liches. Das West⸗Corps nahm seine Stellung hinter dem Dorfe Opolge, als der Kampf vorüber war.
Der Verlauf des Manövers bot nicht nur durch den großartigen Kampf zwischen der gesammten Artillerie der beiden sich feindlich gegenüberstehenden Corps Interesse, sondern auch dadurch, daß das Ost⸗Corps den Gegner von einem ge⸗ fesselten Ballon aus beobachten ließ und daß die Militär⸗ Telegraphie eine emsige exakte Thätigkeit entfaltete.
Nach beendigtem Manöver wurde von den hohen Herr⸗ schaften das Dejeuner eingenommen und dann die Rückfahrt nach Narwa wieder mit Sonderzug von der Station Weimaren aus angetreten. —
Am Donnerstag war, wie bereits gemeldet, Ruhetag; Mittags siedelten die Majestäten nach Gomantowo über, wo am Freitag das Manöver fortgesetzt und Nachmittags beendigt wurde. Ueber diesen letzten Manövertag meldet „W. T. B. aus Gomantowo: „Das Ost⸗Corps erwartete in Schlachtlinie concentrirt das West⸗Corps uünd warf dasselbe nach einem hartnäckigen Kampfe zurück.“
8 8 8
Wie seiner Zeit gemeldet, hat Se. Majestät der Kaiser und Koͤnig am 21. Juni dem 2. Bataillon der Haupt⸗ Kadettenanstalt eine Fahne verliehen. Das „Mil.⸗ Wochenbl.“ theilt jetzt mit, daß während der Nagelung dem Commandeur des Kadetten⸗Corps eine Allerhöchste Kabinetsordre überreicht wurde, in welcher es heißt:
„Ich will dem Kadetten⸗Corps einen besonderen Beweis Meines Wohlwollens und Meiner Zufriedenheit mit seinen langjährigen guten Leistungen dadurch geben, daß Ich dem 2. Bataillon der Haupt⸗Kadettenanstalt eine Fahne mit dem Säkularbande verleihe. Ich. vertraue fest, daß das Kadetten⸗ Corps in dem Geiste der Gottesfurcht, der Königstreue und der Vaterlandsliebe, in welchem es Meiner Armee unge⸗ zählte Reihen der bravsten und tüchtigsten Offiziere erzogen hat, unverbrüchlich weiter verharren und diesen Geist zum Heile des Vaterlandes bis in die fernste Zukunft pflegen wird. Ich bestimme im Verfolg Meiner Ordre vom heutigen Tage, daß die bisherige Fahne des Kadetten⸗Corps in Zukunft von dem 1. Bataillon der Haupt⸗Kadettenanstalt geführt wird.“
An Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchs⸗ steuern (einschließlich der kreditirten Beträge) sowie anderen Einnahmen im Deutschen Reich sind für die Zeit vom 1. April 1890 bis zum Schlusse des Monats Juli 1890 zur Anschreibung gelangt: Zölle 137 007 751 ℳ (gegen denselben Zeitraum des Vorjahres + 14 851 385 ℳ), Tabacksteuer 2 940 562 ℳ (+ 360 882 ℳ), Zuckermaterialsteuer — 31 551 807 ℳ (s— 1 582 342 ℳ), Verbrauchsabgabe von Zucker 16 823 258 ℳ + 3 016 440 ℳ), Salzsteuer 11 839 462 ℳ (+ 1 250 065 ℳ), aischbottichh, und Branntweinmaterial⸗Steuer 2 437 222 ℳ + 24 363 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Gbsching zu derselben 39 338 452 ℳ (+ 5 585 283 ℳ), Brau⸗ steuer 9 067 101 ℳ (+ 89 495 ℳ), Nebeigeh geligih. von Bier 1 055 630 ℳ (+ 94 555 ℳ); Summe 188 957 631 ℳ 8b 23 690 126 ℳ). — Spielkartenstempel 292 820 ℳ + 14657 ℳ), Wechselstempelsteuer 2 597543 ℳ (+ 195001 72 Stempelsteuer für a. Werthpapiere 1 974917 ℳ (— 2516246 ℳ), b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 4 125 916 ℳ — 574 125 ℳ), ec. Loose zu Privatlotterien 161 626 ℳ — 81 427 ℳ), Staatslotterien 1 984 403 ℳ (+ 9 767 ℳ) Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung 72 038 177 ℳ 18 3 352 137 ℳ), Reichs⸗Eisenbahn⸗Verwaltung 18 322 000 ℳ + 1 320 000 ℳ). H Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme ab⸗ züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende Juli 1890: Zölle 125 387 348 ℳ (+ 15 646 723 ℳ), Tabacksteuer 2 411 978 ℳ (+ 73 332 ℳ), Zuckermaterialsteuer 33 809 061 ℳ (+ 6 506 385 ℳ), Verbrauchsabgabe von Zucker 19 297 573 ℳ (+ 5 402 497 ℳ), Salzsteuer 11 996 919 ℳ (+ 34 644 ℳ), Maischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer 7 023 899 ℳ — 479 254 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und uschlag zu derselben 34 053 401 ℳ (+ 4392 041 ℳ), rausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 8 603 282 ℳ
(† 156 285 ℳ), Summe 242 583 461 ℳ ( 31 782 654 ℳ). — Spielkartenstempel 382 221 ℳ (— 18 069 ℳP)).
Aus St. Petersburg meldet „W. T. B.“: Der Reichskanzler von Caprivi besichtigte am Freitag Morgen die Peter Pauls⸗Festung, machte darauf dem deutschen Bot⸗ schafter von Schweinitz einen Besuch und begab sich um 2 Uhr Nachmittags zu dem Minister von Giers, um mit dem⸗ selben zu konferiren. Nach der Konferenz besuchte der Reichskanzler die Botschafter der auswärtigen Mächte. Abends um 7 Uhr fand bei dem Botschafter von Schweinitz ein diplomatisches Diner statt. Heute Vormittag um 9 Uhr hat sich der Reichskanzler von Caprivi nach Peterhof begeben.
