Das „Armee⸗Verordnungsblatt“ ver tlicht folgende Allerhöchste Kabinets⸗Ordre, betreffend die Errich⸗ tung neuer Behörden und Truppentheile:
Ich bestimme hiermit Folgendes:
1) Am 1. Oktober 1890 sind zu errichten:
a. Infanterie. Bei dem XVI. Armee⸗Corps der Stab der „68. Infanterie⸗Brigade“ und das „Infanterie⸗Regiment 145“, beide in Metz b. Feld⸗Artillerie. 23 Abtheilungsstäbe — 17 bei der fahrenden, 6 bei der reitenden Artillerie — und 53 fahrende Batterien; ferner bei der Schießschule der Feld⸗Artillerie, unter Hinzutritt eines Abtheilungs⸗Commandeurs nebst Adjutanten, eine dritte Lehrbatterie.
e. Pioniere. Bei dem II. Armee⸗Corps das „Pionier⸗ Bataillon Nr. 17“ — Standort Stettin — aus den beiden zur Zeit als „Pionier⸗Halbbataillon“ zum II. Armee⸗Corps detachirten Compagnien des Pionier⸗Bataillons von Rauch (Brandenburgischen) Nr. 3 und 2 neu zu errichtenden Compagnien. Bei dem Pionier⸗ Bataillon von Rauch (Brandenburgischen) Nr. 3 in Torgau 2 neue Compagnien
d. Train. Bei den Train⸗Bataillonen Nr. 1, 4 und 15 in ihren Standorten je eine dritte Compagnie. Das „Train⸗Bataillon Nr. 16“ — Standort Forbach, vorläufig Metz — aus der am 1. April 1890 formirten „Train⸗Compagnie XVI. Armee⸗Corps“, unter Hinzutritt einer neu zu bildenden zweiten Compagnie. Das „Train⸗Bataillon Nr. 17 — Standort Danzig — aus den am 1. April 1890 formirten „Train⸗Compag nien XVII Armee Corps“, unter Hinzutritt einer neu zu bildenden dritten Compagnie. Das „Erosherzoglich Hessische Train⸗Bataillon Nr. 25“ — Standort Darmstadt — aus der „Train⸗Compagnie der Großherzoglich Hessischen (25.) Division“, unter Hinzutritt einer neu zu bildenden zweiten Compagnie. 8
2) Die 68. Infanterie⸗Brigade tritt in den Verband der 34. Division. Der Brigade unterstehen die Infanterie⸗Regimenter Nr. 135 und 145. Durch die Bildung derselben tritt eine Aenderung in der Landwehrbezirks⸗Eintheilung bei dem XVI. Armee⸗Corps nicht ein.
Das Infanterie⸗Regiment Nr. 145 crhält die allgemein vor⸗ geschriebenen preußischen Uniform⸗Abzeichen mit blauen Schulter⸗ klappen und gelben Vorstößen an den Aermelpatten.
3) Gliederung und Unterkunft der Feld⸗Artillerie vom 1. Oktober 1890 an ergiebt die Anlage (s. unten).
4) Das Pionier⸗Bataillon Nr. 17 wird der 1. Pionier⸗Inspektion unterstellt; gleichzeitig tritt das Schleswig⸗Holsteinsche Pionier⸗ Bataillon Nr. 9 aus dem Verbande der 1. in den der 2. Pionier⸗ Inspektion über.
Das Kriegs⸗Ministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen.
Wilhelmsh den 28. Juli 1890.
Wilhelm.
““ “ “ Verdv.
Der Kriegs⸗Minister bringt vorstehende Allerhöchste Kabinets⸗Ordre mit Nachstehendem zur Kenntniß der Armee:
1) Nach weiterer Bestimmung Sr. Majestät des Kaisers und Königs sind für die Aufstellung der Neuformationen und die sonstigen, aus der Heeresverstärkung sich ergebenden Maßnahmen die zur Ueber⸗ weisung gelangenden „Organisations⸗Bestimm ungen aus Anlaß der Heeresverstärkung“ maßagebend.
2) Die Königlich bayerische Besatzungs⸗Brigade in Metz scheidet in Folge der Bildung einer 5. Königlich bayerischen Division in der Pfalz ars ihrem bisherigen Verhältniß zu dem XVI. Armee⸗Corps bezw. der 34. Division aus und hat zu dem genannten General⸗ Kommando nur noch diejenigen Beziehungen, welche allgemein für Truppentheile eines Armee⸗Corps bestehen, die im Territorialbereich eines anderen untergebracht sind.
Das Gleiche gilt von der neuzubildenden Königlich bayerischen 5. Karallerie⸗Brigade (5. Chevauleger⸗Regiment, zur Zeit der 30. Kavallerie⸗Brigade attachirt, und 3. Chevauleger⸗Regiment, nach Dieuze heranzuziehen) und deren Bezie hungen zum XV. Armee⸗Corps.
3) Aus Anlaß des dritten, die Geldmittel für die Heeres⸗ verstärkung bereit stellenden Nachtrags⸗Etats für 1890/91 sind gleich⸗ zeitig Ausführungs⸗Bestimm ungen ergangen, welche in dem Armee⸗ Verordnungsblatt (Nr. 18) veröffentlicht werden.
Nach der oben erwähnten Anlage wird die Gliederung und Unterkunft der Feld⸗Artillerie vom 1. Oktober 1890 ab folgende sein:
Garde⸗Corvps. 1. Garde⸗Artillerie⸗Regiment mit 9 fabhrenden und 2 reitenden Batterien in Berlin; 2. Garde⸗Artillerie⸗Regiment mit 9 fahrenden Batterien in Berlin und 2 reitenden Batterien in Potsdam.
I. Armee⸗Corps. Nr. 1: 3 fahrende Batterien in Insterburg, 6 fahrende Batterien in Königsberg, 2 reitende Batterien in Inster⸗ burg. Nr. 16: 8 fahrende Batterien in Königsberg, 3 fahrende Batterien in Allenstein.
II. Armee⸗Corps. Nr. 2: 3 fahrende Batterien in Stettin (vorl. Gollnow), 6 fahrende Batterien in Stettin, 2 reitende Batterien in Belgard. Nr. 17: 9 fahrende Batterien in Bromberg.
