1890 / 189 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

8 1.

führte in seiner Eigenschaft als Commodore des Pachtgeschwaders den Vorsitz, und unter den zahlreichen Gästen befanden sich der Herzog von Edinburg, der Herzog von Connaught, der Großherzog von Mecklenburg⸗ Schwerin, Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Heiraihh von Battenberg, Prinz Waldemar von Dänemark, der dänische Gesandte von Falbe, der deutsche Marine⸗Attache, Korvetten⸗Kapitän Kapitän Hasen⸗ elever, Freiherr von Senden⸗Bibran, mehrere britische Admirale, Generale und Pairs und viele andere Personen von Rang. Nach dem Toast auf die Königin brachte der Prinz von Wales die Gesund⸗ heit des Kaisers aus und Se. Majestät trank auf das Wohl S..e tatbinn Hoheit des Commodore“. Reden wurden nicht gehalten.

Um Mitternacht kehrte der Kaiser auf einer Dampfpinasse mit dem Herzog von Edinburg und dem Herzog von Connaught nach

sborne zurück.

Das Königliche Yachtgeschwader ist der älteste und feinste Klub dieser Art in England und Europa. Er wurde 1812 auf Anregung von Lord Grantham gegründet. Der Earl von Yarborough war der erste Commodore. Seit der Zeit hat der Klub viele Souveräne, Prinzen und hohe Adelige zu Mitgliedern gehabt. Zur Zeit gehören der Deutsche Kaiser, Prinz Heinrich von Preußen, der König der Niederlande, der Prinz von Wales und der Herzog von Edinburg dem Klub an. Der jetzige Commodore ist, wie oben schon erwähnt, der Prinz Wales, und das Klubhaus ist das Schloß von Cowes.

Theater und Musik.

1 Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.

Hofopern⸗Balletmeister Josef Haßreiter aus Wien, der Autor des vielbesprochenen pantomimischen Divertissements „Die Puppenfee“, ist in Berlin eingetroffen und persönlich bereits in die Leitung der Ballet⸗ proben im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater eing etreten. Die mit allem Glanz vorbereitete und auf das Sorgfältigste vom Direktor Fritzsche

nscenirte Novität geht hier zum ersten Male, wie bereits gemeldet, noch im laufenden Monat in Scene und zwar Sonnabend, den 23. August. Die bevorstehende Sonntags⸗Aufführung des jubiläums⸗ reichen „Armen Jonathan“ ist sonach bereits die vorletzte.

Kroll'’s Theater.

Gestern Abend sang Frl. Margarethe von Vabhsel als zweite Rolle ihres diesjährigen Gastspiels die Frau Fluth in Nicolai's komischer Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“. Frl. von Vahsel hat sich auch gestern als die tüchtige Sängerin bewährt, welche jeder Aufgabe gewachsen ist. Der Klang ihrer Stimme blieb bis zum Schluß ausdrucksvoll, biegsam und an⸗ genehm, die Koloraturen wurden sauber und leicht hervorgebracht, und auch schauspielerisch befand sich die Leistung wieder auf befriedigender Höhe; aber doch hatten wir gestern etwas an Temperament, an Fein⸗ fühligkeit und Frohsinn zu vermissen. Ihre Partnerin, Frl. Kaminsky, sang und spielte ihre Rolle zufriedenstellend, ohne jedoch echt künstlerischen Ansprüchen gewachsen zu sein. Viel wirkungs⸗ voller erschien Frl. Gadski als Jungfer Anna, welche zwar kein großes, weit gespanntes Register besitzt, aber innerhalb der Grenzen ihres Könnens sich als eine gut geschulte Sängerin aus⸗ wies, der ein verständiger, klarer Vortrag eigen ist; die Leistung dieser Künstlerin gewann durch ihr bescheidenes und doch geschicktes Auftreten und schauspielerisches Wesen um so mehr, als der Stimme ein edler Wohllaut anhaftet. Von den übrigen mitwirkenden Künst⸗ lern verdient Hr. Riechmann, der den John Falstaff spielte, an erster Stelle erwähnt zu werden; dieser Gast wirkt ebensowohl durch sein angenehmes Organ, wie durch seine hervorragende schauspielerische Begabung in allen Partien verdienstlich. Recht wacker war Hr. Lunde, der den Fenton sang, und auch die übrigen Sänger thaten jeder an seinem Platze ihre Schuldigkeit, sodaß ein gefälliges Ensemble resultirte, für welches das zahlreich anwesende Publikum durch reichen Beifall seinen Dank abstattete.

Die morgen angekündigte Vorstellung, in welcher Ernest van Dyck vom Wiener Hofopern⸗Theater als zweite Partie den Faust in Gounod’'s „Margarethe“ singt, gewinnt noch ein erhöhtes Interesse durch die Mitwirkung eines zweiten illustren Gastes, welchen das Publikum Gelegenheit haben wird in der Titelpartie kennen zu lernen; dieselbe wird von einer jungen Schwedin, Frl. Selma Ek, Prima⸗ donna der Königlichen Oper in Stockholm, gegeben. Fr. Heink ist die anerkannt treffliche Vertreterin der Marthe. Hr. Riechmann als Mephisto und Hr. Cronberger als Svobel sind ebenfalls in diesen Partien aus früheren Jahren bestens bekannt. Hr. Demuth singt den Valextin. Am Sonnabend bleiben das Theater und der Garten, wegen Abhaltung einer Festlichkeit des X. Inter⸗ nationalen Medizinischen Kongresses, geschlossen. Am Sonntag wiederholt Sgr. Francesco d'Andrade nochmals den „Rigoletto“.

Mannigfaltiges.

