1890 / 197 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Königliche He 1 sich gestern früh von hier nach Ischl begeben, wo Höchst⸗

Preußen tra

Ueber die Erkrankungen bei den beiden Expeditions⸗Corps ließen sich Prozentberechnungen vicht aufstellen, da dieselben, durch eine Anzahl von den Stationen entnommener Mann⸗ schaften verstärkt, in den letzten Tagen des Monats April zu den kriegerischen Unternehmungen im Süden des deutschen 4 4 2„ Interessengebiets eingeschifft und nach Einnahme der be⸗ treffenden Orte auf die neu gegründeten Stationen Kilwa, Lindi und Mikindani zu je zwei Compagnien ver⸗ theilt wurden, während nur zwei Compagnien des 1. Expeditions Corps nach Bagamoyo bezw. Pangani Da die Operationen im Süden bei äußerst chlechter Witterung auf der Höhe der Regenzeit stattfanden, da ferner die zu Anfang April aus Egypten eingetroffenen, neu angeworbenen Sudanesen sich noch nicht an das Klima gewöhnt hatten, auch einige nicht felddienstfähige Leute zählten, so war der Gesundheitszustand ein ungünstiger und es kamen insbesondere viele Malaria⸗Erkrankungen vor. Die früher Erfahrungen lassen indessen erwarten, daß nach

eendigter Regenzeit und mit dem Fortschreiten in der Ent⸗ wickelung der neu gegründeten Stationen der Gesundheits⸗ zustand dieser neuen Truppen ein ebenso guter werden wird, wie bei den alten sudanesischen Soldaten .

Dem deutschen Frauenverein für Krankenpflege in den Kolonien ist, wie dessen Zeitschrift „Unter dem Rothen Kreuz“ meldet, ein Telegramm zugegangen, wonach ein neues großes Lazareth in Dar⸗es⸗Salaam errichtet worden ist. Der schleunigst zusammenberufene Vorstand beschloß in Folge dessen die sofortige Absendung einer Lazareth⸗Aus⸗ rüstung. Die mit der Beschaffung derselben betraute Kommission entledigte sich ihrer Aufgabe auf das Prompteste, so daß die Ausrüstungsgegenstände bereits mit dem am 23. v. M. von Hamburg abgegangenen ersten Dampfer der Ost⸗Afrika⸗Linie hinausgesandt werden konnten. Durch Neubeschaffung von neun vollständigen Tropen⸗Lagerstätten nebst allem Zubehör ist der bisherige Bestand von 15 Betten auf 24 erhöht worden. Wie die genannte Zeitschrift ferner mittheilt, gewinnt die Absicht, auch nach den anderen Kolonien, zunächst wohl Neu⸗ Pflegeschwestern zu entsenden, immer mehr festen

oden.

Südwest⸗Afrika. Ueber die Lage im Damara⸗ und üe wreeesäehe berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“ Fol⸗

fendes: 8 Der Kaiserliche Konsul Dr. Goering, beauftragt mit der kom⸗ missarischen Wahrnehmung der Funktionen des Kaiserlichen Kom⸗ missars für das südwestafrikanische Schutzgebiet, hat, einem neueren Berichte zufolge, vor Antritt seiner Reise nach dem Namaqua⸗ lande sich Anfang Mai d. J., einer Einladung Maharero's folgend, nach Okahandja begeben. Maharero hatte eine größe Anzahl Krieger von aus⸗ wärts aufgeboten. Auch war der Häuptling Manasse von Omaruru mit den meisten seiner Großen anwesend. Nach einer sehr entgegen⸗ kommenden Aufnahme veranstaltete Maharero eine feierliche Ver⸗ sammlung, an welcher etwa 50 Hereros theilnahmen. Im Auftrage Maharero's erklärte Manasse von Omaruru Namens der ganzen Herero⸗Nation, daß dieselbe an dem mit Deutschland abgeschlossenen Schutzvertrage festhalte und die Deutschen als ihre Brüder betrachte.

Die Stimmung unter den Hereros ist die denkbar günstigste. Mit der Anwesenheit der Truppe im Lande haben sie sich, zumal sie einen eventnellen Schutz von derselben erwarten, vollständig ausgesöhnt. Mit der Ansiedlung eines Theils derselben auf Windhoek würden sie sich einverstanden erklären und auch andere zur Zeit nicht bewohnte Plätze der deutschen Regierung auf Wunsch zur ausschließlichen Be⸗ nutzung überweisen.

Hauptmann von Frangois, velcher ebenfalls der Ver⸗ sammlung in Okahandja beigewohnt hatte, hat sich am 6. Juni d. J. in Otjikango mit der Truppe vereint. Dieselbe ist von der Be⸗ völkerung des Nosob⸗ und Otjisassu⸗Thales auf das Freundlichste be⸗ grüßt worden. Hauptmann von Frangois beabsichtigte, bis zum 12. Juni in Otjikango zu verbleiben und sodann über Otjisera nach Rehoboth zu marschiren. 1

Marschall⸗Inseln. Der Jahresberichtder Jaluit⸗ Gesellschaft für 1889 hebt hervor, daß seit Uebernahme der Verwaltung des Schutzgebiets der Marschall⸗Inseln durch die Verhältnisse daselbst sich erheblich gebessert

aben.

