1 S. M. Kanonenboot „Hyäne“, Kommandant: Kapitän⸗ Lieutenant Freiherr von Sohlern, ist am 16. August in San Paolo de Loanda angekommen und beabsichtigt, am 20. nach Kamerun wieder in See zu gehen. — S. M. Kanonen⸗ boot „Iltis“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Ascher, ist am 16. August in Wladiwostock eingetroffen und beabsichtigt, am 28. die Reise nach Port Hamilton fortzusetzen. — S. M.
anonenboot „Wolf“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Credner, ist am 15. August in Fusan auf Korea einge⸗
troffen und beabsichtigt, am 24. nach Nagasaki wied See zu gehen. ““
Königsberg i. Pr., 18. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht, Regent des Herzogthums Braun⸗ schweig, ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vormittag 9 Uhr 45 Min. auf dem Ostbahnhof hierselbst angekommen. Da offizieller Empfang abgesagt war, so erwarteten den Prinzen auf dem Bahnhof außer dem kommandirenden General Bronsart von Schellendorf und dem General⸗Major von Rauch⸗ haupt nur der Regierungs⸗Präsident von Heydebrandt und der Lasa, der Polizei⸗Präsident von Brandt und einige andere höhere Beamte. Se. Köhnigliche Hoheit reichte den Herren zur Begrüßung die Hand und fuhr sodann durch die reich beflaggten Straßen, mit dem kommandirenden General zur Seite, nach dem Königlichen Schlosse. Die zahlreich auf dem Bahnhof und in den Straßen versammelte Menschenmenge begrüßte den Prinzen mit lebhaften Hurrahrufen. Im Laufe des Vor⸗ mittags besuchte Prinz Albrecht Luisenwahl und nahm um 1 Uhr bei dem Regierungs⸗Präsidenten das Frühstück ein. Nach demselben wurde eine Fahrt nach Pillau unternommen. Abends ist Diner beim kommandirenden General.
Waldenburg i. Schl., 16. August. Der Landtags⸗ Abgeordnete Dr. Ritter (freikonservativ) hielt, wie „W. T. B.“ berichtet, heute Abend eine Rede vor seinen Wählern, in welcher er über seine Thätigkeit als Abgeordneter berichtete und zu⸗ gleich als Patriot auf Grund seiner Wahrnehmungen im Staatsrathe die Persönlichkeit Sr. Majestät des Kaisers einer tief empfundenen, warmen Würdigung unterzog. Der Kaiser sei die Verkörperung echt deutscher, zäher, eiserner Willenskraft, umflossen von angeborener Majestät, durchdrungen von der Weltmission des Friedens, und doch, seiner Zeit ent⸗ sprechend, einherziehend im Gewande des Krieges. Es gebe keinen Deutschen, der so einzig undallein, mit allen Fasern seines Lebens, allen Fibern seines Herzens aufgehe in der Förderung des deutschnationalen Glückes, wie Kaiser Wilhelm, der große Erbe der väter⸗ lichen und großväterlichen Hohenzollern⸗Tugenden, der erfüllt von dem Ernst seiner hohen Mission, getragen von den Fittigen eines durchdringenden Geistes, nicht die ge⸗ wohnten und bequemen Bahnen der Ueberlieferung ziehe, sondern seine eigenen Zirkel beschreibe und mit magischer Kraft die Seinen nach sich ziehe. Des Kaisers Vielseitigkeit und Ausdauer in Verfolgung wohlerwogener Ideen erkläre sich aus der glücklichen Verbindung unerschrockener Kalt⸗ blütigkeit mit tiefer innerlicher Energie, unerschütterlichem Gottvertrauen und großer körperlicher Widerstandsfähigkeit. Auf das Eingreifen des Kaisers in der Arbeiterfrage und auf die Kaiserlichen Erlasse hinweisend, hob Dr. Ritter hervor, daß die rückgängige Arbeiterbewegung und deren Eindämmung in die Ufer einer humanen Gesetzgebung nicht etwa dem wechselnden Athemzuge von Angebot und Nachfrage, sondern vornehmlich der starken und versöhnenden Kraft des Kaisers zu danken sei. Die Kaiserlichen Erlasse seien so große Akte, daß man sie nicht übersehen, sondern bloß empfinden könne. Doch seien sie bereits an ihren Wirkungen erkennbar. Dem Kaiser werde die absolute Verhütung einer sozialen Revolution zwischen den Vogesen und der Weichsel zu verdanken sein; des Kaisers höchster Wille habe die berechtigten Forderungen der Arbeiterwelt herausgegriffen und sie geschützt und gestützt. Diese beginne wieder die Autorität zu achten und sich vor der Heiligkeit des Gesetzes zu beugen. Das fühle auch die Arbeiterwelt selbst. Dr. Ritter wies ferner auf die fürsorgende Thätigkeit des Kaisers für die Offiziere, für die Jugend⸗ erziehung und den Geschichtsunterricht hin und schilderte die unerschütterliche Objektivität des Kaisers bei den Verhand⸗ lungen des Staatsraths, sein Ziehen von Land zu Land, um den Frieden zu sichern, selbst zusehen, selbst zu hören, vorhandenes Miß⸗ trauen zu beseitigen und Vorurtheile zu zerstreuen, und schloß mit dem Ausdruck der Freude über die Erwerbung Helgo⸗ lands sowie mit dem Wunsche, daß Gott dem Kaiser die Kraft der Gesundheit und seinem Volke den Frieden erhalten möge.
Bayern.
München, 18. August. Se. Majestät der König von Rumänien ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit dem Pr inzen Ferdinand gestern Abend und Ihre Majestät die Königin von Rumänien in Begleitung ihrer Mutter, der Fürstin zu Wied, heute früh hier eingetroffen und in dem „Hotel zu den vier Jahreszeiten“ abgestiegen.
