Ueber die Inspizirung der Manöverflotte durch Se. Majestät den Kaiser und König und die Parade⸗ tafel für die Marine am Sonnabend berichten wir nach „W. T. B.“ folgendes: 3
Morgens um 8 Uhr setzten die Schiffe der Manöverflotte Topflaggen, das österreichische Geschwader führte die deutsche Kriegsflagge am Großmast. Se. Majestät der Kaiser begab Sich von der „Hohenzollern“ an Bord des Panzerschiffes „Baden“, Flaggschiffs des Vize⸗Admirals Deinhard. Ihre Majestät die Kaiserin fuhr mit den Fürstlichkeiten auf der Stations⸗ yacht „Farewell“ an Bord der „Hohenzollern“ und folgte mit derselben der Manöverflotte, welche um e Anker lichtete und nach Sonderburg in See ging. Se. Majestät der Kaiser an Bord der. „Baden“ setzte Sich an die Spitze und blieb während des Manövers auf der Kommandobrücke; neben Allerhöchstdemselben stand der General⸗Feldmarschall Graf Moltke. Südlich von Sonderburg fand ein kriegsmäßiges Manöver der aus 8 Panzerschiffen, einer Kreuzer⸗Korvette, 3 Avisos und 21 Torpedobooten bestehenden Flotte statt, zu welchem die vorher nicht bekannt gegebene Aufgabe von Sr. Majestät dem Kaiser Allerhöchstselbst gestellt wurde. Die Schulschiffe „Luise“, „Niobe“ und „Mars“ so⸗ wie die österreichische Flotte waren vor Anker ge⸗ blieben. Die „Hohenzollern“ kehrte früher zurück als das Geschwader. Die Mannschaften der Schulschiffe und des österreichischen Geschwaders paradirten wie bei der Aus⸗ fahrt der Flotte auch jetzt vor der Standarte der Kaiserin in den Raaen, und die Schiffe gaben den üblichen Kaisersalut. Ihre Majestät die Kaiserin sowie die Fürstlichkeiten landeten um 4 Uhr 10 Minuten an der Gravensteiner Schiffbrücke und begaben Sich in offenem Wagen unter dem brausenden Jubel der Spalier bildenden Bevölkerung nach dem Schlosse. Das Wetter war prächtig, es wehte eine leichte Brise aus Nordwest. u“
Abends um 6 Uhr fand bei Ihren Majestäten im Schloß Gravenstein Paradetafel für die Marine statt. Während der Tafel erhob Sich Se. Majestät zu folgendem Trintspruch.
„Meine Herren Admirale und Kommandanten Meines Ge“ schwaders! Ich spreche Ihnen Meinen innigsten Dank aus für die Leistungen, die Ich heute gesehen habe. Sie stehen am Abschluß Ihrer Ausbildungsperiode, und Ich freue Mich, zu sehen, daß die Ziele, die Ich Ihnen gesteckt habe, und die Wünsche, die Ich Ihnen ausgesprochen habe, von Ihnen beherzigt und erreicht worden sind. Sie haben am Ende einer dreimonatlichen Periode eine Probe abgelegt, die zu Ihrer vollen Ehre ausgeschlagen ist, nicht nur in taktischer Beziehung in Bezug auf die Führung Ihrer Schiffe und der Geschwader, sondern auch in Be⸗ ziehung auf die Schießausbildung Ihrer Leute, und Ich spreche Mein Lob sowohl den Kommandanten, wie auch den Offizieren der Schiffe und den Batterie⸗Offizieren aus. Desgleichen hat sich das Kommando Meiner Torpedoflotte im Ganzen wie im Einzelnen in jeder Beziehung bewährt, und Ich hege die feste Ueberzeugung, daß bei dem Grade der Ausbildung, bei der Hingebung, der Disziplin, der Treue, mit der die Herren arbeiten, Meine Flotte im Stande sein wird, jede auch noch so ernste Aufgabe, die Ich ihr stellen werde, zu Meiner vollen Zufriedenheit und zum Wohl und Heil des Vaterlandes sowie zu dessen Ruhm zu lösen. Ich erhebe Mein Glas und trinke auf das Wohl Meiner Marine; Sie lebe hoch! und nochmals hoch! und zum dritten Mal hoch!“
Der kommandirende Admiral Freiherr von der Goltz erbat hierauf von Sr. Majestät das Wort zu folgendem Trinkspruch: 8
„Gestatten Ew. Majestät Ihren Kommandonten, den Aller⸗ unterthänigsten Dank durch mich zu sagen für die sehr gnädigen Worte, und Ew. Majestät zu danken für die unerschöpfliche Gnade und Fürsorge, mit der Allerhöchstdieselben die Marine über⸗ schütten. Ich bitte Ew. Majestät, unser Gelübde entgegenzunehmen, daß wir arbeiten werden, um uns dieser Gnade stets werth und würdig zu erzeigen, und daß, wenn Ew. Majestät uns brauchen, Sie die Marine stets bereit und als fertige Waffe finden werden. Zum Ausdruck dieses unseres Gelübdes bitte ich einzustimmen in den Ruf: Es lebe Se. Majestät der Kaiser, unser Allergnädigster Herr, Er lebe hoch! Hoch! Hoch!“
Ueber die Paradetafel erhalten wir noch folgenden Bericht:
Die Tafel war wieder in dem großen, auf dem inneren Schloßhose errichteten Speisezelt, und zwar zu 200 Gedecken servirt. Die Majestäten saßen in der Mitte der Tafel, Ihre Majestät die Kaiserin und Königin zur Linken Sr. Majestät des Kaisers und Königs. Zur Rechten Sr. Majestät hatten ihre Plätze: die Herzogin Friedrich Ferdinand zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗ Glücksburg, der Prinz Rupprecht von Bayern, die Prinzessin Marie
zu Schleswig⸗Holstein, der Prinz Albrecht von Preußen, Fräulein von Gersdorff, der Erbgroßherzog von Oldenburg, die Gräfin von der Schulenburg, der Herzog Friedrich Ferdinand zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗Glücksburg, Freifrau von der Reck, der General⸗Feldmarschall Graf Moltke, der Chef des Generalstabs Graf Waldersee. Links von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin saßen: der Erzherzog Karl Stephan von Oesterreich, die Prinzessin Louise zu Schleswig⸗Holstein⸗ Sonderburg⸗Glücksburg, der Prinz Heinrich von Preußen, die Gräfin von Brockdorff, der Erbgroßherzog von Sachsen, Fräulein von Ledebur, der Herzog Ernst Günther zuSchleswig⸗Holstein, der Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg⸗Schwerin, der General⸗Feldmarschall Graf Blumenthal, der Kriegs⸗Minister von
Verdy du Vernois, der kommandirende General von Leszezynski.
