1890 / 184 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

erscheinen und Sie begrüßen zu können. Der Herr Kultus⸗Minister hat mich daher beauftragt, Sie in seinem Namen willkommen zu heißen. Dieser ehrenvolle Auftrag ist mir um so erfreulicher, als mir dadurch Gelegenheit gegeben ist, mit Männern meines Berufs in persönliche Beziehung zu treten. Ich darf wohl hoffen, daß diese persönlichen Beziehungen nicht mit dem heutigen Tage abschließen werden; denn ich halte es nicht für einen bloßen Zufall, daß Sie Ihre achte Hauptversammlung in einer Zeit abhalten, wo von Nah und Fern zahlreiche Aerzte in Berlin eintreffen, um an den Be⸗ rathungen des zehnten jnternationalen medizinischen Kongresses theil⸗ zunehmen. Die bedeutenden Fortschritte auf allen Gebieten der Wissenschaft, der Industrie und Technik verdanken wir zum größten Theile dem Gedanken der Assoziation. Dieser Gedanke hat auch dazu beigetragen, den Preußischen Medizinal⸗Beamten⸗ Verein ins Leben zu rufen. Der gegenseitige Meinungsaustausch, die gegenseitige Belehrung und Anregung fördert wohl zunächst den Ein⸗ zelnen, nützt aber gleichzeitig der Gesammtheit. Es ist deshalb um so erfreulicher, daß Sie auch diesmal Ihre Tagesordnung so reichhaltig gestaltet haben. Der Herr Minister verfolgt Ihre Berathungen mit größtem Interesse und giebt sich der Hoffnung hin, daß dieselben der Allgemeinheit zu Gute kommen werden.“ Der Vorsitzende, Regie⸗ rungs⸗ und Geheime Medizinal⸗Rath Dr. Kanzow (Potsdam) dankte im Namen des Vereins dem Vertreter der Regierung und ““ ihn, dem Herrn Minister den Dank des Vereins zu über⸗ mitteln.

Die Militärärztlichen Bildungsanstalten begingen heute den Jahrestag ihrer Begründung durch einen Festakt in der reich dekorirten Aula des Instituts in der Friedrichstraße. Die Feier erhielt durch die Anmesenheit zahlreicher Ehrengäste ein besonders festliches Gepräge. Wir sahen u. A. den Médecin- inspecteur Weber⸗Besangon, den Médecin-principal Professor Kelsch⸗Paris und andere Vertreter des“ französischen Militär⸗Sanitäts⸗ wesens, den rumänischen General⸗Arzt Professor Petresco, den Chef des finnischen Militär⸗Sanitätswesens, Wirk⸗ lichen Staatsrath Winter⸗Helsingfors und die Niederländer Colonel Wilson und Unter⸗Stabsarzt Zwaardemaker Haag. Das Kultus⸗ Ministerium war durch den Ministerial⸗Direktor Bartsch, die Charité durch den General⸗Arzt Mehlhausen, die Universität durch zahlreiche Professoren vertreten. Auch der bayerische Militärbevollmächtigte Ritter von Haag, sowie der Direktor des Reichs⸗Gesundheitsamts Geheime Regie⸗ rungs⸗Rath Köhler waren anwesend. Nach einleitendem Gesange nahm zunächst der Chef des preußischen Militär⸗Sanitätswesens, General⸗ Stabsarzt Dr. von Coler, das Wort zu einer längeren Ansprache, in der er unter Hinweis auf die bei der vorjährigen Stiftungsfeier dargelegten Ziele der Anstalt schilderte, wie die Militär⸗Sanitäts⸗ verwaltung im laufenden Jahre thatkräftig bemüht gewesen ist, durch zahlreiche Reformen diesen Zielen näher zu kommen. Er verwies sodann zum Schluß seiner Ansprache auf vier Werke, welche in diesen Tagen zur Veröffentlichung kommen werden. Es sind dies der letzte Bͤäand des Kriegssanitätsberichts der Feldzüge 1870/71, ein Werk, das den gesammten ärztlichen Stand Deutschlands mit Befriedigung und Stolz erfüllen kann, das 55 263 Falle berücksichtigende Werk über die „Grippe⸗Epidemie im deutschen Heere“, das Werk über Krankengeschichten und Leichenbefunde aus den Garnisonlazarethen, eine Ar⸗

beit, für die 2593 Fälle benutzt werden konnten, und endlich der

Sanitätsbericht für die Jahre 1885—88, welcher die Er⸗ gebnisse des Friedenssanitätsdienstes zusammenstellt und Kunde giebt von der günstigen Gestaltung des Heeressanitätswesens. Hierauf nahm Generalarzt Dr Graßnick das Wort zur Erstattung des Jahresberichts. Die alsdarn folgende Festrede hielt Professor Dr. Gerhardt. In streng wissenschaftlicher Darlegung gab er eine Geschichte des Bruststiches. Mit Gesang schloß die Feier.

Am Neubau des Reichstagsgebäudes sind gegenwärtig oben am Kuppelgerüst größere, provisiorisch in Holz und Gips aus⸗ geführte Theile vom äußeren Schmucke des Tambours und ebenso ein in Zink hergestelltes Eckstück der Kuppel angebracht, um deren ornamentale Wirkung in der Höhe zu bestimmen. Für die ungemeine Sorgfalt, mit welcher der Bau hergestellt wird, sind diese schon zu wiederholten Malen und bei verschiedenen Baugliedern vorgenommenen Proben bezeichnend. Bei der günstigen Jahreszeit macht der Bau, der „Voss. Ztg.“ zufolge, gewaltige Fortschritte. So ist in wenigen Monaten der mächtige Mittelbau mit seinen drei Bogenportalen an der Ostseite des Gebäudes, schräg gegenüber der Einmündung der Dorotheenstraße, bis zum Hauptgesims emporgeführt worden.

