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industrie. Den Beschluß der Sitzung machte ein Vortrag des Hrn. Thede über die Paraffin⸗ und Mineralölin dustrie in der Provinz Sachsen.
Kassel, 18. August. Der „Hann. Cour.“ schreibt: Das Generalkommando des XI. Armee⸗Corps hat es ermöglicht, daß die Divisionsmanöver in Oberhessen in Folge des großen Hagelschadens in den meisten Gemarkungen eine theilweise Verlegung
rfahren, insbesondere die verhagelten Ortschaften von der inquartirungslast befreit bleiben.
Leipzig, 14. August. Dem „Chemnitz. Tagebl.“ wird ge⸗ chrieben: Es ist begreiflich, daß durch die Handhaburg von Luft⸗ ballons aus Papier, die durch eine Spiritusflamme vermittelst heißer Luft in die Höhe getrieben werden, Seitens der Kinder mannig⸗ sache Schäden berbeigeführt werden können, während Er⸗ wachsene selbstverständlich vorsichtiger damit umgehen. Von land⸗ wirthschaftlicher Seite war neuerdings bei der zuständigen Ver⸗ waltungsbehörde hierselbst die Anregung gegeben worden, behördliche Maßregeln gegen das Aufsteigenlassen von Luftballons zu ergreifen. Diesem Ansuchen ist jedoch nicht entsprochen und ist vom Erlaß der⸗ artiger Maßregeln abgesehen worden. Dagegen hat der Bezirks⸗ Schulinspektor die Direktoren und Lehrer der ihm unterstellten Schulen angewiesen, strengstens darauf zu sehen, daß die Kinder nicht derartige in Rede stehende Luftballons selbst steigen lassen.
Oldenburg, 17. August. Vom prächtigsten Wetter begünstigt, fand heute Nachmittag die erhebende Feier der Einweihung und Enthüllung des dem Andenken der hochseligen Kaiser Wil⸗ helm I. und Friedrich III. von dem Kriegerverein „Osten der Landgemeinde Oldenburg“ gewidmeten, ron dem Bildhauer Hrn. Bernhard Neumann hierselbst erbauten Zwei⸗Kaiser⸗Denkmals statt. Die „Weser⸗Ztg.“ beschreibt dasselbe folgendermaßen: Es ist insgesammt 7 m hoch. Auf einem kräftigen Sockel erhebt sich das Mittel⸗ und Hauptstück. Dasselbe stellt sich in vier Flächen dar. Ueber diesen Theil erhebt sich ein mächtiger Schaft in Form eines abgestumpften Obelisken mit einer Kronverzierung. Den Schluß des Ganzen bildet ein großer Adler in Bronce, dessen mächtige ausgebreitete Fittiche den harmonischen Anblick noch erhöhen. Auf der Vorderseite des Haupt⸗ stückes zeigen sich dem Beschauer die wohlgelun genen Bilder der beiden Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III., umrahmt von Lorbeerkränzen. Darüber ragt die deutsche Kaiserkrone, gleichfalls von Lorbeer umgeben. Unter den Bildnissen stehen die Widmungsworte: „Dem Andenken der beiden ersten Kaiser.“ An der rechten Seite des Hauptstücks liest man die denkwürdigen Worte des hochseligen Kaisers Wilhelm: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein,“ und an der linken Seite des Mittelstücks die Worte, welche der edle Kaiserliche Dulder Friedrich III. auf seinem Sterbebette sprach: „Lerne zu leiden, ohne zu klagen“. Ueber diesen beiden In⸗ schriften an beiden Seiten befindet sich eine stilvolle Verdachung, ge⸗ schmückt mit dem eisernen Kreuz. Auf der Rückseite des Mittelstücks lesen wir die Worte: „Gewidmet von dem Kriegerverein Osten der Landgemeinde Oldenburg“. An der Enthüllungsfeier nahmen über 20 Krieger⸗ und Kampfgenossenvereine sowie Deputationen des Offziercorps und zahlreiche Einwohner der Stadt theil. Die Fest⸗ rede hielt der Divisionspfarrter Goens.
Gotha, 18. August. (Goth. Ztg.) Eine starke wellen⸗ förmige Erdbewegung ist am Freitag an einzelnen Stellen Thüringens wahrgenommen worden. Der Stoß erfolgte 7 Mi⸗ nuten vor 12 Uhr Mittags. Infolge der hervorgerufenen Erschütte⸗ rung stürzte in einem Flußspath⸗Bergwerk unweit Liebenstein ein Schacht von über 200 m ein. Wenige Minuten vor dieser Katastrophe waren noch 10 Arbeiter und der Leiter der Grube in dem Schacht beschäftigt gewesen.
Jena, 16. August. Nach einer Meldung der „Jena'ischen Zeitung“ soll in Weimar eine sehr große Anzahl Bände Akten, betreffend die Ermordung Kotzebue's und betreffend die Burschenschaft im Jahre 1819, aufgefunden worden sein.
