sondern weil er die Theilnahme an der Konferenz als unver⸗ inbar mit seinem Amte als Regierungs⸗Präsident erachte. Ferner erklärte er, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, in dem Organ er konservativen Partei: er werde in der nächsten Groß⸗ athssitzung als Staatsrath demissioniren, weil die eid⸗ enössischen Behörden der Verfassung und den Verhältnissen es Tessin nicht genügend Rechnung trügen und die letzte Abstimmung seine Erwartungen getäuscht habe. Er scheide hne Bitterkeit aus dem Amt und wünsche seinem Lande die Wiederherstellung des Friedens. Respini will sich in den Großen Rath wählen lassen und die Führung der konservativen Partei übernehmen. . Da gegen den Bundesrathsbeschluß in Betreff des Ankaufs der Jura⸗Simplon⸗Prioritäts⸗Aktien eine Volksabstimmung nicht angerufen worden ist, so hat der Bundesrath denselben für sofort in Kraft tretend erklärt.
8 Niederlande.
aag, 14. Oktober. In der Zweiten Kammer theilte der er Minister heute mit, daß der Justiz⸗Minister und der Kolonien⸗Minister gestern in Loo eine Unter⸗ edung mit den Aerzten des Königs über die Krank⸗ heit des Letzteren hatten. Der Ministerrath erwäge die Frage, ob es jetzt schon nothwendig sei, besondere Maß⸗ egeln für die Leitung der Geschäfte des Landes zu er⸗ reifen. “ fg. Folge der von der Regierung vorgelegten Militär⸗ reform, deren einschneidendste Maßregel die Abschaffung des Stellvertretungssystems bildet, herrscht, wie man der „Mgdb. Ztg.“ schreibt, die größte Zwietracht unter den Parteien, welche die klerikal⸗konservative Stimmenmehrheit ausmachen. Die Klerikalen unter der Führung des Abgeordneten Abbé Schaepman, des bedeutendsten Redners im niederländischen Parlament, bekämpfen den Militärreform⸗Entwurf mit der ößten Heftigkeit, und ihr Organ, die „Tijd“, steht hierbei auf demselben schroff ablehnenden Standpunkt, wie ihre Gesinnungs⸗ genossen in Belgien. Dagegen hat sich die konservativ⸗ protestantische die man hier auch die anti⸗revolutionäre nennt, entschieden für die Militärreform⸗Vorlage ausgesprochen, und das Organ des bekannten protestantischen Vorkämpfers Dr. Kuyper, „Standaart“, schickt seinen bisherigen katholischen Bundesgenossen einen förmlichen Absagebrief. Da die Kammer⸗ mehrheit somit in der Militärreformfrage gespalten ist, so wird sich das Ministerium Mackay zu ihrer Durchbringung auf die Liberalen stützen müssen, die ihm natürlich die Hülfe in dieser Frage nicht versagen werden. Der Kommandant des niederländischen Geschwaders in den ostindischen Gewässern hat, dem „H. Corr.“ zufolge, an den Marine⸗Minister berichtet, daß er in Folge des mangel⸗ haften Zustandes der niederländischen Marine in Ost⸗ Indien nicht länger für die Ereignisse gutstehen könne. Belgien. Ueber den bereits (in Nr. 247 d. Bl.) kurz erwähnten Vorfall bei der Wiedereröffnung der Brüsseler Universität am 13. d. M. wird der „Frkf. Ztg.“ folgendes
Nähere berichtet: 8 Die Feierlichkeit vollzog sich übungsgemäß im großen Saale
Ober⸗Bürgermeister Hr. Buls und ein städtischer Polizeikommissar erschienen; das Eintreten dieses Beamten regte die Studenten auf und sie begannen durch Pfeifen, Zischen, Scharren, Miauen und ähnliche internationale Kundgebungen studentischen Unwillens gegen die Anwesenheit der Polizei zu protestiren. Die Stim⸗ mung der Jugend war bereits eine sehr gehobene, als der neue Rektor eintrat, gegen dessen Erwählung eine Manifestation ver⸗ abredet war. Der Rektor, Professor Dr. Martin Philippson hat den Zorn der jungen Welt auf sich geladen in Folge eines Vorfalls, der auf deutschen Universitäten etwas Gewöhnliches ist, der hier aber kurzweg als ee, bezeichnet worden ist. Ein junger Nationalökonom Dr. Dwelshauer reichte bei der philo⸗ sophischen Fakultät eine Habilitationsschrift ein, welche von der Fakultät abgelehnt wurde. Als Ursache der Ablehnung wurde dem Bewerber mitgetheilt, seine Arbeit würde nicht für vollwichtig erachtet, weil sie zum größten Theil nur die Wiedergabe der Lehre eines Leipziger Professors sei Zugleich wurde der Wunsch ausgedrückt, Hr. Dwelshauer möge durch Umgestaltung seiner Schrift derselben den Charakter einer selbständigen Leistung verleihen. Deutsche