1890 / 184 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Ettersberg nach Wilhelmsthal begeben, woselbst ebenfalls

Ihre Hoheit die Herzogin Johann Albrecht von

ecklenburg eingetroffen ist. Ihre Königliche Hoheit die

Großherzogin begiebt sich am 6. August nach Helgoland. Anhalt.

Dessau, 30. Juli. (Anh. St.⸗A.) Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin, sowie Ihre Durchlaucht die Prinzessin Alexandra sind mit Gefolge von hier nach Gehren bez. Berchtesgaden abgereist. Ihre Hoheit die Prinzessin Friedrich hat sich mit der Prinzessin Hilda heute von hier nach Kopenhagen begeben.

Schwarzburg⸗Sondershausen. 1

Sondershausen, 30. Juli. (Reg.⸗ u. Nachr.⸗Bl.) Die Nachrichten aus Wiesbaden über das Wohlbefinden Sr. Durchlaucht des Fürsten lauten befriedigend. Höchstderselbe hat die Massagekur wiederum mit gutem Erfolg gebraucht und kehrt voraussichtlich am 3. August hierher zurück.

Deutsche Kolonien. Einem Telegramm der „Times“ aus Sansibar vom 31. Juli zufolge stieß die deutsche Expedition gegen die Mafitis auf keinen Widerstand; der letzte Rebell ist besiegt, die ganze Nord⸗Provinz dauernd pacificirt. Die Mafitis sind geflohen. Der gefangene Häuptli von der Expedition nach Sansibar gebrachtt.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 1. August. Ueber die Trauung Ihrer Kaäiser⸗ lichen und Königlichen Hoheiten der Erzherzogin Marie Valerie und des Erzherzogs Franz Salvator bringt „W. T. B.“ folgende ausführlichere Mittheilung aus Ischl: Vor 8 Uhr wurden die Eingänge zur Pfarrkirche geöffnet. Wenige Minuten später war die Kirche in allen Räumen gefüllt. In dem Mittelgange bildeten weißgekleidete Mädchen und solche in Landestracht Spalier, sodaß immer ein weißgekleidetes neben einem Mädchen in Ischler Tracht stand. Gegen 9 Uhr erschienen die geladenen Gäste, unter denen die beiden Minister⸗Präsidenten sich befanden, in der Kirche, hierauf die Mitglieder des Kaiser⸗ lichen Hauses, die dem Programm gemäß ihre Sitze ein⸗ nahmen. Gegen 9 ¾ Uhr wurde die Fahrt von der Kaiser⸗ lichen Villa zur Pfarrkirche in der durch das Programm fest⸗ gestellten Weise angetreten. Der hohe Bräutigam saß neben Sr. Majestät dem Kaiser und König, die hohe Braut neben Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin. Vor der Kirche erwarteten die früher angekommenen Herr⸗ schaften das kaiserliche Paar, welches unter Vorantritt des Braut⸗ zuges mit den Eltern des Bräutigams auf der Evangelium⸗ seite der Kirche Platz nahm. Das Brautpaar stellte sich vor die Mitte des Hochaltars, umgeben von den Braut⸗ führern und Brautjungfern. Während des Einzugs spielte die Musik. Unter Assistenz der übrigen Geist⸗ lichkeit nahm alsdann der Bischof Doppelbauer die Trauung vor. Der Bräutigam sowie die Braut sprachen das „Ja“ mit vernehmlicher Stimme. Nach der Ceremonie wurde das neu⸗

ählte Paar von dem Kaiser und der Kaiserin umarmt und geküßt. Die Herrschaften verließen hierauf mit dem Kaiserlichen Paare an der Spitze die Kirche.

Großbritannien und Irland

G London, 31. Juli. Der Herzog und die Herzogin von Connaught begeben sich Mitte August auf mehrere Wochen nach Deutschland. Im Herbst soll der Herzog einen Posten im Hauptquartierstabe erhalten und später, wie „Truth“ erfährt, zum Oberbefehlshaber der Truppen in Indien ernannt werden. 1

Der Herzog von Cambridge ist heute nach dem Kontinent abgereist und begiebt sich zunächst nach Koblenz, um daselbst das Jafanterie⸗Regiment von Göben Nr. 28, dessen Chef er ist, zu inspiziren.

Lord Randolph Churchill hat einem Berichterstatter der „Yorkshire Post“ gegenüber die Gerüchte bezüglich seines Wiedereintritts in das Ministerium dementirt. Lord Randolph meinte, einige seiner Ansichten hätten ihn vom Gros der konservativen Partei getrennt. Jedenfalls ei es höchst unwahrscheinlich, daß das Ministerium, welches o lange mit dem Parlament fertig geworden und im Ganzen o gute Erfolge erzielt habe, es für nothwendig finden sollte, hn um Beistand anzugehen.

In der gestrigen Unterhaus⸗Sitzung erklärte der Unter⸗Staatssekreäur Fergusson: Die Berliner Akte

etreffs Afrikas stipulire, daß in einer gewissen bestimmt definirten Zone keine Einfuhrzölle oder Transitzölle erhoben werden sollten. Es bestehe aber keine Be⸗ schränkung hinsichtlich der Exportzölle, außer einer Bestimmung gegen Differentialbehandlung. Das Verbot be⸗ treffend die Einfuhrzölle sei durch eine der Brüsseler Akte an⸗ gehängte Erklärung modifizirt, welche die Erhebung eines 10prozentigen Maximal⸗Werthzolles, außer für Sprit, gestatte. Das Gebiet des Sultans von Sansibar, obschon inner⸗ halb obiger Zone belegen, solle ohne Zustimmung des Sultans dem Handelssystem der Akte nicht unterworfen werden. 8 auf den britischen und den indischen Handel in Sansibar, sowohl auf dem Festlande wie an der Küste, welche von der britischen und der deutschen Gesellschaft verwaltet werden, würden gemäß dem Handelsvertrage von 1886 erhoben, der ein Maximum von 5 Prozent auf die Ein⸗ fuhr, ausgenommen Sprit (dessen Zoll 25 Prozent betrage) und gewisse spezifizirte Zölle auf die Ausfuhr gestatte. Falls ein Theil der Sansibarküste an Deutschland abgetreten werde, würden die Zölle für britische und indische Waaren gemäß dem Vertrage oder, falls das Freizonensystem angewandt werde, gemäß diesem System, wie es durch die Brüsseler Akte abgeändert worden, erhoben werden. Unter jedwedem System sei der Handel gegen Differentialbehandlung oder übertriebene Lasten geschützt. Ferner erklärte der Unter⸗ Staatssekretuxr Fergusson: Der englische Geschäfts⸗ träger in St. Petersburg habe im vorigen Monat berichtet, daß von der Regierung gegenwärtig keine Maßregel erwogen werde, welche den Juden diejenigen Rechte, die sie jetzt im russischen Reiche besäßen, entzöge. Der Unter⸗Staatssekretär Worms erwiderte auf verschiedene Anfragen: Er wisse nicht, daß eine Konven⸗ tion mit Transvaal betreffend Swaziland unterzeichnet sei. Von einer angeblichen Agitation unter den Arabern von Sansibar wegen des britischen Protektorats liege keine Nachricht vor; es werde nicht beabsichtigt, die

