1890 / 250 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Oct 1890 18:00:01 GMT) scan diff

wie sonst in Jahrzehnten. Schwarz (Hamburg) und Molken⸗ buhr (Schleswig) erklären sich gleichfalls gegen das Hereinziehen der Religion in die Agitation. Der letztere sprach als ländlicher Agitator gegen die Streichung des Passus, betreffend die Religion. Es sei durchaus unangebracht, zu betonen, daß ein zielbewußter Sozialdemo⸗ krat auch nothwendig ein Atheist sein müsse. Komme man damit in Gegenden, wo fromme Leute wohnen, so werde man entweder durch⸗ eprügelt oder man bekomme die Leute nicht mehr in die sozialdemo⸗ kratischen Versammlungen hinein. Die Agitatoren auf dem Lande müssen durch eine ausreichende Literatur in den Stand gesetzt werden, gerade die praktische Seite mit Erfolg zu betonen und den Leuten klar zu machen, daß man auch jetzt schon gerade auf dem Lande ein gut Stück Sozlalismus in Gestalt der Genossenschaften vorfinde. Dr Rüdt (Heidelberg) begründet in längerer Rede seinen Antrag. Der⸗ selbe habe vor allen Dingen den Zweck, die Partei vor dem orwurf der Heuchelei zu bewahren. Nach seiner Ueberzeugung müsse man den Muth haben, vor den letzten Konsequenzen der sozialdemokratischen Ziele nicht zurückzuschrecken. Liebknecht habe sehr richtig gesagt, daß die Schule helfen müsse, das werde die Schule aber nur können, wenn sie aus den Händen der Pfaffen befreit werde. Bleibe es so, wie es jetzt ist, dann werde die Schule aus den Kindern niemals Sozialdemokraten heranbilden. Reichstags⸗Abgeordneter Stolle wünschte unter Anderem in dem Programm eine präzise und klare Erklärung über die Frage des Grund und Bodens, außerdem die Wiederaufnahme der Forderung einer Trennung der Schule von der Kirche und der Kirche vom Staat. Axter (Stuttgart) empfiehlt die Wiederaufnahme des früheren Passus „mit allen gesetz⸗ lichen Mitteln“ in das Programm. Wollte man das Wort „gesetz⸗ lich“ jetzt, nach Aufhebung des Sozialistengesetzes nicht wieder auf⸗ nehmen, so würde das die Agitation sehr hemmen. Metzner (Berlin) ist damit einverstanden, daß die Bestimmung bezüglich der Produktiv⸗ Assoziationen aus dem Programm gestrichen werde und hält, indem er sich gegen die Agitation auf Massenaustritt aus der Kirche er⸗ klärt es für nothwendig, den Passus „Religion ist Privatsache“ im Programm zu belassen. Frau Steinbach (Gera) begründet den oben angeführten Antrag der Frauen Ihrer ꝛc. Schmidt⸗Berlin verwahrt die Berliner energisch gegen einen häßlichen Ausdruck Erhardt's. Es sei unerhört, wie man die Berliner auf dem Parteitage behandle. Die Agitation für Massenaustritt aus der Landeskirche sei gar nicht von den Berliner Genossen inscenirt worden, sondern sei gewissermaßen ein Privatunternehmen von einzelnen Ber⸗ liner Genossen. Auch Zubeil (Berlin) beklagt 86 lebhaft über die Gehässigkeit, welche jeden Augenblick in der Debatte zum Ausdruck komme. Es sei auffallend, daß der Vorsitzende alle gehässigen Angriffe gegen die Berliner unbeanstandet passiren lasse. 8

In seinem Schlußwort bemerkte Liebknecht u. A.: Es sei ihm von gegnerischer Seite der Vorwurf gemacht worden, daß er am Vorabend nicht über die Gestaltung des sozialdemokratischen Zukunfts⸗ staats gesprochen habe. Als er im Jahre 1849 in die Schweiz ge⸗ kommen sei, da sei Weitling, dem jetzt wahnsinnig gewordenen Antisemiten Wilhelm Marr u. A. die Frage in eingehender Weise erörtert und die Frage aufgeworfen worden, wer im sozialdemokra⸗ tischen Zukunftsstaat die Stiefel putzen werde u. s. w. „Ich glaubte, daß heute derartig einfältige Fragen nicht mehr aufgeworfen werden könnten. Was man heute für unmöglich hält, wird morgen möglich. Wenn man erwägt, welch gewaltige Um⸗ wälzung der Dampf, die Elektrotechnik u. s. w. hervorgebracht, dann muß doch Jedem klar sein, daß man nicht sagen kann, wie der sozialdemokratische Zukunftsstaat gestaltet sein wird. Nur ein Narr kann eine solche Frage stellen. Was heut Ideal ist, ist morgen Wirklichkeit und übermorgen Reaktion. Können uns unsere Gegner sagen, wie es in einem Jahre im heutigen Deutschland aussehen wird? Was die Frage Betreffs der Religion anlangt, so weise ich es ebenfalls zurück, daß wir uns durch unser Programm der Heuchelei schuldig machen. Wir stehen auf dem Boden der Wissenschaft, be⸗ kanntlich ist aber die Wissenschaft die größte Feindin der Religion. Sorgen wir dafür, daß die heutige Gesellschaftsordnung fällt, dann fällt die Religion von selbst. Ich muß gestehen: ich hasse alle Pfaffen, aber auch die „Antipfaffen“. Der Redner ging alsdann des

kKäheren auf die verschiedenen Programmpunkte ein und ersuchte, seine Resolution anzunehmen. Das Programm werde sich so ge⸗ stalten, wie es der Partei entspreche, ein definitives Programm gebe es nicht, da man stets mit den veränderten Verhältnissen rechnen müsse. Der Parteivorstand werde alle Wünsche, die in der Versamm⸗ lung kund gegeben worden, in eingehender Weise prüfen. Es komme hauptsächlich darauf an, dafür zu sorgen, daß das Programm sobald als möglich verwirklicht werde. Die von Liebknecht vorgeschlagene Resolution (vgl. die gestrige Nummer 249 d. Bl.) gelangte hierauf einstimmig zur Annahme.

