Zur Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.
Der Unter⸗Staatssekretär im Reichsamt des Innern, Staatssekretär des preußischen Staatsraths Dr. R. Bosse und der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath und vortragende Rath im Reichsamt des Innern E. von Woedtke haben es unternommen, zu dem Reichsgesetz, betreffend die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung, eine Erläuterung zu schreiben, von welcher zunächst die erste Lieferung vorliegt (Ver⸗ lag von Duncker u. Humblot in Leipzig). Die beiden Verfasser haben ihre Schrift dem Staatssekretär des Innern, Vize⸗Präsidenten des Königlich preußischen Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher zin dankbarem Gedenken an die unter seiner Leitung dem Zustandekommen des Gesetzes gewidmete, gemeinsame Arbeit“ zugeeignet. 8
Es bedarf keiner Worte, um das vorliegende Werk der Aufmerksamkeit Aller zu empfehlen. Die Thatsache des Er⸗ scheinens eines Buchs, welches die beiden an der Ausarbeitung und dem Zustandekommen des Gesetzes zumeist betheiligten hohen Beamten zu Verfassern hat, spricht genug für sich selbst. In der Vorrede werfen sie die Frage auf, ob bei der großen Zahl schon vorhandener und wohl noch zu erwartender Bearbeitungen für sie eine ausreichende Veranlassung vorliege, mit einer Erläuterung des Gesetzes hervorzutreten. Diese Frage haben sie mit Rücksicht darauf bejaht, daß sie in amt⸗ licher Eigenschaft bei der Entstehung des Gesetzes betheiligt gewesen und die verschiedenen Stadien der Entwickelung, welche das letztere durchlaufen, unmittelbar erlebt, den Verhandlungen im Bundesrath und Reichstage als Kommissare beigewohnt, kurz die Vorgeschichte des Gesetzes aus unmittelbarer An⸗ schauung kennen gelernt und Gelegenheit gehabt haben, über die aus den schriftlichen Aufzeichnungen nicht immer mit voller Deutlichkeit ersichtlichen Absichten der gesetzgebenden Faktoren sich zu unterrichten. Ueberdies seien sie ver⸗ möge ihrer amtlichen Stellung berufen, bei der Durchführung des Gesetzes mitzuwirken, und dadurch genöthigt, es zu diesem Zweck eingehend und fortlaufend zu erforschen. Wenn auch die eingehende Kenntniß des Gesetzes zunächst ihrer amtlichen Thätigkeit zu dienen habe, so hätten sie sich doch zu der Annahme für berechtigt gehalten, daß es ihnen beschieden sein könne, mit der Darlegung ihrer Auffassung des Gesetzes das Verständniß des letzteren in weiteren Kreisen zu fördern, seine Durchführung zu erleichtern und den damit befaßten Behörden und Beamten einen bescheidenen Dienst zu erweisen. —
Man wird das vorliegende Unternehmen nur mit Genug⸗ thuung begrüßen können und es den Verfassern Dank wissen, daß sie auch über ihre amtliche Thätigkeit hinaus dem großen Werke dienen und ihre Sachkenntniß zu Hülfe kommen lassen wollen. Alles, was zu diesem Zweck geschrieben wird, wird gern willkommen geheißen; wie viel mehr muß die vorliegende Bearbeitung aus der Feder der kompetentesten Männer als eines der besten Mittel begrüßt werden, um sich in der Anwendung und Ausführung des so wichtigen sozialreformatorischen Gesetzes zu orientiren. Die Verfasser verwahren sich dagegen, daß ihre Ausführungen einen amt⸗ lichen Charakter haben. Nichtsdestoweniger darf ihr amtlicher Charakter als eine Bürgschaft für die sachgemäße Bearbeitung, als ein zuverlässiger Wegweiser zu dem Ziele angesehen werden, welches durch das Vermächtniß des Hochseligen Kaisers und durch die Absichten des jetzt regierenden Kaisers Majestät allen Deutschen vorgezeichnet ist, zu dem Ziele, daß „der arbeitenden Bevölkerung innerhalb der Grenzen des Erreichbaren ein gewisses Maß von Sicherheit für ihre Zu⸗ kunft gewährt und sie dadurch mit ihrem Loose zufriedener“ gemacht werde.
Es sind für das ganze Werk etwa neun Lieferungen in Aussicht genommen. Die vorliegende erste enthält in einer Einleitung einen historisch⸗politischen Rückblick auf die wirth⸗ schaftliche und soziale Reformbewegung, aus welcher das Invaliditäts⸗ und Alters⸗Versicherungsgesetz hervorgegangen ist, und hebt die große Bedeutung der That hervor,
welche die Allerhöchste Botschaft vom 17. No⸗ vember 1881 erscheint. Nach Erwähnung der ersten Stadien der Reformgesetzgebung — Kranken⸗ und Unfall⸗ versicherungsgesetz mit ihren Ausdehnungen — werden die im Jahre 1887 — wenn wir nicht irren, am 17. November, also an dem sechsten Jahrestage der Allerhöchsten Bot⸗ schaft — veröffentlichten Grundzüge zur Alters⸗ und In⸗ validenversicherung im Wortlaut mitgetheilt. Dem Erscheinen der folgenden Lieferungen wird gewiß allseitig mit gespanntem Interesse um so mehr entgegengesehen, als jetzt gerade die
Organisation der Invaliditäts⸗ und Altersversicherung in
Zur Arbeiterbewegung.
Nach einem Bericht des „Boten des Sulzbachthales“ über die Versammlung des bergmännischen Rechtsschutzvereins zu Dudweiler am letzten Sonntag wurde beschlossen, das durch Kün⸗ digung abgelegte Vorstandsmitglied Müller mit monatlich 20 ℳ, gleich den Familien von Warken und Bachmann, zu unter⸗
„Dortm. Ztg.“ wird aus Dorstfeld unter dem 10. Juli berichtet, daß aus der dortigen Zahlstelle des Bergarbeiter⸗ Verbandes für Rheinland⸗Westfalen 39 Mitglieder ausgetreten beziehungsweise von dem Vorstande in der Liste gestrichen worden sind. — Nach demselben Blatt wird das Verbandsorgan der Bergleute seit dem 1. Juli in der Druckerei der Frau Jeup in Elberfeld gedruckt. Als verantwortlicher Redakteur zeichnet ein Sekretär des Verbandsbureaus, Steiger a. D. Möller aus Hohwege bei Linden. Vom August ab wird das Blatt in der neu eingerichteten Druckerei in Gelsenkirchen hergestellt. Auch wird eine Beilage in polnischer Sprache erscheinen. 8
Aus Remscheid schreibt man der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ unter dem 10. d. M., daß im Strike der Feilenhauer die Möglichkeit des Vergleichs nunmehr ausgeschlossen sei, da die Fabrikanten in ihrer Generalversammlung vom 9. Juli, in welcher 142 Firmen vertreten waren, einstimmig dahin übereingekommen sind, sich in weitere Ver⸗ handlungen mit den Strikenden nicht mehr einzulassen, sondern an den Beschlüssen vom 2. Juli festzuhalten. (Vergl. Nr. 163 d. Bl.) Da manche der kleinen Fabrikanten von dem Ausstande empfindlich getroffen werden, hat man, um diesen das Fest⸗ halten an der gemeinsamen Sache zu erleichtern, einen Ausschuß zur Regelung der gegenseitigen Unterstützung eingesetzt, sodaß die minder gutsituirten Fabrikanten mit Hülfe der kapitalkräftigen, deren Zahl ja bedeutend genug ist, in Stand gesetzt werden, die Krisis un⸗ gefährdet zu überstehen. — Am 10. Juli hat aber dann, wie wir nach demselben Blatt berichten, eine Versammlung der Feilen⸗ hauer die Beendigung des Ausstandes beschlossen. In dieser
Versammlung war der Ober⸗Bürgermeister von Bohlen anwesend, der in einer längeren Rede den Strikenden dringend ans Herz legte, die Arbeit wieder aufzunehmen. Er habe sich davon überzeugt, daß es den Fabrikanten bei dem gegenwärtigen Geschäftsgange unmöglich sei, die geforderte Erhöhung der Haulöhne zu bewilligen. Einige Redner traten für Fortsetzung des Strikes ein; der Vorstand des Feilenhauer⸗ vereins gab jedoch die Erklarung ab, daß er die weitere Verantwortung für den Strike nicht mehr übernehmen könne. Bei der hierauf vor⸗ genommenen öffentlichen Abstimmung ergab sich eine große Majorität für die Aufhebung des Strikes. Die Arbeit sollte am folgenden Tage allgemein zu dem bisherigen Hautarif wieder aufgenommen werden.
