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z, lönne Kaiser Wilhelm nirgends eine größere Herzlichkeit ent.⸗ ngebracht werden, als in Wien, das denselben im Namen des n Reichs freudig begrüße, als treuen Freund des österreichischen srg. wegecgenszelben als Träger der Zukunft des engverbün⸗
Deutschen Reichs. „Die Wiener „Presse“ sagt, der Umstand, daß alle densfeindlichen Stimmungen vor dem unerschütterlichen sammenhalten der Friedensliga, vor der pflichttreuen ernsten z groß angelegten Waffenbereitschaft der verbündeten Mächte tulirten, kapituliren mußten, gebe ohne jeden besonderen mentar den Völkern die Zuversicht, daß die jetzige Mon⸗ ibegegnung ihnen zum Heile, der friedlichen Arbeit zum
e gereichen werde. 1 Oesterreich fühle, daß der
as „Vaterland“ sagt, 8. ndschaftsbund der Reiche, welche Jahrtausende sich Fs
„ nahe standen, ein Mittel sein werde, um; p funde unablässiger . welche Europa einem Jahrhundert heimsuche, endlich ein Ende bereiten; dazu bedürfe es bei denen, in welchen man die gner des Bündnisses argwöhnen zu müssen glaube, der laren Einsicht, daß das Bündniß durch keine Erinnerung der ergangenheit jemals gestört, gelockert oder gar gesprengt den könne. Die „Neue Freie Presse“ führt aus, der Deutsche gfer komme als treuer Bundesgenosse, als Hüter des Frie⸗ ‚und als solchem schlage ihm das Herz des Volkes entgegen. Die Begeisterung Wiens werde der Wider⸗ der Toaste in Gravenstein, der Ansprachen auf dem schen Manöverfelde, werde die Uebersetzung in die Sprache Colkes sein. . benso bringen auch die meisten heutigen Pester ster anläßlich der Ankunft Sr. Majestät des Kaisers jelm sympathische Artikel, in welchen sie Se. Majestät den Freund des Kaisers von Oesterreich und als Bundes⸗ seen der österreichischen Monarchie begrüßen, dem in der
Kaiserstadt ein Empfang bereitet werde, wie nie einem hen Monarchen. 1
A
Rach einem aus Sansibar eingetroffenen telegraphischen st des Kaiserlichen General⸗Konsuls haben die Namen Witu Getödteten bis jetzt noch nicht genau festgestellt können. Die Gereiteten sollen der Ingenieur chel aus Kitzingen und der Holzschläger Heßler aus rg sein. egenüber den Nachrichten über die angebliche Be⸗ pfung der deutschen Flagge durch den Engländer ison ist Folgendes amtlich festgestellt: Thomson, Agent itisch⸗ostafrikanischen Gesellschaft, hat vor einiger Zeit nlich in dem der Deutsch⸗ostafrikanischen Gesellschaft zen Gebiet bei Witu eine von deren Beamten gene deutsche Flagge eingezogen. Der Gouverneur Ingkischen Gesellschaft Sir Francis de Winton rauf die Bestrafung des Thomsvon eintreten lassen; so⸗ M als auch der englische General⸗Konsul in San⸗ ben über biesen Vorfall amtlich ihr Bedauern ausge⸗ In. Seitens des deutschen General⸗Konsuls ist darauf inverständniß mit der Vertretung der Deutsch⸗oöst⸗ ischen Gesellschaft in Sansibar d schenfall als bei rrachtet wordben.
Durchlaucht der Fürst zu Bentheim und Stein⸗ eneral⸗Lieutenant à la suite der Armee und erbliches des Herrenhauses, ist am 28. d. M. zu Burgsteinfurt
Vie aus Washington, 30. September, gemeldet wird,
unmehr auch der Senat den Bericht der Tarif⸗Konferenz igt und die Tarif⸗Vorlage mit 33 gegen 27 Stimmen
ünchen, 30. September. Zur Feier des Allerhöchsten festes Sr. Majestät des Königs waren heute,
Illg. Ztg.“ schreibt, die Thürme, die Königlichen ben Gebäude, die Kasernen ꝛc. beflaggt. Um
in der St. Michaels⸗Hofkirche Festgottesdienst für .Hatt. Im Presbyterium hatten sich eingefunden die ge Ludwig und Max Emanneb, die gesammte reität, die fremden Militär⸗Attachés, während im Schiff enstfreie Offizier⸗Corps, die Leibgarde der Hartschiere ie Kriegsschule Platz genommen hatten. Während rom Propst des Hofstiftes zu St. Cajetan, geist⸗ Rath von Türk celebrirten Pontifikalamts brachten vereinigten Militärmusiken die D-dur⸗Messe von zur Aufführung. Nach beendigtem Gottesdienst
im die Truppen mit klingendem Spiel nach ihren men zurück. Um die gleiche Stunde hielt Kirchen⸗ Feez in der protestantischen Matthäus⸗Kirche liturgischen stesdienst ab, welchem die Staats⸗Minister Freiherr von heim und Freiherr von Riedel, General⸗Direktor Schnorr Larolsfeld, Polizei⸗Direktor Freiherr von Welser, 2. Vor⸗
des Gemeinde⸗Kollegiums, Kommerzien⸗Rath Hänle,
een protestantischen Mitgliedern der städtischen Kollegien, iiche Offiziere und Staatsbeamte in großer Uniform er protestantische Theil der Garnison anwohnten. Um AUr begann im Dom das vom Erzbischof von Thoma üurte Hochamt, welchem die Staats⸗Minister Freiherr Leonrod und von Müller, die obersten Hoschargen, die liere Sr. Majestät des Königs, Mitglieder des diplo⸗ schen Corps, Staatsräthe, die Chefs der obersten Justiz⸗ Verwaltungsbehörden, zahlreiche Staatsbeamte aller
rts in Uniform, dann die Bürgermeister von nmayer und Borscht mit den städtischen Kollegien AUmtstracht, sowie viele sonstige Andächtige an⸗ ien. Um die gleiche Stunde fand in der Theatiner⸗ iche ein vom Stiftsdekan Babel celebrirtes Hochamt statt, lchem sich die hier anwesenden Prinzessinnen eingefunden
1. In allen übrigen katholischen Stadtpfarrkirchen, in der holischah Kirche und in der Synagoge wurde der Tag Festgoktesdienste begangen. In der Schloßkapelle zu ien ried celebrirte der Floßgeistlich⸗ Buchele eine Messe die Schloßbewohner. Die Mannschaft der Garnison Menagezula die Wachen zogen in Parade⸗
Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent begab sich gestern Morgen mittels Sonderzuges nach Reichen all und von dort zu Wagen nach Berchtesgaden. Am Sonntag, 5. Oktober, wird der Prinz⸗Regent dem Central⸗Landwirth⸗ schaftsfest auf der Theresienwiese im Königszelt anwohnen.
