Stuttgart, 9. Oktober. Der „Staats⸗Anzeiger f. W.“ schreibt: Im Laufe des Sommers fand im Wilhelmspalast unter dem Vorsitz Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Württemberg eine Sitzung des geschäftsführenden Comits für das Kaiser Wilhelm⸗Denkmal in Stuttgart statt, welches sich über die Bedingungen des Wettbewerbs zur Ausführung des Denkmals und die Wahl der Preisrichter schlüssig machte. Die Annahme der Wahl von Seiten der gewählten Herren ist nun erfolgt; das Preisgericht wird sich unter dem Vorsitz Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Württemberg wie folgt zusammensetzen: Prof. S. Eberle, Bildhauer, München; Prof. H. Volz, Bildhauer, Karlsruhe: Prof. Albert Wolff, Bildhauer, Berlin; Ober⸗Baurath Dr. von Leins und Geheimer Kommerzien⸗Rath Gust. Siegle hier. Die Aufforderung zum Wettbewerb wird in den nächsten Tagen erfolgen.
London, 9. Oktober. Wie „Truth“ mittheilt, beabsichtigt Ihre Majestät die Königin, dem Hochseligen Kaiser Friedrich ein Denkmal in den Anlagen des schottischen Schlosses Balmoral zu setzen. — Der Bildhauer Sir Edgar Böhm hat, der „A. C.“ zu⸗ folge, die von ihm modellirte Statue Kaiser Friedrich's, welche in der St. George⸗Kapelle in Windsor aufgestellt werden soll,
fast vollendet. “ London, 9. Oktober. Die französischen Ingenieure, welche das
tt des Kanals am englischen Ufer für eine bei Folkestone zu 1 Brücke untersuchen, sind von dem Ergebniß nicht so be⸗
friedigt, wie sie gewünscht hätten. Wahrscheinlich wird jetzt, wie die
„A. C.“ mittheilt, eine andere Stelle, nämlich zwischen Kap Grisnez und Dover, für den Brückenbau ausgewählt werden.
Bourges, 10. Oktober. „W. T. B.“ meldet: In der pyro⸗ technischen Schule fand heute eine Explosion statt, wobei mehrere Personen zu Schaden gekommen sein sollen. Die Explosion soll durch unvorsichtiges Gebahren eines Feuerwerkers mit einer Melinit⸗ bombe betbeigefübrt worden sein. Das Gebäude ist vollständig zer⸗ stört. Einzelne Sprengstücke wurden bis zu 500 m weit geschleudert. Wie es heißt, seien 10 Personen getödtet und 40 verwundet worden. Die Getödteten sind zum Theil ganz unkenntlich.
1 Honfleur, 11. Oktober. „W. T. B.“ meldet: Der englische
Hampfer „Advance“, welcher in der Nordsee am 1. Oktober die Nomgfee des norwegischen Dreimasters „Elise“ gerettet hatte,
st mit derselben hier eingetroffen. Die Geretteten werden von dem norwegischen Konsul in Havre in die Heimath befördert werden.
Mailand, 8. Oktober. Ueber den vorgestern Nacht bei Novara (vergl. Nr. 242 d. Bl.) stattgehabten Eisenbahn⸗ Zusammenstoß liegen jetzt, nach der „Köln. Ztg.“, folgende Einzel⸗ heiten vor. Der Güterzug Nr. 1355, der fahrplanmäßig Abends 10 Uhr in Novara eintreffen soll, hatte an diesem Tage eine Ver⸗ spätung, was auch dem Stationsvorsteher ordnungsmäßig telegraphisch gemeldet worden war. Durch ein bisher noch nicht aufgeklärtes Versehen glaubte letzterer, daß der Güterzug auf der nächsten Station in Vignale das Vorbeipassiren des Gotthard⸗Schnellzuges Nr. 26 nach Luino abwarten würde, und gab demselben das Abfahrts⸗ zeichen um 10 Uhr 29 Min. Kaum hatte der Zug aber die Halle verlassen, als dem Vorsteher der gemachte Fehler zur Erkenntniß ge⸗ langte und ihm die Folgen klar waren, welche derselbe herauf⸗ beschwören mußte, wenn er nicht schleunige Gegenmaßregeln ergriff. Er übermittelte sofort an die Centralweichenstelle, die 600 m von der Bahnhofhalle entfernt ist, das Haltesignal; aber sei es, daß der Zug bei Sichtbarwerden desselben diesen Punkt schon passirt hatte,
Wetterbericht vom 11. Oktober 1890, Morgens 8 Uhr.
———————èek
Vampyr. von Heinrich Anfang 7 Uhr.
8
sp m. sj C. = 4 0 R
iu
Stationen. Wind. Wetter.
825
8
Temperatur
in ° Cel
Bar. auf 0 Gr
u. d. Meeressp.
red. in Milli 07
bedeckt Dienstag:
wolkig Regen bedeckt Nebel halb bed bedeckt bedeckt
Mullaghmore 768 SSW Aberdeen 762 WNW Christiansund 750 WSW Kopenhagen. 762 W Stockholm . 752 SW. Haparanda . 753 NO St. Petersb. 759 SSW Moskau.. 765 WSW
Cork, Queens⸗
— —, bodoE 90—n —,— — — —',—ö2ö2nSg 5
— 00
wolkig Dunst Nebel Dunst bedeckt wolkig bach.
771 771 769 765 768 764 Neufahrwasser 760 N17171757
AII 772
771 Karlsruhe. 772 772 773 Chemnitz .. 771 Berlin 766 779 Breslau... 767
77 769 770
¹) Reif. ²) Nebel.
