des aufgehobenen Deichverbandes der rechtsseitigen Nogat⸗Niederung vpom 17. September 1873.
Nehrung wird bei Siedlersfähre seinen Anfang nehmen sich in gerader Linie unter Berührung der Ge⸗ markungen von Letzkauerweide, Schönbaum, Nickelswalde und Schnakenberg nach dem Meere zu wenden. Die Soole des Durchstichs erhält bei Siedlersfähre eine Breite von 250 m, an der Mündung von 400 m. Der Abstand zwischen den beiden neuen, den Durchstich begrenzenden Deichen, welche auf den Seitenböschungen Packwerk erhalten, beträgt 900 m. Mit dem Bau der letzteren ist zugleich die Anlage von Schleusen geplant, welche den regulirten Stromlauf mit der späteren „todten“ Weichsel verbinden werden. Die erste, die sogenannte Floßschleuse wird unterhalb der sog. Weißbäume angelegt und ist nur zum Durchflößen von Holz be⸗ stimmt; nördlich davon kommt, vollständig getrennt von der Floßschleuse, der sog. Schleusen⸗ Kanal zu liegen, welcher ausschließlich der Schiffahrt dienen soll und mit einem neu anzulegenden Hafen Verbindung hat; letzterer wird eine Größe von ca. 25 Morgen haben. Die „todte“ Weichsel wird auch nach der erfolgten Abschließung schiffbar bleiben, da derselben einerseits durch Rückstau genügend Wasser zugeführt werden und andererseits die große Tiefe des Fluß⸗ betts ein Abfließen des Wassers verhindern wird. Der Haupt⸗ festakt vollzog sich Mittags kurz nach 12 Uhr in Siedlers⸗ fähre, wo bei Ankunft der Festtheilnehmer eine große Menschen⸗ menge den Damm dicht besetzt hielt. Etwa 50 Schritt von der Landungsbrücke auf dem Außendeiche war ein zeltartiger Bau errichtet, der mit Fahnen und Guirlanden geschmückt war. Nachdem die Festgesellschaft sich um denselben gruppirt hatte, und zwar derart, daß sich der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr Lucius von Ball⸗ hausen gerade vor dem zu versenkenden Denkstein, der Ober⸗Präsident zu seiner Linken und der Regierungs⸗ Präsident zu seiner Rechten befanden, hielt der Vorsitzende der Ausführungs⸗Kommission Regierungs⸗Rath Dr. Müller eine Rede über die Bedeutung des Regulirungswerks, indem er zugleich die folgende Urkunde, welche in den Denkstein gelegt wurde, verlas:
Verhandelt Siedlersfähre im Landgemeindebezirk Letzkauerweide des Kreises Danzig Niederung. im Regierungsbezirk Danzig, Provinz Westpreußen. Dienstag, den 5. August 1890. Im dritten Jahre der Regierung Sr. Majestät Wilhelm's II., Deutschen Kaisers und Königs von Preußen, ist heute, am 5. August des Jahres 1890 in Gegen⸗ wart der Vertreter der Königlichen Ministerien und Provinzial⸗ behörden, der den Weichsel⸗Nogat⸗Deichverband bildenden drei Sonder⸗Deichverbände und der sonst betheiligten Körperschaften die Eröffnung der Bauarbeiten an der durch Gesetz vom 20. Juni 1888 — Gesetz⸗Samml. Seite 251 — und Statut für den Weichsel⸗ Nogat Deichverband vom 20. Juri 1889 — Amtsblatt der König⸗ lichen Regierung zu Danzig — Seite 161 — festgesetzten Re⸗ gulirung der Weichselmündung feierlich begangen worden. Zum leibenden Andenken an dieses für das Gedeiben der Niederungen an der unteren Weichsel und an der Nogat bedeutungsvolle Ereigniß ist an derjenigen Stelle, an welcher der herzustellende Durchstich durch die Nehrung sich von. dem bisherigen Weichselbett abzweigen wird, ein Festpunkt für die Höhenlage des künftigen Außendeichs als Denk- stein errichtet worden. Der in den Denkstein eingeschlossenen Büchse sind die auf der Anlage (siehe weiter unten) gesondert verzeich⸗ neten Urkunden welche auf die Vorgeschichte des Regulirungs⸗ werks und der Deichverbände an der unteren Weichsel und Nogat Bezug haben, einverleibt worden. Möge das heute begonnene Werk unter Gottes allmächtigem Schutz zum guten Ende geführt werden. Möge das vollendete Werk den Niederungen an Weichsel und Nogat zu dauerndem Heil und Segen gereichen. Diese Urkunde, welche in Abschrift bei der Feier verlesen ist, wird hiermit beglaubigt und voll⸗ zogen. (L. S.) Der Königliche Ober⸗Präsident der Provinz Westpreußen gez. von Leipziger. Der Königliche Regierungs⸗ Präsident zu Danzig gez. von Heppe. Die Königliche Ausführungs⸗ Kommission für die Regulirung der Weichselmündung gez. Müller, C. Müller. Wannow, Deichhauptmann des Danziger Deichverbandes, Bönchendorf, Deichhauptmann des Marienburger Deichverbandes. Deichhauptmann Wunderlich des Elbinger Dei verbandes, zur Zeit abwesend. Schmidt, Deichinspektor des Danziger Deichverbandes. Gotter, Deichinspektor des Marienburger Deichverbandes. Clas, Deichinspektor des Elbinger Deichverbandes.
