1890 / 212 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Weststurmes war die Brandung an dem hier unmittelbar am See gelegenen Bahnkörper eine derartige, daß die Wellen hoch über die Dächer der Waggons und mit solcher Wucht an die Fenster derselben anschlugen, daß die Insassen jeden Augenblick deren Zer⸗ trümmerung befürchteten. Nur Schritt für Schritt vermochte der Zug vorwärts zu dringen, sodaß er für die kaum 4 km lange Strecke Bregenz-— Lochau eine halbe Stunde benöthigte Das Schussenthal bei Sammeltshofen, Kehlen, Reute, Gunzenhaus, Siglishofen bis Lochbruck gleicht einem großen See. Hunderte von Morgen stehen unter Wasser, der zweite Schnitt von Klee und Oehmd, Runkeln, Kartoffeln, Kohlraben, Bohnen u. s. w. sind zum großen Theil ruinirt. 3 Eine Schilderung der Rhein⸗Ueberschwemmung bringt die „Frankf.

Ztg.“ aus St. Margrethen (unweit der Mündung des Rheines in den Bodensee) vom 30. August: Nachdem es am Sonntag und Montag (24. und 25. August) unaufhörlich unter erheblichen Ge⸗ wittern geregnet hatte, trat Montag Abend kühle Wittrerung ein und die Berge wurden mit Schnee bedeckt, sodaß die Gefahr einer Rheinüberschwemmung beseitigt schien. Doch leider stellte sich am Donnerstag Abend schon wieder heftiges Regenwetter ein, welches den Rhein derart anschwellen ließ, daß man bereits Freitag in den Abend⸗ stunden große Besorgnisse hegte und alle möglichen Vorkehrungen traf. Leider waren diese Besorgnisse nur zu begründet, denn Nachts gegen 1 Uhr läuteten die Sturmglocken des benachbarten österreichischen Dorfes Höchst, wo ein Dammbruch zu befürchten war, der denn auch gegen 3 Uhr Morgens etwa 13 m breit eintrat, und durch welchen der wild gewordene Strom seine trüben Fluthen in die blühende Ort⸗ schaft und deren Gärten und Felder wälzte. Das halbe Dorf war bis gegen Morgens 9 Uhr unter Wasser, bis die emsig arbeitenden Wasserwehren von Höchst und St. Margrethen nothdürftige Ab⸗ leitungen geschaffen hatten. Das Unglück ist weit größer als 1888, jedoch noch keineswegs zu übersehen und leider noch nicht zu Ende, denn eben, Mittags 12 Uhr, verkünden die Sturmglocken vom benachbarten Dorfe Lustenau (Vorarlberg) einen weiteren Damm⸗ bruch. Derselbe soll etwa 300 m breit sein und mächtige Fluthen drängen sich durch denselben, das ganze liebliche Rhein⸗ thal auf österreichischer Seite unter Wasser setzend. Die blühenden Ortschaften Brugg, Lustenau, Birkenfeld, Haard, Fußach, Hohenems, Koblach, Baurn u. sf. w. stehen unter Wasser. Häuser sind einge⸗ stürzt oder dem Einsturz nahe, Brücken und Bahndämme zerstört, sodaß der Verkehr auf der Bahnlinie Bregenz St. Margrethen heute Vormittag eingestellt werden mußte. Seit heute Mittag 2 Uhr fällt der Rhein, doch hat der Regen noch nicht aufgehört. Eine neuer Rheinausbruch bei Altach wird soeben gemeldet. Nachmittags 4 ½ Uhr. Spoöeben steigt dichter Rauch aus einem der Nebengebäude der der Firma Giese von Bregenz gehörigen, zur Gemeinde Fußach zählenden Baumwoll⸗Spinnerei auf, zu der Niemand gelangen kann, da sie tief im Wasser steht und die starke Strömung keine Verbindung zuläßt. Abends 9 Uhr. Die gesammte Spinnerei mit Nebengebäuden steht in Flammen. Arbeiter

und Bewohner sind heute Vormittag vor dem andringenden Wasser geflüchtet. Auch am 31. August regnete es wieder unaufhörlich, Nachmittags 5 Uhr war der Rhein bereits wieder im Steigen. Aus Ragaz, 30. August, meldet die „Köln. Ztg.“: Die

Quellen von Ragaz haben aufgehört zu fließen. Ein neuer mächtiger Bergrutsch hat die Quellenleitung und die Tamina⸗ straße auf 40 m Länge zerstört. Die Verwaltung versucht, die Kurgäste mit dem Versprechen hinzuhalten, daß der Schaden

n wenigen Stunden hergestellt sein werde; die Arbeiter an Ort und Stelle meinen aber, unter einer Woche sei bei an⸗ gestrengtester Arbeit nicht daran zu denken. Während wir noch sprachen, setzte sich ein neuer Theil des Berges in Bewegung. Mächtige Felsblöcke rollten in gewalt igen Sätzen voran, dann folgte die obere Erdschicht mit allem, was sich darauf befand, Gesträuch und Bäumen, die, sich überstürzend und zersplitternd, im Grunde der Tamina verschwanden. Der Regen hat aufs Neue begonnen, das Ende ist unabsehbar. Bei der geologischen Bildung der Tamina⸗ schlucht sind neue Abrutschungen selbst in größerem Maßstabe nicht unwahrscheinlich. Aus Luzern, 1. September, wird der „K. V. Z.“ gemeldet: Der Schnee liegt in den Schweizer Thälern sozusagen bis zur Thalsohle. In den oberen Regionen wüthet der Föhn. Die Gefahr wächst. Die Limmat

Freitag: Maskenball.

