Inspektion bei. Nach dem Stapellauf fand ein Frühstück im Offizier⸗Kasino statt, an welchem Se. Majestät der Kaiser nebst seinem Gefolge, ferner Prinz Heinrich von Preußen, Herzog Friedrich Wilbelm von Mecklen⸗ burg⸗Schy erin, sämmtliche ortsanwesende Flagg⸗ und Stabsoffiziere der Manöverflotte und der Garnison, das Seeoffiziercorps der Werft, der Schiffbau⸗Direktor und der Maschinenbau⸗Direktor der Werft. Ge⸗ heime Bauräthe Eupot und Bauck, sowie Marine⸗Baumeister Giese, Leiter des Baues des vom Stapel gelaufenen Dampfers, theilnahmen.
Köln, 29. Juli. Ihre Königliche Hoheit die Prin⸗
zessin Friedrich Carl ist, dem „W. T. B.“ zufolge, heute Nachmittag von Schloß Brühl hier eingetroffen und besichtigte während 1 ½ Stunden die Kriegskunst⸗ und landwirthschaftliche Jubiläums⸗Ausstellung, sowie später die St. Gereons⸗ und die Ursula⸗Kirche. Friedrichsruh, 30. Juli. Fürst Bismarck ist, wie der „Hamb. Corresp.“ meldet, gestern Mittag nach Schön⸗ hausen abgereist. In seiner Begleitung befand sich Graf Herbert Bismarck. Eine große Anzahl von Personen war am Bahnhof anwesend und brachte stürmische Ovationen beim Abgang des Zuges. Von Schönhausen wird sich der Fürst nach Kissingen zur Kur begeben. Die Fürstin Bismarck reiste bereits vorgestern Abend mit dem Zuge um 10 Uhr 24 Minuten von Friedrichsruh über Hamburg nach Homburg ab, um dort einige Zeit zum Kurgebrauch zu verweilen.
Koblenz. Das Programm der 37. Generalver⸗ sammlung der Katholiken Deutschlands wird jetzt veröffentlicht. Die Generalversammlung wird vom 24. bis 28. August in Koblenz abgehalten. Präsident der Ver⸗ sammlung ist Freiherr von Buol⸗Berenberg, badischer Kammerherr und Landgerichts⸗Rath, sowie Abgeordneter zum Reichstag und badischen Landtag.
Bayern 8 —München, 29 Juli. Zu dem vorgestrigen Unfall Sr. Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten bemerkt die „Allg. Ztg.“ noch, daß an der Ecke der Winthir⸗ und Roman⸗ straße gegenwärtig die Marien⸗Anstalt umgebaut und das Erundstück daher von einer Planke umgeben wird, sodaß der freie Ausblick von der Winthirstraße in die Romanstraße gehindert ist. An dieser kritischen Stelle trat der Unfall ein, sodaß der Zugführer der Trambahn ebenso wie der Kutscher der Equipage zu spät die Möglichkeit der Kollision bemerkten. — Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent besuchte gestern im Laufe des Vormittags die Kunstausstellung und fuhr Nachmittags 6 Uhr in Begleitung des Flügel⸗Adjutanten Freiherrn von Wolfskeel wieder wie gewöhnlich nach Nymphenburg, auf der ganzen Strecke von dem zahlreichen Publikum freudig begrüßt. Das Aussehen Sr. Königlichen dheit war ein durchaus befriedigendes — Der Prinz⸗Regent mpfing und empfängt noch anläßlich des glücklichen Ver⸗ aufs seines Unfalls Glückwunschtelegramme und ratulationsschreiben der verwandten und be⸗ reundeten Souveräne. — Die Nachricht, daß der Erzbischof anläßlich des glücklichen Verlaufs des Unfalls Sr. Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten Dank⸗ gottesdienste angeordnet habe, ist, der „Allg. Ztg.“ zufolge, unrichtig. Se. Königliche Hoheit hat sofort nach dem Unfall den bestimmten Wunsch ausgesprochen, der Sache möge keine Bedeutung beigelegt werden, und im Sinne dieses Wunsches unterblieb auch die Anordnung von offiziellen Dankgottes⸗ diensten.
Vorgestern Nachmittag gab der Prinz⸗Regent zu Ehren der Anwesenheit des Fürsten Leopold von Hohenzollern eine Tafel. Am 1. August wird Höchstderselbe seinen alljährlichen großeren Jagdausflug ins Oberland an⸗ treten, welcher wahrscheinlich wieder bei Füssen abschließen wird. Unterbrechungen werden nur das Walhalla⸗Fest am 25. August und dann das Schlußmanöver des 1I. Armee⸗ Corps verursachen, welchem Se. Königliche Hoheit auch in diesem Jahre wieder anzuwohnen gedenkt. Mit der Führung der Manöver der 4. Division an Stelle des erkrankten Com⸗ mandeurs derselben, GeneralLieutenants von Godin, wurde vom Prinz Regenten der General⸗Lieutenant von Xylander beauftragt.
Fürst Günther von Schwarzburg⸗Rudolstadt hat sich beute Vormittag 9½ Uhr zur Besichtigung des Königsschlosses nach Herrenchiemsee begeben. Mit demselben Zuge begab sich Prinz Ferdinand von Coburg mit Gefolge und Dienerschaft zu gleichem Zweck nach Prien.
