darin stets feucht warm gehalten wird; auch sind dort Zerstäubungs⸗ apparate für die Einathmung von Heilmitteln aufgestellt. Den übrigen Raum des Pavillons nehmen die Krankensäle für die weniger schwer und leicht erkrankten Kinder ein. Verstreut sind dazwischen die Diensträume für das Dienstpersonal. Das Süd⸗Ende des Pavillons enthält ein großes Zimmer für Rekonvaleszenten, dem gegenüber liegt ein sog. Tages⸗Raum, der den Gebesserten oder nur ganz leicht Erkrankten über Tag als Aufenthalt dienen soll. Ergänzt wird der Tagesraum noch durch eine offene Halle, die sich an der ganzen Südwand des Pavillons hinzieht. Der ganze Pavillon ist so hergerichtet, daß leicht und schwer Kranke räumlich streng von einander geschieden werden; für jede der beiden Kategorien bestehen besondere Bade⸗ und Kloset⸗Vorrichtungen. Außer dem Diphtherie⸗ Pavillon wird das Krankenhaus, wenn es völlig fertig gestellt sein wird, noch fünf Pavillons enthalten. Drei davon sind zur Aufnahme von Kindern mit ansteckenden Krankheiten be⸗ stimmt, je einer für Scharlach⸗, Masern⸗ und Keuchhusten⸗ kranke; die beiden übrigen für Kinder mit anderen inneren und mit äußeren Leiden. Jeder Pavillon bildet ein Ganzes für sich und hat keinerlei Berührung mit einem andern. sodaß die Uebertragung von Krankheiten nach Moolichteit ausgeschlossen ist. Nur der chirurgische Pavillon und derjenige für Kinder mit nicht ansteckenden Leiden dürfen miteinander Verkehr pflegen. In Angriff genommen wurde nach Vollendung des Diphtherie⸗Pavillons zunächst der für Scharlach⸗ kranke Er ist jetzt nahezu fertig und wird in kurzer Frist er⸗ öffnet werden. Jeder Pavillon für ansteckende Krankheiten wird 30 Betten enthalten, die beiden Abtheilungen für nicht ansteckende Krankheiten je 60 Betten.
Heute, Sonnabend, Abends um 8 Uhr, wird Hr. Dr. Schwahn den in vergangener Woche im Urania⸗Theater mit so großem Beifall gebaltenen Vortrag über die interessanten geologischen und sonstigen Verhältnisse Helgolands, über welchen wir seinerzeit bereits referirten (vgl. Nr. 183 des „R.⸗ u. St.⸗A.“), noch einmal wiederholen.
Im Nordland⸗Panorama (Wilhelmstraße 10) bleibt die Separat⸗Ausstellung der Bilder von der Reise Sr. Majestät des Kaisers in Norwegen in Folge des allgemeinen dafür gezeigten Interesses bis auf kurze Zeit noch bestehen. Seit gestern ist sie noch durch eine Anzahl neuester Aufnahmen vermehrt worden und bietet nunmehr eine vollständige Uebersicht aller Reise⸗ routen des Kaisers im hohen Norden. Der Eintrittspreis beträgt morgen, Sonntag, für alle Ausstellungen, einschließlich aller Gemälde,
nur 50 ₰.
Dem Zoologischen Garten ist vor wenigen Tagen durch die schon so oft bethätigte Freigebigkeit des Hrn. General⸗Konsuls Schönlank, dem der Garten bereits eine große Anzahl seltener und kostbarer Thiere verdankt, ein höchst interessantes Geschenk zugegangen, welches eine Lücke in der Reihe der prächtigen Hühnervögel ausfüllt. Es ist dies nämlich ein Paar Auerhühner, Vögel, welche man höchst selten in der Gefangenschaft sieht und von welchen der genannte Gönner des Gartens nunmehr einen Hahn und eine Henne in Skan⸗ dinavien beschafft hat. Die beiden prächtigen Thiere sind in der östlichsten Abtheilung der Fasanenvolieren in der Nähe des kleinen Affenhauses untergebracht und werden nicht verfehlen, die lebhafteste Aufmerksamkeit der Besucher zu erregen, von denen wohl Jeder den mächtigen Auerhahn als das Ziel der heißesten Sehnsucht des deutschen Waid⸗ mannes hat rühmen hören, während es wohl nur wenigen vergönnt war, den edlen Vogel lebend zu sehen. Die Thiere sind in der Gefangenschaft erbrütet und aufgezogen, was einige Hoffnung giebt, daß sie sich längere 8. halten werden. Dies ist nämlich bei unseren europäischen Wildhühnern gewöhnlich nicht der Fall, und am Wenigsten gerade bei dem Auerhahn. Dem freien Bewohner des nordischen ÜUrwaldes oder des deutschen Waldgebirges will eben die enge Ge⸗ fangenschaft in der Volière nicht behagen.
Helgoland, 8. August. (W. T. B.) Der Leichnam des erunglückten Konsuls Rohlsen aus Hamburg ist heute Morgen in der Nähe der Unglücksstelle aufgefunden worden.
Barmen, 8. August. (W. T. B.) Seitens des hiesigen Zweigcomités wurden dem Centralcomité zum Zweck der „Er⸗ richtung eines National⸗Denkmals für den Fürsten von Bismarck in der Reichshauptstadt“ als erste Rate 6000 ℳ überwiesen.
„Schneeberg i. Sachsen, 8. August. (W. T. B.) Im oberen sächsisch⸗böhmischen Schwarzwasserthale haben heute Nacht beftige Regengüsse große Verheerungen angerichtet. Die Eisenbahn soll an mehreren Stellen durchbrochen, ein Theil der Straße und mehrere Brücken weggerissen sein, und die Station Erlabrunn soll unter Wasser stehen.
