“ Bayern.
München, 20. Juli. Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗ Regent trifft heute Abend 8 Uhr 20 Minuten aus Wilden⸗ wart hier wieder ein.
Dem Vernehmen nach werden sich von hier Prinz und Prinzessin Leopold und von Tegernsee aus Herzog und Herzogin Karl Theodor zu den Hochzeitsfeierlich⸗ keiten der Erzherzogin Valerie nach Ischl begeben.
Die Nachricht des „W. T. B.“ von der Ernennung des Professors Dr. Schönfelder zum Erzbischof von Bam⸗ berg ist die „Allg. Ztg.“ ermächtigt als unrichtig zu be⸗ zeichnen. Es sei in dieser Beziehung noch keine Entscheidung getroffen; auch dürfte, dem genannten Blatt zufolge, wohl noch ein Zeitraum von sechs Wochen darüber vergehen, ehe auf Grund der mit dem päpstlichen Stuhle zu pflegenden Verhandlungen eine formelle Entscheidung möglich sein werde.
Der Staats⸗Minister a. D. Dr. Freiherr von Lutz, dessen Wiederherstellung von seiner schweren Krankheit nur langsam fortschreitet, ist vorgestern Nachmittag nach seiner Villa am Starnberger See übergesiedelt. Mit der Familie des Ministers hat ihn auch der behandelnde Arzt Dr. Stieler dorthin begleitet.
Regensburg, 18. Juli. Fürst Albert von Thurn und Taxis hat, wie die M. „Allg. Ztao.“ meldet, aus Anlaß seiner Ver⸗ mählung mit Rücksicht auf die vielfachen Beweise herzlicher Antheil⸗ nahme, welche insbesondere von Seite der Stadt Regensburg, ihrer Einwohner und Vereine kundgegeben wurde, die Vertheilung folgender Spenden angeordnet: 1) den Armen der Stadt Regensburg 5000 ℳ; 2) der Orte Stadtamhof, Steinweg, Reinhaufen und Sallern zusammen 1000 ℳ; der Bezirke der fürstlichen Renten⸗
kammern und Rentämter St. Emmeran, Wörth, Obermarchthal, Schloß
Taxis, Krotoschin, Richenburg, Leithomischl, Chotieschau und Bania je 1000 ℳ; dann der Revier⸗ und Rentenverwaltung Sulzheim 500 ℳ Ferner dem Erhardhaus dahier zum Ausbau und zur Er⸗ richtung eines Lehrlingshorts die Summe von 10 000 ℳ, dem Marienverein 5000 ℳ, dem likten der katholischen Schullehrer Regensburgs 3000 ℳ, dem katholischen Arbeiterunterstützungsverein 1000 ℳ, dem St. Vin⸗ centiusverein 1000 ℳ, dem Krankenunterstützungsverein der freiwilligen Feuerwehr 1000 ℳ, dem Krankenunterstützungs⸗ verein des deutschen Kriegerbundes 1000 ℳ, dem Kranken⸗ unterstützungsverein im Kriegerverein 1000 ℳ, dem Kranken⸗ unterstützungsverein der deutschen Kriegerkameradschaft Regensburg⸗ Stadtam hof 500 ℳ, dem St. Josephs⸗Arbeiter⸗Unterstützungsverein 500 ℳ, dem Leonhardverein 500 ℳ Weiter wurde dem Stadt⸗ magistrat Regensburg ein Kapital von 10 000 ℳ, dessen Zinsen unter Admassirung eines entsprechenden Theils zur Förderung von Hand⸗ werk und Kunsthandwerk in hiesiger Stadt verwendet werden sollen, zugewiesen. Endlich wurde dem Seitens Ihrer Königlichen Hoheit der verstorbenen Erbprinzessin Helene von Thurn und Taxis, Herzogin in Bayern, gegründeten Wohlthätigkeitsfonds zum Zwecke seiner Verstärkung die Summe von 50 000 ℳ als Dotationszuschuß zugewendet mit der Bestimmung, daß dieser auf solche Weise verstärkte Fonds wie bisher gesondert verwaltet und daß die anfallenden Zinsen und Zinseszinsen desselben so lange admassirt werden, bis zur Errichtung einer aus diesem Fonds ins Leben zu rufenden Wohlthätigkeitsstiftung geschritten wird. Schließlich wurden außer verschiedenen Beförderungen und Titelverleihungen fürstlicher Beamter, für die Wittwen nicht pragmatischer fürstlicher Beamten und niederer Bediensteten zur momentanen Unterstützung 20 000 ℳ bestimmt. Die Gesammtsumme dieser fürstlichen Schenkungen beträgt 120 000 ℳ 8 8
1 Sachsen.
Dresden, 19. Juli. (Dresd. Journ.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Albert ist gestern Abend in Begleitung des Premier⸗Lieutenants von der Decken zum Besuch Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Erzherzogin Maria Josepha nach Schlangenbad gereist. — Gestern Nach⸗ mittag ist Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Maximilian öf Baden im Kbhniglichen Hoflager zu Pillnitz einge⸗ roffen.
Baden.
Karlsruhe, 19. Juli. (Karlsr. Ztg.) Gestern Abend traf Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Genua, geborene Prin⸗ zessin Elisabeth von Sachsen, zum Besuch von Baden⸗Baden kom⸗ mend, auf der Mainau ein und gedenkt einige Tage daselbst zu verweilen. Die Herzogin wurde von Sr. Königlichen 8 Hoheit dem Großherzog in Konstanz empfangen und zu Wagen nach Schloß Mainau geleitet. Morgen erwarten die Höchsten Herrschaften den Besuch Ihrer Durchlauchten des Fürsten und der Prinzessin Amelie zu Fürstenberg, des Füac Clodwig zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst, Statthalters in Elsaß⸗Lothringen mit Gemahlin, sowie der Prinzessin Elisabeth und des Prinzen Moritz zu Hohenlohe, welche Alle von 819 Heiligenberg kommen und Abends dahin zurückkehren
werden.