III. Armee⸗Corps. Nr. 3: 3 fahrende Batterien in Branden⸗ burg (vorl. Perleberg), 3 fahrende Batterien in Brandenburg, 3 fah⸗ rende Batterien in Perleberg, 2 reitende Batterien in Brandenburg. Nr. 18: 9 fahrende Batterien in Frankfurt a. O., 2 fahrende Batte⸗ rien in Landsberg.
IV. Armee⸗Corps. Nr. 4: 6 fahrende Batterien in Magde⸗ burg, 3 fahrende Batterien in Burg, 2 reitende Batterien in Witten⸗ berg. Nr. 19: 6 fahrende Batterien in Erfurt, 3 fahrende Batterien in Torgau.
V. Armee⸗Corps. Nr. 5: 3 fahrende Batterien in Glogau, 6 fahrende Batterien in Sprottau, 2 reitende Batterien in Sagan. Nr. 20: 6 fahrende Batterien in Posen, 5 fahrende Batterien in Lissa.
VI. Armee⸗Corps. Nr. 6: 6 fahrende Batterien in Breslau, 3 fahrende Batterien und 2 reitende Batterien in Schweidnitz. Nr. 21: 3 fahrende Batterien in Neisse, 3 fahrende Batterien in Grottkau, 3 fahrende Batterien in Neisse (vorl. Neustadt).
VII. Armee⸗Corps. Nr. 7: 9 fahrende Batterien in Wesel,
reitende Batterien in Düsseldorf (vorl. Lager Friedrichsfeld bei Wesel). Nr. 22: 3 fahrende Batterien in Münster, 3 fahrende Batterien in Minden, 3 fahrende Batterien in Münster (vorl. Soest).
VIII. Armee⸗Corps. Nr. 8: 3 fahrende Batterien in Saar⸗ louis, 3 fahrende Batterien in Saarlouis (vorl. Jülich), 3 fahrende Bstterien in Trier (vorl. Köln), 2 reitende Batterien in Saarbrücken (vorl. Saarlouis). Nr. 23: 6 fahrende Batterien in Koblenz, 3 fahrende Batterien in Köln (vorl. Koblenz).
IX. Armee⸗Corps. Nr. 9: 3 fahrende Batterien in Rends⸗ burg, 3 fahrende Batterien in Itzehoe (bis 1. April 1891 Stab Rendsburg, diese 3 Batterien, II Abtheilung, Stade), 3 fahrende Batterien in Itzehoe, 2 reitende Batterien in Itzehoe (vorl. Neu⸗ münster). Nr. 24: 3 fahrende Batterien in Schwerin, 3 fahrende Batterien in Güstrow (bis 1. April 1891 Itzehoe), 3 fahrende Bat⸗ terien in Güstrow (9. Batt. Neu⸗Strelitz).
X. Armee⸗Corps. Nr. 10: 6 fahrende Batterien in 88₰ nover (5. Batterie Wolfenbüttel), 3 fahrende Batterien in Celle, 2 reitende Batterien Hannover. Nr. 26: 3 fahrende Batterien in Oldenburg, 6 fahrende Batterien in Verden.
XI. Armee⸗Corps. Nr. 11: 9 fahrende Batterien in Kassel (wovon 3 vorl. Fritzlar), 3 reitende Batterien in Hanau (vorl. Kassel). Nr. 27: 6 fahrende Batterien in Mainz, 3 fahrende Batte⸗ rien Wiesbaden.
25. Division. Nr. 25 Batterie Darmstadt.
XIV. Armee⸗Corps. Nr. 14: 6 fahrende Batterien in Karls⸗ rube, 3 fahrende Batterien in Mannheim, 2 reitende Batterien in Karlsruhe. Nr. 30: 6 fahrende Batterien in Rastatt, 3 fahrende Batterien in Neubreisach. 8 8
6 fahrende Batterien und 1 reitende
XV. Armee⸗Corps. Nr. 15: 9 fahrende Batterien in Straß⸗ burg, 2 reitende Batterien in Saarburg. Nr. 31: 9 fahrende Bat⸗ terien in Hagenau, 2 reitende Batterien in Bischweiler.
XVI. Armee⸗Corps. Nr. 33: 5 fahrende Batterien in Metz, 3 fahrende Batterien in St. Avold. Nr. 34: 3 fahrende Batterien und 2 reitende Batterien in Metz, 3 fahrende Batterien in Mörchingen.
XVII. Armee⸗Corps. Nr. 35: 6 fahrende Batterien in Graudenz, 3 fahrende Batterien in Marienwerder, 2 reitende Batte⸗ tien in Tt. Eylau. Nr. 36: 8 fahrende Batterien in Danzig, 3 fahrende Batterien in Pr. Stargardt.
8
In Feolge Allerhöchster Kabinets⸗Ordre vom 21. November 1889 wird die 4. Escadron des 1. Badischen Leib⸗ Dragoner⸗Regiments Nr. 20 zum 1. Oktober 1890 von Durlach nach Karlsruhe verlegt.
Zufolge Allerhöchst ergangener Bestimmung ist die den Beamten der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwal⸗ tung unter gewissen Voraussetzungen verliehene Berechtigung, zu ihrer Dienstkleidung den Offizier⸗Paletot zu tragen, aufgehoben worden. ““ 8
Der Staats⸗Minister Freiherr Lucius von Ballhausen hatte gestern aus Anlaß des Jubiläums der Königlichen Thier⸗ ärztlichen Hochschule den Rektor, das Lehrerkollegium und Studenten der Anstalt, wie auch die von Nah und Fern zur Jubiläumsfeier eingetroffenen Gäste in den Räumen seines Ministeriums um sich versammelt. Der Soirée wohnten auch der Reichskanzler, der Minister des Innern und der Finanz⸗ Minister bei. Der Reichskanzler ließ sich unter Anderen mehrere der ausländischen Herren vorstellen und unterhielt sich längere Zeit namentlich mit dem General⸗Inspecteur des Veterinärmwesens in Frankreich Mr. Chauveau.
An Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchs⸗ steuern (einschließlich der kreditirten Beträge) sowie anderen Einnahmen im Deutschen Reich sind für die Zeit vom 1. April 1890 bis zum Schlusse des Monats Juni 1890 zur Anschreibung gelangt:
Zölle 89 494 100 ℳ (gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres + 9 332 915 ℳ), Tabacksteuer 2 070 014 ℳ (+ 293 630 ℳ), Zuckermaterialsteuer — 25 393 772 ℳ (+ 907 579 ℳ), Verbrauchsabgabe von Zucker 12 090 171 ℳ (+ 1 085 192 ℳ), Salzsteuer 8 635 665 ℳ (— 1 132 663 ℳ), Maischbottich⸗ und Branntweinmaterial⸗Steuer 3 446 951 ℳ (+ 642 835 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 29 506 767 ℳ (+ 4 745 179 ℳ), Brau⸗ steuer 6 537 864 ℳ (+ 204 775 ℳ), Uebergangsabgabe von Bier 788 475 ℳ (+ 65 359 ℳ); Summe 127 176 235 ℳ (+ 18 410 127 ℳ). — Spielkartenstempel 217 136 ℳ (+ 2833 ℳ), Wechselstempelsteuer 1 920 198 ℳ (+ 148 849 ℳ), Stempelsteuer für a. Werthpapiere 1 433079 ℳ (— 2353 066 ℳ), b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgéschäfte 3 211 667 ℳ (— 650 076 ℳ), ec. Loose zu Privatlotterien 115 251 ℳ (s— 88 633 ℳ), Staatslotterien 1 343 039 ℳ (— 19 116 ℳ)
ost⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung 52 728 282 ℳ F 2 286 537 ℳ), Reichs Eisenbahn⸗Verwaltung 13 683 000 ℳ
1 033 500 ℳ).
Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme ab⸗ züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende Juni 1890: Zölle 80 099 034 ℳ (+ 11 064 593 ℳ), Tabacksteuer 1 740 685 ℳ (— 12 387 ℳ), Zuckermaterialsteuer 32 084 284 ℳ (+ 6 108 232 ℳ), Verbrauchsabgabe von Zucker 15 204 031 ℳ (+ 4 397 476 ℳ), Salzsteuer 9 297 859 ℳ (— 32 723 ℳ), Maischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer 6 076 573 ℳ (+ 207 395 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 25 443 941 ℳ (X+ 3 022 315 ℳ),
rausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 6 228 290 ℳ (+ 230 344 ℳ); Summe 176 174 697 ℳ (+ 25 010 019 ℳ). — Spielkartenstempel 310 705 ℳ (— 6872 ℳ).
Die diesjährige Herbst⸗Parade des Garde⸗Corps sindet am 12. August um 9 Uhr Vormittags Tempelhofer Felde statt. “
Die „Times“ vom 31. v. M. widmet der Denkschrift über die Beweggründe zu dem deutsch⸗englischen Ab⸗ kommen eine eingehende Betrachtung. In dem (bereits in Nr. 183 telegraphisch auszüglich mitgetheilten) Artikel heißt es:
„Die Denkschrift athmet den freundschaftlichsten Geist gegen England, obwohl sie sicher nicht verfaßt wurde, um der britischen Regierung zu gefallen. Einigen von den deutschen Kritikern wird die Denkschrift keine Entgegnung sein. Ein winziger Bruchtheil will überhaupt nichts von einem Kolonialreiche wissen. Für solche hat der Kanzler nicht geschrieben. Andere behaupten, die Regierung habe England zu viel eingeräumt, und Helgoland sei keine Entschädigung für Sansibar und Witu. Für diejenigen aber, welche nicht extrem sind — und diese bilden die Mehrheit der Na⸗ tion —, ist das Schriftstück überzeugend. Wenn die Denkschrift sagt, daß 10 Meilen Festland mehr werth sind als Sansibar, so halten wir diese Schätzung nicht für richtig. Aber sie beweist, daß man in Deutschland glaubt, unser Gewinn sei so groß gewesen, daß die deutsche Regierung sich rechtfertigen müsse. Knapp und überzeugend sind die Ausführungen über Helgoland. Von einem höheren Stand⸗ punkte als dem rein kommerziellen gemessen, liegen die Vortheile des Abkommens klar vor Augen. Die Gefahren für aufrichtige Freundschaft, wenn nicht gar für den Frieden, so lange Abenteurer thun konnten, was sie wollten und konkurrirende Handelsgesellschaften ihre Privat⸗ kriege fortsetzen konnten, lagen zu nahe. Wir nehmen General von Caprivi’'s Worte als aufrichtig an, daß er und alle Räthe des Kaisers ernstlich bestrebt seien, das beste Verhältniß zu England zu erhalten. Diesen Zweck sollte die Konvention haben, und wir können nicht zweifeln, daß sie ihn erreicht hat. Den Einwand, daß die Kon⸗ pention der Ausbreitung der Deutschen zu enge Grenzen gesetzt habe, hat die Denkschrift, wie uns scheint, widerlegt. Was uns aber näher liegt, ist, daß sie indirekt, aber sehr stichhaltig einige der häufigsten Einwände gegen die Politik unserer Regierung zurückgewiesen hat.“
Der Königlich niederländische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Jonkheer van der Hoeven, hat Berlin mit mehrwöchentlichem Urlaub verlassen. Für die Dauer seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗Sekretär Jonkheer van Eys van Lienden als Geschäftsträger.
Der Inspecteur der 2. Kavallerie⸗Inspektion, General⸗
Lieutenant von Rosenberg ist von der Kavallerie⸗Uebungs⸗ reise hierher zurückgekehrt.
Das „Marine⸗Verordnungsblatt“ veröffentlicht folgende Allerhöchste Kabinets⸗Ordre, betreffend Mützenbänder mit
Schiffsnamen:
„Ich bestimme, daß das von den Mannschaften Meiner Marine an Bord in Dienst gestellter Schiffe und Fahrzeuge — ausschießlich
der Torpedo⸗Bootsdivisionen — zu tragende Mützenband vor dem Namen edes Schiffes oder Fahrzeuges die für alle Schiffsgattungen gleiche Bezeichnung „S. M S.“ (Sr. Majestät Schiff) zu führen bat. Die noch vorhandenen Mützenbänder bisberiger Probe sind zunächst aufzubrauchen, insoweit darunter nicht das gleichmäßige Aussehen der Mannschaften innerhalb der Schiffsverbände leidet. Sie haben hier⸗ nach das Weitere zu veranlassen. Schloß zu Kiel, den 27. Juni 1890. Wilhelm. In Vertretung des Reichskanzlers. Hollmann.
