liner Friedrich Wilhelmstädtischen Theaters mit. Ein von Hrn. Burwig verfaßtes launiges Tafellied wurde für den guten Zweck von freundlichen Damenhänden verkauft und erbrachte das erkleckliche Sümmchen von 254 ℳ 70 ₰. Der gesammte Ertrag des Concerts
hat 2019 ℳ 50 ₰ ergeben.
Worms, 7. August. (W. T. B.) Das Landes⸗Comité für das Großherzogthum Hessen überwies heute dem Central⸗Comité zum Zweck der eines National⸗Denkmals für den Fürsten von Bismarck in der Reichs⸗Hauptstadt“ als erste Rate der Sammlung im Wahlkreis Worms⸗Heppenheim⸗Wimpfen 5000 ℳ
München, 7. August. (A. Z.) Die Nonne wird nunmehr auch in der Stadt sehr lästig. In sämmtlichen Stadttheilen, beson⸗ ers wo elektrische Lampen angebracht sind, zeigten sich gestern dichte Schwärme und dieselben ließen sich an den Häuserfronten, Säulen u. s. w. nieder. Die bohen Säulen bei der An⸗ ahrt zum Hof⸗Theater, wie die vordere Frontseite waren wie mit Schneeflocken bedeckt, so dicht hatten sich die Falter an⸗ gesetzt, ebenso am Hotel „Vier Jahreszeiten“, woselbst zahlreiche Fremde und Einheimische Jagd mit Tüchern, Schirmen u. s. w. nach den Thieren machten. Schließlich wurden hier wie am Hof⸗Theater die Hydranten in Thätigkeit gesetzt und die zu Tausenden herab⸗ gespritzten Schmetterlinge auf dem Boden liegend vernichtet. In Schwabing ließ man nach Benutzung des Hydranten eine Straßen⸗ walze in Thätigkeit setzen und die am Boden li Th diese Weise tödten.
München, 8. August. (W. T. B.) Der Gabelsberger'sche Stenographentag hat heute im alten Rathhause hierselbst seine Berathungen begonnen. Nach der Be⸗ grüßung der Delegirten durch den Bürgermeister Borscht wurden zu Vorsitzenden Senator Eggert, Rechnungs⸗Rath Uhl⸗ Berlin und Landgerichts⸗Rath Seelig⸗München, zu Schrift⸗ führern Langbein⸗Nürnberg, Jung⸗Innsbruck und Küßner⸗Königs⸗ berg gewählt. Anwesend sind gegen 400 Vertreter Gabels⸗ berger'scher Stenographenvereine, darunter solche aus Oester⸗ reich⸗Ungarn, Skandinavien, Spanien und den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika. Der vom Direktor Pupetz⸗Prag über einen Zeitraum von 6 Jahren erstattete Bundesbericht hebt besonders die höchst erfolgreich betriebene Propaganda hervor.
Ulm, 5. August. Das „Ulmer Tagll.“ berichtet: Gestern fand die Einweihung und EFröffnung der Kinderheilanstalt im Chor der Dreifaltigkeitskirche statt. Prälat Dr. von Lechler hielt eine Ansprache, worin er daran erinnerte, wie vor etwa zwei Jahren auf Anregung des Freiherr von Herman’'schen Hauses in Wain sich
in Ulm eine Anzahl Männer und Frauen vereinigten, um daselbst eine für Ulm und Oberschwaben bestimmte Kinderheilanstalt nach dem Muster der Werner'schen Anstalten in Ludwigsburg und der Olga⸗ Heilanstalt in Stuttgart zu agründen. Der göttliche Segen und die menschliche Beihülfe hätten es ermöglicht, daß die Anstalt jetzt mit zwei Pfleglingen eröffnet werden könne. Nach der Einweihung besichtigten die Theilnehmenden die der Kinder⸗ heilanstalt im Spital eingeräumten Gelasse und fanden sich nachher im Speisesaal der Diakonissinnen zusammen. Ein von Ihrer Majestät der Königin von Württemberg eingetroffenes Telegramm mit Glückwunsch und Mittheilung der Protektorats⸗ Uebernahme wurde beantwortet. Nach einem Hoch auf die Königin folgten noch zwei weitere auf die anwesende Freifrau von Herman und ihre Familie, welche die erste Anregung zur Anstalt gegeben, und auf heüla von Lechler, welcher mit soviel Eifer und Hingabe als Vor⸗ tand für das seither Erreichte erfolgreich gewirkt hat.
Aus dem Schönbuch, 5. August, berichtet die „Tübinges Chronik“: Auf den Jagdgebieten Sr. Königlichen Hoheit der Prinzen Wilhelm von Württemberg wird seit längerer Zeit zum ersten Male wieder eine Sommerjagd auf Hochwild ge⸗ halten, zu welcher mit dem Hofmarschall Freiherrn von Plato der Königliche Hofjägermeister Freiherr von Neurath und eine Anzahl Kavaliere eingetroffen sind. Die gestern im Revier Weil stattgehabte Hofjegd ergab eine sehr schöne Strecke. Gleich im ersten Trieb kam eine Anzahl Hochwild zum Schuß, worunter ein prächtiger Sechzehn⸗ ender, der ein außergewöhnlich schönes Geweih aufgesetzt hatte, gleich darauf ein noch stattlicherer Vierzehnender. Ersterer wog aufgebrochen mit Geweih 264 letzterer 280 Pfund. v““ n
Wien, 7. August. Ueber den Eisenbahn⸗Unfall bei Blowitz liegt in Wiener Blättern folgende Schilderung eines Infassen des verunglückten Zuges vor: Der Zug, welcher in Gmünd das Personal wechselte, gelangte um 11 Uhr 30 Minuten Nachts mit einer Verspätung von 14 Minuten nach der Station Blowitz, von welcher derselbe um 11 Uhr 32 Minuten unter strömendem Regen mit 11 Wagen die mit 78 Personen besetzt waren, abgelassen wurde. Der Zug mochte etwa seit zehn Minuten die Station Blowitz verlassen haben und fuhr auf einem ungefähr 16 m bohen, steil geböschten Damme, der den Hetschbach übersetzt, als zwischen den Wächterhäusern 349 und 350 die Katastrophe eintrat. Das Geleise scheint durch das Wasser des Baches nach und nach unterwaschen worden zu sein. Die Lokomotive drückte, über die Geleise fahrend, die Schienen nieder und die nachfahrenden Wagen wurden unter schrecklichem Krachen über den Damm theils rechts, theils links