88*
Deutschlands. — Zoologisches Collequium. Dr Karsch: Ueber die der Landwirtbschaft nützlichen und schädlichen Insekten, mit beson⸗ erer Berücksichtigung der Bienenzucht und des Seidenbaues — Pro⸗ fessor Dr Zuntz: Phvsiologie des thierischen Stoffwechsels. Gesund⸗ heitspflege der Hausthiere. Arbeiten im thierphysiologischen Labo⸗ ratorium. 1 8 3) Veterinärkunde. Professor Dr. Dieckerhoff: Seuchen und parasitische Krank⸗ ten der Hausthiere. — Professor Müller: Anatomie der Haus⸗ hiere (Eingeweide), verbunden mit Demonstrationen. — Ober⸗Roß⸗ arzt Küttner: Hufbeschlagslehre. 4) Rechts⸗ und Staatswissenschaft. 8 Professor Dr. Sering: Agrarwesen, Agrarpolitik und Landes⸗ ulturgesetzgekung in Deutschland. Nationalöͤkonomische Uebungen im staate wissenschaftlichen Seminar Reichs⸗ und preußisches Recht, mit besonderer Rücksicht auf die für den Landwirth, Landmesser und Kultur⸗ techniker wichtigen Rechtsverhältnisse; I. Theil: Staats⸗ und Ver⸗
waltungsrecht. 5) Kulturtechnik und Baukunde. 8 Meliorations⸗Bauinspektor Gerhardt: Kulturtechnik. Ent⸗ werfen kulturtechnischer Anlagen. Kulturtechnisches Seminar. — Pro⸗ fessor Schlichting: Wasserbau. Brücken⸗ und Wegebau. Ent⸗ werfen wasserbaulicher Anlagen. 6) Geodäsie und Mathematik. 8
Professor Dr. Vogler: Ausgleichungsrechnung. Landesvermessung. Praklische Geometrie. Meßübungen. Geodätisches Seminar. 8n übungen. Uebungen zur Landesvermessung — mit dem Assistenten Hegemann. Geodätische Rechenübungen — mit dem Assistenten Friebe. — Professor Dr. Börnstein: Darstellende Geometrie. Uebungen zur Algebra und darstellenden Geometrie — mit den Assistenten Friebe und Seiffert. — Proofessor Dr. Reichel: Analytische Geometrie und Analysis. Mathematische Uebungen.
Das Winter⸗Semester beginnt am 15. Oktober 1890. — Pro⸗ gramme sind durch das Sekretariat zu erhalten.
Berlin, den 12. Juli 1890. ““
4 ektor der Königlichen Landwirthschaftlichen Hochschule.
8 Wittmack.
Angekommen: Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Minister des Innern Herrfurth, aus Posen.
Abgereist: Se. Excellenz der kommandirende Admiral, Vize⸗Admiral Freiherr von der Goltz, nach Wilhelmshaven.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich Preußen. Berlin, 26. Iuli. “ Se. Majestät der Kaiser und König haben heute
Mittag in Begleitung der Korvette „Irene“ und des Aviso „Jagd“ von Bergen aus die Reise nach Wilhelmshaven fort⸗ gesetzt, wo die Ankunft Montag früh erfolgen dürfte.
Nach einer Depesche des „W. T. B.“ waren Se. Majestät
gestern Nachmittag 2 ½ Uhr auf der Rhede in Bergen ein⸗ päter an Land und
getroffen. Se. Majestät begaben Sich s Lc machten verschiedene Einkäufe an Pelzwerk und Goldsachen.
Wie „W. T. B.“ aus Ostende meldet, werden 5 or⸗
Empfange Sr. Majestät des Kaisers dort großar
tige bereitungen getroffen. ““ 8
8
In voller Würdigung der hohen Bedeutung der Wasser⸗ wirthschaft für die Bodenkultur hat die landwirth⸗ schaftliche Verwaltung Preußens es seit langer Zeit als eine Hauptaufgabe angesehen, die Benutzung des inländischen Wasserschatzes in einer den Bedürfnissen der Landwirthschaft entsprechenden Weise rechtlich zu regeln. Die nach dieser Richtung vorgenommenen Arbeiten mußten aber — abgesehen von der durch Gesetz vom 1. April 1879 erfolgten Regelung der Bildung von Wassergenossenschaften — sistirt werden, als die Ausarbeitung eines Deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs von Reichswegen beschlossen und einer für den Zweck gebildeten
Reichs⸗Kommission übertragen wurde.
Der veröffentlichte Entwurf dieses Gesetzbuchs ergab in⸗ dessen, daß darnach das Wasserrecht der Bestimmung der (Art. 39 des Entwurfs in Verbindung mit Art. 3 des Entwurfs zum Einführungs⸗
Landesgesetze überlassen wird.
gesetz.)
In den Kreisen der Betheiligten machte sich nunmehr von Neuem das Verlangen nach einer einheitlichen Rege⸗ lung des deutschen Wasserrechts geltend, und sprach sich das preußische Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium nach eingehen⸗ der Berathung dafür aus, daß der privatrechtliche Theil des Wasserrechts einheitlich durch Reichsgesetz zu regeln, dagegen eine gleichmäßige Ordnung der wichtigsten Punkte des öffent⸗ lichen Wasserrechts einer Verständigung der einzelnen Bundes⸗
staaten zu überlassen sei.