Die Anwohner der Parochialkirche in der Klosterstraße be⸗ finden sich seit einigen Tagen in einer gelinden Aufregung, denn das herrliche Glockenspiel dieser Kirche, welches im Volksmunde „Sing⸗ uhr“ heißt und sonst halbstündlich vom hohen Thurm herab den Berlinern seine frommen melodischen Weisen bisher gespendet hatte, ist zur Zeit gänzlich verstummt. Man hat eine Reparatur und Reinigung des Glockenwerks, welche unumgänglich war, vor⸗ nehmen müssen, um demselben seinen alten schönen Klang wiederzu⸗ geben. Zu diesem Zwecke ist, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, auch im Innern der Thurmspitze ein Gerüst aufgestellt worden, und es dürften noch mehrere Tage vergehen, bis die Klänge des Glcockenspiels über das gewaltige Häusermeer Berlins von Neuem dahinschweben werden. Bemerkt sei hierbei noch, daß König Friedrich Wilhbelm I. der reformirten Parochial⸗Gemeinde zur Unterhaltung des von ihm geschenkten Glockenwerks sowie zur Besoldung des Glockenisten im Jahre 1715 eine jährliche Summe von 200 Thalern zuwies und daß dieselbe noch gegenwärtig an die Kirchenkasse gezahlt wird.

Jena, 5. August. Heute wurde hier die fünfundsiebzigjährige Jubelfeier der deutschen Burschenschaft durch einen präch⸗ tigen Festzug und ein Fesispiel gefeiert, welches Nachmittags im Theatersaal stattfand. An dem Festzuge, in welchem alle deutschen Universitäten vertreten waren, nahmen der „Weim Ztg.“ zufolge, 600 junge und alte Burschenschafter Theil.

Weimar, 6. August. (Th. C.) Seitens des hiesigen Landes⸗ Comités für das Berliner Bismarck⸗Denkmal ist die dritte Rate bis jetzt im Ganzen 6000 an das Haupt⸗Comité abgeliefert worden. In der letzten Rate befinden sich 1880 als das bisherige Ergebniß der in Eisenach veranstalteten Sammlung.

Bremen, 6. August. (W. T. B.) Aus Anlaß des heute hier beginnenden Deutschen Bäckertages wurde in der Nordwest⸗ deutschen Ausstellung die Bäckerei⸗Ausstellung durch den Senator Stadtländer feierlich eröffnet. Vize⸗Admiral Paschen ist mit Gemahlin heute hier eingetroffen. Dieselben besichtigten Nachmittags die Nordwestdeutsche Ausstellung.

Wien, 6. August. (W. T. B.) Der Personenzug von Wien nach Eger ist in vergangener Nacht in der Nähe von Pilsen entgleist. Die Maschine und elf Waggons stürzten vom Damm herab und wurden stark beschädigt. Von den Reisenden sind zwei getödtet und dreißig verwundet. Ferner hat der Heizer seinen Tod gefunden und der Lokomotivführer schwere Verletzungen erlitten. Das Unglück ist durch Unterwaschung einer gewölbten Stelle des Bahnkörpers in Folge eines Wolkenbruchs verursacht worden. Der Damm, von welchem der Absturz erfolgte, ist 17 m hoch; diese Thatsache trug in Verbindung mit dem Umstande, daß das Unglück sich Nachts ereignete, wesentlich zur Vergrößerung desselben bei. Es ist festgestellt worden, daß der jetzt unterwaschene Damm unlängst in Bezug auf seinen baulichen Zustand genau untersucht, und daß dabei der Bauzustand nicht mangelhaft befunden wurde.

Da ein Umsteigen auf der unterwaschenen Strecke vorläufig un⸗ thunlich ist, müssen die Züge die Hülfsroute Horazdowitz Klattau Pilsen einschlagen. Die Verkehrsstörung dürfte erst nach acht Tagen behoben werden können.

Pest, 6. August. (W. T. B.) Der hiesige S ein Dankschreiben an den Ober⸗B von Berlin für den herzlichen Empfang in der R abzusenden.

Pest, 7. August. (W. T. B.) Das Städtchen Moor ist gestern durch eine Feuersbrunst fast ganz zerstört worden. 200 Fle sind niedergebrannt. Mehrere Menschen haben das Leben eingebüßt. 1

London, 6. August. Nach einer Depesche der „Times“ aus Shanghai zerstörte eine aus Soldaten und Bauern be⸗ stehende Menge die nach Lutai führende Eisenbahn unter dem Vorwande, daß dieselbe die verheerenden Ueberschwemmungen verursacht habe. Die Behörden wären diesen Ausschreitungen gegen⸗ über unthätig geblieben.

Paris, 6. August. (W. T. B.) Wie verlautet, hat das Appellgericht das Urtheil erster Instanz gegen die Nihi⸗ listen Lavreynius, Katschinzew und Lewoff bestätigt.

chützenverein ürgermeister eichs⸗Hauptstadt

St. Petersburg, 6. August. Die „Nordische Telegraphen⸗ Agentur“ erfährt von authentischer Seite, daß keinerlei be⸗

drückende Maßregeln Seitens der Regierung gegen die Juden beabsichtigt, viel weniger getroffen worden sind.

Warschau, 5. August. Die Städte Jedlinsk, Gouverne⸗ ment Radom, und Bozki, Gouvernement Grodno, sind durch Brandstiftung fast gänzlich niedergebrannt. Der Schaden ist, wie der „Voss. Zig.“ telegraphisch gemeldet wird, sehr bedeutend.

Madrid, 6. August. (W. T. B.) In den Provinzen Valencia und Toledo sind gestern 127 Cholerafälle vor⸗ gekommen darunter 62 mit tödtlichem Ausgange.

Bern, 6. August. (Bund.) Ein Opfer jugendlichen Leicht⸗ sinns wurde am 28. Juli der zwanzigjährige Büchsenmacher Gubler aus Winterthur. Derselbe wollte oberhalb der Rheinfall⸗ brücke zu Schaffhausen über den Rhein schwimmen. Nachdem er etwas über die Mitte des Stromes gelangt war, erfaßte ihn die Strömung, und ehe seine Kameraden ihm Hülfe bringen konnten, rissen ihn die schäumenden Wogen des Rbeinfalls in die grausige Tiefe. Der junge Mann, ein braver, fleißiger Arbeiter in der Maschinenfabrik in Schaffhaufen, wird allgemein bedauert. Die Leiche konnte noch nicht aufgefunden werden.

New⸗Pork, 4. August. (A. C.) Die ganzen Vereinigten Staaten sind gegenwärtig von unerträglicher Hitze und ver⸗ heerenden Stürmen heimgesucht. Dem Sonnenstich erlagen gestern in New⸗York 6 Personen, in Newark 2, in Washington 3 und in Chicago nicht weniger als 30. In Chicago war gestern der heißeste Tag, der jemals dort erlebt worden ist.

