In einer Generalversammlung der Maurer Berlins und der Umgegend wurde Blättermeldungen zufolge am Dienstag Einspruch eingelegt gegen das Innungs⸗Schiedsgericht. Ein Redner hob hervor, daß die Bauarbeiter sich in einer mißlichen Lage befänden. Wer bei einem Innungsmeister arbeite, werde vom Gewerbegericht des Magistrats an das Innungs⸗Schiedsgericht gewiesen; da nun aber die Arbeiter bald bei diesem, bald bei jenem Bauherrn thätig sein müßten, sei ihnen oft ganz unbekannt, ob der Arbeitgeber der Innung angehöre und wohin sie sich bei Lohn⸗ streitigkeiten zu wenden hätten. Das Innungsgericht sei eine veraltete Einrichtung und passe nicht mehr für unsere Zeit. Eine Resolutien, welche das Bureau der Versammlung beauftragt, beim Magistrat die Aufhebung des Innungs⸗Schiedsgerichts zu verlangen, wurde einstimmig angenommen. “
Am 19. d. M. fand hier in Berlin eine Versammlung der Buchbinder⸗Innung Behufs Stellungnahme zu den Forderungen der Gehülfenschaft statt; zu dieser Versammlung waren auch die Nicht⸗ Innungsmeister der verschiedenen Branchen, sowie die Vorstände der Orts⸗Krankenkasse und des Fachvereins eingeladen worden. Als Resultat der Verhandlungen wurde folgende Resolution angenommen, die wir nach dem „Berl. Volksbl.“ wiedergeben: In Erwägung, daß die Versammlung der Buchbinder⸗Innung die von der Gehülfenschaft aufgestellten Forderungen, als: neunstündige Arbeitszeit; Minimallohn von 18,90 ℳ; 15 Prozent Aufschlag für Akkordarbeit; 33 ½ Prozent Aufschlag für Ueberzeitarbeit; 50 % Aufschlag für Sonntagsarbeit sowie Bezahlung der Feiertage nicht für durchführbar hält; in Erwägung, daß durch die heutigen Produktionsverhältnisse das Kleinmeisterthum kaum noch in der Lage ist, existenzfähig zu bleiben, und Angesichts der schlechten Geschäfts⸗ lage beschließt die Innungsversammlung, zu welcher die Prinzipale der verschiedenen Branchen, sowie der Vorstand des Fachvereins und der der Orts⸗Krankenkasse eingeladen waren, den Forderungen nicht näher zu treten, sondern die Regelung derselben den einzelnen Meistern zu überlassen. 1 8
Aus Troppau meldet „W. T. B.“, daß alle Schächte des Ostrau⸗Karwiner Reviers durch Militär besetzt worden sind. Auf 4 Schächten herrscht Ausstand. In Mihalkowitsch arbeiten 70 %. 1 8
Wie die Londoner „Allg. Corr.“ mittheilt, weigerten sich die schottischen Hochöfenarbeiter der Calder Ironworks am Montag die Arbeit zu beginnen, da die Meister am Sonnabend Kundmachungen anschlagen ließen, daß am 4. October eine Arbeits⸗ sperre eintreten würde. Es wurden daher drei Hochöfen außer Betrieb gesetzt — Unter den Kohlenträgern in Gibraltar ist ein großer Ausstand ausgebrochen, der auf gewisse Beschwerden im Zusammenhang mit Lohnfragen zurückzuführen ist. Es wird indeß in Kurzem ein befriedigender Ausgleich erwartet.
Der Wiener „Presse“ wird von vorgestern Abend aus Mährisch⸗Ostrau telegraphirt, daß bis zu diesem Zeitpunkt sich im Ganzen etwa 5000 Grubenarbeiter, durchwegs aus schlesischen Gruben dem Strike angeschlossen hatten. Auf der mährischen Seite war in allen Gruben die Belegschaft zur Nacht⸗ schicht vollzählig angefahren.
Die Sterblichkeit nach Todesursachen in Preußen im Jahre 1888.
Von der Gesammtbevölkerung des preußischen Staates sind während des Jahres 1888 im Ganzen 665 429 Personen, und zwar 344 884 männlichen und 320 545 weiblichen Geschlechts, ausschließlich der Todtgeborenen, gestorben. Die terbeziffer, berechnet auf 1000 am 1. Januar 1888 Lebende ohne Berücksichtigung der Todt⸗ geborenen, betrug 22,9 für die Bevölkerung im Ganzen sowie 24,2 für den männlichen und 21,6 für den weiblichen Theil derselben. Dieses Ergebniß ist ein recht günstiges im Vergleich zu den vorher⸗ gehenden Jahren, zumal bereits im Jahre 1887 die Sterbeziffer als niedrig bezeichnet werden konnte. Seit dem Jahre 1875, von welcher Zeit an eine einheitliche Erhebung und Bearbeitung der Todesursachen unter Anwendung der Zählkartenmethode stattfindet, ist die Sterblich⸗ keit in keinem Jahre so gering gewesen als 1888. Es starben nämlich, wie in dem soeben ausgegebenen Hefte 108 des amtlichen Quellenwerkes „Preußische Statistik“ nachgewiesen wird, von je 1000 am Anfang des betreffenden Jahres Lebenden (ausschließlich der Todtgeborenen)
im Jahre überhaupt im Jahre überhaupt 1875 8“ 188 ö 1876 8 1877 8 1878 5 1879 26 1880 3
Welche Krankheiten hauptsächlich als Todesursachen auf⸗
getreten sind, ergiebt nachfolgende Uebersicht. Es starben: G hüͤberhaupt von 10 000 Lebenden 9 1 1888 1888 1887 angeborener Lebensschwäche 37 193 12,79 13,29 Atrophie der Kinder (Abzehrung). 18 442 6,34 6,39 Iieberc 5 222 1,80 2,09 Altersschwäche bei über 60 Jahre SPeronen.. 24,33 24,33 “ 84 f 0,05 “ ““ 6 691 2,90 Masern und Rötheln. 8 248 9 4,00 Diphtherie und Croup 38 519 17,64 Keuchhusten .. .. 14 470 5,07 1161616“ 6 730 2,64 4*¹ 65 0,03 Ruhr (Dysenterie). . . . 932 0,35 einheimischem Brechdurchfall 13 079 4,90 Diarrhöe der Kinder... 12 759 4,23 akutem Gelenkrheumatismus ... 1 582 0,59 Skropheln und englischer Krankheit 2 528 0,87 ööbö18688ö11ö16 29,33 Freb ““ 11 906 3,83 Wassersucht . . . .. 17 057 6,00 Apoplexie (Schlagfluß) .29 865 10,80 Luftröhrenentzündung und Lungen⸗
katarth.. .M1 11 756 3,92 Lungen⸗ und Brustfellentzündung. 41 788 14,81 anderen Lungenkrankheiten 9 694 3,44 Herzkrankheiten.. . 7 906 2,71 Gehirnkrankheiten. 15 520 5,36 Nierenkrankheiten 5 883 2,0: 1,99 Krämpfen. 1828*8 6 35,76 1111X4“ 1,77 Mord und Todtschlag.. 378 0,13 Verunglückungen 111 011 5 3,96 anderen, nicht angegebenen und
unbekannten Todesursachen 72 469 24,92 26,06.
