8 8
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Sofia, 16. September. Die Prinzessin Clementine
— von Coburg ist in Smarda eingetroffen, wohin ihr Prinz Ferdinand von Coburg mit der Donau⸗Flottille entgegen⸗
gereist war. Die Prinzessin Clementine begiebt sich nach Varna; der Prinz Ferdinand setzte die Reise nach Widdin fort; unterwegs hatte derselbe in Sistowo eine Begegnung mit Stambulow. 8
Schweden und Norwegen.
(F) Stockholm, 14. September. Nach dem Bericht taatscomtoirs haben die Staatseinnahmen in den ersten acht Monaten dieses ahres betragen: Zölle 27 541 806 Kronen gegen 27 591 355 Kronen, Branntwein⸗ steuer 8 678 512 Kronen gegen 7.315 785 Kronen, Staats⸗ eisenbahnen (Ueberschüsse) 4 200 000 Kronen gegen 4 700 000 Kronen oder zusammen 40 420 318 Kronen gegen 39 607 140 Kronen in der gleichen Zeit des Vorjahres. — Zufolge Verfügung der Regierung soll Ende dieses Jahres eine allgemeine Volkszählung stattfinden. 1 In letzter Zeit sind bei den schwedischen Postämtern wiederholt Postaufträge zur Einziehung von Geldbeträgen aus Deutschland eingegangen; da aber eine Uebereinkunft in dieser Beziehung zwischen Schweden und Deutschland nicht besteht, so müssen alle solche Postaufträge unerledigt nach Deutschland zurückgesandt werden.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
Der Hauseigenthümer hat, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Civilsenats, vom 16. Juni 1890, im Geltungs⸗ bereich des Preuß. Allg. Landrechts für die ordnungsmäßige An⸗ bringung der im Innern des Gebäudes befindlichen Einrichtungsgegenstände nur im Falle eines eigenen vertret⸗ baren Versehens einzustehen, er ist nicht verantwortlich für ein etwaiges Versehen des sachverständigen Handwerkers, welcher die Einrichtungsgegenstände mangelhaft befestigt und dadurch einen späteren Unfall verschuldet hat. Insbesondere besteht für den Eigenthümer nicht ohne Weiteres die Verpflichtung, die Einrichtungen in seinem Hause, wenn sie von einem süaliczirten Sachverständigen ausgeführt sind, noch besonders auf ihre Ungefährlichkeit selbst zu prüfen oder beim Mangel der erforderlichen Sachkenntniß von einem andern Sachverständigen prüfen zu lassen.
— Ist in einem Zwangsvergleich vom Gemeinschuldner eine bestimmte Akkordrate zugesichert und als Garantie sein ganzes im Konkurs begriffenes Vermögen an die Gläubiger abgetreten worden Behufs Versilberung und Vertheilung des Erlöses an die Gläubiger, so hat, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I Civil⸗ senats, vom 18. Juni 1890, keiner der Gläubiger das Recht, den Gemeinschuldner oder seine Rechtsnachfolger wegen der zugesicherten Akkordrate persönlich in Anspruch zu nehmen, so lange als der Gemeinschuldner oder seine Rechtsnachfolger von den Gläubigern nicht wieder in die Lage versetzt sind, über das abgetretene Vermögen ver⸗ fügen zu können.
— Ein Bierfahrer, welcher im Dienste eines Biergeschäfts sowohl Bier an die Kunden abfährt, als auch im Namen seines Geschäftsherrn Bier verkauft und von den Kunden den Kaufpreis einkassirt sowie das Spundgeld erhebt, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 20. Juni 1890, nicht als gewerb⸗ licher Arbeiter, sondern als Handlungsgehülfe zu erachten. Lohnstreitigkeiten zwischen dem Bierfahrer und seinem Geschäfts⸗ herrn fallen demnach nicht unter die Kompetenz der im §. 120 der Reichs⸗Gewerbeordnung bestimmten gewerblichen Behörden.
Wetterbericht vom 17. September. Morgens 8 Uhr.
Lise.
Anfang 7 Uhr.
Stationen. Wind. Wetter.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim
Temperatur — in ° Celsius
—2
5halb bed.
Mullaghmore 4 bedeckt
Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. 2 bedeckt Stockholm. 7722 still Nebel 8 still heiter t. Petersb. 770 still bedeckt Cork, Queens⸗ town.. 755 SW Helder 764 OSO Sylt 768 OSO 8 .768 OSO winemünde 771 SO Neufahrwasser 773 SO Memel y772 V aris 761 S heiter ünster. 765 ONO bedeckt Karlsruhe.. 764 still Dunst Wiesbaden. 765 1 wolkenlos München 766 O 3 Nebel Chemnitz 768 SO z befter Berlin 769 OSO 4 beiter Wien 769 stil baltbed. Breslau 771 O9SOQ —2 wolkenlos Ile d'Aix.. 761 SO 8een NRizza 765 NO 3 wolkenlos Triet 766 ONO Z heiter
Uebersicht der Witterung.
Der höchste Luftdruck bedeckt jetzt das Ostseegebiet, sodaß über Central⸗Europa schwache südöstliche Luftströmung vorwiegend geworden ist. Das Wetter ist in Deutschland heiter, trocken und ziemlich kühl. Die Temperatur liegt im südlichen Deutschland bis zu 4, im östlichen bis zu 5 Grad unter der nor⸗ malen. Im westlichen Großbritannien ist Regen⸗ wetter eingetreten. In Kaiserslautern wurde Reif
beobachtet. Deutsche Seewarte. hases
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ haus. 177. Vorstellung. Die Hugenotten. Große Oper in 5 Akten von Meyerbeer. Text nach dem des Scribe, übersetzt von Castelli.
anz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom
. Fhesen Fihlaff Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.
— 2 —2 ₰-820 dS8—0
nfang 7 Uhr.
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märchen.