Sr. Majestät dem Kaiser gegenüber saß der österreichisch⸗ ungarische Marine⸗Kommandant Freiherr von Sterneck, diesem zur Linken: Vize⸗Admiral Deinhard, Kapitän Moore und Contre⸗Admiral Schröder. Gegenüber Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin saß der kommandirende Admiral Freiherr von der Goltz, rechts von diesem: der großbritannische Admiral Hornby und der Vize⸗Admiral Knorr. 3
Nach der Tafel, um 8 Uhr, begann der große Zapfen⸗ streich, ausgeführt von sämmtlichen Musikcorps und Tambour⸗ corps des IX. Armee Corps, welche unter dem magischen Licht mehrerer hunderte Magnesiumfackeln aufzogen. Das Schloß war prachtvoll illuminirt, ebenso die Häuser in Gravenstein.
Ueber den Feldgottesdienst und das Diner des Provinzial⸗Landtages am Sonntag berichten wir gleich⸗ falls nach „W. T. B.“:
Se. Majestät der Kaiser und König, Allerhöchstwelcher am Sonnabend Abend nicht an Bord der „Hohenzollern“ zurück⸗ gekehrt war, sondern im Schloß Gravenstein übernachtet hatte, hatte für Sonntag Vormittag die Abhaltung eines Feld⸗ gottesdienstes auf dem Herzenshügel bei Gravenstein be⸗ ohlen. Infrüher Morgenstunde wurden die Offiziere, Kadetten und
„
Mannschaften des Manöver⸗Geschwaders in Booten und Dampf⸗ barkassen ausgeschifft. Zu dem Gottesdienst waren ferner befohlen: das 2. Hanseatische Infanterie⸗Regiment Nr. 76, das 2. Ba⸗ taillon des Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier⸗ Regiments Nr. 89, zwei Escadrons des 1. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner⸗Regiments Nr. 17, eine Escadron des 2. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner⸗Regiments Nr. 18, eine Escadron des Hannoverschen Husaren⸗Regiments Nr. 15, das Holsteinsche Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 24 und eine Compagnie Pioniere.
Um 9 ½ Uhr trafen die an den Manövern theilnehmenden Fürstlichkeiten und der General⸗Feldmarschall Graf Moltke, welcher vom Publikum mit lebhaften Zurufen begrüßt wurde, sowie die Admiralität und die Offiziere des österreichischen Geschwaders mit dem Aviso „Jagd“ und einem Privat⸗ dampfer in Gravenstein ein und begaben sich zu Wagen nach dem Herzenshügel. Um 9 ℳ¾ Uhr landete Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich in einer Barkasse und fuhr zum Besuch der Kaiserlichen Majestäten nach dem Schloß.
Um 10 Uhr nach dem Erscheinen Ihrer Majestäten be⸗ gann der Feldgottesdienst, welcher von dem Oberpfarrer
offmann, unter Assistenz der Divisions⸗Pfarrer Büttel Schleswig) und Bock (Flensburg), abgehalten wurde. Der in militärischer Weise, wie üblich, errichtete Altar befand sich vor dem Hügel, etwas nach rückwärts und rechts seitwärts vom Altar das roth drapirte Kaiserzelt. Links vom Altar stand der evangelische Sängerchor der Garnison Hamburg⸗ Altona und die Musik des 2. Hanseatischen Infanterie⸗ Regiments Nr. 76. Das Ganze bildete ein Carré; die rechte Seite nahmen die Marine⸗Mannschaften, die linke: Artillerie und Kavallerie ein, während die hier liegenden vier Infanterie⸗Bataillone gegenüber dem Altar aufgestellt waren. Ihre Majestäten legten den Weg nach dem Herzenshügel zu Fuß zurück; des Kaisers und Königs Majestät trug die Marine⸗Infanterie⸗Uniform. Außer den Majestäten hatten auch die anwesenden Fürstlichkeiten und General⸗Feldmarschall Graf Moltke in dem Kaiserzelt Platz genommen. Den Beginn des Gottesdienstes zeigte ein Trommelsignal an, worauf der Sängerchor das „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ anstimmte. Die Hauptliturgie hielt der Oberpfarrer Hoffmann, ebenso die Predigt über 1. Könige Kap. 3 Vers 4 und das Thema: „Dieser Herzenshügel, eine herrliche Höhe zum Opferaltar mit der Inschrift: Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten Deine Gelübde.“ Vor und nach der Predigt sang unter Posaunenbegleitung die Gemeinde: „Lobe den Herrn.“ Die Schlußliturgie hielt der Divisions⸗ pfarrer Bock. 1
Nach dem Gottesdienst fand vor Ihren Majestäten auf der westlichen Seite des Herzenshügels Parademarsch der 4000 zum Gottesdienst versammelten Mannschaften, 3000 vom IX. Armee⸗Corps und 1000 von der Marine, statt, wo⸗ rauf Ihre Majestäten zu Fuß nach dem Schlosse zurückkehrten.