Uebersicht der Witterung. 1b
Die Wetterlage hat sich seit gestern wenig ver⸗ ändert; das Maximum über Frankreich und Um⸗ gebung, charakterisirt durch ruhiges, theils heiteres, theils nebeliges Wetter, hat an Höhe etwas zuge⸗ nommen und scheint sich langsam nordostwärts aus⸗ zubreiten. Das gestern erwähnte Minimum liegt mit zunehmender Tiefe an der mittleren norwegischen Küste, einen Ausläufer nach Süd⸗Südost entsendend und seinen Einfluß über ganz Norddeutschland ver⸗ breitend, wo allenthalben trübes milderes Wetter mit meist schwacher westlicher Luftströmung vor⸗ herrschend ist. In Süddeutschland fand wieder viel⸗
fach Reifbildung statt. Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
8e Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ aus. 201. Vorstellung. Die Hugenotten. Große Oper in 5 Akten 8. Meyerbeer. grat nach dem Französischen des Scribe, übersetzt von Castelli. Tanz von Emil Graeb. In Scene esetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: apellmeister Kahl. Anfang 7 ÜUhr. Schauspielhaus. 205. Vorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Schiller.
—
angenommene
— 820
—3 Regen wolkenlos Nebel Dunst ¹) bedeck ²) wolkenl. ³) Regen
Hr. Eichholz. Anfang 7 Uhr.
märchen.
bedeckt bedeckt wolkenlos wolkenlos wolkenlos
eücbbeesüüüereeeeeede
Keanu.
— — =
³) Reif.
von H.
Schweighofer’s. doktor. Dorn.
Hierauf:
Schweighofer's. Schöller.
In Scene gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Anfang 7 Uhr. Montag: Ovpernhaus.
Romantische Marschner.
Schauspielhaus. 206. Vorstellung. und romantisch. Bauernfeld. Anfang 7 Uhr. Opernhaus. 203. Die Meistersinger von Nürnberg. Große Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Malten, Königlich sächsische Kammersängerin, als Gast.) Anfang 6 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 207. Vorstellung. Neu einstudirt: Nathan der Weise. 5 Aufzügen von G. E. Lessing. vom Direktor Dr. Otto Devrient. burg. Besegung Sultan Saladin, Hr. Ludwig.
dessen Schwester, Frl. Poppe. Nathan, ein reicher
Jude in Jerusalem, Hr. Devrient. Recha, dessen burg.
Dajah, eine Christin, aber in dem Hause des Juden, als Gesellschafterin der Recha, Fr. See⸗ Ein junger Tempelherr, Hr. Matkowsky. leicht Cin Derwisch, Hr. Kahle. Der Patriarch von
4 Jerusalem, Hr. Oberländer.
Veutsches Aheater. Sonntag: Das Winter⸗
Montag: Die Haubenlerche. Regen Dienstag: Das Wintermärchen. Mittwoch: Der Pfarrer von Kirchfeld. b
Verliner Theater. Sonntag: Nachm. 3 Uhr:
Abends 7 ½ Uhr: Maria Stuart. Montag: Kean. “ Dienstag: Mein neuner Hut. — Doktor Wespe.
Tessing-Theater. Sonntag: Im Spiegel. e in 3 Akten von Hugo Lubliner. Anfang r
Montag: Das zweite Gesicht. Lustspiel in 4 Wrten. e v1.wei ienstag: Im Spiegel. von H. Lubliner. Mittwoch: Die Ehre. Suͤdermann.
Wallner-Theater. Sonntag: Gastspiel Felix
Genrebild mit Gesang in 1 Akt von Ed. (Lenz Dollinger: Felix Schweighofer, a G.) Zum 6. Male: Pension Schöller. Posse in 3 Akten von Carl Laufs. Schweighofer, a. G.) Anfang 7 Uh
Montag und d
Victoria-Cheater. Sonntag: Zum 48. Male: Die Million. 12 Bildern von Nathanson. Musik von C. A. Raid⸗e Gredelue. Anfang 7 ½ Uhr. Montag: Dies. Vorst.
sei es, daß der Maschinenführer dasselbe bei der sehr finstern und nebligen Nacht nicht bemerkte, der Zug brauste mit einer Ge⸗ schwindigkeit von 65 km in der Stunde seinem Verhängniß entgegen. Ein schleunigst nach Vignale abgesandtes Telegramm, man möge den Güterzug dort aufhalten, hatte ebenfalls keinen Erfolg, es traf viel⸗ mehr die Antwort ein, daß derselbe die Station bereits passirt habe. Bei Empfang dieser Schreckensbotschaft, die keine Hoffnung mehr ließ, stürzte der allgemein als pflichttreu geschilderte Vorsteher, der sich seit länger als 20 Jahren im Dienst befindet, in die Finsterniß hinaus, und ist es bisher noch nicht möglich gewesen, ihn aufzufinden. Der Güterzug, der, wie gesagt, bereits die Station Vignale durch⸗ fahren hatte, lief an der betreffenden Stelle, da das Gefälle daselbst ziemlich stark ist, mit großer Geschwindigkeit, als plötzlich der Maschinen⸗ führer das Aufleuchten der ihm auf der eingeleisigen Strecke ent⸗ gegenkommenden Schnellzuglaternen gewahr wurde; er gab sofort Gegendampf und sprang alsdann zugleich mit dem Heizer von der Maschine, wobei Beide schwere Verletzungen davontrugen. Was nun folgte, ist schwer zu beschreiben; der Zusammenstoß war von der größten Heftigkeit, ein furchtbarer Krach, und die beiden Lokomotiven hatten sich ineinander gebohrt. Zwei Wagen waren zu Splittern zermalmt, andere wieder buchstäblich aufeinander gethürmt und ein Theil entgleist und umgeworfen. Dazu in der dunkeln Nacht das Stöhnen und Jammern der Verletzten, das Hervorkriechen der glück⸗ licherweise unverletzt gebliebenen Passagiere aus den Trümmern. Die erste Hülfe, die herbeieilte, kam von Novara, von wo alsbald mehrere Aerzte und zahlreiches Arbeitspersonal erschien, um den Verwundeten, die alsdann mittels Ambulanzwagen in das Krankenhaus dieser Stadt geschafft wurden, den ersten Nothverband anzulegen und mit dem Aufräumen der Trümmer zu beginnen. Das Unglück hat jedoch nicht so schlimme Folgen gehabt, wie die ersten Nachrichten be⸗ sagten. Todt ist nur der Zugführer des Schnellzuges, außerdem sind zwei Beamte schwer verletzt und ein Passagier, ein junger Student aus Genua, in hoffnungslosem Zustande nach Novara überführt. Alle übrigen Mitreisenden, unter denen zahlreiche Deutsche, sind mit mehr oder weniger leichten Verletzungen und dem bloßen Schrecken davongekommen und konnten sämmtlich gestern Morgen ihre Reise fortsetzen. Die Unglücksstätte bietet auch heute noch einen schrecklichen Anblick, trotzdem angestrengt an Fortschaffung der Trümmer und Wiederfahrbarmachung der Strecke gearbeitet wird. Natürlich ist der Materialschaden, den die Mittelmeerbahn erleidet, ebenfalls sehr bedeutend.