Bremen. Der von Sansibar heimgekehrte Bremer Lloyd⸗ Dampfer „Adler“ brachte außer den abgelösten Mannschaften auch drei größere erbeutete Buschiri⸗Kanonen mit, die nach Kiel weiter transportirt worden sind. Auf jedem Rohr ist, wie die „Köln. Volks⸗Ztg.“ schreibt, eine Bronze⸗Platte befestigt mit der Gravirung: „Erbeutet bei Kilwa⸗Kiwindje, 4. Mai 1890.“ Die Ge⸗ schütze Jelbst sind ihrem verrosteten Aussehen nach uralte eiserne Vorderlader, die auf plumpen hölzernen Lafetten ruhen, deren Räder wiederum aus einfachen, von Baumstämmen abgesägten Rollen bestehen. Die Größen sind verschieden; die Länge und der Mündungs⸗Durch⸗
1 1
1
messer betragen bei den einzelnen Rohren 1,90 m und 10,4c m, 1,55 m und 12 cm, 0,91 m und 7,5 cm.
London, 16. August. Wegen Trunkenheit wurden, wie der „Frkf. Ztg.“ mitgetheilt wird, in England im verflossenen Jahre 151 425 Personen, davon 13 912 wegen Trunkenheit an Sonntagen zwischen 12 ¼ Uhr Nachmittags und Mitternacht, bestraft. Auf London entfallen 20 305 Bestrafungen, auf Livervool 15 491, auf Manchester 15 182, auf Newcastle 3144 und auf Birmingham 2430. In Wales wurden 8817 Personen wegen Trunkenheit bestraft.
Manchester, 18. August. In Manchester brannte gestern Nachmittag das Queen's Theatre fast gänzlich nieder. Das ganze ziemlich werthvolle Inventar wurde zerstört, aber Verlust an Menschenleben ist, der „A. C.“ zufolge, nicht zu beklagen.
Rion, 18. August. Gestern Abend wüthete ein furchtbarer Sturm mit Hagelschlag. „W. T. B.“ berichtet darüber: Bei Cernacio wurden Hagelkörner bis zum Gewicht von 700 g gefunden. v Aecker sind verwüstet, auch der sonstige Schaden ist be⸗ deutend.
Chur. Ueber den bereits in Nr. 187 des „R.⸗ u. St⸗A.“ er⸗ wähnten Absturz vom Pic Languard meldet die „Schweizer Alpenzeitung“ folgendes Näbere: Zum Sonnenaufgang auf Sonntag, 3. August, gingen einige junge Leute auf Pic Languard, 3266 m, wie dies häufig geschieht; darunter befand sich auch der Postkommis Ferber aus Chur, ein starker, kräftiger zwanzigjähriger junger Mann, der schon mehrmals oben war. Beim Abstieg, der getrennt geschah, wurde dem Ferber dicht unter der Spitze, bei den sogenannten durch einen Windstoß der Hut entführt. Ein steiler „Schneeplätz“ führte an jener Stelle abwärts, lag der Hut in der Nähe, kurz, Ferber nahm den schen die Beine, um den kurzen Schnee abzureiten. Soweit
von einigen Italienern beobachtet. Auf diesem Schnee
ffenbar keinen Halt — trug er doch nur ungenagelte
— er überschlug sich, fuhr eine fast senkrechte Kehle etwa
tief hinunter und blieb todt liegen. Die Führer F. Mittmer
und L. Hartmann fanden ihn F. es erwähnten Kamins,
auf dem Rücken liegend, den Kopf voraus, die Arme ausgebreitet.
Der Kopf des Verunglückten war furchtbar zerschlagen, besonders die chte Seite, die Hände zerschunden.
8 2 †ᷣB — Treppen,
August. Die beiden deutschen
(F) Stockholm, 15. welche eine Woche im hiesigen Hafen gelegen,
Kriegsschiffe, ollten gestern Vormittag die Anker zum Abgang lichten; die Korvette Luise“ sollte nach Swinemünde und die Brigg „Rover“ nach Danzig gehen. Der Anker der „Luise“ saß aber so fest am Grunde, daß er nicht zu heben war. Das Losmachen des⸗ selben hätte gestern, wie „Aftonbladet“ berichtet, dem Taucher der Korvette, Stiegert, beinahe das Leben gekostet. Dem Taucher wurde aufgegeben, die Ursache des Festsitzens des Ankers zu unter⸗ suchen; er ging sofort ans Werk. Wo das Schiff lag, war das Wasser 16 Klafter tief, und der Anker war außerdem noch einige Klafter tiefer gesunken, wo er an einem alten, vor mehreren Jahren gesunkenen Wrack festgesessen haben soll. Die Arbeit in der großen Tiefe und in der mächtigen Schlamm⸗Masse erschöpfte die Kräfte des Tauchers vollständig, aber er batte doch noch Geistesgegenwart genug, um die Signalleine zu ziehen. er wurde sogleich von dem Soiffsarzt in Behandlung genommen, nach dessen Urtheil übrigens keine Gefahr für sein Leben vorhanden ist. Es wurde nun ein Dampfer der Rettungsgesellschaft „Neptun“ requirirt, durch dessen Arbeiten es erst am Nachmittage glückte den loszubekommen, so daß die Schiffe hente Vormittag abgehen onnten.
