1890 / 206 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

nahme aus allen Verkehrszweigen auf ein Kilometer Betriebslänge bei 44 Bahnen mit zusammen 30 795,87 km höher und bei 23 Bahnen mit 5211,83 km (darunter 6 Bahnen mit vermehrter etriebslänge) niedriger als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende Juli d. J. war dieselbe auf ein Kilometer Betriebslänge bei 53 Bahnen mit zusammen 34 534,86 km höher und bei 14 Bahnen mit zusammen 1472,84 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer als in demselben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privat⸗ bahnen, ausschließlich der vom Staat für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende Juli d. J. das ge⸗ sammte konzessionirte Anlagekapital 22 859 900 (15 405 000 Stammaktien, 2 454 900 Prioritäts⸗Stamm⸗ aktien und 5 000 000 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 116,83 km, sodaß auf je 1 km 195 668 entfallen. 88 den 8 1111““ Zehanhen ö“

ahnen betrug Ende Juli d. J. das gesammte konzessio⸗ nirte Anlagekapital 504 868 829 (253 997 500 Stammaktien, 71 507 000 ℳ, Prioritäts⸗Stammaktien und 179 364 329 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dies Kapital bestimmt ist, 2902,87 km, sodaß auf je 1 km 173 921 entfallen. Eröffnet wurden am 1. Juli die Strecken Sarnau- Franken⸗ berg 26,00 km, Bensberg —Hoffnungsthal 11,20 km (König⸗ liche Eisenbahn⸗Direktion Elberfeld) und Gifhorn —Meine 9,52 km (Königliche Eisenbahn⸗Direktion Magdeburg), am 15. Juli Pratau Torgau 41,75 km (Königliche Eisenbahn⸗ Direktion Erfurt), Freiberg —Halsbrücke 7,45 km, Berthels⸗ dorf Großhartmannsdorf mit der Zweigbahn Brand— Langenau 15,96 km (Königlich sächsische Staatseisenbahnen) und Wangen Hergatz 2,10 km (Königlich württembergische Staatseisenbahnen). Ferner sind am 1. Juli die Unterelbesche Eisenbahn (106,82 km), die Schleswig⸗Holsteinische Marsch⸗ bahn (237,80 km), die Westholsteinische Eisenbahn (99,80 km) und die Wernshausen⸗Schmalkaldener Eisenbahn (6,88 km) in das Eigenthum und die Verwaltung des preußischen Staats übergegangen. Seit dem 1. Juli erfolgt der Betrieb der bis dahin für Rechnung des Baufonds verwalteten Braunschwei⸗ gischen Landeseisenbahn (80,45 km) für Rech nung des Be⸗ triebsfonds.

Der Kaiserliche Botschafter am russischen Hofe von Schweinitz hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Erste Sekretär, Legations⸗Rath Graf von Pourtaléès als Ge⸗ schäftsträger. 1

S. M. Kanonenbootẽ „Wolf“, Kommandant Korrvetten⸗ Käapitän Credner, ist am 26. August in Hiogo und S. M. Kreuzer⸗Korvette „Alexandrine“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän von Prittwitz u. Gaffron, an demselben Tage in Sydney eingetroffen.

Danzig, 26. August. S. M. S. „Irene“, mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich an Bord, ging heute früh um 5 Uhr bei Zoppot vor Anker.

Koblenz, 26. August. In der zweiten öffentlichen Sitzung der Generalversammlung der Katholiken Deutschlands sprachen, dem „W. T. B.“ zufolge, Müller (Wien) über die Würde des Priesterthums, Professor Schädler (Lindau) über die Presse, Pfarrer Schmitz (Trier) über die Bekämpfung der Sozialdemokratie und Oberpfarrer Dr. Schmitz über die Schule und den deutschen Lehrertag. Der Besuch war sehr zahlreich.

Bonn, 27. August. Die „Bonner Zeitung“ erfährt, daß an dem in Köln stattfindenden Altkatholikentage auch die holländischen altkatholischen Bischöfe und zwar der Erzbischof von Utrecht sowie die Bischöfe von Haarlem und Deventer theilnehmen werden.

Sigmaringen, 27. August. Der Reichs⸗ und Land⸗ tags⸗Abgeordnete Dr. Hammacher ist, wie „W. T. B.“ meldet, hier eingetroffen und auf besondere Einladung Sr. Hoheit des Fürsten im Fürstlichen Schlosse abgestiegen.

Baden.

Karlsruhe, 26. August. Se. Königliche Hoheit der Großherzog begab sich, wie die „Karlsr. Ztg.“ berichtet, vorgestern früh nach Stockach und nahm dort zunächst an dem Gottesdienst in der evangelischen Kirche Theil. Danach empfing Se. Königliche Hoheit im Amthause den katholischen Dekan Dietz und wohnte in der Kornhalle der Versammlung des Abgeordnetentages des Höhgau⸗Militärvereins⸗ Verbandes an. Hierauf fand im Amthause der Empfang einer Abordnung der Landgemeinden des Amtsbezirks statt, welche dem Großherzog den Dank für die den Hagelbeschä⸗ digten gewährte Unterstützung darbrachte. Höchsterselbe be⸗ sprach sich mit der Abordnung eingehend über die Lage und Interessen des Bezirks. Nach dem Festessen besichtigte der Großherzog das neue Hospital und nahm dann auf dem größten Platze der Stadt, auf welchem für Se. König⸗ liche Hoheit eine Tribüne errichtet war, den Vorbeimarsch der Vereine entgegen, der in musterhafter Ordnung erfolgte. Um diese Tribüne versammelten sich dann alle Vereine, an welche der Vorstand des Höhgauverbands eine treff⸗ liche Ansprache hielt, die mit einem begeisterten Hoch auf den Kaiser und den Landesherrn schloß. Darauf richtete Se. Königliche Hoheit Worte des Dankes, der Anerkennung und Aufmunterung an die Versammelten und ließ zum Schluß alle Diejenigen vortreten, welche mit dem eisernen Kreuz oder der Karl⸗ Friedrich⸗Verdienstmedaille dekorirt sind, und sprach mit Jedem derselben. Alsdann verließ der Großherzog den Festplatz und fuhr zu Wagen nach Ludwigshafen, um von da nach Mainau zurückzukehren, wo derselbe um 7 Uhr eintraf. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin halte sich Vormittags nach dem Gottesdienst in der Schloß⸗ kirche Mainau über Unteruhldingen nach Heiligenberg zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Schweden und Norwegen, sowie der Fürstlich Fürstenbergischen Herrschaften begeben, woselbst Nach⸗ mittags auch Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Salem aus eintraf. Ihre Königlichen Hoheiten kehrten