—
Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Valette, beabsichtigt, am 5. August von Sansibar in See zu gehen.
S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Ascher, ist am 31. Juli in Hakodate eingetroffen
und beabsichtigt, am 9. August in Wladimirbay in See zu gehen.
Der „Marinebefehl“ enthält folgende Nachrichten über Schiffebewegungen. (Das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort): S. M Vermefsfhrzg. „Albatroß“ 3./7. Nebel. — 17,/7. Lift Sylt. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Ariadne“ 15./7. nouth 28./7. (Poststation: bis 13./8. Arendal Norwegen], vom
2 12
2
ꝙ S95 8
M. S. „Carola“ 17.,2. Sansibar. (Poststation: Sansibar). S. M. — 19
„Grille“ 7/7. Kiel. 16./7. 7. Wvck auf Föhr 21 /7. — 23/7.
6 ‧2 2 5 8
17. Borkum 30/7. — 30./7. Wilhelmshaven. M. Krzr. „Habicht“ 15./75. Kamerun. (Poststation: Kamerun.) M. Fhrzg. „Hay“ Wilhelmshaven. S. M. Pacht ern“ 20./7. Molde 24 /7. — 25./7. Bergen 26./7. — 28,/7. Wil⸗ elmsharen. (Poststation: bis 2/8. 8. Mtas. Cowes [Insel Wight], vom 7./8. Nachm. ab Wilhelms⸗ ven.) S. M Knbt. „Hyäne“ 29/6. Hoststation: Kamerun, S. M. Av. Norwegen) — 20./7. Molde — 28./7. Wilhelmshaven 31.77. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Iltis“ 24/5. Yokosuka — /6. Yokohama 19 7. — Hakodate (Poststation: Hongkong.) S M. rzg. „Loreley“ 24./5. Konstantinopel. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ 28./6. Saßnitz. — Stockholm. (Poststation: bis 11./8. Stockholm, vom 12/8. ab Swinemünde.) S. M S „Mars“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven) S. M. Pzfhrzg. „Mücke“ Wilbelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Fhrzg. „Nachtigal“ Kamerun. (Poststation: Kamerun) S. M. Ver⸗ messfhrꝛg. „Nautilus“ 2./7. Warnemünde. (Poststation: Kiel.) S M. S. „Niobe“ 22 /7. Christiansand. (Poststation: 8./8. Helsingör [Dänemark], vom 9/8 ab Kiel.) S. „Nixe“ 21./6. Dartmouth 24/7. (Poststaton: San [Azoren]) S. M. Fhrzg. „Otter“ Kiel. (Poststation: Kiel.) Minenschulschiff „Rhein“ Kiel. (Poftstation: Kiel.) S. M.
A
2
öä 1
72
„Jagd“ 8/7. Bergen
—,— — g
— 00
„Rover“ 30.,6. Swinemünde 30/7. — Stockholm. (Poststation: bis
b Neufahrwasser.) S. M. Krzr. (Poststation: Sansibar) S. M. „Siegfried“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr.
8 Sydney 15/7. — Apia. (Poststation: Apia
M. Krzkorv. „Victoria“ 26/7. Wilhelmshaven.
S. M. Knbt. „Wolf“ 15./7. Hakodate
282 . Wladiwostock (Poststation: Hongkong.) Kreuzer⸗ Geichwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flaggschiff) 17./76. Singa⸗ pore 21./7. 29./77. Macasfar. (Poststation: Sydney [Australien!]). 5. M. S. „ Alexandrine“ 1/7. Sydney (Auftralien — Neu⸗Guinea⸗Schutzgebiet. (Poststation: Sydney [Australien].) S. M. S. „Sophie“ 14./6. Singapore 21./7. — 29./7. Macassar. (Poststation: Sydney [Australien’].) Manöver⸗ flotte: 1. Division (Manöver⸗Geschwader): S. M. Pzsch. „Baden“
11./8. Steckholm, vom 12./8. „Schwalbe“ 19./4. Sansibar.
(Flaggschiff), S. M. Pzsch. „Bapern“, S. M. Pzsch. „Oldenburg“’, m S. M. Av. „Zieten“, 2. Division (Uebungs⸗Geschwader): S. M. Pzsch. „Kaiser“ (Flaggschiff), S. M.
S. M. Pzsch. „Württemberg“,
Pzsch. „Deutschland“, S. M. Pzsch „Friedrich der Große“,
Pzsch. „Preußen“, S. M. Av. „Pfeil“, 16./7. Aalesund 17./7. — Molde 25./7. — 28./7. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmsh
S. M. S. „Irene“, 14./77. Bergen (Norwegen) — 25./7. Bergen (Norwegen) 26 /77. — 28/7. Wilhelmshaven. (Poftstation: bis 2./8. Mtgs. Ostende, vom 2./8. Migs bis [Insel Wight!], vom 7./8. Nachm ab Wilhelmshaven) 3) Torpedo⸗ boots⸗Flottille: S. M. Av. „Blitz“ (Flottillenfahrzeug), S. M. Torpedo⸗Divisionsboot „D 1“, S. M. Torpedoboote „S 9“, „S 10‧, „S 11“, „S 12“, „S 13“, „S 14“ (1. Torpedoboots⸗Division), S. M. Torpedo⸗Divisionsboot „D 5“, S. M. Torpedoboote „S 21“, „S 38“ S 42“, „S 43“, „S 45“, „S 46“ (2. Torpedoboots⸗Division) 16/7 Aalesund 17./7. — 17./7. Molde 25./7. — 28./7. Wilhelmshaven (Poststation: Wilhelmshaven.)
Ablösungstransporte: für S. M. Kbt. „Wolf“: Heimreise Reichspostdpfr. „Braunschweig“Shanghai 28./6, für S. M. S. „Leipzig“ und „Sophie“: Heimreise Dpfr. d. Nordd. Lloyd „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ Singapore 1./7. — Heimreise Reichspostdpfr. „Braunschweig“ Singapore 8./7., für S. M. S. „Carola“ und S. M. Krzr. „Schwalbe“: Heimreise Dpfr. d. Nordd. Lloyd „Adler“ Sansibar 3./7. — 16./7. Port Said 16 /7. — 30./7. Bremerhaven.
