Mannschaften des 2. Bataillons des 7. Thüringischen In⸗ fanterie⸗Regiments Nr. 96, dessen Chef Se. Durchlaucht ist, durch Höchstseinen persönlichen Adjutanten, Rittmeister von Müller einen aus Lorbeer und Eichenlaub gewundenen, mit einer Schleife in den Landesfarben gezierten Kranz am hiesigen Krieger⸗Denkmal niederlegen lassen.
Deutsche Kolonien.
e. Majestät der Kaiser hat, wie wir dem von der Kolonialabtheilung des Auswärtigen Amts herausgegebenen „Deutschen Kolonialblatt“ entnehmen, mittels Allerhöchster Kabinets⸗Ordre vom 5. Juli zu den Kosten des in Kamerun für die daselbst in Ausübung ihres Berufs verstorbenen Beamten, Offiziere und Gelehrten zu errichtenden Grab⸗ denkmals einen Zuschuß von 1000 ℳ bewilligt.
Der Afrikaforscher Dr. Zintgraff hat mit dem Dampfer „Marie Woermann“, welcher am 1. September Hamburg ver⸗ lassen hat, die Ausreise nach Kamerun angetreten. Derselbe beabsichtigt, sich auf der von ihm gegründeten Bali⸗Station niederzulassen, um die Erforschung des Landes fortzu⸗ setzen und zur Sicherung der Station eine Organi⸗ sation der Binnenstämme herbeizuführen. Demselben sind zu diesem Zweck kommissarische Befugnisse ertheilt. Er wird begleitet von dem Second⸗Lieutenant von Spangen⸗ berg, à la suite des Füsilier⸗Regiments Nr. 73, welcher auf seinen Wunsch an der Expedition theilnimmt. In Kamerun werden sich der gegenwärtig auf der Barombi⸗Station befind⸗ liche Botaniker Dr. Preuß sowie die Expeditionsmeister Huwe und Carstensen anschließen. 1“
Der zum Orden der Pallotiner gehörige Pater Heinrich Vieter aus Kappenberg (Diözese Münster) wird sich nebst drei Priestern und zehn Laienbrüdern nach Kamerun begeben, um sich an der Missionirung des dortigen Schutzgebiets zu betheiligen. 8
In Folge der zwischen Frankreich und Dahomeh herrschen⸗ den Differenzen und der dadurch hervorgerusenen Unruhen ist das Archiv des Kaiserlichen Konsulats in Wyddah nach Lome im Togogebiet übergeführt worden. Ebendahin hat sich der mit der einstweiligen Verwaltung des Kaiserlichen Konsulats für Dahomeh betraute Kaufmann E. L. Witt begeben.
Lieutenant Herold ist am 6. Mai d. J. auf der Station Misahöhe, Togogebiet eingetroffen.
Der Landwirth Premier⸗Lieutenant a. D. E. Hermann, welcher von der Deutschen Kolonial⸗Gesellschaft für Südwest⸗ Afrika zum Verwalter ihrer südwestafrikanischen Besitzungen ernannt worden ist, hat die Reise nach dem Schutzgebiet an⸗ getreten. Derselbe wird die Gründung einer landwirthschaft⸗ lichen Versuchsstation und Auskunftsstelle für deutsche An⸗ siedler im südlichen Theile des Schutzgebietes in Angriff nehmen.
Das „Deutsche Kolonialblatt“ Nr. 11 enthält ein Ver⸗ zeichniß der bei der deutschen Schutztruppe für Ost⸗ Afrika angestellten Offiziere; es sind deren 44, worunter 12 Chefs; außerdem sind 13 Deckoffiziere I. Klasse und 3 Deck⸗ öoffiziere II. Klasse, 11 Feldwebel, 11 Vize⸗Feldwebel, 22 Sergeanten und 63 Unteroffiziere vorhanden. Das Personal der Flotte besteht aus 3 Kapitäns, 8 Deckoffizieren, 14 Unter⸗ offizieren und 3 Matrosen.
Ueber den Gesundheitszustand der deutschen Schutztruppe für Ost⸗Afrika in der Zeit vom 21. Mai bis 20. Juni be⸗ richtet das „Kolonialblatt“ Folgendes:
Das Verhältniß der Erkrankungen zur Gesammtstärke der
Es folgt die Besatzung
Truppentheile war am günstigsten in Tanga. der Schiffe des Reichs⸗Kommissariats, sodann die Garnison Sansibar und demnächst die Stationen Saadani, Pangani, Bagamoyo, Dar⸗ es⸗Salaam, Mikindani, Lindi und Kilwa.
Malaria⸗Erkrankungen kamen in Tanga nicht vor. Bei der Be⸗ satzung der Schiffe und in Saadani litten an Malaria je 1,4 % der Gesammtstärke, in Sansibar 2,7 %, in Pangani 5 %, in Bagamoyo 27,2 %, in Dares⸗Salaam 36,9 %, in Mikindani 37,3 %, in Lindi 40,5 % und in Kilwa 46,8 %.
Für die Europäer waren die Zahlen der Erkrankungen in Prozenten folgende: Tanga 0 %, Besatzung der Schiffe 3,6 %, Sansibar 13,0 %, Saadani 14,3 %, Pangani 26,6 %, Lindi 27,7 %, Kilwa 29,4 %, Bagamoyo 44 %, Dar⸗es⸗Salaam 46,2 %, Mikindani 81,2 %,
In Dar⸗es⸗Salaam starben 2, in Lindi 5 schwarze Soldaten am Fieber. In Kilwa starben 2 Schwarze am Fieber und 2 an Dysenterie, in Mikindani 4 am Fieber und 1 an Dyosenterie.
Der mangelhafte Gesundheitszustand auf den südlichen Stationen Kilwa, Lindi und Mikindani ist wohl theils auf die nothwendigen baulichen und Erdarbeiten, theils auf den Umstand zurückzuführen, daß auf dieselben die Mannschaften der Expeditions⸗Corps vertheilt wurden, welche bedeutende Anstrengungen durchzumachen gehabt hatten. Uebrigens hatte der Gesundheitszustand daselbst in der letzten Hälfte des Juni in Folge der fortgeschrittenen baulichen Einrichtungen und der beginnenden besseren Jahreszeit sich bereits günstiger gestellt. Die auf den Stationen Kilwa und Mikindani vorgekommenen Dpsenterie⸗ fälle sind auf das schlechte Trinkwasser zurückzuführen. Dieselben machten umfangreiche Desinfektionen nothwendig.