Universitäten sind, wie gesagt, sehr oft in der Lage, Doktordissertationen aus ähnlichen Gründen abzulehnen. Hier entstand aus dieser an sich sehr harm⸗ losen Geschichte eine cause célèbre. Es hieß, die Universität habe durch Ablehnung besagrer Schrift die — Redefreiheit, also die Ver⸗ fassung verletzt, und die Freunde des jungen Doktors verbreiteten ge⸗ flissentlich, die philosophische Fakultät von Brüssel habe die Ablehnung aus Abneigung gegen die in Dwelshauer’s Schrift vertretenen Ansichten verworfen. Der Bericht der Fakultät zeigt klar die Haltlosigkeit einer solchen Behauptung. Professor Philippson hatte an der Ab⸗ lehnung der fraglichen Habilitationsschrift einen großen Antheil, da
er, als deutscher Philosoph, zunächst berufen war, die von dem belgischen Doktor wiedergegebenen Thesen des Leipziger Professors zu prüfen. Die Brüsseler Studentenschaft hat ihm auf eine sehr unfeine Weise heute zu erkennen gegeben, wie sie über sein Urtheil denkt. Der neue Rektor hatte kaum die Rednertribüne betreten, als die Studenten zu scharren begannen. Hr. Philippson sprach: Messieurs et Mesdames!.. . Ein unendlicher Lärm unter⸗ brach und schloß seine Rede, denn es war ihm trotz der Dazwischen⸗ kunft des Bürgermeisters unmöglich, seine Antrittsrede zu beendigen. Unaufhörlich ertönten die Rufe: „Weg mit Philippson! Er soll nach Berlin! Dwelshauer an seinen Platz!“ und Aehnliches. Schließlich sang die Jugend nach der Melodie „Lampion⸗Lam⸗pion!“ taktmäßig: „A Berlin!“ und „Demission!“ Hr. Philippson mußte sich zurück⸗ ziehen, die Polizei drang in den Saal ein und entfernte die Schreier. Damit nahm die diesjährige Eröffnungsfeier der Universität ein ge⸗ waltsames Ende. Ein solcher Skandal, gerichtet gegen einen allgemein geachteten Gelehrten, ist in Brüssel noch nie dagewesen. 8
Rumänien.
Bukarest, 15. Oktober. Zu 88 des Königs und des Prinzen Ferdinand veranstalteten die Kaufleute in Krajowa gestern eine Kundgebung. Der König und der Prinz⸗Thronfolger wurden mit lebhaften Zu⸗ rufen begrüßt. Ein Mitglied des Handelsstandes hielt eine huldigende Ansprache. Abends war Galavorstellung im Theater. Beim Erscheinen des Königs wurde die National⸗ hymne intonirt, welche das Publikum stehend anhörte. Heute Nachmittag kehrt der König hierher zurück. Serbien.
Belgrad, 13. Oktober. Die Königin Natalie hat nach der Wiener „Presse“ ein Memorandum ausarbeiten lassen,
welches der im November zusammentretenden Skupschtina überreicht werden soll. Die Königin verlangt in demselben,
8 8
des Rathhauses. Es war daher neben den Professoren auch der
Wetterbericht vom 15. Oktober 1890, Schauspielhau
Morgens 8 Uhr.
Temperalur
Stationen.
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7 Uhr.
in ° Celsius
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Schauspiel in 3 7 Uhr.
2 Freitag:
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Wallner -T Schweighofer's. doktor.
Dunst, ²) Nachts Nebel. ³) Dunst. ⁵5) Nebel, Thau. Uebersicht der Witterung. “ Ein tiefes Minimum liegt nördlich von Schott⸗ land und scheint nordostwärts fortzuschreiten. Das barometrische Maxtmum hat sich in der Weise um⸗ gestaltet, daß ein Theil desselben nach Südwest⸗ Europa, ein anderer Theil nach Südost⸗Europa ge⸗ wandert ist, sodaß es den Anschein hat, daß ein Gebiet niedrigen Luftdrucks sich über Deutschland ausbilden will, wodurch trübes Wetter mit Regen⸗ fällen bedingt würde. Bis jetzt dauert in Deutsch⸗ land die ruhige, theils heitere, theils neblige, sonst trockene Witterung noch fort. Deutsche Seewarte
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Fchauspiele. Donnerstag: Opern⸗ baus. 205. Vorstellung. Taunhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg. Große roman⸗ tische Oper in 3 Akten von Fichard Wagner. à um Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. tattung:
ebel. Hierauf: Zum 1 Schweighofer, a Fr. Schw Schöller.
Die Million.
Friedrich Direktion:
eilhac und R. Genee.
Liebesmüh. Komödie in 3 Aufzügen von Shake⸗ speare. In neuer Uebersetzung und Bühnenbearbeitung von Rudolph Gense. Musik von Richard Genée. In Scene gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Musikalische Direktion: Hr. Steinmann.