In der gestrigen Nachmittagssitzung des Parteitages führte Reichstags⸗Abgeordneter Singer den Vorsitz und theilte auf Wunsch der im Saale anwesenden Berichterstatter mit, daß Niemand von ihnen die verleumderische Notiz im „Generalanz.“ verfaßt habe. Die Versammlung tritt unter Zurückstellung des siebenten Punktes der Tagesordnung in die Verhandlung des achten Gegen⸗ standes ein: Stellung der Partei zu Strikes und Boykotts, über welchen Klos (Stuttgart) und Grillen⸗ berger (Nürnberg) den Bericht erstatten. Nach einem vorliegen⸗ den Bericht äußerte der Referent Klos: Die unzulänglichen Löhne machen vielfach Strikes nothwendig. Diejenigen, die den Arbeitern das Sparen empfehlen und ihnen sagen, daß sie sich nach der Decke strecken müssen, vergessen, daß durch die allzugroße Bedürfnißlosigkeit der Arbeiter der Absatz der Produkte eine wesent⸗ liche Einschränkung erfahren müsse. Allerdings sei nicht zu verkennen, daß in den letzten Jahren eine Ueberhandnahme der Strikes stattgefunden hat. Es sollte niemals außer Acht gelassen werden, daß jeder Strike eine zweischneidige Waffe sei, deshalb sollte man niemals einen Strike ohne genügende Vorbereitung unternehmen. Der Zuzug, Mangel an Unterstützung, Indifferentismus u. s. w. hätten bäufig das Scheitern der Strikes veranlaßt. Allein der Umstand, daß mehrere Strikes zu Ungunsten der Arbeiter ausgefallen seien, könne selbstverständlich keine Veranlassung sein, die Strikes zu ver⸗ urtheilen. Es sei nur Pflicht des Parteitages, dafür zu wirken, daß kein Strike ohne genügende Vorbereitung unternemmen werde. Deshalb müsse man darauf bedacht sein, die fachgewerbliche Organisation möglichst zu fördern. Bedauerlich sei es daß viele Genossen die fachgewerbliche Organisation angreifen. Diese Genossen vergäßen, daß eine sehr große Anzahl von Arbeitern durch die fach⸗

werbliche Organisation der Partei zugeführt worden sei. Es liege in der Natur der Dinge, daß sich die indifferenten Arbeiter leichter der fachgewerblichen als der politischen Organisation an⸗ schlössen. Wäre die fachgewerbliche Organisation in früheren Jahren mehr gefördert worden, dann hätte man zweifellos schen bei den Reickstagswahlen 1887 größere Erfolge erzielt. Der Redner befürwortete schließlich die Annahme folgender Resolution: „Der Parteitag erklärt, unter den heutigen ökonomischen Verhältnissen und bei dem Bestreben der herrschenden Klassen, die politischen Rechte und die wirthschaftliche Lage der Arbeiter immer tiefer herabzudrücken, sind Strikes und auch Bovykotts eine unnmgängliche Waffe für die Arbeiterklasse, einmal um die auf 1 materielle und politische Schädigung gerichteten Bestrebungen ihrer Gegner zurückzuweisen, dann aber auch, um ihre sozlale und politische Lage nach Möglichkeit innerhalb der bürgerlichen Ge⸗ [ellsGaft zu verbessern. Da aber Strikes und Boylotts zweischneidige Waffen find, die, am unrechten Orte und zu unrechter Zeit angewendet, -4e der Arbeiterklassen mehr schädigen als fördern können, At der Parteitag den deutschen Arbeitern sorgfältige Frmwägung der Umstünde, aunter welchen sie von diesen Weffen wollen; insbesondere betrachtet es

Paricvas Nothwendigkeit, baß 9. 97⸗ sich gewerkschaftlich

citerklasse zur st in centralistischen Verbänden, um so⸗

organifirt, vnd zwar wohl durch die Wucht der Zahl, wie die ber w2725,8— 2

sorgf geirofener .— 81 22

von diesen Auffassungen ausgehend, empfiehlt allen Parteigenossen kräftige Unterstützung der gewerkschaftlichen Bestrebungen. Zu⸗ gleich protestirt der Parteitag gegen die erneuten Versuche der Regierungen und der Unternehmerklasse, den in Deutsch⸗ land vorhandenen Rest des Koalitionsrechts durch die reaktionären Bestrebungen in der Novelle zur Gewerbeordnung vollends zu ver⸗ nichten und beauftragt die parlamentarischen Vertreter der Partei⸗ diese Versuche mit aller Entschiedenheit zu bekämpfen und dafür ein⸗ zutreten, daß volle Koalitions⸗ und Vereinigungsfreiheit, diese Grund⸗ lagen für die Kämpfer der Arbeiterklasse zur Erreichung besserer Existenzbedingungen, erreicht werde.“