Denjenigen Staaten, welche in Berlin ein eigenes Ge⸗ sandtschaftshotel besitzen, wird in Kurzem das Königreich Bayern hinzutreten. In der Voßstraße geht das betreffende Gebäude, dessen Entwurf vom Baurath Heyden herxührt, der Vollendung entgegen. Die schöne Sandsteinfront ist im Ba⸗
rock⸗Styl gehalten. Sachsen.
Dresden, 30. September. Das „Dresd. Journal“ ver⸗ öffentlicht eine vom 29. d. M. datirte Bekanntmachung der Königlichen Zoll⸗ und Steuer⸗Direktion, die Errichtung eines Nebenzollamts II. Klasse in Untersachsenberg betreffend. 8 6 v 8
Karlsruhe, 302 September. Vorgestern Mittag gegen 1 Uhr traf Se. Königliche Hoheit der Großherzog in Karls⸗ ruhe mit dem jüngsten Sohne des Großfürsten Michael ein, welcher sich zum Besuch bei Sr. Großherzoglichen Hoheit dem Prinzen Karl begab. Bald nach 2 Uhr nahm Se. Königliche Hoheit den Vorbeimarsch des Festzuges der Leib⸗ Grenadiere vom Balkon des Hauptportals des Großherzoglichen Schlosses entgegen. Um 6 Uhr begab sich Höchstderselbe in die Festhalle, um der dort aus Anlaß der vor zwanzig Jahren erfolgten Einnahme von Straßburg veranstalteten Feier anzu⸗ wohnen (über welche bereits in Nr. 234 d. Bl. kurz berichtet wurde). Die bei dieser Gelegenheit von dem Großherzog ge⸗ haltene Ansprache lautete nach der „Karlsr. Ztg.“ ausführ⸗ licher ungefähr folgendermaßen: 18
Meine lieben Freunde! Ich danke Ihnen Allen, daß Sie Mich in dieser freundlichen und liebevollen Weise hier empfangen haben. Ich scheide von Ihnen in der Zuversicht, daß nicht nur diese Bilder aus alter Zeit ihren Eindruck machen werden, sondern Ich bin über⸗ zeugt, daß Sie auch diese ehrenvolle Vergangenheit hochzuhalten wissen. Ich weiß, daß es in Ihrem Herzen stebt, die vv hochzu⸗ halten, hochzuhalten die Zeiten, die uns groß gemäͤcht haben. Tragen Sie diesen Geist in Ihre Heimath zurück, und verbreiten Sie ihn da, wo Sie zu wirken haben. Uebertragen Sie ihn auf die Jugend, übertragen Sie ihn insbesondere derart, daß noch viele Generationen an die große Zeit sich erinnern werden, wenn es nur noch Geschichte ist, damit sie die ganze Kraft in sich ausnehmen, die aus dieser Zeit auch auf uns übergegangen ist. Ich scheide von Ihnen, Meine Freunde, mit dem Gruße, mit dem wir uns immer wieder begegnen werden, als treue, badische Soldaten, als treue, deutsche Männer; es ist der Gruß, der sich in dem Rufe ausdrückt: Hoch und immerdar hoch lebe unser deutsches Vaterland! Aber insbesondere rufe Ich freudig boch, daß wir einen Deutschen Kaiser besitzen, dem wir unsere Huldigung darbringen. Ich fordere Sie auf, das dreimalige Hurrah hören zu lassen, mit welchem Alt und Jung auch die Wassen ergreifen und jederzeit bereit sein werden, für das Deutsche Reich, für Kaiser und Vaterland einzutreten. Ein dreimaliges Hurrah Kaiser Wilbelm II.! . 1
Brausender Jubel erscholl nach dieser Aufforderung, der freudigst Folge gegeben wurde. Erst gegen 8 Uhr verließ Se. Königliche Hoheit die Versammlung und kehrte um 9 ½ Uhr nach Baden⸗Baden zurück. —
Gestern 1.2-. . empfingen die Großherzoglichen Herr⸗ schaften den Besuch der beiden Prinzen von Coburg⸗ Braganza. Ferner trafen gegen 1 Uhr zum Besuch auf, Schloß Baden ein: Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Karl und Höchstdessen Gemahlin Gräfin Rhena aus Karlsruhe sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroß⸗ herzogin aus Freiburg, Höchstwelche den heutigen Erinne⸗ rungstag zum Gedächtniß der Hochseligen Kaiserin Augusta daselbst zubringen wollen. — Wie „W. T. B.“ meldet, richtete der Großherzog an den Staats Minister Dr. Turban ein Handschreiben, in welchem der Großherzog an die Wiederkehr des Geburtsfestes der Kaiserin Augusta, als des ersten Jahrestages nach deren Heimgange, anknüpft; derselbe lasse ihn wünschen, dem Gedächtniß dieser großen Fürstin einen bleibenden Ausdruck zu geben. Wie das ganze Leben der Hochseligen Frau dem Wohlthun ge⸗ widmet gewesen, so habe die Kaiserin auch dem Aufblühen Baden⸗Badens ihr ganzes Interesse geschenkt und von dem neuen Frauenbad die schönsten Erfolge erhofft. Zum Denkmal des treuen Andenkens bestimmt der Großherzog, daß das
Frauenbad den Namen „Kaiserin Augusta⸗Bad“
erhalte Hessen.