Freitag: Opernhaus 206. Vorstellung. Alessandro Romantische Oper in 3 Akten von Friedrich von Flotow. Hierauf: Solotauz.
Schaufpielhaus. Mohr von Venedig. von Shakespeare.
Sonnabend: Götz von Berlichingen.
Verliner Theater. Donnerstag: Zum 1. Male: Die Jungfrau von Orleaus. Freitag: 7. Abonnem.⸗Vorstell. Die Jungfrau
Sonnabend: Keanu. Tessing-Theater. Donnerstag: Im Spiegel.
Das zweite Gesicht. Lustspiel in 4 Akten von Oskar Blumenthal. Sonnabend: Im Spiegel.
Sonntag: Das zweite Gesicht.
heater. Donnerstag: Gastspiel
Genrebild mit Gesang in 1 Akt von Ed. Dorn. (Lorenz Dollinger: Felix Schweighofer, a. G.)
in 3 Akten von Carl Laufs. * und die eighofer's.
Virtoria-Theater. Donnerstag: Zum 52. Male:
12 Bildern von Alex. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Gredelue. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Julius ledermauns. Komische Operette in 3 A
Binder. Dirigent: Hr. ie Puppenfee. Pantomimisches Diver⸗ “
daß ihre Rechte als Mutter des Königs Alexander
8. 209. Vorstellung. Verlorene von Jos. Beyer. K. Hofballetmeister aus Wien.
Freitag: Die Fledermaus.
Anfang Puppenfee.
Text von W. Friedrich. Anfang 7 Uhr. 206. Vorstellung. Othells, der Trauerspiel in 5 Aufzügen Anfang 7 Uhr.
Sardou. burg. Anfang 7 ½ Uhr. Freitag: Dieselbe Vorstellung.
heater. Donnerstag: Die Hanben⸗
Wintermärchen.
Belle-Alliance-Theater.
Mann. Anfang 7 ½ Uhr Mann.
41. Male: in 4 Akten von
Ferron. Anfang 7 ½ Uhr.
Akten von Hugo Lubliner. Anfan 8 8 Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Thomas-Theater. Alte
Direktion: E. Thomas. ments⸗Vorstellung. auf gemeinschaftliche Kosten. von Louis Angely. Zum Schluß: Zum 1. Posse mit Gesang in
—
Felix Zum 10. Male: Der Bauern⸗
Male:
Gisela Fischer.) 0. Male: Pension Schöller. Posse (Klapproth: Felix
genau präzisirt werden, damit sie die Erziehung desselben überwachen könne. Dem Memorandum werden Dokumente beigelegt werden, welche sich auf die Königliche Ehescheidung beziehen.
Bulgarien.
Sofia, 15. Oktober. Im Befinden des vor Kurzem erkrankten Minister⸗Präsidenten Stambulow ist, dem „W. T. B.“ zufolge, eine leichte Besserung eingetreten.
Die Synode ist nach Sofia einberufen worden.
Amerika. 88 Vereinigte Staaten. Washington, 13. Oktober. Präsident Harrison wurde, auf der Rückreise nach der Bundeshauptstadt begriffen, am 11. d. M. von der Bevöl⸗ kerung von St. Louis herzlich begrüßt. Gestern ist er in Indianopolis angekommen.
Der Graf von Paris besuchte wiederholt die Schlacht⸗ felder in der Nähe von Richmond.
Das hiesige Obergericht, welches heute seine Ver⸗ handlungen wieder aufnimmt, wird sich u. A. mit dem An⸗ trage zu beschäftigen haben, die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes, betreffend die Hinrichtung durch Elektrizität, zu beanstanden, weil es grausam und ungewöhnlich sei. Auch wird eine Berufung Namens der Japaner erfolgen, die zum Tode verurtheilt im Sing⸗Sing⸗Gefängnisse weilen, und ein weiterer Appell wird die Freilassung der Chicagoer Anarchisten herbeizuführen suchen.
San Salvador. Der Präsident von Salvador erklärt, wie der „Frkf. Ztg.“ u. d. 10. d. M. telegraphirt wird, alle Berichte über Kämpfe an der Grenze von Guatemala für falsch. Es sei gar kein Grund für eine Wiedereröffnung des Krieges vorhanden. Die Gefangenen seien von beiden Seiten ausgewechselt, die Schulen wieder eröffnet worden und alle Industrien in Thätigkeit. Die ofsfiziellen Beziehungen zwischen Guatemala und Salvador seien sogar „angenehme“.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Halle a. S., 15. Oktober. (W. T. B.) Sozialisten⸗ Kongreß. In der heutigen Generaldebatte über den Auer’'schen Organisationsbericht sprachen Thierbach, Schön⸗ feld (Dresden), Lievländer, Wilschken, Klein, Schmidt (Berlin), Keßler, Kant und Emmel gegen den Organisations⸗ entwurf, Metzner (Berlin) und Stolle für denselben. Nach Verlesung der Vorschlagslisten für die Organisations⸗Kommis⸗ sion wurde die Vormittagssitzung geschlossen. — Die Kom⸗ mission für Untersuchung der Beschwerden gegen die Fraktion hat ihre Arbeiten begonnen.