Die Deutsch⸗ostafrikanische Gesellschaft hat in der Königlichen Münze, wie der „Magd. Ztg.“ geschrieben wird, mit Genehmigung Sr Majestät des Kaisers für ihre Lande im fernen Afrika Münzen prägen lassen zunächst anderthalb Millionen Stück Kupfermünzen, jede im Werthe von etwa 3 ½ bis 4 Pfen⸗ nigen, während die etwas kostspieligeren Silbermünzen im Sep⸗ tember nachfolgen sollen. Die Kupfermünze, etwas größer als unser silbernes Markstück, zeigt auf der einen Seite den deutschen Reichs⸗ adler mit der in lateinischen Lettern ausgedrückten Umschrift „Deutsch⸗ Ostafritanische Gesellschaft und der Jahreszahl 1890 und auf der anderen Seite innerhalb der von einem oben geöffneten Lorbeerkranze umgebenen Fläche nochmals die in arabischer Sprache und Schrift verfaßte Inschrift:

Wetterbericht vom 1 August, Morgens 8 Uhr.

Bar. auf 0 Gr. Temperatur

u. d. Meeressp

Oberbayern; über dem nördlichen Europa ist der Barometerstand zwar noch ein niedriger, aber gleich⸗ mäßiger als bisher. ist 12. und B —— elen geringe Regenmengen. eber Norddeutschlan 2 ; 9 berrscht eine Inehe fübwestliche Luftströmung vor. der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be Obere Wolken ziehen aus West und Südwest.

„Deutsch⸗Ostafrikanische Gesellschaft“. Die im September folgenden Silbermünzen werden auf der einen Seite mit dem Brustbild des Kaisers in Gardes du Corps⸗Uniform mit Helm und auf der andern Seite wahrscheinlich mit einem Löwen geschmückt werden. Das Relief hat der Königliche Münzmedailleur Hr. Weigand in der Königlichen Münze modellirt. Der Werth jeder Münze beträgt etwa 1,50

Die Berliner Turnerschaft wird ihr diesjähriges Garten⸗ fest Sonnabend, den 9. August, auf Tivoli begehen. Die Kapellen des 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiments und der ersten Garde⸗Dragoner werden concertiren, der Sängerchor der Turnerschaft unter Leitung des Hrn. Schlauck Gesänge vortragen. Auf der Plattform wird die Jahnbüste aufgestellt und an ihr eine Gedenkfeier veranstaltet werden.

An dem internationalen Wettschwimmen, welches am 10. und 11. August hierselbst stattfinden soll, betheiligen sich sieben Vereine mit 95 Meldungen und 53 verschiedenen Konkurrenten. Außer Berlin und Charlottenburg werden Breslau und Hamburg vertreten sein. Um die Meisterschaft von Berlin im Schwimmen wollen G. Friboes, F. Kniese, 2 Guhl und H. König, um die Meisterschaft im Springen Weidler, Kupsch und Obst kämpfen. Um den Staatspreis starten Klebahr⸗Hamburg, Döbbelin⸗Breslau, C. Krüger⸗Charlotten⸗ burg, sowie die Berliner Mennicke, P. Schulz, H. König und West⸗ fahl. (Letzterer ist ein Scheinname.)

Das 50 jährige Gesellen⸗Jubiläum feierten kürzlich zwei Berliner Bäckergesellen, Wilhelm Gustav und Gott⸗ fried Walter. Dieselben waren am 22. Juni 1840 im Mehlhause zu Gesellen gesprochen worden Der Innungsvorstand hatte, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, die beiden Jubilare zur Vorstands⸗ sitzung aufs Mehlhaus geladen, wo der Obermeister Kuntze an die beiden Veteranen des Gesellenstandes eine herzliche Gratulationsrede richtete und denselben sodann Namens der Innung ein Ehrendiplom sowie je 100 überreichte.

Gelsenkirchen, 31. Juli. Gestern Abend Uhr fand auf der Zeche „Unser Fritz“ eine Explosion schlagender Wetter statt. Acht Bergleute, von welchen einer bis heute »Mittag vermißt wurde, sind todt, drei schwer verletzt; von letzteren ist einer im Krankenhause zu Buer, wohin die Verunglückten über⸗ führt wurden, heute Nachmittag gestorben. Die Ursache der Ex⸗ plosion ist, wie „W. T. B.“ meldet, bisher nicht aufgeklärt worden.

Weinheim (in Baden), 29. Juli.⸗Nachdem nunmehr das Kaiser⸗ und Krieger⸗Denkmal in seinen einzelnen Bestand⸗ theilen ausgeführt ist, wird die Einweihung desselben am 17. August stattfinden, an welchem Tage zugleich das Verbandsfest des Badischen Militärvereins⸗Verbandes hier abgehalten wird. Wie die „H. Ztg.“ aus zuverlässiger Quelle vernimmt, hat auch Se. Königliche Hoheit der Großherzog Höchstsein Erscheinen bereits zugesagt, was allenthalben große Freude erregt. Die Vorbereitungen zu dem Fest sind in vollem Gange.

Helgoland, 31. Juli. (W. T. B.) Der Gouverneur hat das amtliche Protokoll des Strandgerichts über den Unfall, bei welchem der Konsul Rohlsen umgekommen ist, heute öffentlich aus egen lassen, um den ungenauen Berichten in ver⸗ schiedenen Zeitungen, durch welche die Interessen Helgolands geschädigt werden, zu begegnen.

Wien. Bei den Demolirungsarbeiten der Ofener Burg fanden, dem „Pester Lloyd“ zufolge, vier Arbeiter einen Kelch, nach einer anderen Version eine mit Perlen besetzte Schatulle, in welcher sich ca 300 Goldmünzen befunden haben sollen. Die Arbeiter verheimlichten den Fund, theilten denselben und machten sich sodann unter Zurücklassung der Arbeitswerkzeuge aus dem Staube. Der mit den Demolirungsarbeiten betraute Unternehmer erhielt am Dienstag von dem Vorfall Kenntniß; er ging selbst auf die Suche nach den Münzen, von welchen er drei Stück bei Trödlern in der Raitzen⸗ stadt vorfand, welche die Goldstücke von den Tagelöhnern um einen Spottpreis gekauft hatten. Auch die Polizei wurde von dem Münzen⸗ fund verständigt und hat die umfassendsten Recherchen nach den flüchtigen Arbeitern eingeleitet. Die Poltzei hat sämmtliche Goldwaarenhändler und die Versatzämter bereits verständigt, sich bei etwaigem Vor⸗ kommen von alten Goldmünzen der Verkäufer zu vergewissern. Der Wiener „Presse“ wird über diesen Münzenfund aus Budapest Folgendes telegraphirt: „Vier Tagelöhner, welche den bei der Demolirung der Burg gemachten Goldmünzenfund verheimlicht haben, sind bereits arretirt worden. Fünfundzwanzig Gold⸗ münzen aus der Zeit Bocskay's und Leopold's I. hat der Juwelier Zellinger weit unter dem Werth angekauft. Vierzehn Stück hat der Juwelier Latzko der Polizei übergeben. Ein großer Theil des Fundes wurde verschleudert; die Finder haben in über⸗ müthiger Laune viele Goldmünzen verschenkt. Wie es nun heißt, wurden bei den Erdarbeiten auch eine große Menge von Silbergeld, Waffen, Skelette, Sporen, Kanonenkugeln ꝛc. gefunden.“