Von Mpuapua liegen genauere Berichte nicht vor. Da die Hoff⸗ nung, daselbst ein gutes Trinkwasser zu finden, nicht in Erfüllung ge⸗ gangen ist, so ist, um der Dysenterie, der Plage Mpuapuas, mit Erfolg entgegenzutreten, die Anschaffung eines größeren Destillir⸗ apparates fuͤr die Station ins Auge gefaßt worden.
Ueber die Station Mkwadja gehen besondere Gesundheitsberichte nicht mehr ein, da die Besatzung derselben auf etwa 20 Mann be⸗ schränkt und Sanitätspersonal dort nicht mehr garnisonirt ist.
Die ostafrikanischen Häfen Tanga und Pangani sind mit Bojen versehen worden. Die Betonnung der süd⸗ licher gelegenen Häfen wird demnächst erfolgen.
Oesterreich⸗Ungarn.
1“ 1 “ .“
Wien, 2. September. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin⸗Wittwe, Erzherzogin Stephanie tritt nach dem „Prag. Abdbl.“ heute ihre Reise nach der Schweiz an. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Prinzessin Gisela von Bayern hat sich am 30. v. M. mit ihrer Familie von Ischl nach München begeben.
Großbritannien und Irland.
London, 2. September. In einer am Sonnabend auf der Jahresversammlung des landwirthschaftlichen Vereins von Barrow⸗in⸗Furneß gehaltenen Rede erklärte sich der Marquis von Hartington, der „A. C.“ zufolge, nicht für einen unbedingten Anhänger der Allotments, d. h. der eigen⸗ thümlichen Ueberlassung von kleinen Grundstücken an land⸗ wirthschaftliche Arbeiter zur eigenen Bebauung. Das Bedürfniß für diese Reform sei nicht in allen Theilen Englands das⸗ selbe. Wo es bestehe, wäre es natürlich unsinnig, die darauf gerichteten Bestrebungen zu entmuthigen. Die Haupt⸗
Arbeit und gute Löhne, und namentlich im Norden Englands mache sich das Verlangen nach Ackerbesitz nur in geringem
Maße geltend. Frankreich.
Paris, 2. September. Die gestrigen Abendblätter ver⸗ öffentlichen einen Brief des Conseil⸗Präsidenten und Kriegs⸗ Ministers de Freycinet, in welchem derselbe auf eine Anfrage des Deputirten Bartissol erklärt, die Aufhebung oder Verringerung der Garnisonen kleinerer befestigter Plätze in den Ost⸗Pyrenäen sei durch die Nothwendigkeit veranlaßt, die Streitkräfte an der exponirteren Grenze zu vermehren und die Truppen besser ausbilden zu können.
Italien.
Rom, 2. September. Der König von Griechenland ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern in Venedig eingetroffen und sofort nach Berlin weitergereist.
Der Stapellauf der „Sardegna“ ist, wie das „Prag. Abdbl.“ mittheilt, auf den 21. September fest⸗ gesetzt. Da sich der König zu dieser Zeit in Florenz befinden wird, um der Enthüllung des Viktor Emanuel⸗Denkmals an⸗ zuwohnen, beauftragte er den Herzog von Genua, ihn bei dem Stapellauf des genannten Schiffes zu vertreten. 8
Portugal. 1 Lissabon, 2. September. Die Krankheit des Königs wird, dem „W. T. B.“ zufolge, als typhöses Fieber bezeichnet. Es liegen jedoch keinerlei beunruhigende Symptome vor, viel⸗ mehr hat sich das Allgemeinbefinden gebessert.
Belgien. 8 6 Brüssel, 2. September. Der Major von Wissmann ist, wie „W. T. B.“ mittheilt, gestern Nachmittag hier ein⸗ getroffen. 1
Bulgarien. “ Sofia, 1. September. Anläßlich des Jahrestages der Thronbesteigung des Sultans sandte, wie das „Corresp.⸗ Bureau berichtet, der Prinz Ferdinand dem Sultan telegraphisch seine Glückwünsche. Der Minister⸗Präsident Stambulow bat in einem Telegramm den Großvvezier, dem Sultan die Glückwünsche der bulgarischen Re⸗
gierung zu unterbreiten.
Schweden und Norwegen.
(F) Stockholm, 30. August. König Oskar ist gestern, nachdem er den Truppenübungen bei Drontheim beigewohnt, über Oestersund hierher abgereist, während der Kronprinz sich nach Christiania begeben hat, um der Königin einen Besuch abzustatten.
Die Bruttoeinnahmen der Staatsbahnen bis Ende Juli betrugen 12 766 985 Kronen und die an das Staats⸗ comtoir abgelieferten Ueberschüsse 3 900 000 Kronen oder resp. 236 397 Kronen und 300 000 Kronen weniger als in der gleichen Zeit des Vorjahres.
1““ Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 1. September. Der Kongreß hat das Gesetz, betreffend den Zusammenstoß von Schiffen auf See, angenommen.
Der Senat nahm bei der fortgesetzten Berathung der Tarifvorlage nach den Vorschlägen der Finanz⸗Kommission die Amendements an, in welchen der Zoll für Wolle und wollene Fäden auf das Zweieinhalbfache des Zolles für nicht gewaschene Wolle und der Zoll auf wollene Tücher und Tricotartikel auf das Dreifache desjenigen für nicht gewaschene Wolle festgesetzt wird. 8
Das Repräsentantenhaus genehmigte am Sonn⸗ abend eine Verschärfung des Gesetzes über das Ver⸗ bot des Abschlusses von Arbeitskontrakten im Auslande. Nach der jetzigen Fassung des Gesetzes ist es auch strafbar, mitzuwirken bei der Einwanderung von Ar⸗ beitern, welche sich kontraktlich verpflichtet haben. Aus⸗ genommen von den Bestimmungen des Gesetzes sind Geistliche.
