1890 / 175 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Jul 1890 18:00:01 GMT) scan diff

1890 auf 586 350 gegen 580 050 im Jahre 1889. Es hat mithin um 6300 zugenommen.

Die Post⸗Armen⸗ und Unterstützungskasse hatte am Ende des Etatsjabres 1889/90 ein Vermögen von 853 550 in zinstragenden Werthpapieren und Hypotheken, 454 30 baar und 125 400 in Sicherheits⸗Dokumenten für gestiftete 16 Freistellen in 3 Waisenanstalten. Die Einnahmen betrugen 607 323 59 (darunter 300 000 Beitrag aus der Postkasse), die Ausgaben 606 869 29 Z; als Bestand verblieben mithin 494 30 J.

Die Ausgaben an Belohnungen, Ruhegehältern, Erziehungs⸗ geldern, fortlaufenden und außerordentlichen Unterstützungen erfor⸗ derten insgesammt 489 941 13 und wurden an 10 723 Per⸗ sonen vertheilt. Es erhielten nämlich 50 Vorsteher von Postämtern 3. Klasse 3895 ℳ, 539 Unterbeamte 22 133 33 ₰, 213 Unter⸗ beamte im Vertragsverhältniß 13 283 76 ₰, 7 Posthalter 782 ℳ, 1125 Postillone 104 645 23 ₰, 466 Wittwen ꝛc. von Vorstehern von Postämtern 3. Klasse 29 515 78 ₰, 6887 Wittwen ꝛc. von Unterbeamten 269 418 63 ₰, 427 Wittwen ꝛc. von Unterbeamten im Vertragsverhältniß 18 125 90 ₰, 8 Wittwen ꝛc. von Post⸗ haltern 691 ℳ, 999 Wittwen ꝛc. von Postillonen 27 102 50 und 2 ee Personen 348 1

Die Zahl der älteren, seit dem 1. Juli 1867 durch Vermittelung der Postversicherungskommission abgeschlossenen Lebensversiche⸗ rungen von Unterbeamten der Post⸗ und Telegraphenverwal⸗ tung, für welche ein Zuschuß von 17 % der tarifmäßigen Prämien aus Postmitteln gewährt wird, betrug Ende März 1890: 3564 Ver⸗ sicherungen mit einer Versicherungssumme von 4 032 900 Hiervon kommen in Abzug: a. in Folge des Ablebens der Versicherten und

der ausnahmsweisen Auszahlung der durchgekauften Versicherungen

bei Lebzeiten der Versicherten die zur Zahlung gelangten 753 Ver⸗

mit einer Versicherungssumme von 828 100 ℳ,

in Folge von Entlassungen aus dem Dienste ge⸗

sowie die freiwillig aufgehobenen 546 Versicherungen

einer Versicherungssumme von 621 800 ℳ, „zusammen

299 Versicherungen mit 1 449 900 ℳ, sodaß Ende März 1890 der

Bestand betrug: 2265 Versicherungen mit 2 583 000 gegen 2302

mit 2 621 700 zu Ende März 1889, was eine Abnahme um 7 Versicherungen im Betrage von 38 700 ergiebt.

Die noch bestehenden Lebensversicherungen, welche auf Grund der neueren, von da e seit 1871 mit mehreren

Versicherungs⸗Anstalten vereinbarten Verträge von Beamten und Unterbeamten abgeschlossen wurden, bezifferten sich Ende März 1890 auf 8124 mit einer Versicherungssumme von 24 587 840 gegen ; es traten mithin in diesem ahreszeitraum hinzu 445 Versicherungen mit 1 355 200 Die Gesammtzahl der Lebensversicherungen betrug demnach nde März 1890 10 389 mit 27 170 840 ℳ, gegen 9981 mit 25 854 340 am Ende des vorhergehenden Etatsjahres. Es sind also im Jahre 1889/90 hinzugekommen 408 Versicherungen mit 1 316 500

Auf Grund der älteren Lebensversicherungen, für welche ein hentengascn aus Postmitteln gewährt wird, sind seit dem Be⸗

tehen der Versicherungen bis Ende März 1890 bei Todesfällen von Unterbeamten an deren Hinterbliebene ausgezahlt worden 753 Kapi⸗ talien im Gesammtbetrage von 828.100

Neben der Abschließung von Lebens⸗Versicherungen für die eigene Person ist den etatsmäßig angestellten Beamten und Unterbeamten der Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung seit Sommer 1889 die Ge⸗ legenheit gegeben, ihren unversorgten Töchtern lebenslänglich zahlbare Leibrenten durch Vermittelung der Postbehörde zu ver⸗ sichern. Ende März 1890 waren 21 Versicherungen dieser Art in Kraft; dieselben lauteten zusammen auf 4300 jährliche Leibrente.

Zu den Kleiderkassen für Unterbeamte der Post⸗ und Tele⸗ graphen⸗Verwaltung sind gezahlt worden: für 5293 Briefträger 158 909 33 ₰, für 7966 Postschaffner 237 065 80 ₰, für 1913 Postpacketträger 56 591 66 ₰, für 827 Stadtpostboten und Leitungs⸗Aufseher 24 524 75 und für 13 205 Landbriefträger 395 202 50 ₰, im Ganzen 872 294 4 ₰.

Außerordentliche und fortlaufende Unterstützungen bezw. Vergütungen wurden bewilligt an 38 109 Personen, und zwar an 11 849 Beamte, 22 308 Unterbeamte und 3952 Hinterbliebene von Beamten und Unterbeamten.