Die deutsche Kolonie in St. Petersburg veranstaltete Feüen zu Ehren der deutschen Marine⸗Offiziere ein Diner im
achtklub.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich sächsische Geheime Staatsrath Dr. Heerwart ist vom Ur⸗ laub hier angekommen.
Der kommandirende General des Garde⸗Corps, General der Infanterie Freiherr von Meerscheidt⸗Hüllessem hat sich in das Manöverterrain begeben, ebenso der Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, General⸗Lieutenant von Kaltenborn⸗Stach au und der Commandeur der 1. Garde⸗Infanterie⸗Divi sion, General⸗Lieutenant von Sobbe.
Der Direktor der Handwaffen⸗Abtheilung des Kriegs⸗ Ministeriums, General⸗Lieutenant Müller hat eine Dienst⸗ reise angetreten.
S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Nixe“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän b von Maltzahn, ist am 10. August in San Miguel (Azoren) eingetroffen und beabsichtigt, am 10. ah. nach Las Palmas (Canarische Inseln) in See zu gehen.
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Breslau. Der Königliche Regierungs⸗Präsident hat, wie die Schweidnitzer „Tägliche Rundschau“ berichtet, in einem Runderlaß den ihm untergeordneten Organen ein Erkenntniß des Königlichen Kammergerichts mitgetheilt, wonach ent⸗ schieden worden ist, daß da, wo eine Frohnleichnams⸗ prozession ꝛc. seit jeher ohne Musikbegleitung statt⸗ gefunden hat, in der nunmehrigen Heranziehung einer Musikkapelle, auch wenn diese lediglich den Gesang der Prozessionsgänger zu unterstützen bestimmt ist, eine Abweichung von der hergebrachten Art im Sinne des §. 10 des Vereins⸗ gesetzes vom 11. März 1850 zu erblicken, und daß deshalb zur Ver⸗ anstaltung solcher Prozessionen gemäß §. 9, 10 a. a. O. die polizeiliche Genehmigung einzuholen ist. Zur Begründung dieser Entscheidung wird in dem fraglichen Erkenntniß aus⸗ geführt, daß eine stille Prozession sich von einer geräusch⸗ vollen, durch Musikbegleitung mit größerem Gepränge um⸗ gebenen wesentlich unterscheidet, und daß eine Prozession mit ungewohnter Musikbegleitung ganz dazu geeignet ist, durch Herbeilockung größerer Menschenmengen Verkehrsstörungen herbeizuführen und in einem Orte gemischter Konfession sogar den konfessionellen Frieden zu gefährden.
Sigmaringen, 23. August. Se. Majestät der König von Rumänien weilt noch einige Tage hier. Ihre König⸗ liche Hoheit die Fürstin von Hohenzollern ist von Bad Pyrmont zurückgekehrt.
Württemberg.
Friedrichshafen, 20. August. Fum Besuch Ihrer Majestäten traf, wie der „St.⸗A. f. W.“ meldet, der Herzog Franz von Teck mit seinem Sohne, dem Fürsten Alexander, von Villa Seefeld hier ein und kehrt nach dem Diner dorthin zurück.
Baden Karlsruhe, 21. August. Se. Königliche Hoheit der Großherzog wird sich, der „Karlsr. Ztg.“ zufolge, am 24. d. M. nach Stockäch begeben, um dem dort stattfindenden dritten Kriegerfeste beizuwohnen.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Schwerin, 23. August. Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Groß⸗ herzogin haben gestern, wie „W. T. B.“ meldet, an Bord der Nacht „Conqueror“ den Hafen von Brest wieder ver⸗ lassen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Weimar, 22. August. Nach der „Th. C.“ gedenkt Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Ende dieses Monats Helgoland zu verlassen. “
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Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 23. August. Die gestrige „Wiener Ztg.“ ver⸗ öffentlicht das Allerhöchsten Orts genehmigte Statut für den Zollbeirath. Nach demselben besteht der Zollbeirath aus dem Vorsitzenden und 49 Mitgliedern. Den Vorsitz sühsrt der Handels⸗Minister, in seiner Verhinderung einer er vom Handels⸗Minister aus den Beamten des Kaiserlichen und Königlichen Handels⸗Ministeriums er⸗ nannten zwei Stellvertreter, welche zugleich dem Zoll⸗ beirath als ständige Mitglieder angehören können. Von den Mitgliedern werden 18 ständig und 31 auf Vorschlag der Handels⸗ und Gewerbekammer für die Dauer von drei Jahren ernannt. Der Zollbeirath versammelt sich auf Ein⸗ ladung des Handels⸗Ministers nach Bedürfniß. Er bildet aus seiner Mitte eine allgemeine Kommission und Fachabtheilungen, welche vom Präsidium direkt nach Bedürfniß einberufen werden. Die nach Anhörung des Zollbeiraths vom K. und K. Finanz⸗Ministerium im Einvernehmen mit dem K. und K. Handels⸗ inisterium nach freiem Ermessen gefällten Entscheidungen werden mit einer kurzen, die Anwendung der Entscheidung als Norm für analoge Fälle ermöglichenden Begründung ver⸗ öffentlicht. —
Die Handelskonvention zwischen Oesterreich⸗ Ungarn und Egypten, sowie das Protokoll über die An⸗ nahme des Zollreglements sind, wie der „Presse“ aus Kairo gemeldet wird, daselbst am 16. d. M. von dem diplomatischen Vertreter Oesterreich Ungarns und dem egyptischen Minister des Aeußern unterzeichnet worden. Nunmehr ist noch ein Notenaustausch in Betreff der Kapitulationen, der Waffeneinfuhr, der Monopole, der Küstenschiffahrt und des Taback⸗Imports erforderlich, welcher demnächst erfolgen wird. Die Handels⸗ konvention, welche am 1. Januar 1891 in Kraft treten soll, dürfte dem österreichischen und ungarischen Parlamente sofort bei deren Zusammentritt unterbreitet werden.