Die seitdem gepflogenen Verhandlungen führten jedoch zu der Erkenntniß, daß es mit Rücksicht auf die in den süd⸗ deutschen Bundesstaaten erst in neuerer Zeit erlassenen und anscheinend den dortigen — von den preußischen mehrfach verschiedenen — Bedürfnissen genügenden Gesetze zweckmäßiger Preußen ein Wassergesetz im Ministerium Forsten unter übrigen bethei⸗ deichs⸗Justiz⸗ amts ausarbeiten zu lassen. Die Bethei igung des Reichs⸗ Justizamts erscheint deshalb wünschenswerth, weil die der⸗ einstige Ausdehnung des Wassergesetzes auf die Preußen be⸗ nachbarten deutschen Bundesstaaten in Aussicht zu nehmen ist und deshalb bei den Vorarbeiten auch die in den letzteren be⸗ stehenden, wie in Preußen sehr zersplitterten und lückenhaften
sei, zunächst für für Landwirthschaft, Domänen und Mitwirkung von Kommissarien der ligten Ressorts und eines Vertreters des
Gesetze in Betracht zu ziehen sein werden.
Erst nach Aufstellung eines formulirten Gesetzentwurfs wird ein Urtheil darüber zu gewinnen sein, inwieweit wegen des untrennbaren Zusammenhangs mit den privatrechtlichen Beziehungen des Wassers auch öffentlichrechtliche Bestimmungen
—
in dem Gesetze vorgesehen werden müssen.
Die kommissarischen Berathungen werden voraussichtlich alsbald beginnen, aber bei der außerordentlichen Schwierigkeit der zu behandelnden Materie längere Zeit in Anspruch nehmen, 8 obwohl die in dem landwirthschaftlichen Ministerium bereits
früher ausgearbeiteten bezüglichen Gesetzentwürfe sowie das dDdoort angesammelte Material hierbei würden benutzt werden
können.
In die auf Unterstützungsgesuche der Hinterbliebenen von Beamten, namentlich von Unterbeamten ergehenden Bescheide wird nach Anleitung der Cirkular⸗Verfügung vom 27. Dezember 1835 nicht selten die Bemerkung aufgenommen, daß den Gesuchstellern in Fällen von Erwerbsunfähigkeit und Hülfsbedürftigkeit nur die IJnanspruchnahme der Orts⸗ armenpflege überlassen werden könne. 1“
Dieser Hinweis ist nach den seit dem Jahre 1835 ein⸗ getretenen wesentlichen Veränderungen, welche die die Sorge des Staats für die Hinterbliebenen seiner Beamten bestim⸗ menden Vorschriften und sonstigen Verhältnisse erfahren haben, nicht mehr zutreffend und giebt zu Mißdeutungen des von der Staatsverwaltung gegenüber Unterstützungsanträgen der in Rede stehenden Art eingenommenen Standpunktes Grund. Deshalb sind die Königlichen Regierungs⸗Präsidenten von dem Minister des Innern und dem Finanz⸗Minister ersucht worden, für die Folge in Bescheiden auf Unterstützungsgesuche der Hinterbliebenen von Staatsbeamten Verweisungen an die gesetzliche Armenpflege überall zu vermeiden. Diese Be⸗ stimmung findet nach einer Verfügung des Ministers der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten auch auf die Hinterbliebenen von Geistlichen und Lehrern Anwendung
Die Helgoland⸗Bill ist in der gestrigen Sitzung des englischen Unterhauses, dem „W. T. B.“ zufolge, mit 209 gegen 61 Stimmen in zweiter Lesung angenommen worden. (Ueber die Sitzung des Unterhauses vergl. den Bericht unter „London“.) Die dritte Lesung findet nächsten Montng statt.
Die im Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte, in der Ersten bezw. Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ veröffentlichte Uebersicht der Betriebsergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat Juni / d. J. ergiebt für die 71 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Betrieb waren und zur Vergleichung ge⸗ zogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslänge von 35 887,87 km, Folgendes: Im Juni d. J. war die Ein⸗ nahme aus allen Verkehrszweigen auf ein Kilometer Betriebslänge bei 33 Bahnen mit zusammen 30 113,88 km höher und bei 38 Bahnen mit zusammen 5773,99 km (darunter 4 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende Juni d. J. war dieselbe auf ein Kilometer Betriebslänge bei 54 Bahnen mit zusammen 34 276,49 km höher und bei 17 Bahnen mit zusammen 1611,38 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer als in demselben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privat⸗ bahnen, ausschließlich der vom Staat für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende Juni d. J. das ge⸗ sammte konzessionirte Anlagekapital 22 859 900 ℳ (15 405 000 ℳ Stammaktien, 2 454 900 ℳ Prioritäts⸗Stamm⸗ aktien und 5 000 000 ℳ Prioritäts⸗Obligationen), und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 116,83 km, sodaß auf je 1 km 195 668 ℳ entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ bahnen betrug Ende Juni d. J. das gesammte konzessio⸗ nirte Anlagekapital 550 768 529 ℳ (283 652 550 ℳ Stammaktien, 81 201 650 ℳ Prioritäts⸗Stammaktien und 185 914 329 ℳ Prioritäts⸗Obligationen), und die Länge derjenigen Strecken, für welche dies Kapital bestimmt ist, 3273,04 km, sodaß auf je 1 km 168 274 ℳ entfallen.