Die Geschäftsergebnisse der Spar⸗ und Vorschuß⸗Vereine von Beamten und Unterbeamten der Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung im Jahre 1889 waren folgende: Von der Gesammtzahl der Beamten der 40 Ober⸗Postdirektionsbezirke 92 828, waren Mitglieder obiger Vereine 76 056 (4251 mehr als 1888); das Vereinsrermögen in Baar, ausstehenden Vorschüssen, zinstragenden Papieren, Hypotheken und sonstigen Kapitalbeständen, als Zinsscheinen, Waarenbeständen ꝛc. bewerthete sich auf 18 026 333 23 (1 510 277 26 mehr als 1888). Die Beiträge der Mitglieder bezifferten sich auf 4 202 896 39 (167 679 43 nefr) Im Laufe des Jahres zu⸗ rückgezahlt an die Mitglieder wurden 3448 477. 21 (192 633 81 mehr). Das Guthaben der Mitglieder einschließlich Zinsen und Gewinn⸗ antheile bezifferte sich auf 17 584 301 38 (1 466 699 99 höher). Vorschüsse wurden bewilligt 28 342 (2549 mehr) im Ge⸗ sammtbetrage von 4 226 199 17 (413 375 1 mehr), zurückgezahlt an solchen 3 976 764 40 (290 837 26 mehr). An Zinsen kamen auf 764 998 27 (51 185 50 mehr). Die Verwaltung erforderte an Kosten 15 010 56 (881 55 weniger). Die Zinsengutschrift für die Mitglieder Gu 3 % des Guthabens) betrug 279 168 18 (43 949 18 mehr), der Gewinnantheil der Mitglieder 1,35 % (0,09 % weniger) = 233 021 30 (5497 58 mehr). Dem Reservefonds überwiesen wurden 56 404 29 (14 461 8 mehr), sodaß derselbe Ende 1889 sich auf 434 066 89 (53 886 79 höher) bezifferte.

Den Postkrankenkassen gehörten Ende 1889 an 17 168 Unterbeamte (2042 mehr als 1888). Die Zahl der Krankheitsfälle war 4053 (741 mehr), der Krankheitstage 68 445 (7374 mehr). Der Gesammtbeitrag in Prozenten des Diensteinkommens betrug 1,17 % (0,09 % weniger). Der Betriebsfonds hatte einen Bestand von 6725 61 gegen 9850 28 (3124 67 weniger). Die Betriebseinnahmen bezifferten sich im Jahre 1889 auf 142 462 14 (7342 40 weniger als 1888), die Betriebsausgaben auf 142 269 58 (11 638 53 höher), der Ueberschuß auf 14 719 10 ₰, der Zuschuß auf 7800 93 22 105 .60 7 weniger), der Bestand des Reservefonds auf 279 678 ℳ% 75 236 42 mehr), der Betriebsfonds auf 6678 8 (47 53 weniger).

Statistik und Volkswirthschaft

Zur Arbeiterbewegung. 1X“

Aus Saarbrücken wird der „N. Pr. Ztg.“ telegraphirt, daß am Sonntag an acht verschiedenen Orten des Saar⸗Reviers Versammlungen des Rechtsschutzvereins stattfanden, in denen die Vertrauensmänner über die Lage der Arbeiter Bericht er⸗ statteten. Es wurde in diesen Versammlungen übereinstimmend er⸗ klärt, daß man, abgesehen von Ausstellungen im Einzelnen, mit den gegenwärtigen Löhnen zufrieden sein könne. Eine Abänderung des⸗ jenigen Paragraphen der Arbeitsordnung, wonach Bergleute ohne C“ von Gründen entlassen werden können, soll angestrebt werden.

In Langendreer fand vorgestern, wie der „Rh.⸗ u. Ruhr⸗Ztg.“ aus Bochum mitgetheilt wird, eine Vorstandssitzung des er⸗ bandes der evangelischen Arbeitervereine von Rhein⸗ land und Westfalen statt, in welcher zunächst über die Einrichtung von Kreisverbänden berathen wurde. Dem Verbande gehören annähernd 70. Vereine an mit einer Mit⸗ gliederzahl von über 25 000. Ueber die Frage, wie die Sache der evangelischen Arbeitervereine besser betrieben werden könne, waren

band getheilt werden müsse, und entschied man sich vorläufig zu fol⸗ gender Kreiseintheilung: Hagen⸗Iserlohn, Hattingen⸗Bochum⸗Witten, Herne⸗Eickel, Gelsenkirchen, Essen, Dortmund⸗Hörde, Hamm, Seest, Duisburg, Elberfeld und Wetzlar. Neu aufgenommen in den Ver⸗ band wurden die Vereine von Aplerbeck, Braubauerschaft, Kamen, Kronenberg bei Elberfeld, Paderborn und Schwelm und gleichzeitig die Vertreter vorstehender Vereine gewählt.

In Krefeld wurde am Sonntag der niederrheinische Webertag selbständiger Webermeister der Hausindustrie des Niederrheins abgehalten. Auf der Tagesordnung standen die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung, das Arbeiterschutzgesetz und die Lohnfrage. Nach der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ wurden zwei Resolutionen angenommen, von welchen die erste die Ansicht ausspricht, daß ein Urtheil, ob eine Ausdehnung des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes auf die Meister der Haus⸗ industrie des Bezirks des niederrheinischen Weberbundes wünschenswerth sei, erst abgegeben werden könne, wenn das Gesetz längere Zeit in Kraft 1ee und genügende Erfahrung über die Wirksamkeit desselben gesammelt sei; in der zweiten spricht sich der Webertag dahin aus, daß er eine Regelung der Lohnfrage für dringend nothwendig halte, und bittet die Königliche Regierung Maß⸗ regeln in Betracht zu ziehen, um einerseits die Fabrikanten, anderer⸗ seits die Meister der Hausindustrie korporativ zu organisiren, um durch bindende und erschwingbare Vereinbarungen zwischen beiden Theilen Minimallöhne und sämmtliche Bedingungen des Arbeits⸗ vertrages festzusetzen.

Wie der „Dortm. Ztg.“ aus Minden geschrieben wird, haben beim dortigen Kasernenbau einige zwanzig Maurer die Arbeit eingestellt, weil der Meister ihnen Vorhaltungen darüber machte, daß sie im Tage kaum vier Quadratmeter Mauerwerk aus⸗ gefugt hätten, während die Durchschnittsleistung eines halbwegs fleißigen Mannes wenigstens das Doppelte betragen müßte.