Um 5 Uhr gab die Provinz Ihren Majestäten im Strand⸗ hotel zu Glücksburg ein Diner. Bald nach Beendigung des Gottesdienstes, um 12 Uhr, begaben sich Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, die Fürstlichen Personen aus dem Ge⸗ folge Sr. Majestät des Kaisers, General⸗ Feldmarschall Graf Molkte, die Generalität, die österreichischen und die übrigen fremdherrlichen Offiziere an Bord des Avisos „Jagd“, eines Privatdampfers und anderer Marinefahrzeuge nach Glücksburg. Graf Moltke, welchen die zahlreichen Zu⸗ schauer lebhaft begrüßten, blieb trotz des stürmischen Win⸗ des auf dem Deck des Avisos. Die Marine⸗Offiziere und die Mannschaften setzten nach der Manvböverflotte über. Um 3 Uhr fuhren Ihre Kaiserlichen Majestäten von Gravenstein aus an Bord der Stations⸗Nacht „Farewell“ nach Glücksburg, wo Allerhöchstdieselben bei Ihrer Ankunft von einer dichtgedrängten, aus der ganzen Umgebung zu⸗ sammengeströmten Menschenmenge enthusiastisch begrüßt wurden. Bei dem Diner brachte der Landtags⸗ Marschall Graf von Reventlow⸗Preetz dem „W. T. B.“ zufolge nachstehenden Toast auf Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin aus:
„Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster, Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Allerdurchlauchtigste, Großmächtigste, Allergnädigste Kaiserin, Königin und Frau! Ew. Kaiserliche und Königliche Majestäten wollen geruhen, den ehrerbietigsten Dank des schleswig⸗ holsteinschen Provinzial⸗Landtages für den heutigen Tag huld⸗ reichst entgegenzunehmen. Dieser Tag ist für uns ein Tag höchster Ehre und Freude. Gewährt er uns doch die Gelegenheit, Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestäten die unterthänigste Huldigung darzubringen. In Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät verehren wir einen Fürsten, der in stolzem Gefühl der Kraft, welche die von glorreichen Ahnen ererbte Treue und Liebe eines großen Volkes gewährt, den Frieden nach Außen und den Frieden nach Innen auf Sein Königliches Banner geschrieben hat. Mit Jubel begrüßten wir es jüngst, daß Ew. Majestät auch in dieser Richtung allzeit Mehrer des Reichs, in friedlicher Uebereinkunft mit dem mächtigen stammverwandten Inselreich die in den Tagen nationalen Niederganges abhanden gekommene glänzende Perle des deutschen Meeres dem Diadem Germaniens von Neuem einge⸗ fügt haben. Wir vertrauen fest, daß es Ew. Majestät hoher Einsicht und kraftvoller Leitung gelingen wird, durch eine wohlwollende landes⸗ väterliche Gesetzgebung in Ausführung und Weiterführung des von Kaiser Wilhelm J. gesezneten Andenkens begonnenen großen Werkes die dunklen Schatten zu bannen, welche den inneren
rieden unseres theueren Vaterlandes zu gefährden drohen. Als ein verheißungsvolles Pfand allseitig gesegneten Wir⸗ kens verehren wir Ew. Majestät durchlauchtigste Gemahlin, unsere erhabene Kaiserin und Königin, deren unermüdliche opferwillige Fürsorge so manche Thräne der Armuth und Noth bereits getrocknet und den großen kirchlichen Nothständen unserer hen so bereitwillig und oft schon Abhülfe geschafft hat. In Ihrer Majestät begrüßen insonderheit wir Bewohner der Provinz die Enkelin einer langen Reihe von Fürsten, welche beglückend und beglückt das Scepter Schleswig Holsteins in treuen Händen getragen haben, und wir verstehen die Rührung, welche das Herz Ew. Majestät in diesen Tagen bewegt bei dem Anblick aller jener Stätten, welche einst die Wiege der Abnen schirmend umstanden und für das neugewonnene Vaterland den Ausgangspunkt zum Glanz des neuerstandenen Reiches bilden. Geruhen Ew. Majestäten zu ge⸗ statten, daß wir unsere Gläser erheben und einstimmen in den Ruf der Treue: Unsere Allergnädigsten Majestäten, welche der all⸗ mächtige Gott segnen, behüten und beschützen wolle, Sie leben hoch! Hoch! Hoch!“
erhob Sich Se. Majestät der Kaiser zu folgender Antwort:
„Mein verehrtester Graf! Ich spreche Ihnen den Dank der Kaiserin und Meinen aus für die freundlichen Worte, die Wir soeben vernommen, und zu gleicher Zeit den Dank an die ganze Provinz für den heutigen Tag und für den Empfang, den Uns die Provinz bereitet hat. Es hätte des heutigen Tages nicht bedurft, um Unseren Herzen es klar zu machen, wie warm und freundschaftlich Unserer hier
gedacht wird. Das Band, welches Mich mit dieser Provinz ver⸗ bindet und dieselbe vor allen anderen Provinzen Meines Reichs an Mich kettet, das ist der Edelstein, der an Meiner Seite glänzt, Ihre Majestät die Kaiserin. Dem hiesigen Lande entsprossen, das Sinnbild sämmtlicher Tugenden einer germanischen Fürstin, danke Ich es Ihr, wenn Ich im Stande bin, die schweren Pflichten Meines Berufes mit dem freudigen Geiste zu führen und ihnen obzuliegen, wie Ich es vermag. Sie haben die Güte gehabt, zu erwähnen, daß Sie sich sicher fühlten unter Meinem Scepter, daß Sie beruhigt in die Zukunft schauen; dasselbe thue auch Ich, wenn Ich auf solche Männer, wie die Schleswig⸗Holsteiner, bauen kann. Ich hoffe, daß es Mir gelingen wird, die Schatten, von denen Sie sprachen, zu bannen. Ich vermag es aber nur dann, wenn jeder deutsche Mann an seinem Theile seine Hülfe Mir angedeihen läßt, und Ich hoffe und erwarte, daß die Mitglieder der Provinz ein jeder für sich und ein jeder in seinem Wirkungskreise, es sich angelegen sein lassen werden, dahin zu wirken, daß die festgeschlossenen Bande der Ordnung aufrecht erhalten werden den umstürzenden Elementen gegenüber. Wenn ein jeder Bürger seine Pflicht thut, dann bin auch Ich im Stande, für Sie zu sorgen und zu unserer Aller Heil in Ruhe und Frieden die Geschicke des Vaterlandes zu lenken, und Ich setze das Vertrauen in Sie, daß, was auch kommen möge, Sie mit Ruhe und Geduld der Entwicke⸗ lung Unserer Legislation und der inneren Zustände entgegensehen und Mir nach Ihrer altbewährten Treue und Anhänglichkeit helfen werden. So erhebe Ich denn Mein Glas und trinke es auf das Geburtsland Meiner Gattin. Meine treue schleswig⸗holsteiner Provinz, sie lebe hoch! Hoch! Hoch!“
Nach der Tafel kehrte Se. Majestät an Bord der „Hohen⸗ zollern“ zurück, um 9 ½ Uhr traf Ihre Majestät wieder in Gravenstein ein.