hinabgeschleudert und zertrümmert. Ich befand mich in dem einzigen Wagen zweiter Klasse — die übrigen waren Wagen dritter Klasse — mit mehreren Förstern im Gespräch. Eben sprachen wir davon, wie weit wir noch von Pilsen entfernt seien (etwa 17 km), da fühlten wir plötzlich einen heftigen Ruck und hörten ein entsetzliches Krachen, während sofort das Licht erlosch. Die sechs Insassen des Coupees stürzten durcheinander. Der Wagen überstürzte sich, schlug mit dröhnendem Gevolter auf und wir befanden uns auf dem schlammigen Boden. Mir rann das Blut aus einer leichten Stirnwunde über das Gesicht herab Wir hörten neben uns lautes Jammern und Wehklagen, doppelt schauerlich in der Finsterniß der Nacht. Nur langsam löst sich der wirre Knäuel Mit Mühe gelingt es uns, einige Streichhölzer zu entzünden. Wir befinden uns Alle blutend in⸗ mitfen von Trümmerhaufen; das Dach des Wagens ist gänzlich zer⸗ rissen worden und die Coupéfenster sind dem Firmamente zugewendet. Wir schlagen dieselben ein und kriechen mühsam hinaus. Unter uns hören wir brausende Wasserwogen. Wir kriechen mit Lebensgefahr über die Seitenwand des demolirten Wagens. Auf dem Damm bietet sich uns ein Bild des Entsetzens; vor uns ein Wagen auf dem Geleise ohne Dach, nur eine Seitenwand desselben ist erhalten. Links auf dreißig Schritt Entfernung liegt die Lokomotive mit dem Tender umgestürzt rauchend am Bach, die Räder quer über dem Damm. Seitwärts sechs Wagen, der letzte bereits zum Theil im Wasser, die übrigen Wagen in Trümmern, da und dort die Schienen geknickt, das Erdreich aufgerissen. Oberförster Stickenwirth und ich kriechen auf allen Vieren zur Lokomotive. Neben derselben kauern zwei Passagiere mit Kopfwunden. Der Lokomotivführer liegt stöhnend und verbrüht im Bache, wir ziehen ihn hervor und betten ihn ins Gras. Aus dem Tender der Lokomotive hängen die Füße des buchstäblich zerdrückten
eizers hervor. Wir klettern mühsam von Wagen zu Wagen, mit Hehe anderer Passagiere die Verunglückten hervorziehend. Am schlimmsten hat die Katastrophe dem letzten Wagen mitgespielt, der nach rechts ge⸗ schleudert worden ist. In demselben hatten sich Auswanderer nach Amerika befunden. Ein zweijähriges Kind war todt, ein Arbeiter dem Sterben nahe, zwei Frauen gräßlich verstümmelt. Eine Reihe entsetzlicher Scenen spielt sich ab, in der finsteren Nacht schreien Kinder schreck⸗ erfüllt nach ihren Eltern. Wir reißen die Vorhänge von den Fenstern und benutzen dieselben als Verbände für die Verletzten. Zugführer Hrouba und das unverletzt gebliebene Zugpersonal griffen mit gerößter Aufopferung ein. Einundeinhalb Stunden dauerte die fürchterliche Si⸗ tuation, bis endlich von Pilsen und Blowitz die Hülfszüge eintrafen. Ohne Labung, halb erschöpft, wurden wir verbunden und theils nach Blowitz überführt, wo wir nach vier Stunden endlosen Bangens ein⸗ trafen. Kaum zehn Personen sind unverletzt geblieben. Allenthalben mangelte es an der nöthigen Pflege. — Die „Voss. Ztg.“ erhält heute folgenden Drahtbericht über den Unfall: Es steht fest, daß von den Insassen der zertrümmerten Wagen kaum einer verschont ge⸗ blieben ist. Mindestens 14 bis 20 Reisende sind noch abgängig, deren Verbleib bisher unbekannt ist. Man befürchtet, daß einige der⸗ selben in den Bach geschleudert und daselbst ertrunken indd.
Meran, 4. August. (M. Allg. Ztg)) In das Berghotel „Zum Egger“ auf dem Marlinger Berge schlug heute Nachmittag der Blitz. Etwa zwarzig Personen, die sich als Sommerfrischgäste dort befanden, darunter der hiesige Kurvorsteher W. v. Pernwerth, der Dekan von Meran und Landtags⸗Abgeordnete Sebastian Glatz und Spitalpfarrer Tappeiner wurden so betäubt, daß sie sämmtlich das Bewußtsein verloren. Ein Mädchen erlitt leichtere Brandwunden. Ernstlich verletzt wurde Niemand.
8
London, 7. August. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Djeddah brach dort am 1. August die Cholera aus. Seither beträgt die tägliche Sterblichkeit etwa 100 Fälle.
Paris, 6. August. (Köln. Ztg.) Die Fahl der Opfer, welche die vorgestrigen Explosionen in den Gruben von Saint Etienne verursachten, beträgt 19 (2 Todte und 17 Verwundete). Im Ganzen wurden 111 Bergleute getödtet und 55 verwundet. Von den letzteren sind zwei hoffnungslos und viele in sehr bedenk⸗ lichem Zustande. Man hofft jedoch 30 der Verwundeten am Leben zu erhalten.
Bordeaux, 8. August. (W. T. B.) Die hiesige Handels⸗ kammer protestirt in einem Schreiben an den Handels⸗Minister gegen die strengen Maßregeln des neuen Zollreglements der Vereinigten Staaten (Me Kinley Bill) und fordert die Re⸗ gierung auf, Verhandlungen anzubahnen, um für die französischen Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten ein günstigeres Zoll⸗ regime zu erlangen. 8
Krakau, 7. August. In der galizischen Stadt Stare⸗ miasto brannten, wie der „Voss. Ztg.“ telegraphirt wird, 120 Häuser ab, 300 Familien wurden obdachlos. Großes Elend ist entstanden und Hülfe dringend nöthig.
Turin, 8. August. (W. T. B) Eine Feuersbrunst zer⸗ störte die Seidenweberei Falco hierselbst und ergriff auch die benachbarten Häuser. Der Schaden ist bedeutend.
Madrid, 7. August. (W. T. B.) In der Provinz To ledo ist ein Todesfall in Folge Cholera vorgekommen.