In der Diskussion bemerkte nach dem „Berl. Volksbl.“ Bock (Gotha): Wenn unter dem Sozialistengesetz die gewerkschaftliche Organisation und Agitation nicht so gefördert worden sei, wie es der Fall hätte sein sollen, so lag dies daran, daß die ganze Zeit und Kraft durch den politischen Kampf in Anspruch genommen worden sei. Aber die Regierung und die Polizei verfolgte auch die gewerk⸗ schaftliche Bewegung, ebenso wie die politische. Sie wußte es ebenso gut, wie wir, daß die Gewerkschaften einen Vortheil für die politische Bildung der Arbeiterklasse darstellen. Unsererseits kann und muß nun mehr geschehen. Es sind dabei aber einige Rath⸗ schläge zu geben. Mit Recht sei am Morgen darauf hin⸗ ewiesen worden, daß man mit einer antireligiösen Agitation starke Bevölkerungsschichten vor den Kopf stoße. Das sei ebenso in der Gewerkschaftsagitation der Fall, wenn 58 sofort politisch und radikal auftrete. Es komme darauf an, die große Masse der schlecht unterrichteten, der indifferenten Arbeiter heranzuziehen, und das geschehe durch eine verständige, sich zunächst an das eigene Inter⸗ esse der Kollegen wendende Agitation. Das politische Verständniß aufzuhellen, dazu diene namentlich die Fachpresse. Dieser stehe das unbeschränkte Recht zu, politische Fragen zu behandeln, den So⸗ zialismus zu entwickeln und zu begründen; die centralisirten Vereine haben dieses Recht gesetzlich nicht. Die Hauptaufgabe sei immer die Gewinnung der Indifferenten, der möglichst großen Zabl. Lenz (Remscheid) bemerkte, manche Strikes mißlingen, weil über⸗ mäßig viel gefordert werde. Aus solchem Grunde sei der Hamburger Maurerstrike verloren worden. Horn (Dresden) und Molkenbuhr widersprachen dem Vorredner; letzterer bemerkte, die Arbeiter hätten das Recht, ihre Waare, Arbeit, so hoch als möglich zu verkaufen. Zu verurtheilen sei, durch Boykotts Leute zu zwingen, sich der sozial⸗ demokratischen Partei anzuschließen, man fördere dadurch nur die politische Heuchelei. Es ging alsdann folgende Resolution des Expedienten Glocke und Genossen ein: „In Er⸗ wägung, daß durch die fortschreitende, wirthschaftliche,. Ent⸗ wickelung der ökonomische Kampf zwischen Arbeit und Kapital immer schärfere Formen annimmt und Angesichts der ablehnenden Haltung der Regierung gegenüber den von der sozialdemokratischen Fraktion eingebrachten Arbeiterschutzgesetzen ist es eine Nothwendigkeit, diesen Kampf Seitens der Arbeiter zu organisiren. Die geeignete Form dieser Organisation ist die gewerkschaftliche. Der Parteitag ersucht deshalb die Parteigenossen allerorts, den bestehenden gewerkschaftlichen Organisationen sich anzuschließen und, wo solche nicht vorhanden sind, sie ins Leben zu rufen. In der fortgehenden Debatte bemerkte alsdann Stadverordneter Zubeil (Berlin), er müsse sich ganz entschieden gegen die Ausführungen des Genossen Lenz erklären, dieser Genosse scheine die großstädtischen Verhältnisse nicht zu kennen, sonst würde er die Forderungen der Berliner und Hamburger Bauarbeiter nicht als unberechtigt bezeichnet haben. Weder der Berliner noch der Hamburger Bauarbeiter⸗Strike sei leichtsinnig unternommen worden. In diesem Sinne äußerten sich noch mehrere Redner. In dem Schlußwort empfahl Reichstags⸗Abgeordneter Grillen⸗ berger die Annahme der Resolution, die er in Gemeinschaft mit dem Referenten gestellt habe. Selbstverständlich sei, ehe man einen Strike unternehme, die größte Vorsicht geboten. Allein andererseits seien Strikes und Bovbkotts Angesichts der heutigen ökonomischen Lage nicht zu vermeiden, ja, dieselben dürften in Zukunft vielleicht öfters vorkommen, als es der Partei lieb sein dürfte. Die Arbeiter seien leider genöthigt, Behufs Erzielung besserer Arbeitsbedingungen oftmals zum Strike zu greifen. Aber auch Bopkotts seien erforderlich, wenn es sich um eine Saalverweigerung für eine Versammlung oder darum handle, den Uebermuth der Unternehmer zu brechen. Allein nicht zu empfehlen sei, die Boykotts ins geschäftliche Leben einzuführen. Ganz besonders müsse man sich vor Boykotts hüten, von denen man sich sagen müsse, daß sie praktisch nicht auszu⸗ führen seien. Als im vergangenen Sommer in Berlin der Bier⸗ boykott beschlossen wurde, da sagten die Arbeiter der anderen Orte sofort: Es sei unmöglich, diesen Boykott mit Erfolg durchzuführen. Im Uebrigen gebiete es die gesammte ökono⸗ mische Lage, die Arbeiter zum Kampfe gegen das bereits fest koalirte Unternehmerthum zu organisiren. Es werde sich in Zukunft nicht blos um centralisirte Gewerkschaften handeln, sondern es werde nothwendig werden, die Arbeiter in große Unions⸗ verbände, wie sie bereits in England bestehen, zu organisiren. Die einzelnen Fachorganisationen werden als Sektionen sich diesen Unions⸗ verbänden anzuschließen haben. Er ersuche daher, die von ihm und Klos vorgeschlagenen Resolutionen nicht blos anzunehmen, sondern auch in der Heimath dafür zu wirken, daß im Geiste dieser Resolution gehandelt werde. Hierauf gelangten beide Resolutionen zur An⸗ nahme.

I die heutige Sitzung des Parteitages liegt folgendes Wolff'sche Telegramm vor: In seinem Referat über die Parteipresse bezeichnete Auer den Antrag, die sozialdemokratische Presse zum Eigenthum der Partei zu machen, als un⸗ annehmbar und beantragte, die Lokal⸗Presse zu unterstützen, vom Parteiinteresse unabhängige Privatspekulationen zu mißbilligen und bei der Gründung neuer Blätter Vorsicht anzuwenden. Der Antrag wurde angenommen.

Während der Sitzung verstarb der Delegirte Baumgarten (Hamburg) in Folge eines Schlaganfalles. Die Sitzung wurde deshalb auf Nachmittag vertagt.

Aus Berlin wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Seitdem Frau Guillaume⸗Schack von Berlin weggezogen und Frau Dr. Hofmann zurückgetreten, ist die sozialdemo⸗ kratische Frauenbewegung, an deren Spitze jetzt mit Ausrahme von Frau Ihrer ganz unbedeutende Persönlich⸗ keiten stehen, die einander befehden, vollständig heruntergekommen. Das soll nun anders werden, die Sozialdemokratie will die Frauen⸗ bewegung in geregelte und geordnete Bahnen bringen und ihr eine Organisation geben. Zu diesem Zweck ist für nächsten Sonntag eine Frauenversammlung einberuken worden, in der Frau Ihrer über den Parteitag berichten soll. Weitere Versammlungen sind in Aussicht genommen.

Aus St. Etienne meldet „W. T. B.“: Die strikenden Bergleute von Firminy einigten sich zu dem Beschlusse, daß während der Dauer des Strikes 45 von ihnen täglich Behufs Er⸗ haltung der Galerien in die Schächte einfahren.

Der Kampf gegen ie Sozialdemokratie

reibar von Schorlemer⸗Alst hat Namens des Vorstandes des Westfälischen Bauernvereins an alle Mitglieder desselben folgende Mahnung gerichtet: „Die Führer der Sozialdemokratie haben neuer⸗ dings wiederholt erklärt, in nüchster Zeit vorwiegend ihre Thätigkeit dahin zu richten, die ländliche Bevölkerung für ihre verberblichen Ziele zu gewinnen. Damit wird uns ein schon länger vorauszusehender Kampf 2 den wir ale Christen, als treue Unterthanen, in Vertheidigung des Grund⸗ befitzes, ter Zamilie und der geselsschaftlichen Ordnung aufnehmen mössen und wollen Die ielbemokratie verwirft das Christen⸗ tlum, rie Eristliche Femilie, das Eigenthum; sie erstrebt den Um⸗ sturz des Thrones und ver Monarchie, um ihre Ziele zu verwirklichen, und erbofft ben Sieg, wenn es ihr gelingt, auch die ländliche Bevöl⸗ kerung in ihre Netze zu ziechen. Ohne Furcht, festen Auges wollen

rheinisch⸗westfälischen Glashütten beschlossen,

wir der drohenden Gefahr entgegentreten, die zu überschätzen unmännlich, die zu unterschätzen sträflicher Leichtsinn wäre. Ist auch und bleibt das, was die Sozialdemokratie er⸗ strebt, unausführbar, so kann und wird doch ein auch nud theilweiser Sieg derselben unendliches Unheil, Elend, Blut und Thränen über das Vaterland bringen und an der Stelle der heutigen Ordnung eine Welt von Trümmern und Ruinen setzen. Der „Westf. Bauer“ wird in einer nächsten Nummer die schlechten Grundsätze und Ziele der Sozialdemokratie, insbesondere mit Rücksicht auf die dem Grundbesitze, der Erhaltung unserer Höfe Seitens derselben drohenden Gefahren näher darlegen. Aber schon heute richten wir an alle unsere Mitglieder, insbesondere an die Vor⸗ stands⸗ und Ausschußmitglieder, die Bitte, die angekündigte Agitation der Sozialdemokraten in den ländlichen Bezirken im Auge zu behalten, und wo sich dieselbe geheim oder öffentlich zeigt und geltend macht, gleich darüber an uns zu berichten, damit wir rechtzeitig entgegen⸗

wirken können.“

Kunst und Wissenschaft.