Wetterbericht vom 9. August, Morgens 8 Uhr.
Bar. auf 0 Gr
Stationen. Wind.
von M. Hervé.
red. in Millim Temperatur in ° Celsius
4. d. Meeressp
Mullaghmore 764 Aberdeen. 768 Chbristiansund 769. Kopenhagen. 766 Stockholm. 766 Haparanda. 766 St. Petersb. 765 Moskau . . 760 NO Cork, Queens⸗ toww 760 OSO Cherbourg. 762 ONO u.17763 ORNO 765 O “ . 764 NO Swinemünde 764 N Neufahrwasser 762 N. Memel.. 762 NO Paris 760 NNO Münster... 763 NNS Karlsruhe... 761 NO Wiesbaden. 762 München . 763 Chemnitz. 762 Berlin 763 NNO Wien 760 NW Breslau 761 N. Ile d'Aix. 759 OSO 3, Nizza 761 ONO 3 heiter 20 Triest 760 still wolkenlos 24 Uebersicht der Witterung.
1
4 wolkig
2 wolkig
1 wolkenlos
3 heiter
2 wolkig still wolkenlos
2 heiter
1 bedeckt
S9090 5 90
7 ½ Uhr. 5 bedeckt
4 heiter
1 wolkig
3 heiter
2 bedeckt
4 wolkig
3 bedeckt
3 heiter
2 wolkenlos
1 bedeckt
2 bedeckt 19 still Regen 19 still Dunst 16 still Regen 16
3 bedeckt 18
2 heiter 19
3 bedeckt 18
3 wolkenlos 19
nathan.
Im Park:
Sonnabend,
Ueber allenthalben 765 mm. Flache Depressionen unter 757 mm lagern über Südwest⸗Rußland und der der Biscaysee. Bei schwachen nordöstlichen Winden ist über Central⸗Europa am Morgen das Wetter meist trübe und die Temperatur nahezu normal. Sehr vereinzelt fanden in Deutschland Gewitter statt und fiel Regen in geringer Menge.
Deutsche Seewart
Montag:
Im Einzelnen liegen folgende Nachrichten im „Pr. Abdbl.“ vor:
Klattau, 8. August. Heute Nachts ging ein großer Wolken⸗ bruch über Deschenitz und Grün (an der Bahn nach Eisenstein) nieder, in Folge b sa⸗ die Gegend überschwemmt ist. Häuser und 2—e sind eingestürzt. Es sind große Verwüstungen angerichtet worden.
„8. August. In der heutigen Nacht ging ein Wolken⸗ bruch über Prestitz und Umgebung nieder, der großen Schaden an den Feldern anrichtete. Hochwasser ist zu befürchten.
Moldautein, 8. August. Die Moldau ist im Steigen begriffen. Hochwasser ist im Anzug.
„Oldenburg, 6. August. (Wes.⸗Ztg.) Die am Sonntag, 17. d. M., stattfindende Enthüllungsfeier des dem Andenken der verewigten Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. von dem Kriegerverein „Osten der Landgemeinde Oldenburg“ gewidmeten Denkmals verspricht, nach den bis jetzt getroffenen Vorbereitungen zu schließen, einen großartigen Verlauf zu nehmen. Außer den Krieger⸗ vereinen des Herzogthums haben auch Einladungen zur Theilnahme an der Feier einige Gesang⸗ und Schützenvereine, der hiesige Stadtmagistrat, die Großherzoglichen Behörden und viele hoch⸗ gestellte Personen erhalten Die an der Feier theilnehmen⸗ den Vereine und Deputationen versammeln sich Nachmittags um 3 ¼ Uhr auf dem Pferdemarktplatz hierselbst und marschi⸗ ren von hier aus unter Vorantritt der Musikkapelle nach dem in Donnerschwee belegenen Festylabe. welcher dem Denkmal⸗Comité Seitens der Landgemeinde Oldenburg gratis zur Verfügung gestellt ist. Nach einem die Feier einleitenden Gesang hält Hr. Divisions⸗ Pfarrer Grens hierselbst die Weihrede, worauf dann die Enthüllung und feierliche Uebergabe des Denkmals Seitens des Comités an die Gemeinde erfolgt. Großes Gartenconcert, Volksbelustigungen, Tanz im Freien und im Saal, Abends elektrische Beleuchtung des Gartens des „Grünen Hof“ und Feuerwerk bilden das weitere Festprogramm. Eine Deputation des Kriegervereins hat sich vorgestern zu dem Großherzog begeben, um Se, Königliche Hoheit sowie die anwesen⸗ den Mitglieder des Großherzoglichen Hauses zu der Enthüllungsfeier einzuladen. Se. Königliche Hoheit gab seiner hohen Befriedigung über das Vorhaben des Kriegervereins sowie über den patriotischen Sinn der Mitglieder desselben Ausdruck und stellte seinen Besuch zu dem Fest in Aussicht. Die von der Deputation dem Landesherrn vorgelegten Zeichnungen des Denkmals, welches Bildhauer Neumann hierselbst ausführt und dessen Kosten annähernd 3000 ℳ betragen, fanden den lebhaftesten Beifall des Großherzogs. Das neue „Zwei⸗ Kaiser⸗Denkmal“ wird eine der schönsten Zierden unserer Residenz⸗
stadt bilden. (W. T. B)
Wien, 8. August. Nach dem amtlichen Er⸗ gebniß sind bei dem Eisenbahnunglück bei Blowitz 4 Per⸗ sonen, davon 2 Eisenbahnbeamte, getödtet, 10 schwer und 32 leicht verletzt worden. Ein offizielles Communiqgus der General⸗ Direktion der Staatsbahnen macht das Resultat der Unter⸗ suchung betreffs der Eisenbahnunfälle bei Voels in der Nähe von Innsbruck und bei Blowitz in der Nähe von Pilsen bekannt und konstatirt auf Grund des Sachverhalts, daß lediglich elementare Ereignisse und keineswegs die Außerachtlassung von Vorsichtsmaß⸗ regeln und Dienstvorschriften die Schuld hieran tragen.