Zur Organisation der Invaliditäts⸗ und Altersversicherung in Bayern schreibt die „Allg. Ztg.“:
Immer näher rückt der Zeupunkt heran, mit welchem ein wei⸗ teres Stück der sozialpolitischen Gesetzgebung des Reichs in Kraft treten und damit die segensreiche Wirkung dieser gesetz⸗ geberischen Tkätigkeit in noch böherem Maße jenem Theile der Gesammtbevölkerung zu Gute kommen soll, welcher am ehesten der Noth des Lebens ausgesetzt ist. Wie in Aus⸗ sicht genommen, soll das Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗ gesetz am 1. Jauuar 1891 in Kꝛaft treten. Zur Durchfübrung dieser Versicherung, welche dem Arbeiter das sorgenfreie und selbstbefriedigende Gefühl eines rechtlich er wingbaren, durch eigene Leistung wohterworbenen Anspruchs auf eine beim Eintritt der Grwerbsunfähipgkeit oder mit Zunahme des Aiters fällig werdende Rente giebt ist in Bayern durch die soeben erschienene, im, Gesetz⸗ und Verordnungsblatt“ veröffentlichte aller⸗ höchste Verordnung zum Vollzuge des Invaliditäts⸗ und Alters⸗Versicherungs⸗G esetzes nachstobende Organt⸗ sation geschaffen worden: Für jeden Regierungsbezirk wird eine eigene Versicherungsanstalt mit dem Sitze in der jeweiligen Kreis⸗ harnptstadt eirgerichtet, welche den Charakter einer öffentlichen Behörde hat und ein eigenes Siegel führt. An der Svpitze derselben steht der Vorstand-, dessen Zusammensetzung statutarischer Bestimmung vorbehalten bleibt;“ den Vörsitz im Vorstand führt ein vom Staats Ministerium des Innern hierfür bestimmter Rexierungs⸗Rath der betreffenden Kreisreglerung zu welchem Zweck vom 1. Oktober 1890 ab jeder Kreisregierung ein weiterer Regierungs⸗Rath beigegeben werden wnird Neben dem Vorstande fungirt als weiteres Organ der Versicherungs⸗ anstalt ein „Ausschuß’, der, vorbehaltlich anderweitiger statutarischer Bestimmung, aus je sechs Vertretern der Arbeitgeber und Ver⸗ sicherten bestebt. Die näheren Besteimmungen über die Wahl dieser Vertreter werden demnächst rom Landes⸗Versicherungsamt erlassen. Doch ist bereits in der Allerhöchsten Verordnung angeordnet, daß das Wahlrecht für jene Versicherten und Arbeitgeber, welche den nach dem Gesetz wahlberechtigten Kossen nicht angehören (in Boayern über 50 %), durch die Landräthe auszuüben ist welchen die Wahl der Hälfte dieser Vertreter zukemmt. Wie bei der Unfallversicherung, so werden auch bier zur Verbescheldung von Beschwerden wegen Ablehnung eines Renmntenanspruchs oder un⸗ richtiger Feststellung der Rente durch die Versicherungsanstalt Schiedsgerichte geschaffen, urd zwar zunächst je ein Schiedsgericht für jeden Regierungsbezirk am Sitz jeder Versicherungsanstalt. Als oberste Instanz für alle Versicherungsanstalten in Boayern fungirt, soweit nicht nach dem Gesetz die Kompetenz dem Reichs⸗Versicherungs⸗ amt vorbehalten oder die Zuständigkeit des Staats⸗Ministeriums
gegeben ist, das bereits bestebende Landes⸗Versicherungsamt; die Be⸗“ beitszimmer,
stimmungen über das Verfahren vor demselben finden auch sinngemäße Anwendung in Invaliditäts⸗ und Altersversicherungssachen. Baden.
Karlsruhe, 28. Juli. (Karlsr. Ztg.) Gestern Mittag hatten die Großherzoglichen Herrschaften Besuch von Ihren Durchlauchten dem Fürsten, der Prinzessin Amslie sowie dem Fürsten Max zu Fürstenberg mit Gemahlin. Der bohe Besuch verblieb bis zum Abend und kehrte dann nach Schloß Heiligenberg zurück. Se. Königliche Hoheit der Großherzog reiste heute Nachmittag 5 ½ Uhr nach Gengen⸗ bach, um dort der morgen stattfindenden Einweihungsfeier der neu erbauten evangelischen Kirche anzuwohnen. Höchst⸗ derselbe kehrt Abends nach Schloß Mainau zurück.
Deutsche Kolonien. 8 Aus Sansibar, 1 Juli, geht den „Hamb. Nachr.“ ein Schreiben zu, welchem wir Folgendes entnehmen: Die Ausdehnung unserer Operationen nach dem Innern von
Deutsch⸗Ostafrika hat bereits den Erfolg gehabt, daß die Mehrzahl der Häuptlinge in den Wanjamwesiländern mit den Deutschen Frieden haben will. Der Häuptling Kingo aus dem Ngurrulande war persönlich 8 Tage in Bagamovo anwesend, um seine Friedensliebe zu dokumentiren. Bana Sesu, der Sohn Tippu Tipp's, hat sowohl in Sansibar als in Bagamovo in freund⸗ lichem Verkehr mit den Deutschen gestanden, Ein un⸗ bestimmtes Gerücht will sogar wissen, daß Tippu Tixp selbst in nächster Zeit an die Küste kommen wolle, um die deutsche Ver⸗ waltung kennen zu lernen. Die Zufuhr von Elfenbein aus dem Innern ist eine enorme. Es sind zur Zeit in Bagamovo allein 13 — 14 000 Wanjamwesis und andere Neger aus dem Innern ver⸗ sammelt, welche Elfenbein gehracht haben. Auf der Karawanenstraße nach Mpwapwa und Tabora herrscht ein äußerst lebhafter Ver⸗ kehr. Die Ablösungsmannschaften für die Station Mpwapwa sind am 19 unter Führung des Proviantmeisters de la Frémoire abmarschirt. Chef Lieutenant von Bülow wird die Sration noch behalten, wesbalb der Proviantmeister Janke die abgelösten Mannschaften nach Bagamoyo zurückführen wird. Emin Pascha's Expedition geht langsam und sicher ihren Weg weiter und wird jetzt in der Nähe von Tabora an⸗ gekommen sein Eine andere Expedition geht in den nächsten Tagen nach Tabora und dem. Seengebiet ab, nämlich die große Karawane des Engländers Stokes, welcher mit circa 2000 Lasten nach Nord⸗ westen zieht. Mit ihm marschirt Lieutenant Sigl mit einer kleinen Zahl von Askaris, um an geeizneten Stellen, vor Allem in Tabora, Stationen zu gründen. — Am 13. Juni feierten die katho⸗ lischen Stationen sämmtlicher Missionsgesellschaften us Anlaß der Wiederherstellung des Friedens ein Dankesfest Die schwarze Bevölkerung nahm großen Antheil daran, auch die Offiziere der Wissmann⸗Truppe betherligten sich 3. B. in Baga⸗ moyo an der Feier. — In der lerten Juniwoche wurden zu Baga⸗ moyo der Mörder Gieseke's, Mohammed ben Kassim und sei