Heute (Montag) Morgen um 6 ½ Uhr fuhr Se. Majestät der Kaiser und König, wie „W. T. B.“ meldet, auf der Yacht „Hohenzollern“ unter dem Salut der bei Holniß und Iller liegenden Kriegsschiffe von Ekensund nach Sonderburg, woselbst Se. Majestät gegen 8 Uhr zu Pferde stieg und Sich in das Manöverterrain begab. Zualeich hatte sich auch Ihre Majestät die Kaiserin in offener vierspänniger Equipage ins Manöverterrain bei Düppel begeben. Um 8 Uhr begann das Manöver bei Sonderburg und Düppel. Nach der Generalidee ist die Ost⸗Division mit der Panzerflotte gestern Abend an der Ostküste bei Alsen gelandet und dann auf Sonderburg marschirt; die West⸗Division steht bei Flensburg und Haders⸗ leben; ihre Flotte ist im Kieler Hafen blockirt, nur eine Torpedoflottille ist in Flensburg. Die Ost⸗Division soll sich des Sundewitt bemächtigen, ihr Gros ist in Hörup, die Panzerflotte im Höruphaff. Die West⸗ Division soll Sundewitt halten, die Ost⸗Division soll mit Unterstützung der Panzerflotte den Uebergang über den Alsen⸗ sund nach dem Festland erzwingen und dann durch Flanken⸗ angriff von der See aus die West⸗Division aus der Düppel⸗ stellung treiben. Die West⸗Division will die feindlichen Landungen durch die Torpedoflotte verhindern und ihre Stellung bei Düppel behaupten.
Aus Nübel meldet „W. T. B.“ weiter von heute: Der Angriff der Ost⸗Division von Sonderburg aus gelang in Folge der Unterstützung durch die Panzerflotte vollkommen. Dieselbe landete in Booten 2000 Mann, welche mit einem Flankenangriff die Düppelstellung der West⸗Division ein⸗ nahmen. Die letztere ging auf Frydendal zurück. Um 10 Uhr
war Gefechtspause, während welcher Se. Majestät der Kaiser
die Kritik abhielt. Um 11 Uhr wurde das Gefecht wieder aufgenommen. Se. Majestät der Kaiser begrüßte, von Sonder⸗ 88 “ Ihre Majestät die Kaiserin bei dem Düppel⸗ enkmal. 8
Die anläßlich des diesjährigen großen Brandes zu Hammerfest von Sr. Majestät dem Kaiser gespendeten 10 000 ℳ sind nunmehr durch Vermittelung der schwedisch⸗ norwegischen Regierung zur Auszahlung gelangt. Die Be⸗ hörden und Bewohner der schwer betroffenen Stadt haben auf demselben Wege ihren Dank für die Kaiserliche Gabe au
sprechen lassen.
Der Bervollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich oldenburgische Wirkliche Geheime Rath Selkmann ist hier angekommen.
Der Königlich großbritannische Botschafter am hiesigen hat Berlin auf
Allerhöchsten Hofe Sir Edward Malet einige Wochen verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschafts⸗Rath Le Poer Trench als Geschäftsträger.
Der Erblandmarschall der Kurmark Brandenburg, Kammer⸗ herr Gans Edler Herr zu Putlitz auf Retzin, Mitglied des Herrenhauses, ist am 5. d. M. in Retzin gestorben.
S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Ascher, ist am 5. September in Wladiwostock ein⸗ getroffen und hat am 6. die Reise nach Chemulpo (Korea) fortgesetzt. 8 * 1 Homburg v. d. H., 6. September.
Der Fürst und
die Fürstin Bismarck sind heute Nachmittag von hier nach 8
Varzin abgereist. Sowohl hier wie in Frankfurt a. M. wur⸗
den dieselben vom Publikum mit lebhaften Zurufen begrüßt. Bayern.
München, 8. September. Prinz⸗Regent verläßt, der „Allg. 8 2. zufolge, heute
Se. Königliche Hoheit der
Oberstdorf und bezieht sein Jagdhaus in Hinterstein, wo⸗ Se. Königliche Hoheit bis zu seiner Hieherkunft am 16. d. M. verweilen wird.