Koblenz, 1. August. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Herzog von Cambridge ist heute Nachmittag aus Bonn hier eingetroffen und am Bahnhof von dem Kom⸗ mandanten und dem Landrath empfangen worden. Der Herzog
nahm im Hotel Bellevue Wohnung. Später fand im Militär⸗
kasino ein Festessen statt, an welchem Se. Königliche Hoheit nebst Begleitung und die Offiziere der beiden hier garniso nirenden Bataillone des Infanterie⸗Regiments von Goeben (2. Rheinischen) Nr. 28 Theil nahmen.
Köln, 1. August. Der Gouverneur von Helgoland, Sir Henry Barkley, ist, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, heute hier eingetroffen. Behufs Infpizirung der neuen Um⸗ wallung und der neuen Forts ist der Abtheilungs⸗Chef der Festungs⸗Bauabtheilung im Kriegs⸗Ministerium, General⸗ Major Paulus, hier angekommen.
Bayern.
München, 31. Juli. 8 Kadettenhause die Schlußfeier statt, nach welcher das alte Haus geräumt wurde. Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗ Regent nahm, umgeben von sämmtlichen Prinzen des Königlichen Hauses (mit Ausnahme des Prinzen Leopold, der zur Vermählung der Erzherzogin Marie Valerie nach Ischl reiste) und der gesammten Generalität an der Feier Theil- Wir entnehmen dem Bericht der „Allg. Ztg.“ darüber Folgendes: .
Am 30. Juli, Morgens 10 Uhr, hatte die Schaar der Festtheil⸗ nehmer im Hofe der Anstalt Aufstellung genommen; in einem offenen Viereck standen die Kadetten⸗Compagnie, die ehemaligen Zöglinge nach Jahrgängen gereiht, die Professoren und Lehrer der Anstalt und die
8 nicht in die Compagnie eingetheilten Kadetten und Eleven. In Be⸗
S. M. Yacht „Hohenzollern“, Kommandant: Kapitän zur See von Arnim, ist am 1. August von Wilhelmshaven in See gegangen. — S. M. Kreuzer⸗Korvette „Carola“,
Jab Kallundborg.) S. M. S. „Blücher“Kiel (Poststation: Kiel.) burg. — 24/7 Bremen 25/7. — 26./7. Norderney 28./7. (Poststation: Kiel.) „Hohen- Mtgs. Ostende, vom 2./8. bis
Kapstadt 26./7. — Kamecrun.
7./8. Mtgs. Cowes
“
Gestern fand im Königlichen
gleitung der Prinzen Alvhons und Rupprecht, Königliche Hoheiten, erschien Se. Königliche Hsheit der Prinz⸗Regent, umgeben von seinem militérischen Hause und empfangen vom Commandeur des Kadetten⸗Corps General⸗Major von Schuh und dem frübheren Kriegs⸗Minister, General der Infantere von Maihinger, Beide ehemalige Zöglinge der Anstalt. Nach einem Exerzieren der Kadetten⸗Compagnie hielt der Prinz⸗Regent Luitpold eine ergreifende Ansprache, die darin gipfelte, daß die Zög⸗ linge des Kadetten⸗Cerps allezeit Master von Treue und Pflichtgefühl gewesen seier. Hierauf gab General von Schuh die durch Allerhöchste Gnade erfolgte Beförderung der Fabnen⸗Kadetten der 6. Klasse zu Porteépée⸗Fähnrichen kundgab Nun folgte der Parademarsch der Kadetten, und an die frische Jugend schlessen sich nach den Jahrgängen der betreffenden Klassen geordnet, die Reihen sämmtlicher einstigen Zög⸗ linge an. Dezimirt durch die mit dem Leben besiegelte Treue, durch die Strapazen, durch das Alter schritten die Reihen vorbei; vollkräftig in blühender Jugend und feierlich gelobend, dem Beispiele der älteren Kameraden zu folgen, die jüngeren Jahrgänge. Und als der Prinz⸗ Regent die Kadetten aufforderte, dem Beispiele und Muster ihrer älteren Kameraden zu folgen, da antwortete ihm nicht nur der be⸗ geisterte Wiederhall der pochenden Herzen, da standen die Gefallenen auf und hoben die Helme empor, jene, welche die Treue mit ihrem Herzblute besiegelten und auf Europas Schlachtfeldern ruhen im ewigen Schlafe von der Moskwa bis zur Loire! Darauf folgte Turnen und Fechten, Vorführung der alt⸗ gewohnten Spiele und die Begehung der alten Räume, in denen so viele Generationen ihre Erziehung genossen hatten. Um 1 Uhr begann das gemeinsame Mahl. Den Vorsitz führte Se. Königliche Hobeit der Prinz Alphons, der sich rühmte, einst selbst die Uniform des Kadetten⸗Corps getragen zu haben. E brachte den Toast auf Sr. König⸗ liche Hoheit den Prinz⸗Regesten, Ober⸗Postrath von Euler als Senior aller Anwesenden auf das Kadetten⸗Corps, General der In⸗ fanterie von Maillinger auf Sr. Königliche Hoheit den Prinzen Alphons aus.
— 1. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗ Regent hat sich heute Mittag mittels Sonderzuges nach Tölz begeben, um von dort in bereitstehenden Wagen noch gegen Abend nach der Hinterriß zu fahren. In seiner Be⸗ gleitung befinden sich die Herren Erzgießerei⸗Direktor Fer⸗ dinand von Miller, Akademie⸗Direktor Fritz August von Kaulbach, Forstrath und Hof⸗Jagdinspektor Krembs, Leibarzt Dr. Alfred Halm, sowie die Fügel⸗Adjutanten Ritter von Widemann und Freiherr von Wolfskeel. — Ihre Majestät die Kaiserin von Oesterreich hat heute Morgen, von Ischl kommend, mittels Ertrazuges den Ostbahnhof passirt und ist um 6 ½ Uhr Vormittags in Feldafing eingetroffen, woselbst Ihre Majestät bis Mitte dieses Monats verbleiben wird, um welche Zeit Allerhöchstdieselbe dann die große Welt⸗ reise antritt. — Prinz Ferdinand von Coburg und Prinzessin Clementine von Coburg sind heute Vor⸗ mittag nach Wien abgereist.