Darmstadt, 30. September. Sicherem Vernehmen der „Darmst. Ztg.“ zufolge, wird Se. Königliche Hoheit der Großherzog am 2. k. M. von Ilinskoe abreisen und am 5. Abends hier wieder eintreffen.
.“ Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 30. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist laut einem Telegramm der „Meckl. Nachr. am 27. d. M. nach angenehmer Seereise in Neapel ange⸗ langt und wird daselbst einige Tage verbleiben. Das Wetter war schön und das Befinden dementsprechend besser. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin⸗Mutter leidet seit einiger Zeit an den Folgen eines nervösen Zufalls, welcher noch eine gewisse körperliche Mattigkeit zurück⸗ gelassen hat. Im Uebrigen ist die Besserung bereits gut fort⸗
Zeit in freier Luft aufhalten. Braunschweig. Braunschweig, 1. Oktober. Nr. 53 der „Gesetz⸗ und Verordnungs⸗Sammlung“ veröffentlicht das Patent, die Landeshoheit über die durch den Staatsvertrag vom 18. September 1889 vom Königreich Preußen an das Herzogthum Braunschweig abgetretenen Ge⸗ bietstheile und deren Vereinigung mit dem Herzogthum
betreffend. 1
8 Waldeck. Arolsen, 9. September. Im Fürstenthum haben in den jüngsten Tagen die Neuwahlen zum Landtage statt⸗ gefunden. Dieselben sind, nach dem „Hann. Cour.“, durchweg regierungsfreundlich ausgefallen.
Oesterreich⸗Ungarn. 1“
geschritten, und kann Ihre Königliche Hoheit sich täglich längere
Perron des Nordwest⸗Bahnhofes eine Ehren⸗ den Namen des Königs von Sachsen Fegihsntes 3₰ Fuß aufgestellt. ächsische Gesandte 2 — X“ Erzherzog Carl Ludwig, welcher den König begrüßte, dem .Bande des sächsischen Hausordens der Rautenkrone, während der König von Sachsen reichischen Dragoner⸗Regiments und das Band des Groß⸗ kreuzes des Stephan⸗Ordens angelegt hatte.
König den Feldmarschall⸗Lieutenant Lobkowitz zum Ko. mandanten des 4. Corps und den kom⸗ mandirenden General in
Nemethy Divssion in Krakau ernannt und die Versetzung des Komman⸗
danten der Kavallerie⸗Truppen⸗Division in marschall⸗Lieutenants Theodor Galgoczy, in Eigenschaft zur 35. Truppen⸗Division angeordnet.
Zeitra
scadron des tragenden Dragoner⸗ Zum Empfang waren der sowie der Brigade Commandeur Boethmer
trug österreichische Generals⸗Uniform mit die Uniform seines öster⸗
Nach dem Ab⸗
schreiten der Ehren⸗Escadron, deren Musik die sächsische Hymne
in⸗ suhr der König von Sachsen zur Rechten des Erz⸗ herzogs Carl Ludwig nach Schönbrunn, wo er von dem Oberstküchenmeister Grafen Wolkenstein empfangen und in seine Zimmer geleitet wurde.
Außer Ihren Majestäten den Kaisern Wilhelm und
Franz Joseph und dem Könige von Sachsen, Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Großherzog von Toskana 8 Pri Leopold von Bayern werden an den Hofjagden in Mürzsteg theilnehmen: Schillingsfürst, Graf von Meran, FZM. von Beck, General⸗Adjutant Graf Paar, General von Wedel, Leibarzt Dr. Leuthold und drei Adjutanten.
dem Prinzen
und Sr. Königlichen Hoheit Hohenlohe⸗
Oberst⸗Hofmeister Prin u 88 MI. Püuͤckler, der
Hof⸗Marschall
Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden
ist incognito hier eingetroffen, gedenkt mehrere Tage hier zu verweilen und wird sich sodann nach Egypten begeben.
Nach dem „Militär⸗Verordnungsblatt“ hat der Kaiser und 8 Prinzen Rudolf
Pest, General⸗Major Au gust zum Kommandanten der Kavallerie⸗Truppen⸗
Krakau, Feld⸗ gleicher
Großbritannien und Irland.
London, 30. September. Die Königin von Ru⸗
mänien besuchte, der „Allg. Corr.“ zufolge, vorgestern in Begleitung Lord und Lady Mostyn’s das Sahib Nicoll⸗ Hospital in Llandudno. Gestern wohnte Ihre Majestät einem Kinderfest im „Glücklichen Thale“ bei.
Lord Salisbury wird der am 18. November in Liver⸗
pool stattfindenden Versammlung konservativer Ver⸗ eine nicht beiwohnen. Die Hauptrede wird der irische Ober⸗ Sekretär Balfour . dagegen in Rawtenstall am 19. November sich über die politische Lage verbreiten.
halten. Der remier⸗Minister wird
Der neue Lordmayor Josef Savory, welcher gestern,
am für das am 9. November beginnende neue
Amtsjahr gewä ist Cl b B. Savory & Sons. Er ist ein Konservativer und gehört
der anglikanischen Kirche an.
Iit wurde, ist Chef der Goldschmiedefirma A.
Nach dem Bericht des Schatzamts haben die Ein⸗
nahmen im Halbjahr vom 1. April bis 30. September d. J. 41 377 676
Pfd. Sterl. betragen, d. h. ein Mehr von 1 679 399 Pfd. Sterl. gegenüber den Einnahmen in demselben Vorjahres ergeben.