Die Münchener „Allg. Ztg.“ bemerkt nun auch in Uebereinstim⸗ mung mit der gestrigen Mittheilung aus der „Voss. Ztg.“, daß die Sozialdemokraten allmählich zu der Erkenntniß zu gelangen scheinen, daß bei der gegenwärtigen Geschäftslage alle Arbeits ausstände aussichtslos sind und nur die Arbeiter selbst schädigen. Das Münchener sozialdemokratische Parteiorgan räth den Arbeitern ab, jetzt Strikes zu beginnen, und führt dafür folgende Gründe an: 1) weil bei dem rücklaufenden Markte die Ausstände in Lohnfragen meistens aussichtslos sein werden, 2) weil die Arbeiterschaft Deutschlands für den ihr aufgedrungenen Klassen⸗ kampf im Großen eine angemessenere Organisation bedarf, 3) weil die Herstellung dieser Organisation Zeit erfordert, 4) weil die Mittel der Arbeiter zusammengehalten werden müssen, kleine wirkungslose Aus⸗ stände sie aber zersplittern, 5) weil der Verlust vieler kleiner Aus⸗ stände auch den Muth der Arbeiter herabsetzt.
Ueber die Arbeiterschutzbewegung in Frankreich schreibt man der „Köln. Ztg.“: Die von den besten Absichten beseelten Sozial⸗ politiker, die den Arbeiter mit aller Gewalt schützen wollen, haben eine Enttäuschung erfahren. Man hat nämlich in Frankreich die Arbeiter, deren Ansicht bei derartigen Maßregeln doch auch in Betracht kommt, durch Vermittelung eines „Ausschusses zur Regelung der Arbeit“ um ihre Meinung befragt und von demselben die Antwort erhalten, sie bedürften des Schutzes nicht. Die verschiedenartigsten Gewerbe, Bäcker und Schuhmacher, Mechaniker und Haarkräusler, Brunnenmacher und Juweliere, haben einmüthig geantwortet, es sei unmöglich, die Dauer der Tagesarbeit zu begrenzen, und einige sprechen gerade heraus dem Gesetzgeber das Recht ab, dem Arbeiter die Stundenanzahl seiner Arbeit festzulegen. Auch die Bestimmung eines Ruhetages in der Woche stößt namentlich bei den Maurer⸗ gesellen auf Widerstand. Diese haben zum größten Theil ihre Wohn⸗ sitze in der Auvergne und dem Limousin und kommen während der Bauzejt nach Paris, wo sie vom frühen Morgen bis zum späten Abend arbeiten, um sich ihren Unterhalt für den Winter zu verdienen. Verkürzt man ihnen die Arbeitszeit und zwingt sie noch obendrein, des Sonntags, wo sie 3 Tag arbeiten, zu feiern, so wird ihr Verdienst so wider ihren Willen unverhältnißmäßig geschmälert. In ähnlicher Lage sind die Arbeiter und Arbeiterinnen in anderen Gewerbszweigen, kurz, der Arbeiter will sich die Freiheit der Arbeit nicht verkümmern lassen.
Wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, beabsichtigen die Sozialisten morgen ein Meeting abzuhalten, um gegen die von den Arbeitgebern auferlegten unannehmbaren Bedingungen zu manifestiren.
In Jquique und Pisagua in Peru haben, wie wir der Lendoner „Allg. Corr.“ entnehmen, die in den Salpeter⸗ gruben beschäftigten strikenden Arbeiter ernstliche Aus⸗ schreitungen begangen. Das Haus des Betriebsdirektors und die Lebensmittellager der Tres Marias, San Donald und Ramirez Grube wurden geplündert. Auf den Eisenbahnen der
Salpeterwerke ruht der Verkehr. Die Behörden haben erklärt, daß sie nicht im Stande seien, Leben und Eigenthum zu beschützen. In Folge dessen haben die Arbeitgeber nachgegeben und sich verpflichten müssen, die Löhne in Baar auszuzahlen. Trotzdem dauern die Ruhe⸗ störungen fort und die Lage ist nicht unbedenklich.
SDSDa e5 wird von dem Jabresbericht der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin wie folgt charakterisirt: b 1
Der Aufschwung der wirthschaftlichen Thätigkeit Deutschlands, der sich in den beiden Vorjahren, erfolgreich bereits im Jahre 1888, doch immer noch unter mannigfachen Hemmungen urd Schwierigkeiten Bahn gebrochen hatte, machte sich im verflossenen Jahrgang von Monat zu Monat kräftiger und umfassender geltend. Sorgen vor kriegerischen Konflikten, welche den industriellen Unternehmungs⸗ geist in den Vorjahren mehrmals unter Druck gehalten und die ver⸗ bündeten Centralmächte Europas zur Verstärkung ihrer Militärkraft, um den Frieden zu schützen, genöthint hatten, lagen diesmal fern.
