Theater und Musik.
Berliner Theater. “ 8 Das Berliner Theater beschließt am Sonntag, 13. Juli, seine zweite Saison mit dem „Probepfeil“. Morgen wird „Gräfin Lea“ gegeben, während die übrigen Tage dieser Woche Wiederholungen der eliebtesten Lustspiele dieser Bühne bringen werden. Wallner⸗Theater. Die Novität: „Mamsell' Nitouche“ hat in allen bisherigen Vorstellungen ihre Zugkraft in vorullem Maße bewährt. Die morgen stattfindende 33. Wiederholung dieses lustigen Stückes gewinnt dadurch noch besonders an Reiz, daß Therese Biedermann, von ihrer Heiser⸗ keit vollständig genesen, in der Rolle der Denise ihr Gastspiel wieder
Philharmonie. 8 Das Concert, welches die aus 43 Mitgliedern bestehende Tiroler Schützen⸗Kapelle am Sonntag im Saal der Phil⸗ harmonie veranstaltete, war außerordentlich zahlreich besucht. Ein sehr schwungvoll komponirter „Gruß aus Meran“ von Grisse⸗ man, dem Dirigenten der Kapelle, eröffnete das Concert; außerdem spielte sie noch eine Ouverture von Suppé und einige neuere Tanz⸗ kompositionen. Eine willkommene Abwechslung boten die Solo⸗ vorträge zweier Mitglieder der Kapelle: eine Pbantasie für das Flügel⸗ horn (verbessertes Signalhorn) und ein Lied für Euphonium (ein besonders weich klingendes Baritonhorn). Auch einige Nationalgesänge für vier Männerstimmen erfreuten die Zuhörer. Sämmtliche aus⸗ drucksvoll und präzis vorgetragenen Stücke wurden mit lebhaften, zum Theil enthusiastischen Beifallsbezeugungen aufgenommen. Seälbst⸗ verständlich fehlte es nicht an Wiederholungen und reichlich gewährten
Zugaben. Mannigfaltiges.
Auf dem Festplatz des Bunderschießens begann gestern Abend um 7 Uhr das Concert der Kapelle des Wiener Schützenvereins unter der Leitung des Hofkapellmeisters Josef Kopetzkv. Das zunächst dem Festzelte der Königstadtbrauerei belegene Orchester, das den Wienern eingeräumt war, wurde von einer zahl⸗ reichen Menge umdrängt, die den trefflichen Leistungen wohlverdienten Beifall zollte. In der großen Halle hatten sich zu gleicher Zeit dichtgedrängte Massen um das Podium geschaart, auf dem die 800 Sänger des Märkischen Central⸗Sängerbundes Auf⸗ stellung genommen hatten. Auch ihre Vorträge fanden beifällige Aufnahme. — Insgesammt sind bisher 59 Preise vertheilt worden und zwar 28 auf Stand⸗, 30 auf Feld⸗ und einer für Pistolenschießen. Amerika holte sich 12, Oesterreich 8, die Schweiz 2, Holland und Italien je einen, auf Deutschland fielen bisher 35 Preise.
Gestern stattete Se. Königliche Hoheit der Prinz Rupprecht von Bayern dem Festplatz einen Besuch ab.
Das gestrige Mittagsmahl der Schützen in der großen Festhalle war von etwa 2000 Schützen besucht. Die Tafelmusik wurde von der Kapelle des 107. Regiments ausgeführt. Den Vorsitz an der Festtafel führte Hr. Reinhardt⸗Frankfurt am Main, welcher zu Beginn die von hoher Seite inzwischen eingegangenen Telegramme verlas. Se. Majestät der König von Sachsen devpeschirte, wie die „Nat.⸗Ztg.“ mittheilt:
„Ich danke herzlich für den mir zugegangenen freundlichen Gruß der vereinigten Schützen so vieler Nationen. Albert.“ 1
Das Telegramm Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden lautete:
„Für die so freundliche Huldigung der versammelten des Deutschen Bundesschießens und der daran theilnehmenden vieler Nationen, deren Vermittlung ich Ihnen danke, bitte i meine tief empfundene Dankbarkeit kundgeben zu wollen. Ich bin sehr gerührt, daß Sie alle bei diesem Anlaß meiner gedachten. Ich wünsche den Festgenossen fröhliche Tage. Friedrich.“
Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent von Bayern hatte durch seinen dienstthuenden General⸗Adjutanten folgendes Tele⸗ gramm absenden lassen:
„Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent haben das gestern Nacht eingetroffene Telegramm, auf welchem die zum 10. Deutschen Bundesschießen vereinigten einheimischen und fremden Schützen ehr⸗ furchtsvolle Huldigung darbringen, mit lebhafter Freude begrüßt und lassen dem schönen Fest günstigen Verlauf wünschen und Ew. Hoch⸗ wohlgeboren ersuchen, allen Theilnehmern Allerhöchstihren wärmsten Dank und besten Gruß zu übermitteln.“
Den ersten Toast brachte Schützenmeister Raifferscheidt⸗Saar⸗ gemünd aus, er widmete sein Glas dem Deutschthum in Elsaß⸗ Lothringen. Philo Jacoby⸗San Francisco trank auf ein fröhliches Wiedersehen bei späteren fröhlichen Festen. Dr. Schneider aus Honolulu, der vor 28 Jahren dem ersten deutschen Bundesschießen beigewohnt, brachte in jubelnd aufgenommenen Worten dem deutschen Geist ein Hoch. Genschke⸗Magdeburg gedachte der Damen, Telge⸗ Hamburg der Stadt Berlin. Inzwischen war auch von Sr. Hoheit dem Herzog von Coburg folgendes Telegramm eingegangen:
„Den lieben Schützen und ihren lieben Gästen von Nah und 28 wärmsten Dank! Ich bin stolz und glücklich, daß der Schützen⸗ und im Sinne des nationalen Gedankens fortblüht, in dem er vor
Wetterbericht vom 8. Juli, Wolken ziehen
Morgens 8 Uhr.