Anlage zur Urkunde vom 5. August 1890. 1) Statut für den Weichsel⸗Nogat⸗Deichverband vom 20 Juni 1889 nebst Gesetz, be⸗
treffend die Regulirung der Stromverhältnisse in Weichsel und Nogat
vom 20. Juni 1888. 2) Uebersichtskarte über den Weichsel⸗Nogat⸗
Deichverband nach §. 1 des Statuts vom 20. Juni 1889. 3) Die Petition der Deichämter an das Haus der Abgeordneten vom 18. Ok⸗ tober 1872. 4) Haupt⸗Erläuterungsbericht zu den Projekten der Regulirung der Weichselmündungen von Alsen und Fahl vom 15. März 1877. 5) Der IV. Bericht der Kom⸗ mission für die Agrarverhältnisse über Petitionen. (Druck⸗ sache Nr. 85, 16. Legislaturperiode, II. Session 1887.) 6) Der steno⸗ graphische Bericht des Abgeordnetenhauses über die 32. Sitzung am 24. März 1887. 7) Der Entwurf zum Gesetze, betreffend die Regu⸗ lirung des unteren Laufes der Weichsel vom 8. Februar 1888. (Drucksache Nr. 48, 16. Legislaturperiode, III. Session 1888.) 8) Der stenographische Bericht über die 20. Sitzung des Abgeerdnetenbauses vom 17. Februar 1888. 9) Der Bericht der XIII. Kommission zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Re⸗ gulirung der Stromverhältnisse in der Weichsel und Nogat, Nr. 48 der Drucksachen (Nr. 96 der Drucksachen), und Nachtrag zu demselben vom 23. April 1888 (Nr. 162 der Drucksachen). 10) Die stenographischen Berichte über die Sitzungen des Abgeordnetenhauses vom 16. April 1888, 30. April und 3. Mai 1888. 11) Das Statut des aufgehobenen Deischverbandes des Danziger Werders vom 12. Ja⸗ nuar 1857. 12) Das Statut des aufgehobenen Deichverbandes des großen Marienburger Werders vom 23. Mai 1870. 13) Das Statut
1 Nachdem der Wasser⸗Bauinspektor Müller den Staats⸗ Minister Dr. Freiherrn Lucius von Ballhausen gebeten hatte, dem Werke durch die üblichen drei Hammerschläge die Weihe zu geben, erwiderte dieser, daß er gern die Erlaubniß zur Versenkung des Steins ertheile. Es werde damit ein Werk begonnen, dessen Vorbereitungen nach langen Erwägun⸗ gen nun endlich zum Abschluß gelangt seien. Man habe s. Z. gemeint, das projektirte Regulirungswerk stehe den Handels⸗ und Schiffahrtsinteressen entgegen. Die Staatsregierung, welche gegen alle Interessenten gleiches Entgegenkommen zeige, habe sich jedoch nach reiflicher Ueberlegung zu der Ent⸗ scheidung veranlaßt gesehen, daß dieses Projekt zur Aus⸗ führung gelange; sie lebe in der Hoffnung, daß durch das⸗ selbe zwar nicht die Garantie für eine gänzliche Gefahr⸗ abwendung geboten werde, wohl aber die Ueberschwemmungsgefahr und die Wiederkehr schrecklicher Verheerungen auf das Maß
reduzirt werde, was Menschenhand dagegen zu thun möglich
sei. Aber nicht allein die Regierung, sondern auch unser jugendfrischer Kaiser habe der Weichselregulirung das regste Interesse gewidmet. Wiederholt habe sich Se. Majestät die bezüglichen Pläne vorlegen lassen und erst nach eingehender Prüfung und Richtigbefindung die Kaiserliche Genehmigung
einstimmen in den Ruf: „Se. Majestät der Kaiser und König lebe hoch!“ Brausend erschallte hierauf das Hoch dreimal. Sodann wurde in den auf einer Seite ausgehöhlten, circa 6 Ctr. schweren Denkstein eine kupferne Kapsel, in welcher sich die oben erwähnten Schriftstücke befinden, gelegt und befestigt; alsdann wurde der Stein umgekippt und die Oeffnung auf fester Ziegelgrundlage mit Cement geschlossen. Die Verlegung des Gedenksteins, der auf der oberen sichtbaren Seite mit dem Datum: „5. VIII. 1890“ gezeichnet ist, war
hiermit beendigt, und folgte nun die Einweihung desselben mit den drei üblichen Hammerschlägen. Der Minister that dieselben mit folgender Widmung: „Der Niederung zum Nutz, der Landwirthschaft zum Schutz, der Schiffahrt zum Heil!“ Bei dem Festmahl wurde das gestern bereits mitgetheilte Telegramm an Se. Majestät den Kaiser und König abgesandt und von dem Minister das Hoch auf Allerhöchst⸗ denselben in einem Toaste ausgebracht, worin er betonte,
werde, sondern ein derartiger Trinkspruch gewiß einem Herzens⸗ bedürfniß der Anwesenden entspreche. Der Minister schilderte
und wünschte seinen Bestrebungen, zu welchen in erster Linie mit die Erhaltung des Friedens gehöre — im Dienste dessen auch die heutige Fahrt nach England unternommen sei —, überall den besten Erfolg. Ausdruck, daß der aus der Versammlung dem Kaiser über⸗ sandte Gruß den Monarchen, der stets sein lebhaftes Interesse für Landwirthschaft und Industrie bekundet hat, erfreuen möge. Die zündenden Worte fanden begeisterten Widerhall, und jubelnd stimmten die Versammelten in das Hoch ein, welches in den Gesang der Kaiserhymne überging. Der Ober⸗ Präsident von Leipziger hob sodann die Ehre hervor, welche der Feier durch die Theilnahme des Hrn. Landwirthschafts⸗Ministers zu Theil geworden sei. Der⸗ selbe habe die Wünsche der Weichsel⸗ und Nogat⸗Niederungen in der zuvorkommendsten Weise unterstützt und das Zustande⸗ kommen des Regulirungsgesetzes sowie die Ausarbeitung des neuen Statuts auf das Thatkräftigste und Bestimmteste betrieben und gefördert. Namens der Eingesessenen und Bewohner der Niederung sagte der dem Herrn Minister hierfür innigsten Dank und brachte auf denselben ein Hoch aus. Im Anschluß hieran dankte der Staats⸗Minister Freiherr Lucius von Ballhausen für die freundlichen Worte und erwiderte, daß seine Verdienste überschätzt würden. Er habe das Regulirungswerk als eine Erbschaft von seinem Vorgänger übernommen, die er vom ersten Tage an mit größtem Interesse aufgenommen habe. Er erblicke in dem Regulirungsprojekt ein großes glückliches Werk, welches die landwirthschaftlichen Interessen fördern und andere nicht schädigen werde. Sein Hoch galt dem Blühen und Gedeihen der Provinz Westpreußen. Am Abend
traten der Minister und die übrigen von außerhalb ein⸗
getroffenen Gäste die Rückfahrt in die Heimath an.
