1890 / 162 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Jul 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Norwegens betreten. Ew. Majestät haben schon die groß⸗ artigsten Theile der West⸗ und Nordküste befahren. Einen erfreu⸗ lichen Beweis, das Ew Majestät die Schönheit der norwegischen Natur schätzen, sehen wir darin, daß Ew. Majestät die vorjährige Reise nun zu wiederholen beabsichtigen. Das Volk, welches die Küsten und Thäler Norwegens bewohnt, fühlt tief; allein, auf eine sehr weite Oberfläche verbreitet und in Folge dessen oft sehr abgesondert lebend, vermag es nicht immer, seine Gefühle laut an den Tag zu legen. Doch in diesen Tagen, wo nahezu ein Zehntel der ganzen Volkszahl Norwegens hier Ew. Majestät begegnet, hat das Volk einen freien und wahren Ausdruck ohn Mühbe gefunden. Dessen bhunderttausendstimmiger Jubel gilt nicht nur dem erhabenen Herrscher eines stammverwandjen Volkes, sondern ganz besonders auch dem thatkräftigen und volksfreundlichen Fürsten und Menschen. In diesen Jubel mögen Ew. Majeftät er⸗ lauben, daß Ich einstimme sowie mit Mir alle hier Anwesenden. indem Ich nun auf das Wohl Ew. Majestät, auf das Wobl Ihrer Majestät der Kaiserin, sowie des ganzen Kaitserlichen und Königlichen trinke. Gott erhalte und bewahre Ew. Majestät! Se.

ajestät der Deutsche Kaiser und König von Preußen lebe hoch! hoch! boch! hoch!

Begeistert stimmten die Anwesenden in dieses vierfache Hoch des Königs auf den Kaiserlichen Gast ein, während die Musik das „Heil Dir im Siegerkranz“ intonirte. Des Kai⸗ sers und Königs Majestät dankte dem Könige durch innigen . und erhob Sich gegen Ende der Tafel zu einer

widerung, welche nach „W. T. B.“ wie folgt lautet:

Ew. Majestät möchte Ich um die Erlaubniß bitten, Meinen tiefgefühlten Dank für die erhebenden Worte entgegenzunehmen, welche Sie vorhin an Mich gerichtet haben. In Ew. Majestät norwegischer Hauptstadt bin Ich in einer Weise empfangen worden, wie Ich es nicht erwarten konnte und nicht erwartet habe, und bitte Ich hier .₰ 822 W . —₰ Ioüͤß 3 nochmals, dafür Ew. Majestät Meinen Dank zu Füßen legen zu dürfen. 3 4

In Meiner Ingend ist es Mir nicht vergönnt gewesen, größere Reisen zu machen, weil es der Wunsch Meines Großvaters war, stets in Seiner Nähe zu weilen. Ich erachte es aber für einen Regenten als nothwendig, daß er sich über Alles persönlich informirt und aus direkter Quelle Anschauungen sammelt, seine Nachbaren kennen lernt, um mit ihnen gute Beziehungen anzuknüpfen und zu unterhalten; diese Zwecke sind es, die Ich bei Meinen Reisen im Auslande verfolge.

Wenn Ich dieses Land aufgesucht habe, so ist es nicht allein die Liebe und Freundschaft, welche Mich mit Ew. Majestät verbinden⸗ sondern auch zugleich die Hinneigung zu dem kernigen Volke, welche Mich hierher geführt hat. Es zieht Mich mit magischen Fäden zu diesem Volke. Es ist das Volk, welches sich im steten Kampfe mit

den Elementen aus eig

welches in seinen Sagen und seiner Götterlehre stets die Tugenden, die Mannentreue und Königstreue, zum Ausdruck hat. Diese Tugenden sind in hohem Mase den Germanen eigen, welche als schönste Eigenschaften die Treue der Mannen gegen den as norwe⸗ genden ge⸗

König und des Königs gegen die Mannen hochhielten. D gische Volk hat in seiner Literatur und Kunst alle diese Tu feiert, die eine Zierde der Germanen bildeten.

In früherer Zeit zogen die Norweger über das Meer, um andere Völker zu bekriegen, jetzt kommen die Deutschen zu friedlichem Besuch nach Norwegen. Wenn aber wieder einmal Gefahr drohen sollte, so bin Ich überzeugt, daß heute die norwegischen Krieger, ebenso wie die Alten, bereit sein werden, das Schwert in die Faust und den Schild vom Nagel zu nehmen, um treu für ihren König einzustehen. Der Jubel Ihres Volkes hat Mich tief bewegt. Ich betrachte den⸗ selben als einen Ausdruck nicht nur gegen Meine Person, sondern auch als einen Ausdruck der norwegischen Volksgesinnung gegen Deutschland und gegen Ew. Majestät, Meinen Gastgeber.

Ich erhebe Mein Glas und trinke auf das Wohl Ew. 2

Norwegen! Se. Majestät der König lebe hoch! hoch! hoch!

Ein brausendes Hoch erklang durch den Saal. Die Musik spielte die Hymne, und König Oskar umarmte und küßte den Kaiser und König. Bald darauf wurde die Tafel aufgehoben und Ihre Majestäten begaben sich mit ihren Gäuen in den daran stoßenden kleinen Saal, in welchem sowie in den Nebensälen, der Kaffee eingenommen wurde.

Während des Gala⸗Diners hatte sich Ihre Majestät die Königin auf dem Balkon des Schlosses gezeigt und war von der dort zahlreich versammelten Volksmenge enthusiastisch begrüßt worden. Auch Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Oskar erschienen später während des Concerts auf dem Balkon und wurden durch jubelnde Zurufe empfangen. Erst gegen 11 Uhr verließen die Gäste des Hofes das König⸗ liche Schloß.