77
halb bed. : wolkenlos
wolkenlos wolkenlos wolkenlos wolkenlos heiter
lerche. Wildenbruch. .
8 ₰ — — +—e—9s=Oeoed Hbdoronnde
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Nitouche.
Die Million.
Gredelue.
Direktion:
aus Wien.
Schauspielhaus. Schauspiel in 5 Aufzügen von H. Hersch. In Scene gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient. nach dem
Freitag: Opernhaus. 178. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten von G. Bizet. Meilhac und L. Halsvy, nach einer Novelle des P. Mérimée. Tanz von P. Taglioni. Anfang 7 Uhr.
Schausvielhaus. von Messina, oder: Die feindlichen Brüder. Trauerspiel in 4 Aufzügen von Schiller. 3 bedeckt gehörige
Beutsches Theater. Donnerstag: Das Winter⸗
Das Wintermärchen. onnabend: Zum ersten Male: Die Hauben⸗ Schauspiel in 4 Aufzügen von Ernst von
Verliner Theater. Donnerstag: Uriel Acosta. Freitag: 3. Abonnem.⸗Vorst. Eva. 8 Sonnabend: Kean. . ““
e1“X“ “ Adolph Ernst-Theater. Donnerstag: Unsere Don Inans. Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph
Tessing-Thrater. Male: Das zweite Gesicht. Lustspiel in 4 Akten von Oskar Blumenthal.
Freitag: Das zweite Gesicht. 8
Wallner-Theater. Donnerstag: Vorletzte Woche der Aufführungen von Mamsell Nitonche. ville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud. Musik von M. Hervé. Anfang der Vorstellung 7 ½ Uhr
Freitag und die
Bickoria-Theater. Donnerstag: Zum 214. Male:
12 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida. — Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Julius Fritzsche. Donnerstag: Zum 27. Male mit durchaus neuer Ausstattung: Die Puppenfee. Pantomimisches Divertissement von Haßreiter und Gaul. Arrangirt von J. Haßreiter, K. K. Hofballetmeister Dirigent: Hr
— Ist in einer gewerblichen Streitsache, welche in
Wahrheit nicht der Kompetenz der im §. 1202 der Reichs⸗Ge⸗ werbeordnung bestimmten gewerblichen Behörde unterliegt, diese Behörde um Entscheidung angegangen worden, und ist von derselben unter irrthümlicher Annahme ihrer Kompetenz die Entscheidung ergangen, so wird trotzdem nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 21./25. Juni d. J., die Entscheidung rechtskräftig, wenn die auf den Rechtsweg nicht binnen zehn Tagen erhoben worden.
— Die Klage eines von der Familie als vollberechtigt nicht anerkannten Familienmitgliedes auf Anerkennung der Fa⸗ milienmitgliedschaft kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 30. Juni 1890, gegen jedes einzelne dissen⸗ tirende Familienglied gesondert erhoben werden.
— Die unrichtige Bezeichnung des Schuldgrundes im Schuldschein hat, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 26. Juni 1890, im Geltungsbereich des Preu⸗ ßischen Allgemeinen Landrechts keine andere Wirkung, als daß der Gläubiger den von ihm behaupte pflichtungsgrund zu beweisen hat.
Kunst und Wissenschaft.
X Die Gemälde⸗Galerie des Grafen Raczyuski. Im dritten Stockwerk der Königlichen National⸗Galerie befindet sich zur Zeit — von Wenigen beachtet und von diesen nur vermöge seiner Lage mit zumeist ermüdetem Auge be⸗ trachtet — die Gemälde⸗Galerie des Grafen Raczynski, deren früheres Heim dem neuen Reichstagsgebäude weichen mußte. Dennoch ist eine Besichtigung dieser Sammlung höchst lohnend. Wir finden so selten die Kunstwerke älterer klassischer Perioden untermischt mit bedeutenden Schöpfungen unserer Zeit, und es wird uns somit selten die Gelegenheit, wie hier, Vergleiche anzustellen. Wenn auch die alten Werke der italienischen und spanischen Schulen nicht alle in ihrer Echtheit, was die Urheberschaft, also den Namen der Künstler anlangt, verbürgt sein mögen, so theilt doch die Galerie diesen Uebelstand mit allen Galerien der Welt, und man kann immerhin annehmen, daß wir es hier mit Originalen der Schulen zu thun haben, welchen die Bilder zugeschrieben werden. Auch sind einige sehr hervorragende Namen vertreten, wenn auch zum Theil nur in Studien und Skizzen. So sehen wir einen Studienkopf von Velasquez, „eine Blinde“ vorstellend. Wie streng natura⸗ listisch und doch wie 8 tief empfunden erscheint diese Studie. Wer jemals diesen jugendlichen Frauenkopf gesehen hat, der uns eine resignirt⸗milde Erscheinung vergegenwärtigt, wird ihn nicht wieder vergessen. Aus der besten Zeit Makart's — denn auch dieser Meister hat Zeiten gewinnsüchtiger Schnellmalerei gehabt — sehen wir die Elfen⸗Königin, eine ausgeführte Skizze auf Holz, als Vorstudie für eine größere Darstellung. Dies Bild hat sich im Gegen⸗ satz zu den meisten Werken des Meisters gut gehalten, wie denn thatsächlich der Erfahrung nach alle auf Holz gemalten Bilder weit besser der Zeit widerstehen und ihren Farbenreiz bewahren, als solche, die auf Leinwand gemalt sind. In keinem Gemälde tritt uns Makart's goldiges, glühendes und durchleuchtetes Kolorit schöner entgegen als in dieser mit Jugendfeuer gemalten Skizze. Keines au kann uns den Künstler als solchen besser charakterisiren. Die liebliche Elfenkönigin (genau genommen ein abstraktes Mittelding zwischen Kind und Jungfrau) wird von ihren Untergebenen einen Hügel hinabgetragen. Im Grase tummeln sich Kaninchen, während der durch die Bäume schimmernde
182. Vorstellung. Die Anna⸗ von Saragossa.
ranzösischen von
Hrn. Binder. Dirigent:
mann. Anfang 7 Uhr. Freitag: Die Puppenfee.