Prag, 8. August. (W. T. B.) Aus verschiedenen Theilen Böhmens werden Wolkenbrüche gemeldet, welche theilweise größere Verheerungen angerichtet haben.
Pest, 8. August. Ueber das Brandunglück in Moör berlchtet der „Pest. Ll.“ folgendes Nähere: Leider ist nicht nur Hab und Gut eines großen Theiles der an 10 000 Einwohner zählenden Stadt durch die Feuersbrunst zerstört worden, sondern es sind dem verheerenden Element auch mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen. Das Feuer hat die ganze Nacht hindurch gewüthet. Heute Morgen standen noch viele Häuser in Flammen. Während sich der Brand von Haus zu Haus fortpflanzte, verbrachte die Bevölkerung die Nacht im Freien. Den Schreck der schwer heimgesuchten Einwohner erhöhten die Explosionen der in einzelnen Geschäften befindlichen Spiritus⸗ und Petroleumvorräthe, welche die Weiterverbreitung des Feuers in hohem Maße förderten. Dabei gab es stellenweise herzzerreißende Szenen. Eltern suchten in heller Verzweiflung ihre Kinder, Männer ihre Frauen zu retten, doch sind die Rettungs⸗ versuche leider nicht überall gelungen. Mehrere Kinder und einige alte Leute, welche der Brand im Schlafe überraschte, fanden den Tod in den Flammen. Bisher wird die Zahl der Todten auf zehn beziffert. Die Stuhlweißenburger Feuerwehr erschien um 9 ½ Uhr Abends auf der Brandstätte, doch war sie dem weit⸗ verzweigten Brande nicht gewachsen, obgleich auch die aus den Nachbargemeinden herbeigeeilten Feuerwehren hülfreiche Hand bei
Theater⸗Anzeigen.
Wallner-Theater. Sonntag: Zum 65. Male:
Mamsell Nitonche. Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud.
Bictoria-Theater. Sonntag: Zum 355. M.: Stauley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und von C. A. Raida.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater und Concert-Park. Sonntag: Zum 205. Male: Operette in 3 Akten von Hugo Witt⸗
Instrumental⸗Künstler.
23. August. Zum Die Puppenfee. tissement von J.
Kroll’'s Theater. Sonntag:
Noed⸗Europa übersteigt der Luftdruck (Rigoletto: Sgr. Francesco d'Andrade als Gast.) Täglich: Bei orstellung, leuchtung des Sommergartens: Anfang: Sonntags 4 Uhr, an den Wochentagen 5 ½, der Vorstellungen 7 Uhr.
Margarethe. van Dyck, als vorletztes Auftreten. Frl. Selma Ek,
den Löscharbeiten boten. Unter der Bevölkerung herrscht das heoßt⸗ 8 nach
Elend. Aus mehreren Nachbargemeinden hat man Lebensmitte Moör gebracht und unter die Brandbeschädigaten vertheilt.
aris, 9. August. (W T. B.) Den Blättern zufolge ist in 8
der Nähe der Station Guingamp ein Güterzug entgleist, wobei ein Schaffner getödtet und der Heizer und Maschinenführer schwer verwundet wurden.
Neapel, 8. August. (W. T. B.) In dem Prozeß gegen Caporali, welcher am 13. September v. J. einen Stein auf den Minister⸗Präsidenten Crispi geschleudert hatte, sprach die Jury die ehnre ennae scs des Angeklagten aus. Der Assisenhof beschloß daher, Caporali die Behörde auszuliefern.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
S Depeschen. . Helgoland, 9. August, 10 Uhr 30 Min. Heute wird die Uebergabe von Helgoland vollzogen. Geheimer Regierungs⸗ Rath Wermuth ist gestern Nachmittag nach Cuxhaven ge⸗ fahren, um von dort den Staatssekretär von Boetticher auf der Korvette „Victoria“ herzugeleiten; die Ankunft ist auf 1 ½ Uhr festgesetzt. Bei der Landung wird der Steaatssekretär
von den im Nordhafen liegenden britischen Schiffen mit einem Salut von 17 Kanonenschüssen begrüßt und von dem eng⸗
lischen Gouverneur, den ersten Beamten und Einwohnern auf
der Landungsbrücke empfangen. Alsdann wird der Staats⸗
sekretär nach dem Oberland zum Gouvernementshause ge⸗ leitet, wo der englische Gouverneur
übergiebt. Zum Zeichen der vollzogenen Uebergabe wird auf dem Platz die deutsche Flagge, von 21 Kanonenschüssen der britischen Schiffe und der deutschen Manöverflotte begrüßt, neben der englischen Flagge gehißt. Beide Flaggen sollen den Tag über nebeneinander wehen, Abends werden sie deutsche Flagge gehißt. Nach dem Akt giebt Staatssekretär von Boetticher im Konversationshause im Unterland dem englischen Gouverneur und Beamten sowie den
hier zur Uebergabe eingetroffenen deutschen Beamten und b
helgoländer Einwohnern ein Diner. Bei der alsdann auf der „Enchantreß“ erfolgenden Abreise wird der Gouverneur mit 17 Kanonenschüssen der englischen und deutschen Schiffe
salutirt. Die deutsche Manöverflotte unter Admiral Deinhardt
ist in Sicht. Erwartet werden heute Staatssekretär Hollmann und die Chefs des Militär⸗ und des Civilkabinets.
Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Sachsen⸗Weimar 8
ist gestern Nachmittag zur Kur hier eingetroffen. Helgoland, sowohl die Badegäste wie die Einwohner, sind in festlicher Stimmung. Die Vorbereitungen für den morgigen Empfang Sr. Majestät des Kaisers sind in vollem Gange; an der Landungs⸗ brücke ist eine Tribüne erbaut, der ganze Weg vom Unterland bis zum Gouvernementshaus, welchen Se. Majestaͤt zu Fuß zurück⸗ legen wird, wird mit Fahnen in deutschen und helgoländer Farben geschmückt. Se. Majestät wird etwa fünf Stunden hier verweilen und die Spitzen der Behörden zu einem Mahle um Sich versammeln, nachdem von Allerhöchstdemselben eine Proklamation an die Helgoländer erlassen worden ist.
Wien, 9. August. Der Minister für Landwirthschaf Dr. Freiherr “ v.Aübpister, f i vien hat der landwirthschaftlichen Ausstellung hier eingetroffen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Dienstag:
Der Troubadour.
Musik 162. Male; Der Mantilus.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
ich. Nathanson. Musik trischer Beleuchtung. 1 Goldfuchs. Jacobson und Leop. Ely. von G. Görß. 7 ½ Uhr.
Montag:
Ballet von C. S
Dieselbe Vorstellung.
Erstes Gastspiel der Miß Marguerite WMacintyre vom Convent⸗Garden⸗Theater in London.
Velle-A Uiance-Theater. Sonntag: Zum
Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung: “ vEEE
Großes Garten⸗Concert. Anfang des Concerts 6 ¼, der Vorstellung 7 ½¼ Uhr.
Montag u. folg. Tage: Mamsell Nitounche.
Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements. von H Anfang des Concerts 4 Uhr, der Vorstellung 7 ½ Uhr.
Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Bei elek⸗ Zum 121. Male: Der Gesangsposse in 4 Akten von Eduard . Couplets theilweise, mit Musik von Franz Roth. Der Sommergarten ist geöffnet.
—yy —
Verlobt: Frl. Hedwig Jung mit Hrn. Julius Lucas jun. (Elberfeld). — Gräfin Gertrud von Pfeil mit Hrn. Günther von Woyrsch (Kreise⸗ witz —Schwanowitz). — Frl. Klara Müller mit Hen. Kaufmann ichard Huck (Berlin). — Frl. Toni Axmacher mit Hrn. Kaufmann Oskar Seidlitz (Friedenau b. Berlin). — Frl. Flora
alle mit Hrn. Bernhard Koppe (Hamburg).
— Frl. Elsbeth Marx mit Hrn. Karl Kuris
(Bernburg). — Frl. Else Küchel mit Hrn. Berg⸗
Max Krauß (Wesel — Herne, Berns⸗ erg).
Verehelicht: Hr. Dr. med. Richard Ernst mit
Frl. Lidy Puder (Breslau). — Hr. Ernst Wehlen Frl. Kuni Stegmann (Hamburg — Schleswig). — Hr. Rechtsanwalt Hermann Rumpe mit Frl. Elisabeth Frielinghaus (Elberfeld —- Münster i. W.)
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Premier⸗Lieutenant
Brillante
Anfang
Direktion: Julius Fritzsche.
Der arme Jo⸗
Dirigent: wissenschaftlichen Theater. zettel.
r: Großes Auftreten von Gesangs⸗ und [26326
Doppel⸗Concert. Gesangs⸗ und 896“ ersten Male: Pantomimisches Ballet⸗Diver⸗ Haßreiter und Gaul.
[26327] Rigoletto.
Fssgen u & 8s 8” ends bei brillanter elektr. Be⸗ D
Großes Concert. as alte Großartigstes Rundgemälde (Faust: Hr. Ernest Margarethe:
als Gast.)
Mrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). mann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. Geöffnet von 12—11 Uhr. — Vorstellung im In Seene gesetzt von Julius Fritzsche. Nã Herr Kapellmeister Federmann. Fv 7 Uhr.
Im prachtvollen Park um 4 ½ U Doppel⸗Concert. Instrumental⸗Künstlern.
Montag: Dieselbe Vorstellung.
eres die Anschlag⸗
26] Nordland⸗Panorama
Wilhelmstr. 10. Kolossal⸗Gemälde Dioramen, sowie über
100 Landschaftsbilder aus Norwegen. Heute Eintrittspreis nur 50 Pf.
National⸗PanoramaM. Herwarthstraße Nr. 4, am Königsplatz.
Rom
mit dem Triumphzuge Kaiser Constantin' der Nenzeit! Morgen Sonntag: Eintrittspreis à Person 50 ₰. Geöffnet von Morgens 9 Uhr bis zur Dunkelheit.
von Krohn (Metz). — Hrn. Königl. Reg.⸗Bau⸗ meister W. Schilling (Stettin). — Eine Tochter: Hrn. Prof. Albert Thierfelder (Ro⸗ 12 — Hrn. Lieut. Schmidt (Gitter b. Salz⸗ gitter).