„Sicherheit des Eigenthums, Recht und Gesetz traten von da ab an Stelle der früheren Gesetzlosigkeit, und die steten Kämpfe der Eingeborenen hörten vollständig auf. Die allgemeine Geschäftslage darf als eine gute bezeichnet werden, denn die Kauffähigkeit der Ein⸗ geborenen hat ganz bedeutend zugenommen, was nicht zum wenigsten in indirekter Weise dem Verbot der Waffeneinfuhr und des Verraufes der Spirituosen an Eingeborene zuzu⸗ schreiben ist; Mangels Munition haben die Kämpfe der Eingeborenen aufgehört, bei denen regelmäßig eine große Anzahl von Kokospalmen zerstört zu werden pflegte, und Mangels Spirituosen sind die ausschwei⸗ fenden Gelage verschwunden, durch welche die Koprabereitung und jegliche nützliche Thätiskeit der Eingeborenen häufig wochenlang unter⸗ brochen wurde.“ 8

Dagegen wird darauf hingewiesen, daß die Erziehung der Eingeborenen noch ganz darniederliegt und auch keine Fort⸗ schritte machen werde, so lange nicht an Stelle der Or ss nen Zöglinge der Boston Mission Society europäische Missio⸗ nare treten. Die Gesellschaft ist bemüht, eine deutsche Missionsgesellschaft für das Schutzgebiet zu gewinnen.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 16. August. Se. Majestät der König und Se. Hoheit Prinz von Rumänien haben

dieselben von Sr. Majestät dem Kaiser und König empfangen und nach dem „Hotel Elisabeth“ geleitet wurden. Um 4 Uhr fand in der Kaiserlichen Villa Hoftafel statt, an welcher Ihre Majestäten der Kaiser und König, die Kaiserin und Königin, der König von Rumänien, Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Prinzessin Leopold von Baiern, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Elisabeth und Auguste von Bayern, der Kronprinz von Rumänien sowie zahlreiche Würdenträger und das Gefolge theilnahmen. Um 6 Uhr machten, wie „W. T. B“ berichtet, der Kaiser, der König und der Prinz eine Spazierfahrt nach Goisern. Um 7 Uhr wohnten die hohen Herrschaften einer Vorstellung des „Zigeunerbarons“ bei. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht von g mit ihren Söhnen gestern aus Reichenhall hier ein. Wie das „Fremdenblatt“ von kompetenter Stelle erfährt, hat der Kaiser von Rußland an den Obersten Hoff⸗ mann von Donnersberg, Kommandanten des den Namen

des russischen Kaisers führenden Infanterie⸗Regiments Nr. 61,

eine Einladung zur Theilnahme an den Manövern n Krasnoje⸗Selo ergehen lassen. Oberst Hoffmann ist gestern

ach Rußland abgereist. 7 F

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Die bosnisch⸗herzegowinischen Truppen, deren Ankunft in Triest bereits gemeldet ist, werden nach der „Reichswehr“ heute auf der Südbahn hier eintreffen, am 18. die zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers auf der Schmelz stattfindende Parade mitmachen und dann an größeren Uebungen der 3. Infanterie⸗Truppendivision bei Lambach theilnehmen. Jedem der beiden Bataillone würde außerdem die Auszeichnung werden, einmal die Hauptwache in der K. und K. Hofburg be⸗ ziehen zu dürfen.

Großbritannien und Irland. 8

London, 16. August. Im Parlament wurde gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, eine umfangreiche diplomatische Correspondenz zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten in Angelegenheit des Robben⸗ fanges im Behringsmeere vertheilt, welche bis zum August 1890 reicht. Sie enthält eine Depesche Lord Salisbury's vom 29. Mai d. J., in welcher der englische Premier⸗Minister einen formellen Protest gegen die Beschlagnahme und Vertreibung Fischerboote durch amerikanische Schiffe erhebt. Eine weitere Depesche vom 2. August widerlegt die amerika⸗ nischen Ansprüche ausführlich und verweigert die An⸗ erkennung des Begehrens der Vereinigten Staaten, eine ausschließliche Gerichtsboheit derselben im Behringsmeer anzuerkennen. Großbritannien sei bereit, den Vereinigten Staaten dort dieselbe Gerichtshoheit zuzugestehen, welche es schon vorher Rußland zugestanden hatte. Wenn die Vereinigten Staaten nicht zustimmen, so schlägt Lord Salisbury die Regelung dieser Angelegenheit durch ein Schiedsgericht vor.

Im Unterhause erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson, das englisch⸗portugiesische Abkommen se noch Gegenstand der Erwägung. Er hoffe, man ehe am Vorabend einer befriedigenden, ehrenvollen Lösung.

Frankreich.

Paris, 16. August. Nach der „Fr. C.“ hat der Minister des Auswärtigen Ribot den Sulbdirektor der politischen Ab⸗ theilung im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Hanotaux als Kommissar für die Feststellung der Grenzen des Sudan bezeichnet. Sollte der Dienst es nicht ermöglichen, daß der von dem Unter⸗Staatssekretär der Kolonien als Kommissar in Aussicht genommene Hr. Haußmann die Stelle eines Kommissars übernehmen kann, so dürfte Hr. Deloncle, Chef⸗Adjunkt des Kabinets des Unter⸗Staats⸗ sekretärs, der Kollege des Hrn. Hanotaux in der Kommission werden. Ueberdies ist davon die Rede, den französischen Kommissaren erfahrene Forschungsreisende oder Geographen als Beiräthe mitzugeben. Auf alle Fälle dürfte die Grenz⸗ kommission ihre Arbeiten nicht vor dem Monat Oktober be⸗ ginnen.

Die gestern von den Imperialisten veranstalteten Bankets sind nach einer Meldung des „W. T. B.“ ohne Ruhestörungen verlaufen. Auf dem Hauptbanket im Wagram⸗Saale, an welchem 800 Personen theilnahmen, wurden Toaste auf die Wiederherstellung des Kaiserreichs aus⸗ gebracht und ein Telegramm des Prinzen Victor Napoleon verlesen, worin derselbe den Comités seinen Dank für ihre Ergebenheit und rastlose Thätigkeit ausdrückte.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 16. August. Der deutsche Bot⸗ schafter Gene al von Schweinitz begab sich, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern, anläßlich der bevorstehenden Ankunft Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm, nach Reval.

Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Giers

ist aus demselben Anlasse von seinem Aufenthalt in Finnland hierher zurückgekehrt. Ein Kaiserlicher Erlaß regelt die finnische Münz⸗ frage. In demselben werden die öffentlichen finnischen Kassen angewiesen, russische Kreditbillets und Scheidemünzen zu dem Course anzunehmen, welcher zweimal wöchentlich nach dem Wechselcourse auf London festgesetzt werden wird. Die Ver⸗ ordnung tritt am 1. Januar 1891 in Kraft.