Spießgeselle (wie schon erwähnt) erhängt. Mohammed hatte be⸗ kanntlich die Kühnheit, mit der Karawane Stokes' an die Küste zu kommen, er wurde jedoch, da seine Ankunft den Deutschen bereits signalisirt war, in Sgadani sofort von Chef Sigl festgenommen. Bei seiner Festnahme griff er nach seinem Revolver, und sein Begleiter zog den krummen arabischen Dolch zur Vertheidigung. Nach seiner Festnahme stellte Mohammed an Chef Sigl das Ansinnen, ihn noch einmal nach dem Lager Mlembule zurückgehen zu lassen, wo er Elfesbein u. s. w. habe. In der That besaß er eine ziemliche Menge davon; natürlich wurde seine Bitte abgeschlagen und er demnächst an Bord eines Dampfers gebracht. Es traten in der Folge so viele Zeugen gegen ihn und den Mitthäter (der sein Sklave war), selbst aus den besseren Araberkreisen auf, daß er der That vollständig über⸗ führt werden konnte. Seine Hinrichtung war ein harter Schlag für die Araber, welcke von Sansibar aus große Lösegelder für ihn geboten hatten — Die Chefs der Küstenstationen haben einen lobenswerthen Wettkampf in der Verschönerung ihrer Stationen begonnen; geschmackvolle Gartenanlagen, breite Straßen, auffallende Reinlichkeit im Ort selbst, zeugen von ihrer Thätigkeit. Die Plantage Lewa bei Pangani arbeitet mit aller Macht unter der Leitung des Hrn Müller; auch die neue Station der deutschen Pflanzergesellschaft Amboni bei Tanga macht große Fortschritte.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 30. Juli. Die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten aus Anlaß der morgen stattfindenden Vermählung Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Erzherzogin Marie Valerie mit Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Erzherzog Franz Salvator sind, wie das „Prag. Abdbl.“ schreibt, nahezu vollendet. In allen Straßen Ischls, durch die der Hochzeitszug sich bewegen wird, wurden Tribünen errichteet. Der Theil des Kursalons, in welchem das Déjeuner dinatoire stattfinden wird, ist schon voll⸗ ständig hergerichteet. Der an der linken Schmalseite des Kursaalgebäudes gelegene Vorraum wurde in ein reich mit Orangenbäumen, Palmen und anderen exotischen Gewächsen, geschmücktes Entree verwandelt, dessen Fußboden ein kostbarer Teppich bedeckt. Im Lesezimmer, dessen Wände mit prachtvollen Gobelins aus der Wiener Hofburg verdeckt wurden, wird Cercle abgehalten werden. Der große Kursaal gleicht einem Palmenhain. Im Speisesaale wird sich das Buffet befinden, das kleine Speisezimmer wird als Raum für das goldene Tafelgeräth und das Billardzimmer als Ser⸗ virungsraum dienen. Am Sonnabend Mittag besichtigte Se. Majestät der Kaiser und König sämmtliche Räumlichkeiten des Kurhauses und drückte die volle Zufriedenheit mit dem getroffenen Arrangement aus.
Neuen Dispositionen zufolge wird Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin⸗Wittwe Erzherzogin Stephanie in der Kaiservilla, Ihre Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit die Prinzessin Gisela von Bayern mit 8 Kindern in der Kronprinzlichen Villa am Gries ab⸗ steigen.
Heute geht vom Wiener Westbahnhof ein aus achtzehn Salon⸗ wagen bestehender Separatzug ab, mit welchem sich die zur Zeit in Wien weilenden Mitglieder des Kaiserhauses, dann Minister des Kaiserlichen Hauses Graf Kälnoky und die Minister⸗Präsidenten Graf Taaffe und Graf Szapary nach Ischl begeben.
Ueber die Reisedispositionen ist Folgendes bestimmt worden: Das neuvermählte Paar begiebt sich am Nachmittag des 31. d. M. nach dem Jagdschlößchen des Kaisers am Offensee, nur von der beiderseitigen Dienerschaft be⸗ gleitet. — Nach Verlauf einer Woche reist das hohe Paar sodann direkt nach Meran und unter⸗ nimmt von dort eine längere Reise durch die Schweiz. Obwohl die Erzherzogin Marie Valerie den lebhaften Wunsch ausgesprochen hat, am Geburtstage Sr. Majestät, 18. August, wieder in Ischl einzutreffen, so wird dies wohl kaum möglich sein, sondern die Schweizer Reise von Interlaken, wo sie endet, noch weiter auf andere Länder ausgedehnt werden. In der Kaiservilla zu Ischl bleiben drei Appartements
Unterhalb der Appartements der Frau Erzherzogin Marie Valerie werden die Zimmer für den Erzherzog Franz Sal⸗
Erzherzogin von einem Kunsttischler in Ischl ge⸗ iefert.
Wie die „Presse“ meldet, sind die kostbaren und in der Ausführung künstlerischen Geschenke des Kaiserlichen Elternpaares dem Brautpaare gestern überreicht worden. Das Geschenk der Kaiserin Tund Königin besteht in einem Collier; es ist eine getreue Nachbildung des Halsbandes, welches Ihre Majestät als Braut von Sr. Majestät dem Kaiser und König in Ischl erhalten hat. Das Geschenk des Kaisers ist ein Diadem aus Brillanten in Kronenform nebst einem Collier aus denselben Edelsteinen. Der Erzherzog Franz Salvator schenkte seiner Braut ein prachtvolles Brillantarmband.
Das, Fremdenblatt“ bezeichnet die Meldung eines hiesigen Blattes, daß Prinz Ferdinand seine Rückkehr nach Bulgarien von der Zustimmung der österreichisch⸗ ungarischen Regierung zum Eintritt öster⸗ reichischer Offiziere in die bulgarische Armee abhängig gemacht habe, als vollständig erfunden. Die Meldung habe lediglich die Tendenz, in den Balkanländern
Beunruhigung und Mißtrauen gegen Oesterreich⸗Ungarn zu
verbreiten.