Am Donnerstag Vormittag inspizirte Se. Majestät der Kaiser und König die deutschen Schiffe und zu wiederholten Malen ertönte der Salut derselben. Gegen 11 ¼ Uhr Vormittags war der Kronprinz von Norwegen und Schweden, Königliche Hoheit, eingetroffen und von Sr. Majestät bei seiner Ankunft begrüßt worden. Um 1 ½ Uhr fand auf dem Königlichen Schlosse ein Frühstück statt, während um 5 ½ Uhr die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften sowie das Gefolge einen Ausflug nach dem Schlosse Oskarshall auf der Halbinsel Bygdö antraten, woselbst das Diner um 7 Uhr Abends eingenommen wurde. 8 1118“

In Ausführung des Artikels 21 des 1.“ Mai zwischen dem Deutschen Reich und der Aktien⸗Gesellschaft „Deutsche Ost⸗Afrika⸗Linie“ abgeschlossenen Vertrages über Einrichtung und Betrieb einer regelmäßigen deutschen Postdampferverbindung mit Ost⸗Afrika wird die erste vorläufige Fahrt auf der Hauptlinie Hamburg Delagoabay am 23. Juli von Hamburg aus angetreten werden. Auf dieser Fahrt werden die Hafenorte Rotterdam, Lissabon, Neapel, Port Said, Suez, Aden, Sansibar, Dar⸗es⸗Salaam, Lindi und Mozambigue angelaufen. Der endgültige Fahrplan wird dem⸗ ächst durch das Amtsblatt veröffentlicht werden.

Die Postdampfer der genannten Linie werden die Brief⸗ post aus Deutschland in Neapel aufnehmen. Auf die Brief⸗ sendungen nach säammtlichen Anlaufhäfen finden die Taxen und sonstigen Bestimmungen des Weltpostvertrages Anwendung.

Wegen Einrichtung eines Postpacketaustausches mit Ost⸗ Afrika durch Vermittelung der deutschen Postdampfer wird weitere Verfügung ergehen.

I

8 1

Heute feiert der Chef⸗Präsident der Ober⸗Rechnungskammer

und des Rechnungshofes des Deutschen Reichs, Wirkliche Ge⸗ heime Rath von Stünzner, das Fest des sechszigjährigen Dienstjubiläums.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath Königlich bayerischer Ministerial⸗Rath Freiherr von Stengel und Königlich bayerischer Ober⸗Regierungs⸗Rath Landmann sind von Berlin abgereist.

Der Inspecteur der 1. Kavallerie⸗Inspektion, General⸗ Lieutenant von Kleist hat eine Dienstreise angetreten.

Die Manöver⸗Flotte, Geschwader⸗Chef Vize⸗Admiral Dein⸗ hard, und S. M. Aviso „Grille“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Sarnow, sind am 5. Juli von Christiania wieder in See gegangen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Zusammenstellung der Zuckermengen, welche in der Zeit vom 16. bis 30. Juni 1890 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebracht worden sind, veröffentlicht. 8 v1“

Württemberg.

Stuttgart, 4. Juli. (St.⸗A. f. W.) Heute Mittag begaben sich Se. Hoheit der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin zu Sachsen⸗Weimar nebst Prinzessin⸗Tochter Olga Maria mit dem Schnellzug nach München, um von dort aus das Oberammergauer Passions⸗ spiel zu besuchen. Von Oberammergau aus begeben sich die Hohen Herrschaften, einer Einladung Sr. Majestät des Königs folgend, an das Hoflager nach Friedrichshafen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach⸗

Weimar, 5. Juli. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin beabsichtigt, der „Th. C.“ zufolge, für den Monat August sich nach Helgoland zum Besuch des See⸗ bades zu begeben. .

In Jena findet heute eine Konferenz von Vertre⸗ tern der an dem Jenaer Ober⸗Landesgericht be⸗ theiligten Staatsregierungen zur Berathung ver⸗ schiedener die Justizgemeinschaft berührender Angelegenheiten statt. An den Verhandlungen nehmen Theil: Für das Groß⸗ herzogthum Sachsen: der Staats⸗Minister Dr. Freiherr von Groß mit dem Geheimen Justiz⸗Rath Brüger und dem Regierungs⸗Rath Rothe; für das Königreich Preußen: der Geheime Ober⸗ Justiz⸗Rath von Wil⸗ mowski; für das Herzogthum Sachsen⸗Meiningen: der Staats⸗Minister Heim; für das Herzogthum Sachsen⸗ Altenburg: der Geheime Staatsrath Göpel mit dem Regierungs⸗Rath Geier; für das Herzogthum Sachsen⸗Coburg⸗ Gotha: der Geheime Regierungs⸗Rath Anacker; für das Fürstenthum Schwarzburg⸗Rudolstadt: der Geheime Staatsrath Hauthal; für das Fürstenthum Reuß ä. L.: der Geheime Regierungs⸗Rath von Geldern⸗Crispendorf; für das Fürstenthum Reuß j. L.: der Geheime Rath Vollert.

L11“

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 6. Juli. Die Reconvalescenz des Ministers des Kaiserlichen Hauses und des Aeußern Grafen Kälnoky macht, der „Wien. Ztg.“ zufolge, langsame, aber befriedigende Fortschritte. Der Minister befindet sich entsprechend wohl, widmet täglich längere Zeit der Arbeit außer Bett, darf jedoch das Zimmer noch nicht verlassen.