Wetterbericht vom 3. September, Morgens 8 Uhr.

Wind. I

Anfang 7 Uhr.

Temperatur

—— in ° Celsius

—;'—89 q8höhqn oboUoo doS 50 C = 4 °R

Wetter. Füͤbr.

Bar. auf 0 Gr. 8. d. Meeressp ced. in Millim

Mullaghmore SW Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. . randa. SW St. Petersb. Moskau..

Cork, Queens⸗ ““ 8 WSW 3 wolkig Cherbourg. NW 2 bedeckt ö SSW 2 bedeckt S 2 halb bed. amburg.. SO 1 bedeckt¹) winemünde NNW 3 wolkig Neufahrwasser NNO L bedeckt .F NNO heiter 770 still heiter Karlsruhe.. 1 wolkenlos Wiesbaden. 770 still wolkenl. ²) München .. 770 NW 3 Regen Chemnitz 769 NW 2 wolkig Berlin 768 NNW 5 heiterꝛ) Wien 763 W 3 bedeckt Breslau 764 NW —4 Regen IFle d'Aix . 771 O5O 3 heiter Nigma 1763 2 wolkenles Triest 763 SO 1 wolkig

1) Thau. ²) Thau. ³) Thau. Uebersicht der Witterung. Die Wetterlage hat sich seit gestern fast nicht ge⸗ ändert. Bei meist schwacher, vorwiegend nördlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutschland kühl, im Westen meist heiter, im Osten trübe mit Regen⸗ fällen. In Friedrichshafen fielen 24, in München

47 mm Regen. Deutsche Seewarte. Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ haus. 163. Vorstellung. Flick und Flock. Komisches in 3 Akten und 6 Bildern von Paul Taglioni. Musik von P. Hertel. Anfang 7 ½ Uhr. K. K. Schauspielhaus. 168. Vorstellung. Don Carlos, Infant von Spanien. Trauerspiel in 5 Auf⸗ zügen von Schiller. In Scene gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Anfang 7 Uhr.

7 bedeckt

2 halb bed.

1 wolkig V

1 wolkenlos V still Nebel

2 halb bed. still Nebel

von Zalamea.

Freitag: Stuart.

Anfang 7 Uhr.

——h R11u1u656—

A. Millaud.

Nitouche.

von Gredelue.

Austattung:

von C. Costa.

Opernhaus.

Schauspielhaus. 169. Vorstelleng. Hauns Lange. Schauspiel in 4 Aufzügen von Paul Heyse. Anfang burg.

Zeutsches Theater. Donnerstag: Der Richter Anfang 7 Uhr.

Freitag: Das Wintermärchen.

Sonnabend: Der Compagnon.

Berliner Theater. Donnerstag: Die Ränber. 1. Abonnements⸗Vorstellung.

Sonnabend: Hamlet.

Tessing-Theater. Donnerstag: Schauspiel in 3 Akten von Adolf

Freitag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. Sonnabend: Zum ersten Male: Margot. Lust⸗ spiel in 3 Akten von Henri Meilhac.

Wallner-Theater. Donnerstag: Erstes Wieder⸗

auftreten von Therese Biedermann nach ihrem kon⸗ traktlichen Urlaub. Mamsell Nitouche. Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhaec und Musik von M. Hervé. Anfang der Vorstellung 7 ¼ Uhr.

Freitag und die

Bictoria-Theater. Donnerstag: Zum 10. Male: Mit gänzlich neuer Ausstattung. Die Million oder Vivat Imperateor. stück in 12 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet Anfang 7 ½ Uhr. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Direktion: Julius Fritzsche Donnerstag: Zum 13. Male mit durchaus neuer ux Die Puppenfee. Divertissement von Haßreiter und Gaul. von Jos. Bever. Hofballetmeister aus Wien. Kapellmeister Knoll. Leichte Kavallerie. Musik von Hr. Binder. Dirigent: Hr.

8 8 8 8 EEW“

ist stellenweise ebenfalls über die Ufer getreten. Die Aare und Reuß schwellen reißend an. Wenn das Unwetter nicht einhält, ist eine große Katastrophe unabwendbar. Aus den und aus den Rheingegenden gehen schreckliche Berichte ein. Leider fällt un⸗ ablässig Regen. Die Fremdenwelt ist geflüchtet. Ein heftiges Un⸗ wetter mit Hagelschlag und Wolkenbruch, das am 31. v. M. nieder⸗ ging, hat am Comersee fürchterliche Verwüstungen angerichtet. Die Gärten der Villen und der Hotels sind total zerstört, die Felder und Weinpflanzungen vernichtet. Die Bahnstrecke Menaggio Porlezza ist unterbrochen