Narwa, 14. August. Ueber die bevorstehenden Manöver der Truppen, welche in Krasnoje⸗Sselo und in Oust⸗Ijora lagern, wird Folgendes bekannt: Nach der General⸗Idee ist ein West⸗Corps im Golf von Narwa ge⸗ landet und erhält den Befehl, sich St. Petersburgs zu bemächtigen, während ein Ost⸗Corps dazu bestimmt ist, St. Petersburg zu decken. General en chef und Kom⸗ mandant aller an den Manövern theilnehmenden Truppen ist Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Wladimir Alexan⸗ drowitsch, welcher zugleich die Funktionen des ersten Schieds⸗ richters erfüllen wird. Chef des Generalstabes des Groß⸗ fürsten Wladimir ist General⸗Lieutenant Bobrikoff, während den Generalstab der Oberst Michnewitch und die Oberst⸗ Lieutenants Krusenstern und Jermoloff bilden.

Das West⸗Corps wird wie folgt zusammengesetzt sein: Kommandant: General⸗Adjutant Manzey; Generalstabs⸗Chef: General⸗Major Skongarewsky; Kommandant der Artillerie: General⸗Lieutenant Swiniini; Kommandant der Genie⸗Truppen: General⸗Major Laskovsky; Corps⸗Intendant: Oberst Lieutenant Willamoff, und Chef⸗Arzt: Wirklicher Staatsrath Foveline. Truppen: Gemischtes Regiment der Militärschulen (2 Ba⸗ taillone); 1. Garde⸗Infanterie⸗Division (16 Bat.); 2. Garde⸗ Infanterie⸗Division (16 Bat.); Garde⸗Schützen⸗Brigade (4 Bat.); Compagnie der Eleven der Nicolai⸗Genie⸗ Schule (1¼4 Bat.); Garde⸗Sappeur⸗Bataillon (1 Bat.); 1 Ba⸗ taillon Pontonniere; Eleven⸗Escadron der Nicolai⸗Kavallerie⸗ Schule; zweite Brigade der 2. Garde⸗Kavallerie⸗Division sin Escadrons); Batterie der Michel⸗Artillerie⸗Schule (8 Ge⸗ chütze); erste Garde⸗Artillerie⸗Brigade 24 Geschütze); zweite Garde⸗Artillerie⸗Brigade (24 Gesch.); 22. Artillerie⸗Brigade (24 Gesch.); 5. Batterie der Garde⸗Kavallerie⸗Brigade (6 Gesch.); erster Park der Militär⸗Telegraphie. Zusammen: 40 ½¼ Ba⸗ taillone, 13 Escadrons, 86 Geschütze und 1 Park. Diese Truppen des West⸗Corps werden in nachstehender Weise vertheilt: Die Avantgarde steht in Kobiliaky, auf der Chaussee von Narwa, das Gros des Corps in Narwa. Die Reserve je ein Regiment Infanterie und Kavallerie, je eine Batterie zu Fuß und zu Pferde besetzt die Linie Torvaeggi —- Warwara; das NIxens und die Fuß⸗Batterie in Warwara, das

avallerie⸗Regiment und die Reitende Batterie in Torvaeggi. Die Zusammensetzung des Ost⸗Corps ist folgende: Kom⸗ mandant: General⸗Lieutenant Daniloff; Chef des General⸗ stabes: General⸗Major Tillo; Kommandant der Artillerie: General⸗Lieutenant Bernhardt; Kommandant der Genie⸗ Truppen: Oberst Rengarten; Corps⸗Intendant: Staatsrath Krjijanovsky; Chef⸗Arzt: Wirklicher Staatsrath Iskersky.

englischer B

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Truppen: Cadres⸗Bataillon des Garde⸗Reserve⸗Regiments; Fähnrichs⸗Compagnie der St. Petersburger Schule; 85. Viborg⸗ sches Linien Infanterie⸗Regiment (4 Bat.); 23. Linien⸗Infan⸗ terie⸗Division (10 Bat.); 37. Linien⸗Infanterie⸗Division (10 Bat.); 7. und 8. Bataillon der finländischen Schützen; 4. und 52. Reserve⸗Infanterie⸗Bataillon; Grenadier⸗ Sappeur⸗Bataillon; ein Linien⸗Sappeur⸗Bataillon; ö Kavallerie⸗Corps (36 Escadrons); erste eserve⸗Artillerie⸗Brigade (16 Gesch.); 23. Artillerie⸗ Brigade (24 Gesch.); 37. Artillerie⸗Brigade (24 Gesch.); Fuß⸗ und Reitende Batterie der Artillerie⸗Offiziersschule (14 Gesch. 1 4 Batterien der Reitenden Garde⸗Artillerie⸗Brigade (24 Gesch. Reitende Artillerie⸗Abtheilung der 1. Reserve⸗Brig. (2 Gesch. zweiter Park der Militär⸗Telegraphie. Zusammen: 37 ¼ Ba⸗ taillone, 36 Escadrons, 104 Geschütze und 1 Park. Truppen des Ost⸗Corps vertheilen sich folgendermaßen: Di 10 Bataillone der 23. und die 1. Brigade der 37. Linien⸗Division, das Bataillon Grenadier⸗Sappeure und das 1. Linien⸗Sappeur⸗Bataillon, die 23. Artillerie⸗ Brigade sowie die 4, 5. und 6. Batterie der 37. Artillerie⸗ rigade, ferner das Kosacken⸗Regiment des Kaisers und jenes der Ataman⸗Kosacken des Großfürsten⸗Thronfolgers sowie die Escadron der Ural⸗Kosacken und der 2. Park der Militär⸗ Telegraphie werden in Jamburg etablirt sein mit einer Arrisre⸗Garde in Novo⸗Piatnitzka. Die 2. Brigade der

37. Linien⸗Division nebst den Batterien Nr. 1, 2 und 3 der Brigade der

37. Artillerie⸗Brigade, ferner die 1. 2. Garde⸗Kavallerie⸗Division sowie die 2. Batterie der Reitenden Garde⸗Artillerie sind auf der Station Moloskowitzy auf⸗

gestellt; diese Truppen werden die Zerstörungsarbeiten der

baltischen Eisenbahn decken. Alle anderen Truppentheile des

Corps werden, von Finnland aus in Marsch gesetzt, gedacht; 8

bei Beginn der Operationen werden sie, wenn möglich,

Krasnoje⸗Sselo oder irgend einen guten anderen, um einen 88

Tagesmarsch weiter rückwärts gelegenen Punkt besetzen.