New⸗York, 6 August. (W. T. B.) Der schon vor längerer Zeit zum Tode verurtheilte Mörder Kemmler ist heute Vor⸗ mittag im Gefängniß von Auburn, New⸗York, durch Elektrizität hingerichtet worden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. 8

Portsmouth, 7. August. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser hat Cowes heute Morgen um 9 Uhr verlassen und ist um 10 Uhr hier eingetroffen, wo an der Ostseite des Dockparks die Landung erfolgte. Se. Majestät war vom Prinzen von Wales und den Herzögen von Edinburgh und Connaught begleitet. An der Landungsstelle war eine Ehrenwache unter dem Befehl des Commandeurs Sir Leicester Smith aufgestellt. Se. Majestät wurde von! den Admiralen Commerell und Gordon empfangen und schritt die Ehrenwache ab. Zunächst wurden die Kriegsschiffe, die Fabrik von Dampfmaschinen und das Torpedolager besichtigt. Hierauf begab sich Se. Majestät nach dem großen Bassin. Mittags fand ein Gabelfrühstück im Admiralitätshause statt. Nachmittags erfolgt die Fahrt nach der Königstreppe, von wo eine Dampspinasse die Merhöchsten und Höchsten Herrschaften nach dem Torpedo⸗Uebungsschiff „Vernon“ bringen wird. Zum Abschluß werden interessante Truppenübungen bei Whale⸗Island stattfinden.

Brüssel, 7. August. (W. T. B.) Die meisten Blätter veröffentlichen Artikel, nach welchen der Deutsche Kaiser bei seinem Aufenthalt in Belgien alle Diejenigen, die sich Allerhöchstdemselben genähert hatten, durch seine Leut⸗ seligkeit und Herzlichkeit entzückt habe. Aus seinen Worten sei hervorgegangen, daß er den Frieden wünsche, erstrebe und schätze; aus Achtung vor den Rechten Aller müsse derselbe ge⸗ sichert und in diesem Sinne müsse die Aufgabe aller Souveräne aufgefaßt werden.

London, 7. August. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Djeddah brach dort am 1. August die Cholera aus. Seither beträgt die tägliche Sterblichkeit etwa 100 Fälle.

Bern, 7. August. Den internationalen Verein⸗ barungen vom 15. Mai 1886 über die technische Ein⸗ heit im Eisenbahnwesen (Beschlüsse der Berner Konferenz) sind nunmehr auch Belgien, Serbien und Griechenland bei⸗ getreten. Holland und Rumänien haben den betheiligten Staaten ihre Beitrittserklärungen bereits am 23. März 1887 bekannt kgegeben. Die Türkei erklärte, sie müsse vom Beitritt absehen, da ihre europäischen Eisenbahnverwaltungen durch anderweitige Vereinbarungen gebunden seien.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

8 28 S EEEEETEEEE

1 Wetterbericht vom 7. August,

Morgens 8 Uhr. etwas gesunken.

Wind.

F . 23 2 3

Wetter.

bei meist trübem Wetter die Temperatur wieder 3 Auch in Ost⸗Deutschland hat die Bewölkung zugenommen, doch ist es daselbst noch etwas wärmer geworden. Im deutschen Binnenlande fanden stellenweise Gewitter und Regenfälle statt.

Kroll’'s Theater. Freitag: (Margarethe: Frl. Selma Ek, als Gäste.) 1 Deutsche Seewarte. Täglich: Bei günstigem Wetter leuchtung des Sommergartens:

I

in ° Celsius

5 Anfang 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeressp

red. in Millim. Temperatur

2 halb bed.

1 wolkig

1 Nebel

2 Dunst

4 bedeckt

2 Regen

1 bedeckt

1 wolkenlos

1 Dunst

2 wolkig der

3 wolkig

3 bedeckt

3 halb bed. ¹)

1 wolkig

1 heiter

2 halb bed.

3 bedeckt

3 bedeckt still wolkenl. /²)

4 bedeckt²) still Regen¹)

4 bedeckt

3 halb bed.

1 bedeckt

3 wolkenkos 3 wolkenlos 1 bedeckt

Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda St. Petersb. Moskau... NW Cherbourg. SW Helder.... N S N amburg .. N winemünde 761 NNO Neufahrwasser 761 OSO Memel.. 762 SSO aris 764 NNW Münster.. . 763 N. Karlsruhe.. 762 SW München .. 762 Wiesbaden. 762 SW Chemnitz. 761 Berlin 761 NNO Wien 759 W Breslau.. 760 NNW Ile d'Aix. 765 ONO Nizza... 759 NO Triest... 759 ONO

NNW WNW

von M. Hervs.

7 ½ Uhr.

Freitag: 23 nathau.

¹) Nachts Gewitter. ²) Früh Gewitter. ³) Nachts Regen. ⁴) Nachmittags starkes Gewitter. 8

Uebersicht der Witterung. 8

Während über der westlichen Nordsee ein Maxi⸗ mum über 767 mm entstanden ist, hat die gestern über Bosnien lagernde Depression nordwärts bis nach Polen hin an Ausdehnung gewonnen. Unter dem Einfluß einer demzufolge auftretenden schwachen nördlichen Luftströmung ist über West⸗Deutschland

Künstlern.

Künstle

Theater⸗Anzeigen.

Wallner-Theater. Freitag: Zum 63. Male:

Mamsell Nitouche. 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud.

Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Großes Garten⸗Concert. orstellung 7 ½ Uhr.

Sonnabend u. folg. Tage: Mamsell Nitouche.

Victoria-Theater. Freitag: Zum 353. M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. f

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater und Concert-Park. Zum 203. Male: Operette in 3 Akten von Hugo Witt⸗ mann und Julius Bauer. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Herr Kapellmeister Im prachtvollen Concert. Auftreten von Gesangs⸗ und Instrumental⸗

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. Im Park: Parkfest mit Frei⸗Lotterie. Concert, Militärmusik. Gesangs⸗ und Instrumental⸗

Sonnabend: Geschlossen.

Vaudeville in 3 Akten und

Musik 160. Male: Der Nantilns.