Metz, 1. August. (W. T. B.) 260 Sachsen sind nach einem zweitägigen Besuche der Schlachtfelder heute früh nach Saar⸗ brücken und Bingen abgereist.

Das Wetter über Central⸗

leuchtung des Sommergartens: Deutsche Seewarte.

Sonntag: Don Pablo.

fred. in Millim in ° Celsius

[50 C. = 40R.

3 wolkig 1 halb bed. 1 wolkig 2 Dunst 6 wolkig

Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda 2 bedeckt St. Petersb. 5 2 wolkenlos Moskau... 6 2— bed. Cork, Queens⸗ town... 1 halb bed. Cherbourg. 2heiter Helder.. 2 wolkig Sylt 7 4 bedeckt Hamburg. 762 2 wolkenlos Swinemünde 3 wolkig Neufahrwasser 3 bedeckt Memel .. 4 bedeckt Paris 1 wolkenlos Münster... 1 wolkenlos Karlsruhe .. 2 wolkenlos Wiesbaden. V still wolkenlos

von M. Hervé.

7 ½ Uhr.

escesE 88

München .. 1 wolkenlos Chemnitz.. PWien.. Breslau. . . 765

Ile d Aix.. 762 O 4 halb bed. 21

Nithgg 117764 still wolkenlos 25

Eöö“ 764 O 1wolkenlos 28 Uebersicht der Witterung.

Ueber dem südlichen Europa erhält sich der hohe Im Park:

2 wolkenlos 3 beiter 22 still wolkenlos 17 1 wolkenlos 20

26¶ 98 8s

nathanu.

9 8

Luftdruck mit einem Maximum von 767 mm über von Gesangs⸗ u

1““ 1“ 1] 1“

Theater⸗Anzeigen. Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 57. Male

Mamsell Nitonche. 4 Bildern von H.

Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Großes Garten⸗Concert. der Vorstellung 7 ½ Uhr.

Sonntag u. folg. Tage: Mamsell Nitouche.

Bictoria-Theater. Sonnabend: Zum 347. M.: Stanley in Afrika. von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik Franz Roth. von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater und Concert-Park. Sonnabend: Zum 197. Male: Der arme Jo⸗ Operette in 3 Akten von Hugo Witt⸗ zettel. mann und Julius Bauer. Musik von Carl Milllöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Herr Kavpellmeister Federmann. Im prachtvollen Park Champagner⸗Fest. Sonntag: Dieselbe Vorstellung. Großes Doppel⸗Concert. nd Instrumental⸗Künstlern.

154. Male: Der Nautilus.

Vaudeville in 3 Akten und Fits Meilhac und A. Millaud. Musik Militär. Doppel⸗Concert.

Illumination Anfang des Concerts 6 ½,

Adolph Ernst-Theater.

Zeitgemälde in 10 Bildern Bei elektrischer Beleuchtung.

Rroll's Theater. Sonnabend: Erstes Gast⸗ spiel des K. K. Hofopernsängers Hrn. Ernest van Dyck. Ernani. (Ernani: Hr. van Dvck.)

Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nach

Großes Concert. Anfang 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum Im prachtvollen glänzenden Sommergarten: Großes

Auftreten sämmtlicher Spezialitäten.

des ganzen Garten⸗Etablissements.

Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 7 ½ Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Sonnabend, den 2. August. Wiedereröffnung des umgebauten Theaters. Fest⸗Ouverture von Der Goldfuchs. 6 ½ Uhr, Anfang der Vorstellung 7 ½ Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Lgondon, 30. Juli. (A. C.) Die Kosten der Anlage einer Telephon⸗Verbindung über den Kanal zwischen

ondon und Paris werden auf 11 000 Pfd. Sterl. veranschlagt. Die Ar⸗

beiten werden noch vor Beginn des September beendigt sein. Die Ingenieure verbinden gegenwärtig in Sandgate bei Dover das englische

Ende des Telephonkabels mit den unterseeischen Linien. Die Drähte der Telephonleitung werden aus Messing bestehen. Die Erfahrung hat nämlich gelehrt, daß das Messing vom Salzwasser am wenigsten angegriffen wird. In London werden zahlreiche Stationen eingerichtet werden, von wo aus man sich in direkte telephonische Verbindung mi Paris setzen kann.

London, 31. Juli. Nach einem Telegramm des „Reuter'’schen Bureaus“ aus Shanghai von heute hat das Austreten des Flusses Peiho große Ueberschwemmungen verursacht. Die Verbindung zwischen Peking und Tientsin ist vollständig unter⸗ brochen, die Ernte ganz und gar zerstört. Mehrere Personen in Tientsin haben das Leben eingebüßt. 1

Paris, 31. Juli. (W. T. B.) Das Begräbniß der in St. Etienne Verunglückten fand heute Nachmittag unter Be⸗ theiligung einer zahlreichen Volksmenge statt. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Ives Guvot hielt eine Ansprache; nach ihm hielten noch einige Bergarbeiter Reden im sozialistischen Sinne.

Madrid, 31. Juli. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten soll die Cholera in der Provinz Valencia im Zunehmen sein. Gestern sollen 43 Erkrankungen und 22 Todes⸗ fälle vorgekommen sein. Amtliche Berichte fehlen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Köln, 1. August. (W. T. B.) Der Chef des Geheimen Civilkabinets Sr. Majestät des Kaisers Dr. von Lucanus ist hier eingetroffen.