Sachshen.
Dresden, 1. August. Se. Majestät der König hielt, dem „Dresd. Journ.“ zufolge, vorgestern Vormittag auf Rein⸗ hardsdorfer Revier eine Hochwildjagd ab und kam Nach⸗ mittags gemeinsam mit Ihrer Majestät der Königin, welche mit dem planmäßigen Personenzuge um 5 ½ Uhr anlangte, nach Schandau. Ihre Majestäten nahmen die dortige⸗ Kunst⸗ und Gewerbe⸗Ausstellung unter Führung des Amts⸗Hauptmanns Ober⸗Regierungs Raths Le Maistre und der Vertreter des Ausstellungs⸗Comitées eingehend in Augen⸗ schein. Alsdann wurde in dem mit elektrischem Licht prächtig erleuchteten „Königspark“ das Jagddiner eingenommen, zu welchem 14 Gedecke aufgelegt waren. — Morgen, Sonnabend, Nachmittag werden sich Ihre Majestäten nach dem Jagdhause Rehefeld begeben und daselbst für einige Tage Aufenthalt nehmen. 8 Württemberg. 8 Stuttgart, 31. Juli. Gestern Vormittag sind, dem „St.⸗A.
fW.“ zufolge, Se. Hoheit der Prinz und Ihre Königliche Hoheit
die Prinzessin Herrmann zu Sachsen⸗Weimar mit Tochter, Prinzessin Olga, nach längerem Aufenthalt am Königlichen Hoflager in Friedrichshafen von dort abgereist, um sich über Lindau nach München zu begeben. Nachmittags empfingen Ihre Mäajestäten der König und die Königin den Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Groß⸗ herzogs und der Großherzogin von Baden sowie Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Schweden, Höchstwelche um 2 Uhr von der Insel Mainau aus mit Extra⸗ schiff am Schloßhafen eintrafen, woselbst die Damen und Herren des Köoöniglichen Gefolges zum Empfang bereit waren. er König war in den Schloßgarten den hohen Gästen ent⸗ gegen gegangen, welche sodann von der Königin auf der Schloß⸗ terrasse begrüßt wurden. Nach dem Diner kamen auch die jugendlichen Söhne der Frau Kronprinzessin von Schweden, welche inzwischen auf dem Schiff verblieben waren, zu den Majestäten in das Schloß, und gegen 5 Uhr begaben sich die hohen Herrschasten mit dem Schiff wieder nach der Insel Mainau zurück. Abends trafen Ihre Kaiser⸗ liche Hoheit die Frau Herzogin Wera mit den Prinzessinnen Elsa und Olga von Norderney in Friedrichshafen ein und stiegen im Königlichen Schlosse ab. Der Direktor von Wrede, zweiter Vorstand der General⸗Direktion der Staatseisenbahnen und Vorstand der Verwaltungsabtheilung dieser General⸗Direktion, ist wegen durch Krankheit herbeigeführter Dienstuntüchtigkeit unter An⸗ erkennung der von ihm geleisteten treuen und ersprießliche Dienste in den Ruhestand versetzt worden. 8
Hamburg. 8
Hamburg, 1. August. In dem „Amtsblatt der freien und Hansestadt Hamburg“ wird Seitens des Senats der mit der preußischen Regierung abgeschlossene Staatsvertrag wegen Herstellung einer Eisenbahn von Geestemünde nach Cuxhaven veröffentlicht.
88 Deutsche Kolonien.
Eiinne Verordnung des Kaiserlichen Kommissars für das Schutzgebiet der Marschall⸗Inseln, Biermann, vom 17. April 1890 setzt fest, daß die Eingeborenen jährlich 360 000 Pfund Kopra als persönliche Steuern zu liefern haben. Diese sind unter die verschiedenen Häuptlinge nach Maßgabe ihres Ver⸗ mögens vertheilt. Jeder der Häuptlinge erhält, sobald die von ihm gesammelte Kopra an den Bevollmächtigten des Kaiserlichen Kommissars abgeliefert ist, den dritten Theil ihres 82 (das Pfund zu 4 Pfennig gerechnet) als Prämie ausgezahlt. Die Steuer ist vierteljährlich im Voraus zu zahlen.
Dem in der Kolonial⸗Abtheilung des Auswärtigen Amts herausgegebenen „Deutschen Kolonialblatt“ entnehmen wir folgende Mittheilungen: 8888 “
Der Königlich preußische Regierungs⸗Assessor Leist ist dem Kaiserlichen Gouvernement in Kamerun attachirt worden
Dem Kaiserlichen Konsul von Puttkamer ist die Vertretung des Kaiserlichen Gouverneurs von Kamerun übertragen worden.
Dem Bezirks⸗Amtmann Dr. Krabbes in Victoria (Kamerun) ist die Vertretung des Kaiserlichen Kommissars für Togo übertragen worden.
Dem Zoll⸗Aufseher Wilbelm Stöphasiuns ist die Stelle eines Postagenten und Zoll⸗Assistenten in Klein⸗Popo übertragen worden.
Am 25. Februar d. J. ist in Socrabava, wohin er sich erbolungs⸗ halber begeben hatte, Sekretär des Kaiserlichen Kommissariats für das Schutzgebiet der Neu⸗Guinea⸗Compagnie Hr. Richard Jordan unerwartet verstorben. Das Hinscheiden des mit vortreff⸗ lichen Eigenschaften ausgestatteten Beamten wird nicht nur von den Mitgliedern der deutschen Kolonie in seinem bisherigen Wirkungskreise, sondern auch von seinen dienstlichen Vorgesetzten im amtlichen Interesse lebhaft beklagt Das rubige, taktvolle Auftreten, die rege Pflicht⸗ treue des Verstorbenen und die Thatkraft, mit welcher er, bis ihm die Kräfte gänzlich versagten, seinen Die stobliegenheiten nachgekommen ist, sichern ihm ein ehrendes Andenken. 8
Die Anzahl der im deutschen Togogebiet wohnhaften Weißen beträgt zur Zeit 35. Darunter befinden sich 28 Deutsche, 1 Engländer, 5 Franzosen und 1 Schweizer.