Aus Zürich, 1. September, wird der „Frankf. Ztg.“ gemeldet: In der Nacht auf Sonnabend begannen die regenüberfüllten Ge⸗ wässer Graubündens ihre Verwüstungen. Pfäffers ist durch Erd⸗ rutsche vom Verkehr abgeschnitten, die Straße nach Ragaz mehrfach unterbrochen; von der Landquart bis nach Chur sind zunehmende Ver⸗ heerungen zu melden. Vom Calanda, dem östlichen Bergstock der Glarner Alpen, sind Rufenen niedergegangen; bei Zizers ist alles vom Schlamm überschüttet. Die Tardisbrücke bei dem Ort Landquart stürzte ein sammt zwei darauf befindlichen Personen, einer Mutter und ihrem Sohn. In Chur selbst ist das Hotel Steinbock wegen der nahe vorbei⸗ donnernden Plessur gefährdet. Die Wehre hielten jedoch noch; aber im benachbarten Schamfigg vernichtete die Plessur eine mit großen Kosten aufgeführte Straße für längere Zeit, sodaß die Poststraße von Arosa und über Fluela unbenutzbar sein wird. Der Churer Stadtgarten ist theilweise weggeschwemmt. Schwere Schädigungen werden auch aus dem nahen Bad Passug berichtet. Erd⸗ rutsche in der Umgebung des Orts zerdrückten einige Häuser. Bei Zizers kam ebenfalls ein Brückeneinsturz vor, der zwei Personen das Leben kostete. In Domleschg, zwischen Reichenau und Thusis, wurde eine Brücke fortgeschwemmt, ebenso in Disentis. Zum Glück hat sich die Rhein⸗Korrektion solid gehalten. Tiefer im Kanton ist bis jetzt bekannt ein Unterbruch der Schyn⸗ straße an siebenzehn Stellen, eine theilweise Zer⸗ störung der Via Mala⸗ und der Oberländer⸗Straße nach Engadin. Aus Lustenau wird der Tod von acht Per⸗ sonen gemeldet. Alle Gewässer bringen Baͤume und Hänuser⸗ fragmente mit. Die Schädigungen sind schon jetzt nach Millionen zu beziffern. Zahlreiches Vieh ist einzeschneit. Im schweizerischen Rheinthal steht Montlingen mehrere Fuß tief im Wasser; bei Rebstein, Heerbrugg und St. Margrethen ist sämmtliches Kulturland eine Wasserwüste. Die Thur macht die Straßen unpassirbar. Der Walensee ist in zwei Tagen 2 m ge⸗ stiegen, über den höchsten Stand von 1876; ähnlich auch der Zürcher See, an dessen Ausfluß die Limmat bei Wibpkingen auszutreten anfängt. Aus Bern wird bedrohliches Anschwellen der Aare, die auch einen Menschen weggespült hat, gemeldet. In Glarus liegt bis in die Thalsohle hinab Schnee; dort sind deshalb Rutschungen zu erwarten.

Aus Konstanz, 2. September, meldet die Frankf. Ztg.“: Der Untersee ist übergetreten. Die TDörfer Gottlieben, Berlingen, Mannebach, Ermatingen und Stockborn stehen größtentheils unter Wasser. In Ermatingen wurde der Landungssteg weggefegt und die Seemauer durchbrochen; die Häuser sind gefährdet. Der Untersee r; rapid. Die Dampfbootkurse Schaffhausen Konstanz sind ein⸗ gestellt.

Im Tessingebiet sind erhebliche Schäden an den Straßen und dem Kulturland zu beklagen, besonders um Bellinzona.

Neuerdings wird aus Bern, 2. September, gemeldet: Heute berrscht wieder schönes Wetter. Schnee liegt im Berner Ober⸗ lande bis hinunter nach Langenthal.

Ferner meldet „W. T. B.“ unterm 2. September aus München: Die ist in beständigem Wachsen und hat bereits theilweise die Straßen der Auer Vorstadt überschwemmt.

Unterm 3. d. von ebendaselbst: In Folge der letzten Regengüsse fanden bei der Stationsbrücke von Waltenhofen auf der Lin⸗ dauer Strecke und in der Nähe von Stetten auf der Mem⸗ minger Strecke Dammrutschungen statt. Zwischen Landsberg und Schongau ist ein Lokalzug entgleist, ohne daß jedoch dadurch ein weiterer Schaden angerichtet wäre. Auf der Partenkirchener Bahnstrecke erfolgte zwischen Diemendorf und Wilzhofen eine auf 200 m Länge sich erstreckende Dammabrutschung. Für die

rg. Donnerstag: Lustspiel in gesetzt von Sigmund Lautenburg.

Hinze u. Harder. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Maria der Vorstellung 7 Uhr.

ene Zeiten. Wilbrandt.

Saison.

17. Male: Der Dorfteufel.

Auftreten sämmtlicher

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. 146. Male: Der Goldfuchs. Mamsell 4 Akten von 2

(Couplets theilweise von G. Franz Roth. Anfang 7 ½ Uhr.

folgenden Tage:

Gesangsposse in 4 Akten von

Modernes Ausstattungs⸗

vvpvon Gustav Steffens. Musik von Wenzel Müller.

Pantomimisches

Must Coburg.

1. 164. Vorstellung: Ein Freitag: Die Puppenfee. Vorher: Leichte 3 Oper in 4 Aufzügen von Verdi.] Kavallerie. Deutscher Text von Grünbaum. Tanz von E. Graeb.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ 1 Zum 118. Male: Marquise. in 3 Akten von Sardou. Die neuen Deko⸗

rationen sind aus dem Atelier der Herren Hartwig, Anfang 7 ½ Uhr.

Kroll's Theater. Donnerstag: Bei günstigem Wetter vor und nach der Vor⸗ stellung, Abends bei brillanter elektr. Beleuchtung des Sommergartens Großes Concert, Anfang 5 ½,

Sonntag, den 14. September: Schluß der Opern⸗

Belle-Alliance-Theater. Donnerstag: Zum Dorfkomödie in 3 Abtheilungen und einem Vorspiel von Ferd. Nes⸗ müller. In Scene gesetzt vom Direktor Sternheim.