Der ungarische Justiz⸗Minister hat, der „Presse“ zufolge, in Folge einer bezüglichen Anfrage eines Gerichts eine Circularverordnung erlassen des Inhalts, daß in Betreff
Postläufer erhalten.
der Vollziehung der in Civilprozeßsachen geschöpften Urtheile und Erkenntnisse zwischen Eö Deutschen Reich oder den zum Deutschen Reich gehörigen Ländern nicht nur jene Reciprocität nicht mehr be⸗ steht, welche in dieser Beziehung mit einigen dieser zu Deutsch⸗ land gehörigen Länder ehedem aufrecht bestand, sondern auch jene Reciprocität aufgehört hat, welche in Betreff der Heraus⸗
(gabe der Mobilien an die im anderen Lande eröffnete Konkurs⸗
masse bisher geübt wurde. Mithin können die im Inlande befindlichen Mobilien des ausländischen Gemeinschuldners auf Ansuchen der Gerichte der zum Deutschen Reich gehörigen Länder nicht ausgefolgt werden.
Großbritannien und Irland.
London, 30. Juli. Nach dem Hoßfbericht hat die Königin höchst beruhigende und befriedigende Nachrichten über das Befinden der Kronprinzessin von Griechen⸗ land und deren Sohn erhalten.
Der Prinz von Wales wird sich, der „A. C.“ zufolge am 16. August von London nach Homburg begeben. 8
Der zum Gouverneur von Neu⸗Südwales ernannte Earl von Jersey war bisher General⸗Zahlmeister und ge⸗ hörte mithin dem Ministerium an; gleichzeitig bekleidete er den Posten eines dienstthuenden Kammerherrn der Königin.
Im Unterhause fragte gestern der Deputirte Summers an, ob die Regierung mit Deutschland in Unterhandlung stehe wegen der Unterbreitung etwaiger aus dem englisch⸗ deutschen Abkommen entstehenden Streitigkeiten zur Entscheidung durch einen Schiedsspruch, und ob die Regierung ensprechende Artikel über einen Schieds⸗ spruch in die mit Frankreich und Portugal beabsichtigten Verträge aufzunehmen gedenke. Der Unterstaatssekretär des Auswärtigen Fergusson erwiderte: Die Regierung könne eine solche allgemeine Verpflich⸗ tung nicht eingehen; bei mehreren Fällen habe die Regierung in der jüngsten Zeit ihre Bereitwilligkeit gezeigt, einzelne spezielle Fragen einem Schiedsspruch zu unterwerfen, es könnten aber Differenzen vorkommen, in denen unveräußerliche englische Rechte angegriffen würden, die England nicht als offene Fragen einem Schiedsspruch unterbreiten könne.
In der gestern stattgehabten jährlichen General⸗ versammlung der Royal⸗Niger⸗Company machte der Präsident die Mittheilung, daß mit dem Königreich Borgu ein Vertrag abgeschlossen sei, welcher dasselbe unter englische Flagge stelle. Ferner seien Verträge mit den Kaiserreichen Sohotound Granda abgeschlossen, durchwelche der Compagnie vollständige Jurisdiktion übertragen wird über alle Personen, welche der Nationalität derselben nicht angehören. Schließlich lenkte der Präsident die Aufmerksamkeit der Versammlung auf das deutsch⸗englische Abkommen und auf eine demselben beigefügte Depesche Sir Percy Anderson's, in welcher der Royal⸗Niger⸗Company günstige Erwähnung geschieht. 1 Die Nachrichten, welche der Vertreter der Britischen südafrikanischen Gesellschaft in der Kapstadt erhalten hat, bestätigen die schnelle und friedliche Besetzun des Maschonalandes. Die Führer des Zuges stellen die beunruhigenden, in Natal verbreiteten Gerüchte in Ab⸗ rede. Nachdem der General am 23. Juni die Pionier in ihrem vorgeschobenen Lager in Baines Drift am Macloutsiefluß besichtigt hatte, rückten die Pioniere nach dem Shashi vor, wo sie auf den Obersten Pennefather und dessen Polizeimannschaften warteten, welche spätestens am 1. Juli eintreffen sollten. Darauf sollte sofort der weitere Vormarsch in das Maschonaland beginnen. Die Pioniere glaubten, Mount Hampden Mitte August erreichen zu können. Die Verbindungen mit der Vorhut werden durch eingeboren
Frankreich. Paris, 30. Juli. In dem gestern abgehaltenen Minister⸗ rath theilte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister des Innern Constans mit, er werde die Interpellation Le Senne's Betreffs der Auswanderung nach Argentinien, am Donnerstag beantworten und hierbei eine Gesetzvorlage antündigen, durch welche die Auswanderer vor der schwindelhaften Auswanderungs⸗Agentien geschützt werden sollen. Der Minister⸗Präsident und Kriegs⸗Minister de Freyeinet ist vorgestern Abend von seiner Inspektions⸗ reise in den Vogesen hierher zurückgekehrt. Der ehemalige Ackerbau⸗Minister, Barbe ist gestorben. Der Dampfer „Kerguelen“ der gegenwärtig an der Küste von Dahomey stationirt ist, wurde nach Buenos Aires beordert. Die von mehreren Blättern gebrachte Meldung, das französisch⸗englische Uebereinkommen sei bereits unterzeichnet worden, wird von zuständiger Seite de⸗ Die Verhandlungen nehmen ihren regelmäßigen ang. Laut einer amtlichen Aeußerung des Kriegs⸗Ministers
Deputirte
des ersten Stockwerks, ein Entree, ein Schlaf⸗ und ein Ar⸗
wird der Bestand der Kavallerie im Jahre 1891 um
für die Frau Erzherzogin ständig reservirt. 8
herbeizuführenden Ersparungen werden die Mittel zum Unter⸗
vator eingerichtet. Die Möbel wurden nach der eigenen An⸗
fort. Mr. Vest sprach gegen die Maßregel.
Mangels an Munition eingestellt haben.