Schwätzerin von Saragossa.
Text von H.
183. Vorstellung. Die Braut
Die zur Musik von B. A. Weber. burg. Donnerstag: Sardov. burg. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Velle-Alliance-Theater. Plätze wie gewöhnlich.
Donnerstag: Zum ersten 13. Male:
in 4 Akten von
Anfang 7 Uhr Ferron. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Vaude. Thomas-Theater.
folgenden Tage: Mamsell
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Vorher: Neu in Seene gesetzt: Die Schwätzerin Komische Operette in 2 Akten Carl Treumann. Musik von Offenbach. In Scene gesetzt vom Regisseur Hr. Kapellmeister Feder⸗
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Zum 6. Male: Pariser Sittenbild in 4 Aufzügen von Victorien In Scene gesetzt von Sigmund Lauten⸗
Direktion: W.
8 Hasemann. Donnerstag: Ensemble⸗Gastspiel der Mit⸗ glieder des Wallner⸗Theaters: Madame Bonivard. Guten Morgen, Herr Fischer!
Alte Jakobstraße 30. Donnerstag: Zum 13. Male: Der Alpenkönig und der Menschenfeind. Romantisches Volksmärchen in 3 Akten von Ferdinand Raimund. Musik von Wenzel Müller. Anfang 7 ½ Uhr. 1
Goldgrund, auf welchem das Bild gemalt zu sein schei t, wie leuchtender Abendhimmel wirkt und der Darstellung märchen⸗ hafte Stimmung verleiht.
Böcklin ist durch eine weibliche Figur (Iphigenie?) ver⸗ treten. Wie völlig anders sucht dieser — auch einer der gott⸗ begnadetsten Koloristen, die je gelebt haben — auf farblichem Gebiet zu wirken! Er zeigt dem Maler, daß auch die ge⸗ fürchtete, weil leicht störende, violette Farbe zum Ganzen har⸗ monisch gemischt werden, ja, daß dieselbe sehr stimmungsvoll wirken kann.
Die Auffassung und Technik der sogenannten zwanziger Jahre, welche in den hinteren Räumen ihre Vertretung ge⸗ funden haben, spricht unsere Zeit nicht an. Die Kunst der Malerei hatte lange, lange Zeit in dem armen Deutschland ein bettelhaftes Dasein geführt und konnte sich erst nach und nach mit dem zunehmenden Reichthum und Luxus entfalten. Erst durch den genialen Piloty wurde die Kunst der Malerei aus Paris in Deutschland importirt, und seine epochemachende Schule, welche gleich zu Anfang Namen wie Defregger, Makart, Lenbach, Lietzen⸗ Mayer ꝛc. ꝛc. enthielt, beherrscht noch heute, wenn nicht den Kunstmarkt, so doch den Kunstgeschmack. Die deutsche Malerei hatte ihre französische Renaissance, und wenn sie auch durch Laibl und viele Andere versuchte, einen eigenen Stil und eigenen Geschmack zu gewinnen, so hat sie dies um so weniger zu erreichen vermocht, als sie in solchen Versuchen an eine Zeitperiode anknüpfte, in welcher das deutsche Auge noch nicht 88 Empfängniß für das Schöne durch die Aniike erhalten atte.
88
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Bremen, 17. September. (W. T. B.) Heute früh 9 Uhr fand im großen Künstlervereins⸗Saal die zweite allgemeine Sitzung der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte statt. Zunächst wurde das nachfolgende Telegr amm des Geheimen Kabinets⸗Raths Dr. von Lucanus verlesen: „Se. Majestät der Kaiser lassen für den telegra⸗ phischen Gruß mit dem daran geknüpften Wunsche bestens danken.“ Zum nächsten Versammlungsort wurde Halle ge⸗ wählt sowie zum ersten Vorsitzenden Professor His (Leipzig), zum zweiten Professor Quincke (Heidelberg) und zu Geschäftsführern die Geheimen Räthe Knobloch und Hitzig in Halle. Vorträge hielten Professor Ostwald (Leipzig), Professor Rosenthal (Erlangen) und Hofrath Engler (Karlsruhe). Nachmittag ist im Parkhause Festessen.
Madrid, 17. September. (W. T. B.) Bei einem gestern Abend abgehaltenen Ministerrath wurde der vom Kriegs⸗ Minister vorgelegte Entwurf, betreffend umfassende Re⸗ formen in der Organisation der Armee, angenommen.
Der bei dem Feuer im Alhambra⸗Palast an⸗ gcfa se materielle Schaden wird auf mehr als 50 000 Piaster geschätzt.
Sydney, 17. September. (W. T. B.) Auf ein neuer⸗ liches Gesuch des Arbeitsraths um Veranstaltung einer Kon⸗ ferenz der Arbeitgeber mit den Vertretern der
Strikenden haben die Arbeitgeber eine entgegenkommende
Antwort ertheilt.
National⸗Panorama. Herwarthstr. 4, Königsplatz.
Das alte Rom
mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312 n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u. Alex Wagner in München. Täglich geöffnet v. Mor⸗ gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Entrée 1 ℳ, Soldaten und Kinder 30 ₰.
Vorher: Die
Neu eröffnet.