Für das West⸗Corps gilt bezüglich des Feindes die 58

nahme, daß dieser die Umgegend von Jamburg besetzt hält. Verstärkungen so heißt es sind für ihn von Finnland aus unterwegs. rollende Material fortgeführt. steht darin, sich auf seine Escadre stützend, die eigene Ueber⸗ legenheit auszunützen, den Feind anzugreifen und in die Flucht zu schlagen, bevor letzterer seine Verstärkungen erhält.

Das Ost⸗Corps stützt seine Operationen auf die An⸗ nahme, daß der Gegner im Golf von Narwa gelandet ist, die gleichnamige Stadt besetzt hält und sich bei seinen Bewegungen auf die Flotte stützt. sein, sich langsam auf Krasnoje⸗Sselo zurückzuziehen, um sich mit seinen Verstärkungen zu vereinigen; diese Vereinigung gelingt, das Ost⸗Corps ergreift energisch die Offensive und wird den Feind nach Süden zurückwerfen.

Niederlande. „Haag, Anfang August. Man schreibt dem „Mil.⸗Wochen⸗ blatt“: Das große Ereigniß auf militärischem Gebiet ist der Seitens der Regierung bei der Zweiten Kammer eingereichte lang ersehnte Entwurf eines neuen Wehrgesetzes, das die Aufhebung der Stellvertretung und des Nummertausches, eine erhebliche Vergröße⸗ rung der Armeestärke und die Einführung einer Land⸗ und Seewehr anstatt der veralteten Bürgerwehr (Schuttery) bezweckt. dies auch im Interesse des Landes sein dürfte, bald in Be⸗ handlung genommen werden wird, ist sehr zu bezweifeln. Die Organe der katholischen Partei greifen ihn alle jetzt schon mit großer Heftigkeit an, besonders des persönlichen Dienstes wegen, der darin angestrebt wird. Die Gesetze zur Regelung des militärischen Unterrichtswesens und zur zeitweisen Erhöhung der

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Die baltische Eisenbahn ist zerstört und das Die Aufgabe des Corps be⸗

Diese

Seine Aufgabe wird

Ob dieser Entwurf, wie erwünscht

Sollstärke der Armee haben jetzt beide in der Haupt⸗

sache unverändert die Genehmigung der Generalstaaten erhalten.é Allein es wurde, was die ersten betrifft, die Möglich⸗ keit der Errichtung einer zweiten Kadettenschule weggenommen, sodaß nur eine solche Anstalt errichtet werden soll; der Kursus der höheren Kriegsschule ist von zwei auf drei Jahre gebracht worden. Wir nähern uns nun der Periode der Herbst übungen. An größeren Uebungen werden diesmal statt⸗ finden: 1) Uebungen im Festungskrieg in der Gruppe Lunetten der neuen niederländischen Wasserlinie, unter dem General⸗Major und Kommandanten dieser Linie vom 16. bis zum 29. August; 2) E von der zweiten Infanterie⸗Division vom 3. bis zum 11. September im öst⸗ lichen Theil der Gelderland und Overyssel mit 3 Regimentern Infanterie, 4 Escadrons Kavallerie, sechs Batterien Feld⸗Artillerie und einer Feld⸗Compagnie der Genietruppen. Vor diesen Manövern halten die be⸗ treffenden Infanterie⸗Regimenter vom 26. August bis zum 2. September Regimentsübungen ab, an denen sich während der vier letzten Tage je eine Escadron Kavallerie und eine Batterie Feld⸗Artillerie betheiligen sollen; 3) Uebungen im strategischen Felddienst unter dem General⸗Major und Inspecteur von der Kavallerie in der Provinz Utrecht vom 18. bis zum 27. September mit allen drei Regimentern Kavallerie und den zwei Batterien Reitender

Artillerie. Eins der Kavallerie⸗Regimenter hält zuvor vom

4. bis 17. September noch Regimentsübungen ab.

Brüssel, 15. August. Der „Reforme“ zufolge wird Janson bei Wiederzusammentritt der Repräsentantenkammer einen Antrag auf Revision des Artikels 47 der Ver⸗ fassung zur Erweiterung der Grundlagen des Stimmrechts einbringen.

ürkei.?*] S;. EiIs‚Konstantinopel, 16. August. Wie die seenf de e

Constantinople“ meldet, habe der Sultan die angesehensten Armenier im Staatsdienst, wie den Finanz⸗Minister Agob Pascha, den Unter⸗Staatssekretär im Auswärtigen Amt Artin Pascha, den Bergdirektor Bedros Effendi, ferner die armenischen Mitglieder des Staatsraths sowie andere hervorragende Armenier ersucht, ihm Reform⸗ vorschläge für die armenischen Landestheile zu erstatten. 8 Hriechenland.

Athen, 15. August. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich wird, neueren Bestimmungen zufolge, noch längere Zeit hier verweilen. Das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin Sophie ist ein sehr befriedigendes. Die Taufe des neugeborenen Prinzen soll nach neuerer⸗ Be⸗

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1 8. stimmung am 18. d. M. stattfinden. Die Taufhandl wird, dem „W. T. B.“ zufolge, der Metropolit von Athen im Palast von Tatoi vollziehen. Der Minister und das diplo⸗ matische Corps sind dazu eingeladen. Se. Majestät der König wird kurz nach der Taufe eine Reise nach Kopenhagen, Berlin, Wien und Paris antreten und vor den Wahlen

im Oktober nach Athen zurückkehren. 3

Bulgarien.

Sojig, 16. August. Der Prinz Ferdinand traf

gestern Nachmittag hier wieder ein. Bei einem vorgestern in Widdin stattgehabten Bankett hielt der Prinz eine An⸗ sprache, in welcher er die guten Beziehungen Bul⸗ gariens zu seinem Suzerän hervorhob und mit einem Toast auf den Ruhm, die Größe und den Fortschritt des

Vaterlandes sowie seiner treuen Diener und seiner tapferen Armee schloß.