Großbritannien und Irland
London, 23. August. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm sandte, wie „W. T. B.“ berichtet, durch die hiesige Botschaft 50 Pfund Sterling für das Matroseninstitut in Portsmouth, dessen Patronat Allerhöchstderselbe während des Aufenthalts in England übernommen hatte.
Das englisch⸗portugiesische Abkommen mit Bezug auf Afrika hat nach der „A. C.“ folgenden Wortlaut:
„Großbritannien erkennt durch diese Konvention das portu⸗ giesische Gebiet südlich vom Rovuma an, wie dasselbe in dem deutsch⸗portugiesischen Vertrage von 1886 definirt ist. Die portugie⸗ sischen Besitzungen in Ost⸗Afrika sind begrenzt im Norden von dem
lusse Rovuma bis zu seinem usammenfluß mit dem
„Sinje und von da westwärts durch dieselbe Breiten⸗ parallele bis zum Nyassasee. Die Grenze folgt dann dem Gestade des Sees südwärts bis zum 13 ½ Grad südlicher Breite und von da in einer direkten Linie südwärts nach dem Kilwasee. Dem östlichen Gestade dieses Sees bis zu seinem äußersten südöst⸗ lichen Punkte folgend, zieht die Grenze von da eine direkte Linie nach dem östlichsten Nebenfluß des Ruo (etwa im 36. Längengrade), folgt dem Ruo westwärts bis zu seinem Zusammenflusse mit dem Shire und wendet sich von da in einer direkten Linie nach dem Zambesi, den sie an einem Punkte zwischen den Caroa Bassa⸗Stromschnellen und Tete berührt. Die südöstlichen und südlichen Gestade des Nyvassasees, die Shire⸗Hochlande, Blantyre und das umliegende Gebiet sind mit⸗ hin Großbritannien gelassen. Die Grenze folgt sodann dem Zambesi bis zu einem Punkte 10 englische Meilen westlich von Zumbo. Dort verläßt sie den Zambesi und schlägt eine Linie direkt südlich nach dem 16. Breitengrade ein, folgt dieser Parallele ostwärts bis zum 31. Breiten⸗ grade und läuft von da in einer geraden Linie nach dem Durchschnitt des Flusses Mazon mit dem 31. Breitengrade, welchem sie südwärts bis zum 18 ½. Breitengrade folgt und dann letztere Parallele westwärts verfolgt, bis sie den Mashike an seinem Zusammenflusse mit dem Savi erreicht. Die Grenze läuft alsdann parallel mit dem Laufe des letztgenannten Flusses südwärts bis zu seinem Zusammenflusse
mit dem Lundi. Von diesem Punkte schlägt sie eine gerade Linie nach dem Südwesten bis zum nordöstlichen Winkel der Transvaale.
grenze ein. Sie folgt der Grenze von Transvaal und Swaziland südwärts bis zum Flusse Maputa und von da der Breitenparallele des Zusammenflusses des Maputa mit dem Pongolo ostwärts bis zum Meere. Kraft einer besonderen Stipulation wird Portugal Gebiet aufeine Entfernung von 10 Meilen um Zumbo am nörd⸗ lichen Ufer des Zambesi herum zugewiesen. 8
Was das westliche Afrika anbelangt, so läuft die Grenze zwischen der portugiesischen und der britischen Einfluß⸗ sphäre von den Katima⸗Stromschnellen am Zambesi längs dieses Flusses bis zu seinem Zusammenflusse mit dem Kabompo und folgt dann letzterem Flusse nordwärts bis zur Grenze des Congo⸗Frei⸗ staates. Es ist vereinbart, daß Großbritannien die Ausdehnung der portugiesischen Einflußsphäre ostwärts von der Grenze von Loanda nach der westlichen Grenze des Congo⸗Freistaates, einen Flächenraum von 400 000 qkm, nicht beanstandet, und es erkennt als portugiesisches Gebiet das Hinterland von Angola von der Grenze. wo die Flüsse nördlich und südlich (etwa in der 8 Breitenparallele) nach der nördlichen Grenze der deutschen Sphäre laufen, an. Großbritannien soll seinerseits einen freien Weg zwischen seiner nördlichen und seiner südlichen Einflußsphäre in Afrika haben. Thatsächlich ist alles, was westwärts vom Nyassasee liegt, britisches Gebiet. Portugal behält sich jedoch das Recht vor, eine Verbindung zwischen seinen östlichen und westlichen Territorien längs des Zambest aufrechtzu)alten. Zwecks dessen wird ihm das Recht gewährt, Straßen, Eisenbahnen und Telegraphenlinien anzulegen, innerhalb einer zehn Meilen vom südlichen Ufer und 20 Meilen vom nördlichen Ufer des Zambesi gezogenen Linie, welche einen 30 Meilen breiten Landgürtel bildet. Andererseits behält Großbritannien sich das Recht vor, Eifen⸗ bahnen, Straßen u. s. w. zwischen dem nordöstlichen Winkel seiner Einflußsphäre südlich vom Zambesi bis zu einem Punkte zwischen dem Mazoe und den Caroa Bassa⸗Stromschnellen am Zambesi in einem zehn Meilen breiten Landgürtel anzulegen. Der Zambesi und seine Nebenflüsse sollen den Flaggen aller Nationen frei offen stehen und alle Wasserwege in der britischen und portugiesischen Einflußsphäre in dem ganzen durch die gegenwärtige Konvention abgesteckten Gebiet sollen der Schiffahrt der Flaggen der beiden Länder frei offen stehen.
