter
—
3. G 0
Die Demokraten bekämpfen die Bill, welche die Zustimmung des Repräsentantenhauses er⸗ halten dürfte; aber weil sie verschiedenen republikanischen Se⸗ ob sie indieser Session vom Senat genehmigt werden wird.
Parlamentarische Nachrichten. 1— Der Reichstags⸗Abgeordnete Carl Grad, Vertreter des lsaß-Lothringischen Wahlkreis es, ist, wie „W. T. B.“ us Colmar meldet, in der vergan genen Nacht gestorben.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Spanien.
Die Häfen der Provinz Valencia sind für unrein erklärt
worden . Portugal.
Eine in Nr. 138 des Diario do Governo vom 21. Juni 1890 eröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums es Innern bestimmt daß der Hafen rvon Valencia als fortdauernd on Cholera, der Hafen von Malaga als vom Gelbfieber „ver⸗ seucht“ und die spanischen Häfen von Castellon bis an die Grenze von Algarve als dieser beiden Krankheiten „ver⸗ däcktig“ anzusehen sind
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8 8 Dänemark. “ 8 Durch Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz⸗Ministe⸗ riums vom 21. Juni 1890 ist Quarantäne für diejenigen Schiffe an⸗ geordnet worden, welche aus den spanischen Häfen am Mittelländischen 1 en Häfen kommenden Schiffen auf
rauchter Leibwäsche, gebrauchten Bettzeug (soweit diese Gegenstände spassagieren gehören), ferner von zwolle und Papierabfällen verboten Kleidungsstücke und Bettzeuge, welche
Scheffspassagieren eingehen, sind einer Reinigung cher Kontrole zu unterwerfen.
Handel und Gewerbe.
Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im Juni 1890 1 463 558 600 ℳ abgerechnet.
— Vom oberschlesischen Kohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Im Kohlenverkehr erhielt sich die zuwartende Hal⸗ tung der Käufer und die im Gefolge derselben stehende Geschäftsstille. Die Lage des Marktes ist durchaus unentschieden und für den Absatz wenig günstig, sodaß, wenngleich auf den meisten Gruben ein ziem⸗
lich beträchtlicher Versandt Herrscht, trotzdem von Hausbrandkohlen große Mengen in die Bestände gehen. Da in dem östlichen Nachbar⸗ bezirk der Absatz ebenfalls recht schleppend ist und die Gruben daselbst in Folge dessen ihre Förderueg bedeutend haben einschränken müssen, so hat die diesseitige Ausfuhr nach Ruf fast ganz aufgehört. Nichtsdestowentiger haben die Preise sich auf der bisherigen Höhe er⸗ halten, und da die Gruben mit den Großhändlern zu festen Preisen abgeschlossen haben, so ist auch keine Aussicht auf einen Preis⸗ nachlaß vorhanden. Vielmehr wird für den gegenwärtigen Termin eine Echöhung der Kohlenpreise Seitens der Groß⸗ händler um 2 ₰ pro 50 kg beabsichtigt; Seitens verwaltungen steht eine solche erst für den 1. Oktober ber Es dürfte daher für die Konsumenten gerathen erscheinen, Hoffnung auf Abschwächung der Preise zu entsagen und bei Zeiten zur Bedarfs⸗ deckung zu schreiten Für Koks giebt sich unverändert rege Nachfrage kund, zu deren Befriedigung in letzter Zeit größere Posten an Stäück⸗ koks von den mährischen Gruben (bei Karwin und Witkowitz) für die bedeuienderen Hüttenwerke diesseits angeliefert wurden, da diese Kokes wegen ihrer Festigkeit und sonstiger guter Qualitat sich großer Be⸗ liebtheit erfreuen. Die Bauthätigkeit auf den Gruben ist sehr rege, nicht allein für die Neuherstellung und Ergänzung der Betriebsanlagen, sondern in bohem Maße für die Errichtung von Wohnhäusern, welche die großen Gewerkschaften für ihre Bergleute aufführen.
Leipzig, 2. Juli. (W. T. B) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. p Juli 4,45 ℳ, pr. August 4,45 ℳ, pr. September 4,47 ½ pr. Oktober 4,47 ½ ℳ, por November 4,42 ½ ℳ, pr. Dezember 4,42 ½ ℳ pr. Januar 4,35 ℳ or Februar 4,35 ½ ℳ, pr. März 4,35 ½ ℳ, v. April 4,27 ½ ℳ, pr. Mai 4.27 ½ ℳ. Umsatz 350 000 kg Fest.
London, 2. Juli. (W. T. B.) Die „Times“ erhält aus Buenos⸗Aires die Meldung vom 1. d. M., daß am Tage zuvor die Zahlung von 3 Millionen Pfd. Sterl. als Saldo der Kauf⸗ summe für die Provinzial⸗Eisenbahnen erfolgt sei.
— 2. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. Preise fest und unverändert.
An der Küste 3 Weizenladungen angeboten.
Verkehrs⸗Anstalten. 8 8
Hamburg, 2. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer „Francia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packelfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Seilly passirt.
London, 2. Juli. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Moor“ ist heute auf der Ausreise von Madeira abgegangen.
— 2. Juli. (A. C.) Der Plan eines direkten Dampfer⸗ dienstes unter der italienischen Flagge zwischen Italien und England, den die italienische Handelskammer in London seit einiger Zeit warm unterstützte, ist nunmehr zur Ausführung gelangt durch die Gründung der Italo-Britannica Royal Italian Mail Steam Navigation Company, Limited Die Gesellschaft erhält von der italienischen Regierung eine Subvention.
Theater und Musik.
Kroll's Theater.
Gestern begrüßte ein ausverkauftes Haus Hrn. Bötel, den be⸗ währten und beliebten Sommergast. In voller Kraft und Frische der Stimme ist er wiedergekehrt und wie in früheren Jahren schmetterte er als Manrico in der „Stretta“, unter den Beifalls⸗ salven des Publikums, das hohe C in den Saal. Einen besonderen Anziehungspunkt erhielt diese Troubadour⸗Vorstellung noch durch die Azucena der Frau Heink, welche mimisch und gesanglich eine ganz ausgezeichnete Leistung bot, uns lebhaft an Marianne Brandt, die unvergessene einstige Azucena unseres Opernhauses, erinnernd. Frau Hadinger sang die Leonore mit aller der Sorgfalt und Korrektheit, welche wir an dieser Künstlerin schon oft lobend anerkannt haben; Hr. Demuth den Luna.
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Mannigfaltiges.
Das Comité der deutschen Zweigvereine der evan⸗ gelischen Allianz giebt in hiesigen Blättern einen Aufruf bekannt, durch welchen die Mitglieder und Freunde der Allianz für 1891 nach Ostern zu einer Versammlung der Allianz nach Florenz einberufen werden. Etwaige Anfragen sind an Pastor Baumann, Pfarrer an der Dankeskirche, Berlin, Reinickendorfer⸗ straße 2 a, zu richten.
153 amerikanische Schützen sind gestern Abend um 7 Uhr 24 Min. mit einem 24 Achsen umfassenden Extrazug, aus Hannover kommend, auf Bahnhof Friedrichstraße hierselbst eingetroffen. Viele der Schützen waren von ihren Frauen, einzelne auch von Kindern be⸗
gleitet. Die Schützen gehören drei New⸗Yorker Corps an, dem ältesten
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