Die Nummer 21 des Reichs⸗Gesetzblatts, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter 8
Nr. 1909 den Niederlassungsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Vom 31. Mai 1890. . ö“
Berlin, den 11. Juli 1890. b
8 Kaiserliches Post⸗Zeitungsamt. Didden.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Landgerichts⸗Raͤth Schwarzkopf in Kassel zum Ober⸗Landesgerichts⸗Rath in Celle zu ernennen; sowie den praktischen Aerzten Dr. med. Franz Volborth in Berlin und Dr. med. Adolf Rath zu öttingen den Charakter als Sanitäts⸗Rath zu verleihen. “ “ Justiz⸗Ministerium.
Der Rechtsanwalt Rudolf Vogel in Königsberg ist zum Notar für den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Königsberg, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Königsberg, 8
der Rechtsanwalt Kleefeld in Lehe zum Notar für den Bezirk des Landgerichts zu Verden, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Lehe, und 8
der Rechtsanwalt Herold in Celle zum Notar für den Bezirk des Landgerichts zu Lüneburg, mit Anweisung seines Woöohnsitzes in Celle, ernannt worden.
Abgereist: der Unter⸗Staatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe Magdeburg, nach Pommern.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 11. Juli.
Se. Majestät der Kaiser und König, Allerhöchst⸗ welcher gestern Vormittag um 10 Uhr in Bergen mit „Hohen⸗ zollern“ in See gingen, erledigten auf der Fahrt im Laufe des Vor⸗ und Nachmittags Regierungsgeschäfte und trafen Abends um 6 Uhr in Eide im Hardangerfjord ein.
Heute gedenken Se. Majestät nach Voß und Stahlheim aufzubrechen und Sich morgen in Gudwangen auf „Hohen⸗ zollern“ wieder einzuschiffen. Das Wetter ist trübe.
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Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist mit S. M. S. „Irene“ aus dienstlicher am 8. Juli in Kiel eingetroffen. Das Schiff wird am 12. d. M. wieder
in See gehen, um zur Manöverflotte zu stoßen. Alls in der Prefj umlaufenden Nachrichten, welche das Eintreffen des
rinzen in Kiel mit einer Erkrankung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin verknüpfen, beruhen auf Erfindung. —
Nach der im Kaiserlichen Gesundheitsamt bearbeiteten Statistik über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reich während des I. Vierteljahres 1890 hat die Maul⸗ und Klauenseuche etwas nachgelassen. Obgleich dieselbe in weiteren 3 Regierungs⸗ ꝛc. Bezirken aufgetreten ist, hat sie dennoch 85 Kreise ꝛc., 1136 Gemeinden und 6582 Gehöfte weniger befallen als im Vorvierteljahre. Besonders sind Ost⸗ und Westpreußen, Hessen⸗Nassau, Bayern, Königreich Sachsen und Thüringen diesmal weniger betroffen worden, während die nordwestlichen, westlichen und südwestlichen Theile des Reichs, namentlich die Rheinprovinz und Elsaß⸗Lothringen zum Thei etwas stärker verseucht waren.
Größere Seuchenherde waren hauptsächlich an der russischen Grenze in Ostpreußen und Posen, ferner in Schlesien, Branden⸗ burg, Provinz Sachsen mit den angrenzenden Theilen von Braunschweig und Anhalt, in Ober⸗Elsaß sowie in einigen Theilen des übrigen Süddeutschland und den Rheinlanden vor⸗ handen. Neu befallen wurde das Großherzogthum Oldenburg, die Staaten Lippe, Hamburg sowie die Regierungsbezirke Schles⸗ wig, Stade, Osnabrück, Aurich und Unter⸗Elsaß. Nicht wieder aufgetreten ist die Seuche in Waldeck, in den Regierungs⸗ ꝛc. Bezirken Köslin und Sigmaringen, sowie im Landeskommissär⸗ Bezirk Konstanz. Auch sind Mecklenburg⸗Strelitz, Schwarzburg⸗ Sondershausen, Schaumburg⸗Lippe, Lübeck und Bremen wieder frei geblieben.
AMAeberhaupt von der Seuche befallen waren im Berichts⸗ Vor⸗
Vierteljahr: ““ 20 19 Neg⸗ ꝛc. Bezirke... 72 69 —]““ 523 Gemeinden ..1 729 3 387 11118 12 896. Neue Ausbrüche wurden gemeldet im Berichts⸗ Vor⸗ Vierteljahr: in Staateeee 19 Reg.⸗ ꝛc. Bezirke .... 71 J Gemeinden. . 1259 ö 11Xqmp“ Die Stückzahl der Thiere in den neu betroffenen Gehöften betrug nachweislich 128 822 (246 027 im Vorvierteljahr) nämlich 65 558 (118 210) Stück Rindvieh, 36 662 (103 475)
Schafe, 143 s80) Ziegen und 26 459 (23 466) Schweine. —
Von 42 Gehöften ist der Thierbestand nicht angegeben. Unter den 406 betroffenen Kreisen ꝛc. befinden sich 25 Stadtkreise, in welchen die Seuche zumeist in Schlachthäusern und auf Schlachtviehmärkten festgestellt wurde.
Die größte räumliche Verbreitung erlangte die Seuche in den Regierungs⸗ ꝛc. Bezirken Posen (244 Gehöfte in 162 Ge⸗ meinden), Bromberg (185 in 68), Magdeburg (174 in 87),
Schwarzwaldkreis (169 in 72), Breslau (168 in 120), Liegni di37 in 82), Recartreis (113 in 880,— 01 à.