Alle Differenzen, welche zwischen den beiden Regierungen in ihren beziehungsweisen Einflußsphären entstehen dürften, sollen auf schiedsrichterlichm Wege beglichen werden. Die Transitzölle, welche von Portugal den portugiesisches Gebiet zwischen der britischen Einflußsphäre in Ost⸗Afrika und dem Meere passirenden Waaren auferlegt werden, sollen die von dem portugiesischen Tarif in 1877 festgesetzten Zölle, nämlich 3 % ad valorem, nicht übersteigen. Die Fönvenfion umfaßt auch einige weitere Stipulationen in Betreff von
öllen.
Nach Berichten aus Irland stellte die Sanitäts⸗ behörde des Distrikts Timoleague (Grafschaft Cork), wie „W. T. B.“ meldet, fest, daß von 8000 Personen 3000 ohne Lebensmittel sein werden, wenn denselben nicht in einem Monat oder früher Hülfe von außen kommt. Viele unter den Bewohnern sind durch den Genuß verdorbener Kartoffeln erkrankt.
Frankreich.
Paris, 23. August. Ein im „Journal officiel“ ver⸗ öffentlichtes Dekret des Präsidenten regelt die Ver⸗ waltung des französischen Sudan insofern neu, als der dortige „Oberbefehlshaber“ nunmehr von dem Gouverneur des Senegal unabhängig sein soll. Darnach erhält der Ober⸗ befehlshaber seinen Sitz in Kayes und berichtet in Zukunft unmittelbar an den Unter⸗Staatssekretär der Kolonien, unterrichtet jedoch gleichzeitig den Gouverneur des Senegal von der Lage der Dinge und kann ohne dessen Zustimmung auf keine politische Aktion eingehen. Auch soll für den Sudan ein besonderes, von dem des Senegal unabhängiges Budget aufgestellt werden. Die neue Einrichtung tritt mit dem 1. Ja⸗ nuar 1891 in Kraft. 8
Die Organisation des Marine⸗Ministeriums wird, der „Fr. C.“ zufolge, eine bedeutende Veränderun durchmachen. Demnächst wird nämlich eine neue Direk⸗ tion, die der Artillerie, geschaffen werden, deren Wir⸗ kungskreis sich auf den gesammten technischen und Verwal⸗ tungsdienst dieser Waffe erstrecken wird, die bisher der Direk⸗ tion des Materials und der General⸗Inspektion der Ar⸗ tillerie unterstand. Die letztere behält neben der militä⸗ rischen Inspektion auch den Dienst der Festungswerke und militärischen Bauten in den Kolonien, mit dem sie betraut wurde, seitdem die Marine hierfür nicht mehr die Genie⸗ Offiziere des Landheeres verwenden wollte. Um aber die Zahl der Direktionen nicht zu erhöhen, wird eine der jetzt bestehenden, die Generaldirektion der Torpedos, aufgehoben und durch einen einfachen „Dienstzweig der unterseeischen Ver⸗ theidigungen“ ersetzt werden, mit deren Leitung ein Linien⸗ Schiffskapitän unter den direkten Befehlen des Marine⸗ Ministers betraut werden wird.
Der Minister für öffentliche Arbeiten beabsichtigt, wie „W. T. B.“ meldet, die Schlosses von St. Cloud zu verkaufen.
Wie es heißt, sollen einige Schiffe des Mittelmeer⸗ falls König Humbert sich zu dem am
2. September stattfindenden Stapellaufe nach Spezzia begiebt, dort erscheinen, um den König im Namen des Prä⸗ sidenten Carnot zu begrüßen.
Im Generalrath des Departements der Sarthe, dessen Mehrheit konservativ ist, kam es zu einem Zwischenfall zwischen dem Präsidenten Herzog von Larochefoucauld und dem Präfekten. Ersterer hatte eine Aeußerung des Präfekten als unpassend bezeichnet. Darauf verließen der Präfekt und die Minorität die Versammlung, und der Präfekt schickte dem Herzog seine Zeugen. Das Bureau des Generalraths erklärte indessen, der Präsident habe nur von einem ihm zustehenden Recht Gebrauch gemacht und dem Zgpvischenfall sei keine weitere Folge zu geben.
Der Generalrath des Nord⸗Departements gab dem Wunsche Ausdruck auf Einführung einer Militär⸗ taxe für in Frankreich ansässige Ausländer und für solche Ausländer, die im Auslande wohnen, aber in Frank⸗ reich beschäftigt sind.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 23. August. Heute ist, wie „W. T. B.“ meldet, ein Kaiserlicher Befehl wegen Formation von 2 Escadrons Kavallerie im Kaukasus, aus ein⸗ geborenen Osseten bestehend, veröffentlicht worden.
Die Zahl der Zöglinge der Militärschulen, welche gestern zu Offizieren befördert wurden, beträgt 952.
Wie es heißt, hätte der Panzerkreuzer „Pamiat Azowa“, welcher sich demnächst in besonderer Sendung von Kronstadt nach dem Schwarzen Meere begiebt, vom Sultan die Er⸗ Iees erhalten, den Bosporus passiren zu
ürfen. 1
Obwohl bereits seit mehreren Jahren ein Personal
von Militär⸗Luftschiffern mit den nöthigen Apparaten
ves Guyot eberreste des
zu Versuchszwecken bestanden hat, so entbehrte doch diese Ein⸗
8 schiffer⸗Schulpark die Cadres stellt. Die Luftschifferinstitution gehört
8
richtung bisher einer festeren Organisation, die ihr nunmehr,
wie wir dem „Mil.⸗Wochenbl.“ entnehmen, durch Befehl vom 14/26. Mai gegeben worden ist. Es wird demnach bestehen: a. Ein Luftschiffer⸗Schulpark mit einem sländigen und einem nur aus Offizieren bestehenden, wechselnden Per⸗
ssonal, b. mehrere, bereits zur Friedenszeit je nach Bedürfniß 8 8 formirende Festungs⸗Luftschifferabtheilungen, und c. 2
Luftschifferabtheilungen, formirt zur Kriegszeit, wobei der Luft⸗ zum Geniewesen und ist direkt dem Inspecteur des galvanischen Fheils des Ingenieur⸗Corps unterstellt. Alljährlich werden zu dem mit Mannschaften und Material wie Lehrkräften und Mitteln
reich ausgestatteten Park 8 Ober⸗Offiziere, 4 vom Ingenieur⸗ Corps und 4 von den ständigen Festungsbesatzungstruppen, zur Ausbildung kommandirt.