Ferréol.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Elisabeth Herold mit Hrn. Kauf⸗ mann Otto Ihlau (Berlin). — Frl. Maria Krug mit Hrn. Gutsbesitzer Paul Feoerster (Stallupönen Neumühl). — Frl. Emma Dewitz mit Hrn. Ingenieur Aug. Börstinghaus (Linden b. Hannover —Rheinbrohl). — Frl. Emma Boll⸗ mann mit Hrn. Karl Hellmich (Gülzow i. Pomm. — Berlin). — Frl. Anna Heil mit Hrn. Apotheker
Preise der Paul Merres (Halle a S. —Sagan in Schles.). BVBerehelicht: Hr. Karl Endres mit Frl. Klara
Steinmeister (Hilden). — Hr. Arthur Höltzcke mit Frl Auguste Drebber (Hannover). — Hr. Albert Wäscher mit Frl. Margarethe Griese (Berlin).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Reg.⸗Assessor Dr. jur. M. Brückner (Koblenz). — Hrn. E. Liebing (Leipzig⸗Reudnitz). — Hrn. Eduard Haenel (Magde⸗ burg). — Hrn. Rittmeister Gadegast (Geithain). — Hrn. Alfred von Koeber (Groß⸗Plowenz). — Eine Tochter: Hrn. Rittergutsbesitzer H. Ohlsen (Maßlisch⸗Hammer). — Otto Schend (Berlin). — Hrn. Dr. Theodor Toeplitz (Breslau — Hrn. Amtsverwalter von Heyden⸗Bredenfelde (Wismar). — Rittmeister Erich . Gustedt I. (Saarbrücken).
Gestorben: Hr. Rittergutsbesitzer Konstantin Hanke (Nieder⸗Herrndorf). — Frau Superintendent Schrader, geb. Fritz (Tilsit). — Hr. Adolf Kempe (Neureudnitz). — Frau Johanne Banse, geb.
11.“
Zum Gesangsposse
Modernes Ausstattungsstück in
Ballet von VConcert-Haus.
Karl Meyder⸗Concert.
Concert⸗Anzeigen.
Eröffnung der 24. Concert⸗ Saison am Donnerstag, den 18. September. Erstes
Schilling (Magdeburg). — Frau Margarethe Daenecke, geb. Wunderling (Schackensleben).
Redacteur: Dr. H. Klee.
Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
9
Geöffnet von 12—-11 Uhr. Tä wissenschaftlichen Theater. Nab
zettel.
Musik von Jos. Beyer.
Kapellmeister Knoll.
Mrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde
Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park ebcter n orstellung im
eres die Anschlag⸗
Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), 1 sowie das Verzeichniß der gekündigten Preusti⸗ schen 3 ½ prozentigen Staatsschuldscheine
und die Winter⸗Fahrpläue für den Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Berlin und der Berliner Stadt⸗ u. Ringbahn
2 Fr. 40 C. bis 2 Fr. 60 C. pro Tag betragen.
die Bergarbeiter selbst zu bewirken sei.
zwicken.
beutenden Kapitalismus, den sie im durchaus geboten. — des Bergaͤrbeitertages .
Es wurde ziemlich allgemein darüber geklagt, daß die in Folge des
wurde allgemein das Wort geredet. C d Beifall der Versammlung die achtstündige Schicht mit Ein⸗ und Aus⸗ fahrt als erstrebenswerthes Ziel hin.
handlungen des heutigen Nachmittags zog sich wie ein rother Faden das Verlangen nach Begründung eines deutschen Bergarbeiter⸗
von den ch 1 1 einzige Mittel bezeichnet wurde, die politischen und sozialen Arbeiter⸗
neue Straßenkundgebungen zu veranstalten seien. . treter sprachen sich entschieden dagegen aus, da man genug „mani⸗
Elemente für Vlamländer besonnener.
zum Deut
Erste Beilage
Berlin, Mittwoch, den 17. September
s⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗A
zeiger. 1890.
8 2*
No. 224.
Statistik und Volkswirthschaft.
1 Zur Arbeiterbewegung. Aus den Verhandlungen des Deutschen Bergarbeiter⸗
tages in Halle theilen wir nach dem Bericht der „Rh.⸗Westf.
Fg. noch Folgendes mit: Nach der Eröffnungsansprache durch den edacteur der „Deutschen Bergarbeiterzeitung“ Möller und nachdem eine Einigung über die Zulassung der Presse zu den Sitzungen erzielt war, wurde zu der Bureauwahl geschritten; es wurde bestimmt, daß an den einzelnen Berathungstagen der Vorsitz zwischen den Ver⸗ tretern der Reviere wechfeln solle. Für die acht Reviere wurden folgende Mitglieder zur Führung des Vorsitzes gewählt; Schröder⸗Steele (Dort⸗ munder Revier), Thomé (Saarbrücker Revier), Groß (St. Ingbert), König (Elsaß⸗Lothringen), Hermann (Niederschlesien), 8 (Königreich Sachsen). Richter (Aschersleben). Den Vorsitz für den Eröffnungstag übernahm Hr. Schröder⸗Steele. Die Feststellung der Präsenzliste ergab die Anwesenheit von 40 Delegirten, welche 195 300 Arbeiter vertreten. — In der Debatte klagte Bergmann König⸗Elsaß⸗ Lothringen namentlich darüber, daß Seitens der Arbeitgeber in Lothringen durch alle möglichen Mittel des Druckes eine Verlängerung der Schichtdauer bis 9 und 9 ½ Stunden hinaus angestrebt wird. Gerade hierin liege einer der größten Beschwerdepunkte, denn nach der Arbeitszeit allein könne der Lohn regulirt werden. Ebenso schwer werde die Maßregelung aller der⸗ jenigen, welche für die Interessen der Kameraden eintreten, empfunden. Wer dies thue, werde brotlos. Fernere Beschwerden des Redners beziehen sich auf zu geringe Löhne, die an manchen Orten kaum 1 Das in Elsaß⸗ Lothringen noch geltende französische Vereinsgesetz stehe den auf Ver⸗ einigung drängenden Interessen der dortigen Arbeiter sehr entgegen. Was
— die Arbeiterausschüsse anlange, welche auf Wünsche von Berlin aus
eingerichtet worden seien, so vollziehe sich deren Wirksamkeit in solchen
Formen, daß sie nichts für den Arbeiter wirken können. Soviel steht
fest, daß die elsaß⸗lothringischen Arbeitgeber ebensowenig wie die im
Dortmunder Revier besondere Freunde der Arbeiter sind. Bergmann
Schilow (aus dem Saarrevier) wies auf die fortwährende Ver⸗
schlechterung der Lage der Bergarbeiter seit 41 Jahren hin. Nach⸗ dem alle Mittel und Wege erschöpft seien und die Wünsche und Be⸗ schwerden der Bergleute überall vergeblich vorgetragen worden, sei man zu der Erkenntniß gelangt, daß die Abhülfe nur durch Die Versammlung wünschte, daß die in Halle gefaßten Beschlüsse in die Arbeitsordnung aufge⸗
nommen werden. Ueber die Zusammenkunft der: Bergleute herrschten noch viele unklare Ansichten. organisiren wollen, die Anderen, daß sie sich in Halle der Sozial⸗ demokratie anschließen wollen.