Sachsen.
Leipzig, 6. Mai. Se. Majestät der König traf, wie die „Leipz. Ztg.“ meldet, gestern Abend 8 Uhr 41 Min. mittels Extrazuges von Niedersedlitz aus hier ein. Im Ge⸗ folge Sr. Majestät befanden sich der General der Kavallerie, Kriegs⸗Minister Graf von Fabrice, der General der Infanterie von Rudorff, der General der Karallerie von Karlowitz, der Pante.dsf Freiherr von Hodenberg, sowie zahlreiche andere höhere Offiziere. Free früh 5 Uhr 13 Minuten begab sich Se. Majestät mit Gefolge nach Torgau, um daselbst den Kavallerie⸗Manövern, welche unter Leitung
dort zu besitzen, sei b rechne in dieser Beziehung in erster Linie auf Bremen, auf
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des General⸗Lieutenants von Rosenberg ausgeführt werden, beizuwohnen.
Baden.
Karlsruhe, 8. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog traf, nach der „Karlsr. Ztg.“ vom 4. d. M., in Saarburg ein und wohnte der Besichtigung der Ulanen⸗ Regimenter Nr. 7 und 11 bei. Nachmittags nahm Höchstderselbe das Diner im Kasino Höchstseines Regiments, des Rheinischen Ulanen⸗Regiments Nr. 7, ein und begab sich sodann um 6 Uhr nach Metz, woselbst nach Begrüßung durch den kom⸗ mandirenden General des XVI. Armee⸗Corps, Grafen Haeseler, den Gouverneur von Aeß⸗ General⸗Lieutenant von Fischer, sowie die Generalität, Ab teigequartier im Hotel de l' Europe genommen wurde. Um 9 ½ Uhr fand auf dem Hofe desselben großer Seetch statt. Am 5. d. M. früh begab sich Se. Königliche Hoheit nach Mörchingen zu den Brigadeübungen der 65. Infanterie⸗Brigade. Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ herzogin begab sich am Sonnabend Abend über Konstanz und Romanshorn nach Lindau zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Ludwig von Bayern und von da Nachmittags zu Wagen nach Langenargen, um daselbst Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Luise von Preußen einen Besuch abzustatten. Die Rückkehr nach Mainau erfolgte von da mit Extraboot um 6 Uhr.
Der belgische Landwirthschafts⸗Minister de Bruyn und Dr. Eyschen, Minister und Präsident der luxemburgischen Regierung, sowie die Begleiter derselben, der belgische General⸗Inspektor der Landwirthschaft Proost und der thier⸗ ärztliche Professor an der belgischen Landwirthschafts⸗Hochschule zu Gemblaux Leyden, welche von Straßburg hier ein⸗ getroffen waren, sind am Sonnabend von hier wieder abgereist, nachdem sie eingehende Kenntniß von den Einrichtungen der staatlichen Pflege der Landwirthschaft und insbesondere des Veterinärwesens einschließlich des Viehversicherungswesens in Baden genommen hatten
Oldenburg.
Eutin, 8. September. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Oldenburg trafen, wie „W. T. B.“ meldet, heute Morgen hier ein und
nahmen im Jagdschloß Güldenstein Aufenthal
Sachsen⸗Meiningen.
Meiningen, 3. September. Der Sedantag ist dies Jahr allerwarts im Herzogthum besonders festlich be⸗ gangen worden; zumeist fand Festgottesdienst statt. Die Zeitungen widmeten dem vor 29 Jahren erfochtenen Sieg und dessen Folgen eingehende Betrachtungen und mehrfach Festgedichte. Besonders festlich gestaltete sich die Feier in der Residenzstadt; sie wurde am Abend des 1. September durch einen Fackel⸗ und Lampenzug hiesiger Ver⸗ eine, durch eine entsprechende Feier am Kriegerdenkmal und durch einen allgemeinen Festkommers eingeleitet. Am 2. Sep⸗ tember fanden in den Kirchen und in der Synagoge zahlreich besuchte Gottesdienste statt. Für den Abend hatten der Kriegerverein und der Millitärverein besondere Festlichkeiten veranstaltet.
Bremen.
Bremen, 8. September. Der Reichskommissar Major von Wissmann traf gestern von Ostende hier ein und be⸗ suchte um 10 Uhr die Ausstellung. Beim Empfangsgebäude wurde er von dem Senator Stadtländer, dem sttell⸗ vertretenden Vorsitzenden des Ausstellungs⸗Comités Bergfeld, sowie den Konsuln Nielsen und Wessels und von anderen Persönlichkeiten auf das Herzlichste begrüßt. Nachdem im Architektenhause das Frühstück eingenommen war, wurden die bereitstehenden Wagen bestiegen und eine Rundfahrt durch die Stadt und den Freihafen unternommen. Auf dem ganzen Wege wurde Major von Wissmann von der Bevölkerung herzlichst begrüßt. An dem Festessen im neuen Parkhaus nahmen ungefahr 300 Personen Theil. Bürgermeister Buff bewillkommnete die Gäste; alsdann brachte Konsul Wes sels ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus. Die Kapelle des 2. See⸗Bataillons intonirte die Nationalhymne, die von den Anwesenden stehend mit⸗ gesungen wurde. Bürgermeister Buff toastete darauf auf den Pionier der deutschen Interessen in Ost⸗Afrika, Major von Wissmann, der erst kürzlich seinen Geburtstag efeier habe und daher doppelt zu feiern sei. Major von issmann dankte herzlich und schilverte mit beredten Worten seine letzten Thaten, die er im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers mit Hülfe der Kameraden der Kaiserlichen Marine, sowie der
eigenen Truppen ausgeführt habe. Nach den Verträgen mit England sei der Victoria⸗Nyanza der wichtigste See für Deutschland. Darnach zu streben, das erste Dampfschiff die erste Aufgabe der Nation; er
welches er ein Hoch ausbringe. Es toasteten ferner Senator Stadtländer auf die auswärtigen Gäste, die bereitwilli st dem Rufe gefolgt seien, theilzunehmen an der Aufgabe, Major von Wissmann eine Freude zu bereiten, die er verdiene, Direktor Bruns Sehrc du Dr. Finsch, und Senator Stadtländer auf den Fürsten von Bismarck. Der Redner erbat sich zugleich von der Versammlung die Erlaubniß, nachfolgendes Telegramm an den Fürsten von Bismarck bzusenden:
Die festliche Versammlung Bremischer Bürger und zahlreicher Mitglieder der deutschen Kolonialgesellschaft zu Ehren Majors von Wissmann sendet Ew. Durchlaucht den ehrerbietigsten und dankbarsten Gruß. Senator Stadtländer.