St. Petersburg, 1. August. (W. T. B.) Die heutige Nummer der Gesetzsammlung enthält die Verordnungen über Kreirung einer temporären Sektion des Rigaer Bezirksgerichts Behufs Erledigung der Civilsachen, welche diesem Gericht von den früheren Gerichten des Gouvernements Livland abgeliefert wurden, respektive über Anstellung etatsmäßiger Translateure bei den bal⸗ tischen Bezirksgerichten. Dieselbe Ausgabe enthält ferner eine Verordnung, betreffend die Emission neuer 4proz. Obligationen der großen russischen Eisenbahn⸗ gesellschaft im Betrage von 15 625 000 Metallrubel. Der „Nowoje Wremja“ zufolge hat die Kommission zur Ausarbeitung eines Entwurfs für den Zoll⸗ und Münz⸗ anschluß Finnlands an Rußland bereits über die Hauptpunkte eine Einigung erzielt.

New⸗York, 1. August. (W. T. B.) Einem Telegramm aus San Salvador zufolge hätte sich der General Rivas welcher jüngst beordert worden, von Honduras nach San Salvador zurückzukehren, um Truppen für den Dienst gegen Guatemala auszuheben, als Ver⸗ räther gezeigt. Während man angenommen habe, daß Rivas sich an die Grenze begeben, sei derselbe an der Spitze von 2000 Indianern nach der Hauptstadt zurück⸗ gekommen, habe die Kaserne der Artillerie, die von wenig Soldaten besetzt war, angegriffen und die⸗ selbe nach einem erbitterten Kampf genommen. Die Indianer hätten sodann mehrere Häuser geplündert. Allgemeine Panik habe die Bewohner ergriffen. Inzwischen sei General Antonio Ezeta in Eile mit 2000 Mann von der Grenze zurückgekehrt und habe den General Rivas angegriffen und geschlagen. Die Ord⸗ nung sei jetzt in der Stadt San Salvador wiederhergestellt. Nach einem Telegramm des „New⸗York⸗Herald“ hätte General Ezeta für die ersten Tage des September allgemeine Wahlen angeordnet; der Kongreß werde am 1. Oktober zusammen⸗ treten.

Buenos Aires, 31. Juli. (W. T. B.) (Meldung des „Reuter'schen Bureaus“.) In der Provinz ist die Ruhe immer noch nicht ganz wieder hergestellt. Auf den Geleisen der Südeisenbahn wurden die Schienen aufgerissen und sind Truppen zum Schutz der Herstellungsarbeiten dahin beordert. Der Verkehr ist theilweise unterbrochen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

(Neumünster i. Holst). Frl. Anna Ockert mit Hrn. Max Stober (Dresden— Skeyden).

Verehelicht: Hr. Reg.⸗Referendar Konstantin von Geyso mit Freiin Elisabeth, von Hohen⸗ hausen (Rosen). Hr. Karl Linde mit Frl. Ella Habig (Hörde). Hr. Friedrich Kölzow mit Frl. Luise Pund (Schwaan).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Reichs⸗Gerichts⸗ rath Rintelen (Leipzig). Hrn. J. Wagner (Bützow). Hrn. Kal. Reg.⸗Baumeister Baecker (Köln). Hrn. Gust. Schulte (Duisburg). Hrn. Gerichts⸗Assessor Fring (Trier). Hrn. Hauptmann a. D. von Kommerstädt (Schönfeld b. Greiz) Eine Tochter: Hrn. Hermann Garchow (Berlin). Hrn. Major a. D. Schmelzer (Hameln).

Gestorben: Hr. Hauptmann a. D. Rudolph Schirach (Trebnitz). Hr. Rentier Ferd. Theodor Trepffer (Berlin). Hr. Willy Schulz (Berlin). Hr. Hugo Bartels (Dessau). Hr. Graf Rewentlow⸗Criminil (Ruheleben b. Ploen). Hr. Kaufmann Georg Müller (Wismar). Hr. Dr. med. Ludwig Techen (Wismar). Hr. Land⸗ wirth Gustav Baumann (Magdeburg).]

Brillante

Kasseneröffnung

Direktion: Julius Fritzsche. Geöffnet von 12—11 Uhr.

wissenschaftlichen Theater.

Anfang 7 Uhr. um 6 Uhr: Großes Verlobt: Auftreten

1

8—

Mrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗

Familien⸗Nachrichten. Frl. Erna Leiffert mit Hrn. Bankier

Otto Besendahl (Hannover). Frl Lina Sievers mit Hrn. Rechtsanwalt Dr. jur.

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin: v11 8 Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW. Wilhelmstraße Nr. 32

Fünf Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage),

und eine Bekanntmachung der Schlesischen

Generallandschafts⸗Direktion zu Breslau

vom 15. Juli 1890, betr. Aufkündigung Schlesischer Pfandbriefe.

Eduard Brode

pundene

4 184.

Berlin, Freitag, den 1. August

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußi

schen Staats⸗Anzeiger.

1890.

Zehnter Internationaler Medizinischer Kongreß.