Die Inthronisation des hiesigen neuen Fürst⸗Erz⸗ bischofs Dr. Anton Gruscha hat heute Vormittag in größter Feierlichkeit, nach dem herkömmlichen Ceremoniell, in

egenwart des Nuntius Galimberti und unter Theilnahme des Weihbischofs, der Suffraganbischöfe und der gesammten Wiener Geistlichkeit stattgefunden. Nach der kirchlichen Ceremonie erfolgte, wie „W. T. B.“ meldet, die Einweisung des Fürst⸗Erzbischoffs in die Tempo⸗ ralien durch den Statthalter. An dem Nachmittags statt⸗ gehabten Festmahle nahmen der Nuntius Galimberti, die Hof⸗ cargen, die Minister, die Spitzen der Behörden, der Bürger⸗ meister von Wien und zahlreiche geistliche Würdenträger sowie mehrere hervorragende Vertreter von Kunst und Wissenschaft Theil. Der Erzbischof brachte dabei einen Trinkspruch auf den Papst und den Kaiser gemeinsam aus.

Die Fürstin Milena von Montenegro ist gestern Abend von Franzensbad hier eingetroffen.

Das „Fremdenblatt“ sagt unter Hinweis auf die gegen die Schweineeinfuhr aus Serbien ergriffenen Maß⸗ regeln, dieselben hätten durchaus keinen politischen Charakter, auch handle es sich dabei nicht um eine allgemeine Aus⸗ schließung der Schweineeinfuhr aus Serbien, sondern lediglich um veterinärpolizeiliche Maßregeln gegenüber einer Einfuhr von kranken und seuchenverdächtigen Schweinen.

Großbritannien und Irland.

London, 6. Juli. (A. C.) Im Buckingham⸗Palast fand vorgestern Abend der zweite Hofball in dieser Saison statt. Es waren über 2000 Einladungen dazu ergangen. Unter den anwesenden fremden Gästen befand sich die Groß⸗ herzogin von Mecklenburg⸗Schwerin. Die Kaiserin Friedrich und ihre beiden Töchter waren in Folge der schlechten Witterung in Windsor geblieben und wohnten dem Concert bei, welches von vier Mitgliedern der Royal Italian Opera vor der Königin ausgeführt wurde.

Im Oberhause richtete am Freitag Earl Delaware an die Regierung die Anfrage: ob in dem Abkommen für die Abtretung Helgolands an Deutschland vor⸗ geschlagen sei, die Einwohner in jeder Hinsicht den deutschen Gesetzen unterthänig zu machen und ob die geplante Befreiung von der Wehrpflicht sich nur auf die jetzt lebenden Personen beziehe. Der Premier Marquis von Salisbury antwortete: „Ich habe meinen edlen Freund zu benachrichtigen, daß ich heute ein Eremplar des Abkommens mit Deutschland, welches am Dienstag Abend unterzeichnet worden, auf den Tisch des Hauses niedergelegt habe. Ich kann nur sagen, daß, wenn Helgoland deutscher Boden werden sollte, die Einwohner deutschen Gesetzen unterthänig werden; aber wir haben zu Gunsten aller jetzt lebenden Personen ein besonderes Privi⸗

ziehung zum militärischen oder Flottendienst. 2 ergr diese Gelegenheit, um zu sagen, daß ich heute die erste Lesung

legium erwirkt, daß sie nicht dem unterworfen werden, woran

britische Unterthanen nicht gewöhnt sind, nämlich der Heran⸗ Ich ergreife

des Gesetzentwurfs, betreffs Helgolands, beantragen werde und

wenn es dem Hause konvenirt, schlage ich vor, die zweite

Lesung für nächsten Donnerstag anzuberaumen.“ Dem An⸗ trage des Premiers zufolge wurde alsdann, wie schon telegraphisch gemeldet, der Entwurf, welcher den zwischen Großbritannien und Deutschland geschlossenen Vertrag für die Abtretung der Insel Helgoland genehmigt, ohne eine Debatte zur ersten Lesung zugelassen.

Im Unterhause wurde vorgestern nach Erledigung von Anfragen die Vorlage, welche West⸗Australien eine Ver⸗ fassung verleiht, in dritter Lesung angenommen, während die Polizei⸗Vorlage auf Antrag des Ministers des Innern nach lebhaftem Protest Seitens der Opposition dem ständigen Ausschuß für Rechtsfragen überwiesen wurde. Alsdann wurde die Erörterung der vom Kriegs⸗Minister vorgeschlagenen organischen Veränderungen in der Heeresverwal⸗ tu üng fortgesetzt, aber nach mehrstündiger Dauer wieder vertagt.

Der Plan der Regierung, die Geschäftsordnung des Unterhauses dahin zu ergänzen, daß unerledigte Gesetzentwürfe auf die nächstfolgende Session übertragen werden können, schien in der Donnerstags⸗Sitzung des Sonder⸗ ausschusses, welcher die Thunlichkeit dieser Neuerung erwägt, ernstlichgefährdet zu sein. Gladstone stellte nämlich einen Antrag auf Verwerfung des Vorschlages, da, wie er ausführte, die Gesetz⸗ gebung dadurch eher verzögert als beschleunigt werden dürfte. Zuletzt würden auch Privatmitglieder das Recht beanspruchen, ihre Bills zu übertragen, und dies würde zu einer großen Zeitvergeudung führen. In der vorgestrigen Ausschußsitzung wurde der Antrag weiter erörtert, aber schließlich mit 11 gegen 9 Stimmen verworfen.

Die von der britischen südafrikanischen Gesell⸗ schaft zur Ausbeutung der Goldfelder des Maschona⸗ Landes organisirte Expedition ist am 25. Juni nach Elebe aufgebrochen. Nach den letzten Nachrichten scheint es, daß Lobengula, der Beherrscher des Mata⸗ bele⸗Landes, welcher auch das Maschona Land eroberte, einstweilen eine friedliche Haltung eingenommen hat. Diese kann sich aber jeden Augenblick ändern. Lobengula befehligt 17 000 Krieger. Die von Oberst Carrington kom⸗ mandirte Expedition führtdes halb, um gegen alle Möglichkeiten gesichert zu sein, Hunderttausende von Patronen mit sich. Bisher hat Lobengula noch keinem Zuge Weißer erlaubt, sein Gebiet zu betreten.

