1890 / 205 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

3) 24. Oktober, Mittags. Provinzialregierung zu Mons: Bau der 3. Abtheilung des „Canal du Centre“. Voranschlag 3 860 000 Fr. Sicherheit 95 000 Fr. Angebote eingeschrieben bis 20. Oktober.

II. Schweden.

1) 12. September. Stockholm. Telegraphenverwaltung: 10 000 kg Kupferdraht von 2 ½ mm Durchmesser mit einem Leitungs⸗ vermögen von wenigstens 95 % des reinen Kupfers und einer Halt⸗ barkeit von 45 kg per Quadrat⸗Millimeter. .

2) 15. September, Stockholm. Königliche Münze: Lieferung von 3000 kg Silber.

III. Spanien.

Ohne Datum. Junta de Administraziön y Trabajos del Arsenal del Ferrol: Lieferung von eisernen Platten und Stangen. Voranschlag 6877,80. Kaution vorläufig 200 endgültig 600 Pesetas. Näheres an Ort und Stelle.

S. 11“ 1“

Verkehrs⸗Anstalten 8 1

Laut telegraphischer Meldung aus Köln ERbein) die erste englische Post vom 25. d. M. ausgeblieben; Grund: Zugverspätung in Belgien in Folge verspäteter Lan⸗ dung des Schiffes in Ostende.

London, 25. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Warwick Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Durban (Natal), der Castle⸗Dampfer „Durban Castle“ heute auf der Heimreise in London angekommen. 1 1

Der Union⸗Dampfer „Pretoria“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown, der Union⸗Dampfer „Arab“ heute auf der Ausreise in Southampton und der Union⸗Dampfer „Moor“ heute auf der Heimreise in Southampton an⸗ gekommen. .“

Theater und Musik.

Lessing⸗Theater.

Gestern ging Sudermann’s Schauspiel „Die Ehre“ zum hun⸗ dertsten Male in Scene. Das Stück wurde von dem zahlreich er⸗ schienenen Publikum mit demselben Interesse aufgenommen, wie das erste Mal. Die Hauptdarsteller, die Damen Stägemann und Petri, sowie die Herren Klein und Höcker, welche ihre Rollen nun schon so oft gespielt und mit feinem Verständniß ihrer Aufgabe durchgeführt haben, ernteten auch gestern wieder in der Jubiläumsvorstellung Anerkennung und Beifall.

Adolf Wilbrandt ist soeben in Berlin eingetroffen, um den letzten Proben seines Schauspiels „Neue Zeiten“ beizuwohnen, welches am Sonnabend, 30. August, bestimmt zur ersten Aufführung gelangt.

Residenz⸗Theater.

In der Eröffnungs⸗Vorstellung, die am 30. d. M. mit der 113. Aufführung der „Marquise“ stattfindet, wird Frl. Irma Selken, eine junge Künstlerin, die Titelrolle spielen. Zu dieser Vor⸗ stellung werden schon vom 27. d. M. an in den Vormittagsstunden von 10 bis 1 ½ Uhr Vorausbestellungen an der Kasse des Residenz⸗ Theaters entgegengenommen.

Kroll's Theater. Die zu heute angekündigte Aufführung des „Rigoletto“ ist bis zum Donnerstag verschoben worden, da Sgr. d'Andrade's Indisposition noch nicht gehoben ist. Sgr. d'Andrade tritt außer am Donnerstag nur noch einmal auf.

Belle⸗Alliance⸗Theater.

Morgen findet in dem herrlichen Sommergarten wieder Großes Volksfest und im Theater Volksvorstellung zu halben Kassenpreisen (Eintritt 50 ₰, Parquet 1 ℳ), statt. Da die Sommersaison des Belle⸗Alliance⸗Theaters am 15. September endet,

ist das Volksfest morgen die drittletzte Veranstaltung dieser Art. Im Toheater geht zum 10. Male die Bauernkomödie „Der Dorfteufel“ in

Szene. Uebermorgen tritt die Russische Sänger⸗ und Tänzer⸗ Gesellschaft Jwanow zum letzten Male auf.

Mannigfaltiges.

Am Sonnabend beging der Landes⸗Oekonomie⸗Rath Kiepert seinen 70. Geburtstag, heute der T“ Geheime Kommerzien⸗Rath Oechelhäuser das gleiche Fest. Der letztere zieht sich, der „Magd. Ztg.“ zufolge, mit dem heutigen Tage von den Geschäften des Direktors der Continental⸗Gasgesellschaft zurück. Aus diesem Anlaß hat er die Summe von 20 000 zur Vertheilung an seine Arbeiter bestimmt.

Wetterbericht vom 26. August, Morgens 8 Uhr.

feind.

Ibsen.

Wind. Wetter.

Temperatur in o“ Celsius

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim

Freitag:

742 wolkig 742 bedeckt 748 wolkig Kopenhagen. 752 bedeckt Stockholm 752 halb bed. aparanda. 750 bedeckt koskau... 758 bedeckt

Cork, Queens⸗ town 7748 Cherbourg. 754

747 750 SW amburg 752 S Swinemünde 754

Neufahrwasser 751 NNO

Memel 752 NO

aqris 754 SW Münster. 752 S

Karlsruhe.. 757 S Wiesbaden. 756 München . 759 S Chemnitz 756 W Berlin 754 NW Breslau 752 NW Ile d'Aix. 760 WNW Nizza 755 ONO

von M. Hervs.

wolkig 5 bedeckt S 4 bedeckt 3 wolkig 1 heiter 1²) still bedeckt 4 Regen 2 Regen 2 wolkig 5 bedeckt W 4 wolkig W

still wolkig ²) von Gredelue.

5 wolkig 1 bedeckt 2 bedeckt 4 Regen 6 bedeckt 6 wolkenlos

¹) Gestern Nachm. starker Regen. Nachm. starker Regen.

Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes Minimum von etwa 740 mm ist bei den Hebriden erschienen und verursacht am Kanal starke westliche Winde.

eist schwacher Luftbewegung das Wetter kühl und

orwiegend trübe. Im nordwestlichen und südlichen Deutschland fanden Gewitter statt. Altkirch meldet 1, Breslau 32, München 36, Friedrichshafen

0 mm Regen Deutsche Seewarte.