Schweden und Norwegen.

G Stockholm. Kürzlich wurden Versuche gemacht mit einem von dem schwedischen Ingenieur Skoglund erfundenen rauchschwachen Pulver (Graupulver genannt). Das⸗ selbe entwickelt nur geringen Rauch, sodaß bei bedeckter Luft auf eine Entfernung von 450 Ellen (etwa 300 m bei Abgabe einzelner Schüsse absolut kein Rau zu bemerken war, obgleich die aufgestellten Beobachter jede Bewegung der Schützen unterscheiden konnten, und ist auf 1500 Ellen (1000 m) Entfernung beim Feuern ungedeckt stehender Abtheilungen durchaus kein Rauch wahr⸗ nehmbar. Die Schützen konnten selbst bei lebhaftem, andauerndem Feuern stets das Ziel sehen. Bei feuchtem Wetter scheint die Rauch⸗ bildung eine größere zu sein als bei klarer Luft. Der Knall ist schärfer, aber kürzer als beim Schwarzpulver. Das Graupulver

ähnelt im Aussehen feiner Hafergrütze, kann ohne jegliche Gefahr

verarbeitet werden und erzeugt bei Abgabe eines Schusses nicht die geringste Flamme, wie solches durch Schießversuche während der Nacht hinreichend festgestellt worden ist. Es kann vermittels desselben eine rasantere Flugbahn sowie größere Treffsicherheit erzielt werden. Die Erwärmung des Gewehr⸗ laufes findet in geringerem Maße statt, auch wird der Rück⸗ stoß nicht unwesentlich vermindert. (Mil. Wochenbl.) Dänemark.

(.) Kopenhagen, 14. August. Die österreichische Escadre, die bestimmungsgemäß am Sonntag hier eintrifft hat, wie die „Nat.⸗Tid.“ berichtet, die gewünschte Erlaubni erhalten, auf der hiesigen inneren Rhede vor Anker zu gehen. Commandeur W. Carstensen ist dem Erzherzog Carl Stephan, Chef des Kreuzers „Kaiser Franz Joseph I.“, Kapitän Zachariae dem Chef der österreichischen Marine⸗ Verwaltung Baron von Sterneck und Kapitän Drechsel dem Chef der Escadre, Contre⸗Admiral Hinke attachirt worden.

s Montag wird der sechzigste Geburtstag Kaiser

Franz Joseph's am Vormittag mit einem feierlichen Gottes⸗ dienst gefeiert, während am Nachmittag auf Schloß Amalienborg in Galadiner stattfindet. Am Dienstag wird der Marine⸗Minister, Contre⸗Admiral Ravn den österreichischen Marine⸗Offizieren

im Badehötel Skodsborg ein Diner geben; auf der Rückfahrt wird die Badeanstalt Klampenborg besucht, wo eine Abend⸗ estlichkeit arrangirt werden soll. Das Kanonenboot „Guld⸗ orgsund“ wird hier den Escadre⸗Offizieren zur Verfügung stehen, sodaß sie sich direkt an Bord ihrer Schiffe begeben können. Am Mittwoch findet bei dem österreichisch⸗ungarischen Konsul Großkaufmann Halkier ein Dejeuner statt und am Abend giebt der österreichisch⸗ungarische Gesandte Baron von Trauttenberg im Hötel d'Angleterre ein Ballfest. Don⸗ nerstag früh segelt die Escadre nach der Ostsee ab.

Afrika.

Marokko. Nach einer in Madrid eingetroffenen Mel⸗ dung aus Tanger hat das Heer des Sultans den Berbern gegenüber bei Mequinez eine Niederlage er⸗ litten. Die Berber sollen sich zu Herren von Mequinez ge⸗ macht und die Arrière⸗Garde des Sultans abgeschnitten haben.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Wie die „Elberf. Ztg.“ aus Bildstock (Saarrevier) berichtet, hält der Rechtsschutzverein an der Beschickung des Berg⸗ arbeitertages in Halle fest. Die Delegirtenwahlen haben bereits stattgefunden. Dem Vorstand des Rechtsschutzvereins ist, wie das Blatt weiter mittheilt, die bindende Zusage gemacht worden, daß auf dem Bergarbeitertage keine sozialdemokratischen Sonder⸗ zwecke angestrebt werden sollen. In einer Mittheilung der „S. u. Bl.⸗Ztg.“ aus Neunkirchen werden die Bergleute Nik. Berwanger zu Thaley und Schwarz aus Wiebelskirchen als erwählte Abgeordnete bereits genannt.

Einer Meldung der „Rh.⸗W. Ztg.“ aus Freiberg i. S. zufolge ist eine Konferenz von Delegirten aus sämmtlichen Bergbauvereinen des Königreichs Sachsen für den 24. August von dem Bergrevier Freiberg geplant. Diese Konferenz soll Stellung nehmen zu dem deutschen Bergarbeitertag und sich mit Anträgen für denselben beschäftigen. K

Der sozialdemokratische Parteitag für Hessen und Waldeck, welcher, wie wir einer Zuschrift der Münchener „Allg.

18.“ vom 15. d. entnehmen, in Eschwege 21* alten wurde, war von 63 Delegirten besucht. Es wurde be⸗ schlossen, an jedem Ort, wo noch kein sozialdemokratischer Wahlverein besteht, einen solchen sofort zu gründen. Ferner sollen an jedem Ort Vertrauensmänner gewählt werden, welche mit einem Ausschuß von 5 Mitgliedern in Verbindung stehen. Der frühere Reichstags⸗ Abgeordnete Pfannkuch wurde zum Vorsitzenden des Ausschusses erwählt, dessen Sitz Kassel ist. Ein Parteiblatt soll alsbald ins Leben gerufen werden. 8

