1890 / 252 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Oct 1890 18:00:01 GMT) scan diff

aus dem Grunde, weil die Vertrauensmänner die nicht zu vertretende Ansicht ausgesprochen haben, daß diese Strafbestimmung Seitens der Gesellschaft dazu benützt werden könnte, eine Lohnreduktion durch⸗ zuführen. Seitens mehrerer anderer Bedienstetengruppen wurden bei⸗ nahe ausnahmslos Lohnerhöhungen gefordert, welche auch einzelnen Kategorien in Aussicht gestellt wurden. Die Gruppe der Kutscher sprach sich gegen die Berechtigung der Gesellschaft zur Kündigung aus und wollte dieselbe nur in Fällen von Trunkenheit, Diebstahl und Arbeitsverweigerung gelten lassen. Weiter sprachen sich auch die Kutscher gegen die in der Dienst⸗ ordnung vorgesehene zweistündige Arbeitsunterbrechung aus, indem sie in Anbetracht der bezahlten Ueberstunden es vor⸗ ziehen, falls es nothwendig ist, die ganze Betriebsdauer über im Dienste zu bleiben. Bezüglich dieser beiden letzteren Wünsche wurde ihnen bedeutet, daß die diesfällige Entscheidung der Regierung vor⸗ behalten bleibe. Eineinhalb tunden nach Beendigung dieser Besprechung wurde der Direktion ein von denselben Ver⸗ trauensmännern unterfertigtes Ultimatum im Namen aller Bediensteten zugestellt, in welchem die vollinhaltliche Er⸗ füllung der Bedingungen des Memorandums unter Strike⸗ Androbung für Sonntag, den 19. d. M., gefordert wurde. Wie „W. T. B.“ meldet, ist gestern mit Ausnahme von einer in allen Wiener Tramway⸗Remisen der Strike ausgebrochen. In Folge dessen ist der Verkehr auf allen Tramwaylinien eingestellt. In Folge einer Zuschriftder Polizei⸗Direktion vom 18. d. M. richtete der Verwaltungsrath der Tramway⸗Gesellschaft an sämmtliche Bedienstete, welche den Dienst gestern nicht antraten, eine Aufforderung, den ihnen angewiesenen Dienst im Laufe des heutigen Vormittags wieder aufzunehmen, widrigenfalls gegen sie im Sinne der neuen Dienst⸗ ordnung mit sofortiger Entlassung vorgegangen werden würde. Die⸗ jenigen, welche sich zum Dienst melden, werden angewiesen, sich der neuen Dienstordnung zu unterwerfen. Den ganzen Tag über herrschte vollständige Ruhe, nirgends fanden größere Ansammlungen statt. Die feiernden Tramway⸗Bediensteten benutzten den Tag vielfach zu Aus⸗

ügen.

füñ Nach den letzten telegraphischen Meldungen dauert der Strike noch fort; diejenigen, welche sich von der Arbeitseinstellung ausschließen wollten, erhalten unverkürzten Lohn, obwohl die Wiederaufnahme des Verkehrs mit Rücksicht auf den allgemeinen Strike noch unterbleibt.

Aus Pest berichtet ein „Wolff'sches Telegramm“, daß die Buchdruckerei⸗Gehülfen am nächsten Freitag einen von ihnen neu ausgearbeiteten Lohntarif den Buchdruckereibesitzern übergeben und dieselben ersuchen wollen, sich spätestens bis Sonnabend Abend darüber zu äußern. Falls bis zum Montag keine Einigung erzielt sein sollte, wollen die Gehülfen die Arbeit niederlegen.

Nach mehreren, der „Hamb. Börsenh.“ zugegangenen Privat⸗ depeschen angesehener Glasgower Hääuser sollen die Zeitungs⸗ nachrichten über die Beendigung des Strikes der Hochofen⸗ arbeiter gänzlich unbegründet sein und der Strite fortdauern. Den Strikenden werde Seitens der englischen Union ein Wochenzuschuß von 10 Schilling gezahlt.