Gestern Mittag stattete See Bismarck in Kissingen Sr. Sen, hr eee Hoheit dem Herzog von Edinburg einen Besuch ab. Abends wurde dem Fürsten Bismarck ein 8 ug dargebracht. Der Bürgermeister Fuchs bielt eine
nspra he, in welcher er wünschte, daß es dem Fürsten ver⸗ gönnt sein möge, noch oftmals hierher zu kommen und schloß mit einem Hoch auf den Fürsten. Letzterer dankte hierauf und brachte ein Hoch auf das Gedeihen Kissingens aus.
Der General der Infanterie von Fries, Chef des In⸗ genieur⸗Corps und Inspecteur der Festungen, beging, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, gestern sein füͤnfzigjähriges Dienst⸗
Karlsruhe, 18. August. Se. Königliche Hoheit der Großherzog traf gestern Vormittag zu dem in Weinheim abgehaltenen Abgeordnetentage des badischen Mili⸗ tärvereins⸗Verbandes daselbst ein und wurde am Bahnhof von den Spitzen der Behörden festlich empfangen. Der Großherzog nahm an den Verhandlungen sowie an der Ent⸗ hüllungsfeier des Kaiser⸗ und Krieger⸗Denkmals Theil. In drei Ansprachen wandte sich der Großherzog an die Krieger und ermahnte sie, festzuhalten in Treue an Kaiser und Reich und die Vergangenheit nicht zu vergessen, um für die Zu⸗ kunft stark zu sein. „Wir müssen auf Vorposten sein“, schloß der Großherzog seine Ansprache. Die Krieger stimmten jubelnd den Ausführungen zu. Abends verließ der Groß⸗ herzog unter brausenden Hochrufen des Publikums Wein⸗ heim und kehrte nach Schloß Mainau zurück.
Vorstande derselben beauftragt worden ist.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 16. August. Vorgestern stattete, wie der „Leipz. Ztg.“ gemeldet wird, der indische Fürst Ahmed Khan Bahadoß Inmindar von Deadwar in Ost⸗Bengalen dem Großherzoglichen Hofe in Wilhelmsthal einen Besuch ab. Se. Königliche Hoheit der Großherzog war am Morgen bereits nach Scheveningen abgereist. An seiner Stelle empfing Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog den indischen Fürsten, der zur Tafel gezogen ward. Ahmed Khan ist ein sehr wohlunterrichteter Kenner deutscher Literatur, der sich zur Zeit auf einer Reise durch Deutschland befindet.
Ihre Hoheit die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin hat sich gestern ebenfalls nach Scheveningen begeben.
Mecklenburg⸗Strelitz.
Neustrelitz, 16. August. In Nr. 34 des „Off. Anz.“ bringt die neas ne he Landesregierung zur öffentlichen Kenntniß, daß in Maßgabe der Verordnung vom 31. Mai d. J. zur Ausführung des Reichsgesetzes, be⸗ treffend die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung, die gemeinsame Landesversicherungs⸗Anstalt für die Großherzogthümer Mecklenburg⸗Schwerin und -Strelitz in Schwerin errichtet und der Ministerial⸗Assessor Krefft da⸗ selbst mit der Wahrnahme der Geschäfte des Vorsitzenden im
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. .“ Coburg, 16. August. Se. Hoheit der Herzog hat, der
„Cob. Ztg.“ zufolge, das nachstehende Handschreiben an den
preußischen Finanz⸗Minister Dr. Miquel gerichtet: Geehrter Herr Staats⸗Minister!
Ihre Berufung an die Spitze des Königlich preußischen Finanz⸗ Departements und Ihre Annahme des dornenvollen Postens hat mich mit aufrichtiger Freude erfüllt, und ich möchte derselben Aus⸗ druck Feber indem ich Ihnen das Großkreuz meines Haus⸗Ordens verleihe.
Vielleicht ist dies Ihr erstes Großkreuz, wie auch jenes das erste war, das ich einst dem uns Beiden befreundeten Hrn. von Bennigsen verliehen habe; jedenfalls ist der Gedanke mir angenehm, mit der Verleihung — hier wie dort — zugleich an jahrelanges Zusammen⸗ stehen zur Kräftigung des nationalen Gedankens zu erinnern.
Coburg, 8. August 1890. G
8 Wie immer
8 Ew. Excellenz
aufrichtig ergebener Ernst. Das Antwortschreiben des Finanz⸗Ministers Dr. Miquel autete demselben Blatte zufolge: Durchlauchtigster Herzog! Gnädigster Herzog und Herr!
Ew. Hoheit haben mir durch die gnädigste Verleihung des Groß⸗ kreuzes Höchstderen Haus⸗Ordens eine unverdiente Auszeichnung zu Ihel. geruht und mir dadurch eine große Ueberraschung und Freude ereitet.
Ew. Hoheit bin ich dadurch, in nicht minder hohem Grade aber durch das für mich so ehrenvolle, gütige und gnädige Begleitschreiben zum tiefsten unterthänigsten Dank verpflichtet.
Die tiefe Verehrung und die Dankbarkeit, welcher ich als Deut⸗ scher für die unauslöschlichen Verdienste Ew. Hoheit um die Wieder⸗ aufrichtung unseres Vaterlandes stets und zu allen Zeiten empfunden habe, machen eine solche Anerkennung aus Ew. Hoheit Hand mir ganz besonders werthvoll und ermuthigend.
Ew. Hoheit nennen mit vollem Recht das Amt, welches Se. Majestät mir anzuvertrauen geruhten, ein dornenvolles. Aber ich habe geglaubt, auf persönliche Wünsche und Interessen keine Rücksicht nehmen zu dürfen und mich verpflichtet gehalten, dem Rufe Sr. Majestät des Kaisers gehorsam, den Rest (meiner Kräfte da einzusetzen, wo unser Allerhöchster Herr glauben, sie nützlich verwerthen zu können.
Ew. Hoheit wage ich die ehrfurchtsvolle Bitte vorzutragen, Höchstdieselben wollen auch weiterhin die bisherigen gnädigen und wohlwollenden Gesinnungen mir zu bewahren geruhen, und verbleibe mit dem Ausdruck meines unterthänigsten, tiefgefühltesten Dankes
Ew. Hoheit ehrfurchtsvoll und treu gehorsamster Miquel. Berlin, den 9. August 1890.