Die Einen sagen, daß sie Strikes
Die Bergarbeiter würden aber weder für das Eine noch das Andere zu haben sein. Der Bergmann verlange nicht zu viel, er wolle nur Brot für sich und seine Familie, er wolle den Frieden haben und sich von Zank und Hader fern halten. — Bergmann Otten (Wurmrevier) bemerkte, der Druck des
Kapitalismus auf die Arbeiter hätte diese zur Nothwehr gezwungen.
Nachdem in einigen Punkten eine Besserung der Lage herbeigeführt sei, wolle man den Bergleuten alles Gewonnene doppelt wieder ab⸗ Namentlich wollen die Arbeitgeber jetzt durch Ueberschichten alles etwa Verlorene doppelt wieder herausschlagen. Dieser Situation gegenüber sei die Vereinigung der Bergleute gegen den sie aus⸗
Uebrigen nicht fürchten, Aus der vorgestrigen Nachmittagssitzung berichtet die „Voss. Ztg.“ refümirend:
vorjährigen Ausstandes bewilligten Vortheile den Arbeitern jetzt theils wieder entzogen werden sollten, theils schon wieder rückgängig gemacht seien. Der alte Druck und die frühere Mißwirthschaft fingen aufs Neue an, das dürften die Arbeiter nicht dulden. Wenn die Kohlen⸗ industriellen Ringe schlössen, um die Preise zu halten, so müßten auch die Bergarbeiter sich vereinigen, um ausreichende Löhne und eine menschen⸗ würdige Behandlung zu erzielen. Einer Verkürzung der Arbeitszeit Ein Redner stellte unter dem
Durch alle weiteren Ver⸗
Verbandes. Sämmtliche Redner erklärten, daß sie von ihren Kameraden beauftragt seien, den Verband ins Leben rufen zu helfen. —
Der letzteren Bemerkung entsprechend, berichtet „W. T. B.“ aus Halle, daß
gestrigen Sitzung des Bergarbeitertages die
in der deutschen Bergarbeiter⸗Verbandes
Gründung eines
einstimmig beschlossen und heute eine Kommission zur Ausarbeitung
des Statutenentwurfs gewählt wurde. Der von dem Generalrath der belgischen Arbeiterpartei
auf den 14. d. M. nach Brüssel einberufene Kongreß, um die Mittel zur Erringung des allgemeinen Stimmrechts festzu⸗ stellen (vgl. Nr. 222 d. Bl.), war, der „Magdb. Ztg.“ zufolge von
mehr als 700 Vertretern von Arbeitervereinen und demokratischen
Bürgervereinen besucht. Der Kongreß werde nicht verfehlen, heißt es
in dem Bericht, sowohl durch seine Beschlüsse wie durch die gehaltenen Reden Aufsehen zu
erregen. Die belgische Arbeiterpartei stehe seit dem Tage des Kongresses auf dem Boden der Gewalt, die meisten und einflußreichsten Rednern als das
forderungen durchzusetzen. Die gemäßigten Elemente müßten in allen Fragen vor den Anhängern der extremen Richtung die Segel streichen. Gleich der erste Berathungsgegenstand veranlaßte eine heftige Erörterung zwischen den mehr gemäßigten vlämischen Sozia⸗
6 listen und den zur Revolution und selbst zur Anarchie hinneigen⸗ den hennegauischen Vertretern. — Der „Voss. Ztg.“ wird hierüber
geschrieben: Eine lange Erörterung entspann sich über die Frage, ob Die meisten Ver⸗ festirt“ habe und es Zeit sei, zur That, zum allgemeinen Aus⸗ stande, überzugehen. Schließlich wurde beschlossen, am Sonntag, welcher der Kammereröffnung vorhergeht, also am 9. November, „als feierliche Warnung für die durch das Zensuswahlrecht Gewählten“ in allen Provinzial⸗Hauptstädten und größeren Orten Kundgebungen zu veranstalten. Gewaltig stiegen aber die Rede⸗
woocgen, als es sich um den allgemeinen Ausstand handelte. Die Ver⸗ treter der Bergleute erklärten sich für den sofortigen Ausstand. Der Vertreter der Lütticher Bergleute Blanvalet erklärte, die Arbeiter seien jetzt „begeistert“ für den Ausstand, um das Stimmrecht zu er⸗ obern; die entscheidende Bewegung müsse jetzt begonnen werden, und, sollten die Arbeiter im Kampfe unterliegen, so seien sturme auf die Stadthäufer und Paläste bereit.