Nicht nur in Deutschland, sondern in allen Zonen der Erde brachten die für die nächste Zeit gesicherten Friedensaussichten und der allseits belebte Unternehmungsgeist einen selten in solchem Maße vorgekommenn Aufschwung hervor. Es giebt kein Land in Europa und auf überseeischen Gebieten, welches nicht an der regsamen Pro⸗ duktion und an der Erweiterung der Handelsverbindungen des Jahres 1889 Theil genommen hätte. Ungewöhnliche Fortschritte zeigt die Werthstatistik der Ein⸗ und Ausfuhr⸗Bewegung unter Anderen Großbritanniens, der Vereinigten Staaten, Frank⸗ reichs, ja selbst Rußlands auf (wobei allerdings die höheren Preise des Jahres 1889 in Betracht zu ziehen sind); und wenn Deutschland in einigen Fabrikaten, für welche es eine her⸗ vorragende Stellung auf den Märkten des Auslandes errungen hat, in Betreff der Ausfuhrmengen 1889 hinter den Vorjahren zurückgeblieben ist, so ist ein mitwirkender Grund dazu in dem Umstand zu suchen, daß diese Industrien lebhafter und lohnender im vorigen Jahr für das Inland, als jemals beschäftigt waren. Staats⸗ und Privatbedarf für Ausrüstung der Eisenbahnen, für Kriegsmittel, für Bauten, für Erweiterung von Fabriken setzten alle disponiblen Kräfte mehr als je in Bewegung, und die Verhält⸗ nisse brachten es mit sich, daß in der Regel kurze Lieferungsfristen bedungen waren. Andere Veranlassungen zur Verminderung des Exports lagen in der stark und rasch zunehmenden Materialien⸗ Theuerung und in Arbeiter⸗Ausständen. “
Die deutsche Kapitalkraft und leistungsfähige Industrie ist aber weit entfernt, ihre Mitbewerbung im Auslande auf die Dauer ein⸗ zuschränken. Ein gewichtiger Faktor in der allgemeinen wirthschaft⸗ lichen Bewegung der Welt zu bleiben, ist ein dringendes und immer dringender werdendes Bedürfniß des Deutschen Reichs. Und daß dieser mächtige Drang auch im Vorjahr nicht stillgestanden hat, dafür liegen als Beweis evidente Thatsachen vor, zunächst die ganz enorm fortschreitende Entwickelung der für unsere inter⸗ nationalen Beziehungen wichtigsten deutschen Handelsstadt gleich in dem ersten Jahre nach ihrem Anschluß an den Zollverein. Der Bericht der Hamburger Handelskammer über den „Handel Hamburgs im Jabre 1889“ hat ein hocherfreuliches Bild von den Fortschritten der dortigen Rhederei, des Import⸗ und Exportgeschäfts im ver⸗ flossenen Jahre gegeben, zugleich aber die drirgenden Bedürfnisse der Erweiterung der für Schiffahrts⸗ und Hafenverkehr, wie für Waaren⸗ lagerung bestimmten Anlagen hervorgehoben. Die Hamburger Kauf⸗ mannschaft hat nicht gesäumt, sich in ihren Geschäftseinrichtungen den veränderten Verhältnissen anzupassen, und die günstigen Verhältnisse für ihren Platz erkennend, thatkräftig Anstalten zur Ausdehnung des Hamburger Verkehrs getroffen. Auch Bremens Schiffsverkehr hat sich im vorigen Jahre gehoben; die Zunahme der für Bremische Rechnung in allen Weserhäfen angekommenen Seeschiffe (2883 gegen 2665 im Vorjahr) betrug 14 %, und wenn Bremen noch weitaus die erste Stellung einnimmt im Passagierverkehr nach den Vereinigten Staaten, so ist es zur Zeit auch bemüht, im Frachtverkehr auf dieser Linie zu wetteifern. 8 1 1
Ein anderer thatsächlicher Beweis, daß Deutschland nicht gewillt ist, seine Beziehungen zum nahen und fernen Ausland abzuschwächen, vielmehr sie aus allen Kräften weiterzufördern, liegt vor in der auch im vorigen Jahre fortgeschrittenen Betheiligung des deutschen Kapitals an den Anleihen auswärtiger Staaten und Gesellschaften zur Ordnung ihrer Finanzen und Unternehmung größerer Kultur⸗
aufgaben. Wenn wir uns seit vielen Jahren einer aktiven Bilanz erfreuen, wenn wir die aufgenommene Goldwährung mit sicherem Erfolge aufrechterhalten konnten, wenn die Wechselcourse für uns
günstig stehen und auch im vorigen Jahre fast ununterbrochen fr.
uns günstig standen, obgleich wir größerer Zufuhr von Lebensmitteln und Rohstoffen als sonst bedurften, so verdanken wir dies vornehmlich den bedeutenden Kapital⸗Anlagen, welche die zunehmende Wohl⸗ habenheit Deutschlands im Auslande gemacht hat, und welche uns bis jetzt gut verzinst werden. Die reichsten und im Gewerb fleiß uns vorangeeilten Staaten, England und Frankreich, sind Wuns hierin mit ihrem Beispiel vorangegangen; allerdings sind dabei, wie Frankreich erst jüͤngst bei dem Unter⸗ nehmen des Panama⸗Kanals erfuhr, auch manche Fehl⸗ schläge zu beklagen gewesen. Heute hängt die Ausdehnung des Ab⸗ satzes unserer industriellen Erzeugnisse nahe zusammen mit der Wirk⸗ samkeit unseres Kapitals im Auslande; auch gewinnen die Zustände der überseeischen Staaten, die unseres Kapitals bedürfen, mehr und mehr an Sicherheit. Deutsches Kapital hat Anlage gefunden in Rußland, Rumänien, Oesterreich⸗Ungarn, Italien, in der Schweiz, und in mehreren aufstrebenden südamerikanischen sowie anderen über⸗ seeischen Staaten, und auch im vorigen Jahre hat diese Kapital⸗ Bewegung weiter zunehmenden Fortgang gehabt, ohne daß den in⸗ ländischen Unternehmungen die Mittel hätten vorenthalten werden müssen, auf welche sie mehr als gewöhnlich Anspruch erhoben.
Denn unsere meisten größeren Banken waren durch den Auf⸗ schwung des Verkehrs genöthigt, ihr Kapital zu vermehren; die Fülle der erhaltenen Aufträge veranlaßte größere industrielle Etablissements zur Erweiterung ihrer Produktion zu schreiten; der lebhafte Bedarf bewog Privatunternehmungen, sich in Aktiengesellschaften zu verwan⸗ deln, um mit größeren Mitteln weiter arbeiten zu können. Es ist möglich, daß in diesen sogenannten „Gründungen“ in den letzten Jahren zu viel geschehen ist. Uebrigens ist Deutschland in derartigen Unternehmungen noch weit hinter England zurückgeblieben, dem sich Erwerbsgelegenheit in allen Welttheilen darbietet.
Die kräftigere Wiederbelebung des Unternehmungs⸗ geistes ist, was Deutschland betrifft, eine Erscheinung erst der letzten beiden Jahre. Die Ermattung desselben hatte Anlaß zu der Ansicht gegeben, daß es zeitgemäß sei und wenig Widerstand finden werde, den Zinsfuß herabzusetzen, zu welchem der Staat, die Kommunen, die Eisenbahn⸗Unternehmungen seinerzeit ihre Anleihen aufgenommen hatten. Reduktionen des Zinsfußes von 4 ½ % auf 4, hernach auf 3 ½, sind in großem Maßstabe in den letzten Jahren erfolgt, und auch im verflossenen Jahre hat die preußische Staatsbahnen⸗Verwaltung die Umwandlung von 350 Millionen vier⸗ prozentiger Eisenbahn⸗Prioritäten in 3 ½ % Konsols mit Erfolg durchgeführt. Das Beispiel hat von Seiten Rußlands und Oester⸗ reichs Nachahmung gefunden, Konvertirungen ihrer Anleihen sind im vorigen Jahre massenhaft vorgekommen und haben wesentlich dazu beigetragen, daß diese Staaten, welche, wie auch Deutschland, unter den zunehmenden Lasten der unaufhörlich wachsenden Militärbudgets leiden, einige Erleichterung für ihre Finanzen fanden; indessen ob der Zinsfuß auf die Dauer gesanken ist, ob er mit der Wiederkräfti⸗ gung des Unternehmungsgeistes, der doch die nachhaltigste Stütze der Staaten ist, nicht wieder steigen wird, das ist eine Frage, die sich nach den Erfahrungen der letzten Hälfte des verflossenen Jahres nicht leicht⸗ hin beantworten läßt.
