Aus Wien wird ein starkes Steigen der Donau gemeldet. Gestern Vormittag nahm die Situation einen bedrohlichen Cha⸗ rakter an. Die Schiffahrt auf dem Donaukanal mußte ein⸗ gestellt werden. Zahlreiche Keller in den niedriger gelegenen Stadttheilen füllten sich mit Wasser. Die Kolonie Kaisermühlen steht ganz im Wasser. Die Mündung des Donaukanals gleicht einem See. Erst Nachmittag gegen 5 Uhr war ein langsames Fallen des Wassers bemerkbar. — Die Nachtschnellzüge der Franz⸗ Josephbahn sind eingestellt. 1
Aus Preßburg, 3. September, telegraphirt man der „Presse“: Die Donau steigt in gefahrdrohender Weise. Die Schiffbrücke war schon zweimal gefährdet und wird morgen ausgehoben. Das Wiener Lokalschiff konnte Abends die Schiffbrücke in Folge der reißenden Strömung nicht mehr passiren. Sämmtliche Auen und die niedrig gelegenen Ufergebiete sind überschwemmt. Aus der Schütt⸗ Insel treffen unausgesetzt Hiobsposten ein. Mehrere Donaumühlen wurden von der Strömung weggerissen. Der gegenwärtige Wasserstand beträgt 475 cm bei 7 Grad Wärme. Der Regen dauert fort. Die Gerüste des Baues der stabilen Brücke schweben in höchster Gefahr. Die Divisions manöver bei Oedenburg wurden in Folge des Unwetters gänzlich eingestellt. Die Truppen des fünften Corps rücken übermorgen bier ein; und unterm 4. September meldet „W. T. B.“: Die in der Nähe der Donau gelegenen Keller sind unter Wasser, die Schutzarbeiten der Donauregulirung haben sehr gelitten. Der Uferverkehr ist unterbrochen.
Aus Linz, 4. September, meldet „W. T. B.“: Die Donau steigt fortwährend. Mehrere Stadttheile sind bereits über⸗ schwemmt. 8
Ueber die Ueberschwemmungen der Moldau stellen wir folgende Nachrichten zusammen: “““ 1
Prag, 4. September. Alarmschüsse zeigen neuen Wasserzufluß und ein weiteres Anwachsen der Gefahr an. Von der steinernen Carlsbrücke sind nunmehr 3 Brückenbogen mit den darauf befindlichen Kolossal⸗Monumenten eingestürzt, die Bewohner beginnen vor der noch immer wachsenden Fluth auf die Dächer zu flüchten An dem großen Teiche bei Wittingau erfolgte ein Dammdurchbruch. In Folge der ungenügenden Rettungsmittel herrscht eine bedeutende Nothlage. Vielfach kann die Zufuhr von Lebens⸗ mitteln in den überschwemmten Stadttheilen nur in Kähnen bewerk⸗ stelligt werden. Sämmtliche Brücken mußten abgesperrt werden. Um
der Nothlage zu begegnen, haben sich Hülfscomités gebildet, durch welche Unterstützungen vertheilt werden. — Beim Einsturz der Carlsbrücke sind zwei Knaben ertrunken. Die Franz Josephbahn und die Böhmische Westbahn haben auf einem Theile ihrer Strecken den Betrieb eingestellt. Bei Wittingau erfolgte ein Dammbruch, durch welchen die dortige Gegend sehr gefährdet erscheint. Am Mittwoch mußte die Vorstellung im böhmischen National⸗Theater um 8 Uhr in Folge Anwachsens des Wassers im Rauchkanal zum Ma⸗ schinenraum, wodurch die elektrische Beleuchtung bedroht war, ab⸗ gebrochen werden, damit nicht Finsterniß eintrete. Der Regisseur meldete den Sachverhalt dem Publikum, welches in größter Ordnung das Theater verließ. Das Logen⸗ und Galerie⸗Publikum blieb noch eine Weile sitzen, damit nicht ein Gedränge auf den Gängen entstehe. In drei Minuten war trotzdem das ausverkaufte Haus geleert. — In der Papierfabrik in der Kaisermühle mußte wegen Hochwassers der Betrieb eingestellt werden.
Einem neueren Telegramm zufolge ist das Wasser der Moldau seit gestern Abend 9 Uhr im Fallen. 1
Der Stand der Elbe bei Leitmeritz zeigte heute früh 6 Uhr 6 m über dem Normalstand. Das Elbethal von Raudni bis Lobositz ist gänzlich überschwemmt, das Wasser steigt 8 immer, doch hat der Regen aufgehört.
bedeutendes Steigen der Elbe melden, und das Steigen des Stromes macht sich denn auch hier bereits heute Nachmittag geltend. Ueberall ist man damit beschäftigt, die am Ufer befindlichen Gegenstände fortzuschaffen und namentlich die zum Einladen der Steine bestimmten Schiffe am Fuße der Sand⸗ steinbrüche gehörig zu befestigen. Besonders anhaltende Thätigkeit herrscht zu Mittelgrund, Schmilka, Niedergrund, Herrnskretschen, Schöna und Wendischfähre. Dort gilt es, die an den Ufern befind⸗ lichen Prahmen, Flösse und Tafeln dem Lande so nahe wie möglich zu bringen und zu befestigen.
Dasselbe Blatt schreibt aus Dresden unterm 4. Sevptember: Da die telegraphischen Meldungen aus Böhmen über das rapide Anwachsen des Elbstromes und seiner Nebenflüsse immer be⸗ denklicher werden und Vorsicht von Nöthen ist, hat der Rath bereits gestern die von der Königlichen Wasserbau⸗Direktion übermittelten Nachrichten dem weiteren Publikum durch Anschlag bekannt gegeben. Daß die Befürchtungen ziemlich ernstliche sind ersieht man an den Bergungsarbeiten, welche überall da am Elbufer vorgenommen werden, wo Materialien oder Waaren nieder⸗ gelegt sind. Seit heute sind Hunderte von Leuten in Thätigkeit, um alles Werthvolle in der Nähe des Stromes in Sicherheit zu bringen. Gestern schon wurden die zahlreichen Elb⸗Badeanstalten dem Ufer nähergebracht und stark verankert In Helbig's Etablissement wurde die Elbterrasse vom gesammten Mobiliar geräumt; heute wälzen sich bereits die trüben Fluthen darüber hin. Am Terrassenufer waren Gasarbeiter und Schlosser am heutigen Vormittag damit beschäftigt, die Gaslaternen abzunehmen und in Sicherheit zu bringen.