Eröffnet wurden am 1. Juni die Strecken Barmen⸗ Rittershausen — Ober⸗Barmen mit Abzweigung nach Langer⸗ feld 4,15 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion zu Elberfeld), Lindern—Heinsberg 12,27 km (Königliche Eisenbahn⸗Direk⸗ tion ([linksrh.] zu Köln), Berga— Kelbra-— Stolberg — Rottlebe⸗ rode 9,52 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion zu Frankfurt a. M.), Hungen —Laubach 11,77 km (Großherzoglich hessische Staatseisenbahnen), am 15. Juni Birkelbach —-Raumland — Berleburg) 12,30 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion zu Elberfeld).
Der General⸗Lieutenant von Kaltenborn⸗Stachau,
Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, hat sich mit
Urlaub nach dem Harz begeben.
Der Regimentsstab, das 1. und 2. Bataillon des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 2 sind, nach Abhaltung von Schieß⸗ und Gefechtsübungen bei Jüterbog, heute in die Garnison zurückgekehlt᷑.“ .““
„ 25. Juli. Der Minister des Innern Herr⸗ furth, dessen Anwesenheit in Breslau, der „Schles. Ztg.“ zufolge, vorwiegend der Erörterung von Fragen des Gefängniß⸗ wesens galt, besichtigte heute Vormittag, begleitet von dem Ober⸗Präsidenten von Seydewitz, dem Regierungs⸗Präsidenten Freiherrn von Juncker und dem Polizei⸗Präsidenten Bienko den in der Kletschkaustraße gelegenen, zur Errichtung eines neuen großen Gefängnisses ausersehenen Bauplatz. Mit dem Per⸗ sonenzuge Mittags 1 Uhr 25 Minuten setzte der Minister seine Reise nach .““ fort. Der Ober⸗Präsident und der Regierungs⸗Präsident hatten den Minister nach dem Bahnhofe begleitet; bei der Abfahrt war auch der Polizei⸗Präsident zugegen.
Wilhelmshaven, 24. Juli. Bezüglich des Stapellaufs des neuen Transportdampfers (Minendampfers) ist, nach dem „Wilh. Tgbl.“, nunmehr Folgendes bestimmt worden: Der Stapellauf wird am Montag, 28. Juli, Vormittags 11 ½ Uhr, auf der hiesigen Werft in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers erfolgen. Allerhöchstderselbe wird in Begleitung des Vize⸗Admirals Paschen nach 11 ½¼ Uhr auf dem Festplatze erscheinen und, während die nördlich der Tauf⸗ kanzel aufgestellte Ehrenwache präsentirt, dort vom Ober⸗Werft⸗ Direktor, Contre⸗Admiral von Pawelsz und dem Schiffsbau⸗ Direktor, Wirklichen Admiralitäts⸗Rath Guyot empfangen und nach dem südlich der Tauskanzel zwischen dieser und den Zu⸗ schauertribünen stehenden Sessel geleitet. Inzwischen besteigt Vize⸗Admiral Paschen die Taufkanzel und vollzieht den Taufakt. Nach dessen Beendigung begiebt sich Se. Majestät in Begleitung des Ober⸗Werft⸗Direktors bis zum Baubassin und nimmt hier Aufstellung, um
den Stapellauf von hier aus zu besichtigen. Sobald der
8
Kaiser hier angekommen, wird die Kaiserflagge gehißt, auf
welches Zeichen hin das Schiff, von den Tauen losgelöst, in das feuchte Element gleiten wird.
ertönen 3 Hurrahs.
8 Bayern. 1— München, 25. Zuli.
auf das Lager Lechfeld, wo gestern und heute unter Leitung
wird in 10 bis 12 Tagen wieder hierher zurückkehren, während enthalt dortselbst nehmen wird. hat sich gestern zunächst nach Hohenschwangau begeben und
Sonntag dem Passionsspiel beiwohnt, wieder zurück.
suchung mit thunlichster Beschleunigung dem Ministerium vorzulegen. Die verschiedenen Behörden sind auch er⸗ mächtigt, Privatsachverständige beizuziehen. Die verschiedenen Gutachten werden in der nächsten Zeit bekannt werden. Im landwirthschaftlichen Kreiscomu soll, der „Allg. Ztg.“ zufolge, von gewichtiger Seite auch der Ansicht Ausdruck verliehen worden sein, daß die geringe Schweineeinfuhr von dem jetzt geöffneten österreichischen Markt nach München — per Woche beiläufig 1000 Stück — auf den Umstand zurückzuführen sei, daß die Händler und die Metzger ihren Vortheil in der Auf⸗ rechterhaltung der hohen Preise finden, daher kein Interesse daran haben, die Einfuhr von Schweinen zu erhöhen.
Sachsen.
Dresden, 25. Juli. Der bisherige Vikariats⸗Rath Dr. theol. Ludwig Wahl, Bischof von Cucusus, ist, wie das „Dresdner Journal“ mittheilt, vom päpstlichen Stuhle zum apostolischen Vikar in den Königlich sächsischen Erb⸗ landen ernannt und nach erfolgter Allerhöchster Anerkennung von Sr. Majestät dem König in Gegenwart des Staats⸗ Ministers und Ministers des Kultus und öffentlichen Unter⸗ richts heute in dieser Eigenschaft verpflichtet worden.
Württemberg.