Bern, 10. Oktober. Der Bundesrath hat bei der Bundes⸗ versammlung die Konzession für eine Bahn von Thun nach Konol⸗ fingen, sowie Drahtseilbahnen von Interlaken auf den Harder und von Stans auf das Stanserhorn beantragt.
(F) Christianssand, 8. Oktober. Heute früh 5 ¼ Uhr wurde ein ziemlich starkes Erdbeben bemerkt, das in der Richtung von Süden nach Norden ging und 3—4 Sekunden dauerte.
New⸗York, 8. Oktober. Ueber die Explosion der Pulver⸗ fabrik in Wilmington, welche wir bereits in Nr. 242 des „R. u. St⸗A.“ erwähnt haben, wird jetzt berichtet, daß dabei elf Personen getödtet wurden, darunter eine hochbetagte Frau, welche von dem einstürzenden Dach eines durch die Explosion zerstörten Hauses erschlagen wurde. Die übrigen Opfer sind Angestellte der Pulverfabrik, welche, mit Ausnahme von drei, voll⸗ kommen zerstückelt wurden; es sind nur Theile ihres Körpers aufgefunden worden. Es wird gemuthmaßt, daß die Explosion beim Löthen der Zinndeckel der Pulverkisten entstand, eine stets überaus gefährliche Arbeit, die nur einem einzigen Arbeiter anvertraut
Direktion: Jultus Fritzsche.
Oper in 3 Aufzügen Text von Wohlbrück.
Bürgerlich Lustspiel in 3 Aufzügen von
Vorstellung. Gaul.
(Eva: Frl. . Haßreiter, K. K. Montag: Die Puppenfee.
Dramatisches Gedicht in In Scene gesetzt Sittah, Sonntag: Sardou. Anfana 7 ½ Uhr.
Tochter, Fr. von Hochenburger.
Belle-Alliance-Theater. Hasemann. Ein Klosterbruder,
“ Mann.
8 Treptow und L. Herrmann. Anfang 7 ½ Uhr
Montag und 8 ““
Adolph Ern 37. Male: in 4 Akten von
8
Ferron. Anfang 7 Uhr.
Thomas-Theater. Alte Direktion: E. Thomas.
7 ½ Uhr. Schauspiel in 3 Akten
18 * Schauspiel in 4 Akten liche Kosten von Louis Angely.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Sonntag: Zum 202. Vorstellung. Der 2. Male: Großvaters Operetten. Erinnerungen in 2 Abtheilungen, einem Vorspiel und Prolog, zusammengestellt von Emil Pohl. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Kapellmeister Federmann. Hierauf: Zum 51. Male mit durchaus neuer Ausstattung: Die Puppenfee. Pantomimisches Divertissement von Haßreiter und Musik von Jos. Beyer. Hofballetmeister aus Wien. Dirigent: Hr. Kapellmeister Wolfheim. Anf. 7 Uhr. Großvaters Operetten.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
Zum 30. Male: Pariser Sittenbild in 4 Aufzügen von In Scene gesetzt von Sigmund Lauten⸗ Sen. m
Montag: Dieselbe Vorstellung.
Sonntag: Gastspiel von Mitgliedern des Wallner⸗Theaters. Zum 11. Male: Mein junger Posse mit Gesang in 4 Akten von Leon Musik von Th. Leprez.
die folgenden Tage:
Unsere Don Jnans. Leon Treptow. Couplets von
Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph Montag: Dieselbe Vorstellung. Anfang 7 ½ Uhr.
Jakobstraße 30. Sonntag: Zum 15. Male:
Der Raub der Sabineriunen. 4 Akten von Franz und Paul von Schönthan. (Emanuel Striese — Emil Thomas.)
Montag: Der Raub der Sabinerinnen. In Vorbereitung: Die Reise auf gemeinschaft⸗
war, der aber ungeachtet seiner großen Vorsicht mit dem Lötheifen
dem Pulver zu nahe kam, wodurch sich dasselbe entzündete und so die schreckliche Katastrophe verursachte. Wenige Augenblicke nach der Explosion brach Feuer in den Trümmern aus und die Flammen erreichten bald das unter dem Namen „Refinery“ bekannte Pulver⸗ magazin. Die Flammen ergriffen das Dach und ohne die merkwürdige Geistesgegenwart des Obersten Henry Dupont, eines Mitgliedes der Firma, würde dies ungeheure Gebäude ebenfalls in die Luft geflogen sein. Sämmtliche Frauen und Kinder und die meisten der in dem Arbeiterdorf wohnenden Männer waren geflüchtet, aber Oberst Dupont und einige seiner Angestellten bekämpften mit einer einzigen vorhandenen Feuerspritze die Flammen, welche die unter dem brennenden Dache liegenden Pulvermassen zu erreichen drohten. Mit eac Lebensgefahr verknüpft, gelang es dem Obersten schließlich, das Gebäude und viele Menschenleben zu retten. Die Bureaus der Ge⸗ sellschaft wurden theilweise zertrümmert und drei Mitglieder der Firma sind leicht verletzt.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene 3 Depeschen.