Neuerdings wird auch aus Schlesien Hochwasser gemeldet. Es liegen darüber folgende Telegramme vor:
Hirschberg i. Schl., 4 September, 4 Uhr Nachm. Durch das Austreten des Bober und Zacken sind die angrenzenden Niede⸗ rungen vielfach unter Wasser gesetzt.
4. September, Abends. Das Wasser des Bober fällt jetzt. Zwischen den Eisenbahn Stationen Merzdorf und Jannowitz hat ein Eö stattgefunden. Der Schaden ist bereits wieder eseitigt.
Aus Jägerndorf, 4. September: Infolge der letzttägigen Regengüsse sind die Gold⸗Oppa und die Schwarz⸗Oppaüber die Ufer getreten und haben mehrere Stadttheile über⸗ schwemmt. Das Wasser ist in fortwährendem Steigen.
Charlottenbkunn i. Schles. Der Besuch des hiesigen Bades war in diesem Jahre trotz der theilweise recht ungünstigen Witterung ein recht erfreulicher zu nennen und zeiat gegen die Vor⸗ jahre eine nicht unwesentlich größere Zahl von Gästen. Die am 28. August herausgegebene Nummer zählt 2049 Personen auf und sind noch sowohl Anmeldungen wie auch Gäste selbst in den letzten Tagen mehrfach eingetroffen. Bis 14. September finden noch regelmäßig die Concerte der Badekapelle von 3 ⅛ — 5 ⅛⅞ Uhr Nachmittags statt; bei gutem Wetter Mittwochs und Freitags bei der Schweizerei im Karlshain. Bei ungünstigem Wetter werden dieselben abwechselnd im Saale des Hotels zum Kurhause und in dem des „Deutschen Hauses“ abgehalten. Die Bäder und das Fichtennadel⸗Inhalatorium werden noch fleißig benutzt. Da eine Anzahl Logirhäuser auch für den Herbst⸗
durchaus nicht von der augenblicklichen Witterung abhängig und sind gerade bei leidlich gutem Wetter im Herbst überraschend günstige Er⸗ folge erzielt worden.
Marburg, 2. Septe . Am heutigen Sedantage wurde hier die Einweihung des Kaiser Wilhelm⸗Thurmes vollzogen. Nachdem der bereits re 1873 begonnene erste Aufbau eines
Aus Rosawitz sind sämmtliche Schiffe, theilweise mit Menschen besetzt, abgegangen. Beladene und leere Fahrzeuge, sowie Unmassen von Holz treiben thalwärts. Bei Bodenbach sind sechs durch das Hochwasser fortgetriebene Zillen zerschellt. Von der Besatzung sind 15 Mann ertrunken.
Aus Dresden, 5. September, meldet „W. T. B.“: Der Wasserstand der Elbe beträgt 4 ½ m über Null. Mehrere Straßen stehen unter Wasser. Auf der Elbe treiben Möbel, Holz und allerlei Geräthe. 1u
Aus dem oberen sächsisch⸗böhmischen Elbthale schreibt das „Dresd. Journal“ vom 3. September: Seit heute früh sind die Bewohner sämmtlicher Elbortschaften in größter Aufregung. In kurzen Zwischenräumen treffen amtliche Depeschen ein, die ein ganz
Thurmes in der Sturmnacht zum 13. März 1876 zerstört worden, traten, wie die „Oberhbessische Ztg.“ berichtet, ein Jahrzehnt später eine Anzahl angesehener Männer der Stadt unter Führung des Ober⸗Bürgermeisters Schüler zu einem „Comité zur Erbauung des Kaiser Wilbelm⸗Thurmes“ zusammen, um diese Sache von Neuem kräftig in die Hand zu nehmen und nach Ueberwindung zahlreicher Schwierig⸗ keiten aller Art heute zu einem glücklichen Abschluß zu bringen. Nach einem vom Kreis⸗Bauinspektor Wentzel entworfenen Plan übernahm Bauunternehmer Weishaupt die Ausführung des Gesammtbaues. Am 8. Juli 1887 erfolgte der erste Spatenstich. Am 28. August d. J.
werden. Dieser selbst, ein massiver Bau aus feinkörnigem Sandstein, erhebt sich majestätisch auf dem im Osten unserer Stadt gelegenen Orden⸗
Wetterbericht vom 5. September, Morgens 8 Uhr.
4 °R
Stationen.
Temperatur n °˙ Celsius
6 ½ Uhr.
1
5⁰ C.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. ced. in Millim.
Mullaghmore 770 Aberdeen.. 769 Christiansund 765 Kopenhagen. 770 Stockholm. 768 Haparanda. 763
St. Peterbb. 768 Moskau 762 NO
Cork, Queens⸗
b772 1 Regen Cherbourg. 772 2 bedeckt Helder 2770 NW 1 wolkig Solt.. ... 768 WNW lI bedeckt Hamburg.. 769 still Nebel Swinemünde 770 NRNW I beiter Neufahrwasser 768 NW 3 heiter Memel 1767 NNOQ Zwolkenlos
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Uebersicht der Witterung. Fast ganz Europa steht unter dem Einfluß eines
“ 1— “ 5 8 westlichen M FTe nberne nhs at mgs. ittel⸗Europa liegt. Ueber Central⸗ a ist bei stü 2 Bildern von Alex. Moszkowski un S vrapa ist ei Rich. Nathanson. Musik von E. A. Raida. Ballet Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Direktion: Julius Fritzsche. 15. Male mit durchaus neuer Austattung: Die Alpenkönig und der Menschenfeind. Romantisches 2 1 Volksmärchen in 3 Akten von Ferdinand Raimund, Musil von Jos. Beyer.! Musik von Wenzel Müller. In Scene gesetzt vom
8
langsam steigender Temperatur das Wetter ruhig, vielfach heiter und meist trocken. An der Küste ist von Gredelue. die Temperatur durchschnittlich normal, während sie im Binnenlande, insbesondere im Süden noch unter er normalen liegt.