Seitens der Buchbindergehülfenschaft Magdeburgs ist, wie die „Magdb. Ztg.“ berichtet, den Meistern und Buchbinderei⸗ besitzern ein Rundschreiben zugegangen, welches folgende Beschlüsse der öffentlichen Buchb inderversammlung vom 26. v. M. mittheilt: 1) For⸗ derung eines Mindestlohnes von 15 ℳ, 2) Einführung der 10 stündigen Arbeitszeit, 3) prozentuale Erhöhung des Lohns für die Ueber⸗ stunden von 25 % und für die Sonntagsarbeit von 33 ½¼ %, 4) Ver⸗ gütigung der in die Woche fallenden Feiertage, 5) Abschaffung der Akkordarbeit. In Folge der Annahme dieser Beschlüsse h es in dem Schreiben weiter, wurde eine Kom⸗ mission gebildet, welche mit den Herren Meistern und EE11“ in Unterhandlung treten sollte. Diese Kommission erbielt eine Einladung zu der am 5. d. M. tagenden Innungsversammlung, in welcher alle Punkte des Antrages Aufnahme fanden mit Ausnahme der prozentualen Erhöhung der Ueberzeit und Sonntagsarbeit. Die ausschließlich aus sogenannten Kleinmeistern bestehende Innungsv ersammlung erklärte, ohne erhebliche eigene Schä⸗ digung auf diese Forderung nicht eher eingehen zu können, bevor die⸗ selbe von den Großbetrieben und den Druckereibesitzern e worden sei. In Folge hiervon wird an die Empfänger des Schreibens

die Bitte gerichtet, an einer auf den 25. August d. J. mneenes öffentlichen Buchbinder⸗Versammlung theilzunehmen, um ihrer Ansicht Geltung verschaffen zu können.

Nach einem Londoner Telegramm des Wolff'schen Bureaus aus Melbourne vom gestrigen Tage haben laut „Reuter'’scher“ Meldung die Offiziere der Handelsmarine in Folge Meinungsverschiedenheiten mit den Rhedern, die ihre Vereinigung anzuerkennen sich weigern, ihren Dienst eingestellt. Man befürchtet, daß dadurch der Handel in dem Hafen von Melbourne vollständig lahm gelegt werde. In den Häfen von Sydney, Brisbane und mehreren anderen ist die Lage ebenfalls eine ernste.

31. Verbandstag der Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗ genossenschaften

Das Programm für den 31. Allgemeinen Verbandstag der deutschen Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschaften, welcher vom 23. bis 29. August in Freiburg i. B. stattfindet, ist in seinen Haupt⸗ zügen folgendermaßen festgestellt: den 23, und Sonntag, den 24. August, Vormittags, Sitzung des Engeren Ausschusses. Montag Vor⸗ mittags Sitzung des Hülfskassen⸗Vorstandes; Nachmittags Versammlung des Unter⸗Verbandes der Magazin⸗, Rohstoff⸗, Produktiv⸗ und Baugenossenschaften und Generalversammlung der Hülfskasse; Abends Vorversammlung des Verbandstages. Dienstag Vormittags erste Hauptversammlung. Mittwoch Vormittags zweite Hauptversammlung. Donnerstag Vormittags dritte Hauptversamm⸗ lung; Nachmittags Rundgang durch die Stadt, Besichtigung des

Münsters, der städtischen Sammlungen u. s. w. 8

Russisch⸗polnische Arbeiter.

Gegenwärtig finden, wie die „Schles. Ztg.“ mittheilt, bezüg⸗ lich der Beschäftigung russisch⸗polnischer Arbeiter Er⸗ hebungen statt, wobei folgende Fragen zu beantworten sind: 1) Bieten nach den bisher gemachten Wahrnehmungen die etwa beschäftigten ländlichen Arbeiter und Arbeiterinnen russisch⸗polnischer Nationalität umberziehend auf den Gutshöfen ihre Dienste an oder werden sie von Unternehmern in größerer Zahl aus Rußland herbeigeschafft? 2) Leistet die etwa betriebene Zuckerrüben⸗Kultur dem Eindringen länd⸗ licher Arbeiter und Arbeiterinnen russisch⸗polnischer Nationalität über⸗ haupt oder insbesondere insofern Vorschub, als die einschlägigen Arbeiten im Akkord durch Unternehmer, welche das erforderliche Arbeiterpersonal mitbringen, beschafft zu werden pflegen, sodaß die Rübenarbeiter in keinerlei Dienstverhältniß zum Gutsbesitzer selbst treten? 3) Reichen die bestehenden Melde⸗ und Kontrolvorschriften aus, um den Zuzug der polnischen Elemente zu verhindern? 4) Sind Fälle bekannt ge⸗ worden, in denen ländliche Arbeiter russisch⸗polnischer Nationalität, welche auf das diesseitige Staatsgebiet übergetreten waren, nach Beendigung der von ihnen übernommenen landwirtbschaftlichen Arbeiten nicht nach Rußland zurückgekehrt sind, sondern ihren dauernden Aufenthalt im diesseitigen Amtsgebiet genommen haben, ohne ihre Natura⸗ lisation beantragt zu haben? 5) Pflegen die nach hier über⸗ getretenen ländlichen Arbeiter russisch⸗polnischer Nationalität während ihres Aufenthalts im diesseitigen Staatsgebiet vor erfolgtem Rücktritt ihre Arbeitsstätten zu wechseln? Werden in derartigen Fällen die bestehenden Vorschriften über die polizeiliche An⸗ und Abmeldung genau beobachtet? 6) Sind Fälle vorgekommen, in denen Söhne russisch⸗polnischer, hier ohne Naturalisation zurückgebliebener Ueber⸗ läufer versehentlich in die Stammrollen aufgenommen und irrthümlich in die Armee eingestellt worden sind? 7) Auf welche Ursachen und Verhältnisse ist das etwaige Eindringen russisch⸗polnischer Feld⸗ arbeiter zurückzuführen?

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 3. August bis incl. 9. August cr. zur Anmeldung gekommen: 230 Eheschließungen, 978 Lebendgeborene, 27 Todtgeborene, 819 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

Der Bildhauer Ferd. Hartzer hierselbst ist, wie die „Nat.⸗ Ztg.“ meldet, anläßlich der Enthüllung des von ihm modellirten Wöhler⸗Denkmals in Göttingen von der dortigen Universität zum Ehrendoktor ernannt worden. 8

Ferdinand Keller’s Kolossalgemälde „Kaiser Wil⸗ helm der Sie greiche“, welches von Sr. Majestät dem Kaiser aus Mitteln des Allerhöchsten Dispositionsfonds für den preußischen Staat erworben worden, ist jetzt seit einigen Tagen in dem ersten Corneliussaal der Nationalgalerie öffentlich ausgestellt.