Landsberg a. d. Warthe, 11. Oktober. (W. T. B.) Der Termin zur Wahl eines neuen Reichstags⸗ Abgeordneten an Stelle des verstorbenen Reichstags⸗Abgeord⸗ neten Stadtrath Witt ist auf den 25. Oktober cr. festgesetzt.
Detmold, 11. Oktober. (W. T. B.) Bei der Schluß⸗ abstimmung im Landtage über die Regentschaftsvor⸗ lage (s. u. Lippe) erklärte der Kabinets⸗Minister von Wolffgramm den §. 5 der Vorlage mit dem Institut eines Regentschaftsraths, dessen Befug⸗ nisse später zu bestimmen seien, für unannehmbar, da dadurch das monarchische Prinzip verletzt werde. Zugleich zog der Minister auf Fürstlichen Befehl die ganze Vorlage zurück. Der Landtag beschloß hierauf, die Staatsregie⸗ rung zu ersuchen, baldigst durch Gesetz eine ver⸗ fassungsmäßige Fürsorge für die Cventualität zu treffen, daß der Thron nach dem Ableben der Mit⸗
lieder des jetzt regierenden Fürstlichen Hauses in Folge der chon lange dauernden Streitigkeiten zwischen den Seitenlinien längere Zeit erledigt bleibt, wodurch die Existenz des ganzen Staatsorganismus zeitweilig gefährdet werde.
Bern, 11. Oktober. (W. T. B.) Heute haben beide gesetzgebenden Räthe ihre Sitzungen geschlossen. Im Nationalrath erwähnte der Präsident Suter den neuen Niederlassungsvertrag mit Deutschland und bemerkte dabei, daß derselbe den korrekten Abschluß einer vorübergehenden Störung bilde, auf welche die Schweiz mit dem Bewußtsein zurückblicken könne, ihr Recht gewahrt und ihre Pflicht gethan zu haben.
Washington, 10. Oktober. (W. T. B.) Das Schatz⸗ amt hat dahin entschieden, daß alle nach dem jetzigen Zoll⸗ gesetz zollfreien Waaren, welche während des Bestehens des früheren Zollgesetzes in die Zollniederlage gebracht worden waren, jetzt zollfrei wieder aus derselben verabfolgt
werden können. (S. die gestrige Nummer unter „Amerika“.) 1.“
(Fortsetzung des Richtamtlichen in der Ersten Beilage.) 8 3
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Hierauf :
Ferréol. Victorien
Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Margarethe Biermann mit Hrn.
Direktion: W. Peneh Otto Lüdecke (Berlin—Staßfurt). — Frl.
edwig Wegner mit Hrn. Georg Andreas (Berlin — Bromberg). — Frl. Bertha Hecht mit Hrn. Louis Deppmeyer (Bodenwerder — Hannover). — 6ff Helene Honigmann mit Hrn. Ger.⸗Assessor Rudolf Pünqle⸗ E— — gFr. z; Plaetschke mit Hrn. Rudolf Langner (Breslau). Mein junger B ahfbjchn Hr. Ludwig von Bose mit Frl. Eilisabeth Schwarz (Breslau) — Hr. Dr. med. Eugen Legerlotz mit Frl. Susanne Tottmann (Breslau— Roßlau a. E) — Hr. Ludwig Freiherr Schenck zu Schweinsberg mit Frl. Hedwig von Weltzien (Schwerin). — Hr. Dr. med. Giulio Valenti mit Frl. Else Hahn (Karzen). — Hr. Assistenzarzt Dr. Ebeling mit Frl. Marie Jung (Hannover). — Hr. Gerichts⸗Aktuar Emil Otte⸗ mann mit Frl. Auguste Müller (Goslar). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor Arthur Pflegel (Drzeschkowo, Prov. Posen). — Hrn. Major von Sichart (Bromberg). — Hrn. Herm. Rösicke (Berlin). — Hrn. Richard Horsch (Berlin). — Hrn. Herm. Tamm (Hamburg). — Eine Tochter: Hrn. Rittmeister a. D. Otto von Ramm (Trautensee). — Hrn. Kgl. Regierungs⸗ Baumeister Lagus (Bromberg). — Hrn. Diakonus Benner (Wohlau). — Hrn. J. H. Büttner (Leipzig). Gestorben: Hr. Ingenieur Martin Göron (Aachen).
Gesangsposse
Schwank in
Anfang
Concert-Haus.
Zum 6. Male: Der Bauern⸗ Ceers s ubr.
Abend. Anfang 7 Uhr.
(Klapproth: Felix r. Philharmonie.
ie folgenden Tage: Gastspiel Felix
Der Bauerndoktor. Peusion
Concert⸗Anzeigen. Sonntag: Carl Mervder⸗
Montag: I. Strauß⸗Suppé⸗Offenbach⸗Milloͤcker⸗
——
Montag: Anfang 7 ½ Uhr.
I. der Philharmonischen Concerte. Dir. Dr. Hans v. Pürnn beEncn c Fr. Theresa Carresio.
Frau Präsident Emilie von Koenen, verw. gew. von Madat, geb. Reuter (Potsdam). — Hr. Kgl. Baurath Christian Thurmann (Wittenberg). — Hr. Gutsbesitzer Robert Nixdorf (Seckerwitz). — Hin. Ober⸗Bürgermeister H. J. Doetsch Tochter Paula (Bonn). — Frau verw. Bertha Schlincke, geb. Lucke (Rawitsch). — Hr. Privatier Fr. Wilh. Türk (Chemnitz). — Frau Auguste Ruhl, geb. Franke (Schkeuditz).