9 Deutsche Seewarte. Puppenfee.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ Vorher: Neu haus. 165. Vorstellung. in 3 Akten von Richard Wagner. (Isolde: Frl. Malten, Königl. Gast.) Dirigent:
Schauspielhaus. 170. Vorstellung. Die Quitzow's. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Ubr.
Sonntag: Opernhaus. 166. Vorstellung, rg. Sonnabe 2. Freischütz. Oper in 3 Akten von C. M. von Lustspiel in 3 Akten von Sardou. Weber. Text zum Theil nach einem Volksmärchen: gesetzt von Sigmund Lautenburg. „Der Freischütz“, von Friedrich Kind. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Schiller.
Heutsches Theater. Sonnabend: Der Com⸗
Sonntag: Das Wintermärchen. Montag: Der Unterstaatssekretär.
Verliner Theater. Sonntag: Maria Stuart. Montag: Der Veilchenfresser.
Tessing-Theater. Sonnabend: Zum ersten
Meltc Mergat. Eereh in 3 Akten von bu 3 Abtheilungen und einem Vorspiel von Ferd. Nes⸗
Sonntag: Margot. In Scene gesetzt vom Direktor Sternheim. b8es
Wallner-Theater. Nitouche. Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. Milland. Musik von M. Herveé. Anfang der Vorstellung 74 Uhr. Sonntag und die folgenden Tage:
Bictoria-Theater. Sonnabend: Zum 12. Male: Mit gänzlich neuer Ausstattung. Die Million oder 4 Akten von Leon Modernes Ausstattungs⸗ Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph Mit vollständig neuen Kostümen und neuen
ekorationen von F. Lütkemeyer. Anfang 7 ½ Uhr.
i p Pantomimisches Divertissement von Haßreiter und Gaul.
aus Wien. 3— einstudirt: Tristan und Isolde Hr Kapellmeister Federmann.
Sonntag: Die Puppenfee.
Sächsische Kammersängerin, als Anfang gavallerie.
Kapellmeister Sucher.
Wilhelm Hinze u. Harder. Anfang 7 ½ Uhr.
171. ung. 1.“ Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
der Vorstellung 7 Uhr. Sonnabend: Hamlet. Saison.
19. Male: Der Dorfteufel.
müller. Vorletzte Woche.
Sonnabend: Mamsell Auftreten sämmtlicher
Sonntag: Dieselbe Vorstellung. Mamsell “
Adolph Ernst-Theater.
Treptow.
Theater. abend: Eröffnungs⸗Vorstellung. Sonnabend: Zum von Gustav Steffens
bezw. Winteraufenthalt eingerichtet sind, so ist der Schluß der Kurzeit
konnte der Thurm in allen seinen Theilen als vollendet bezeichnet
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Der burg. Sonnabend: Zum 120. Male: Marause. —o-—-õõ—————
. 1 Die neuen Deko⸗ rationen sind aus dem Atelier der Herren Hartwig, Verlobt: Frl. Ama Opitz mit Hrn. Mühlen⸗
Kroll’s Theater. Sonnabend: Undine.
Sonntag: Das Glöckchen des Eremiten.
Bei günstigem Wetter vor und nach der Vor⸗ stellung, Abends bei brillanter elektr. Beleuchtung de Semmwerartens Großes Coneert, Anfang 5 ½. Verehelicht: Hr. Dr. med. Heinrich Langenbeck
Sonntag, den 14. September: Schluß der Opern⸗
Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum Dorfkomödie in Geboren: Ein
Im prachtvollen Sommergarten: Großes Concert. Spezialitäten. Illumination des ganzen Garten⸗Etablissements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 7½ Uhr. Gestorben: Hr. Rentier Friedrich Wilhelm Ehe⸗
Sonnabend: Zum 1. Male: Unsere Don Juans. Gesangsposse in
Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Sonn⸗ 3 1 Fest⸗Ouverture Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Zum ersten Male: Der Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
berge, und zwar auf einem 1188 Fuß über dem Meeres⸗ und 620 Fuß über dem Lahnspiegel gelegenen klippenartigen Vorsprunge, welcher seit 1825 den Namen Spiegelslust trägt. Von der burgjinnenartig gehaltenen Plattform des Thurmes erschließt sich dem Auge eine ebenso großartige als schöne Aussicht, die sich in ihrer erhabenen Mannigfaltigkeit mit den bedeutendsten ihresgleichen in Mittel⸗ Deutschland messen kann. Der Thurm erreicht bis zur Platt⸗ form eine Gesammthöhe von 33 m. Vor dem eigentlichen Thurmkörper erhebt sich ein 6 m hoher Rundgang mit Eckthürmchen, zu welchem zwei Freitreppen von außen und eine Treppe im Innern des Thurmes emporführen. Unterhalb der Brüstung dieses Rundganges sind das von Bildbauer Schöneseiffer hierselbst angefertigte Reliefbild Kaiser Wilhelm's I. sowie die Gedenktafeln mit den Namen der im Kriege von 1870/71 gefallenen Söhne Mar⸗ burgs eingefügt. Die Kosten des Gesammtbaues belaufen sich auf 8 43 000 ℳ, wovon bis dahin etwa 26 000 ℳ gedeckt werden onnten.
Zeitz, 3. September. In Droyßig ist, laut Mittheilung der „Magd. Ztg.“, gestern ein vom Kriegerverein zum Andenken an die 1870 gefallenen Kameraden errichtetes Denkmal mit der Büste des Hochseligen Kaisers Wilhelm feierlich enthüllt worden.