Aus dieser Zusam menstellung ergiebt sich, daß, soweit die standes⸗ amtlichen Angaben als zuverlässig und vollständig gelten können, in der That einige recht wichtige Todesursachen, wie z. B. die Infektions⸗ krankheiten, im Jahre 1888 nicht so häufig aufgetreten sind als in früheren Jahren. Auch einige andere Todesursachen, deren Auftreten seit 1877 mit besonderer Sorgfalt verfolgt wird, wie Säuferwahnsinn und Sonnenstich, zeigen für das Berichtsjahr eine erfreuliche Abnahme, während die Zuckerkrankheit bei Männern zahlreichere Opfer gefordert hat als in den Jahren vorher. Es starben nämlich Personen:
an “ 8 im Jahre
8 1887
Säuferwahnsinn 8. Sonnenstich. Syphilis. Trichinose. Hundswuth.. Zuckerkrankheit.
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Armenpflege und Wohlthätigkeit. 8 Die elfte Jahresversammlung des deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit, welche gegenwärtig in rankfurt a. M. tagt, behandelte in ihrer Schlußsitzung am Kittwoch, wie „W. T. B.“ meldet, die Fab 1gnginage und nahm nach langen Verhandlungen eine von Kalle (Wiesbaden) bean⸗ tragte Resolution an, in welcher empfohlen wird, alle Bestrebungen auf Vermehrung des Angebots kleiner Wohnungen fort⸗ knsehen⸗ insbesondere Baugesellschaften zur Herstellung von Arbeiter⸗ wohnungen zu gründen und außerdem bessere Miethsver⸗ hältnisse, namentlich durch Einführung wöchentlicher Miethszah⸗ lungen, anzubahnen.
Kunst und Wissenschaft.
²◻ Das Germanische National⸗Museum zu Nürnberg erfreufe sich, wie der „Anzeiger“ desselben (Nr. 4 für Juli und August 1890) mittheilt, in der jüngsten Zeit der huldreichen Förderung Seitens Allerhöchster Personen sowie von Behörden und kunstsinnigen Privaten. Des Beitrages von 10 000 ℳ aus der Schatulle Sr. Maäjestät des Deutschen Kaisers Wilhelm II. zur Erwerbung der Sulkowski'schen Sammlung haben wir bereits früher Erwähnung gethan. Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, hatte die Gnade, den jährlichen Beitrag von 1000 ℳ für die allgemeinen Zwecke des Museums und von weiteren 1000 ℳ zur Beschaffung von kunst⸗ und kulturgeschichtlich wichtigen Denk⸗ mälern des Hauses Habsburg auf weitere fünf Jahre zu be⸗ willigen. Ferner hat ein Freund der Anstalt, der nicht genannt sein will, 2300 ℳ zu Ankäufen für die Sammlungen gestiftet und Hr. Kommerz⸗ und Admiralitäts⸗Rath a. D. Dr. Abegg in Danzig außer den wissenschaftlichen Arbeiten seines Vaters, des Kriminalisten J. F. H. Abegg, und anderen Gegenständen für die Sammlungen den Betrag von 500 ℳ zugesagt. Unter den neu angemeldeten Jahres⸗ beiträgen befinden sich eine Reihe von Stadtgemeinden, württem⸗ bergischen Oberämtern, militärischen Korporationen und zahlreiche Private im In⸗ und Auslande. Das Herzogliche Staats⸗Ministerium in Braunschweig hat neuerdings das Landesarchiv zu Wolfenbüttel beauftragt, eine Sammlung ron Siegelabgüssen des Herzoglichen Hauses für das Museum anzufertigen. Sämmtliche Abtheilungen haben durch Ankäufe und Geschenke namhafte Mehrung erfahren. — Die dem „Anzeiger“ beiliegenden Bogen 8 und 9 der „Mittheilungen aus dem Germanischen National⸗Museum“ enthalten ꝛu. a. Beiträge von Hans Bösch und Ernst Gasner über einige mit Holzschnitten beklebte Schachteln und Kästchen, über römische Gläser im Museum, sowie über Nürnberger Büchsenmeister, Büchsenschmiede und Feuerschloß⸗ macher des 16. Jaßrhunderts. Ferner sind beigelegt Bogen 5 und 6 des „Katalogs der Originalskulpturen des Germanischen National⸗ Museums' nebst 8 Tafeln mit vorzüglichen Abbildungen einer Aus⸗ wahl der schönsten Werke altdeutscher Holzschnitzkunst, an denen das Museum einen so reichen kostbaren Schatz besitzt. Es sind vor Allem die herrliche hl. Jungfrau von der Seite eines Kruzifixes, dann der Katharinen⸗Altar, die hl. Elisabeth, der sitzende leidende Christus, der hl. Johannes, die todte Heilige (Katharina), der hl. Laurentius und der Altar mit der Messe des hl. Gregor: Werke, in denen die deutsche Kunst an Wahrheit und Innigkeit des Ausdrucks das Höchste erreicht hat. Von der auch äußerlich schönsten und edelsten Schöpfung, der berühmten betenden heiligen Jungfrau ist der Meister noch immer nicht ermittelt. Der Katalog bezeichnet die Figur als das hervorragendste Werk der Nürnberger Plastik von der Wende des 15. und 16. Jahrhunderts. Sie hat nicht wenig dazu beigetragen, gerade der Nürnberger Kunst einen Weltruf zu verschaffen. Den Schöpfer des Werkes, das jetzt in verkleinerten Gipsabgüssen im Kunsthandel verbreitet wird, muß man als den bedeutendsten Bild⸗ schnitzer seiner Zeit betrachten. 8