Die heutige „Karlsruher Ztg.“ schreibt: Mit dem heutigen Tage beginnt die Reihe bedeutungsvoller Erinnerungstage an den gewaltigen Krieg, der in seinem glor⸗ reichen Verlaufe das Werk der politischen Entwickelung Deutschlands krönte und, statt, wie unsere Feinde hofften, die Einheit der deutschen Stämme zu vernichten, sie vielmehr befestigte und erhärtete. Zwanzig Jahre sind verflossen, seit am 19 Juli 1870 der französische Geschäfts⸗ räger Le Sourd dem Kanzler des Norddeutschen Bundes nach der Reichs⸗ tagseröffnung im Berliner Schlosse die Kriegserklärung überreichte — das einzige Aktenstück, welches zwischen Deutschland und Frankreich dem Kriegsausbruch vorangegangen ist. Heute, nach zwei Jahrzehnten ge⸗ 8 segneten Friedens, blickt das deutsche Volk dankbar und bewegt auf jene Zeit und auf die großen Männer, seine Führer in Waffen und Rath, zurück. Inmitten des Aufschwungs, welchen es seinem Fleiß
und seiner Thatkraft, der Weisheit seiner Fürsten, einer weitschauenden
nd umsichtigen Staatsleitung verdankt, verweilt es in der Er⸗ innerung an jene ernsten Tage, in denen die französische Kriegs⸗ drohung das gesammte Deutschland unter die Waffen rief. Selten
n der Geschichte ist das Hoffen und Harren eines Volkes
n dem Maße erfüllt worden, wie die Zuversicht, mit welcher Deutsch⸗ land einmüthig in diesen Krieg eintrat. Für die deutsche Nation ist der heutige Erinnerungstag an die Uebergabe der französischen Kriegs⸗
rklärung aber zugleich eine Mahnung an die Zeit, „da Deutschland in seiner Zerrissenheit nicht wußte, wie stark es war“. Die Nation wird nie vergessen, wie theuer sie ihre Einheit erkaufte, wie schwer und blutig die Kaiserkrone errungen worden ist, und sie wird das freudige Bewußtsein ihrer Zusammengehörigkeit, ihrer nationalen Wärde sich niemals durch die Kämpfe der Parteien verdunkeln lassen.“
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 19. Juli. (Reg.⸗ u. Nachr.⸗Bl.)
Se. Durchlaucht der Fürst hat sich gestern zu einer noch⸗ maligen kurzen Massagekur nach Wiesbaden begeben.
9 Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 21. Juli. Se. Hoheit Herzog von Sachsen⸗ urg⸗Gotha ist nach mehrtägigem Aufenthalt in Wien S nnabend nach Jenbach in Tirol abgereist.
Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Paul von Ruß⸗ land ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit seiner Gemahlin in Franzensbad angekommen.
Der Minister des Kaiserlichen Hauses und des Aeußern, Graf Kälnoky hat sich, nach der „Wiener Ztg.“, heute für einige Tage zur Erholung auf seine Besitzung Prödlitz in Mähren begeben.
Wie der „Presse“ aus Prag gemeldet wird, soll im Laufe der nächsten Woche, und zwar wahrscheinlich am 24. d. M., das Exekutiv⸗Comité der deutschböhmischen Landtags⸗ Abgeordneten zusammentreten, um über die durch die Affaire Heinrich und die gegenwärtigen Verhältnisse im czechischen Lager geänderte Situation zu berathen. Das Exekutiv⸗Comité dürfte insbesondere die Frage in Erwägung ziehen, ob sich die Deutschen an der nächstjährigen Landes⸗ Ausstellung in Prag betheiligen sollen.
Der „Osservatore Triestino“ veröffentlicht eine Bekannt⸗ machung der Statthalterei in Triest, worin die vom K. K. Ministerium des Innern verfügte und in der „Wiener Zeitung“ bereits mitgetheilte Auflösung des Vereins „Pro Patria“ mit dem Beifügen zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, daß, nachdem mit dem Aufhören dieses Vereins auch die Bedingungen für den gesetzlichen Bestand der Ortsgruppen aufgehört, die Statthalterei gleichzeitig die Auflösung der im Küstenlande bestehenden Ortsgruppen verfügt habe. Es werden deren 29 aufgezählt, darunter die in Triest, Gradisca⸗Bruma, Monfalcone, Cervignano, Cormons, Sagrado, Görz, Capodistria, Parenzo, Pola, Cherso und
Unterstützungsverein für die Re⸗
Rovigno. Ueber die Gründe der Auflösung heißt es in der Verfügung: der nichtpolitische Verein „Pro Patria“ habe auf der am 29. Juni in Trient abgehaltenen Generalversammlung über Antrag des Vereinsmitgliedes Dr. Dordi einhellig und unter lebhaften Beifallsbezeigungen beschlossen, auf telegra⸗ phischem Wege dem Verein „Dante Alighieri“ in Rom und dessen Präsidenten Bonghi seine volle Zustimmung und auf⸗ richtigsten Glückwünsche zu übermitteln; da nun der Verein „Dante Alighieri“ in Rom notorischer Weise eine feind⸗ selige Stellung zur österreichisch⸗ungarischen Monarchie ein⸗ nehme und aus wiederholten öffentlichen Kundgebungen des⸗ selben hervorgehe, daß seine Bestrebungen direkt gegen das Interesse des österreichischen Staates gerichtet seien, der Verein „Pro Patria“¹ durch den erwähnten Beschluß zu erkennen gegeben, daß er außer den vom Vereinsstatute voran⸗ gestellten Schulzwecken auch andere, und zwar politische Zwecke verfolge, welche je nach Umständen gegen die Bestimmungen des Strafgesetzes verstoßen könnten.
Großbritannien und Irland.
London, 20. Juli. Die Königin verließ vorgestern, begleitet von der Prinzessin Christian zu Schleswig⸗Holstein, den Kindern des Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Battenberg und ihrem Hofstaat, Schloß Windsor und siedelte nach Osborne auf der Insel Wight über, woselbst am 4. August der Deutsche Kaiser zum Besuch erwartet wird.