Stuttgart, 25. Juli. Der „Staats⸗Anzeiger f. W.“ schreibt: „Nach dem neuen Programm der Königlichen Technischen Hochschule für das Studienjahr 1890/91 werden die Studirenden der Technischen Hochschule, welche sich bei Uebungen in der Materialprüfungsanstalt und dem elektro⸗ technischen Institute, bei Untersuchung und Besichtigung von Maschinen und dergl. innerhalb oder außerhalb der Technischen Hochschule, bei Exkursionen und beim Besuch von technischen Anlagen jeder Art betheiligen, gegen alle Unfälle, welche sich hierbei ereignen sollten, im ersten Jahre der Ver⸗ sicherung aus Mitteln der Hochschule versichert. Die Versicherung bleibt zunächst beschrankt auf die Studirenden der Maschinen⸗Ingenieurfachschule und auf diejenigen Studirenden anderer Fachschulen, welche an den be⸗ zeichneten, von Lehrern der Maschinen⸗Ingenieurfachschule veranstalteten Uebungen, Untersuchungen, Exkursionen und Besichtigungen theilnehmen. In den Kreisen der Betheiligten hat es dankbare Anerkennung gefunden, daß für unsere technische Hochschule hiermit eine Fürsorge für die Ange⸗ hörigen derselben getroffen wurde, welche, so viel uns bekannt ist, zur Zeit noch an keiner anderen technischen Hochschule be⸗ steht. Nach der allgemeinen Entwicklung unseres Versicherungs⸗ wesens wird diese Einrichtung, welche auf Grund der mit dem Allgemeinen deutschen Versicherungsverein hier getroffenen Vereinbarung keinen namhaften Aufwand verursacht und aus verfügbaren Mitteln der Anstalt bestritten werden kann, auch in weiteren Kreisen Zustimmung finden.“
Hessen.
Darmstadt, 26. Juli. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog empfing heute Vormittag den bisher am hiesigen Hofe beglaubigten preußischen Gesandten Freiherrn von Thielmann in Abschiedsaudienz.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, 25. Juli. Aus Cowes geht den „Meckl Nachr.“ die Nachricht zu, daß Se. Königliche Hoheit der Großherzog am 24. Bembridge verlassen hat und am Sonntag Abend nach Cowes zu kommen gedenkt. Das Be⸗ finden Sr. Königlichen Hoheit war ein leidliches. 1
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. “
Weimar, 25. Juli. (Th. C.) Am Großherzoglichen Hofe wird heute der Geburtstag Ihrer Königlichen Hoheit der Erbgroßherzogin gefeiert. Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin, die mit ihren Söhnen in Ettersberg weilen, empfingen daselbst heute den Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin, die aus Anlaß des festlichen Tages von Wilhelmsthal dort ein⸗ trafen. 8
Anhalt. 8 Dessau, 25. Juli. Der Prinz Friedrich Carl von Hessen ist, wie der „Anh. St.⸗A.“ meldet, gestern von hi wieder abgereist. 16“ Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. “ Coburg, 26. Juli. (W. T. B.) Die Prinzessin Clementine und die Prinzen August und Ferdinand von Sachsen⸗Coburg sind hier eingetroffen.
Sobald sich das Schiff in Bewegung setzt, präsentirt die Ehrenwache, die Musik intonirt „Heil Dir im Siegerkranz“, und beim Eintritt in das Wasser Die Ehrenwache wird präsentiren, bis 3
das Schiff, das später am Nordkai vertaut werden soll, den Helling verlassen hat.
Se. Königliche Hoheit der kom⸗ mandirende General Prinz Leopold begab sich gestern morgen
des Brigade⸗Commandeurs, General⸗Majors von Malaisé, das Prüfungsschießen der 1. Feld⸗Artillerie⸗Brigade (1. und 3. Feld⸗Artillerie⸗Regiment) stattfand. Dem Schießen wohnte auch Prinz Arnulph in seiner Eigenschaft als Divisions⸗ Commandeur bei. In den nächsten Tagen begiebt sich Prinz Leopold, einer Einladung seines Kaiserlichen Schwiegervaters folgend, mit Familie nach Oesterreich. Se. Königliche Hoheit
die Prinzessin Leopold mit Kindern einen längeren Auf⸗ Fürst Günther von Schwarzburg⸗Rudolstadt kommt über Oberammergau, woselbst Se. Durchlaucht am
Das Staats⸗Ministerium des Innern hat durch ein vom 12. Juli datirtes Schreiben die Königliche Kreis⸗ regierung von Oberbayern, den Münchener Magistrat und das landwirthschaftliche Kreiscomité von Oberbayern aufgefordert, alsbald über die Ursachen der hohen Fleischpreise Untersuchung anzustellen und die Resultate dieser Unter⸗
Desterreich⸗Ungarn.
Wten, 25. Juli. Der Minister des Kaiserlichen Hauses und des Aeußern Graf Kälnoky, welcher sich vor einigen Tagen auf seine Besitzung nach Mähren begeben hatte, ist, wie die „Wien. Ztg.“ meldet, gestern Nachmittag wieder in Wien ingetroffen.
8 Der Reichs⸗Finanz⸗Minister von Kallay hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“ die vom Gemeinderathe von Serajewo beschlossene Errichtung eines Monumentes für ihn entschieden abgelehnt und dabei erklärt, er sei genügend belohnt, wenn das Volk anerkenne, daß die Regierung nur sein Wohl anstrebe, und die Regierung in diesem Be⸗ streben unterstütze. Nach einer weiteren Mittheilung aus Serajewo hat die bosnische Regierung auf Grund einer Verordnung des Ministers von Kallay den Weinzehnt für immer abgeschafft.