Die Feier des Sedantages.
Zum zwanzigsten Male erneuert sich das Gedächtniß an den großen Tag, an welchem unter König Wilhelm's Führung die deutschen Heere jenen blutigen Sieg erfochten, der von dem deutschen Volke als die eigentliche Geburtsstunde des neuen Reichs betrachtet und alljährlich gefeiert wird.
Heute wenden sich die Gedanken aller Deutschen zurück zu der ersten frohen Kunde, welche König Wilhelm von dem großen Ereigniß an Seine nunmehr auch in Gott ruhende Gemahlin in die Heimath sandte. Von dem ,Schlachtfelde von Sedan“, 1. September 3 ½ Uhr Nachmittags, datirt die erste Depesche:
„Seit ½˖ 8 Uhr siegreich fortschreitende Schlacht rund um Sedan — Garde, IV., V., XI., XII. Corps und Bayern — Feind fast ganz in die Stadt zurückgeworfen. Wilhelm.“
Die zweite lautete: 8
. „Der Königin Augusta in Berlin. 6 Vor Sedan, den 2. September ½ 2 Uhr Nachmittags. Die Kapitulation, wodurch die ganze Armee in Sedan kriegs⸗ gefangen, ist soeben mit dem General Wimpfen geschlossen, der an Stelle des verwundeten Marschall Mac Mahon das Kommando führte. Der Kaiser hat nutr sich selbst Mir er⸗ geben, da er das Kommando nicht führt und Alles der Regent⸗ schaft in Paris überläßt.
Seinen Aufenthaltsort werde Ich bestimmen, nachdem Ich ihn gesprochen habe in einem Rendezvous, das sofort statt⸗ findet. Welch' eine Wendung durch Gottes Führung!
1 Wilhelm.“
Dahkbaren Herzens wenden sich heute die Blicke zum Himmel, der den deutschen Heeren Ruhm und Sieg verliehen, dankbaren Herzens aber auch zu dem Andenken des großen Kaisers und seines erhabenen Sohnes, des Kaisers Friedrich, welche das Deutsche Reich geschaffen und die dem deutschen Volke in diesem Reich das heeiligste Ver⸗ mächtniß hinterlassen haben. Dankbar gedenken wir heute der Segnungen des Friedens, welcher nunmehr seit fast zwanzig Jahren dem Volke beschieden ist, dankbar aber auch der glück⸗ lichen Entwicklung des Reichs, die sich nach dem Wahr⸗ spruch des großen Kaisers: „Allzeit Mehrer des Reichs“ sein zu wollen, „nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem
sache bliebe jedoch für die Mehrzahl der Arbeiter beständige
Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung“ voll⸗
letzten zwei Jahre so schöne Früchte gezeitigt hat.
Möchte — in diesem Wunsche vereinigen sich heute die Gebete aller Deutschen — diese glückliche Entwicklung auch fernerhin, nach innen wie außen, sich fortsetzen und in dem deutschen Volke stets das Bewußtsein lebendig bleiben, daß Einigkeit, Pflichtgefühl und Opferbereitschaft, wie sie uns die großen Güter errungen haben, so auch für ihre Erhaltung und Vertheidigung allzeit nothwendig sind.
In der Hauptstadt des Reichs hatten heute aus Anlaß des Tages die öffentlichen und viele private Gebäude festlichen Schmuck angelegt. In den Schulen wurden Vor⸗ mittags Festakte abgehalten und in Wort und Lied auf die Bedeutung des Tages hingewiesen. In den öffentlichen Lokalen werden von zahlreichen Vereinen festliche Veranstaltungen getroffen, und des Abends steht eine Illumination in Aussicht, zu welcher die bengalische Beleuch⸗ tung des Rathhauses das Signal geben wird.
Von außerhalb sind bis jetzt folgende Nachrichten des „W. T. B.“ eingetroffen:
Stettin, 2. September. Die zwanzigste Wiederkehr der Sedanfeier wird heute in hiesiger Stadt besonders festlich begangen. Glockengeläute von sämmtlichen Kirchen leitete die Feier ein. In den Lehranstalten wurden Festandachten gehalten. Die Bureaus der Behörden und viele Geschäfte sind geschlossen. Die Häuser der Stadt und die Schiffe im Hafen sind mit Flaggen und Laubgewinden festlich geschmückt. Am Nach⸗ mittag findet Seitens sämmtlicher Kriegervereine, der Gewerke und anderer Vereine ein großer Festumzug statt, an den sich ein Feldgottesdienst im „Fort Wilhelm“ an⸗ schließt. Für den Abend ist ein allgemeines Volksfest in Aussicht genommen.
Posen, 2. September. Unter Theilnahme der Spitzen der Behörden wurden heute in den Schulen Festakte und in den Kirchen Festgottesdienste abgehalten. Sämmtliche städtische sowie staatliche Bureaus sind geschlossen. Die Stadt hat Flaggenschmuck angelegt.
Bromberg, 2. September. Die Feier des Sedantages ist mit Festgottesdienst und festlichen Akten in den Schulen begangen worden, die Stadt hat festlichen Schmuck angelegt. Der weiteren öffentlichen Feier wurde durch strö⸗ menden Regen Eintrag gethan.
Breslau, 2. September. Der heutige Tag wurde hier in gewohnter Weise festlich begangen. Zur Vorfeier war gestern ein imposanter Fackelzug veranstaltet worden. Für die heute Abend stattfindende Illumination werden die umfassendsten Vorbereitungen getroffen.
Halle a. S., 2. September. Die Stadt hat reichen Festschmuck angelegt. Feierliches Glockengeläute sämmt⸗ licher Kirchen und sodann Musik vom Balkon des Rath⸗ hauses leiteten die Festlichkeiten ein. In der Marienkirche fand sodann der Festgottesdienst steatt, Behörden Theil nahmen. Am Nachmittag findet in Freyberg's Garten ein Volksfest statt.