sie zum An⸗ Der Vertreter des Borinage Maroille wie der des Centre Conreur traten dem voll bei,
während Callewaert Namens der 25 000 Bergleute des Beckens Charleroi erklärte, daß sie augenblicklich noch nicht bereit seien. Das Mitglied des
Generalraths Verrycken wollte kein Zögern zulassen, sondern „selbst ur Revolution schreiten“. Die Vertreter der Metallarbeiter wünschten, daß die Bergleute den Ausstand beginnen; sie seien bereit, ihnen die Hälfte ihrer Löhne zu überlassen. Während die wallonischen den Ausstand eintraten, waren die Vertreter der Der Vertreter Antwerpens wies auf die deutschen und englischen Kohlen hin, der Genter Milio erklärte, daß die Partei zu dem allgemeinen Ausstande garnicht gerüstet sei, nicht
vunkte 509. Davon
1000 Genter Arbeiter würden sich dem Ausstand anschließen. Am ent⸗ schiedensten sprach Anseele. Die Genter seien auch für den Aus⸗ stand „im Prinzip“. wischen den Vlamländern und Wallonen sei die wirthschaftliche Lage ein großer Unterschied. In Flandern herrschten die Maschinen, die Webereien hätten große Bestände, die Löhne seien niedriger; 4000 Arbeiter in Gent seien ohne Arbeit; bei den Wallonen herrsche die Handarbeit; die Zechen müßten die ers einfluß⸗
wallonischen Arbeiter Brot.
reicher. Zum allgemeinen Ausstande gehöre Geld, Einen Ausstand anfangen, welcher 300 000 Arbeiter ohne Brot lasse, sei „Selbstmord, ein politisches Verbrechen.“ Trotz scharfer Gegenreden beschloß der Kongreß einstimmig die Annahme des Prinzips des allgemeinen Ausstandes und seine Ausführung „so bald als möglich.“ Als praktisches Ergebniß des Kongresses bezeichnet das Blatt die Thatsache, daß der von Zeit zu Zeit regelmäßig auftauchende Gedanke eines allgemeinen Ausstandes eine unausführbare Utopie sei. — An der katholisch⸗sozialen Arbeiterkundgebung in Le Roeulx betheiligten sich, wie der „Köln. Ztg.“ aus Mons geschrieben wird, Vereine aus Soignies, Chièvres, Wasmes, Mons, Boussoit, Quaregnon, Far⸗ ciennes, Lodelinsart und Dampremy. Die Zahl der Theilnehmer belief sich auf etwa 8000. Eingeleitet wurden die Festtichkeiten durch eine kirchliche Feier, worauf die Vereine mit ihren Bannern einen Umzug durch den Ort hielten. Nachmittags hielten die Advokaten Mabille, Englebienne und Lésvie von einer neben dem Schlosse des Fürsten de Croy errichteten Tribüne aus Vorträge. — Wie demselben Blatt aus Brüssel berichtet wird, sind die Bergleute einer Grube in Bernissart im Borinage seit Freitag im Ausstande. Am Montag fehlten bei der Abendeinfahrt 200 Mann, die sich auf der Kirmes in dem benachbarten Péruwelz gütlich thaten. Diednicht zu Péruwelz gehörigen Bergleute wurden mit einer Geldbuße von 5 Fr. bestraft, die von Péruwelz nicht, weil die Kirmes für die am Orte Wohnenden als ein hinreichender Grund zum Ausbleiben be⸗ trachtet wurde. Nun macht die ganze Belegschaft gemeinsame Sache mit den Bestraften. Es wird der Grubenverwaltung vorgeworfen, den Betrag der Geldbußen zu ihrem Gewinn zu schlagen, anstatt denselben in die Hülfskasse abzuführen. Die Belegschaft fordert nun: Abschaffung der Lohnabzüge, Schichtkürzung auf acht Stunden und zehn Prozent Lohnerhöhung. Bisher hatte die Belegschaft von Bernissart noch nie gefeiert. Die gegenwärtige Bewegung soll ihren eigentlichen Grund darin haben, daß die benachbarte Gesellschaft Auzni in Frankreich (bei Valenciennes) ihren Arbeitern kürzlich eine Lohnerhöhung von zehn Prozent gewährte. Die Berg⸗ leute verhalten sich übrigens ganz ruhig. Auch im Mittelbecken stehen wieder Bergleute aus. Gestern früh begaben sich unerwarteter Weise die Acbeiter der Tagesschicht auf Grube 5 zu Houssu zu ihrem Direktor und verlangten sieben Prozent Lohnerhöhung. Da dieselbe verweigert wurde, fuhren sie nicht ein.
In St. Wendel haben, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Zimmer⸗ leute der Gesellschaft Union am Montag die Arbeit nieder⸗ gelegt, sie verlangen Lohnerhöhung.
Aus Solingen wird der „Elb. Ztg.“ über die Strike⸗ bewegung der Taschen⸗ und Federmesserschleifer ge⸗ schrieben: Bekanntlich sind die gütlichen Kommissionsverhandlungen zwischen den Taschen⸗ und Federmesserfabrikanten und den Schleifern gescheitert. (Vgl. Nr. 221 d. Bl.) In der Versammlung der Schleifer am Montag wurde Bericht hierüber erstattet. Die Versammlung wurde sich nach längerer Debatte darüber einig, die Arbeit noch nicht wieder aufzunehmen, sondern einstweilen noch zu striken und abzuwarten, ob von Seiten der Fabrikanten wieder Annäherungsversuche gemacht werden. Hiernach ist das Ende des unseligen Strikes, der immer mehr Solinger Industriearbeiter in Mitleidenschaft zieht, noch nicht abzusehen.