Ende März herrschte die Seuche noch in 12 Staaten, 54 ö ꝛc. Bezirken, 198 Kreisen ꝛc., 439 Ge⸗ meinden ꝛc. und 704 Gehöften.
Im Vergleich zum Beginn des Berichtsjahres waren am Schluß desselben weniger betroffen 4 Staaten, 31 Ge⸗ meinden ꝛc. und 302 Gehöfte, mehr dagegen 1 Regierungs⸗ ꝛc. Bezirk und 18 Kreise. Die Seuche geht daher nur langsam zurück. Frei waren Hessen, Nassau, Hohenzollern, beide Mecklenburg, Sachsen⸗Weimar, Oldenbucg, Sachsen⸗Altenburg, beide Schwarzburg, Waldeck, beide Reuß, beide Lippe, Lübeck und Bremen. “
“
8 8 Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten, in der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „R.⸗ u. St.⸗A.“ veröffentlichten Nachweisung über die im Monat Mai d. J. auf deutschen Bahnen (ausschließlich der bayerischen) bei den Zügen mit Personenbeförderung vorgekommenen Verspätungen haben auf 39 größeren Bahnen bezw. Bahnnetzen mit einer Gesammtbetriebslänge von 35 491,03 km von den fahrplanmäßigen Zügen überhaupt sich verspätet: 917 Schnellzüge, 2629 Personenzüge und 292 zur Personen⸗ sowie zur Güterbeförderung gleichzeitig dienende Züge, zusammen 3838. Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung wurden geleistet: 13 232 497 Zugkilometer, 295 851 801 Achskilometer. Von den Verspätungen wurden 1505 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge veranlaßt, sodaß den aufgeführten Bahnen nur 2333 Verspätungen zur Last fallen. Davon kommen auf 1 000 000 Zugkilometer = 251,88 Verspätungen, auf 1 000 000 Achskilometer = 7,89 Verspätungen. In Folge der Verspätungen wurden 2090 An⸗ schlüsse versäumt (gegen 645 in demselben Monat des Vorjahres und 1384 im Vormonat). Bei 8 Bahnen sind Zugverspätungen und bei 13 Bahnen Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. In der Nachweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen Zugverspätungen vorkamen, nachder Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der von den fahrplanmäßigen, der Personenbeförderung dienenden Zügen auf 1 000 000 Zug⸗ bezw. 1 000 000 Achskilometer entfallenden eigenen Ver⸗ spätungen geordnet. Danach nehmen die Main⸗Neckarbahn, die Hessische Ludwigsbahn und die Braunschweigische Landes⸗ eisenbahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nach der Anzahl der Verspätungen nach der An⸗ zahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Main⸗ Neckarbahn, die Hessische Ludwigsbahn und die Bahnen im Be⸗ zirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Frankfurt a. M. an die ungünstigsten Stellen. In Folge Zerstörung der Geleise durch wolkenbruchartigen Regen find 24 Züge ausgefallen.
Der Kaiserliche Gesandte am Königlich schwedisch⸗ norwegischen Hofe, Wirkliche Geheime Legations⸗Rath Dr. Busch, welcher sich zum Empfange Sr. Majestät des Kaisers und Königs nach Christiania begeben hatte, ist von dort nach Stockholm zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.
Der General⸗Lieutenant Golz, Allerhöchst beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs des Ingenieur⸗ und Pionier⸗Corps, und General⸗Inspecteur der Festungen ist von Besichtigungsreisen hierher zurückgekehrt.
Der Regierungs⸗Assessor Franz Berg ist der König⸗ lichen Regierung zu Potsdam uüͤberwiesen worden.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers“ wird eine Bekanntmachung des Kriegs⸗Ministers und des Ministers für Handel und Gewerbe, betreffend die Unfall⸗ versicherung, sowie ein Privilegium wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Stadt⸗Anleihescheine der Stadt Hagen i. W., Regierungsbezirk Arnsberg, im Betrage von 1 368 000 ℳ veröffentlicht.
Kiel, 11. Juli. (W. T. B.) Anläßlich des heutigen Geburtstages Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prin⸗ zessin Heinrich haben die Häuser und die Schiffe Flaggenschmuck angelegt. Am Mittag nahm die Besatzung von S. M. Kreuzerkorvette „Irene“ im inneren Schloßhofe Auf⸗ stellung; Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich hielt eine kurze Ansprache, wies in derselben auf die festliche Bedeutung des Tages hin und schloß mit einem dreifachen Hurrah auf Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin, Höchstwelche von der Schloßterrasse aus der militärischen Feier zusah.
Wiesbaden, 10. Juli. Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen ist, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, von seinem Unwohlsein vollkommen wiederhergestellt und hat seine Abreise von hier auf den 12. d. M. festgesetzt.
Sigmaringen, 11. Juli. (W. T. B.) Se. Hoheit der Fürst von Hohenzollern wohnte heute als Patron der Abtei in Beuron der Beisetzung des Erzabtes Wolter bei.
Oldenburg.
() Oldenburg, 9. Juli. Zur Feier des Geburts⸗ tages Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs, Höchst⸗ welcher gestern sein 63. Lebensjahr vollendete, hatte die Residenzstadt reichen Flaggenschmuck angelegt. Die Artillerie gab in der Morgenfrühe Salutschüsse ab.