Wie „W. T. B.“ aus Paris vom Sonnabend berichtet, ist der Strike der Arbeiter der Glasflaschenfabrik in Frais⸗ marais bei Douai beendet; man hofft, daß nunmehr der Strike der Glasflaschen⸗Arbeiter des Nordens überhaupt bald beigelegt werden würde. Die Tüllfabrikanten in Calais, welche vor drei Wochen ihre Fabriken schlossen, wollten dieselben am heutigen Montag wieder eröffnen; dieselben befürchteten jedoch, daß die Arbeiter erst nach vollständiger Feststellung eines gemeinsam zu vereinbarenden Lohntarifs die Arbeit wieder aufnehmen würden. Diese Befürch⸗ tung ist, wie dem „Temps“ aus Calais gemeldet wird, eingetroffen; die strikenden Tüllarbeiter haben nämlich, dieser Meldung zufolge, be⸗ chlossen, die Arbeit nicht wieder aufzunehmen, und eine Kommis⸗ sion von 5 Mitgliedern gewählt, welche mit einem von den Fabri⸗ anten zu bildenden Ausschuß einen neuen Lohntarif ausarbeiten soll.

Aus Arras theilt ein Wolff'sches Telegramm mit, die Grubengesellschaft von Carvin hat 30 Grubenarbeitern, welche als die Anstifter des Strikes angesehen werden, ihre Arbeits⸗

cher zugestellt und Arbeiter von auswärts angeworben; unter den Grubenarbeitern herrscht in Folge dessen große Aufregung, doch ist ie Ruhe bisher nicht gestört worden.

Wie aus Charleroi vom Sonnabend berichtet wird, stellten am Vormittag in verschiedenen Kohlengruben in der Umgegend von Charleroi die Arbeiter die Arbeit ein. Die Zahl der Strikenden, welche eine Lohnerhöhung verlangen, beträgt

eiwa 3000.

Ueber die Ausstände in Australien wird der „Voss. Ztg.“

aus London berichtet: Die Schiffsoffiziere nahmen die Be⸗ dingungen der Arbeitgeber an. Die Kohlengrubenarbeiter werden diesem Beispiele folgen. Die allgemeine Wieder⸗ aufnahme der Arbeit steht nahe bevor.

Verband der deutschen Berufsgenossenschaften.

Am 3. November d. J., Vormittags 9 ½ Uhr, findet im Engli⸗ schen Hause Berlin, Mohrenstraße 49 ein außerordentlicher Berufsgenossenschaftstag statt, zu welchem die Einladungen von Seiten des geschäftsführenden Ausschusses des Verbandes der deutschen Be⸗ rufsgenossenschaften soeben zur Versendung gelangt sind. Auf diesem Genossenschaftstage soll in erster Reihe die Frage der Abänderung der Unfallversicherungsgesetze, welche durch die bekannte Erklärung des Hrn. Ministers von Boetticher in der Sitzung des Reichstages vom 11. Juni d. J. in Fluß gekommen ist, einer Berathung unterzogen werden. Ferner soll bei dieser Gelegenheit der Verband der Berufs⸗ genossenschaften auch Stellung zu der Gewerbegesetznovelle nehmen, soweit durch die letztere die Aufgaben der Genossenschaften betroffen werden.

Kunst und Wissenschaft.

* Wie wir hören, bestätigt sich die Nachricht, welche letzt⸗

2 durch die Blätter ging, wonach die Akademie der Künste eschlossen habe, im Sommer 1891 keine Kunstausstellung zu veranstalten, nicht. Die Entscheidung über die Frage der Veran⸗ staltung einer Ausstellung im Pügsten hh. hängt vielmehr von den Schritten ab, welche der Verein Berliner Künstler und die Künstlergenossenschaft in Bezug auf die Veranstaltung einer internationalen Ausstellung im nächsten Jahre ein⸗ eleitet hat. In diesem Punkte hatte der Senat der Akademie ch allerdings ablehnend verhalten und es den genannten Vereinen überlassen, ihrerseits diese Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Am vorigen Sonnabend wurde von diesen beschlossen, zunächst den Minister der geist⸗ lichen 2ꝛc. Angelegenheiten zu bitten, seinerseits ein solches Unternehmen mit finanziellen Mitteln zu unterstützen. Ein Beschluß des Senats, die alljährlich wiederkehrenden Kunst⸗ ausstellungen aufzugeben, liegt, wie des Weiteren noch be⸗ merkt werden mag, nicht vor.