Elsaß⸗Lothringen.
Straßburg, 16. August. Die diesjährigen Herbst⸗ übungen des XV. Armee⸗Corps beginnen im laufenden Monat und endigen am 20. September. Die Uebungen im Regimentsverbande werden im Allgemeinen in der Nähe der Garnisonen abgehalten, eine Ausnahme machen das Infanterie⸗Regiment Nr. 136, welches bei Saarburg übt, sowie die Infanterie⸗Regimenter Nr. 60 und 137 und das Ulanen⸗Regiment Nr. 15, welche bei Hagenau üben. Die Brigade⸗Uebungen bei der 30. Division finden ebenfalls im August statt. Die 59. Infanterie⸗Brigade übt bei Saarburg, die 60. bei Niederbronn. Die Detachements⸗Uebungen finden bei beiden Brigaden Anfangs September in der Nähe von Drulin⸗ gen, bezw. zwischen Niederbronn und Rohrbach statt, worauf das Divisions⸗Manöver bei Saarunion folgt. Am 14. bezw. 15. September sind die Truppen beider Brigaden wieder in ihre Garnisonen zurückgekehrt. Die Brigade⸗Uebungen der 61. und 62. Infanterie⸗Brigaden werden Anfangs September bei Krastatt und Hagenau abgehalten. Die Detachements⸗Uebungen derselben finden bei Wasselnheim (61. Brigade) und bei Truchtersheim (62. Brigade) statt, an welche sich das Divisions⸗Manöver (31. Division) bei Wasselnheim an⸗ schließt. — Zu den Detachements⸗Uebungen der Brigaden und den Manövern der 30. und der 31. Division werden das Ulanen⸗Regiment Nr. 15, das Dragoner⸗Regiment Nr. 15 und die Feld⸗Artillerie⸗Regimenter Nr. 15 und 31 (letzteres nur theilweise) zugezoggen. Außerdem nehmen je 2 Compagnien des Pionier⸗Bataillons Nr. 15 und je 2 Detachements des Train⸗Bataillons Nr. 15 an diesen Uebungen und Manövern Theil. Die 30. Kavallerie⸗Brigade (Ulanen⸗Regimenter Nr. 7 und 11 und Chevaulegers⸗Regiment Nr. 5) nimmt an den Uebungen der 30. Division nicht Theil. Dieselbe wird sich an den im Septemher stattfindenden großen Kavallerie⸗Manövern betheiligen, die im Bereiche des 15. und 16. Armee⸗Corps abgehalten werden. Zu den Kavallerie⸗Manövern im Be⸗ reiche des XV. Armee⸗Corps werden die beiden Ulanen⸗ Regimenter mit den badischen Dragoner⸗Regimentern Nr. 20 und 21 (aus Karlsruhe⸗Durlach bezw. Bruchsal⸗Schwetzingen) und den württembergischen Ulanen⸗Regimentern Nr. 19 und 20 (aus Stuttgart bezw. Ludwigsburg) vom 6. bis 18. Sep⸗ tember in der Gegend von Saarburg zusammengezogen. Die badischen und württembergischen Regimenter werden per Fuß⸗ marsch ins Manöverterrain rücken und während dieser Märsche Uebungen im Aufklärungsdienst machen. An den Kavrvallerie⸗ Manövern nehmen auch 2 reitende Batterien des Feld⸗Artillerie⸗ Regiments Nr. 31 und ein Pionier⸗Detachement Theil. Das
Chevaulegers⸗Regiment Nr. 5 nimmt an den Kavallerie⸗Ma⸗
növern im Verbande des XVI. Armee⸗Corps Theil.
Die Herbstübungen des XVI. Armee⸗Corps werden am 24. September beendigt. Die Uebungen im Regimentsverbande werden durchgehends in der Nähe der be⸗ treffenden Garnisonen Metz, Mörchingen, Diedenhofen und Metzerwiese abgehalten; die darauf folgenden Brigade⸗Uebungen (Infanterie⸗Brigaden Nr. 65, 66 und 67, Kavallerie⸗Brigaden Nr. 33 und 34 und bavyerische Besatzungs Brigade) und die Divisions⸗Manöver (33. und 34. Division), welche 3 resp. 4 Tage dauern sollen, werden bei Mörchingen, Hellimer und Dieuze (33. Division) bezw. bei Metzerwiese, Schemerich und Vigy (34. Division) stattfinden. Hierauf folgt ein Ztägiges Manöver des ganzen XVI. Armee⸗Corps in der Gegend von Chateau⸗Salins — Falkenberag. Außerdem werden vom 5. bis 18. September, wie beim XV. Armee⸗Corps, besondere Kavallerie⸗Uebungen abgehalten, und zwar 6tägige Uebungen von 6 Kavallerie⸗Regimentern in Brigaden und in der Division bei Metz und eine 3tägige Uebung der Division gegen die beim XV. Armee⸗Corps gebildete Kavallerie⸗Division zwischen Bolchen und Saaralben.
Für das am19. d. M. stattsindende Leichenbegängniß des verstorbenen Bischofs Dr. Stumpf sind, der „Straßb. Post“ zufolge, nachstehende Bestimmungen getroffen worden: Um 9ꝛ ⅞ Uhr setzt sich der Zug in Bewegung. Die Aufstellung ist folgende: In der Meisengasse hinter dem Kreuz die Waisenkinder, die katholischen Mädchen⸗ und Knabenschulen urd die Kongregationen; auf dem Broglieplatz die Schwestern; in der Luxhof⸗ und Brandgasse die katholischen Schüler des bischöflichen Gymnasiums, des Lyceums und der Realschulen mit ihren Lebrern, die katholischen Studenten⸗ vereine „Badenia“ und „Frankonia“; in der Pergamenter⸗ gasse die Alumnen des Priesterseminars, die Vikare und Pfarrer, die Kantonalpfarrer, die Professoren des Priester⸗ seminars, die Ehrendomherren, die Domherren, die Kapitular⸗ vikare. Hinter dem Leichenwagen wird der Wagen des verstorbenen Bischofs gefahren werden, dann folgen Seminaristen, die fremden Erzbischöfe und Bischöfe, die beiden General vikare des verstorbenen Bischofs, die Sekretäre, die Spitzen der Behörden, Vertreter der Universität, des Landesausschusses, des Bezirkstages, der Bürger meister, die Beigeordneten und der Gemeinderath der Stadt Straß⸗ burg, dann die Männer⸗Kongregationen und zum Schluß die Abge⸗ ordneten der katholischen Pfarreien der Stadt.