DObwohl die Verhandlungen des zehnten internationalen medizinischen Kongresses erst am Montag, 4. August beginnen, so ist bereits eine überaus große Anzahl fremder Aerzte aus allen Welt⸗ theilen in der deutschen Reichshauptstadt eingetroffen. Fast jeder Eisenbahnzug bringt eine Anzahl Aerzte nach Berlin. In dem, unter Leitung des General⸗Sekretärs des Kongresses, Privatdozenten Dr. med. Lassar stehenden, in der Karlstraße 19 be⸗ legenen Kongreßbureau, herrscht aus diesem Anlaß ein ungemein ge⸗ schäftiges Leben und Treiben. Ein noch bedeutend lebhafteres Bild ist im Landes⸗Ausstellungspark zu beobachten, woselbst heute Vormittag um 11 Uhr die mit dem Kongreß ver⸗ medizinisch⸗wissenschaftliche Ausstellung eröffnet wurde. In der ersten Plenarversammlung, die am Montag Vormittags 11 Uhr im Circus Renz (Eingang Karlstraße) beginnt, werden der Vize⸗ Präsident des Staats⸗Ministeriums Staatssekretär von Boetticher im Auftrage der Reichsregierung und der Stäaats⸗Minister Dr. von Goßler den Kongreß begrüßen. Erster Vorsitzender des Kongresses ist der Geheime Medizinal⸗Rath Professor Dr. Virchow. Stellvertreter des Vorsitzenden sind: Geheimer Medizinal⸗ Rath General⸗Arzt Professor Dr. Ernst von Berzg⸗ mann, Geheimer Medizinal⸗Rath Professor Dr. Leyden, und Geheimer Medizinal⸗Rath Professor Dr. Waldeyer. Die Plenarversammlungen werden täglich etwa 3 bis 4 Stunden in An⸗ spruch nehmen. Am Montag Nachmittag gegen 4 Uhr werden sich die Abtheilungen in den Sitzungsräumen des Landes⸗Ausstellungs⸗ parks konstituiren. Die Redner werden in ihren Landessprachen sprechen. Da die offiziellen Sprachen deutsch, englisch und französisch sind, so wird, wenn etwa ein Redner in einer anderen Sprache eine Rede halten sollte, dieselbe in geeigneter Weise übersetzt werden. Um den auswärtigen Aerzten in jeder Hinsicht entgegenzukommen, sind auf den Hauptbahnhöfen Empfangsbureaus eingerichtet, in denen den ankommenden Kongreßtheilnehmern in deren eigener Landessprache nach Möglichkeit Auskunft ertheilt wird. Jedes Kongreßmitglied erhält außerdem gegen Vorzeigung der Mitgliedskarte einen gedruckten Führer. Dieser erscheint in deutscher, französischer und englischer Sprache und umfaßt in ge⸗ drängter Form alle zur Orientirung und für die Besichtigung erforder⸗ lichen Angaben. Während des Kongresses wird täglich im Verlag von Rudolf Mosse hierselbst in den drei offiziellen Sprachen des Kongresses ein Journal erscheinen, welches alle Nachrichten, die für die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen von Belang sind, enthält. Ferner sollen das Programm des Kongresses, sowie

Noctizen über die für jeden einzelnen Tag bevorstehenden Verhandlungen

der Abtheilungen im Journal abgedruckt werden.

1

Dagegen wird das Journal keiverlei Berichte enthalten. Diese sind ausschließlich den thunlichst bald nach Schluß des Kongresses im Verlage von A. Hirschwald erscheinenden „Verhandlungen“ vorbehalten. Zu bemerken ist, daß auch die chinesische Regierung vier Aerzte zu dem Kongreß entsendet. Mit dem Kongreß wird auch eine Reihe von Festlichkeiten verbunden sein. Im Wintergarten des Central⸗Hotels wird ein Ball und am Sonn⸗ abend, 9. August, wird im Hotel „Kaiserhof“ ein Abschiedsfest stattfinden. Der Burean⸗Direktor des Abgeordnetenhauses, Geheime Rechnungs⸗ Rath Kleinschmidt hat in anerkennenswerther Weise eine Reihe von Bureauarbeiten des Kongresses übernommen. Studirende der Medizin und andere Personen, Herren und Damen, die nicht Aerzte sind, sich aber für die Verhandlungen der betreffenden Sitzung besonders inter⸗ essiren, können von dem Vorsitzenden der Sitzung eingeladen werden oder auf Ersuchen Erlaubniß erhalten, der Sitzung als Zuhörer bei⸗ zuwohnen.

Statistik und Volkswirthschaft.

8 1“ 8 28

Zur Arbeiterbewegung.

Die 35 Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion des Reichs⸗ tages haben von Berlin aus den Aufruf an die deutsche Sozial⸗ demokratie erlassen, durch welchen ein Parteitag auf Sonntag, den 12. Oktober d. J. nach Halle a. S. einberufen wird. Als Hauptaufgabe des Parteitages wird die Neuorganisation der Partei hingestellt, welche mit dem Fall des Sozialistengesetzes in den Vordergrund trete. Die Dauer des Parteitages wird auf mindestens 5 Tage angegeben und die Tagesordnung vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Parteitages in folgenden Punkten fest⸗

gesetzt: Sonntag, den 12. Oktober, Abends 7 Uhr: Vorversammlung.

Konstituirung des Parteitags und Wahl einer Kommission für die Prüfung der Vollmachten. Montag, den 13. Oktober und die folgen⸗ den Tage: 1) Bericht der Parteileitung. Berichterstatter Bebel. 2) Bericht der Revisoren. 3) Bericht über die parlamen⸗ tarische Thätigkeit der Reichstags⸗Fraktion. Berichterstatter Singer. 4) Die Organisation der Partei. Berichterstatter- Auer. 5) Vor⸗

nahme der Wahlen auf Grund der angenommenen Organisation.

6) Das Programm der Partei. Partei zu Strikes und Boykotts.

Berichterstatter Liebknecht. 7) Die Parteipresse. Berichterstatter Auer und Bebel. 8) Die Stellung der Berichterstatter Grillenberger und Kloß⸗Stuttgart. 9) Anträge aus der Mitte des Parteitags. Um eine gewisse Gleichartigkeit der Vertretung herbeizuführen, wird vor⸗ geschlagen, daß die Parteigenossen für keinen Wahlkreis mehr als drei Vertreter wählen. Die Wahl der Vertreter muß in öffentlichen,

für diesen Zweck anberaumten Versammlungen der Parteigenossen

voorgenommen werden und sind den Gewählten Vollmachten auszu⸗

stellen, die das Bureau der Versammlung, in welcher sie gewählt

wurden, zu unterzeichnen hat. Es wird schließlich in dem Aufruf empfohlen, die Wahl der Vertreter in ganz Deutschland gleichzeitig,

und zwar am 1. Oktober, vorzunehmen.

Pianofortearbeiter,

Aus Baden schreibt man der „Frkf. Ztg.“ unter dem 31. v. M.: Bezüglich des in Baden abzuhaltenden sozialistischen Arbeiter⸗ tages verlautet, daß derselbe bis nach dem Anfangs Oktober ein⸗

zuberufenden allgemeinen Kongreß (vgl. weiter unten) verschoben!

werden soll. Auf letzterem werden die allgemeinen Grundzüge der Organisation der sozialdemokratischen Partei festgestellt und danach soll es jedem Lande oder jeder Provinz überlassen bleiben, auf Grund dieser allgemeinen Bestimmungen die innere Organisation zu regeln.