Der „Frkf. Ztg.“ wird aus Braunschweig berichtet, daß die dortigen Sozialdemokraten eine Generalkommission eingesetzt haben, welche nicht nur die Strikes u. s. w., sondern auch die Korporationsvergnügungen der Arbeiter zu regeln hat. Für die Kommission sind sehr scharfe Vorschriften festgesetzt worden, dieselben seien aber, wie ein Redner in der allgemeinen Versammlung hervor⸗ hob, nöthig, „da auch unter den Klassenbestrebungen der Arbeiter geradezu eine Anarchie eingerissen sei. Die Kommission hat u. A. auch dahin zu wirken, daß die Vergnügungen der sozialistischen Klubs von den der Arbeiterbewegung nicht angehörenden Arbeitern möglichst wenig besucht werden.

Eine Versammlung der Schmiedegehülfen Leipzigs am Sonnabend, welche von etwa 200 Personen besucht war, beschloß, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, nach einem Vortrage über die Ham⸗ burger Arbeiterbewegung, die Stellung der Unternehmer⸗ koalitionen zu den Arbeitervereinen und die Vorzüge der Gewerkschaftskartellkommission dem Rathe des Vortragenden entsprechend, zwei Vertreter der Schmiede in diese Kom⸗ mission zu entsenden und nahm deren Wahl sofort vor. Während der Debatte wurde es mehrfach mit Anerkennung begrüßt, daß die sächsische Regierung, wenn auch zunächst nur in den Staats⸗ werkstätten, statistische Erhebungen über die Verhältnisse der Arbeiter vornehmen lasse. In einer Versammlung der Drechslergehülfen wurde am Sonntag Bericht erstattet über das Ergebniß der durch Ausgabe von Fragebogen angestellten statistischen Erhebungen über die Lohn⸗ und Arbeitsverhältnisse in Leipzig. Darnach beträat der wöchentliche Durchschnittslohn 22 66 ꝛ₰ bei einer durch⸗ schnittlichen Arbeitszeit von 58 ½ Stunden oder 9 ¾ Stunden täglich. Die längste Arbeitszeit beträgt 11, die kürzeste 9 Stunden täglich. Ueberstunden und Sonntagsarbeit genießen nur stellenweise einen Lohn⸗ zuschlag. 20 Werkstätten wurden mit Dampfkraft betrieben. Nach dem Bericht sind die Löhne und damit die Einnahmen des Gehülfen zurückgegangen, während die Preise aller Lebensmittel höhere eworden sind. Von einer Lohnerhöhung beschloß die

ersammlung bei der Ungunst der Verhältnisse zur Zeit abzusehen. Versuche der Arbeitgeber indessen, in ähnlicher Weise wie in Ham⸗ burg das Koalitionsrecht der Arbeiter aufzuheben, sollen mit aller Energie zurückgewiesen werden.

ier in Berlin fand am Sonntag, wie wir dem „Berl. Volksbl.“ entnehmen, eine öffentliche Versammlung von Handlungs⸗ gehülfen und ⸗Gehülfinnen statt, in welcher eine Resolution zur Annahme gelangte, daß man sich verpflichte, der, wie ein Redner bemerkte, auf dem Boden der sozialdemokratischen Parteianschauungen stehenden „Freien Vereinigung der Kaufleute“ beizutreten.

Zur wirthschaftlichen Lage im Jahre 1827. Der Handelskammerbericht von Koblenz führt Folgendes aus: „Soweit sich die Ergebnisse einer vielgestaltigen Handels⸗ und

Gewerbethätigkeit überhaupt zusammenfassen lassen, können diejenigen des Berichtsjahres nur als durchaus befriedigend bezeichnet werden. Die Zuvielerzeugung, welche so lange auf dem Geschäfts⸗ leben gelastet hatte, war schon vorher durch die Steigerung des Verbrauchs und angemessene rrfabaltnng der Hervorbringung beseitigt gewesen, übergroße Vorräthe drückten nicht mehr auf den Markt und zahlreichen Verbänden war es unter der Gunst dieser Umstände gelungen, für die Erzeugnisse des Gewerbefleißes eine ausreichende Hrestsftellung zu erlangen. Von verhältnißmäßig unbe⸗ deutenden Ausnahmen abgesehen, hatten sonach in den ersten Monaten des Jahres alle Gewerbezweige volle und lohnende Beschäftigung, und der Handel fand ein dankbares Feld für seine vermittelnde Thätigkeit. Diese erfreuliche Entwickelung wurde aber im Mai unterbrochen durch den langen Ausstand fast aller Kohlenarbeiter Deutschlands, der und Verwirrung auf den verschiedensten Gebieten hervorrief. as Eisen⸗ und Stahlgewerbe, in seinen meisten Zweigen mit Aufträgen überhäuft, gerieth in eine Bewegung, die sich nur mit derjenigen zu Anfang der 70er Jahre vergleichen läßt. In der Sorge um die erforderlichen Deckungen in Rohmaterial und Halb⸗ fabrikaten überstürzte sich die Nachfrage und gab einer wilden Preis⸗ treiberei Raum, wodurch allerdings vorläufig dem Nachtheil der erhöhten Brennmaterialpreise für das Eisengewerbe entgegengewirkt wurde. Werschiedene andere Gewerbezweige, namentlich solche, die für die Ausfuhr arbeiteten, waren aber nicht in der Lage, die Preise ihrer Hervorbringung entsprechend zu erhöhen, und für sie begann die Kohlen⸗ theuerung in empfindlichster Weise fühlbar zu werden, als die alten Verträge über Kohlenlieferung zu Ende gingen oder nicht gehalten wurden und Brennmaterial zu unverhältnißmäßig erhöhten Tagespreisen ge⸗ kauft werden mußte. Verschärft wurde die Spannung des Marktes durch das Treiben der Börse, wo man, wie gewöhnlich, die guten Aussichten der Aktien⸗Unternehmungen schon im Voraus und über⸗ trieben in den Coursen zum Ausdruck brachte. Wenn in dieser Be⸗ ziehung und hinsichtlich der Preisbildung verschiedener Artikel auch mancher ungesunde Zug zu Tage trat, ruhte die lebhafte Geschäfts⸗ thätigkeit in den meisten Zweigen doch bis zum Jahresschluß auf der soliden Grundlage wirklich vorhandenen Bedarfs. Die Schattenseite der gekennzeichneten Bewegung zeigte sich in der Erschwerung der Ausfuhr vieler Erzeugnisse, die in Folge der Vertheuerung der Rohmaterialien und Steigerung der Arbeitslöhne nicht mehr zu denselben Preisen angeboten werden konnten wie früher und deshalb gegenüber dem fremden Wettbewerb nur schwer oder gar nicht abzusetzen waren. Der Rückgan der Ausfuhr ist nicht unbedeutend und wird sich leider voraussichtlich noch sfisgen Die Fortschritte, welche Deutschland auf dem Weltmarkt gemacht hatte, berahen zum nicht geringen Theile auf seiner billigen Kohle und seinen wenigstens gegenüber England billigeren Arbeitslöhnen. Mit dieser Stütze unseres Ausfuhrgeschäfts ist es aber Perefeg vorläufig vorbei, und es steht deshalb zu be⸗ fürchten, daß es schwer fallen wird, die Ausfuhr rechtzeitig zu steigern, wenn einmal die Anforderungen des inländischen Marktes nachlassen und zahlreiche Neuanlagen in Betrieb treten.