Es bestätigt sich, daß das 2. Bataillon der Grenadier⸗ garde auf 2 Jahre nach dem Cap der guten Hoffnung versetzt worden ist. Schon nächsten Dienstag segelt das Bataillon nach der Capstadt ab, mit Ausnahme von 20 oder 30 Mann, die als untauglich für den Dienst in einem heißen Klima befunden wurden.
Die Regierung scheint, der „A. C.“ zufolge, entschlossen zu sein, mit den „ewigen Pensionen“, mit denen die Staatskasse noch immer belastet ist, endlich aufzuräumen. Viele der Pensionen werden für Aemter und Würden gezahlt, die nichts weiter als Sinecuren sind. So erhält der Herzog von Albans ein Jahresgehalt von 965 Pfd. Sterl. als „Hüter der Falken“. Der Herzog von Hamilton ist Hüter der Gärten des Holyrood⸗Palastes, welcher Posten jährlich 45 Pfd. Sterl. 10 sh. einbringt. Der Marquis von Down⸗ shire bekleidet den Posten eines Konstables des Forts Hillsborough in der Grafschaft Down, wofür er ein Fsgs ge hat von 54 Pfd. Sterl. bezieht. Diese Sinecurengehälter sollen durch Zahlung einer Pauschal⸗ summe in Höhe des 19⸗ bis 25 fachen Betrages ein für alle Mal abgeschafft werden. Lord Exmouth und Lord Rodney beziehen jeder eine lebenslängliche Pension von 2000 Pfd. Sterl. jährlich. Die Lords sollen durch Zahlung einer Pauschal⸗ summe von je 54 000 Pfd. Sterl. abgefunden werden. Der Abgeordnete Braudlaugh gedenkt indeß, die letzteren beiden Vorschläge zu beanstanden.
Das soll, wie „W. T. B.“ 12. August vertagt werden.
Der Friedenskongreß hielt vorgestern seine letzte Sitzung, in welcher Beschlüsse gefaßt wurden zu Gunsten der Bildung von internationalen Schiedsgerichten, der Aus⸗ arbeitung eines Völkerrechts⸗Kodex und der Neutrali⸗ sirung von Kleinstaaten Seitens der Großmächte. Gleich⸗ zeitig wurde die Adresse entworfen, welche den Häuptern der civilisirten Staaten mittels Abordnungen überreicht werden soll. Nach einem Hinweis auf die Uebel des Krieges wird darin die Nothwendigkeit eines europäischen Schiedsgerichts betont. Schließlich wurde eine Resolution zu Gunsten der Bildung einer Föderation sämmtlicher Friedens⸗ gesellschaften in Europa und Amerika angenommen.
Der Erfinder Paul Giffard legte am 17. d. M. dem Kriegs⸗Minister Stanhope sein von ihm konstruirtes Gewehr vor. Der Füt. er. General Alderson wurde, wie die „Allg. Corr.“ schreibt, von den großen Vorzügen der Waffe, welche den Schuß fast lautlos abfeuert, keinen Rauch giebt und nicht stößt, so überzeugt, daß noch weitere Versuche
meldet, am
im Beisein von Offizierenunternommen werden sollen.
Frankreich. 1 Paris, 21. Juli. Die Prinzessin Waldemar von Dänemark hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, mit dem Herzog und der Herzogin von Chartres zu mehr⸗ wöchentlichem Aufenthalt nach St. Firmin begeben. Prinz Waldemar von Dänemark begiebt sich demnächst in Folge einer Einladung des Grafen von Paris zur Theilnahme an den Jagden nach Schottland.
„In dem am Sonnabend abgehaltenen Ministerrath theilte der Minister Develle einen Gesetzentwurf, betreffend die Verlängerung der ö für Zucker, mit, welcher den Kammern sofort vorgelegt werden wird. Der
inanz⸗Minister soll, verschiedenen Blättern fufolge, die
bsicht haben, eine Erhöhung des Alkoholzolles zu ver⸗ langen, um den aus der Herabsetzung der von ihm beantragten Grundsteuer entstehenden Ausfall zu decken. Das „Echo de Paris“ meldet, der Kriegs⸗Minister habe angeordnet, daß bei Verfu chs⸗Mobilisirungen
so habe V
je zwei Bataillone jedes Landwehr⸗Regiments dem korrespondirenden Linien⸗Regimente zuzutheilen seien.
Die Deputirtenkammer setzte am Sonnabend die Berathung der Vorlage, betreffend die direkten Steuern, fort. Eine längere Erörterung knüpfte sich, der „Köln. Ztg.“ zufolge, an Artikel 28, der die Gewerbesteuer für die großen Magazine beträchtlich erhöht. Sie sollen zukünftig für jeden Angestellten 50 Fr. bezahlen, wenn sie deren 100 oder 5 beschäftigen, und 75 Fr., Falls sie 1000 oder mehr Angestellte haben. Jaluzot und einige andere Deputirte bekämpfen den Artikel gegen den Ausschuß und die Regierung. Ein Unterantrag, es bei dem jetzt bestehenden Zu⸗ stande zu belassen, wurde mit 392 gegen 68 Stimmen abgelehnt. Nachdem darauf noch mehrere weitere Anträge das gleiche Schicksal gehabt, wurde Artikel 28 mit 305 gegen 203 Stimmen angenommen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde der Gesetzentwurf mit 462 gegen 68 Stimmen angenommen.
Dem „Temps“ zufolge hat sich die Liga für die Sonntagsruhe, an deren Spitze Jules Simon steht, an den Minister der öffentlichen Arbeiten Guyot mit der Bitte gewandt, daß Maßnahmen getroffen würden, durch welche den Bediensteten der Eisenbahnen ein Ruhetag gesichert werde. Der Minister theilte Jules Simon mit, daß das konsultative Eisenbahncomité sich mit Vorschlägen beschäftige, durch welche den Bahnbediensteten wöchentlich ein ganzer oder theilweiser Ruhetag ermöglicht werden solle.
Zur Feier des 28. Geburtstages des Prinzen Victor Napoleon hielten die bonapartistischen Comités eine Festversammlung unter dem Vorsitz des Senators Poriquet ab. In derselben gelangte ein Danktelegramm des Prinzen Victor zur Verlesung, welcher darin erklärt, daß er, gestützt auf die Plebiscite zu Gunsten des napoleonischen Namens, mit Ungeduld den Wahrspruch des Volkes erwarte.