Ein am 3. d. M. in St. Johns, Neufundland, ver⸗ öffentlichtes Telegramm von St. George’'s Bay meldet, daß am 23. Juni ein französisches Kriegsschiff in Port⸗ au⸗Port 30 britische Schiffe, welche Köder fischten, von dannen getrieben, das Schlagnetz eines der Fahrzenge kon⸗ siszirt und ein anderes zerschnitten habe. Das Telegramm fügt hinzu, daß die französischen Fischer die Hummer⸗ treibnetze zerschnitten und beraubt hätten.

7. Juli. (W. T. B.) Die Bewegung unter den Londoner Schutzmannschaften ist in ein ernstes Stadium getreten. In der Beoystreet⸗Station ver⸗ sagten am Sonnabend 130 Schutzleute den Gehorsam als Protest gegen die Versetzung eines Kameraden, vwelcher die Agitation geleitet hatte; es mußten aus den Vorstädten Ersatz⸗Konstabler zum Nachtdienst herangezogen werden. In einer Versammlung der Delegirten aller E“ am Sonnabend Abend wurde beschlossen, daß heute Abend die ganze Londoner Polizei zum Ausstand schreiten werde, wenn der Minister des Innern bis dahin nicht eine befriedigende Antwort auf das Gesuch der Mannschaften um Solderhöhung ertheilt habe.

Frankreich. 1 1

Paris, 7. Juli. Der Präsident Carnot empfing, wie „W. T. B.“ mittheilt, am Sonnabend den neu ernannten schwedischen Gesandten Due, welcher sein Beglaubigungs⸗ schreiben überreichte.

Die Deputirtenkammer berieth in ihrer vorgestrigen Sitzung das vom Senat angenommene Gesetz über die Kin⸗ der⸗ und Frauenarbeit in Fabriken in erster Lesung. Mit 284 gegen 222 Stimmen wurde ein Abänderungsantrag Dumay's (Arbeiterpartei) verworfen, welcher die Ausdehnung des Gesetzes auf die Beschäftigung in Bureaux und Laden⸗ geschäften vorschlug. 1““ 86

Bei der gestrigen Deputirtenwahl in Saint Dis wurde der Republikaner General Tricoche mit 7078 Stimmen gewählt; der Gegenkandidat Picot, dessen Wahl ungültig erklärt worden war, erhielt 5757 Stimmen.

Die Einnahmen aus indirekten Steuern und Monopolen im Monat Juni d. J übersteigen den Vor⸗ anschlag um 8500 000 Fr. und die Einnahmen des Monats Juni v. J um 14 470 000 Fr. Es haben gegen den Vor⸗ anschlag die Posteintragungsgebühren einen Mehrertrag von 7 796 000 Fr., die indirekten Steuern einen Mehre trag von 3 715 000 Fr. und die Zuckersteuer einen Minderertrag von 3 000 000 Fr. ergeben. 8

Dem „Temps“ zufolge hat der höhere Handelsrath den Zolltarif, betreffend Erzeugnisseder Wollindustrie, votirt und eine Zollbefreiung nur für Rohprodukte zugelassen. L 1 8 8

In dem Nihilistenprozesse vor dem Zuchtpolizei⸗ gericht sind sämmtliche Angeklagten, mit Ausnahme der Fr. Reinstein und des Frl. Bromberg, welche freigesprochen wurden, zu 3 Jahren Gefängniß und 200 Fr. Geld⸗ strafe verurtheilt worden. Heckelmann und Landescen wurden in contumaciam zu 5 Jahren Gefängniß verurtheilt.

Nach einer Meldung des „Temps“ aus Saigon hat der Kolonialrath von Cochinchina beschlossen, eine in 30 Jahren amortisirbare Anleihe von 60 Millionen Franks unter der Bedingung aufzunehmen, daß das Kon⸗ tingent der Kolonie auf 5 ½ Millionen ermäßigt wird.

Italien. Rom, 5. Juli. Die Blätter kündigen den Schluß der Kammer⸗Session für den 14. Juli an. Sämmtliche an⸗ emeldeten wichtigeren Interpellationen sollen in der etzten Sitzung diskutirt werden. Auch will die Regierung, wie man der M. „Allg. Ztg.“ meldet, auf zahlreiche dringende Petitionen hin die wichtigsten Theile des Gesetzes über die Emissions⸗ banken noch berathen lassen. Vorgestern hat sich der Aus⸗ schuß für das Gesetz, betreffend die Staatshülfe für Rom, konstituirt und unter dem Vorsitz des erwählten Präsidenten,

Unterrichts⸗Ministers Coppino, die Berathungen be⸗ gonnen. Dem genannten Blatte wird zu dieser Angelegenheit geschrieben: „Die Aufregung über den Inhalt der Regierungs⸗ vorlage sowie die künstlich genährte Feindseligkeit gegen den Minister⸗Präsidenten und den Königlichen Kommissar, an welcher übrigens die Bevölkerung sich nicht betheiligt hat, sind auch in den Kreisen der interessirten Stadtverordneten, Abge⸗ ordneten und Journalisten beträchtlich im Abnehmen. Wenn nicht Alles trügt, so wird Crispi auch mit diesem Gesetz einen Erfolg davontragen, den die emsige und zweck⸗ entsprechende Thätigkeit des Kommissars voraussehen läßt.“ Nachdem am 1. d. M. das Dekret ver⸗ öffentlicht worden ist, welches den hiesigen Gemeinderath auflöst und den sizilianischen Abg. Camillo Finocchiaro⸗ Aprile als Regierungskommissar an die Spitze der hat der Letztere sofort, begleitet von dem Präfekten Marchese Gucrina, von dem ihm zustehenden Amtslokal im Senatorenpalast Besitz ergriffen und sich von dem bisherigen Bürgermeister Armellini das Beamtenpersonal vorstellen lassen. Hr. Finocchiaro⸗Aprile gehört der ministeriellen Partei an und hat bereits in Catania, als die dortige Muni⸗ zipalverwaltung das Eingreifen der Regierung nöthig machte, die Funktionen eines Königlichen Kommissars bekleidet.