²) Gestern

Gaul.

Donnerstag:

Puppenfee. Im Park:

Theater⸗Anzeigen.

Tessing-Theater. Mittwoch: Ein Volks⸗ Schauspiel in 5 Aufzügen von Henrik Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Die Ehre. von Hermann Sudermann. Der Fall Clémenceau. Sonnabend: Zum ersten Male: Schauspiel in 3 Akten von Adolf Wilbrandt.

Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 82. Male:

Mamsell Niton 4 Bildern von H.

Vor der Vo Großes Garten⸗Concert. der Vorstellung 7 ½ Uhr.

Donnerstag u. folg. Taget Mamsell Nitouche.

Bictoria-Theater. Mittwoch: Zum 2. Male: Mit gänzlich neuer Ausstattung. Die Million oder Vivat Imperator. stück in 13 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet AIoIN8AA“

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

8 4 89 88 Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater und Concert-Park. Mittwoch: Das Pensionat. Komische Oper in 2 Akten von Fr. v. Suppé. Regie: Hr. Binder. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. Hierauf: zum 5 Male Mit durchaus neuer Austattung: Die Puppenfee. Pantomimisches Divertissement von Haßreiter und Musik von Jos. Bevyer. Sr 3 8 Füfnenstufe ister aus Wien. 1 rigent: Hr. Kapellmeister Knoll. In Deutschland ist bei Im vpvrachtvollen Park um 6 Uhr: Doppel⸗Concert. Instrumental⸗Künstlern. Das Pensionat.

Großes Dovppel⸗Concert. nd Instrumental⸗Künstlerr

Das Emin Pascha „Comité hat, laut Mittheilung des

„W. T. B.“ in seiner gestern Nachmittag stattgehabten Sitzung folgende Resolution angenommen: Das deutsche Emin Pascha⸗Comité spricht Hrn. Dr. Peters seinen Dank aus für die treue Hingebung, die unermüdliche Ausdauer, den kühnen Muth und die große Umsicht, welche derselbe bei der Leitung der deutschen Emin Pascha⸗ Expedition bewiesen hat; das Comité erkennt an, daß Hr. Dr. Peters die ihm als Leiter der Expedition gestellte Aufgabe, soviel an ihm lag, erfüllt und das in ihn gesetzte Vertrauen vollständig gerecht⸗ fertigt hat. Der Staats⸗Minister von Hofmann gab ferner der Freude des Comités über die glückliche Rückkehr der Herren Peters und von Tiedemann und zugleich dem Dank für deren Leistungen Ausdruck. Hierauf erstattete Herr Dr. Peters in einem über eine Stunde währenden Vortrag mündlich Bericht, er schilderte die Schwierigkeiten, mit denen er von Anfang an zu kämpfen gehabt, die Gefahren, denen die Expedition besonders im Massailande ausgesetzt war und die Ereignisse in Uganda, an welchen die Expedition schließlich theilnahm. Zugleich gab Dr. Peters interessante Aufschlüsse über die Beschaffenheit der von ihm durch⸗ reisten, zum Theil noch unbekannten Gegenden, insbesondere den oberen Lauf des Tanaflusses.

Zur Gründung einer „Carl Peters⸗Stiftung“ hat sich so⸗ eben ein Comité unter dem Ehren⸗Präsidium des Fürsten Hermann zu Hohenlohe⸗Langenburg gebildet. Das Kapital soll Verwendung finden zu einem die koloniglen Interessen in Deutsch⸗Ostafrika för⸗ dernden Unternehmen; die Wahl desselben soll Hrn. Dr. Carl Peters überlassen bleiben. Zur Entgegennahme von Beiträgen haben sich bereit erklärt die Deutsche Bank, Depositenkasse, Berlin W., Mauer⸗ straße 29, und der Kunstverlag von Karl Grunert, Berlin SW., Charlottenstraße 22.

Hannover, 25. August. Auf der neuen Bahn nach Vissel⸗ hövede passirte, dem „Hann. Cour.“ zufolge, dem ersten von hier abgehenden Zug gestern ein Unfall, der indeß ohne alle ernste Folgen geblieben ist. Bei Bennemühlen entgleiste die Lokomotive und bohrte sich in den Sand, während die sämmtlichen Waggons auf den Schienen blieben. Die fahrplanmäßigen Züge erlitten in Folge des Unfalls Verspätungen.

Mainz, 23. August. Heute fand hier, laut Mittheilung der „Köln. Ztg.“, eine Probefahrt mit einem kleinen Naphtha⸗ dampfer statt, wie solche neuerdings in Zürich erbaut und in Ver⸗ kehr gebracht werden. Das nur 7 m lange, mit einer 4pferdigen Maschine versehene, graziös gebaute und elegant ausgestattete Schiffchen bewegte sich überraschend schnell durch die starke Strömung zu Berg. Die Maschine ist, mit einem Zündholz angesteckt, in 1 ½ Minuten zum Gebrauch fertig. Ueberhaupt ist die Handhabung des Fahr⸗ zeugs eine sehr leichte.

Lindenfels in Hessen, 25. August. Am künftigen Sonntag, den 31. d. M., wird hier, wie die „Darmst. Ztg.“ mittheilt, ein Denkmal zum Gedächtniß Kaiser Wilhelm's I. enthüllt werden. Dasselbe wird in den Anlagen vor dem Schlosse aufgestellt werden. Die Büste des verewigten Kaisers erhebt sich auf einem Unterbau von geschliffenem Svenit aus den hiesigen Brüchen. Es ist dies das erste Denkmal, welches in Hessen Kaiser Wilhelm I. errichtet wird. Bei der feierlichen Enthüllung wird Hr. General⸗Super⸗ intendent Dr. Baur in Kohlenz, ein Lindenfelser, die Festrede halten.

Rostock, 26. August. „W. T. B.“ meldet: Die General⸗ versammlung des „deutschen Apothekervereins“ ist heute durch Dr. Brunnengräber (Rostock) unter zahlreicher Betheiligung hierselbst eröf fnet worden. Bürgermeister Dr. Maßmann begrüßte die Versammlung im Namen der Stadt Rostock. Die Stadt ist festlich geschmückt.