Bis jetzt haben die Bischöfe von Trier, Metz, Nancy, Angers und Basel ihre Betheiligung am Leichen⸗ begängniß zugesagt.
Helgoland.
Helgoland, 14. August. Der Kaiserliche Re⸗ gierungskommissar hat gestern, wie der „Post“ geschrieben wird, folgende Bekanntmachung an den Straßenecken an⸗ schlagen lassen:
„Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Sprechstunden wie bisher am Dienstag und Freitag, Vormittags von 9 bis 12 Uhr, im Dienstzimmer des Kaiserlichen Kommissars, Re⸗ gierungsgebäude (Governmenthouse), stattfinden. Gerichtliche Klagen jeder Art sind fortan im Bureau des Kaiserlichen Kommissars, Regierungs⸗ gebäude, schriftlich einzureichen. Polizeiliche Anzeigen sind ebenfalls, sofern sie nicht wegen Dringlichkeit der Angelegenheit an einen der dem Kommissar untergeordneten Exekutivbeemten mündlich erstattet werden müssen, im Bureau des Kaiserlichen Kommissars, Regierungsgebäude, schriftlich oder zu Protokoll anzubringen. Aus⸗ genommen hiervon sind Anzeigen über Gegenstände der Hafenpolizei, welche der Aufsicht des Herrn Gouverneurs unterstehen. Helgoland, 12. VIII. 1890. Der Kaiserliche Kommissar Wermuth..
Oesterreich⸗Ungarn. 8
Wien, 18. August. Se. Majestät der König von Rumänien empfing vorgestern Vormittag, wie die „Wien. tg.“ mittheilt, den Chef des Generalstabes, Feld⸗Zeugmeister Freiherrn von Beck. Um 11 Uhr stattete Se. Majestät der
Kaiser und König dem Könige im Hotel einen Besuch ab.
Nachmittags machte dieser mit dem Prinzen von Rumänien dem Dethe sieheneer Prinzen zu Hohenlohe einen Besuch. Um 4 Uhr fuhr sodann der Kaiser vor dem Hotel vor, um den König zur Hoftafel in der Kaiserlichen Villa abzuholen. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin nahm an dem Diner nicht Theil. Außer den zu der gestrigen Tafel bei⸗ gezogenen Personen wohnte der heutigen auch der bayerische Fausc Baron Schönhueb bei. Um 6 Uhr machte der aiser mit dem König Karl und dem Prinzen Ferdinand eine Spazierfahrt in der Richtung gegen Strobl. Um 7Uhr erschienen der Kaiser, König Karl, der Prinz Ferdinand und die Prinzessin Gisela von Bayern mit dem Gefolge im Theater, woselbst die Offenbach'sche Operette „Dorothea“ auf⸗ geführt wurde. Gestern gegen Mittag erfolgte die Abreise des Königs und des Prinzen Ferdinand nach München. Der Kaiser geleitete dieselben zum Bahnhof, wo sich die Monarchen mit wiederholten Umarmungen verabschiedeten. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht von Pr 28 ist mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen riedrich Heinrich, Joachim und Friedrich Wilhelm vorgestern Abend von hier mit dem Courierzuge der Nordbahn nach Kamentz abgereist. Wie der „Wien. Ztg.“ aus Lemberg gemeldet wird, hat
der Landmarschall von Galizien Graf Tarnowski seine Ent⸗
lassung eingereicht. Großbritannien und Irland.
London, 18. August. Im Oberhause wurde a Freitag, wie die „A. C.“ mittheilt, die vom Hause der Gemeinen in der Nacht vorher angenommene irische Eisen bahnvorlage, welche in Folge des drohenden Mißwachse der Kartoffelernte in Irland den Bau der geplanten leichten Eisen bahnen in den übervölkerten Kreisen zu beschleunigen bezweckt, zum ersten Mal gelesen und dann durch alle übrigen Stadien gefördert Um 5 Uhr vertagte sich das Haus bis 11 Uhr Abends. worauf die Amendements des Hauses der Gemeinen zu de Vorlage, betreffend die Haftpflicht von Direktoren von Aktiengesellschaften für falsche Angaben im Prospekt, genehmigt wurden. Im Unterhause wurde der Ober⸗Sekretär für Irland von den Parnelliten mit Fragen bestürmt, welche Maßregeln er zu er greifen beabsichtige, im Falle das Mißrathen der Kar⸗
“ eine Hungersnoth in vielen Theilen Irlands ver⸗ 8
ursachen sollte. Balfour erwiderte, daß die eingegangenen Berichte zwar einen ernsten Fehlschlag der Kartoffelernte kon⸗ statirten, aber die Erwartung einer Hungersnoth nicht recht⸗ fertigten. Es sei keine Ursache vorhanden, zu befürchten, daß die gewöhnlichen Hülfsquellen der Armenpflege zur Bewältigung des möglicherweise entstehenden Nothstandes nicht aus⸗ reichten. Anläßlich des hierauf gestellten Antrages auf zweite
“ Ostende, 17. August.