1.“
8 Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 2. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, von Baden zu kurzem Aufenthalt nach Reichenhall begeben.
Großbritannien und Irland.
London, 1. August. In der heutigen Unterhaus⸗ sitzung erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson, dem „W. T. B.“ zufolge: Die Portugiesen hätten einen Dampfer der Afrikanischen Seengesellschaft weg⸗ genommen und dessen Offiziere und Mannschaft unter Arrest nach Quilimane gesandt. Die portugiesische Regierung hätte telegraphisch die strenge Bestrafung derjenigen, welche die Beschlagnahme vorgenommen, angeordnet. Ferner sagte der Unter⸗Staatssekretär: Für die Uebernahme des Protektorats von Sansibar durch England sei kein bestimmter Zeitpunkt festgesetzt. Der Sultan von Sansibar und der britische Konsul seien mit der Erwägung von Maßregeln zur all⸗ mählichen Aufhebung des Systems der häuslichen Sklaverei beschäftigt (vgl. unter Afrika, Sansibar). Be⸗ züglich der Zollerhebung liege es weder in dem Wunsche noch in der Macht Englands oder Deutschlands, sich durch den Artikel 8 des Englisch⸗deutschen Abkommens von irgend einer aus der Berliner Congoakte von 1885 resultirenden Verpflichtung loszusagen. Auf die gesammte deutsche Interessensphäre in Ost⸗Afrika, mit Ausnahme eines 10 Meilen tiefen Streifens des Küstengebiets, das jetzt Sansibar fgehört, erstrecke sich die unter Artikel 8 eingegangene Verpflichtung Deutschlands, die Freihandels⸗ bestimmungen der Berliner Akte anzuwenden. Auf jenem Küstengebiet seien auf englische Waaren keine höheren Zölle zu erheben als auf deutsche.
Frankreich.
Paris, 2. August. Von gut unterrichteter Seite wird, wie „W. T. B.“ meldet, die gestern mitgetheilte, von den Pariser Morgenblättern gebrachte Nachricht, die französische Regierung habe an die Regierung der Argentinischen Republik eine Note wegen Entschädigung der dortigen französischen Unterthanen für den während des Bom⸗ bardements von Buenos Aires erlittenen Schaden gerichtet, in Abrede gestellt.
Nach der „Revue militaire universelle“ beschäftigt sich das Kriegs⸗Ministerium mit der Errichtung einer Luft⸗ schifferschule. Die Anstalt soll den Zweck verfolgen, in jedem Jahre eine gewisse Zahl von Offizieren in der Führung von Ballons auszubilden; dieselben würden lernen, vom Fesselballon aus Beobachtungen zu machen und selbständig im fessellsen Ballon aufzusteigen. Die Anstalt würde ferner dazu dienen, Mannschaften in allen bei der Luftschiffahrt vor⸗ kommenden Verrichtungen und Handreichungen zu unterweisen.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 1. August. Der „Grashdanin“ be⸗ stätigt, daß der Deutsche Kaiser am 5. (17.) August in Reval und am 6. (18.) in Narwa eintrifft. Zum Empfange Sr. Majestät begiebt sich der deutsche Botschafter General⸗Adjutant von Schweinitz nach Reval.
Russischerseits werden, dem „J. de St. Pét.“ zufolge, Sr. Majestät für die Dauer des Aufenthalts in Rußland attachirt: General⸗Adjutant von Rosenbach, General⸗Major Graf Kutusow, Millitärbevollmächtigter in Berlin, Oberst Foulon und Flügel⸗Adjutant Graf Benckendorff.
Italien.
Rom, 31. Juli. Die Kammer bleibt, wie man der M. „Allg. Ztg.“ berichtet, bis zum 23. Mai 1891 zusammen. Die Neuwahlen finden erst im Dezember nächsten Jahres statt. Die Erntenachrichten aus den Provinzen lauten vorzüglich.
Spanien.
Aus San Sebastian wird dem „W. T. B.“ berichtet: Die Meldungen, wonach der Gesundheitszustand des Königs Alfons besorgnißerregend sei, sind durchaus un⸗ begründet. Das Befinden des Königs ist im Gegentheil ein ausgezeichnetes. 8 8 FETLluürkei.
Konstantinopel, 1. August. Nach der „Agence de Constantinople“ verlautet, die Pforte bereite ein Rund⸗ schreiben an ihre Vertreter im Auslande vor, in welchem sie sich über die hiesigen Vorgänge am letzten Sonntag (vgl. Nr. 181 d. B1. aussprechen würde. Heute seien viele hier nicht ansässige Armenier, angeblich über 300, verhaftet worden. 3
— 2. August. (W. T. B.) Der britische Botschafter Sir W. A. White ist nach seiner Rückkehr vom Sultan in Audienz empfangen worden. Der russische Botschafter Nelidow hat sich nach Sebastopol eingeschifft.
Schweden und Norwegen.
Christiania. Se. Majestät der König hat, wie. der „N. Pr. Ztg.“ geschrieben wird, zum Andenken an den Auf⸗ enthalt Sr. Rajestät des Deutschen Kaisers eine goldene Festmedaille prägen lassen, welche die Form einer
Doppelkrone hat. Sie zeigt auf dem Avers it ildnisse der
beiden Herrscher, umgeben von den Worten: „Wilhelm II., Tydsk Kaiser. Oscar II., Konge of Norge on Sverrig.“ Auf dem Revers befindet sich das norwegische Wappen, um⸗ geben von den Worten: „Tit Minde ous Hs. Maj. Kaiser Wilhelm ir Besog in Christiania 1890.“
Dänemark.
Kopenhagen, 1. August. (W. T. B.) Prinzessin Friedrich von Anhalt ist mit ihrer Tochter, Prinzessin Hilda heute hier eingetroffen und von dem Könige, der Königin sowie der Königlichen Familie empfangen worden.
Amerika.