Die Possibilisten hielten gestern eine Versamm⸗ lung ab, in welcher sie gegen die Verurtheilung der Nihilisten protestirten. Mehrere Deputirte und Muni⸗ zipalräthe wohnten der Versammlung bei.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 21. Juli. Die Königin von Griechenland traf vorgestern aus St. Petersburg in Sebastopol ein und hat sich von dort noch an demselben Tage nach Athen eingeschifft. — Großfürst Nikolai Nikolaje⸗ witsh d. Ne. it, dem W. S. . zufolge, gestern nach Warschau und Wolhynien abgereist.
Italien.
Rom, 21. Juli. (W. T. B.) Der König ist gestern
Abend nach San Rüsiore abgereist. — 1 1
Der „Capitan Fracassa“ dementirt die Nachricht, daß gestern ein Ministerrath abgehalten worden sei; demgemãß sei auch das Gerücht unbegründet, daß die allgemeinen Wahlen im Oktober stattfinden sollen.
Mailand, 18. Juli. (A. Z.) Kapitän Casati ist, von Rom kommend, hier eingetroffen und auf dem Bahnhof von dem Präfekten und dem Sindaco empfangen sowie von einer zahlreichen Menge stürmisch begrüßt worden. Morgen Abend veranstaltet der Circolo Agricolo zu Ehren des be⸗ rühmten Gastes ein Festessen, welchem sich ein Empfang Seitens d d der Scala anschließen wird.
Spanien. 1 E16“ Zeitungen über die Gesundheit des Königs Don Alfonso XIII. brachten, sind, wie „W. T. B.“ meldet, durchaus falsch. Der König befindet sich mit der Königlichen Familie in San Sebastian, erfreut sich der besten Gesundheit und erhält tägliche ise der Liebe und Ergebenheit der Bevölkerung. .
Belgien.
Brüssel, 21. Juli. Das Nationalfest anläßlich des 25. Jahrestages der Thronbesteigung König Leopold’'s II. und des 60. Jahrestages der nationalen Unabhängigkeit nahm, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern bei ungeheurer Betheiligung von Nah und Fern seinen Anfang. Um 2 Uhr Nachmittags wurden in Gegen⸗ wart der Behörden auf dem Square du Petit⸗Sablon acht Marmor⸗Statuen berühmter Männer des 16. Jahr⸗ hunderts unter großem Enthusiasmus der Bevölkerung ent⸗ hüllt. Alsdann fand der große historische Festzug statt, in welchem auf fünf Festwagen in zahlreichen Gruppen die Kämpfe der vereinigten Provinzen gegen die spanische Gewalt⸗ herrschaft dargestellt waren.
Die Centralabtheilung der Kammer beantragt, wie man der M. „Allg. Ztg.“ meldet, einstimmig die An⸗ nahme des Gesetzentwurfs, der die Congo⸗Konvention vom 1. Juli billigt. Der Kommissionsbericht stellt fest, daß der Congo⸗Staat Frankreich das Vorkaufsrecht für den Fall eingeräumt habe, daß unvorhergesehene Umstände ihn eines Tages zur Veräußerung seiner Besitzungen führen würden. Das bezügliche Aktenstück sei der Brief Strauch's an Jules Ferry vom 23. April 1884. Das Vorzugsrecht Belgiens gegenüber Frankreich sei gesichert durch den Brief van Eetvelde's an den französischen Gesandten Bourée vom 22. April und des Letzteren Antwort vom 29. April 1887. Diese Briefe stellen unwiderleglich fest, daß Frankreich sein Vorkaufsrecht erst nach Belgien zustehe, daß 6] Belgien im Cessionsfalle die Verpflichtungen des Congo⸗Staats gegenüber Frankreich übernehmen müsse. Der Bericht konstatirt weiter, daß der Werth der Congo⸗Ausfuhr im Jahre 1889 8 572 000 Francs, im ersten Quartal 1890 bereits 2 282 000, im zweiten aber schon 4 258 000 Francs betrug. Der Hafenverkehr von Banana und Boma betrug im Jahre 1889 416 506 Tonnen. Am 31. Dezember 1889 beherbergte der Congo⸗Staat 430 Weiße, wovon 160 Belgier. Der Bericht hebt sodann be⸗ sonders hervor, daß Belgien nach der Vorlage durch zehn Jahre das Recht behält, die Lage des Congo⸗Staates zu prüfen, bevor es sich betreffs der Uebernahme zu entschließen braucht, und konstatirt die hochsinnige Denkweise des Königs. — Demselben Blatt zufolge hat die Regierung gestern nach Paris eine Note gesandt, in welcher sie die franzbfische Re⸗ gierung ersucht, die formelle Versicherung abzugeben, Frank⸗ reich werde sich einer späteren Uebernahme des Congo⸗Staats durch Belgien nicht widersetzen. Der Ministerrath hat heute in langer Sitzung uͤber die Auslegung der oben erwähnten, in den Jahren 1884 und 1887 gepflogenen Correspondenz bezüglich des Vorkaufsrechts Frankreichs berathen. 16 1
die Einsetzung
Die Nachrichten, welche einige 8
2
Griechenland. Sns uli. Das Journal „Akropolis“ meint: dan. Ssche Bischöfe in Uesküb, Köprüli und Ochrida, welche durch Irade des Sultans erfolgte, biete für Griechenland kein unmittelbares Interesse, dagegen sei Serbien besonders bei der Frage interessirt, was Griechenland vom prinzipiellen Gesichtspunkte aus in dieser Angelegenheit thun werde. Serbien.ʒ Belgrad, 20. Juli. (W. T. B.) E
Athen, 21.