Andermatt. Den „Klarn. Nachrichten“ wird von einem Soldaten des Glarner Bataillons folgendes Sommerstimmungs⸗ bild aus Andermatt mitgetheilt: Am Sonnabend war das ganze Ursernthal von einer 15 cm hohen Schneedecke überzogen. Am Vormittag konnte nicht ausgerückt werden, weil das Wetter noch unfreundlich war. Am Mittag bellte es sich indessen auf. Die Sonne spendete ihre wärmenden Strahlen. Auf einmal wurde Generalmarsch geschlagen und das ganze Regiment in kürzester Zeit in Hospenthal versammelt. Hierauf wurde ein Marsch auf der Straße, welche durch den Schneeschlitten freigemacht worden war, gegen Realp hin ausgeführt Der Abend war ganz hell und bot den Anblick eines schönen Winterabends, denn die Sonne hatte den Schnee noch nicht zu schmelzen vermocht.
Atben, 4. September. „W. T. B.“ meldet: Nach hierher ge⸗ langten Berichten ist in Salonichi ein sehr heftiger Brand ausgebrochen. Das europäische Viertel und die Häuser der Griechen sollen abgebrannt sein. Es heißt, daß die Feuers⸗ brunst zahlreiche Opfer gefordert habe.
Ein weiterer von heute datirter Bericht sagt, daß gänzlicher Wassermangel alle Löscharbeiten verhindert habe. Zudem hätten die Pompiers nur ihre eigene Habe zu retten getrachtet. Das europäische Viertel, in demselben das englische und griechische General⸗Konsulat, das griechische Hospital, die Moschee Hagia Sofia sind abgebrannt. Die Zahl der befichlgfen wird auf über 12 000 geschätzt. Das Elend ist unbe⸗
reiblich.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
5. September. (W. T. B.)
1
München, Ein von
V Oberstdorf datirtes Handschreiben des Prinz⸗Regenten
an die Wittwe des Staats⸗Ministers von Lut lautet folgendermaßen:
„Tiefbewegt spreche Ich Ihnen Mein innigstes Beileid an der so schweren Prüfung aus, welche Ihnen die Vorsehung auferlegt hat. Nach langwieriger Krankheit hat nun ein an staatsmännischer Thätigkeit reiches Leben geendet, über zwei Jahrzehnte hat der Verblichene an der Gestaltung des öffent⸗ lichen Lebens hervorragenden Antheil genommen stets war der Dahin⸗ geschiedene von dem Bewußtsein einer gewissenhaften Pflichter⸗ füllung durchdrungen und geleitet, Treue gegen Krone und Land ließ ihn selbst schwere Körperleiden nicht achten und gab ihm Kraft, fast bis zum Tode auszuharren. Immer werde Ich Ihrem Gatten, dessen Namen der vpaterländischen Geschichte angehört, ein ehrendes und dankbares Andenken bewahren.“
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Arrangirt von J. Haßreiter, K. K. Hofballetmeister Ober⸗Regisseur August Kurz; die vollständig neue Dirigent: Hr. Kavpellmeister Knoll. Ausstattung an Dekorationen von Lütkemeyer in Leichte Kavallerie. Coburg. Komische Operette in 2 Akten von C. Costa. Musik von Fr. von Suppé. Regie: Hr. Binder. Dirigent:
Anfang der Vorstellung um 7 ½ Uhr.
Arania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.
Vorher: Leichte Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnbof).
(ESeöffnet von 12—11 Uhr. vegeg Theater. E1““
Täglich Vorstellung im Näheres die Anschlag⸗
In Scene
Familien⸗Nachrichten.
besitzer Heinrich Gail (Tempelhof— Dillenburg). — Frl. Luise Püttner mit Hrn. Kaufmann Ro⸗ bert Knaur (Kulmbach. —-Magdeburg). — Frl. Elsa Schwabe mit Hrn. Dr. Arthur Hefter Leipzig). — Frl. Anna Hohgraefe mit Hrn. Hans Munte (Dortmund — Braunschweig) — Frl. Hedwig Topp mit Hrn. Friedrich Pust (Stettin — Hambusg)
8
mit Frl. Adelheid Lange (Osterode a. Harz). — Hr. Pfarrer Ludwig Richter mit Frl. Helene Fichtner (Pfarrhaus Markwerben). — Hr. Max Hartung mit Frl. Marie Thomas (Leubetha bei Adorf). — Hr. Johannes Grün mit Frl. Martha
Rosenow (Berlin).
Sohn: Hrn. Ernst Wille (Berlin). — Hrn. Prem⸗Lieut. Steffen (Breslau). Hrn. R. W. Dahms (Köln. a. Rh.). — Hrn. Walter Friedel (Allenstein). — Hrn. Pastor Leo (Ludwigslust). — Eine Tochter: Hrn. Dr. A. Leßhafft (Görlitz). — Hrn. H. Erdmann (Mül⸗ heim a. Ruhr).
Brillante
städt (Berlin). — Frau Ober⸗Medizinalrath Dr. Vogler (Breslau). — Hr. Oberamtsrichter Adolf Buschmann (Parchim). — Hr. Karl Aug. Hüll⸗ strung (Düsseldorf). — Frau Auguste Drenske, geb. Saschky (Berlin). — Frau Anna Philipp, geb. Saldow (Berlin). — Pr. Ingenieur Franz Leh⸗
Seasseis vos mann (Berlin).
Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).
Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage)
82
eiger und Königlich Preußischen St
Berlin, Freitag, den 5. September
1890.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Solingen wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben, daß, nachdem der erste Vermittlungsversuch der Fabrikanten in Sachen des hier ausgebrochenen Taschen⸗ und Federmesserschleifer⸗Aus⸗ standes von den Schleifern abgelehnt worden ist (vgl. Nr. 206 d Bl.), die Fabrikanten am Montag abermals versuchten, einen Vergleich anzubahnen, indem sie in einer am Sonnabend Abend ab⸗ gehaltenen Vorstandssitzung —. nachdem beim Landrath Möllen⸗ hoff eine zweite Konferen; zwischen den Vorsitzenden des Fabrikanten⸗ und des Schleifervereins stattgefunden — beschlossen, den Schleifern eine Aufhebung der Sperre und die Wahl einer Kommis⸗ sion anzubieten. Die Kommission sollte die Aufgabe haben, aus den beiderseitigen streitigen Verzeichnissen der Schleifpreise ein brauchbares Preisverzeichniß zusammenzustellen. Während der Aus⸗ arbeitung des neuen Preisverzeichnisses sollte dasjenige der Fabri⸗ kanten in Kraft treten und maßgebend sein. Doch auch diesen entgegenkommenden Vorschlag der Fabrikanten lehnten die Schleifer, auf ihre angebliche Macht gestützt, rundweg ab, indem sie sich auf den Beschluß der letzten Schleiferversammlung beriefen, wonach ihr Preisverzeichniß bei einer etwaigen Regulirung das allein maßgebende sein soll und wonach sie nicht eher die Arbeit wieder aufnehmen, als bis die ganze Angelegenheit endgültig geregelt ist. Der Ausstand, an dem etwa 350 — 400 Schleifer betheiligt sind, erstreckt sich über den ganzen, hauptsächlich den oberen Kreis Solingen und zieht nach und nach auch die Arbeiter der anderen Fabrikationszweige in der Taschen⸗ und Federmesserindustrie in Mit⸗ leidenschaft. Es dürfte nicht zu hoch geschätzt sein, wenn man die Gesammtzahl der Ausständischen auf 500 — 600 Mann annimmt. Uebrigens werden dieselben von anderen Industrie⸗Arbeitern mit Geld unterstützt, so z. B. haben die Federmesserreider beschlossen, für die⸗ selben Geldsammlungen zu veranstalten, der Messerschleif⸗Verein hat ihnen im Ernstfall seine ganze Kasse zur Verfügung gestellt, und an manchen Stellen soll bereits gesammelt worden sein. Wenn den Aus⸗ ständischen derart Hülfe gebracht wird, kann der Ausstand wahrscheinlich
ge währen. “ 8 sc see das Ende des Stettiner Bauarbeiter⸗Strikes läßt sich der „Stett. Volksb.“ folgendermaßen aus; Das „Berl. Volksbl. brachte dieser Tage die Mittheilung, die wahrscheinlich irgend einem auswärtigen Blatte entnommen war, daß die Strikebewegung in Stettin nach Beendigung des Hamburger Ausstandes von Neuem beginnen werde. Diese Nachricht entbehrt jeglicher Begründung. Wenn die Arbeiter nicht durch die Unternehmer dazu heraus⸗ gefordert werden sollten, so wird voraussichtlich in diesem Jahre im Baugewerbe keine Arbeitseinstellung mehr stattfinden. — Der diesjährige große Bauarbeiter⸗Strike ist zu Ende. Seit dem 10. August haben bereits die Zimmerer die Arbeit stillschweigend wieder aufgenommen; ein diesbezüglicher Versammlungsbeschluß ist absichtlich nicht gefaßt worden. Die Maurer und die Kalk⸗ und
Steinträger haben 9 Wochen, die Zimmerer 14 Wochen lang gestrikt. EFine so lange Arbeitseinstellung ist in Stettin noch niemals und auch
dagewesen. Es war mehr ein Primipien⸗ wie ein Lohnkampf, genau so wie in Hamburg. — Nach einem Rückblick auf die Vorgänge in Stettin seit dem Frühling dieses Jahres schließt das erstgenannte Blatt mit fol⸗ gender Bemerkung: „Es waren zwei starke Gegner, welche sich im Kampfe gegenüberstanden, und auf beiden Seiten wird man gelernt haben. An einen dauernden Frieden ist nach einem solchen Kampfe nicht mehr zu denken. Die Unternehmer dürfen sich nicht wundern, wenn sie ebenso bekämpft werden, wie sie es mit den Arbeitern ge⸗ macht haben. Die Vergeltung bleibt nicht aus!“ 1 Einer Zuschrift der „Madb. Ztg.“ aus Braunschweig ent⸗ nehmen wir Folgendes: In einer am 31. Juli abgehaltenen Sitzung der Generalkommission (so nennt sich die neuerdings ein⸗ gerichtete Vertretung der Gesammtarbeiterschaft) berichtete der Ver⸗ frauensmann der Böttcher, Grimminger, daß er wegen seines Ehren⸗ amts von der Leitung der National⸗Aktienbrauerei (vorm. Jürgens) entlassen worden sei. Die Direktion der genannten Brauerei legte in einem Schreiben „an den Delegirten Gustav Kießling“ unterm 6. August dar, daß Hr. G. entlassen worden sei, weil er sich geweigert habe, eine bestimmte Arbeit zu verrichten. Es erfolgte auch in hiesigen Blättern eine entsprechende Erklärung, welcher sich der „Verein braunschweigischer Brauereien“ anschloß. Grim⸗ minger suchte darzulegen, daß seine Weigerung, die fragliche Arbeit zu verrichten, nur der Scheingrund der Entlassung sei. Er habe sich geweigert, die Arbeit zu verrichten, weil er glühend heiß gewesen sei und sich zur Zeit nicht der Luft in dem eiskalten Keller habe aussetzen können. So stand Behauptung gegen Behauptung. Von der General⸗ kommission wurde der Fall Grimminger weiter verfolgt, und die Ver⸗ handlungen kamen zu einem gewissen Abschluß in der letzten B zttcher⸗ und Brauerversammlung am vorigen Sonnabend. In dieser berichtete Hr. Kießling ausführlich über den Fall. U A. wurde mitgetheilt, daß die Brauerei nach der gründlichen Untersuchung des Falles sogar den Grimminger habe wieder anstellen wollen, daß diese vorläufige Zusage aber wieder zurückgenommen worden sei; aber es wären dem Grimminger von der Brauerei aus⸗ wärts Stellen angeboten worden, welche G. jedoch abgelehnt habe, weil seinetwegen andere Brauer hätten entlassen werden müssen. Es wurde dann eine Resolution angenommen, daß Grimminger's Dar⸗ stellung richtig gewesen sei und daß die Generalkommission mit allen Mitteln wegen dieser Maßregelung einzuschreiten habe. Diese Er⸗ klärung wurde am Sonnabend Abend angenommen. „Am Donnerstag ist der Direktor der Brauerei, Hr. Becker, auf seinen Wunsch von einem Posten zurückgetreten. 8 819 8 Berlig hielt der sozialdemokratische Abgeordnete Lieb⸗ knecht in einer Volksversammlung im Norden der Stadt einen Vortrag über „die Taktik der Sozialdemokratie“, in welchem er im Wesentlichen nicht von den eignen früheren Ausführungen und denen Bebel's abwich. Die Versammlung erklärte sich, nach dem „B. Volksbl.“, in einer Resolution im Prinzip mit dem Redner ein⸗ verstanden. — Am Mittwoch fand hier, wie die „B. Volks⸗ Ztg.“ berichtet, eine Versammlung sämmtlicher Gewerk⸗ schaften von Berlin statt, um Stellung zu der Ab⸗ b eines Kongresses der deutschen Gewerkschaften zu nehmen und die Beschlüsse der Berliner Strike⸗Kontrolkommission zu anktioniren. Trotz der wichtigen Tagesordnung war die Versamm⸗ ung nur mäßig besucht. Schlosser Gerisch erklärte, daß die An⸗ egung zu dem Kongreß von den Vertrauensmännern der Metall⸗ arbeiter ausgegangen sei, die denselben im Anschluß an den Sozialisten⸗ ongreß in Halle tagen lassen wollten. Zweck des Kongresses solle auptsächlich sein, den verbündeten Unternehmern starke Arbeiter⸗ vereinigungen entgegenzustellen. Der vorgeschlagene Zeitpunkt sei aber für den Kongreß nicht geeignet, da man bis dabin die Arbeiter nicht genügend vorbereiten könne, und andererseits auch der Sozialisten⸗Kongreß alles Interesse für sich in Anspruch nehme. Es sei zunächst nothwendig, durch Diskussion in der Arbeiterpresse den Zweck des Kongresses darzulegen und die Massen für denselben zu ge⸗ winnen. In der folgenden Diskussion wurde der Vorschlag gemacht,
nur anderwärts selten
die Angelegenheit vor eine stärker besuchte Versammlung zu bringen.