Großbritannien und Irland.
London, 25. Juli. Der Herzog von Clarence und Avondale ist, der „A. C.“ zufolge, zur Stärkung seiner Gesundheit in dem Seebade Scarborough angekommen.
Das Unterhaus setzte heute die Berathung der Helgo⸗ landbill fort. Ueber den Verlauf der Debatte berichtet „W. T. B.“: Stevenson erklärte, die Regierung habe in dem Abkommen nicht genug Rücksicht genommen auf die zukünftige Entwickelung der Capkolonie; er werde für die Verwerfung der Bill stimmen. Admiral Mayne billigte das Abkommen, England habe für die Abtretung Helgolands wesentliche Zugeständnisse erhalten. Atherley⸗Jones billigte ebenfalls das Abkommen, welches die Freundschaft mit Deutschland festige, da Letzteres der natürliche Bundes⸗ genosse Englands sei. Leighton Stanley dagegen erklärte, wenn die Regierung nicht die Versicherung geben könne, daß die betreffenden maßgebenden Kreise in Süd⸗Afrika mit dem Ab⸗ kommen zufrieden seien, könne er nicht für die Bill stimmen. Osborne Morgan tadelte, daß England keine Sicherheit dafür habe, daß es das Protektorat über Sansibar erhalten werde. Temple sprach sich für die Bill aus. Labouchere erklärte, er sei nicht gegen die Abtretung Helgolands, glaube aber, daß England keinen genügenden Ersatz dafür erhalte, womit er jedoch nicht sagen wolle, daß England zu wenig Gebiet in Afrika zufalle. Alfred Pease bekämpfte, Bethell befür⸗ wortete die Bill. Storey billigte die Abtretung Helgolands, tadelte jedoch, daß England es zum Gegenstande eines Tauschhandels gemacht habe. Harcourt wünschte Aufklärung über die Haltung der Regierung betreffs der von Gladstone erhobenen konstitutionellen Bedenken. Die liberale Partei wolle die Prärogative der Krone nicht der Gnade des Oberhauses überliefern. Schließlich nahm das Haus die Helgolandbill in zweiter Lesung mit 209 gegen 61 Stimmen an. Die Minorität bestand aus Parnelliten und einigen Radikalen.
In der Admiralität wurde gestern unter dem Vorsitz des Marine⸗Ministers Lord George Hamilton eine Berathung ge⸗ pflogen, um im nächsten Jahre eine Marine⸗Ausstellung, ähnlich der gegenwärtig auf dem Chelsea⸗Hospital⸗Platz statt⸗ findenden militärischen, abzuhalten. Das eingesetzte provisorische Comité besteht aus den Admiralen Inglefield, Phillimore, Boys, Mayne, Colomb u. A.
Die heute abgehaltene erste Generalversammlung
Britisch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft genehmigte
Jahresbericht. Mackinnon und Mackenzie äußerten
mit Befriedigung über das mit Deutschland getroffene Abkommen. Ersterer gab ferner die Er⸗ klärung ab, das Bestreben der Verwaltung werde darauf gerichtet sein, mit der Deutsch⸗ Ostafrikanischen Gesellschaft in freundlichem Einvernehmen zu bleiben. Der Antrag auf Erhöhung des Gesellschaftskapitals durch Ausgabe neuer Aktien wurde genehmigt. “
Frankreich.
Paris, 26. Juli. Der „Siecle“ erklärt heute, wie „W. T. B.“ meldet, es sei unerläßlich, daß das Parlament eine Enqueste über den Zustand der Flotte und die b signalirten Mißbräuche in der Marineverwaltung anstelle.
Der russische Botschafter Baron von Mohrenheim hat der Einfahrt des Manövergeschwaders in den Hafen von Cherbourg beigewohnt.
Dem „Temps“ zufolge befürwortete der höhere Ackerbau⸗ rath die freie Einfuhr und Ausfuhr von minera⸗ lischen Düngmitteln und von Rohmaterial zur Er⸗ zeugung derselben. Ferner befürwortete er Zölle für Talg, verschiedene Nutzhölzer, Brennholz, Gerberlohe und Kork. Der Ackerbau⸗Minister er⸗ klärte, er hoffe, die meisten der von dem höheren Ackerbaurath befürworteten Zölle nach Approbation im Ministerrathe der Zollkommission unterbreiten zu können.
Die „Liberté“ bestätigt die gestern mitgetheilte Meldung des „Matin“, betreffend den nahe bevorstehenden Ab⸗ schluß der Verhandlungen zwischen Frankreich und England wegen der Entschädigung für Sansibar. Das Uebereinkommen werde für Frankreich durchaus befriedi⸗ gend sein. Frankreich erlange die Aktionsfreiheit in dem ganzen Gebiet zwischen Algier, Tunis, dem Congo und dem Senegal. Das Ergebniß spreche für die guten Beziehungen zwischen Frankreich und England An Ersterem sei es nun, durch Ausführung einer Trans⸗Saharischen Bahn und eeH fössehsg nützlicher Unternehmungen aus diesem Gebiet ein Frankreich würdiges Kolonialreich zu machen. Das „Journal des Débats“ besprach gestern Morgen ein angeblich auf pri⸗ vater Initiative beruhendes Unternehmen, das die Erfor⸗ schung des französischen Congogebiets zum Zweck hat. ie die „N. P. Z.“ erfährt, ist dies Unternehmen das⸗ jenige, dessen Leitung sich in den Händen des zur Zeit in Afrika weilenden Forschungsreisenden Crampel befindet.