r Meldung des
Videlo“ zufolge beschäftigte sich die Synode in ihrer vor⸗
gostrigen Sitzung mit der Ehescheidung des Königs erklaärte den “ für vol⸗ kommen legal. v1“ 8 Bulgarien. “ 8
Sofia, 20. Juli. Ein die Einsetzung bu
lga⸗
rischer Bischöfe in Uesküb, Köprüli und Ochrida
betreffendes Irade wurde gestern veröffentlicht. In Folge dessen hat nach einem Telegramme der „Agence Balcanique“ der Minister⸗Präsident Stambulowan den Großvezier ein Tele⸗ gramm gerichtet, in welchem er denselben bittet, dem Sultan den Dank der bulgarischen Regierung für die Regelung der Frage der bulgarischen Bischöfe in Macedonien zu über⸗ mitteln und ihn der Unterstützung Bulgariens für jeden Augenblick, in welchem er dies wünschen sollte, zu versichern. Die Zeitungen veröffentlichen Artikel, welche dem Geiste der Weisheit und Billigkeit des Sultans An⸗ erkennung zollen. ¹
Viele muselmanische Notabeln von Rustschuk sind Stambulow, welcher sich von Sistowo dahin begiebt, ent⸗ gegengefahren, um ihn zu begrüßen. Abends sollen ihm zu Ehren Bankette stattfinden.
Die Zahlung der ost⸗rumelischen Juli⸗Rate an die Türkei ist verfügt worden.
Amerika.
Argentinien. Buenos Aires, 19. Juli. Zum Januar dürfte, dem „W. T. B.“ zufolge, ein National⸗ Convent Behufs Nominirung eines Präsidentschafts⸗ Kandidaten einberufen werden. — Die Oppositionspresse veröffentlicht einander widersprechende Nachrichten über ein angebliches Komplot gegen die Regierung; die offiziösen Zeitungen stellen die Nachricht in Abrede. Die Garnison ist verstärkt worden.
San Salvador. (W. T. B.) Laut Mittheilung des Generalkonsuls der Republik San Salvador in Paris hätten die Truppen des Präsidenten Ezeta in drei Ge⸗ fechten die Streitkräfte Guatemalas über die Landes⸗ grenze zurü ckgetrieben.
Kunst und Wissenschaft.
Der Pariser „Matin“ veröffentlicht einen Brief des Professors Lefort, worin derselbe erklärt, die französischen Aerzte dürften sich von dem Internationalen Medizinischen Kon⸗ greß in Berlin schon aus Dankbarkeit für die im Feldzuge von 1870/71 den französischen Verwundeten von deutscher Seite zu Theil gewordene sorgfältige Pflege nicht ausschließen.
— Der als Maler und Schriftsteller bekannte Ingenieur Pro⸗ fessor Keller⸗Leuzinger in München ist gestorben.
— Am 19. d. M. ist in Stuttgart nach kurzer Krankheit Gustav Pfizer, der letzte der dichterischen Genossen Ludwig Uhland'’s, hinübergeschlummert. Edelster Gehalt, schreibt der „Schw. Merk.“, ruht in seinen Dichtungen, von denen vornehme Naturen von je innig angezogen worden sind, während seine Genossen die größere Volksthümlichkeit erreichten. Wie sein ihm im Tode vorangegangener Bruder Paul, so verband auch er mit dem Dichter den Polittiker, und er durfte die Erfüllung dessen noch erleben, was er für das Vaterland erstrebte. Sein letztes dichterisches Werk, sein tiefsinniges Räthselbuch, enthält einen schwungvollen Hymnus auf den Fürsten Bismarck.
— In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli ist, wie die „Straßb. Corresp“ mittheilt, in Straßburg i. E. der aus einer alten hochangesehenen Straßburger Bürgerfamile stammende Dr. Johann Heinrich Emil Heitz gestorben, der seit Begründung der Kaiser⸗ Wilhelms⸗Universität an dieser als ordentlicher Professor der klassischen Philologie rhätig war. Der Verewigte, am 13. November 1825 in Straßburg geboren, hat sich einen Ehrenplatz in der Geschichte des Elsasses errungen Er widmete sich den philologischen Studien zu Straßburg, Berlin, Leipzig und Paris und erwarb sich im Jahre 1851 die Doktorwürde. Im Jahre 1854 wurde er zum Professor an dem Straßburger protestantischen Gymnasium ernannt, trat im März 1867 als Dozent in den Lehrkörper des protestantischen Seminars ein, und wurde hier im Juni 1870 zum außerordentlichen Professor befördert. Sofort bei Neubegründung der Kaiser⸗Wilhelms⸗Universität wurde er im Februar 1872 zum ordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät ernannt, nachdem inzwischen die Universität Leipzig ihn durch Ernennung zum Ehrendoktor ausgezeichnet hatte. Von seinen späteren Schriften mag die vor Kurzem erst in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie der Wissenschaften, der er seit 1871 als korrespondirendes Mitglied angehörte, erschienene Abhandlung über die Metaphvysik des Hesennius erwähnt sein, worin er in geistvoller Weise diese als eine Fälschung der Renaissancezeit nachgewiesen hat. In dem Studien⸗ jahre 1885/86 hat Heitz als Rektor an der Spitze der Universität gestanden. Was ihm noch als großes Verdienst angerechnet werden darf, ist die Thatsache, daß er insbesondere zu jenen Männern ge⸗ hörte, die von jeher den Zusammenhang des Elsasses mit dem deutschen Geistesleben nach Kräften gefördert haben.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Bekanntmachung.
Eröffnung der kleinen Jagd.
Für den Regierungsbezirk Potsdam wird als Tag der
Eröffnung der diesjährigen Jagd auf “ ““ Rebhühner und Wachteln 1 Montag, der 18. August,
asen, Auer⸗, Birk⸗ und Fasanenhennen sowie Haseroin
auf
Montag, der 15. September, festgesetzt.
Potsdam, den 17. Juli 1890. 8 Der Bezirksausschuß zu Potsdam . Gedike.
Die Ernte in Ungarn.