8
3 Frankreich. . Paris 1. Oktober. Der Kaiser von Brafilien ist, wie „W. T. B.“ meldet, zu längerem Aufenthalt hier ein⸗
etroffen. “ d bee Erzherzogin Elisabeth von Oesterreich ist Sebastian abgereist.
stern Abend nach San is 85 Der v— zufolge hat der Kaiser von Ruß⸗ land das Schiedsrichteramt in der Frage der zwischen Frankreich und den Niederlanden streiti abietst- ile in Guayana angenommen. Italien. b om, 30. September. Die „Riforma“ erklärt, da die 8 den Zeitungen enthalienen (von dem „Reichs⸗ u. Staats Anz.“ aber bisher nicht erwähnten) über ein nterview St. Cdre’s mit dem inister⸗Präsidenten Tre9n sehr grobe Unrichtigkeiten enthalten und in den meisten Punkten sogar sehr wesentlich von der Wahrheit abweichen. “ Portugal. Lissabon, 30. September. Der König machte heute im Parke des Schlosses Cintra einen Spaziergang und empfing später Martens Ferrao, welcher auch vom König zum Diner geladen wurde. Martens Ferrao hat, wie „W. T. B. meldet, den Auftrag zur Bildung eines neuen Ministeriums üͤbernommen und wird, wie es heißt, das Porteseuille des Aeußeren —2 Graf Casal Ribeiro wird als Minister des Innern genannt. Bei den enitpelvahlen in Goa (Portugiesisch⸗
ierungs⸗Partei den Sieg davongetragen. 1 edoch noch immer große Aufregung in der Stadt und sort⸗ gesetzt werden unter den Führern der Volkspartei Verhaf⸗
tungen vorgenommen. Schweiz.
Bern, 30. September. Der Ständerath hat, dem EEB. g.. N. mit 19 gegen 1 Stimme das Aus⸗ lieferungsgesetz in der vom Bundesrath vorgeschlagenen Fassung angenommen. Der Nationalrat setzte heute die gestern begonnene Berathung der Tessiner Angelegen⸗ heiten fort.
Belgien. üt -
Brüssel, 1. Oktober. Das Wahlbündniß, welche die Lige ö gemäßigten Liberalen mit der 2 der fortschrittlichen Liberalen für die 8228189u wahlen abgeschlossen hatte, ist, dem „W. T. B.“ zufolge, aufgelöst, weil die liberale Association in ihre Listen zwei sozialistische Kandidaten aufnahm, welche ihre Unter⸗ stützung annahmen, gleichzeitig jedoch ihr sozialistisches Pro⸗ gramm unverändert aufrecht erhielten.
1 1 D 6
ntinopel, 30. September. Admiral Duperré,
der eeee des französischen Mittelmeer⸗Geschwaders, ist, einem Wolfs'schen Telegramm zufolge, an Bord des Dampfers „Forbin“, begleitet von dem Dampfer „Vautour“ mit 120 Offizieren, hier eingetroffen und in den Dardanellen Namens des Sultans von Izzet
Wien, 1. Oktober.
1
von Sachsen war, wie „W. T. B.“ meldet, auf dem
7 1
Anläßlich der Ankunft des Königs
Pascha auf der Kaiserlichen Jacht „Izzedin“ empfangen
“
schiffungen der letzten Woche von
do. von Kalifornien und nach anderen Häfen des Kontinents 16 000 Qrts.
8 Aktiengesellschaft
Indi at, einem Telegramm des „R.⸗B.“ zufolge, die Re⸗ Indien) hat, eine g v Thomas ecingetroffen.
Es herrscht
„Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand.
Herder den jungen Goethe mit Shakespeare’'s Werken bekannt
worden. Admiral Duperrés gedenkt fünf Tage hier zu
verweilen.
F
Dänemark.
Kopenhagen, 30. September. Bei den heutigen Wahlen zum Landsthing wurden, wie man dem „W. T. B.“ berichtet, auch zwei soziald emokratische Kandidaten S.-,59 Es ist das erste Mal, daß Kandidaten dieser Partei Sitze in der Ersten
dänischen Kammer erhielten.
Amerika.
BVereinigte Staaten. New⸗York, 29. September. Die Vertreter der deutschen Eisen⸗ und Hüttenleute sind hier eingetroffen, um den Sitzungen des amerikanischen öb der E1“ sowie dem internationa
ongreß des englischen Iron⸗ and Steel⸗Institute beizuwohnen,
und wurden, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, bei der Ankunft
von dem Vorstande herzlich begrüßt.
Argentinien. Aus Buenos⸗Aires vom 30. Sep⸗ tember meldet „W. T. B.“: Eine gestern in La Plata stattgehabte Versammlung der Union civica, die nicht zahlreich besucht war⸗ verlief ruhig. Dr. Klaza begiebt sich am 1. Oklober in finanzieller Angelegenheit nach London. Die Lage in den Provinzen ist gegenwärtig eine sehr
uhige. Asien.
Japan. Yokohama, 30. September. Die Auf⸗ regung der Bevölkerung über die Frage der Revision der Verträge, bei welcher es sich hauptsächlich darum handelt, ob die Ausländer der “ der japanischen Gerichte unterstehen sollen, nimmt, laut Meldung des „R. B.“, noch zu. Neuerdings sind Droh⸗ briefe an den Vorsitzenden der Versammlung der Ausländer vom 11. September gerichtet worden.
Afrika.
Nach einem Bericht des Kommandanten S. M. Kr. „Habicht“, Korv.⸗Kap. Burich, verändern sich die Wasser⸗ tiefen in der Walfischbucht fortwährend, und findet man jetzt schon auf 1 ½ Seemeilen Entfernung vom Lande nur noch 6 m Wasser. Die die Bucht bildende Halbinsel ist an einer Stelle bereits ganz fortgespült, ind die Tiefen an dieser Stelle noch so gering, daß selbst Booten die Passage unmöglich ist.
Handel und Gewerbe.
Wie die „Rhein. Westf. Ztg.“ berichtet, gestattet der günstige Abschluß des Bochumer Vereins für Bergbau und Guß⸗ stabl⸗Fabrikation, die Savona Aktien mit nur 40 % ihres Nominalwerthes in die Bilanz einzustellen und bei angemessenen Ab⸗ schreibungen eine 10 % ige Dividende zu vertheilen. Die Unter⸗ bilanz des Savona⸗Werkes in Folge der bekannten Finanzkrise beträgt nahezu 800 000 ℳ Die Bestelluagen des Bochumer Vereins selbst stellen sich beute auf 90 000 t gegen 65 000 am 1. Juli.