Für die gewerblichen Arbeiter war das Jahr insofern sehr günstig,

als es fast unausgesetzt reichliche Arbeitsgelegenheit zu mehr

die Anwesenden im Allgemeinen darin einig, daß der Ver⸗

oder weniger steigenden Löhnen bot. Dem gegenüber stand aller⸗

dings eine Vertheuerung vieler Lebensmittel, die aber nur bezüglich des Schweinefleisches erheblich ins Gewicht siel. Alle anderen Lebens⸗ mittel gingen über den Durchschnittspreis der letzten Jahrzehnte nicht hinaus, wenn sie auch allerdings etwas theurer waren als in den letztvergangenen Jahren mit ihrer außergewöhnlichen Billigkeit. Einer der wichtigsten Artikel im Haushalt des ganzen Volkes, die Kartoffel, stand sogar wesentlich unter dem Durchschnittspreis.“

Ausgaben thüringischer Städte für die öffentliche Armenpflege. 3

Der Nutzen der Statistik für die öffentliche Armenpflege liegt namentlich auch in der Vergleichung der Ausgaben in Städten der⸗ selben Gegend mit ziemlich gleichmäßigen örtlichen Bedürfnissen und Verhältnissen. Die deutsche Armenstatistik von 1885 hat einen Ueber⸗ blick für ganz Deutschland ermöglicht, welcher ergab, daß im Jahre 1885 die Aufwendungen für die Unterstützten im Deutschen Reich rund 92 Mill. Mark oder etwa 2 für den Kopf der Bevölkerung betrugen. Der Ober⸗Bürgermeister am Ende in Rudolstadt hat nun in Folge der in den letzten Jahren dort stattgefundenen nicht unerheb⸗ lichen Steigerung der Ausgaben für die öffentliche Armen⸗ pflege Veranlassung enommen, von einer größeren Anzahl thüringischer Städte Auskunft über die Aufwendungen für ihr öffentliches Armenwesen zu erbitten und hat das Ergebniß dieser Er⸗ örterungen in der „Schwarzburg⸗Rudolstädtischen Landeszeitung“ veröffentlicht. Die Aufstellung, welche sich auf 17 Städte erstreckt, ergiebt, daß sich der durchschnittliche Aufwand für das Armenwesen in diesen Städten zusammen auf 1 48 für den Kopf der Be⸗ völkerung beziffert. Die einzelnen Städte verausgabten: Saalfeld (9300 Einw.) 94 ₰, Sonneberg (11 500 E.) 1 ℳ, Weißenfels (24 521 E.) 1 5 J, Sondershausen (6600 E.) 1 11 ₰, Jena (13 892 E.) 1 13 ₰, Weimar (23 700 8 1 20 ₰, Avpolda

E.) 1 22 ₰, Meiningen (12 500 ) 1 32 ₰, Erfurt

(69 400 E.) 1 32 ₰, Frankenhausen (5000 E.) 1 43 ₰, Gera

.) 1 78 ₰, Rudolstadt (12 500 E.) 1 82 ₰, Greiz

.) 1 83 ₰, Eisenach (20 600 E.) 1 85 ₰, Coburg

(16 500 G) 1 88 ₰, Gotha (30 000 E.) 2 2 ₰, Arnstadt (13 000 E.) 2 22 J.

Oberbürgermeister am Ende bemerkt nun: „Das Ergebniß dieser Ermittelungen erscheint für Rudolstadt als ein ungünstiges und könnte der Auffassung Raum geben, als ob Seitens der hiesigen Armenverwaltung mehr geschieht, als zur Beseitigung der drückendsten Noth erforderlich ist.

Durch eine Vergleichung der einzelnen Ausgabepositionen bei der Rudolstädter Armenkasse mit den entsprechenden Ausgabepositionen derjenigen Städte, welche einen geringeren Aufwand für das Armen⸗ wesen haben, stellt sich jedoch heraus, daß der größere Aufwand in Rudolstadt hauptsächlich durch die beträchtlichen Kosten der Kranken⸗ pflege hervorgerufen wird.

Während für die Verpflegung Kranker u. A. Saalfeld ungefähr 1000 ℳ, Sonneberg einschließlich der Unterhaltungskosten für eine Gemeindeschwester ungefähr 1500 und Weißenfels für im dortigen Krankenhause behandelte Ortsarme und an Zuschuß zur Krankenhauskasse 1909 verausgaben, zahlte Rudolstadt im verflossenen Jahre, ab⸗ züglich der erstatteten und noch zu erstattenden Beträge für Kranken⸗ pflege, 3918 und außerdem an Verpflegungskosten für Geistes⸗ kranke die Summe von 2355 ℳ, zusammen also 6273 .