New⸗York, 6. August. Der Mörder Kemmler wurde (wie schon telegraphisch gemeldet) heute Morgen um 7 Uhr mittels Elektrizität im Gerängniß von Auburn im Staate New⸗York hingerichtet. Wie der „Allg. Corr.“ berichtet wird, gewährte die Hinrichtung ein entsetzliches Schauspiel, da die Stromstärke entweder nicht richtig berechnet oder die Berührung der Elektroden mit dem Körper des Delinquenten nur unvollkommen war. Der Tod trat des⸗ halb nicht augenblicklich ein. In dem Zimmer, in welchem die Hinrichtung vollzogen wurde, waren 20 Personen zugegen, unter ihnen mehrere Aerzte und Vertreter der Wissenschaft. Der Unglückliche zeigte große Fassung und setzte sich selbst mit völliger Ruhe in dem Stuhl zurecht. Der Strom, welcher ihn tödten sollte, dauerte 18 Sekunden, 2 Minuten später machte sich jedoch wieder lautes Athmen bemerkbar. Der Strom wurde daher von Neuem angelassen. Aber auch darnach war noch Athemgeräusch vernehmbar und ein oder zwei Minuten später floß Speichel aus dem Munde und ein Erstickungsgeräusch kam aus der Kehle. Erst nach der dritten Anwendung des elektrischen Stroms konnte Kemmler für todt erklärt werden. Die anwesenden Aerzte behaupten, daß der Hin⸗ gerichtete nach dem ersten elektrischen Schlage bewußtlos gewesen sei⸗ Vom Rücken des Delinquenten stieg Rauch auf, indem der Strom das Fleisch verbrannte. Das erste Mal wurden 1800 Voltas angewandt.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. 3
Cowes, 8. August. (W. T. B.) Nach dem gestrigen Diner in Osborne unterhielt sich Se. Majestät der Kaiser fast ausschließlich mit dem Premier⸗Minister Lord Salis⸗ bury. — Auf Ersuchen des Prinzen von Wales wird das österreichische Geschwader morgen von Spithead nach Cowes segeln. 18
Stralsund, 8. August. (W. T. B.) Ihre Majestät die Kaiserin ist um 12 ¼ Uhr Mittags hier eingetroffen und am Bahnhof von einer zahllosen Menge enthusiastisch be⸗ grüßt worden. Die Schiffe im Hafen sowie viele öffentliche und private Gebäude hatten reichen Flaggenschmuck angelegt Nach halbstündigem Aufenthalt setzte Ihre Majestät die Reis nach Heiligendamm fort.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 8. Augun,
Morgens 8 Uhr. statt.
8 1
8
Deeutschland fanden Gewitter und starke Regenfälle
Dienstag:
Deutsche Seewarte. Macintyre.
Der Troubadour.
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Stationen. Wind. Wetter.
Bar. auf 0 Gr.
8u. d. Meeressp.
ced. in Millim Temperatur in ° Cel
50 C. = 40R.
wolkenlos wolkenlos 2 wolkenlos 2shalb bed. 2 wolkenlos heiter
bedeckt
wolkenlos
3Z halb bed. bedeckt 1wolkig wolkig bedeckt heiter bedeckt ¹) Regen bedeckt bedeckt bedeckt²) halb bed. ³) Dunst Regen)
Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda St. Petersb. Moskau ... Cork, Queens⸗ town.. Cherbourg. Helder .... Sylt Hamburg.. Swinemünde 762 Neufahrwasser 760 Memel 761 aris 7763 Münster.... 764 Karlsruhe.. 762 Wiesbaden. 762 München.. 762 Chemnitz . 762 Berlin. 762 WNW 4 wolkig Wien 758 NW 2 wolkig Breslau .. 760 N 3 wolkig
Ile d'Aix.. 761 NO 4 wolkig Triesft 759 still bedeckt
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4 Bildern von H. von M. Hervé.
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762 764 765 760 760
der Vorstellung 7
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764 765 765 763 763
von C. A. Raida.
NNW 7 ½ Uhr.
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Concert-Park
nathan.
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¹) Nachts Gewitter. ²) Gestern Nachmittag Ge⸗ witter. ³) Gestern Nachmittag Gewitter mit hefti⸗ em Regen. ⁴) Gestern Nachmittag und Abends starkes Gewitter.
Uebersicht der Witterung.
Das Gebiet 765 mm übersteigenden Luftdruckes hat sich über Skandinavien ausgebreitet, eine De⸗ pression unter 757 mm ist über Spanien erschienen, sonst ist die Luftdruckvertheilung wenig verändert. Ueber Deutschland ist bei schwacher meist nördlicher Luftbewegung die Bewölkung veränderlich, die Morgentemperaturen liegen im Westen im Allge⸗ meinen unter den normalen, im Osten, trotz Abküh⸗ ung noch über denselben. Ueber Ost⸗ und Süd⸗
Im Park:
Nigoletto. Täglich: Bei der Vorstellung,
Anfang 5 ½, der Montag:
Theater⸗Anzeigen.
Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 64. Male: Mamsell Nitonche.
Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: Großes Garten⸗Concert. Anfang des Concerts 6 ½,
Sonntag u. folg. Tage: Mamsell Nitonche.
Victoria-Theater. Sonnabend: Zum 354. M.:
Stauley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Triedrich-Wilhelmstädtisches Theater und -. Direktion: Sonnabend: Zum 204. Male: Der arme Jo⸗ Operette in 3 Akten von Hugo Witt⸗ mann und Julius Bauer. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Herr Kapellmeister Knoll. Anfang 7 Uhr. Im prachtvollen
Sommernachts⸗Fest, m er Lotterie (30 prachtvolle Gewinne), unter Mitwirkung
von 3 Musikcorps. Instrumental⸗Künstlern. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Instrumental⸗Künstler.
Kroll's Theater. Sonnabend: Geschlossen. Sonntag: Gastspiel des Sgr. Francesco d'Andrade.
leuchtung des Sommergartens: Vorletztes Auftreten des Hrn. Ernest
161. Male: Der Nautilus.
Concert.