Lübeck.
Lübeck, 9. Juli. Dem Bürgerausschuß ist heute, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, eine Senatsvorlage zugegangen, welche 30 000 ℳ für die Vorarbeiten zur Ermit⸗ telung einer veränderten Richtungslinie des Elbe⸗Trave⸗ Kanals fordert. Der Senat theilt bei Begründung dieser Forderung mit, daß Mecklenburg⸗Schwerin eine Einladung Preußens und Lübecks zu kommissarischen Verhandlungen über die Heranziehung des Wassers aus dem Schallsee zur Speisung des Kanals abge⸗ lehnt habe, und daß deshalb Preußen und Lübeck „vor Weiterem“ versuchen wollen, ob nicht durch Auffindung einer anderen Kanallinie auf das Wasser des Schallsees verzichtet werden könne. Vorläufige Untersuchungen durch Techniker
hätten die Ueberzeugung von dem Gelingen eines solchen Versuches gegeben. Der Bürgerausschuß entschied zu Gunsten
des Senats⸗Antrages. 1 Bremen. Bremen, 10. Juli. Wie der „Wes.⸗Ztg.“ aus Rastede,
der Sommerresidenz des Großherzogs von Oldenburg,
einträchtigen könne. Premier am Schluß,
*
gemeldet wird, will der Großherzog mit seiner Gemahlin und
mit Begleitung am nächsten Dienstag zum Besuch der Aus⸗
stellung hier eintreffen. . 1 Aus Geestemünde, vom 9. Juli, wird der „Wes.⸗Ztg.“
geschrieben:
Am 14. d. M. werden die Mitglieder der Central⸗Moor⸗ Kommission und der Herr Regierungs⸗Präsident aus Stade, wic auch der Herr Provinzial⸗Forstmeister von Quaet⸗Faslem hier eintreffen, um Vormittags eine Besichtigung der Geeste⸗ Meliorationsarbeiten vorzunehmen. Nachmittags werden sich alle Herren nach Loxrstedt begeben, um die von der Kolonie Friedrich⸗ Wilhelmsdorf erzielten Erfolge in der Moorkultur in Augenschein zu nehmen. An dieser letzteren Inspektion wird sich auch der Herr Unter⸗ Staatssekretär Dr. von Marcard betheiligen, der speziell zu diesem Zweck nach Lorxstedt kommt. Ein Theil der erstäenannten Kommission wird sich am nächsten Tage in den Bezirk der Oberförsterei Kuhstedt begeben. — Am 21. Juli treten hier preußische und bremische Beamte zu einer Berathung zusammen, in welcher Fragen, die sich auf die Weserkorrektion, speziell auf den Abschluß der Lune beziehen, besprochen werden sollen Bekanntlich beaksichtigt die prevßische Regierung, an der Lune⸗Mündung einen großen Hafen für Fischerfahrzeuge anzulegen.
Elsaß⸗Lothringen.
Straßburg, 10. Juli. Bei dem nunmehr stattgehabten Finalabschluß der Landeshauptkasse für das am 31. März d. J. abgelaufene Etatsjahr hat sich ein Ueberschuß von 3 165 451 ℳ ergeben, welcher ungefähr zu drei Viertheilen auf Mehrüberweisungen Seitens des Reichs an Elsaß⸗ Lothringen aus dem Mehrertrage der Zölle und Verbrauchs⸗ steuern und zu ungefähr einem Viertheil auf Mehrerträge bei den eigenen Landeseinnahmen zurückzuführen ist.
—“
Oesterreich⸗Ungarn. G Wien, 10. Juli. Die amtliche „Wiener Zeitung“ ver öffentlicht die von den Delegationen gefaßten Beschlüsse.
Der Minister des Kaiserlichen Hauses und des Aeußern, Graf Kälnokny, befindet sich, der „Presse“ zufolge, bereits so wohl, daß er fast den ganzen Tag außer Bett verbringen und seine Zeit den laufenden Arbeiten widmen kann. Gegen Ende dieser Woche wird der Minister nach Hietzing übersiedeln. Großbritannien und Irland.
London, 11. Juli. In der gestrigen Sitzung des berhauses beantragte der Premier Marquis von a lisbury die zweite Lesung der Helgoland⸗Bill. Dieselbe besteht nur aus zwei kurzen Artikeln. Der Entwurf verzeichnet die Zustimmung des Parlaments zu der Abtretung
von Helgoland „sammt dessen Dependenzen“ an Deutschland.