Die zunehmende und lohnendere Thätigkeit in mehreren hervor⸗ ragenden Zweigen der Industrie blieb nicht ohne einen stimulirenden Eindruck auf den Arbeiterstand.....
Der Strike der Bergleute im Mai, die nachfolgenden Strike⸗ bewegungen in anderen Distrikten, die Erhöhung der Löhne und andere Konzessionen in Betreff der Arbeitszeit haben die Vertheuerung der Kohlen und diese wieder die Vertheuerung des Eisens (seit Mitte Juni) und aller Eisenfabrikate, damit auch weiter der Erzeugnisse der Maschinenindustrie in Deutschland herbeigeführt; alsbald machte sich ein Nachlassen der Ausfuhr Deutschlands in Eisenfabrikaten bemerk⸗ bar, was bei der vollen Beschäftigung der deutschen Eisenindustrie für das Inland allerdings weniger ins Gewicht fiel. Da seit Oktober auch in England die Warrantpreise rapid stiegen (wie es scheint, auch unter dem Einfluß der Spekulation), schottisches Roheisen vom Anfangspreis des Jahres 42, Mitte Oktober auf 55, Stahlschienen von 82,6 allmählich auf 125 gestiegen war, so lag für das Erste keine dringende Gefahr für unsere Gewerbe vor, wenn die Düssel⸗ dorfer Börse bereits im Juli Gießereieisen statt Anfangs des Jahres 52 bis 53 mit 66 notirte und oberschlesisches Walzeisen von 9,50 auf 15,50 ging. Indessen Warrants sind in den ersten Monaten des Jahres 1890 auch wieder wesentlich im Preise gesunken, und die außerordentliche Beschäftigung im Jahre 1889 in England, Deutsch⸗ land und anderen Ländern kehrt nicht zu allen Zeiten wieder.
Eine noch hervorragendere Rolle, als schon in den letzt verflossenen Jahren, spielten in den industriellen Kreisen die Konventionen und Kartelle. Die Geschäftsberichte der meisten Aktiengesellschaften sind voll ihres Lobes. Sicher haben sie keine Verwandtschaft mit jenen gewaltsamen Operationen von Hausse⸗Konsortien, deren jäher Zusammenbruch in Paris (Kupfer) und Magdeburg (Zucker) im vorigen Jahre so viel Aufsehen machte, daß die Urheber des Kupfer⸗ rings in Paris kürzlich dem Zuchtpolizeigericht nachträglich überwiesen werden mußten, obwohl der Sturz des frivolen Unternehmens bereits im März vorigen Jahres eingetreten war. Mit solchen aus maß⸗ losem Eigennutz hervorgegangenen Spekulationen, aus denen den produktiven Gewerben und den Konsumenten un⸗ sägliche Nachtheile erwachsen, haben die Konventionen keine Aehnlichkeit. Es ist daher möglich gewesen, daß sie sich über zabhlreiche Industriezweige in Deutschland ausgebreitet haben. Bei der steigenden Unternehmungslust und der steigenden Konjunktur in fast allen Waarenbranchen und Gewerbezweigen, bei der gelegentlichen Einmischung der Spekulation in die Preisbewegung ist ihr Streben ein den Interessenten überwiegend vortheilhaftes gewesen; die ernste Probe für sie würde erst mit einer fallenden Konjunktur eintreten. Vorsicht und Mäßigung ist ihnen stets geboten und auferlegt durch die Thatsache der Mitbewerbung ausländischer Industrien auf dem eigenen deutschen Markt und auf neutralen Märkten.
Norddeutsche Holz⸗Berufsgenossenschaft, Berlin.
Unter dem Titel: „Schutzvorrichtungen an Holz⸗ bearbeitungs⸗Maschinen auf der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung, Berlin 1889“ hat die Norddeutsche Holz⸗Berufsgenossenschaft eine von ihrem Beauftragten, Ingenieur G. Braune, verfaßte Broschüre veröffentlicht, welche eine umfassende Zusammenstellung von allem bietet, was an Schutzmitteln für die Maschinen der Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe bisher existirt. *) b
Entsprechend dem leitenden Grundsatz der ganzen Ausstellung: „Nichts ist gering, was Menschenleben zu schützen und zu erhalten vermag“ ist eine Kritik der ausgestellten Objekte, von denen viele nur noch historischen Werth haben und längst durch bessere Konstruktionen überholt sind, absichtlich vermieden und alles Ausgestellte in den Be⸗ richt aufgenommen, weil nur so der berechtigte leitende Gedanke einer jeden der zahlreichen Konstruktionen, welche meist direkt aus der Praxis hervorgegangen, ja vielfach von den Arbeitern selbst ersonnen sind, zur Geltung kommt. 6“
Das Schriftchen wird besonderen Werth haben für die Fabrik⸗ inspektoren sowie für die Beauftragten der Berufsgenossenschaften, es bietet ein schätzenswerthes Material bei den Berathungen der Fach⸗ kommissionen der Berufsgenossenschaften, in denen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinschaftlich an dem weeiiteren Ausbau der Unfallverhütungs⸗Vorschriften wirken sollen. Die In⸗ dustriellen der Holzbranche erhalten aber durch diese Zu⸗ sammenstellung Gelegenheit, geeignete Schutzvorrichtungen für ihre
*) Die Broschüre ist 51 Quartseiten stark, mit 130 Abbildungen versehen und im Verlage von Carl Schüßler in Hannover gegen Ende vorigen Jahres erschienen. 1
Maschinen auszuwählen, und auch die Maschinenfabrikanten werden fortan dieser Frage ein ganz besonderes Interesse zuwenden müssen. Die beste Schutzvorrichtung macht zwar eine schlechte Maschine nicht empfehlenswerth; aber eine an sich gute Maschine, welche gleichzeitig musterhaft ausgerüstet ist vom Standpunkte der thunlichsten Unfall⸗ verhütung, wird Angesichts der erheblichen Lasten, welche die Unfall⸗ versicherungsgesetze den Berufsgenossenschaften auferlegen, fortan noth⸗ wendig vor einer gleich guten Maschine ohne genügende Schutz⸗ vorrichtungen den Vorzug verdienen müssen. Wie viele Umstände und Kosten würden die Betriebsunternehmer sparen, wenn sie ihre Maschinen beim Ankauf nicht allein auf die Leistungsfähigkeit, sondern auch dahin prüfen wollten, ob sie dem daran beschäftigten Arbeiter genügenden Schutz bieten. „Leider sehen noch immer viele Maschinen⸗ fabrikanten die Schutzvorrichtungen nicht als einen wesentlichen, selbst⸗ verständlichen Theil jeder Maschine an; sie betrachten vielmehr die Schutzvorrichtungen als besonderen Fabrikationsartikel und überlassen es dem Käufer, dieselben erst später, gewöhnlich nachdem bereits ein Unfall die Nothwendigkeit der Beschaffung dargethan hat, von einer Fabrik zu beziehen, welche deren Anfertigung als Spezialität behandelt. Dieses Verfahren ist als durchaus fehlerhaft zu bezeichnen. Beim Bau der Maschine kann viel besser auf eine möglichst vortheilhafte Anbringung und zweckmäßige Ausbildung des Schutzmittels Bedacht genommen werden, als wenn die Maschine ohne Rücksicht hierauf gebaut und erst später damit ausgestattet werden soll. Je mehr von vornherein bei der Konstruktion der Maschine und bei der Anlage des Betriebes den Anforderungen der Unfallverhütung Rechnung getragen würde, um so weniger störende Blech⸗ und Holzkasten werden an den Maschinen und in der Werkstatt anzubringen sein. Für die Unfall⸗ verhütung ist es höchst nothwendig, daß diese Anschauung sich immer mehr Bahn bricht, damit in Zukunft überhaupt keine Maschine ohne amfassende Schutzvorrichtungen gekauft wird.