Schloß

*

Zum Besuche Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin werden, wie „W. T. B.“ meldet, morgen Se. Königliche Hoheit der Großherzog „von Oldenburg und übermorgen Se. Majestät der König

von Rumänien auf Schloß Mainau eintreffen.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Schwerin, 26. August. Wie den „Meckl. Nachr.“ gemeldet wird, gedenkt Se. Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog 3 bis 4 Tage in Lissabon zu bleiben und dann die Seefahrt nach Algier fortzusetzen. Das Befinden Sr. König⸗ lichen Hoheit war mehrere Tage weniger gut, bessert sich aber zusehends durch die warme Seeluft.

Sachsen⸗Meiningen.

Meiningen, 25. August. Am 7. September tritt, wie die „Weim. Ztg.“ berichtet, hier der Rechnungsausschuß des Landtages zur Prüfung der Staatsrechnungen auf die Jahre 1887 und 1888 zusammen. Ueber das finanzielle Ergebniß dieser beiden Jahre liegen folgende An⸗ gaben vor: Die beiden Rechnungsjahre sind je nach dem Stande der Domänen⸗ und Landenskasserechnung zu betrachten. Erstere schließt mit einer Gesammteinnahme von rund 5 248 000 ab, während im Etat nur 4 441 000 vorgesehen waren; die wirkliche Ein⸗ nahme hat also den Voranschlag um 807 000 über⸗ stiegen. Diesen Einnahmen steht im Domänen⸗Etat eine Aus⸗ gabe von 3 237 000 (5000 mehr als etatisirt) gegen⸗ über; es haben sonach die Einnahmen einen Ueberschuß gegen die Ausgaben von nicht weniger als 2 028 000 erzielt, von welchen 918 000 aufs Jahr 1887 und 1 110 000 auf 1888 kommen. Diese Ueberschuͤsse werden zwischen der Herzoglichen Hofkasse und dem Staatsfiskus gleichmäßig getheilt. Die Landeskasse betreffend, so ist der Abschluß pro 1887 und 1888 nicht weniger günstig. Der Voranschlag war in Einnahme und Ausgabe auf 6660 000 festgestellt, in Wirklichkeit stellten sich aber die Einnahmen auf 8 040 000 ℳ, die Ausgaben auf 7 339 000 und wurde sonach ein Ueberschuß von 705 000 erzielt, der sich sogar auf 2 400 000 erhöht, wenn man den Kassenbestand am Schluß des Jahres 1886 mit 1 698 000 hinzurechnet. Unter den Einnahmen haben die Herauszahlungen aus der Reichskasse 339 000 mehr als etatisirt ergeben, dagegen haben sich auch in Ausgabe die Matrikularbeiträge um 267 000 höber als im Voranschlag gestellt. Der Land⸗ tag wird im Oktober wieder versammelt sein. 1“

Sachsen⸗Altenburg. G

Altenburg, 25. August. Se. Hoheit der Her sich, der „Ger. Ztg.“ zufolge, von Schloß Hummelshai Tirol begeben. . ö

Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 27. August. Ihre Maäjestät die Kaiserin und Königin wird sich, der „Presse“ zufolge, von Paris nach England begeben und in der zweiten Hälfte des Oktober in Corfu eintreffen. 1

Der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky empfing gestern den serbischen Finanz⸗Minister Vuic, welcher heute nach Belgrad zurückkehrt. . 1

Vorgestern fanden in Ober⸗Oesterreich und Kärnten Landtagswahlen statt. In Ober-⸗Oesterreich wurden, nach dem „Prag. Abdbl.“, durchwegs die konservativen, in Kärnten ausschließlich die deutsch⸗liberalen Kandidaten gewählt.

Frankreich.

Paris, 27. August. Der Kriegs⸗Minister de Freycinet hat sich zum Kurgebrauch nach Aix⸗les⸗Bains begeben.

Durch ein Dekret der Regierung wird, einem Telegramm der „N P. Z.“ zufolge, das Gesuch des Erzbischofs von Paris, ein von einer Wittwe der Kirche Sacré Coeur ver⸗ schriebenes Legat von 10 000 Fr. annehmen zu dürfen, abgelehnt, weil die Kirche bereits bedeutende Summen gn⸗ gesammelt habe, und es unnütz erscheine, die Einnahmen der Kirche zu Ungunsten der Erben der Wittwe zu vermehren.

In Folge der ersten Anwendung des neuen Armee⸗ gesetzes werden, wie „W. T. B.“ meldet, in diesem Jahre 184 922 Rekruten eingestellt gegen 130 453 im vorigen

ahre. Eine vom 16. Juli datirte, im „Bulletin officiel u ministéère de la guerre“ veröffentlichte Verfügung des Kriegs⸗Ministers an die kommandirenden Generale weist er⸗ neut auf den Werth der den Offizieren der Reserve und des Territorialheeres in Gemäßheit der Vorschrift vom 8. April 1889 gestatteten freiwilligen Dienstleistungen hin und empfiehlt, sowohl diese möglichst zu begünstigen, als auch den Zusammenhang zwischen den genannten und den Berufsoffizieren nach Kräften zu fördern.