Die Königin wird dadurch ermächtigt,
Ihrer Majestät zur Durchführung der nothwendig oder gehörig dünkt. Zur Informatio des Parlaments ist der Bill Artikel XII des englisch⸗deutsche Abkommens in Bezug auf Afrika und Helgoland angehängt Lord Salisbury erklärte, dem „W. T. B.“ Helgoland sei im Jahre 1807 Dänemark abgenommer worden; die nach ihrer Lage und durch ihre Bevölkerung zu Schleswig gehörende Insel sei zur Zeit des großen Krieges für England werthvoll gewesen. Seit dem Jahre 1821 sei die Insel nicht mehr milstärisch 8 oder zur Vertheidigung eingerichtet gewesen. Der Werth der Insel für Eng⸗ land in Bezug auf strategische Zwecke sei ein sehr gering⸗ fügiger, der Handelswerth für England ein unbedeutender. Welchen Werth könne Helgoland für England im Kriege haben? In einem — hoffentlich höchst unwahrscheinlichen — Kriege mit Deutschland, würde Deutschland wahrscheinlich am Tage der Kriegserklärung eine genügende Streitmacht nach Helgoland senden, bevor England eine Entsatzflotte dahinzuschicken vermöge; England würde dadurch einer erheblichen Demüthigung ausgesetzt sein. Im Falle eines Krieges Englands mit anderen Mächten aber würde England eine bedeutende Flottenmacht bei Helgoland stationiren müssen und dadurch in Nachtheil gerathen. Er sei überzeugt, daß die Bewohner von Helgoland nach Abtretung der Insel durch noch größeren Besuch Seitens deutscher Bade⸗ gäste gewinnen würden. Ein Anspruch der Bewohner der Insel, über ihr Einverständniß mit der Abtretung der Insel befragt zu werden, sei unzulässig; überdies glaube er nicht, daß sie die Abtretung beanstanden würden. Nach Ansicht der Regierung sei die Abtretung Helgolands kein Nachtheil, sondern ein Vortheil für Eng⸗ land, sobald England einen befriedigenden Ersatz dafür er⸗ halte. Durch die Anerkennung der englischen . herrschaft über Sansibar, Pemba und das Su tanat Witu würde Englands Einfluß in diesen Ländern ein überwiegender. Durch das Protektorat Englands über Sansibar und Witu werde der Einfluß und die Herrschaft Eng⸗
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lands von der Küste bis nach dem Nyanza und bis zu dem nach
den Gebirgen Abessiniens sich erstreckenden Lande ausgedehnt. Das Protektorat über Sansibar ermögliche die Vernichtung des Sklavenhandels Deutschland. In Bezug auf das Hinterland habe Deutsch⸗ land sich auf die Doktrin gestützt, daß das Innere Denen gehöre, die die Küste im Besitz hätten. England habe seine
Ansprüche auf das Gebiet südlich vom Tanganika⸗See
auf Livingstone's Forschung und die dort errichteten Missions⸗Stationen nebst Handelsgesellschaften gestützt. Deutschland habe in Bezug auf den Süden des Tanganika⸗Sees nachgegeben, während England die Ansprüche Deutschlands im Norden des Tanga⸗ nika⸗Sees anerkannt habe. Lord Salisbury bekämpfte sodann die Ansicht, daß es für England von Vortheil wäre, wenn es einen Gebietsstreifen besäße, der sich von der Capstadt bis zu den Nilquellen erstrecke. Ein solcher
Gebietsstreifen hätte nördlich vom Tanganika⸗See nur sehr schmal sein können und sei ohne einen Abbruch der Verhand⸗
lungen nicht zu erlangen gewesen, da Deutschland es absolut
abgelehnt habe, durch englische Gebiete und das Meer
gänzlich eingeschlossen zu sein. Was den Zugang Deutschlands zum Zambese anbelange, so müsse er bestreiten, daß derselbe die Entwickelung des Handels be⸗ „Wir behaupten nicht“, sagte der — „daß wir oder Deutschland große Vortheile durch das Abkommen gewonnen haben; ich glaube, daß auf beiden Seiten Vortheile gewonnen worden
sind, da Jeder dasjenige erhielt, was seinen Zwecken ent⸗ 8
spricht. Ich glaube nicht, daß ein Land einen Vortheil
über das andere erhalten hat. Wir haben ein Abkommen
getroffen, das jede der Uneinigkeit und des Streites zwischen uns beseitigt und auf lange Zeit hinaus die guten
und verhindere Streitigkeiten mit
* — —
Gesinnungen derjenigen befestigt, die in Folge ihrer Sym⸗ pathie für einander, ihrer Interessen und ihrer Abkunft stets Freunde sein sollten.“ — Die Erklärung Lord Salisbury's wurde vom Oberhause mit Beifall aufgenommen und nach zweistündiger Debatte die Bill in zweiter Lesung genehmigt.
Unterhause sprach der Erste Lord des Schatzes Smith die Absicht der Regierung aus, von der Ein⸗ führung einer neuen Geschäftsordnung für diese Session Abstand zu nehmen. Ebenso gebe die Re⸗ gierung die Erledigung der irischen Bodenankaufsbill und der Zehntenbill auf, indem sie sich vorbehalte, beide Vorlagen zu Anfang der nächsten Parlamentssession wieder einzubringen. Er hoffe, daß das Parlament sich baldigst ver⸗ tagen werde; der Wiederzusammentritt werde dann wahr⸗ scheinlich Ende November erfolgen.