Kassel, 2. September. Die Feier des heutigen Tages wurde diesmal in größerem Maßstabe als in früheren Jahren begangen. Ein Festzug, an welchem sich sämmtliche Schulen, Krieger⸗ und andere Vereine, die Feuerwehr sowie Vertreter der Behörden betheiligten, bewegte sich durch die reich⸗ geschmückten Straßen nach dem Bowlingreen. Dort wurden patriotische Lieder gesungen und eine Festrede vom Pfarrer Opper gehalten. Abends findet ein Lampionzug statt.
München, 2. September. Die diesjährige Feier wurde gestern früh durch Musik vom Balkon des Rathhauses eingeleitet. Am Abend fand in der Halle des Bürgerbräus eine Festfeäͤer staltt, an welcher die Bürgermeister und etwa 3000 Personen aller Par⸗ teien und Berufsklassen Theil nahmen. Rechtsanwalt Duerk hielt die Festrede, die mit jubelnd aufge⸗ nommenen Hochs auf Se. Majestät den Kaiser und Se. Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten schloß. Die Ver⸗ sammlung sang „Die Wacht am Rhein“. In vielen Vereinen fanden besondere Feierlichkeiten statt. Die Börse blieb ge⸗
schlossen. Dresden, 2. September. Die Stadt, dem Siegesdenkmal, prangt in
der Altmarkt mit 1 reichem Festschmuck. Am Nachmittag findet da⸗ welcher Konsistorial⸗
selbst eine Festfeier statt, bei — Rath Benz die Festrede hält. Nach dieser Feier erfolgt der Abmarsch des Festzuges, an dem sich gegen 15 000 Personen betheiligen werden, nach dem Park der Waldschlößchen⸗Brauerei, woselbst eine weitere Feier, bestehend in Gesangsvorträgen, Concert, Ansprachen und Feuerwerk stattfindet. Die Börse ist geschlossen.
Stuttgart, 2. September. Die Nationalfeier hat bereits Sonntag mit festlichen Gottesdiensten in allen Kirchen begonnen.
Karlsruhe, 2. September. (W. T. B.) Zur Vor⸗ feier des Sedantages war gestern Abend in der Festhalle eine große Bürgerversammlung veranstaltet, in welcher außer Musik⸗- und Gesangsvorträgen eine Festrede ge⸗ halten wurde. Heute früh wurde Salut gefeuert und Choralmusik geblasen. Hierauf wurden beim Krieger⸗ Denkmal Kränze niedergelegt und die Gräber der 1870 und 1871 hier gestorbenen Soldaten geschmückt. Die Stadt ist festlich beflaggt, das Wetter sehr schön.
Darmstadt, 2. September. Wie alljährlich wurde so⸗ wohl hier wie im ganzen Großherzogthum der Sedan⸗ tag festlich begangen. Nachmittags findet außerdem hier auf dem Exerzierplatz ein Jugend⸗ und Volksfest statt.
Rostock, 2. September. Der heutige 20. Jahres⸗ tag der Kapitulation von Sedan wurde Morgens durch Glockengeläute von allen Kirchen eingeleitet. Vor⸗ mittags fanden Schulakte und dann Festgottes⸗ dienst statt, an dem die Behörden Theil nahmen. Mittags war Musik vom Rathhause. Um 1 Uhr wurden auf dem Rosengarten 101 Kanonenschüsse abge⸗ feuert. Nachmittags findet Festzug der Korporationen und Vereine nach den Barnstorfer Anlagen statt, woselbst Volks⸗ belustigungen veranstaltet werden. Die Schiffe im Hafen wie die Häuser der Stadt sind reich beflaggt.
Weimar, 2. September. Die Sedanfeier wurde hier gestern Abend durch einen Fackelzug und die Veranstaltung von Gesangs⸗Aufführungen eingeleitet. Heute fanden
namentlich
Fest⸗Gottesdienste statt; ferner wurden Schulfeierlich⸗ keiten, sowie ein Festzug veranstaltet.
zogen und welche unter der gesegneten Regierung Sr. Majestät des Kaisers und Königs auch während der
an dem die
Eisenach, 2. September. Der Sedantag ist hier überaus
festlich gotte
sich ein Festzug schloß. Für den Abend sind Fest⸗Kommerse veranstaltet, auf den Bergen werden Freudenfeuer angezündet. Bremen, 2. September. Zur Feier des heutigen Tages fand Vormittags Fest gottesdienst im Dome statt. Um 111 ½ Uhr Vormittags begann unter zahlreicher Betheiligung der Einwohner⸗ schaft die Feier auf dem prächtig geschmückten Marktplatz. Der
Senat
Handelskammer im Schütting (Gildehaus der Kau sammelt. Die Bürgerschaft, die Gewerbekammer, die Kammer für Landwirthschaft, und Landwehr⸗Offiziere, die
Verein
dem Markte, ebenso der aus Schülern, Innungen und Kor⸗ porationen bestehende Festzug mit Nach dem allgemeinen Gesange des Chorals: Alle Gott“ trug der Bremer Gesänge vor. ggeistertes Hoch auf Kaiser und Reich. der ganzen Menge „Heil Dir im Siegerkranz“ gesungen. Hieranf bewegte sich der Festzug unter Kanonendonner und Festge Kränze niedergelegt wurden. auf de
In den Kirchen fanden Fest⸗
begangen worden. estakte statt, an welche
sdienste, in den Schulen F
und das Richterkollegium waren dazu im hat hause die leute) ver⸗
die in Bremen anwesenden Reserve⸗ ehr⸗O Vorstände der militärischen e sowie die Vereine selbst nahmen Aufstellung auf
Fahnen und Emblemen. nü — „Nun hehe
ännergesangverein mehrere Daran schloß sich ein dreimaliges be⸗ Zum Schluß wurde von
äute durch die Stadt nach dem Kriegerdenkmal, woselbst r en. Nachmittags finden Volksfeste m Schützenhof und in der Ausstellung statt.
“
D
ürzlich durch den Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin
geehrt Werke zürnten licher,
at sich, vielleicht über die Raubgier seines Partners, geärgert;
er hat Durche
eitung ergriffen, denn „es bleibt doch das Beste, Frieden
einen
finden ist schwer, vielleicht unmöglich.“ und Realitätenbesitzer seinerseits hat denselben Ideengang; nur greift er zur Dose, der gewohnten Trösterin, und sinnt ber die Friedenspräliminarien geschlossen werden, sonst wäre der gegangen, und Vautier hätte nur eine,
malen
2LOö wie Zeichnung und Farbengebung. — Kiesel is Mandolin⸗Spielerin vertreten. C. meisterhafter,
gemalt.