New⸗York, 14. August. Die Stadt Austin in Pennsylvanien ist größtentheils niedergebrannt. Das Feuer brach im Geschäfts⸗ viertel aus und griff so rasch um sich, daß in kürzester Zeit nicht weniger als 42 Häuser eingeäschert wurden. Der angerichtete Schaden wird, laut Mittheilung der „A. C.“, auf eine halbe Million Dollars geschätzt. Ein Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen, da das Feuer während des Tages ausbrach und die Insassen die brennenden Häuser rasch verlassen konnten.
—New⸗York, 16. August. „A. C.“ meldet: In Colorado Springs, Colorado, entlud sich gestern ein Wolkenbruch, der Vermögensschaden in Höhe von mehreren hunderttausend
Wetterbericht vom 19. August, Morgens 8 Uhr.
Gewitter statt. deutschen Küste zum Theil
liegt, ist das bewegung
d. Meeressp
Bar. auf 0 G r. red. in Millim
Mullaghmore
normalen.
2 lu.
—
still wolkenlos
An Bord angekommen, bekam der Taucher einen Butsturz;
verursacht hat. Auch zwei Menschen verloren ihr eben.
Sydney, 13. August. Um die Einschmuggelung von Chinesen in die Kolonie zu verhinderv, hat die Regierung von Neufüdwales angeordnet, daß alle an Bord eines Schiffes befindlichen Chinesen sofort nach dem Einlaufen in den Hafen photographirt werden müssen. Auf diese Weise, schreibt die „Voss. Ztg.“, will man verhindern, daß sich Chinesen, die sich im Schiffe versteckt haben, als zur Besatzung gehörig ausgeben.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Narwa, 19. August. (W. T. B.) Ihre Majestäten die Kaiser Alexander und Wilhelm begaben Sich Vormittags 9 Uhr nach Jamburg in das Manöver⸗ terrain und stiegen daselbst zu Pferde. Die Avantgarde des West⸗Corps ging früh von Kobiliaky gegen Jamburg vor, welches das Ost⸗Corps besetzt hielt. Das Gros des West⸗ Corps folgte von Narwa; das Ost Corps wird sich hinter den Fluß Luga zurückziehen. Das West⸗Corps wird morgen den Uebergang über den Fluß bei Jamburg forciren.
Königsberg i. Pr., 19. August. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht kehrte nach der Vor⸗ stellung der 4. Infanterie⸗Brigade, welche heute früh auf dem großen Exerzierplatze stattfand, um 9 ½ Uhr nach dem Schlosse zurück und nahm daselbst das Frühstück ein. Um 12 Uhr 40 Minuten erfolgte die Abreise über Insterburg zum Manöver⸗ felde nach Wiekischken bei Darkehmen.
Fulda, 19. August. (W. T. B.) Zu der morgen beginnenden Bischofs⸗Konferenz, an welcher nur die preußischen Bischöfe theilnehmen, sind bereits gestern ein⸗ getroffen die Bischöfe von Limburg und Ermland; heute werden erwartet der Erzbischof von Köln, der Fürstbischof von Breslau, die Bischöfe von Kulm, Hildesheim, Osnabrück und Münster, der katholische Feldpropst Bischof Aßmann aus Berlin, der Erzbischof von Freiburg und der Bischof von Mainz, der Vertreter des Bischofs von Paderborn; aus Gnesen kommt der Kapitular⸗ Vikar Kraus und aus Posen der Weihbischof Likowski. Der Bischof von Trier ist zur Zeit noch in Straßburg und trifft erst morgen hier ein. Vor Eröffnung der Konferenz findet morgen früh in der Bonifacius⸗Gruft eine Andacht statt. Den Vorsitz bei den Berathungen wird der Erzbischof von Köln führen. Die Berathungen werden, wie gewöhnlich, geheimgehalten.
Wien, 19. August. (W. T. B.) Laut Mittheilung des Militär⸗Verordnungsblattes hat der Kaiser die Aufstellung eines 42. Kavallerie⸗Regiments angeordnet, welches am 1. Januar 1891 als Dragoner⸗Regiment Nr. 15 errichtet werden wird. 8 1
Zara, 19. August. (W. T. B.) Die hier herrschende außergewöhnliche Hitze hat bereits wiederholt Fälle von Sonnenstich zur Folge gehabt; auch Wassermangel macht sich fühlbar.
Washington, 19. August. (W. T. B.) Dem Schatz⸗ amt sind gestern aus San Francisco zwei Verkaufsange⸗ bote von Silber zugegangen im Betrage von 50 000 Unzen Silbers zu 116 und von 200 000 Unzen zu 118. Das Gesammtangebot belief sich auf 580 000 Unzen, von denen 540 000 angenommen wurden. — New⸗York, 19. August. (W. T. B.) Nach Meldungen Mexito erhielt der dortige Vertreter der Republik San Salvador eine Mittheilung vom General Ezeta, welche ein baldiges günstiges Resultat der eingeleiteten Friedensverhandlungen in Aussicht stellt. — Eine Depesche des „New⸗York Herald“ aus San Salvador meldet, ein dem General Ezeta in allen Punkten günstiger Frieden sei bereits abgeschlossen. General Ezeta habe infolge dessen der auf Guatemala marschirenden Armee von San Salvador Gegenbefehl ertheilt.
aus
Deutschland Nachmittags und Außer lagernden Minimums, wo trübes, regnerisches Wetter herricht und die Temperatur im Westen etwas unter der normalen das Wetter bei über Deutschland vielfach heiter. Die Temperatur daselbst um 4 bis 7 Grad über der
Nacht
— 8 zahlreiche im Gebiet de
an der
Im prachtwwollen Parkfest mit Freilotterie. iter und Instrumental⸗Künstlern meist schwacher Lurft⸗
Im Park: 111 23. August.
ie Puppenfee. Deutsche Seewarte. 1 Operette von Suppé.