Frankfurt a. M., 30. September. (W. T. B.) Die Stadt⸗ verordneten⸗Versammlung hat beschlossen, eine Anleibhe Litt T. von 12 Millionen Mark zu 3 ½ % aufzunehmen. Die Tilgun derselben soll am 1. Juni 1896 mit mindestens 1 % jährlich deb den zuwachsenden ersparten Zinsen beginnen.
Aachen. 1. Oktober. (W. T. B.) Die Generalversamm⸗ U. des Eschweiler Bergwerksvereins genehmigte die vor⸗ eeschlagene Dividende von 11 ½ % Der Ueberschuß in den Monaten Juli und August d. J. betrug 546 819 ℳ gegenüber einem solchen von 322 553 ℳ in denselben Monaten des Vorjahres.
Lerpzig, 30. September. (W. T B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. Plata. Grundmuster B. pr. Okrober 4,80 ℳ, pr. November 4,80 ℳ, pr. Dezember 480 ℳ pr. Imuar 4.72 ½ ℳ, er Februar 4,65 ℳ, pr. März 4,60 ℳ pr. Avril 4,60 ℳ vpr Mai 460 ℳ, pr. Juni 4,60 ℳ, pr. Juli 4,60 ℳ — Umsatz
15 000 kg. Schwach. (W. T. B.) Wollauktion.
London, 30. September. Preise sest und unverändert.
An der Küfte 4 Wetzenladungen angeboten.
Manchester, 30. September. (W. T. B.) 12r Water Talor 7 ¼, 30r Water Taylor 9 ½, 20r Water Leigh 8 ½, 30r Water Clayton 9, 32r Mock Brooke 9, 40 9 Mayoll 9 ⅛⅜, 40 x Medio Wilkinson 10 ¾, 32c Warpcops Lees 8 ⅛, 36r Warpcops Rowland 9 ¼, 4-c- Double Weston 10, 60r Double courante Qualität 12 , 32“* 116 pds 16 % 16 grer Printers aus 321/46r 176. Stramm
New⸗York, 30. September. (W. T. B.) Weizen ⸗Ver
8 den atlantischen Häfen der⸗
Bereinigten Staaten nach Großbritangien 7000, do. nach Frankreich 7000, do. nach anderen Häifen des Kontinents 11 000, Oregon nach Geoßbritannien 21 000 do.
111“
—1 Oklober. Der Werth der in der verzangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 10 247 772 Doll egen 8 189 648 Doll. in der Vorwoche. 8 8
Verkehrs⸗Anstalten. Hamburg, 30 September. (W. T. B.) Der Postdampfer Australta“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfabrt⸗ ist, von Hamburg kommend, heute in St.
London, 30. September. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer
Roman“ ist gestern von Capetown auf der Heimreise abgegangen.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus. Gestern Abend gelangte auf der Königlichen Bühne die „Geschichte vottfrieden's von Berlichingen mit der eisernen and, dramatisirt“ zur ersten Aufführung. Bis jetzt pflegte the’s zweite Bearbeitung dieses Stoffes, welche unter dem Titel 8 Ein Schauspiel“ uerst im Druck erschien, den Darstellungen auf der Bühne zu Grunde gelegt zu werden. Im Gaazen aber existiren be⸗ kanntlich drei dramatische Bearbeitungen der „Geschichte Gott⸗
frieden’s oder Götzen’s von Berlichingen“ von Goethe. Um von der
Entstehung der ersten Bearbeitung, welche schon in das Jahr 1771
fällt, in eine Zeit also, zu welcher der Dichter erst 22 Jahre zäblte, ein rechtes Bild zu gewinnen, muß man Lebensführung, innerlich und äußerlich, vor die Augen rücken; denn bei Goethe kann man vom Beginn bis zum Schluß seines dichterisch n Schaffens wie kaum bei einem anderen Dichter genau die Ge⸗
sich des Dichters damalige
wöhnung verfolgen, nur das selbst Erlebte oder selbst Empfundene
künstlerisch m gestalten. So fallen die äußeren und inneren An⸗
egungen, welche den jungen Dichter gerade diesen Stoff in gerade ieser Form zur Verar beitung wählen ließen, in die Zeit des Straß⸗
burger Aufentbalts. Die dichterische Ingend Deutschlands fing an, der Fesseln des Altgewohnten, Althergebrachten, des
Zwanges der Einheit von Zeit, . welche den französischen Dramen ihr desonderes Gepräge verlieh, müde zu werden. Als
rt und Handlung,
wie ein den
wirkten diese
Funke in ei wen hegeisterung für einem Pulver
achte, großen Briten lohte in
aß;
bellen Flammen empor; Goethe's ganze Lebensweise im Kreise seiner damaligen Freunde athmete Ungebundenbeit; vor allen Dingen brach das nationale Selbstgefühl, die deutsche Empfindung durch und fand in der Geschichte des biederen Ritters Gottfried, welche Goethe damals in die Hände fiel, einen Widerhall. Der gegen alle Regeln und Gesetze sich auflehnende und doch dem Kaiser mit rührender Treuhberzigkeit ergebene Ritter erschien ihm als Bild der eigenen gährenden Jugend. Die Freude, das Wohlgefallen an der Gestalt des Götz wurde noch vertieft durch die örtliche Umgcbung, die alter⸗ thümlichen Gebäude Straßburgs, besonders des Münsters, dessen Anblich ihn begeisterte; Alles versetzte den jungen Goethe in die unruhige Zeit des Mittelalters zurück. Da entsyrang der Gedanke, den, Gäötz⸗ zu dramatisiren; ausgeführt wurde dieser Gedanke freilich erst in Frankfurt; in „Wahr⸗ beit und Dichtung“ kommt Goethe wiederholt auf die Entstebung des ersten Entwurfs, wie er auf das Andrängen seiner Schwester Cornelie in sechs Wochen fertig gestellt wurde, zu sprechen; er macht da auch Mittheilungen über die neuen Personen, welche er in die Dichtung verwoben hat, und welche zum Theil Anklänge an Personen enthalten, die ihm in Straßburg nahe standen; so sind in der sanften Marie die Züge der lieblichen Friederike Brion zu erkennen, und die schlechte Figur, welche ihr treuloser Liebhaber Weislingen spielt, möchte wohl das Resultat reuiger Betrachtungen sein, welche der Dichter selbst in Bezug auf sein Verhalten zu Friederike empfand; in Franz Lerse wollte er dem Namen eines beliebten Straßburger Tischgenossen, welcher sich stets auf eine so würdige Art zu subordiniren weiß“, ein Denkmal setzen.