häuslichen Sklaven auf Sansibar in Freiheit zu setzen. Endlich erklärte der Unter⸗Staatssekretär noch, es werde gegenwärtig keine weitere Mission beim Papste be⸗ absichtigt.

Wie ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus der Kapstadt meldet, hat das Repräsentantenhaus der Kapkolonie die Resolution von Cecil Rhodes, be⸗ treffend den englisch⸗deutschen Vertrag einstimmig angenommen, ebenso einen Antrag von Sir Thomas Uppington, welcher dahin geht, daß die Kapkolonie irgend⸗ welche Einmischung in die direkte Kontrole des Kap⸗ Parlaments über das Walfischbay⸗Gebiet zurück⸗ weisen würde.

Frankreich.

Paris, 1. August. (W. T. B.) In dem gestern abgehaltenen Ministerrathe theilten die Minister Roche und Develle mit, sie würden nunmehr die Regelung der Tarife für landwirthschaftliche Erzeugnisse berathen. Die Vor⸗ bereitung der Tarifvorlagen würde eifrig betrieben. Die Zoll⸗ kommission werde sofort nach dem Wiederzusammentritt der Kammer die Berathung der Tarifvorlagen beginnen können.

In der Deputirtenkammer richtete der Deputirte Le Senne gestern an die Regierung eine Anfrage über die französische Auswanderung nach derargentinischen Republik. Der Minister Constans erwiderte, er lasse die zweifelhaften Auswanderungsagenturen verfolgen und den Be⸗ theiligten die Gefahren der trügerischen Versprechungen dieser Agenturen anzeigen. Der Deputirte de Mahy beantragte eine Tagesordnung, welche die Regierung auffordert, die Mittel zu studiren, um die französische Auswanderung nach den Kolonien zu lenken. Der Minister Constans nahm diese Tagesordnung an, welche auch die Kammer acceptirte. Die Kammer gewährre sodann einen Kredit von 200 000 Fres. für die Familien der bei dem Grubenunglück in St. Etienne umgekommenen Bergarbeiter. Am Mittwoch wird sich die Kammer vertagen.

Wie verschiedene Morgenblätter heute melden, hätten die englische und die französische Regierung in einer energischen Note die Regierung der Argen⸗ tinischen Republik aufgefordert, französischen und englischen Unterthanen für den während der Insurrektion erlittenen Schaden, vwelcher angeblich 50 Millionen Francs beträgt, Ersatz zu leisten. Die erstgenannten Regierungen seien entschlossen, ihre betreffenden Noten durch eine Demonstration der Flotten zu unter⸗ stützen.

Wie der „Gaulois“ vernimmt, werde sich Prinz Wal⸗ demar von Dänemark mit dem Herzog von Chartres am 10. d. M. nach Schottland zum Grafen von Paris zur Jagd begeben.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 30. Juli. Zur Reise des Kaisers Wilhelm nach Rußland liegen einige weitere Nachrichten in den hiesigen Blättern vor. Im deutschen Bot⸗ schaftshotel wird Alles zum Empfang des Kaisers ge⸗ rüstet. Nach Reval wird das 85. Infanterie⸗Regiment Wyborg, dessen hoher Chef bekanntlich der Kaiser ist, eine Ehrenwache nebst Musikkapelle entsenden. Ferner erfährt die „Now. Wr.“, daß bei den Manövern zwischen Jamburg und Narwa ein großer Flußübergang mit Ponton⸗ und Schlauchbrücken ausgeführt werden soll.

Der Großherzog von Hessen wird, wie die „Now. Wr.“ berichtet, am 26. Juli (a. St.) in Peterhof erwartet und vermuthlich einen Monat in Rußland bleiben, auch die Manöver mitmachen.

Italien.

Rom, 31. Juli. Die „Riforma“ bezeichnet die Nach⸗

richten über angebliche Verhandlungen zwischen Eng⸗

land und Italien, betreffend Ost⸗Afrika, für unrichtig und sagt, daß die auf die Benadir⸗Region bezüglichen Unterhandlungen mit der Englisch⸗ostafrikanischen Gesellschaft und nicht mit der englischen Re⸗ gierung stattfinden. Es sei Hoffnung vorhanden, daß diese Verhandlungen demnächst zu einem Resultat führen würden. Sie bezögen sich auf das Gebiet vom Kap Auad bis Kap Beduin, welches dem englischen Protektorat unterworfen ist.

Der General⸗Direktor des Gesundheitsamts im Ministerium des Innern, Dr. Pagliani, ist heute Abend zur Theilnahme an dem 10. internationalen medizinischen Kongreß nach Berlin abgereist.

Kardinal Luigi Pallotti ist heut 1“

Nachmittag ge⸗

Belgien.