Zum 90. Geburtstage des General⸗Feldmarschalls Grafen

Moltke hat, dem „Schwäb. Merk.“ zufolge, die Gravir“ und Präge⸗ anstalt von Wilh. Mayer’s Metallwaarenfabrik in Stuttgart eine Medaille erscheinen lassen, welche 50 mm Durchmesser hat. Die Hauptseite zeigt den großen Feldherrn; vor und hinter dem Kopfe steht der Wahlspruch Moltke's: „Erst wägen, dann wagen“. Die Büste ist nach unten mit einem kräftigen Lorbeerzweige abgeschlossen. Auf der Rückseite lautet die hehe „Zum 90. Geburtstage 1800 26. Okt. 1890“. Ueber der Schrift schwebt das eiserne Kreuz. Der mit dem Schwerte in der Rechten bewehrte, aufrecht stehende Ruhmes⸗ engel setzt die Tuba an den Mund, um über das Wappen des Reichs, über Fahnen und Geschütze, dazwischen Eichen⸗ und Lorbeer⸗ zweige, hinweg den Ruhm des Feldherrn und der Siege der deutschen Armee zu verkünden. Das scharfe und doch wieder so feine Profil des Feldmarschalls ist vorzüglich gut getroffen.

Die „Nordd. Allg. Ztg“ ergänzt ihre Mittheilung bezüglich der Berliner Kunstausstellungs⸗Angelegenheit (von welcher wir in Nr. 248 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ Notiz nahmen) dahin, daß die Delegirten des Vereins Berliner Künstler der Königlichen Akademie der Künste gegenüber in Anregung gebracht haben, eine große internationale Ausstellung im Sommer 1891 zu ver⸗ anstalten, deren Rahmen eine Kollektivausstellung der verschiedenen Staaten wie die des Jahres 1886 umschlösse. Dieser Antrag ist sowohl vom Senat als auch von den Mitgliedern der Akademie im Plenum abgelehnt worden.

Die Aufstellung des Scheffel⸗Denkmals auf der großen Schloßterrasse zu Heidelberg ist vom Großherzog von Baden genehmigt worden.

In Wels (berösterreich) wurden laut Mittheilung der „Linzer Tagespost“ am 11. Oktober auf einem Bauplatze nächst dem Bahnhof Wels, wo am 6. d. M. bereits ein römisches Grab aufge⸗ deckt worden ist, neuerdings vier solcher Grabstätten gefunden. Eine davon ist aus grobem Steinmauerwerk zwei aus Ziegeln her⸗ gestellt, die vierte besteht aus einem hübsch gearbeiteten Sarkophag, welcher aus Konglomeratstein aus einem Stück mit verzierter Platte, jedoch ohne alle Inschrift, hergestellt ist. Bei den Leichen⸗ resten fanden sich keinerlei Schmuck⸗ oder sonstige Gegenstände vor. Der Sarkophag enthielt das Skelet eines stattlich gewachsenen Mannes (2,16 m), welches in Sand eingebettet und vollständig er⸗ halten war. In den übrigen drei Gräbern fanden sich i. ver⸗ witterte Knochenreste, bei welchen die schützende Sandhülle fehlte. Sämmtliche Gräber liegen nur 50 bis 90 cm unter der Oberfläche, und es unterliegt keinem Zweifel, daß hier ein Theil eines großen Begräbnißplatzes aufgeschlossen wurde, worauf auch die in früheren Jahren in der Nähe gemachten verschiedenen Funde hindeuten. Voraussichtlich werden weitere Nachgrabungen in größerem Umfange daselbst vorgenommen werden. Der Sarkophag dürfte einem im Entstehen begriffenen Museum der Stadt Wels einverleibt werden. Die Länge des Innenraumes beträgt 177 cm, die Breite oben 54, unten 56 cm, die Tiefe 42 cm. Das Skelet, welches in diesem Raume ausgestreckt nicht Platz gehabt hätte, lag mit gekreuzten Beinen. Eine Seitenwand ist eingedrückt und die Bruchstücke lagen im Innern vom Sande eingehüllt, woraus zu schließen ist, daß die Beschädigung bereits beim Begräbniß erfolgte.“

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Paris, 16. Oktober. Hier im Umlauf gewesene Gerüchte,

daß die Cholera in Alexandrien ausgebrochen sei, werden,

„W. T. B.“ zufolge, dementirt.

Kopenhagen, 16. Oktober. „W. T. B.“ meldet: Für Pro⸗ venienzen aus Syrien ist wegen der dort herrschenden Cholera, für solche aus Lissabon wegen Pockengefahr die Quarantäne an⸗ geordnet worden. Die Einfuhr von Obst und Gemüse aus Spanien ist verboten. 8 1e.““

Handel und Gewerbe.

„Köln. Volksztg.“ haben die Leiter der das be⸗ stehende Syndikat bis Ende 1893 zu verlängern.