Wie sich ans den bei dem ungarischen Ackerbau⸗Ministerium in der Zeit vom 13. bis 19. d. M. eingelaufenen offiziellen Berichten er⸗ giebt, war die allenthalben im Lande im Zuge befindliche Ernte in
manchen Gegenden, namentlich rechts der Donau, wurden die Arbeiten durch große Stürme bedeutend verzögert. Die seit mehr als zwei Wochen andauernde große Hitze und Dürre war für die Sommer⸗ Vegetation, insbesondere für Knollengewächse und auch für den Wein⸗ stock von ungünstiger Einwirkung. Die Ernte rechtfertigt überall im Lande mehr oder minder die gehegten Erwartungen. Die Weizenernte liefert, nach dem Erzebnisse der mehrseits im Zuge befindlichen Druscharbeiten zu urtheilen, überall im Lande quanti⸗ tativ und qualitativ einen guten Mittelertrag. Das beste Ergebniß verzeichnen die Gegenden rechts der Donau, zwischen der Donau und Theiß und zwischen der Theiß und der Maros. In diesen wichtigsten drei Weizengegenden des Landes liefert die Ernte zumeist einen Er⸗ trag von über mittel. An 80 % der Körner sind schön rothfärbig und stählern. In den übrigen Theilen des Landes ist das Ernte⸗ Ergebniß mittel und gut mittel; der schwächste Ertragz dürfte sich links der Donau ergeben. Der allgemeine Stand verzeichnet 1,7 % unter mittel, 41,2 % mittel und 57,1 % über mittel. Bei dem Roggen ist der Schnitt mit geringer Ausnahme überall beendet und der Drusch im Zuge. Das Ernte⸗Ergebniß ist qualitativ und quantitativ besser als mittel, 2 % lieferten ein Erträgniß unter mittel, 58,5 % mittel und 39,5 % über mittel. Die beste Ernte hatten die Gegenden zwischen der Donau und Theiß und rechts der Donau, ferner zwischen der Theiß und der Maros, rechts und links der Theiß Was Gerste betrifft, so ist der Schnitt und der Drusch der Wintergerste beendet. Die Ernte ist in jeder Beziehung eine befriedigende. Die Sommergerste lieferte im großen Durchschnitt einen Mittelertrag. Qualitativ wird das Erträgniß wohl ein verschiedenes sein, dennoch wird der schöne, weiße und gut entwickelte Samen über⸗ wiegend vorherrschen. Nur spärlich zeigen sich braune, stellenweise auch schwarze Körner. Der allgemeine Stand beträgt 10,5 % unter mittel, 69 % mittel und 20,4 % über mittel. Der Schnitt des Hafers hat stellenweise in Folge der durch die große Hitze eingetre⸗ tenen Zwangsreife bereits begonnen. Im Durchschnitt läßt sich eine Ernte von schwach mittel gewärtigen. Die Saaten haben sich rechts der Donau, zwischen der Donau und der Theiß etwas erholt Nach dem allgemeinen Stande sind 28,3 % unter mittel, 60,6 % mittel und 11,6 % über mittel. Der Mais erheischt allenthalben im Lande Regen. Obzwar die Pflarzen stellen⸗ weise niedrig, schwach und vergilbt sind, ist der Stand im Allgemeinen dennoch als befriedigend zu bezeichnen.
Handel und Gewerbe.
Berlin, 19. Juli. (Wochenbericht für Stärte, Stärte⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersktr.) Ia. Kar⸗ toffelmehl 16 ½ — 17 ½ ℳ, Ia. Kartoffelstärke 16 ½ — 17 ½ ℳ, IIa. Kar⸗ toffelmehl und ⸗Stärke 13 ½ — 15 ½ ℳ, feuchte Kartoffelstärke —, gelber Syrup 18 ¾ — 19 ℳ, Capillair⸗Export 20 ¾ —- 21 ¼ ℳ, Capillair Syrup 19 ¾ — 20 ¼ ℳ, Kartoffelzucker Capillair 20 ½ — 20 ¾ ℳ, do. gelber 19 — 19 ½ ℳ, Rum⸗Couleur 34 — 35 ℳ, Bier⸗Couleur 34 — 35 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 25 ½ — 26 ½ ℳ. do. sekunda 22 ½ — 23 ½ ℳ, Wetzenstärke (kleinst.) 36 — 37 ℳ, Weizenstärke (großst.) 40 ½ — 41 ½ ℳ, Hallesche und Schlesische 40 ½ —-42 ℳ, Schabe⸗Stärke 31 — 32 ℳ, Mais⸗ Stärke 30 — 31 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 45 ½ — 47 ℳ, do. (Stücken) 43 — 44 ℳ, Victoria⸗Erbsen 17 — 21 ℳ, Kocherbsen 17 — 21 ℳ, Futtererbsen 15 ½ — 16 ½ ℳ, grüne Erbsen 17 — 20 ℳ, Leinsaat 22 ½ — 24 ½ ℳ, Linsen, große —, do. mittel —, do. kleine —, gelber Senf 18 — 26 ℳ, Kümmel 40 — 44 ℳ, Buchweizen 16 — 20 ℳ, Mais loco 12 — 12 ½ ℳ, Pferdebohnen 15 — 17 ℳ, inländische weiße Bohnen 17 — 20 ℳ, breite Flachbohnen 20 — 22 ℳ, ungarische Bohnen 17— 19 ℳ, galizische und russische Bohnen 15 — 17 ℳ, Wicken 16 — 16 ½ ℳ, Hanfkörner 18 — 21 ℳ, Leinkuchen 13 ½ — 14 ½ ℳ, Weizenschale 10 — 10 ½ ℳ, Roggentleie 10 — 10 ½ ℳ, Rapskuchen 13 — 13 ½ ℳ, Mohn, weißer 60 — 70 ℳ, do. blauer 42 — 46 ℳ, Hirse, weiße 20 — 23 ℳ Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.
— Die Aktionäre der Zuckerfabrik Markranstädt haben in der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 5 % beschlossen. Verarbeitet wurden im letzten Geschäftsjahre insgesammt 558 770 Ctr. Rüben; pro Tag ca. 6400 Ctr. An Zucker wurden gewonnen 64 500 Ctr.
Leipzig, 19. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr Juli 4,67 ½ ℳ, pr. August 4,67 ½ ℳ, pr. September 4,70 ℳ, pr. Oktober 4,70 ℳ, pr. November 4,65 ℳ, pr. Dezember 4,65 ℳ. pr. Januar 4,57 ½ ℳ, pr. Februar 4,57 ½ ℳ, pr. März 4,57 ½ ℳ, pr. April 4,45 ℳ, pr. Mai 4.45 ℳ. Umsatz 90 000 kg. Ruhig.