Dieser Vorschlag wurde aber schließlich abgelehnt, dagegen wurde eine dem Referenten zustimmende Resolution mit großer Mehrheit ange⸗
nommen. Zualeich beschloß man, die weiteren Schritte der Strike⸗ Kontrolkommission zu überlassen.
Ueber den Ausstand in Trazegnies, welcher fortdauert, während die Arbeiter im Borinage zur Arbeit zurückkehren, schreibt man der „Köln. Ztg.“ aus Brüssel, daß es sich hier nur um eine ganz regelrechte Auseinandersetzung zwischen beiden Parteien über die Lohnsätze handelt; die dortigen Bergleute stehen aus, weil sie sich von der Gesellschaft Mariemont⸗Bascoup, der Besitzerin der Grube 5 in Trazegnies, nicht so behandelt glauben wie ihre Genossen auf den benachbarten Gruben derselben Gesellschaft. Allein, fügt der Korrespondent hinzu, wer weiß, ob nicht ein Wühler, ein Außen⸗ stehender, den Bergleuten dies beigebracht hat?
Vom Kongreß der Trade⸗Unions in Liverpool be⸗ richtet ein Telegramm des „Wolff'schen Bureaus“ weiter, daß gestern nach lebhafter Diskussion eine Resolution angenommen wurde, wonach das Parlament die achtstündige Arbeitszeit festsetzen solle. (Vergl. Nr. 212 d. Bl.) Ein Amendement, den Gewerken und Individuen zu überlassen, die acht⸗ stündige Arbeitszeit durch ihre Vereine zu erlangen, wurde mit einer Majorität von 8 Stimmen abgelehnt. Der Kongreß nahm ferner eine Resolution an, in welcher die Beschäftigung fremder Arbeiter in englischen Häfen als ungehörig bezeichnet wird; endlich wurde einstimmig eine Resolution zu Gunsten einer inter⸗ nationalen Konvention für die Inkraftsetzung eines Fabrik⸗ marken⸗Gesetzes angenommen.
Dem „Bern. Volksfr.“ wird geschrieben: Als Gegengewicht gegen die Vereinigung der Arbeiter und in Anbetracht der feind⸗ seligen Stimmung der letzteren gegenüber den Arbeitgebern ist in Burgdorf eine Verbindung der Meister und Prinzipale angeregt worden, welche den Zweck hat, die Arbeitgeber in Strikefällen zu unterstützen und vor den schweren Folgen der oft ungerechtfertigten Arbeitsausstände zu schützen. Bereits hat sich ein Initiativ⸗Comité konstituirt, welchem schon aus verschiedenen Theilen des Kantons zustimmende Kundgebungen zuge⸗ gangen sein sollen. 1
Aus New⸗York wird telegraphisch vom gestrigen Tage ge⸗ meldet, daß der Strike der Arbeiter der Panama⸗Eisen⸗ bahn⸗Gesellschaft nunmehr beendet ist, nachdem die Forderungen der Ausständischen erfüllt worden sind. 8
Wie „W. T. B.“ aus Melbourne berichtet, werden die Aus⸗ ständischen von den Gewerkvereinen kräftig unterstützt, doch wird die Arbeit theilweise von Nicht⸗Unionisten perrichtet. Letztere werden gegen die Angriffe, welchen dieselben fortwährend ausgesetzt sind, von der Polizei geschützt. — Ein Telegramm aus Brisbane besagt, daß die Versuche der Strikenden, den Schiffahrtsdienst zu hemmen, gescheitert sind. Die Dampfer werden nunmehr durch Nicht⸗ Unionisten unbehindert expedirt. Auch als Dockarbeiter werden Nicht⸗Unionisten für einen Wochenlohn von 50 Schilling gedungen.
Zur wirthschaftlichen Lage.
Aus Stettin wird geschrieben: Der Gewerbebetrieb ist im Allgemeinen ein günstiger gewesen und hat durch Arbeitseinstellungen größeren Umfanges während der Monate Mai, Juni und Juli nicht zu leiden gehabt. Die Handwerker in den kleinen Städten und auf dem platten Lande klagen über den Mangel an brauchbaren Gesellen, welche die Arbeit in den größeren Städten vorziehen. In der Ziegelei⸗ Industrie machte sich in Folge des Strikes der Bauhandwerker in Stettin und Berlin ein Ruückgang der Preise bemerkbar. Der Absatz der Steine wurde erschwert und die Akkordlöhne wurden dadurch ge⸗ drückt. Die Küstenbevölkerung klagt über das Darniederliegen der Fischerei.