Aus Sydney berichtet „W. T. B.“, daß fast sämmtliche Arbeiter in den Kohlenbergwerken von Neu⸗Süd⸗Wales, sowie die Schafscheerer und andere in der Wollindust rie be⸗ schäftigte Arbeiter die Arbeit eingestellt haben. Später willigte der Arbeitskongreß in die Aufhebung des an die Schafscheerer erlassenen Befehls zur Arbeitseinstellung und beschloß, während 48 Stunden sich aggressiver Schritte zu enthalten und den Erfolg der Intervention des Bürgermeisters von Sydney abzuwarten, welcher bemüht ist, Verhandlungen zwischen den Arbeitern und ihren Patronen zu Stande zu bringen. — Die Regierung beschloß, Vorsichts halber die gesammte Gewehr⸗ munition in Sydney aufzukaufen, um etwaigen Miß⸗ brauch zu verhindern. Wie es heißt, drohen die Führer der Strikenden mit extremen Maßregeln, Falls die Arbeitgeber nicht einwilligen, binnen 48. Stunden it den Abgesandten der Strikenden zu ver⸗ handeln. 8
leute haben, daher seien die
Die Ueberwachung der Dampfkraft in Preußen 1890.
In der „Statist. Corr.“ lesen wir: Während die Reichs⸗ regierung über Bau, Ausrüstung, Prüfung und Aufstellung von Dampfkesseln diejenigen Vorschriften erlassen hat, welche für die Sicherheit des Betriebes der Dampfkesselanlagen als nothwendig erachtet wurden, ist die Art und Weise der Kontrole über die Befolgung jener Vorschriften und über die Ausführung der Dampfkesselüberwachung den Einzelstaaten überlassen. Die preußische Regierung hat nun um so weniger aufgehört, diesem wichtigen Zweige der öffentlichen Fürsorge ihre unausgesetzte Aufmerk⸗ samkeit zuzuwenden, als durch die außerordentliche Steigerung in der Verwendung der Dampfkraft, durch die zunehmende Mannigfaltigkeit in der Bauart der Dampferzeuger und durch das eifrige Bestreben, mit wenig Mitteln eine möglichst große Nutzleistung zu erzielen. die Untersuchung und Ueberwachung der Dampfkessel immer mehr erschwert wird.
In Preußen werden die Dampfkessel (mit Ausnahme der von der Militärverwaltung und der Kaiserlichen Kriegsmarine verwendeten sowie der Lokomotiven) Seitens verschiedener Arten von Beamten überwacht, und zwar zu Anfang 1890:
feststehende Schiffs⸗ Dampf⸗ Dampf⸗ Dampf⸗ Dampf⸗ Dampf⸗ durch kessel maschinen kessel kessel maschinen Königl. Baubeamte 18 629 15 873 8 249 1 398 1 302 Königliche Berg⸗ 1 beamte . 6 237 6 738 699 Königliche Dampf⸗ kesselrevisoren. 6 040 5 345 719 Königliche Eisen⸗ bahnbeawte 1 143 1 094 Privat ⸗Eisen⸗ bahnbeamte. 49 8 sonstige Reichs⸗ u. 8 Staatsbehörden 97 — 15 989 2 740
Ueberwachungs⸗ . 15 235 1 406 136
vereine. private Dampf⸗ 1 108 . 48 538 46 554 12 822 2 046 2 007 Amtsstellen für die
bewegliche
kesselbesitzer zusammen 27. Die Gesammtzahl der Dampfkessel⸗ Ueberwachung im preußischen Staate betrug an dem genannten Zeit· atfielen auf die Königlichen Baubehörden 337,
liegt am
auf die Königlichen Bergbehörden 90, auf die Königlichen Dampf⸗ kessel⸗Revisoren 8, auf die Staatseisenbahnen 32, auf die Privat⸗ eisenbahnen 11, auf die „sonstigen“ Reichs⸗ und Staatsbehörden 3, auf die Dampfkessel⸗Ueberwachungsvereine 22 und auf die privaten Dampfkkesselbesitzer 6.
Von sämmtlichen 63 406 feststehenden, beweglichen und auf Wasserfahrzeugen (Schiffen, Krahnen, Baggern) befindlichen Dampf⸗ kesseln überwachen die meisten, nämlich, 44,6 %, die Königlichen Baubeamten; an zweiter Stelle stehen in dieser Beziehung die Dampfkessel⸗Ueberwachungsvereine, von denen 29,0 % aller Kessel beaufsichtigt werden. Während die Gesammtzahl der Dampfkessel⸗ Ueberwachungsvereine des Deutschen Reichs 26 beträgt, sind 22 von ihnen an der Ueberwachung der Dampfkessel Preußens betheiligt; von diesen haben 17 ihren Sitz in Preußen selbst, die übrigen 5 in anderen deutschen Bundesstaaten. Die 6 privaten Dampfkesselbesitzer, welche die Berechtigung gees ch ihre Dampfkessel durch eigene Beamte überwachen zu lassen, sind die Gußstahlfabrik von Fr. Krupp in Essen, die Dortmunder Union, die Westfälische Union in Hamm, die Mansfeld'sche Kupferschiefer bauende Gewerkschaft zu Eisleben, die Königshütte und die Laurahütte in Oberschlesien.
Verein zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands.
Bei der gestrigen Fortsetzung der Berathungen der ordent⸗ lichen Hauptversammlung des Vereins zur Wahrung der In⸗ teressen der chemischen Industrie Deutschlands begründete der Ge⸗ heime Kommerzien⸗Rath Siegle in eingehendem Referat über die Gewerbeordnungs⸗Novelle eine Reihe Resolu⸗ tionen, in denen die Regierungsvorlage im Allgemeinen gebilligt wird, doch sollen die polizeilichen Behörden die Anordnungen über die Fabrik einrichtungen nur im Einverständniß mit den Vorständen der Berufs genossenschaften trefen. Zum Punkt 8 der Tagesordnung theilte der Vorsitzende mit, daß die Konzession für den Feuerversiche⸗ rungs⸗Verband deutscher Fabriken ertheilt sei und daß zahlreiche Versicherungsanmeldungen aus allen Industriezweigen bereits ein⸗ gegangen seien. Hierauf wurde die Versammlung geschlossen.
Zur wirthschaftlichen Lage.