Die von den gestrigen Morgenblättern gebrachte Nach⸗ richt von der Aufhebung des General⸗Gouverneur⸗ postens in Algerien wird von unterrichteter Seite in Ab⸗ rede gestellt.

Der Generalrath der Gironde verlangt die Ein⸗ führung von wählbaren departementalen landwirth⸗ schaftlichen Kammern und spricht sich gegen den Ab⸗ schluß von Handelsverträgen aus.

Das heutige „Journal des Débats“ empfiehlt, die Maßregeln gegen die Einführung amerikanischen Schweine fleisches aufzuheben, um die Einführung der von Seiten der Vereinigten Staaten geplanten Zollmaßnahmen hintanzuhalten. 8

Die „Justice“ tadelt die Angriffe der Blätter

talien und empfiehlt, zur internationalen Höflich⸗ ückzukehren und ein Geschwader nach Spezzia zu ent

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 27. August. Der Großfürst Michael Nicolajewitsch hat gestern, dem „W. T. B.“ zufolge, eine Reise in das Ausland angetreten.

Italien.

Rom, 27. August. Der König besuchte, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern früh von Brescia aus die Schlacht⸗ felder von Solferino und San Martino. Die im Gefolge des Königs befindlichen fremdländischen Militär⸗ Attachés besuchten auch das Beinhaus von Solferino.

Das amtliche Blatt veröffentlichte gestern ein ministe⸗

8

Mitgliederlisten und Papiere beschlagnahmt. Bei d Haussuchungen wurden im Hause Dominik Mancini's zwei gefüllte Bomben gefunden. Mancini wurde ver⸗ haftet. 8 Spanien.

Madrid, 24. August. Ihre Majestät die Königin⸗ Regentin Maria Christine wird sich, wie der „Wien. Ztg.“ gemeldet wird, am 30. d. M. von San Sebastian nach Bilbao begeben, um daselbst dem Stapellaufe des neu⸗ erbauten Kreuzers „Infanta Maria Teresa“ beizuwohnen. Ihre Majestät wird noch am bezeichneten Tage nach San Sebastian zurückkehren.

Belgien.

Brüssel, 26. August. Die Einweihung des Denk⸗ mals zur Erinnerung an die bei Waterloo ge⸗ fallenen und in Belgien begrabenen englischen Sol⸗ daten fand, wie „W. T. B.“ berichtet, heute auf dem Kirchhofe Evore statt. Es nahmen daran theil: der Herzog von Cam⸗ bridge, der Lordmayor von London, die Mitglieder der englischen Gesandischaft, die Stadtbehörden von Brüssel und eine große Zahl Engländer und Belgier. Der Herzog von Cambridge übergab das Denkmal der Stadt Brüssel. Der englische Gesandte Lord Vivian hob in seiner Ansprache hervor, das Denkmal sei dazu bestimmt, die Erinnerung an die bei Waterloo gefallenen Soldaten wach zu halten.

Türkei.

Konstantinopel, 26. August. Dem „W. T. B.“ zufolge ist der neue bulgarische Metropolit von Ochrida in Monastir eingetroffen und hat daselbst eine kirchliche Feier celebrirt. Dem festlichen Einzuge des Metropoliten wohnte auch der russische Vize⸗Konsul bei. Der Metropolit tauschte mit den Regierungsfunktionären Besuche aus und reiste hierauf nach Ochrida weiter.

Rumänien.

Bukarest, 24. August. Anläßlich des heutigen Geburts⸗ festes des Thronfolgers übermittelte, dem „Corresp⸗⸗ Bureau“ zufolge, der Ministerrath demselben telegraphisch seine Glückwünsche. ““

Serbien.

Belgrad, 24. August. Den Blättern zufolge soll das erste Aufgebot der Nationalmiliz für den 20. August a. St. zu einer neuntägigen Waffenübung einberufen werden; es sei jedoch nicht unmöglich, daß die Waffenübung bis nach den Skupschtinawahlen verschoben werde.

Dänemark.

(F) Kopenhagen, 25. August. In Veranlassung des Geburtstagsfestes der Königin werden der König von Griechenland sowie der Prinz von Wales Anfangs Sep⸗ tember hier eintreffen, auch der Kronprinz, Prinz Wal demar und Prinzessin Marie dürften zu dieser Zeit wieder aus dem Auslande zurückkehren.

Der Landgraf Alexander von Hessen ist zum Besuch und der Königin auf Schloß Bernstorff einge⸗ troffen.

Der neuernannte italienische Gesandte am hiesigen König lichen Hofe Mr. Catalanie überreichte heute dem Könige auf Schloß Amalienborg sein Beglaubigungsschreiben.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 26. August. Der Senat beschloß, wie telegraphisch gemeldet wird, eine

den 8. September festsetzt. Argentinien. Buenos Aires, 26. August. „W. T. B.“ meldet, hat sich die hiesige Lage gebessert. Haiti. Die hiesige Gesandtschaft in Paris dementirt das Gerücht, daß zwischen Haiti und der Dominikanischen Republik der Krieg erklärt sei.

Afrika.

Das „Reuter’'sche Bureau“ meldet aus Sansibar vom 26.: In Anwesenheit der auswärtigen Konsuln, des Admirals Freemantle und zahlreicher Europäer und Eingeborenen that die Frau des General⸗Konsuls Evan Smith heute den ersten Spatenstich für die von Mombasa nach dem Victoria Nyanza zu erbauende Eisenbahn.

Die bereits in Nr. 185 des „R. u. St.⸗A.“ vom 2. August telegraphisch erwähnte Verfügung des Sul⸗ tans von Sansibar gegen den Sklavenhandel hat folgenden Wortlaut: .

„Im Namen Gottes, des Gnädigen und Barmherzigen.