Argentinien. Buenos Aires, 1. August. Der „Times“ wird aus Buenos Aires gemeldet: Präsident Celman habe ein Manifest an die argentinische Nation erlassen, in welchem er auf den Wohlstand und die Freiheit hinweist, deren sich das Land unter seiner Regierung er⸗ freut habe. Das Manifest schreibt sodann die Revolution dem widersinnigen Ehrgeiz einer politischen Partei in Buenos Aires zu, welche sich der ganzen Republik aufdrängen wollte. — Wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, beschloß der argen⸗ tinische Kongreß ein allgemeines 30 tägiges Moratorium. Die Börse werde wahrscheinlich am 15. August wieder eröffnet werden. 1
San Salvador. Nachrichten des „W. T. B.“ aus La Libertad über New⸗York, 2. August, bestätigen die Nieder⸗ lage des Generals Rivas. Rivas flüchtete sich aus der Hauptstadt San Salvador am letzten Donnerstag, wurde aber verfolgt und gefangen und am Freitag öffentlich erschossen. Der Leichnam wurde aufder Plaza das Armas ausgestellt. Verschiedene Personen sollen stark kompromittirt sein, und eine Unter⸗ suchungist eröffnet. Die Belagerung San Salvadors dauerte 40 Stunden. Die Stadt ist arg beschädigt; gegen 100 Personen sind getödtet. Die Regierungs⸗ truppen, welche sich an der Verschwörung betheiligt hatten, haben sich unterworfen und sind bereit, nöthigenfalls an die Grenze zurückzukehren.
Afrika.
Sansibar, 1. August. (R. B.) Der Sultan hat heute ein Dekret betreffs der Sklaverei erlassen. Nach diesem Dekret bleiben die vor Abschluß des deutsch⸗englischen Abkommens bestandenen Verordnungen über die Sklaverei in Kraft. Der Verkauf oder Austausch von Sklaven wiro untersagt und die Haltung von Sklaven⸗Depots bei strenger Strafe verboten. Beim Ableben eines Sklaveneigners gehen essen Sklaven in den Besitz seiner legitimen Kinder über und erhalten die Freiheit nur in dem Fall, daß keine legitime Nachkommenschaft vorhanden ist. Grausame Be⸗ handlung von Sklaven wird mit deren Konfiskation bestraft. Bei Eheschließungen zwischen Arabern und britischen Unter⸗ thanen werden die Sklaven des Arabers frei. Endlich können in Zukunft Sklaven ihre Freiheit erkaufen und die Rechte freier Unterthanen erlangen.
Kunst und Wissenschaft.
e.☛α Das Brustbild, welches Se. Majestät der Kaiser und König der Königlichen Thierärztlichen Hochschule aus Anlaß des 100 jährigen Jubiläums der Anstalt zum Geschenk gemacht hat und welches von dem Staats⸗Minister Freiherrn Lucius von Ballhausen am Donnerstag bei dem offiziellen Festakt in der Aula übergeben wurde, ist ein Original⸗ gemälde des Malers Seemann. Das Bild darf als eines der gelungensten Porträts Sr. Majestät bezeichnet werden; es zeichnet sich durch treffliche Aehnlichkeit wie durch künstlerische Auffassung aus und bringt die charakteristischen Züge des Monarchen in hervorragender Weise zum Ausdruck.
88 —
Die medizinisch⸗wissenschaftliche Ausstellung, welche aus Anlaß des X. Internationalen medizinischen Kongresses auf dem Landes⸗Ausstellungsterrain veranstaltet wird, ist heute Mittag feierlich eröffnet worden. Im Mittelsaale des Ausstellungsgebäudes, wo der Eröffnungsakt stattfand, hatte sich eine zahlreiche und ansehnliche Gesellschaft vereinigt. Unter den Anwesenden bemerkte man den Staats⸗Minister Dr. Miquel, den General⸗Stabsarzt Dr. von Coler, den französischen Botschafter und den belgischen Gesandten. Nach⸗ dem Beethoven's Weihehymne den festlichen Akt ein⸗ geleitet hatte, nahm als Vorsitzender des Ausstellungs⸗ Comites Dr. O. Lassar das Wort zur Eröffnungsrede. Als Vertreter des Organisations⸗Comités übernahm nunmehr der Geheime Medizinal⸗Ratb, Professor Virchow die Ausstellung, dankte Allen, die an dem Werke mitgeholfen, vor Allem dem Aus⸗ stellungs⸗Comité und den Behörden, und schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser. Hierauf wurde die Ausstellung für eröffnet erklärt. In klaren Zügen entwickelte der Direktor des Reichs⸗ Gesundheitsamtes Köhler die Zwecke der Ausstellung; dann begann unter den Klängen des Tannhäuser⸗Marsches und unter Führung des Hrn. Dr. Lassar und des Kommerzien⸗Raths Dörffel der Rundgang durch die Ausstellung, die insgesammt 1103 Nummern umfaßt. 8
Land⸗ und Forstwirthschaft.
“ Die „Nonne“ “ scheint für Bayern eine Landplage im vollsten Sinne des Wortes werden zu wollen. Aus einer ganzen Anzahl von Orten kommt, wie die „Münchener N. N.“ melden, die Nachricht, daß der unwillkom⸗ mene Gast dort seinen Einzug gehalten hat. So ist er z. B. jetzt in Augsburg vee bat aufgetreten, zumal an den Alleebäumen und in den städtischen Anlagen. In Freising sind alle Bäume dicht besetzt von den Schmetterlingen und manche Straßen sollen wie übersäet damit sein. Eine dichte Wolke der Insekten ist im Parke von Weihenstephan niedergefallen. Das Auf⸗ treten der Raupe ist ferner noch konstatirt worden in Landsberg, Weilheim, Neustadt und Memmingen. Was die nächste Umgebung von München betrifft, so scheint namentlich der englische Garten große Anziehungskraft auf die Verwüster auszuüben.
Verkehrs⸗Anstalten.
Wie aus Köln telegraphisch mitgetheilt wird, ist die 1. englische Post vom 1. August 9 Uhr Vormittags aus⸗ geblieben; Grund: Verspätete Landung des Schiffes von Dover. — Aus Duisburg wird ferner gemeldet, daß die englische Post vom 1. August, ab London 7 Uhr 45 Vor⸗ mittags, über Vlissingen in Duisburg den Eisenbahnanschluß verfehlt hat.
— Von dem Reichs⸗Kursbuch (Verlag von Julius Seriscer) ist die Ausgabe Nr. 6 für August und September soeben erschienen. 8
Hamburg, 1. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Columbia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ 1 8