Brüssel, 30. Juli. Nachdem die Kammer gestern die Vorlage, betreffend das internationale Zollbureau, ein⸗ stimmig und die über einige Aenderungen bei dem Wahl⸗ verfahren mit großer Mehrheit angenommen hatte, hat sie sich auf unbestimmte Zeit vertagt. Der Senat trat gestern in die Verhandlung über den Congo⸗Vertrag ein, die heute (wie schon telegraphisch berichtet) mit der Annahme Seitens aller gegen zwei Senatoren, Finet und van Put, die sich der Abstimmung enthielten, ihren Abschluß fand. Auch fanden, der „Köln. Ztg.“ zufolge, noch die Vorlagen über die Wahl⸗ vorschriften und die Fälschung von Nahrungs⸗ oder Genuß⸗ mitteln durch Annahme ihre Erledigung. Der Minister des 889 verlas nach Erschöpfung der Verhandlungen den Erlaß, der diese außerordentliche Tagung des Parlaments schloß, worauf der Senat mit einem Hoch auf den König auseinanderging. In den Verhandlungen des Senats über den Kongo⸗Vertrag gab der Minister⸗Präsident noch die bemerkenswerthe Erklärung ab, daß, wenn das Land den Willen bekunden werde, die Besitznahme des Congo⸗ staats vor den im Vertrag vorgesehenen zehn Jahren vor⸗ zunehmen, der König dem zweifellos nicht entgegen sein werde.

Ostende, 1. August. (W. T. W.) Der Graf von Flandern und der Prinz Balduin werden gleichfalls

hier eintreffen, um den Kaiser Wilhelm zu begrüßen.

Türkei.

Konstantinopel, 31. Juli. Der „Ag e de Constan⸗ tinople“ zufolge soll die Uebergabe der Berats an die beiden bulgarischen Bischöfe bald nach dem Beiramfest erfolgen; es handle sich jetzt nur noch um die der Urkunden. Der russische Bot⸗ schafter elidow, welcher gestern vor Antritt seiner zweimonatlichen Urlaubsreise vom Sultan in

Ahschieds⸗Audienz empfangen wurde, wiederholte hierbei 8 in modifizirter Form die von dem Staatsrath Zwanow dem Großvezier am 22. d. M. vorgetragenen Einwendungen.

Wie verlautet, hätte sich der Sultan auf die Versicherung be⸗

schränkt, daß die Uebergabe der Berats in keiner Be ziehung

einen feindlichen Akt gegen Rußland bedeute und

dieselben nur dasjenige gewährten, was Rußland längst be⸗ Der englische Botschafter Srn

fürwortet habe.

W. A. White ist nicht von hier abgereist. Griechenland.

Athen, 31. Juli.

meer⸗Geschwader verließ heute

um 6 Uhr

Kaiserin Friedrich und den Prinzessinnen⸗Töchtern an Bord

in der Nähe von Aegina und kehrte mit denselben nach Phaleron zurück. Nachdem der Admiral des Geschwaders die Kapitäne der verschiedenen Schiffe, der erste Gesandtschaftssekretär Haggard,

als Stellvertreter des britischen Gesandten Sir E. J. Manson,

und der zweite Gesandtschaftssekretär Rodd sich Ihrer Majestät

vorgestellt hatten, statteten König Georg und Georg Ihrer Majestät an Bord der „Surprise“ Besuch ab. Die Allerhöchsten Herrschaften landeten

Prinz einen

*

Palais fort. Ihre Majestät wird dort bei Ihrer Tochter,

der Kronprinzessin, Aufenthalt nehmen.

Amerika. 8

Vereinigte Staaten. New⸗York, 30. Juli.

(R. B.) Das Uebungsgeschwader der Vereinigten

Se ist von seiner längeren Kreuzungsfahrt hierher zurück⸗ gekehrt.

Argentinien. Buenos Aires, 31. Juli. (W. T. B.) Die Börse war heute geschlossen, dagegen waren die Banken geöffnet. Auf Grund des Preßgesetzes ist die Censur wieder hergestellt. Es ist die Rede von der Bildung eines Ver⸗ söhnungs⸗Kabinets; die Lage ist friedlich.

Die Denkschrift über das deutsch⸗englische Abkommen

findet in den meisten Blättern eine beifällige Aufnahme. So schreibt die „National⸗Zeitung“:

. Ohne Zweifel wird die Denkschrift in den weitesten Kreisen einen günstigen Eindruck machen und manchen bisher noch Widerstrebenden mit der Uebereinkunft aussöhnen, welche im Wesentlichen erreichte, was auf dem Wege friedlicher Verhandlungen zu erreichen war. Durch ihre Erörterung über dieselbe wirft die Denkschrift aber auch ein charakteristisches Licht auf die Weite des Gesichtskreises, der die Kolonialpolitik des Deutschen Reichs beherrscht, und giebt der Letzteren eine wesentlich vertiefte Bedeutung, welcher sich gänzlich zu verschließen auch den enragirten Gegnern schwer fallen dürfte.“

In der „Vossischen Zeitung“ heißt es:

„Die Vortheile aus dem Vertrage halten mit den Verlusten, die er etwa mit sich bringt, bei ruhiger Erwägung der Dinge die Waage. England hat die Verbindung seiner Besitzungen am Zambesi mit denen am Nil erhalten, die es auf Grund der Congo⸗Akte ehnehin schon beanspruchen konnte. Eine Beeinträchtigung deutscher Interessen ist daraus nicht zu folgern. Was aber die abgetretenen Gebiete betrifft, so war im Norden der deutschen Besitzungen schon 1886 das Gebiet der Britisch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft heraus⸗ geschnitten worden. Jetzt sind auch noch Witu und die Somaliküste fortgegeben. Die Letztere hat man kaum jemals ernstlich als deutsches Besitzthum betrachtet, denn nirgends ist dort etwas zur Ausübung deutscher Rechte geschehen, aber sie war nach übereinstim mendem Urtheil für Deutschland entwerthet, soweit der politische Einfluß dort in Betracht kam. Für die Gebiete, auf welche Deutschland seine Ansprüche fallen läßt, tauscht es die Oberhoheit über die ganze ge⸗ waltige Strecke zwischen der Küste und den afrikanischen Seen ein. Was im Uebrigen bei dem Abkommen noch beklagt wird, ist der Verlust von Uganda. Deutschland kann aber nichts verlieren, was es nicht be⸗ saß. Von anderer Seite ist nie bezweifelt worden, daß England größere Ansprüche auf jene Gebiete besaß als wir. Schon 1885 war eine englische Gesellschaft mit der Gründung einer britischen Kolonie zwischen der Küste und den Quellseen des Nils beschäftigt, und die englische Regierung, die das Unternehmen unterstützen sollte, verschaffte sich zuvor Gewißheit darüber, daß es von Deutschland nicht gehindert werden würde. Fürst Bismarck legte so wenig Widerspruch da⸗ gegen ein, daß er das Projekt sogar benutzte, um die Gemeinschaft Deutschlands und Englands in Afrika zu befestigen. Im nächsten Jahre erhielt England dann einen Zugang zu den Seen, der so gerichtet war, daß er nach Uganda führen mußte. Hätte Deutschland die Hand auf dies Gebiet legen wollen, so würde es nicht jetzt, sondern schon lange vorher geschehen sein müssen. Die Denkschrift des „Reichs Anzeigers“ theilt aber mit, daß erst in einer deutschen Note an Lord Salisbury vom 19. August v. J. ausdrücklich erklärt worden sei, daß Uganda, Wadelai und andere nördlich des ersten Grades südlicher Breite ge⸗ legenen Gegenden sich außerhalb des Bereichs deutscher Kolonial⸗ bestrebungen befinden. Der „Verlust“ Ugandas durch das deutsch⸗ englische Abkommen ist also nur in der Einbildung unserer Afrika⸗ schwärmer erlitten worden.“

Die „Magdeburgische Zeitung“ führt aus:

„Wenn es wahr ist und unsere Regierung allein kann darüber völlig unterrichtet sein —, daß die bisherige Lage unserer Beziehungen zu Afrika die Gefahr ernstlicher Differenzen mit England, und soweit das Protektorat Deutschlands über Sansibar in Frage kam, auch mit Frankreich in sich barg, so wird man nach den jetzt erfolgten Auf⸗ klärungen und Erläuterungen der Tendenz des Vertrages voll und ganz beipflichten müssen. Ohne Zweifel ist jetzt an die Stelle vielfach ungeklärter und daher nicht gefahrloser Verhältnisse volle Klarheit getreten. Eine besondere Beachtung nimmt der Theil der Denkschrift in Anspruch, welcher sich mit der Abtretung Helgo⸗ lands an Deutschland beschäftigt. Während über den ideellen Werth der Rückerwerbung dieser geographisch und national ohne Zweifel zu Deutschland gehörigen Insel nur eine Meinung besteht, ist ihre politische und militärische Bedeutung zu einer vielum⸗ strittenen Frage geworden, jedoch ist geflissentlich jede offiziöse Einmischung in diesen Streit der Meinungen bisher vermieden worden. In der Denkschrift nimmt nun die Re⸗ gierung das Urtheil der Kaiserlichen Admiralität von 1883 wieder auf, in welchem erklärt wurde, daß erst durch den deutschen Besitz Helgolands der Nord⸗Ostsee⸗Kanal seinen vollen Werth erhalten werde. Die Denkschrift betont daher gleichfall) die Bedeutung der Insel für den Kriegsfall, zugleich aber ihren hohen Werth im Frieden als Zufluchtshafen für Handels⸗ und Fischereifahrzeuge.“

In der „Kölnischen Zeitung“ lesen wir:

„Wie das deutsch⸗englische Abkommen als ein untrennbares Ganzes angesehen und beurtheilt werden will, so tritt auch in der Denkschrift, welche die Gründe der deutschen Regierung zum Abschluß und zur Gestaltung desselben enthält, ein Gedanke zu Tage, der allen Einzelheiten der Vereinbarung die eigenthümliche Form aufgedrückt hat. Es ist der Wunsch unserer Re⸗ gierung, aus unseren kolonialpolitischen Beziehungen und Plänen Alles zu beseitigen, was zu irgendwelchen Ver⸗ wickelungen mit anderen ächten und vor Allem mit England führen könnte. Für die friedlichen Ziele unserer Politik, welche jeden Anlaß zu einem internationalen Zusammenstoß, der zu leicht einen Weltbrand anfachen könnte, vermeiden will, ist das Abkommen ein

glän endes Zeichen.

(W. T. B.) Das britische Mittel⸗ . verlief 1 Morgens Phaleron, traf den Aviso „Surprise“ mit Ihrer Majestät der

; 2 , 1 hierauf in Phaleron und setzten um 1 Uhr die Reise nach dem Takoi⸗

Auch der Werth Helgolands, welchen die Denk⸗ chrift scharf betont, liegt ja für Deutschland vollständig in der Verstärkung, die der Vertheidigung der deutschen Küste gegen eine feindliche Flotte und drohende Landungen daraus erwächst Wir stehen jetzt vor den Thatsachen und den Plänen und den An⸗ forderungen der Zukunft. Mit vollster Ueberzeugung können wir uns hier den Ausführungen der Denkschrift anschließen über das, was jetzt geschehen muß, um die reichen Hülfsquellen in unseren Kolonien zum Nutzen und Frommen des Reichs zu erschließen. Die wichtigste Mittheilung der Denkschrift in dieser Hinsicht ist, daß die unmittelbare Verwaltung der Küste künftig wie in Neuguinea an das Reich übergehben soll. Aus dem Kriegszustande, so heißt es, kann die Regierung jetzt zur Verwaltung und in Gemeinschaft mit der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft zu friedlicher Arbeit: schreiten. Der feste Wille, zu behalten und zu sichern, was uns zugefallen ist, geht aus der Denkschrift hervor, und wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Wohlthuend berührt die Anerkennung, welche den Männern gespendet wird, die ihr Leben wagten, um dem Vaterlande an den fernen Gestaden Kolonien zu sichern. Es wird darauf hingewiesen daß der Trauer, welche sie über manche Bestimmungen des Abkommens empfinden, Verständniß entgegen⸗ gebracht wird. In der Arbeit, welche uns jetzt bevorsteht, müssen wir alle geeigneten Kräfte des Volkes verwerthen. Es hilft der Macht der Thatsachen gegenüber nichts, seufzend zu klagen über das, was hätte geschehen können. Itzt heißt es, dem in scharfen, wenn auch engen Grenzen vor uns gesteckten Ziele zuzustreben. Darum „Voll Dampf voraus!““