Die Einnahmen des Finanzjahres 1889/90 weisen, dem „W. T. B.“ zusolge, gegen diejenigen des Finanzjahres 1888/89 einen Ueberschuß von 46 871 415 Lire auf.

Spanien.

Madrid, 6. Juli. Das neu gebildete Ministerium ist, wie „W. T. B.“ meldet, nunmehr definitiv folgender⸗ maßen zusammengesetzt: Canovas del Castillo Minister⸗ Präsident, Herzog von Tetuan Auswärtiges, Cosgayon Finanzen, Silvela Inneres, Villaverde Justiz, Isasa Handel, Azcurruga Krieg, Béranger Marine, Fabie Kolonien. Bezüglich der auswärtigen Politik verlautet, daß das neue Kabinet die bisher befolgte Politik aufrecht erhalten werde. Canovas del Castillo werde sich nicht in die europäischen Angelegenheiten einmischen und mit allen Mächten freundschaftliche Beziehungen unterhalten. Der Minister⸗ rath beschloß, an die Gouverneure in den Provinzen ein Rundschreiben zu richten, in welchem die Politik des neuen Ministeriums dargelegt und den Behörden empfohlen wird, die Gesetze im liberalen Sinne zu beobachten.

In Barcelona fanden auf die Nachricht von der Neu⸗ bildung des Kabinets unter Canovas vor dem Lokal des kon⸗ servativen Klubs Zusammenrottungen und Kundgebungen

egen die Konservativen statt. Die Polizei trieb schließlich die Ruhestörer auseinander und stellte die Ordnung wieder her. 1 Portugal.

Lissabon, 5. Juli. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ kammer hat heute mit großer Mehrheit die Vorlage, be⸗ treffend eine sechsprozentige Erhöhung aller Steuern,

genehmigt.

Türkei. Konstantinopel, 5. Juli. Der Sultan empfing, wie „W. T. B.“ meldet, heute den deutschen Botschafter von Radowitz, welcher mit einem Handschreiben Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm ein Portrait der hochseligen Kaiserin Augusta als Geschenk an den Sultan überreichte.

Serbien. 8 1

Belgrad, 6. Juli. (W. T. B.) Heute hat hier auf Staatskosten und unter sehr großer Theilnahme der Bevölke⸗ rung die Beerdigung des in Prischtina ermordeten Konsuls Marincowic stattgefunden. Ein Beamter des Auswärtigen Amts hielt die G⸗dächtnißrede für den Verstorbenen und gab dabei dem Wunsche auf Aufrechterhaltung der guten Be⸗ ziehungen zur Türkei Ausdruck.

Ein Communiqué des amtlichen Blattes betont, daß der Aufenthalt König Milan's in Belgrad lediglich die Aus⸗ übung der Rechte bezwecke, welche demselben in Bezug auf die Ueberwachung der Ausbildung seines Sohnes, der dermalen die Jahresprüfungen ablege, verfassungsmäßig zuständen.

Der Gesandte Simic begieot sich morgen nach Wien, Behufs Einleitung diplomatischer Verhandlungen in Betreff des Schweine⸗Einfuhrverbots.

Bulgarien. Sofia, 6. Juli. (W. T. B.) Die „Agence Balcanique“

meldet: Kürzlich fand in Perouschtitza bei Philippopel

wegen eines Streites über Gemeinde⸗Angelegenheiten zwischen Anhängern der beiden politischen Parteien eine unbedeutende Ruhestörung statt. Dieselbe stand jedoch durchaus nicht in Zusammenhang mit der Hinrichtung Panitza's. Ueberhaupt wurde weder vor noch nach der Hinrichtung die Ordnung und die Ruhe in Bulgarien gestört. Die Mehrheit der Bevölkerung ist der Meinung, daß die gegen Panitza erkannte Strafe eine verdiente war und daß die Hinrichtung nothwendig gewesen, um ein Exempel zu statuiren.

Schweden und Norwegen.

Christiania, 7. Juli. (W. T. B.) Kaiser Wilhelm machte der Tochter des hiesigen deutschen General⸗Konsuls Baronesse von Oertzen für das ihm überreichte Silhouetten⸗ Album, zu welchem der deutsche General⸗Konsul die Dichtungen verfaßt hat, eine goldene mit Brillanten besetzte Broche in Form des Reichsadlers zum Geschenk. Für die Armen der hiesigen Stadt hat Se. Mafestät 1500 Kronen gespendet.

Die Königin ist gestern nach Stockholm abgereist, wohin sich vorgestern bereits Prinz Eugen wegen Erkrankung des Prinzen Karl begeben hatte. Der König gedenkt, Falls der Zustand des Prinzen Karl sich bessert, morgen an die Ostsee zu gehen; andernfalls begiebt sich der König nach Stockholm.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 5. Juli. Präsident Harrison ist, der „A. C.“ zufolge, gestern in dem Badeorte Cape May eingetroffen. .

Die republikanischen Mitglieder der Kommission des Senats und des Repräsentantenhauses zur Prüfung der Silberbill traten heute zusammen. Es wurde jedoch, wie „W. T. B.“ berichtet, kein definitives Resultat erzielt. Es wird daher im Anfang der nächsten Woche eine neue Sitzung stattfinden.