Sachsen.
und die Königin werden sich, dem „W. T. B.“ zufolge, am Montag nach dem Nordseebade Blankenberghe bei Ost⸗ ende begeben.
Baden.
Karlsruhe, 6. August. Se. Königliche Hoheit der
Großherzog empfing, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vor⸗ mittag um 10 Uhr in Konstanz Se. Königliche Hoheit den Kronprinzen von Dänemark und geleitete Höchstden⸗ selben nach Schloß Mainau. Der Keonprinz gedenkt bis zum Freitag auf Schloß Mainau zu bleiben. Die am 3. August in Mannheim veranstaltete zwanzig⸗ jährige Erinnerungsfeier an den deutsch⸗französi⸗ schen Krieg verlief, der „Karlsr. Ztg.“ zufolge, in der großartigsten und imposantesten Weise. Das genannte Blatt berichtet darüber:
An dem Feste, zu welchem die umfassendsten Vorbereitungen schon fast seit Jahresfrist getroffen wurden, nahmen etwa 900 — 1000 Personen Theil. bb nahm der Festzug Punkt 3 Uhr auf dem Rheindamm oberhalb der Rheinbrücke seine Aufstellung. Derselbe wurde eröffnet von der gesammten Kapelle des Grenadier⸗Regiments, dann folgten der Festausschuß, die gesammten in Mannheim wohnenden Krieger aus dem denkwürdigen Feldzuge, sowie alle Diejenigen, die sich in dem erwähnten Kriege durch Verrichtung von Sanitätsdiensten eine Dekoration erworben haben. Die Krieger waren nach ihren Truppen⸗ theilen geordnet. Nachdem der Zug sich aufgestellt, ergriff Hr. Pauli das Wort, um in einer längeren Ansprache auf die Bedeutung des heutigen Tages hinzuweisen. Nachdem er geendet, stimmten die sämmtlichen Festtheilnehmer unter Musikbegleitung die „Wacht am Rhein“ an. Hierauf setzte sich der Zug in Bewegung und ging durch das zu diesem Behufe geöffnete Groß⸗ herzogliche Schloß, die Breite Straße entlang nach dem Friedhofe, woselbst vor dem Kriegerdenkmal eine erhebende Gedächtnißfeier ab⸗ Ge wurde. Dieselbe bestand aus einer zündenden Ansprache des Regierungs⸗Raths Kopp, Hauptmanns a. D., und dem allgemeinen Gesang des Liedes: „Großer Gott, wir loben dich“. Das Denkmal sowie die umliegenden Kriegergräber waren von der Stadtgemeinde mit Kränzen und Guirlanden geschmückt worden. Um 5 ½ Uhr wurde der Rückmarsch nach der Stadt angetreten und begaben sich die Fest⸗ theilnehmer direkt nvach dem Saalbau, woselbst um 6 Uhr ein gemein⸗ schaftliches Abendessen eingenommen wurde. Um 8 Uhr nahm eben⸗ daselbst das Festbanket seinen Anfang. Von Sr. Königlichen Hoheit dem Großbherzog traf noch vor Beginn der Festlichkeit nach⸗ stehendes Telegramm ein:
„Die heute erfolgende Ankunft des Kronprinzen von Schweden und Norwegen hält mich hier zurück, und da liegt es mir am Herzen, Ihnen und den Festtheilnehmern an der heutigen Erinnerungsfeier auszusprechen, daß ich herzlichen Antheil nehme an den Empfindungen, welche Sie Alle geleitet haben, eine solche Feier zu begehen. In Mitte friedlicher Arbeit wurden wir 1870 zur Vertheidigung des Vaterlandes aufgerufen. Die Begeisterung hat uns Allen die Kraft gegeben, aus der Deutschlands Einigung erstanden ist. Wir haben Frieden erkämpft, den zu erhalten die nachfolgenden Geschlechter berufen sind, nach dem Beispiel der Kämpfer, die für Deutschlands Größe und Macht geblutet haben. Also stete Bereitschaft, wiederum fur die höchsten Euüter der Nation, für deren Unabhängigkeit einzu⸗ stehen, das ist die Kraft, mit der Frieden erhalten werden kann. Freudig begrüße ich Sie Alle mit solchen Friedensgedanken und wünsche Ihnen ein gesegnetes Fest.
Friedrich, Großherzog.“
Der Festausschuß sandte Begrüßungstelegramme an Se. Maäjestät den Kaiser, den Großherzog, die Großherzogin, den Erbgroßherzog und den Prinzen Wilhelm von Baden, den Fürsten Bismarck, den General⸗Feldmarschall Grafen Moltke und die Generale von Glümer
und von Leszynski.
zur Ausführung ertheilt. Der Minister forderte schließlich die
Anwesenden auf, den Gefühlen der Treue, Verehrung
und Dankbarkeit für den Kaiser, welche die Bewohner v1“ 4
v“ .
Das Telegramm an den Kaiser lautete, der M. „Allg. Ztg.“ zufolge: „Ew. Kaiserlichen Majestät, dem kräftigen Schützer und Schirmer unseres theuren Vaterlandes
und mächtigen jubeln tausend⸗
der Niederungen beseelen, dadurch Ausdruck zu geben, daß sie
weiter die rege Thatkraft unseres jugendfrischen Monarchen
“ Schließlich gab Redner der Hoffnung herzog ist
ßeh 82— S 8 ; große welches sich zur Zeit vor Spithead befindet, wird, einer Mel⸗
Dresden, 6. August. Ihre Majestäten der König
1“
j stimmig alte treue Soldatenherzen, im innigen Verein mit den als Ehrengästen anwesenden Damen und Herren, dankbarst bewegt und
den Schwur der Treue zu Kaiser und Reich erneuernd, begeisterte Hurrahs in aller Unterthänigkeit zu. Gott segne, Gott schütze unseren Allergnädigsten Kaiser, das ganze Kaiserliche Haus und unser geliebtes Vaterland!“
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 8. August. Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ herzogin hat heute Wilhelmsthal, woselbst seit vorgestern der Prinz und die Prinzessin Heinrich VII. Reuß weilen, verlassen, und sich über Hamburg nach Helgoland begeben.