Die Feier des 150 jährigen Geburtstages Matthias Claudius’ ist am 15. August in Wandsbeck von der gesammten Einwohnerschaft freudigen und dankbaren Herzens begangen worden. Zahlreiche Gebäude hatten Flaggenschmuck angelegt. Des Dichters Wohnstätte, an deren Stelle sich jetzt ein neues Gebäude in der Hamburgerstraße 12/13 erhebt, ist mit einer ein⸗ fachen Gedenktafel aus Marmor geschmückt worden, die, dem „Hamb. Corr.“ zufolge, die Aufschrift trägt: „An dieser Stätte wohnte Matthias Claudius 1781 bis 1815“v. Vom schönsten Wetter begünstigt, nahm die Feier Vormittags am Grabe des Dichters auf dem Friedhof bei der Kirche ihren Anfang. Unter den mächtigen Linden, welche über dem festlich mit Blumen, Kränzen und Guirlanden geschmückten Grabe des Dichters rauschen, nahmen die Mitglieder des Magistrats und Stadtverordneten⸗Kollegiums, die Mitglieder der Familie Claudius sowie die Ehrengäste Aufstellung. Die Gedächtnißrede hielt der Hauptpastor Kedenburg.

Die im Jahre 1888 von S. M. Krzr. „Habicht“ und S. M. Knubt. „Cyklop“ in Kamerun angestellten und in den „Annalen der Hydrographie ꝛc.“ pro 1889 S. 25 und 212 veröffent⸗ lichten meteorologischen Beobachtungen sind von ersterem Schiffe fortgesetzt worden. Die Ergebnisse derselben finden sich in 88 8 der Hydrographie ꝛc.“ pro 1890 S. 277 ff. zusammen⸗ gestellt.

Die neueste Nummer des „Deutschen Kolonialblatts“ enthält ein Verzeichniß der aus den deutschen Schutzgebieten eingegangenen wissenschaftlichen Sendungen. 8

Die vlämische Akademie der Wissenschaften in Brüssel hat den fünfjährigen Staatspreis für vlämische Literatur den „Gedichten de Hilda Rom“ zuerkannt. Zum ersten Male ist der Staatspreis einer Frau Hilda Rom ist der angenommene Name einer Antwerpener Dame zuertheilt worden.

Land⸗ und Forstwirthschafft. Stand der Reben im Breisgau.

Wie der „Karlsr. Ztg.“ aus Ihringen gemeldet wird, haben die verflossenen Wochen eine für die Reben überaus günstige Witte⸗ rung gebracht. Die Traubenentwickelung ging dem entsprechend so rasch von Statten, wie dies noch selten der Fall war; wie in guten Weinjahren nimmt die Traubenreife schon jetzt ihren Anfang; man trifft in den besten Lagen, wie Winklerberg und Fohrenberg, schon zahlreiche Weinstöcke mit weichwerdenden und sich färbenden Trauben an. Die Aussichten für den diesjährigen Wein sind daher sehr gut.

4 Handell undß Gewerbe. —8 8 In der Ersten Beilage unserer Nr. 147 vom 19. Juni d. 8 brachten wir das Verzeichniß einer Anzahl am 16. Mai d. J. fällig gewordener Zinsabschnitte der 4 ½ prozentigen französischen Rente, welche im Finanz⸗Ministerium zu Paris gestohlen waren. . 1 1“ Da es nicht ausgeschlossen ist, daß diese Zinsabschnitte, welche von der e Finanz⸗Verwaltung bereits be⸗ zahlt worden sind, mit den am 16. d. M. fällig werdenden Zinsabschnitten zur Einlösung angeboten werden, so wird. es

sich fehlen, wenn die Banquiers, Wechselagenten, Wechsler und alle sonst Betheiligten bei Einlösung solcher Zinsabschnitte Acht haben und die Nummern mit denen unseres erwähnten Verzeichnisses sorgfältig vergleichen.

In der gestrigen außerordentlichen Generalversammlung des Aktienbauvereins „Unter den Linden“ wurde der Antrag, der Verwaltung die Ermächtigung zu ertheilen, die Grundstücke der Gesellschaft niederzulegen und neu zu bebauen, und die dazu er⸗ forderlichen Geldmittel durch Aufnahme einer hrpothekarischen Anleihe zu beschaffen, einstimmig angenommen. Ebenso wurde beschlossen, das Aktienkapital durch Rückkauf von Vor⸗ zugsaktien bis zum Betrage von 3 Millionen Mark, jedoch nicht über 94 %, zu reduziren. Zugleich wurde eine Offerte einstimmig genehmigt, wonach der Gesellschaft 2 370 000 Vorzugs⸗ Aktien zum Course von 88 % angeboten sind. Hierauf wurden die Mitglieder des Aufsichtsraths, welche sämmtlich ihr Mandat nieder⸗ gelegt hatten, auf die Dauer von 4 Jahren wiedergewählt und einige Statutenänderungen genehmigt. 8

In einer gestern in Essen abgehaltenen Versammlung von Vertretern der Zechen des Essener Reviers stand die Bildung eines Kohlenverkaufs⸗Vereins zur Tagesordnung, und erklärten sich die anwesenden Vertreter. mit-einem gemeinsamen Vertrieb ihrer Produkte im Prinzip einverstanden. Den weiteren Verhandlungen soll, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet, die Organi⸗

sation des Dortmunder Verkaufsvereins zu Grunde gelegt werden.

Submissionen im Auslande.