Im prachtvollen Sommergarten: 8 Concert. Anfang des Concerts 6 ½, Illumination

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

trischer Beleuchtung. . 119. Goldfuchs. Gesangspo

Jacobson und Leop. Ely. von G. Eörß. 7 ½ Uhr. Sonnabend:

Anfang

Oper in Stockholm; Faust: Hr. Ernest van Dyck

der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be⸗ Großes Concert.

Sonntag: Gastspiel des Sgr. Francesco d'Andrade Rigoletto. 8

Belle-Alliance-Theater. Freitag:

Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. des ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 7 ½ Uhr.

Adolph Ernft-Theater. Freitag: Bei elek⸗

e in 4 Akten von Eduard Couplets theilweise Musik von Franz Roth. Der Sommergarten ist geöffnet. Dieselbe Vorstellung.

Margarethe. von der Kgl.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Martha von Kryger mit Hrn. Landrath Dr. jur Georg von Borries (Norderney). Frl. Amanda Bilke mit Hrn. Emil Rancke (Berlin). Frl. Elsbeth von Holly mit Hrn. Kaufmann Konstantin Ulrich (Marne Berlin). Frl. Marie Fritze mit Hrn. Ingenieur Rudolph Klipfel (Werder a. H.). Frl. Emma Lühl mit Hrn. Karl Schroeder (Mülheim a. Ruhr —Lack⸗ hausen b. Wesel). Frl. Marie Reichstein mit mit Hrn. Paul Limbeck (Schweidnitz).

Verehelicht: Hr. Landrath Wilhelm von Waldow mit Frl. Elisabeth von Werder (Königs⸗ berg i. Pr.). Hr. Assessor Theodor Schilling mit Frl. Karoline Grampp (Kulmbach). Hr. Adolph Weiß mit Frl. Anna Reumann (Berlin Chemnitz).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Premier⸗Lieutenant Karl von Guretzky⸗Cornitz (Lockstedter Lager). Hrn. Dr. Hartmann (Waldau). Hrn. Bau⸗ inspektor Wienhold (Plauen i. V.). Hrn. Hauptmann Lorenz (Torgau). Hrn. Rechts⸗ anwalt Dr. Gerstenberg (Berlin). Hrn. Franz Bombach (Berlin). Hrn. K. von Klitzing (Grassee). Eine Tochter: Hrn. R. Gramms (Pfarrhaus Zottelstedt bei Apolda). Hrn. Pfarrer A. Schack (Petershagen i. Ostpr.).

Hrn. Major z. D. von Nowag Seeling (Berlin).

vor und nach

Zum Großes Elite⸗ Brillante

Male: Der

Anfang

8*

Direktion: Julius Fritzsche.

Geöffnet von 12—11 Ühr. Fäbüich Der arme Jo⸗ Na

wissenschaftlichen Theater. zettel.

Musik von Carl Millöcker. [26328] Dirigent: edermann. Anfang 7 Uhr. ark um 6 Uhr: Gr. Doppel⸗

Massen⸗

Neu eröffnet.

gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Spoldaten 0 3.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof).

eres die Anschlag⸗

National⸗Panorama. Herwarthstr. 4, Königsplatz.

Das alte Rom

mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312 n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u. Alex Wagner in München. Täglich geöffnet v. Mor⸗

Gestorben: Hr. Pastor Heinrich Haccius (Ottern⸗ dorf). Frau Klara Ottilie von Dewitz, geb. von Vormann (Farbezin). Hr. Theodor Köhn von Jaski (Königsberg). Hr. Karl Schmilinsky (Charlottenburg). Hr. Apotheker Karl W. Barenthin (Berlin). Hr. Emil Horkel (Berlin).

Vorstellung im

Redacteur: Dr. H. Klee.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Vier Beilagen ießlich Börsen⸗Beila⸗

Berlin:

Entrée 1 ℳ,

Vorlesungen und Uebungen im Winter⸗Semester 1890,91. der Immatrikulationen am 1.

8 *

zum Deutschen Rei 2

nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1890.

Berlin, Donnerstag, den 7. August

No. 189.

Königreich Preußen.

Königliche Technische Hochschule zu Aachen.