Es liegt nicht in der Hand der Armenverwaltung, diese Kosten ohne Weiteres mindern zu können, da dieselben theils von Zufällig⸗ keiten und lokalen Verhältnissen, theils von dem Ermessen der Aerzf⸗,

welche über die Nothwendigkeit der Unterbringung Kranker in die

Heilanstalt zu befinden haben, abhängig sind.“

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

„ee Bei der heute angefangenen Ziehung der 4. Kla e 182. Königlich 8 8

1 1— cher Klassenlotterie fielen in der Vormittagsziehung: 2 Gewinne von 15 000 auf Nr. 48 466. 101 986. 8 1 Gewinne von 10 000 auf Nr. 29 963. 80 846 5 676. 2 Gewinne von 5000 auf Nr. 110 191. 178 898.

32 Gewinne von 3000 auf Nr. 8297. 17 803. 17 884. 32 413. 33 429. 39 591. 53 483. 65 329. 69 433. 72 550. 74 795. 80 705. 94 574. 95 273. 102 290. 107 367. 108 060.

118 837. 149 932. 177 469.

134 654. 160 119. 183 242.

137 253. 160 185. 186 769.

145 453. 146 026. 148 300. 168 320. 175 080. 175 175.

43 Gewinne von 1500 % auf Nr. 1271. 13 218. 16 640. 35 363. 41 035. 55 443. 57899. 77 152. 84733.

21 850. 29 345. 34 446. 61 004. 64 673. 67 008. 92 175. 94 287. 95 063. 107 552. 110 058. 113 695. 135 028. 136 052. 141 681.

142 937. 144 888. 160 869. 165 879. 167 573. 171 920. 172 395. 181 032. 186 110.

38 Gewinne von 500 auf Nr. 1786. 14 650. 22 172. 25 675. 26 617. 28 738. 37 307. 38 593. 39 771. 44 743. 45 742. 45 965. 51 586. 53 771. 63 487. 65 675. 74 638. 79 216. 79 282. 86 413. 110 399. 116 637. 117 819. 131 605. 132 352. 154 583. 155 211. 156 552. 173 132. 176 241. 181 453. 184 476.

Rennen zu Hoppegarten. Erster Tag. Montag, 21. Juli.

I. Kriterium. Klubpreis 6000 Für Zweijährige. Dist. 1000 m. Kgl. Hpt.⸗Gest. Graditz' dbr. H. „Peter“ 1., Hrn. V. May's br. St. „Minaret“ 2., Graf Redern'’s F⸗St. „Edelweiß“ 3. Siegte leicht mit anderthalb Längen; „Edelweiß“ ebensoweit hinter „Minaret“ Dritte. Werth: 7250 dem Sieger, 1250 der Zweiten, 200

der Dritten.

II. Adonis⸗Rennen. Staatspreis 4000 Dist. 2000 m. K. Hpt.⸗Gest. Graditz' br. St. „Ahnenprobe“ 1., Desselben F.⸗St. „Gustel von Blasewitz“ 2., Hrn. L. Meyer's ⸗H. „Goldmann“ 3. Nach Gefallen mit drei Längen gewonnen; „Goldmann“ angehalten fünf Längen hinter „Gustel von Blasewitz“ Dritter. Werth: 4000 der Siegerin, 400 der Zweiten, 100 dem Dritten.

III. Charlottenburger Handicap. Klubpreis 5000 Hrn. J. Jägers's schwbr. H. „Versuch“ 1., Graf Redern's F.⸗St. „Dorothea“ 2., Frhrn. Ed. von Oppenheim's schwbr. St. „Mi⸗ casla“ 3. Nach kurzem Kampf sicher um einen Hals gewonnen; eine halbe Länge zwischen der Zweiten und Dritten. Werth: 5940 dem Sieger, 940 der Zweiken, 150 der Dritten.

Almanig.Hand gap. Klubpreis 2000 Der Sieger ist für 1500 käuflich. Dist. 1400 m. Graf Redern's F.⸗St. „Dornröschen“ 1., Hrn. von Tepper⸗Laski'8 schwbr. „Cosmopolit“ 2., desselben F.⸗W. „Boris“ 3. „Dornröschen“ siegte nach kurzer Gegenwehr sicher mit einer halben Länge; „Boris“ ebenso weit hinter „Cosmopolit“ Dritter. Werth: 2360 „Dornröschen“ wurde für 4000 an Rittm. Suermondt verkauft.

V. Preis von Aachen. Klubpreis 3000 Für Zweijährige. Dist. 1000 m. Kgl. Hpt.⸗Gest. Graditz’ F.⸗H. „Walvater“ 1.,

in, von Tepper⸗Laski'g br. H. „Calderon“ 2., Kapt. Edwards

H. „Justice“ 3. Nach Gefallen mit drittehalb Längen gewonnen; dreiviertel Längen zwischen „Calderon“ und „Justice“. Werth: 3000 dem Sieger, 1100 dem Zweiten, 100 dem Dritten.

VI. Prospekthaus⸗Rennen. Klubpreis 2000 Dist. 1200 m. Gr. Plessen⸗Ivenack'’s dbr. H. „Malbruckt“ 1., Major v. Mollard's F.⸗H. „Uli“ 2., Hrn. O. Spiekermann's br. St.

Wunderblume 3. Mit drittehalb Längen leicht gelandet; „Wunder⸗ Ulume“ zehn Längen hinter „Uli“ Dritte Werth: 200 dem Sieger, 240 dem Zweiten, 80 der Dritten.

71 134. 75 941. 98 785. 114 370.

100 409. 127 158.

104 408. 133 360. 160 844. 179 219.

18 104. 39 555. 61 809. 93 078. 134 209. 179 670.

schen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1890.