Kinderwelt,
usen
ein kleines Mädchen vom Lande darstellend, eingesandt. Der 11“ Seitz stellte ein kleines Gemälde „der Besuch des Pfarrers“
durchge
die meisten
wissen wenig schickte das T junger
Abschied von den Angehörigen. stellt zwei
ein T
Böcklin's
ihren
„Landschaft mit
ball“,
zeichnetes Bildchen, Schulze mit einem im Kolorit fein
empfun
der uns den Jammer der Menschen beim Schiffbruch schildert und dabei die übermächtige Natur in ihrem Zorn herrlich dar⸗ zustellen weiß,
„Braut Zeichnu Kaulb
Die drei Chinesinnen tanzen auf tanz in Gegenwart des als ausgesprochene gestellten Mikado. nur allein das ö der durch ihren Fächer beschatteten
und in
nicht das geringste bilden diese reizenden three little maids of school.
Götti
1841—4 1857 Ar
Professor der Theologie nach Göttingen.
„Jahrbü
Ueber die Ernte des Jahres 1889 sind im „Juliheft zur Sta⸗
tistik des
lungen veröffentlicht. Deutschen Reich an Weizen 2 372 413 t (zu 1000 kg), an Roggen 5 363 426 t, an Gerste 1 938 419 t, Spelz und Emer 299 918 t,
weizen
Bei
blieb der Ertrag des Jahres 1889 hinter dem Durchschnitt der 10 Jahre 1879/88 S
Hektar 1879/88) Spelz un
(0,56). vaer eas durchschnittlic vom Hektar an Erbsen 0,73 t (gegen 0,78 in
(0,80), L
en ist plötzlich gestorben. „Nat.⸗Ztg.“ wandten, machte von dort aus einen Besuch in Tübingen und wurde dort vom Schlagfluß getroffen. ber 1823 zu Berneck (Württemberg) geboren, studirte in Tübingen
Weizen 1,21 t Körner (gegen 1,31 t im Durchschnitt von
Kunst und Wissenschaft.
Die Kunst⸗Ausstellung von Schulte (Unter den Linden, Berlin.) ie Kunsthandlung und Ausstellung von Schulte ist
worden. Es befinden sich zur Zeit sehr interessante daselbst. Eine Perle der Ausstellung sind „Die er⸗ Schachspieler“ vom Altmeister Vautier. Ein Geist⸗ vermuthlich stehender Gast eines wohlhabenden Bürgers,
so ans Brett gestoßen,
1 daß die Figuren in wirrem inander auf und neben
1 einander liegen, dann eine um die erregten Nervpen zu besänftigen; de zu schließen; geeigneten Widerpart in dem kleinen Städtchen zu Der behäbige Haus⸗
nach; denn Frieden wird Geistliche längst weg⸗ tte n statt zwei Figuren zu brauchen. Das Bild ist ein Meisterwerk, sowohl in mit einer sehr sauber à la Becker gemalten 6 von Merode hat in höchst pikanter Technik eine alte Verkäuferin Von Knaus, diesem vortrefflichen Schilderer der wovon sein „Kinderfest“ im Berliner National⸗ m genügend Zeugniß ablegt, ist eine Bleistiftzeichnung,
unendlich liebevoller Weise dieser große Fleiß
aus, welches in führt ist. Leider bewahrt en Werke des Meisters nicht vor einer ge⸗ Kälte des Farbtons. Man wünschte ihnen ein von dem Sfumato der Niederländer. Fagerlin ein größeres, sehr gut gemaltes Bild ein. Leider ist hema nicht deutlich ersichtlich. Vermuthlich ist ein Matrose neu zum Dienst eingezogen und nimmt Niczky's ‚Frühlingszeit“ lustwandelnde Damen aus dem Mittelalter vor, hema, welches schon öfter behandelt worden ist. „Idylle am Seegestade“, welche durch Halbton einschläfernd wirkt, von Bochmann 1 Gefährt“, Sohn „vor dem Masken⸗ Seiler „der Gast“, ein sehr charakteristisch ge⸗
denen Gebirgssee, Achenbach's „Dampfer Präsident“,
3, Gamba's in malerischster Technik gegebene “, seien nur kurz erwähnt. Eine entzückende farbige ng ist das Capriccio, welches Fritz August ach, durch „Mikado“ inspirirt, geleistet hat. einem Fächer den Fächer⸗ Karikatur dar⸗ Welches Leben und wie viel Kunst bietet lebhaftester Bewegung dargestellten Chinesin! Wahrlich Kunstwerk der Schulte'schen ö
Der Professor der Kirchengeschichte Dr. Wa genmann in
6 Er befand sich, wie wir der entnehmen, auf einer Ferienreise in Stuttgart bei Ver⸗
Wagenmann wurde am 23. Novem⸗
5, wurde 1846 Repetent in Blaubeuren, 1852 Diakonus und chidiakonus und folgte 1861 einem Rufe als ordentlicher
4 Bis 1878 gab er die cher für deutsche Theologie“ heraus. 8 3
Land⸗ und Forstwirthschaft. Erntestatistik vom Jahre 188
Deutschen Reichs“ die Ergebnisse der endgültigen Ermitte⸗ Darnach betrug die gesammte Erntemenge im
an Hafer 4 197 124 t, an an Einkorn 3148 t, an Buch⸗ 123 097 t.