Vaudeville in 3 Akten und
Meilhac und A. Millaud. Musik Illumination
van Dyck und des Frl. Selma Ek, von der Kgl. Oper in Stockholm. Margarethe. 1 Erstes Gastspiel der Miß Marguerite
Velle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum Im prachtvollen Sommergarten: Großes Doppel⸗
Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. des ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 7 ½ Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Bei elek trischer Beleuchtung. Zum 120. Male: Goldfuchs. Gesangsposse in 4 Akten von Eduar Jacobson und Leop. Ely. Couplets theilweis von G. Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 7 ½ Uhr. Der Sommergarten ist geöffnet.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Mrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof) Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im weßenscha Theater. Näheres die Anschlag zettel.
Brillante
½ Uhr.
Am 29. Juli a. c
ich. Nathanson. Musik Ballet von C. Severini. Anfang
Julius Fritzsche.
Musik von Carl Millöcker. Dirigent:
Großes
Park Frei⸗
verbunden mit
um 6 Uhr:
einer i. Westpr. — Potsdam).
Verehelicht: Auftreten von Gesangs⸗ und
Eohlis). —
Gesangs⸗ und Grohmann (Leipzig). — Hr
Doppel⸗Concert.
Ostwalt (Berlin).
ünstigem Wetter vor und nach bends bei brillanter elektr. Be⸗ Großes Concert. Vorstellung 7 Uhr. —
helmshaven). — Hrn. (Berlin). —
Eine Tochter:
Verlobt: Frl. Elise Laute mit Hrn. Paul Mylius (Berlin — Kiel). — Frl. Margarethe Lindemann mit Hrn. Electrotechniker Georg Herholz (Berlin). — Frl. Elise Merl mit Hrn. Dr. med. Bernhard Koch (Köln— Lindenthal). — Frl. Hedwig Kar⸗ lewsky mit Hrn. Franz Strogalsky (Marienburg
Hr. Heinrich Schagen mit Frl. Helene Pohlen (Aachen—Köln). — Jürgens mit Frl. Helene Fischer (Berlin). — Hr. Ernst Arnold mit Frl. Martha Wittig (Leipzig — Hr. Emil Schramm mit Frl. Olga Fritz Urbach mit Frl. Margarethe Teuscher (Plauen i. V.). — Hr. Bruno Niepel mit Frl. Lina Müller (Leipzig — Celle). — Hr. Hermann Behrens mit Frl. Adele
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Premier⸗Lieutenant Unterharnscheidt (Koblenz). — (Alte Neustadt). — Hrn. Theodor Riege (Wil⸗
Ger.⸗Assessor K.
Hrn. Dr. Selmar Worms (Berlin).
Hrn. G. C. Bülle jun.
(Malchin). — Hrn. Ger. Assessor Witte (Oster⸗
Familien⸗Nachrichten.
entriß uns der Tod das controlirende Mitglied des Verwaltungs⸗ rathes unserer Gesellschaft, den Königl. Preuß. Hauptmann a. D, Ritter pp.
Herrn Emil Preßler.
Sein reges Interesse für das Gedeihen der Gesellschaft, sein Pflichteifer in der Aus⸗ übung des ihm übertragenen Amtes, sein braver Charakter und collegialischer Sinn sichern ihm bei uns ein treues Andenken über das Grab hinaus. 8
Berlin, den 4. August 1890.
3 [27279] Der Verwaltungsrath 1
der „Ceres“ Deutsche Versicherungs⸗Gesellschaft gegen Hagelschaden a. G.
wieck). — Hrn. Stadtsyndikus Reinert (Bran⸗ denburg a. H) — Hrn Max Limprecht (Berlin).
Gestorben: Hr. Fabrikbesitzer Wilhelm Eduard Albrecht (Berlin). — Freifrau Marie von Schlei nitz, geb. von Hippel (Potsdam). — Hrn. Landes⸗ direktor Freiherrn v Hammerstein Tochter Thekla (Gut Loxten). — Frl. Melanie Geyer (Berlin) — Hr. Karl von Sothen (Langenschwalbach). — Hr. Oberst z. D. Joseph Reichert (Wiesbaden). — Hr. Ingenieur Gustav Franke (Rostock). — Hr. Kaufmann L. Lausemann (Wismar). — Hr. Stadtschulrath Kuhlgatz (Kiel).
Hr. Karl
Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin:
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen 8 (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Hrn. H. Petry
Kristeller
Der
2
8 in zahlreichen Vorträgen behandelt. heilkunde tagte in der
Scharnhorststraße besichtigt werden.
erschienen waren und
Organisation schäftigten der
zum Deutschen Reichs⸗Anz
Berlin, Freitag, den 8. August
Erste Beil aage ““ eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
No. 120.
X. Internationaler medizinischer Kongreß.
1“ .
Den heutigen Tag widmete der Kongreß der ernsten Arbeit in den Sektionen. In der Abtheilung für Anatomie, welche im anatomischen Institut im Thierarzneischulpark tagte, sprach in be⸗ sonders interessantem Vortrage Professor K. Bardeleben, der Sohn unseres Chirurgen, über die Muskeln von Fuß und Hand unter be⸗ sonderer Berücksichtigung der Muskeln des vom Redner zuerst ein⸗ gehender beobachteten 6. und 7. Fingers. An der anschließenden Dis⸗ betheiligten sich hervorragend Cunningham⸗Dublin und Kady⸗ emberg. Die Sektion für Militär⸗Sanitätswesen beschäftigte sich in der heutigen Sitzung, der wieder Generalstabs⸗Arzt Dr. von Coler beiwohnte, zunächst mit der Frage der Trepanation bei Kriegs⸗ verwundungen des Schädels. Nimier und Randone fungirten als Referenten. Den nächsten Punkt der Tagesordnung bildeten „Kranken⸗ transporte und Sanitätsberichte“, Referenten waren John S. Billings, Schneider und Krocker. Um 1 Uhr begab sich die Sektion nach der Charits. Die Führung durch die großartige Anstalt über⸗ nahm General⸗Arzt Mehlhausen persönlich. Auf der chirurgischen
Abtheilung der Anstalt demonstrirte Professor Bardeleben seine Ver⸗!
bandsmethode. Im weiteren Verlaufe des Nachmittags begab sich die
Sektion vom Potsdamer Bahnhof aus nach Wannsee, wo ein Dampfer
bereit lag, der die Sanitäts⸗Offiziere bis zur Glienicker Brücke brachte,
von wo aus die Parks von Glienicke und Babelsberg besucht wurden.
Dann ging es per Dampfer weiter bis Potsdam.