Berlin, Dienstag, den 22. Juli

8 a1 f ffi se⸗ lten des Di 1 der Rübenzuckerfabriken, Zuckerraffinerien und Melasse⸗Entzuckerungsansta v“ in⸗ Mona⸗ Jnn keishhs heher in der Zeit vom 1. August 1889 bis 30. Juni 1890.

Deutsches Reich.

8

deutschen Zollgebiets

11“

Zeitabschnitt

auf welchen Ver⸗

arbeitete Rüben

die Betriebsergebnisse sich beziehen.

I. Verwendete Zuckerstoffe.

b

B. Verarbeitete Melasse. ¹)

II. Produzirte Zucker.

C. Verarbeiteter (eingeworfener oder zum Decken verwendeter) Zucker.

A. Rohzucker. 1.“ 3 B. Raf⸗

Hiervon (Sp. 3) wurden entzuckert

finirter Fremde,

Nach⸗

stitution scheidung.

Füllung. 2 8 der Aus

der Osmose. der Elution und der Strontian⸗

verfahren

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02 F

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Rohzucker d. h. 1 Raf⸗

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8. der Fabriken ü85 zweites dritten bezogene Konsum⸗

Nach⸗ Füll⸗ zucker. Produkt. Produkt

produkte. masse. ab.

100 1. 100 kg 100 kg 100 kg 11. 12. 13. 14

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100 kg W“

m Monat Juni 1890 ““ in den betreffenden Vormonaten

Zusammen

In demselben Zeitraum des Vorjahres

Im Monat Juni 1890 . . . . . Dazu in den betreffenden Vormonaten

Zusammen

Im Monat Juni 1890 8 es in den betreffenden Vormonaten . ..

amts.

Krankenhäusern.

Volkskrankheiten. un 8 1 Veterinär⸗polizeiliche Maßregeln. Medizinal⸗Gesetzgebung u 89 (Preußen.) Privat⸗Irrenanstalten. (Baden.) Bewegung der Be⸗

98 250 394

Betriebsergebnisse der: 1) Rübenzuckerfabriken. ²)

24 835 9 958

34 793 8 8302 563 e*. 38292 2818

16u““ 639 502

62 700 81 098

25 329 14 554 342 770] 1 643 930

5 45 21 885 203 329711 182 702

—2à2 1141 389 23 313

in der Zeit vom 1. August 1889 bis 30. Juni 1890 . . . .6 98 250 394

78 961 830

8 Im Monat Juni 1890

1 349 637

s 1 384 430 1 442 797

22 515

327 398 639 502 52 653 342 255 327 398 63 18 525

341 111 660 271 82 451 310 139 2) Zuckerraffinerien. ²)

2 626 6 120

8 746 2 389 28939 513 11 115 2360

42 350

405 470 1 725 028

229 138111 197 256 1 341 357] 1 452 199

23 313 192 319]⁄ 8 644 395

1 199 034 1 046 161

26 9631 470 250 155 212] 3 663 817

Dazu in den betreffenden Vormonaten . . . .. . Zusammen in der Zeit vom 1. August 1889 bis

J11114“; * In demselben Zeitraum des Vorjahres

51 996 30g88 V 5138 17235 2 389 67 250% 34 9535 32 297

3) Melasse⸗Entzuckerungsanstalten. 93 332 3435 v“

182 175] 4 134 067 152 395] 3 556 637

33 945 348 798

19 570

137 822 159 260

in der Zeit vom 1. August 1889 bis 0. 89090ü In demselben Zeitraum des Vorjahres.

98 250 394

924 690 46 722 V 8 872 458 - 959 755 —- 931 942 au t 1 b8 8 16 078 87 297

126 89 33 343 412 897 333

2 316 677 3 53 166

382 743 339 614

178 830 158 98 168 490

125 832

109 2331 585 293 657 242] 5 656 545

14 554

8618887 11 182 702

5 668 057 23 313

Zusammen in der Zeit vom 1. August 1889 bis 30. Juni 1890 . 11“

11“ 98 250 394 In demselben Zeitraum des Vorjahres

78 961 830] 2 530 248

359 490 984 630

53 166 310 139] 1 013 064

82 451

639 502

U 408 543 V 660 271

448 499

2 453 548

¹) Unter Melasse sind die Abläufe aller Art einschließlich derjenigen vom ersten und zweiten Produkt verstanden.

1 ü f s e bei 9 sei es der mit Melasse⸗Entzuckerun 2 sämmtliche Fabriken, in welchen Rüben auf Rohzucker oder Konsumzucker verarbeite, werden, sei es ohne 0 laß 8) Das hnde sümnmet die FPenernr raffinirter Zucker betreibenden Rübenzuckerfabriken und selbständigen Melasse⸗Entzuckerungsanstalten.

Berlin, im Juli 1890.

Kaiserliches Statistisches Amt. In Vertretung: von Scheel. Se

6 241 838

593 91 5 348 450

89 11 197 256 16 260 .

6288 9 8 644 395

5 295 422

g, ohne oder mit Einwurf von Zucker. 1.“

Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ 8 Kl188 Inhalt: Gesundheitsstand: Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Cholera in Spanien. Sterbefälle in deut⸗ schen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Gesundheitszustand im belgischen Heere 1888. Sterblichkeit in Madrid 1889. Witterung. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen in Rumänien, 1. Vierteljahr.