allen diesen Getreidearten, mit Ausnahme des Buchweizens, zurück; in jenem Jahre wurden gewonnen vom
„Roggen 0,92 (0,98), Gerste 1,15 (1,30), Hafer 1,08 (1,14), nd Emer 0,82 (1,19), Einkorn 0,68 (0,87), Buchweizen 0,61 Ungünstig fiel auch die Ernte der Hülsenfrüchte aus; erzielt
Ackerbohnen (Saubohnen) 1,29 (gegen 1,34), Wicken 0,68
22 4 8 8 1
Dagegen war die Kartoffelernte eine gute: der Durch schnittsertrag vom Hektar stellte sich auf 9,12, in den Jahren 1879/88 nur auf 8,10 t; im Ganzen wurden 1889 geerntet 26 603 965 t Kartoffeln. Ebenso war auch bei den übrigen Hackfrüchten der Ertrag ein größerer als im Durchschnitt des voraufgehenden Jahrzehnts, und zwar gaben die Runkelrüben, als Futterrüben, 18,62 t vom Hektar (gegen 17,98 in 1879/88), andere feld⸗ mäßig gebaute Rüben 8,07 (7,70)0. Auch die Futterpflanzen und Wiesen lieferten gute Erträge; es belief sich nämlich der Ertrag, in Heu angeschlagen, bei Klee auf 3,21 t vom Hektar (1879/88 nur 3,08), Luzerne 4,56 (4,31), Esparsette 3,17 (3,12), Serradella, Spörgel, Grassaat aller Art 2 10 (2,06), bei den Wiesen — Heu und Grummet zusammen — 3,12 (2,97).
„Die Handelsgewächse anlangend, so ergab 1889 der Raps 0,89 t
Körner vom Hektar (1879/88 1,07), Hopfen 0,78 (0,55) t Frucht⸗ zapfen. Die Weinernte erreichte mit 16,7 hl vom Hektar nicht den Jahresdurchschnitt von 1878/88, der sich auf 19,4 hl berechnet.
Die Eichenbestände haben im Reg.⸗Bez. Arnsberg wie in früheren Jahren so auch in diesem Jahre, wie uns von dort geschrieben wird, durch den Eichen⸗ wickler derart gelitten, daß der erste Trieb so gut wie vernichtet ist 1 8 Entwickelung der Eichenwälder nur auf dem zweiten Triebe eruht.
Wien, 2. September. Der internationale land⸗ und forstwirthschaftliche Kongreß ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute unter dem Vorsitz des Landmarschalls in Anwesenheit des Unterrichts⸗ und des Ackerbau⸗Ministers eröffnet worden. Letzterer begrüßte den Kongreß und versicherte, die Regierung werde den Berathungen und Beschlüssen desselben das lebhafteste Interesse entgegenbringen. Vertreten bei dem Kongreß sind die Regierungen
von Deutschland, Frankreich, England, Italien, Niederlande, Däne⸗ “ landwirthschaftliche Vereine
mark und Süd⸗Australien, dieser Staaten.
Sanitäts⸗, VBeterinär⸗ Quarantänewesen.
Auch in der Woche vom 17. bis 23. August war der Gesund⸗ heitsstand in Berlin kein günstiger und die Sterblichkeit eine hohe 8 je 1000 Bewohnern starben, aufs Jahr berechnet, 32,1). Ins⸗
esondere groß war wiederum die Zahl der vorgekommenen Darm⸗ katarrhe und Brechdurchfälle, die in 390 Fällen (gegen 333 der Vor⸗ woche) zum Tode führten. Am zahlreichsten erschienen diese Krank⸗ heitsformen im Stralauer Viertel, auf dem Wedding, in der jenseitigen Luisenstadt und in der Rosenthaler Vorstadt, während sie in der Dorotheenstadt, Friedrichstadt und in der Schöneberger Vorstadt nur vereinzelte Sterbefälle veranlaßten. Die Theilnahme des Säuglings⸗ alters an der Sterblichkeit war eine bedeutende, von je 10 (00 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 252 Säuglinge. Etwas häufiger als in der Vorwoche kamen akute Entzündungen der Athmungs⸗ organe zum Vorschein, die auch in etwas größerer Zahl tödtlich endeten. — Die Infektionskrankheiten zeigten dagegen meist ein selte⸗ neres Vorkommen, und an Scharlach wurden etwas mehr Erkrankungen gemeldet. Erkrankungen an Diphtherie zeigten sich nur im Stralauer Viertel in nennenswerther Zahl. Erkrankungen an Masern und an Unterleibstvphus wurden in beschränkter Zahl zur Anzeige gebracht und zwar in keinem Stadttheil in größerer Zahl. Ein Todesfall an Pocken kam zur Meldung. Rosenartige Entzündungen des Zell⸗ gewebes der Haut und Erkrankungen an Wochenbettfieber blieben ver⸗ einzelt. Erkrankungen an Keuchhusten haben abgenommen, die Zahl der Todesfälle sark auf 7. Rheumatische Beschwerden aller Art zeigten gegen die Vorwoche keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen.
Madrid, 1. September. „W. T. B.“ meldet: In den von der Cholera heimgesuchten Provinzen sind gestern 48 Personen an Cholera erkrankt und 20 gestorben.
Kairo, 1. September. Nach einer Meldung aus El Tor (Arabien) sind, „W. T. B.“ zufolge, dort 48 Cholera⸗Erkran⸗ kungen und 18 Todesfälle vorgekommen. In Mekka sei seit Dienstag kein neuer Fall mehr festgestellt, die Epidemie werde dort als erloschen angesehen.
Handel und Gewerbe.
Das italienische Ministerium des Innern hat in Ausführung des Art. 27 des italienischen Gesetzes vom 22. Dezember 1888 über den Handel mit Geheimmitteln besondere Bestimmungen erlassen, die sich sowohl auf die in Italien hergestellten, wie auf die dorthin zur Einfuhr gelangen⸗ den Mittel der gedachten Art beziehen.
Danach dürfen Geheimmittel nur von Apothekern verkauft werden mit genauer Angabe ihrer Zusammensetzung, und zwar erfolgt der Verkauf unter Aufsicht der Sanitätsbehörde und nur auf ärztliche Vorschrifst. Auf den Etiquetten oder in den Anpreisungen an das Publikum darf dem Medicament eine besondere therapeutische Wirkung oder Eigenschaft nicht bei⸗ gelegt werden.
Die betreffenden Bestimmungen treten am 1. Januar 1891 in Kraft; jedoch ist die Einfuhr von Geheimmitteln, die nicht den angegebenen Bedingungen entsprechen, aus dem Auslande schon jetzt untersagt.