Gestorben: Hr. Rentier August Oberbeck — Freiherr Ferdinand von Maltzahn (Neubranden⸗ burg). — Hr. Ingenieur R. Martin (Berlin). — Hr. Rentier August Schüttau (Berlin). — Hr. Rentier Friedrich Ferdinand Klein (Neuen⸗ ahr). — Hr. Kaufmann Jultus Koppe (Berlin). — Frau Antonie Schimmel, geb. Müller (Ber⸗ lin). — Hrn. Stabsarzt Dr. Schiller Sohn Otto (Charlottenburg).
Redacteur: J. V.: Siemenroth.
Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
8
ehufs Ueberführung in ein Irrenhaus an
unter Ver⸗ lesung der Helgoland⸗Bill die Insel dem Staatssekretär 8
heruntergeholt und morgen früh nur die der Uebergabe
Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen S
Berlin, Sonnabend, den 9. August
Üʒ/⁰/⁰/⁰/⁰ʒ
Königreich Preußen.
Privilegium
Ausfertigung auf den Inhaber lautender
2.seHe rig⸗ der Stadtgemeinde Schweidnitz im Be⸗
trage von 650 000 ℳ
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc. Nachdem die städtischen Behörden zu Schweidnitz am 7. No⸗ vember 1889 beschlossen haben, die zur Ausführung verschiedener Bauten, insbesondere zum Neubau eines Polizeigefängnisses und eines Schlachthauses, zu Straßenbauten ꝛc. erforderlichen Mittel im Wege einer Anleihe zu beschaffen, wollen Wir auf den Antrag des Magistrats zu Schweidnitz, 8E“ 8 zu diesem Zwecke auf jeden Inhaber lautende, mit Zinsscheinen 1 versehene, Seitens der Gläubiger unkündbare Anleihescheine iim Betrage von 650 000 ℳ ausstellen zu dürfen, da sich hiergegen weder im Interesse der Gläubiger noch der Schuldnerin etwas zu erinnern gefunden hat, in Gemäßheit des §. 2 des Gesetzes vom 17. Juni 1833 zur Ausstellung von Anleihescheinen zum Betrage von 650 000 ℳ, in Buchstaben: sechshundertfünfzig⸗ tausend Mark, welche in folgenden Abschnitten: v1X“ 163 Stück zu 1000 ℳ = 163 000 ℳ 326 Stück zu 500 ℳ = 163 000 ℳ 540 Stück zu 300 ℳ = 162 000 ℳ 810 Stück zu 200 ℳ = 162 000 ℳ zusammen 1839 Stück zusammen 650 000 ℳ 1 nach dem anliegenden Muster auszufertigen, mit drei und einem halben Prozent jährlich zu verzinsen und nach dem festgestellten Tilgungsplan mittels Verloosung jährlich vom 1. April 1891 ab mit wenigstens Einem Prozent des Kapitals unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Anleihescheinen zu tilgen sind, durch gegenwärtiges Privilegium Unsere landesherrliche Genehmigung ertheilen. Die Ertheilung erfolgt mit der rechtlichen Wirkung, daß ein jeder Inhaber dieser Anleihescheine die daraus hervor⸗ gegangenen Rechte geltend zu machen befugt ist, ohne zu dem Nachweise der Uebertragung des Eigenthums verpflichtet zu sein. Durch vorstehendes Privilegium, welches Wir vorbehaltlich der Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihescheine eine Gewährleistung Seitens des Staats nicht über⸗ nommen. 1“ Urkundlich bnter. Unserer Zu“ Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. G. A. B. M. Y. „Hohenzollern“, Olden, den 15. Juli 1890. Gegeben A. B. M. N Hohe E.. 9 Zugleich für den Finanz⸗Minister: Herrfurth.
88
rovinz Schlesien. Regierungsbezirk Breslau. Provinz Schles 1nresbesaagnanan 18 8 itz.. te Ausgabe, Buchstabe. Nr.. über der Stadt Schweidnitz r Feissnabrung “ Ausgefertigt in Gemäßheit des landesherrlichen Privilegiums vom 15. Lies 1890 (Amteklatt der Königlichen Regierung zu Breslau vom. ten 189. Nr Seite ... und Gesetz⸗Samm⸗ lung für 189. Seite . laufende Nr. ).
Auf Grund des von dem Bezirksausschusse zu Breslau geneh⸗ migten Beschlusses der städtischen Behörden zu Schweidnitz vom 7. November 1889 wegen Aufnahme einer Schuld von 650 000 ℳ bekennt sich der Magistrat der Stadt Schweidnitz Namens der Stadtgemeinde durch diese, für jeden Inhaber gültige, Seitens des Gläubigers unkündbare Verschreibung zu einer Darlehnsschuld von
Mark, welche an 8 baar 5 worden und mit Drei und einhalb Prozent jährlich zu verzinsen ist.
Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 650 000 ℳ erfolgt nach Maßgabe des genehmigten Tilgungsplans mittels Verloosung der Anleihescheine in den Jahren von 1891 bis spätestens 1934 einschließlich aus einem Tilgungsstock, welcher mit wenigstens Einem Prozent des Kapitals jährlich unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Anleihescheinen gebildet wird. Die Ausloosung geschieht in dem Monat September jeden Jahres. Der Stadt⸗ gemeinde bleibt jedoch das Recht vorbehalten, den Tilgungs⸗ stock zu verstärken oder auch sämmtliche noch im Umlauf befindliche Anleihescheine auf einmal zu kündigen. 3
Die durch die hee Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben⸗ alls dem Tilgungsstock zu.
b Die ausgeloosten sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge sowie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt sechs, drei, zwei und einen Monat vor dem Zahlungstermin in dem „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger“, dem Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau und den beiden in Schweidnitz erscheinenden Blättern: „Tägliche Rundschau“ und „Schlesisches Tageblatt“. 8 B —
Bis zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen, am 1. April und am 1. Oktober, von bente. an gerechnet mit drei und einem halben
rozent jährlich verzin
9 Die x der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der faͤllig gewordenen Zinsscheine, bezw. dieses Anleihe⸗ scheins bei der Kämmerei⸗Hauptkasse zu Schweidnitz oder einer von derselben noch zu bezeichnenden Zahlstelle, und zwar auch in der nach dem Eintritt des Fälligkeitstermins folgenden Zeit. Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleiheschein sind auch die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fälligkeitstermine zurück⸗ zuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. Die gekündigten Kapitalbeträge, welche inner⸗ halb dreißig Jahren nach dem Rückzahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalender⸗ jahres, in welchem sie nig, gemasecen, nicht erhobenen Zinsen
ja u Gunsten der Stadtgemeinde.
P. Cuaf und die Kraftloserklärung verlorener oder ver⸗ nichteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrift der §§. 838 und ff. der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 83) bezw. nach §. 20 des Ausführungs⸗ gesetzes zur Deutschen Civilprozeßordnung vom 24. März 1879 (Ges.⸗
.Seite 281). 8
Sacgä. Geite Fühxen weder aufgeboten, noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll Demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei dem Magistrat zu Schweidnitz anmeldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleihescheins oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der an⸗ und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen
nittung ausgezahlt werden. “ 1“
Mit viesem⸗ Anleiheschein sind balbjährige Zinsscheine bis zum Schlusse des Jahres 1899 ausgegeben; die ferneren Zins schein⸗ werden für funfjährige Zeiträume auegegeben werden. Die Ausgabe einer
Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleihescheins, sofern dessen Vor⸗ zeigung rechtzeitig geschehben ist. . b
Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt Schweidnitz mit ihrem Vermögen und ihrer Steuerkraft. Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt. “ Schweidnitz, den 1 1b Der Magistrat. (Unterschriften.)
Regierungsbezirk Breslau. Zinsschein zu dem Anleihescheine der Stadtgemeinde Schweidnitz w. te Ausgabe, Buchstabe. unber zu 3 ½ % Zinsen über ℳ J. 1 Der Inhaber dieses Zinsscheines empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom 1. April (bezw.) 1. Oktober 18. ab die Zinsen des vorbenannten Anleihescheines für das Halbjahr vom. . . ten bis... ten. mit ℳ bei der Kämmerei⸗ Hauptkasse zu Schweidnitz oder bei einer von derselben noch näher zu bezeichnenden Zahlstelle. Eeeeöeö.“] Der Magistrat. (Unterschriften.) ] Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht inner⸗ halb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit er⸗ hoben wird.
Schlesten.
Provinz
Regierungsbezirk Bre Anweisung — zum Anleihescheine der Stadt Schweidni 8
w. te Ausgabe. Buchstabe. Mark.
Provinz Schlesien.
EIEI116““ Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rück⸗ gabe zu dem obigen Anleiheschein die.. .te Reihe von Zins⸗ scheinen für die . Jahre 18 bis 18 . bei der Kämmerei⸗ Hauptkasse zu Schweidnitz, oder einer von derselben noch näher zu bezeichnenden Zahlstelle, sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber des Anleihescheines dagegen Wider⸗ spruch erhoben wird. Schweidnitz, den .. ten Der Magistrat. (Unterschriften.)
Anmerkung: Die Namensunterschriften des Magistrats⸗Diri⸗ genten und des Magistratsmitgliedes können mit Letztern oder Facsimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein und jede Anweisung mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kon⸗ trolbeamten versehen werden. 8
Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:
.. .ter Zinsschein.
.. .ter Zinsschein.
Anweisung.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Die Bestimmungen der Reichsgewerbe⸗Ordnung über die Ver⸗ hältnisse der Fabrikarbeiter, insbesondere der jugendlichen Arbeiter (§§. 135 — 139 b) finden nach §. 154 Abs. 2 Gew.⸗Ordn. auch auf Arbeiter in Werkstätten Anwendung, in deren Betrieb eine regelmäßige Benutzung von Dampfkraft stattfindet. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, I. Strafsenat, durch Urtheil vom 17. Mai 1890, ausgesprochen: Nicht auf eine manchmal oder vorübergehend erfolgte Unterbrechung der Dampf⸗ kraft kommt es an, sondern darauf, ob derlei Unterbrechungen in der Benutzung der Dampfkraft die Regel oder nur die Ausnahme gebildet haben, ob für gewöhnlich die Dampfkraft be⸗ nutzt worden, ob dies die vorherrschend gewesene, vornehmlich zur Verwendung gelangte Betriebskraft gewesen ist.
Wird ein durch Gerichtsvollzieher zugestelltes Schriftstück an eine Person ausgehändigt, an welche die Sendung nicht gerichtet ist, und verheimlicht der Empfänger die Existenz des zugestellten Schriststückes dem Adressaten in der Absicht, diesem einen Nachtheil zuzufügen, so ist der Empfänger nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 30. Mai 1890, wegen Urkundenunterdrückung aus §. 274 Nr. 1 St.⸗G.⸗B. zu bestrafen.