„Weser⸗

Weiter führen Zeitung“ sagt:

„Die Denkschrift der Regierung über das deutsch⸗englische Ab⸗ kommen macht einen ganz ausgezeichneten Eindruck. Obschon die Regierung sich sagen muß, daß der Vertrag in weiten Kreisen des gebildeten deutschen Publikums unbeliebt ist, bleibt sie hoffentlich fest auf dem eingeschlagenen Wege. Er ist der richtige. Das kann dort wohl verkannt werden, wo man in erxotischen Vorstellungen zu schwelgen liebt, was ja um so mehr der Fall ist, je ferner man der harten wirthschaftlichen Arbeit in Tropengegenden steht. Die Regierung aber hat es mit ernsten Aufgaben zu thun, und die Denkschrift zeigt, daß sie denselben gewachsen ist. Sie hat die Gesammtheit der deutschen Politik zu berücksichtigen, und wenn sie dabei nicht immer auf die Wünsche der Liebhaber von Einzelheiten eingehen kann, so darf sie in diesem Falle besonders die Frage betonen, wie weit denn Diejenigen, die das Deutsche Reich für ihre Lieblings⸗ pläne engagiren möchten, sich selber engagirt haben. Wenn wirklich am Victoria⸗- und am Nvassa⸗See so große Reichthümer zu holen sind, weshalb unternehmen denn die deutschen Kapitalistenkreise so wenig, um sie heimzuschaffen. .. ““

In den Einzelheiten der afrikanischen Grenz⸗ und Wirthschafts⸗ verhältnisse zeigt die Regierung umfassende Kenntnisse. Und wie sie Punkt für Punkt ihre Handlungsweise belegt und begründet, über⸗ zeugt sie auch den unparteiischen Leser. Wir erfahren, daß Fürst Bis⸗ marck, dem man ja auf Kosten dieses Vertrages zu schmeicheln versucht hat, es gewesen ist, der für Deutschland auf Wadelai und das vielgenriesene Uganda verzichtet hat, und zwar schon im August vorigen Jahres. Uebrigens mag daran erinnert sein, daß wir auf Uganda niemals einen Anspruch besessen haben, außer vielleicht einigen Negerkreuzen unter Schrifestücken, die Dr Peters nachträglich mitbringt. Auch Englands bessere Ansprüche auf das Land nordwestlich vom Nyassa⸗See sind überzeugend dargelegt. Das englische Verlangen nach dem Süd⸗ westrande des Victoria⸗Sees und dem Ostufer des Tanganika⸗Sees ist so wenig befriedigt worden, wie das deutsche nach dem Besitz der Walfisch⸗Bay, der übrigens auch überzeugend als von bescheidenem Werth geschildert wird. Im Togolande haben wir ein nicht unbedeutendes Binnenland, und zwischen unserem Besitz in Südwest⸗Afrika und dem Zambesi haben wir einen verbindenden Streifen gewonnen. Dagegen haben wir auf das für uns entwerthete Witu und auf die ganz werth⸗ lose Somaliküste verzichtet sowie England das Protektorat über Sansibar gegönnt Was die Regierung für die Einwilligung in das englische Protektorat sagt, ist durchaus überzeugend So glauben wis getrost sagen zu können, daß die Regierung sich mit dem Abschluß des Vertrages um Deutschland verdient gemacht hat.“

Der Pariser „Temps“ erblickt in der Denkschrift ein sehr praktisches System, ohne Schwäche, aber auch ohne Illsion Verträge abzuschließen. Eine junge Kolonialmacht, sagt das Blatt, hätte leicht in Versuchung gerathen können, die Ouadratmeilen zu zählen, doch seien hier ganz andere Prinzipien maßgebend gewesen. Als solche erkennt der „Temps“ das Bestreben an, zukünftigen Konflikten vorzubeugen, die Vermeidung einer unnützen Ausbreitung und namentlich die Sorge, eines künftigen problematischen Vortheils wegen den direkten und präzisen Vortheil einer aufrichtigen Verständigung zu gefährden. ;

wir noch an, was die

Statistik und Volkswirthschaft.

Der Verein deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen trat, wie „W. T. B.“ aus Dresden meldet, heute Vormittag zu einer Schlußsitzung zusammen, in welcher das Protokoll verlesen wurde. Nach der Sitzung unternahmen die Mitglieder einen gemein⸗ samen Ausflug nach der Bastei. 8

Kunst und Wissenschaft.

Der bekannte Volks⸗ und Jugendschriftsteller Ferdinand Schmidt ist nach längerem schweren Leiden vorgestern gestorben. Von der Jury der II. Münchener Jahres⸗Aus⸗ stellung von Kunstwerken aller Nationen wurden, der M. „Allg. Ztg.“ zufolge, die Kunstwerke nachstehender Aussteller prämiirt: Maler, I. Medaille: Haug, Robert, Stuttgart, Neuhuys, Albert, Haag, Guthrie, James, Glasgow, Besnard, Paul Albert, Paris. II. Me daille: Seiler, Karl, München, Peck, Orrin, München, Friedrich, O., München, Kallstenius, Gottfried, Stockholm, von Bartels, Hans, München, Delug, Alois, München, van Aaken, Leo, Ant⸗ werpen, Struys, Alexander, Mecheln, Harrison Alexander, Paris, Kampf, Arthur, Düsseldorf, de Bock Théophile, Haag, Boldini, Jean, Paris, Thaulow, Fritz, Christiania, Walton, Edward Arthur, Glasgow, Dupré, Julien, Paris, Pochwal ski, H., Krakau, Baertsoen, Albert, Gent, Reid, John Robertson, London, Lavery John, Glasgow, Jimenez Louis, Paris, Agache, Alfred⸗Pierre, Paris, Planella y Rodriguez, Jean, Barcelona, Wopfner, Joseph, München, Block, Joseph, München, Weishaupt, Victor, München, Baschet, Marcel André, Paris, Laupheimer, A., München, Gierymski, Alexander, München, Crawhall, Joseph jun., Glasgow, Kubierschky, Erich, München. Plastik. I. Medaille: Vanderstappen, C., Brüssel. II. Medaille: Kruse, Max, Berlin, Kumm, Wilhelm, Berlin, Beer, Friedrich, Paris, Benlliure, Mariano, Rom, Waderé, M. Heinrich, München, Onsloe⸗Ford, Edward, London, Pisani, Salvatore, Mailand. Architektur. I. Medaille: Waterhouse, Alfred, London. II. Medaille: Licht, Hugo, Leipzig, Rettig und Pfann, Berlin, Anderson, R. Roward, Edinburg. Graphik. I. Medaille: Unger, William, Wien. II. Medaille: Forberg, Ernst, Düsseldorf, Haig, Axel, London, Macbeth, R. Walk, London,