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
Die gestrige Aufführung des „Tannhäuser“ auf unserer Königlichen Bühne war in ihrer Gesammtwirkung wie in den Einzel⸗ leistungen eine besonders erfolgreiche. Die Besetzung war in mehreren Rollen eine neue und vielleicht mit einer Ausnahme eine sehr glückliche. An erster Stelle haben wir die schöne Leistung in gesanglicher und schau⸗ spielerischer Beziehung hervorzuheben, welche Frl. Malten als Elisa⸗ beth darbot. Die Künstlerin ist dem hiesigen Publikum bisher wohl nur als Concertsängerin begegnet, rechtfertigte aber alle in sie gesetzten Hoff⸗ nungen in reichem Maße durch Kraft und Wohllaut der Stimme, durch gefälliges Wesen und imponirende Erscheinung; besonders eindrucksvoll wußte die Künstlerin das Finale des zweiten Aktes zu gestalten, während wir bei dem Gebet im Schlußakt etwas mehr Wärme und Innigkeit erwarten durften. Hr. Gudehus, der den Tannhäuser sang, ist gleichfalls als vortrefllicher Künstler bereits bekannt. Gestalt und künstlerisches Vermögen be⸗ fähigen ihn gleichmäßig zu einer formvollendeten, eindrucksvollen Wiedergabe dieser Wagner'schen Gestalt, voll Leidenschaft und schwärmerischer Hingebung zugleich; man darf wohl sagen, daß die Leistung des Sängers sich von Scene zu Scene wirkungsvoller ge⸗ staltete und im dritten Akt bei der Erzählung seines Schicksals auf der Pilgerfahrt ihren Höhepunkt erreichte. — Hr. Stammer, ein tüchtiger Bassist mit einer sehr sympathischen Stimme, sang und spielte den Landgrafen mit schönem Gelingen; es fehlt seinem Vortrage nicht an Kraft und seinem Spiel nicht an Würde. Weniger glücklich besetzt war die Rolle des Walther von der Vogelweide durch Hrn. Reiner, der zwar nicht üble Stimm⸗ mittel, aber ein wenig ausdrucksvolles Organ hat, dem es namentlich an der Feeatet gebricht, innere Empfindungen des Sängers in uns widerhallen zu lassen. — Schließlich haben wir aber noch der meister⸗ haften Leistung des Orchesters zu erwähnen, welches sich nach der Ouverture verdientermaßen des lauten Beifalls der Hörer erfreute.
Berliner Theater. Gestern Abend gelangte „Maria Stuart“ mit trefflicher Be⸗ setzung der Hauptrollen im Berliner Theater zur ersten und erfolg⸗ reichen Aufführung. In der Titelrolle gastirte Fr. Ellmenreich vom Stadt⸗Theater in Hamburg; die tüchtige Künstlerin ist in ihren
upinen, Körner 0,56 (0,70).
Leistungen sowohl in dieser Rolle als auch in vielen anderen
9, 8 be . 12 Aeftdhages i ürdigt worden; sie spielte auch gestern wieder mi ⸗ schlagenden Erfolge, der ihr Auftreten stets deme h Ellmenreich giebt in ihrer Darstellung vor Allem die leidenschaftliche Maria, deren Trotz wohl gebeugt, aber nicht gebrochen ist; die lange Kerkerhaft hat ihr den Stempel kummervollen Leidens und der Weh⸗ muth ausdrücken können, aber ihr Stolz, ihr königliches Selbst⸗ bewußtsein brechen lodernd hervor, sobald sie Kränkung empfindet. Als solche Maria war Fr. Ellmenreich tadellos und am meisten wirkungsvoll im dritten Akt in der großen Szene mit Elisabeth, wenn sie auch im letzten Akt durch den warmen und innigen Klang ihrer sympathischen Stimme ebenso wie durch die treffende Zeichnung un⸗ erschütterlichen Gottvertrauens und christlicher Milde den edelsten und ergreifendsten Eindruck machte. Besonders erfreulich fiel die klare deutliche Sprechweise auf, deren sich die Künstlerin befleißigt: jede Silbe, jeder Vers kommt voll zur Geltung, sodaß der Dichter un⸗ verkürzt zu uns redet; es ist dies umsomehr zu loben, als die Künstlerin es versteht, jeden Satz auch geistig zu beleben und jeder Empfindung durch das schöne volltönende Organ ihren eigenen Ausdruck zu verleihen. FrIl. Baumgart spielte die Elisabeth mit stolzer Würde und königlicher Haltung, ohne an Bedeutung hinter dem Gaste merkbar zurückzutreken. Der zweite Gast des Abends war Hr. Josef Klein, der den Veicester gab. Der Dar⸗ steller führte die Rolle konventionell durch; man konnte an den Einzel⸗ heiten nichts Besonderes aussetzen und doch vermochte die Gesammt⸗ leistung nicht recht zu erwärmen; es fehlt dem Gast an der bestechenden liebenswürdigen Ritterlichkeit, welche den Leicester umkleiden soll, um es begreiflich zu machen, daß ihn zwei Königinnen lieben. Vortheilhafter wirkte Hr. Stockr ausen als Mortimer; der Künstler besitzt Temperament und darstellerisches Geschick. In den kleineren Rollen thaten sich die Hrrn. Kraußneck (Talbot), Nollet (Burleigh) und Jacobi (Paulet) hervor.
Die Inscenirung war sehr sorgfältig vorbereitet worden; die Dekorationen zeugten von Geschmack und wirkten auch stim⸗ mungsvoll, bis auf die etwas zu grelle Zimmerdekoration in der Schlußscene. Auf die Bewegung der Massen war viel Mühe und Eifer verwendet worden, um alle Vorgänge natürlich er⸗ scheinen zu lassen. Nach unserm Gefühl ist man aber im fünften Akte darin zu weit gegangen; die Frauen Maria's leiten den Akt durch lang an⸗ haltendes lautes Schluchzen ein und begleiten die ganze lange Abschiedsseene beinahe melodramatisch mit lautem krampfhaftem Weinen; und da der Frauen eine stattliche Zahl ist, so muß man scharf aufmerken, um die Stimmen der Sprechenden hindurchzuhören. Im Uebrigen verlief die Vorstellung sehr glücklich und brachte namentlich F. cäcen ““ arch. Hr. Direktor Barnay erschien zum boluß auf den lebhaften Wunsch des Publikums vor der Gardine. . 8
Die Direktion hat beschlossen, die erste Aufführung von Heine⸗ mann’s „Schriftstellertag“ auf die nächste Woche zu verschieben, um mehr Raum für sorgfältige Proben zu gewinnen. Für Sonnabend wurde statt der genannten Novität „Hamlet“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle angesetzt.