San Salvador. Nach einem Telegramm der „A. C.“ aus Mexiko hat der dortige Gesandte von Guatemala die

.“ 1“

achricht empfangen, daß General Menendenz, der verstorbene Präsident von San Salvador, ermordet worden sei d daß die Bevölkerung gegen die Usurpirung der Gewalt Seitens des Generals Ezeta protestirt habe. Das Telegramm fügt hinzu, daß es in Folge einer strengen Censur schwierig sei, verläßliche telegraphische Information zu erlangen. Der Gesandte von Guatemala in London hat die „Times“ informirt: er habe Depeschen von seiner Regierung empfangen, welche das Gerücht, die Regierung beabsichtige sich in die Angelegenheiten der Republik San Salvador zu mischen, als grundlos bezeichnen. 8 b Afrika. A1“ Egyten. Kairo, 5. Juli. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Dekret, durch welches der Khedive die neue Daira⸗Anleihe genehmigt.

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Centralblatt der Bauverwaltung. Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Nr. 27. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Richtamtliches: West⸗ thurm des Münsters in Ulm (Fortsetzung). Kanal Ulefos⸗Strengen in Norwegen. Bericht über den Bau des Domes in Köln. Clyde⸗Tunnel in Glasgow. Geschwindigkeitsuhr für Lokomotiven. Vermischtes: Reiseprämien an Regierungs⸗Baumeister und Regierungs⸗Bauführer in Preußen. Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I in Berlin. Ehrenbezeigungen Kaiser Wilhelm⸗ Denkmal der Provinz Westfalen. Abgeordneten⸗Versammlung des deutscher Architekten⸗ und Ingenieur⸗Vereine. Dombrücke in Breslau.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Unter die Verordnung vom 7. Januar 1880, zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See, über das Lichter⸗ wesen, fallen, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 24. April 1890, alle Schiffe und insbesondere auch Prähme, welche keine Segel führen und ausschließlich darauf angewiesen sind, im Schlepptau von Dampfschiffen fortbewegt zu werden

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur wirthschaftlichen Lage.

Die Handelskammer von Lauban schreibt in ihrem Jahres⸗ bericht über das Jahr 1889:

„Im Anfange dieses Jahres ging das Geschäft weniger gut als am Schluß des Jahres 1888, erholte sich jedoch bald und nahm das ganze Jaht hindurch einen zufriedenstellenden Verlauf, begleitet von den Schwankungen, wie solche im Laufe des Jahres stets wierer⸗ kehren. Die Lage des Geschäfts im Allgemeinen war indessen eine ziemlich gute.

Eine Ueberproduktion ist das ganze Jahr hindurch nicht ein⸗ getreten; die Löhne sind fortwährend in einer langsamen Steigerung gewesen, und zeitweise hat es an Arbeitskräften gemangelt Die Rohmaterialien, Kohlen und alle Betriebsbedürfnisse waren in steigen⸗ der Bewegung und riefen eine Erhöhung der Selbstkosten des fertige Fabrikats hervor. Eine Steigerung der Fabrikatspreise stieß bei den Abnehmern auf einen, allerdings völlig unmotivirten, aber doch sehr heftigen Widerstand. Es bedurfte längerer Zeit, ehe von den Käufern Zugeständnisse gemacht wurden und wenigstens ein Theil der Mehr⸗ kosten herein zu holen war. Aus diesem Grunde wurde der legitime Nutzen erheblich geschmälert, umsomebr, als es in manchen Branchen Fabrikanten giebt, welche, durch Herabdrückung der OQualitäten, über welche der Käufer durch Manipulationen in der Ausstattung hinweg getäuscht wird, angeblich zu alten billigen Preisen verkaufen.

Ein großer Theil dieser Waaren wird im Hausirgeschäft an den Mann gebracht und dadurch sowohl dem Käufer, als auch der Industrie im Allgemeinen Schaden zugefügt.

Mit großen Lägern ist man nicht in das neue Jahr gegangen und dieser Umstand wird es erleichtern, in den Verkaufspreisen normale Zustände herbeizuführen.

Die Hausweberei unseres Bezirks beschäftigte im Jahre 1888 6293 Stühle, im Jahre 1889 6296 Stühle, ist allo auf dem bis⸗ herigen Standpunkte stehen geblieben.“ 1161“

8 8 Sächsische Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten. Nach den Ausfuhrlisten der am erikanischen Konsulate zu Chemnitz, Plauen, Leipzig und Dresden, ist, wie wir der „Leipz. Ztg.“ ent⸗ nehmen, der Werth der Jahresausfahr in allen vier Konsularbezirken wieder sehr bedeutend gewachsen, denn er betrug

8 5 un ½ nach der veuesten

im Uebersicht im Vorjahre

4— n ℛ8 ol 92

33 Doll. 8 848 979 Doll.

8 4 290 201 8

2 993 024 8

8 2 063 538 R8

bmen dem Werthe nach die erste

Stelle wie immer baumwollene Strumpfwaaren ein, deren Ausfuhr⸗ werth 6 103 848 Doll. betrug. Ihnen folgen die Kleiderstoffe mit 1 731 765 Doll., wollene Handschvhe mit 686 171 Doll., seidene Handschuhe mit fast ebensoviel (681 652 Doll), baumwollene Hand⸗ schuhe mit 465 690 Doll., Polster⸗ und Mböbelwaaren mit 371 444 Doll., seidene Strumpfwaaren mit 275 611 Doll., wollene Strumpfwaaren mit 225 374 Doll, Flanell 224 951 Doll, Trico⸗ tagen 155 903 Doll. Der Ausfuhrwerth der übrigen Waaren blieb unter 100 000 Doll. Die Gesammtzunahme gegenüber dem Vorjahre deeg 2 546 554 Doll. 1

Im Bezirk Plauen (mit Greiz und Zeulenroda) beträgt die Zunahme des Ausfuhrwerthes gegen das Vorjahr 1 320 835 Doll. Die Hauptausfuhrposten waren wollene Kleiderstoffe (1 986 100 Doll.), Musikinstrumente (1 101 722 Doll.) und baumwollene Stickereien (614 565 Doll.). Baumwollene Stickereien zeigen im letzten Viertel⸗ jahre einen starken Rückgang (55 452 Doll. gegen 256 754 Doll. im vorausgegangenen Quartal).