— ,— in ° Celsius
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1 wolkig 2 bedeckt
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3 heiter wolkig bedeckt 2 bedeckt bedeckt ¹) 2 bedeckt wolkig²) 2 halb bed. olkig deckt wolkenl. ³) wolkig ⁴) heiter 1 Gewitter 4 wolkig still wolkenlos 1 wolkenlos 4 halb bed. O 2 wolkig : der still wolkenlos .
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¹) Abends und heute früh Gewitter mit Regen. 2²²) Abends Wetterleuchten. ¹) Nachts Gewitter. ⁴) Nachts Gewitter.
VUMebersicht der Witterung. Die Luftdruckvertheilung ist eine sehr gleichmäßige; ausgenommen über Irland überschreitet der Luft⸗ druck in der nördlichen und nordwestlichen Hälfte des Erdtheils nicht 760 mm. Gebiete niedrigen Druckes liegen über dem Skandinavischen Meere und im Süden der Nordsee bis zur Odermündung; unter dem Einfluß des letzteren fanden in
Million.
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J. Bühlmann u. Alex Täglich geöffnet v. Mor⸗ gens 9 Uhr bis zur Dunkelbeit.
Redacteur: Dr. H. Klee.
Berlin: . . Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent⸗
lichen Auzeigers (Kommanditgesellschaften auf
Entrée 1 ℳ, Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche
vom 11. bis 16. August 1890.
zum Deutschen 199.
8
Erste Beilage
Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Dienstag, den 19. August
1890.
Ergebnisse der Ernteaussichten in Preußen 1890.
Wie alljährlich hat das Königliche Statistische Bureau soeben im Auftrage des Königlichen Ministeriums für Land⸗
wirthschaft, Domänen und Forsten die Ergebnisse der von den
landwirthschaftlichen Vereinen Ende Juli 1890 kreisweise bewirkten Ermittelung der Ernteaussichten aus den Original⸗ berichten zusammengestellt. Die Angaben erstrecken sich auf die wichtigsten feldmäßig angebauten Früchte und sind in Pro⸗ zenten einer Mittelernte ausgedrückt. Eine Mittelernte im preußischen Staat wird angenommen für das Hektar zu Kilogramm— b 1
im im im
Durchschnitt Maximum Minimum 1 561 3 170 7
902 — = —
0 2 5
Erbsen. Ackerbohnen
Wicken .. Buchweizen.
do bdboboOo bdo 90 do 8
— 1 2 —1 28 — 888
“ 471 8 000
Wiesenheu . 2 948 10 000 1
Die Ermittelungen der landwirthschaftlichen Vereine er⸗ gaben in Prozenten jener Mittelernte Ende Juli 1890 für das ganze Staatsgebiet
Winterweizen interroggen
Sommergerste.
“
200 — 28ᷣ SS8
im im
Durchschnitt Maximum Minimum
103 150 85 öIX““
109 164
104 185
103 216
103 186
. 103 260
89 150 1““ 199 Winterraps und⸗Rübsen 96 155 Hopf 130
“ 161 .“ Wiesenheu 168 6 - 8 Hauptfrüchte — das Getreide — sind hiernach die Ernteaussichten als recht befriedigende zu bezeichnen; nur die Hopfen⸗ und Buchweizenernte steht erheblicher hinter den durchschnittlich zu erwartenden Ergebnissen zurück, auch die Kartoffel⸗ und Heuernte dürfte etwas ungünstiger ausfallen als im Vorjahre. 8 ““
Für die einzelnen Provinzen stellten sich die Ernte⸗ aussichten in Prozenten einer Mittelernte im Durchschnitt wie folgt: 8
; 8 Lar⸗ Hafer toffeln 115 115 105 92 115 94 109 95 104 88
Winter⸗ Winter⸗ Sommer⸗ Weizen Roggen Gerste 121 113
Ostpreußen ... 3 106 105
Westpreußen. 5 Brandenburg 102 105 Pommern .. 101 109 11““ 4 98 102 Schlesien.... 96 98 104 83 Sachsen 104 103 109 99
Schleswig⸗ Ser. 102 99 94
““ 8 98 2 . Hannover . .. 101 96 101 93 Westfalen 101 93 98 85 Hessen⸗Nassau. 321 98 98 95 93 Rheinland ... 102 100 107 102 Hohenzollern .. 1“ 105 93 107.