Konstantinopel, 15. Oktober. (W. T. B.) Die in verschiedenen auswärtigen Blättern verbreitete Nachricht über armenische Exzesse in Syrien sind nach den in der Pforte vorliegenden Informationen stark übertrieben. Nach diesen Mittheilungen ist in Zeitan ein Gendarm getödtet worden, sonst ist die Ruhe in keinerlei Weise gestört worden. 1
tissement von J. Haßreiter und F. Gaul. Arrangirt von J. Haßreiter, K.
Kapellmeister Wolfheim. Anfang 7 Uhr.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
burg. Donnerstag: Zum 34. Male: — Pariser Sittenbild in 4 Aufzügen von Victorien In Scene gesetzt von Sigmund Lauten⸗
Direktion: W.
Hasemann. Donnerstag: Gastspiel von Mitgliedern des Wallner⸗Theaters. Zum 16. Male: Mein junger Posse mit Gesang in 4 Akten von Leon Treptow und L. Herrmann. Musik von Th. Leprez.
Freitag und die folgenden Tage: Mein junger
Adolph Ernst-Theater. Donnerstag: Zum Unsere Don Inaus. Leon Treptow. Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph
Donnerstag: III. Abonne⸗ Zum 1. Male:
(Brennicke — Emil Thomas.)
einem Akt von Carl Treu⸗ mann. (Cassis Pascha: Reinhold Wellhof; Trinelle:
Freitag: Der Naub der Sabinerinnen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Musik [35789] 2 National⸗Panorama.
Herwarthstr. 4, Königsplatz.
Das alte Rom
mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312 n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u. Alex Wagner in München. Täglich geöffnet v. Mor⸗ gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Entrée 1 ℳ, Soldaten und Kinder 30 ₰.
Dirigent: Hr. Hierauf: Die
2
Neu eröffnet.
FerrSol.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Hedwig Dudek mit Hrn. Direktor Georg Demelt (Rauden O⸗S. — Namslau). — Frl. Bertha Haebler mit Hrn. Sec.⸗Lieut. Eugen . (Königsberg i. Pr.). — Frl. Gertrud
eismann mit Hrn. Königl. F Dr. Rich. Fraude (Berlin — Halle a. S.) — Frl. Elsbeth Troschke mit Hrn. Berg⸗Inspektor Ernst von Baczko (Breslau). — Frl. Margarethe von Loeben mit Hrn. R. von Ruville (Wilda — Posen). — Frl. Rosa Naumann mit Hrn. Max Eidiener (Klettendorf). — Frl. Marie Lindenblatt mit Hrn. Königl. Distrikts⸗Kommissar Karl Nikol (Bromberg— Gnesen).
Verehelicht: Hr. Pastor Th. Behrens mit Frl. Emmy Puttfarcken (Badeckenstedt — Wandsbeck). — Hr. Reg.⸗⸗UAssessor Albert Piersig mit Frl. Hanna Beyer (Königsberg). — Hr. Pastor Ernst
8 1“ ö. Marghe v Geüttttsch, 1—
r. Paul Kayser mit Frl. Elsbeth Franz (Berlin).
Jakobstraße 30. — Hr. Prem⸗„Lieut. Heino von Basedow mit Freiin Emma von Vietinghoff gen. Scheel (Berlin). — Hr. Prem.⸗Lieut. Hans Georg von Ribbeck mit Freiin Hedwig von Kottwitz (Kläden). — Hr. Dr. med Franz Geerkens mit Frl. Hubertine Kürten (Riegelsberg— Elberfeld).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr. med Aenstoots (Ruhrort). — Hrn. Regierungsrath Menzel (Lissa i. P). — Hrn. Theodor Cabanis (Berlin). — Hrn. Wilhelm Ackers (Willich). — Eine Tochter: Hrn. Rittmeister A. von Krosigk
“ 8
Gesangsposse Couplets von
Die Neise Posse in 5 Akten
Cassis Pascha.
(. Anfang 7 Uhr.
Agenden Tage: Gastspiel Felix Der Bauerndoktor. Pension Contert-Haus. Concert. Gesellschafts⸗Abend.
Ausstattungsstück in und Rich. Ballet von
Modernes Moszkowski
ene unter Mitwirkun Philharmonischen Orchesters.
Concert⸗Anzeigen. Donnerstag: Carl
Philharmonie. Donnerstag: Anfang 8 Uhr.
8 t der Berliner Liedertafel (Dir.: Herr A. -6v4ν q des Königlich saͤchsischen ammersängers Hrn. Carl Scheidemantel, sowie des
(Bandelin). — Hrn. Ernst Boetticher (Eitorf) — Hrn. W. J. A Kassai (Wandsbeck). — Hrn. Emil Richter (Berlin). — Hrn. G. Fiedeler (Gleiwitz). — Hrn. Pastor Kanzow (Berlin).