Von der Rhön, 24. August. Am vergangenen Donnerstag, gegen 6 Uhr Abends, ist, wie der „Magd. Ztg.“ geschrieben wird, der bei dem Postamte in Fulda stationirte, zur Zeit wegen der Anwesen⸗ beit der Landgräfin von Hessen auf Adolfseck mit dem Post⸗ und Telegraphendienst daselbst beauftragte Posteleve Otto Stöcker bei einem Besuch der (832 m hohen) Milseburg von der sehr hohen Felswand beim sogenannten Gangolfsbrunnen abgestürzt. Der Verunglückte wurde nach Kleinsassen gebracht, sein Zustand ist ein sehr bedenklicher.

Vom Wendelstein. Die höchste Kirche im Deutschen Reich ist nunmehr das Wendelstein⸗Kirchlein, das am 20. August, wie die „Magd. Ztg.“ mittheilt, von dem Erzbischof

Lustspiel in 3 Akten von Sardou. Schauspiel in 4 Akten

1 Donnerstag: Vorletztes Neue Zeiten. d'Andrade. Rigoletto. Der Prophet. Täglich: Bei Sommergartene:

Vaudeville in 3 Akten und leuchtung des

eilhac und A. Millaud. Musik

ellung, bei günstiger Witterung:

elleAlliance-Theater. Anfang des Concerts 6 ½, Pelle& b

9. Male: Der Dorftenfel. müller. Auftreten sämmtlicher

Modernes Ausstattungs⸗

Adolph Ernst-Theater. Mittwoch: Bei 138. Male: Der Goldfuchs. 4 Akten von Eduard Jacobson Couplets theilweise von G. Franz Roth. Anfang 7 ½ Uhr.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend, den 30. August: Wiedereröffnung

des Residenz⸗Theaters. Zum 113. Male: Marquise. Anfang 7 ½ Uhr.

Kroll'’s Theater. Mittwoch: Margarethe.

(Margarethe: Miß Macintyre, als letztes Auftreten). Gastspiel

Freitag: Letztes Auftreten des Hrn. Emil Götze.

ünstigem Wetter vor und nach der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be⸗ Großes Concert. Anfang 5 ⅛, der Vorstellung 7 Uhr.

Mittwoch: Zum Dorfkomödie in 3 Abtheilungen und einem Vorspiel von Ferd. Nes⸗ In Scene gesetzt vom Direktor Sternheim. Im prachtvollen Sommergarten: Großes Concert. Hrn. Spezialitäten. Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 7 ½ Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

(Vorletzte Woche!) elektrischer Beleuchtung. Gesangsposse in und Leop. Ely. Görß.

81

von München⸗Freising von Thoma eingeweiht wurde. Der Erzbischof machte trotz seiner 62 Jahre den Auf⸗ und Abstieg zu dem nächst der Zugspitze und dem Watzmann höchsten deutschen Berge (1849 m) zu Fuß. Etwa 500 Personen wohnten der Feier an.

Hamburg, 25. August. Die neunte Wanderversamm⸗ lung des deutschen Architekten⸗ und Ingenieur⸗Vereins hat, „W. T. B.“ zufolge, heute Morgen 9 Uhr unter dem Vorsitz des Ober⸗Baudirektors Wiebe ihre erste Sitzung gehalten. Etwa 1200 Theilnehmer und 400 Damen sind zur Wander⸗ versammlung gemeldet. Namens der Stadt Hamburg be⸗ grüßte der Senator Dr. Lehmann die Versammlung. Hierauf erstattete Regierungs⸗Baumeister Finkenberg den Bericht über die Resultate der Abgeordnetenversamm⸗ Lung. Ober⸗Ingenieur Meyer (Hamburg) hielt einen einleitenden Vortrag über Hamburgs bauliche und kommerzielle Ent⸗ wickelung. Stadtbaurath Hobrecht (Berlin) sprach über die mo⸗ dernen Aufgaben des großstädtischen Straßenbaues mit Rücksicht auf die Unterbrinaung der Versorgungsnetze. Um 1 ½ Uhr erfolgte die Besichtigung der Hafen⸗ und Dockanlagen in drei Gruppen mit sechs Dampfböten. Um 6 Uhr war Mittagessen in Blankenese und Teufelsbrück. Um 10 Uhr fand die Rückkehr statt.

Die Villen und Gärten am Elbestrand waren bengalisch beleuchtet.

Helgoland, 24. Augnst. Dem „Dtsch. Tagebl.“ wird geschrieben: Nach einer Mittheilung des Marine⸗Oberpfarrers Langheld aus Kiel hat derselbe seine bei der feierlichen Uebernahme der Insel Helgoland durch Se. Majestät den Kaiser Wilhelm II gehaltene Predigt im Druck erscheinen lassen; sie ist zum Pin- von 25 zu beziehen; den Ertrag hat Hr. Oberpfarrer Lang⸗

eld für die Armen Helgolands bestimmt.

Pest, 26. August. In der Gemeinde Kaba im Komitat Hajdu sind, nach einer Meldung des „W. T. B.“, durch eine Feuersbrunst bei Sturmwind 40 Häuser eingeäschert

worden, wobei zwei Menschen ihr Leben eingebüßt haben. Der Marktflecken Tokaj ist durch eine Feuersbrunst fast gänzlich

zerstört worden. Nur zwölf Häuser sollen verschont geblieben sein

London, 23. August. Die „A. C.“ meldet: In einem Schuppen des Regierungs⸗Pulvermagazins in Walt⸗ ham Croß, unweit London, woselbst das leicht entzündbare Pulver für das Martini⸗Henry⸗Gewehr zubereitet wurde, entstand gestern früh 7 Uhr bald nach Beginn der Arbeit eine von beklagens⸗ werthen Folgen begleitete Explosion. Das ziemlich große Gebäude wurde sammt den darin befindlichen Ma⸗ schinen in einen Trümmerhaufen verwandelt, während von dem Arbeiterpersonal zwei Personen auf der Stelle getödtet wurden und eine Person schwere Verletzungen davontrug. Zur Zeit der Explosion befanden sich in dem Schuppen 1400 Pfd. Pulver. Die Detonation wurde meilenweit gehört und ihre Wirkung war schrecklich. Häuser wurden erschüttert, Mauern stürzten ein und in der ganzen Umgegend ist wohl keine Fensterscheibe ganz geblieben.