Die Sterblichkeit der Stadt⸗ und Landbevölkerung im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin.
Da von den 315 Standesämtern des Großherzogthums Mecklen⸗ burg⸗Schwerin 264 rein ländliche Bezirke umfassen, während die übrigen 51 eine vorwiegend städtische Bevölkerung aufweisen, so ist es leicht möglich, die Sterbefälle der zehn Jahre von 1878— 1887 auf Grund der Standesamts⸗Register für beide Geschlechter und für die verschiedenen Alters⸗ und Geburtsjahrklassen nach Stadt und Land zu sondern. Das Großherzogliche statistische Amt hat nun auch aus den Ergebnissen der Volkszählungen von 1880 und 1885 die Lebenden zu Anfang der einzelnen Altersjahre durch Rück⸗ und Fortschreibung für dieselben Bezirke und denselben Zeitraum festgestellt und es hat sich danach für die Sterblichkeits⸗ verhältnisse in Stadt und Land Folgendes ergeben: Auf je 10 000 Lebende beträgt die Sterbenswahrscheinlichkeit im 1 Lebensjahre auf dem Lande 1584 männlichen und 1369 weiblichen Geschlechts, in der Stadt 1890 männlichen und 1641 weiblichen Geschlechts. Im 2. Lebensjahre stellen sich die Zahlen auf bez. 390 und 371 sowie 520 und 490; im 3. auf 205 und 197 bez. 257 und 259; im 4. auf 159 und 158 bez. 197 und 191; im 5. auf 143 und 134 bez. 172 und 166; im 6. auf 124 und 117 bez. 137 und 133; im 7. auf 103 und 88 bez. 121 und 123; im 8. auf 93 und 101 bez. 100 und 88; im 9. auf 89 und 81 bez. 77 und 75; im 10. auf 73 und 72 bez. 46 und 72; von 10 bis 14 Jahren auf 53 und 55 bez. 50 und 52; von 15 bis 19 Jahren auf 47 und 40 bez. 58 und 53; von 20 bis 24 Jahren auf 55 und 55 bez. 77 und 64; von 25 bis 29 Jahren auf 418 und 58 bez. 74 und 74; von 30 bis 34 Jahren auf 57 und 72 bez. 85 und 81; von 35 bis 39 Jahren auf 68 und 79 bez. 103 und 90; von 40 bis 44 Jahren auf 83 und 87 bez. 121 und 94; von 45 bis 49 Jahren auf 108 und 109 bez 154 und 107; von 50 bis 54 Jahren auf 158 und 140 bez. 205 und 139; von 55 bis 59 Jahren auf 241 und 229 bez. 276 und 209; von 60 bis 64 Jahren auf 361 und 350 bez. 403 und 313; von 65 bis 69 Jahren auf 574 und 547 bez. 571 und 490; von 70 bis 74 Jahren auf 834 und 861 bez. 805 und 733 ; von 75 bis 79 Jahren auf 1286 und 1229 bez. 1215 und 1107; von 80 bis 84 Jahren auf 1945 und 1746 bez. 1701 und 1702. Es ergiebt sich aus diesen Zahlen, daß zwischen Stadt und Land ein wesentlicher Unterschied in Bezug auf die Sterblichkeit besteht, der indessen während des ganzen menschlichen Lebens in un⸗ gleichartigen Verhältnissen zum Ausdruck kommt. Von der Geburt bis zum achten Jahre ist die Sterblichkeit beim männlichen Geschlecht und von der Geburt bis zum siebenten Jahre bei dem weiblichen Geschlecht auf dem Lande geringer als in der Stadt, vom achten bis zum vierzehnten und vom 65. bis zum 85. Lebensjahre bei dem männ⸗ lichen Geschlecht, vom siebenten bis zum vierzehnten und vom 45. bis zum 85. Lebensjahre bei dem weiblichen Geschlecht ist umgekehrt die Sterblichkeit in der Stadt kleiner als auf dem Lande, während für die übrigen Jahre sich das Verhältniß auf dem Lande wieder günstiger gestaltet als in der Stadt. Die allgemeine Auf⸗ fassung, daß der Aufenthalt auf dem Lande der Gesundheit zuträglicher sei als der in der Stadt, ist daher nur mit gewissen Einschränkungen richtig. Die Ursache für diese Erscheinung dürfte schwer zu ermitteln sein, doch läßt sich wohl annehmen, daß die große Sterblichkeit auf dem Lande in der Zeit vom 7. bezw. 8. Lebensjahre bis zum 14. damit zusammenhängt, daß Epidemien auf dem Lande mehr Opfer fordern als in der Stadt, in welcher ärztliche Hülfe leichter zu haben ist. Hinsichtlich des höheren Lebensalters, welches ebenfalls auf dem Lande eine größere Sterblichkeit aufweist, als in der Stadt, ist es wahr⸗ scheinlich, daß die Unbilden der Witterung älteren Personen bei der Arbeit im Freien auf dem Lande verderblicher werden als bei der Arbeit in geschützten Räumen in der Stadt. Vergleicht man die obigen Zahlen mit der Sterbenswahrscheinlichkeit für die gesammte Bevölkerung, so findet man, daß die Sterbenswahrscheinlichkeit bei der Stadtbevölkerung bei dem männlichen Geschlecht bis zum 7. Lebensjahre um va 10 %, in den Jahren von 20 bis 50 um etwa 18 %, bei dem weiblichen Geschlecht bis zum 7. Lebensjahre um etwa 11 %, in den Jahren von 15 bis 45 um etwa 7 % größer ist als die der Gesammtbevölkerung. Bei der Landbevölkerung dagegen bleibt die Sterbenswahrscheinlich⸗ keit gegen die der Gesammtbevölkerung in den entsprechenden Lebensjahren um eben so viele Prozente zurück. Der Unterschied von Stadt und Land übt übrigens eine ungleich größere Wirkung auf das männliche als auf das weibliche Geschlecht aus. Dies ergiebt sich namentlich aus der Berechnung der Werthe der Lebenserwartung, welche sich bei dem männlichen Geschlecht besonders in jüngeren Jahren für die Bevölke⸗ rung auf dem Lande erheblich höher stellt als für den Bewohner der Stadt, während sie bei dem weiblichen Geschlecht für beide nu wenig Verschiedenheit zeigt. 1 “ 1“
Norwegens Handelsflotte und Handel im Jahre 1889.