Am 29. und 30. d. M. wird in Altenburg der thüringische Städtetag tagen. Unter den Berathungs⸗ gegenständen befindet sich die Einführung der Bedürfnißfrage für alle Restaurationen in Städten von über 15 000 Ein⸗ wohnern, das Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetz
daß damit nicht allein einem alten Gebrauch Genüge gethan und die Einrichtung von Haushaltungsschulen für Mädchen
aus unbemittelten Ständen.
Mecklenburg⸗Strelitz.
Neustrelitz, 7. August. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog begiebt sich heute zur Kur nach Homburg v. d. H. Se. Königliche Hoheit der Erbgroß⸗ herzog gestern nach Gehren in Thüringen, Ihre Königliche Hoheit die Erbgrosherzogin und Ihre Hoheit die Herzogin Jutta nach Berchtesgaden abgereist.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 7. August. Das österreichische Geschwader,
dung des „W. T. B.“ zufolge, nach Berührung einiger deutscher Häfen in der Nordsee auf der Fahrt von Kopen⸗ hagen nach Kiel noch einige schwedische Häfen anlaufen. Die Ergänzungswahlen für den böhmischen Land⸗ tag an Stelle der Abgeordneten, welche seit der Frühjahrs⸗ session des genannten Landtages entweder mit Tod abgegangen
rzsgere sind oder ihre Mandate niedergelegt haben, werden der „Wien. Ober⸗Präsident ee zufolge in den ersten Tagen des September statt⸗ finden.
“ Großbritannien und Irland. London, 7. August. Bei dem gestrigen Minister⸗ banket im Mansion⸗House hielt, wie „W. T. B.“ meldet, der Premier Marquis von Salisbury eine Rede, in der er die europäische Lage als eine durchweg fried⸗ liche bezeichnete. Das Abkommen mit Deutschland in Betreff Afrikas habe gefährliche Streitursachen zwischen zwei Nationen beseitigt, welche stets auf dem Friedensfuße mitein⸗ ander leben sollten. Egypten mache stetige Fortschritte, so⸗ wohl in finanzieller wie in anderer Hinsicht; es könne aber die britische Verwaltung, der es alle Reformen verdanke, noch nicht entbehren. Behufs Ermöglichung eines baldigen Parlaments⸗ Schlusses wurde die Regierungsvorlage betreffend die
Bildung verantwortlicher Verwaltungsräthe in Indien für
diese Session fallen gelassen. Ein von Smith gestellter An⸗
trag, die Geschäftsordnung, wonach die Sitzungen des Hauses
um Mitternacht geschlossen werden, für den Rest der Session zu sistiren, wurde in der Unterhaussitzung vom 5. d. nach langer Erörterung mit 190 gegen 50 Stimmen ge⸗ nehmigt, worauf die englische Polizei⸗Pensionen⸗Vorlage sowie die Lokalbesteuerungs⸗Bill in dritter Lesung angenommen und
die schottische Polizei⸗Pensionen⸗Vorlage durch die Einzel⸗
berathung gefördert wurde.
Frankreich.
Paris, 7. August. Der Senat nahm in seiner vor⸗ gestrigen Sitzung, wie der „Köln. Ztg.“ berichtet wird, die von der Kammer genehmigten Vorlagen, für den Wiederauf⸗ bau der durch Brand zerstörten Baracken in Commercy 560 000 Fr. und für das neue Kabel zwischen Frankreich und England 400 000 Fr. zu gewähren, an und setzte darauf die Berathung der Vorlage über die direkten Steuern fort. Bei Artikel 4, in den die Kammer die Besteue⸗ rung des bebauten Grundbesitzes nach der Qualität auf⸗ genommen hat, vertheidigte der Finanz⸗Minister Rou⸗ vier die Fassung der Kammer gegen den Vorschlag des Senatsausschusses, bei dem Revxartitionssystem zu bleiben. Der Minister schloß seine Rede mit den Worten: Wir wünschten, daß die Steuervorlage in diesem Jahre er⸗ ledigt werde; denn wir dachten, daß Sie damit dem Ackerbau treibenden Frankreich, dem Frankreich der Landleute das geben würden, was es verdient hat, als es vor einem Jahre die Republik rettete. Loubet (gemäßigter Republikaner) trat für den Vorschlag des Senats⸗Ausschusses ein. Im weiteren Verlauf der Sitzung verwarf das Haus den Artikel 4 in der Fassung, welche der eigene Ausschuß befürwortet hatte, mit 153 gegen 120 Stimmen und genehmigte dar auf die Fassung der Kammer mit 175 gegen 73 Stimmen. In der gestrigen Sitzung wurde dann, wie „W. T. B.“ meldet, das Gesetz mit einigen Abänderungen mit 264 gegen 9 Stimmen angenommen. Die Deputirtenkammer, an welche die Vorlage wieder zurückging, genehmigte die vom Senat beschlossenen Abänderungen mit Ausnahme von 3 Paragraphen. In einer gestern Abend abgehaltenen Sitzung stimmte der Senat dem von der Deputirtenkammer beschlossenen Wortlaut zu, worauf die Session ge⸗ schlossen wurde. In der Deputirtenkammer beant⸗ wortete gestern der Minister der öffentlichen Arbeiten die Interpellation über die Katastrophe in Saint Etienne und gab mehrere Details über die Einrichtung der Lampen in den Minen, welche er sämmtlich als ungenügend bezeichnete. Nach seiner Meinung sei das einzige Mittel, die Bergleute gegen „schlagende Wetter“ zu schützen, für eine gute Ventilation der Minen zu sorgen. In Folge der angestellten Untersuchung der Katastrophe habe er die Vorschrift erlassen, daß nach Konstatirung von „Schlagenden Wettern“ die Arbeit in den Minen sofort eingestellt werden müsse. Die Kammer nahm hierauf mit 297 gegen 136 Stimmen eine Tagesordnung an, wonach eine Kommission ernannt werden folle, um die Ursachen der Katastrophe genau Lu untersuchen. Die Kommission wurde darauf von den Bureaux der Kammer gewählt und wird sich am nächsten Montag nach Saint Etienne begeben.