8 8
daselbst aus West bis Südwest, Rochespoint meldet 20, Aberdeen 24 mm Regen.
einem Menschenalter gegründet wurde, und freue mich, daß auch mir, nun das Bundesbanner zum zehnten Male entfaltet, noch freundliches Andenken bewahrt wird. Dem deutschen Schützenbunde frohes Ge⸗ deihen für alle Zeit, in immer gleicher Liebe zum Vaterlande, in immer stolzerer Freude am friedlichen Wachsthum des Reichs.“
Für die Wasbingtoner Schützengesellschaft überbrachte sodann General⸗Konsul Wolff eine kostbare goldene Medaille als
Ehrengabe.
Der Gesundheitszustand in Berlin blieb auch in der Woche vom 22. bis 28. Juni ein der Vorwoche ähnlicher und auch die Sterblichkeit nahezu die gleiche (von 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 21,7). Unter den Todesursachen forderten akute Darmkrankheiten (Diarrhöen und Brechdurchfälle) auch in dieser Woche zahlreiche Opfer (116) aus der Kinderwelt; in der entsprechenden Woche des Vorjahres erlagen diesen Krankheitsformen 408 Kinder. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine etwas kleinere als in der Vorwoche, von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 88 Säuglinge. Sehr erheblich seltener traten akute Erkrankungen der Athmungsorgane zu Tage und führten auch seltener zum Tode. — Von den Irnfektionskrankheiten wurden Erkrankungen an Masern seltener gemeldet (322 gegen 375 der Vorwoche). Die meisten Erkrankungen kamen aus der Tempelhofer, Rosenthaler, Oranienburger Vorstadt, aus Moabit, dem Stralauer und Königstädtischen Viertel zur An⸗ zeige. Erkrankungen an Scharlach und tophösen Fiebern zeigten sich in beschränkter Zahl und in keinem Stadttheile in nennenswerther Weise. Erkrankungen an Diphtherie haben ebenfalls abgenemmen, am häufigsten wurden sie aus der Tempelhofer Vorstadt, aus dem Stralauer Viertel und aus dem Wedding mitgetheilt. Dagegen kamen Erkrankungen an Wochenbettfieber und as rosenartiger Ent⸗ zündung des Zellgewebes der Haut in ansehnlich gesteigerter Zahl zur ärztlichen Bebandlung. Erkrankungen an Keuchbusten wurden etwas seltener beobachtet und endeten nur in 12⸗Fällen tödtlich. Er⸗ krankungen an akutem Gelenkrheumatismus kamen nur wenig, Er⸗ krankungen an rheumatischen Muskelbeschwerden etwas häufiger als in der Vorwoche zur ärztlichen Beobachtung.
Die mittlere Wärme im Juni dieses Jahres war nach den Beobachtungen der Wetterwarte der „Magd. Ztg.“ gegen den fünfzig⸗ jährigen Durchschnittswerth um 2° zu niedrig, denn während die normale Temperatur des Juni 16 0,96 beträgt, erreichte der verflossene Monat nur 14 ,93. Seit dem Jahre 1835 war in 28 Jahren, außer dem laufenden, der Juni zu kalt, aber nur in 4 Jahren war die Temperatur eine noch geringere als in diesem; es war dies der Fall 1854. wo die durchschnittliche Temperatur 14 0,8, 1869, wo sie 14⁰,5, 1871, wo sie 140,2 und 1834, wo sie 14 ,1 betrug.
Stettin, 7. Juli. (Ostsee⸗Ztg.) Heute Vormittag fand unter reger Betheiligung des Publikums die Beerdigung der am Donnerstag Abend in Folge Kenterns eines Pontons ertrunkenen Pioniere König und Karras mit allen militärischen Ehren statt. Den beiden reichgeschmückten Särgen, die von Kameraden der Ver⸗ storbenen getragen wurden, folgten die Angehörigen derselben, der Divisions⸗Pfarrer Klessen sowie die Offiziere und Mannschaften des hiesigen Pionier⸗Halbbataillons. Dem Trauerzuge gingen die Kapelle des Königs Regiments sowie ein Tambour⸗Corps vorauf.
Münster, 4. Juli. Der Bischof erläßt folgende Bekannt⸗ machung, betr. Anordnung von Gebeten um günstige Witte⸗ rung: „Da die anhaltende Nässe die Feldfrüchte schädigt und die diesjährige Ernte ernstlich zu gefährden scheint, so wollen wir unsere Zuflucht zu Gott nehmen und gemeinsame Bittgebete zur Erflehung günstiger Witterung anstellen. Zu diesem Ende ist in jeder Pfarr⸗ und Rektoratkirche des Bisthums an einem der nächsten Tage nach vorangehender Ankündigung ein Hochamt de festo mit Einlegung der Oration ad postulandam serenitatem unter Aussetzung des Allerheiligsten Sakraments abzuhalten und fortan bis zum Eintritt günstigerer Witterung von allen Priestern dieselbe Oration jeder h. Messe in Gemäßheit der Rubriken beizufügen. Außerdem ist bis zu demselben Zeitpunkt an jedem Wochentage während der Pfarrmesse die Litanei von allen Heiligen vorzubeten.“
Aprath, 6. Juli. Das von dem verstorbenen Landtags⸗ Abgeordneten Rumpff gestiftete Kaiser⸗Wilhelm⸗Denkmal, dessen Enthüllung „W. T. B.“ bereits gemeldet, erhebt sich, wie die „Köln. Ztg.“ ausführlich berichtet, auf einer Anhöhe tempelartig und mit durchbrochener Thurmkrönung in edlen, ebenmäßigen Formen in gothischem Stil, auf granitnem Sockel aus feinem Sandstein, schlank empor, 15 m hoch, lebendig gegliedert und reich gestaltet. In der Mitte steht die Kaiserbüste aus carrarischem Marmor in doppelter Lebensgröße. Auf einer Granittafel steht die Inschrift: „Wilhelm I., Magnus Imperator“. Der Entwurf des Denkmals ist von Bau⸗ meister Hesse in Berlin, die Ausführung erfolgte durch Gebrüder Zeidler in Berlin, während die Kaiserbüste von Bildhouer Schweinitz in Berlin modellirt wurde. Direktor Henri T. Böttinger⸗
Kroll's Theater. Mittwoch:
Deutsche Seewarte. Donnerstag:
Wetter
4°R.