Oktober, der Vorlesungen am

8. Oktober 1890.

Abtheilung für Architektur. Professoren: Damert: Architektur der Renaissance; Landwirthschaftliche Baukunst; Geschichte der Baukunst und Formenlehre enc. Kurs. Henrici: Einrichtung einfacher Gebäude; Einrichtung mittlerer Gebäude; Einrichtung größerer Gebäude; Ornamentik; Freihandzeichnen. Reiff: Figuren⸗ und Landschaftszeichnen und Aquarellmalen. Schup⸗ mann: Formenlehre I. bis IV. Kurs. Vischer: Allgemeine Kunstgeschichte. Dozenten: Frentzen: Detailliren von Gebäude⸗ theilen I. bis IV. Kurs; Formale Ausbildung der Ingenieurbauten; Architektur größerer Gebäude. Krauß: Bossiren und Modelliren. Abtheilung für Bau⸗Ingenieurwesen. Professoren: Heinzerling: Löber⸗ Baukonstruktionen mit mathematischer Be⸗ gründung; Brückenbau I. und II. Kurs; Technische Formenlehre in ihrer Anwendung auf Brückenbau, Hochbau und Maschinenbau mit besonderer Berücksichtigung ihrer Eisenkonstruktionen. Intze: Baukonstruktion; Baumaterialienlehre; Wasserbau I. und II Kurs. v. Kaven: Wege⸗ und Eisenbahnbau II. Werner: Praktische Geometrie; Eisenbahn⸗Traciren. Dozent: Forchheimer: Städtische Wasserversorgung; Encyclopädie des Bauingenieurwesens. Abtheilung für Maschinen⸗Ingenieurwesen. Pro⸗ fessoren: v. Gizycki: Theoretische Maschinenlehre; Wasserräder und Turbinen; Kinematik. Grotrian: Theorie der Elektrizität und des Magnetismus; Elektrotechnik II.; Elektrotechnisches Praktikum. Gutermuth: Maschinenbau; Maschinenkonstruiren. Herrmann: Mechanische Technologie I. und II. Kurs; Fabrikanlagen und Werk⸗ zeugmaschinen. Lüders: Maschinenkunde (für Berg⸗ und Hütten⸗ Ingenieure) I. und II. Kurs. Pinzger: Lokomotivbau; Eisen⸗ bahnmaschinenbau; Maschinenzeichnen; Maschinenelemente. Dozent: Salomon: Maschinenlehre; Maschinen⸗Meßkunde. Abtheilung für Bergbau und Hüttenkunde und für Chemie. Professoren: Arzruni: Mineralogie und Krrstallo⸗ graphie mit Demonstrationen und Uebungen im Bestimmen der Mine⸗ ralien; Elemente der Mineralogie; Uebungen im mineralogischen Institut; Anleitung zu selbständigen Arbeiten auf dem Gebiete der Krystallographie, Mineralogie und Petrographie. Classen: All⸗ gemeine und anorganische Experimental⸗Chemie; Maßanalvfe:; Experimental⸗Chemie enc. Kurs; Anorganisches Praktikum, Ausfüh⸗ rung selbständiger wissenschaftlicher Arbeiten, Gerichtliche Chemie. Dürre: Eisenhüttenkunde; Neuere Extraktionsmethoden für Metalle, Elektrometallurgie. Neuere Legirungen; Entwerfen von Hütten⸗ anlagen; Hüttenmännische Probirkunst; Anleitung zu metallurgischen Versuchen. N. N. Organische Experimental⸗Chemie; Organisches Praktikum, Anleitung zu selbständigen Arbeiten im Gebiete der organischen Chemie. Schulz: Berabaukunde; Aufbereitungskunde; Entwerfen bergmännischer und Aufbereitungs⸗Anlagen; Salinenkunde; Bergrecht. Stahlschmidt: Technische Chemie; Entwerfen von chemischen Fabrikanlagen; Chemisch⸗technisches Praktikum. Dozenten: Holzapfel: Allgemeine Geologie; Lagerstättenlehre; Paläontologie; Paläontologische Uebungen. Fenner: Markscheiden und Feldmessen; Zeichnerische Uebungen; Uebungen im Markscheiden und Feldmessen. Privatdozenten: Einhorn: Chemie der Theer⸗ farbenstoffe. Vortmann: Quantitative chemische Analyse an⸗ organischer Stoffe; Gasanalyse; Chemische Analyse organischer Stoffe; Ausgewählte Kapitel aus der allgemeinen Chemie. 1G Abtheilung für allgemeine Wissenschaften, ins⸗ besondere für Mathematik und Naturwissenschaften. Professoren: Jürgens: Höhere Mathematik II mit Uebungen; Elementar⸗Mathematik mit Uebungen; Mathematisches Seminar. von Mangoldt: Höhere Mathematik I mit Uebungen; Aus⸗ gewählte Kapitel aus der höheren Mathematik. Ritter: Mechanik I. und II. Kurs. Stahl: Darstellende Geometrie; Graphische Statik. Wüllner: Experimental⸗Physik; Phvsik in mathematischer und experimenteller Behandlungsweise. Ausgewählte Theile; Uebungen im physikalischen Laboratorium: a. für Elektrotechniker, d. für Physiker. Dozenten: Koch: Mechanische Wärmetheorie; Molecu⸗ larphvsik; Experimental⸗Physik enc. Kurs. Laves: National⸗ Oekonomie; Volkswirthschaftliche Uebungen; Grundzüge des Civil⸗ rechts; Gewerberecht. Bernoulli: Gewerbe⸗Hvgieine. Sns. Praktische Telegraphie und Fernsprechwesen. Priratdozent: olles: Elemente der darstellenden Geometrie; Projektionsmethoden der Krystallographie. (Für Berg⸗ und Hütten⸗Ingenieure und für Chemiker.) Außerdem: Hasenclever: Kaufmännische Buch⸗ führung für Techniker. Völckers: Die erste Hülfeleistung bei plötzlichen Unglücksfällen, mit Uebungen. . Programme übersendet auf Ersuchen das Sekretariat.

X. Internationaler medizinischer Kongreß.

Der Kongreß erweitert noch immer das Programm seiner Ver⸗ handlungen. Arch heute sind wieder eine Anzahl neuer Vorträge an⸗ gemeldet, darunter allein 6 in der Sektion für Hygiene. Die Sektion nabm denn heute auch schon um 8 Uhr ihre Arbeiten auf, um sich zunächst mit der Typhusfrage zu beschäftigen. Gleichfalls um 8 Uhr begann die Sektion für Geburtshülfe und Gynäkologie ihre Verhandlung. Die ungemein thätige Sektion ist schon bei der 7. Sitzung, während die meisten Abtheilungen deren erst 2 oder 3 abgehalten haben. 10 Vorträge standen auf der heutigen Tagesordnung der Sektion. „In der „Urania“ versammelte sich gegen 9 Uhr die Sektion für Zahn⸗ beilkunde zur Entgegennahme von Demonstrationen. Um 9 Uhr trat die Sektion für Militär⸗Sanitätswesen zu einer Sondersitzung zusammen, in der über Lazarethschiffe und Seuchenprophylaxe ver⸗ handelt wurde. Nach weiteren Vorträgen vep sich ein Theil der Sektionsmitglieder nach Tempelhof zur Besichtigung des Train⸗ Depots, später wurde auch dem 2. Garnison⸗Lazareth in Tempelhof ein eingehender Besuch abgestattet. Die Sektion für Kinder⸗ heilkunde tagte gemeinsam mit der Abtheilung für Laryngologie und Rhinologie. Hauptverhandlungsgegenstand war die Intubation des Larynx. Nach der Sitzung besuchte die Sektion für Kinderheil⸗ kunde den Isolirungspavillon der Charits, wo Professor Henoch die Führung übernahm. In der Sitzung der Abtheilung für Neu⸗ rologie und Psychiatrie wurde an erster Stelle über trau⸗ matische Neurosen verhandelt. Nachmittags vereinigte sich die Sektion im Auditorium des physiologischen Instituts mit der physiologischen und der laryngolischen, um experimentalen Demonstrationen der Hrrn. Felix Semon und Horsleg über die motorische Innervation des Kehlkopfs beizuwohnen. Am Vormittag hatte die physiologische Sektion an derselben Stelle bereits eine Sondersitzung abgehalten. Im Anatomischen Institut versammelte sich frübh 9 Uhr die anatomische Sektion. Das Haupt⸗ referat hielt Professor His über Histogenese und Zusammen⸗ hang der Nervenelemente. Nach einer Zweiten für Nach⸗ mittag anberaumten Sitzung will sich die Sektion in das neue Museum für N.