Unter den Einnahmen im verflossenen Monat ergaben höhere Beträge als im Budget veranschlagt war: die Re⸗ gistrirungsgebühren im Betrage von 8 353 500 Fr., die in⸗
8
portugiesischen Küste. der
8
bezirkes.
Macedo
82 BE
direkten Steuern 3 883 000 Fr. 2 329 000 Fr.; geringere: die Zölle um 548 000 und die Monopole um 926 000 Fr. 8
In den vorgestern zu London ausgetauschten Er⸗ klärungen willigt die französische Regierung ein, die Abmachung von 1862 dahin abzuändern, daß sie die Errichtung des englischen Protektorats in San⸗ sibar und Mascat gestattet und England in An⸗ erkennung des französischen Protektorats auf Madagascar die englischen Konsuln dem Exequatur der französischen Regierung unterwirft. Außerdem erkennt England die Grenze der Interessensphäre Frankreichs in Afrika in der Verlängerung der französischen Besitzungen in Algier, am Senegal und Niger an. Diese Erklärungen werden dem⸗ nächst veröffentlicht werden. Wie die „Liberté“ vernimmt, betrage die von England in dem englisch⸗französischen Ueber⸗ einkommen anerkannte Grenzlinie der Einflußsphäre Frank⸗ reichs ungefähr 1000 km in der Gegend des Nigers und des Tschadsees. — Der Deputirte Laur beabsichtigt, die Regierung demnächst Betreffs des Uebereinkommens zu interpelliren.
8 Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. August. Der diesseitige Bot⸗ schafter in Konstantinopel, Nelidom, welcher gestern hier eingetroffen ist, äußerte sich, wie die „Nord. Tel.⸗Ag.“ meldet, dahin, daß die Entsendung der bulgarischen Bischöfe nach Makedonien in Griechen⸗ land und Serbien als ein heftiger Angriff gegen die Würde des Landes und der Kirche aufgefaßt würde. — Das „Journal de St. Pétersbourg“ bemerkt in dieser Angelegenheit: Die Pforte hätte sich weniger bereitwillig zeigen können, den Wünschen Stambulow's nachzukommen, die sicher nicht der Nothwendigkeit entsprangen, der Kirche einen Dienst zu leisten, vielmehr politische Motive zur Unterlage hätten, die durchaus nicht zu billigen seien, und denen die Pforte weniger als allen anderen Interessen ihre Unterstüstung zu leihen hätte. In diesem Sinne hätte sich auch Nelidoff dem Sultan gegenüber ausgesprochen, doch sei keinerlei Note überreicht worden. — Bezüglich der Unruhen in der armenischen Kirche zu Konstantinopel meint das Journal: Die Haltung Der⸗ jenigen, welche Ruhestörungen hervorgerufen, könne gewiß nicht gerechtfertigt werden, und es sei zu hoffen, daß die Pforte den begründeten Reklamationen des friedlichen Theiles der
armenischen Bevölkerung, welche sich stets durch ihre Treue gegen die Türkei ausgezeichnet habe, Rechnung tragen werde.
Italien.
Rom, 6. August. (W. T. B.) Durch Königliches Dekret vom 3. d. M. ist heute die vierte Session der XVI. Legislaturperiode des Parlaments geschlossen
worden. 1 Portugall. “ Lissabon, 6. August. Zur Bildung eines Cordons gegen die Einschleppung der Cholera ist Militär an die Grenze geschickt worden. 8 8
Die Streitigkeiten mit England haben die Aufstellung eines Flottenplans zur Folge gehabt, über den die engli⸗ schen Blätter folgende Mittheilungen machen:
Die portugiesische Flotte soll in Zukunft aus 4 Panzer⸗ schiffen für die Küstenvertheidigung, 10 Panzerdeckkreuzern von 3400— 4500 t, 18 Kanonenbooten 1. Klasse von 600 t, 12 Kanonenbooten für den Stationsdienst von 150 — 300 t, 2 Transportschiffen von je 3500 t, 1 Segelschulschiff und 24 Torpedobooten bestehen. Als die Aufgaben der portugiesischen Kriegsmarine werden in einer Denkschrift des Marine⸗Ministers hingestellt: Schutz der Küste gegen Blokade und Bombardement; genügende Macht, um jede militärische, gegen die Mündung des Tajo und gegen Lissabon gerichtete Operation zurückweisen zu können; endlich die Möglichkeit, durch Kreuzer selbst einer weit größeren Macht, als Portugal es ist, Schaden durch Störung seines Seehandels zuzufügen. Für die Vertheidigung von Lissabon werden 4 Panzer von mäßigen Dimensionen, jedoch mit 32 cm Kanonen bestückt, für genügend erachtet. Von den 10 Panzer⸗ Deckkreuzern werden zwei für die Azoren, einer für Angola, einer ür Süd⸗Amerika, zwei für Ost⸗Afrika bestimmt sein, vier bleiben in Lissabon. Für den Kolonialdienst in stürmischen Gewässern und zur Unterstützung der Kreuzer im politischen Dienst sind
13 Kanonenboote 1. Klasse bestimmt; 12 andere Boote haben die Küstenwache und den Schutz der Fischerei zu besorgen. Die 24 Torpedoboote sind erforderlich zur Unterstützung der gepanzerten Küstenvertheidiger und zur mobilen Vertheidigung der gefährdetsten Häfen von Cominha bis Villa Real de Santo Antonio an der Drei Panzerschiffe müssen neugebaut werden, „Vasco de Gama“ wird vollständig umgebaut. Von den 10 neuen Panzerkreuzern sind bereits im Februar 4 in Bestellung gegeben. Von Kanonenbooten 1. Klasse sind bereits 14 vorhanden (darunter 1 in Bau); von diesen sind noch zwei, von den Kanonenbooten 2. Klasse noch 6 Boote zu beschaffen. Torpedo⸗ boote hat Portugal bis jetzt nur vier, es sind also noch 20 zu be⸗ schaffen. Der Minister schließt seinen Bericht mit der Bemerkung, daß einige andere Schiffe, wie die Korvetten „Estephania“, „Bar⸗ tholemeo Dias“, „Alfonso de Albuquerque“, „Rainha de Portugal“, „Mindello“ und „Dugque de Terceira“, obwohl man sie nicht als Schiffe für die Schlacht betrachten kann, immerhin zur Verstärkung
der für den Kolonialdienst bestimmten Fahrzeuge dienen und die Schlachtschiffe bei politischen Missionen unterstützen können.