Militärische Vertreter bei fremden Staaten hat Frankreich zur Zeit dem „Progrés militaire“ zufolge: In Deutschland zwei Artillerie⸗Offiziere; in England zwei See⸗ und einen Artillerie⸗Offizier; in Oesterreich⸗Ungarn, zugleich für Rumänien und Serbien, einen Infanterie⸗ und einen Kavallerie⸗Offizier; in Rußland einen Infanterie⸗, einen Kavallerie⸗ und einen See⸗Offizier; in Italien einen Genie⸗ und einen See⸗Offizier; in Spanien und Portugal einen Genie⸗Offizier; in der Türkei einen Infanterie Ofsizier⸗ in Schweden⸗Norwegen und Dänemark einen Kavallerie⸗ und einen zugleich in Rußland beglaubigten See Offizier; in den Niederlanden und in Belgien einen Artillerie⸗ Offisier; in den Vereinigten Staaten einen Artillerie⸗ Offizier; in der Schweiz einen Infanterie⸗Offizier; in China einen Infanterie⸗Offizier; in Japan einen
Infanterie⸗Offizier. In Militärkreisen wird, nach einer Mel⸗ dung der „N. Pr. Ztg.“, der Verlauf der Kavallerie⸗ Manöver in der Umgegend von Luneville lebhaft erörtert. Ein einziges Bataillon hat daselbst gegen 16 Schwadronen Kavallerie und 28 Geschütze, die einen von Straßburg anrückenden Feind markirten, zwei Tage lang Stand gehalten. Nach vorausgegangenen Versuchen ist für die Kavallerie ein Repetir⸗Karabiner angenommen worden, dessen Gewicht 2 kg 900 g gegen 4 kg des älteren Gewehrs beträgt. Die ganze Reiterei soll damit bewaffnet werden. Italien.
Rom, 25. Zuli. Gelegentlich des Besuches des neuen Panzerschiffes „Sardinia“ wird König Hum⸗ bert, wie man der M. „Allg. Ztg.“ meldet, in den ersten Tagen des Dezember das italienische Geschwader in Spezzia Revue passiren lassen. — Der Botschafts⸗Rath Catalani in London, welcher die letzten Unterhandlungen mit England geführt hat, wurde wegen seiner Verdienste zum außerordentlichen Gesandten in Kopenhagen ernannt. — Nachrichten aus Massvaah melden, General Gandolfi verfolge energisch die Organisation der Kolonie, in welcher die vollste Ruhe herrsche. Graf Salimbeni ist in Toto bei eingetroffen, wo er mit Auszeichnung empfangen wurde.
Das heutige Amtsblatt veröffentlicht, dem „W. T. B.“ zufolge, die Verleihung der goldenen Gedenkmedaille durch den Marine⸗Minister an den Fürsten von Monte⸗ negro für die zwei italienischen Barken bei Antivari ge⸗ leistete Hülfe.
Portugal.
Lissabon, 25. Juli. Die Pairskammer hat, einem Wolff'schen Telegramm zufolge, den Antrag auf eine sechs⸗ prozentige Erhöhung sämmtlicher Abgaben, von denen nur solche von Zinsen der öffentlichen Schuld und die Einkommensteuer ausgsnommen sind, angenommen.
Die „Pol. Corr.“ meldet in Bestätigung der von dem englischen Unter⸗Staatssekretär Fergusson im englischen Unterhause am 24. ZJuli (vergl. Nr. 178 des R.⸗ u. St.⸗A.) gemachten Mittheilung: Der zwischen der portugie⸗ sischen Regierung einerseits und den Regierungen Englands und der Vereinigten Staaten Nord⸗ Amerikas andererseits in der Frage der Lourenço Marques⸗Eisenbahn entstandene Streitfall ist nun⸗ mehr seiner Erledigung im friedlichen Wege nahe gerückt, da sich die erwähnten Kabinete geeinigt haben, die Bestimmung der von Seiten Portugals den englisch⸗amerikanischen Inter⸗ essenten zu leistenden Entschädigungssumme einem Schieds⸗ gericht anheimzugeben. Als die portugiesische Regierung durch Dekret vom 24. Juni v. J. die der Baugesellschaft ertheilte Konzession wegen Nichterfüllung der Verbindlichkeiten Seitens der Gesellschaft für erloschen erklärte und den Bau sowie den Betrieb der Eisenbahn in eigene Regie übernahm, sprach sie ihre Bereitwilligkeit aus, der Gesellschaft eine den ausgeführten Arbeiten entsprechende Entschädigung zu ge⸗ währen. Da jedoch die von den englischen und nordamerika⸗ nischen Unternehmern gestellten und von den betreffenden Regierungen vertretenen übermäßigen Ersatzansprüche in keinem Verhältniß zu der von Portugal angebotenen Abfindungs⸗ summe standen, so konnte im Wege der direkten Verhand⸗ lung keine Einigung erzielt werden, bis vor Kurzem die Entscheidung der Streitfrage durch einen Schiedsspruch und die Uebertragung des letzteren an die Regierung eines kleinen unabhängigen, in der vorliegenden Streitfrage nicht interessirten Staates vereinbart wurde. Die diesbezügliche Wahl fiel auf die schweizerische Bundesregierung, welche nun Seitens Portugals, Englands und der Vereinigten Staaten ersucht werden wird, ein aus drei hervorragenden Rechtsgelehrten zusammengesetztes Schiedsgericht zu ernennen und mit der definitiven Festsetzung der von Portugal den in Rede stehenden fremden Staatsangehörigen auszuzahlenden Entschädigungssumme zu betrauen.