Im prachtvollen Sommergarten: Großes Concert. 1— Spezialitäten. Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Zum

Gesangsposse in Eduard Jacobson und Leop. Ely. Görß. Musik von

Sonnabend: Zum 1. Male: Unsere Don Juans. Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth.

Thomas-Theater. Sonnabend, den 6. Sep⸗

tember 1890: Eröffnungs⸗Vorstellung. Fest- Ouverture ista⸗ Zum ersten Male: Der Alpenkönig und der Menschenfeind. Romantisches Volksmärchen in 3 Akten von Ferdinand Raimund, n In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur August Kurz; die vollständig neue Ausstattung an Dekorationen von Lütkemayer in Anfang der Vorstellung um 7 ½ Uhr.

Züge zu den Passionsspielen in Oberammergau wird der B

indeß durch Umsteigen der Reisenden aufrechterhalten. Die Gerxkebe

bei Tölz ist durch Wolkenbrüche verwüstet. Die Isar steigt

hoch Starnberg und Freising sind theilweise über⸗ wemmt.

Aus Wien: Die Donau ist in rapidem Steigen begriffen, die möthigen Vorkehrungen sind getroffen.

Aus Prag unterm 3. September: Seit heute früh stehen die niedrig gelegenen Vororte, sowie die unteren Stadttheile unter Wasser. Die Pioniere halfen den Einwohnern bei den Rettungs⸗ arbeiten, wobei ein Ponton kenterte. Bis jetzt werden 6 Pioniere vermißt. Das Wasser steigt, der Regen dauert fort. Bei Budweis ist die Moldau reißend gestiegen.

Mainz, 3. September. (W. T. B.) Der Rhein steigt: Der Pegel zeigt hier heute 2,89 m (gestern 2,35); in Mannheim heute 6,67 m (gestern 6,08). Vom Oberrhein wird starkes Wasser gemeldet. Der Neckar ist bei Wimpfen 2,62 m.

Posen, 3. September. Auf der Strecke Czempin Schrimm erfaßte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend zwischen den Stationen Chalany und Szoldry an einer Stelle, wo die Geleise auf der Chaussee entlanglaufen, der Zug ein Fuhrwerk. Die auf dem⸗ selben befindlichen zwei Personen wurden getödtet.

München, 3. September. Se. Königliche Hoheit 8

Prinz⸗Regent genehmigte „W. T. B.“ zufolge die Geld⸗ sammlungen für die Berliner Karl Peters⸗Stiftung.

München, 3. September. Heute früh entgleisten, laut Meldung des „W. T. B.“, in der Nähe des Südbahnhofes 6 Wagen eines Viehzuges. Drei Personen sind verletzt und bedeutender Schaden an Material ist angerichtet worden.

Bremen, 3. September. „W. T. B.“ meldet: Gestern Abend um 11 ¼ Uhr gerieth das Tivoli⸗Theater in Brand; derselbe wurde erst heute Mittag gelöscht. Die Ursache des Feuers, welches nach der Vorstellung auf der Bühne entstand, ist bisher noch nicht ermittelt worden. Personen sind nicht ums Leben gekommen. Die Gebäude und Liegenschaften sind versichert.

St. Petersburg, 3. September. Neuerdings werden, dem „W. T. B.“ zufolge, große Feuersbrünste aus den Städten Narowtschat (Gouvernement Pensa) und Potschinki (Gouver⸗ nement Nischny Nowgorod) gemeldet.

„Nischni Nomwgorod, 2. September. „W. T. B.“ meldet: Ein junger Mensch stellte sich heute dem Gouverneur Baranow vor unter dem Vorwande, ein wichtiges Geheimniß mittheilen zu wollen, und richtete plötzlich einen geladenen Revolver auf den⸗ selben. Der Gouverneur fiel dem Menschen jedoch in den Arm, sodaß die Kugel in den Fußboden ging. Der Verbrecher ist verhaftet; er nennt sich Wladimirow.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Liverpool, 3. September. (W. T. B.) Der Kongreß der Trade Unions nahm heute eine Resolution an, in welcher die Vortheile einer internationalen Organisation der Arbeiter anerkannt werden; ferner wurde die Ein⸗ ladung der belgischen Arbeiter, an dem inter⸗ nationalen Kongreß in Brüssel im nächsten Jahre theilzunehmen, angenommen.

New⸗York, 3. September. (W. T. B.) Bei den Staatswahlen in Vermont haben die Republikaner eine Niederlage erlitten; die Demokraten gewannen viele Sitze.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Arrangirt von J. Haßreiter, Dirigent: Hr. Vorher: Neu einstudirt: Komische Operette in 2 Akten r. von Suppé. Regie: apellmeister Federmann.

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Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

zum Deutschen Reichs⸗Anz

212.

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 3. September

8*

eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1890.

Königreich Preußen.

3 % iges Anlehen der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. von 2 000 000 Fl. vom 2. Januar 1844.

Bei der am 11. d. M. stattgefundenen 41. Verloosung des Anlehens der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. von 2 000 000 Fl. vom 2. Januar 1844 wurden nachverzeichnete Nummern zur Rück⸗ zahlung auf den 1. Dezember 1890 gezogen:

38 Obligationen à 1000 Fl. = 1714 29 ₰:

Nr. 36 55 92 126 144 153 177 199 272 288 292 306 328 408 449 467 489 500 510 582 595 605 632 638 659 688 705 735 760 771 787 817 848 868 893 918 919 942 = 65 143 2 ₰.