Redacteur: Dr. H. Klee.
Berlin:
2
Modernes Ausstattungsstück in Alex. Moszkowski und Rich. Ballet von
zffnet von 12 —11 1 eoffngeülichen Theater. zettel.
11“
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde „Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof
Am Lande.Aasstenungs. vore (ibihn elabnb0h) Näheres die Anschlag⸗
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschlleßlich Börsen⸗Beilage).
Beförderungen
Berlin, Sonnabend, den 11. Oktober
ersonalveränderungen.
Königlich Bayerische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, 71 und Versetzungen. Im aktiven Heere. 1. Oktober. Frhr. v. Küns berg, Sec. Li. des 2. Train⸗Bats., zu einer sechsmonatlichen probeweisen Dienstleistung zur Gend. Comp.
von Niederbavern kommandirt. 8 8 212. eptenr 86 la suite des 2. Inf. Regts. ronprinz und kommandirt zur Dienstleistung dortselbst, zum Comp. Chef im Inf. Leib⸗Regt. ernannt. 8 “ 4. Oktober, v. Safferling, Gen. Lt. und Kriegs⸗Minister,
zum Gen der Inf. mit einem Patent vom 20. September d. J. be⸗
fördert und gleichzeitig à la suite des 11. Inf. Regts. von der Tann gestellt. Frhr. v. Ritter zuGrünstein, Sec, Lt. des 1. Schweren Reiter⸗Regts. Prinz Karl von Bayern, vom 20. d. M. ob unter Stellung à la suite seines Truppentheils auf die Dauer von 6 Mo⸗ naten beurlaubt. Fürst von Thurn und Taxis, Sec. Lt. des 2. Chev. Regts. Taxis, zum 1. Schweren Reiter⸗Regt. Prinz Karl von Bayern versetzt.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Graf v. Bothmer,
Oberst und Commandeur des 3. Inf. Regts. Prinz Karl von Bayern, v. Trentini, Oberst⸗Lt. und Commandeur des 5. Feld⸗Art. Regts., von ihrem Kommando als ständige Mitglieder bei der Ober⸗Studien⸗ und Examinationskommission entbunden. Sondinger, Oberst⸗Lt. und etatsmäß. Stabsoffizier im 1. Inf. Regt. König, Gündter, Major und etatsmäß. Stabsoffizier im 1. Feld⸗Art. Regt. Prinz⸗ Regent Luitpold, als ständige Mitglieder zur Ober⸗Studien⸗ und Examinationskommission kommandirt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 3. Ok⸗ tober. Zahlberg, Hauptm und Comp. Chef im Inf. Leib⸗ Regt., unter Charakterisirung als Major und unter Verleihung der Aussicht auf Anstellung im Civildienste, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Abschied bewilligt.
4. Oktober. Burkhardt, Hauptm. und Comp. Chef des 7. Inf. Regts. Prinz Leopold, unter Charakterisirung als Major, Fux, Hauptm. und Comp. Chef des 16. Inf. Regts. vakant König Alfons von Spanien, unter Verleihung der Aussicht auf Anstellung im Civildienst, mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Absch ed bewilligt. Baldauf, Hauptm a. D,., in die Kategorie der zur Disp. stehenden Offiziere eingereiht. Holländer, Port. Fähnr. des 6. Inf. Regts. Kaiser Withelm König von Preußen, Sers, Port Fähnr. des 19. Inf. Regts, zur Res. beurlaubt.
Im Sanitäts⸗Corps. 29. September. Dr. Rothen⸗ aicher, Unter⸗Arzt, mit einem Patent vom 1. Oktober d. J. zum Assist. Arzt 2. Kl. im 16. Inf. Regt. vakant König Alfons von Spanien befördert.
Beamte der Militär⸗Verwaltung. 27. September. Dr. Götz, Privatdozent und Realienlehrer in München, zum Gymnasial⸗Professor am Kadetten⸗Corps ernannt. Dr. Vogel, Studienlehrer vom Kadetten⸗Corps, unter Versetzung zur Art. und Ingen. Schule, zum Gymnasial⸗Professor befördert.
3. Oktober. Waaner, Garn. Verwalt. Insp. von der Garn. Verwalt. Bayreuth, zum Garn. Verwalt. Ober⸗Insp. in Landau, Fangauer, Kasernen⸗Insp. der Garn. Verwalt. Regens⸗ burg, zum Garn. Verwalt. Insp. daselbst befördert. Höllerer, Kasernen⸗Insp von der Garn. Verwalt. Freising, zu jener in Bayreuth, Wagenhäuser, Kasernen⸗Insp. von der Garn. Verwalt. München, zu jener in Freising, Zumpf, Kasernen⸗Insp. von der Garn. Verwalt. Ingolstadt, zu jener in Fürth, Hahmann, Kasernen⸗Insp. von der Garn. Verwalt. Neuburg, zu jener in Ingol⸗ stadt versetzt.
XII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corvs.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, eförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 4. Oktober. Reinelt, Königl. Preuß. Sec. Lt. a. D. der Res., im Armee⸗Corps als Sec. Lt. mit einem Patent vom 21. September 1890 im 4. Inf. Regt. Nr. 122 angestellt.