Dieselben haben später bei obilmachungen als Offiziere der Feld⸗ und Festungs⸗Luft⸗ schiffer⸗Detachements zu fungiren.
Portugal. Lissabon, 21. August. Wie Londoner Blättern tele⸗ aphisch gemeldet wird, hat die hiesige Regierung die unver⸗ ügliche Bildung neuer Distrikte in West⸗Afrika be⸗ chlossen. Die beiden ersten derselben werden am oberen Kassai und Malange zwecks der militärischen Besetzung von
Lunda gebildet werden.
Rumänien. Bukarest, 22. August. Bei der Stichwahl im Distrikt Roman wurde, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, Oberst Fotea (konservativ) zum Senator gewählt.
Dänemark.
Kopenhagen, 23. August. Das österreichische Ge⸗ schwader hat, wie „W. T. B.“ berichtet, heute den hiesigen afen wieder verlassen. 1A4“
v“ Salvador. Im Widerspruch mit den anderweitigen bis⸗ rvorliegenden Nachrichten sagen gestern aus La Libertad in
New⸗York eingegangene Berichte, San Salvador habe die vom iplomatischen Corps in Guatemala gemachten Friedens⸗
—vorschläge, wonach der Präsident Ezeta demissioniren, der
Vize⸗Präsident Ayala die Präsidentschaft provisorisch über⸗ nehmen und nach den vor dem 22. Juni d. J. in Kraft ge⸗ wesenen Gesetzbestimmungen Neuwahlen für die Präsidentschaft ausschreiben sollte, als ihm nachtheilig abgelehnt. Die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten gelte für wahrscheinlich.
Argentinien. Buenos Aires, 23. August. Nach inem Telegramm des „W. T. B.“ bestätigt sich die gestern gebrachte Nachricht von der Demission des Finanz⸗ Ministers und des Kriegs⸗Ministers nicht.
Die Kammer begann die Berathungen der Re⸗ gierungsvorschläge, betreffend die Ausgabe von 60 Millionen in 5 Jahren rückzahlbarer Schatzbillets
nd betreffend die Anleihe von 20 Millionen für die asse, 86 welcher die Konversion des Papiergeldes er⸗ olgen soll.
Organha wurde zum Gouverneur von Cordoba ernannt.
Alle in den letzten Ereignissen kompromittirten
Offiziere sind in ihre Grade wieder eingesetzt
worden. Wie es heißt, sollen sämmtliche hiesige
Truppen den Befehl erhalten, die Stadt zu verlassen, m in Chacarita ein Lager zu beziehen.
„Uruguay. Montevideo, 23. August. Der Finanz⸗ Minister und der Kriegs⸗Minister haben, einem Tele⸗ gramm des „W. T. B.“ zufolge, ihre Entlassung gegeben; der Präsident soll beabsichtigen, die finanzielle Krisis „8 Ernennung eines neuen Finanz⸗Ministers
u lösen.
Kunst und Wißsfenschaft.
Am 18. und 19. Oktober d. J. sindet in Schweinfurt anläßlich der Enthüllung des Rückert⸗Denkmals das große Rückertfest statt, welches ursprünglich am 16. Mai 1888 begangen werden sollte. Das Festprogramm ist, der „Voss. Ztg.“ zufolge, wie folgt festgesetzt: Am Sonnabend, 18. Oktober, Abends, Fest⸗ Kommers in der städtischen Festhalle. Sonntag, Vormittags 11 Uhr, Festzug. Mittags 1 Uhr Enthüllungsakt. Nachmittags Uhr, Festmahl. Abends, nach Eintritt der Dunkelheit, Beleuchtung es Denkmals, des Geburtshauses Rückert's und des Marktplatzes. Abends 8 Uhr Festversammlung in der städtischen Halle mit Vor⸗ führung lebender Bilder nach Dichtungen Rückert’s. Der poetische Weihespruch, bei welchem die Hülle des Denkmals fällt, ist von Felix Dahn gedichtet und wird von ihm selbst beim Fest gesprochen werden. — In Christiania starb laut Mittheilung des „W. T. B.“
n vergangener Nacht der Professor Fearnley.
— (FP), Professor O. Montelius, der seit einiger Zeit mit der Ausgrabung der im Kirchspiel Stora Hammar in Schonen (Schweden) belegenen „Königshöhe“ beschäftigt ist, hat kürzlich hierbei einen sehr bemerkenswerthen Fund gemacht. In dem südöstlichen Theil der Höhe fand er nämlich eine Steingrabkammer und darin sorgfältig in Seetang einge wickelt eine sogenannte „Hausurne“
us der fünften Periode des Bronzealters. Die Urne war mit gebrannten Knochenresten angefüllt, zwischen welchen ein Messer, ein Knopf, ein Pfriem und ein kleiner Beschlag, alles aus Bronze, lagen. Die rne hat die Form eines viereckigen Hauses mit abgerundeten Ecken,
lotbrechten Wänden, vorspringendem Sockel und Dachgesims; sowohl
ie Wände wie das Dach sind mit abwechselnden schwarzen und raungelben Streifen bemalt. Dies ist die erste in Schweden efundene Hausurne.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Portugal.