Wien, 21. Juli. (W. T. B.) Bei den 298 km langen Lokal⸗ bahnen der Oesterreichischen Lokal⸗Eisenbahn⸗Gesell⸗ schaft, welche theils im Staatsbetriebe, theils im Betriebe der an⸗ schließenden Hauptbahnen gestanden haben, betrugen die provisorisch ermittelten Einnahmen für den Monat Juni 1890 105 249 Fl., und für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Juni 1890 722 002 Fl. Im Vorjahre betrugen die definitiven Einnahmen bei einer Betriebslänge von 234 km im Juni 79 211 Fl., und für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Juni 545 674 Fl. 3
London, 19. Juli. (W. T. B.) An der Küste 10 Weizen⸗ ladungen angeboten. 1b 1
— 21. Juli. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 12 Juli bis zum 18. Juli: englischer Weizen 374, fremder 66 458, englische Gerste 644, fremde 2171, englische Malzgerste 17 734, fremde —, englischer Hafer 1577, fremder 25,509 Orts. Englisches Mehl 12 712, fremdes 40 936 Sack und 51 Faß.
New⸗York, 19. Juli. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 11 980 166 Doll, gegen 11 091 324 Doll. in der Vorwoche, davon für Stoffe 3 978 202 Doll. gegen 3 455 057 Doll. in der Vorwoche.
Montevideo, 19. Juli. (W. T. B.) Die hiesigen Kauf⸗ leute und Banquiers verständigten sich dahin, in Zukunft bei Goldgeschäften kein Papiergeld in Zahlung zu nehmen.
Submissionen im Auslande.
Belgien. 30. Juli. Brüsseler Börse: Lieferung zweier hölzerner Rümpfe für Lootsenboote. 8 1 Voranschlag: 55 000 Fr. für das Boot. Sicherheit: 5000 Fr. für das Boot. Preis der Pläne: 4,35 Fr. Griechenland. 25., 26. und 27. Juli. Piräus, Verwaltung des General⸗ Monturdepots: Lieferung von 10 000 Schuhledersohlen für das
riechische Heer. 8 3 Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten.
Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.) New⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien:
Bestimmung.
Bremen 19. Juli in Bremerhaven.
Bremen 12. Juli von Nten⸗ Porf.
Bremen 16. Juli von New⸗York. New⸗York 14. Juli in New⸗York. New⸗York 18. Juli in New⸗York. New⸗York 13. Juli von Southampton. New⸗York 17. Juli von Southampton.
New⸗York 19. Juli von Bremerhaven.
Bremen 17. Juli von New⸗York. New⸗York 17. Juli von Bremerhaven. Bremen 9. Juli von Baltimore. Baltimore 16. Juli in Baltimore.
WilhelmII.“ „Weser“. „Hermann“ . „München“. „America“
Main-. . Baltimore 11. Juli Dover passirt.
der abgelaufenen Woche von ziemlich gutem Wetter begünstigt. In
Brasil⸗ und La Plata⸗Linien: - „Leipzig“. . PVigo, Antw., Brem.] 12. Juli St. Vincent pass 8Leö““ La Plata 23. Juni in Montevideo⸗ „Gr. Bismarck“ svissab. Antw., Brm. 13. Juli von Bahia. bEööö“ La Plata 12. Juli in Montevideo. „Frankfurt“. La Plata 7. Juli Las Palmas passirt. „Ohio“ Brasilien 12. Juli St. Vincent passirt. „Hannover“. La Plata 18. Juli von Vig. Linien nach Ost⸗Asien und Australie: Bremen 7. Juli in Port Said. Bremen 14. Juli in Colombo. Ost⸗Asien 12 Juli in Hongkong. Ost⸗Asien 15. Juli in Suez. Bremen 15. Juli in Aden. Bremen 16. Juli von Port Said. Bremen 9. Juli in Colombo.
3 Australien 1. Juli in Adelaide. „Nürnberg“. Australlen 12. Juli in Colombo. „Dresden“ Australien 16. Juli Sagres passirt.
Hamburg, 19. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer „Vallsia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ EEöö“ von New⸗York kommend, heute Morgen Hrawle⸗Point passirt. 1 — 81. 2Lacs (W. T. B.) Der Postdampfer „Slavonia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Pacte fahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft ist, von Hamburg kommend, gestern in New⸗ York einge⸗ troffen und der Postdampfer „Rhaetia“ derselben Gesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Lizard passirt. Kriest, 20 Snt (. . B.) Der Lloyddampfer „Thalia“ ist gestern Nachmittag und der Lloyddampfer „Urano“, von Konstantinopel kommend, heute Nachm ttag hier ein⸗
getroffen.
do 0 li , Die seit etwa 8 Tagen unterbrochenen telegraphischen Verbindungen mit Australien sind nunmehr wiederhergestellt.
„Stuttgart“.. „Braunschweig“ „Sachsen“ „Preußen“. „Kr. Friedr. Wilh.“ „Adler“. b „Habsburg
„Salier“.
Theater und Musik..
. Wallner⸗Theater. 8
Von der Direktion des Wallner Theaters geht s folgende Mittheilung zu: Da das Repertoire des Wallner⸗Theaters eine große Anzahl von Stücken enthält, deren Lebenskraft für Berlin noch lange nicht erschöpft ist, und da andererseits durch den mit Felix Schweighofer abgeschlossenen Gastspiel⸗ und durch den mit Therese Biedermann vereinbarten mehrjährigen Engagementsvertrag der Per⸗ sonalbestand des Wallner⸗Theaters eine bedeutende und sehr interessante Bereicherung erfuhr, hat Hr. Direktor Hase⸗ mann den Entschluß gefaßt, eine altbewährte Kombination wieder aufzunehmen und hat von den Eigenthümern des Belle⸗ Alliance⸗Theaters, den Herren Bruckhoff und Sternheim, diese Bühne für die nächste Wintersaison durch Vermittelung der Theater⸗ agentur A. Entsch gepachtet. Man darf also der künftigen Neu⸗ gestaltung des Wallner⸗Theater⸗Repertoires mit großem Interesse
entgegensehen. Kroll’s Theater. 8 Flotow's Oper „Stradella“ gelangt morgen (Dienstag) mi Heinrich Bötel als Gast in der Titelrolle zur Aufführung. Die übrigen Hauptpartien liegen in den Händen der Frau Hadinger (Leonore) und der Herren Riechmann (Malvolid), Henckeshoven (Barbarino), Miller (Bassi) Die heute in “ Opern- Novität „Don Pablo“ wird am Mittwoch zum ersten Male wiederholt.