†˖† Es ist soeben gelungen, die zweite Sammlung alter Musikinstrumente von de Wit in Leipzig, welche kostbare alte italienische Instrumente, Flügel u. f. w. und ins⸗ besondere das Clavicymbal von Joh. Seb. Bach ent⸗ hält, mit den Mitteln zu erwerben, welche Se. Majestät der Kaiser und König aus dem Allerhöchsten Dispositionsfonds zur Verfügung gestellt hat. Die Sammlung wird im Anschluß an die erste erworbene de Wit'sche Samm⸗ lung bereits gegenwärtig in der Bauakademie aufgestellt. Der Besuch ist indeß wegen der nothwendigen Einrichtungen bis auf Weiteres noch ausgeschlossen.

In Macon fand am 18, Oktober eine Vorfeier des

Geb Lamartine;'s statt, bei welcher der franzö⸗

2

sche Unterrichts⸗Minister Bourgeois und Jules Simon Gedenkreden ielten.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Portugal.

Durch eine unterm 8. Oktober 1890 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern werden die am Atlantischen Ocean gelegenen Häfen der Südküste des spanischen Fest⸗ landes für seit dem 20. September von Cholera „verseucht“ erklart. Für alle übrigen Häfen Spaniens bleiben die Bestimmungen der Verfügung vom 14. August („R.⸗A.“ Nr. 203 vom 23. August 1890)

in Kraft. Egyvpten.

Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandrien hat unter dem 3. Oktober 1890 beschlossen, die gegen Ankünfte aus Alexandrette angeordneten Quarantäne⸗Maßregeln auf den Küstenstrich zwischen Mersina im Norden und Tripoli im Süden, diese beiden Ortschaften nicht mit eingerechnet, auszudehnen. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 238 vom 3. Oktober 1890.)

Madrid, 19. Oktober. „W. T. B.“ meldet: Nach den aus den Provinzen hier vorliegenden Berichten ist die Cholera in weiterer Abnahme. Es sind bis gestern nur 15 weitere Cholerafälle vorge⸗ kommen, von denen 5 tödtlich verliefen. v4“

Handel und Gewerbe.

l Berlin, 18. Oktober. (Wochenbericht für Stärke, Stärke fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Saberskv.) Ia. Kartoffelmehl 21 ½ 22 ½ ℳ, Ia. Kartoffelstärke 21 ½ 22 ℳ, IIa. Kartoffelmehl und ⸗Stärke 19 ½ 20 ½ ℳ, feuchte Kartoffel⸗ stärke loco und Parität Berlin 11,75 ℳ, Frankfurter Syrup⸗ fabriken notiren frei Fabrik Frankfurt a. O. 11,25 ℳ, elber Syrup 24 24 ½ ℳ, Capillair⸗Export 26 ½ 27 ℳ, Capillair

vrup 25 25 ½ ℳ, Kartoffelzucker Capillair 25 ½ 26 ½ ℳ, do. gelber 23 ½ 24 ½ ℳ, Rum⸗Couleur 34 35 ℳ, Bier⸗Couleur 34 35 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 29 ½ 30 ½ ℳ, do. sekunda 26 ½ 28 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 39 41 ℳ, Weizenstärke (großst.) 42 43 ℳ, Hallesche u. Schlesische 42 43 ℳ, Schabe⸗Stärke 33 33 ½ ℳ, Reis⸗ stärke (Strahlen) 45 ½ 47 ℳ, do. (Stücken) 43 44 ℳ, Mais⸗Stärke 30 31 ℳ, Victoria⸗Erbsen 19 22 ℳ, Kocherbsen 18 22 ℳ, Futtererbsen 15 ½ —916 ℳ, grüne Erbsen 19 22 ℳ, Leinsaat 22 ½ 24 ½ ℳ, Linsen, große 32 44, do. mittel 20 32, do. kleine 14 20, gelb. Senf 18 26 ℳ, Kümmel 36 40 ℳ, Buchweizen 14 ½ 16 ℳ, Mais loco 13 ½ 14 ℳ, Pferdebohnen 15 16 ℳ, inländische weiße Bohnen 23 26 ℳ, breite Flachbohnen 25 30 ℳ, ungarische Bohnen 21— 23 ℳ, galizische und russische Bohnen 20 22 ℳ, Wicken 14 16 ℳ, anfkörner 18 21 ℳ, Leinkuchen 16 17 ℳ, Weizenschale 10 10 ½ ℳ,

oggenkleie 10 ½ 11 ℳ, Rapskuchen 12 ½ —13 ℳ, Mohn, weißer 60 68 ℳ, do. blauer 44 48 ℳ, Hirse, weiße 20 23 Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