aturkunde begeben, um unter persönlicher Führung des 1

Professors Möbius die neugeordneten zoologischen Sammlungen zu besichtigen. Die Abtheilung für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie setzte in der heutigen Morgensitzung die Verhandlungen über Bakterien fort. Die Sektion für innere Medizin hatte drei sehr wichtige Fragen auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung gesetzt, die Behandlung der Diabetes, die der Herz⸗ krankheiten und die der Anämien. 18 Redner hatten sich eingezeichnet. Die Sektion für Chirurgie hielt die Vor⸗ mittagssitzung im Ausstellungsgebäude, die Demonstrationen gewidmete Nachmittagssitzung in der Klinik ab. Die Sektfion für Augenheilkunde eröffnete um 10 Uhr die heutigen Verhand⸗ lungen mit Referaten über Sympathische Ophthalmie. Die Sektion für Ohrenheilkunde hatte zwei Sitzungen angesetzt. Die Behandlung der Spphilis beschäftigte heute die Sektion für Dermatologie. Die Sektion für medizinische Geographie und Klimatologie setzte zunächst die Verhand⸗ lungen über Aussatz fort. Abends will die Sektion die städtische Desinfektionsanstalt in der Reichenbergerstraße besuchen. Die Sektion für gerichtliche Medizin tagte beute wieder in der Osteria. Hauptverhandlungsgegenstand bildete Ptomaine. In der Demon⸗ strationsgalerie, die dem Professor Hans Virchow unterstellt ist, herrschte regste Thätigkeit. Vor Allem waren es mikrofkopische Demonstrationen, die vorgeführt wurden. 4

Die Stadt Berlin hatte heute die Mitglieder des Kongresses zum Besuch des St. Gertraudt⸗Hospitals, des Schulmuseums und der Victoriaschule geladen. Für 4 Uhr war ein Aus⸗ flug nach den Rieselgütern Osdorf und Heinersdorf festgesetzt. In Heinersdorf war auch die Heimstätte für männliche Genesende den Kongreßmitgliedern geöffnet. Nach der Rückkehr soll die Pumpstation in der Schöneberger Straße besichtigt werden.

In Schloß Schönholz wird beute Nachmittag zu Ehren der Kongreßmitglieder der akademische Turnverein volksthümliche Turn⸗ spiele ausführen. 8

Heute Abend finden in verschiedenen Sälen der Stadt Ball⸗ festlichkeiten statt; für morgen Nachmittag ist eine Hoffestlichkeit an⸗ gesagt.

8 Sterblichkeits⸗ und Gesundheitsverhältnisse im Monat Juni 1890.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts sind im Monat Juni cr. von je 1000 Einwohnern, auf den Jahres⸗ durchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 22,4, in Breslau 25,4, in Königsberg 31,8, in Köln 23,9, in Kassel 16,4, in Magdeburg 21,7, in Stettin 30,9, in Altona 18,1, in Hannover 17,8, in Frankfurt a. M. 17,6, in Wiesbaden 16,9, in München 31,3, in Nürnberg 25,4, in Augsburg 20,2, in Dresden 19,4, in Leipzi; 21,5, in Stuttgart 21,4, in Karlsruhe 19,4, in Braunschweig 18,2, in Hamburg 21,3, in Straßburg 23,3, in Metz 21,2, in Amsterdam 19,6, in Brüssel 23,5, in Budapest 33,0, in Christiania 23,1, in Dublin 22,4, in Edinburg 17,0, in Glasgow 25,3, in Kopenhagen 22,6, in Krakau 38,1, in Liverpool 20,1, in London 16,2, in Lyvon 19,8, in Odessa 35,2, in Paris 20,8, in St. Petersburg 28,1, in Prag 30,0, in Stockholm 20,1, in Triest 21,4, in Turin 24,2, in Venedig 19,8, in Warschau 25,1, in Wien 23,7. (Für die außerdeutschen Städte ist der Zeitraum von 4 Wochen, vom I. bis incl. 28. Juni genommen.)

Der Gesundheitszustand im Monat Juni war in der über⸗ wiegenden Mehrzahl der größeren Orte Europas ein günstiger, doch hat die Sterblichkeit vielfach ein wenig zugenommen, sodaß aus einer größeren Zahl von Orten etwas höhere Sterblichkeitsziffern mitgetheilt wurden als im Vormonat: In 11 Orten (gegen 14 im Mai) und zwar in Posen, Charlottenburg, Harburg, Worms, Werdau, Amberg, Oberhausen, Rixdorf, Lichtenberg und anderen Vororten Berlins (mit Ausnahme von Schöneberg) stieg die Sterblichkeitsziffer über 35,0, in Grabow a. O. bis 50,8 pro Mille und Jahr). Dagegen erfreuten sich 11 Orte (gegen 5 im Vormonat) einer geringen Sterb⸗ lichkeit von noch nicht 15,0 per Mille und Jahr, nämlich Aschersleben, Mülheim a. d. R., Wilhelmshaven, Celle, Wismar, Gotha, M.⸗Gladbach, Bockenheim, Mühlhausen i. Th., Iserlohn und Bremen. In 64 deutschen Orten, von denen hier nur Altona, Barmen, Bielefeld, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Glogau, Grün⸗ berg i. Schl., Hagen, Halberstadt, Hannover, Hildesheim, Insterburg, Kassel, Koblenz, Kolberg, Krefeld, Münster, Nordhausen, Osnabrück, Paderborn, Schleswig, Stralsund, Trier, Wiesbaden, Bavyreuth, Fürth, Passau, Dresden, Plauen, Heilbronn, Ulm, Karlsruhe, Kon⸗ sanz, Darmstadt, Rostock, Schwerin, Weimar, Eisenach, Oldenburg, Braunschweig, Coburg, Cöthen, Dessau, Mülhausen i. E. und von außerdeutschen Städten Amsterdam, Edinburg, London, Lyon, Venedig, Erwähnung finden sollen, war die Sterblichkeit eine günstige und betrug die Sterblichkeitsziffer noch nicht 20,0 pro Mille und Jahr, und in 42 deutschen Städten (darunter Aachen, Berlin, Bromberg, Danzig, Dortmund, Erfurt, Flensburg, Frankfurt a. O., Halle, Magdeburg, Memel, Minden, Potsdam, Augsburg, Würzburg, Frei⸗ berg i. S., Leipzig, Zittau, Kannstatt, Stuttgart, Gießen, Offenbach,