Täglich: Bei günstigem
Wind. V Wetter.
4 wolkig 4 bedeckt 4 Nebel 2 Dunst 4 bedeckt
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp ced. in Millim
Temperatur — in °˙ Celsius
Donnerstag:
Mullaghmore NW Dor Freitag:
Aberdeen.. NW Christiansund W Kopenhagen. 3 SSW Stockholm. SW Haparanda. SW 4 Regen St. Petersb. WNW I bbedeckt Moskau 7 b 1 wolkig Cork, Queens⸗ omwn Cherbourg Helder...
0 O00 ;bo 5⁰ C.
—,—, —-9 — — OlX boUo
von M. Hervé.
NNW WSW
Regen
5 Dunst
3bedeckt
3 bedeckt
bedeckt
3 heiter
wolkig
halb bed.
2 bedeckt
2 bedeckt 1 bedeckt
still bedeckt 5 bedeckt 3 heiter 3 wolkig 2 wolkenlos 2 wolkig
212
1
Hamburg.. Swinemünde
22222ö-22ö— 6s
́GA✜AXSGF 2—22SSSIESEgS
SSGᷓGG
7½ Uhr. Donnerstag:
8
8.
Karlsruhe.. Wiesbaden München.. Chemnitz Berlin 1768 Breslau. . . 763 Ile d'Aix.. 761 6 Regen 717763 lheiter Im
Uebersicht der Witterung. der anwesenden Ein barometrisches Minimum
nathan.
unter 745 mm. auf seiner Südseite vielfach starke westliche Winde In Central⸗Curopa weben mäßige füdliche und süd⸗ westliche Winde bei kühler, meist trüber Witterung. In Deuschland ist vielfach Regen gefallen; obere
Theater⸗Anzeigen.
Berliner Theater. Mittwoch: Gräfin Lea.
Cornelius Voß. Die wilde Jagd. — Anfang 7 ½ Uhr.
Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 33. Male: Mamsell Nitouche. 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud.
Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Großes Garten⸗Concert. Anfang des Concerts 6 ½, der Vorstellung 7 ½ Uhr.
Donnerstag u. folg. Tage:
Victoria-Theater. Stanley in Afrika. von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida.
Dieselbe Vorstellung. 8
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater und 3 Concert-Park. Mittwoch: Zum 173. Male: Operette in 3 Akten von Hugo Witt⸗ mann und Julius Bauer. 8 — In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Herr Kapellmeister Knoll. prachtvollen Park um 6 Uhr:
Freilotterie. 3 Musik⸗Corps. „ trisch Uniform. Glänzende Illumination. liegt an der Ostküste von Schottland und veranlaßt esangs und Instrumental⸗Künstler. Donnerstag: Im Theater: Der arme Jonathan. Im Park: Großes Doppel⸗Concert. Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstler.
leuchtung des Sommergartens: Anfang 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr.
Belle-Alliance-Theater. 130. Male: Der Nantilns.
Mtilitär⸗Doppel⸗Concert. Spezialitäten. Garten⸗Etablissements. der Vorstellung 7 ½ Uhr.
Donnerstag:
Vaudeville in 3 Akten und Musik
Konstantinopel, 8. Juli.
notten. (Raoul: Hr. Heinrich Bötel, als Gast.) Die beiden Schützen.
der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be⸗ Großes Concert. Mittwoch: Zum Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Groses Auftreten sämmtlicher Brillante Illumination des ganzen Anfang des Concerts 6 Uhr,
Dieselbe Vorstellung.
Elberfeld gedachte in der Weihrede des edlen Stifters des Denkmals, des Verwandten und Freundes Karl Rumpff, dem das unerbittliche, harte Schicksal es nicht vergönnte, diesen Ehrentag zu erleben, der heimgerufen wurde in einem Augenblick, als er viele seiner Pläne verwirklicht sah, deren Früchte er nicht mehr genießen konnte. Sein Glaube an die Zukunft und Bedeutung unseres Vaterlandes hatte einen starken Hort in seiner Verehrung für den ruhmreichen Kaiser Wilhelm I. Rumpff wollte seine Stiftung den Männern widmen, die theilweise an des Monarchen Seite für Deutsch⸗ lands Ruhm mitgekämpft hatten, den Kriegervereinen des Kreises Mettmann, für den er so gern eintrat, wo es Rath und That galt. Während die Hülle des Denkmals fiel, widmete Direktor Böttinger im Auftrage der Gattin des Stifters das Denkmal den Kriegervereinen zum ewigen Angedenken an ihren großen Kaiser, in der Hoffnung, daß der Geist der Vaterlandsliebe und unerschütterlichen Treue zum Kaiser in den Kriegervereinen immerdar unentwegt fortleben möge.
Ulm, 6. Juli. (Köln. Ztg.) Die heutige Oktave des Münster⸗ festes brachte die bei dem Hauptfeste wegen ungünstiger Witterung ausgefallenen Veranstaltungen, das Fischerstechen auf der Donau und das große Kostümfest; letzteres bot eine Fülle malerischer, oft entzückend schöner Bilder. Das Wetter war herrlich. Die Festwoche hat hiermit ihren Abschluß gefunden.