Das nachfolgende Dekret wird von Uns, Seyvid Ali bin Said, Sultan von Sansibar, veröffentlicht und ist bekannt zu machen, damit es von allen Unseren Unterthanen in Unserem Gebiet vom gegen⸗ wärtigen Tage an befolgt werde:

1) Ich bestätige hierdurch alle früheren Dekrete und Anordnungen, welche von Unseren Vorgängern gegen die Sklaverei und den Sklaven⸗ handel erlassen sind, und erkläre, daß, mögen diese Dekrete bis jetzt in Kraft gewesen sein oder nicht, sie in Zukunft für Uns und Unsere Unterthanen verbindlich sein sollen.

2) Wir erklären, daß unter den nachstehenden Bedingungen alle Sklaven, welche sich bis heute im rechtmäßigen Besitz Unserer Unter⸗ thanen befunden haben, ihren Eigenthümern nach wie vor verbleiben sollen. Ihr Status soll unverändert bleiben.

3) Wir verbieten von heute ab unbedingt jeden Tausch, Kauf und Verkauf von Sklaven, Haussklaven oder anderen. Es darf kein Sklavenhandel irgend welcher Art oder Gattung mehr stattfinden. Alle Häuser, welche bisher von Sklavenhändlern zum Zweck des Handels mit Haussklaven gehalten wurden, sollen für immer geschlossen werden und alle Personen, welche als Händler für den Tausch oder Verkauf von Sklaven erfunden werden, sollen streng bestraft und aus, Unserem Gebiet ausgewiesen werden.

Jeder Araber oder andere Unserer Unterthanen, welcher künftig beim Tauschen. Halten oder Verkaufen von Haussklaven oder anderen Sklaven erfunden wird, soll streng bestraft werden und zwar zur Ver⸗ bannung und zum Verlust aller seiner Sklaven. Alle Häuser, in

konfiszirt. 3

8 Sklaven sind beim Tode ihrer Eigenthümer nur an die gesetz⸗ lichen Kinder vererbbar. Hat der Eigenthümer solche Kinder nicht hinterlassen, so sollen seine Sklaven bei dem Tode ihrer Eigenthümer ipso facto frei werden.

5) Jeder Araber oder andere Unserer Unterthanen, welcher gewohn⸗ heitsmäßig seine Sklaven mißhandelt oder im Besitz von wunden Sklaven befunden wird, verfällt harter Bestrafung und in flagranten Fällen von Grausamkeit dem Verlust aller seiner Sklaven.

erst Abends wieder heim. Die Ankunft Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin auf Mainau erfolgte um 8 ½ Uhr.

rielles Dekret vom 22. August, durch welches die Vereine und Gesellschaften, die den Titel Peter Barsanti und

6) Solche Unserer Unterthanen, welche sich mit Personen ver⸗ heirathen, die der britischen Rechtspflege unterworfen sind, werden

Wilhelm Oberdank führen, geschlossen werden. Die Sicher⸗ 1“ heitsbehörden haben in Folge dessen die Versammlungen der genannten Gesellschaften untersagt und deren I“ ““

Resolution, welche das Ende der Tarifbill⸗Debatte auf Wie

welchen in irgend einer Form Sklavenhandel betrieben wird, werden

ebenso wie diejenigen, welche aus solchen Ehen hervorgegangen sind, hiermit für unfähig erklärt, Sklaven zu halten, und alle Sklaven derjenigen Unserer Unterthanen, welche bereits in dieser Weise ver⸗ heirathet sind, werden für frei erklärt.

7) Alle Unsere Unterthanen, welche früber selbst Sklaven, durch britische Antorität befreit worden sind, oder vorlängst freigelassen sind, werden ebenfalls für unfähig erklärt, Sklaven zu halten, und alle Sklaven solcher Personen werden für frei erklärt.

Alle Sklaven, welche nach Erscheinen dieses Dekrets gesetzmäßig ihre Freiheit erlangen, sollen für immer unfähig sein, Sklaven zu halten, bei Androhung strengster Bestrafung.

8) Jeder Sklave foll berechtigt sein, zu jeder Zeit hinfort seine Freiheit zu einem gerechten und angemessenen Preise zu erkaufen, welcher von Uns und Unseren arabischen Unterthanen festgesetzt wird. Das Kaufgeld soll von dem Sklaven seinem Eigenthümer vor einem Kadi bezahlt werden, welcher dem Sklaven eine Bescheinigung über seine Freiheit auszustellen hat und solche befreiten Sklaven werden unter Unseren besonderen Schutz gegen Mißhandlung gestellt. Dieser Schutz soll ebenso auf alle Sklaven ausgedehnt werden, welche ihre Freiheit auf Grund einer der in diesem Dekret getroffenen Verfügungen erlangen. Vom Datum dieses Dekrets ab hat jeder Sklave dasselbe Recht, wie alle Unsere Unterthanen, welche nicht Sklaven sind, alle Beschwerden und Klagen vor Unsere Kadis zu bringen.

Gegeben unter Unserer Unterschrift und Siegel am 15. Tage des El Hej 1307 zu Sansibar (1. August 18 90).

. Ali bin Said,

Sultan von Sansibar. Kapstadt, 26. August. Wie das „Reut. Bur.“ aus dem Matabelelande unter dem 13. d. M. meldet, breiten sich die Ansiedler der englischen südafrikanischen Ge⸗ sellschaft in diesem Lande ruhig und unbehelligt aus.

Kunst und Wissenschaft.