12 Pferde vermehrt werden. Die im Remontirungsdienst
Die Dienstzeit der Pferde wird um
halt derselben gewähren. Im Jahre 1891 werden
jlin Weniges verlängert werden.
außerdem noch 1000 Pferde mehr als gewöhnlich angekauft
werden. Einem Abgeordneten aus dem Departement Tarn et
Garonne, welcher eine bezügliche Anfrage an den Kriegs⸗
Minister gerichtet hatte, ist der Bescheid geworden, daß die Absicht vorliege, das zunächst nur als ein vorläufiges bestehende Lager von Caylus zum Zweck der Ausbildung von Truppen
endgültig beizubehalten. Die diesjährigen Uebungen der beiden Divisionen des XVII. Armee⸗Corps gegen einander dürften, dem „Journal es Débats“ zufolge, ein ganz besonderes Interesse darbieten, da
den sie befehligenden Generalen der freieste Spielraum gelassen werden wird. Nach der Konzentrirung der Truppen an zwei von
dem kommandirenden General bestimmten, etwa 150 km. auseinander gelegenen Orten werden die beiden Divisions⸗ Generale vorrücken, ohne andere Nachrichten über die feind⸗
lichen Bewegungen zu haben als die, welche sie durch ihre eigenen zum Aufklärungsdienst vorgeschickten Patrouillen em⸗
Der kommandirende General des XVII. Armee⸗
pfangen. 4 rand . 2 sich auf die Rolle eines Schiedsrichters be⸗
Corps wird schränken. Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 28. Juli. Der Senat setzte heute die Debatte über die Tarifvorlage f Wie die „A. C.“ schreibt, scheint eine starke republikanische Opposition gegen die Bill in der Entwicklung begriffen zu sein, und die extremeren Bestimmungen der Vorlage dürften voraus⸗ sichtlich gestrichen werden. Argentinien. Buenos Aires. Amtlichen Nachrichten er argentinischen Regierung zufolge ist die revolutionäre Bewegung in Buenos⸗Aires nunmehr unterdrückt. Die rgentinische Gesandtschaft in London erhielt am Dienstag, 10 Uhr 55 Minuten Vormittags folgende Depesche des Fi Ministers: „Die Regierung, welche durch den m Geheimen vorbereiteten Truppenaufstand überrascht worden war, hat dem ernsten Kampf mit der Armee die Stirn ge⸗ boten und ist absolut siegreich. Die Aufständischen aben sich ergeben, die Waffen niedergelegt und das Arsenal und die Flotte aufgegeben. Alle höheren Offiziere, welche sich am Aufstande betheiligt haben, sollen verabschiedet und aus dem Heeresdienst entfernt werden. Die hiesigen Truppen kehren unter dem Befehl regierungstreuer Offiziere in ihre Kasernen zurück, und die Seitens der Regierung on auswärts herang ezogenen Truppen marschiren wieder in die Provinzen. Die politische Lage ist vollkommen be⸗ festigt; in der Stadt wie auf dem Lande herrscht Ruhe.“ 8 Eine Depesche der „Times“ aus Buenos Aires meldet bestätigend, daß die Insurgenten den Kampf wegen Der Aufstand sei vollständig unterdrückt und eine allgemeine Amnestie proklamirt worden. 1 Einem Telegramm des „R. B.“ aus Rio de Janeiro zufolge, ist am 29. d. M., Nachmittags in Buenos Aires der Kongreß zusammengetreten.
Setatistik und Volkswirthschaft.
Die Generalversammlung des Vereins deutscher
. Eisenbahnverwaltungen
ist, wie „W. T. B“ meldet, heute Vormittag 10 Uhr in der Aula der Technischen Hochschule zu Dresden eröffnet worden. Geheimer Rath Meusel hielt die Begrußungsansprache. Hervorragende Vertreter deutscher, österreichischer, ungarischer, niederländischer und anderer fremdländischer Eisenbahnverwaltungen wohnen den Bechandlungen bei, welche zwei Tage in Anspruch nehmen sollen.
IV. Internationaler Binnenschiffahrts⸗Kongreß.
Der Kongreß trat gestern unter dem Vorsitze Sir Joseph Lee's zu einer Sitzung zusammen, in welcher eine große Anzahl aus⸗ ländischer Delegirten an der Berathung theilnahm. Der vom Professor Schlichting vorgelegte Bericht der inter⸗ nationalen Kommission für die Verbesserung der Binnenschiff⸗ fahrts⸗Statistik wurde fast einstimmig angenommen.
Die Einnahmen der württembergischen Staatsbahnen für das Etatsjahr 1889/90
betrugen aus dem Personen⸗ und Gepäckverkehr 11 435 061 ℳ 26 ₰, gegenüber dem Etatssatz von 10 600 000 ℳ mehr 835 061 ℳ 26 ; aus dem Güterverkehr 21 805 174 ℳ 29 ₰, gegenüber dem Etatssatz von 19 700 000 ℳ mehr 2 105 174 ℳ 29 ₰. Die wirklichen Einnahmen aus dem Personen⸗ und Güterverkehr zusammen betrugen 33 240 235 ℳ 55 ₰, gegenüber dem Etatssatz von zusammen 30 300 000 ℳ mehr 2 940 235 ℳ 55 ₰.
Kunst und Wissenschaft.
Auf der zweiten Münchener Jahres⸗Kunstausstel⸗ lung erhielten, dem „W. T. B.“ zufolge, unter Anderen die Maler Kallstenius (Stockholm), Kampf (Düsseld orf), Thaulow (Christiania), die Bildhauer Kruse und Krumm, die Architekten Rettig und Pfann (Berlin), Licht (Leipzig) und der Graphiker Forberg (Düsseldorf) sämmtlich zweite Medaillen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ernte⸗Aussichten in Rußland. 1
It Im Laufe des verflossenen Monats haben sich die Ernte⸗ Aussichten in Süd⸗Rußland wesentlich anders gestaltet. Wenn auch in einzelnen Gouvernements der Stand der Feldfrüchte noch immer ein guter ist, so ist doch im Uebrigen eine Wen⸗ dung, d. h. eine erhebliche Verschlechterung eingetreten. Betrachtet man die weiten Getreidegebiete des südlichen und süd⸗ westlichen Rußland als ein Ganzes, so kann gegenwärtig, wo die Ernte bereits im vollen Zuge ist,*) festgestellt werden, daß im All⸗ gemeinen keinenfalls eine größere als eine Mittelernte zu erwarten ist. Für das weite Steppengebiet des Südostens bis zum Kaukasus hin läßt sich sogar nur eine schwache, allerhöchstens eine bescheidene Mittelernte in Aussicht stellen. 8 8
Gut sind auch jetzt noch, um auf Einzelheiten einzugehen, die Aussichten in den Gouvernements Kursk und Woronesch. Bessarabien und Cherson, in Kiew, Wolhynien und in Theilen von Podolien wird die Ernte gleichfalls, wenn nicht gut, so doch zufriedenstellend sein. Dagegen versprechen das übrige Podolien, Poltawa, Tschernigow und Charkow nur eine knappe Mittelernte. Ein gewisser Rayvon in Taurien, ebenso zwei Distrikte des Gouvernements Jekaterinoslaw erwarten eine reiche Ernte. In anderen Theilen dieser beiden Gouvernements, ferner im Lande der donischen Kosaken, in Kuban, Terek, überhaupt
*) Anm. Sie ist mindestens vierzehn Tage früher als in einem Durchschnittsjahre.
in den Steppen nördlich des Kaukasus sind die Aussichten sehr gering; meistens rechnet man in diesen weiten Produktionsgebieten auf eine Ernte erheblich unter mittel.