Belgien. Brüssel, 7. August. 1
die unter dem 6. d. M. erfolgte Königs zu der von dem General van der Smissen nachgesuchten Entlassung als Kommandant des 2. Militär⸗
Türkei. Konstantinopel, 7. August.
bulgarischen worden. le 1 h seine Entlassung eingereicht.
Der „Agence de Constantinople“ türkische Botschafter
zufolge
in der Besetzung der Botschafterpost London in Verbindung gebracht.
Griechenlau Athen, 7. August. Wie „W. T.
en
verschiedenheiten zwischen den
Partei bevorstehend zu sein. 8
und die Zuckersteuer
Sansibar.
Das amtliche Blatt veröffentlicht Genehmigung des
1 Nach einer Meldung der „Agence de Constantinople“ ist die endgültige Be⸗ stallungsurkunde der nien dem bulgarischen Exarchen gestern übergeben Wie verlautet, hätte der ökumenische Patriarch
ischöfe in
wäre der in Berlin Tewfik⸗Pascha behufs persönlicher Berichterstattung nach Konstan⸗ tinopel berufen worden. Es wird dies mit einem Wechsel
in Berlin, Paris und
1 B.“ meldet, scheint eine Spaltung der Opposition in Folge von Meinungs⸗
Serbien. 8 Belgrad, 6. August. (W. T. B.) Der russische Ge⸗
sandte Persiani ist Krankheit halber nach Paris abgereist.
Bulgarien.
Sofia, 2. August. (W. T. B.) Der bulgarische Bischof Theodosius hat heute Konstantinopel ver⸗ lassen, um von seiner Diözese Uesküb Besitz zu er⸗ greifen.
Schweden und Norwegen.
(F) Stockholm, 4. August. In Folge einer Einladung des Grusonwerks in Buckau bei Mahdeburg hat der König befohlen, daß der Chef des Artilleriestabes Oberst⸗Lieutenant von Stockenström und der Major bei der Festungs⸗ Artillerie Munthe nach Magdeburg abreisen, um den auf den Schießplätzen des Grusonwerks vom 8. bis 13. Sep⸗ tember stattfindenden Versuchen mit neuen Geschützen beizuwohnen.
Dänemark.
Kopenhagen, 6. August. Wie die „Nationaltidende“ erfährt, würde, in Bestätigung früherer Mittheilungen, der König anläßlich des bevorstehenden Besuches des öster⸗ reichischen Geschwaders den Geburtstag des Kaisers Franz Joseph durch ein Galadiner im Schlosse Amalien⸗ borg feiern. Aus demselben Anlaß würde der österreichische Gesandte Freiherr von Trauttenberg einen großen Ball geben, während der Marine⸗Minister Contre⸗Admiral Ravn zu Ehren der fremden Gäste ein Diner zu geben be⸗ absichtigt. Das dänische Uebungsgeschwader werde am Sund paradiren. (P) Das Uebungsgeschwader unter dem Kommando es Contre⸗Admirals Braag hat sich am 5. d. auf der hie⸗ sigen Rhede versammelt. Das Geschwader besteht aus dem Panzerschiff „Iver , den Kreuzer⸗Korvetten „St. Thomas“ und „Valkyrien“, den Torpedobooten erster Klasse „Hvalrossen“, „Svärdfisken“ und „Delfinen“, sowie einem Minenkrahn mit Minenboot. Außerdem führen „Iver Hvitfeldt“ und „Valkyrien“ je zwei Torpedoboote zweiter Klasse an Bord. Amerika.
Brasilien. Rio de Janeiro, 6. August. (W. T. B.)
Der brasilianische Gesandte in Paris wird durch den
derzeitigen Gesandten in Berlin ersetzt. Der Gesandte und der Sekretär der brasilianischen Gesandtschaft in Lissabon sowie der brasilianische Gesandte in Madrid werden mit anderen Staatsstellen betraut.
Argentinien. Buenos Aires. Die „Times“ erhielt ein Telegramm aus Buenos Aires vom Mittwoch Nachmittag 5 ½ Uhr, wonach die Kammern die Demission des Präsidenten Celman mit 61 gegen 22 Stimmen ange⸗ nommen und Pellegrini zum Präsidenten gewählt haben. Diese Wahl wird von den Blättern sehr günstig beurtheilt. In gut unterrichteten Kreisen verlautet, das neue Kabinet werde sich aus Roca, Costa, Irigoyen, Lastra und Levalle zusammensetzen.
Guatemala. Wie dem „R. B.“ aus Mexiko über New⸗York telegraphirt wird, sind am 4. August 3000 guate⸗ malische Aufrührer durch die regulären Truppen von Guatemala unter dem Befehl des Generals Pedro Barrillas, Bruders des Präsidenten, geschlagen und zerstreut worden.
Afrika.
Nach einem Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Sansibar vom 6. August stattete der eng⸗ lische General⸗Konsul Evan Smith dem Sultan einen Besuch ab, um demselben die Glückwünsche der
Königin Victoria anläßlich des kürzlich erlassenen Ge⸗
setzes gegen die Sklaverei zu übermitteln.
Kaiser Wilhelm in England.
Von den englischen Zeitungsstimmen, welche Se. Majestät den Kaiser und König bei seiner Ankunft in England begrüßt haben, heben wir folgende hervor.