(F) Nach den in Christiania erscheinenden „Statistischen Mit⸗ theilungen’“ bestand die Handelsflotte Norwegens am 31. Dezember 1889 aus 590 Dampfschiffen von 168 049 Tons und aus 6693 Segel⸗ schiffen von 1 443 223 Tons oder im Ganzen aus 7283 Schiffen von 1,611 272 Tons Tragfähigkeit. Im Laufe des vorigen Jahres hat sich die Handelsflotte um 50 Schiffe von 76 723 Tons vergrößert. Die im vergangenen Jahre durch die Handelsflotte verdiente Bruttofracht wird auf mehr als 100 Millionen Kronen veranschlagt, während sie im Jahre 1888 sich auf etwas über 93 Millionen Kronen bezifferte.
Ueber den Handel Norwegens im Jahre 1889 berichten die „Stat. Mitth.“ Folgendes: Das Gesammtgewicht der eingeführten fremden Waaren betrug 1 822 149 Tons im Werthe von etwas über 191 ½ Millionen Kronen: der größte Betrag, den die Einfuhr jemals erreicht hat. Im Jahre 1888 war die Einfuhr im Gewicht um 02 000 Tons und im Werthe um 33 Millionen Kronen geringer. Die Ausfuhr betrug im Jahre 1889 2 179 929 Tons im Werthe von
1232 ⅛ Millionen Kronen oder im Gewicht 320 000 Tons und im Werthe 10¼ Millionen Kronen mehr als im Jahre 1888. Der Werth deer Einfuhr überstieg mithin im Jahre 1889 den der Ausfuhr um
ca. 59 Millionen Kronen, welcher Ausfall in der Handelsbilanz als durch den Nettoverdienst der Handelsflotte gedeckt angenommen werden kann.
Nach 1 des Statistischen Amts der Stad Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 29. Juni bis inkl. 5. Juli cr. zur gekommen: 332 Gbeschließungen, 975 Todtgeborene, 626 Sterbefälle.
Anmeldung Lebendgeborene, 24
Literatur.
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Das bei Schmidt u. Günther in Leipzig verlegte Prachtwerk „Indien in Wort und Bild“ von Emil Schlagintweit (zweite bis auf die Nenzeit fortgeführte billige Ausgabe) ist nun⸗ mehr bis zur 9. Lieferung vorgeschritten. Die drei letzten Lieferungen schildern das Dekhan und Haiderabad, den größten Vasallenstaat der englischen Krone. Die lehrreiche, fesselnde Beschreibung, welche der berühmte Reisende von Land und Leuten, von Natur und Kultur dieses uralten Wunderlandes bietet, ist längst gebührend gewürdigt worden. Es war ihm vergönnt, Indien noch zu einer Zeit zu bereisen, da Vieles in Sitte und Lebensweise der Bewohner noch in ganzer Ursprünglichkeit bestand, was jetzt dem nivellirenden Strom der west⸗ lichen Kultur mehr und mehr zum Opfer fällt. Seine in dem Werk niedergelegten hochinteressanten Beobachtungen werden also in Zukunft noch mehr an kulturhistorischem Werth gewinnen. Auch die bildliche Ausstattung des Buches ist ihrer künstlerischen Bedeutung nach mit Recht anerkannt worden. Die Holzschnitte sind zum Theil von einer Vollendung, daß die neueste Technik ihnen nichts Besseres an die Seite zu stellen vermöchte. Aus den letzten Heften seien als beson⸗ ders hervorragend die Aufnahmen alter Tempelbauten genannt. Die großen Tafeln, welche die Pagode des Dschagannath in Puri, die in Ambarnath und die wundervolle Prachtruine des Tempels zu Kumbhakonam vorführen, sind Exvlographien von einer Treue und Gewissenhaftigkeit in allen Details der Ausführung, wie sie heute geradezu selten geworden ist, da man obige Eigenschaften jetzt nur allzubäͤufig dem malerischen Schein opfert. Auch die Blätter, welche die Haupttypen der Be⸗ wohner aus allen Klassen zur Darstellung bringen, sind fast ohne Ausnahme nach guten photographischen Aufnahmen oder solchen von Künstlerhand vortrefflich in Holz geschnitten und bilden eine in ihrer Art höchst charakteristische ethnologische Galerie. Das schöne, in der neuen Ausgabe außerordentlich wohlfeile Werk soll in 45 Lieferungen (zu je 50 Z) vollständig werden.
— Die österreichisch⸗ungarische Monarchie in Wort und Bild. Das neueste Heft des „Kronprinzenwerks“, die Liefe⸗ rung 111, gewährt uns einen willkommenen Einblick in die Eigenart und die Entwickelung der Architektur, Malerei, Plastik und Kunst⸗ industrie Kärntens. Wie jede Lieferung dieses Werks reich an neuen Mittheilungen und Abbildungen ist so auch diese neueste Lieferung (7. Heft des Bandes „Kärnten und Krain“). Professor Johann Reiner entwickelt den Schluß des Artikels über die Baulich⸗ keiten der Renaissance und Neuzeit in anziehender Weise und wird die Schilderung durch drei ebenso malerische als instruktive Bilder von Rudolf Bernt belebt: das Schloß Weyer bei St. Veit sammt Grundriß; Zwischenwässern, das hochinteressante und originelle Lust⸗ und Jagdschloß der Bischöfe von Gurk mit Grundrissen des zweiten und dritten Stockwerks, endlich das mit den Mitteln der barmherzigen Brüder in St. Beit im Jahre 1866 erbaute Kronprinz⸗Ruͤdolph⸗Spital, as, eine Zierde des Landes, neben dem Museum in Klagenfurt entschieden der bedeutendste Bau der Neuzeit in Kärnten ist. — Aus der kundigen Feder des Custos Simon Laschitzer folgt nun die übersichtliche und populäre Darstellung der Malerei und Plastik, in welcher die Hauptmomente ebenfalls durch Bilder unterstützt werden. — Den Schluß des Heftes bildet (von Professor Norbert Lebinger) der erste Theil der Kunstindustrie; als Illustrationen zu diesem Aufsatz wurden in der streng⸗stilistischen Weise des Originals das Eisengitter des Lindwurmbrunnens in Klagenfurt, ein romanischer Kelch und ein gothischer Kelch in der Kirche zu Maria⸗Saal von dem Professor an der Wiener Kunst⸗ gewerbeschule, Willibald Schulmeister, ausgeführt.