Gestorben: Hr. Fabrikbesitzer Ernst Meinicke (Breslau). — Hrn. Karl Freiherrn von Massen⸗ bach Tochter Brigitte (Bialokosch),. — Hr. Dr. phil. Otto Schulze (Hannover). — Hr. J. Gustav von Dühren (Langfuhr). — Hr. Victor von Pochhammer (Berlin). — Hr. Heinrich Weber (Brünn). — Hr. Kaufmann Gustav Garnn (Charlottenburg).
Redacteur: Dr. H. Klee.
Meyder⸗
-Wilhelmstädtisches Theater. Fritzsche. b“* Die ten, nach
alevy, bearbeitet von C. Haffner und usik von Strauß. Regie: Hr. Gezffget von 12—11 hr.
I6 kapellmeister Federmann. wissenschaftlichen Theater. Näͤl 55. Male mit durchaus neuer Aus⸗ ettel.
Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park
Mrania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde, Lehrter Bahnhof) ich Vorstellung im eeres die Anschlag⸗
Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage)
18) Pmnnover. . . . 20
22) Kassel. v1“ 80
88 4“ 1 45
89 40) Metz
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Verlin, Mittwoch, den 15. Oktober
E“ “
Deutsches Reich. Nachweisung
—
der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1890 bis i Schluß des Monats September 1890.
3. 8 1 5. 6
Einnahme im Monat September 1890.
Hierzu Einnahme
Vormonaten
eünnahmein dem⸗ elben Zeitraume des Vorjahres † mehr
(Spalte 4) — weniger
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in den
1890
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tages in der gestrigen Nr. 247 d. Bl. mitgetheilten Telegramme er⸗ gänzen wir in dem Folgenden nach einem uns zugegangenen Bericht und den Meldungen der Tagesblätter. Vom Redacteur Fischer London) und Oertel (Nürnberg) wurde folgende Resolution einge⸗ racht: 1) Der Parteitag erklärt, daß die parlamentarische Thätigkeit der Fraktion sowohl den Beschlüssen des St. Gallener Kongresses entsprach, als auch die aus der Aenderung der politischen Parteigruppirung für die deutsche Sozialdemokratie er⸗
I. Im Reichs⸗Postgebiet.
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Bremen.
38) Hamburg.. Hemburg i. E.
404 945 60
80 154 463 70
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221 742 — 101 437 80.
370 799 10
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59 654 20 091 46 881 457 121 20 900 36 842 42 858 7 974 26 889 16 070 81 216 48 303 28 959 89 262 41 9.9 71 760 31 384 43 441 12 361 32 675 99 871 30 657
21 338 49 471 491 894 24 855 39 292 43 345 9 217 26 802 17 311 86 858 51 655 33 112 87 346 51 155 77 979 38 171 48 780 14 368 31 044 99 606 33 003 187 142 96 261 43 442 25 113 255 575 10 996 89 467 267 591 121 887 37 665
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80 542 60 35 730 20 813 30 241 494 10 032 86 505 252 983 117 644 38 235 67 107 13 992 21 470 27 408 94 178 399 273 96 528 22 360
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815 153 75 3 402 950 334 396
138 307
3 165 894 326 891 137 029
115 764 90
667 279 3
3 875 654 3 629 816
208 375 V 95
Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.
3 Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Theerbude, 26. September. Frhr. v. Eckardstein I., Sec. Lt. vom Kür. Regt. Kaiser Nicolaus I. von Rußland (Brandenburg.) Nr. 6, kommandirt bei der Gesandschaft in Washington, vom 1. Dezember d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt kom mandirt.