Rom, 25. August. „W. T. B.“ meldet: Nach hier ein⸗ gegangenen Meldungen wird das Innere Sardiniens von hestigen Feuersbrünsten verheert, die großen Schaden angerichtet haben. Auch der Verlust von Menschenleben soll zu beklagen sein.

Bern. 26. August. Eine hiesige Baugesellschaft hat, „W T. B.“

zufolge, bei dem Eisenbahn⸗Departement ein Gesuch um Konzes⸗ sionirung einer Eisenbahn von Vernayaz (Station der Jura⸗Simplon⸗Bahn im Kanton Wallis) nach Chamounix am Fuße des Mont Blanc eingereicht. Dieselbe soll theil Adhäsions theils als Zahnradbahn gebaut werden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Mons, 26. August. (W. T. B.) Die Lage im Strikegebiet hat sich gebessert. Etwa 1000 Arbeiter haben die Arbeit wieder aufgenommen, so daß die Zahl der Ausständischen noch etwa 15 500 beträgt. Man kommt mehr und mehr zu der Ansicht, daß der Ausstand mit der Agitation für das allgemeine Stimmrecht zusammenhänge.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Anna Rensch mit Hrn. Pfarrer Heinrich Rühle (Hoffnungsthal Gummersbach). Frl. Jenny Flocké mit Hrn. Prof. Max Friedr. Gutermuth (Aachen). Frl. Käthe von Leithold mit Hrn. Kaufmann Paul Thudium (Berlin). Frl. Martha Lehmann mit Hrn. Ingenieur Friedr. Becker (Berlin). Frau Marie Dessin, geb. Franz, mit Hrn. Zimmermeister Georg Mauk (Berlin Schöneberg). Frl. Margarethe Faendler mit Hrn. Dr. Arthur Packscher (Posen Breslau).

Verehelicht: Hr. Gymnasiallehrer Dr. Wilhelm Busch mit Frl. Emma Brenken (M.⸗Gladbach Lemgo). Hr. Willy Schulze mit Frl. Thilde Rudert (Wittstock Gommern).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Korvetten⸗Kapitän von Henk (Konstantinopel). Hrn. Karl Horne⸗ mann (Wismar). Hrn. Gustav Lehne (Berlin).

Max Böhm (Berlin). Eine

Tochter: Hrn. Maurermeister Eduard Becker

(Köln). Hrn. Pastor H. Wagner (Steigerthal).

Hrn. Oskar Glöckler (New⸗York). Hrn. Haupt⸗

lehrer Wende (Bromberg). Hrn. Rechtsanwalt

Rich. Irmler (Berlin).

Gestorben: Hr. Karl Heinrich Maltusch (Chbar⸗ lottenburg). Hr. Erbpächter Johann Brinck⸗ mann (Lütten⸗Klein). Hr. Johann Diedrich Wegner (Revensdorf). Hr. Kanzlei⸗Rath Her⸗ mann Neumann (Schwedt g. O.). Frau Emilie Böttcher, geb. Jodefahrt (Berlin).

des Sgr.

Brillante

Zum

Musik von

Direktion: Julius Fritzsche.

wissenschaftlichen Theater. zettel.

Arrangirt von [26328]

Großes

Auftreten von Gesangs⸗ und

Hierauf: Die

Auftreten gens 9 Uhr bis zur Dunkelh 1““ Soldaten und Kinder 30 ₰.

Neu eröffnet.

Mrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. —— Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗

National⸗Panorama. Herwarthstr. 4, Königsplatz.

Das alte Rom

8₰ mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312 n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u. Alex Wagner in München. Täglich geöffnet v. Mor⸗

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

1 Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent⸗ lichen e sisn (Kommanditgesellschaften auf Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche ℳ, vom 18. bis 23. August 1890.

Entrée

Bürgerschüler.

zum De 2 205.

8

Berlin, Dienstag, den 26. August

6“ Erste GeII. Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats

Zur Statistik der preußischen höheren Lehranstalten und der mit ihnen organisch verbundenen Vorschulen.

(S. Nr. 202 d. „R.⸗ u. St.⸗A.“)

V. Höhere Bürgerschulen. ““

m vorigen Sommer⸗Semester wurden die 27 höheren Bürger⸗ schulen des preußischen Staats von 10 544 Schülern besucht, darunter 74,3 % evangelisch, 15,9 % katholisch, 0,6 % sonst christlich und 9,2 % jüdisch. Brandenburg, Pommern, Posen, Schleswig⸗Holstein und Hessen⸗Nassau haben keine höheren Bürgerschulen Die Evange⸗ lischen überschreiten den ihnen zustehenden Prozentsatz an der männ⸗ lichen Bevölkerung mehr oder weniger in Westfalen, Westpreußen, Schlesien, Rheinland, Hohenzollern, Ostpreußen, Stadtkreis Berlin, Hannover und Sachsen, während die Katholiken in allen diesen Provinzen beträchtlich hinter ihrem Prozentsatz zurück⸗ bleiben. Die geringe Betheiligung der Letzteren an dem Besuche der höheren Bürgerschulen tritt insbesondere in

Weestfalen, Schlesien und Westpreußen in die Erscheinung. Die Juden

dagegen überschreiten überall ihren Prozentsatz an der männlichen Bevölkerung, besonders (um das Elf⸗ bis Achtzehnfache) in Hannover, Schlesien, Sachsen und Hohenzollern. Auf 10 000 männliche Mitglieder der einzelnen Glaubensbekenntnisse bezw. Religionsgemein⸗ schaften kommen: bei den Evangelischen 8,8, bei den Katholiken 3,5, bei den sonstigen Christen 14,9, bei den Christen überhaupt 7,0 und bei den Juden 53,9 Schüler der höheren Bürgerschulen. Für die einzelnen Provinzen berechnen sich folgende Verhältnißzahlen:

1) Ostpreußen. Schülerzahl der einen höheren Bürgerschule: 423, darunter 92,7 % evangelisch, 2,4 % katholisch, 0,7 % sonst christlich und 4,2 % jüdisch. Auf 10 000 männliche Mitglieder der einzelnen Glaubensbekenntnisse bezw. Religionsgemeinschaften kommen: bei den Evangelischen 4,9, bei den Katholiken 0,8, bei den sonstigen Christen 6,2, bei den Christen überhaupt 4,4 und bei den Juden 23,2 höhere Bürgerschüler.