Die Sektion für innere Medizin besuchte um 8 Uhr das neue städtische Krankenhaus am Urban. Prof. A. Fränkel erläuterte die mustergültigen Einrichtungen dieses jüngsten unserer Lazarethe. Um 9 Uhr begannen im Ausstellungsgebäude die Berathungen der Sektion, die Myxoedem, Anämie, Dengue⸗ und Malariafieber, Diph⸗ therie u. A. behandelten. Um 1 Uhr folgten die Mitglieder einer Einladung des Prof. Ewald zur Besichtigung der inneren Abtheilung des Kaiferin⸗Augusta⸗Hospitals.
Bereits um 8 Uhr früh hatten die Laryngologen im Landes⸗ Ausstellungsgebäude ihre Sitzungen begonnen. Erster Verhandlungs⸗ gegenstand war die Therapie der Larynxphthise, wozu sich die Herren Steinmann, Störk, Przedebowsky und Kremianski gemeldet hatten. Hieran anschließend, folgte ein Vortrag des Hrn. Gleitsmann über Pharynxtuberkulose. Zweiter Hauptverhandlungsgegenstand war die Syphilis der oberen Luftwege. Für Nachmittag hat die Laryngolo⸗ sfsc Gesellschaft zu Berlin die Mitglieder der Sektion zu einem
8 nach den Havelseen bei Potsdam geladen.
Die chirurgische Sektion tagte heute ausschließlich in der Klinik. Hauptvorträge hielten die Herren Senn und Lemschin. Um 2 Uhr führte Dr. Gutsch den Mitgliedern der Sektion die von der Kaiserin Augusta preisgekrönte transportable Lazareth⸗Einrichtung des Rothen Kreuzes vor. Die große Sektion für Physiologie und physiologische Chemie war zu einer vortragsreichen Sitzung im physiologischen Institut in der Dorotheenstraße versammelt. Im benachbarten pharmakologischen Institut tagte die Sektion für Pharmakologie. Verhandelt wurde über Ranunculaceen, über Spermin, über Albuminoid, über Fluoroform und Bromoform. Hieran schloß sich eine Pharmokogon⸗Diskussion. Die Sektion für Kinderheilkunde besichtigte heute das von Dr. Schütte geleitete Elisabeth⸗Kinderhospital, das z. Z namhaft erweitert wird. Die Sitzung des Tages begann um 10 Uhr im Ausstellungsgebäude. Ueber Tuberkulose verhandelte ebendort die Sektion für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie. In der Osteria war die Sektion für gerichtliche Medizin vereinigt. Die de Vischer, Kratter, Giampietry u. A. waren die Redner des
ages.
„Die Sektion für Geburshülfe und Gynäkologie hatte für heute 3 Sitzungen anberaumt. In der Morgensitzung wurde u. A. über Scheidendouche, z Kastrationsfolgen, die Diagnose der Pyosalynie und der Tubenerkrankung verhandelt. Die Mittagssitzung war der Elektrolyse des Myoma gewidmet. Nachmittags wurde über den Kaiserschnitt u. A. verhandelt. Die Sektion ist in ihren Arbeiten soweit vorgeschritten, daß sie morgen nur noch eine Schluß⸗ sitzung, die 13, abzuhalten hat.
1 Die Sektion für orthopädische Chirurgie hielt heute erst ihre 4. Sitzung ab, die Vorträge von Lorenz, Schede, Redard, Petersen u. A. brachte. Die Abtheilung für medizinische Geographie und Klimatologie trat um 11 Uhr im Ausstellungsgebäude zur 5. Sitzung zusammen, Chervin, Chiais, Kober (Letzterer in Vertretung für Remondino) und Below hielten die Referate. Die Sektion für Neurologie und Psychiatrie begann um 9 Uhr ihre Verhandlungen im anatomischen Institut mit einem Referat von Professor Mendel über pathologische Anatomie der Dementia paralytiea. Für Abends hat der hiesige Psychiatrische Verein die Mitglieder der Sektion zu einer geselligen Vereinigun nach der Karlstraße 29 a. geladen.
Die itglieder der Abtheilung für Eisenbahnhygiene nahmen gestern Abend an einer Sitzung der Gesellschaft deutscher Bahnärzte Theil, die in der Karlstraße 27 stattfand und wesentlich den Berathungen der Satzungen galt.
In der heutigen Sitzung der Sektion für Augenheilkunde demonstrirte Hr. Hutchinson sen. ophthalmoskopische Abbildungen, Widmark sprach über ultraviolette Strahlen. Außerdem wurde über
Ophthalmometer verhandelt. Die Sektion für Ohrenheilkundehatte für heute 2 Sitzungen festgesetzt. Die Sektion hat schon gegen 30 Fragen
1 2 Im Stadtbahnbogen 6 trat die
Sektion für Dermatologie zusammen. Die Sektion für Zahn⸗
gte essource in der Oranienstraße, und die für
Hygiene endlich im Ausstellungsgebäude. Die letztere hielt Nach⸗
mittags eine zweite Sitzung ab. 1
Die Stadt Berlin hatte zum Besuch des Dorotheenstädtischen Realgymnasiums und zu einer zweiten Besichtigung des Moabiter Krankenhauses geladen. Außerdem fand auf Einladung der Stadt am Nachmittag ein Ausflug nach den Rieselgütern in Malchow und Blankenburg statt. Nach der Rückkehr soll die Pumpstation in der Ferner wurden heute das neue Asyl für Obdachlose, die große Turnhalle und das Rummelsburger Waisenhaus besichtigt. Abends werden die Elektrizitätswerke in der Mauerstraße die Mitglieder des Kongresses bei sich sehen.