— Die akademische Ausgabe der philosophischen Schriften von Leibniz, welche seit 1875 im Verlage der Weidmann’'schen Buchhandlung erscheint, ist jetzt mit ihrem siebenten Bande zum Abschluß gelangt. Durch dieses Unternehmen, dem das korrespondirende Mitglied unserer Akademie, Hr. Gerhardt in Eisleben, seit mehr als zwanzig Jahren eine hingebende und erfolg⸗ reiche Arbeit gewidmet hat, ist dem Begründer der deutschen Philosophie, welcher zugleich der unserer Akademie ist, mit Unterstützung der letzteren ein seiner würdiges Denkmal gesetzt worden. Denn diese Ausgabe seiner philosophischen Schriften zeichnet sich vor allen früheren nicht allein durch ihre vortreffliche äußere Ausstattung, sondern auch durch die Vollständigkeit und Urkund⸗ lichkeit aus, welche dem Herausgeber durch die sorgfältige Ver⸗ gleichung des in Hannover aufbewahrten Leibnizischen Nachlasses zu erreichen gelungen ist. Die drei ersten Bände, zu denen der siebente werthvolle Nachträge bringt, enthalten den Briefwechsel, den Leibniz während eines halben Jahrhunderts nicht blos mit zahlreichen Ge⸗ lehrten, sondern auch mit andern Personen (wie dem Herzog Johann Friedrich von Braunschweig⸗Lüneburg, Kurfürstin Sophie von Han⸗ nover, Königin Charlotte von Preußen, Lady Masham) über philosophische oder mit der Philosophie in Verbindung stehende Fragen geführt hat. Die drei folgenden Bände und der größere Theil des siebenten bringen nicht blos einen viel⸗ fach verbesserten Neudruck der schon früher veröffentlichten philosophischen Arbeiten, sondern sie verbinden damit eine Anzahl von Aufzeichnungen, Abhandlungen und Entwürfen, welche bisher unbekannt an manchen Punkten auf die Entwicklung der Ge⸗ danken, in denen das Leibnizische System sich bewegt, ein schärferes Licht zu werfen geeignet sind. Wir bezweifeln daher nicht, daß die nunmehr vollendete neue Ausgabe dieser Schriften allen denen, welche den großen deutschen Philosophen genauer kennen lernen wollen, in hohem Grade willkommen sein wird.
— Am 4. Oktober wird, der „A. C.“ zufolge, der 12. lite⸗ rarische Kongreß im Mansion House zu London eröffnet werden. Die Schriftstellervereine Deutschlands und Frankreichs werden den Kongreß, welcher eine Woche tagen wird, beschicken und sich an den Verhandlungen betheiligen. Auf der Tagesordnung steht u. A. die Nothwendigkeit internationaler Verträge zum besseren Schutz des Urheberrechts an Schriftstücken und das Verhältniß zwischen Verleger und Schriftsteller. 8
— Im Atelier des Bronzewaaren⸗Fabrikanten Karl Haas in Wien ist soeben ein kunstgewerbliches Prachtstück vollendet worden, welches dem Wiener Kunsthandwerk zu besonderer Ehre gereicht: ein in vergoldeter Bronze und Email ausgeführter großer Altaraufsatz für den Dom in Fünfkirchen. Ober⸗Baurath Freiherr von Schmidt, welcher die Neugestaltung dieses alten, berühmten Bau⸗ werks leitet, hat auch für diesen Altar und die nun vollendete bronzene Bekrönung desselben den Entwurf geliefert; der Altaraufbau selbst ist von Marmor. Der Bronze⸗Aufsatz ist oben im Bogen ab⸗ geschlossen und enthält eine größere und zwei kleinere Nischen, in welchen die fast rund gegossenen Gestalten des heiligen Königs Stephan und zweier Engel stehen. Neben den Nischen gruppiren sich, in fünf Kreise komponirt, ebenso viele Darstellungen aus dem Leben des Heiligen in blauem Emaille auf Goldgrund. An den Seiten flankiren das Ganze zwei Säulenpaare, deren Schäfte gleichfalls mit ornamentalen Dessins in émail champlevé geziert sind; den Bogen über dem Ganzen bekrönt ein reichgearbeiteter Kamm von durch⸗ brochenen Ornamenten, deren Details in Filigran⸗Imitation, deren Besatz von großen Edelsteinen den Stil des früheren Mittel⸗ alters nachahmen. Im Ganzen will die originelle Schöpfung die Mitte halten zwischen romanischen Goldschmiede⸗Arbeiten des 12. bis 13. Jahrhunderts, wie solche in Deutschland und Frankreich, besonders am Rheine, zu jener Zeit geschaffen wurden, und demgemäß ist auch das Gruben⸗Email von Köln oder Limoges hier zum Muster genommen; andererseits aber hat der Künstler mit Rücksicht auf Ungarn auch dem Einfluß des byzantinischen Styles vielfach, z. B. im Figuralen, in den Capitälen, Raum gewährt, in den Zwickel⸗ feldern über den Nischen aber schon leise an die Motive der Gothik sich herangewagt. Die Felder mit den fünf Episoden aus dem Leben des heiligen Stephan, von Bamberger für Email⸗ technik sehr geschickt gezeichnet, sind genau nach dem Vorbilde des
berühmten Retable des Nikolaus von Verdun in Klosterneuburg ent⸗ worfen. In der Wiederanwendung dieser uralten, unserem Gewerb schon ganz fremd gewordenen und dabei höchst schwierigen Techniken hat Haas hier eine hoch zu schätzende Leistung geboten; der Gruben schmelz ist bis auf etwas zu wenig kräftige Tönung dem mittelalter lichen völlig gleich. Meister Schmidt gebührt das Lob seines archa istisch⸗stylkundigen Entwurfes.
— Die deutsche Schule in Athen hat von der türkischen Regierung die Erlaubniß erwirkt, die alte Stadt Magnesia am Mäander, berühmt wegen ihres Tempels der Artemis, auszugraben Ein Grieche Namens Demetrios Baltazis hat jüngst Inschriften dort entdeckt. Die Arbeiten werden von Dr. Humann geleitet werden. Bei Ausgrabung der Grundlagen der neuen Häuser, di Dr. Schliemann in Athen unweit Arsakeizon baut, wurden einig ö. späten Datums mit Ueberresten von Gebeinen vor gefunden.