Die Entwürfe zum Kaiser Wilhelm⸗Denkmal an der Porta Westfalica sind, wie der „Wes.⸗Ztg.“ geschrieben wird, jetzt in Münster zu öffentlicher Besichtigung ausgestellt. Es sind 58 Zeichnungen und 4 Modelle. Der mit dem ersten Preis gekrönte und zur Ausführung vorgeschlagene Entwurf des Architekten Bruno Schmidts in Berlin stellt einen imposanten Kuppelbau dar, welcher die Spitze des Berges krönen soll. Im Vordergrund steht, die Rechte auf den Schwertgriff stützend, die hohe Gestalt des mit dem Siegeslorbeer geschmückten Heldenkaisers. Als Verzierungen finden die Wappen der preußischen Provinzen und der größeren Staaten des Reichs passende Verwendung. Die Architekten Reutter und Fischer (Dresden), Träger des zweiten Preises, wollen ein Reiter⸗ bild des Kaisers vor einem hohen, von der Kaiserkrone überragten Aussichtsthurm, welcher der Fernwirkung dienen soll, erbauen. In ähnlicher Weise plant der mit dem dritten Preise bedachte Entwurf des Architekten Nechelmann (Stuttgart) ein Standbild des Kaisers vor einem Obelisken mit der Kaiserkrone. Professor Hub. Stier (Hannover) stellt den Kaiser dar, wie er, hoch zu Roß sitzend und den Blick nach Süden richtend, seine Rechte zu Schirm und Segen über Westfalen ausstreckt. Als Nebenfiguren sieht man Her⸗ mann, Wittekind, Heinrich den Finkler, den Großen Kurfürsten in Frenhler Gruppirung. Dieser Entwurf hat den vierten Preis er⸗ alten.

Ein neuer Planet ist, wie die „Nat.⸗Ztg.“ mittheilt, am 17. August auf der Sternwarte zu Wien von Hrn. Palisa entdeckt worden. Das neu aufgefundene Gestirn erschien als überaus licht⸗ schwaches Sternchen 13. Größe, und sein Ort am Himmel war in Rectascension 3450 7, in südlicher Declination 20 229. Die tägliche Bewegung ist in Rectascension 10“, in Declination —3°. Nur un⸗ gewöhnlich starke Ferngläser können diesen zeigen.

(F) Ein neuer Runenstein ist kürzlich auf der Insel Bornholm gefunden worden. Wie der Lehrer Jörgensen aus

Ibsker mittheilt, rührt der Stein aus der christlichen Zeit her. Die

Runenschrift steht auf der Breitseite, und am Rande befindet sich ein großer schöner Kreuzstab, wie er im frühen Mittelalter auf Denkmälern

ziemlich häufig vorkommt. Ist die Runenschrift und der Kreuzstab gleich⸗ zeitig auf dem Steine angebracht, dann wird man hierdurch dessen Alter be⸗

stimmen können. Die Runenschrift ist in einem Bande längs des

ganzen Randes des Steines und in einer Linie in der Mitte des

Steines angebracht. Am Rande sind die Runen noch sehr deutlich

und wohlerhalten, in der Mitte aber sehr undeutlich. Die Ent⸗

zifferung der Inschrift soll sehr schwierig sein. Der Direktion für die Bewahrung der antiquarischen Denkmäler sowie dem Professor L. Wimmer in Kopenhagen ist Bericht erstattet worden. Die Konferenz des Vereins für die Reform des Völkerrechts wurde, nach dem „W. T. B.“, gestern im Rath⸗ hause zu Liverpool eröffnet. Sieveking (Hamburg) wurde zum Präsidenten gewählt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernte in Württemberg.

Der Vorstand der Stuttgarter Landesprodukten⸗Börse, Fritz Kreglinger, hat über die diesjährige Ernte in Württemberg folgenden vom „Staats⸗Anzeiger für Württemberg“ mitgetheilten Bericht zu⸗ sammengestellt (100 ist als Mittelernte angenommen):

1

U SS

E

115,70 115,60 104,75 108,50 105,25 112,00

107,20 101,25 102,00 98,45 98,65] 94,15 96,65 102,50

105,00 /102,00 96,50 105,00 96,65 97,00 99,30 97,20 112,25 /107,50 110,00 107,75 108 35 ,11320 107,20 108,35

440,15/426,35 413,25/4 19,70/408,90/ 4 16,35/407,00/405,70

Neckarkreis. 103,85 97,65 Donaukreis. Schwarzwald⸗

kreis..

Zagstkreis..

Durchschnitt JZJahr 1890 Jahr 1889

Aus dieser Zusammenstellung als Sommergetreide ein Resultat ergiebt, wie es sich die Oekonomen

110,04 106,58 103,31 104,92 102,22 104,09 101.75 101,42 88,52 90,90 95,81] 94,35] 92,57 102,72 94,19 100,16

erhellt, daß sowohl Winter⸗

icht besser wünschen können. Dasselbe muß als sehr gut bezeichnet werden; das Ergebn bei allen Getreidearten ist „über Mittel“. Die Qualität des Getreides ist als vorzüglich zu bezeichnen, Brand kommt fast gar nicht vor; nur in denjenigen Landestheilen, welche ihre Früchte noch nicht eingeführt habe n, dürfte die Qualität durch ungünstige Witterung noch beeinträchtigt werden. Futtergewächse aller Art stehen ausgezeichnet. Heu und erster Schnitt Klee wurde theilweise durch Regen be⸗ 8 Frühkartoffeln liefern einen sehr günstigen Ertrag; er Stand der Spätkartoffeln berechtigt zu den schönsten Hoff⸗ nungen. Obst aller Art giebt es im Lande und dürfte eine halbe Ernte zu erwarten sein. Der Stand des Weinstoccks ist ein schöner; ährend der Blüthezeit war theilweise nasses und kaltes Wetter,

wodurch der Ertrag etwas geschmälert wird, doch dürfte noch eine schöne Ernte erhofft werden. Die H im Allgemeinen viel zu wünschen übrig und dürfte kaum eine halbe

opfenpflanzungen lassen Ernte zu erwarten sein. Landwirthschaftliche Wanderausstellung