Die „Times“ schreibt:
„Zu günstigem Zeitpunkt trifft der Deutsche Kaiser in England ein. Der deutsch⸗englische Vertrag, das jüngste Zeugniß der auf⸗ richtigen sollten, ist vom Parlament genehmigt worden. Der Kaiser wird reiche Anerkennung für den versöhnlichen Geist, in welchem die Ver⸗ handlungen deutscherseits geführt wurden, finden. Wir verstehen den Monarchen jetzt besser als vordem und ein völliger Wandel in der öffentlichen Meinung hat sich vollzogen. Er hat alle Vorurtheile ent⸗ waffnet und das nicht am Wenigsten durch seine freimüthig ausgesprochene Bewunderung zweier eminent britischen Einrichtungen, unserer Flotte und unseres Kolonialwesens. . . . . Es ist verfrüht, ein endgültiges ÜUrtheil über die innere Politik zu fällen. Aber die Anzeichen sind günstig. Jeder, welcher die Verhandlungen des Reichstages mit denen lFrüherer Sessionen vergleicht, muß von Hoffnungen erfüllt sein.“
Die „Morning Post“ bemerkt:
„Der Geist, von welchem der Kaiser beseelt ist, ist der einzige, welcher die Größe einer Nation erhält. Indem wir ihn wiede rum an unserem Gestade bewillkommnen, bewillkommnen wir den wa hrsten Ausleger der einzig wahren Friedenspolitik der Nationen.“
Der „Daily Telegraph“ führt aus:
„Große Veränderungen haben sich zwischen dem ersten und zweiten Besuch Kaiser Wilhelm's in England ereignet. Die Rollen aber, welche der Kaiser bei diesen Ereignissen gespielt hat, beweisen, daß derselbe ein Staatsmann und ein Soldat, ein Menschenfreund und ein Politiker, vor Allem aber „jeder Zoll ein König“ ist. Deutschland war anfänglich überrascht, daß es der Leitung jenes mächtigen Genius, welcher seine Einheit geschaffen und gefestet hatte, Beentben konnte. Bald aber entdeckte es, daß seine Angelegenheiten unter der per⸗ sönlichen Aufsicht des Kaisers in nicht weniger festen und ein⸗ sichtigen Händen wären und sowohl der inneren wie der auswärtigen belit ein neuer und höchst volksthümlicher Impuls gegeben war.
n ganz Europa wird der Vertrag als das Präludium eines nicht formellen, aber stichhaltigen deutsch⸗englischen Bündnisses aufgefaßt, und obgleich England aus klar darliegenden Gründen abgeneigt ist, mit auswärtigen Mächten Verträge abzuschließen, welche es verwickeln könnten, betrachtet es seine jetzigen Beziehungen mit Deutschland als in jeder Beziehung befriedigend und erfreulich. Der Gedanke, daß die völlige Herzlichkeit dieser Beziehungen in bedeutendem Maße der Initiative des öö Kaisers zu verdanken ist, macht den Empfang des befreundeten Monarchen Seitens des briti Volks G
ervorragenden Führern der
um so begeisterteren.“.
reundschaft der beiden Länder, welche stets Verbündete sein
Uunnd endlich heißt es in den „Daily News“:
„Bei dem kurzen Besuch des Kaisers werden sich die Gedanken der Engländer unvermeidlich dem kürzlich abgeschlossenen deutsch⸗ englischen Vertrag zuwenden. Obgleich es in Deutschland, wie in Großbritannien unversöhnliche Gegner des Abkommens giebt, so bat doch die große Mehrheit beider Nationen den Vertrag berzlich zu⸗ stimmend begrüßt, indem er schattenbafte und wirre Ansprüche regelte. Als Oberhaupt des Deutschen Reichs, als Souverän einer durch be⸗ sondere Bande uns nabestehenden Nation wird der Gast Ihrer Majestät nicht nur herzlich, sondern begeistert bewillkommnet.“
Dem Bericht der Londoner „Allgemeinen Correspondenz“ über den Empfang Sr. Majestät des Kaisers Seitens Ihrer Majestät der Königin Victoria auf der Insel Wight entnehmen wir noch folgende Einzelheiten:
Seit Montag Mittag weilt Kaiser Wilhelm wieder auf britischem Boden, wo ihm von allen Klassen der Bevölkerung ein überaus sym⸗ pathischer Empfang bereitet wurde. Das Publikum bringt ihm als Enkel der Königin und als Oberhaupt des England befreundeten Deutschen Reichs seine Sympathien entgegen und die Presse feiert ihn als einen Hort des Friedens, der durch seinen zweiten Besuch in England den zwischen den keiden stammverwandten Ländern seit Jahrhunderten bestehenden Freundschaftsbund aufs Neue befestigt und damit eine neue Bürg⸗ schaft für die Erhaltung des Friedens bietet. 1
Wie schon kurz gemeldet, traf die Kaiserliche Yacht „Hohenzollern“, begleitet von der von Prinz Heinrich von Preußen befehligten Kreuzer⸗ Korvette „Irene“, am Sonntag kurz vor 10 Uhr Abends auf der Höbe von Dover ein. Nachdem sich der deutsche Botschaster, Graf Hatzfeldt, an Bord der „Hohenzollern“ begeben, fuhr der Kaiser gegen Mitternacht bei ruhiger See nach Spithead weiter und langte gestern (Montag) Morgen kurz nach 9 Uhr am Nab⸗Leuchtthurm an. Die Ankunft des Kaisers erfolgte viel früher, als erwartet worden war, sodaß die beabsichtigt gewesene Begegnung zwischen dem Kaiser und dem Prinzen von Wales auf der Rhbede von Spithead unterbleiben mußte. Fünf britische Torpedoschiffe sowie die Admiralitäts⸗Yacht „Fire Queen“, mit dem Hafen⸗Admiral Sir John Commerell und dem komman⸗ direnden General Sir Leicester Smith an Bord, fuhren der „Hohen⸗ zollern“ vorauf nach der Bai von Cowes. Der von der „Hohenzollern“ und der „Irene“ abgegebene Salut wurde von dem Flaggschiff „Duke of Wellington“, auf dessen Hauptmast die deutsche Reichs flagge flatterte, erwidert, als die deutschen Schiffe durch die Rhede von Spithead fuhren. Als die „Hohenzollern“, umgeben von Hunderten von reich· beflaggten Vergnügungsdampfern. Kuttern, Jachten und allen mög⸗ lichen Seegelbooten, deren Passagiere den Kaiser mit stürmischen Zurufen begrüßten, in die Rhede von Cowes einlief, ließ die Königin von den Thürmen ihres Schlosses in Osborne das Wort „Will⸗ kommen“ signalisiren, und das auf der Rbede stationirte englische Wachtschiff „Volage“ feuerte 21 Salutschüsse ab.