Das „Gewerbeblatt aus Württmberg“', heraus⸗ gegeben von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel, hat in Nr. 42 des 42. Jahrgangs vom 19. Oktober d. J. folgenden Inhalt: Friedrich von Rauch. Winke für die deutsche Ausfuhr. Verschiedene Mittheilungen. Ausstellungswesen. Literarische Erscheinungen. Preisausschreiben. Leistungen der Modellir⸗ werkstätte der Königlichen Centralstelle vom 1. Juli bis 30. Septem⸗ ber 1890. Neues im Landes⸗Gewerbemuseum. 1g

Wie die „Hamb. Börs.⸗H.“ mittheilt, hat das Holländische Börsencomité auf Antrag des Bankhauses Lippmann Rosenthal in Amsterdam, welchem Antrage der Amsterdamer Bank und anderer Firmen gefolgt waren, die 3 % Deutsche Reichs⸗Anleihe und die 3 % Preußischen Consols zur täglichen amtlichen Notiz zugelassen.

Leipzig, 18. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 4,80 ℳ, pr. November 4,77 ½ ℳ, per Dezember 4,80 ℳ, per Januar 4,72 ½ ℳ. per Februar 4,62 ½ ℳ, per März 4,60 ℳ, pr. April 4,60 ℳ, pr. Mai 4,60 ℳ, pr. Juni 4,60 ℳ, pr. Juli 4,60 Umsatz 75 000 kg. Fest.

Wien, 18. Oktober. (W. T. B.) Ausweis der Süd bahn in üs Poce vom 8. bis 14. Oktober 906 671 Fl., Mehreinnahme 14 634 Fl.

Ausweis der österreichisch⸗ungarischen Staatsbahn in der Woche vom 8. bis 14. Oktober 927 720 Fl., Mehreinnahme 70 287 Fl. 1

London, 18. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen⸗ ladungen angeboten.

London, 20. Oktober. (W. T. B.) Die Getreide⸗ zufuhren betrugen in der Woche vom 11. bis zum 17. Oktober: englischer Weizen 3668, fremder 70 616, englische Gerste 3084, fremde 15 983, englische Malzgerste 15 840, fremde —, englischer Hafer 854, fremder 75 197 Orts. Englisches Mehl 19 357, fremdes 26 862 Sack und

6 Faß.

New⸗York, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 11 094 321 Dollars gegen 15 560 331 Dollars in der Vorwoche, davon

für Stoffe 2 570 652 Dollars gegen 5,001 223 Doll. in der Vorwoche.

Verkehrs⸗Anstalten. Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.)

New⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien: Bestimmung. Bremen 17. Okt. in Bremerhaven. Bremen 11. Okt. von New⸗York. Bremen 14. Okt. von New⸗York. Bremen 15. Okt. von New⸗York. New⸗York 14. Okt. in New⸗York. New⸗York 17. Okt in New⸗York.

„Mer.. „Fulda“. „Saale. „Trave“. „Spree“. „Lahn“

1 New⸗York 16. Okt. von Southampton. 8v-Zäöööö New⸗York 18. Okt. von Bremerhaven. „München“. . Bremen 15. Okt. von Baltimore. 8— Bremen 8. Okt. von Baltimore. „American .. Baltimore 16. Okt. in Baltimore. „Hohenzollern“. Baltimore 18. Okt. von Bremerhaven. Brasil⸗ und La Plata⸗Linien: „Straßburg“ Bremen 16. Okt. in Bremerhaven. „Leipzig“. Vigo, Antw., Brem.] 16. Okt. St. Vincent pass. „Grf. Bismarck“

Scsabon, Ant⸗ 15. Okt. von Bahia. „Main“

werpen, Brem.