b neimitte seuche. (Mecklen⸗ völkerung. Arzneimittel. Maul⸗ und Klauenseuche. (Meckl. burg⸗Schwerin.) Apotheken⸗Visitat onen. Desinfektion bei Diph⸗ therie. (Oesterreich.) Untersuchung weiblicher Sträflinge. 89 Ge⸗ nehmigung neuer gewerblicher E dee Safe ⸗Cure ⸗Spezialitäten. Düngergruben in den Des⸗ infektions⸗Stationen. (Nieder⸗Oesterreich.) Desinfektion der Viehtransportwagen. (Ungarn) Rettungswesen bei Eisen⸗

bahnen. Rechtsprechung. Milchfälschungen (Schluß). Kongresse,

Verhandlungen gesetzgebender Körperschaften, Vereine u. s. w. (Ver⸗ LE“ dae gänee sa) Ein⸗ und Ausfuhr von Lebensmitteln. Versälschung von. Lebensmitteln und Arzneiwaaren. Vermischtes. (Preußen. Berlin.) Mohrmann'sche Schriften. Typhus im fran⸗ zösischen Heere. Pilgerlazareth in Camaran. Chinesische Be⸗ handlungsweise der Diphtherie. 1 Centralblatt der Bauverwaltung. Herausgegebe⸗ Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Nr. 29. Inhalt: Amtliches: Cirkular⸗Erlaß vom 28. Juni 1890, betreffend die Revision der zu Justizzwecken dienenden Miethsgebäude u s. w. Cirkular⸗Erlaß vom 4. Juli 1890, betreffend die Ueberweisung der Regierungs⸗Baumeister an die Bezirks⸗Regierungen. Per onal⸗ Nachrichten. Richtamtliches: Berechnung des Zweigelenkbogens Grabdenkmal des Kaisers Hadrian. Neuere Arten zerlegbarer eiserner Brücken. Vermischtes: Kaiser Wilhelm⸗Denkmal der Provinz Westfalen Technische Hochschule in Darmstadt. Höher⸗ legung eines Häaͤuserblocks in Boston.

Kunst und Wissenschaft.

u dem am 4. August hierselbst beginnenden zehnten inter⸗

F TNeen⸗ medizinischen Kongreß sind bis jetzt weit über 2000 Aerzte aus allen Welttheilen angemeldet. Im Auftrage des französischen Ministeriums des Innern werden auf dem Kongreß erscheinen: 1) Dr. Proust, Inspecteur général des services sani- taires, Professeur à la Faculté de Médecine de Paris, Membre de PpAcadémie de Médecine de Paris et du Comité consultatif d'hygiene publique de France, 2) Dr. Notter, Médecin des Hôöpitaux, Professeur agréègé à la Faculté de Médecine de Paris, Chef du laboratoire d'hygiène à cette Faculté et Auditenr près le Comité consultatif d'hygiène publique de France, 3) Dr. Vélude, Médecin de j'höpital des Quinze Vvingts. Vom französischen Unterrichts⸗Ministerium werden entsendet: 1) Dr. Lefort, Dr. Bonched und Dr. Ch. Richet, alle drei Pro⸗ fessoren der medizinischen Fakultät zu Paris und Mitglieder der medizinischen Akademie, 4) Dr. Lassargne, Professeur à la Faculté de Médecine de Lyon, 6) Dr. Magitot, Mitglied der medizinischen Aklademie, 7) Dr. Monte, Professor der Laryngologie und Rhinologie;

und Mitglied des

8) Dr. Nicaise, Chirurg der zur Pariser medizinischen Fakultät gehörenden Hospitäler, 8) Dr. Baudouin, Hospital⸗Arzt für innere Krankheiten, 9) Dr. Charteresse, 10) Dr. Borchertund 11) Dr. G ley, Professoren zu Paris, und 12) Dr. Leloir, Professor in Paris, und 13) Dr. Berlioz, Pharmazeut, der älteste Chef des zur Pariser medizinischen Fakultät gebörigen Laboratoriums. Das französische Ministerium für Kolonien entsendet: 1) Dr. Treille, Medizinal⸗ Inspektor und Präsident des obersten Gesundheitsraths der Kolonien, Dr. Vermorgant, Chef⸗Arzt und Mitglier des obersten Gesundheitsraths der Kolonien. Das französische Marine⸗Ministerium entsendet: 1) Dr. Brassac, Chef⸗Arzt obersten Gesundheitsraths der Marine, 2) Dr. Ilyades, Médecin-principal und Mitglied des obersten Ge⸗ sundheitsraths der Marine. Das französische Ministerium für Ackerbau entsendet: 1) Dr. Nocard, Direktor der Veterinärschule und Mitglied der Medizinischen Akademie, 2) Dr. Chauveau, General⸗ Inspektor der französischen Veterinärschulen. * Das französische Handels⸗Ministerium entsendet den Dr. Chervin, Mitglied des obersten Raths für Statistik. Das Kriegs⸗Ministerium der Niederlande entsendet: 1) den Dr. Giesbers, Königlich niederländischen Sanitäts⸗ Offizier erster Klasse der Armee, 2) Dr. Zwaardemaker, Königlich niederländischen Sanitäts⸗Offizier zweiter Klasse der Armee. Das niederländische Marine⸗Ministerium entsenbet: Dr. Hodenpyl, König⸗ lich niederländischen Sanitäts⸗Offizier zweiter Klasse der Marine. 8 Die Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika, und war das Ministerium für Kriegs⸗ und Marinewesen, entsenden: 1) C. A. Alden, Lieutenant Colonel, 2) John A. Billings, Major Surgeon, 3) Albert Gihon, 4) Albert Hindleberger. 1“ Die egyptische Re⸗ gierung, und zwar die Sanitäts⸗Abtheilung des egyptischen Heeres, entsendet: 1¹) den Professor Dr. Hassan Pascha. sahmoud, 2) Dr. Rosiac (Kairc). Das egyptische Kriegs⸗Ministerium ent⸗ sendet: Dr. Rogers Pascha (Kairo), Chef der Chirurgie in der egpp⸗ tischen Armee. Das ungarische Ministerium des Innern ent⸗ sendet: 1) Dr. von Naronyi, Prosessor und Königlichen Rath, 2) Dr. Ludwig von Czatöry, Sanitäaͤts⸗Rath, und 3) Dr. Joseph von Födor, Professor und Königlichen Rath. Die portugiesische Regierung entsendet: Dr. Gama Pintot (Lissabon). Die belg ische Regierung entsendet: 1) Dr. Libbrecht (Gent), 2) Dr. Crav, Mitglied des obersten Raths für öffentliche Gesundheitslehre (Gent). Das dänische Sv Die General⸗Aerzte Dr. Berg und Arntz (Kopenhagen). 3