Im Bezirk Leipzig (mit Gera) betrug die Mehrausfuhr gegen das Vorjahr nur 320 303 Doll. Rauchwaaren und Häute allein zeigen eine Zunahme um mehr als 425 000 Doll., Wollengarn um fast 80 000 Doll., Borsten um rund 40 000 Doll.; die Mehrzahl der übrigen Artikel hat eine Abnahme der Ausfuhr erfahren. Den Hauptaus⸗ fuhrartikel des Leipziger Bezirks bildeten wie immer die Rauchwaaren und Häute (Gesammtwerth 1 094 323 Doll); dann folgen wollene Kleiderstoffe 884 477 Doll.), wollene Garne (525 393 Doll.), Borsten (502 136 Doll.), Bücher und Zeitschriften (397 535 Doll.), lederne Handschuhe (267 617 Doll.), ätherische Oele und Chemikalien (187 794 Doll.), musikalische Instrumente (176 457 Doll). Die Ausfuhrwerthe der übrigen Artikel bleiben unter 100 000 Doll.

Von der Dresdner Uebersicht liegt nur ein kurzer Auszug vor. Danach hat die Ausfuhr gegen das Vorjahr um 495 724 Doll. zu⸗ genommen Die Aussicht auf die Kinley⸗Bill scheint in der Dresdner Liste am deutlichsten zum Ausdruck zu kommen, denn gegen das erste Quartal dieses Jahres stieg die Ausfuhr hier im zweiten Quartal bei wollenen Waaren von 95 603 auf 151 850 Doll., die Ausfuhr von Glaswaaren von 58 641 auf 110 974 Doll. Mit dem zweiten Vierteljahr des Jahres 1889 verglichen, ergab das zweite Vierteljahr

Chemnitzer Bezirk. Leipziger Bezirk. Plauener Bezirk . . Dresdner Bezirk ... 2 Im Chemnitzer Bezi

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252

1890 eine Mehrausfuhr von 246 634 Doll.

Kunst und Wissenschaft.

Zu Ehbren des X. Medizinischen Kongresses wird im Lichthof des Königlichen Kunstgewerbe⸗Museums vom 1. bis 15 August eine Sonderausstellung veranstaltet von künst⸗ lerisch und kulturhistorisch interessanten Gegenständen, welche sich auf die Medizin beziehen. Vornehmlich gilt es, alles bhierhin gehörige Material aus sämmtlichen Abtheilungen der Königlichen Museen vor⸗ zuführen Egypten, Griechenland und Rom werden mit medizi⸗ nischen Instrumenten und Salbentöpfen vertreten sein, das Museum für Völkerkunde wird die Geräthe wilder Stämme und ihre Zauber⸗ apparate hergeben, aus dem Münzkabinet ist eine Sammlung vo mehr als 150 Medaillen berühmter Aerzte zu erwarten, aus dem Kupferstichkabinet Porträts, medizinische Werke mit Abbildungen und zablreiche sittengeschichtliche Darstellungen. Das Kunstgewerbe⸗- Museum wird seine Apothekergeräthe aus Majolika, Stein und Glas vereinigen, ebenso die Haus⸗ und Feldapotheken und Gerätbe, dar⸗ unter den Teppich des berühmten Thurneißer. Das Märkische Museum der Stadt Berlin wird sich mit ähnlichen Stücken betheiligen. Außer⸗ dem haben Privatsammler dem Museum ihre Schätze zur Verfügung gestellt, darunter eine Spezialsammlung von Apothekergeräthen, die nach Hunderten zählt. Es wäre sehr dankenswerth, wenn noch weitere Anmeldungen bei dem Leiter der Ausstellung Professor Dr. Lessing im Kunstgewerbe⸗Museum erfolgen würden Eine wichtige Erweiterung wird die Ausstellung noch durch Porträts berühmter Aerzte, besonders Berliner Aerzte (mit Ausschluß der Lebenden) erfahren. Die medi⸗ zinische Gesellschaft und im Besonderen Hr Sanitäts⸗Rath Dr. Bar⸗ tels (Karlsbad 12/13) hat die Zusammenstellung dieses Theils über⸗ nommen. Es steht zu erwarten, daß die Begrüßung, welche die Kunst⸗ sammlungen Berlins auf diese Weise den fremden gelehrten Gästen darbringen, eine sehr vielseitige und stattliche sein wird. Das dem Bildhauer Ernst Friedrich August Rietschel seinem Geburtsort Pulsnitz errichtete Denkmal wurde gestern, „W. T B.“ meldet, unter äußerst zablreicher Betbeiligung

enthüllt. Professor Adolf Stern aus Dresden hielt die

Literatur.