2) Westpreußen. Schülerzahl der beiden höheren Bürger⸗ schulen: 540, darunter 74,4 % evangelisch, 8,5 % katholisch, 3,9 % sonst christlich und 13,2 % jüdisch. Auf 10 000 männliche Mit⸗ glieder der einzelnen Glaubensbekenntnisse bezw. Religionsgemein⸗ schaften kommen: bei den Evangelischen 12,3, bei den Katholiken 1,3, bei den sonstigen Christen 32,4, bei den Christen überhanpt 6,9 und bei den Juden 60,5 höhere Bürgerschüler.

.,3) Stadtkreis Berlin. Schülerzahl der 5 höheren Bürger⸗ schulen: 1555, darunter 88,2 % evangelisch, 2,4 % katholisch, 0,3 % sonst christlich und 9,1 % jüdisch. Auf je 10 000 männliche Mit⸗ glieder der einzelnen Glaubensbekenntnisse bezw. Religionsgemein⸗ schaften kommen: bei den Evangelischen 25,4, bei den Katholiken 6,1,

8 bei den sonstigen Christen 11,0, bei den Christen überhaupt 23,6 und

bei den Juden 42,7 höhere Bürgerschüler. 1 4) Schlesien. Schülerzahl der 5 höheren Bürgerschulen: 2081,

darunker 71,0 % evangelisch, 13,6 % katholisch, 0,7 % sonst christlich

und 14,7 % jüdisch. Auf 10 000 männliche Mitglieder der einzelnen Glaubensbekenntnisse bezw. Religionsgemeinschaften kamen: bei den Evangelischen 23,3, bei den Katholiken 3,9, bei den sonstigen Christen 3,5, bei den Christen überhaupt 13,0 und bei den Juden 172,1 höhere Bürgerschüler. 5) S Schülerzahl der einen höheren Bürgerschule: 248, darunter 94,8 % evangelisch, 0,4 % katholisch, 0,4 % sonst christlich und 4,4 % jüdisch. Auf 10 000 männliche Mitglieder der einzelnen Glaubensbekenntnisse bezw. Religionsgemeinschaften kommen: bei den Evangelischen 2,1, bei den Katholiken 0,1, bei den sonstigen Christen 4,5, bei den Christen überhaupt 2,) und bei den Juden 28,5 höhere

8 6) Hannover. Schülerzahl der 4 höheren Bürgerschulen: 1813, darunter 88,9 % evangelisch, 3,1 % katholisch, 0,1 % sonst christlich und 7,9 % jüdisch. Auf je 10 000 männliche Mitglieder der

einzelnen Glaubensbekenntnisse bezw. Religionsgemeinschaften kommen:

bei den Evangelischen 17,2, bei den Katholiken 4,1, bei den sonstigen Christen 9,3, bei den Christen uüͤberhaupt 15,5 und bei den Juden 190,8 höhere Bürgerschüler. 7) Westfalen. Schülerzahl der beiden höheren Bürgerschulen: 922, darunter 78,2 % evangelisch, 18,6 % katholisch, 0,3 % sonst christlich und 2,9 % jüdisch. Auf 10 000 männliche Mitglieder der einzelnen Glaubensbekenntnisse bezw Religionsgemeinschaften kommen: bei den Evangelischen 13,6, bei den Katholiken 2,9, bei den sonstigen Christen 14,3, bei den Christen überhaupt 8,0 und bei den Juden 29,1 höhere Bürgerschüler.

8) Rheinland. Schülerzahl der 6 höheren Bürgerschulen: 2019, darunter 50,3 % evangelisch, 44,2 % katholisch, 0,2 % sonst christlich und 5,3 % jüdisch. Auf 10 000 männliche Mitglieder der einzelnen Glaubensbekenntnisse bezw. Religionsgemeinschaften kommen: bei den Evangelischen 17,1, bei den Katholiken 5,7, bei den sonstigen Christen 7,2, bei den Christen überhaupt 8,9 und bei den Juden 47,7 höhere Bürgerschüler.

9) Hohenzollern. Schülerzahl der einen höheren Bürger⸗ chule: 92, darunter 15,2 % evangelisch, 68,5 % katholtsch und 16,3 %

züdisch. Auf 10 000 männliche Mitglieder der einzelnen Glaubens⸗ bekenntnisse bezw. Religionsgemeinschaften kommen bei den Evan⸗ elischen 105,7, bei den Katholiken 20,9, bei den Christen 24,4 und

ei den Juden 498,3 höhere Bürgerschüler. x Auf je 10 000 männliche Einwohner kommen im Staatsdurch⸗ schnitt 7,7, dagegen in: Hohenzollern 28,9, Stadtkreis Berlin 24,6, Hannover 16,7, Schlesien 15,0, Rheinland 9,3, Westfalen 8,2, West⸗ preußen 7,8, Ostpreußen 4,5 und Sachsen 2,1 höhere Bürgerschüler.