Lesung der Finanzbill rügte Jenkengs (konservativ) sehr streng die Hinausschiebung der Geldforderungen für den Staatsdienst bis zum Schluß der Session, was, wie er glaubte, nur den Zweck haben könne, eine genaue Prüfung der ver⸗ schiedenen Posten zu vermeiden. Nachdem noch die armenische Frage sowie der Behringsmeerstreit zum Gegenstand der Erörte⸗ rung gemacht und verschiedene andere kleinere Angelegenheiten be⸗ sprochen worden waren, wurde die Finanzbill zur zweiten Lesung zugelassen. Schließlich genehmigte das Haus die Abänderungen, welche das Oberhaus an der Vorlage, welche Direktoren von Aktiengesellschaften für falsche Angaben im Prospekt haftbar macht, vorgenommen hatte. Hinzugefügt wurde ein weiteres Amendement, welches die Herausgeber eines Prospekts verantwortlich macht für etwaige falsche Angaben eines Sachkundigen, Falls sie nicht vernünftige Gründe für die Annahme hätten, daß der Sachkundige kompetent war, die Angaben zu machen. Am Sonnabend hielt das Haus eine Sitzung zur Erledigung der Einzelberathung der Finanzbill. Die dritte Lesung der Vorlage ist auf heute anberaumt, und nach derselben wird die Session mit einer Botschaft der Königin
eschlossen, um Ende November für eine neue Session zu⸗ neeha zu treten.
Ueber den ferneren Verlauf der Flottenübungen wird berichtet: Am Freitag liefen plötzlich zwei feindliche Torpedo⸗ boote in den Hafen von Plymouth, legten ein Torpedo unter das britische Kriegsschiff „Narcissus“ und nahmen die Offiziere desselben gefangen. Die Admiralität ließ diesen Anspruch freilich nicht gelten, da Plymouth ein offener Hafen sei; es scheint jedoch festzustehen, daß die Annäherung des feindlichen Torpedobootes nicht bemerkt worden ist. Spät am Abend lief das Torpedo⸗ boot Nr. 59 in den Hafen von Plymouth, nachdem es von dem Torpedoboot Nr. 81 auf der Höhe von Falmouth an⸗ gerannt und fast in zwei Stücke geschnitten worden war. Ueber die Hauptmacht des Feindes sind keine Nachrichten eingegangen. Man nimmt allgemein an, daß er plötzlich in den Kanal eindringen wird, und hält es für sehr schwierig, es zu ver⸗ hindern. Das Reserve⸗Geschwader sandte gestern Abend nach Einbruch der Dunkelheit fünf Torpedoboote erster Klasse und die Torpedofänger „Graßhopper“ und „Rattlesnake“ in den Kanal, um dort nach dem Feinde zu spähen. Bald kamen auch zwei feindliche Torpedoboote in Sicht, welche auf Portland zu segelten. Die Verfolgung wurde so⸗ fort begonnnen, und auf der Höhe von Dartmouth gelang es, die beiden Boote (Nr. 83 und 85) zu kapern. Die drei zum Reservegeschwader gehörigen Thurmschiffe „Belleisle“, „Cyclops“ und „Hecate“ stachen gestern von Portland in See, um die Vertheidigungsflotte Admiral Tryon's zu verstärken. Die See wurde jedoch so rauh, daß sie in Portsmouth einlaufen mußten. Die Torpedoboote des
eindes versuchten, die Gelegenheit zu einem Angriff auf ortland zu benutzen, das elektrische Licht verhinderte jedoch, daß sie sich unbemerkt nähern konnten.
Frankreich.
Paris, 18. August. Der „Liberté“ zufolge würden Kapitän Binger, bekannt als Forscher im Niger⸗Gebiet, Duvergier, Reisender in den Tuareg⸗Ländern, und Desbuissons, Geograph im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, den beiden staatlichen Kommissaren für die Grenzfeststellung der Sudan⸗Gebiete, Hanotaux g7s Haußmann, mit berathender Stimme beigegeben werden.
Den Abendblättern vom 16. d. M. zufolge ist für die zweite Hälste der Kavallerie⸗Manöver, welche in der Nähe von Chalons unter dem General de Viel d'Espeuilles statt⸗ finden, eine Neuerung geplant, indem die Divisionen in einer Entfernung von 80 km von einander Aufstellung nehmen und ohne vorgeschriebene Gefechtsidee nach see.; Disposition gegen einander manövriren ollen. —
Die „Autorité“ meldet, der Ort Kade in Senegam⸗ bien sei von einem französischen Aviso bombardirt worden.
Wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, geht aus dem Liquidationsbericht über das Panama⸗Unternehmen hervor, daß die Gesellschast über 1300 Millionen Franken verausgabt und wohl zur Hälfte verschleudert hat. Die Presse wurde mit 83 Millionen bedacht und zwar zum großen Theil für redaktionelle Anpreisungen, um stets neue Einzeichner an⸗ zulocken und die vorkommenden Schwierigkeiten zu vertuschen. Die unbetheiligten französischen Blätter verlangen nun, daß der Liquidator die „gekauften“ Blätter bekannt mache.
Italien.
Rom, 17. August. Wie der „Polit. Corresp.“ gemeldet wird, beginnen die bevorstehenden Manöver, welche in Gegenwart des Königs und des Prinzen von Neapel stattfinden sollen, am 23. d. M. und werden bis zum 30. dauern. Zwei Armee⸗Corps mit beiläufig 50 000 Mann werden an den Manövern theilnehmen, bei welchen die fremden Armeen nur durch die Attachés der Botschaften und Gesandt⸗ schaften vertreten sein werden. Nach der Manöveraufgabe soll eine Armee aus dem Tessin gegen den Mincio vorrücken, wo sich die feindliche Armee befindet. Die Vorhut der ersteren wird am 23. August in Brescia und Castenedolo anlangen, während die Vorhut der anderen Cerlongo und Volta besetzt. Die beiden Armee⸗Corps werden durch die General⸗Lieutenants Dezza und Boni befehligt sein, der oberste Leiter des großen Manövers ist General Ricotti⸗Magnani. Der großen Heerschau am 30. d. M., welche nächst der Straße von Castenedolo⸗Monte⸗ chiari stattfinden wird, dürfte auch die Königin beiwohnen.