— Eine interessante Entdeckung ist, der „N. A. Z.“ zufolge, au der Ebene von Marathon gemacht worden. Daselbst erhob sich nach der Beschreibung des Pausanias der Tempel der Nemesis in welchem, demselben Schriftsteller zufolge, eine Statue sich befand die von Phidias oder seinem Schüler Agorakrites gemeißelt worden Am Piedestal dieser Statue befanden sich Reliefs, über deren Schön heit Pausanias des Längeren berichtet und die er genau beschreibt Die Reliefs stellten dar die Helena, wie sie der Nemesis zugeführ wird, ferner Tyndareus und seine Söhne und einen Ritter. Weite befanden sich auf den Reliefs Agamemnon, Menelaus, der Sohn des Achilles, Pyrrhus und noch ein junger Krieger. Man hat nun soeben dieses Piedestal gefunden, an welchem noch drei Köpfe und drei Körper geblieben sind. Obwohl durch die Zeit mitgenommen und verstümmelt sind sie doch von großer Schönheit und erinnern in ihrer bewunderns
t an di Reliefs des Parthenon.
Mannigfaltiges.
Ein Töchterheim für Postbeamte ist, wie das „Berl. Fremdenbl.“ mittheilt, in der Entstehung begriffen. Es werden dem⸗ nächst in jedem Amt Mitglieder in einen Ausschuß gewählt werden welcher über die Einzelheiten der Gestaltung des Unternehmens be rathen soll. Es handelt sich hier um eine Heimstätte für die unver⸗ sorgten, unverheiratheten Waisen der genannten Beamten Als zuerst der Plan, ein derartiges Institut zu gründen, erwogen wurde, ist ausdrücklich bestimmt worden, daß dasselbe allern Postbeamten, den hohen wie den niederen, gleichmäßig zu Gute kommen solle. Es werden zu diesem Zweck Samm⸗ lungen veranstaltet, welche in ca. 6 Wochen bereits gegen 60 000 ℳ ergeben haben und augenblicklich weiter fortgesetzt werden. Die Entwürfe für das geplante Unternehmen wird Baurath Tucker⸗ mann ausführen. Der Ort, wo das Töchterheim für Postbeamte sich erheben soll, ist noch nicht bestimmt, doch wird dasselbe aller Wahrscheinlichkeit nach in der Umgebung Berlins errichtet werden, sei es in Charlottenburg, Stralau oder einem der anderen Vororte. Außer dem ersten Beitrag wird jeder Beamte später einen regel⸗ mäßigen Zuschuß leisten, damit aber auch das beruhigende Gefühl haben, daß seine Töchter im Alter vor materiellen Sorgen geschützt sein werden.
Ueber den Fußgängerverkehr in der verlängerten Zimmerstraße schreibt die „Voss. Ztg.“: Nach Ermittelungen, welche an Ort und Stelle angestellt wurden, betrug z. B. gestern, Dienstag, Mor gens zwischen 9 und 10 Uhr, die Zahl der das Thor am Römerbad passirenden Personen nicht weniger als sechshundert und drei Dabei ist zu betonen, daß nicht etwa irgend ein besonderes Ereigniß den Verkehr verstärkt hatte, sondern daß derselbe sich jeden Tag zur Geschäftszeit in genannter Höhe bewegt, manchmal sogar dieselbe noch um ein Beträchtliches übersteigt. Die den Garten des Kriegs⸗ Ministeriums abschließenden Seitenmauern steigen allmählich empor Nach den Gärten zu, deren Terrain um etwa Manneshöhe tiefer als das (auf aufgehöhtem Boden zu legende) Straßenpflaster liegt, werden in den Mauern Bogennischen ausgespart und die Fronten in rothen Steinen verblendet. Auf der linken Seite des neuen Straßenzuges den Weg von der Königgrätzerstraße nach der Wilhelmstraße zu ge nommen, wird ungefähr in der Mitte ein Häuschen für den Wächter erbaut, welcher die in beiden Mauern anzubringenden Pforten ver⸗ schlossen zu halten bez. zu öffnen hat, letzteres, wenn Persönlichkeiten dem einen Theil des Gartens (über die Straße) in den andern wollen.
Die Direktion des berühmten kolossalen Rundgemäldes im National⸗Panorama am Generalstabsgebäude, dessen Haupt⸗ anziehungskraft das jedes Soldatenherz erfreuende kriegerische Schau spiel des Einzugs des römischen Kaisers Constantin an der Spitz seiner siegreichen Legionen in Rom bildet, bittet uns mitzutheilen, daß um vielfachen Wünschen, namentlich Seitens vieler Vereine Rechnung
zu tragen, fortan für diese ermäßigte Eintrittspreise zum Panorama
bewilligt worden sind. Bei Abnahme von mindestens 30 bis 100 Billets wird das Billet mit 50 ₰, bei Abnahme von über 100 nur mit 40 ₰ berechnet. Im allgemeinen Belehrungsinteresse ist der Besuch des Panoramas nur warm zu empfehlen.