Ein zweites Telegramm wurde an den Fürsten von Sohentggeancenbge abgesandt:
Die Festversammlung Bremischer Bürger und vieler Mitglieder der deutschen Kolonialgesellschaft um Major von Wissmann sendet Sg Z“ den ehrerbietigsten Gruß und die aufrichtigsten
Unsche.
Zum Schluß toasteten noch Dr. Fabri (Köln) in schwung⸗ voller Rede auf Dr. Peters und Bürgermeister Menge (Lauen⸗ burg) auf den Festausschuß. Nach Beendigung des Essens besichtigte Major von Wissmann die Illumination des Fest⸗ platzes. Schließlich vereinigten sich die Theilnehmer abermals
im Parkhause zu zwangloser Unterhaltung.
Heute Vormittag 9 Uhr 46 Minuten begab sich Major von Wissmann nach Hamburg. Elsaß⸗Lothringen.
Straßburg, 6. September. Der Statthalter Fürst
Hohenlohe ist, wie „W. T. B.“ meldet, von seiner Urlaubs⸗
reise heute hierher zurückgekehrt.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 8. September. Die „Amtliche Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung vom 6. Sep⸗ tember, wodurch die Regierung ermächtigt wird, 2 Millionen Gulden aus Staatsmitteln zur Bestreitung der erforderlichen Ausgaben anläßlich der Ueberschwemmungen in Böhmen, Nieder⸗ und Ober⸗Oesterreich, Schlesien und Vorarlberg zu verwenden.
Wie die „Ungarische Post“ meldet, trifft außer dem Minister⸗Präsidenten Grafen Szäpäry und dem Handels⸗ Minister von Baross auch der bsterreichische Handels⸗ Minister Marquis Bacquehem zur feierlichen Eröff⸗ nung der Regulirungsarbeiten am Eisernen Thor in Orsova ein.
Die Königgrätzer Bezirkshauptmannschaft in⸗ hibirte, wie der „Wien. Ztg.“ gemeldet wird, den Beschluß der Nechanitzer Stadtvertretung auf Verleihung des Ehren⸗ bürgerrechts an den Bischof Stroßmayer, da Letzterer nicht Staatsbürger der diesseitigen Reichshälfte sei.
Ein gewisser Coritti, aus Triest gebürtig und daselbst wohnhaft, ist als der Herstellung explodirter Petarden verdächtig verhaftet und dem Landgericht überwiesen worden.
Frankreich.
Paris, 8. September. Der Großfürst Alexander Michailowitsch von Rußland ist, nach „W. T. B.“, von Calais kommend, gestern hier eingetroffen.
Der Marquis von Salisbury hat sich nach seiner Besitzung bei Puys in der Nähe von Dieppe begeben.
An der italienischen Grenze haben, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, die Alpenmanöver begonnen, denen diesmal be⸗ sondere Wichtigkeit beigelegt wird, weil die Bestände stärker sind als sonst und eine neue besondere Taktik für die Alpen⸗ truppen praktisch geprüft werden soll.
8 Rußland und Polen.
St. Petersburg, 7. September. Ihre Maäjestäten der Kaiser und die Kaiserin sind, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, gestern Abend in Begleitung des Großfürsten Thronfolgers, der Großfürstin Xenia und der Großfürstin Wladimir zur Theilnahme an den Ma⸗ növern bei Rowno (Wolhynien) abgereist. In dem Gefolge befinden sich der Minister des Kaiserlichen Hauses General⸗Lieutenant Graf Woronzow⸗Daschkow, der Kriegs⸗Minister General der Infanterie Wannowsky und der Kommandant des Kaiserlichen Hauptquartiers General⸗ Lieutenant von Richter. An den Manövern nehmen ferner Theil: der Großfürst Michael der Aeltere, Herzog Nikolaus von Leuchtenberg und Prinz Alexander von Oldenburg. Die Großfürsten Nikolaus der Aeltere und der Jüngere weilen bereits im Manöverterrain.
Am Freitag Abend hatte der Kaiser den Militär⸗ bevollmächtigten bei der deutschen Botschaft Oberst von Villaume in Audienz empfangen, ebenso den Oberst Zerpitzki, Commandeur des Regiments Wyborg, der sich, einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm folgend, ben an den preußischen Manövern in Schlesien egiebt.