Antwerpen, Brem.] 15. Okt. Las Palmas pass. 7 S- ”“ La Plaia 7. Okt. in Montevideo.

vv Z1“ La Plata 13. Okt. in Montevideo. „Frankfurt’“. . Rio, La Plata s 13. Okt. St. Vincent pass. ö, hxHöuö““ Brasilien 11. Okt. St. Vincent pass. XG Brasilien 6. Okt. Las Palmas pass. „Stuttgart“. Rio, La Plata 17. Okt. Las Palmas pass. Berlin⸗“ Coruna Vigo,

[Rio, La Plata]† 15. Okt. von Antwerpen. „Kronpr. Fr. W.“ Kamerun 17. Okt. Sta. Cruz pass.

Linien nach Ost⸗Asien und Australien:

Bremen 14. Okt. in Aden. Ost⸗Asien 10. Okt. in Shanghai. Ost⸗Asien 11. Okt. in Aden. Ost⸗Asien 17. Okt. in Antwerpen. Bremen 15. Okt. in Aden. Bremen 15. Okt. von Adelaide. Australien 5. Okt. in Colombo. Australien 18. Okt. in Port Said. Australien 10. Okt, von New⸗York.

lamvonꝛucßS

„Bayern“ „Neckar“. „Braunschweig“ „Sachsen“ „Presbaah.. „Hohenstaufen“. „Habsburg“.. „Kaiser Wilh. II.“ „Karlsruhe“.

New⸗York 12. Okt. von Southampton.

servakorium zu

Hamburg, 19. Oktober. (W. T. B.) Die Postdampfer „Bohemia“ und „Rhenania“ der Hamburg⸗Amerika⸗ nischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft haben, von New⸗ York kommend, heute Morgen Lizard passirt.

20. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Suevia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft ist, von Hamburg kommend, gestern Nachmittag in New⸗ York eingetroffen.

Triest, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Amphitrite“ ist heute Abend hier eingetroffen.

20. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Daphne“ ist, von Konstantinopel kommend, heute Morgen hier eingetroffen.

4 Theater und Musik.

Königliche Theater.

In der Vorstellung des „Freischütz“ am Mittwoch im König⸗ lichen Opernhause sind die Damen und Herzog be⸗ schäftigt. Hr. Gudehus singt den Max, den Caspar Hr. Mödlinger, Hr. Stammer den Eremiten und Hr. Schmidt den Fürsten.

Im Königlichen Schauspielhause geht an demselben Abend „Don Carlos“ in Scene. Für den 10. November, den Ge⸗ d wird eine Neuaufführung der „Maria Stuart“ vorbereitet.

Deutsches Theater.

Die Aufführung des „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“ am Sonnabend gewann dadurch ein erneutes Interesse, daß mehrere Hauptrollen eine Neubesetzung erfahren hatten. Den glücklichen Erfolg, welchen sonst die Aufführung dieses Goethe⸗ schen Schauspiels an diesem Orte errang, konnte die vorgestrige Dar⸗ stellung nicht in gleichem Maße erzielen. Der straffere Zusammen⸗ hang der Handlung, wie sie in der vorzugsweise auf der zweiten und dritten Bearbeitung des „Götz“ gegründeten Aufführung im Deutschen Theater auf der Bühne erscheint, bewirkte immerhin auch am Sonn⸗ abend eine bedeutsame dramatische Wirkung ebenso in den komischen wie in den tragischen Scenen. Der Antheil, welchen die Darstellung an diesem Erfolge hatte, ist aber mehr auf Rechnung der altbe⸗ währten Kräfte dieser Bühne zu schreiben als auf die der sich übrigens im Ganzen recht tapfer haltenden neuen Darsteller.