Im Beurlaubtenstande. 4. Oktober. Die Vize⸗Feld⸗ webel bezw. Vize⸗Wachtmeister der Reserve: Hezel rom Landw. Bezirk Hall, zum Sec. Lt. der Res. des 3. Inf. Regts. Nr. 121, ““ vom Landw. Bezirk Reutlingen, zum Sec. Lt. der
es. des Inf. Regts Kaiser Wilhelm König von Preußen Nr. 120, Hory vom Landw. Bezirk Reutlingen, zum Sec. Lt. der Res. des Gren. Regts. König Karl Nr. 123, Mücke, Grote vom Landw. Bezirk Reutlingen, zu Sec. Lts. der Res. des Inf. Regts. Kaiser Wilhelm König von Preußen Nr. 120, Arnold vom Landw. Bezirk Hall, zum Sec. Lt. der Res. des 2. Feld⸗Art. Regts. Nr. 29 Prinz⸗Regent Luit⸗ pold von Bavern, Schmitz⸗Hübsch vom Landw. Bezirk Ludwigsburg, zum Sec. Lt. der Res. des Ulan. Regts. König Wilhelm Nr. 20, Schmidt vom Landw. Bezirk Hall, zum Sec. Lt. der Reserve des Gren. Regts. Königin Olga Nr. 119, Riegger vom Landw. Bezirk Leonberg, zum Sec. Lt. der Res. des 8. Inf. Regts. Nr. 126, Eisenlohr vom Landw. Bezirk Calw, zum Sec. Lt. der Res. des 2. Drag. Regts. Nr. 26, Rieger vom Landw. Bezirk Leonberg, zum Sec. Lt der Res. des 8. Inf. Regts. Nr. 126, Krauß, vom Landw. Bezirk Reutlingen, zum Sec. Lt. der Res. des Feld⸗Art. Regts. König Karl Nr. 13, Staelin vom Landwebr⸗Bezirk Calw, zum Second⸗Lieutenant der Reserve des Dragoner⸗Regiments Königin Olga Nr. 25, Woge, vom Landwehr⸗Bezirk Ludwigsburg, zum Sec. Lt. der Res. des Ulan. Regts. König Wilhelm Nr. 20, ernannt. Kurz, Sec. Lt vom Train 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Stuttgart, Gmelin, Sec Lt. der Res. des Inf. Regts. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125, zu Pr. Lts. befördert.
Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. 4. Oktober Dillenius, Sec. Lt. von der Kav. 2. Aufgebots des Landw. Bez. Stuttgart, der Abschied bewilligt.
Nachtrag zu den Mittheilungen über das Ergebniß der dies⸗ jährigen Ernte in der preußischen Monarchie.
(Bgl. Nr. 244 des „R.⸗ u. St.⸗A.“, Dritte Beilage.)
Provinz Ostpreußen. 8
Reg.⸗Bez. Königsberg: Die Getreideernte ist bei allen Fruchtarten im Stroh eine sehr reichliche. Bezüglich des Körnerertrags ist das Wintergetreide, da der Roggen eine ungünstige Blüthezeit und der Weizen unter Blattrost zu leiden gehabt hat, hinter den gehegten Erwartungen zurückgeblieben, gering im Gewicht und ergiebt durchschnittlich kaum eine Mittelernte. Gerste und Hafer haben einen bedeutend besseren Ertrag ergeben, als Roggen und Weizen, und sind durchschnittlich als gut zu bezeichnen. Beim Klee und Heu ist der erste Schnitt im Allgemeinen befriedigend ausgefallen, doch hat derselbe beim Einbringen theilweise durch Regen gelitten. Der zweite Schnitt ist in Qualität und Quantität durchweg gut, so daß überall reichliches Futter
vorhanden ist. Die Kartoffeln haben durch Nässe sehr gelitten und dürfte die Ernte auf leichtem Boden hinter einer Durch⸗ schnittsernte zurückbleiben, auf schwerem Boden sogar als schlechte zu bezeichnen sein. Die Rundfrüchte haben durchweg eine gute Ernte ergeben, ebenso lassen die Rüben in Bezug auf Quantität und Zuckergehalt nichts zu wünschen übrig. Der Hopfen ist befriedigend und steht im Gegensatz zu den Vorjahren hoch im Preise. Die Bestellung der Wintersaaten ist fast durchweg beendet. Provinz Brandenburg.
Reg.⸗Bez. Frankfurt: Die Einbringung der bis auf den Körnerertrag des Roggens durchweg befriedigenden, im Strohertrage und allen Futtergewächsen überreichen Ernte ist, durch häufig niedergehende Regengüsse vielfach erschwert, rechtzeitig erfolgt. Im Allgemeinen bleibt der Körnerertrag etwas hinter den gehegten Erwartungen zurück. In den Niederungen der Oder und der Spree ist durch Hoch⸗ wasser der erste Schnitt und theilweise auch der zweite Schnitt für Futterzwecke unbrauchbar geworden. Die Aussichten der Kartoffelernte sind mäßig. Nässe und Kälte, sowie stellenweise auch Mehlthau haben ein frühzeitiges Absterben des Krautes herbeigeführt und das Wachsthum der Knollen beeinträchtigt. Bei Rüben wird voraussichtlich im Durchschnitt eine Mittel⸗ eonte erreicht werden. Die Winterbestellung ist im Wesent⸗ lichen beendet.
Provinz Westfalen:
Reg⸗Bez. Münster: Obgleich die regnerische Witterung des letzten Vierteljahres das Wachsthum und die Einbringung der Feldfrüchte höchst ungünstig beeinflußt hat, so kann die Gesammternte — Körnerfrüchte, Heu, Futterkräuter und Kartoffeln — noch als eine mittlere bezeichnet werden. Der Haser hat eine gute Mittelernte, die Kartoffeln dagegen nur eine schwache Mittelernte ergeben. Bei letzterer Frucht hat die nasse Witterung auf den Ertrag in den niedrigen Lagen und auf schwerem Boden besonders nachtheilig einge⸗ wirkt. Die Obsternte ist sehr gering. Aepfel sind fast gar nicht vorhanden und Birnen nur wenig.
Provinz Hessen⸗Nassau.