Belgien.
Brüssel, 25. Juli. Die Repräsentantenkammer setzte in ihrer heutigen Sitzung die Berathung der Vorlage über die belgische Konvention mit dem Congostaat fort. Houzeau verlangte Auskunft von der Regierung, welche Haltung Frankreich der Konvention gegenüber einnehme. Der Minister Beernaert erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, daß im Jahre 1884 die internationale Congo⸗Gesellschaft Frankreich das Vorkaufsrecht zugesichert habe für den Fall einer Ver⸗ äußerung ihrer Besitzungen am Congo. Im Jahre 1887 er⸗ klärte der Congostaat der französischen Regierung, daß er Frankreich in Betreff des Vorkaufsrechts nicht versichern könne, ob dieses Recht von Belgien nicht bestritten werden würde. Frankreich bestätigte diese Erklärung, und es sei dieser Punkt somit geregelt. Die in Berathung befindliche Vorlage beziehe sich auf den Vorschlag des Königs, den Congostaat nicht zu verkaufen, sondern ihn Belgien anzubieten. Der König werde noch 10 Jahre fortfahren, jährlich eine Million dem Congostaat zuzu⸗ schießen. Das französische Kabinet habe gegen die Rechte Belgiens keinen Einspruch erhoben und wünsche in Afrika ebenso gute Nachbarschaft mit Belgien zu pflegen wie in Europa. Nach längerer Debatte wurde schließlich die Kon⸗ vention zwischen Belgien und dem Congostaat mit 95 gegen eine Stimme angenommen.
Die Kammer hat die Wahl des liberalen Abg. Gigot kassirt, wodurch eine Stichwahl zwischen zwei Klerikalen nothwendig wird. — Der Provinzialrath von Brabant bewilligte, der M. „A. Z.“ zufolge, für das Projekt, Brüssel zu einem Seehafen zu machen, 4 Millionen Francs. Da auch bereits der Staat 4 Millionen zugestanden hat, so erscheint das Projekt gesichert, da die unternehmende Gesell⸗ schaft danach nur noch 8 Millionen aufzubringen hat.
Türkei.
Konstantinopel. Die „Times“ bringen in ihrer zweiten Ausgabe vom 25. d. eine Meldung aus Konstan⸗ tinopel, wonach der russische Botschafter von Neli⸗ dow der Pforte eine neue Note überreicht haben soll, worin er erklärt, daß das Entgegenkommen der Pforte in der bulgarischen Bischofsfrage ein wenig freund⸗ scefaitce Akt sei, welcher noch ernstliche Konsequenzen nach ich ziehen könne, da die bulgarische Regierung der russischen feindlich gegenüberstehe. — In unterrichteten Kreisen ist, wie „W. T. B.“ hinzufügt, außer dieser Meldung bis jetzt Weiteres
nicht bekannt. (Vgl. auch die nach Schluß der Redaktion ein⸗ getroffene Depesche auf der vierten Seite. D. R.)
in Papierwährung wird dem abhelfen, ohne den Kredit zu belasten. In der politischen Lage des Landes ist keine Veränderung eingetreten. Es giebt eine Regierungs⸗ und eine Oppositionspartei wie in jedem freien Lande, aber es sind keine Verschwörer vorhanden. Eine Wahlkonvention wird wie immer, den Nachfolger des jetzigen Präsidenten nominiren und die Regierung wird sich jeder Einmischung hierbei enthalten; die öffentliche Meinung zeigt ein sichtbares Vertrauen in die ehrlichen Absichten der Regierung.“
— Griechenland.
Athen, 25. Juli. Ein englisches Geschwader von fünf Kriegsschiffen und einem Aviso wird, dem „W. T. B.“ zufolge, Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich im Hafen
haleron erwarten. .
Bulgarien.
Sofia, 25. Juli. (W. T. B.) Die „Agence Balcanique“ bezeichnet die über die Hinrichtung von Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten in Sofia, Plewna und Vratza verbreiteten Gerüchte als vollständig un⸗ begründet.
Amerika.
Guatemala. Nach einer in New⸗York am 25. Juli eingetroffenen Depesche des „W. T. B.“ aus El Paso sind die Truppen von San Salvador in Guatemala ein⸗ gefallen und haben auf dem Boden Guatemalas ihre Flagge gehißt. Guatemala erklärte hierauf San Salvador den Krieg. Die Truppen Guatemalas haben bei Coatepeque und Chingo, wo beide Theile. große Verluste erlitten, aus⸗ dauernd gekämpft, und es heißt, sie hätten am 24. d. M. die Streitkräfte von San Salvador aus Guatemala heraus⸗ geworfen.