So bewährte sich Hr. Pittschau in der Titelrolle wie sonst durch die prächtige Wiedergabe der Treuherzigkeit und Kraftfülle des wackeren Götz; Hr. Sommerstorff spielte die Sterbescene Weis⸗ lingen's mit erschütternder Natürlichkeit, und Hr. Pohl stattete seinen Hans von Selbitz mit prächtigem Humor aus. Die liebliche Maria der Fr. Geßner kam uns in der Werbescene mit Weislingen und Götz schalkhafter als sonst vor; in den tragischen Momenten erhob sie sich zur vollen Höhe ihres Könnens. Franz von Sickingen fand in Hrn. Nissen einen Vertreter von cefälliger Männlichkeit im Ausdruck und in der Sprache. Unter den neu hin⸗ zugekommenen Mitgliedern ist zuerst Frl. Frauendorfer als Adel⸗ heid von Walldorf zu nennen. Die begabte Künstlerin besitzt so⸗ wohl Geist wie Leidenschaft für die Darstellung kühner Charaktere; aber der Ausdruck für bestrickendes Liebeswerben steht ihr nicht in ausrei⸗ chendem Maße zu Gebote, um eine Adelbeid überzeugend darzustellen. Es haftet dem Liebesgirren eine kühle Künstelei an, welches an die zau⸗ berische Wirkung desselben nicht aufrichtig glauben läßt. Frl. Frauendorfer wuchs erst in der großen Sterbescene in ihre Rolle hinein; die angst⸗ volle Qual des Gewissens, das Entsetzen und Grauen vor dem heran⸗ nahenden Rächer brachte sie in erschütternden Tönen zur vollen Wir⸗ kung, sodaß sie die Zuschauer im Banne ihrer Darstellung hielt. Frl. Reisenhofer kann in der Rolle des Georg zu wenig das Mädchenhafte und Zierliche im Schritt und in den Be⸗ wegungen abstreifen, um einen kecken Reiterbuben zu veran⸗ schaulichen; was sie bietet, ist ein Zwitterbild von weiblicher Zierlichkeit des Spiels und knabenhafter Keckheit in der Rede. Den heißblütigen Knappen Weiolingen's Franz gab Hr. Herz in der Scene mit Adelheid mit leidenschaftlichem Ungestüm; weniger gelang ihm die Erzählung der zauberischen Reize der schönen Wittwe; die glühende Empfindung, welche aus dem ritterlichen Knappen in der Verzückung einen Dichter macht, kam nicht klar genug zum Ausdruck. Dennoch scheint genug wirkliches Tempera⸗ ment bei dem jungen Künstler vorhanden zu sein, um zu⸗ künftig diesen Mangel zu ergänzen. Den Kaiser Maximilian

ielte Hr. Pategg mit mehr komischer als würdevoller Hoheit; das olzerhobene Haupt, die steife Haltung machen nicht die kaiserliche Würde aus. Im Uebrigen verlief die Darstellung, auch die der Massenscenen, recht gefällig und gab von Neuem Zeugniß von dem Fleiß, mit welchem jede Aufführung, auch wenn sie nicht eine erste ist, ständig geleitet und beaufsichtigt wird.

In der am nächsten Donnerstag stattfindenden ersten Aufführung des „Fechter von Ravenna“ von Friedrich Halm sind die Hauptrollen folgendermaßen besetzt: Thusnelda: Frl. Kester, als erstes Debüt; Thumelicus: Hr. Pittschau; Caligula: Hr. Pohl; Caesonia: Frl. Scheller; Locisca: Frl. Reisenhofer; Merowig: Hr. Pategg; Chärea: Hr. Herz; Sabinus: Hr. Taeger; Glabrio: Hr. Merten, und Köyx: Hr. Patry. Die erste Aufführung des neuen Fulda'schen „Das verlorene Paradies“ ist für Sonnabend, 1. November, in Aus⸗ sicht genommen.

Berliner Theater.

Die Aufführung von Theodbr Herzl's „Bernhardiner“, der a Sonnabend zum ersten Male in Seene geht, wird sich dadurch ganz besonders interessant gestalten, daß Elmenreich und Nuscha Butze, Friedrich Mitt rwurzer und wirten werden.

Wallner⸗Theater.

Im Wallner⸗Theater wie im Belle⸗Alliance⸗Theater war gestern der Andrang des Publikums abermals ein so starker, daß die Abend⸗ kassen vor Beginn der Vorstellung geschlossen werden mußten.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.