Wie „W. T. B.“ meldet, wird nach Beschluß der Stadtbehörden die aus Anlaß der Vollendung des Münsters geprägte große goldene Festmünze Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin, dem König und der Königin von Württember und der Kaiserin Friedrich, sowie dem Prinzen Friedrich Leopold von Preußen, dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm von Württemberg, dem Prinz⸗Regenten Luit⸗ vold von Bayern, dem Prinzen Arnulf von Bayern und — Fürsten von Hohenzollern⸗Sigmaringen überreicht werden.
8 6. Juli. (Voss. Ztg.) Der zwischen Hamburg und Harburg fahrende Passagier⸗Dampfer „Phönix“ durchbohrte gestern Abend 11 Uhr auf dem unbeleuchteten „Köhlbrand“ (einem Elbarm) einen Lustkutter mit größerer Herren⸗ und Damengesell⸗ schaft aus Neumühlen. Alle Insassen waren in Lebensgefahr, die meisten konnten gerettet werden, aber drei Damen ertranken.
Brüssel, 6. Juli. (Voss. Ztg) Seit gestern Abend wüthet an der belgischen Küste ein sehr heftiger Sturm. Bei Nieu⸗ port sind Fischerschaluppen zertrümmert worden; zwei Fischer sind dabei ertrunken. Bei Ostende tobte der Sturm so heftig. daß ein von Dünkirchen ankommender, von dem Untergange bedrohter Drei⸗ master seinem Schicksale überlassen werden mußte. Ein in Folge der Nothzeichen abgelassener Bugsirdampfer mußte wieder umkehren. In Hevst hat der Sturm großen Schaden angerichtet. Seit Jahren ist zu dieser Zeit kein so heftiger Sturm an der belgischen Küste beobachtet worden; obwohl sofort an allen Küstenpunkten Vorsicht maßnahmen getroffen worden, werden viele Schiffbrüche befürchtet.
(A. C.) Auf der Louisville
New⸗York, 5. Juli. Sont nördliche Schnellzug mit eine
Eisenbahn stieß heute der
Kremser, auf dem sich eine Gesellschaft von Ausflüglern befand,
während derselbe über das Geleise fuhr, zusammen. 21 Personen wurden auf der Stelle getödtet, drei andere sind tödtlich verletzt und die übrigen Ausflügler trugen mehr oder minder erhebliche Ver⸗
letzungen davon.
New⸗York, 7. Juli. (W. T. B.) Die Stadt Fergo in
Nord⸗Dakota ist heute von einem heftigen Wirbelsturm heim⸗ gesucht worden, mehrere Personen haben dabei das Leben eingebüßt. Ein Eisenbahnzug der Nord⸗Pacifichahn soll in Folge des orkan⸗ artigen Sturmes entgleist sein; authentische Nachrichten darüber liegen noch nicht vor.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. (W. T. B.) 8 o⸗ matischen Kreisen verlautet, die Pforte lasse soeben in London eine Note überreichen, in welcher sie, anknüpfend an die bisherigen Verhandlungen zwischen dem Botschafter Rustem Pascha und Lord Salisbury, und abweichend von der englischen Bedingung, die Festsetzung eines bestimmten Termins für die Räumung Egyptens verlangt und den Wunsch ausspricht, daß das Recht einer eventuellen Wiederbesetzung Seitens Englands auch nur bi zu einem zu bestimmenden Zeitpunkte gültig sein soll.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Reinhold Arlt (Magdeburg). — Frl. Charlotte Flinsch mit Hrn. Dr. Heinrich Kunz (Leipzig — Bautzen). — Frl. Martha Zühl mit Hrn. Pastor Fritz Hosemann (Stargard i. Pomm. — Berlin). — Frau verw. Mathilde Eberhardt, geb. Klau, mit Hrn. Rechtsanwalt Fritz Poppe (Nordhausen — Erfurt). — Frl. Tilly Guhrauer mit Hrn. Ritter⸗ gutsbesitzer Eugen Braune (Berlin—Kotsemke b
Sommerfeld). 8 1 Verehelicht: Hr. Dr. Gustav Lorenz mit Frl. Domänenpächter 1
Die Huge⸗
vor und nach
Helene Ebert (Leipzig). — Hr. 2 Wilhelm Niemeyer mit Frl. Lisbeth Mertens (Göttingen). — Hr. Max Helbig mit Frl. Alma Aderhold (Braunschweig — Leipzig). — Hr. Her⸗ mann Körber mit Frl. Klara Schultz (Berlin). Hr. Otto Bathe mit Frl. Pauline Beyer (Berlin). Geboren: Ein Sohn: Hrn. H. v. Brandi (Einbeckhausen). — Hrn. Gerichts⸗Assessor Richard
Mamsell Nitouche. Geöffnet von 12—11 Uhr. wissenschaftlichen Theater. zettel.
Mittwoch: Zum 323. M.: Zeitgemälde in 10 Bildern
Ballet von C. Severini.
Anfang [19549]
“
Direktion: Julius Fritzsche.
Der arme Jo⸗ n. Chr. v. d. Kgal. Prof.
Wagner in München.
Neu eröffnet.
Musik von Carl Millöcker. Anfang 7 Uh Dirigent: Soldaten und Kinder 30 ₰.
Mrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗
National⸗Panorama. Herwarthstr. 4, Königsplatzz.
Das alte Rom
mit d. Triumpbzuge Kaiser Constantins i. J. 312.
J. Bühlmann u. Alex 3 Täglich geöffnet v. Mor⸗ : gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit.
Ziemann (Breslau). — Hrn. Oswald Beyer (Leipzig). — Hrn. L. Holste (Wunstorf). — Hrn Otto Körber (Berlin) — Eine Tochter: George Dotti (Dom. Neuenhagen). — Amtsrichter Waldau (Sögel). — 7 Hauptm Lacroix (Inowrazlaw). — Hrn. Distrikts⸗Bau⸗ gifte “ (Doberau). — Hrn. Willy Heintz erlin). 8 Gestorben: Hr. Rentier F. A. Andreack (Rei boldsgrün) — Frau Ida Gräfin von Hohenthal, geb. Gräfin Seherr⸗Thoß (Dölkau b. Zöschen). — Hr. Kaufmann Wilhelm Schwechten (Berlin).