Für Kleeheun weisen die Provinzen Sachsen (111), Brandenburg, Schlesien (je 101) und Hannover (100) die günstigsten, Pommern (75), Westpreußen (84) und Hessen⸗ Nassau (89) die schlechtesten Durchschnittssätze auf; beim Wiesenheu gehen Ostpreußen (115), Posen (105), Schlesien, Sachsen (je 104), Westpreußen und Pommern (je 101) über den Durchschnittsertrag einer Mittelernte hinaus, während Hessen⸗ Nassau (94), Westfalen (96), Rheinland (97), Hannover (98) und Brandenburg (99) dahinter zurückbleiben. Vom Stadtkreis Berlin lagen bei der Veröffentlichung der Ergebnisse noch keine Angaben vor; in Hohenzollern wurden die Durchschnitts⸗ ernten für Kleehen und Wiesenheu auf 114 bezw. 116 Proz. einer Mittelernte geschätzt. “
1 Zur Arbeiterbewegung.
Der sozialdemokratische Reichstags⸗Abgeordnete Paul Singer erläßt in dem „Berl. Volksbl.“ eine Ansprache an die Partei⸗ genossen Berlins, da eine auf Mittwoch einberufene Versamm⸗ lung der Parteigenossen, in welcher er die gegen ihn und andere sozialdemokratische Führer in der Versammlung des Wahlvereins der sozialdemokratischen Partei im 6. Berliner Reichstagswahlkreise vom 12. d. M. erhobenen Beschuldigungen abwehren wollte, von der Be⸗ hörde verboten worden ist. 1“
„ Dasselbe Blatt giebt einen vom 16. d. M. datirten Situations⸗ bericht des Ham burger „Echo“ über die dortigen Strikes und Aussperrungen wieder. Angesichts der Thatsache, heißt es da⸗
selbst, daß die Zahl der Gemaßregelten in den meisten Ge⸗ werken soweit gesunken ist, daß sie die durchschnittliche Zahl der in jeder Periode Arbeitslosen nicht erheblich übersteigt, hat sich die Kommission veranlaßk gesehen, die weiteren Sammlungen für die Hamburger Ausgesperrten einzustellen. Als ausgesperrt werden nur noch betrachtet die Glas⸗ macher in Ottensen und Bergedorf sowie die Gasarbeiter Ham⸗ burgs. Die noch vorhandenen und noch einlaufenden Gelder sollen, soweit ein Ueberschuß sich ergiebt, für Abwehrstrikes in Deutschland verwendet werden. Wo es dringend nothwendig ist, wird für die
nächste Zeit von der Kommission noch Unterstützung verabfolgt; sonst muß die Unterstützung der Gemaßregelten jedem einzelnen Gewerk überlassen werden, resp. werden die Hamburger Gewerkschaften die nöthigen Summen aufbringen. Außer den Maurern, von welchen die Zehr der Gemaßregelten nicht vorliegt, zählen in Hamburg die Zimmerer noch 90 Gemaßregelte; zu unterstützen sind ferner 13 Frauen Abgereister und 160 Kinder. Der Verein der Maurer⸗ arbeitsleute zählt 72 arbeitslose Mitglieder, wovon 45 mit 79 Kindern der Unterstützung bedürfen. Die Ewerführer sind noch immer in schlimmer Lage; 208 sind noch seit dem 1. Mai aus⸗ gesperrt, 400 haben wohl Arbeitsscheine, aber keine Arbeit erhalten. Die Schlächter müssen für 40 Gemaßregelte sorgen. Von den Erd⸗ arbeitern und Zimmererarbeitsleuten befinden sich 143 im Ausstand, wovon 36 Verheirathete mit 60 Kindern und 13 Ledige unterstützungsbedürftig sind. 23 Plätterinnen sind noch gemaß⸗ regelt; ferner ist für 9 gemaßregelte Former zu sorgen. Die Glas⸗ arbeiter haben noch 32 Gemaßregelte mit 87 Kindern. — In Altona sind 34 Zimmerer mit ca. 50 Kindern, ferner 3 Frauen Abgereister zu unterstützen. 16 Vergolder sind noch ausgesperrt, worunter 4 Verheirathete mit 4 Kindern. Die Glasmacher haben 150 Ausgesperrte zu unterstützen; 105 derselben haben 274 Kinder. Die Glasmacher in Bergedorf haben noch 99 Ausständige. In Geesthacht sind seit 2. August 13 Korbmacher ausgesperrt. — In einer öffentlichen Versammlung der Maurerarbeitsleute Hamburgs und der Umgegend, welche am Sonntag stattfand, bemerkte, wie der „Hamb. Corr.“ berichtet, der Referent über „die jetzige Lage der Maurerarbeitsleute Hamburgs und die Arbeit in Hamburg“, daß es nothwendig erscheine, Mittel und Wege zu ersinnen, wie es zu bewerkstelligen sei, um alle die Wunden die die letzte mißglückte Arbeitseinstellung den Maurer⸗ arbeitsleuten geschlagen habe, heilen zu können. Die Behauptung, daß die Maurerarbeitsleute allein durch die Strikes der Maurer und Zimmerer in Mitleidenschaft gezogen worden seien, beruhe auf Unwahrheit, da es Thatsache sei, daß die Maurerarbeitsleute selbst⸗ ständig und zwar zu gleicher Zeit mit den Maurern mit Forderungen wegen Verkürzung der Arbeitszeit ꝛc. an ihre Arbeitgeber herangetreten sind. Wenn man sich frage, wodurch die Niederlage herbeigeführt wor⸗ den sei, so müsse die Antwort einfach dahin lauten, daß der außer⸗ gewöhnliche Zuzug fremder Arbeitskräfte der Arbeitseinstellung den Todesstoß versetzt habe. Um ähnliche Niederlagen in Zukunft verhüten zu können, müsse man dahin zu wirken suchen, daß sich zunächst sämmtliche Branchen im Bauhandwerk einheitlich centralisirten, worauf diese dann wieder zu einem großen Centralverein der Bauhandwerker Deutschlands zu verbinden wären. — Nach langer Diskussion gelangte eine Resolution zur Annahme, in welcher u. A. der Wunsch ausge⸗ sprochen wurde, daß die Maurerarbeitsleute eine Centralisation sämmtlicher Bauhandwerker, einen Normalarbeitstag und ein ein⸗ heitliches Vereins⸗ und Versammlungsgesetz anstreben möchten.