Gestern verlautete von Verhandlungen über Aenderungen in der Zusammensetzung des Kabinets, auch wurde ver⸗ breitet, der Erste Lord des Schatzes Smith würde in den Pairsstand erhoben und an seine Stelle auf Anrathen Lord Hartington's, welcher es fortgesetzt ablehne, ein Portefeuille anzunehmen, Lord Randolph Churchill als Führer des Unterhauses treten. Heute läßt Smith jedoch, wie „W. T. B.“ meldet, erklären, er beabsichtige nicht zu demissioniren oder die Pairswürde anzuneh⸗ men. Die Gerüchte über eine bevorstehende Umbildung des Kabinets entbehren somit der Begründung. — In einer Ansprache, welche der Schatzkanzler Goschen am Dienstag im Westminster Palace Hotel an den konserva⸗ tiven Verein seines Londoner Wahlkreises St. George hielt, bemerkte er: Das Ministerium habe mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, eines sei jedoch er⸗
lich: die unter den Mitgliedern des Kabinets
schende Einigkeit. „Einer für Alle und Alle für Einen“, sei das Motto. Man habe der Regierung einen Vor⸗ wurf daraus gemacht, daß sie die Schankkonzessions⸗ frage angerührt hätte, ohne daß davon etwas in der Thron⸗ rede gesagt worden wäre. Bei der Aufnahme der Statistik über den Konsum alkoholischer Getränke habe es sich heraus⸗ gestellt, daß der Augenblick gekommen sei, im Interesse der Mäßigkeit etwas zu thun. Die Regierung habe des⸗ halb nicht erwartet, auf den Widerstand der Mäßig⸗ keitsvereine zu stoßen. Auch die Agitation der Schutzleute und Postbeamten berührte der Schatz⸗ kanzler. Begründeten Beschwerden, sagte er, solle gewiß in liberalem Geiste abgeholfen werden, aber die Regierung könne sich nie und nimmer diktiren lassen von Leuten, welche mit den in Rede stehenden Angelegenheiten nichts zu thun hätten. Der Generalpostmeister habe sich erboten, eine Abordnung der unzufriedenen Beamten zu empfangen. Weshalb trüge keine Abordnung dem Chef des Postwesens direkt ihre Beschwerden vor? Weil die Agitation von Außenstehenden eingeleitet und eschürt würde. Dasselbe gelte von der Agitation unter der auptstädtischen Schutzmannschaft. Auf das englische Volk machten solche vorübergehenden Störungen keinen Eindruck. Bezüglich der auswärtigen Politik des jetzigen Ministe⸗
riums meinte Goschen, daß die Opposition während der
letzten vier Jahre auch nicht ein einziges Mal Gelegenheit gehabt habe, der Regierung etwas am Zeuge zu flicken.
Die Agitation unter den Schutzleuten ist, der „A. C.“ zufolge, nunmehr fast gänzlich eingestellt, und die entlassenen Konstabler beschränken ihre Thätigkeit auf Schritte zu Gunsten ihrer Wiederanstellung.
Die strikenden Briefträger veranstalteten gestern Abend noch verschiedene Umzüge, doch ist es dabei zu keinem Zwischenfall gekommen. 8
Vorgestern Abend um 10 Uhr wurde das Yorkshire⸗ Regiment von Portsmouth nach London befördert und in der Wellington⸗Kaserne, wo auch das 2. Grenadier⸗ Bataillon liegt, einquartiert. Das letztere Bataillon hatte be⸗ kanntlich am Montag Morgen den Gehorsam verweigert.
Bei der Insel Wight fand am Dienstag eine kombinirte Flotten⸗ und Landtruppenübung statt. Es handelte
ch um eine nächtliche Ueberrumpelung der Insel.
1““ Frankreich. 1““
Paris, 11. Juli. In der gestrigen Sitzung der Depu⸗ tirtenkammer wünschte der Abg. Laur (Boulangist), wie „W. T. B.“ meldet, die Regierung Betreffs des deutsch⸗ englischen Abkommens in Ost⸗Afrika zu interpelliren. Der Minister des Aeußern Ribot erklärte, er stehe der Kammer zur Verfügung. Trotz der Zwischenrufe Seitens der Kammer: „In einem Monat!“ bestand Laur auf seiner Inte pellation; da der Vertrag veröffentlicht sei, könne der⸗ selbe auch besprochen werden. Das Stillschweigen Frankreichs in diesem Augenblick würde einer Verzichtleistung gleich⸗ kommen. Uebrigens wünsche er nur die Frage zu stellen und überlasse dem Abg. Brisson, dieselbe weiter zu erörtern. Brisson erklärte, er gestatte dem Abg. Laur vollständige eiene. der Aktion und nähme nur dieselbe auch für sich in
nspruch. Die Kammer vertagte die Interpellation mit 220 gegen 181 Stimmen auf einen Monat.
Wie verschiedene Blätter melden, hat der Minister des Auswärtigen, Ribot, die von dem Afrikareisenden Kapitän Binger während seiner Reisen in Afrika abge⸗ schlossenen Verträge den Mächten notifizirt.
Der Voranschlag des Budgets der Stadt Paris für das Jahr 1891 beläuft sich auf 281 Millionen.
Rußland und Polen. 1““
St. Petersburg, 11. e. Das neue Reglement für die Landschafts⸗Institutionen (Semstwo) ist, dem „W. T. B.“ zufolge, heute veröffentlicht worden. Ein Kaiserlicher Ukas erklärt: Die Verbesserungen seien nothwendig geworden, damit die Institutionen in dem ihnen angewiesenen irkungskreise und in gehöriger Uebereinstimmung mit anderen Regierungs⸗Insti⸗ tutionen die ihnen übertragene wichtige staatliche Befugniß mit größerem g faihe erledigen könnten, entsprechend den An⸗ schauungen und Absichten ihres Begründers, des Kaisers Alexander II. und des jetzigen Kaisers.