.. In der von W. Meper⸗Markau herausgegebenen Sammlung pädagogischer Vorträge, Bielefeld, Verlag von A. Helmich's Buch⸗ handlung (Hugo Anders) ist jetzt ein Vortrag des Stadt⸗Schul⸗ inspektors in Köln Dr. Brandenburg über Fürsorge für die Sch wachsinnigen erschienen. Der Verfasser, welcher über große Sachkenntniß und ein ausgedehntes Zahlenmaterial verfügt, giebt darin eine Uebersicht über die geschichtliche Entwickelung der Anstalten und Schulen für Geistesschwache in Deutschland und zeigt an ein⸗ zelnen Beispielen, den Anstalten in der Rheinprovinz, wie die Ein⸗ richtung solcher Anstalten und das Leben darin beschaffen sein muß Das Buch bietet für Jeden, der sich aus Beruf oder Nächstenliebe mit der Besserung des Looses der Schwachsinnigen beschäftigt, viel Wissenswerthes und giebt zugleich Fingerzeige darüber, wie sich der Einzelne zu verhalten hat, wenn eine Unterbringung in Anstalten nicht zu ermöglichen ist. 8 —Nautischer Briefsteller über Befrachtungen, Havariefälle, Wechsel⸗ und sonstige Geschäftsange⸗ legenbheiten, von W. Döring. Oldenburg und Leipzig. Schulze’sche Hofbuchhandlung A. Schwartz Durch den Umstand, daß der Schiffs⸗ führer nicht allein nautischer Dirigent, sondern auch der geschäftliche Vertreter des Rheders ist, wodurch ihm die Abwickelung mancherlei kaufmännischer Geschäfte, und zwar oft solcher von großer Tragweite obliegt, eine Aufgabe, die um so schwieriger ist, als er gerade in diesen Sachen, mit Ausnahme desjenigen, was er davon durch den Besuch der Steuermanns⸗ und Schifferklasse erlernt hat, ein vollständiger Laie ist, ist der Verfasser, der selbst Seemann und früherer Kapitän ist, zur Herausgabe des Buches bewogen worden. Die Briefe sind so gefaßt, daß jeder Einzelne sich auf einen besonderen Fall bezieht, wie er in der Praxis vorzukommen pflegt, und gleichzeitig sind Winke gegeben, wie der Schiffsführer sein Handeln einzurichten hat, damit die Rhederei nicht zu Schaden komme. Ganz besondere Sorgfalt hat der Verfasser den Briefen gewidmet, welche sich auf Havariefälle be⸗ ziehen. Außer den zahlreichen Geschäftsbriefen enthält das Buch mancherlei belehrende Weisungen und wird es sicher bei den deutschen Kapitänen eine wohlwollende Aufnahme finden.
* In Berlin zu Haus. Ein Führer für Einheimische und Fremde. Berlin. Verlag von Paul Hennig. Behnte Auflage für 1890/91. Das Buch, welches die neuesten Veränderungen enthält, bringt in alphabetischer Folge nach den Straßen alles für den Fremden Wissenswerthe über Berlin. 11 Theaterpläne geben Aufschluß über die Lage jedes Theaterplatzes und ein sorgfältig in zwei Farben aus⸗ geführter Plan der Residenz erleichtert das Auffinden bestimmter Punkte. Die dem Werke beigefügte Uebersichtskarte von Potsdam und bö ist gut geeignet, Ausflügen dorthin zu Grunde gelegt zu werden.
— In Heft IV und V der „Annalen des Deutschen Reiches“ 1890 ist eine Abhandlung des Ministerial⸗Raths von Völderndorff über Deutsche Verfassungen und Ver⸗ fassungsentwürfe erschienen, welche auch als Separatabdruck zum Preise von 3 ℳ herausgegeben worden ist.
— Das soeben erschienene Heft 6 der „Monatsschrift für Deutsche Beamte“ (Verlag von Friedr. Weiß Nachf. (Hugo Söderström) in Grünberg i. Schlesien) enthält u. A. Folgendes: Verordnungen. — Erkenntnisse des Ober⸗Verwaltungsgerichts. — Die Lehrer an den höberen Unterrichtsanstalten. — Die Universitäts⸗ Stipendien. — Die Wittwen⸗ und Waisenversorgung, insbesondere der Gemeindebeamten im preußischen Staat. — Zu den Beamten⸗ klagen. — Annahme und Prüfung von Bewerbern für Rentmeister⸗ stellen. — Entziehung lebenslänglich bewilligter Pensionen. — Vor⸗ schläge zur Einführung von Sommerröcken bei den praktischen Post⸗ beamten. — Aus Parlamentspapieren. — Luxus und Modeherrschaft. — Ueber einheitliche Rechtschreibung. — Anrechnung von Tantième bei Feststellung der Pension. — Die Zahlmeister⸗Laufbahn. — Bücher⸗ chau. — Stellenliste.
— Der gelegentlich der kürzlich stattgefundenen Generalversamm⸗ lung der Goethe⸗Gesellschaft in Weimar gehaltene Vortrag G. von Bie „Berlin und Weimar“, welcher die Zuhörer ungemein gefesselt hatte, ist nun durch die Veröffentlichung im Juliheft der
„Deutschen Rundschau“ weiteren Kreisen zugänglich gemacht
worden und wird mit größtem Interesse aufgenommen werden. Der berühmte Goethe⸗Forscher vergleicht in anregendster Weise die litterar⸗ historischen Richtungen, welche von beiden Städten ausgegangen sind, die sich getrennt und zu perschiedenen Zeiten entwickelt haben, jetzt aber vereinigt demselben Ziel zustreben. — Ein farbenreiches, vieles Neue bietendes Kulturbild erhalten
Otto Hartwig's eingehendem Aufsatz: „Florenz Girolamo Savonarola“, in welchem die Gestalt des leiden⸗ schaftlichen Dominikanermönchs gezeichnet und ein Bild der italieni⸗ schen, speziell der florentinischen Zustände jener Zeit gegeben wird. Die Schilderungen beruhen auf den eingehendsten Studien und för⸗ dern manches, bisher gänzlich unbekannte Material zu Tage. — Ein gehaltreicher Artikel Professor Rudolf Euckens: „Der Kampf der Gegenwart um die Lebensanschauung im Lichte der weltgeschichtlichen Arbeit“ behandelt die geistige Lage der Gegenwart. — Von dem weiteren Inhalt des „Rundschau“⸗Heftes erwähnen wir noch Sal⸗ vatore Farinazss liebenswürdige Novelle „Don Quixottino“, F. A. Junker von Langegg's Abhandlung: „Heilige Bäume und
flanzen“, Julius Rodenberg's Erinnerungen an Franz Dingel⸗ tedt, dessen Theaterleitung in München betreffend, ferner eine novel⸗ listische Skizze von A. Ch Leffler: „Tante Malvina“.
— Monatsschrift für das Turnwesen. Herausgegeben von Prof. Dr. C. Euler und Geb h. Eckker. Heft 6. (R. Gaertner’s Verlagsbuchhandlung, Hermann Heyxfelder, Berlin SW., Schöneberger Straße 26) enthält folgende Abhandlungen: Religion und Turnen. Vortrag des Superintendenten Dr. Blochmann⸗Pirna. — Friedrich Wilbelm von Klumpp. Von Dr. C. Euler. — Marsch⸗ und Schwenk⸗ reigen. Von W. Mevyer⸗Stettin.
— Von der Zeitschrift „Der Zoologische Garten⸗, redigirt von Oberlehrer Prof. Dr. F. C. Noll, Verlag von Mahlau u. Waldschmidt in Frankfurt a. M., erschien soeben Nr. 5 des XXXI. Jahrgangs für 1890 mit folgendem Inhalt: Die Seelöwen im Zoologischen Garten zu Köln, von Direktor Dr. L. Wunderlich. (Schluß.) — Die Nahrung der giftlosen europäischen Schlangen, von Cand. phil. Franz Werner in Wien. — Das gemauerte Becken⸗ aquarium und seine Bewohner, von Dr. Emil Buck. (Fortsetzung.)