An dem Besuche der höheren Bürgerschulen sind im Staats⸗ durchschnitt verhältnißmäßig die Evangelischen zweieinhalbmal so stark

ls die Katholiken, und die Juden über siebeneinhalbmal so stark als ie Christen überhaupt antheilig.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber den Ausstand in den belgischen Kohlenbezirken wird der „Köln. Ztg.“ aus Mons unter dem 23. d. M. geschrieben, daß die Ausständischen, welche sich den Tag über ruhig zu Hause

alten, Abends die allerwärts stattfindenden Versammlungen besuchen,

obei die auftretenden Redner vor jeder Ruhestörung warnen. Die

rubenordnung vom Jahre 1852, welche, wie bereits in der gestrigen Nr. 204 d. Bl. angeführt wurde, den Anstoß zu dem Ausstande gab, wurde bisher nie vollständig gehandhabt. Die Hauptabschnitte der Gruben⸗ ordnung, deren Beseitigung die Ausständischen verlangen, lauten: „Jeder Arbeiter, welcher die Arbeit verweigert oder sich derselben ent⸗ hält, ohne die Erlaubniß hierzu erhalten zu haben oder einen genügenden Entschuldigungsgrund beizubringen, wird für jeden Tag, den er fehlt, mit einer Geldstrafe von der Höhe seines Tagelohnes bestraft. Diese Strafe wird von seiner Kaution abgezogen. Eine Arbeitsenthaltung von mehr als 6 Tagen zieht den Verfall der ganzen Kaution und die Entlassung nach sich. (Die hier erwähnte Kaution besteht in dem Lohne von 6 Tagen, den der Arbeiter als Sicherheit für Innehaltung seiner der Gesellschaft gegenüber über⸗

nommenen Verpflichtungen bei der Grubenkasse zu hinterlegen hat.)

Die Arbeiten müssen nach den Seitens des Direktors den Aufsehern

behändigten Vorschriften ausgeführt werden. Zuwiderhandlungen hiergegen werden nach Schwere des Falles mit einer Geldstrafe belegt, die den Lohn von zwei Tagen nicht übersteigen darf. Der Arbeiter, welcher einen Aufseher beleidigt oder bedroht, wird mit 5 Fr. Geldbuße, derjenige, welcher seine Mitarbeiter beleidigt oder be⸗ droht, mit der gleichen Geldbuße und Entlassung bestraft. Der Auf⸗ seher, der sich dieselben Vergehen zu Schulden kommen läßt, wird mit 10 Fr., im Wiederholungsfalle mit Absetzung bestraft. Der Ar⸗ beiter ist für seine Lampe und Werkzeuge verantwortlich. Beschädi⸗ gungen derselben fallen ihm zur Last.“ Unter dem 24. d. M. wird weiter mitgetheilt, daß die Unterhandlungen zwischen den Abgeordneten der Ausständischen und dem Gouverneur eifrigst betrieben werden. Dem von den Feiernden und dem Bürgermeister Corvisier von Frameries kundgegebenen Wunsche auf Zusammenberufung des Industrieraths, der die einzig zuständige Behörde in der Frage bildet, konnte keine Folge gegeben werden; dieser Rath besteht nämlich augenblicklich nicht vollzählig, da der permanente Provinzialraths⸗Ausschuß die Wahlen in Cuesmes und Flénu für nichtig erkannt hatte. Auf das ihm durch zwei Bergleute übermittelte Schreiben des Bürgermeisters Corvisier hat der Gouverneur diesem brieflich mitgetheilt, daß die Berufung des Industrieraths unmöglich, daß aber der Gouverneur selbst gern bereit sei, die Direk oren der 1— Lévant und Produits von Flénu zu ersuchen, mit möglichstem Wohlwollen die Forderungen der Ausständischen bezüglich der Grubenordnung vom 2. August 1852 zu prüfen. Der Bürgermeister möge daher den mit ihm verhandelnden Bergleuten rathen, ihre Ansprüche dem Gouverneur schriftlich zu über⸗ mitteln. Dies ist Freitag Abend bereits geschehen. Außer den oben mitgetheilten Punkten der Grubenordnung wollen die Ausständischen auch die in ihr enthaltene Bestimmung beseitigt wissen, daß jeder Bergmann nur gegen Hinterlegung seines Arbeitsbuchs bei der Direktion der betreffenden Grube Beschäftigang erhalten könne. Die Abordnung, welche mit dem Gouverneur Freitag Abend verhandelte, erklärte sich bereit, die Grubenordnung in einzelnen Punkten, jedoch in gemilderter Form anzuerkennen, wovon die betreffenden Zechen durch den Gouverneur benachrichtigt wurden. Letzterer hofft, daß die in der Grubenordnung festgesetzten Geldstrafen Seitens der betheiligten Direktionen wenigstens um die Hälfte ermäßigt werden. Wie der „Voss. Ztg.“ berichtet wird, haben die Vertreter der Zechen am Sonnabend trotz der Mahnungen des Gouverneurs be⸗ schlossen, die Arbeitsordnung unverändert aufrecht zu halten, sie aber „auf wohlwollende Weise“ auszuführen; höchstens wollte man sich zu dem Zugeständnisse bequemen, die Lohnabzüge auf die Hälfte zu beschränken. Ein Telegramm des „Wolff'schen Bureaus“ aus Brüssel giebt eine Mittheilung des „Courrier de Bruxelles“ wieder, der zufolge die Arbeiter⸗Delegirten der vier Bassins von Charleroi, Liège, des Centre und des Borinage am Sonntag in einer Versammlung in Char⸗ leroi den Erlaß eines Manifestes beschlossen haben, welches die Arbeiter auffordert, sich für einen allge⸗ meinen Ausstand nach dem Kongreß vom 14. September bereit zu halten. In Frameries haben gestern neue Zusammen⸗ künfte der Ausständischen stattgefunden. Die Führer hielten Reden, in denen sie zur Fortsetzung des Ausstandes aufforderten. Die⸗ selbe wurde auch von der zahlreichen Zuhörerschaft be⸗ schlossen. Die Bergleute begaben sich hierauf nach den verschiedenen Gruben, um ihre Arbeitsbücher zurückzufordern. Die Ruhe wurde nicht gestört. Ein Telegramm der Ztg.“ meldet, daß der französische Anarchist Collard, welcher im Borinage vor den Bergleuten eine aufhetzende Rede ge⸗ halten habe, von der belgischen Gendarmerie festgenommen und über die Grenze geschafft worden sei.