Durch im „Diario do Governo“ Nr. 183 unterm 14. August 890 veröffentlichte Verfügungen des Königlich portugiesischen Mini⸗ eriums des Innern werden:
1) die Häfen des Rothen Meeres, 2) die am Mittelmeer liegenden Häfen Spaniens, letztere seit dem 15. Juli d. J. für von Cholera „verseucht“, 3) die Häfen der Balearischen Inseln und 4) die am Atlantischen Ozean liegenden Häfen des spanischen Festlandes seit demselben Tage für der gedachten Krankheit an “ rklärt.
Paris, 22. August. „W. T. B.“ meldet: Die Blätter er⸗ ären die Gerüchte von einem Auftauchen der Cholera in Marseille für unbegründet.
Madrid, 22. August. In den von der Cholera infizirten
rovinzen sind, „W. T. B.“ zufolge, gestern 73 Erkrankungen und Todesfälle vorgekommen.
Hanudel und Gewerbe.
Berlin, 22. Angust. (Amtliche Preisfeststellung für
Butter, Käse und Schmalz.) Butter: Hof⸗ und Genossen⸗ schaftsbutter Ia. 101 — 105 ℳ, Ia. 98 — 100 ℳ, IIIa. 94 — 97 ℳ, do. abfallende 85 — 90 ℳ, Land⸗, Preußische 72 — 75 ℳ, Netz 72 — 75 ℳ, Pommersche 70 — 73 ℳ, Polnische 72 — 75 ℳ, Baverische Sennbutter —,— ℳ, do. Landbutter —,— ℳ, Schles. 72 — 75 ℳ, Galizische 67 —- 70 ℳ — Margarine 40 — 70 ℳ — Käse: Schweizen, Emmenthaler 93 — 98 ℳ, Bavyerischer 75 — 80 ℳ. do. Ost⸗ und West⸗ preußischer, Ia. 75 — 80 ℳ, do. II a. 65 — 70 ℳ, Holländer 80 — 90 ℳ, Limburger 42 — 48 ℳ. Quadratmagerkäse 15 — 27 ℳ — Schmalz: Prima Western 17 % Ta. 41,00 ℳ, reines, in Deutsch⸗ land raffinirt 45,00 — 48,00 ℳ Berliner Bratenschmalz 49,00 — 51,00 ℳ Fett, in Amerika raffinirt 39 50 ℳ, in Deutschland raffinirt 43,00 — 45,00 ℳ — Tendenz: Butter: Vermehrte Nachfrage und kleine Zufuhren führten eine Preissteigerung herbei. — Schmalz: Tendenz steigend.
— Die „Frankf. Ztg.“ veröffentlicht mit Ermächtigung des amerikanischen General⸗Konsuls zu Frankfurt a. M. Hrn. Frank H. Erklärung in Sachen der Mece. Kinley⸗Zollverwal⸗ ungsbill:
„The Committee of U. S. Consuls General and Treasury Officers now in Session at Frankfort for the purpose of revising and preparing the official report of proceedings taken by the recent Conference at Paris, authorizes the following Statement:
That all reports, from whatever source, which represent the recent Conference as having declared in favor of any modifica- tion or „mild application“ of the Customs Administrative law, or any discrimination in favor of the shippers of any country, are unfounded.
The Convention had no authority whatever nor any desire, to modify in the slightest degree any law of the United States. Its purpose has been to prepare for a uniform interpretation and a firm, equitable enforcement of the Customs Administrative Act, and thereby guaranty lawful protection for all legitimate export trade from European nations to the United States.
Die im Einvernehmen mit Hrn. Mason verfaßte deutsche Ueber⸗ setzung dieser Erklärung lautet: G
„Das Comité von Vereinigten Staaten⸗Generalkonsuln und „Schatzbeamten, welches gegenwärtig in Frankfurt a. M. tagt, um den offiziellen Bericht über die Verhandlungen der jüngst in Paris stattgefundenen Konferenz durchzusehen und fertig zu stellen, giebt folgende autoritative Erklärung:
Daß alle aus welcher Quelle immer stammenden Berichte, nach welchen die jüngst in Paris stattgehabte Konferenz sich für irgend welche Modifikation oder milde Anwendung des Zollverwaltungs⸗ Gesetzes oder für irgend eine unterschiedliche Behandlung zu Gunsten der Verschiffer irgend eines Landes ausgesprochen haben soll, jeder Grundlage entbehren.
Die Versammlung hat keinerlei Recht und hegt auch nicht irgendwie den Wunsch, irgend ein Gesetz der Vereinigten Staaten auch nur im Geringsten zu modifiziren. Ihre Aufgabe war bloß, für eine einheitliche Interpretation und eine energische, gleichmäßige Inkraftsetzung des Zollverwaltungsgesetzes zu sorgen und auf diese Weise einen gesetzlichen Schutz dem legitimen Exporthandel von den europäischen Staaten nach den Vereinigten Staaten zu gewährleisten.“
Wien, 23. August. (W. T. B.) Ausweis der österreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn in der Woche vom 13. bis 19. August: 844 783 Fl., Mehreinnahme 64 344 Fl.
Ausweis der Südbahn vom 13. bis 19. August: 976 920 Fl., Mehreinnahme 158 221 Fl.
— 23. August. (W. T. B.) Der neuerbaute Palast der Fruchtbörse ist heute eröffnet worden. Der Handels⸗Minister Marquis de Bacquehem wohnte der Eröffnung bei und verhieß in einer Ansprache Namens der Regierung die jederzeitige wirksame Unterstützung der Börse bei Erfüllung ihrer Aufgaben im Interesse der Gesammtheit und des Wirthschaftsverkehrs.
Antwerpen, 22. August. (W. T. B.) Wolla uüuktion. Angeboten wurden 1914 B. Buenos⸗Aires⸗, 492 Bl Montevideo⸗, 345 B. Melbourne⸗, 468 B. Sydney⸗ und 182 B. Kapywollen. Verkauft wurden 1474 B. Buenos⸗Aires⸗, 103 B. Montevideo⸗, 305 B. Melbourne⸗, 182 B. Sydney⸗, und — B. Kapwollen.