Die Uebungen der See⸗Geschwader, welche zwischen dem 28. Juli und dem 2. August stattgefunden, haben zufolge ihrer außerordentlich günstigen Ergebnisse allgemeine Be⸗ friedigung erweckt. Keines der Schiffe trug Havarien davon, trotzdem die Gefechte bei Nacht, ohne Reverberirfeuer und in Gewässern stattfanden, wo es einen starken Verkehr von Handelsfahrzeugen giebt. Die Küstentelegraphen beförderten 891 Depeschen, zwischen den und den Schiffen wurden 2600 Signale gewechselt. Vorzügliche Dienste leisteten die Brieftauben, von welchen eine große Anzahl in Ver⸗ wendung war. 8
Dr. Peters ist, laut „W. T. B.“, nach Lentlcher Be⸗ gegnung mit Kapitän Casati in Monza, gestern Abend nach Deutschland abgereist. Nach einer bei dem Emin⸗ Pascha⸗Comité eingegangenen Meldung aus Mailand wird
Dr. Peters am 23. d. M. in Berlin eintreffen.
Belgien. Wie „W. T. B.“ meldet, gab der König gestern zu Ehren der Söhne des Khedive,
1“
der Prinzen Abbas Bei und Mehemed Ali Bei, welche zu kurzem Aufenthalt hier eingetroffen sind, im Königlichen Schlößchen ein Dejeuner, an dem außer den Prinzen und ihrem Gefolge der Eisenbahn⸗Minister van den Peereboom, der General⸗Kommandant der südafrikanischen Republik General Joubert und andere hochgestellte Persönlichkeiten theilnahmen. Abends fand zu Ehren der Prinzen ein Ball im Kasino statt. ö“
Türkei.
Konstantinopel, 17. August. er „Agence de Constantinople“ zufolge hat das Kriegsgericht über die Urheber der Unruhen, welche am 27. v. M. in der armenischen Metropolitan⸗Kirche zu Kumkapu stattfanden, das Urtheil gefällt. Der Hauptthäter wurde zum Tode, drei andere wurden zu 15jähriger, fünf Angeklagte zu 10jähriger bis herab zu 6jähriger Zuchthausstrafe ver⸗ urtheilt. Der Ministerrath bestätigte das Urtheil, welches nunmehr dem Sultan unterbreitet wird. 8
Schweden und Norwegen. 8
(E) Stockholm, 15. August. Der Kronprinz ist heute Mittag hier wieder eingetroffen. Am nächsten Dienstag reist er nach Drontheim, um den dort stattfindenden Mili⸗ tärübungen beizuwohnen; die Rückkehr nach Stockholm wird am 30. d. erfolgen. Wahrscheinlich am 6. September wird der Kronprinz dann wieder nach Deutschland abreisen, um der Kronprinzessin, die bis dahin auf dem Schlosse Heiligenberg verweilen wird, einen Besuch abzustatten.
Wie die amtliche „Post Tid.“ mittheilt, waren die Chefs der hier liegenden, inzwischen bereits wieder weggefahrenen deutschen Kriegsschiffe „Luise“ und „Rover“ von dem fran⸗ zösischen Gesandten René Millet zum Frühstück in dessen Woh⸗ nung geladen.
Die Korvette „Freja“ soll Ende September unter Kom⸗ mando des Commandeur⸗Kapitäns Prinzen Oscar Berna⸗ dotte eine längere Reise antreten. Das Schiff soll Plymouth, Gibraltar, Malta, Corfu, Alexandria, Konstantinopel, Athen, Tunis und Cherbourg anlaufen.
Dänemark.
Kopenhagen, 18. August. Drei Schiffe des öster⸗ reichischen Geschwaders sind, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern hier eingetroffen und auf der äußeren Rhede vor Anker gegangen. Der Erzherzog Carl Stephan wird heute Nachmittag’ 5 ½ Uhr von der Königin empfangen werden. Um 6 Uhr findet Galatafel statt, zu welcher 60 Einladungen ergangen sind, und Abends in Tivoli ein Souper für die Offisiere sowie Beköstigung der Mannschaften. Der König beabsichtigt, morgen das Geschwader zu besuchen.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 17. August. Die Repräsentantenkammer nahm, einer Mittheilung des „W. T. B.“ zufolge, den Gesetzentwurf an, nach welchem die Lotteriecorrespondenz von der Postbeförderung auszuschließen sei. 3
San Salvador. Wie dem ‚Reuter'schen Bureau“ aus der Stadt Mexiko gemeldet wird, ist daselbst die Nachricht aus San Salvador vom 15. d. M. eingetroffen, Präsident Ezeta wolle noch eine weitere Frist von drei Tagen zur Eröffnung von Friedensverhandlungen mit Guatemala gewähren, worauf erforderlichen Falls die Feindseligkeiten beginnen würden. 1
Argentinien. Buenos Aires, 15. August. Es ist der „Times“ zufolge Befehl ertheilt worden, die Direktoren der Nationalbank von Cordoba gefänglich einzu⸗ ziehen, Falls sie fortführen, dem Gesetze zu trotzen. Ueber den Stand der hiesigen Nationalbank werden volle Enthüllungen gemacht und die Namen der Schuldner, welche nach 14 Tagen nicht wenigstens so viel zahlen, wie sie können, veröffentlicht werden. Die Bank soll 30 000 000 Dollars namentlich an die Anhänger des Präsidenten Celman geliehen haben.
Afrika.
Egypten. Kairo, 17. August. Der österreichisch⸗ egyptische Handelsvertrag ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, gestern unterzeichnet worden.
Der bisherige Unter⸗Staatssekretär der Finanzen Blum⸗ Pascha ist heute nach Paris abgereist. 8
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Kunst und Wissenschaft.
Professor Felix Liebrecht, ein Germanist von Ruf, ist, wie das „Athenäum“ meldet, in St. Hubert gestorben. Er bekleidete eine Professur des Deutschen in Lüttich von 1849 bis 1867 und über⸗ setzte mehrere Werke aus dem Griechischen und Englischen. Auch war er der Herausgeber der Otia Imperialia von Gervase von Tilbury. Professor Liebrecht wurde 1812 in Schlesien geboren.