In einer am Sonnabend in Mainz abgehaltenen Versamm⸗ lung der sozialdemokratischen Partei wurde einstimmig der Beschluß gefaßt, in Mainz eine sozialdemokratische Tages⸗ zeitschrift herauszugeben. Die Zeitung soll, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, erscheinen, sobald sich 2000 Personen durch ihre Unterschrift verpflichtet haben, ständige Abonnenten des Blattes zu werden.
Aus Westfalen schreibt man der „Köln. Zt.“ unter dem 16. d. M.: Auch die Sozialdemokraten lassen jetzt die Kaiserdelegirten Bunte und Schröder fallen. Die heute herausgegebene sozialdemokratische „Volksstimme, Organ für das werk⸗ thätige Volk in Rheinland und Westfalen“, rechnet mit den beiden Herren ab, und zwar, um mit Rücksicht auf den demnächstigen Wegfall des Scozialistengesetes die Bewegung nicht verwässern zu lassen, „damit nicht Personen einen machtgebenden Einfluß ge⸗ winnen, die weder berufen noch fähig sind, in der Oeffentlichkeit mit Energie und Takt aufzutreten“. Am Schlusse seiner Strafpredigt erwähnt das Blatt, daß Bunte aus der Liste des Bergarbeiter⸗ Verbandes gestrichen sei, weil er seine Beiträge nicht bezahlt habe.
Gegenüber der Generalversammlung des „Leipziger Konsum⸗ vereins“, in der eine sozialdemokratische Minderheit bei ihrem Be⸗ streben, die Leitung des Vereins an sich zu reißen, eine Niederlage erlitt (vergl. Nr. 196 d. Bl.), hatten zwei vom Vorstand ausgeschlossene, der sozialdemokratischen Richtung angehörige Mitglieder zum Sonntag eine öffentliche, d. h. auch Nichtmitgliedern zugängliche Versammlung berufen, in der, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, die Freunde der Ausgeschlossenen die Mehrheit bildeten. Die Ausschließung jener beiden Mitglieder wurde für ungesetzlich erklärt und der Leitung des Vereins der Vorwurf gemacht, daß sie sich in der Vertretung der Vereinsinteressen lässig gezeigt habe. Zwar wurde von anwesenden Freunden des Vorstandes und Verwal⸗ tungsraths die Ausschließung dahin gerechtfertigt, daß die Ausgeschlossenen in den Verein seiner Bestimmung nach ganz fremde politische Be⸗ strebungen hineinzutragen versucht hätten, indessen ging bei der Zu⸗ sammensetzung der Versammlung doch ein Beschluß durch, der den Vorstand und den Aufsichtsrath des Konsumvereins ungesetzlicher Uebergriffe gegen die Mitglieder beschuldigte und ihre gänzliche Un⸗ fähigkeit zur ferneren Bekleidung ihrer Aemter aussprach. Dieser Beschluß soll dem Konsumverein zugestellt werden.
Für die am 24. August in Freiberg i. S. stattfindende Ver⸗ sammlung von Delegirten sämmtlicher sächsischer Erz⸗ und Kohlenbergwerke (vgl. Nr. 197 d. Bl.) ist, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, folgende Tagesordnung festgesetzt: Erstrebung normaler Löhne, achtstündiger Schichtzeit, wöchentlicher Lohnzahlung; Wegfall ge⸗ trennter Gedinge, Aufhebung des Wagennullens und freie Aerzte⸗ wahl bei den Knavppschaftskassen; ferner Entgegensteuerung der Importirung fremder Arbeiter, Erstrebung eines deutschen Berg⸗ gesetzes, Freizügigkeit innerhalb deutscher Knappschaftsbezirke durch Kartellverträge, Erstrebung einer dem Arbeiter leicht verständlichen Statistik, Stellungnahme zu einem deutschen Bergarbeiter⸗ Delegirtentag. — Als Gäste erwartet man auch aus den anderen deutschen Bergbezirken zahlreiche Delegirte.