Entrée 1 ℳ Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
r Zu Ehren
Anstalt, Berlin 8W., Wilbelmstraße Nr. 22.
Großes Parkfest mit Militär⸗Kapelle in Auftreten der
Schützen:
Hans Königsbeck
nasiallehrer Auftreten der
Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Margarethe Stülp mit Hrn. Gym⸗ 8 Westpr. — Pr. Stargard. — Frl. Martha Zießler
mit Hrn. Max Medam (Neuschönefeld — Leipzig) — Frl. Johanne Eppers mit Hrn. Kaufmann
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent⸗ lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf
Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woch vom 30. Juni bis 5. Juli 1890.
(Strasburg in
qqqüeileahee— zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußisch
Berlin, Dienstag, den 8. Juli
Mittheilungen über den gegenwärtigen Stand der Saaten und der Errnteaussichten in der preußischen Monarchie.
Provinz Westpreußen. Reg.⸗Bez. Danzig: Die Ernteaussichten sind im All⸗ gemeinen gute, wenn auch durch Frot und Regen der Roggen, der im Halme sehr üppig steht, in der Blüthe gelitten hat und daher vielfach einen lückenhaften Körneransatz zeigt; der Weizen verspricht eine befriedigende Ernte, ist jedoch vereinzelt mehr oder weniger vom Rost befallen. Die Sommersaaten sind gut aufgegangen und zeigen ein gutes Aussehen. Das zeitige Frühjahr gestaͤttet einen ungewöhnlich frühen Weidengang. In Folge der im Juni eingetretenen Regenperiode, die zur Zeit andauert, ist die Heuernte wesentlich erschwert und ein Theil des Heues leider bereits verdorben. Oel⸗ und Hack⸗ früchte stehen meist gut, dagegen ist die Obsternte zum Theil
urch Raupenfraß vernichtet.
Provinz Brandenburg.
Reg.⸗Bez. Frankfurt: Weizen und Roggen stehen im Durchschnitt recht gut, und versprechen sowohl in Körnern, als auch im Stroh eine volle Ernte. Gut stehen auch Raps
nd Rübsen. Vereinzelt hat sich Weizen und Roggen im uni in Folge des starken Regenwetters gelagert. Das Sommergetreide hat sich gleichfalls im Allgemeinen gut entwickelt. Hafer, Gerste und Sommerroggen lassen ine gute Mittelernte erhoffen. Kartoffeln berechtigen zu guten Ernteaussichten. Außerordentlich günstig waren auch im Allgemeinen die Aussichten auf die Heu⸗, Klee⸗ und sonstige Futterernte, jedoch hat der anhaltende Regen das Einbringen e. erschwert, zum Theil bis jetzt unmöglich gemacht. Eine fast völlige Mißernte dürfte den Obstbau treffen. Provinz Pommern.
Reg.⸗Bez. Stettin: Der Roggen verspricht in den
Körnern eine mittlere, im Stroh eine gute Ernte. Weizen teht sehr gut. Der Stand der Kartoffeln und Rüben ist ein befriedigender. Klee und Wiesenheu ist in seinen Erträgen gleichmäßig und hat unter schlechtem Erntewetter ge⸗ itten. Reeeg.⸗Bez. Stralsund: Winter⸗ und Sommersaaten sind gut aufgelaufen und zeigen durchgehends einen guten Stand. Einzelne Ortschaften des Kreises Franzburg haben unter Hagelschlag zu leiden gehabt. Klee läßt viel zu wünschen übrig, hat durch Mäusefraß sehr gelitten, dagegen versprechen die Wiesen reiche Erträge. Kartoffeln und Hackfrüchte stehen bis jetzt gut und lassen eine gute Ernte erwarten.
1 Provinz Posen.
Reg.⸗Bez. Bromberg: Die Ernteaussichten sind als ungewöhnlich günstige zu bezeichnen. Roggen steht fast durch⸗ weg recht gut. Weizen ist vielfach stark von Rost befallen und lagert auf den reicheren Böden, demnach stellt er im All⸗ gemeinen eine reiche Ernte in Aussicht. Erbsen, Pferdebohnen, Wicken und Gemengsaaten stehen durchweg gut. Hafer und Gerste versprechen gleichfalls gute Erträge. Rüben und Kartoffeln tehen meist gut. Die Klee⸗ und Wiesenheu⸗Ernte ist als eine außergewöhnlich reichliche zu bezeichnen, soweit nicht hier und
da die Kleesaat durch die Trockenheit des vorjährigen Früh⸗ lings vernichtet war. Die Qualität des Heues hat häufig durch Regen während der Ernte gelitten. Die Obsternte wird nur gering ausfallen. Provinz Schlesien. 8 Reg.⸗Bez. Breslau: Die Winter⸗ aaten haben sich rasch und üppig entwickelt. Ebenso blieben ie Wiesen und Kleefelder nicht zurück. Der Stand der Saaten ist im Allgemeinen ein sehr zufriedenstellender. Roggen verspricht überall eine gute Ernte. Weizen hat durch Rost gelitten ind dürfte die Ernte dadurch etwas beeinträchtigt werden. Hafer und Gerste stehen durchweg gut und der Raps verspricht eine sehr gute Ernte. Jedoch ist das andauernde nasse Wetter für die Rapsernte nachtheilig. Kartoffeln sind überall gut und reichlich vorhanden, doch steht zu befürchten, daß dieselben be⸗ onders in tiefen und nassen Lagen verderben, wenn die nasse Witterung noch lange anhalten sollte. Der Heuschnitt ist sehr ergiebig gewesen, doch hat er sehr unter der Ungunst des Wetters gelitten. Die Obsternte ist durch starken Raupen⸗ fraß sehr beeinträchtigt worden. W“
Reg.⸗Bez. Liegnitz: Der Stand der Wintersaaten, Roggen wie Weizen, ist, abgesehen davon, daß dieselben theil⸗ weise von Rost befallen sind und daß sich dieselben an einigen Orten in Folge der heftigen Regengüsse gelagert haben, im Allgemeinen ein recht guter. Weniger gut stehen Gerste und Hafer, welche auch vereinzelt starken Rost zeigen. Die Raps⸗ ernte verspricht eine ergiebige zu werden, da reichlicher Frucht⸗ ansatz vorhanden ist. Auch der Stand der Hackfrüchte ist im Allgemeinen gut. Klee und Gras sind reichlich gewachsen, doch ist der Ertrag ein geringerer, weil der erste Schnitt durch die letzten starken Regenguüsse vielfach verdorben in. Die Obst⸗
ernte wird voraussichtlich eine nur mittelmäßige werden.