36 Obligationen à 500 Fl. = 857 14 ₰:

Nr. 1007 1011 1019 1027 1036 1048 1060 1080 1158 1201 1271 1302 1335 1348 1393 1430 1433 1443 1460 1464 1588 1589 1599 1612 1636 1677 1696 1763 1841 1853 1865 1885 1921 1929 1960 1994 = 30 857 4 ₰.

37 Obligationen à 300 Fl. = 514 29 ₰:

Nr. 2029 2082 2083 2090 2114 2164 2192 2209 22 2328 2344 2364 2377 2400 2443 2505 2514 2538 2555 2560 25 2656 2659 2665 2669 2723 2726 2729 2743 2757 2759 2790 2 2836 2859 2955 2972 = 19 028 73 ₰.

81 Obligationen à 100 Fl. = 171 43 ₰:

Nr. 3036 3041 3062 3067 3070 3085 3114 3118 3131 3142 3180 3190 3208 3236 3259 3269 3270 3290 3300 3382 3401 3422 3459 3488 3509 3536 3560 3563 3703 3710 3740 3762 3780 3803 3841 3855 3859 3903 3910 4008 4014 4038 4058 4073 4099 4115 4120 4130 4147 4151 4162 4167 4181 4200 4205 4260 4264 4267 4272 4305 4332 4386 4408 4451 4504 4548 4562 4592 4642 4699 4702 4720 4785 4822 4832 4873 4934 4968 4987 4991 4996 = 13 885 83 ₰.

192 Stück über 128 914 62 ₰.

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be⸗ merken in Kenntniß gesetzt, daß die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum Rückzahlungstermin stattfindet, bei folgenden Stellen erheoben werden können: bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., bei der Königlichen Staatsschulden⸗ Tilgungskasse in Berlin, sowie bei allen Königlichen Regierungs⸗Hauptkassen gegen Rückgabe der Obligationen

nebst Zinsscheinen Reihe III Nr. 2 und 3. 8 Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzuliefernden Zinsscheine wird von dem Kapitalbetrage der Obligationen abgezogen. Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., noch bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der anderen bezeichneten Kassen erfolgen, so sind die betreffenden Obligationen nebst Zinsscheinen durch diese Kasse einige Zeit vor dem Rückzahlungs⸗ termin an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden. Rückständig sind noch aus früheren Verloosungen: pro 1. Dezember 1869: Nr. 3585. . 8 1883: 4419. 120. 3727. : 1517. 1888: 3303 4288. v 8 1 . 1889: 20 2525 3635 3681 4644. Die Inhaber dieser Obligationen werden zu deren Einlösung wiederholt aufgefordert. 8 Wiesbaden, den 13. August 1890. Der Regierungs⸗Präsident. 3 V .

de Ta Croix.

‧oiges Anlehen der vormals freien Stadt Frankfurt a. M. von 2 000 000 Fl. vom 1. Februar 1858.

Bei der am 11. d. M. stattgefundenen 31. Verloosung des Anlehens der vormals Freien Stadt Frankfurt a. M. von 2 000 000 Fl. vom 1. Februar 1858 wurden nachverzeichnete Num⸗ mern Litt. J. zur Rückzahlung auf den 1. Dezember 1890

ezogen: a. 32 Obliv tionen à 1000 Fl. = 1714 29 ₰:

Nr. 92 102 144 256 322 338 475 558 566 679 688 701 778 95 797 813 832 848 849 884 1046 1152 1157 1216 1243 1244 245 1417 1449 1466 1506 1584 = 54 857 28 ₰.

b. 12 Obligationen à 500 Fl. = 857 14 ₰:

Nr. 1688 1735 1784 1809 1892 1899 1921 1928 1931 2009

020 2048 = 10 285 68 ₰. c. 8 Obligationen à 300 Fl. = 514 29 ₰:

Nr. 2148 2219 2226 2366 2368 2448 2473 2481 = 4114 2 ₰.

8 d. 8 Obligationen à 100 Fl. = 171 Nr. 2512 2521 2530 2608 2656 2677 2694 44 ₰.

8 60 Stück über 70 628 72 ₰. b Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß ge eht. daß die Kapitalbeträge, deren Ver⸗ zinsung nur bis zum Rächah ungstermine erfolgt, bei folgenden Stellen erhoben werden können: bei der Königlichen Kreiskasse in rankfurt a. M., bei der Fönigkichen Staatsschulden⸗ Tilgungskasse in Berlin, sowie bei jeder Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse. 8 16 8 Die Auszahlung erfolgt gegen Rückgabe der Obligationen nebst Zinsscheinen Reihe III Nr. 2 bis 8 und Zinsschein⸗Anweisungen. Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzuliefernden Zinsscheine wird von dem Kapitalbetrag der Obligationen abgezogen.

Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei der Königlichen Kreiskasse in Füan rt a. M., noch bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der anderen bezeichneten Kassen erfolgen, so sind die betreffenden Obligationen nebst Zinsscheinen und Zinsschein⸗Anweisungen durch diese Kasse an den Ünterzeichneten, und zwar einige Zeit vor dem Rückzahlungstermin zur Prüfung einzusenden.

Rückständig sind noch: aus der Verloosung:

pro 1. Dezember 1883: J. 1837 2594. .

pro 1. Dezember 1887: J. 1849. 8

pro 1. Dezember 1888: J. 2326.

8 1

27

in einen zwecklosen Ausstand hineingezogen hätten.

„Die Inhaber dieser Obligationen werden zu deren Einlösung wiederholt aufgefordert. Wiesbaden, den 13. August 1890.

Der

de Ta Croix.