Reg.⸗Bez. Wiesbaden: Die Halmfrüchte haben im Allgemeinen eine gute, theilweise sogar, insbesondere im Stroh⸗ ertrage, eine recht gute Ernte gegeben. Der Ertrag an Grummet und der zweite Kleeschnitt war fast durchweg ein guter, theilweise sehr guter, während das Heu durch Nässe sehr gelitten hat. Aus demselben Grunde haben auch die Frühkartoffeln einen wenig befriedigenden Ertrag geliefert. Von der Spätkkartoffelernte verspricht man sich dagegen meist einen guten Ertrag. Die Ernte an Dickwurz und Rüben und sonstigen Erdgewächsen ist eine gute, theilweise sehr gute. Der Obstertrag ist nur mittel⸗ mäßig ausgefallen. Im Allgemeinen läßt sich das diesjährige Ernteergebniß als das einer guten Mittelernte, namentlich mit reichlichen Futtervorräthen bezeichnen. Die Weinernte verspricht quantitativ nur eine mittelmäßige zu werden, auch wird die Qualität, da die Trauben sehr in der Reife zurück⸗ geblieben sind, voraussichtlich nicht besonders ausfallen.
1 Uebersicht.
Wenn auch nach den vorliegenden Nachrichten die dies⸗ jährige Ernte den im Monat Juli gehegten Erwartungen in vielfachen Beziehungen nicht entsprochen hat, so ist das Er⸗ gebniß derselben verhältnißmäßig noch immerhin als ein günstiges zu bezeichnen.
Bezüglich der Halmfrüchte ist vorweg der erfreuliche Umstand zu erwähnen, daß, im Gegensatz zu dem Ernte⸗ ausfall im Vorjahre, übereinstimmend aus allen Landestheilen ein reicher Strohertrag gemeldet wird. — Das Er⸗ gebniß in Körnern läßt sich im Allgemeinen als ein mittleres bezeichnen. Beim Roggen ist zwar in dem östlichen Theil der Monarchie vielfach ein weniger be⸗ friedigendes Resultat erzielt worden, doch wird dieser Ausfall durch das bessere Ergebniß der übrigen Getreidearten, ins⸗ besondere des Hafers und der Gerste, wieder einigermaßen ausgeglichen. Nach den Mittheilungen aus den westlichen Provinzen ist selbst der Erdrusch beim Roggen als zufrieden⸗ stellend bezeichnet und namentlich aus Hessen⸗Nassau und der Rheinprovinz bezüglich sämmtlicher Getreidegattungen eine gute Mittelernte gemeldet worden.
Von besonderer Wichtigkeit wegen seines Einflusses auf die Hebung der inländischen Viehzucht ist der reichliche Ertrag an Futterkräutern und Klee. Auch die Wiesen haben in den verschiedenen Schnitten trotz der Ungunst der Witterung im Großen und Ganzen ein befriedigendes Ergebniß geliefert. Futtermangel steht hiernach nicht zu befürchten.
Dagegen lauten bedauerlicher Weise fast allgemein un⸗ günstig die Mittheilungen über den Stand der Kartoffeln und die bisherige Ernte. Die anhaltend nasse Witterung hat zumal in den östlichen, hauptsächlich Kartoffelbau treibenden Provinzen sehr nachtheilig auf die Entwickelung der Kartoffeln eingewirkt, so daß besonders auf schwerem Boden und in Niederungen der Ertrag sehr verringert wird und oft weit hinter einer Mittelernte zurückbleibt. Vielfach ist Fäulniß eingetreten oder es sind die Knollen im Wachsthum gehindert worden.
Futterrüben lassen einen mittleren bis guten Ertrag erhoffen. Auch der Stand der Zuckerrüben wird meist als befriedigend geschildert; jedoch wird mehrfach über einen, im Verhältniß zu den Vorjahren verminderten Zuckergehalt der Rüben Klage geführt.
Hülsenfrüchte und Raps sind in den einzelnen Be⸗ zirken sehr verschieden ausgefallen; im Allgemeinen dürfte indeß das Ergebniß befriedigen.
Von Obst sind fast überall nur die Birnen gerathen.
Hopfen befriedigt und erzielt hohe Preise. 1b
Rekursentscheidungen des Reichs⸗Versicherungsamts.
(886) Ein bei dem Bau eines Thurmes beschäftigter Maurer wurde durch eine Flasche, welche ein an einer höher gelegenen Stelle des Thurmes befindlicher Mitarbeiter fahrlässig herunter geworfen hatte, am Kopf verletzt. In Uebereinstimmung mit dem Schieds⸗ gericht und im Anschluß an die Entscheidung 734 („Amtliche Nach⸗ richten des R⸗V.⸗A.“ 1889 Seite 351) hat das Reichs⸗Versicherungs⸗ amt in der Rekursentscheidung vom 16. Dezember 1859 den erlittenen Unfall als einen Betriebsunfall anerkannt. 8
(887) Ein mit Holzspalten für den Betrieb beschäftigter Arbeiter gestattete dem Sohne eines Dienstvorgesetzten, einem etwa zwanzigjährigen Gymnasiasten, auf dessen Wunsch, sich an dieser Arbeit zu betheiligen. Hierbei wurde er von jenem durc einen unvorsichtig geführten Schlag mit der Axt verletzt. Entgegen der betheiligten Berufsgenossenschaft, welche den Zusammen⸗ hang des Unfalls mit dem Betriebe wegen des Dazwischentretens eines betriebsfremden Dritten verneinte, hat das Reichs⸗Versicherungsamt in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht durch Entscheidung vom 12. Mai 1890 das Vorliegen eines Betriebsunfalls anerkannt. Der Unfall hat den Verletzten bei der Betriebsarbeit betroffen; seine Ur⸗ sache war ebenfalls eine den Betriebszwecken dienende Thätigkeit; nämlich das Zerkleinern von Holz, und das Werkzeug, welches ihn unmittelbar berbeiführte, ein Werkzeug des Betriebs. Der Umstand, daß die dem Betrieb dienende Thätigkeit nicht durch einen regelmäßig beschaͤftigten Arbeiter, sondern durch einen aus Liebhaberei mit⸗ arbeitenden Dritten vorgenommen wurde, macht dieselbe noch nicht zu einer dem Betrieb fremden und von diesem losgelösten Arbeit.