Heute Nachmittag ist eine Anzahl der Delegirten zu einer Hof⸗
festlichkeit nach Potsdam geladen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Magdeburg fand am Dienstag Abend eine öffentliche Zimmererversammlung statt, zu der ungefähr 80 Personen in welcher über die Nothwendigkeit der verhandelt wurde; seit sieben Jahren be⸗ sich die Magdeburger Zimmerergesellen bereits mit ildung einer festen Innisetton, welche nun end⸗
gültig beschlossen werden müsse. uch der Kongreß in Gotha habe
die othwendigkeit der Organisation betont und ein Statut dafür
ausgearbeitet, das anzunehmen sei. Mit diesen Ausführungen, sowie mit den Ausgaben über die Strikes in Osterburg und H burg
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erklärte sich, der „Magd. Ztg.“ zufolge, die Versammlung einver⸗ standen. — Eine öffentliche Gewerkschaftsversammlung, zu der alle gewerblichen und nichtgewerblichen Arbeiter ein⸗ Faladen waren, fand vorgestern Abend in Magdeburg statt. Die nur chwach besuchte Versammlung, an der auch mehrere Frauen Theil nahmen, faßte eine Resolution, in welcher erklärt wird, die Ver⸗ sammlung fühle sich mit den Hamburger Arbeitern aller Branchen solidarisch und halte es für ihre Pflicht, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln für dieselben einzutreten und sie namentlich mit Fervnstemn 18 “ h
in Versuch, die Handlungsgehülfenschaft Leipzigs in die sozialdemokratische Bewegung hineinzuziehen, war, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, von einem herzerquickenden Fiasko begleitet. Nach der „Flora“ war eine öffentliche Versammlung der Hand⸗ lungsgehülfen und Gehülfinnen, sowie aller in kauf⸗ männischen Geschäften angestellten Personen einberufen worden. Ein⸗ berufer war ein in sozialdemokratischen Versammlungen oft gesehener Kaufmann, Hr. Jäger, der sich in der Versammlung offen als Sozial⸗ demokrat bekannte. Die Versammlung hatte den Zweck, nach Anhörung eines von dem Kaufmann Auerbach aus Berlin — dem Fedetiier der unter den dortigen Handlungsgehülfen seit kurzem dervorgetretenen sozialdemokratischen Richtung — gehaltenen Vortrag einen Fachverein zu gründen. Von den etwa 1600 Anwesenden dürfte vielleicht der zwanzigste Theil aus Anhängern der Sozial⸗ demokratie, meistentheils dem Arbeiterstande angehörig, bestanden haben. Die Leitung der Versammlung wurde bei dieser Zusammen⸗ setzung selbstverständlich drei Männern von reichstreuer Gesinnung übertragen und von diesen die Verhandlungen mit einem stürmisch aufgenommenen Hoch auf Kaiser und Reich, König und Vaterland eröffnet. „Nach dem Vortrage entspann sich eine Diskussion, in welcher die Ausführungen des Hrn. Auerbach vom Vorsitzenden, Hrn. Hiller und anderen Rednern kritisirt wurden. Mit erdrückender Majorität faßte die Versammlung folgenden Beschluß: „Die Leipziger Handlungsgehülfen erklären sich gegen jede Verbindung mit der Sozialdemokratie, der Partei des Umsturzes; sie erstreben die Besserung ihrer Lage auf gesetzlichem Boden ohne Anschluß an die sogenannte moderne Arbeiterbewegung.“
Hier in Berlin ist es, wie die „Voss. Ztg.“ schreibt, mit der Lohnbewegung unter den hiesigen Bauhandwerkern für dieses Jahr völlig zu Ende. Zum Dienstag Abend hatte der „Verband der Zimmerer“ eine große Volksversammlung in Schöneberg anberaumt, zu welcher nach etwa einstündigem Warten ganze 23 Mann sich ein⸗ gefunden hatten. Nachdem die Versammlung von dem Einberufer mit einer kurzen Anrede eröffnet worden war, wurde dieselbe ohne Weiteres wieder geschlossen, worauf die Erschienenen geräuschlos aus⸗ einander gingen.
Aus Cardiff meldet „W. T. B.“: Die Versuche zu einer Einigung bezüglich der Forderungen der Strikenden sind ge⸗ scheitert. Ein Ausstand der Eisenbahnbediensteten, der Bergleute und der Dockarbeiter ist gestern hier und in dem südlichen Theile von Wales ausgebrochen. Der Eisenbahndienst ist eingestellt. Die Post wird zu Pferde befördert.
Der Ausstand der Schlächtergehülfen in Rom ist, wie
telegraphisch mitgetheilt wird, beendet. Das „Berl. Volksbl.“ veröffentlicht in seiner heutigen Nummer den Organisations⸗Entwurf für die sozialdemokratische Partei Deutschlands, welcher 20 Paragraphen umfaßt, welche von der Parteigenossenschaft, den Vertrauensmännern, dem Parteitag, dem Parkeivorstand, von der Kontrole ꝛc. handeln. — Erwähnens⸗ werth erscheint, daß das „Berliner Volksblatt“ zum offiziellen Partei⸗ organ bestimmt werden und vom 1. Januar 1891 ab den Titel fehen soll: „Vorwärts“, Berliner Volksblatt, Centralorgan der ozialdemokratischen Partei Deutschlands.“
Die Armenpflege in Bayern im Jahre 1888.
Die Gesammtausgaben der öffentlichen Armenpflege in Bayern betrugen in dem Berichtsjahre 10 252 119 ℳ, oder 1,86 ℳ auf den Kopf der Bevölkerung, gegen 9 934 592 ℳ, oder 1,81 ℳ auf den Kopf der Bevölkerung im Vorjahr, sie haben somit um 317 527 ℳ oder 3,2 % zugenommen. In den einzelnen Regierungs⸗ bezirken schwankte die Höhe der Ausgaben zwischen 1,28 ℳ auf den Kopf der Bevölkerung in Oberfranken und 2,45 ℳ in Oberbayern. Nach der durch das Gesetz vom 29. April 1869 eingeführten Drittheilung kamen von den Gesammtausgaben 8 142 470 ℳ (79,4 %) oder 1,48 ℳ auf den Kopf der Bevölkerung auf die örtliche Armenpflege, 516 647 ℳ (5,1 %) oder 0,12 ℳ pro Kopf der Bevölkerung auf die Distrikts⸗ und 1 593 002 ℳ (15,6 %) oder 0,29 ℳ pro Kopf der Bevölkerung auf die Kreis⸗Armenpflege. 8
Im Jahre 1888 belief sich die Gesammtzahl der unter⸗ stützten Personen auf 179 610, 3,6 % mehr als im Vorjahre, wo sie 173 193 betrug. Diese Zunahme dürfte aber nicht darauf zurückzuführen sein, daß die Ursachen der Armuth in quantitativer oder qualitativer Beziehung eine Steigerung erfahren haben, sie ent⸗ spricht vielmehr in erster Linie der Zunahme der Bevölkerung; denn während im Jahre 1887 auf 100 Einwohner 3,2 Unterstützte, darunter 1,4 eigentlich Verarmte, trafen, stellt sich das Verhältniß im Jahre 1888 auf 3,3 bez. 1,4, sodaß also die Verhältnißzahl der Unterstützten eine nur ganz ö erfahren hat, während die der eigentlich Verarmten ganz dieselbe ge lieben ist.