Ebö a. M. 16. Oktober. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß) Die Course waren für hiesigen Landweizen behauptet und eine Idee schwächer für russische Sorten, ab Umgegend 19 ½ ℳ, frei hier 19 ⁄10 ½ ℳ, kurhessischer und norddeutscher ebenso frei Station der oberhessischen und Weser⸗Bahn⸗Route, Geln⸗ hausen, Büdingen, Gießen, Friedberg 19 2⁄10 ℳ, russische Sorten 21 ½ 22 ½ Roggen bleibt unverändert behauptet und still, doch ist zu befürchten, daß der Geschäftsmangel schließlich seine ge⸗ wöhnliche Wirkung üben wird und die Preise in einem gewissen Maße nachgeben werden, hiesiger 16 ¾ 17 ℳ, russischer 17¾ übrig. Für Gerste wird der Konsum lebhafter und das Decouvert beginnt sich nach⸗ haltiger einzudecken, Wetterauer, Ried⸗, Franken (Ochsenfurter Gau) u. Pfälzer je nach Qualität 17 ¾ 18¾ ℳ, exquisite viel darüber, ungarische 20 ½ 21 ½ Im Hafer sind die Zufuhren anhaltend außerordentlich geringfügig, die Notiz 14 ½ 15 ½ bleibt. Raps: Verkauf schwerfällig 26 ½. Mais (migxed) behauptet 13 ¼ ℳ, kränkliches La Plata 12 Spelzspreu (Ersatz für Roggenstroh) sehr ruhig cirega 1 per Ctr. In Kartoffeln bat die Lage kaum eine Veränderung erfahren, 3 ½ —4 je nach Qualität. Roggenkleie 10 ℳ, Weizenkleie 9 ℳ, fest aber nicht lebhaft. Aepfel (Kelterobst) wurde sehr ureßeimüghg gehandelt; der letzte Cours war 8 per 100 kg. Chilisalpeter liegt flau 9 per Centner, per Februar⸗Mär 1891 loko übrig. Für Mehl bleibt die Tendenz recht gut, der Abzug befriedigend, während das Angebot im Allgemeinen für prompte Waare gering ist. Roggenmehlpreise anhaltend stramm, die hier und in der Umgegend beliebte Tegeler Marke in größeren Posten gehandelt und gefragt. Hiesiges eizenmehl Nr. 0 33 34 ℳ, Nr. 1 31 —32 ℳ, Nr. 2 27 ½ 28 ½ ℳ, Nr. 3 27 28 ℳ, Nr. 4 23 24 ℳ, Nr. 5 18 Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verbande 58 —66 Nord⸗ deutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 27 —28 ℳ. Roggenmehl loco hier Nr. 0 27 ½ —28 ½ ℳ, Nr. 1 26 —27 Nr. 2. 23 24 (Obige Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häufig jedoch auch loco auswärtiger Stationen.)

Leipzig, 16. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 4,82 ½¼ ℳ, pr. November 4,80 ℳ, per Dezember 4,80 ℳ, per Januar 4,72* ℳ., per Februar 4,62 ½ ℳ, per Närs 4,60 ℳ, hr. April 4,60 ℳ, pr. Mai 4,60 ℳ, pr. Juni 4,60 ℳ, pr. Ju UUmsatz 20 000 kg. Schwach,

Chemnitz, 16. Oktober, (W. T. B.) Die Generalversamm⸗ lung der vAh. Kappel genehmigte einstimmig die Vertheilung einer zehnprozentigen Divibvende und ertheilte vie

Her zufolge

i 4,60

Mlünchen- Hohenzollern“.

9. „Straßburg“

„Bayern“*

Ausreise in Capetown angekommen.

Decharge. In den Aufsichtsrath wurden gewählt: olke und Rechtsanwalt Dr. Staub (Berlin), Stadtrath Voigt und engstbach (Chemnitz). 3

London, 16. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen⸗ adungen angeboten.

Bradford, 16. Oktober. (W. T. B.) Wolle iger, Alpakka fest, Garne ruhig.

Verkehrs⸗Anstalten.

Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.)

New⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien: estimmung. Bremen 1 15. Okt. in Bremerhaven. Bremen 16. Okt. in Southampton. Bremen 11. Okt. von New⸗York. Bremen 14. Okt. von New⸗York. Bremen 15. Okt. von New⸗York. New⸗York 14. Okt, in New⸗York. New⸗York 9. Okt. von Southampton. New⸗York 12. Okt. von Southampton. New⸗York 16. Okt. Dover passirt. Baltimore 15. Okt. von Baltimore. Bremen 14. Okt. in Bremerhaven. Bremen 8. Okt. von Baltimore. Baltimore 2. Okt. von Bremerhaven.

Brasil⸗ und La Plata⸗Linien:

EWam 15. Okt. von Antwerpen. PSeFdnsne Preen 7. Okt, von Bahia. issabon, Ant⸗ 1

verpen, Brem. 15. Okt. von Bahia.

ntwerpen, Brem.] 15. Okt. Las Palmas pass. Brasilien 7. Okt. in Montevideo. La Plata 8. Okt. in Rio.

Rio, La Plata 13. Okt. St. Vincent pass. Brasilien 11. Okt. St. Vincent pass. Brasilien 6. Okt. Las Palmas pass.

88. La 10. Okt. von Bremerhaven.

8 3 * orun 5 F

„Berlin-. . . Rio, 8 Plot [15. Okt. von Antwerpen. „Kronpr. Fr. W. Kamerun 11. Okt. Dover passirt.

8 Linien nach Ost⸗Asien und Australien:

Bremen 14. Okt. in Aden. Ost⸗Asien 10. Okt. in Shanghai. Ost⸗Asien 11. Okt. in Aden. Ost⸗Asien 15. Okt. von Bremerhaven.

Bremen 15. Okt. in Aden.

Bremen 15. Okt. von Adelaide.

. Australien 5. Okt. in Colombo. „Kaiser Wilh. II.“ Australien 13. Okt. von Genua. „Karlsruhe“. Australien 10. Okt. von New⸗YPork.

London, 16. Oktober. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer Spartan“ ist heute auf der Heimreise von Madeira und der Union⸗Dampfer „Durban“ auf der Ausreise von den Cana⸗ rischen Inseln abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Roslin Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown und der Castle⸗Dampfer „Ounbar Castle“ am Dienstag auf der

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Rennen zu Charlottenburg. Donnerstag, den 16. Oktober, Nachmittags 12 ½ Uhr I. Rüdersdorfer Flach⸗Rennen. Preis 1500 Alters⸗

Banquier Paul

Rittm v. Boddien’'s br. St. „Acheta“ 1., Hrn. Haniel's F.⸗H.

„Da Capo 2, Hrn. O. Spiekermann's F.⸗St. „Miß Kent“ 3. Siegte leicht mit einer halben Länge; „Miß Kent“ einen Hals hinter 8 Dritte. Werth: 2440 „Acheta“ wurde nicht ge⸗ ordert.

II. Schloßpreis 2500 dem ersten, 600 dem zweiten, 300 dem dritten Pferde. Herrenreiten. Jagd⸗Rennen III. Kl. Altersgewicht. Dist. 4000 m. Lt. Weinschencks br. St. „Modell“ Lt. von Graevenitz 1., Lt. Rolle’'s schwbr. St. „Economy“, Lt. Gr. Bredow 2., Hrn. Balduin's br. W. „Duke of Richmond“ Mr. Tippler 3., Hrn. H. Suermondt’s br. St. „Evaporée II.“, Lt. Suermondt 4. Im Handgalopp mit fünf Längen gelandet; andert⸗ halb Längen zwischen „Economy“ und „Duke of Richmond“, welcher eine halbe Länge vor „Evaporée“ Dritter wurde. Werth: 2880 der Siegerin, 560 der Zweiten, 260 dem Dritten, 160 der Vierten.