Ein Beamter, welcher während der Ausübung seines Berufs oder in Bezug auf denselben beleidigt worden, kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 2. Juni 1890, gesetz⸗ lich (abgesehen von einer besonderen administrativen Anweisung), gleichwie eine beleidigte Privatperson, vollständig frei sich entscheiden, ob er deshalb einen Strafantrag stellen will oder nicht; er braucht in Bezug darauf Niemand Rechenschaft zu geben. Es ist demnach der Beleidigende, welcher dem beleidigten Beamten ein Geschenk mit dem Ersuchen anbietet, ihn nicht wegen Beleidigung zur Anzeige zu bringen, nicht wegen Bestechung zu bestrafen.
Durch den in öffentlicher Versteigerung ertheilten Zeschlen von gepfändeten, vom Boden noch nicht getrennten Früchten geht, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 3. Juni 1890, zwar ohne Weiteres deren Eigenthum, nicht aber deren Gewahrsam vom Besitzer auf den Ersteher über. Der bisberige Besitzer daher, welcher die von ihm auf seinem Landstück gepflanzten Früchte, nachdem sie im Wege der Zwangsvollstreckung gepfändet und in öffentlicher Versteigerung einem Anderen zugeschlagen worden sind, vom Boden trennt und fortnimmt, begeht dadurch
keinen Diebstahl.
Der II. Strafsenat des Reichsgerichts hat, abweichend von einem früheren Urtheil desselben Senats (vom 12. Januar 1886), durch Urtheil vom 20. Mai 1890 folgenden Rechtssatz ausgesprochen: Der
:34 des neuen Reichs⸗Stempelgesetzes vom 3. Juni 1885 dge auf Grund dieses Gesetzes zu verhängenden Strafen sind bei Genossenschaften und Aktiengesellschaften gegen die Vorstandsmitglieder, bei Kommanditgesellschaften gegen die persönlich haftenden Gesell⸗ schafter, bei offenen Handelsgesellschaften gegen die Gesellschafter nur im einmaligen Betrage, jedoch unter Haftbarkeit jedes Einzelnen als Gesammtschuldner, festzusetzen.“) findet auch auf Stempel⸗ kontraventionen, insbesondere auf Verfehlungen gegen die Bestimmungen über Stempelung von Schlußnoten ꝛc. (Abschnitt II des Gesetzes vom 1. Juli 1881) Anwendung, welche vor dem Inkrafttreten des neuen Sttempelgese Pes⸗ unter der Herrschaft des Reichs⸗ Stempelgesetzes vom 1. Juli 1881 (wonach gegen jeden Schul⸗
neuen Reihe von Binsscheinen erfolgt bei der Kämmerei⸗Hauptkasse in 1 . HEücheinenn⸗ der der älteren Zinsscheinreihe bei⸗
gedruckten Anweisung. ““
digen die gleich hohe Strafe voll m verhängen war) be⸗ gangen sind.
Unter „Wahlhandlung“ im Sinne des §. 108 des Straf⸗ gesetzbuchs, welcher die vorsä liche Herbeiführung eines unrich⸗ tigen Erge bnisses der Wablhandlung oder die Verfälschung des Ergebnisses unter Strafe stellt, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 2. Juli 1890, nur der eigent⸗ liche durch Ausübung des Wahlrechts von Seiten des Wählers sich vollziehende Wahlakt zu verstehen; dessen Ergebniß liegt vor, so⸗ bald die Wahlausübung vollendet ist, wenn auch das Wahlergebniß noch nicht protokollarisch festgestellt ist. Das Ergebniß ist ein un⸗ richtiges, wenn bei der Wahlausübung dem Gesetz zuwider verfahren war, und das Ergebniß ist verfälscht, wenn bei der Feftstellung des vorliegenden richtigen Wahlergebnisses vorsätzlich dem richtigen ein unrichtiges Ergebniß substituirt wird.
Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts. l 31. — Inhalt: Personalnachricht. — Gesundheits⸗ stand: Volkskrankheiten in der Berichtswoche. — Volkskrankbeiten und Sterbefälle im Juni. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten
Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Kranken⸗ Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. in Spanien. — Desgl. in Mesopotamien. —
l. in Mekka. — Dengue in Saint Louis (Senegal). — Niederländischer Sanitätsbericht. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. — Thierseuchen in Groß⸗ britannien, 30. März bis 28. Juni. — Veterinärpolizeiliche Maß⸗ regeln. — Medizinal⸗Gesetzgebung u. s. w. (Preußen.) Entschädigung für an Milzbrand gefallene Thiere. — (Berlin.) Desinfektion bei ansteckenden Krankheiten. — (Reg⸗Bez. Magdeburg.) Schlachten. — (Württemberg.) Wandernde Schweineheerden. — lich. — (Baden.) Aerztliche Leistungen für die Krankenversicherung. (Schluß.) — (Mecklenburg⸗Schwerin.) Taxe der Bezirks⸗Thierärzte. — Viehseuchen. — (Elsaß⸗Lothringen.) Influenza der Pferde. — (Bezirk Ober⸗ Elsaß.) Metzgergewerbe und Fleischhandel. — (Oesterreich.) Vieh⸗ transportwagen. — Pesg der Apothekerlehrlinge. — Betriebs⸗ anlagen zum Dörren von Obst, Cichorien u. s. w. — (Nieder⸗Oester⸗ reich.) Viehpässe für Pferde. — (Ober⸗Oesterreich.) Vieh⸗ und Fleischtransport. — (Belgien.) Phosphorhaltige Streichhölzer. — Recht prechung. Verfälschungen von Rahm (Sahne). — Kongresse, Verhandlungen gesetzgebender Körperschaften, Vereine u. s. w. (Ver⸗ einigte Staaten von Amerika.) Vieh⸗Transport und „Ausfuhr. — Vermischtes (Sachsen.) Sanjana⸗Heilmethode. — Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, Juni Desgl. in größeren Städten des Auslandes. 8