Wollie, W

Land⸗ und Forftwirthschaft 8

Die Ernte in Thüringen hat nach dem „Th. C.“ begonnen. Gestattet die Witterung, die sich seit Kurzem zum Bessern gewendet hat, ein gutes Einbringen der Er⸗ träge, so wird die Ernte auf allen Gebieten eine sehr gute sein. Der

Stand der Früchte war ein ausgezeichnetter. G

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Portugal. Durch eine in Nr. 162 des „Diario do Governo“ vom 21. Juli 1890 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministe⸗ riums des Innern ist der Hafen von Malaga seit dem 1. Juli d. J. für „rein“ vom gelben Fieber erklärt worden. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 159 vom 3. Juli 1890.)

Niederlande.

Laut Bekanntmachung des Königlich niederländischen Ministers des Innern vom 22. Juli 1890 fällt Reisegepäck, welches aus Mar⸗ seille direkt nach den Niederlanden gesandt wird, nicht unter das am 21. Juni d. J. erlassene Ein⸗ und Durchfuhrverbot. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 164 vom 9. Juli 1890.)

Süd⸗Amerika.

Die Gesundheits⸗Kommission zu Montevideo hat die Quarantäne, welche über die aus Rio de Janeiro, Santos und den Häfen des südlichen Brasiliens kommenden Schiffe bisher verhängt gewesen ist („R⸗A.“ Nr. 109 vom 5. Mai 1890), unter dem 12. Juni 1890 auf⸗ gehoben und an deren Stelle eine strenge Untersuchung des Ge⸗

sundheitszustandes an Bord der betreffenden Schiffe verfügt.

Handel und Gewerbe.

Leipzig, 31. Juli. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. p August 4,80 ℳ, pr. September 4,80 ℳ, pr. Oktober 4,82 ½ ℳ, pr. November 4,80 ℳ, pr. Dezember 4,72 ½ pr. Januar 4,62 ½ pr. Februar 4,60 ℳ, pr. März 4,60 ℳ, pr. April 4,60 ℳ, pr. Mai 4,60 ℳ%ℳ. Umsatz 135 000 kg. Behauptet.

Wien, 31. Juli. (W. T. B.) Der internationale Saatenmarkt findet in diesem Jahre am 25. und 26. August

hierselbst statt. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen⸗

London, 31. Juli. ladungen angeboten.

Bradford, 31. Juli. (W. T. B.) Wolle unverändert, Croßbreds sehr fest, gefragter, Merino flau, Garne und Stoffe unverändert.

Amsterdam, 31. Juli. (W. T. B.) Bei der heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinn⸗ auktion wurden 28 022 Blöcke Bancazinn zu 55 ¾ à 56 ½, durch⸗ schnittlich 56 ¼ verkauft.

Verkehrs⸗Anstalten.

Haäamburzg, 31. Juli. (W. T. B.) Der Post dampfer „Ascania“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas eingetroffen. 3 1. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Augusta Victoria“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New York kommend, gestern 12 Uhr

Nachts in Southampton eingetroffen. S London, 31. Juli. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer

Castle“ hat beute auf der Heimreise Madeira

passirt.

Theater und Musik.

Zu dem morgigen Parkfest wird von sämmtlichen Spezialitäten ein ganz neues und anziehungsreiches Programm zum Vortrag

gebracht werden. Kroll's Theater.

Der Beginn der nächsten Woche bringt wiederum einen Gast, und zwar einen hierorts schon trefflich eingeführten und künstlerisch bestens akkreditirten: Frl. von Vahsel aus Dessau. Die Herzoglich anhaltische Kammersängerin tritt am Montag als Regimentstochter auf. Hr. van Dyck von der Wiener Hofoper, den das Berliner Publikum morgen zum ersten Male als Opernsänger kennen lernt, setzt sein Gastspiel am Dienstag fort. Für Sonntag ist eine Wiederholung von Theobald Rehbaum’'s Opernnovität „Don Pablo“ angesetzt, deren Erfolg sich als ein andauernder erweist.

Adolph⸗Ernst⸗Theater.

Gestern fand die polizeibehördliche Abnahme des umfangreichen Baues statt, welcher in der denkbar kürzesten Zeit zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt worden ist. Zu der morgigen Er⸗ öffnungs⸗Vorstellung werden von heute ab Billets an der Kasse des Theaters verkauft. ““

reußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) Bei r gestern fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 182. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittagsziehung: 1 Gewinn von 10 000 auf Nr. 10 007. 1 Gewinn von 5000 auf Nr. 171 745. 23 Gewinne von 3000 auf Nr. 25 964. 44 923. 45 016. 46 937. 72 057. 95 460. 95 791. 100 365. 101 040. 106 281. 108 097. 110 072. 121 766. 122 032. 130 604. 133 538. 137 490. 142 086. 153 986. 164 313. 179 639. 184 669. 189 682. 46 Gewinne von 1500 auf Nr. 935. 6547. 11 207. 16 200. 18 352. 19 170. 23 984. 26 486. 32 854. 37 459. 40 743. 43 355. 44 917. 45 191. 46 877. 49 461. 61 347. 66 521. 67 729. 71 051. 74 187. 75 351. 80 363. 81 388. 85 098. 86 102. 88 831. 90 957. 104 354. 105 683. 118 467. 118 531. 127 177. 150 630. 152 998. 154 833. 155 138. 156 047. 157 417. 161 949. 165 285. 167 631. 170 098. 172 375. 172 461. 175 105. 40 Gewinne von 500 auf Nr. 323 7951. 13 666. 18 214 24 364. 27 792. 29 123. 36 788. 44 053. 45 266. 50 627. 53 265. 56 583. 65 421. 71 185. 75 409. 79 300. 81 598. 84 242. 85 404. 89 802. 92 065. 101 605. 104 970. 106 642. 106 777. 109 008. 109 143. 130 644. 132 521. 146 380. 148 563. 153 516. 154 421. 159 374. 166 085. 177 064. 180 074. 187 972. 188 519.