Daß diese erste Arbeit alle Theatergrenzen überschritt, sah Goethe selbst ein, und darum folgte diesem ersten Entwurf bald der zweite, welcher als „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel“ 1773 dem Druck übergeben wurde. Adelbeid von Wall⸗ dorf und ihre Liebeshändel, welche in der ersten Handschrift im vierten und fürften Akt das hervorragendste Interesse in Anspruch nehmen, tritt hier wieder vor der Figur des Göͤtz zurück. Das Drama wurde vom Publikum, als der Erstling der romantischen Schule, welche die Sturm⸗ und Drangperiode erzeugte, mit mächtiger Begeisterung aufgenommen; daß auch das Ausland daran Theil nahm, wurde von Goethe mit hoher Freude begrüßt, und aus dem Jahre 1826 finden wir eine im „Globe“ erschienene, von Goethe zum Theil selbst über⸗ setzte Rezension, welche die ins Französische übertragenen dramatischen Werke Goethe’s betrifft. Doch auch in solcher veränderten Gestalt erschien dem Dichter das Schaufpiel für die Aufführung noch nicht völlig zu genügen; und als der „Götz“ 1804 dem Revpertoire des Weimarer Theaters eingefügt werden sollte, entschloß er sich unter Schiller’'s Beihülfe zu manchen Abkürzungen; die Scenenveränderungen wurden vermindert, um das Stück einer echten Theatergestalt zu nähern; ja, der Dichter gestand die Zweckmäßigkeit solcher Kürzungen im Allgemeinen zu und wollte selbst sein hohes Vorbild Shakesprare nicht in seiner ganzen Länge und Breite auf der Bühne sehen; der Zuschauer und Zudörer habe andere Rechte als der Leser, und Keiner solle sie dem Andern verkümmern.”
Der Direktor des Königlichen Schauspielhauses Hr. Dr. Oito Devrient, wendet sich in der gestrigen Aufführung trotzdem der ersten dramatischen Form des „Götz“, in welcher der breite geschichtliche Gang der Ereignisse am — hervortritt, wieder zu. Wir erfreuen uns an einer Fülle knapper, kurzer Scenen, welche den gesetzlichen oder vielmehr gesetzlosen Zustand des sich auf⸗ lösenden Mittelalters kräftig malen; aber es tritt auch in dieser ersten Arbeit stärker als in den anderen hervor, daß mehr eine kulturhistorisch bedeutende Zeit, als ein großer, einheitlich gefaßter Seeler konflikt gezeichnet ist. Vom Standpunkt des Literaturfreundes aus ist die Einstudirung der „Geschichte Gottfrieden’s von Berlichingen mit der eisernen Hand, dramatisut, eine der Anerkennung sichere und der lebhaften Theilnahme würdige fünstlerische That; manche Scenen, wie die nächtliche Begegnung Adelheid's mit den Zigeunern, und das Vehmgericht, welche in sich gefaßt von dramatischem Leben überquellen, wurden für die Bühne gerettet. Das Zigeunerlager im winterlichen Walde, das plötzliche Erscheinen Adelbeid's unter dem fahrenden braunen Voik, das Erscheinen Franz von Sickingen’s und Franzens, und im An⸗ schluß daran auf derselben Scene der blutige Bauernaufstand mit dem blutdürstigen Metzler und der um Gnade für ibren Gatten flehenden Helfensteinerin im Mittelpunkt, riefen denn auch den ersten herzhaften Beifall des Abends hervor. Im liebrigen muß man eingestehen, daß der Versuch, diese erste Bearbeitung der Lebensgeschichte Gottfrieden's auf die Bühne zu bringen, keinen vollen Erfolg aufzuweisen hat. Es ist, um einen allzu störenden Scenenwechsel zu vermeiden, zum Theil die Doppelbühne eingeführt worden; das heißt, man hat zwei selbst⸗ ständige, durch eine Wand getheilte Räume neben einander geschaffen; derjenige, welcher unbenutzt ist, wird durch einen vorgezogenen Vorhang verdeckt. Diefe Dorpelbühne beberrscht den ganzen zweiten Akt und erscheint auch abwechselnd im vierten und fünften Aufzuge. Aber dieses häufig wiederkehrende Auf⸗ und Zuzieben des Vorhangs und der, in dieser ersten Bearbeitung überhaupt bedingte häufige Szenenwechsel — man konnte gestern Abend, trotzdem noch mehrere Szenen auf demselben Schauplatz vereinigt wurden, fünfundzwanzig Szenenveränderungen zählen — wirkten lähmend auf die Entwickelung der Handlung.