Das Vorstehende gilt vor Allem von den vier Haupt⸗Getreide⸗ arten, Roggen, Gerste, Hafer und besonders vom Weizen. Die weniger angebauten Sorten, wie Hirse und Mais, stehen durchschnitt⸗ lich gut. Auch Raps, von dem in Südwest⸗Rußland dieses Jahr mit Rücksicht auf die hohen Preise des Vorjahres viel angebaut worden ist, hat meist einen guten Ertrag gegeben.
Die Ursachen des gegenwärtigen Standes der Feldfrüchte sind für den Südosten, und zum Theil auch für den Südwesten, in der Fortdauer der Trockenheit und der heißen Ostwinde zu suchen. Die Regengüsse waren, trotz aller Reichlichkeit, nur Strichregen. Auch konnten sie in denjenigen Feldern, wo das Getreide bereits zur Aehren⸗ bildung geschritten war, auf die Ergiebigkeit keinen Einfluß mehr ausüben In letzter Zeit thut auch der Getreidekäfer im Südosten großen Schaden. In Südwest⸗Rußland hat gleichfalls die große Hitze verderbliche Folge gehabt. Namentlich ist ein Theil der Weizenfelder dadurch nothreif geworden. Auch hat die Hessenfliege mehr Schaden gethan, als man Anfangs übersah. Die spätere Regenperiode hat dann zahlreiche Unwetter von erheblicher Ausdehnung gebracht, be⸗ sonders Hagelschläge, die große Verheerungen anrichteten. Auch der Rostschaden ist erheblicher, als man eine Zeit lang anzunehmen geneigt war.
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Ernte in Rumänien. ö“ ꝓ†% Ende Juni konnte endlich nach anhaltenden Regengüssen allenthalben zur Weizen⸗ und Gerstenerte geschritten werden. Dennoch sind nur hin und wieder, wie in der kleinen Walachei und in der Nähe des Bukarester Distrikts, durch Hagelschlag und Gewitter ver⸗ ursachte größere Schäden zu beklagen, in der Moldau war die Wider⸗ standskraft allgemein, und bei anhaltender schöner Witterung wird der diesjährige Gesammtertrag überhaupt zu den reichsten zählen.
Im Allgemeinen ist der Herbstweizen dicht und körnig, der Roggen gut, der Hafer vorzüglich; die Gerste ist dagegen nur dort völlig brauchbar, wo sie in der vom Schnee zurückgelassenen Feuchtigkeit gesäet worden, der übrige Theil ist vom Schimmel (Aphis cerealis) ergriffen, und im Großen und Ganzen ist diese Frucht heuer klein, schwach und quantitativ gering.
Der Raps ist fast ausschließlich in der Moldau gediehen, denn in den anderen Gebietstheilen des Landes hat er durch den starken Niederschlag bedeutend gelitten und nahezu 50 % eingebüßt.
Der Mais ist als schön, wenngleich etwas klein zu bezeichnen.
Die Preisnotirungen in den verschiedenen Getreidesorten sind die nachstehenden: 4
A. Constantza. (Kustendje.) Erste Juliwoche. Weizen 47 — 59 lib à Hektoliter 10,80 Fres. Mais 50 — 60 6 Gerste 34 — 47 1 8 5,00 — 5,50 „ Braila Zweite Juliwoche. 54 — 60 lib. à Hektoliter 10,75 — 13,00 Frcs. 53 ½ — 61 ½ „ „ . 5,25 — 6,55 59 — 60 „ „ 1 5,42 — 5,75 Constantza. (Kustendje.) Zweite Juliwoche. Weizen 47— 58 lib. à Hektoliter 10,80 Fres.
Mais 55 —60 „ „ 6,85
Gerste 43 — 47 „ „ 5,40 Bemerkung:
B. it
Die Preise in Constantza sind durchschnittliche.
St. Petersburg, 29. Juli. (W. T. B.) Das „Finanzamts⸗ blatt“ veröffentlicht Kartogramme über die Ernteaussichten am 1./13. Juli, verglichen mit den betreffenden Auskünften vom 1./13. Juni. Das „Finanzamtsblatt“ resumirt die aus diefer Zu⸗ sammenstellung sich ergebenden Wahrnehmungen dahin, es mache sich eine Verschlechterung der Aussichten bei der Sommergetreide⸗ Ernte im Süden der Gouvernements Jekaterinoslaw und Cherson bemerkbar. Das Blatt konstatirt, daß die Ernteaussichten für Sommer⸗ und Wintergetreide im übrigen europäischen Rußland theils gute, theils sehr gute verblieben sind.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Die gestern in München abgehaltene Wanderversammlung der bayerischen Thierärzte nahm, wie „W. T. B.“ meldet, eine von dem Professor Feser beantragte Resolution an, welche sämmtliche von Reichswegen ergriffenen Vieheinfuhr⸗ und Vieh⸗ verkehrsbeschränkungen an der Ostgrenze vom veterinär⸗ polizeilichen Standpunkte aus in vollem Umfange aufrecht er⸗ halten sehen will. Der Seuchenausweis der östlich angrenzenden Nachbarländer thue dar, daß ohne solche Maßnahmen eine Gefährdung des deutschen Viehbestandes zu befürchten sei. “
Oesterreich⸗Ungarn.
Durch Verordnung der K. und K. Ministerien des Innern, des Handels und der Finanzen vom 9. Juli 1890 ist die Einfuhr von Hadern und Lumpen aus Egppten, sofern diese Gegenstände für den Handel bestimmt sind, bis auf Weiteres verboten worden.
Italien.