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 182. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ miEir 1 8 b 8

2 Gewinne von 15 000 auf Nr. 94 610. 114 925.

2 Gewinn von 10 000 auf Nr. 87 135. 135 362.

3 Gewinne von 5000 auf Nr. 4203. 57 218. 159 554. 1t

30 Gewinne von 3000 auf Nr. 2620. 5206. 24 406, 27 734. 35 218. 44 802. 51 968. 55 551. 58 870. 63 873. 76 164. 81 800. 89 879. 91 053. 99 658. 100 225. 102 433. 102 620. 123 318. 131 427. 137 251. 138 315. 145 078. 152 318. 153 338. 171 436. 175 446. 178 685.

1704.

181 768. 184 079. 44 Gewinne von 1500 auf Nr. 647. 920. 7244. 8006. 9788. 10 502. 13 185. 14 342. 20 585. 34 744. 39 428. 46 670. 49 446. 53 664. 53 765. 54 249. 59 771. 62 651. 62 656. 63 401. 70 426. 81 777. 84 203. 90 230. 91 414. 92 127. 98 270. 99 285. 102 587. 107 634. 119 940. 122 505. 124 883. 129 752. 148 609. 158 286. 160 115. 162 691. 163 489. 172 139. 173 747. 176 028. 188 714. 41 Gewinne von 500 auf Nr. 6284. 6351. 8622.

8751. 9103. 13 671. 13 982. 23 912. 24 368. 27 361.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. 8

42 652. 46 030. 61 606. 61 476. 66 116. 76 401. 80 651. 86 889. 86 980. 89 274. 91 280. 93 636. 97 113. 102 590. 103 914. 104 836. 118 548. 118 833. 119 092. 120 267. 125 548. 134 569. 136 359. 147 829. 157 879. 161 573. 165 086. 182 504. 183 082. 184 161. 187 687.

Mannigfaltiges.

Heute wird das Kaiser und Kaiserin Friedrich⸗Kinder⸗ Krankenhaus in der Reinickendorfer Straße mit seinen beiden Polikliniken für Kinder mit chirurgischen Leiden und für innerlich kranke Kinder eröffnet. Die erste Poliklinik leitet Professor Dr. Gluck; die zweite Privatdozent Dr. Adolf Baginsky Das neue Kinderkrankenhaus ist, wie die „Voss. Ztg.“ der Mittheilung hin⸗ zufügt, das zweite Sonderspital für kranke Kinder in Berlin. Früher gab es dafür hier nur das Elisabeth⸗Kinderhospital. In Betracht kommt aber, daß bereits seit 1830 bei der Charits eine besondere Klinik für kranke Kinder besteht. Begründet wurde dieselbe durch Barez, der auch ihr erster Leiter war; ihm folgte 1847 Erbkam, der 1849 durch Professor Ebert ersetzt wurde. Seit 1872 leitet Professor Eduard Henoch die Kinderklinik der Charite. Weiterhin haben schon vor langer Zeit die chirurgische Klinik in der Ziegelstraße und das jüdische Krankenhaus eigene Pavillons für diphtheriekranke Kinder eingerichtet. Auch bei den städtischen Krankenhäusern besteben besondere Abthei⸗ lungen für kranke Kinder. Das Elisabeth⸗Kinderhospital wurde 1843 auf die Anregung eines Obersten von Wabern von 15 woblthätigen Männern begründet. Ursprünglich war das Hospital nur eine Zweig⸗ anstalt der Kleinkinderbewahranstalt. Allmählich aber wuchs es sich zu einem selbständigen Kinderkrankenhaufe aus. Bis 1887 war das Hospital in einem Hause in der Blücherstraße untergebracht; seither befindet es sich im eigenen Hause in der Hasenhaide.

Die offizielle Feier des hundertjährigen Jubiläums der König⸗ lichen Thierärztlichen Hochschule fand gestern ihren Abschluß in einem Festmahl im englischen Hause, zu welchem sich über 200 Theilnehmer eingefunden hatten. Zu diesen gehörten alle Die⸗ jenigen, welche am Morgen dem Festakt in der Aula der Hochschule theils als Ehbrengäste, theils von Berufswegen beigewohnt hatten, voran der Staats⸗Minister Dr. Frei⸗ herr Lucius von Ballhausen, welcher in der Mitte der Tafel zwischen dem Rektor Professor Schütz und dem Geheimen Regierungsrath Professor Dr. Curtius saß. Der Minister erhob sich bald nach Beginn der Tafel, um die Theilnehmer zu einem Hoch auf den erhabenen Landesherrn aufzufordern, welches be⸗ geisterten Widerhall fand und woran sich die National⸗ hymne anschloß, deren erster Vers von der Versammlung stehend gesungen wurde. Darauf feierte der Direktor der Thierärztlichen Hochschule in Hannover, Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Dammann die Jubilarin in längerer Rede, in welcher er unter Anerkennung ihrer großen Verdienste um die Wissenschaft und um die Landwirthschaft dem Wunsch Ausdruck gab, daß sie auf dem betretenen Pfade fortwandeln und ihre Schüler nicht nur zu guten Thierärzten, sondern auch zu tüchtigen Menschen und brauchbaren Staatsbürgern erziehe, „sich selbst zur Ehre, uns zur Freude und der Gesammtheit zu Nutz und Frommen.“ Der Rektor Professor Schütz trank alsdann auf das Wohl des Staats⸗ Ministers Dr. Freiherrn Lucius von Ballhausen, der sich die größten Verdienste um die Hochschule erworben und aus der Thierarzneischule eine Thierärztliche Hochschule gemacht habe. Im weiteren Verlauf dankte Professor Möller den erschienenen Gästen, den Deputationen und Vertretern der Schwesteranstalten, der Universität, der Landwirth⸗ schaftlichen Hochschule wie der Stadt Berlin. In französischer Sprache nahm darauf der General⸗Inspecteur des Veterinärwesens in Frankreich, Chauveau das Wort, um unter Berufung auf den Gedanken „la science n'a pas de patrie“ seiner Freude und Genugthuung über die Feier wie über die wissenschaftlichen Erfolge der Berliner Hoch⸗ schule Ausdruck zu geben. Rektor Fricker aus Stuttgart gedachte der Lehrer der Hochschule, Professor Fröhner (Berlin) ließ den französischen Vertreter, der nichts von dem Chauvinismus, an den sein Name anklinge, verrathe, hoch leben, während Professor Esser aus Göttingen im Namen aller Anwesenden dem fessor Schütz Dank und Anerkennung zu Theil werden ließ. Das Mahl, welches auch in materieller Beziehung vortrefflich war, nahm gegen 9 Uhr sein Ende, worauf ein großer Theil der Anwesenden sich nach der Philharmonie begab, wo die Studentenschaft zu einem Festkommers versammelt war. Der Saal war mit der Kaiserbüste und mit den Fahnen der Korporationen