Ueber die russische Heeresmacht entnimmt die „St. Pet. Ztg.“ dem Bericht des Kriegs⸗Ministers pro 1888, daß zum 1. Januar folgenden Jahres die regulären Truppen aus 32 644 Generalen, Stabs⸗ und Ober⸗Offizieren und 820 484 Gemeinen bestanden. Hierzu kamen noch 170 144 Kosaken, darunter 3790 Generale, Stabs⸗ und Ober⸗Ofßzziere; doch be⸗ finden sich von denselben im aktiven Dienst nur 34 529 Ge⸗ meine und 2148 Generale, Stabs⸗ und Ober⸗Offiziere.
Ein Eö1““ betreffend den Unterhalt der orthodoxen eltgeistlichkeit, beschäftigt, den „Mosk.
Wed.“ zufolge, den Heiligen Synod, der sich dieserhalb auch mit den Ministerien der Finanzen und des Innern in Relation gesetzt hat. Bisher erhielt weitaus die Mehrzahl aller Geistlichen keine Gagen, sondern entweder Kirchen⸗ ländereien oder sie mußten sich von den ihnen Seitens der Gemeindeglieder zugehenden Accidentien erhalten. Nunmehr soll ein fester Gagen⸗Etat aufgestellt werden und zwar erhält ein Dorf⸗ priester 600, ein Diakon 300 und ein Psalmsänger 200 Rbl. jährlich, die Pröpste und Protohiereis aber 1200 Rbl. Man zählt in Rußland 1428 Protohiereis, 34 400 Priester, 6800 Diakonen und 42 300 Psalmsänger. Ihr Unterhalt würde nach Maßgabe jenes Etats 32 841 000 Rbl. erfordern; zur Be⸗ schaffung dieser Mittel soll eine besondere Kirchensteuer für alle Orthodoxe eingeführt werden, die dann dafür alle sakramen⸗ talen Dienstleistungen der Geistlichen nicht mehr zu bezahlen brauchten.
Das neue Wuchergesetz, an dem gegenwärtig im Justiz⸗Ministerium energisch gearbeitet wird, soll, wie die „Russ. Wed.“ erfahren, nicht nur eine Kriminal⸗Verantwort⸗ lichkeit für Wucher feststellen, sondern auch einen Modus an⸗ geben, nach dem wucherische Abmachungen vom Civilgericht für ungültig erklärt werden könnten. Damit dieser Modus in Anwendung kommen kann, müssen folgende Momente bei der wucherischen Abmachung konstatirt sein: 1) Daß die gegen⸗ seitigen Vortheile der Parteien beim Abschluß des Anlehens oder der Prolongirung der Schuldzahlung sich durch Unver⸗ hältnißmäßigkeit auszeichnen und 2) daß der Kreditor mit wucherischer Absicht den Leichtsinn, die Thorheit oder die be⸗ drängte Lage seines Debitors ausnutzte. Bei Anwendung dieses Modus wird zugelassen werden, durch Zeugenaussagen den Inhalt schriftlicher Dokumente zu dementiren, wovon nur kommerzielle Abmachungen ausgeschlossen sind. Zur Ein⸗ leitung eines Kriminalverfahrens sind außer den angeführten Momenten noch folgende Bedingungen nöthig: a) Daß die wucherische Abmachung unter Bedingungen geschah, die den Debitor ruiniren konnten, und b) daß zum Zweck des Ab⸗ schlusses der Abmachung oder der Verdeckung ihres wucherischen Charakters vom Kreditor irgend welche Hinterlist oder besondere Vorbereitung angewandt wurde. “
Italien. 8*
Rom, 10. Juli. Die Deputirtenkammer hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Gesetzentwurf, betreffend die Maßnahmen zu Gunsten der Stadt Rom, h zweiter Lesung genehmigt. 1““
Spanien. Madrid, 10. Juli. (W. T. B.) General Polavieja ist an Stelle des verstorbenen Generals Salamanca zum General⸗Kapitän der Insel Cuba ernannt worden. Türkei.
Konstantinopel, 10. Juli. (W. T. B.) Der ehe⸗ malige Gouverneur von Kreta, Schakir Pascha, ist zum Mitgliede der großen Militärkommission des Palastes ernannt worden und kehrt bis auf Weiteres nicht nach Kreta zurück. An seiner Stelle ist der bisherige Militär⸗Komman⸗ dant von Kreta, Schewket Pascha, mit den Funktionen eines General⸗Gouverneurs der Insel betraut.
Serbien. “
Belgrad, 9. Juli. Der König Milan wird sich, wie
der Wiener „Presse“ gemeldet wird, in der zweiten Hälfte des Monats über Wien, wo er mehrere Tage verweilen wird, Gerlea⸗ und dann wahrscheinlich nach Gleichenber
Schweden und Norwegen. (F) Stockholm, 9. Juli. In Gegenwart des Kron⸗ prinzen wurde heute das auf dem Schiffsholm zur Erinnerung an den Sieg König Gustav's III. bei Svensksund, am 9. und 10. Juli 1790, errichtete Denkmal mit großer Feier⸗ lichkeit enthüllt. —
Dänemark.