und Frühjahrs⸗
Reg.⸗Bez. Oppeln: Im Einzelnen hat der Weizen
stellenweise durch Blattrost, dann auch durch Lagerung gelitten, während der Stand des Roggens günstiger und im Ganzen gut geschildert wird. Hafer und Gerste stehen im Allgemeinen gut. Der Strohertrag verspricht durch⸗ weg ein reichlicher zu werden. Raps läßt sehr guten Ertrag erwarten. Letzteres läßt sich auch von den Kartoffeln sagen, die nur auf besonders undurchlässigem Boden durch die Nässe geschädigt sind. Die Zucker⸗ und Futterrüben haben sich kräftig entwickelt und versprechen ebenfalls eine gute Ernte. d —
und Kleeheu⸗Ernte geschadet. Immerhin ist auch hier der Ertrag, wenngleich insbesondere Kleeheu vielfach verfault ist, ein so reichlicher, daß der Futtermangel des vorigen Jahres beseitigt erscheint. Provinz Sachsen. . Reg.⸗Bez. Magdeburg: Die Ernteaussichten sind für alle Getreidearten zur Zeit sehr günstige. Eine gute Stroh⸗ ernte erscheint schon jetzt gesichert. Ueber den Ausfall der Kornernte läßt sich noch nichts Zuverlässiges sagen. Die
Am meisten hat das nasse Wetter der Wiesen⸗
Kartoffeln zeigen, ebenso wie die Rüben und Cichorien, vor⸗ wiegend einen guten Stand. Die Klee⸗ und Heuernte ist eine sehr reiche, sie ist aber durch die nasse Witterung zur Erntezeit erheblich in der Qualität beeinträchtigt worden. Die Obsternte wird voraussichtlich nur eine mittlere werden. Rieoeg.⸗Bez. Erfurt: Der Stand der Winter⸗ wie Sommerfrüchte ist überall ein recht befriedigender, nur hat in der lezten Zeit das anhaltend kühle Wetter das Wachs⸗ thum etwas beeinträchtigt. Roggen ist im Stroh lang, hat aber theilweise in der Blüthe gelitten, im Allgemeinen ver⸗ spricht er eine gute Ernte Weizen zeigt einen guten Stand. Gerste und Hafer stehen meist gut, doch hat in einigen Gegenden der Wurm in den Gerstenfeldern so arge Ver⸗ wüstungen angerichtet, daß dieselben umgeackert werden mußten. Raps winterte gut durch, entwickelte sich schnell zur Blüthe und läßt auf eine gute Ernte schließen. Hülsenfrüchte versprechen einen guten Ertrag, ebenso Kartoffeln, Zuckerrüben und Runkeln, doch haben die Anfangs Juni eingetretenen Nachtfröste hauptsächlich den Kartoffeln, Bohnen und Gurken geschabet. Auch die Wiesen und Kleefelder lassen auf gute Erträge rechnen, der erste Futterschnitt ergab durchweg quali⸗ tativ wie quantitativ sehr gute Resultate. Nur ist die Witte⸗ rung für das Einbringen desselben nicht günstig gewesen. Provinz Schleswig⸗Holstein.
Die ursprünglich vorhandenen Hoffnungen auf eine gute Ernte sind etwas getrübt worden. Der Roggen hatte in der Blüthezeit durch Kälte und stürmische Winde zu leiden. Es wird deshalb ein Ausfall im Körnerertrage befürchtet. Auf schwerem Boden hat der häufig eingetretene Platzregen den Roggen zum Lagern gebracht. Der Weizen blüht jetzt, wird aber keine be⸗ sondere Körnerernte liefern, wenn die Niederschläge nicht aufhören. Der Stand der Sommersaaten ist kein besonders günstiger. Der Hafer steht meist dünn und ist kurz geblieben. In der Marsch ist er stark von Unkraut überzogen. Dies gilt für die Marsch auch von der Gerste, während sie auf höherem Boden meist etwas besser steht. Buchweizen ist in der Ent⸗ wickelung zurückgeblieben. Erbsen und Bohnen stehen dünn. Die Weiden geben dem Vieh reichlich Nahrung. Die Hack⸗ früchte sind gut eingebracht und rasch ins Wachsen gekommen. Ueber den Stand der Kartoffeln verlautet bis jetzt gutes, doch dürfte bei dem anhaltenden Regen die Qualität leiden. Die Oelsaaten versprechen eine gute Ernte.
Provinz Hannover.
Reg.⸗Bez. Hildesheim: Die gegenwärtigen Ernte⸗ aussichten sind im Allgemeinen günstig, zum Theil sogar sehr günnig. Roggen und Weizen berechtigen im Ganzen zu guten Erwartungen. Auch das Sommergetreide zeigt einen guten Stand, ebenso sind die Brachfrüchte befriedigend, desgleichen die Kartoffeln. Die Rüben sind in der Vegetation nicht so weit vorgeschritten wie im vorigen Jahre. Futterkräuter und Wiesen werden reichlichen Ertrag gewähren.