Der Schiffsverkehr
im Stettiner Hafen ist während der Monate Mai, Juni und Juli ein ziemlich reger gewesen. Die Zahl der eingelaufenen See⸗ schiffe belief sich auf 1505 gegenüber 1339 in der gleichen Zeit des Vorjahres. Bei den übrigen Schiffsarten ist freilich ein Rückgang gegen das Vorjahr zu konstatiren, indem 81 Küsten⸗ und Binnenfahr⸗ zeuge, 129 Kähne weniger einliefen und 112 Fahrzeuge weniger auf der Durchfahrt den Hafen berührten. Die Getreideeinfuhr hat sich in allen Sorten Getreide, nur Gerste ausgenommen, gegen das Vorjahr verringert. Haupteinfuhrartikel waren Erze aus Schweden, Schlacken aus Holland, Roheisen und Schlacken aus England, sehr bedeutende Quantitäten Mais aus Amerika. Dagegen verminderte sich die Kohleneinfuhr aus England. In der Ausfuhr spielte Zucker eine hervorragende Rolle, und ziemlich regelmäßig war die Spritausfuhr nach Spanien. Die Holzausfuhr bestand vorwiegend in Eichenholz. Schwer empfunden wird von der Schiffahrt treibenden Bevölkerung, daß die Kahnfrachten außerordentlich niedrig sind.
Kunst und Wissenschaft.
Die Einladungen zur Betheiligung an dem engeren Wett⸗ bewerb für das Kaiser Wilhelm⸗Nationaldenkmal in Berlin (Schloßfreiheit) sind, der „N. A. Z.“ zufolge, nunmehr er⸗ gangen. Die Verfasser der beim ersten Wettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichneten zwei Projekte, die Architekten Bruno Schmitz, Rettich und Pfann zählen, wie von vornherein anzunehmen war, zu den Eingeladenen; auch die Künstler, welche bei der ersten Konkurrenz den zweiten Preis erhielten, sollen Aufforderungen zur Betheiligung erhalten haben. Die für die engere Konkurrenz ausgeschriebenen Preise steigen bis zu 12 000 ℳ an; jedem Theilnehmer werden 4000 ℳ zugesichert. Preisrichter sind nicht bekannt gegeben worden.
— Der Zusammentritt des im nächsten Jahre in Bern tagenden geographischen Weltkongresses ist, „W. T. B.“ zufolge, von dem dortigen Organisations⸗Comité auf die erste Hälfte des August festgesetzt.”
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Land⸗ und forstwirthschaftlicher Kongreß.
Die volkswirthschaftliche Sektion des Kongresses nahm einen Antrag an, welcher die Bildung einer mitteleuropäischen Zollliga (vergl. die Meldung in der gestrigen Nr. 213 d. Bl.), Abmachungen zwischen denjenigen Staaten, die der Liga angehören, Behufs Ausschließung einer wechselseitigen Schädigung durch Frachttarifpolitik, ferner die Regelung der Valuta in den betreffenden Staaten und die Wahl einer Kommission mit Koopta⸗ tionsrecht zum Zwecke der Bildung eines internationalen Vereins für nothwendig erklärt. Letztere Wahl wurde sofort vorgenommen, und zwar wurden, wie „W. T. B.“ aus Wien weiter mittheilt, 5 Mit⸗ glieder für Deutschland, je ein Mitglied für Frankreich, Italien, die Niederlande, Schweiz, Rumänien, Schweden, Dänemark, 7 Mit⸗ glieder für Oesterreich und 3 für Ungarn in die Kommission entsendet.
Handel und Gewerbe.
Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis 23. August 1890 15 852 600 ℳ 3 ½ % ige, 20 688 000 ℳ 4 %ige, 45 159 600 ℳ 4 ½ % ige und 9 585 300 ℳ 5 % ige, zusammen 91 284 900 ℳ Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 15 311 700 ℳ 3 ½ % ige, 14 488 200 ℳ 4 %ige, 18 832 200 ℳ t igs und 3 068 100 ℳ 5 % ige, zusammen 51 700 200 ℳ Pfandbriefe Seitens
der Grundstückseigenthümer verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 690 600 ℳ
Frankfurt a. M., 4. September. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß) Am hiesigen Markt begegnete Weizen in disponibler Waare einiger Kauflust Seitens hiesiger und aus⸗ wärtiger Mühlenbesitzer, doch stellten sich die Preise ab Umgegend zu Gunsten der Käufer, Course bleiben: auf dem Lande abzunehmen 19 ½ — ¼½ ℳ, frei hier 19 ¾ — ½ ℳ, frei Station der Oberhessischen und Weserbahn⸗Route (Gießen — Gelnhausen — Büdingen— Frankfurt) 19 ½ — ¼½ ℳ, russische Sorten 21 ¾ — 22 ½ ℳ, ungarischer 22 ¾ — 23 ℳ, Tendenz für fremde prima Sorten fest, für Wetterauer träge. — Roggen blieb begehrt und fanden die Offerten à 15 ¾ — 16 ℳ ab Umgegend schlanken Verkauf, frei hier 16 — †. ℳ, russische Sorten fehlen, 17,55 ℳ bezahlt, Tendenz fest. — Gerste hatte schwerfälligen Absatz; hiesige Landwaare 16 — 17 ℳ, Franken (Ochsenfurter Gau) 17 ℳ übrig, hochfein ungarische 19 — 21 ½ ℳ, Tendenz flau. — Hafer hatte stillen Handel, russ. Sorten 16 — 17 ½ ℳ je nach Qualität, hiesiger (neuer) noch wenig gehandelt, zu schätzen 14 — 15 ℳ — Raps war recht beachtet und machte fernere Fortschritte in der Preis⸗ steigerung 26 — 27 ℳ — Mais (mixed) hatte sehr schleppendes Ge⸗ schäft, 12 10 ℳ, La Plata 12 ℳ — Spelzspreu (Ersatz für Roggenstroh) über Bedarf zugeführt, letzter Cours 90 ₰ per Centner, Käufer treffen hier einen guten Markt. — Roggenkleie 9 ½ — 10 ℳ, Weizenkleie 8 ½ —29 ℳ, erfreute sich guter Beachtung. — Weizenmehl prompt sehr knapp angeboten, der Be⸗ darf mußte volle Preise anlegen; per Oktober⸗Dezember unter Notiz käuflich. Roggenmehl vermochte, Mangels genügender Offerten, nicht größere Umsätze zu erzielen, Tendenz Hausse, die hohen Berliner und Amsterdamer Roggenpreise stimulirten. — Hiesiges Weizenmehl Nr 0 34 — 35 ℳ, Nr. 1 32 — 33 ℳ, Nr. 2 28 ½ — 29 ½ ℳ, Nr. 3 27 ½ — 28 ½ ℳ, Nr. 4 24 — 25 ℳ, Nr. 5 18 — 19 ℳ — Miichbrot⸗ und Brotmehl im Verbande 59 — 62 ℳ — Norddeutsche und west⸗ fälische Weizenmehle Nr. 00 27 — 28 ℳ. — Roggenmehl loco hier Nr. 0 27 ½ — 28 ½ ℳ, Nr. 0/1 26 — 27 ℳ, Nr. 1 23 — 24 ℳ — (Obige Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häufig jedoch auch loco auswärtiger Stationen.)