Unter der Gesammtzahl der Unterstützten befanden sich 115 577 oder 64,3 % dauernd Unterstützte, d. h. solche ganz oder theil⸗ weise arbeitsunfähige Personen, welche zur Fristung des Lebens oder zur Erziehung eine längere Zeit dauernde, bez. regelmäßig wieder⸗ kehrende öffentliche Armenunterstützung in Geld oder durch Natural⸗ leistung erhalten; im Vorjahre betrug deren Zahl 112 567 oder 65,0 %. Unter ihnen befanden sich im Berichtsjahre 56 998 oder 49,3 % jugendliche Personen, von denen 19 875 auf Rechnung der Armenpflege erzogen wurden, und 37 123, welche nur Schulgeld⸗ oder Lehrmittel⸗ befreiung genossen. Im Vorjahre betrug die Zahl derartiger jugend⸗ licher Personen 56 491 oder 50,2 %, und zwar wurden 19 672 auf Sn der Armenpflege erhalten und erzogen, während 36 819 Schulgeld⸗ und Lehrmittelbefreiung genossen. Die Zathl der eigentlich Ver⸗ armten stellte sich auf 78 454 oder 43,7 % aller Unterstützten, gegen 75 748 oder 43,7 % im Vorjahre. Von den dauernd Unterstützten erhielten 76 607 oder 66,3 % eine Unterstützung mit Geld, gegen 74 532 oder 66,2 % im Vorjahre, durch Naturalleistung wurden 27 238 oder 23,6 % gegen 27 166 oder 24,1 % im Vorjahre, durch Unterbrin⸗ gung in Heil⸗, Pflege⸗, Erziehungs⸗ u. s. w. Anstalten 27 008 oder 23,4 % gegen 26 279 oder 23,3 % im Vorjahre, unterstützt. Unter den vorübergehend Unterstützten befanden sich in dem Be⸗ richtsjahre 40 842 oder 63 % ganz oder theilweise Arbeitsunfähige gegen 38 546 oder 63,6 % im Vorjahre, und 23 191 oder 36,2 % Arbeitsfähige gegen 29 080 oder 36,4 % im Vorjahre. Unterscheidet man Stadt und Land, so kamen auf je 100 Einwohner in den Städten an Unterstützten überhaupt 4,8, auf dem Lande 2,9; davon waren [dauernd Unterstützte bez. 3,1 und 1,9; dauernd unterstützte jugendliche Hersoyfn bez. 1,4 und 0,9; vorübergehend ganz oder theil⸗ weise arbeitsunfähige Unterstützte bez. 0,9 und 0,7; arbeitsfähige bez. 0,8 und 0,3 und eigentlich Verarmte bez. 2,3 und 1,2.
An Unterstützungen wurden im Ganzen 7 143 604 ℳ gegen 6 875 0
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stützten gegen 5 670 920 ℳ oder 82,5 % im Vorjahre und 1 323 336 ℳ oder 18,5 % auf die vorübergehend Unterstützten gegen 1 204 151 ℳ oder 17 % in 1887. Von der Gesammtsumme für dauernde Unter stützungen wurden 2 516 389 ℳ oder 43,2 % in Geld gewährt (1887 2 472 770 ℳ oder 43,6 %), 968 500 ℳ oder 16,7 % durch Natural leistungen (1887: 959 211 ℳ oder 16,9 %) und 2 335 379 ℳ ode 40,1 % (1887: 2 238 939 ℳ oder 39,5 %) für Unterbringun in Heil⸗, Pflege⸗’, Erziehungs⸗ u. s. w. Anstalten ver ausgabt. Von den dauernden beete eeagen kamen 1 267 825 ℳ oder 21,8 % auf jugendliche Personen gegen 1 232 786 ℳ oder 21,7 % im orjahre, und- zwar 1 119 924 ℳ fü Erhaltung und Erziehung auf Rechnung der Armenpflege un 147 901 ℳ für Schulgeld⸗ und Lehrmittelbefreiung gegen bez 1 090 936 ℳ und 141 850 ℳ in 1887. Von der Unterstützungssumm für vorübergehend Unterstützte entfielen 997 563 ℳ oder 75,4 % au
74,7 % im Vorjahre und 325 773 ℳ oder 24,6 % auf die Arbeits fähigen gegen 304 375 ℳ oder 25,3 % in 1887. Die eigentlich Ver armten erhielten von der gesammten Unterstützungssumme 5 672 367 ℳ oder 79,4 % gegen 5 529 070 ℳ oder 80,4 % im Vorjahre. Auf je 100 Einwohner kamen von der geleisteten Unterstützungssumme im Jahre 1888 129,85 ℳ, im Jahre 1887 125,59 ℳ Die durchschnittliche Jahresunterstützung betrug für eine dauernd unterstützte Person im Durchschnitt von Stadt und Land gerechnet für das ganze Königreich 50 ℳ, für eine vorübergehend vrhersthe Person 21 ℳ und für eine eigentlich verarmte Person 72 ℳ Ueberschritten wurde die durch⸗ schnittliche Jahresunterstützung der dauernd unterstützten Personen in den Regierungsbezirken Oberbayern, Mittelfranken und Schwaben, die der vorübergehend unterstützten Personen in Niederbayern, Mittel⸗ franken und Schwaben, die der eigentlich Verarmten in Oberbayern, Mittelfranken und Schwaben, während die übrigen Regierungsbezirke die betreffenden Durchschnittssummen nicht erreichten.
An öffentlichen Wohlthätigkeits⸗Anstalten bestanden am Schlusse des Jahres im ganzen Königreich 343 Krankenanstalten mit einer Jahresausgabe von 2 260 936 ℳ; 286 Pfründehäuser und Armenversorgungsanstalten mit einer Jahresausgabe von 3 618 985 ℳ; 101 Waisen⸗, Findel⸗ und Rettungshäuser für verwahrloste Kinder mit einer Ausgabe von 708 653 ℳ; 194 Kleinkinderbewahr⸗, Krippen⸗ und Säuglingsanstalten mit einer Ausgabe von 175 600 ℳ und 66 Armenbeschäftigungs⸗ und Suppenanstalten mit einer Jahres⸗ ausgabe von 132 215 ℳ Auf je 100 000 Einwohner kamen demnach 7 Krankenanstalten, 5 Pfründehäuser u. s. w., 2 Waisenanstalten u. s. w., 4 Kleinkinderbewahranstalten u. s. w. und 1 Armenbeschäftigungs⸗ anstalt u. s. w.