Reclam's „Gesundheit“, Zeitschrift für öffentliche un private Hygieine in Frankfurt a. M. (Redaktion Dr. med. Ruff 8 Karlsbad.) Abonnementspreis pro † Jahr. 4 ℳ — Inhaltsverzeichniß von Nr. 12: Original: Die schädigenden Einflüsse des Tropenklimas besonders auf den Körper des Europäers. — Uebersichten: Mit⸗ theilungen aus Frankreich. — Mineralquellen, Bäder und Kurorte: Franzensbad — Flinsberg in Schlesien. — Besprechungen neuer Schriften: Die Leihbibliotheken bei Epidemien und, ansteckende Krankheiten überhaupt. — Welche Aufgaben erfüllt das Krankenhaus der kleinen Städte und wie ist es einzurichten. — Ein Menschenalter
Militärarzt. — Wiener Klinik. — Feuilleton: Ueber Körperbewegung.
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Land⸗ und Forstwirthschaft.
8 Saatenstand in Bayern. 6 n vom „Königlichen Statistischen Bureau“ veröffentlichten
Berichte über den Saatenstand in Bayern im Monat Juni 1890 ist zu entnehmen, daß die Ernteaussichten in Bezug auf Getreide, Kartoffel, Futter und Hülsenfrüchte im großen Ganzen für Bavern sehr gunstige sind, die Heuernte aber durchschnittlich durch die schlechte Witterung zur Erntezeit einerseits und das durch die Trockenhei des Mai bedingte Fehlen des Bodengrases andererseits erheblich beein⸗ trächtigt wurde; lediglich die Pfalz macht hier eine Ausnahme und verzeichnet eine gute Heuernte. Unter der großen Trockenheit, die in der Pfalz herrscht, hat der Tabackbau um Germersheim, Kandel Bergzabern und Landau sehr zu leiden und ist aus dem gleichen Grunde der opfen in schwerem Boden zurück. Der Wein, de nahezu verblüht ist, hatte reichliche Blüthen und verspricht eine sehr ute Ernte. Die Ernteaussichten für Obst und Hopfen sind in Ober⸗ und Niederbayern nur mittelmäßige, günstig scheinen sich da- gegen die Ernteaussichten für Mittelfranken auch bezüglich des Hopfens zu gestalten, während Obst einen mittelmäßigen Ertrag verspricht Das Gleiche ist der Fall bei Unterfranken.
In den Waldungen im städtischen Forste Karsten be München ist die Nonne aufgetreten. Durch das Auftreten dieser Raupe sind nach den Münchener „N. N.“ ausgedehnte, werthvolle Waldungen im Staatsbesitz und ebenso Privatwaldungen im weiten Umkreise der Residenzstadt vollständig vernichtet worden und die Be⸗ fürchtung besteht, daß bei wiederholtem Auftreten der Nonne im kommenden Jahre die Zerstörung der Waldbestände noch nic da⸗ gewesene Dimensionen annehmen wird. In den Fichtenwald⸗ beständen sind zur Zeit schon Tausende von Tagwerken mit den herrlichsten Fichtenbeständen vernichtet und eine dreifach größere Fläche sieht ihrem Untergange entgegen. Nach beiläufigem Ueber⸗ schlage sind gegen 5000 Tagwerk kahlgefressen. Nach dem gegen⸗ wärtigen Stande der Vermehrung der Nonne ist das Schlimmste zu befürchten, und wir werden ein Ereigniß erleben, wie es einzig in der Forstgeschichte Baverns dasteht, und wie es seit unvordenklicher Zeit in Deutschland nur einmal eingetreten ist. nämlich im Jahre 1852 in Ostpreußen. Die Waldungen von München über die Ortschaften Pasing, Gauting, Starnberg, Zell, Sauerlach, Hechenkirchen, Ebers⸗ berg, Dorfen und zurück nach München sind im höchsten Grade ge⸗ fährdet, da die Nonne in größerer oder geringerer Menge sich heuer bereits überall zeigt. 8
Ueber den Saatenstand im Königreich Sachsen berichtet die „Sächsische Landwirthsch. Zeitschrift“: Ueber den Verlauf der Witterung des Monats Juni lauten die Berichte aus allen Gegenden des Landes so übereinstimmend, daß sich derselbe in die wenigen Worte zusammenfassen läßt: Erste Woche theilweis schön mit einigen Frostnächten, dann Regen und wieder Regen, dazwischen ab und zu einen halben Tag Sonnenschein. Die Nachtfröste haben vielerorts dem Winterroggen, den Kartoffeln Wund Wiesen ziemlichen Schaden zu⸗ gefügt und im Vogtlande den Ertrag der Heuernte ge⸗ schmälert. Durch die darauffolgende, mit wenig Unterbrechung an⸗ dauernde Regenzeit ist das Einbringen des so reichlichen Klee⸗ und Wiesenheus sehr erschwert worden, besonders ersteres ist in vielen Bezirken ganz verdorben, letzteres theilweise ausgelaugt und bis jetzt nur zum kleinsten Theil geborgen. Nur aus zwei Bezirken hat diese übereinstimmende Klage keine Erwähnung gefunden. Aus mehreren Bezirken werden die Vorzüge der Kleereiter ausdrücklich hervorgehoben, welche es ermöglichten, Futtergräser und Klee in trockenem oder doch besserem Zustande zu bergen Auch der Kartoffelsaat hat die naßkalte Witterung besonders in schwerem Boden geschadet, da dieselbe vielfach verfault. Der Sommerung, die im Mai unter zu großer Trockenheit zu leiden hatte, sind die zahlreichen Nieder⸗ schläge noch am besten bekommen; jedoch förderten diese auch das Ueberhandnehmen des Unkrauts, wie Hederich und Ackersenf, be⸗ sonders im Hafer. Bei Raps hat die Ernte begonnen und thut auch hier wie bei allen übrigen Kulturgewächsen warme und beständige Witterung sehr noth. Hagelwetter haben im Monat Juni nirgends stattgefunden.
(h Kopenhagen, 9. Juli. Das Ministerium des Innern hat die Bestimmung getroffen, daß in den monatlichen Berichten des Ministeriums in vorkommenden Fällen künftig zwischen den beiden Formen der sogenannten Schweinediphtheritis unterschieden werde, nämlich der akuten Schweinediphtheritis (Schweinepest) und der chronischen Schweinedipbhtheritis (käsige Darmentzündung). Die akute Form der Krankheit zeigte sich im Dezember 1887 zum ersten Male hier im Lande auf den Kopenhagener Abfuhrplätzen; sie war durch ihre Ansteckungsgesährlichkeit und große Sterblichkeit bemerkenswerth. Der Fall von chronischer Schweinediphtheritis, der in Tömmerup konsta⸗ tirt ist, sowie einzelne andere Fälle, wo der Verdacht wegen der Krankheit
gehegt wurde, weichen in erkennbarem Grunde von der akuten Form