In Leipzig beschloß am 29. v. M. eine Versammlung der zwei Vertreter in die neue Gewerk⸗

schaftskartellkommission zu entsenden, und nahm deren Wahl vor. Am Mittwoch beschäftigte sich eine von 150 Personen be⸗

suchte Versammlung der Steinmetzgehülfen ebenfalls mit der Kartellkommission, beschloß die Entsendung zweier Vertreter, überließ aber deren Wahl dem Vertrauensmann, damit durch das Bekannt⸗ werden der Namen nicht etwa deren Entlassung aus der Arbeit

(Maßregelung) veranlaßt werde. Der Lohntarif und angebliche Tarif⸗

verletzung durch mehrere Arbeitgeber bildeten den Gegenstand der weiteren Verhandlungen. Eine Versammlung der Fleischer⸗ gehülfen, welche vorgestern stattfand, bot das seltene, aber um so wohlthuendere Bild eines vorzüglichen Einvernehmens

z'wischen Arbeitern uͤnd Arbeitgebern. Auf Veranlassung der

Innung waren etwa 100 bei Innungsmeistern beschäftigte Gehülfen er⸗ schienen, um die Wahl des Innungs⸗Gehülfenausschusses vorzunehmen. Der anwesende Obermeister erkannte es mit großer Genugthuung an, daß die Sozialdemokratie unter den Arbeitern des Fleischergewerbes

noch nicht annähernd so wie in anderen Berufsklassen sich verbreitet habe, und stellte, dem Beschlusse des Innungstages in Schwerin ent⸗ sprechend, für alle nichtsozialistischen Vereinigungen der Gehülfen die kräftigste Unterstützung und Förderung, für sozialistische Vereine da⸗ gegen die entschiedenste Gegnerschaft der Innung in Aussicht. Hierauf ging die Wahl des aus 5 Personen bestehenden Ausschusses vor sich.

Hier in Berlin verhandelte eine Versammlung der Schneider⸗ gehülfen am Mittwoch über die Wahl einer Lohnkommission. Während einige Redner die Wahl einer solchen Kommission zur Zeit noch nicht vorgenommen wissen wollten, weil man erst das Resul at des im August stattfindenden Schneiderkongresses abzuwarten habe und dann zum Zweck der Wahl eine neue Versammlung einberufen müsse, waren andere der Ansicht, daß es schon jetzt dringend noth⸗ wendig sei, mit den Vorarbeiten zu einer Lohn bewegung zu be⸗ ginnen. Nach sehr stürmischer Verhandlung erklärte die Mehrheit sich für sofortige Wahl und es wurden zu der Kommission vorläufig 5 Personen gewählt. Später soll, wie die „Volks⸗Ztg.“ berichtet, diese Kommission erheblich vergrößert werden.

Aus Paris meldet „W. T. B.“ vom heutigen Tage: Der „Liberts“ zufolge sind von den der Kommission für Arbeitsregelung eingesandten Antworten der interessirten Körperschaften 1850 gegen jede Regelung, 1767 befürworteten einen achtstündigen Arbeitstag und 3566 schlagen verschiedene Regelungen vor.

Eine Besichtigung der billigen Miethswohnungen

urch die Gesundheitspolizei, wie sie schon früher in einigen süd⸗ deutschen Städten vorgenommen wurde, hat soeben in Heidelberg ihren Abschluß gefunden. Es wurden die einschlägigen Verhältnisse von 200 Wohnungen an Ort und Stelle geprüft, hiervon wurden etwa 80 Wohnungen als ungesund beanstandet. Diese zerfallen in zwei große Gruppen. In der ersteren Gruppe fand man erhebliche Mängel in Bezug auf bauliche Beschaffenheit, Feuchtigkeit, Beleuchtung u. dgl., in der zweiten, größeren, Gruppe waren die Wohnungen an sich nicht ungesund, sondern nur von einer allzu großen Zahl Menschen bewohnt. Der Bezirksrath, dem das Ergebniß der Untersuchung vor⸗ gelegt wurde, hat auf Grund der bestehenden Verordnungen be⸗ züglich der ersterwähnten Gruppe der Miethswohnungen die erforder⸗ lichen baupolizeilichen Auflagen zur Beseitigung der vorgefundenen Mängel und besseren Instandsetzung der Wohnungen an die be⸗ treffenden Hauseigenthümer mit entsprechender Fristbewilligung erlassen. Diese Auflagen beziehen sich insbesondere auf Beseitigung von her⸗ vorgetretener Mauerfeuchtigkeit, auf Anlage von Fenstern zum Zwecke besserer Lüftung und Beleuchtung, auf Verputz von Decken und Wänden, Erstellung gefahrloser Zugänge zu den Wohnungen, Beseiti⸗ gung hervorgetretener Mißstände an Abtritten ꝛc. Bezüglich der zweiten Gruppe, der übervölkerten Miethswohnungen, war es nicht angängig, alle in dieser Richtung beanstandeten Wohnungen in den Bereich amtlicher Anordnungen zu ziehen, weil dies zu Konsequenzen geführt hätte, die eine anderweite Unterbringung der betreffenden Familien von Miethsbewohnern unmöglich gemacht haben würde. Es wurden deshalb nur die krassesten Fälle herausgegriffen und zum Gegenstand amtlicher Anordnungen gemacht, die dahin abzielen, daß künftig die frag⸗ lichen Wohnungen nur an eine Familie mit einer bestimmten Maximal⸗ zahl von Köpfen vermiethet werden dürfen. Aus dem Ergebnisse der nunmehr zu Ende geführten Untersuchung der Miethswohnungen haben aber die betheiligten Behörden und Kreise neuerdings die Erkenntniß gewonnen, daß der notorisch vorhandenen Uebervölkerung der einzelnen Miethswohnungen nicht allein durch amtliche Anordnungen, sondern auch wesentlich durch selbständige Unternehmungen und insbesondere auch durch Neuerrichtung von Arbeiterwohngebäuden einigermaßen ge⸗ werden könne. Die einleitenden Schritte hierzu sind bereits gethan.