Reg.⸗Bez. Lüneburg: Beim Roggen verspricht der Körnertrag, wenn nicht bald warmes Wetter eintritt, im All⸗ gemeinen nur ein mäßiger zu werden. Dagegen steht der Roggen besser im Stroh, als in den letzten Jahren. Im Durchschnitt wird man eine gute Mittelernte erwarten können. Weizen läßt gute Ernte erwarten. Hafer und Gerste stehen im Allgemeinen befriedigend, theilweise gut, sodaß sich eine gute Mittelernte erhoffen läßt. Erbsen und Bohnen versprechen guten Ertrag. Buchweizen hat sich nicht in der wünschenswerthen Weise entwickeln können, sodaß der Ertrag meist nur ein mäßiger sein wird. Die Kartoffeln sind kräftig und üppig aufgewachsen und stehen fast allgemein gut. Die Oelsaaten stehen im Allgemeinen befriedigend. Hackfrüchte versprechen erfreuliche Erträge. Der erste Wiesen⸗ und Kleeschnitt hat fast überall einen recht guten Ertrag geliefert. Das Heu hat jedoch bei der fortwährend wechselnden Witterung vielfach noch nicht eingebracht werden können und steht zu befürchten, daß das noch draußen lagernde Heu bei längerem Anhalten des schlechten Wetters verdirbt. Den Weiden hat bis jetzt die Ungunst der Witterung fast nichts geschadet. Die Obsternte
scheint in diesem Jahre fast überall eine sehr schlechte, stellen⸗
weise sogar eine Mißernte zu werden.
Reg.⸗Bez. Stade: Sämmtliche Früchte zeigen mit wenigen Ausnahmen einen befriedigenden, zum Theil recht guten Stand und versprechen einen reichlichen Durchschnitts⸗ ertrag, wenn auch strichweise der Roggen im Korn nur mangelhaft ausgebildet ist. Der Graswuchs hat reichliche Ernte geliefert. Klee verspricht gleichfalls reichen Ertrag. Kartoffeln zeigen gute Entwickelung. Obst wird nur geringen Ertrag liefern.
Reg.⸗Bez. Osnabrück: Roggen verspricht ungewöhn⸗ lich reichen Strohertrag, während er im Korn durch Nacht⸗ fröste gelittet hat; auf eine gute Mittelernte wird jedoch immerhin zu rechnen sein. Auch der Stand des Weizens, des Hafers und der Gerste ist im Ganzen befriedigend. Die Kartoffeln sind vielfach ungleich aufgelaufen und in der Entwickelung zurückgeblieben. Sehr nachtheilig ist ferner die Witterung für den Moorbuchweizen gewesen. Der Graswuchs ist in Folge der andauernden Kälte in der Ent⸗ wickelung zurückgeblieben, während Klee und Luzerne im ersten Schnitt einen reichen Ertrag geliefert. Bezüglich des Obstes ist leider eine fast gänzliche Mißernte zu befürchten.
Reg.⸗Bez. Aurich: Die Ernteaussichten sind bisher günstige, jedoch ist das baldige Eintreten wärmerer Witterung dringend erwünscht. Namentlich der Hafer verlangt noch Wärme. Roggen, Weizen und Raps stehen gut, ebenso Sommergerste und Bohnen, während Wintergerste weniger verspricht. Kartoffeln haben sich gut entwickelt, die Aussichten für sonstige Hackfrüchte sind ebenfalls gut. Wiesen und Weiden stehen gut. Die Obsternte ist durch Raupenfraß so gut wie vernichtet.
Provinz Westfalen.
Reg. Bez. Minden: Die Sommersaaten haben sich gut entwickelt. Der Stand derselben, sowie der aller Hackfrüchte wird durchweg als ein guter bezeichnet. Für jetzt steht eine ertragreiche Ernte zu erwarten. Roggen und Weizen stehen gleichfalls überall gut, namentlich wird die Strohernte recht ergiebig werden. Gras und Klee, sowie sonstige Futterkräuter
1
sind überall in reichlicher Menge vorhanden. Die Ernte leidet jedoch bei der jetzt vorherrschenden nassen Witterung sehr. Obst giebt es wenig oder gar nicht.
Reg.⸗Bez. Arnsberg: Roggen wird viel Stroh geben, der Kornertrag wird dagegen nicht so reichlich ausfallen. Weizen und Sommerfrüchte stehen gut. Der gute Wuchs des ersten Grasschnittes und des Klees ist durch die Schwierigkeit der Ernte in seinem Ertrage verminderr. Die Entwickelung der Hackfrüchte ist eine recht mäßige. Besonders in Frage steht der Ertrag der Zuckerrüben. Der Obstertrag ist sehr gering. — “ Provinz Hessen⸗Nassau.
Reg.⸗Bez. Kassel: Die Wintersaaten, Roggen und Weizen, zeigten Ende Mai einen recht guten Stand, haben indeß durch ungünstige Witterung später sehr gelitten. Hafer, Gerste und Hülsenfrüchte werden kaum eine Mittelernte er⸗ geben. Auch die Ernte der Kartoffelu wird an Menge und Güte hinter einer Mittelernte zurückbleiben. Dagegen ver⸗ sprechen Futterkräuter und Wiesenwuchs einen guten Ertrag. Die Obsternte wird fast durchweg schlecht ausfallen, nur in einigen Gegenden wird sich ein befriedigender Aepfelertrag ergeben.