auf das Schönste geschmückt, die Betheiligung war trotz der Ueber⸗ fülle von Festlichkeiten eine rege. Die Studirenden der Dresdener Thierärztlichen Hochschule, der hiesigen Bergakademie, der Landwirth⸗ schaftlichen und der Technischen Hochschule, sowie der Verein „Kette“ hatten Chargirte in vollem Wichs deputirt. Das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser brachte der Vertreter der Nicht⸗Incorporirten Dr. Klee aus, die Festrede hielt stud. vet. Marks; den von stud. vet. Sauer ausgebrachten Toast auf die Professoren beantwortete Rektor Schütz mit einem Trinkspruch auf die Studentenschaft. Auch der Ehrengäste, des thierärztlichen Standes und der Damen wurde in den folgenden Reden nicht vergessen.

Der große Wagenzug der Studirenden der Thierärztlichen Hochschule bildete heute Mittag den glänzenden Abschluß der Festlich⸗ keiten, mit denen die jüngste der Berliner Hochschulen ihre Centennar⸗ feier begangen hat. Am Neuen Thor, wo der Zug sich ordnete, ent⸗ wickelte sich reges Leben. In reich geschmückten Karossen kamen die einzelnen Korporationen angefahren. Viele alte Herren hatten sich den Aktiven angeschlossen, sodaß die Gesammtzahl der Wagen schließlich über 120 betrug, während etwa 25 Berittene erschienen waren. Um 11 ½ Uhr setzte sich der imposante Zug mit klingendem Spiel in Bewegung. Eröffnet wurde derselbe durch einen auf gelb⸗ behängtem Roß einherreitenden Herold und durch das Musik corps der 2. Garde⸗Artillerie, das theils in der Tracht der Seidlitz⸗ schen Kürassiere, theils als Ansbach⸗Bapreuther Dragoner erschienen war. Dann folgten das Festcoomits mit dem Banner der Hoch⸗ schule und die offiziellen Vertreter der übrigen fremden und hiesigen Hochschulen mit ihren Bannern in Vierspännern. Die Nicht⸗ Incorporirten bildeten den Schluß der ersten Abtheilung. Der zweiten Abtheilung ritt das Musik⸗Corps der 1. Garde⸗Dragoner in alt⸗ deutscher Landsknechtstracht voran. Dann kam der 8. C. mit seinen Kartellvereinen, die Verbindung Marcomannia und der A. T. V. Frisia. Ein vierspänniger Postzug, hinter dem drei Postillone ritten, bildete den wirkungsvollen Schluß der Vrernanstal⸗ tung. Der Zug, der überall berechtigtes Aufsehen erregte, bewegte sich durch die Luisen⸗ und Neue Wilhelmstraße, bog dann in die Nordseite der Linden ein, ging über die Schloßfreiheit und den Werderschen Markt und durch die Französische⸗, Markgrafen⸗ und Mohrenstraße um den Wilhelmsplatz und durch die Voß⸗ und Königgrätzerstraße sowie durch die Friedens⸗Allee nach dem Kron⸗ prinzenzelt, wo ein solenner Frühschoppen stattfand.

Im großen Hörsaale des Hygienischen Instituts (Klosterstraße 36) begannen heute Vormittag die Verhandlungen der achten Paupt⸗ versammlung des Preußischen Medizinal⸗Beamten⸗ vereins. Man bemerkte in der äußerst zahlreich aus allen Theilen des preußischen Staats besuchten Versammlung den Ministerial⸗Direktor Dr. Bartsch vom Kultus⸗Ministerium, den Regierungs⸗ und Geheimen Medizinal⸗Rath Dr. Pistor, den Geheimen Regierungs⸗Rath Professor Dr. Sell vom Reichs⸗Gesundheitsamt, die Stadt⸗Physici Sanitäts⸗ Rath Dr. Mittenzweig und Sanitäts⸗Rath Dr. Schulz, den Regie⸗ rungs⸗ und Geheimen Medizinal⸗Rath Dr. Kanzow (Potsdam), den Geheimen Sanitäts⸗Rath, Kreis⸗Physikus Dr. Wallisch (Altona) und andere hervorragende Physiker mehr. Der Vorsitzende, Regierungs⸗ und Geheime Medizinal⸗Rath Dr. Kanzow (Potsdam) erssnete die Versammlung mit Worten der S und ertheilte sogleich das Wort dem Ministerial⸗Direktor Dr. Bartsch, welcher folgende Worte an die Versammlung richtete: „Der Herr Kultus⸗

Minister bedauert lebhaft, daß er verhindert ist, in Ihrer Mitte zu

Rektor Pro-⸗