amburg, Metz u. a. und von außerdeutschen Orten Dublin, Kopen⸗ 8 Liverpool, Paris, Stockholm, Triest u. a.) blieb die Sterblich⸗ keit eine mäßig hohe (etwas über 20,0 pro Mille)

Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war etwas

esteigert, von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Presden 61, in Stuttgart 73, in Hamburg 76, in Berlin 90, in München 128 Säuglinge. Diese Steigerung der Säuglingssterblichkeit wurde zumeist wohl durch die in den meisten Orten häufiger als im Vormonat auftretenden akuten Darmkrankheiten (Darmkatarrhe und Brech⸗ durchfälle) hervorgerufen, die besonders in den volksreicheren Städten, wie in Berlin und seinen Vororten, ferner in Breslau, Danzig, Köln, Königsberg, Magdeburg, Stettin, Ludwigshafen, München, Nürnberg, Leipzig, Stuttgart, Gera, Straßburg, Amsterdam, Brüssel, Budapest, Christiania, Kopenhagen, Stockholm, London, Paris, Odessa, St. Petersburg, Warschau, Bukarest, Alexandrien, Kairo, Baltimore, New⸗Orleans und New⸗York u. a. mehr und nur in Dresden und Wien weniger Opfer als im Vormonat forderten. Dagegen hat die Sterblichkeit der höheren Altersklassen etwas abgenommen, zum großen Theil wohl eine Folge der allgemeinen Abnahme an akuten Entzündungen der Athmungsorgane. An epidemischer Grippe wurden nur aus Kopenhagen eine mäßige Zahl von Er⸗ krankungen, aber keine dadurch hervorgerufene Sterbefälle mitgetheilt.

Von den Infektionskrankheiten haben Masern und Scharlach mehr, Diphtherie, typhöse Fieber, Keuch⸗ husten und Pocken weniger Sterbefälle als im Vormonat ver⸗ anlaßt. Masern herrschten besonders in Berlin, Dresden, Leipzig, Lübeck, Hamburg, Kopenhagen, Liverpool, London, Paris, St. Peters⸗ burg, Prag, Moskau (April). In Altona, Königsberg, Budapest, Odessa, Wien und seinen Vororten haben sie weniger Todesfälle als im Vormonat veranlaßt. Dem Scharlachfieber erlagen in Breslau, Königsberg, München, Nürnberg, Leipzig, Hamburg, Kopenhagen, Liverpool, Odessa, Paris, Prag, St. Petersburg, Stockholm, Warschau mehr, dagegen in Berlin, Budapest, London, Wien, Moskau (April), New⸗Pork ah. weniger Personen als im Vormonat. Die Steblichkeit an Diphtherie und Croup war vielfach eine kleinere als im Mai wie in Berlin, Königsberg,

Magdeburg, Altona, Hannover, Frankfurt a. M., Dresden, Braun⸗

schweig, Hamburg, Amsterdam, London, Lvon, Paris, St. Petersburg, Stockholm, Moskau (April), Boston, Brooklvn, Chicago, New⸗ York (Mai). In Christiania, Kopenhagen, Wien, Warschau, Boston (Mai) blieb die Zahl der Sterbefälle sast die gleiche, in Breslau, Kiel, Köln, München, Leipzig, Stuttgart stieg sie zum Theil nicht un⸗ erheblich. Der Unterleibstyphus zeigte sich in den größeren europäischen Städten selten als Todesursache. In London, Paris und Alexandrien hat er etwas mehr, in St. Peters⸗ burg, Moskau (April) und Kairo etwas weniger Sterbefälle als im Vor⸗ monat hervorgerufen. An Flecktyphus kamen aus Elbing, Ratibor, St. Petersburg je 1, aus London 2, ans Krakau und San Francisco je 4, aus Moskau (April) 10 Todesfälle, aus dem Regierungsbezirk Marienwerder und aus Wien Fereinzelte, aus Kopenhagen 2, aus St. Petersburg 10 Erkrankungen zur Anzeige. Das Rückfalls⸗ fieber trat in St. Petersburg in größerer Verbreitung auf, es erlagen demselben 15 Personen. An Genickstarre wurden aus St. Petersburg 1, aus Boston und St. Louis (Mai) je 2, aus Chicago (Mai) 14, aus New⸗York (Mai) 20 Todesfälle, aus den Regierungsbezirken Schleswig, Erfurt, Marienwerder, sowie aus Nürnberg vereinzelte, aus Kopenhagen 3 Erkrankungen mitgetheilt. Dem Keuchhusten erlagen in Berlin, Köln, Kopenhagen mehr, in Liverpool, London, Paris und New⸗York (Mai) weniger Kinder als in vorangegangenem Monat. Aus New⸗Orleans kamen 2 Todesfälle an Tollwuth zur Meldung. An Pocken wurden aus Königshütte, Aussig, Brüssel, Kairo je 1, aus Pilsen. Bern, Bukarest, Lyon, Odessa je 2, aus Paris und den Vororten Wiens je 3, aus St. Petersburg Prag je 4, aus Wien und Alexandria je 5, aus Brünn und Madras je 6, aus Lemberg 8, aus Venedig und Bombay je 11, aus Lissabon (März) 33, aus Marseille (Februar) 41, aus Warschau 45 Todesfälle berichtet; Er⸗ krankungen gelangten aus den Regierungsbezirken Schleswig Königsberg sowie aus Budapest vereinzelt, aus Breslau 2, Wien 15, aus St. Petersburg 23, aus dem Regierungsbezirk Aachen 31 zur Anzeige. In Spanien wurde der Ausbruch der asiatischen Cholera in Puebla de Rugat (Provinz Valencia) konstatirt. Die Epidemie hat im Laufe des Monats in einer größeren Zahl von Ortschaften eine größere Zahl von Erkrankungen und Todesfällen hervorgerufen, doch war die Verbreitung eine nur langsame. Auch in Mesopotamien breitet sich die Cholera weiter aus und war bereits in Armenien erschienen und bedrohte die Straße nach Trapezunt. In Nordsyrien machte die Epidemie gleichfalls Fortschritte.