Reg.⸗Bez. Wiesbaden: Roggen, Weizen, Gerste und Hafer stehen meistens gut und versprechen im Allgemeinen eine recht befriedigende Ernte. Aussichten auf eine gute Kartoffelernte sind trotz mehrfach eingetretener Frostschäden ebenfalls vorhanden. Der Ertrag an Heu und Klee k(erster Schnitt) ist vielfach hinter den Erwartungen zurückgeblieben und im Ganzen noch als mittelmäßig zu bezeichnen. Kernobst wird wohl nur einen Mittel⸗, Steinobst einen geringen Ertrag liefern. Der Stand der Weinberge ist ein guter.
Rheinprovinz. 8
Reg.⸗Bez. Koblenz: Winter⸗ und Sommergetreide sowie Futtergewächse lassen fast überall eine gute Ernte erhoffen. Nur bei dem Roggen befürchtet man in einzelnen rauheren Gegenden eine Einbuße an Körnern. Die Stroh⸗ ernte wird namentlich bei dem Wintergetreide überall eine gute werden, während Gerste und Hafer in den schlechteren Bodenlagen in Folge längerer Trockenheit hinsichtlich des Strohs voraussichtlich nicht voll zur Entwickelung gelangen werden. Der erste Klee⸗ und Grasschnitt, wie auch die Heuernte liefern einen guten Ertrag. Der Stand der Kartoffeln läßt eine befriedigende Ernte erwarten. Knollengewächse haben sich gut entwickelt. Obst wird durchgängig nur eine geringe Ernte liefern. Der Weinstock zeigt eine große Zahl von Gescheinen, wird aber durch die seit längerer Zeit herrschende rauhe Witterung in der Blüthe zurückgehalten, so daß ein Abfallen des Fruchtansatzes und weitere Schäden durch eine stärkere Entwickelung des Heu⸗ und Sauerwurmes befürchtet
werden.
Reg.⸗Bez. Düsseldorf: Die Hauptfrüchte zeigen durchweg einen sehr üppigen Stand. Namentlich zeichnet sich der Roggen durch volles, gleichmäßiges Wachsthum, starke Körnerentwickelung und lange Halme aus, ebenso berechtigt der Stand des Weizens, der Gerste und des Hafers zu den besten Hoffnungen. Klee ist sehr gut gediehen, auch der erste Grasschnitt hat, wenn auch in der Ernte hin und wieder Schäden durch Nässe eingetreten sind, reichlich gelohnt. Das Weidegras ist in seltener Ueppigkeit gewachsen, ebenso zeigen Zuckerrüben, Runkeln, Flachs und Taback eine günstige Entwickelung. Von den Kartoffeln haben die frühen Sorten stellenweise durch Frost gelitten, die späten versprechen aber gute Erträge. Beim Obst wird nur auf geringe Erträge gerechnet werden können.
Reg.⸗Bez. Köln: Der Stand der Feldfrüchte, sowohl der Winter⸗ wie der Sommersaaten, ist ein guter und üppiger und giebt die besten Hoffnungen auf eine gute Ernte, besonders Stroh wird sehr reichlich sein. Ob der Körnerertrag auch zu⸗ friedenstellend sein wird, läßt sich zur Zeit noch nicht be⸗ stimmen. Kartoffeln und Gemüse, besonders Bohnen, haben durch den Frost der letzten Mainacht gelitten. Der Stand der Zuckerrüben ist im Allgemeinen ein guter zu nennen. Die Heuernte verspricht, falls das Heu gut eingebracht wird, eine reiche und gute zu werden. Leider ist die Witterung zur Zeit noch sehr ungünstig für die Ernte. Die zur Blüthe⸗ zeit der Obstbäume gehegten Hoffnungen auf einen guten Ertrag haben sich nicht bestätigt. Der Weinstock ist in seiner Entwickelung weit vorgeschritten, zeigt viel Gescheine und wird demgemäß voraussichtlich auch einen guten Ertrag liefern. Im Allgemeinen stellt bdas laufende Jahr dem Landmann, abgesehen von der Obsternte, einen günstigen Ertrag in Aussicht.
Reg.⸗Bez. Trier: Der in der Nacht zwischen dem 31. Mai und 1. Juni gefallene Frost hat den Kar⸗ toffeln, dem Frühkorn, sowie den Gartengewächsen empfind⸗ lichen Schaden zugefügt. Im Allgemeinen darf aber auf eine gute Ernte gehofft werden. Die Wintersaaten zeigen durchgehends einen befriedigenden Stand. Roggen, Weizen und Gerste sind gut bestockt, die Blüthe ist günstig verlaufen. Der Halm der Früchte ist stark und ihre Aehre vollkommen. Auch der Stand der Sommerfrüchte und der Kartoffeln läßt ein gutes Ernteergebniß erwarten. Der erste Klee⸗ und Gras⸗ schnitt, welcher in den Niederungen nahezu beendet ist, lohnt gut. Die Obsternte wird nur mangelhaft ausfallen. Reg.⸗Bez. Aachen: Die Feldfrüchte haben im Allgemeinen einen guten Stand, der zu den besten Hoffnungen berechtigt. Weizen und Roggen stehen recht gut und lassen sowohl an Stroh, wie an Körnern eine gute Ernte erwarten. Auch die Sommerfrüchte, Hafer, Gerste, Erbsen, Buchweizen, Flachs haben ein schönes Aussehen und versprechen günstige Ernte⸗ erträge. Die Kartoffeln stehen überall recht frisch und üppig und werden voraussichtlich reichliche Erträge liefern. Die Zuckerrüben sind in Folge der naßkalten Witterung des Juni nicht in dem Maße im Wachsthum vor⸗ geschritten, wie es wohl zu wünschen gewesen wäre; immerhin ist ihr Stand jedoch ein befriedigender. Die Heuernte ist im Fehee reichlich, leidet jedoch unter anhaltendem Regen.
lee und sonstige Futtermittel sind reichlich vorhanden. Aepfel 29 Birnen wird es nur wenig, Pflaumen fast gar nicht geben. 8