Aus dem Riesengebirge, 23. September, wird der „N. A Ztg.“ geschrieben: Der am 15. d. M. geschlossene Post⸗ und Telegraphenverkehr auf der Schneekoppe hat im Ganzen 118 Tage gewährt, also nur einen Tag weniger als im Vorjahre. Die amtliche Zusammenstellung hierüber liefert folgende Ergebnisse. Die Zahl der gesammten Post⸗ und Telegraphensendungen betrug 51 332, darunter 1296 abgesandte und 483 angekommene Telegramme. An Postkarten kamen auf der Koppe 994 an hingegen wurde die be⸗ deutende Anzahl von 45 902 von dort abgesandt. Die Zahl der auf der Koppe angekommenen Packete beläuft sich auf rund 280, die der abgesandten auf etwa 160 Stück. 8
Der „Körner⸗Verein“ zu Leipzig hat nachstehenden Aufruf
Behufs Gründung einer „Körner⸗Invaliden⸗Stiftung“ er lassen: „Neunundneunzig Jahre sind verflossen, seit der deutsch Heldendichter Karl Theodor Körner das Licht der Welt erblickte Die Deutschen der ganzen Erde rüsten sich, um nächstes Jahr den hundertsten Geburtstag Körner's in würdiger Weise zu feiern Ganz besonders aber ist es der „Körner⸗Verein“ zu Leipzig welcher Vorkehrungen getroffen hat, dem Ideal der deutschen Jugend ein Denkmal zu schaffen, welches dauernder sein soll als Fels und Eichen, ein Denkmal, welches den Zweck hat, die Noth Derjenigen lindern zu helfen, die Gut und Blut für Volk und Freiheit stolz und freudig opferten, die kühn und todesmuthig den Feinden unseres ge liebten deutschen Vaterlandes Trutz boten und deren Opfermuth es mit Gottes Hülfe gelungen, das deutsche Vaterland zu schützen. Die bedauernswerthe Thatsache, daß viele
Krieger, die unverschuldet in Noth gerathen, eine
stützung aus den bestehenden Stiftungen entweder nich
nur ungenügend erhalten, läßt den unterzeichneten Verein nicht eher ruhen, bis hier wenigstens etwas Hülfe geschaffen ist. — Auf Ersuchen des „Körner⸗Vereins“ hat sich ein Comité gebildet welches den Versuch der Verwirklichung zu machen in die Hand genommen hat, der darin besteht, alle Deutschen aufzufordern, ihr Scherflein beizutragen, um die Noth so mancher hülfsbedürftigen tapferen Kämpfer zu lindern. In einiger Zeit wird der unter⸗ zeichnete Verein einen ausführlichen Bericht durch den Buchhandel zur weiteren Begründung erscheinen lassen. Der unterzeichnete Verein bittet im Interesse unserer hülfsbedürftigen Krieger, unter alleiniger Rücksichtnahme der dem Vaterland geleisteten Dienste alle deutschen Zeitungen des In⸗ und Auslandes, vorstehenden Aufruf ‚kostenfrei“ abzudrucken. Der Dank eines jeden Deutschen wird nicht ausbleiben Leipzig, den 23. September 1890. Der „Körner⸗Verein“ zu Leipzig Geschäftsstelle Dorotheenstr. 10 p. F. M. Schmidt. Gustav von der Schulenburg ö a. D.“
München, 20. September. Der Verkehr nach Ober⸗ ammergau ist, wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, immer noch ein sehr starker. Es zeigt sich jedoch deutlich eine Veränderung in der Zu⸗
mmensetzung des nach Oberammergau fahrenden Publikums. Die Franzosen, Engländer, Norddeutschen ꝛc. werden seltener, sie benü tzen
e Vormittags nach Oberau gehenden Schnellzüge, dagegen füllen Landleute aus allen Theilen Bayerns, nachdem jetzt die Ernte unter Dach gebracht ist, die Personenzüge. 8
„Dresden, 24. Septem ber. Das „Dresd. Journ.“ schreibt: Die Sammlungen für einen Dampfer auf dem Victoria⸗
yanza⸗See sind hier auf privatem Wege veranstaltet worden und haben einen sehr nennenswerthen Erfolg gehabt. Von einem 8 bleiben wollenden Bürger Leipzigs wurden allein 5000 ℳ gespendet.
Ulm, 22. September. Dem Dichter des Münsterfestspiels
arl Oesterlen von Stuttgart hat, dem „Ulm. Tagebl.“ zufolge,
die Stadt Ulm die große goldene Münsterdenkmünze ver⸗
ehrt. Die drei Vertreterinnen der allegorischen Figuren des Fest⸗
spiels, Frl. Rau, Krause und Schwenk, erhalten Ulmer B roschen aus Mitteln der Münsterfestkasse. 1“
Rudol stadt, 23. September. Der von Sr. Majestät dem Kaiser gestiftete Ehrensäbel für den besten Schützen im IV. Armee⸗Corps wurde, wie das „Dtsch. Tagebl.“ erfchen dem Lieutenant von Kutschenbach zuerkanagt.
1 Bozen. Seit dem 22. v. M. wurde der als Tourist hierher ekommene 22 Jahre alte Leipziger Musikschüler Johann urzwelly vermißt. Man glaubte Anfangs der junge Mann sei
im Gebirge verunglückt, da er eine Partie auf den Schlern beabsich⸗
tigte, namentlich da zufällig am 24. August in dieser Gegend ein
wüstes Unwetter hauste. Nun hat sich aber ergeben, daß an ihm ein
Raubmord verübt worden. Er wurde bei Iglau als Leiche aus
dem Flusse gezogen, mit einer klaffenden Wunde über dem Auge;
beide Hände waren ihm auf dem Rücken festgebunden, dann war er bt und ins Wasser gestürzt worden.
„London, 22. September. Der „Wes.⸗Ztg“ wird geschrieben: Ein furchtbarer Südost⸗Sturm mit Regen brach am Freitag Abend über Queenstown herein und hielt bis gestern orgen mit ungeschwächter Gewalt an. Der von New⸗York kommende Cunard⸗Dampfer „Etruria“, mit 350 Passagieren, 355 Säcken Post und Contanten, kam am Sonnabend Abend unweit Browhead in Sicht mit dem Kurs nach Queenstown, doch zwangen die Stärke des Windes und der hohe Seegang den Dampfer, nach Liverpool abzu⸗ halten, ohne Queenstown anzulaufen. Der zur selben Gesellschaft ge⸗ hörende Dampfer „Servia“, welcher auf der Reise von Liverpool nach New⸗York gestern Morgen Queenstown anlief, um Post und Passa⸗ giere zu übernehmen, hatte im Kanal die volle Wucht des Orkans zu bestehen und passirte eine theilweise entmastete Bark von 500 Tons, welche unter Großuntermarssegel der Waterfordküste zutrieb. Der Name der Bark konnte nicht festgestellt werden, das Schiff schien aber ein hölzernes und im Auslande erbaut zu sein. Der gestern 9 Uhr Vormittags von Liverpool in Queenstown fällige Guiondampfer „Wyoming“ langte erst um 4 Uhr Nachmittags daselbst an, um die für New⸗York bestimmten Passagiere an Bord zu nehmen. Alle einkommenden Kanaldampfer von England, Schottland und den Welshhäfen trugen sichtbare Zeichen des Sturmes, der von den Kapitänen als außerordentlich heftig bezeichnet wird. Die im Hafen von Queenstown liegende italienische Bark „Maria Repetto“ gerieth vor ihren Ankern ins Treiben und wurde auf die östliche Seite der Spike Bank getrieben, woselbst sie längere Zeit fest blieb, bis sie von zwei kräftigen Schleppdampfern aus ihrer gefährlichen Lage befreit wurde. Der Schraubendampfer „May Flower“ strandete, als der Sturm seinen Höhepunkt erreicht hatte, auf der Bank südlich von Haulbowline Island, wurde aber später von einem Schlepper in tiefes Wasser bugsirt. Eine Dampfpinasse des englischen Kriegsschiffes „Triumph“ wurde buchstäblich aus den Davits ins Wasser geweht, stieß gegen den Rumpf des Wachtschiffes und erlitt nicht unbedeutenden Schaden. Mehrere kleine Fahrzeuge im Hafen liefen voll Wasser und zahlreiche andere wurden von ihren Be⸗ festigungen in Monkstown Bay losgerissen und auf Strand geworfen. Die bekannte Pacht „Lady Nan“ entging nur mit Mühe und Noth dem Schicksal des Kenterns. Der Führer derselben war gezwungen, den Anker zu slippen und unter einem Sturmsegel nach dem inneren Hafen abzuhalten. Man befürchtet, daß zahlreiche Schiffsunfälle sich ereignet haben, welche erst später bekannt werden dürften.