Lessing⸗Theater.
Am Sonnabend gelangt die erste französische Novität in dieser Saison zur Aufführung, und zwar das dreiaktige Lustspiel „Margot“ von Henri Meilhac, das in Deutschland bisher nur in französischer Sprache zur Aufführung gekommen ist. Die beiden Hauptrollen werden von Lilli Petri und Eugen Stägemann dargestellt werden.
1 Kroll’s Theater.
Luigi Ravelli hat leider die Wetterungunst der letzten Tage recht unangenehm empfinden müssen. Wegen einer Indisposition mußte gestern sein erster Gastabend ausfallen und bis Donnerstag oder Freitag verschoben werden. Bis dahin dürfte Ravelli wieder im Besitz seiner vollen Mittel sein. Morgen geht zum ersten Mal in dieser Saison die liebenswürdige Oper Maillard's „Das Glöckchen des Eremiten“ in Scene. Hedwig Schacko singt die Rose Friquet, Frl. Karlona die Georgette, Belamy Hr. Geisler, Silvain Hr. Fenge, Thibaut
Hr. Theile. Belle⸗Alliance⸗Theater. Morgen findet in dem prächtigen Sommer⸗Etablissement das vorletzte diesjährige Volksfest und im Theater die vorletzte Volks⸗ vorstellung zu halben Kassenpreisen (Eintritt 50 ₰, Parket 1 ℳ) statt. Auf der Gartenbühne concertirt neben den übrigen bestens akkreditirten Specialitäten die berühmte rumänische Nationalkapelle Negrescu zum letzten Male. Im Theater geht zum 15. Male die Bauernkomödie „Der Dorfteufel“ in Scene. Thomas⸗Theater.
Nachdem die behördliche Gebrauchsabnahme ohne jede Ausstellung erfolgt ist, findet die Eröffnungs⸗Vorstellung Sonnabend, den 6. Sep⸗ tember, statt. Wie bereits erwähnt, wird an diesem Abend das Raimund'’sche Volksmärchen „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ in der von Lütkemayer in Coburg hergestellten Ausstattung in Scene gehen. Billetbestellungen werden bereits von morgen an im Bureau des Thraters entgegengenommen; der Vorverkauf beginnt am Donnerstag an der Kasse.
längst gebührend ge⸗
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M Mannigfaltiges.
Das Märkische Provinzial⸗Museum hat bekanntlich Sammlungen von Wappen der märkischen Städte, Adels⸗ geschlechter und Innungen veranstaltet, dieselben zusammen⸗ gestellt und als Glasmalereien zum Fensterschmuck des Museums verwendet. In weiterer Entwickelung des hierbei vorschwebenden Ge⸗ dankens sollen nunmehr auch die Wappen der studentischen Korpora⸗ tionen in derselben Form und in vier Fenstern zusammengestellt werden. Auf ergangene Einladung haben, laut Mittheilung der „B. B. Ztg.“, von den etwa hundert bestehenden Korporationen bereits sechzig ihre Wappen eingesandt. Es würde die vorbereitenden Arbeiten wesent⸗ lich erleichtern, wenn die noch ausstehenden Verbindungen ihre Wappen ELE1“ Beschleunigung dem Märkischen Museum übersenden wollten.
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Die Kommission für die Ausführung der Volkszählung am 1. Dezember d. J. wird, laut Mittheilung der „Voss. Ztg.“, in Berlin aus vier Mitgliedern des Magistrats, dem Direktor des statistischen Amts der Stadt, dem Vertreter des Polizei⸗Präsidiums und acht Mitgliedern der Stadtverordneten⸗Versammlung bestehen.
Aus den Eintrittsgeldern für die Besteigung des Rath hausthurmes hat sich, wie die „N. A. Z.“ mittheilt, z. Z. ei Bestand von 14 959 ℳ angesammelt. Der Magistrat wünscht, daß diese Gelder, sowie die seit dem 1. April d. J. dem Fonds noch zu⸗ fließenden Zinsen dazu verwandt werden, um dem Mangel an Aus
schmückungsgegenständen in den rathhäuslichen Festräumen bei festlichen Veranstaltungen sowie für die Festtafel abzuhelfen. Eine gemischte Deputation soll über die Verwendung der Gelder bestimmen. 8
Das „Deutsche Tageblatt“ theilt mit, daß die redaktionelle Leitung des Blattes in die des bisherigen Herausgebers der „Kon⸗ servativen Correspondenz“ übergegangen ist. Zugleich seien Verein⸗ barungen getroffen, welche zwischen der konservativen Partei⸗ herttan und dem „Deutschen Tageblatt“ feste Beziehungen erstellen.
In der verflossenen Woche weilte in unserer Stadt Frl. All
Trigg, Redacteurin der Frauenzeitung in Helsingfors, die sich im Auftrage der dortigen Stadtbehörden die hiesigen gemeinnützigen Anstalten ansah. Die noch junge Dame hat in ihrer Heimath ein „Arbeiterinnen⸗Heim“ begründet und von der dortigen Regierung di
Schenkung eines Gebäudes erhalten, um in diesem eine Volksküche
Unterhaltungs⸗ und Lesesäle für Arbeiter und jenes Heim unter⸗ zubringen. Frl. Trigg bat, einer Sitzung des Vereins der „Ber⸗ liner Volksküchen“ beiwohnen zu dürfen. In dieser wurde 8 gerade der Antrag diskutirt, in den Volksküchen fortan auch Bier
zu verabreichen. Frl. Trigg theilte mit, daß in den Skandina chen