Die Königlich italienische Regierung hat die gegen schweizerisches Vieh verhängte Sperre und “ wieder aufgehoben.
Schweiz.
Bundesrath hat beschlossen, die Einfuhr
Der schweizerische (Vergl. Reichs⸗An⸗
italienischen Kleinviehs wiederum zu gestatten. zeiger Nr. 152 vom 25. Juni 1890.)
Handel und Gewerbe.
„Schles. Ztg.: Das Kohlengeschäft hat in Folge der zahlreichen eingehenden Aufträge wesentlich an Regsamkeit gewonnen und wird die gesammte Förderung der sofortigen Verladung übergeben. Die Aussicht auf den Eintritt erhöhter Winterpreise zum 1. September hat den Begehr nach sämmtlichen Kohlensorten erhöht, und sind es namentlich die Zuckerfabriken, welche mit der Eindeckung ihres Bedarfs für die bevorstehende Campagne vorgehen. Das Ausland ist an dem stärkeren Absatz noch nicht betheiligt. In Voraussicht des wachsenden Begehrs haben die Großhändler ihre Abnehmer benach⸗ richtigt, daß vom 1. August ab die Kohlenpreise wieder heraufgesetzt werden, und zwar für Stück⸗ und Würfelkohlen um 2 ₰, für die kleineren Sortimente um 1 ₰4. Die Grubenververwaltungen halten an den bisherigen Preisen fest, daher die Erhöhungen der Kohlen⸗ preise lediglich dem Belieben der Großhändler unterliegen. Vom 1. August ab notiren die Großhändler für erste Marken (Königs⸗ grube): Stück⸗, Würfel⸗ und Nußkohlen 42 ₰, Kleinkohlen 30 ₰, Grieskohlen 23 ₰ pro 50 kg; für geringere Marken (Trautschold⸗ segen bei Mokrau) Stück⸗ und Würfelkohlen 33 ₰, Kleinkohlen 23 ₰ pro 50 kg. — Die Kumulativpreise für gute Marken betragen: für Stück⸗ und Würfelkohlen 40 — 45 ₰, Nußkohlen 36— 40 ₰, Klein⸗ und Erbskohlen 23 — 28 ₰, Staubkohlen 8— 12 ₰ am Schacht. Die Koksanstalten erhalten ihre Produktion auf der bisherigen Höhe, doch läßt der ungenügende Absatz die Bestände anwachsen. Zudem wird viel Koks aus Niederschlesien bezogen. Die Arbeiterverhältnisse haben sich im Revier sehr befriedigend gestaltet, da die Schichten regelmäßig verfahren werden und sich nirgends Ausstandsgelüste zeigen. Auch ist Mangel an Arbeitskräften nicht vorhanden.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die mittels des Reichs⸗Postdampfers „Habsburg⸗ beförderte Post aus Australien (Abgang aus Sydney am nia Nanrh ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraus schtlich
am 1. August Vormittags zur Ausgabe
Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die
Theater und Musik.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Für die „Puppenfee“, das für die nächste Saison vorbereitete pantomimische Divertissement, ist in Wien nach den Originalentwürfen der Hofoper von Brioschi für das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater das erforderliche Dekorationsmaterial ausgeführt worden und hier bereits eingetroffen. Direktor Fritzsche konnte gestern schon die Scenerie einer Beleuchtungsprobe unterziehen. Kroll's Theater.
Die beiden letzten Gastspiel⸗Abende Heinrich Bötel’'s, Donnerstag und Freitag, bringen nochmals die beiden beliebtesten Partien des Hamburger Heldentenors, morgen den Manrico und zum Abschied übermorgen den Postillon. Den Sänger haben während seines hiesigen Gastspiels wieder die vollsten Sympathien der Berliner begleitet, die, wie üblich, ihren Ausdruck in ausverkauften Häusern und Beifalls⸗ ovationen ohne Ende fanden Das unmittelbar folgende und am Sonnabend mit „Ernani“ beginnende Gastspiel des Wiener Hofopernsängers Hrn. Ernest van Dyck macht das Berliner Publikum mit einer viel⸗ genannten und viel gerühmten neuen Gesangs⸗Capacität bekannt. Hr. van Dvock hat in kürzester Zeit eine der glänzendsten Carrièren ge⸗ macht. Sein Künstlername tauchte zuerst bei den Bayreuther Fest⸗ spielen auf, wo Hr. van Dyck als „Parsifal“ großes Aufsehen erregte. Er wurde sofort Mitglied der Wiener Hofoper und gehört jetzt zu den gefeiertsten dortigen Sängern.
Mannigfaltiges. 8
Die Veranstaltungen aus Anlaß des 100 jährigen Bestehens der Thierärztlichen Hochschule haben beute ihren Anfang genommen. Das Gebäude der Hochschule hat zu Ehren der Feier reichen Schmuck angelegt. Vor Allem ist es der Vorgarten nach der Luisenstraße zu, welcher in herrlichstem Festgewand prangt. Hohe fahnengezierte Flaggenmasten erheben sich in weitem Umkreis um das in den heutigen Morgenstunden noch verhüllte Gerlach⸗Denkmal; Guirlanden und Schleifen in den Farben der deutschen Lande verbinden die Maste und ziehen sich von Fenster⸗ brüstung zu Fensterbrüstung. Auch dem schönen Garten der Anstalt ist besonderer Schmuck gegeben Gegenüber dem Hauptgebäude prangt, aus Teppichpflanzen gebildet, ein mächtiger preußischer Adler. Auch sonst sind die weiten Rasenflächen mit schönen Teppichbeeten geschmückt. Zur Theilnahme an der Feier sind thierärztliche Capacitäten aus allen Theilen Europas eingetroffen. Frankreich hat den General⸗Inspecteur der Veterinärschulen Chaubeau entsandt, die Schweiz ist durch Prof. Berdez⸗Leon, Dänemark durch die Pro⸗ fessoren Bank und Grabbe⸗Kopenhagen, Oesterreich durch Prof. Boyer vertreten. Man sah ferner den Präsidenten des badischen Veterinär⸗ raths, Ober⸗Regierungs⸗Rath Lydtin⸗Karlsruhe und Vertreter aller thierärztlichen Lehranstalten des Vaterlandes 8
Heute früh um 9 Uhr traten zunächst im Konferenzzimmer der Hochschule die Delegirten der 16 preußischen thierärztlichen Vereine unter Vorsitz des Prof. Pütz⸗Halle zu einer Versammlung zusammen. In seinem Geschäftsbericht uüͤber die bisherige Tkätigkeit der Central⸗ vertretung konnte der Vorsitzende die hocherfreuliche Mittheilung machen, daß nicht allein die für das Gerlachdenkmal nothwendige Summe durch die Beiträge der Thierärzte bei Weitem überschritten, sondern daß auch die Ausführung des Denkmals nach künstlerischem Urtheil eine ganz vor⸗ zügliche geworden sei Der Vorsitzende konnte sodann mittheilen, daß die Audienz, welche er und Professor Esser⸗Göttingen bei dem Kriegs⸗ Minister gehabt, insofern bereits von gutem Erfolg gewesen sei, als der Minister den Millitär⸗Roßarzt⸗Eleven das Tragen von Civilkleidung gestattet habe: eine Reform, welche wesentlich mit den Gegenstand der Vorstellung der beiden Delegirten gebildet kabe. Es wurde sodann Kenntniß gegeben von dem Schritt, welchen die Centralvertretung bei dem Landwirthschaft⸗ lichen Ministerium gethan habe, um eine Rangerhöhung der Kreis⸗ Thierärzte herbeizuführen. Die übrigen Gegenstände der Tages⸗ ordnung betrafen das bevorstehende Jubiläum und die Rechnungslegung des Kassirers, welche ein außerordentlich erfreuliches Resultat ergab.