III. Großes Inländer⸗Hürden⸗Rennen. Preis 4000 dem ersten, 1000 dem zweiten Pferde. Handicap. Dist. 3000 m. Kapt. Jos's F.⸗W. „Pluto“ 1., Hrn. Haniel's F.⸗W. „Dunkelmann“ 2., Hrn. v. Tepper⸗Laski's br. St. „Castagnette“ 3., Lt. Lehmann’'s dbr. St. „Pfauenfeder“ 4. Mühelos mit drei Längen gewonnen; „Castagnette“ eine halbe Länge hinter „Dunkelmann“ und eine Länge vor „Pfauenfeder“ Dritte. Werth: 3900 der Siegerin, 900 dem Zweiten, 400 der Dritten, 200 der Vierten.

IV. Preis von Großbeeren. 3000 dem ersten, 1000 dem zweiten, 500 dem dritten Pferde. Herren⸗Jagd⸗Rennen. Altersgewicht. Dist. 5000 m. Lt. G. von Arnim's br. W. „Zieten⸗ busar“, Rittm. v. Sydow 1., Kapt. Jos's br. St. „Vivacious“, Mr. Tippler 2., Lt. v. Zitzewitz’ br. St. „Alice Melville“, Bes. 3., Hrn. C. G. Schillings’ F.⸗H. „Autrefois“, Lt. v. Graevenitz 4. Siegte leicht mit anderthalb Längen; vier Längen trennten „Alice Melville“ von „Vivacious“ und einen Kopf weiter zurück „Autrefois“ Vierter. Werth: 3480 dem Sieger, 940 dem Zweiten, 440 der Dritten, 240 dem Vierten.

V. Preis von Schönhausen. 1500 dem ersten, 500 dem zweiten, 300 dem dritten Pferde. Jagd⸗Rennen. Alters⸗ gewicht. Der Sieger ist für 3000 käuflich ꝛc. Dist. 3000 m. Hrn. Ehrich's F.⸗H. „Androcles“ 1., Hrn. O. Spiekermann's br. H. „Imperial“ 2., Mr. John's schwbr. W.Illusion“ 3. Nach Gefallen mit fünf Längen gewonnen; fünfzehn Längen zwischen dem Zweiten und Dritten. Werth: 2060 dem Sieger, 450 dem Zweiten, 250 dem Dritten. „Androcles“ wurde für 8000 von Lt. Suffert II. gefordert

VI. Savigny⸗Hürden⸗Rennen. Preis 1500 dem ersten, 600 dem zweiten, 300 dem dritten Pferde. Herren⸗Reiten. Handicap. Dist 3500 m. Mr. Bruno’s F.⸗Hengst „Krautjunker“ Mr. Harrison 1., Hrn. v. Tepper⸗Laski's dbr. W. „Pippin“ Lt. Suermondt 2. Lt. Frhrn. v. Fuchs⸗Nordhoff’s br. St. „Luzerne“ Lt. v. Graevenitz 3. Hrn. L. del Banco’'s br. St. „Glendalough“ Mr. Tippler 4. Siegte nach Gefallen mit vier Längen; „Luzerne“, angehalten, zehn Längen hinter „Pippin“ und ebensoweit vor „Glendalough“ Dritte. Werth: 1560 dem Sieger, 560 dem Zweiten, 260 der Dritten, 160 der Vierten.

VII. Preis von Fischthal. 1000 dem ersten, 500 dem zweiten, 300 dem dritten, 200 dem vierten Pferde. Offizier⸗ Flach⸗Rennen. Altersgewicht. Der Sieger ist für 3000 käuf⸗ lich ꝛc. Dist. 1000 m. Lt Frhrn. v. Heintze’s br. H. „King Mob’“, Bes. 1., Lt. Meincke's F.⸗St. „Lady Handsome“, Lt. Suermondt 2., Rittm. v. Schmidt⸗Pauli's br. H. „Pansophy“, Lt. G. v. Schierstädt 3., Lt. Meincke’'s schw. W. „Bucephalus“, Lt. v. Fibewiß 4. Leicht um einen Hals gewonnen; „Pansophy“ eine halbe Länge hinter „Lady Handsome“ Dritter, ebensoweit vor „Bucephalus“. Werth: 1880 dem Sieger, 460 der Zweiten, 260 dem Dritten, 160 dem Vierten. „King Mob“ wurde für 3750 von Hrn. H. Suer⸗

mondt gefordert.

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten gelang der Antrag des Stadtverordneten Wohlgemuth und Genossen zur Verhandlung: „Den Magistrat zu ersuchen, mit der Königlichen Staatsregierung wegen Uebernahme der Markt⸗, Gesund⸗ heits⸗ und Baupolizei, sowie der Feuerwehr in städtische Verwaltung in Verhandlung zu treten.“ Nach längerer Debatte wurde dieser Antrag mit 91 gegen 6 Stimmen in namentlicher A stimmung angenommen.

Die gemischte Deputation des Magistrats für das Anschlags⸗ wesen hat, hiesigen Blättern zufolge, beschlossen, den Gemeind behörden zu empfehlen, von der Errichtung erleuchteter Säulen al allgemeine Einrichtung für das Anschlagswesen Abstand zu nehme und für die Errichtung unbeleuchteter Säulen ein neues Ausschreibe auf Grund noch festzustellender Bedingungen zu erlassen.

Im Victoriapark am Kreuzberg werden die Arbeiten mi besonderem Eifer gefördert, indem man die jetzige günstige Jahresze nach Kräften ausnutzt, um noch möglichst viele Neuanpflamungen

Frühjahr grünen und blühen sollen. an Pflanzen wird, wie der „B. B.⸗C.“ erfährt, von den städtischen Baumschulen in Treptow je nach Bedarf geliefert. Besondere Sorg⸗ falt widmet der die Arbeiten leitende Obergärtner der Umgebung de Kreuzberg⸗Denkmals, indem er bemüht ist, durch geschickte Anpflan⸗ zungen einmal den für das eigentliche Denkmal zu massigen und den Gesammteindruck störenden Unterbau zu verdecken und sodann die Fernsicht, die von hier aus nordwärts über ganz Berlin und west⸗ wärts bis Steglitz und den Grunewald reicht, offen zu halten. Auch die Vorarbeiten zu dem Wassersturz sind schon in Angriff genommen, wenn auch vor der Hand nur zu dem oberen Theile.