Bern. Bei einer Besteigung des Gemmenalphorn verunglückte der Inspektor des Bernischen Kumt snsalph, S Lutz. Der 60 jährige Mann war in Begleitung mehrerer Freunde von Bern und scheint, wie die „N. Zür. Ztg.“ berichtet, in Folge von Ueberanstrengung von einer Herzlähmung betroffen worden zu örr Er fiel plötzlich zur Erde und verschied nach wenig Augen
icken.
Catania, 15. September. In der sizilianischen Stadt Ragusa, Provinz Siracusa, hat ein Luftschiffer, Namens Blondeau, wie der „Neuen Zürch. Ztg.“ geschrieben wird, an den Montes Hyblea ein trauriges Ende gefunden. Der Gemeinderath hatte den be⸗ rühmten Blondeau berufen, um der Bevölkerung das Schauspiel einer Luftfahrt bei Anlaß des Festes eines Schutzpatrons zu bieten. Sonntag, den 31. August, staute sich eine Menge von wenigstens 10 000 Köpfen, uvm dieses Schauspiel zu genießen. Leider erhob sich ein heftiger Seewind; Blondeau mußte die Fahrt auf Donnerstag verschieben. Rechtzeitig fand sich das nämliche Publikum wieder ein, wenn möglich noch zahlreicher und ungeduldiger. Blondeau zeigt sich endlich mit seinem Ballon, erkennt aber, daß auch jetzt die Winde nicht günstig sind, und will die Fahrt nicht wagen. Die erregte Menge bricht in ein unbeschreibliches Geheul aus und verlangt den Aufstieg. Niemand glaubt an störende Luftströmungen und Alle be⸗ schuldigen den Luftschiffer der Feigheit und der Wortbrüchigkeit. Selbst das Polizei⸗Kommando, der Maire, sowie alle Jene, die zur Aufrecht⸗ haltung der Ordnung anwesend sind, scheinen dem drohenden Volks⸗ willen beizustimmen, sodaß Blondeau in einer Anwandlung von ver⸗ letztem Stolz ausruft: „Wenn Ihr durchaus wollt, so reise ich!“ Sofort wurde der Ballon gefuüͤllt. Blondeau schwingt sich auf das Trapez und läßt den Ballon steigen. Die anwesende Frau und die Tochter des Luftschiffers weinen und ahnen das schreckliche Schicksal ihres verwegenen Gatten und Vaters. Nach einer bangen Minute erfaßte der rasende Wind den schwachen Ballon und trieb ihn gegen die Berge, wo er am sogen. Goldenen Horn zerschellte. Der Luftschiffker kam um. Die Zuschauermenge verfiel nun aus der Stimmung des Unmuths in die Gefühle des Mitleids und des Ent⸗ setzens. Blondeau wurde feierlich von den Arbeitervereinen und Gemeinderäthen zur letzten Ruhestätte begleitet; es fehlten auch zwei .“ nicht, noch eine Menge Volkes aus Ragusa und Um⸗ gegen 8
.Steckbriefe und hines t imge. ascen. .Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl. .Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. Verloosung, Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen Papieren.
Oeffentlicher Anzeiger.
.Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. .Berufs⸗Genossenschaften.
.Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften. .Wochen⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken. .Verschiedene Bekanntmachungen.
1) Steckbriefe
§. 472 der Reichs⸗Strafprozeßordnung von den
[34405] Aufgebot.
Die verehelichte Selma Hilscher, geb. Kühne, zu
[62611)
Aufgebot. Es haben 8
und Untersuchungs⸗Sachen.
[34385] Steckbrief.
Gegen den unten beschriebenen Töpfergesellen Albert Starck aus Anklam, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls im Rückfall verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts⸗Gefängniß zu Wittenburg abzuliefern.
Wittenburg, den 22. Septfember 1890. Großherzogliches Amtsgericht.
Beschreibung: Alter 39 Jahre, Größe 1,60,5 m, Haare dunkelblond, Stirn hoch, Bart, dunkler Schnurrbart, Augenbrauen dunkelblond, Augen blau, Nase spitz, Zähne gesund und vollständig, Kinn breit, Gesicht rund. Sprache hoch⸗ und platt⸗ deutsch. Besondere Kennzeichen; Narbe über der linken Schläfe.
[3438638065 Erledigt “ hat sich der gegen den Glasmachergehülfen Wilhelm Witt aus Neukrug bei Stargard unterm 17. Juni 1882 erlassene Steckbrief mit Strafvollstreckungs⸗ ersuchen Altenburg, den 16. September 1890. Herzogliches Amtsgericht. Abtheilung III. Geßner.
[29958] Oeffentliche Ladung.
In der Strafsache gegen Becken und Genossen J. I. E. 752/90 werden nachstehende Personen:
1) Matrose Robert Karl August Luis Becken, geboren am 2. März 1863 zu Altwarp,
2) Paul Heinrich Ernst Adolf Catel, geboren am 12. April 1864 zu Krugsdorf,
3) Kaufmann Richard Felix Otto Demmler, geboren am 14. Januar 1862 zu Königsberg N./M.