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5500 Mitglieder zählt, wird in der ersten Woche des Juni 1891 in Bremen ihre fünfte landwirthschaftliche Wanderausstellung in Ver⸗ bindung mit der sechsten Wanderversammlung abhalten. Bisher V

wurden derartige Wanderausstellungen abgehalten 1887 in Frankfurt,

Nanderen Häfen des Kontinents Orts

1388 in Breslau, 1889 in Magdeburg und 1890 in Straßburg. Demnach wird die Gesellschaft vom äußersten Südwesten Deutsch⸗ lands im Jahre 1891 in den Nordwesten wandern, um dort einen Wettkampf um den Preis des Fortschritts auf den Gebieten der Viehzucht wie des Ackerbaus stattfinden zu lassen. Derselbe wird, sofern die landwirthschaftliche Bevölkerung in richtiger Würdigung dieser in Deutschland einzig dastehenden Gelegenheit, die sachliche Entwicklung der Landwirthschaft auf dem Ausstellungswege zu fördern, richtig benutzt, sicher dem nordwestlichen Theile Deutschlands die Vortheile erschließen, welche diese Wanderausstellungen bis jetzt noch immer den Gebieten gebracht haben, die in erster Linie an den Aus⸗ stellungen interessirt waren.

Das jährlich wechselnde Präsidium der Gesellschaft hat für das nächste Jahr Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Oldenburg übernommen. Mit dieser Annahme des Präsidiums ist zugleich die enge Verbindung Oldenburgs mit der Bremer Aus⸗ stellung ausgesprochen. Ebenso wie Oldenburg, hat die Provinz Hannover bereits durch den Centralausschuß der Königlichen Land⸗ wirthschafts⸗Gesellschaft die Wichtigkeit der Ausstellung dadurch an⸗ erkannt, daß derselbe die Vorbereitungen zu dieser Schau ins Auge gefaßt hat; gleichfalls sind auch die anderen in der näheren Umgebung des Ausstellungsplatzes belegenen Landes⸗ theile mit Vorbereitungen zur Ausstellung beschäftigt. Auch die Behörden der Stadt Bremen haben bereits ihre Freude über die Wahl dieses Platzes ausgedrückt und ihre Unterstützung bei dem Unternehmen zugesagt; es ist vor Allem anzunehmen, daß Bremen der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft einen guten Platz für die Ausstellung zur Verfügung stellen wird. Außerordentlich lebhaft aber ist die Deutsche Landwirthschafts⸗Gesellschaft selbst schon mit Inangriff⸗ nahme der Vorarbeiten zur Ausstellung beschäftigt, damit im Monat Oktober der Gesammtausschuß die Ausstellordnung mit allen Preis⸗ ausschreiben feststellen kann.

Da Bremen inmitten der großen viehzüchtenden Länder an der Nordsee liegt, wird unzweifelhaft die Thierabtheilung und be⸗ sonders auch die Pferde⸗ und Rinder⸗Abtheilung der Ausstellung außerordentlich reich beschickt werden. Eine Probeschur von Woll⸗ schafen wird gelegentlich der Ausstellung abgehalten, ebenso die zu fümer sesten Einrichtung der Wanderausstellungen gewordene Zugprüfung ür Rinder.

Unter den landwirthschaftlichen Erzeugnissen wird eine Aus⸗ stellung von Dauerwaaren für Schiffsversorgung und Ausfuhr eine besondere Rolle zu spielen berufen sein. Es ist dies das erste Mal, daß die Gesellschaft der Ausfuhr feinerer landwirthschaftlicher Erzeug⸗ nisse ihre Aufmerksamkeit zuwendet. In erster Linie kommen in Betracht Butter und andere Erzeugnisse des Molkereiwesens, Fleisch⸗ und Fischwaaren, Obst und Gemüse, Mehl⸗ 8 Backwaaren, Trauben⸗, Obst⸗ und Beerweine, sowie

ier.

Die Geräthe⸗Abtheilung der Ausstellung wird, wie immer, auch in Bremen von den Fabrikanten reich beschickt werden, nament⸗ lich werden die neuen Erfindungen auf diesem Gebiete eine besondere Berücksichtigung erhalten. Vergleichende Prüfungen von Geräthen und Maschinen sind für die nächste Zeit von der Gesellschaft aus⸗ geschrieben: für Handmilchschleudern, für Getreidereinigungs⸗Geräthe und für Maͤhmaschinen mit Selbstbindern. Zur Zeit ist noch von der Straßburger Ausstellung her rückständig eine Prüfung von Keltern, welche im Oktober im Elsaß vorgenommen werden wird.

London, 27. August. Dem Bericht der irischen Land⸗ kommission zufolge ist, wie „W. T. B.“ meldet, ganz Irland, die Umgegend von Dublin und die Grafschaft Down ausgenommen, von der Kartoffelkrankheit heimgesucht.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Malta.

Durch Verfügung der Lokalregierung vom 9. August 1890 ist das Einlaufen von Schiffen aus Häfen des Rothen Meeres, mit Aus⸗ nahme von Suez, in den Hafen von Malta verboten worden. Fahr⸗ zeugen, welche Pilger aus dem Orient an Bord haben, oder auf welchen Cholerafälle vorgekommen sind, ist die Landung nicht gestattet.

Schiffe mit Passagieren, die nicht nachweisen können, daß sie innerhalb 40 Tagen vor der Ankunft sich nicht in Arabien aufgehalten haben, dürfen in Malta weder landen noch löschen.

gypten.

Der internationale Gesundheitsrath 5. August 1890 Folgendes beschlossen:;

Schiffe, welche in Aden, Obock, Massovah, Suakim und Kosseir Passagiere an Bord genommen haben, sowie alle aus Häfen des Rothen Meeres anlangenden Dampfer müssen den Nachweis führen, daß die Passagiere nicht aus einem Hafen der arabischen Küste kommen und daß dieselben in dem Einschiffungshafen vor der Abreise sich länger als 14 Tage aufgehalten, widrigenfalls die Schiffe nach Tör zurückzugehen und dort eine Quarantäne abzuhalten haben.