New⸗York, 22. August. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 14 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 8000 Ballen, Ausfuhr nach dem Kontinent — Ballen. Vorrath 55 000 Ballen. 8
Buenos Aires, 22. August. (W. T. B.) Eine Versamm⸗ lung von Kaufleuten aus der Provinz La Plata beschloß, den Gouverneur aufzufordern, er solle der Provinzialbank verbieten, noch länger der Hypothekenbank Geld zur Zahlung der Coupons vorzustrecke Die Zeichnuvngen auf die neue Anlei dauern fort. 1““
n Auslande. Italien.
1) 2. September. Turin, Opificio Arredi Militari: Säbel⸗ koppeln, Visirkappen, Gewehrriemen, Patronentaschen und Aehnliches, zum Theil aus Büffelleder, in 5 Loosen. Vor⸗ anschlag: 47 240 Lire.
2) 30. August. Generale Opere Idrauliche:
Rom, Ministero Iavori Pubblici, Direzione
Metalldach für die Landebrücke del Passo nuovo im Hafen zu Genua. Voranschlag einschließlich des Mauerwerks: 174 000 Lire.
3) Ferner in Aussicht stehend bei der Direktion der Mittel⸗ meerbahnen in Mailand. Lieferung von Sicherheitsapparaten für die neu zu errichtende Kreuzungsstelle an der Bormida, Brücke bei Alessandria, Voranschlag etwa 60 000 Lire. — Ausrüstung der neuen Station in Capua mit Metallmaterial. Voranschlag: 151 238,84 Lire.
4) Die „Società anonima funicolare genovese“ in Genua beabsichtigt, den Portello⸗Platz mit der Bertani⸗Straße dortselbst durch eine Drahtseilbahn zu verbinden, welche bei 56,20 m Steigung eine Länge von 357,60 m haben wird.
5) In Como ist von einer neu gegründeten „Società per la costruzione ferrovia funicolare“ der Bau einer Drahtseilbahn von Como nach Brunate in Aussicht genommen. Steigung 468 m; Voranschlag: 200 000 Lire. 1b
Spanien.
17. September 1890. Direccion general de Correos y Telé- grafos Madrid. Lieferung und Legung von unterseeischen Telegraphen⸗ kabeln zwischen Spanien, den spanischen Besitzungen in Nord⸗Afrika und Tanger. Kaution vorläufig 20 000 endgültig 40 000 Peseten.
Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.
Rumänien.
13. Oktober. Rumänische Eisenbahn⸗Direktion zu Bukarest: Lieferung von 220 000 halbrunden Schwellen. Provisorische Kaution 5 % des Offertbetrages.
Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 22. August. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Normannia“’ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New⸗YPork eingetroffen.
— 23. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft ist, von Hamburg kommend, gestern Nachmittag in New⸗ YVork eingetroffen.
London, 22. August. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Dane“' ist gestern auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen.
Königliche Schauspiele.
Der Spielplan der Oper für die Zeit vom Sonntag, den 31. August, bis Sonntag, den 7. September, lautet: Sonntag: „Lohengrin“. Montag: „Tannhäuser“. Dienstag: „Der Freischütz“. Mittwoch: „Der fliegende Holländer“. Donnerstag: „Ein Masken⸗ balle’. Freitag: „Flick und Flock“. Sonnabend: „Tristan und Isolde“. Sonntag: „Die Hugenotten“.
Für das Schauspiel: Sonntag: „Die Piccolomini“, „Wallen stein's Lager“. Montag: „Wallenstein’s Tod“. Dienstag: „Minna von Barnhelm“. Mittwoch: „Der Sturm“. Donnerstag: „Don Carlos“. Freitag: „Hans Lange“. Sonnabend: „Die Quitzow's“ Sonntag: „Wilhelm Tell“.
Berliner Theater.
Vielfachen Anfragen zufolge theilt das Berliner Theater mit daß für das Freitags⸗Abonnement noch gute Plätze, insbesondere i den Logen, zu vergeben sind und werden Anmeldungen bis zum 1. September, an welchem Tage die Abonnementsliste definitiv ab geschlossen wird, Vormittags von 10—1 und Nachmittags vo 4—6 Uhr im Theaterbureau entgegen genommen.
Die prachtvollen neuen Dekorationen zu dem im Anfang de Saison in Scene gehenden „Wintermärchent sind. von den Professore Gebrüder Brückner in Coburg gemalt; die Zeichnung der i eigenartiger Phantasietracht gekleideten Figurinen rührt von dem Kostümzeichner des Berliner Theaters Hrn. C. Schäffel her.
8 Lessing⸗Theater.
Das Lessing⸗Theater feiert am Montag das Jubiläum eine Erfolges Hermann Sudermann'’s Schauspiel „Die Ehre“ wird a diesem Abend zum 100. Male aufgeführt und hat damit einen Erfolg erreicht, wie er einem ernsten und gehaltvollen Schavspiel selten z Theil geworden ist. Im Uebrigen bringt das Wochen⸗Repertoir Wiederholungen von „Ein Volksfeind“, „Große Glocke“ und „De Fall Clémenceau“, während für Sonnabend, den 30. d. M., di erste Aufführung von Adolf Wilbrandt's jüngstem Schauspiel „Neu Zeiten“ angekündigt wird.
Wallner⸗Theater.
„Vorgestern war das Theater wieder ausverkauft, der beste Bewei
für die unverminderte Zugfähigkeit von „Mamsell Nitouche“. Kroll's Theater.