Es ist mit allem Fleiß an die Einstudirung gegangen worden, man wollte den Absichten des Dichters überall feinfühlig entgegen⸗ kommen oder auch dieselben nach eigenem Ermessen noch vertiefen und dem Publikum anschaulicher machen. 52 diesem Bemühen ist oft des Guten zu viel gethan. eitermengen haben auf der größten Bühne nicht Raum genug, sich frei und ungezwungen zu bewegen; in ihren Bemühungen, sich in den ihnen sche eng gesteckten Schranken zu halten, tritt mehr Zwang und Unnatur zu Tage, als wenn man die Kämpfenden einfach zu Fuß auf die Bühne kommen läßt; die anziehenden und später fliehenden Kaiserlichen Reiter erweckten daber nur ein, vom eigentlichen Schau⸗ spiel ablenkendes Interesse. Die Zigeuner im Walde kochen und singen nicht nur, wie es Gocthe vorschreibt, sondern ein Paar führt auf dem Waldboden auch einen wilden Zigeunertanz auf. Dem Schlußakt gab die Direktion einen starken melodramatischen Bei⸗ geschmack; der Tod Weißlingen’'s wird von sanfter Musik begleitet; der todte Weißlingen und die liebliche Marie zu seinen Füßen bilden beim Schein einer rothen Ampel ein rührendes lebendes Bild, welches bei den Klängen der Musik langsam durch dunkle Schleier verdeckt wird; die ganze Bühne ist schwarz verhüllt: die Musik tönt weiter und geht in ernste feierliche Klänge über, welche Grausen erweckend die heilige Vehm verkünden sollen; und wirklich ertönen die furchtbaren Worte der Anklage und der Verdammung durch Strang und Schwert “ hohl hinter dem dunklen Vorhang hervor, der dreifache Weheruf wieder von feierlichen Trompetenstößen begleitet. Als die Gardine sich hebt, sieht man das Schlafzimmer Adelbeiden’'s, in welchem der bald darauf erscheinende Rächer das üntheil vollzieht. In dieser Anordnung macht sich ein übertriebener Drang, den Geist der Dichtung in den kleinsten Einzel⸗ heiten zu erfassen und plastisch zu gestalten, geltend.
Die Darstellung bot fast überall zufriedenstellende, aber kaum irgend wie hervorragende Leistungen. Hr. Nesper spielte die Titel⸗ rolle trruherzig, aber zu behaglich; man vermißte die Kampfeslust, das frürmische Verlangen nach Bethätigung der strotzenden Körperkraft, welche den biederen „Götz“ auch manchmal zu nicht immer welt. klugen Handlungen hinreißt. Den wankelmüthigen „Weislingen“ gab Hr. Ludwig mit hösischem Anstand, welcher seine weibische Unentschlossenheit schillernd verdeckk. Hr. Müller war als Franz von Sickingen nicht kriegerisch genug und Hr. Pfeil als „Bruder Martin“ zu glatt in der Rede. Vorzüglich war dagegen die Wiedergabe der Trinkscene am Bischofshofe zu Bamberg; zuerst Hr. Vollmer als lustiger „Liebetraut“, dann Hr. Keßler als der gelehrte „Olearius“; au die Hrrn. Sauer (Bischof) und Siegrist (Abt von SFrlda) fügten sich trefflich in das Zusammeaspiel ein. sen liebetollen Buben „Franz“ spielte Hr. Matkowskv. mit übersprudelnder Lebendig⸗ keit und verzehrender Leidenschaft, wean auch manchmal mit zu knaben⸗ hafter Aeußerung des Froblockens, wie sie sich mehrmals durch leb⸗ haftes Händeklatschen äußerte. Hr. Grube erzielte in der Rolle des von blindem Rachedurst erfüllten Anführers der aufständischen
Bauern einen besonders lebhaften Erfolg. Die Partie der
2s 1 8 . 8 lisabeth fand in Fr. Stollberg eine tüchtige Vertbeit sprach und spielte einfach, mit treuherjiget Gutmüthit und kraftvoller Ungezwungenbeit. Die Maria wurde von Fr. von Hochenburger in aller iöet Innigkeit und holden Frömmigkeit dargestellt. Die schwierige Roll
lebliche, 0.s—
der „Adelheid“ konnte Frl. Poppe noch nicht ganz durchdringen; d. Post⸗
temperamentvolle Künstlerin erfaßt alle ihre Rollen mit feurigetz Empfinden und feinem Verständniß; doch für das glühende, sinnp⸗ bestrickende Liebeswerben, durch welches Adelheid die Liebesfackel 4. aller Männer Herzen entzündet, fehlt ihr der glühende, die Siamee blendende Ausdruck.
Die Vorstellung, welche von halb sieben bis gegen halb zwülf Ubr dauerte, fand den kräftigsten Beifall nach dem dritten Akt.” “ aber die Hrrn. Nesper und Müller und Frl. Poppe urch lebhaft
der Gardine. 8 Wallner⸗Theater. 8
Der gestrige Abend brachte zugleich mit der Eröffnung des Gast⸗ spiels Felix Schweighofer's eine Novitat, welche hier nicht demn Beifall fand, der ihr vielleicht auf dem Boden, dem sie entsprossen, in Wien, zu Theil wird. Die Verfasser Heinrich Jantsch und äAlex ander Calliano nennen das Stück unter dem Titel „Aus der Coulissenwelt“ ein Charaktergemälde aus Ferdinand Raimund 8 Theaterleben, aber gerode ein Charaktergemälde ist das Stück, dem es völlig an Einheitlichkeit fehlt, nicht. Es werden in vier Akten vier verschiedene, um Jahre auseinanderliegende Scenen aus dem Leben des Dichters Raimund vorgeführt, wesche doch nur zeigen, wie sch der Dichter⸗Schauspieler in bestimmten Lebenslagen benommer haben mag, und die, wenn die schauspielerische Kraft Schweighoferz dafür engesetzt wird, immerhin ein gewisses Interesse gewinnen n je nach der Situation uns auf Augenblicke erheitern oder ergreife auf und wirken können; aber weder die Dichternatur noch die
Mimen gelangt hier zu einheitlicher und psychologischer Entwickelun.
Die seelischen Motire, welche die im Mittelpunkt der Handlumgg stehende Gestalt im ersten Akt bestimmen, sind im zweiten Akt, dein eigentlich der Titel „Aus der Coulissenwelt“ am meisten entspricht. völlig überwunden; noch weniger haben sie mit dem dritten Akt thun, und erst zum Schluß wird ein leiser Anklang an die Greiczaüse des ersten scenischen Bildes gefunden.