Handel und Gewerbe.

Das soeben im Verlage der Buchhandlung Georg Reimer in Berlin erschienene „Handbuch für die deutsche Handels⸗ Marine auf das Jahr 1890“ hat folgenden Inhalt:

I. Verzeichniß der auf die Seeschiffahrt bezüglichen Reichsgesetze, Verordnungen u. s. w. .

II. Verzeichniß der im Deutschen Reich amtlich oder im amt⸗ lichen Auftrage herausgegebenen, ausschließlich auf die Seeschiffahrt bezüglichen Bücher, Zeitschriften und Karten.

III. Verzeichniß derjenigen auswärtigen Staaten, mit denen vom Deutschen Reich, vom früheren Norddeutschen Bund, vom früheren Deutschen Zoll⸗ und Handelsverein und von einzelnen deutschen Bundesstaaten Verträge über die Auslieferung desertirter Matrosen abgeschlossen sind, nebst Bezeichnung dieser Verträge.

IV. Die Secbehörden innerhalb des Reichsgebiets. A. Technische Kommission für Seeschiffahrt. B. Reichs⸗Inspektoren für die See⸗ schiffere⸗, Seesteuermanns⸗ und Seedampfschiffs⸗Maschinisten⸗Prü⸗ fungen. C. Kommissionen für die Prüfung der Seeschiffer, See⸗ steuerleute und Seedampfschiffs⸗Maschinisten. D. Die zur Ausferti⸗ gung der Befähigungs⸗Zeugnisse für Seeschiffer, Seesteuerleute und Seedampfschiffs⸗Maschinisten zuständigen Behörden. E. See⸗Berufs⸗ genossenschaft. F. Die Seemannsämter und die denselben vorgesetzten Landesbehörden. G. Behörden für die Vermessung der Kauffahrtei⸗ schiffe. H. Die Schiffsregister⸗Behörden. I. Deutsche Seewarte zu Hamburg. K. Reichs⸗Inspektor für das Seezeichenwesen. L. Be⸗ harder für die Untersuchung von Seeunfällen. M. Die Strand⸗

ehörden.

V. Verzeichniß der deutschen Konsulate, alphabetisch nach den Staaten und innerhalb jedes Staats nach den Amtssitzen geordnet, nebst Register der Amtssitze A. Verzeichniß der deutschen Konsulate (abgeschlossen im Jahre 1890). B. Schutzgebiete. C. Alphabetisches Register der Orte, an denen die Konsular⸗Behörden ihren Sitz haben.

VI. Verzeichniß der von Seiten des Deutschen Reichs anerkannten Konsularbeamten fremder Staaten (abgeschlossen im Juni 1890).

VII. Alphabetisches Verzeichniß der deutschen Kauffahrteischiffe nach dem Bestande am 1. Januar 1890.

VIII. Alphalbetisches Verzeichniß der deutschen Kauffahrtei⸗ Dampfschiffe nach dem Bestande am 1. Januar 1890.

IX. Verzeichniß von deutschen Kauffahrteischiffen, welchen auf Grund des §. 16 des Gesetzes, betreffend die Nationalität der Kauf fahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge, vom 25. Oktober 1867 (Bundes⸗Gesetzblatt Seite 35) von den Kaiser⸗ lichen Konsular⸗Behörden Flaggenatteste ertheilt worden sind.

X. Alphabetische Liste der deutschen Heimathshäfen mit Bezeich⸗ nung der Schiffsregister⸗Behörden, in deren Bezirk die Häfen liegen.

XI. Statistische Uebersichten: a. Der Bestand der deutschen Kauffahrteischiffe, b. Uebersicht der Seereisen deutscher Schiffe zwischen außerdeutschen Häfen im Jahre 1888, c. der Seeverkehr in den deut⸗ schen Hafenplätzen für das Jahr 1888, d. Nachweis über die im Jahre 1888 verunglückten deutschen Seeschiffe, e. Uebersicht der Schiffsunfälle an der deutschen Küste während des Jahres 1889.

Das unter VII aufgeführte Verzeichniß giebt für jedes einzelne Schiff an: e- 8

1) Das Unterscheidungs⸗Signal. G

1 n Mamer; baf 8 8

en Heimathshafen. 8 8

4) Die Gattung (Bauart), insbesondere: a. bei Dampfschiffen,

ob Räder⸗ oder Schrauben⸗Dampfschiff; b. bei Segelschiffen die durch

8

die Takelage und die Form des Schiffskörpers bestimmte Gattung nach der landesüblichen Benennung.

5) den Brutto⸗Raumgehalt in Kubikmetern, den Netto⸗Raum⸗ gehalt in Kubikmetern und in britischen Register⸗Tons auf Grund der Vermessung nach der Schiffsvermessungs⸗Ordnung vom 5. Juli 1872 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 270) bezw. vom 20. Juni 1888 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 190); insoweit eine solche Vermessung noch nicht stattgefunden hat, ist dies erkennbar gemacht.

6) Die Maschinenkraft der Dampfschiffe ausschließlich in in⸗ dizirten Pferdestärken. 4

7) Das Jahr der Erbauung, d. h. das Jahr, in welchem das Schiff zuerst vom Stapel gelaufen ist; erforderlichen Falles auch das Jahr eines etwa vorgenommenen neuen Aufbaues. 8

8) Das Hauptmaterial, aus welchem das Schiff erbaut ist; ob: a. von Eisen beziehungsweise Stahl, b. von Holz, und zwar: aa. von hartem (z. B. Eichen⸗, Teak⸗) Holz, bb. von weichem (z. B. Föhren⸗)

olz. 1 9) Die Verbolzung; ob das Schiff verbolzt ist mit: a. Bolzen von Kupfer oder von irgend einer Kupferlegirung (Muntzmetall, Metall in engerem Sinne), b. Bolzen aus verzinktem (galvanisirtem) Eisen, c. Bolzen aus unverzinktem Eisen. u

10) Den Beschlag; ob der äußere Schiffsboden beschlagen ist mit: a. Platten von Kupfer oder von irgend einer Kupferlegirung (Muntz⸗ metall, Metall im engeren Sinne), b. Zinkplatten.