Personalveränderungen.

8 Königlich Preußische Armee. 11.“

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Lötzen, 27. August. Gescher, Major vom Inf. Regt Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13, unter Stellung zur Disp. mit Pension zum Commandeur des Landwehr⸗ Bezirks Recklinghausen ernannt. v. Suchodoletz, Major vom Inf. Regt. Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13, zum Bats. Commandeur ernannt. v. Biela, bisher Comp. Chef von demselben Regiment, zum überzähligen Major befördert. Trützschler v. Falkenstein, Premier⸗Lieutenant vom In⸗ fanterie⸗Regiment von Wittich (3. Hess.) Nr. 83, unter Be⸗ förderung zum Hauptm. und Comp. Chef. in das Inf. Regt. Her⸗ warth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13 versetzt. Bennin, Sec. Lt. vom Inf. Regt. von Wittich (3. Hess.) Nr. 83, zum Pr. Lt. be⸗ fördert. Thilo, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl.) Nr. 13, unter vorläufiger Belassung in seinem Kommando als Adjut. bei dem Gouvernement von Köln, in das Regiment wiedereinrangirt. v. Schoeler, Pr. Lt. vom Infanterie⸗Regiment Nr. 132, vom 1. November d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei der Schloßgarde⸗Compagnie, Rennen, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich König von Ungarn (Schleswig⸗Holstein.) Nr. 16, vom 1. Oktober d. J. ab als Lehrer zur Millitär⸗Telegraphenschule, v. Boeckmann, Sec. Lt. von der Res. des Anhalt. Inf. Regts. Nr. 93, früher in diesem Regt., als Res. Offizier zum Gren. Regt. Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schles.) Nr. 11 versetzt und gleich⸗ zeitig vom 1. Oktober d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei diesem Regt., v. Spangenberg, Sec. Lt. à la suite des Füs. Regts. General⸗Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannov.) Nr. 73, auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt, kom⸗ mandirt.

Neues Palais, 29. August. Weygand, Oberst⸗Lt. z. D., zuletzt im Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreuß.) Nr. 3, mit der Uniform dieses Regts, zum Vorstande des Beklei⸗ dungsamts des XIV. Armee⸗Corps ernannt. Sandrock I., Sec. Lt. vom Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm II. (1. Schles.) Nr. 10, vom 1. Oktober d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem Feld⸗Art. Regt. von Peucker (Schles.) Nr. 6, Kiesel, Sec. Lt. vom Inf. Regt. von Grolman (1. Posen.) Nr. 18, zur Dienstleistung bei dem Festungsgefängniß in Köln, kommandirt. Thielen, Sec. Lt. vom Inf. Regt. von Voigts⸗Rhetz (3. Hannov.) Nr. 79, zur Dienst⸗ leistung bei dem Festungsgefängniß in Rastatt kommandirt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Lötzen, 27. August. Reimsfeld, Major z. D., von der Stellung als Commandeur des Landw. Bezirks Recklinghausen entbunden. Richter, Hauptm. z. D, zuletzt Comp. Chef vom jetzigen Fuß⸗ Art. Regt. von Linger (Ostpreuß.) Nr. 1, der Charakter als Major verliehen.

Neues Palais, 29. August. Frhr. v. Ulmenstein, Sec. Lt. vom 6. Bad. Inf. Regt. Kaiser Friedrich III. Nr. 114, als Pr. Lt. mit Pension der Abschied bewilligt. 1

Im Beurlaubtenstande. Lötzen, 27. August. Bau⸗ mann, Hauptm. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Lörrach, unter Wiederertheilung der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 5. Bad. Inf. Regts. Nr. 113, der Abschied bewilligt.

Königlich Bayerische Armer.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 26. August. Waldmann, Hauptm. und Chef der Gend. Comp. von Oberfranken, zum Vorstand der Gend. Schule, Greim, überzähl. Hauptm., Hülfs⸗Offizier bei der Gend. Comp. von Niederbayern, zum Chef der Gend. Comp. von Oberfranken, er⸗ nannt. .

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Mayer, Sec. Lt. des 11. Inf. Regts. von der Tann, Fischl, Sec. Lt. des 13. Inf. Regts. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, Stephinger, Sec. Lt. des 4. Jäger⸗Bats., für probeweise Dienstleistung auf die Dauer von drei Monaten zum 1. Train⸗Bat. kommandirt.