Der Inhalt des Charakterbildes zeigt uns den Dichter Raimund nach den Fährlichkeiten seiner ersten Künstlerjahre bereits als denc. Lieblingsdarsteller der Wiener, von Jedem gekannt und verehrt; ere verliebt sich in die schöne aufblühende Tochten eines Kaffeesiedert, aber für ihn nur schwesterliche Freundschaft hegt und ihm den ju reichen Gruber⸗Franz vorzieht. Der zweite Akt zeigt ein Stück Theater leben, das zum Theil sebr lustige und wirksame Scenen bringt, aber nl Uebrigen mit den Schicksalen des Helden nur einen ehr losen Zusammestts hang hat; er verlobt sich mit einer Theaterdame, die ihn später e⸗ trügt. Der dritte Akt bringt dann die Entdeckung der Untreue und: giebt so Gelegenheit zu einer großen Scene für den Schauspieler Schweighofer, 85 vor der ellschaft als Ecklärer von lebenen⸗ Bildern seine Frau laut der Untreue beschuldigt. Der letzte Mll
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ifall noch besonders ausgezeichnet und erschienen
endlich zeigt uns Raimund als einen von seinen Schicksalen gebeugken,
melancholischen Greis, dem nur das Letzte zu thun noch übrig bleiht; in an Wahnsinn grenzender Erregung legt er Hand an sich. 3
Diese Ereignisse werden auch durch die Umgebung des Dichtters nur vereinzelt erfreulicher ausgebaut. Die erwähnten Scenen
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zweiten Akts, in welchen Fr. Schramm als Scheuerfrau kräßtztt sig⸗. erheiternde Wirkungen erzielt, in welchen ferner ein Hr. Deutsch doe tim⸗ italienischer Balletmeister große körperliche Beweglichkeit und eintzse. vdet
treffenden Humor entwickelt, in welchen endlich durch eine Probzz i. Ballet⸗Tänzerinnen, durch eine Uebung des Chorpersonals unkkeh komischen Kapellmeister und durch das Erscheinen zweier nach Alm rauchenden Ofen suchenden Schornsteinfeger etwas mehr Leben und Bewegung auf der Bühne sich entwickelt, waren die einzigen, welche eine behaglichere Stimmung unter den Zuschauern aufkommen ließen.
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Im Uebrigen war man von der schauspielerischen Leistungsfähigkeit .
des Wiener Gastes in Anspruch genommen, für die allerdings in dem neuen Stück Gelegenheit geboten ist, alle denkbaren Stimmungen und Verfassungen des menschlichen Herzens und Gemüthes zum Ausdruck zu bringen. In allen Scenen zeigte sich Schweighofer den schwierigen Aufgaben gewachsen, am wirksamsten aber war er in den Momenten der hingebenden naiven Liebe des ersten und in der großen Scene des zweiten Akts. — Von den übrigen Darstellern haben wir als wegen anerkennenswerther Leistungen bemerkenswerth außer den chon Erwähnten nur noch r. Trost (Madame Gleich) und Hrn. Schwarz (Grußessf zu nennen, der namentlich in der letzten Scene sich lebhaften P erfreute. Hr. Schweighoser wurde verdientermaßen am durch Beifall ausgezeichnet. riedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.
Das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater bringt noch . Aufführung der hochinteressanten Novität „Großvaters Operel zu welcher die Proben in vollem Gange sind, die seit länger als Ufel frist nicht mehr gegebene unverwüstliche „Fledermaus“. Diese Oälal mit den ersten Kräften des Theaters besetzt, wird als musikaß Vorspiel zu der reizenden „Puppenfee“
Scene gehen. 28 Thomas⸗Theater.
Für die morgen beginnenden Ahbonnements⸗Vorstellungen Anmeldungen noch bis morgen Mittag 1 Uhr erfotsgee hlicheeitig das Abonnementsbuch ausgeliefert wird.
bonnements⸗Vorstellung geht am Abend der erfolghaiche „Der Raub der Sabinerinnen“ mit Emil Thomas ald
Scene. - Adolph⸗Ernst⸗Theater. Die gestrige 25. Aufführung von „Unsere Don sich im Charakter einer Jubiläumsvorstellung ab. Das wiehgen. bis auf den letzten Platz besetzte Haus spendete den Darstellenst ibre exakte Darstellung wiederholt mürmischen Beifall, zu wetet sich auch Blumenspenden gesellten. Insbesondere entfesselte die Tanzpolka, vos Josefine Dora vorgetragen, und der sich bierasttt“ schließende groteske Tanz des Frl. Anna Bäckers wahre Lachstübhe
Mannigfaltiges.
Nach dem Bericht des Kommandanten S. M. Kr. „S Korvetten⸗Kapitäns Foß, hat derselbe im Indischen Gcean a0 o0 Reise von Marritius nach Melbourne, als der Kreuzer bei sebr hdüh und steiler Brechsee viel Wasser übernahm, mit Erfolg von †h ga
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Hrn. Gimnig (Fürst Rudisburgy
Atben.
gehängten Oelsäcken zum Glätten der Sree Gebrauch gemqh Forfu,
Der Verein der Berliner Volksküchen von 1866 % Santa
wie die „N A. Z.“ mittheilt, zur Erinnerung an den Gebor üacz. tag der verewigten Kaiserin Augusta gestern eine Grät Speisevertheilung an nothleidende Familten veranstaltet.
Halle. Die Enthüllung des Kaiser Wilhelm⸗t Kaiser Friedrich⸗Denkmals in Giebichenstein, bekaum der letzteren Schöpfung des verunglückten Bilthauers Kaffsack. 3 laut Mittheilung der „Nat. Zig.“, am 18. Okrober, dem Geh tage des Kaisers Friedrich, statt. 1
Hirschberg i. Schl., 1. Oktober. Gestern w „W T. B.“ meldet, die Errichtung eines Kaiser Wilh und Kaiser Friedrich⸗Denkmals bhierselbst beschlossen.
Baden, 27. September. Der Stadtrath hat, lauk Mittheiti .
der „Karler. Ztg.“, in seiner gestrigen Sitzung beschlofsen, zuite h
denken an weiland Ihre Majestät die Kaiserin Augmamz der hochseltgen Kah 862
einen Gedenkstein mit der Büste
errichten zu lassen. Mit der Herstellung des Gedenksteings 1871s
Bildhauer Kopf, welcher auch das Kaiser Wilbelm⸗Denkmal 8Atz nkhall führt hat, beauftragt worden. Ih