11) Die Zahl der Schiffs⸗ (Box⸗) Chronometer, welche das Schiff führt. 8

12) Den Namen und Wohnort des Rheders. Bei getheiltem Eigenthum den Namen und Wohnort des Korrespondent⸗Rheders. 13) Den Namen und Wohnort des Schiffers (Schiffsführers, Kapitäns). b

14) Die Zahl der regelmäßigen Besatzung, einschließlich des Schiffers (Schiffsführers, Kapitäns), sowie des ärztlichen, Maschinen⸗, Verwaltungs⸗ und Dienstpersonals. 8 1

Das Verzeichniß ist nach den Namen der Schiffe alphabetisch geordnet. Schiffe gleichen Namens sind nach der alphabetischen Reihenfolge ihrer Heimathshäfen aufgeführt. Kennt man daher den Namen oder den Namen und den Heimathshafen eines Schiffes, so wird man das Unterscheidungs⸗Signal, die Ladungsfähigkeit, den Namen und Wohnort des Rheders und Schiffers sowie die sonstigen Angaben über das Schiff dem Verzeichniß leicht entnehmen können.

Die bezeichnete alphabetische Anordnung, sowie die größere Zahl und Reichhaltigkeit der Angaben über jedes einzelne Schiff unter⸗ scheiden das Verzeichniß von der als Anhang zum internationalen Signalbuche herausgegebenen Schiffsliste. Die letztere weist die Schiffe nach der systematischen Rethenfolge ihrer Unterscheidungs⸗ Signale nach und beschränkt sich, unter Beibehaltung des Schemas der britischen beziehungsweise französischen Signalbuch⸗Schiffsliste, auf die Angabe des Unterscheidungs⸗Signales, des Namens, des Heimathshafens, der Ladungsfähigkeit und der Maschinenkraft des einzelnen Schiffes. Während die Signalbuch⸗Schiffsliste daher vor⸗ zugsweise den Signalisirungszwecken dient, ist das alphabetische Ver⸗ zeichniß wesentlich zum allgemeinen Gebrauch für Behörden, Kauf⸗ leute, Schiffer u. s. w. bestimmt.

Ueber die deutschen Kauffahrtei⸗Dampfschiffe enthält das unter VIII. aufgeführte besondere Verzeichniß derselben im Anschlusse an die Aufzeichnungen unter VII. noch folgendes:

a. die nach H§. 22 der Schiffsvermessungs⸗Ordnung vom 5. Juli 1872, bezw. §. 25 der Schiffsvermessungs⸗Ordnung vom 20. Juni 1888 behufs Feststellung der Identität der Schiffe ermittelten Haupt⸗ Figen. Länge, Breite, Tiefe sowie Länge des Maschinenraumes derselben;

b. den nach der Schiffsvermessungs⸗Ordnung festgestellten Brutto⸗ Raumgehalt der Schiffe in britischen Registertons, sowie den Unterschied zwischen dem Brutto⸗ und dem Netto⸗Raumgehalte der Schiffe in Prozenten ihres Brutto⸗Raumgehalts;

ce, die Zahl und Bauart der Fortbewegungs⸗Maschinen der Schiffe, sowie die Zahl und Bauart der zu ersteren gehörigen Dampfkessel.

Die in diesem Verzeichniß enthaltenen Dampfschiffe, welche Suezkanal⸗Meßbriefe erhalten haben, sind am Schlusse des Ver⸗ zeichnisses noch besonders nachgewiesen unter Angabe des nach den Vorschriften, betreffend die Vermessung der Schiffe für die Fahrt durch den Suezkanal, vom 15. April 1879 bezw. vom 29. November 1888 ermittelten Brutto⸗ und Netto⸗Raumgehaltes, sowie des Unter⸗ schiedes zwischen dem Brutto⸗ und Netto⸗Raumgehalte in Prozente des Brutto⸗Raumgehalts. 8 8

Verkehrs⸗Anstalten.

MNPorddeutscher Lloyd in Bremen. (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer. New⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien: Bestimmung.

Bremen

Bremen

Bremen

WilhelmII.“ New⸗York

S ⸗Aller“. . New⸗Pork H [⸗Eider’“. . New⸗York „Fulda“ . New⸗York Wesee Bremen Kwäseee New⸗York „America“. Bremen 23. Juli von Baltimore. V Bremen 30. Juli von Baltimore. „Karlsruhe“. Baltimore 25. Juli Dover passirt. Brasil⸗ und La Plata⸗Linien: „Berlin“. . Vigo, Antw. Brem.] 26. Juli von Bahia. „Grf. Bismarck“ (Antwerp., Bremen] 30. Juli von Lissabon. „Köln“ . VPVigo, Antw., Brem.] 27. Juli von Buenos Aires. „Frankfurt“. La Plata 25. Juli in Montevideo. Z „Hannover“.

31. Juli in Southampton. 26. Juli von New⸗York. 30. Juli von New⸗York.

29. Juli in New⸗York.

25. Juli Lizard passirt. 27. Juli von Southampton. 30. Juli von Bremerhaven. 30. Juli Dover passirt. 30. Juli in New⸗York.

„Trave“. „Ems“

nelldampfer

Brasilien 20. Juli in Bahia.

La Plata 22. Juli Las Palmas passirt. Coruna, 1

„Straßburg“. Villagarcia, 28. Juli von Antwerpen. La Plata

Liss 8 „Baltimore“ . Kiabhn. 29. Juli von Antwerpen. Linien nach Ost⸗Asien und Auftralien: „Braunschweig“ Bremen 29. Juli von Port Said. „Sachsen-.. Bremen 29. Juli in Hongkong. Preuhen⸗ Ost⸗Asien in Colombo. „Bayern-. . Ost⸗Asien von Southampton. „Kronp. Fr. Wilh.“ Bremen i von Port Said. Iö7725 Bremen 1 Bremen 26. Juli von Port Said. „Salier“. Bremen 2. i von Adelaide. „Nürnberg“. Australien i in Adelaide. „Dresden“ Australien von Suez.

.

ee

i in Bremerhaven.