Abschiedsbewilligungen. ImaktivenHeere. 26. August. Merkl, Hauptm., Vorstand der Gend. Schule, unter Verleihung der Aussicht auf Anstellung im Civildienste und unter Charakterisirung als Major, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In einer Brüsseler Correspendenz der „Köln. Ztg.“ vom 1. d. M. werden die Vorgänge in dem Ausstandgebiet des Borinage kurz zusammengefaßt. Es heißt da von den Bergleuten: Den halben Monat August haben sie nun glücklich verzettelt: am 11. und 12. ruhten sie sich von den Strapazen der Kundgebung in Brüssel aus; am 13. und 14. arbeiteten sie; am 15. war katholischer Feier⸗ tag und am Sonnabend, 16., wollten sie sich nicht für einen Tag an die Arbeit begeben, denn der Sonntag und der blaue Montag zählten auch noch dazu, und am 19. brach dann der Aus⸗ stand aus, von dem nacheinander die meisten Zechen des Reviers er⸗ griffen wurden. Jetzt bereits strebt der berüchtigte Verfasser des „Volkskatechismus“, Alfred Defuisseaux dahin, daß der Ausstand so⸗ fort nach dem Kongreß für das allgemeine Stimmrecht wieder be⸗ ginnt. In einem Telegramm des Blattes vom gleichen Datum wird dann weiter berichtet: Obschon die Bergleute bis auf einige Tausend hbeute wieder eingefahren sind, wollen sie ihre Forderungen nicht aufgeben, sondern bei den Arbeitskammern durchsetzen. In Frameries fand gestern eine Versammlung statt, in der Fauviaux und Marville mit Vorwürfen überhäuft wurden, weil sie die Arbeiter e Einem andern Führer, der rieth, einen weiteren Ausstand vorzubereiten, erwiderten einige Bergleute, sie ließen sich nicht mehr erwischen. Aus Lalouvière wird ferner vom gestrigen Tage mitgetheilt, daß die Bergleute der Grube 5 zu Trazegnies wegen verweigerter Lohnerhöhung aus⸗ stehen. Die Grube gehört der Gesellschaft Mariemont. Die Bergleute behaupten, weniger gut behandelt zu sein als die Ge⸗ nossen anderer Gruben. Die 6— der Ausständischen beträgt 250. In der Kleinkesselfabrik Aubry zu Gosselies haben die Arbeiter wegen geplanter Lohnherabsetzung die Arbeit eingestellt. Das Sozialistenblatt „Peuple“ fordert die Arbeiter ähnlicher Betriebe der Umgegend auf, mit denen von Gosselies gemeinsame Sache zu machen. 8 2 8 98 Köln fand vorgestern Abend eine zahlreich besuchte öffent⸗ liche Schuhmachergesellen⸗Versammlung statt, um zu be⸗ rathen, wodurch die Lage der Gesellen zu verbessern sei. Es wurde, der „Köln. Ztg.“ zufolge, eine Werkstattsordnung auf⸗ estellt, welche 14 Tage vor Ostern 1891 in Kraft treten foll und u. a. folgende Forderungen enthält: „Arbeitszeit von Vormittags 7 bis Abends 8 Uhr, einschließlich 1 ½ Stun⸗ den Mittags⸗ und je ‚stündige Frühstücks⸗ und Vesperpause. Bei flottem Geschäftsgang soll es dem Meister gestattet sein, im Einvernehmen mit den Gesellen die Arbeitszeit zu verlängern, jede

Ueberstunde soll mit 40 bis 45 bezahlt werden. Der Minimal⸗ lohn für die Woche ist auf 15 festgesetzt. Kost und Logis sollen nicht mehr beim Meister genommen werden.“ Man will einmüthig für die Forderungen eintreten und nicht eher ruhen, bis sie be⸗ willigt sind.

Eine in Leipzig am letzten Augusttage abgehaltene öffentliche Versammlung der Graveur⸗ und Ciseleurgehülfen von Leipzig und der Umgegend verfiel, wie’ das „Chemn. Tgbl.“ berichtet, der polizeilichen Auflösung, da sich der Vorsitzende den An⸗ ordnungen des überwachenden Polizeibeamten nicht fügte. In einer öffentlichen Sitzung der Leipziger Stuckateurgehülfen wurde über den 2. Kongreß der Stuckateure, welcher im August in Elberfeld stattfand, berichtet; es waren daselbst 18 Städte mit 3200 Gehülfen durch 18 Delegirte vertreten. Hervorgehoben wurde, daß auf diesem Kongreß namentlich beschlossen worden sei, die Lohn⸗ verhältnisse einer genauen Feststellung zu unterziehen, Lohnbücher einzuführen, die Abschaffung der Sonntags⸗, Ueberstunden⸗ und Lichtarbeit anzustreben, die Akkordarbeit abzuschaffen, eine neun⸗ stündige Arbeitszeit einzuführen und die Lokalorganisation der Centralorganisation vorzuziehen, schließlich auch das Lehrlingswesen eingehend zu regeln. Die Versammlung entschied sich dahin, allent⸗ halben für diese Kongreßbeschlüsse einzutreten. Weiter einigte man sich dahin, das am 1. Mai gesammelte Geld, den sog. Maifonds, der Agitationskommission in Hamburg zu überweisen. In einer am Montag abgehaltenen öffentlichen Versammlung der Kürschnergehülfen Leipzigs kam es zu lebhaften Auseinander⸗ setzungen zwischen den Anwesenden, von denen ein Theil die sozialistischen Bestrebungen begünstigte, während der andere Theil hiervon nichts wissen wollte; schließlich schienen die Sozialdemokraten die Oberhand zu behalten. Die Versammlung wurde polizeilich aufgelöst.

Hier in Berlin beschäftigte sich eine zahlreiche Versammlung von Schuhmachergehülfen am Montag mit dem bevorstehenden Schuhmacher⸗Kongreß, welcher am 6. Oktober in Weißen⸗ fels beginnen soll. Es wurde, wie die „B. Volks⸗Ztg.“ mittheilt, beschlossen, auf die Vertagung des Kongresses hinzuwirken, weil Mitte Oktober der Sozialisten⸗Kongreß in Halle und bald darauf ein allgemeiner Gewerkschafts⸗Kongreß in Braunschweig stattfinde Die Beschlüsse dieser Kongresse müsse man erst abwarten. Falls dem Wunsch auf Vertagung nicht Folge gegeben wird, soll der Kongreß von Berlin aus nicht beschickt werden. Nach der Abrechnung vom Strike der Schuhmacher betrug der Generalfonds vor dem Strike 891,20 ℳ; gesammelt wurden 1316,90 ℳ, von anderen Gewerk⸗ schaften gingen ein 707,30 Die Ausgaben beliefen sich an Strike⸗ und Reiseunterstützung auf 2520,62 ℳ, für Inserate 31,35 ℳ, für Säulenanschläge und Versammlungskosten 135,60 ℳ, Einnahmen also 3015,40 ℳ, Ausgaben 2961,85