Bei den Manövern in Wolhynien operiren zwei Armeen, die Wolhynische und die Ljublinsche mit zu⸗ sammen 191 Bataillonen, 144 Escadrons und 456 Geschützen gegen einander. Die Disposition zu den Manövern, für welche der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch der Aeltere als oberster Schiedsrichter bestellt wurde, ist folgende: Die Wolhynische Armee nimmt eine Defensiv⸗Stellung hinter der Linie Ikwa⸗ Styr mit vorgezogener Kavallerie ein. Ihre Aufgabe ist, das Dreieck Lutzk⸗Dubno⸗Rowno gegen einen von Westen anrücken⸗ den Feind zu vertheidigen. Dieser, die Ljubliner Armee, greift dementsprechend die Linie Ikwa⸗Styr an und erobert schließlich Rowno. Es ist das erste Mal, daß in Rußland so große Truppenmassen zu Manövern zusammengezogen wurden. Als von besonderem militärischen Interesse wird hervorgehoben, daß die Truppen der Ljubliner Armee einen drei Tage dauernden Marsch zu machen haben.
Beim Empfange der Behörden in Kuopio erwiderte der Generalgouverneur von Finnland, wie dem „W. T. B.“ aus Helsingfors berichtet wird, auf eine an ihn gerichtete Ansprache, er sei vollkommen von der Unterthanentreue der Finnländer gegen ihren Monarchen überzeugt; aber es gebe
eute, welche Mißtrauen gegen die Regierung zu erwecken suchten. Der gesunde Sinn des Volkes ließe sich jedoch davon nicht beeinflussen und die Bevölkerung Finnlands werde sich auch fernerhin einer friedlichen Enzwicklung er⸗ freuen. Daß in der russischen Presse feindliche Artikel gegen Finnland erschienen seien, dürfe den Finnländern keine Sorge machen, denn einzelne Finnländer hätten selbst die Veranlassung dazu gegeben. Die gesunde Vernunft lehre in dieser Beziehung ruhig zu sein und der väterlichen Fürsorge des Monarchen für alle den verschiedenen Nationalitäten angehörige Unterthanen zu vertrauen. “
Italien.
Rom, 8. September. Dem „Capitan Fracassa“ zufolge ersuchte eine Gruppe Florentiner Bürger den Minister⸗ Präsidenten Crispi um die Erlaubniß, ihm ein Banket anzubieten. Crispi nahm die Einladung an. Es hat sich zu diesem Zweck ein Comité von Notabeln gebildet.
Das britische Panzerschiff „Edinburgh“ ist aus Toulon in Maddalena eingetroffen. Die Kommandanten, sowie ein Theil des Stabes besuchten in Begleitung der Admirale Lovera und Labarano das Grab und das Sterbe⸗ zimmer Garibaldi's. “ 9
CSopanien. 111
Madrid, 7. September. Der Kriegs⸗Minister bereitet, dem „W. T. B.“ zufolge, einen Gesetzentwurf vor, nach welchem die allgemeine Wehrpflicht eingeführt werden soll.
Die Personen, welche bei der Abreise des Ministers Canovas del Castillo nach dessen Wagen mit Steinen warfen, sind ermittelt und verhaftet worden.
Portugal.
Lissabon, 7. September. Der König befindet sich in fortschreitender Besserung.
Anläßlich der über das englisch⸗portugiesische Ab⸗ kommen hier herrschenden Mißstimmung kam es gestern zu lärmenden Kundgebungen und Störungen der Ruhe. Der Ministerrath trat in Folge dessen zur Berathung
zusammen.
Belgien.
Brüssel, 7. September. Gestern wurde in Lüttich der katholische Sozialkongreß eröffnet, an welchem gegen 2000 Personen theilnahmen. Das Bureau wurde, wie „W. T. B.“ meldet, aus dem Episkopat, Vertretern von Bürgercomités und Katholiken Belgiens, Deutschlands, Frank⸗ reichs, Oesterreichs, Italiens, der Schweiz und der Niederlande ge⸗ bildet. Collinet verlas hierauf Briefe von den Kardinälen Gibbon, Manning, den Bischöfen von Reims und Madrid, von Mon⸗ seigneur Mermillod und von Windthorst. Der Bischof von Lüttich Doutreloup hielt eine Ansprache, in welcher er die Katholiken aufforderte, die des Papstes Leo XIII. ins praktische Leben einzuführen; die Kirche allein sei im Stande, das soziale Problem zu lösen und das moralische und materielle Loos der Arbeiter zu verbessern. Der Vertreter Oester⸗ reichs, Bloom, erklärte, die sozialen Reformen müßten allen anderen vorangehen. Der gegenwärtigen Strömung, welche eine vollständige Umänderung in der Ordnung der Arbeit vor⸗ bereite, könne man sich nicht widersetzen. Der Präsident der Vereinigung katholischer Studirenden in Löwen versicherte, die Universitätsjugend trete ebenfalls für die Verbesserung des Looses der Arbeiter ein. Der belgische Abg. Woeste sprach sich für die Privatthätigkeit aus und wünschte namentlich die übermäßig angestrengten Arbeiter in Schutz zu nehmen; alsdann trat er noch für die ausgesetzten Kinder und für die Sonntagsruhe ein und empfahl schließlich das Congowerk und die Aussendung katholischer Missionen in die Fremde. Der Kongreß sandte hierauf Telegramme an den Papst und den König Leopold ab. — In einer Lütticher Cor⸗ respondenz der „Aach. Ztg.“ vom 5. d. M. wird bereits der Hauptinhalt mehrerer zur Veröffentlichung gelangender Referate des Sozialkongresses wie folgt mitgetheilt:
.Dauer der Arbeitszeit. Der Referent, österreichisches Herrenhausmitglied Graf Kuefstein, betont, der Arbeiter müsse in erster Linie das für Lebensunterhalt und Fortpflanzung Nothwendige sich jederzeit verschaffen können, deshalb habe der Arbeitgeber die Pflicht, in jedem Falle einen Mindestlohn, der für diese Zwecke aus⸗ reicht, zu bezahlen. Die Arbeitsdauer nutzt mehr oder weniger die Kräfte des Arbeiters ab; nach diesem Maßstabe ist die Arbeitszeit zu bemessen, sie darf darunter bleiben, aber nie darüber hinausgehen. Schließlich fordert Graf Kuefstein internationale Regelung der Arbeitszeit.