In London feierten die Gewerkvereine am Sonntag den
1 Jahrestag des am 14. August 1889 begonnenen großen Londoner
Dockarbeiterausstandes durch eine Massenkundgebung im Hydepark, an der sich etwa 50 000 Menschen betheiligten. Auf sechs Tribünen im Park wurden, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, von John Burns, Ben Tillett, Tom Mann und anderen hervorragenden Ausstandsführern Reden gehalten. Wie Burns hervorhob, zählt der neugebildete Dockarbeiterverband jetzt 58 000 Mitglieder und hat ein Jahreseinkommen von 28 000 £ und giebt ein monatlich erscheinendes Organ heraus, dessen Mit⸗ arbeiter alle Dockarbeiter sind. Der Dockarbeiter bekomme jetzt einen um 5 Schillinge höheren Wochenlohn und werde besser behandelt. Es wurde eine Resolution angenommen, welche die wiederholten Erfolge der Gewerkvereine im verflossenen Jahre be⸗ tont und empfiehlt, durch alle gesetzlichen Mittel die Herabsetzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf das höchste Maß von 48 Stunden zu erzielen, wodurch alle Arbeitslosen Beschäftigung finden würden. — Das „Board of Trade Journal“ veröffentlicht den von dem Arbeitsberichterstatter des britischen Handelsamts verfaßten Bericht über den Stand des englischen Arbeits⸗ marktes im Monat Juli. Die Zahl der Strikes, welche sich im Juni auf 79 stellte, stieg im Juli auf 99. Hiervon fielen
17 auf die Baumwoll⸗ und 9 auf die Wollindustrie. 14 Aus⸗
stände kamen unter den Seeleuten und Dockarbeitern vor, 12
in der Eisen⸗ und Stahlbranche, 6 in den Kohlenbergwerken, 7 im Baugewerke, 2 im Schiffsbau und der Rest in verschiedenen Ge⸗ werken. Von 226 980 Mitgliedern der 21 Hauptgewerkvereine waren Ende Juli 5171 außer Arbeit gegen 4215 Ende Juni. 8
Wie der Köln. Itg. aus Mons geschrieben wird, stehen die Bergleute der Grube Sainte⸗Felicits in Flénu seit mehreren Tagen aus, weil die Verwaltung ihnen für den Tag vor der Brüsseler Kundgebung, an welchem sie nicht zur Arbeit kamen, begreiflicher Weise keinen Lohn zahlt. Als ein Aufseher den Aus⸗ ständischen auf dem Hofe der Zeche die Thorheit ihres Benehmens vorhielt, kam es zu stürmischen Auftritten. 8
Zur wirthschaftlichen Lage im Jahre 1889.
Die Handelskammer zu Wesel äuzßert sich in ihrem Jahres⸗ bericht, wie folgt: 8
„Die günstige Geschäftslage in den meisten Betrieben unseres Bezirks hat auch im Jahre 1889 angehalten. Preissteigerungen und Wertherhöhungen sind aus fast allen industriellen Unter⸗ nehmungen zu melden, auch viele reine Handelsartikel zeigten Neigung zu besseren Preisen.
Diese gesunde Lage wirkte fördernd auf den Unternehmungsgeist und ermöglichte zum großen Theil einen fortdauernd zufriedenstellenden Betrieb, trotzdem die bedeutend gesteigerten Kohlenpreise den Unter⸗ nehmern harte Opfer auferlegten. Eine Ausnahme bildet hierbei die Textilindustrie unseres Bezirks, die nicht in so günstiger Lage war. Ebenso ist die Branntwein⸗Industrie in den letzten Jahren mehr und mehr zurückgegangen. Unterstützt wurden die Fabrikanten unseres Bezirks durch den gesunden Sinn der Arbeiter⸗ bevölkerung, bei welcher die Sozialdemokratie bisher keine Wurzel fassen konnte. Auch Arbeiter⸗Ausstände wurden, Dank dem guten Verhältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, vermieden.“
Und die Handelskammer von Görlitz schreibt:
„Es ist erfreulich, melden zu können, daß auch in diesem Jahre, Dank den Friedensaussichten, Handel und Industrie einen weiteren Aufschwung genommen haben; unsere Industrie ist qualitativ und quantitativ gewachsen, und für gute Waare sind angemessene Preise erzielt worden.