Bei der Ankunft in der Bai von Cowes begaben sich der Prin von Wales, der Herzog von Connaught und Prinz Christian von Schleswig⸗Holstein an Bord der „Hohenzollern“ und begrüßten der Kaiser auf das herzlichste. Der Thronfolger trug britische Admirals Uniform, während der Herzog von Connaught und Prinz Christian in ihren englischen Uniformen erschienen. Der Kaiser, der sehr woh aussah, hatte die britische Admirals⸗Uniform mit dem Stern und Bande des Hosenband⸗Ordens angelegt. Während der Landung in Cowes spielten zwei Kapellen die englische und die deutsche Volkshymne, und die aus einer Compagnie der Schützenbrigade bestehende Ehrenwache präsentirte das Gewehr. Am Landungsplatz hatten sich zur Begrüßung des Kaisers Prinz Heinrich von Battenberg, Prinz Alfred von Edinburgh, der Marquis von Lorne, Gemahl der Prinzessin Louise, und Prinz Waldemar von Dänemark eingefunden. derß prächtige Wetter und der Bankfeiertag hatten ein un⸗ gewöhnlich zahlreiches Publikum angelockt, welches den hohen Gast mit nicht endenwollenden Hurrahs begrüßte. Ganz Cowes prangte im Festschmuck und auf allen Häusern flatterten
ahnen in den britischen, deutschen und preußischen Farben. Nach dem
bschreiten der Ehrencompagnie fuhren der Kaiser, der Prinz von Wales und die übrigen Königlichen Prinzen in offenen Wagen zwischen einem Truppenspalier nach dem etwa eine englische Meile entfernten Osborne. Ihre Majestät die Königin, welche das Orangeband des Schwarzen Adler⸗Ordens über dem blauen Bande des Hosenband⸗Ordens trug, empfing, umgeben von dem ganzen Hof, den Kaiser Wilbelm auf der Terrassentreppe, welche nach dem Königseingang des Schlosses führt. Als der Kaiser erschien, ging die Königin in Be⸗ gleitung der Prinzessin von Wales und deren Töchter, sowie der Herzogin von Edinburg, der Herzogin von Connaught und der Prinzessin Beatrice die Treppe hinab und begrüßte ihn aufs Herz⸗ lichste. Sie empfing ihn mit ausgebreiteten Armen, umarmte ihn, küßte ihn auf beide Wangen und hieß ihn willkommen in England. Die Majestäten traten sodann, gefolgt von den anderen Anwesenden, in feierlichem Zuge in das Schloß, wo Cerele stattfand und ein Gabelfrühstück eingenommen wurde, zu welchem auch die Mit⸗ glieder des Kaiserlichen Gefolges hinzugezogen wurden. Im Laufe des Nachmittags stattete der Kaiser mehreren Mitgliedern der Königlichen Familie Besuche ab. Bei dem Abends im Schlosse stattgehabten Bankett saß der Kaiser zur Rechten der Königin. Graf Hatzfeldt und Admiral Sir G. Hornby, der nebst General⸗Major Du Plat zum Ehrendienst bei Kaiser Wilbelm während der Zeit seines Aufenthalts in England kommandirt ist, saßen an der König⸗ lichen Tafel. Das Gefolge des Kaisers und die Hofchargen speisten in einem Zelte. Die Königlichen Gärten um Osborne waren prächtig illuminirt, die Bai von Cowes und die von Osborne erglänzten im Scheine von Tausenden von Lichtern auf den dort ankommenden Yachten, was, gepaart mit einer mondhellen Nacht, einen unbeschreiblich schönen Eindruck darbot. Ehe der Kaiser sich nach seinen Gemächern zurückzog, zeigte ihm die Königin das Gipsmodell seiner Büste, die in Marmor für den großen Sculptursaal im Windsorschlosse gemeißelt werden soll. Die Büste stellt den Monarchen in Gardes du Corps⸗Uniform mit dem Adler⸗ helm auf dem Haupte dar. Der Kaiser drückte seine Bewunderung über das Werk aus.
Ueber die am Dienstag auf der Rhede von Cowes abge⸗ haltene Regatta des Königlichen Nachtgeschwaders, welcher Se. Majestät der Kaiser beiwohnte, meldet die „Allg. Corr.“ folgendes Nähere:
„Nach einem Morgenritt frühstückte Kaiser Wilhelm mit der Königin in den Gärten von Osborne House und fuhr um 9 ½ Uhr, begleitet von dem Prinzen von Wales, dem Herzog von Connaught, dem Prinzen Heinrich von Preußen und dem Prinzen Alfred von Edinburg nach Trinity Pier, wo die Königliche Nacht „Alberta“ vor Anker lag. Diese brachte die hohen Herrschaften zur Dampfpinasse der Köhniglichen Yacht „Victoria and Albert“, welche sie nach dem dem Prinzen von Wales ge⸗ hörigen Schuner „Aline“ überführte. Die Rhede von Cowes war wieder mit kleineren Vergnügungsdampfern und Segelbooten ge⸗ füllt, deren Passagiere den Kaiser, der einen Yachtanzug angelegt hatte, lebhaft begrüßte. Die „Hohenzollern“ und die „Irene“ blieben vor Anker. Die an der jährlichen Regatta des Königlichen Yacht⸗ geschwaders theilnehmenden Yachten lichteten um 10 Uhr die Anker. Der Kaiser schaute der Regatta vom Poop der „Aline“ zu. Als die Yachten zurückkehrten, fuhren 9. bei 14 österreichischen Kriegsschiffen vorüber, welche auf der Höhe von Ryde vor Anker gegangen waren. Als die österreichischen Kriegsschiffe das deutsche Kaiserbanner vom Mast der „Aline“ flattern sahen, senkten sie die österreichische Flagge tief zum Gruße. Der neben dem Prinzen von Wales stehende Kaiser erwiderte den Salut, indem er mit der rechten Hand seine Yachtmütze berührte. Auf der Heimfahrt riß eine heftige westliche Brise den Topmast der „Aline“ weg, worauf sie vom Schleppdampfer „Victoria“ aus Portsmouth nach der Rhede von Cowes bugsirt wurde. 1
Abends wohnte der Kaiser in der Uniform eines britischen Admirals dem Jahresbankett des Königlichen Jachtgeschwader⸗Klubs
in dessen Klubgebäude in West⸗Cowes bei. Der Prinz von Wales