Vom Kongreß der Trades⸗Unions in Liverpool meldet „W. T. B.“ weiter, daß der Präsidentt des Kongresses Watkin die gestrige Sitzung mit einer Rede eröffnete, in welcher er erklärte, die Zeit sei da, um energische Maßregeln zu er⸗ greifen und den Arbeitern auf dem Wege der Gesetzgebung den achtstündigen Arbeitstag zu sichern. Ferner sprach sich der Präsident für eine direkte Vertretung der Arbeit im Parlament und für die Kontrole der Eisenbahnen durch den Staat aus. Die einzige Lösung der Agrarfrage könne nur die Nationalisirung von Grund und Boden sein. Der Kongreß ver⸗ warf mit 263 gegen 55 Stimmen den Antrag des Sozialisten Macdonald, die Nationalisirung von Grund und Boden dem parlamentarischen Programme des Kongresses einzuverleiben.

In London fand gestern Nachmittag eine größere Versamm⸗ lung angesehener britischer Schiffseigner statt, welche in ihrer Gesammtheit uüber ein Kapital von gegen 100 Millionen Pfund Sterling verfügen dürften. Dieselbe nahm einstimmig eine Resolution an zu Gunsten der Bildung eines Verbandes der gesammten Schiffahrts⸗Interessenten des britischen Reichs, welcher sich mit Arbeiterfragen befassen und namentlich den tyrannischen Forderungen der Trades⸗Unions entgegentreten soll⸗ Der Hauptsitz der Gesellschaft soll London sein.

Aus Sydney berichtet „W. T. B.“ nach einem Reuter'schen Telegramm, daß gestern daselbst eine von der Vereinigung der Arbeitgeber von Neu⸗Südwales und den Schiffsrhedern berufene Versammlung der Arbeitgeber aller Gewerbe abgehalten wurde; man einigte sich einstimmig über eine Resolution, in der es als absolut nothwendig erklärt⸗wird, daß alle Arbeitgeber eine Ver⸗ einigung bilden sollen zur Vertheidigung gegen die Arbeiter. Die Resolution fordert öffentlich zur Unter⸗ zeichnung auf und erklärt, man müsse anerkennen, daß die Rheder einen Kampf führten im allgemeinen Interesse gegen die unionistischen Angriffe. Die Resolution verdammt das Boycott, als eine Praxis der unionistischen Vertreter, deren sich dieselben nicht nur gegen die Arbeitgeber bedienen, sondern auch gegen ihre unionistischen und nichtunionistischen Kameraden. Das Bovycott beeinträchtige die persönliche Freiheit und schädige die vornehmlichsten Interessen der australischen Kolonien.

Aus New⸗York meldet „W. T. B.“, daß die bei dem Bau der Panama⸗Eisenbahn beschäftigten Arbeiter wegen Ver⸗ .“ der ihnen zugewiesenen Landloose einen Ausstand begonnen

aben.

Zur wirthschaftlichen Lage.

Man schreibt uns aus Arnsberg: Das erfreuliche Bild einer lebhaften und regen Geschäftsthätigkeit, welches der Gewerbebetrieb im ersten Quartal dieses Jahres bot, besteht im Allgemeinen fort, hat aber eine wesentliche Veränderung auf dem Gebiet der Kohlen⸗ und Großeisen⸗Industrie erfahren. Den 355 mangelt in erheblichem Umfange der Absatz. Ein gewisser Rückgang der Nach⸗ frage tritt zwar regelmäßig während der Sommermonate ein, der diesjährige geht aber weit über das sonst übliche Maß hinaus. Der Grund hierfür liegt in einer allgemeinen Zurückhaltung der Konsumenten. Letztere ist theilweise eine freiwillige, theilweise aber auch nothgedrungene. Die erhöhten Kohlenpreise haben die Unternehmer der Eisenindustrie gezwungen, auch die Preise ihrer Fabrikate zu erhöhen. Hierdurch mußte ihre Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkte leiden, und in Folge dessen haben die Aufträge an Puddel⸗ und Walzwerke in der Art nachgelassen, daß vielfach bereits die Einlegung von Feierschichten und die Fntlafsung von Arbeitern stattgefunden hat Die Zechen⸗ verwaltungen suchen den drohenden Rückgang der Kohlenpreise auf jede Weise zu verhindern oder wenigstens aufzuhalten. Zu diesem Zwecke hat sich eine größere Anzahl von Zechenverwaltungen zu⸗ sammengethan, um ein gemeinschaftliches Verkaufsbureau zu gründen.

Die Wohlstandsverhältnisse sind noch unverändert, denn der Rückgang auf dem wirthschaftlichen Gebiete währt erst zu kurze Zeit, um eine wahrnehmbare Wirkung auf diese Verhältnisse herbeizuführen. Es haben sich insbesondere auch die Löhne der Arbeiter auf dem bis⸗ herigen hohen Stande erhalten. Soweit Entlassungen stattgefunden haben, bot die Landwirthschaft genügende Gelegenheit zu anderweiter Beschäftigung, und in dieser Weise konnten die Arbeiter auch die durch Feierschichten bewirkte Freizeit gut verwerthen