(E) Kopenhagen, 10. Juli. Im Schlosse zu Char⸗ lottenlund fand gestern Vormittag die feierliche Taufe der dem Kronprinzlichen Paare jüngstgeborenen Prinzessin statt. Der Taufhandlung wohnten der König und die Königin, Prinz Waldemar und Prinzessin Marie, Prinz Wilhelm und die Erbprinzessin von Anhalt bei. Die Prinzessin erhielt in der Taufe die Namen: Dagmar Louise Elisabeth. Taufpathen waren: der König und die Königin, die Kaiserin von Rußland, Prinz Waldemar, Prinzessin Marie, Prinz Carl von Schweden⸗Norwegen, Erbprinzessin Leopold von
Anhalt und Prinz Wilhelm von Glücksburg.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 10. Juli. Der Senat nahm, wie „W. T. B.“ meldet, in seiner heutigen Sitzung mit 39 gegen 26 Stimmen die Silberbill in der (in Nr. 165 d. Bl. dem Wesentlichen nach mitgetheilten) Fassung an, welche die aus Mitgliedern des Senats und des Repräsentantenhauses gebildete Kommission vorgeschlagen hatte.
Das Repräsentantenhaus genehmigte gestern eine Resolution, welche den Präsidenten ersucht, den Schrift⸗ wechsel in Bezug auf die Behringsmeer⸗Fischerei vorzulegen.
San Salvador. Aus Mexiko in New⸗York einge⸗ gangene Meldungen des „W. T. B.“ bezeichnen die Zustände in San Salvador als anarchisch. Der General Carlos Ezeta halte die Hauptstadt mit einer bewaffneten Truppe. Banden von Anhängern der verschiedenen Prätendenten durch⸗ zögen das Land, und es sollen bereits mehrere kleine Gefechte stattgefunden haben. b 8 8
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der am 10. d. M. stattgehabten Landtagswahl für den 4. Kösliner Wahlbezirk (Köslin⸗Kolberg⸗Körlin⸗Bublitz) wurde nach amtlicher Feststellung der bisherige Abgeordnete, Landrath und Landschafts⸗Direktor von Holtz auf Nüt⸗Marrin (konservativ) einstimmig wiedergewählt.
ües Kunst und Wissenschaft.
Wr.:B. x. Her aus Knsgsberga tnpt⸗ meldet, ist Pro⸗ fessor Steffeck, Direktor der dortigen Kunst⸗Akademie, heute morgen auf dem Kranzer Bahnhofe in Folge eines Schlaganfalles gestorben.
— Zus Trier schreibt man der „Frkl. Ztg.“: In dem benach⸗ barten Ehrang ist dieser Tage ein Fund von hohem archäolo⸗ gischen Interesse gemackt worden. Bei dem Ausgraben eines Versenkes wurde der Reihe nach ein Reitertorso, ein vortrefflich er⸗ haltener Triton und endlich eine zweite Reiterstatue mit umfang⸗ reichem, etwa 1 ½ m hohem Postament und zugehöriger Basis auf⸗ gefunden. Die letztere Statue stellt einen römischen Reiter im Kampfe gegen den Feind dar. Unter dem Pferde liegt ein be⸗ siegter Germane, dessen Haupt zwischen den Vorderbeinen des Rosses hervorschaut. Das Postament zeigt in schwach vertieften Nischen Minerva, Juno und wahrscheinlich Herkules und Merkur; zwei Figuren waren nämlich, als der Berichterstatter den Fund in Augenschein nahm, noch nicht ganz von der gahaftenden Erdkruste befreit und in⸗ Folge dessen nicht sicher erkennbur. Das Material ist zum Theil der rothe Sandstein der Trierschen Gegend, zum Theil der Muschelkalk des Metzer Geländes. In dem Fund ist wahrscheinlich ein Grab⸗ denkmal eines römischen Ritters aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung zu erblicken. An Ehrang führte die römische Heerstraße Trier— Koblenz vorüber, und an dieser Straße mag, römischem Brauche gemäß, das Denkmal errichtet worden sein. —. — Aus Konstantinopel kommt die Nachricht, daß der neue Flügel des Museums, welcher dazu bestimmt ist, die berühmten 8 Sarkophage von Sidon und andere derartige Antiken aufzu-⸗ nehmen, soeben der Vollendung entgegengkführt wurde, sodaß seiner Er⸗ öffnung für das Publikum nichts im Wege steht. Man darf sich nun wohl auch der Hoffnung hingeben, daß das schon seit langer Zeit angekündigte Werk von Hamdi Bev, in welchem er die Auffindung der Sarkophage schildert und genaue Abbildungen zu geben versprochen hat, nunmehr erscheinen wird, damit die Frage entschieden werden kann, inwieweit für den einen Sarkopbag die Bestimmung als ehemalige Ruhestätte Alexander's des Großen betrachtet zu werden, mit Recht in Anspruch genommen werden kann. Dieselbe Gegend, welche jene berühmten Sarkophage ge⸗ liefert hat, scheint übrigens noch viele andere Schätze zu bergen. Es wird wenigstens, der „Wes. ‚Ztg.“ zufolge, gemeldet, daß in Beyrur, nahe der Küste, ein großes Grabgewölbe geöffnet worden ist, welches fünf Sarkophage von ausgezeichnerer Schönheit enthielt. Die Wände der Grotte sollen mit Gemälden aus Mosaik bedeckt sein; in diesen tritt vor Allem die Figur einer Frau hervor, welche nach den hineingesetzten Inschriften als griechische Prinzessin oder Fürstin bezeichnet wird. Danach müßte die Grabanlage dem Mittelälter an⸗ gehören; doch wird es gerathen sein, nähere Nachrichten abzuwarten. Auch diese Sarkophage sollen nach Konstantinopel in das neue Museum übergeführt werden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Washington, 10. Juli. (W T. B.) Nach dem Julibericht des Landwirthschaftlichen Bureaus ist der Durchschnittsstand des Winterweizens 762,10 gegen 781 10 im Juni, der Stand des Frühlingsweizens 94 ⁄10 gegen 913 10 im Juni. Das mit Mais be⸗ standene Areal hat um ungefähr 5⁄1 0 % zugenommen, der Durch⸗ schnittsstand von Mais ist 951/10, der Durchschnittsstand des Hafers ist S815 10 gegen 8983⁄10 im Juni, der Durchschnittsstand des Roggens 92, gegen Juni fast unverändert, der Darchschnittsstand der Gerste ist 88 ³à10 gegen 86 ⁄10 im Juni. Der Durchschnittsstand der Baum⸗ wolle ist 914 10, ein Stand, welcher im Juli nur einmal in den letzten 5 Jahren übertroffen worden ist Das Wachsthum der Baum⸗ wollenpflanzen ist an der Atlantischen Küste sehr vorgerückt, im Süd⸗ westen dagegen verspätet. Die Samenansetzung ist jetzt fast aus⸗
nahmslos in voller Kraft, die Farbe ist gut die Ernte vielversprechend.