Dortmund, 4. September. (W. T. B.) Wie die „Rhein.⸗ Westf. Ztg.“ meldet, haben heute sämmtliche geladenen Zechen einen notariellen Akt mit dem Dortmunder Kohlen⸗ verkaufsverein vollzogen. Der Vertrag tritt heute in Kraft.
Leipzig, 4. September. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗
ndel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 4,75 ℳ, . Oktober 4,75 ℳ, pr. November 4,75 ℳ, pr. Dezember 4,75 ℳ,
Januar 4,67 ½ ℳ, pr. Februar 4,60 ℳ, pr. März 4,57 ½ ℳ,
April 4,57 ½ ℳ, pr. Mai 4,57 ½ ℳ. — Umsatz 75 000 kg. Ruhig .“ ““
Wien, 4. September. (W. T. B.) Die österreichisch⸗ ungarische Bank hat den Diskont auf 4 ½ %, den Lombard⸗ zinsfuß auf 5 ½ % erhöht. 6 1
London, 4. September. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten.
Bradford, 4. September. (W. T. B.) Wolle fest, ruhig, Kolonialwolle theurer, Garne ruhig, Stoffe unverändert.
Washington, 4. September. (W. T B.) Das Schatz⸗ amt beschloß, anstatt wie bisher im Jahre 54 Millionen Unzen Silber, fortan in jedem Monat durchschnittlich 4 ½ Millionen Unzen anzukaufen.
Submissionen im Auslande.
Spanien.
20. September, 1 Uhr Nachmittags. Direccion general del Tesoro půͤblico Madrid: Lieferung von 50 000 kg. Feinsilber zum Prägen. Kaution vorläufig 1 %, endgültig 2 % des Gesammtwerthes.
Näheres in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.
Verkehrs⸗Anstalten.
MNorddeutscher Lloyd in Bremen. (Cetzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.) New⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien: Bestimmung. Bremen 1. Sept. in Bremerhaven. Bremen 4. Sept von Southampton. Bremen 30. Aug. von New⸗York. Bremen 3. Sept. von New⸗York. New⸗York 1. Sept. in New⸗York.
New⸗York 28. Aug. von Southampton. New⸗York 28. Aug. von Southampton. New⸗York 31. Aug. von Southampton. New⸗York 3. Sept. von Southampton. New⸗York 4. Sept. Dover passirt. Bremen 30. Aug. von New⸗York. Bremen 27. Aug. von Baltimore. Bremen 3. Sept. von Baltimore. Baltimore 4. Sept. in Baltimore. Baltimore 30. Aug. Lizard passirt. Baltimore 4. Sept. von Bremerhaven. Brasil⸗ und La Plata⸗Linien Bremen 4. Sept. von Antwerpen. Vigo, Antw., Brem.] 1. Sept. St. Vincent passirt. Antw., Bremen 1. Sept. von Liffabon. Vigo, Antw., Brem. 25. Aug. von Buenos⸗Aires. La Plata 24. Aug. in Montevideo. Brasilien 18. Aug. in Bahia. La Plata 19. Aug. von Vigo. Brasilien, La] 2. Sept. mit gebrochener Welle Plata in Lissabon eingeschleppt. Brasilien 4. Sept. von Lissabon. Brasilien 29. Aug. Dover passirt. Linien nach Ost⸗Asien und Australien: Bremen 1. Sept. von Genua. Bremen 2. Sept. von Singapore. Ost⸗Asien 4. Sept. in Hongkong. Ost⸗Asien 1. Sept. von Genua. Bremen 30. Aug. von Genua. Bremen 19. Aug. von Adelaide. Australien 27. Aug. in Adelaide. — „Hohenstaufen“. Australien 30. Aug. in Aden. „Habsburg“. Australien 3. Sept. von Bremerhaven.
Hamburg, 4. September. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Normannia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Secilly passirt.
London, 4. September. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer AsAe, e5 ist gestern auf der Ausreise von London abgegangen, der Castle⸗Dampfer „Conway⸗Castle“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen, der Union⸗ Dampfer „Trojan“ ist beute auf der Heimreise von Madeira abgegangen.
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„Ems“ . „Trave“. „Elbe“ „Lahn“. „Eider“. „Kaiser Wilhelm II.“ „Aller:. „Fulda“. „Werra“. „Saale“. „Weser“ „Rhein“. „München“ „Amerika’“. „Stuttgart“. „Karlsruhe“.
Schnelldampfer
e „Frankfurt“. DSbio. „Hannover“. „Straßburg“ „Baltimore“ „Leipzig“. „Berlin“ „Grf. Bismarck“
„Main“
„Sachsen“ “ „Bayern“ „Neckar“. „Saliery. „Nürnberg“. „Dresden“*