In Bochum fand am Sonntag eine, der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, von 300 400 Bergarbeitern besuchte Versammlung statt, in welcher der Bergmann Meier⸗Bochum, der Kassirer des alten Ver⸗ bandes Rheinisch⸗Westfälischer Bergleute, über die gegenwärtige Lage der Bergarbeiter sprach und u. A. bemerkte, daß sich dieselbe von Tag zu Tag immer mehr dem Zustande nähere, in welchem sich die Bergarbeiter vor dem Mai⸗Ausstande vorigen Jahres befunden hätten. Dieser Ausstand sei nicht, wie so vielfach behauptet werde, von den Bergarbeitern provozirt worden. Derartiges werde auch in der Zukunft nicht geschehen. Das einzige Mittel, um dem Bergarbeiter Schutz gegen die „Uebergriffe des Kapitals“ zu gewähren, bestehe in einer festen und zweckmäßigen Organisation. Erwähnenswerth ist ferner aus dem Verlauf der Versammlung, daß der Bergmann Weber, der eine zeitlang gegen den alten und für den neuen Verband agitirte, in dieser Versammlung zu dem alten Verbande zurück⸗ kehrte und wieder aufgenommen wurde. Außerdem wurde in der Versammlung die Gründung einer Konsumanstalt für Bochum beschlossen. Die zu leistenden Beträge belaufen sich auf 3 Ein⸗ trittsgeld, dann 5 als erster Beitrag und später monatliche Bei⸗ träge von 1 ℳ, bis im Ganzen 50 entrichtet sein werden. Schließlich sandte die Versammlung an die in Belgien im Ausstand begriffenen Bergarbeiter folgendes Telegramm: Die in Bochum sehr zahlreich besuchte Versammlung der Bergleute spricht den Kameraden ihre volle Sympathie aus und fühlt sich mit ihnen solidarisch.

Hier in Berlin fand gestern Abend eine große sozialdemo⸗ kratische Versammlung statt, für welche der Reichstagsabgeord⸗ nete Bebel in Bezug auf die in der Partei herrschenden Streitigkeiten das Referat übernommen hatte. Er suchte die Angriffe der wider⸗ strebenden Parteiblätter und Parteigenossen, wie namentlich des Dr. Bruno Wille, unter dem Beifall der Versammlung abzuwehren. Nach Bebel sprachen die Herren Dr. Bruno Wille, Wildberger, Reichstagsabgeordneter Singer, Buchdrucker Werner Die Versammlung, welche bis spät in die Nacht hinein dauerte, genehmigte folgende vom Reichstagsabgeord⸗ neten Bebel eingebrachte Resolution: „Die Versammlung erklärt die von verschiedenen Seiten aufgestellte Seee die sozialdemokra⸗ tische Reichstagsfraktion sei korrumpirt, sie beabsichtige, die Partei zu vergewaltigen und sei bestrebt, die freie Meinungsäußerung in der Partei⸗ presse zu unterdrücken, für eine durch Nichts bewiesene schwere Beleidi⸗ gung der Fraktion bezw. der Parteileitung. Die Versammlung erklärt ferner die gegen die bisherige parlamentarische Thätigkeit der Fraktion gerichteten Angriffe für ungerechtfertigt. Die Versammlung ersucht die Parteigenossen, olle und jede persönliche Polemik in der Presse und in Versammlungen einzustellen und die Streitfragen der Entscheidung des Parteitages zu unterbreiten.“ 3

In Stettin sind, wie die „Ostsee⸗Ztg.“ berichtet, die Buch⸗ bindergebülfen nunmehr ebenfalls in die Lohnbewegung ein⸗ getreten. Am Sonntag fand eine zahlreich besuchte öffentliche Buchbinderversammlung statt, an der auch verschiedene Arbeit⸗ geber dieser Branche auf besondere Einladung der Ein⸗ berufer Theil nahmen. Es wurden folgende Forderungen der Gehülfen an die Arbeitgeber aufgestellt: Einführung eines Minimal⸗Lohnsatzes von 16 per Woche; zehnstündige Arbeitszeit: Zahlung des Lohns auch an den gesetzlichen und kirchlichen Feiertagen; 10 % Aufschlag für diejenigen Gehülfen, welche schon jetzt einen Lohnsatz von 16 oder darüber beziehen; Abschaffung der Ueberstunden, bezw. wenn die⸗ selben durchaus erforderlich sind, ein Aufschlag von 33 ½ %o. In einer längeren Diskussion, an der sich auch mehrere der Arbeit⸗

eber betheiligten, wurden die Forderungen der Gehülfen in der auptsache als berechtigt anerkannt; es scheint somit Aussicht vor⸗ handen zu sein, daß ohne Arbeitseinstellung eine Einigung zu Stande

„Voss.

Aus New⸗York meldet „W. T. B.“: In einer Konferenz de Delegirten des Verbandes Eisenbahn⸗Bediensteter, i welcher etwa 60 000 Arbeiter vertreten waren, die in Gebiet von Ober⸗Indiana ansässig sind, wurde nach längerer Debatte beschlossen, der I““ der Knight of Labour, in dem ganzen Eisenbahnnetze der New York Central⸗Bahn einen allgemeinen Strike zu proklamiren, wei diese jüngst 6 den Knights of Labour angehörende Bedienstete ent lassen hatte, nicht Folge zu leisten. Die Versammlung sandte indessen an den Führer der Knights of Labour ein schmeichelhaftes Schreiben.

Aus Sydney liegt folgendes Telegramm des „Wolff'schen

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Bureaus“ vor: In Verbindung mit dem Ausstande nimmt die

allgemeine Aufregung zu, weil die Schiffseigner Nicht⸗ unionisten zum Kohlenladen angenommen haben, und diejenigen Arbeiter, welche bisher die Krahnen bedienten, sich ebenfalls dem Ausstande anschlossen. Es gilt für wahrscheinlich, daß die Bergleute gleichfalls die Arbeit einstellen werden. Aus Bris⸗ bane wird gemeldet, daß die Unionisten heute Reisende auf dem Landungsquai an der Einschiffung hinderten. Es entspann sich ein Handgemenge, bei welchem mehrere Personen verwundet wurden.

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Zur Lage der arbeitenden Bevölkerung. Die Lage der arbeitenden Bevölkerung und der kleinen Hand⸗

werker ist im Reg.⸗Bez. Stade, wie von dort geschrieben wird, fort⸗

gesetzt und durchweg eine günstige; Arbeit ist hinreichend vorhanden und wird gut bezahlt.

8— Roheisen⸗Produktion.

„Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (einschl. Luxemburgs) im Monat Juli 1890 auf 391 982 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 179 633 t, Bessemerroheisen 32 848 t, Thomasroheisen 129 430 t und Gießereiroheisen 50 071 t. Die Produktion im Juli 1889 betrug 371 467 t, im Juni 1890 387 852 t. Vom 1. Januar bis 31. Juli 1890 wurden produzirt 2 731 565 t gegen 2 463 843 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Löhne der Bergleute in den französischen Kohlengruben seit 1860.

Das französische Ministerium der öffentlichen Arbeiten macht in einer seiner jüngsten amtlichen Veröffentlichungen (Bulletin du Ministère des Travaux publics. Mars 1890.) sehr inter⸗ essante Angaben über die Löhne der Bergleute in den Kohlen⸗ gruben Frankreichs seit dem Jahre 1860, deren Kenntniß von allgemeinerer Wichtigkeit sein dürfte. Es haben sich nämlich die Durchschnittstagelöhne der bezeichneten Arbeiter in folgender Weise

entwickelt:

1860 64 2,58 Francs 1875 79 3,58 Franc 1865 69 2,86 . 1880— 84 3,80 3 1870 —- 74 3,32 8 1885 88 3,72 was eine Erhöhung in jenen Zeiträumen um 10,9 bezw. 16,1, 7,8 und 6,1 % bedeutet. Für die Periode 1885— 88 ergiebt sich dagegen eine Verminderung des Durchschnittstagelohnes um 2,1 %. Dem⸗

gegenüber finden wir den Durchschnittstagelohn für 1844 auf 2,9 Fr. 8

und denjenigen im Kohlenbecken von Valenciennes für 1837 auf 2 Fr., 1833 auf 1,70 Fr., 1791 auf 22 Sous, 1784 auf 20 Sous und 1775 auf 14 ½ Sous angegeben.

Durchaus nicht in gleichem Maße mit dem Tagelohn ist der Gewinn gestiegen, welchen der einzelne Arbeiter den Kohlenbergwerks⸗ besitzern durch seine Thätigkeit erarbeitet. Um diesen zu berechnen, setzt unsere Quelle den der Bergwerkssteuer zu Grunde gelegten durch⸗ schnittlichen Jahresreinertrag der französischen Kohlengruben für die in das Auge gefaßten Zeiträume zur Durchschnittszahl der jährlich beschäftigten Arbeiter ins Verhältniß und findet auf diese Weise, daß der durchschnittliche Jahresreingewinn, den ein Arbeiter dem Unter⸗ nehmer bringt, von 262 Fr. in den Jahren 1860— 64 auf 273 Fr. im Zeitraume 1865— 69 und auf 377 Fr. in dem Zeitraum 1870 74 stieg, in den Jahren 1875 79 wieder auf 367 Fr. fiel, um dann 1880— 84 abermals auf 378 Fr. anzuwachsen und nun 1885— 89 wiederum auf 368 Fr. herabzugehen.

Auch das Verhältniß der insgesammt verdienten Arbeitslöhne zum Werthe des gewonnenen Materials ist durchaus nicht stetig ge⸗ blieben. Vergleicht man die Summe der durchschnittlichen Jahres⸗ löhne der französischen Kohlenbergbauarbeiter mit dem durchschnitt⸗ lichen Jahreswerthe (Verkaufspreise) der gewonnenen Kohle, so findet man, daß jene von diesem für 1860 64 44,5 % ausmacht, in den Zeiträumen 1865—69 auf 43,2 und 1870 74 auf 41,3 % fiel, von da ab aber regelmäßig stieg, nämlich auf 44,3 % in den Jahren 1875 79, auf 46,6 von 1880 84 und auf 47,9 von 1885 im Jahre 1888 allein 49,0 % betrug. (Statist. Corr.)

Landwirthschaft und Viehzucht in Schweden.

(F) Nach den Berichten der Haushaltungsgesellschaften für das Jahr 1888 hat das schwedische Statistische Centralbureau eine um⸗ fassende Uebersicht über die Landwirthschaft und die Viehzucht in Schweden bearbeitet und kürzlich im Druck herausgegeben. Nach derselben betrug die als Ackerland benutzte Fläche 6 510 141 Tonnen Land (je = 0,49366 ha) und das Wiesenareal 3 548 322 T. L. Wäh⸗ rend erstere sich im Laufe des Jahres um 64 609 T. L. vergrößerte, verminderte sich letztere um 28 924 T. L. (Im Jahre 1870 maß das Ackerland 5 160 854 T. L. und das Wiesenland 4 023 193 T. L.). Was die Vertheilung des Landes betrifft, so be⸗ bauen 88,5 % aller Landwirthe höchstens je 40 T. L. und nur 11,5 % größere Areale. Die größeren Güter liegen hauptsächlich in Ostgoth⸗ land, im Mälarethal, in Schonen und in Skaraborgs Län, somit in den fruchtbarsten und am frühesten kultivirten Gegenden. Wo die größeren Güter am zahlreichsten sind, da sind auch die Pächter am stärksten vorhanden; auf der Insel Gothland und in Blekinge Län sind aber nur sehr wenige zu finden. Von sämmtlichen länd⸗ lichen Besitzungen werden 83,7 % vom Besitzer selbst und 16,3 % von Pächtern bewirthschaftet. Die meisten Pächter finden sich auf den kleineren Besitzungen bis 40 T. L. Häuslerstellen mit und ohne Land wurden 163 932 gezählt. Der Anbau von Kulturpflanzen zeigt einen wesentlichen Rückgang bezüglich des Wintergetreides, der Kar⸗ toffeln, der Wurzelfrüchte, des Flachses u. s. w. Dagegen hat der Anbau von Gräsern und Futterpflanzen während der letzten Jahre zugenommen. Die ganze Aussaat betrug im Jahre 1888 32 681 029 Kubikfuß (je = 0,02617 chm), davon entfielen 65,54 % auf Halmfrüchte, 2,03 % auf Hülsenfrüchte, 32,24 % auf Kartoffeln und 0,19. % auf alle übrigen Pflanzenarten, wie Flachs, Hanf, Buchweizen, Raps u. s. w. Weizen und Roggen zusammen waren mit 14,07 %, die drei eigentlichen Sommergetreidearten: Gerste, Häafer und Menggetreide mit 51,47 % an der Aussaat be⸗