„Am Montag tritt zum ersten Male eine junge amerikanisch Sängerin, Miß Mary Forrest, auf. Miß Forrest, eine Schüleri der Fr. Mallinger, stammt aus der amerikanischen Schauspieler familie, welche durch den berühmten Hamlet⸗Darsteller Edwin For zu größtem künstlerischen Ansehen gelangt ist. Die junge Debütantin singt am Montag die Rosine im „Barbier von Sevilla“. Miß Marguerite Macintyre schließt am Mittwoch ihr Gastspiel, während Signor d'Andrade das seinige am Dienstag als Rigoletto fortsetzt. Der „Prophet“, der morgen mit Emil Götze in Szene geht, bilde
das einzige diesmalige Sonntags⸗Gastspiel des gefeierten Sängers.
Belle⸗Alliance⸗Theater.
Morgen ist wieder der billige Sonntag, indem der Eintrittspreis
für Concert, sämmtliche Sehenswürdigkeiten und Vergnügungen nur 50 ₰ beträgt. Im Theater findet die 6. Aufführung von „De
Dorfteufel“ statt. Adolph⸗Ernst⸗Theater. „Der Goldfuchs“ bleibt nur noch kurze Zeit auf dem Repertoire,
mit diesem Sonntag beginnt die vorletzte Woche der Aufführungen
der lustigen Gesangsposse.
Mannigfaltiges.
Für Se. Majestät den Kaiser und Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen sind, wie der „Post“ aus Essen geschrieben wird, vor Kurzem aus dem Krupp'schen Etablissement als Geschenk des Geheimen Kommerzien⸗Raths Krupp zwei Geschütze abgegangen. Für den Kaiser ein Strandgeschütz, wie solches in den Strandbefestigungen aufgestellt ist, mit allen Vorrichtungen zum Emplacement, zum Einführen der Munition, und mit dieser selbst. Obwohl das Geschütz nur eine Nachahmung in verkleinertem Maßstab ist, wiegt es doch an 40 Centner. Es ist an Feinheit und Eleganz der Arbeit, an An⸗ wendung des Materials, der verschiedenartigen Metalle, geradezu ein Kunstwerk. Wesentlich einfacher und kleiner ist die für den Kron⸗ prinzen hergestellte Kanone, darauf berechnet, daß er sie in einigen Jahren allein bedienen kann. Palais bei Potsdam befördert worden. 8
Die Jury der Gartenbau⸗Ausstellung auf Tivoli wird ihre Resultate erst bei Schluß der Ausstellung verkündigen. Man hat diesmal diesen für Berlin neuen Modus eingeführt, um zu ver⸗ meiden, daß die prämiirten Aussteller ein besseres Geschäft machen, als die nicht prämiirten.
Im Wissenschaftlichen Theater der Urania wird der Astronom Sophus Tromholt seine bei stets überfülltem Hause ge⸗ haltenen Vorträge über die Wunder des Sternen himmels noch einmal wiederholen und am Montag mit dem Monde den Anfang machen. — Inzwischen wird in der Urania mit großem Eifer an den Vorbereitungen zu dem in Berlin völlig neuen akustischen Experimente der Opernübertragung ge⸗ arbeitet. Man wird nämlich bei Eröffnung der Opernsaison in einem besonders dazu hergerichteten Raume der Urania die Oper an⸗ hören können. Bereits angestellte Experimente haben gezeigt, daß die Uebertragung mit vollkommener Reinheit und Schönheit erfolgt und die telephonische Anhörung der Oper in der Urania deshalb rein musikalisch ganz denselben Genuß gewährt, wie bei direkter Anhörung.
Aachen, 22. August. Ueber den von uns in Nr. 202 ge⸗ meldeten Unfall schreibt die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ des Näheren: Eine entsetzliche Schreckenskunde durcheilt soeben unsere Stadt. Gegen 11 Uhr heute Vormittag ist die Maschinenhalle der hiesigen neuerbauten Webeschule zusammengestürzt und hat unter ihren Trümmern 9 Personen begraben. Die unmittelbar nach dem Unglücksfalle alarmirte städtische Feuerwehr war alsbald auf der Unglücksstätte angelangt und begann mit dem regsten Eifer die Ausgrabungsarbeiten. Militär konnte nicht requirirt werden, da unsere Garnison augenblicklich nach Wesel zu den Schießübungen ausgerückt ist. Aus dem Schutthaufen wurden hervorgezogen eine Leiche, zwei Schwerverletzte mit Beinbrüchen und ein Schwerverletzter mit Bruch des Rückgrats. Die übrigen Verschütteten konnten noch lebend und meist unversehrt aus den Trümmern hervorgeholt werden, theils hatten sie sich selbst einen Ausweg aus denselben zu verschaffen gewußt. Nachdem nach etwa einstündiger reger Arbeit der Feuerwehrmannschaften konstatirt werden konnte, daß weitere Personen sich unter den Trümmern nicht mehr befanden, rückte die Feuerwehr ab und über⸗ ließ die Aufräumungsarbeiten dem Baupersonal. Die eingestürzte Halle hatte eine Länge von etwa 60 Fuß. Wie verlautet, sollen die die T⸗Schienen des Dachstuhls verbindenden Schrauben quer durch⸗ gebrochen sein, wodurch das schreckliche Unglück verursacht worden sei.
Nürnberg, 22. August. Die hiesige Kolonialgesellschaft gab heute, wie „W. T. B.“ meldet, im Hotel zum „Strauß“ zu Ehren des Dr. Peters ein Banket, welches stark besucht war. Dr. Peters hielt eine längere enthusiastisch aufgenommene Rede.
Weimar, 22. August. Wie die „Magd. Ztg.“ mittheilt, hat der weimarische Kirchenrath auf Befehl des Großherzogs angeordnet, daß am 2. September in allen evangelischen Kirchen des Landes ein Dankgottesdienst abgehalten werden soll.
Jena. Ueber- die in Nr. 199 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ gemeldete Auffindung von Akten über die Untersuchung gegen die Burschenschaft in Folge der Ermordung Kotzebue’s durch Sand
1 (1819) liegen, der „Th. C.“ zufolge, jetzt nähere Mittheilungen vor.
Die Geschütze si d nach dem Neuen