Rennen zu Charlottenburg. Sonnabend, 19. Juli, Nachmittags 3 ½ Uhr.
I. Metropole⸗Handicap. Dist. ca. 2000 m. Frhrn. Ed. p Oppenheim's schwbr. St. „Micaéla“ 1., Frhrn. v. Münchhausen's F.⸗H. St. „Bees“ 2., Hrn. v. Tepper⸗Laski''s dbr. W. „Pippin“ 3. Nach Kampf sicher mit dreiviertel Längen gewonnen; eine halbe Länge zwischen dem Zweiten und Dritten. Werth: 6150 ℳ der Siegerin, 900 ℳ dem Zweiten, 400 ℳ dem Dritten. 1—
II. Preis von Grünau. Offtzier⸗Flach⸗Rennen. Dist. ca. 1400 m. Lt. Frhrn. v. Heintze's br. H. „King Mob“ Bes. 1., Major v. Byern’'s F.⸗St. „Hero“ Lt. v. Grävenitz 2., Major v. Treskow's br. W. „Argonaut“ Bes. 3, Lt. v. Gaudecker's br. St. „Sister Nell“ Lt. Gr. Bredow 4. „Poupé“ fiel und entlief. Lt. Suermondt erlitt einen rechtsseitigen Rippenbruch. Werth: 1360 ℳ dem Sieger, 480 ℳ der Zweiten, 280 ℳ dem Dritten, 180 ℳ der Vierten.
III. Preis von Ruhwald. Dist. ca. 3000 m. Lt. Schmidt'’s F.⸗St. „Rothhaut“ 1., Hrn H. Suermondt'’s br. H. „Theokritos“ 2. Nach Gefallen mit vier Längen gelandet. Werth: 1970 ℳ der Sie⸗
gerin, 450 ℳ dem Zweiten
IV. Haselhorster Jagd⸗Rennen. Dist. ca. 5500 m. Major Gr. Sponeck's F.⸗W. „Little Horne“ Lt. Hanson 1., Kapt. Joës br. St. „Vivacious’ Mr. Moore 2, Rittm. v. Boddien’'s br. W. „Maasland“ Bes. 3. Leicht mit vier Längen gewonnen; „Maasland“ zwanzig Längen hinter „Vivacious“. Werth: 5900 ℳ dem Sieger, 900 ℳ der Zweiten, 400 ℳ dem Dritten.
V. Preis vom Juliusthurm. Jagd⸗Rennen. Dist. ca. 3000 m. Hrn. O. Spiekermann's br. H. „Imperial“ 1., Rittm. v. Schmidt⸗Pauli's br. W. „Sutton“ 2., Mr. R. Gore's br. St' „Not Yet“ 3. Mühelos mit fünf Längen gelandet; eine Länge zwischen dem Zweiten und der Dritten. Werth: 2260 ℳ dem Sieger, 450 ℳ dem Zweiten, 250 ℳ der Dritten.
VI. Tempelhofer Hürden⸗Rennen. Me.e. Dist. ca. 3000 m. Kapt. Joë’'s br. H. „Reveil Matin“ Mr. Moore 1., Rittm. Suermondt'’s br. W. „Loch Ranza“ Lt. Hanson 2., Hrn. H. Suermondt's br. St. „Evaporée II.“ Mr. Tippler 3. Leicht mit anderthalb Längen gewonnen; eine halbe Länge trennte „Evaporée II.“ von „Loch Ranza“. Werth: 1400 ℳ dem Sieger, 360 ℳ dem Zweiten, 160 ℳ der Dritten.
VII. Sommer⸗Handicap⸗Rennen. Dist. ca. 4500 m. Lt. Schmidt'’s br. St. „Nightmare“ 1., Hrn. Albert's schwbr. H. „Iceberg II.“ 2., Lt. v Stetten's I. br. W. „Greensand“ 3. Siegte nach Gefallen mit sechs Längen; eine halbe Länge weiter zurück „Greensand“. Werth: 2540 ℳ der Siegerin, 740 ℳ dem Zweiten, 340 ℳ dem Dritten.
Mannigfaltiges. 8 Seitdem die Kaiserliche Familie sich auf Kur⸗ und Er⸗ holungsreisen befindet und auch die Prinzlichen Herrschaften zumeist abwesend sind, erfreuen sich die Königlichen Schlösser und Palais Seitens des Publikums eines überaus zahlreichen Besuches. Ein reger Verkehr findet, wie wir einer Mittheilung der „Voss. Ztg.“ entnehmen, gegenwärtig nach Potsdam hin statt, da auch dort zur Zeit die Königlichen Schlösser und Gärten, Sanssouci, Babelsberg, Schloß und Jagdschloß Glienike und vornehmlich das Neue Palais dem Publikum zugänglich sind. Ganz besonders das letztere bildet jetzt während der Abwesenheit der Kaiserlichen Familie, und da das⸗ selbe von der Wildparkstation aus nur in wenigen Minuten auf Pattigem Waldwege bequem zu erreichen ist, das Ziel zahlreicher Besucher.
Das Denkmal der Königin Luise im Thiergarten war, der „Voss. Ztg.“ zufolge, vorgestern, am achtzigjährigen Todes⸗ tage der unvergeßlichen Königin (19. Juli), das Ziel zahlreicher Be⸗ sucher. Eine Ausschmückung des Denkmals, die nur an dem Ge⸗ burtstage der Königin zu geschehen pflegt, hatte nicht stattgefunden.