Von den im Verlag von Felix Bagel in Düsseldorf er⸗ scheinenden Geschichtsbildern für Jugend und Volk“ liegt das siebzehnte Bändchen vor, welches sich betitelt: „Die Kaiserin Theopbanu“. Ein Lebensbild aus der vaterländischen Geschichte von A. B. Carsted. Wie die früher erschienenen Bändchen, so ist auch das vorliegende, allen Freunden der vaterländischen Geschichte, insbesondere der gebildeten Jugend aufs Angelegentlichste zu empfeblen. Dasselbe bringt in gemeinfaßlicher Darstellung eine interessante Lebensskizze von der Kaiserin Theophanu (Theopbania), der Ge⸗ mahlin des Kaisers Orto II. und Tochter des griechischen Kaisers, Romanus II, welche, von ihren Zeitgenossen als eine edle, hoch⸗ herzige, pflichttreue Fürstin geschildert, zu den hervorragendsten Frauen gehört, die jemals an der Svitze eines großen Reichs ge⸗ standen sieben Jahre hat sie als Vormünderin ihres Sohnes Otto III. Deutschland und Italien regiert —, so daß sie mit Fug und Recht einer Elisabeth von England und einer Mariag Theresia von Oesterreich an die Seite gestellt werden darf. Der Preis ist ein sehr mäßiger, er beträgt pro Bändchen, elegant kartonnirt, nur 75 ₰.

Das 19. Heft (II. Jahrgang) des „Klassischen Bilder⸗ schatzes“, herausgegeben von F. von Reber und Ab. Bavers⸗ dorfer (Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, vormals Friedrich Bruckmann. München) enthält 6 Blätter nach Sandro Botticelli, Raffaele Santi, Diego Velasquez, Jan Vermeer van Delft, Jacob van Ruysdael, Antoine Watteau. Die Originale befinden sich zu Paris, Windsor, Dresden, und gehören der floreniinischen, römischen, spanischen, holländischen und französischen Schule an.

Die Nr. 27 des „Magazin für die Literatur des In⸗ und Auslandes“ (bherausgegeben von Alfred Stößel und W. von Reiswitz) enthält u. A folgende Aufsätze: Maximilian Harden, Rembrandt als Erzieher; Otto Ernst, Die Scheu vor der Tendenze. dichtung; Alfred Stößel, Bücher⸗Pbysiognomien; Cornelius Gurlitt, Gottfried Schadow als Impressionist. Aus der niederländischen Lyrik. (Uebersetzungen von T. Pluim.) Domenico Ciampoli, Schierling, I. (Uebersetzung von G. von Locella) . 8

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn.

Nach dem am 5. d. M. ausgegebenen offiziellen Saatenstands⸗ bericht wird Weizen im Alföld geschnitten und liefert quantitativ wie qualitativ im großen Durchschnitt ein gutes Mittelerträgnis; die Körner sind schön, groß, roth und stählern. Der stellenweise auf⸗ getretene Rost und Brand haben zumeist in jenen Weizensaaten Schaden angerichtet, die sich gelegt hatten, in Folge dessen der Ernteertrag von dem allgemein erhofften Er⸗ gebniß von gut mittel und über mittel, namentlich in ein⸗ zelnen Gegenden links der Donau und links der Theiß, sich auf einen Mittelertrag reduzirte. Anderwärts hat sich der Stand gebessert und der Prozentualsatz sich sogar in manchen Gegenden auf über mittel erhöht. Roggen liefert zumeist einen guten Mittelertrag. Stellenweise hat sich auch hier der Prozentualsatz ver⸗ ändert, indem der Prozentsatz über mittel auf mittel herabsank. Aber auch so kann das Ergebniß der im Zuge befindlichen Ernte überwiegend als befriedigend bezeichnet werden. Gerste ist ungeachtet des bedeutenderen Auftretens von Rost und Brand nicht gesunken. Wintergerste liefert im Allgemeinen eine gute Mittelernte. Die Saaten sind zumeist bereits geschnitten; die Frucht ist qualitativ mit geringer Ausnahme tadellos und schön weißfärbig. Sommersaaten haben sich stellenweise zwar gelegt, versprechen aber im großen Durchschnitt ein Mittelergebniß. Die Hafersaatenstehen, wie bereits wiederholt gemeldet, im Allgemeinen schwach⸗mittel. Die Saaten haben sich stellenweise wohl erholt; in demselben Maße sind aber auch die schwächeren Saaten gesunken. Am schwächsten stehen die Saaten rechts der Theiß und stellenweise links der Theiß Am rechten Donau Ufer, zwischen der Donau und der Theiß, sowie zwischen der Theiß und der Maros haben sich die Saaten etwas erholt. Mais hat sich erholt, leidet aber unter der so plötzlich eingetretenen Hitze. Der Anbau steht im Allgemeinen gut mittel.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen. 1

Oesterreich⸗Ungarn.

Ueber die von des spanischen Küste zwischen Alicante und Taragona mit Einschluß dieser Häfen und von den Balearischen Inseln kommenden Schiffe ist eine siebentägige Quarantäne ver⸗ hängt. Alle anderen spanischen Provenienzen unterliegen strenger ärzt⸗ licher Untersuchung.

Handel und Gewerbe.

Die nordamerikanische Zollverwaltungsbill ist am 10. Juni vom Präsidenten der Vereinigten Staaten unter⸗ zeichnet worden und tritt am 1. August d. J in Kraft.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis 21. Juni 1890 15 590 700 3 ½ % ige, 20 676 300 4 %ige, 45 084 000 4 ½ % ige und 9 562 800 5 % ige, zusammen 90 913 800 Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 15 156 900 3 ½ % ige, 15 058 500 4 % ige, 19 687 200 4 ½ %o ige und 3 349 200 5 % ige, zusammen 53 251 800 Pfandbriefe Seitens der Grundstückseigenthümer verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 722 400 ℳ, im Laufe des Monats Juni c. an⸗ gemeldet 1 Grundstück mit einem Feuerversicherungswerthe von

207 600 (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗

Leipzig, 5. Juli. handel. La Plata. Grundmuster B. pr Juli 4,52 ½ ℳ, pr.

August 4,55 ℳ, pr. September 4,55 pr. Oktober 4,55 ℳ,