4) Karl August Hermann Dummert, geboren am 4. November 1867 zu Damm⸗vHast,
5) Weißgerber Albert Frank, geboren am 15. April 1867 zu Stuttgart,
6) Samuel Guggenheimer, geboren am 13. März 1867 zu Hürben,
7) Heinrich Jahr, geboren am 10. Juli 1866 zu
Lyon,
8) Knecht Karl Friedrich Albert Kaselow, ge⸗ boren am 5. Februar 1865 zu Blankenfelde,
9) Ferdinand Heinrich Friedrich Lehmann, ge⸗ boren am 25. September 1868 zu Trebbin,
10) Zimmermann Otto Ludwig Wilhelm Quad⸗ fasel, geboren am 14. Oktober 1865 zu Premnitz,
11) Bäcker Carl Otto Stamm, geboren am 6. Februar 1867 zu Belgern,
12) Karl Wilhelm Schmidt, geboren am 26. Ja⸗ nuar 1865 zu Dobrin,
13) Cornelius Sippel, geboren am 29. Mai 1867 zu Rackendorf,
14) Franz Georg Leopold Schulz, geboren am 19. Februar 1868 zu Alt⸗Rüdnitz,
15) Bäcker Johann Friedrich Wilhelm Schulz, geboren am 14. September 1862 zu Jablone,
16) Emil Karl Friedrich Volkmann, geboren am 11. März 1865 zu Ueckermünde,
17) Julius Reinhold Zickert, geboren am 19. Juli 1863 zu Limritz,
sämmtlich unbekannten Aufenthalts, deren letzter Wohnsitz oder Aufenthaltsort Berlin gewesen ist, beschuldigt, als Wehrpflichtige in der Absicht, sich dem Eintritt in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militär⸗ pflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebiets auf⸗ gehalten zu haben, .
Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 Nr. 1 Reichs⸗ Strafgesetzbuchs.
Dieselben werden auf den 29. November 1890, Vormittags 9 Uhr, vor die II. Strafkammer des Königlichen Landgerichts I. hier, Alt⸗Moabit 11 — 5 Eehhe — Saal 49, zur Hauptverhandlung ge⸗ aden.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben der An⸗ geklagten wird zur Hauptverhandlung geschritten werd d werden dieselben auf Grund d nach
betreffenden zuständigen Königlichen Kreis⸗Ersatz⸗ Kommissionen über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärungen ver⸗ urtheilt werden.
Berlin, den 22. August 1890.
Königliche Staatsanwaltschaft beim Landgericht I.
2) Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dgl.
[34401]
In Sachen der Firma C. Braun & F. Schöne⸗ mann hier, Klägerin, wider die Ehefrau des Haupt⸗ agenten Franz Luber, Jeanette, geb. Bärtling, hier, Beklagte, wegen Forderung, wird, nachdem auf An⸗ trag des Klägers die Beschlagnahme der der Be⸗ klagten gehörigen, in eins gezogenen Grundstücke, als
1) des Wilbelmithorfeldmark Blatt II. Nr. 6 auf der hohen Worth hieselbst belegenen Theilgrund⸗ stücks zu 15 a 33 qm,
2) des Wilhelmithorfeldmark Blatt III. Nr. 1I. an der Eisenbüttlerstraße hieselbst belegenen Grund⸗ stücks zu 1 a 20 qm, auf der Zeichnung mit a, b, c, d, e umschrieben, sammt darauf befindlichem Wohnhause,
zum Zwecke der Zwangsversteigerung durch Be⸗ schluß vom 6. September 1890 verfügt, auch die Eintragung dieses Beschlusses im Grundbuche am 9. September 1890 erfolgt ist, Termin zur Zwangs⸗ versteigerung auf den 30. Dezember 1890, Morgens 10 Uhr, vor Herzoglichem Amtsgerichte hieselbst, Zimmer 41, angesetzt, in welchem die 1““ die Hypothekenbriefe zu überreichen aben.
Braunschweig, 13. September 1890.
Herzogliches Amtsgericht. VI. hamm. . [34406] Bekanntmachugg.
Das Kgl. bayerische Amtsgericht Abensberg hat in Sachen der bayerischen Hypotheken⸗ und Wechselbank in München, Gläubigerin, vertreten durch R.⸗A. Pühn dortselbst, gegen die Schmiedseheleute Andreas und Barbara Seidl von Irnsing, nun unbekannten Aufenthalts, Schuldner, wegen Subhastation, Termin zur Vertheilung der Masse auf Donnerstag, den 6. November 1890, Vormittags 9 Uhr, im diesgerichtlichen Zimmer Nr. 38/I., bestimmt.
Zu diesem Termine werden die vorgenannten Seidl'schen Eheleute unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses mit ihren Einwendungen gegen den aufgestellten oder im Termine berichtigten Verthei⸗ lungsplan, die darin aufgenommenen Forderungen und die vom Verwalter gestellte Rechnung geladen.
Abensberg, 22. September 1890.
Kgl. bayr Amtsgericht. gez. Brennfleck, K. A.⸗R. 8 Zur Beglaubigung: Der Kgl. Sekretär: Etzinger.
[34408] Aufgebot. 1) Der Generallieutenant z. D. von Wussow zu Darmstadt und 2) die Wittwe Bertha Abendroth, geb. von
Hildebrandt, zu Hamburg, haben das Aufgebot und zwar der zu 1) von je einer Hälfte der Kurhessischen 40 Thaler Loose Serie 1103 Nr. 27559 II. Abtheilung, Serie 1103 Nr. 27564 I. Abtheilung, die zu 2) der Kurhessischen 40 Thaler Loose Serie 4692 Nr. 117294, Serie 5227 Nr. 130669 beantragt. Der Inhaber der Urkunden wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 16. November 1891, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer 19, an⸗ beraumten Aufgebotstermin seine Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraft⸗ loserklärung der Urkunden erfolgen wird.
Kassel, den 22. September 1890. Königliches Amtsgericht. Abtheilung I. gez. Theobald. Wird veröffentlicht:
Der Gerichtsschreiber: Friderici. d11“”
Obergrunstedt, hat das Aufgebot des vierprozentigen Hypothekenbriefes der Pommerschen Hypotheken⸗ Aktienbank Nr. 32 I. Emission Litt. B., über 1500 ℳ lautend, nebst Talon und den Zinscoupons vom 1. Januar 1887 bis 1. Juli 1893 beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 25. April 1891, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 29, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigen⸗ falls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird. Köslin, den 19. September 1890. königliches Amtsgericht.
13455—1 ¹“ Aufgebot.
Nr. 6128. Das Gr. Amtsgericht dahier hat heute folgendes Aufgebot erlassen:
Das Bankhaus Meyer & Diß in Baden⸗Baden, vertreten durch Rechtsanwalt Dr. R. Wertheimer daselbst, hat das Aufgebot der abhanden gekommenen, auf einen Betrag von 250 Gulden gestellten Aktie Nr. 685 der Schopfheim⸗Zeller Eisenbahn⸗Gesell⸗ schaft in Zell i. W. beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf Dienstag, den 7. April 1891, Vorm. 9 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Auf⸗ gebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftlos⸗ erklärung der Urkunde erfolgen wird.