Das rentirende Vermögen der öffentlichen Armen⸗ pflege betrug insgesammt 166 787 231 ℳ oder 30,32 ℳ auf den Kopf der Bevölkerung gegen 163 620 377 ℳ oder 29,89 ℳ per Kopf der Bevölkerung in 1887, und zwar entfielen hiervon 104 673 420 ℳ oder 93,13 ℳ auf den Kopf der städtischen, 62 113 811 ℳ oder 14,19 ℳ auf den Kopf der ländlichen Bevölkerung.
An Privatwohlthätigkeitsanstalten waren 1888 211 vorhanden, von denen 90 auf die Städte und 121 auf das flache Land kamen. Von diesen Anstalten waren 112 Kindergärten, Kleinkinder⸗ bewahr⸗, Krippen⸗, Säuglings⸗ und Suppenanstalten (54 in den Städten, 58 im übrigen Lande), 56 Erziehungs⸗ und Rettungs⸗ anstalten, einschließlich einer Taubstummenanstalt, (24 in den Städten, 32 im übrigen Lande), 23 Krankenanstalten (11 in den Städten, 12 im übrigen Lande) und 20 Dienstbotenpfründe⸗Anstalten, einschließlich je einer Anstalt für arme, gebrechliche Leute und alleinstehende weibkiche Personen, 2 Diakonissen⸗Anstalten, einem Asyl für Obdachlose, einer Rekonvaleszenten⸗Anstalt, einer Armenbeschäftigungs⸗Anstalt und der Arbeiterkolonie Simonshof (11 in den Städten und 9 im übrigenLande). Auf je 100 000 Einwohner kamen in den Städten 8, im übrigen Lande 3 Privatwohlthätigkeitsanstalten. In diesen Anstalten wurden im Ganzen 45 266 Personen unterstützt (38 737 in den Städten und 6529 auf dem Lande), was eine Ausgabe von 890 151 ℳ verursachte. Das rentirende Vermögen aller dieser Anstalten betrug 5 240 585 ℳ, G 3000 697 ℳ in den Städten und 2 239 858 ℳ auf dem
ande.
Privatwohlthätigkeitsvereine waren in Bayern im Jahre 1888 375 vorhanden, von denen 197 auf die Städte ,8 auf das Land kamen. Von ihnen waren dem Zwecke nach 190 Vereine für freiwillige Krankenpflege, 126 St. Johannesrereine, 18 St. Vincentiusvereine, 14 Vereine zur Erziehung verwahrloster Jugend, 18 Vereine zur Unterstützung armer Wöchnerinnen und 9 Vereine zur Unter⸗ stützung mit Brennmaterial. Unterstützt wurden von diesen Vereinen im Ganzen 49 249 Personen mit einer Gesammtausgabe von 823 909 ℳ Das rentirende Vermögen sämmtlicher Privatwohlthätigkeitsvereine betrug 4 502 882 ℳ Hierher sind auch noch die an vielen Orten bestehenden Vereine zur Verabreichung von Ortsgeschenken Behufs Verhinderung des Hausbettels umherziehender Per⸗ sonen zu rechnen, deren es am Schluß des Berichtsjahres 1203 gab. Von diesen leisteten 1140 Unterstützung durch eld, 40 durch Naturalverpflegung und 23 durch Geld oder Naturalverpflegung.
Die Arbeiterkolonie Schneckengrün in Sachsen.
„Nach dem Monatsbericht der Arbeiterkolonie Schnecken grün für Juli 1890 betrug dem „Chemn. Tgbl. zufolge der Bestand am 1. Juli 83. Kolonisten, der Zugang im Monat Juli 26, der Abgang im Monat Juli 26, der Bestand am 1. August demnach ebenfalls 83 Kolonisten. 37 Plätze waren unbesetzt. Die Kolonisten vertheilen sich nach ihrem Geburtsort auf das Königreich Sachsen 60, Westpreußen 1, Posen 1, Schlesien 3, Pommern 1, Brandenburg 2, Sachsen 3, die Rheinprovinz 1, das Königreich Bayern 3, Baden 1 Thüringen 6, das Ausland 1 Kolonisten. Entlassen wurden auf eigenen Wunsch 15, in Stellung kamen durch die Kolonieverwaltung 3, wegen Arbeitsunfähigkeit wurden 2, wegen Nichtbefolgung ärztlicher Anordnung 1 entlassen, verwiesen wurden wegen Trunk 3 und 2 ent⸗ liefen. Die Verpflegtage betrugen 2527, welche sich auf 2 Kranken⸗, 420 Feier⸗ und 2150 Arbeitstage vertheilen. G116“
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Sparkassenwesen in Norwegen. 16“
(F) Nach der offiziellen Statistik waren im vorigen Jahre in Nor⸗ wegen 345 autorisirte Sparbanken in Thätigkeit, wovon 66 in den Städten und 279 in den Landdistrikten. Von den am Schlusse des Jahres ausgegebenen 452 736 Sparbankbüchern entfielen 261 791 mit ca. 82 ½ Mill. Kronen auf die Städte und 190 945 mit ca. 104 Mill. Kronen auf die Landdistrikte. Das gesammte Guthaben der Inter⸗ essenten betrug mit dinzurechnung der Zinsen etwas über 186 ½ Mill. Kronen oder 11,1 Mill. Kronen mehr als am Schlusse von 1888; auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, entfallen 229 Kronen in den Städten und 53 Kronen in den Landdistrikten auf jeden. Mit Ein⸗ schluß des eigenen Vermögens, der Reservefonds ꝛc. wurden von allen Sparbanken zusammen 212 ½ Mill. Kronen verwaltet. Die Geld⸗ flüssigkeit im Lande zeigte sich dadurch, daß die Sparbanken genöthigt me über 17 ½ Mill. Kronen in anderen Geldinstituten verzinslich nzulegen “
71 ℳ im Vorjahre gewährt. Von der Gesammtunterstützungs⸗ ö“ .“ 1.“ 8 “ 1““
die ganz oder theilweise Arbeitsunfähigen gegen 899 776 ℳ oder
summe kamen 5 820 268 ℳ oder 81,5 % auf die dauernd Unterr