Ferner hat der Gesundheitsrath unter dem 8. August 1890 be⸗ schlossen, daß aus den Häfen der arabischen Küste des Rothen Meeres kommende Schiffe Kosseir, Suakim und die anderen egyptischen Häßen der afrikanischen Kuͤste des Rothen Meeres nicht anlaufen

ürfen.

zu Alexandrien hat am

Durban, 26. August. Mit Ausnahme eines gestern vorgekom⸗ menen Todesfalles sind, „W. T. B.“ zufolge, alle Passagiere des Dampfers „Congella“, welche unter choleraähnlichen Symptomen erkrankt waren, vollkommen wieder hergestellt.

Handel und Gewerbe.

Nach einer Bekanntmachung der Madrider Stadtverwaltung findet am 28. d. M. die Amortisirung von 3090 Obligationen der Madrider Stadtanleihe von 1868 durch Aus⸗ loosung statt.

Nach einer vor einiger Zeit erlassenen türkischen Ver⸗ ordnung dürfen Thierhäute und andere thierische Reste nach der Türkei nur dann eingeführt werden, wenn die Sendungen von einem Zeugniß über die Unschädlichkeit derselben begleitet sind. Letzteres Attest muß mit dem Visum eines türkischen Konsuls versehen sein.

Berlin, 24. August. (Wollbericht d. Ctrbl. f. d. Textil⸗ Ind.) In den letzten acht Tagen haben ziemlich beträchtliche Umfätze stattgefunden. Für den Kamm wurden ca. 5 600 Ctr. B-Wollen von 115 120 aus dem Markte genommen, märkische Fabrikanten erwarben 6—700 Ctr. bessere Stoffwollen Ende der 40 er Thaler und in feinen Tuchwollen gingen ca. 400 Ctr. von Ende 50 bis Mitte 60 Thaler in den Konsum über. Wenn auch die Antwerpener Auktion die hochgespannten Erwartungen der Haufsiers auf den Terminmärkten nicht ganz erfüllt hat, so ist doch die dort etablirte Preisaufbesserung recht bedeutend, und die Preise für das deutsche Produkt können nur davon profitiren.

Der „Köln. Volksz.“ zufolge ermäßigte der Rheinisch⸗ Westfälische Roheisenverband den Preis für Thomas⸗Roh⸗ eisen auf 50 pro Tonne. New⸗York, 26. August. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗ schiffungen der letzten von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 97 000, do. nach Frankreich 5000, do. nach anderen Haͤfen des Kontinents 33 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien —, do. nach

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 4 602 554 Dollars.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die mittels des EEE „Salier“ be⸗ förderte Post aus Australien (Abgang aus Sydney am 19. Juli)

ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin vor⸗ aussichtlich am 29. d. M. Vormittags zur Ausgabe.

London, 27. August. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Spartan“ ist gestern von Madeira auf der Ausreise ab⸗

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Submissionen im Auslande.

11“ Niederlande. 1 11“

4. September, 3 Uhr Nm. De vereeniging „In 't belang der Landbouwers“ zu Zaamslag (Provinz Zeeland) im Hause von G. de Visser: Lieferung von 28 000 kg Superphosphat.

Auskunft an Ort und Stelle. u“

Theater und Musik.

Deutsches Theater. 1

Die diesjährige Spielzeit beginnt am nächsten Montag, 1. Sep⸗ tember, mit der Neu⸗Aufführung des „Wintermärchens“ von Shakespeare. Der Billetverkauf beginnt am nächsten Sonnabend, 30. d. M. Die Tageskasse ist von 10 bis 1 ½ Uhr geöffnet.

Victoria⸗Theater.

Gestern Abend hat die Erstaufführung des angekündigten neuen Ausstattungsstückes, Die Million“ oder „Vivat Imperator“ mit schönstem Erfolg stattgefunden und den ungetheilten Beifall des voll besetzten Hauses errungen. Das Stück zerfällt in 13 scenische Bilder, zu welchen die Hrrn. Alexander Moszkowski und Rich. Nathanson einen verbindenden Text geschrieben haben; es handelt sich natürlich um eine abenteuerliche Begebenheit, welche es ermög⸗ licht, alle jene farbenprächtigen Bilder vorzusühren, auf welche dieses Kunstinstitut es abzusehen pflegt. Nach all der verschiedenartigen Augenweide, welche dem Publikum an dieser Kunststätte in den früheren Aufführungen dargeboten wurde, sollte es unglaublich erscheinen, daß auf diesem Gebiet noch Neues und Ueberraschendes vorgeführt werden kann; indessen ist es der Verbindung des Dekorationsmalers mit dem Garderobenkünstler und dem Maschinenmeister in der That gelungen, auch diesmal nicht nur Schönes und selbst für den verwöhnten Großstädter überraschende scenische Bilder zu schaffen, sondern man hat darüber hinaus auch wirklich neue maschinelle und Lichteffekte ersonnen, welche die Zu⸗ schauer zu lebhaftestem Beifall um so mehr hinrissen, als die von dem auf diesem Gebiet bereits bekannten Komponisten C. A Raida herrührende Musik durchaus gefällig und für das Ohr ein schmeichelnd ist. Von wesentlicher Bedeutung für den Erfolg wa übrigens auch das gesprochene Wort, welches, die gegebenen Umstände wahrnehmend, an einer Stelle sich bis zur Poesie erhebt und ganz allgemein von einem zwar bescheidenen, aber unterhaltenden Humor durchweht und gewürzt wird. Sehr bemerkt wurde namentlich die Geschwindigkeit, mit welcher die Verfasser die jüngsten Vorgänge in Brasilien auf staatsrechtlichem Gebiet für die Fabel des Stücks ver wandt haben.