X. Internationaler medizinischer Kongreß.
Der Kongreß hat heute seine Berathungen beendet. Für die frühen Morgenstunden waren noch eine ganze Reihe von Besich⸗ tigungen angesetzt. Schon von 6 Uhr ab stand der Central⸗Vieh⸗ und Schlachthof zum Besuche offen. Später wurde in der dort belegenen Anstalt für Gewinnung animalischer Lymphe die Lymphe von einem Kalbe abgenommen, ein Vorgang, der namentlich viele Impfärzte angelockt hatte. Auch in der Central⸗Markthalle, wo heute, wie an allen Sonnabenden, reges Leben herrschte, war man von 6 Uhr ab auf den Besuch der Kongreßmitglieder vorbereitet. Ein Theil der Hygieniker begab sich am Vormittag nach dem Friedrich⸗Wilhelms⸗Hospital und der neuen Siechenanstalt an der Prenzlauer Allee. Um 7 Uhr wurden abtheilungsweise den Gemeindeschulen in der Bergmannstraße, in der Steinmetzstraße und in der Dieffenbachstraße Besuche abgestattet. Andere Kongreßmitglieder wohnten in den Vormittagsstunden dem Unterricht in der städtischen Blindenanstalt und in der Taubstummenschule bei. Um 8 Uhr be⸗ gaben sich die Psychiatriker per Pferdebahn von der Weiden⸗ dammer Brücke aus nach der städtischen Irrenanstalt in Dalldorf. Die Sitzung, die diese Abtheilung im Ausstellungs⸗ gebäude anberaumt hatte, war nichts destoweniger zahlreich besucht, die Sektion hatte noch 20 Vorträge zu erledigen. Die größte Zahl der Sitzungen hat die Sektion für Geburtshülfe und Gynä⸗ kologie abgehalten. Sie hat es bis auf 13 Sitzungen gebracht und das gesammte ihr vorliegende Material erledigt. 7 Sitzungen hatte die Sektion für Chirurgie, die heute früh zur Schlußsitzung in der Klinik versammelt war, wo. Hr. Rubio den Hauptvortrag hielt. Vorher hatte ein Theil der Mitglieder der Sektion das Krankenhaus im Friedrichshain besichtigt. Zur 10. Sitzung waren am Vormittag die Zahnärzte in der Ressource versammelt. Talbot, Morgenstern, Cunningham, Sachs, Jackson u. A. waren die Redner der Schlußsitzung. Die Sektion für Dermatologie hatte schon gestern ihre Berathungen beendet. In der Abtheilung für Laryngologie, die heute ihre 9. Sitzung ab⸗ hielt, traten Berliner Redner von vorn herein zu Gunsten der auswärtigen zurück. Insgesammt erledigten die Sek⸗ tionen 65 von 73 angemeldeten Vorträgen. Die Anatomen waren heute kurz nach 10 Uhr mit den Vorträgen zu Ende. Professor Waldeyer gab ein kurzes Schlußresums der Ver⸗ handlungen. Die Sektion für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie beschloß heute die Verhandlungen mit dem Ende der Diskussion über Tuberkulose. — Die Sektion für Pharmokologie hörte heute in der Urania auch Vorträge der erren Lander und Brunton über Chloroformanästhesie und von Reale uͤber Ausscheidung von Phenol durch den Harn. Die Sektion für innere Medizin hatte heute noch ein ganz gewaltiges Pensum zu erledigen. Die Sektion für Kinderheilkunde nahm in der heutigen 7. Sitzung gleichfalls noch eine größere Reihe von Mittheilungen entgegen. Die Sektion für orthopädische Chirurgie tagte erst nach der allgemeinen Sitzung. Die Sektion für Augenheilkunde beschloß im Ausstellungsgebäude ihre Berathungen mit Vor⸗ trägen über Staarextraktion, Sehnervenveränderun u. 2 die für Ohrenheilkunde war im Auditorium der Ohrenklinik in der Ziegelstraße zur Schlußsitzung versammelt. Die militärärzt⸗ liche Sektion hörte u. A. Vorträge ITTE“ und Sormani⸗Pavia über die Sanitätsverhältnisse ihrer Armeen. Am Nachmittag endlich tagte noch als letzte die Sektion für medizi⸗ nische Geographie und Klimatologie.
In der heutigen allgemeinen Sitzung des Kongresses, die unter dem Threnvorsitz von Professor Crocau⸗Brüssel stattfand, wurde durch den Geheimen Medizinal⸗Rath Professor Dr. Virchow ein an den Staats⸗Minister Dr. von Goßler gerichtetes Telegramm Ihrer König“⸗ lichen Hoheit der Großherzogin von Baden verlesen, in dem die hohe Frau pietätvoll an Ihre erlauchte Mutter erinnert, die gewiß den Verhandlungen mit lebhaftem Interesse ge⸗ folgt wäre. Professor Virchow knüpfte hieran noch warme Worte der Erinnerung an die Hochselige Kaiserin. Die Sitzung selbst brachte u. A. noch Vorträge von Wood⸗Philadelphia über Anästhesie und von Cantinius⸗Neapel über Antipyrese. Dann beendeten eine Slaf. rede des Vorsitzenden und Abschiedsreden der Delegirten die all⸗ gemeinen Verhandlungen des Kongresses.
Die. Ausstellung, welche aus Anlaß des Internationalen
medizinischen Kongresses im Landes⸗Ausstellungspark veranstaltet ist