— Auf dem gestern in Breslau abgehaltenen Schrift⸗ stellertag waren etwa 350 Mitglieder, darunter von Boden⸗ stedt, Freytag, Emil Rittershaus anwesend. Robert Schweichel erstattete den Rechenschaftsbericht und konstatirte den Aufschwung des literarischen Bureaus. Ein Antrag Keil'’s auf Niedersetzung einer Kommission Behufs Ausarbeitung einer Verlagsordnung, welche den Reichsbehörden und dem Reichstage zu unterbreiten sei, wurde angenommen. Alsdann beschloß die Versammlung die Gründung einer Altersversorgungskasse. — Abends fand das von der Stadt auf der Liebigshöhe veranstaltete Fest statt, welchem zahlreiche Mitglieder des Magistrats, darunter der Ober⸗Bürger⸗ meister Friedensburg, serner der Stadtverordneten⸗Vorsteher Freund beiwohnten.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
(F) Wie uns aus Stockholm geschrieben wird, ist in dem Kirch⸗ spiele Kuddby, in der Gegend von Norrköping, der Milzbrand aufs Neue ausgebrochen. Die veterinärpolizeilichen Maßnahmen sind angeordnet.
Kairo, 17. August. Der Gesundheitszustand der Stadt ist ein durchaus befriedigender, die darüber auswärts verbreiteten ungünstigen Berichte sind, „W. T. B.“ zufolge, unbegründet.
Theater und Musik. 68
Lessing⸗Theater.
Am Sonnabend fand die erste Vorstellung nach den Ferien statt; man eröffnete mit Henrik Ibsen's „Volkgfeind“. Das Theater war sehr reich mit einer beifallslustigen Menge besetzt, welche keine Gelegenheit vorübergehen ließ, ihrer zumeist begründeten Anerkennung der schauspielerischen Leistungen Aus⸗ druck zu geben. Ibsen's „Volksfeind“ ist in Berlin schon von früheren Aufführungen an einem anderen Theater bekannt; das ganze Werk strotzt von politischer Satire und Menschenverachtung. Der Badearzt Stockmann entdeckt, daß sein Badeort eine Pesthöhle
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ist; seine Mitbürger, deren Ruin diese Entdeckung ist, wenden sich gegen die Veröffentlichung dieser Wahrheit und den Entdecker der⸗ selben; der Arzt kämpft vergebens für seine Ansicht, und je mehr seine Gegner Vortheile über ihn gewinnen, desto mehr wird aus dem menschenfreundlichen Arzt ein Menschenverächter, ein Volksfeind, wie ihn seine Mithürger nennen. Ein Kampf zwischen Wahrheit und Lüge, den Ibsen hier in den Kernpunkt der Handlung legt, erregt stets allgemeine Antheilnahme; leider wird dieselbe im „Volksfeind“ sehr abgeschwächt durch das phantastische Wesen des Wahrheits⸗ kämpfers. Stockmann erscheint in vielen Beziehungen in seinem Denken und Fühlen unklar. Warum jubelt er, daß er die Entdeckung der Badverpestung gemacht hat? Nach Ibsen’'s Ansicht, weil er eine Wahrheit entdeckt habe. Daß diese Wahrheit eine sehr traurige für die gesammte Stadt ist, scheinnt er nicht zu bedenken So phantastisch verfährt er weiter; übermüthig, fast bis zur Thorheit, so lange er glaubt, seine Mitbürger würden ihm Dankadressen, Fackelzüge u. s. w. darbringen, wird er Menschenhasser und Menschenverächter, sobald man ihm nicht glauben will, ihm, welcher sich für den allein Verständigen und Weisen in einer Volksversammlung selbst erklärt. Dramatisch wirksam erweisen sich Ibsen's Werlte fast immer; er weiß in den Dialog so viel Spitzfindigkeit zu legen und ihn mit so vielen Paradoxen zu durchsetzen, er weiß stets Probleme zu finden, die alle Menschen interefsiren, daß die Theilnahme der Zuhörer auch dann gefesselt bleibt, wenn man die vom Oichter proklamirten Ansichten und Ürtbeile für fehlerhaft oder selbst für völlig falsch hält. — In diesem Sinne ist es zu verstehen, wenn Ibsen's „Volksfeind“ einen wirklichen Erfolg errang und wenn sich die Theilnahme in lautem Beifall besonders nach der großen Volksversammlung im vierten Akt äußerte Der Schluß überraschte aber durch seine Verschwommenheit und Seltsamkeit. Doktor Stockmann erklärt, er werde seine beiden Knaben zu Vorkämpfern seiner Ideen erziehen, sie zu dem Zweck aus der Schule nehmen und ihnen noch versuchsweise zwölf Gassenjungen zu demselben Zweck zugesellen; sie sollen Kämpfer für Wahrheit und Freiheit werden und besonders den politischen und sozialen
Parteiführern zu Leibe gehen, gegen welche er während des ganzen
Stückes wie gegen verheerende Wölfe gekämpft hat.
„Die Darstellung zeigte recht erfreuliche Einzel⸗ und Gesammt⸗ leistungen. Hr. Klein spielte den phantastischen Dr. Stock⸗ mann in Ibsen’'scher Maske mit vorzüglicher Charakeristik und doch konnte er aus der Gestalt keinen Menschen schaffen, dessen Geschick uns rührt; glänzend gelang ihm die große Rede des vierten Aktes in jeglicher Einzelheit. Ueber⸗ raschend gut war Hr. Stägemann als Bürgermeister Stockmann,
der Bruder und Gegner des Doktors; es lag so viel Natürlichkeit in
seinem Wesen, in seiner Sprache, daß er wirklich eine lebenskräftige Figur
auf die Bühne stellte. Hr. Höcker spielte eine kleine Rolle, den klein⸗ bürgerlichen Gerbermeister in seiner Beschränktheit und seiner kleinlichen Bosheit vortrefflich. Die Hrrn. Molenar und Schönfeld ver⸗ traten die sich nach jedem Winde drehende öffentliche Meinung; sie versuchten die Niedrigkeit der Gesinnung, welche diesen beiden Ibsen⸗ schen Journalisten eigen sein soll, durch Humor zu mildern. Außerdem ist noch Hr. Waldow als schüchterner, zur Mäßigkeit mahnender Haus⸗- und Buchdruckereibesitzer und Hr. Blencke in seiner fast stummen Schiffskapitänsrolle mit Anerkennung zu erwähnen. Fr. Stägemann spielte die liebevolle Gattin des Dr. Stockmann und die sorgliche Mutter sehr tüchtig. Ueberraschend gut war die Darstellung der Volksversammlung im vierten Akt. 8 besonders Hr. Klein, wurden nach jedem Akt stürmisch gerufen.