Schönau i. W., 20. September 1890.
Gr. bad. Amtgericht. Der Gerichtsschreiber: Feuerstein
[34404. Aufgebot.
Der Rittergutspächter Albert Wettberg zu Wehnde (Kreis Worbis) hat das Aufgebot der Lebens⸗Versiche⸗ rungs⸗Polize Nr. 76 884 D. der Allgemeinen Assekuranz in Triest (Assicurazioni Generali) vom 12. April 1870 über 500 Thaler beantragt.
Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 31. März 1891, 10 Uhr Vormittags, vor dem unterzeichneten Gericht anberaumten Termin seine Rechte anzu⸗ melden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung derselben erfolgen wird.
Elze, den 20. September 1890. “
Königliches Amtsgericht. I.
[5828] Aufgebot.
Die Wittwe Johanna Christiane Pruefer zu Posen hat das Aufgebot des für sie unter dem 8. Oktober 1877 ausgestellten, über 300 ℳ lautenden Re⸗ zeptionsscheines Nr. 2838 zum Sterbekassen⸗Renten⸗ Verein für die Provinz Posen zu Posen beantragt.
Der Inhaber dieses Scheines wird deshalb auf⸗ gefordert, bei dem unterzeichneten Gerichte spätestens in dem auf den 13. November 1890, Vormit⸗ tags 11 ½ Uhr, im hiesigen Amtsgerichtsgebäude, Wronker Platz Nr. 2, Zimmer Nr. 18, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und den Rezeptionsschein vorzulegen; widrigenfalls Letzterer für kraftlos erklärt werden wird.
Posen, den 19. April 1890.
Königliches Amtsgericht. Abtheilung IV.
[5822] Aufgebot.
Die verwittwete Frau Kreisrichter Roennspieß hier und der Arbeiter Harmel zu Abbau Mehlaast, Erstere als Vormund der Anna Roennspieß, Letzterer als solcher der Martha Harmel, haben das Aufgebot der auf den Namen ihrer Mündel ausgestellten, auf 302,46 ℳ bezw. 155,90 ℳ lautenden Sparkassen⸗ bücher der Sparkasse des Kreises Dt. Krone hier, Nr. 9455 bezw. 13 319, beantragt. 8 Die Inhaber der bezeichneten Sparkassenbücher werden aufgefordert, spätestens in dem auf den 14. November 1890, Vormittags 10 Uhr, anberaumten Aufgebotstermine ihre Rechte anzu⸗ melden und die Bücher vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung derselben erfolgen wird. Dt. Krone, den 19. April 1890.
1) die ledige Karoline Zimmermann aus Oetters⸗ dorf, d. Zt. in Burkersdorf, und
2) die Pauline, verehel. Gutsbesitzer Kolbe, geb. Zimmermann, daselbst
das Aufgebot folgender Urkunden:
a. des für Karoline Zimmermann in Oetters⸗ dorf ausgestellten Schuldbuchs der Fürstl. Sparkasse in Schleiz, Nr. 26 285 mit einem Guthaben von 138,09 ℳ, und
. des für Pauline Zimmermann in Oetters⸗ dorf ausgestellten Schuldbuches derselben Sparkasse, Nr. 26 284 mit einem Guthaben
voon 138,09 ℳ beantragt. Die Inhaber dieser Urkunden werden aufgefordert, spätestens in dem auf Mittwoch, den 15. Oktober 1890, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 1, anberaumten Aufgebotstermine ihre Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, widrigen⸗ 6- die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird. 1
Schleiz, den 16. Januar 1890.
Fürstliches Amtsgeri
Weißker.
[32906] Aufgebot. G
Die Sparkassenbücher der städtischen Sparkasse zu Unna Nr. 14880 über 57,95 ℳ und Nr. 17519 über 18,48 ℳ, ausgefertigt für den Bahninvaliden Ludwig Bruch zu Unna sind angeblich verloren ge⸗ gangen und sollen auf den Antrag der Wittwe und Erbin des am 21. Februar cr. verstorbenen Eigen⸗ thümers, Mathilde, geb. Potthoff, zu Kessebüren zum Zwecke der neuen Ausfertigung amortisirt werden.
Es werden daher die Inhaber der Bücher auf⸗ gefordert, spätestens im Aufgebotstermine den 3. April 1891, Vormittags 11 Uhr, bei dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 16, ihre Rechte anzumelden und die Bücher vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung derselben erfolgen wird
Unna, den 12. September 1890. 8
Königliches Amtsgerich
[26912 Aufgebot. 1““
Der Rittmeister a. D. Forst zu neralbevollmächtigter für den Betrieb des von dem Rentner W. A Securius bei Düdelsheim, Bezirk Büdingen, gepachteten Basaltwerkes, vertreten durch Rechtsanwalt Justizrath Dr. Siebert zu Wiesbaden, hat das Aufgebot eines ihm von Wilhelm Dilger aus Frankfurt a./M. übersandten und später verloren gegangenen Checks der Frankfurter Gewerbebank, laut welchen der Vorschußverein, Eingetragene Genossen⸗ schaft, dahier angewiesen war, an Wilhelm Dilger oder Ueberbringer 969 Mark zu zahlen, beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 25. Februar 1891, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Ge⸗ richte, Marktstraße Nr. 1, Zimmer Nr. 15, anbe⸗ raumten Aufgebotstermin seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftlos⸗ erklärung der Urkunde erfolgen wird.
Wiesbaden, den 17. Juli 1890. (L. S.) Königliches Amtsgericht. VI
[34402] Aufgebot. 5 „Auf Antrag der Handlung J. Brüning et Sohn in Langendiebach bei Hanau wird der Inhaber des angeblich verloren gegangenen Wechsels d. d. Leipzig, den 14. Juni 1890, zahlbar am 1. Juli 1890, aus⸗ gestellt von Ferdinand Huhle in Leipzig, zahlbar an eigene Ordre, acceptirt von Otto Goede zu Königs⸗ berg in Preußen, in blanco girirt, lautend über 143 ℳ 75 ₰, hierdurch aufgefordert, sein Recht auf diesen Wechsel spätestens im Aufgebotstermin den 10. April 1891, Mittags 12 Uhr, bei dem unterzeichneten Gerichte — Zimmer 62 — anzumelden und den Wechsel vorzulegen, widrigen⸗
‚falls die Kraftloserklärung desselben erfolgen wird.
Königsberg, den 19. September 1890. Königliches Amtsgericht. Abtheilung VIII.
Königliches Amts ericht