Neues Palais, 9. Oktober. v. Kalckstein, Major vom Generalstabe der 17. Div., zum Generalstabe des VIII. Armee⸗Corps, Graf v. Schlieffen, Major vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe der 17. Div., Scheche, Major vom Generalstabe der 2. Div, zum Eroßen Generalstabe, v. Steuben, Hauptm. vom Generalstabe des V. Armee⸗Corps, zum Generalstabe der 2. Div, Riemann II., Hauptm. vom Großen Generalstabe, zum General⸗ stabe des V. Armee⸗Corps, versetzt. Frhr. v. Reibnitz, Major vom Kaiser Alexander⸗Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 1, unter Stellung à la suite des Regiments, zum Commandeur der Unteroff. Schule in Potsdam ernannt. v. Görtz, Hauptm., bisher Comp. Chef von demselben Regt., der Charakter als Major verliehen. v. d. Lancken, Pr. Lt. von demselben Regt., unter Entbindung von seinem Kommando als Insp. Offizier bei der Kriegsschule in Hannover, zum Hauptm. und Comp. Chef, vorläufig ohne Patent, v. Kriegs⸗ heim, Sec. Lt. von demselben Regt., zum Pr. Lt., vorläufig ohne Patent, befördert. Lange, Sec. Lt. von der Res. des Niederschl. Train⸗Bats. Nr. 5, kommandirt zur Dienstleistung bei diesem Bat, im aktiven Heere, und zwar als Sec. Lt. mit einem Patent vom 1. Januar d. Is. bei dem genannten Bat., Lageman, Sec. Lt. von der Res. des Westfäl. Train⸗Bats. Nr. 7, kommandirt zur Dienstleistung bei diesem Bat., im aktiven Heere, und zwar als Sec. Lt. mit einem Patent vom 1. März d. J. bei dem genannten Bat., Brandt II., Sec. Lt. von der Res. des 3. Bad. Inf. Regts. Nr. 111, im aktiven Heere, und zwar als Sec. Lt. mit einem Patent vom 9. Oktober d. J. bei dem genannten Regt. angestellt. v. Stoessel, Pr. Lt. vom Inf. Regt. von Grolman (I1. Posen.) Nr. 18, Behufs Vertretung eines Lehrers, zur Kriegsschule in Engers kommandirt. v. Jordan, Pr. Lt. vom Kür. xegt. von riesen (Westfäl) Nr. 4, dessen Kom⸗ mando als Ordonnanz⸗Offizier bei des Großherzogs von Oldenburg Königlicher Hoheit um ein Jahr verlängert. Heintze v. Krenski, Major vom 2. Garde⸗Feld⸗Art. Regt., von dem Lerbarkih als Mitglied der Studien⸗Kommission der Ver⸗ einigten Art. und Ingen. Schule entbunden. v. Neumann, Major vom 1. Garde⸗Feld Art. Regt., zum Mitgliede der Studien⸗Kom⸗ mission der Vereinigten Art. und Ingen. Schule ernannt. Ehr⸗ hardt, überzähl. Hauptm. à la suite des Württemberg. Fuß⸗Art. Bats. Nr. 13, kommandirt zur Dienstleistung bei dem Fuß⸗Art. Regt. Nr. 11, bei diesem Regt. in die offene Comp. Chefstelle ein⸗ gerückt. — Die Zeug⸗Pr. Lts.: Dingel von der Munitionsfabrik, Ebermann vom Art. Depot in Neisse, Schulz vom Art. Depot in Münster, Foyt vom Art. Depot in Hannover, zu Zeug⸗Haupt⸗ leuten befördert. — Die Zeug⸗Lts.: Encke vom Art. Depot in Posen, Goßlau vom Art. Depot in Magdeburg, Preis von der Muni⸗
tionsfabrik, Henze vom Art. Depot in Metz, Jeratsch von der Art. Werkstatt in Danzig, Graffy vom Art. Depot in Koblenz, zu Zeug⸗Pr. Lts. befördert. — Die Zeug⸗Feldwebel: Däumig von der Depot⸗Verwaltung der Art. Prüfungskommission, Meißner von der Schießschule der Feld⸗Art., Klewer, Balke von der Insp. der Ge⸗ wehrfabriken, Neumann vom Art. Depot in Torgau, Lenz vom Art. Depot in Magdeburg, Zacharias vom Art. Depot in Schwerin, kommandirt in Stade, Görlitz vom Art Depot in Königsberg, Kämmerer von der 1. Art. Depot⸗Insp., zu Zeug⸗Lts. befördert.
In der Gendarmerie. Neues Palais, 9. Oktober. Sembach, Rittm. a. D., zuletzt Escadr. Chef im Drag. Regt. Prinz Albrecht von Preußen (Litthau.) Nr. 1, als Hauptm. in der 8. Gend. Brig. angestellt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neues Palahs, 9. Oktober. Hackenberg, Sec. Lt. vom 2. Niederschles.
nf. Regt. Nr. 47, Burgund, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 141, mit Pension der Abschied bewilligt. v. Ubisch, Hauptm. z. D., zuletzt Comp. Chef im jetzigen Fuß⸗Artillerie⸗Regt. von Hindersin (Pomm.) Nr. 2, unter Ertheilung der Erlaubniß z. ferneren Tragen der Uniform des Fuß⸗Art. Regts von Linger (Ostpreuß.) Nr. 1, in die Kategorie der mit Pension verabschiedeten Offiziere zurückgetreten.
In der Gendarmerie. Neues Palais, 9. Oktober. v. Tresckow, Hauptm. von der 8. Gend. Brig., mit Pension und 88 des 1. Brandenburg. Drag. Regts. Nr. 2 der Abschied
ewilligt.
Im Beurlaubtenstande. Neues Palais, 9. Oktober. Kapsitz, Pr. Lt. a. D., zuletzt von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks II. Berlin, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗ Uniform ertheilt.
Militär⸗Justiz⸗Beamte. Durch Allerhöchste Abschiede. Rohnstock, 19. September. Paschke, Justiz⸗Rath, Div. Auditeur der 5. Div., Lauckhard, Justiz⸗Rath, Garn. Auditeur in Küstrin, nnh u.““ Entlasse aus dem Amt mit Pension in Gnaden ertheilt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die am ersten Verhandlungstage des gegenwärtig in Halle ver⸗ ammelten Parteitages der deutschen Sozialdemokratie vom Reichstags⸗Abgeordneten Bebel gestellten und von der Ver⸗ sammlung genehmigten Anträge lauten nach der „Hall. Ztg.“ wörtlich: Der Parteitag wolle erklären: der Aufruf des Central⸗Wahlcomités bezüglich der engeren Wahlen entsprach der politischen Lage zur Zeit der Wahlen und spricht der Parteitag nachträglich seine Billigung zu dem Vorgehen des Central⸗Wahlcomités aus. — Der Parteitag er⸗ klärt: Die Motive, welche die Fraktion veranlaßten, den bekannten Aufruf für die Demonstration am 1. Mai zu 8la. fanden in der allgemeinen ökonomischen und politischen Lage ihre Rechtfertigung und liegt kein Grund vor, deshalb gegen die Fraktion eine Mißbilligung
auszusprechen. 1 1 Die über die Verhandlungen des gestrigen zweiten Sitzungs⸗
wachsenen Verpflichtungen vollständig erfüllt hat. — 2) Der Parteitag fordert die Fraktion deshalb auf, die bis⸗ herigen prinzipiellen Forderungen der Sozialdemokratie gegenüber den bürgerlichen Parteien und dem Klassenstaate rücksichtslos zu vertreten, ebenso aber auch die auf dem Boden der heutigen Gesell⸗ schaft möglichen und im Interesse der Arbeiterklasse nöthigen Re⸗ formen zu erstreben, ohne über die Bedeutung und Tragweite dieser positiven gesetzgeberischen Thätigkeit für die Klassenlage der Arbeiter i ökonomischer und politischer Hinsicht Zweifel zu lassen oder Illusionen zu wecken. — Eine von Müller eingebrachte Resolution lautet: In Erwägung, daß die ländlichen Wahlkreise in Deutschland bisher nicht in der Weise bearbeitet worden seien, wie dies mit Rück⸗ sicht auf die proletarische Bevölkerung in vielen Gegenden geboten erscheine, in fernerer Erwägung, daß die Unterstützung solcher Wahl⸗ kreise aus Parteimitteln für die Ausbreitung der sozialdemokratischen Peshh. önn. von Vortheil sein kann, beschließt der Parteitag: eer Parteivorstand wird ermächtigt, mehr als bisher die länd⸗
lichen Wahlkreise Deutschlands agitatorisch zu unterstützen. — begründete die von ihm eingebrachte Resolution; es bestehe wohl über die parlamentarische Thätigkeit der Fraktion keine Meinungsverschiedenheit auf dem Parteitage, aber es sei eine aus⸗ drückliche Kundgebung gegenüber der Thatsache nöthig, daß Seitens der sogenannten Opposition der Standpunkt des Gegentheils einge⸗ nommen worden sei; der Redner bezeichnet einen solchen Radikalismus als impotent. Die Taktik der Fraktion habe sich bewährt; die Bruder⸗ parteien des Auslandes schlössen sich ihr an. Die Fraktion habe den Anspruch auf die Anerkennung des Parteitages, daß sie ihre Schuldigkeit gethan habe. — Nachdem mehrere Redner sich im Sinne der Reso⸗ lution ausgesprochen hatten, brachte Reichstags⸗Abgeordneter von Vollmar folgende beiden Resolutionen ein, von denen nur die zweite bei diesem Gegenstande zur Berathung gelangte: 1) Der Parteitag wolle beschließen;: die verbündeten Regierungen aufzufordern, um die durch das Ausnahmegesetz angerichteten Schäden einigermaßen gut zu machen, das auf Grund der willkürlichen Bestimmungen dieses Gesetzes weggenommene Eigenthum an Körperschaften und Personen wieder herauszugeben. 9 Der Parteitag wolle beschließen: Die Partei hat für die nächste Zeit eine hauptsächliche Wirksamkeit dahin zu richten, daß das vorhandene Koalitionsrecht nicht nur im ganzen Umfang aufrechterhalten und gegen jede wie immer geartete Beein⸗ trächtigung thatkräftig geschützt, sondern weiter bis zur vollen Ver⸗ sammlungs⸗ und Verbindungsfreiheit entwickelt wird. Als ein noth⸗ wendiges Mittel zum Sün des Koalitionsrechts der Arbeiter gegen die unterdrückerischen Bestrebungen des Unternehmerthums ist ein Gesetz anzustreben, welches jeden Versuch, das Koali⸗ tionsrecht oder die sonstige Ausübung der gesetzlichen Rechte zu hindern oder zu erschweren, unter nachdrückliche Strafe stellt. — Nach der Begründung der Resolution durch von Vollmar äußerte Fleischmann nach dem „Berl. Volksbl.