Dr In e sich ö““ J e und die Theilnahme der Aerzte ihres Lande en Derartige Landes⸗Comités bestehen in Nord. Amerita, Bel⸗ gien, Dänemark, Großbritannien und Irland, Italien, Mexiko, Nieder⸗ lande, Norwegen, Oesterreich,Ungarn, Rußland, Schweden, Schweiz und Spanien. Aus den auswärtigen Aerzten, die sich zur Zeit zu Studien⸗ und Forschungszwecken in Deutschland aufhalten, haben sich besondere Comités gebildet, welche ihren speziellen Landsleuten und Sprach⸗ genossen behülflich sein wollen. Diese werden sich in die einzelnen Sektionen vertheilen und nöthigenfalls ihre Kenntniß ben Sprache zur Interpretation zur Verfügung stellen. T. 53 punkt der Berathurngen wird in den Setetaas se ng Fen. sind 19 Sektionen gebildet worden, und zwar: 1) für 9 omie, 2) für Physiologie und physiologische Chemie, 3) br a vör. Pathologie und pathologische Anatomie, 4) für Pharma 238 88 innere Medizin, 6) für Kinderheilkunde, 7) für irurgie,

4

8) für Orthopädie, 9) für Geburtshülfe u * Eönkologke, 10) für

Neurologie und Pspchiatrie, 11) für Augenheilkunde, 12) für Ohren⸗ heilkunde, 13) 2 Laryngologie und Rhinologie, 14) für Dematologie und Syphiligraphie, 15) für Zahnheilkunde, 16) für Hygiene, 17) für medizinische Goographie und Klimatologie, 18) für gerichtliche Medizin und 19) für Militär⸗Sanitätswesen. In der hygienischen Sektion werden u. A. folgende Themata zur Verhandlung gelangen: 1) Welche Maßregeln erscheinen gegen Verbreitung der Dyphtherie geboten? 2) Gesundheitliche und sittliche Gefahren der Prostitution für die Bevölkerung; Maßregeln zur Bekämpfung der Prostitution im Allgemeinen wie im Besonderen und auf internationalem Wege; 3) Hygiene in Anstalten zur Unterbringung größerer Menschenmengen (Häuser für Obdachlose, Findelhäuser, Strafanstalten ꝛc.); 4) Stand der Tuberkulosenfrage; Internationale Maßregeln gegen Verbreitung der Krankheit; 5) Das vermehrte Auftreten des Darmtyphus an einer Anzahl von mehr oder minder typhusfreien Orten nach jahrelangen Zwischenräumen; 6) Massenernährung in Kriegs⸗ und Epidemien⸗ zeiten; 7) Sind die über die gesundheitswidrigen Einflüsse von Be⸗ gräbnißplätzen bestehenden Ansichten noch, event. inwieweit haltbar? 8) Kindersterblichkeit und Kinderernährung. Außerdem werden in der Sektion für Hygiene zur Verhandlung gelangen: 1) das Rettungs⸗ wesen bei den Eisenbahnen; 2) die Ernährung des Fahrpersonals während der Fahrt; 3) Hygiene des Eisenbahnwesens und der Eisen⸗ bahnreisenden; 4) Uebernachtung und Unterkunftsräume für das Fahr⸗ personal; 5) körperliche Erfordernisse für den Eisenbahndienst; 6) Ein⸗ fluß der Yerzte auf den Eisenbahnbetrieb. In der Abtheilung für Militär⸗Sanitätswesen wird u. A. zur Verhandlung ge⸗ langen: 1) Kann die antiseptische Wundbehandlung im Felde bei den verschiedenen Armeen in der Hauptsache einheitlich gestaltet werden, bezw. wie läßt sich dafür wirken, daß die Aerzte einer Armee in den Stand gesetzt werden, einen antiseptischen Wundverlauf auch mit dem Sanitätsmaterial einer fremden Armee zu erreichen; 2) Primäre Antisepsis auf dem Schlachtfelde; 3) Nachbehandlung in den Lazarethen; 4) Die Verwendung von versendbaren Krankenbaracken; 5) Lazareth⸗ schiffe im Seekriege, ihre Aufgabe, Verwendung, Einrichtung und Ausrüstung und die Betheiligung der freiwilligen Krankenpflege im Seekriege; 6) Die Organisation der Seuchen⸗Prophylaxe in F cbes. und Kriegsheeren. Die Mitglieder der Sektion für Militär⸗ Sanitätswesen werden Gelegenheit erhalten, eine Reihe ausgestellter Gegenstände von militärärztlichem Interesse, sowie Garnisonanstalten in Berlin und eventuell diejenigen in Dresden zu besichtigen. Bekanntlich ist mit dem Kongroß eine ei wissenschaftliche Ausstellung verbunden. Diese wir im Landes⸗Ausstellungpark und zwar in der früheren Maschinenhalle, in den angrenzenden Stadtbahnbögen und im Freien statifinden. Der von der Medizinal⸗Abtheilung des Königlich preußischen Kriegs⸗ Ministeriums vorbereitete Theil der Ausstellung, welcher sich auf Lazareth⸗Baracken und Lazareth⸗Eisenbahnzüge erstreckt, sich gegenüber dem Ausgang des Skulpturen⸗Saales. Die erhand⸗ lungen werden in deutscher, französischer und englischer Sprache ge. führt werden. Mit den Vorarbeiten für Kongreß und Ausstellung ij der General⸗Sekretär des Kongresses, Privatdozent Dr. Oscar Lassar Prof. Dr. Koppen, Abtheilungsvorsteher. der Deutschen Seewarte in Hamburg, ist, wie die „Wes.⸗Ztg.“ mittheilt, ü6 8 wissenschaftlichen Untersuchung der Windhose beauf 1sg worden, welche am 5. Juli die Gegend von Oldenburg über

Bremen, Land Wursten und Kehdingen bis nach Cuxhaven heim⸗