Breslau. Der Königliche Regierungs⸗Präsident zu Breslau hat, wie die Schweidnitzer „Tägliche Rundschau“ mittheilt, mit Zu⸗ stimmung des Bezirksausschusses folgende Polizeiverordnung erlassen: §. 1. Zur Personenbeförderung bestimmtes Lohnfuhrwerk (Droschken und sonstiges zur gewerbsmäßigen Beförderung von Per⸗ von Leichen nicht benutzt werden. §. 2. Zuwiderhandlungen gegen dem Führer des betreffenden Lohnfuhrwerks mit Geldstrafe bis zu 60 ℳ, an deren Stelle im Falle des Unvermögens verhältnißmäßige

Haftstrafe tritt, geahndet. 8 Schreiberhau. Dem „B. B.⸗C.“ schreibt man: Unweit

Schreiberhau erhebt sich im Riesengebirge eine vielbesuchte Höhe, der man zu Ehren des greisen Strategen den Namen Moltkefelsen beigelegt hat. Von diesem Felsen aus werden am 26. Oktober die Flammen ins Land leuchten, und die Berge werden von den Gesängen der Turner wiederhallen, denn die Turnvereine von Hirschberg, Warm⸗ brunn, Hermsdorf a. K., Petersdorf und Schreiberhau feiern den neunzigsten Geburtskag des Feldmarschalls gemeinsam durch einen großen Festkommers auf dem Moltkefelsen.

„Halle, Die feierliche Enthüllung des von dem verstorbenen Bildhauer Josef Kaffsack geschaffenen Kaiser⸗Denkmals in Giebichenstein findet am Sonnabend, 18. Oktober, statt und wird mit einem von Bad Wittekind ausgehenden Festzuge eröffnet werden.

London, 15. Oktober. Der deutsche Verein für Kunst und Wissenschaft veranstaltet am 26. Oktober in seinem Klub⸗ lokal ein Fest mahl zu Ehren des 90. Geburtstages des Feld⸗ marschalls Grafen Moltke. Es haben bereits viele Mitglieder

des Vereins ihre Betheiligung zugesagt.

gewicht. Der Sieger ist für 2500 käuflich ꝛc. Dist. 800 m.

1. Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.

9. treckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl. 3. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc.

4. Verloosung, Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen Papieren.

Deffentliche

r Anzeiger.

5. Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. 6. Berufs⸗Genossenschaften.

7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften.

8. Wochen⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken.

9. Verschiedene Bekanntmachungen.

v“ und Untersuchungs⸗Sachen.

[39190] Steckbrief.

Gegen den Bäckergesellen August Kanarowsky, geboren 15. April 1871 zu Oppeln, zuletzt zu Bornim bei Potsdam aufhältlich, welcher sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Dieb⸗ stahls und Unterschlagung in den Akten J. 1867/90 verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Gerichtsgefängniß zu Potsdam ab⸗ zuliefern.

Potsdam, den 11. Oktober 1890.

Gröbnig,

Katscher,

8) Josef Weschonek, Casimir am 25. April 1866, letzter Aufenthaltsort Gutsbezirk Casimir,

9) Johann Wieczorek, geboren zu Gutsbezirk Casimir am 21. Oktober 1867, letzter Aufenthaltsort Polnisch Krawarn,

10) Felix August Simon Burkart, geboren zu Gröbnig am 5. Januar 1866, letzter Aufenthaltsort

11) Johann Dziadzik, geboren zu Neu⸗Katscher am 15. Juli 1864,

12) Robert Kroner, Feilenhauer aus Wien, ge⸗ boren zu Olbersdorf (Oesterreich⸗Schlesien) am

geboren zu Gutsbezirk

Gutsbezirk Poßnitz, 31) Johann Klein, letzter Aufenthaltsort Neu⸗

Hamburg,

Poßnitz am 5. Juli 1865, letzter Aufenthaltsort

30) Emil Gnilka, geboren zu Soppau am 9. Mai 1866, letzter Aufenthaltsort Soppau, geboren zu Waissak am 16. Juli 1867, letzter Aufenthaltsort Waissak,

32) Josef Urbansky, geboren zu Waissak am 31. Dezember 1865, letzter Aufenthaltsort Waissak.

33) Adolf Hahnheiser, geboren zu Wanowitz am 16. Oktober 1867, letzter Aufenthaltsort Wano⸗

witz, 8 Josef König, Kommis, geboren zu Wano⸗ witz am 30. Oktober 1864, letzter Aufenthaltsort

rungsvermerks nicht hervorging, insbesondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteig termin vor der Aufforderung zur Abgabe von boten anzumelden und, falls der betreibende Gläubi⸗ zer widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen. widrigenfalls dieselben bei F g des Jermngften Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Ver⸗ theilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks be⸗ anspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Ver⸗ fahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem

von Bäumen und Sträuchern vorzunehmen, die dann schon im nächsten Das sämmtliche Material

sonen gegen Entgelt bestimmtes Fuhrwerk) darf zur Beförderung 8—

vorstehende Bestimmung werden sowohl an dem Eigenthümer wie an N

8

Königliche Staatsanwaltschaft. Beschreibung: Alter 19 Jahre, Größe 5 Fuß 4—5 Zoll, Statur groß, kräftig, Haare schwarz, Stirn oval, Augenbrauen schwarz, Augen blau, Nase, Mund gewöhnlich, Zähne vollständig, Kinn oval, Gesicht oval, Gesichtsfarbe gesund.

[39187] Steckbriefs⸗Erledi ung. Der hinter dem Schmiedegesellen August Kähne wegen Betruges in den Akten J IIc. 795. 84. unterm 14. November 1884 erlassene Steckbrief ist erledigt.

Berlin, den 14. Oktober 1890. .

Königl. Staatsanwaltschaft beim Landgericht I. [39189]

Die diesseits unterm 20. April 1883 in Nr. 96 dieses Blattes vom 25. April 1883 hinter die Militärpflichtigen Gustav Adolph Böttcher aus Krummkavel und Genossen erlassene und unterm 3. April 1886 in diesem Blatte vom 8. April 1886 sub Nr. 1620 erneuerte offene Strafvollstreckungs⸗ Requisition wird hierdurch zurückgenommen. M ¹ 60/80.

Landsberg a./W., den 11. Oktober 1890.

Königlicher Erster Staatsanwalt.

Beschluß.