Niederlande. 8 25. August 1890, Mittags 12 Uhr. Ministerie van Colonisn (Technisch Bureau) im Haag. Lieferung von: 1— . Brückenträgern, eisernen, und Schraubenpfählen; .Loos XIV.: Fahrkarten; Loos XV.: Wiegeschalen und Gewichten; Loos XVI.: Geldkasten; Loos XVII.: Geräthschaften; Loos XVIII.: Kupfer und Messing; Loos XIX: Gezogenem Eisen, Nägeln, Drahtnägel schrauben und Muttern; . Loos XX.: Bleiplatten; i. Loos XXI.: Eisenketten und Brechstangen. Bedingungen ad a. käuflich für 1 Fl. bei den Buchhändlern Gebrs. van Cleef im Haag, ad b.— i. für 0,25 Fl. bei dem Buch⸗ händler Mart. Nyhoff im Haag. „EFiinschreibung muß durch in den Niederlanden wohnhafte Per⸗ sonen erfolgen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 15. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Normannia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Aktiengesellschaft ist auf der Ausreise heute Nach⸗ mittag von Southampton abgegangen.

16. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Augusta Victoria“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern, 6Uhr Abends, in New⸗York und der Dampfer „Alle⸗ mannia“ derselben Gesellschaft ist, ebendaher kommend, am gleichen Tage in St. Thomas eingetroffen.

London, 15. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle' und der Union⸗Dampfer „Roman“ sind, ersterer von Darthmouth, letzterer von Southampton heute auf der Ausreise abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Norham Castle“ hat am Donnerstag Madeira auf der Heimreise, der Castle⸗Dampfer „Durobian Castle“ heute die Canarischen Inseln auf der Ausreise passirt. Die Castle⸗Dampfer „Methven Cast le“ und „Roslin Castle“ sind am Mittwoch von Capetown auf der Heimreise abgegangen.

Theater und Musik.-

Berliner Theater.] 4

„Maria Stuart“ mit Franziska Ellmenreich in der Titel⸗ rolle und Martha Baumgart als Elisabeth wird am 1. September von Direktor Ludwig Barnay neu inscenirt zur Aufführung gelangen. Das neue Schauspiel von Theodor Herzl: „Der Bernhardiner“ soll noch im Laufe des September seine Premidre erleben.

Frl. Gisela Politzer, welche im Frühjahr mit schönem Erfolge am Berliner Theater debütirte, wurde für das Frankfurter Stadt⸗ Theater engagirt, nachdem Direktor Ludwig Barnay hierzu seine Ein⸗ willigung ertheilt hat. 8

Lessing⸗Theater.

Das Revpertoire ist für laufende Woche in folgender Weise fest⸗ gestellt: Sonntag: „Ein Volksfeind“. Montag: „Die Ehre“. Dienstag: „Ein Volksfeind“. Mittwoch: „Der Fall Cléemenceau“. Donnerstag: „Das Bild des Signorelli“. Freitag: „Ein Volks⸗ feind’. Sonnabend: „Die Ehre“. Sonntag: „Ein Volksfeind“. Der Anfang der Vorstellungen ist Punkt 7 Uhr.

Kroll’s Theater.

Sgr. Francesco d'Andrade sang gestern Abend den Figaro im „Barbier von Sevilla“ und erzielte wieder einen unbe⸗ strittenen, wohlverdienten Erfolg. An Spiel und Gesang werden in dieser Partie gleich große Anforderungen gestellt. Sein Spiel zeichnete sich durch große Beweglichkeit aus, und ganz besonders im zweiten Akt, in der Szene mit Bartholo war Hr. d'Andrade von sprudelndem Humor. Aber auch stimmlich war er gestern Aben wieder vortrefflich disponirt, und seine biegsame, nach echt italienisch Schule ausgebildete Stimme war selbst dann immer rein und klar wenn er bei dem vielen Sprechen kaum auf den einzelnen Ton achten konnte. Stets sei es in langsamem, sei es in raschem Tempo accentuirt und spricht er auf das Deutlichste aus. Dies ist ein 8 Errungenschaft eifrigsten Studiums, welche ihn bei all seinem Talent auch als fleißigen Künstler kennzeichnet. Das Publikum, welche ihn schon lange zu seinem Liebling gemacht hat, belohnte ih mit reichstem Beifall und zum Schluß mit sechsmaligem Hervorruf Recht gut war der Basilio des schon längst als geschätzter Künstle bekannten Hrn. Riechmann sowie auch der Dr. Bartholo des Hrn. Grosser; weniger glücklich war Hr. Heuckeshoven mit seinem Grafen Almaviva. Frl. Schacko erntete als Rosine mit ihrer großen Arie sowie mit der Einlage, deren letzte Hälfte sie wiederholen mußte, mi Recht lebhaften Beifall. 1G

Das für nächste Woche angekündigte neue Gastspiel Emil Götze's beginnt am Dienstag mit Faust, einer Lieblingspartie des gefeierten Sängers, wie auch allgemein für das Publikum. Morgen geht noch mals der „Barbier von Sevilla“ in Szene. Frl. von Vahse wiederholt am Montag die Regimentstochter.

Belle⸗Alliance⸗Theater.

Morgen ist wieder der billige Sonntag, indem der Eintritts⸗ preis für Concert, sämmtliche Sehenswürdigkeiten und Ver gnügungen ꝛc. ꝛc. nur 50 beträgt. Im Theater findet die letzte Sonntags⸗Aufführung des prächtigen Ausstattungsstückes „Der Nau⸗

tilus“ statt. Thomas⸗Theater. Das Personal ist bereits hier eingetroffen und rüstet sich zu oen Proben für die Eröffnungs⸗Vorstellung, zu welcher das Raimund'sche romantische Märchen „Der Alpenkönig und Menschenfeind“ in einer vollkommen neuen und glänzenden Ausstattung in Szene gehen wird. Wie schon früher angedeutet, ist das Thomas⸗Theater ein durchaus wechselndes Repertoire in Aussicht genommen. Ferner werden für jeden Donnerstag Abonnements⸗Vorstellungen eingeführt werden, um dem Theater auch nach dieser Seite hin einen volks⸗ thümlichen Charakter zu verleihen. Diese Vorstellungen, welche mit dem 2. Oktober beginnen und die Zahl 30 erreichen sollen, werden zu Preisen, die um ein Drittel billiger sind, veranstaltet, wobei hauptsächlich hervorgehoben werden

muß,