In der Mittagsstunde folgte dann die feierliche Enthüllung desvon den deutschen Thierärzten errichteten Gerlach⸗Denkmals, welches in dem Vorgarten in der Luisenstraße seinen Platz gefunden hat. Zur Theilnahme an diesem feierlichen Akte war Seitens des landwirthschaftlichen Ministeriums der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Beyer delegirt worden. Das Militär⸗Veterinärwesen war durch den Major von Keller und den Premier⸗Lieutenant von Winterfeldt ver⸗ treten. Man sah ferner den Rektor der Universität, Professor Hinschius, den Rektor der Berg⸗Akademie, Professor Hauchecorne und die von der Landwirthschaftlichen Hochschule abgesandten Professoren Wittmack, Orth und Schotte. Einen besonderen Glanz erhielt der Akt durch die Theilnahme der studentischen Korporationen auswärtiger Hoch⸗ schulen. Von der Familie des Gefeierten waren die beiden Söhne, Major Gerlach vom 129. Infanterie⸗Regiment und Baumeister Gerlach erschienen.
Die Feier eröffnete ein Sängerchor mit dem „Integer vitae“. Dann nahm der Vorsitzende des Denkmals⸗Comités, Professor Pütz⸗ Halle, das Wort zur Festrede, welche, von inniger Verehrung durch⸗ drungen, ein ausführliches Lebensbild Gerlach's zeichnete, seine Verdienste um die Wissenschaft, speziell das von ihm vertretene F gebührend hervorhob und ihn als Vorbild für die des letzteren flissenen hinstellte. Die Rede gipfelte in einem Hoch auf Majestät den Kaiser.
Hierauf fiel die Hülle. Das von dem Dresdener Künstler Otto Panzner modellirte, von C. A. Bierling in Dresden in Erz gegossene Standbild steht auf einem hohen Sockel aus rothem Granit. Die Statue zeigt den Gefeierten in seiner Lehrthätigkeit; die Linke hält sein bahnbrechendes Lehrbuch und stützt sich mit diesem auf die zu Seiten der Statue stehende Säule, die Rechte ist halb erhoben und, gleichsam die dozirenden Worte unterstützend, nach vorn gestreckt; der Kopf mit den wohl⸗ getroffenen, ausdrucksvollen Gesichtszügen ist leicht zur Seite geneigt. Ein langer Gehrock umschließt den Körper. Der hohe Sockel trägt auf der vorderen, nach der Straße zu gerichteten Seite den Namen „Andreas Christian Gerlach“, auf der Rückseite die Widmung „Die deutschen Thierärzte. Berlin 1890.“ Nach dem Gesange einer Hymne nahm als Vertreter der Thierärztlichen Hochschule der Rektor Professor Schütz das Wort, um auch seinerseits dem Genius des Mannes, dem die Feier galt, Verehrung und Anerkennung zu weihen; er gelobte, das schöne Denkmal in treue Obhut zu nehmen. Mit Mendelssohn’s Lied „Zeiten⸗Wende“ und mit der Niederlegung von zahlreichen prächtigen Widmungskränzen schloß die pietätvolle Feier.
Der Verein „Berliner Turnerschaft“ nahm in seiner letzten Hauptversammlung die Berichte des Vorstands über das verflossene Vierteljahr April⸗Juni entgegen. Nach denselben zählte der Verein Ende Juni in seinen 27 Abtheilungen 3675 Vereinsangehörige. Nach wie vor widmet der Verein dem Turnen der Lehrlinge das größt Interesse. In 9 Abtheilungen erhalten z. Z. ca. 900 Lehrlinge durch Vereins⸗Turnlehrer Turnunterricht. An den Sonntagen werden sie hinausgeführt in Feld und Wald zu anregenden Spielen, die Her und Gemüth stärken. Das Vereinsvermögen ist auf über 84 000 ℳ angewachsen. Dasselbe gestattet dem Verein, alljährlich größer Beträge für die Gebirgsturnfahrten der Ingendabtheilungen für die Ausbildung tüchtiger Vorturner und andere Wohlfahrtseinrich tungen aufzuwenden. Eine Bücherei von 3814 Bänden, darunte ca. 1000 Bände reinturnerischen Inhalts, steht den Vereinsangehörigen zur unentgeltlichen Benutzung offen und wird auch fleißig benutzt Eine von Seiten des Vereins eingerichtete Reisesparkasse, welche die Einlagen der Mitglieder mit 4 % verzinst, findet lebhaften Zuspruch; Ende Juni betrug das Mitgliederguthaben 7635 ℳ Der Verein benutzt z. Z. 7 städtische Turnhallen, darunter die große Turnhalle in der Prinzenstraße. Das Kreisturnfest in Kottbus wird der Verein
mit 5 Musterriegen und einer Anzahl Wettturner beschicken.