[39188] eschl. Königlichen Staatsanwaltschaft

Auf Antrag der wird gegen

1) Anton Dziatzko, geboren zu Bauerwitz am 4 Juli 1863, letzter Aufenthaltsort Bauerwitz,

2) Karl Pierschke, geboren zu Gutsbezirk Berndau am 15. Februar 1864, letzter Aufenthalts⸗ ort Gutsbezirk Berndau,

3) Josef Satzke, geboren 5 Bieskau am 17. August 1866, letzter Aufenthaltsort Bieskau,

4) Frang Spieske, Pferdeknecht, geboren zu Bladen am 9. Dezember 1866., letzter Aufenthaltsort Bladen,

5) Josef Waletschke, geboren zu Branitz am 12. September 1867, letzter Aufenthaltsort Branitz,

6) Josef Schroel, geboren 8 Branitz am 15. Ja⸗ nugr 1863, lezter Aufenthalt Branitz, 1

7) Karl Franz Hodek, geboren sas Casimir am 25. Jult 1866, letzter Aufenthaltsort Gutsbezirk Casimir,

2. Juni 1863, Vater preußischer Unterthan, letzter Aufenthaltsort Neu⸗Katscher,

13) Emanuel Krause, Schuhmacher, geboren zu Leisnitz am 1. Dezember 1864, letzter Aufenthaltsort Ziegenhals,

14) Eduard Purschke, geboren zu Leisnitz am 24. Januar 1866, letzter Aufenthaltsort Leisnitz,

15) Karl Josef Julius Braunisch, geboren zu Leobschütz am 24. September 1866, letzter Aufent⸗ haltsort Leobschütz,

16) Josef Goldhammer, Seifensieder, geboren zu Leobschütz am 2. April 1866, letzter Aufenthalts⸗ ort Leobschütz,

17) Friedrich Franz Josef Hauer, Schneider, ge⸗ boren zu Leobschütz am 25. November 1866, letzter Aufenthaltsort Leobschütz,

18) Josef Heidenreich, Schiffsiunge, geboren zu Leobschütz am 12. August 1864, letzter Aufenthalts⸗ ort Leobschütz,

19) Sylvester Hmelina (Chmielina), geboren zu Leobschütz am 27. Dezember 1865, letzter Aufent⸗ haltsort Leobschütz,

20) Josef Liebich, geboren zu Lehn⸗Langenau am 17. September 1863, letzter Aufenthaltsort Lehn⸗ Langenau, b

21) Theodor Frank, Bäcker, geboren zu Deutsch⸗ Neukirch am 23. August 1866, letzter Aufenthaltsort Deutsch⸗Neukirch,

22) Gustav Emil Gnilka, geboren zu Pilgers⸗ dorf am 17. August 1866, letzter Aufenthalksort Soppau,

23) Karl Schmidt, geboren zu Pommerswitz am 7. Juli 1865, letzter Aufenthaltsort Pommerswitz.

24) Paul Theodor Jauernig, gehoren zu Raden am 6. Oktober 1865, letzter Ausenthaltsort Raden,

25) Johann Lux, Bürstenmacher aus Wien, ge⸗ horen zu Rodben am 12. Punt 1865, letzter Aufent⸗ haltsort Roben,

26) Rudolf Kreisz, Stuhenmaler, geboren zu am 26. März 1865, letzter Aufenthaltsort Rösnitz, 1

Nh öelhelm Kaske 1., gehoren zu Roͤsnitz am 25. Jull 1887, letzter Aufenthaltsort Rözuitz,

29) Wilhelm Hoffmann, geboren zu Gutsbezirk Krastillau am A. Pezember 1864, letzter Aufent⸗ halteort Gutsbezirk Krastillau, b

29) Johe Kermaschek, geboren zu Gutsbezirk

welche hinreichend verdächtig erscheinen, als Wehr⸗ pflichtige in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet ver⸗ lassen und nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben, Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 R.⸗Str.⸗G.⸗Bs., das Ee vor der Strafkammer des König⸗ lichen Landgerichts zu Ratibor eröffnet. Gleich⸗ zeitig wird in Gemäßheit der genannten Gesetzesvor⸗ schrift das im Deutschen Reiche befindliche Ver⸗ mögen der Angeschuldigten, soweit es zur Deckung der dieselben voraussichtlich treffenden Strafe und der Kosten erforderlich ist, mit Beschlag belegt. V. M. 49/90.

Ratibor, den 29. September 1890.

Königliches Landgericht. Strafkammer II. Schmidt. Heinze. Beier.

2) Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dgl.

[38197] Zwangsversteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von der Hasenhaide und den Wein⸗ bergen Band 29 Nr. 1039 auf den Namen des Kaufmanns August Wutzler hierselbst eingetragene, in der Gneisenaustraße helegene Grundstück am 9. Januar 189 1, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht an Gerichtsstele Neus Friedrichstraße 13, Hof. Fügel C. parteere. Saal 36, versteigert werden. Das Grundstüch ist mit 2,43 Reinertrag und einer Fläche don 6 à 88 am nur zur Grundsteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, heglaubigte Abschrift des Grundbuch⸗ blatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grund⸗ stüch betreffende Nachwelsungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in 8— Gerichtsschreiberri odenda, Fläae D., Zimmer Al, eingesehen werden. Alle Rralberechtigten werden agufgefoördert, die nicht von selhst auf den

Ersteher übergehenden An⸗

deren Vorhandensein oder Beirag aus dens rundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteige⸗

Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 9. Januar 1891, Mittaugs 1 ½ Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben bezeichnet, verkündet werden. Berlin, den 30. September 1890. Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 51.

(881881 Zwangsversteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von der Hasenhaide und den Weinbergen Band 29 Nr. 1038 auf den Namen des Kaufmanns August Wutzler hier eingetragene, in der Gneisenau⸗

straße belegene Grundstück am F5. Jannar 1891.

11 Uhr, vor dem unterzeichneten

Vormittugs

Gericht an Gerichtsstelle Neue Friedrichstr. 13,

Hof, Flügel C, part., Saal 36, versteigert werden. Das Grundstück ist mit 2,58 Remertrag und einer Fläche vdon 7 a 35 qgm nur zur Grundsteuer veranlagt. Auszug aus der Steuer⸗ rolle, beglauhigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grund⸗ stüͤck betreffende Nachweisungen, sowie hesondere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiherei. ebenda, Flügel D., Saal 41, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden An⸗ sprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungs⸗ vermerks nicht hervorging, insbesonderne derartige Forderungen von Kapital. Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens in Verstei

termin vor der Aufforderung Abgabe von boten anzumelden und, falls der hetreibende Gläudiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen. widrigenfalls dieselben hei Feststellung der ge⸗ ringsten Ge nicht derückfichtigt werden und dei Vertheilung des Kaufgeldes gegen * e⸗ rücsichtigten Ansprüche im X G Dielenigen, welche das Eigenthum des Prundstitchh deanspruchen, werden aufgesordert, vor Sch Versteigerungstermins die Finsteiluns nn derbeizuführen, widrigenfalls nach esfolgtens

Kaufgeld in; auf den .