Archiv für Post und Telegraphie. Beiheft zum „Amts⸗ blatt des Reichs⸗Postamts“. Herausgegeben im Auftrage des Reichs⸗ Postamts. Nr. 13. Inhalt: I. Aktenstücke und Aufsätze: Der Schluß der Pariser Internationalen Telegraphenkonferenz. Die Verwendung des Bronzedrahtes zu Telegraphen⸗

der Argentinischen Republik. Dr. Zintgraff's Reise zur Erforschung

btes und Fernsprecha leitungen (Schluß). Der Post⸗, Telegraphen⸗ und Eisenbahnverlehr

des Hinterlandes von Kamerun. II. Kleine Mittheilungen: Selbst⸗

thätige Signalvorrichtung zur Verhütung von Eisenbahnunfällen. Benutzung des Niagara⸗Falles zur Kraftübertragung. Neue Buch⸗ druckmaschine. Organisation des Feldpostwesens in der Schweiz. Ein neuer Phonograph. III. Literatur des Verkehrswesens: Der Rbeinstrom und seine wichtigsten Nebenflüsse von den Quellen bis zum Austritt des Stroms aus dem Deutschen Reich. Eine hpdro⸗ graphische, wasserwirthschaftliche und wasserrechtliche Darstellung mit vorzugsweise eingehender Behandlung des deutschen Stromgebiets. Veröffentlichungen des Kaiferlichen Gesundheits⸗ amts. Nr. 30. Inhalt: Gesundheitsstand: Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Cholera in Spanien. Erkrankungen im

bamburgischen Staat, 30. März bis 28. Juni. Medizinalstatistische Mittbeilungen aus Belgien 1889. Sterbefälle in deutschen Städten

mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in [Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Gesundheitsverhält⸗ nisse Rußlands 1887. Sterblichkeit in deutschen Orten ꝛc. 1890, 1. Vierteljahr. Desgl. in größeren Verwaltungsgebieten des In⸗ und Auslandes. Witterung. Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. Thierseuchen in Ungarn, 1. April bis 1. Juli. Veterinär⸗polizeiliche Maßregeln. Medizinal⸗Gesetzgebung u. s. w. (Preußen.) Branntwein zu Heilzwecken. (Baden.) Aerztliche Leistungen für die Krankenversicherung. (Oesterreich.) Beseitigung der Abfallstoffe in Leoben. Nona. Lehr⸗ und Dienstzeit des pharmazeutischen Hülfspersonals. Bekämpfung der Maul⸗ und Klauenseuche in Galizien und in der Bukowina. Behandlung der österr.⸗ungar. Viehpässe in der Schweiz. (Galizten). Ansteckende Krankheiten in Kurorten. Fleischbeschau in Eisenbahnstationen. (Italien.) Saccharin. Rechtsprechung. (Reichsgericht.) Einfuhr⸗ verbot ꝛc. außerhalb der Grenzen des Reics.Biebseuchengesetes Kongresse, Verhandlungen gesetzgebender Körperschaften, Vereine u. s. w. X. Internationaler medizinischer Kongreß. (Frankreich.) Ausübung der Thierheilkunde. Gesetzentwurf. Vermischtes. (Preußen. Berlin.

Erste Hülfe bei Unglücksfällen. 8

Rekursentscheidungen des Reichs⸗Versicherungsamts.

(863.) Ein landwirthschaftlicher Arbeiter verunglückte, als er sich den in der Brauerei seines Dienstherrn verwendeten Pferden, welche

durchgegangen waren, entgegenwarf, um dieselben aufzuhalten. Durch

Rekursentscheidung vom 19. Mai 1890 ist die Entschädigungspflicht der Brauerei⸗ und Mälzerei⸗Berufsgenossenschaft anerkannt worden. Der Verletzte kam allerdings zur Unfallszeit von seiner regelmäßigen landwirthschaftlichen Arbeit. Er war aber auch gelegentlich im Brauerei⸗ betriebe verwendet worden und hatte mitunter das Gespann geführt, das ihn verletzte. Da er sich mit Rücksicht hierauf für befugt halten konnte, in den gefährdeten Brauereibetrieb hülfebringend einzugreifen, und dabei des Einverständnisses seines Dienstherrn sicher sein durfte, so war er, wenn auch nur vorübergehend, Arbeiter im Brauereibetriebe geworden. (Zu vergleichen Entscheidungen 597 und 603, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1888 Seite 316 und 326, sowie die vor⸗ stehend unter Ziffer 862 abgedruckte Entscheldung.)

(864.) Ein der —— unterliegender kleiner land⸗ wirthschaftlicher Betriebsunternehmer ließ an Stelle einer baufällig gewordenen alten Scheune eine neue durch einen gewerbsmäßigen Bau⸗ unternehmer aufführen, hatte sich jedoch die Beschaffang und das Heranschaffen der für den Bau erfoörderlichen Steine selbst vorbe⸗ halten. Bei dieser Arbeit, die er mit zwei Tagelöhnern ausführte, erlitt er einen Unfall. Durch Rekursentscheidung vom 23. Juni 1890 hat das Reichs⸗Versicherungsamt in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht die zuständige landwirthschaftliche ö für verpflichtet erachtet, dem Unternehmer die eleng. ntschädigung zu gewähren. Derartige geringfügige, zu einem Scheunenbau von dem Landwirth beziehungsweise durch dessen Arbeiter ausgeführte Arbeiten haben als zum Wirthschaftsbetriebe gehörige Bauarbeiten im Sinne des §. 1 Absatz 4 des Bauunfallversicherungsgesetzes zu