“: Eine Zeit lang sei ein revolutionäres Renommiren vielfach in Mode gewesen, sodaß man oft nicht gewußt habe, ob man einen Anarchisten oder einen unklaren Sozialdemokraten vor sich habe. „Wir wollen den Mili⸗ tarismus boykottiren, d. h. ihm nie Gelegenheit zum Ein⸗ hauen geben.“ — Lie bknecht tadelte in scharfer Weise die Opposition, die sich in der Parteipresse gegen den Parla⸗ mentarismus gezeigt habe, als durchaus unbegründet und sagte u. A.: „Unser Kampf ist ein Kampf um die indifferente Masse, die wir erobern wollen. Das war der größte Schaden, den die Opposition anrichtete, daß sie unseren Gegnern Gelegenheit gab, die indifferente Masse gegen uns einzunehmen. In Deutschland sind wir eine Macht geworden. Die anarchistische Taktik aber hat Fiasko gemacht. Par⸗ lamentiren ist nicht identisch mit Kompromisseln. Die richtige Linie ist von der Fraktion eingehalten worden. Wir haben nie unsere Grundsätze im HReichstage verleugnet. Das allgemeine Stimmrecht ist das mächtigste Mittel zur Er⸗ ziehung der Massen, zur Propaganda. Eine Reichstagswahl wühlt die Massen auf. Fürst Bismarck hat den Wählerfang .b auch wir suchen die Wähler zu gewinnen, aber wir schwindeln ihnen nichts vor.“ — Die Versammlung beschloß sodann die Opposition in der Person des Buchdruckereibesitzers Werner (Berlin) zum Worte kommen zu lassen, dem nach Ablauf seiner geschäftsordnungs⸗ mäßigen Redezeit von 10 Minuten noch einmal 10 Minuten bewilligt wurden. Der Redner bemerkte, er könne sich nicht mit der Resolution Fischer einverstanden erklären. Die Abgeordneten seien eifrig, vielleicht zu eifrig gewesen; sie hätten ihre Aufgabe falsch aufgefaßt, sie sollten mehr agitatorisch austreten, die Massen erziehen; das geschehe aber nicht damit, daß die Zweckmäßigkeit der Arbeiterschutz⸗Gesetzgebung ungebührlich in den Vordergrund gng werde. Der Arbeiterschutz könne nichts nützen; der Achtstundentag ewirke wohl eine Erhöhung des Lohnes, aber in Folge dessen werde auch das Produkt theurer. Es springe also dabei kein Vortheil heraus Im Reichstage müsse auseinandergesetzt werden, daß die privatkapitalistische Wirthschaftsweise die Ursache des Elends sei. Redner führt dies näher aus unter Unruhe und Lachen). Wie weit es mit der Vorliebe für den Parlamentarismus schon ge⸗ kommen sei, wolle er zeigen. In der Kommission sei beantragt worden, das Altersversicherungsgesetz auf die Handwerker auszudehnen, obwohl die sozialdemokratischen Abgeordneten zugeben, daß das Gesetz schlecht sei. Bebel habe sich sogar für eine Anleihe Behufs militärischer Verbesserung erklärt. Stadthagen sei dadurch gewählt worden, da freisinnige Flugblätter für ihn verbreitet wurden. Der Kaiserliche Erlat vom 4. Februar sei eine Aufforderung an die Unternehmer zu inter⸗ nationalem Zusammenschluß. Werner ging zuletzt auf die Frage des Freihandels und Schutzzolles ein. Er sei nicht deshalb gegen den Schutzzoll, weil er die Waaren vertheuere; sondern er sei deshalb für den Freihandel, weil dieser revolutionär wirke. — Nachdem Löwenstein⸗Nürnberg bemerkt hatte, daß durch die Antheilnahme an den parlamentarischen Arbeiten nur dann eine Versumpfung mög⸗ lich wäre, wenn die Abgeordneten nicht prinzipienfest seien, Bebel das Wort zu folgenden Ausführungen: „Wenn heutigen Ausführungen über indirekte Steuern und parlamentarische Thä⸗ tigkeit vor seinen Wählern gehalten hätte, würde er nicht ein Drittel der Stimmen bekommen haben. Vor 6 Monaten bei der Wahl war von diesem Radikalismus noch nicht die Rede. Die Männer der Opposition sprachen, um in den Reichstag zu kommen, in den Wadl⸗ versammlungen genau so wie wir. Parteigenossen! Ich mache Sie auf diese demagogische Taktik aufmerksam! Wir gewinnen die Massen, indem wir ihnen sagen; wir streben nach unserem Ziel, wollen aber auch schon unter dem heutigen Mons - system zu erreichen suchen, was erreichbar ist. Diese Tabräk darf die Partei nicht verlassen, will sie bestehen. Was der Angriffe gegen mich betrifft, so deruhen sie auf unglaudlächen Mißverständnissen. Wenn je eine Frakrion korrekt gehandelt hat. so haben wir bei dem Altersversicherungsgesetz korrekt ge⸗ 88 Schließlich vertheidigte sich Bebel gegen die Werner schen
finanziell und Fischer⸗London