Auf dem wirthschaftlichen Gebiete ist das Jahr 1889 durch den Kampf der Arbeiter mit den Unternehmern um höheren Lohn und um Abkürzung der Arbeitszeit bemerkenswerth geworden, welcher durch ein Nachgeben der Arbeitgeber nur zu einem Waffenstillstand geführt werden konnte. Die Folge davon war eine wesentliche Vertheuerung der Kohlen und vieler Erzeugnisse der Industrie.“
Vom Binnenschiffahrts⸗Kongreß in Manchester wird der „Straßb. Correspondenz“ Folgendes berichtet:
In der Zeit vom 28. Juli bis 1. August l. J. hat im Stadt⸗ hause zu Manchester in England der 4. Internationale Binnenschiff⸗ fahrts⸗Kongreß getagt. Die erste dieser Versammlungen hatte im Jahre 1885 zu Brüssel stattgefunden; im folgenden Jahre trat der Kongreß in Wien zusammen und 1888 in Frankfurt a. M. Dies Kongresse bezwecken die Förderung der Binnenschiffahrt, wozu außer der gewöhnlichen Schiffahrt auf Flüssen und Ka⸗ nälen auch die Fahrt mit Seeschiffen gerechnet wird, sofern dieselbe auf künstlich geschaffenen oder wesentlich verbesserten natürlichen Wasserwegen stattfindet, welche sich weit in das Binnen⸗ land erstrecken. Der Schiffahrtstag war auch dieses Jahr lebhaft be⸗ sucht, wenngleich die Zahl der Theilnehmer hinter derjenigen zu Frankfurt a. M. einigermaßen zurückgeblieben ist. Insbesondere war die Zahl der Theilnehmer aus Deutschland verhältnißmäßig groß, was um so mehr zu beachten sein dürfte, als weder die Königlich preußische noch eine der übrigen deutschen Regierungen offiziell, wie zu Frankfurt a. M., vertreten war.
Die mit dem Kongreß verbundene Ausstellung war von hohem Interesse. Uebrigens ist auch hierbei hervorzuheben, Laß sie an Reichhaltigkeit hinter derjenigen zu Frankfurt bei Weitem zurück⸗ blieb; es fehlte fast gänzlich das außergewöhnlich umfangreiche Material der deutschen Regierungen, und entsprechender Ersatz Seitens der übrigen Staaten — namentlich Seitens Englands — war nicht vor⸗ handen. Besonderes Interesse erregten die Ausstellungsgegenstände der französischen, belgischen und niederländischen Regierung, die Pläne von Franzius und Sympher sowie die Pläne und Modelle über den Seeschiffahrtskanal von Manchester. Leider war die Zeit zu knapp bemessen, sämmtliche Gegenstände mit der nöthigen Muße studiren zu können; denn soweit die Zeit der Theil⸗ nehmer nicht durch die Verhandlungen der zur Berathung gestellten Fragen in Anspruch genommen wurde, war sie durch Ausflüge derart ausgefüllt, daß vielfach die Nacht zu Hülfe genommen werden mußte. Für den Fachmann boten besonders die Besichtigungen des Manchester Schiffahrtkanals, der Weaver⸗Schiffahrt, der großartigen Werke zur Wasserversorgung der Stadt Manchester und der Hafenanlagen zu Liverpool nebst den Anlagen für die Abzweigung des Manchester “ bei Eastham oberhalb Liverpool außergewöhnliches Interesse.
Nachdem die eigentlichen Verhandlungen am 1. d. M. geschlossen waren, fand ein weiterer Ausflug nach Schottland zur Besichtigung der Clyde, der Hafenanlagen zu Glasgow und der Eisenbahn⸗ brücke über den Firth of Forth bei Edinburg statt. Von der Riesenhaftigkeit des letzteren Bauwerks vermag man sich nur dann einigermaßen eine Vorstellung zu machen, wenn man dasselbe mit anderen außergewöhnlichen Bauwerken vergleicht; verliert doch selbst der Fachmann in der gewaltigen Umgebung derartig den Maßstab, daß er die Abmessungen des Riesenwerks bei weitem unterschätzt. Es sind denn auch Abbildungen gefertigt, welche die “ sowohl hinsichtlich ihrer Höhe als ihrer Länge mit be⸗ annten Bauwerken vergleichen. Hier sei nur angeführt, daß der Pariser Eiffelthurm umgelegt 4 bis 5 Mal in der Forthbrücke Platz finden würde. Die eigentliche Brücke — also abgesehen von den zu ihr führenden Viadukten — besteht nämlich aus zwei Mittelöffnungen von je 513 m und zwei Seitenöffnungen von je rund 250 m Licht⸗ weite. Da der korrigirte Rhein bei Straßburg eine Breite von 250 m hat, so genügt eine Seitenöffnung der Forthbrücke zu seiner Ueberspannung und jede Mittelöffnung der Brücke könnte einen Fluß von doppelter Breite des Rheins bei Straßburg überspannen.
Den Schluß der Besichtigungen bildete diejenige der Docks an der Themse in und unterhalb London. Hierzu war am 6. d. M., Morgens 11 ½ Uhr, der Dampfer „Donau“ zur Verfügung gestellt, auf dem die versammelten Mitglieder bequem an die betreffenden Punkte — namentlich zu den neuen Docks von Tilbury — geführt wurden. Diese Docks liegen auf dem linken Ufer des Flusses und zeichnen sich dadurch aus, daß sie auch bei Ebbe von den größten Seeschiffen erreicht werden können.
Die Mitglieder des Kongresses hatten sich überall und bei jeder Gelegenheit großer Zuvorkommenheit zu erfreuen, und die Leiter der Versammlung gaben sich die größte Mühe, den an sie gerichteten An⸗ sprüchen gerecht zu werden.
Kunst und Wissenschaft.
Ueber die Ergebnisse seiner Ausgrabungen in Troja berichtet Dr. Heinrich Schliemann in einem an die „N. Fr. Pr.“ gerichteten, vom Ende Juli datirten Brief, dem wir Folgendes ent⸗
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