II. Arbeiterversicherung. Referent Josef Begasse: 1) Alle Arbeiter müssen versichert werden. 2) Die Versicherungskassen zahlen den kranken und zeitweilig (durch Unfälle) arbeitsunfähigen Arbeitern regelmäßige Unterstützungen. 3) Die Gesellschaften auf Gegenseitigkeit und die Fabrikkassen sind verpflichtet, diesen Ansprüchen zu genügen. Nur wo sie fehlen, werden Kommunalkassen errichtet. 4) Die Kassen werden von Denen verwaltet, welche sie unterhalten. 5) Das Gesetz greift nur in Bezug auf gewisse Maßregeln zur Sicherung der Funktioni⸗ rung der Kassen ein. 6) Die Staatssparkasse und die Postsparkasse sind zur kostenlosen Verwaltung der Arbeiterversicherungskassen verpflichtet. Weiter greift der Staat nicht pekuniär ein. 7) Versichert werden alle Arbeiter und Angestellte, deren Gehalt nicht 2000 Fr. beträgt und welche arbeiten: a. in mit Dampfmaschinen oder Motoren irgend⸗ welcher Art versehenen Etablissements, ferner die Arbeiter in Fabriken von Sprengstoffen; b. die Bergleute und Bauhandwerker; c. die Ar⸗ beiter an den Eisenbahnen und auf Schiffen. — Die Kassen werden unterhalten durch 2—4 % des Lohnes, zur Hälfte vom Arbeiter, zur anderen Hälfte vom Arbeitgeber zu zahlen.
„III. Frauen⸗ und Kinderschutz. Der Referent, Abbs Winterer aus Mülhausen, deutscher Reichstags⸗Abgeordneter, hält den jetzigen Frauen⸗ und Kinderschutz für ungenügend, insbesondere den belgischen; die Materie kann aber genügend nur auf internationalem Wege geordnet werden. Vor dem großen Ziele der internationalen Regelung müssen die Bedenken, welche man ihm entgegenstellt, schwinden, man muß die christliche Familie als unerschütterliche Basis der Gesellschaft wiederherstellen.
IV. Die Strikefrage. P. Lehmkuhl, S. J., fordert mit Entschiedenheit die Einsetzung von Schiedsgerichten zur Schlichtung von Differenzen zwischen Arbeiter und Arbeitgeber, aber so, daß der Arbeiter dazu Vertrauen hat. Die Präventivmaßregeln gegen den Strike und seine traurigen Folgen sind Sache der öffentlichen
Behörde.
V. Volksthümliche Presse. M. A. Verhaegen meint, die katholische Volkspresse habe theilweise nicht hinreichenden Erfolg, weil sie kein klares Programm in sozialen Dingen besitze. Die Sozialisten baben die Nothwendigkeit begriffen, die Massen über ihre Ziele zu instruiren, sie verfolgen ihr Ziel mit Konsequenz und Eifer. Es genügt nicht, sich ihnen gegenüber auf die Defensive zu beschränken, sondern man muß das Programm dem Programm entgegenstellen. muß sich über die sozialen Reformen so klar werden, wie nur möglich, den Arbeitern muß man beweisen, daß allein die Kirche der Welt den Frieden geben kann, ferner daß die Interessen des Arbeiters besser durch die Katholiken als die Sozialisten gewahrt werden. Dieses P oögramm aufzustellen ist der Kongreß berufen. v““
ESEerbien. “
„Belgrad, 6. September. Auf Einladung der öster⸗ reichisch⸗ungarischen Regierung werden, wie „W. T. B.“ meldet, an den Feierlichkeiten gelegentlich des Beginns der Arbeiten am Eisernen Thor Minister⸗Präsiden Gruitsch und der Minister der öffentlichen Arbeiten Josimovitsch theilnehmen.
Bulgarien.
Sofia, 6. September. Der Prinz Ferdinand von Coburg ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern aus Küstendil hier eingetroffen.
Die legislativen Wahlen haben gestern in vollkommene Ordnung stattgefunden. Fast in allen Bezirken wurden di Regierungs⸗Kandidaten gewählt. Die Wahl in Plewna und einigen anderen Orten ist für die Oppo sition günstig ausgefallen. Von Regierungs⸗Kandidaten wurden gewählt: Stambulow in Sofia, Tirnova, Philippopel und Eskizagra, der Minister Tontschew in Sofia, Rustschuk und Carlova, der Minister Givcow in Sofia, Tirnova, Varna und Dobritsch. Außerdem wurden die früheren Minister Stoilo w, Stransky und Salabaschew gewählt; die Gegenkandidaten dieser letzteren erhielten nur eine geringe Stimmenanzahl. Nach dem Bekanntwerden des Ergebnisses der Wahlen brachten die Wähler von Sofia Stambulow begeisterte Ovationen dar. Derselbe erhielt aus der Provinz zahlreiche Beglückwünschungs⸗ Telegramme. 8 “
Amerika. Argentinien. Buenos Aires, 7. September. Nach einem Telegramme des „Reuter'schen Bureaus“ nahm der Kongreß die Gesetzentwürfe betreffend die Emission von Schatzbillets im Betrage von 60 Millionen Dollars sowie eine neue Emission von Cedulas für 15 Millionen Dollars an. Ein Regiment Artillerie mit 50 Geschützen ist nach Entre Rios abgeschickt worden. Die Regierung befahl, das
alle Schiffe in dem neu erbauten Hafen Madero löschen .
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