Die Bohen sind sehr frei von Rost und Würmern.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen. Rußland.
Durch eine im Odessaer Amtsblatt vom 2. Juli 1890 ver⸗
öffentlichte Bekanntmachung des Stadthauptmanns zu Odessa sind die Häfen Spaniens für von der Cholera verseucht erklärt worden
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Submissionen im Auslande.
Spanien.
1) 2. August. Junta de Obras del Rio Guadalquivir y puerto de Sevilla. Zmce Kessel für die Baggermaschine Nr. 2. Kaution vorläufig 500 Pes endgültig 5 % von der Zuschlagssumme.
Näheres an Ort und Stelle.
2) 11, August Direccion General de Corrreo y Telégrafos, Madrid. Einrichtung und Betrieb eines Telephonnetzes in Las Palmas, Kanarische Inseln Kaution vorläufig 1000, endgültig 3000 Peseten.
Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.
Verkehrs⸗Anstalten.
Ober⸗Postdirektor, Geheimer Ober⸗Postrath Schiffmann tritt in den nächsten Tagen einen fünfwöchigen Urlaub nach Bad Oeyn⸗ hausen an. Seine Vertretung übernimmt der Ober Postdirektor Walter in Leipzig. 8
Theater und Musik
8 Kroll's Theater. “
Heinrich Bötel singt am Sonntag wieder den „Postillon von Lonjumeau“. Morzen, Sonnabend, werden Lortzing's „Beide Schützen“ wiederholt. Die reizende Oper hat gestern eine geradezu enthusiastische Aufnahme gefunden.
Mannigfaltiges.
Ueber den Verlauf des gestrigen Schützenbanketts, bei dem der patriotische Charakter des Festes zu vollstem Ausdruck kam, wird berichtet: Die Ehrentafel war den Vertretern der aus⸗ wärtigen Schützen eingeräumt. Das Namensschild an der Tafel der Mainzer, denen die Ehre zu Theil geworden, das nächste Bundesschießen zu beherbergen, schmückte ein Lorbeerkranz mit roth⸗weißer Schleife. Die gestern wiederholte Verlesung des (bereits mitgetheilten) Telegramms Sr. Majestät des Kaisers rief stürmischen Jubel hervor. Auf Aufforderung des Fest⸗Präsidenten Diersch stimmte die Versammlung in ein begeistertes Hoch auf den in der Ferne weilenden Monarchen ein. Alsdann verlas Dr. Waniczeck, der Wiener Ober⸗Schützenmeister, das im Auftrage des Kaisers von Oesterreich eingegangene Schreiben. Das Schreiben, welches ben. u“ und Königlichen Botschaft hierselbst übersandt ist, lautet:
„Se. Kaiserliche und Königliche apostolische Majestät haben die von Ew. Hochwohlgeboren im Namen der in Berlin versammelten Schützen vieler Nationen dargebrachten Huldigungen empfangen und ist der Unterzeichnete Allerhöchsten Orts beauftragt worden, Ew. Hochwohlgeboren hierfür den wärmsten Dank Sr. Majestät bekannt zu geben. In Abwesenheit des Kaiserlichen und Königlichen Bot⸗ schafters: der Kaiserliche und Königliche Botschafts⸗Rath Freiherr von und zu Eisenstein.“
Nach der Verlesung forderte Dr. Waniczer zu einem kräftigen Hoch auf den Kaiser von Oesterreich auf, eine Aufforderung, die be⸗ geisterte Folge fand. Die schon am Montag eingetroffene Depesche des Prinz⸗Regenten von Bayern verlas nochmals der Münchener Ober⸗Schützenmeister von Dall Armi. Hierauf betrat der Deputirte Adamoli die Tribüne, um die Depesche des Königs von Italien (s. d. gestr. Nr.) kund zu geben und seinem Monarchen und dem deutschen Vaterland eine feurige Ovation darzubringen. Die Depesche des Großherzogs von Baden brachte der badische Ober⸗Schützen⸗ meister Aug. Jörger zur Kenntniß und knüpfte daran ein Hoch auf den „echt deutschen ürsen den ersten Patrioten des Beutschen Reichs“. Es folgte die nochmalige Verlesung der früher eingegangenen Depeschen deutscher Fürsten und endlich die des Telegramms vom