Man schreibt uns aus Oppeln: Der erfreuliche Aufschwung, welcher in den ersten vier Monaten d. J. für einen großen Theil der einzelnen Industriezweige konstatirt werden konnte, hat in den Monaten Mai. Juni und Juli nachgelassen. Der Rückgang in den industriellen Verhältnissen wird zum Theil auf die durch die gesteigerten Kohlenpreise hervorgerufene Vertheuerung der Fabrikation, zum Theil auf die in den Vorquartalen eingetretene unnatürliche Preissteigerung zurückgeführt, welcher ein Rückschlag habe folgen müssen. Dabei haben sich die Lohnverhältnisse der Arbeiter nicht ungünstiger gestellt, indem bisher fast überall die gesammten Arbeiter regelmäßig Be⸗ ö fanden, stellenweise sich sogar ein Arbeitermangel fühlbar machte.
Zur Lohnstatistik. Im Jahre 1889 betrug die Zahl der in der badischen Stadt Pforzheim bestehenden Gold⸗ und Silberwaarenfabriken 471 mit 280
Hülfsgeschäften, in welchen 10 182 Arbeiter, gegen 1888 1305 mehr,
beschäftigt wurden. Die Arbeitslöhne der dortigen Bijouteriebranche haben sich nach dem letzten „Jahresbericht der Handels⸗— kammer für den Amtsbezirk Pforzheim“ seit dem Jahre 1888 etwas erhöht und bezifferten sich 1889 pro Woche: für geringe Arbeiter auf 14 — 18 ℳ, hfür gute Arbeiter auf 19 — 27 ℳ, für beste Arbeiter auf 28 — 50 ℳ, während besonders befähigte Arbeiter wesentlich mehr verdienten. Polirerinnen und Kettenmacherinnen verdienen 9 bis 15 ℳ die Woche. Als durchschnittlicher Wochenlohn bei einer sechzigstündigen Arbeitszeit kann angenommen werden: für männliche Arbeiter 19 ℳ, für weibliche Arbeiter 11 ℳ, für männliche Lehrlinge 5 ℳ 50 ₰ und für weibliche Lehrlinge 4 ℳ. Der im Jahre 1889 in sämmtlichen Gold⸗ und Silberwaarenfabriken des Pforzheimer Handelskammerbezirks bezahlte Arbeitslohn dürfte sich auf 6 Millionen M k belaufen.
Kunst und Wissenschaft. 8
In Würzburg ist am 16. September, „W. T. B.“ zufolge, Professor von Edel gestorben.
— Im weiteren Verlauf der am 15. September ab⸗ gehaltenen ersten Sitzung der 63. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte sprach Ober⸗Baudirektor Franzius⸗Bremen über die Flutherscheinungen zwischen Helgoland und Bremen. Sein Vortrag, welcher durch Karten und Zeichnungen unterstützt wurde, behandelte, der „Wes.⸗Ztg.“ zufolge, Verhältnisse, welche be⸗ reits nach verschiedenen Richtungen hin auf den Geographentagen, in den Verhandlungen des Centralvereins zur Hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanalschiffahrt u, a. a. O. zu Vorträgen und Erörterungen Ver⸗ anlassung gegeben haben, nämlich einerseits die Helmert'schen An⸗ schauungen bez. Berechnungen über den Einfluß der Anziehungskraft der Ländermassen auf das Niveau der Meere, andererseits die Whe⸗ well'schen Isorachien, d. h. die Linien, welche das Fortschreiten der
luthwelle auf den Meeren angeben. Soweit sich diese Ver⸗ ältnisse im südöstlichen Theil der Nordsee abspielen, besitzen sie naturgemäß durch Beeinflussung der sogenannten „Tide“ eine außerordentliche Wichtigkeit für die bekanntlich vom Vortragenden bearbeitete, jetzt in Ausführung begriffene Korrektion der Unterweser. Die verschiedenen, für diesen Theil der Nordsee in Betracht kommenden Einwirkungen schaffen äußerst verwickelte Verhältnisse, deren Studium gegenwärtig gerade erst methodisch in die Hand genommen ist. Die doppelte Welle, welche die Nordsee durchläuft, die Neigung des Wassers von Nordosten nach Südwesten in Folge der lokalen Anziehung der skan⸗ dinavischen Gebirgsmassen, die Art, wie die Fluth gegen die flache Küste anläuft, und die Einwirkung der fast auf einen Punkt zusammengerichteten Strommündungen bieten jedes für sich ein besonders schwieriges Problem. Hierin inbegriffen ist die Schwierigkeit einer Bestimmung der Höhe des Meeres⸗ spiegels an den verschiedenen Oertlichkeiten, und weil es bisher nicht möglich war, den Meeresspiegel durch Nivellement zu be⸗ arbeiten, so ist auch nicht möglich, zu sagen, wie sich z. B. die Höhe der Insel Helgoland gegenüber der des benachbarten Festlandes ver⸗ hält. Das Meer bildet regelmäßige bezw. Peten heh nach Ebbe, Fluth u. s. w. sich verändernde Erhebungen und Einsenkungen, die durch genaue Messung erst festgestellt werden müßten, ehe man aus der Erhebung der Insel über den Wasserspiegel, wie er an ihrem Strande sich stellt, das Höhenverhältniß Helgolands zum Festlande berechnen kann. Jedenfalls bleibt es interessant, daß, wie Redner auf Grund einer Anzahl von Fluthkurven des Jahres 1889 ermittelt hat, in Helgoland nur ein mittlerer Fluthwechsel von 1,84 m stattfindet, wogegen derselbe nach den Angaben des Hydrographischen Amtes bei Kuxhaven rund 3,1, bei Bremerhaven 3,3 und bei Wilhelmshaven sogar 3,8 m be⸗ trägt. Dier große Verschiedenheit dieser Maße ist aber aus der Lage der Beobachtungspunkte an den sehr verschieden gestalteten Mündungstrichtern der betreffenden Flüsse zu erklären. Kuxhaven meisten seewärts, dabei gewissermaßen am äußeren