Victoria⸗Theater.
Bereits am Freitag soll das neue Stück „Die Million“ in Serne gehen. Die umfassenden Vorbereitungen, welche dieses Werk beansprucht, sind nach sieben Wochen dauernden täglichen Proben be⸗ endet, und in der Zeit von Montag bis Freitag wird, während das Theater geschlossen bleibt, die letzte Hand an die Inscenirung gelegt. Das neue Werk wird gleichzeitig eine Reihe neuer Darsteller dem Publikum vorführen. Die Hrrn. Wander und Barthold, die vor wenigen Jahren dem Wallner⸗Theater angehörten, das jugendliche, stimm⸗ begabte Frl. Walden, die zum ersten Male eine Berliner Bühne be⸗ tritt, sind mit hervorragenden Rollen betraut. Der langjährige frühere Leiter des Victoria⸗Theaters, Emil Hahn, der in der letzten Zeit sein Heim in New⸗York aufgeschlagen hatte, wirkt in doppelter Eigen⸗ schaft in dem Stücke, als Darsteller einer feinen humoristischen Rolle und als Inscenator desselben. Direktor Litaschy und Fr. Heese⸗Litaschy, die Hrrn. Pauli, Sieghardt, Schwabe, Jaffé, Paris und fast das gesammte Personal der Bühne sind gleichfalls in
Die Darsteller,
der figurenreichen Novität beschäftigt. Die choreographischen Einlagen, welche der Balletmeister Gredelue aus Paris arrangirt hat, werden
einen besonderen Reiz durch das Auftreten einer jugendlichen prima ballerina, Blanche Waldine, erhalten. Der Vorverkauf zu diesen Vor⸗
stellungen beginnt heute und findet in den Stunden von 11 bis 8
1 Uhr statt. Kroll's Theater.
Miß Macintyre trat am Sonnabend in der Rolle der Margarethe in Gounod's gleichnamiger Oper auf, mit der sie, wie vorher verkündet worden ist, ihre eigentliche Künstlerlaufbahn begonnen. Schauspielerisch war ihre Leistung unzweifelhaft hervorragend —
vielleicht that sie in dieser Beziehung nach unserem Geschmack und
jedenfalls in Vergleich zu den übrigen Mitwirkenden manchmal des Guten etwas zu viel; immerhin muß man die außerordentliche Sorgfalt aner⸗ kennen, mit welcher sie die seelische Stimmung des dem Ansturm der Liebe unterliegenden schlichten Mädchens wiedergab. In technischer Be⸗ ziehung verrieth ihr Gesang dieselbe Sorgfalt und Accuratesse; nach
dieser Richtung hin wurde sie selbst hochgestellten Anforderungen voll⸗
kommen gerecht. Aber dem Material ihrer Stimme fehlt es doch etwas an der bestrickenden und bezaubernden Kraft, welche die Zuhörer fesseln und hinreißen könnte: nur zuweilen treten einige helle Lichtpunkte hervor, welche dann allerdings, verglichen mit der sonstigen Nüchternheit und Glanzlosigkeit des Tons, überraschen und versöhnen. Miß Macintyre ist auf alle Fälle eine interessante Sängerin, deren Gesangs⸗ kunst uns Bewunderung abnöthigt, aber eine große Sängerin, welche ihre Haupterfolge dem Material der Stimme ver⸗ dankt, ist sie nicht. Ihr Partner Hr. Cronberger entledigte sich seiner Aufgabe als Faust mit Geschick und Erfolg; besonders im zweiten Akt, in der Garten⸗ und in der Schlußscene erwies er sich in stimmlicher wie schauspielerischer Beziehung als ein tüchtiger Künstler, der Anspruch auf Anerkennung und Beachtung hat. Der Mephisto und die Marthe befanden sich in den Händen des Hrn. Riechmann und der Fr. Heink, die auch hier wieder ihre vortrefflichen musikalischen Eigenschaften bewährten. Die Ensembles dieser vier Künstler waren tadellos und gewährten dem Hörer einen wahren Genuß. Von den übrigen Mit⸗ wirkenden seien Hr. Demuth (Valentin) und Hr. Rüdiger ” genannt, welche sich durch Stimme und Vortrag in gleicher eise auszeichneten und sich jenen würdig anreihten. Die Vor⸗ stellung ging gut von Statten; das Publikum belohnte die Künstler, namentlich auch Miß Macintyre, mit reichem Beifall. Emil Götze beginnt morgen zum zweiten Male ein Gastspiel in der diesjährigen Saison und zwar als Faust. Zum Mittwoch sind
Meyerbeer's „Hugenotten“ angesetzt, und zwar in einer ganz besonders 1
interessanten Besetzung der Hauptpartien. Die Valentine wird von der Londoner Primadonna Miß Macintyre, Raoul vom Königlichen Hof⸗Opernsänger Hrn. Alma, die Königin von Frl. Johanna Richter, der hierorts bereits bestens akkreditirten Gast⸗ sängerin aus Köln, gesungen. Als Marcel verabschiedet sich an diesem Abend der ausgezeichnete Bassist der Darmstädter Hofoper Hr. Riechmann. Francesco d'Andrade setzt am Donnerstag sein Gast⸗ spiel fort und zwar nochmals als Don Juan
Mannigfaltiges.
Ueber die Witterung im Juli schreibt die „Statist. Corr.“: Konnte schon der Juni keinen Anspruch darauf machen, ein rechter Sommermonat genannt zu werden, so ist der Juli ebenfalls davon
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