(888.) Ein auf einem Bau außerhalb der Stadt beschäftigter Arbeiter wurde von dem Bauleiter in die benachbarte Stadt geschickt, um ein dort vergessenes Instrument zu holen. Da Letzteres 12 dem Bau dringend gebraucht wurde, empfahl ihm der Bauleiter möglichste Eile. Der Arbeiter bestieg zu diesem Zweck ein fremdes Fuhrwerk, das er unterwegs zufällig traf, wurde aber durch Herabstürzen von demselben verletzt. Das Reichs⸗Versicherungsamt hat durch Rekurs⸗ entscheidung vom 3. März 1890 das Vorliegen eines Betriebsunfalls anerkannt. Der Gang selbst erfolgte im Interesse des Betriebes; auch war der Arbeiter mit Rücksicht auf die ihm anbefohlene Eile wohl zu der Annahme berechtigt, im Interesse des Betriebes zu han⸗ deln, wenn er unterwegs Behufs schnelleren Fortkommens eine sich ihm darbietende Fahrgelegenheit benutzte. Eine willkürliche Erweiterung der Betriebsgrenzen und dadurch der Betriebsgefahren im Sinne der Entscheidung 488 („Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1888 Seite 188) kann in der Handlungsweise des Arbeiters nicht erblickt werden. (Zu vergleichen die Entscheidungen 566, 726, 727, 728, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1888 Seite 290, 1889 Seite 342.)
(889.) Ein in einem Baubetriebe als Gespannführer beschäftigter Arbeiter hatte, nachdem er den Tag über Baumaterialien auf die verschiedenen Baustellen seines Arbeitgebers gefahren hatte, mit Ge⸗ nehmigung desselben für einen von dessen Bekannten alte Eisenbahn⸗ schwellen auf das Besitzthum gefahren, in welchem Pferde und Wagen eingestellt zu werden pflegten. Beim Abladen erlitt er einen Unfall. Durch Entscheidung vom 21. April 1890 hat das Reichs⸗Versiche⸗ rungsamt in Anwendung der in der Rekursentscheidung 738 2 liche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1889 Seite 352) erörterten ⸗ sätze das Urtheil des Schiedsgerichts bestätigt, welches in jenem Vorgange einen Unfall erblickt hatte, der den Verletzten als einen in dem Betri be des Bauunternehmers beschäftigten Arbeiter bei diesem Betriebe getroffen habe. Dadurch, daß der Arbeiter, leer zurückzufahren, die Eisenbahnschwellen aus Gefälligkeit und mit Zustimmung seines Arbeitgebers beförderte, trat er, weit die Fahrt selbst in Betracht kommt, unzweifelhaft nicht aus der einen Bestandtheil des Baubetriebes bildenden Fuhrwerkerei des Bauunter⸗ nehmers heraus. Ebensowenig war dies aber der Fall, als er dem⸗ nächst die Schwellen ablud und hierbei verunglückte. Denn auch diese Thätigkeit gehörte ihrer Art nach zu den einem Lastfuhrknecht regel⸗ mäßig obliegenden Arbeiten, und auch die Gefahren, denen er bierbei ausgesetzt war, waren die gewöhnlichen einer solchen Arbeit.
(890.) Ein in einem Neubau beschäftigter Zimmermann batte an einem Tage, an welchem er nur noch in den unteren Stockwerken des Baues zu arbeiten hatte, dadurch einen Unfall erlitten, das er, im Begriff, frühmorgens und lange vor Beginn der Arkbeitszeit zu eigenwirthschaftlichen Zwecken, nämlich zu der (ihm gestatteten) Ar⸗ sammlung und Fortschaffung von Abfallholz, in den vierten Stock zu gehen, in Folge der von ihm selbst hierfür vorgenommenen Oeffnung und Lockerung eines in dem Treppenhause des dritten Stockwerks beümnd. lichen Gerüstes von diesem herabstürzte und ein Bein brach. Reichs⸗Versicherungsamt hat in der Entscheidung vom 20. 1890 in Uebereinstimmung mit den Vorinstanzen das Vorliegen Betriebsunfalls verneint, weil der Unfall aus einer Ursache erfclgt welche mit dem Baubetriebe in keinem inneren Zus
standen hat. (Zu vergleichen die Entscheidung 735, „Amtliche
88 c Seite 351 und die oben abgedruckte Entschei⸗ ung 885.
Gas oder elektrisches Licht.
Ueber Gasbeleuchtung und elektrische Beleu rom 84 un heitlichen Standpunkt aus schreibt der Geheime 5 ztnal⸗Rath Professor Dr. von n in der „Münadhem medizinischen Wochenschrift“ wie folgt: Es bestebht gegeꝛamärtig en harter Kampf zwischen Gaslicht und elektrischer Belenchemng. 82 daß man bis jetzt übersehen kann, wem der Sirg imn Tueil
wird. Gerade in gesundheitlicher Beziehung ist cs von Güte der drei Hauptlichtquellen des Tageslichts, des Sas⸗ elektrischen Lichts zu vergleichen, da — auf die Sebschärne
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heblichem Einfluß ist. Es bat sich daß die legerer licht um etwa ⁄¼10 herabgesetzt wird, sit beim Cieerrrüdden besonders bezüglich der Erkennung der Farben, erdödt ic Tageslicht. Leider wird das elektrische Licht aber einträchtigt, jedoch ließe * diesem Uebelande darch . . 1eh e KüSrSeee und daher uge vv. 8 keicitirer Licht durch eine Glasglocke abblendet. Dies üe Kosten der Helligkeit, welche um 20 % gern Hervortreten der violetten im durch eine gelbe Brille das geib und mehe Ga korrigiren. tend man die 8. Wärmeentwickelung in einer
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