Ein geiziger, geistesarmer, aber wohlhabender Brasilianer wir von seinem Vetter, der vor Jahrzehnten in der Noth angeblich seine Hülfe angerufen hat, zum Erben einer Million unter der Bedingung eingesetzt, daß er zuvor binnen einer gegebenen kurzen Frist sein ge⸗ sammtes Vermögen verschwende. Die Möglichkeit zu verschwenden, wird dem alten Geizhals aber sehr erschwert durch mancherlei böse Zwischenfälle. So ruft er zur Unzeit und am unrechten Orte, nämlich gerade, als soeben in Brasilien die Republik erklärt ist, wiederholt „Vivat Imperator“ und wird dafür zur Verbannung nach Europa verurtheilt; hier wieder führt ihn sein Schicksal durch widrige Um⸗ stände an die sonderbarsten, aber immer an malerische Orte, in schöne 8 Hafenstädte, ins Hochgebirge und schließlich wieder zu Schiff in seine Heimath Rio de Janeiro, wo das Stück, wie es angefangen, auch z Ende geführt wird. Natürlich fehlt der Fabel auch eine kleine Liebes geschichte nicht, in welcher eine treuherzige Straßensängerin Lissa bons ihren Beschützer für die Lebenszeit findet; es fehlt ferner nich jener typische reiche englische Lord, der zu den unwahrscheinlichsten Extravaganzen geneigt ist.

Was nun die einzelnen Bilder betrifft, so werden sie durch gu erdachte und namentlich in den Solotänzen überaus graziös ausge führte Ballets belebt und verschönt. Wir erwähnen im zweiten Bild „die Aufforderung zum Rauchen“, welche uns den Tanz verschiedene Cigarrettenfiguren in glänzenden und doch harmonisch abgetönten Kostümen vorführt; es wurden hierbei sehr gefällige Bilder gestellt, so wird z. B. durch Herabsenken schwarz⸗weiß⸗rother Fahnen ein Schiff nachgeahmt, welches sich in schaukelnder Bewegung zu befinden scheint. Wie diese Episode durch besonders reichen Beifall von Seiten des „Publikums ausgezeichnet wurde, so erfreuten sich auch die Vorführung der elektrischen Eisenbahn in Lissabon, der

bgang des Dampfers aus dem Hafen von Genua, was durch die aufflammenden Lichter in den Häusern der Stadt und auf den im Hafen liegenden Schiffen überaus malerisch wirkte, und ferner die beiden weiteren großen Ballets der beifälligsten Aufnahme und Anerkennung. Das eine der Ballets führt in anmuthigem dörflichen Tanz eine Reihe von Oberlanderinnen vor als Einleitung zu einem Diver⸗ tissement à la Watteau „Die verliebte Schäferin“. Das zwölfte Bild, der Korso in Rio de Janeiro, überstrahlt an Farbenpracht alle seine Vorgänger; ein überaus reicher Aufzug, Gruppen von Blumen, Edel⸗ steinen, Vögeln, Schmetterlingen und dergleichen mehr darstellend, in malerischen Bildern zum Theil auf seltsam geformten Wagen placirt, theils im Zuge folgend, entrollte sich auf dem weiten Bühnenraum. Das Gold und Silber, welches ebenfalls in reichen Barren als Produkt des Landes im Korso bildlich zur Darstellung kam, belebte sich und wirbelte in der Gestalt anmuthiger Tänzerinnen in lebhaftem Tanze durcheinander. Damit war der Höhepunkt der Darstellung erreicht. Der Reichthum, die Pracht und die wechsel⸗ volle Mannigfaltigkeit der Kostüme, welche in diesen Bildern zum Ausdruck kam, wurden noch erhöht durch überraschende Erleuchtungs⸗ effekte, welche aus dem einen glänzenden Urbilde noch eine Reihe anderer ebenso prächtiger Bilder erstehen ließen. Großen Beifall fand die Solotänzerin Sgra. Valdine als Hirtin und als das führende Glied des letzten Ballets; außerdem zeichnete sich Frl. Bella als Amor durch Anmuth der Bewegungen aus.

Die Darsteller des dramatischen Theiles des Ausstattungsstücks fanden nur wenig Gelegenheit, bedeutend hervorzutreten. Hr. Wander als „Cesar Tinto“ und Hr. Pauli als Theaterdirektor sowie die Damen Gerber, Heese und Walden leisteten recht Tüchtiges und gaben ihren Rollen sogar manchmal ein humoristisches Gepräge; über den Durchschnitt erhob sich die Leistung des Hrn. Hahn als „Lord Dubblessex“. Das Publikum war sehr dankbar für jede Gabe in Wort und Bild und ließ kaum eine Gelegenheit zum Beifall⸗ klatschen vorübergehen. Hr. Direktor Litaschi erschien zum Schluß mit den Verfassern mehrfach auf der Bühne, um für die warme Aufnahme des Stückes zu danken.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Die entzückenden Gruppirungen und malerischen Arrangements, welche der „Puppenfee“ einen so hohen Reiz verleihen, werden binnen Kurzem in einer unserer vornehmsten Kunst⸗Zeitschriften nach photo⸗ graphischen Bildern auch weiteren Kreisen zur Anschauung gebracht

werden. Belle⸗Alliance⸗Theater.

Morgen findet im Sommergarten das letzte Auftreten und Abschieds⸗Benefiz der russischen Sänger⸗ und Tänzer⸗Gesellschaft Iwanow statt. Wohl selten bat eine Spezialitäten⸗Gesellschaft sich so schnell und dauernd die Gunst der Berliner Bevölkerung zu erringen gewußt, wie gerade Iwanow, und das mit vollem Rechte, denn die Leistungen der Gesellschaft namentlich des kleinen Sjährigen Sergei in ihren nationalen Gesängen und Tänzen stehen wohl unübertroffen da. Die Russen werden morgen Abend die Hauptnummern ihres abwechslungsreichen Pro⸗ gramms zur Aufführung bringen, und es ist nicht zu bezweifeln, daß bei nur einigermaßen günstiger Witterung das Berliner Publikum seinen lieb gewordenen Gästen einen ebenso freundlichen Abschied bereiten wird, wie s. Z. der Empfang war. Bei ungünstiger Witterung tritt

die Gesellschaft IJwanow im Theater auf.