Nach einer Depesche des „New⸗York⸗Herald“ aus Mexiko hätte General Ezeta dem Präsidenten von Guatemala, General Barillas eine persönliche Herausforderung geschickt. Sämmtliche Kämpfe der Streitkräfte von San Sal⸗ vador und Guatemala sollen in der Nähe des beide Länder scheidenden Rio de Paz stattgesunden haben. Mexiko würde, heißt es weiter, neutral bleiben, so lange die Rechte seiner Staatsangehörigen unverletzt blieben. Die Verluste in den Schlachten, durch welche die Truppen von San Sal⸗ vador aus dem Gebiet von Guatemala hinausgeworfen worden, sollen sich beiderseits auf 400 Mann belaufen. Die Armee von Guatemala wäre demoralisirt, die Bevöl erung hätte sich der Hauptstadt bemächtigt und die Fremden hätten zum Schutze der Stadt eine Polizeimacht organisirt.
Argentinien. Buenos Aires, 25. Juli. Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Roque Saenz Penna versendet folgendes Communigus:
„Die Finanzlage bessert sich in Folge der von der Regierung beabsichtigten Sparsamkeitsmaßregeln. Die diesjährige Ausfuhr übersteigt um ein ganz Bedeutendes die vorjährige, während die Einfuhr abgenommen hat. Die Ausgabe von Hypothekarnoten Mangel an Umlaufsmitteln
Chile. Die chilenische Gesandtschaft in Paris theilt,
laut Meldung des „W. T. B.“ von dort, mit, die O rd8nung in den Salpeterdistrikten sei hergestellt; die Nachricht Betreffs des Bombardements durch ein Geschwader sei falsch; in Valparaiso seien die Unruhen unter den Strikenden durch die öffentliche Gewal erdrückt worden
2
und der Verkehr sei ungestört.
Kunst und Wissenschaft.
Geheimer Sanitäts⸗Rath Professor Dr. Tobold, der bekannte
Kehlkopfarzt, begeht, wie die „N. A. 3Z.“ mittheilt, beute das 25jährige Jubiläum als Dozent an der Berliner Universität. Geboren zu Flatow in Westpreußen am 22. November 1827, genoß er seine ärzt⸗ liche Ausbildung in Berlin und promovirte hier 1855. Alsbald widmete er sich seinem Spezialfach. Tobold hat eine reiche publizistische Thätigkeit entfaltet.
— In Mainz stieß man am Mittwoch bei einer Aufgrabung
in der untern Neustadt, im Gebiet des althistorischen „Dimesser⸗ Orts“, der anscheinend die Fortsetzung der Ingelheimer Aue und den obern Auslauf dieser frühern 8
Mauerwerk. Dasselbe ist theilweise Kalkstein⸗ und Betonmauer werk, theilweise Ziegelmauerwerk, und gehörte, nach den gefundenen schönen Wandverputzstücken und Ziegelfußböden zu schließen, zu einem vornehmen römischen Gebaͤude. Dabei wurden, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, auch einige bunte Gläser, zwei 5 Fuß hohe Amphoren und eine Schaale aus terra sigillata mit prächtigem figürlichem Bildwerk, gefunden. Das letztere stellt, soweit bis jetzt ermittelt, ballspielende Liebesgötter in einem Netz⸗ werk vor. Die Funde lagen nur 1— 1,25 m unter der jetzigen Erd⸗ oberfläche. In der Nähe wurden schon früher einmal römische Reste gefunden, und man glaubt einen alten Kulturboden angeschnitten zu haben, der noch weitere interessante Alterthumsreste in sich bergen “ Die Ausgrabungen werden daher mit Vorsicht weiter be⸗ rieben.
eininsel bildete, auf römisches
Verkehrs⸗Anstalten. „Bremen, 26. Juli. (W. T. B.) Nach bhierher gelangten
Meldungen ist der früher hierher gehörige Petroleum⸗Tank⸗ dampfer „Vorwärts“ in Savona (Italien) in Brand gerathen.
Theater und Musik.
8 Victoria⸗Theater. Das Victoria⸗Theater hatte auch in dieser Woche mit seinen
„Stanley“⸗Aufführungen fortwährend gut besetzte Häuser zu ver⸗ zeichnen. Bei der 338. Wiederholung ist als neuengagirtes Mitglied der jugendliche Komiker Hr. Sieghart aufgetreten, der sich als Fritz Dräseler, gleich seinem Vorgänger, die Gunst des Publikums zu erringen wußte. Hr. Jaffs übernahm die Rolle des Brandford und Direktor Emil Litaschy hat sich mehrfach wieder als Stanley präsentirt.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Die morgige Sonntags⸗Aufführung des „Armen Jonathan“ ist
die 191. Wiederholung dieser Operette, welche trotz der hoben Auf⸗ führungsziffer nach wie vor das lebhafteste Interesse der Einheimischen und Fremden in Anspruch nimmt. Binnen Kurzem steht das
Operetten⸗Theater wieder im Zeichen der großen Jubiläen, da die 200. Vorstellung des „Armen Jonathan“ auf Dienstag, den 5. August, fällt.
. Belle⸗Alliance⸗Theater. Morgen findet im Belle⸗Alliance⸗Theater wiederum eine Sonn⸗- 8
tags⸗Vorstellung zu billigen Preisen (Eintritt 50 ₰ ꝛc.) statt.
Thomas⸗Theater. Im Thomas⸗Theater ist bereits mit den Malerarbeiten begonne
worden, welche der bestens bekannten Firma Bodenstein übertrage wurden. Für die Decken sind besonders reizende farbensatte Ent würfe vorgesehen. Die Bühnenbalustrade sowie die Rangfront er halten ebenfalls malerische Verzierungen. Die Planirung des Parquets und die Einstellung der Sitzreihen dürfte bereits in der nächsten Woch erfolgen. 1“ 8 8
.