Das Debüt des Hrn. Adolf Link, der aus seiner früheren Thätig⸗ keit als Operettenkomiker in Berlin noch in frischester Erinnerung i- ist mit einer interessanten Erst⸗Aufführung verbunden. Der neue Abend

bringt den vielgewünschten „Königsgardisten“, eine der liebenswürdigsten

Operetten des Mikado⸗Komponisten Sullivan, und dazu auch das jüngste Ballet des Wiener Hof⸗Opern⸗Theaters „Sonne und Erde“. Morgen haben von Neuem, nachdem sich Elise Schmidt von ihrer Unpäßlichkeit erholt, Großvaters Operetten“ mit „Die Dorf⸗ sängerinnen“ und „Die Jagd“ bei der „Puppenfee“ den Vortritt.

Thomas⸗Theater.

Ein interessanter Theaterabend verspricht der Mittwoch zu werden, da einer der besten Schwänke von Julius Rosen: „Heficit“ und hier⸗ auf das buntbelebte Schönbartspiel von Goethe mit Musik in einem Akte: „Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“ welches Emil Pohl für die Bühne bearbeitet hat, in Scene gehen wird. In dem Schwank werden Emil Thomas und die Hrrn. Burmester, Grünfeld, Guthery, Jarno, Kettner, Meyer, Schindler, Walden und Wirth und die Damen Alberti, Corbach, Hocke, Körnig und Schneider beschäftigt sein. Für das „Jahrmarktsfest“ ist das ganze Personal aufgeboten, um im Sinne des Goethe’'schen Spiels ein Bild fröhlichster Lebhaftigkeit auf

die Bühne zu stellen. 8 Sing⸗Akademie.

Der Pianist Hr. Paul Pabst, Professor am Kaiserlichen Kon⸗ 1 zu Moskau, veranstaltete am Sonnabend unter Mit⸗ wirkung des Philharmonischen Orchesters ein Concert, in welchem wir 8 ersten Male mit seinen Leistungen bekannt wurden. Die Vorzüge eines Spiels zeigen sich in einem kräftigen und I, sehr modu⸗ lationsreichen Anschlag, der auch im zartesten Piano seine Klarheit behält. Seine technische Fertigkeit zeugt von den gründlichsten Studien;

er ist jeder Schwierigkeit vollkommen gewachsen. Hierzu kommt eine

Theilnahme. Vor Allem fiel

Leistungen. . lichen Vor⸗ und Rückwärts⸗Saltomortales auf ungesatteltem Pferde

udwig Barnay darin zusammen⸗

edle und ruhige Beherrschung seiner Vortragsweise, die sogleich nach den ersten Takten seines Spiels Gutes erwarten laͤßt. Im Ausdruck des Feurigen und Leidenschaftlichen geht er nie über die Grenzen des Schönen hinaus, er ergreift uns deshalb um so tiefer. Diese Eigenschaften brachte der Künstler besonders in einem aus drei Sätzen bestehenden Concert des russischen Komponisten Anton Arensky zur Geltung. Dieses sehr originelle und doch zugleich klare Werk, das überall dem Solisten sein Recht bewahrt, wurde schon vor einem Jahre hierselbst von Dr. Jedlitzka ausgeführt und mit großem Beifall aufgenommen. Der Concertgeber spielte das Concert hinreißend schön. Im ersten Satz, dem stilvollsten, war die zarte Ausdrucksweise des zweiten Motivs, das nachher in einen Marschrhythmus übergeht, von ganz besonderer Wirkung; auch durch den heiklen ¾ Takt des Finales schlugen sich Pianist und Orchester sehr tapfer hindurch. Die hierauf folgende Polonaise von Chopin, sowie die Fantasie von Liszt mit Orchesterbegleitung über Motive aus den „Ruinen von Athen⸗ von Beethoven gaben dem Künstler noch weitere Gelegen⸗ heit, die Virtuosität seines Spiels glänzen zu lassen. Rauschender Beifall erfolgte am Schluß des Concerts. In einem besonderen Klavier⸗Abend (Donnerstag, den 23. Oktober) wird sich Hr. Pabst noch einmal hören lassen und Kompositionen von Bach, Händel, Beethoven, Schumann, Brahms, von Bülow, Rubinstein, Liszt und Chopin vortragen. Das Philharmonische Orchester bewährte sich unter Kogel's Leitung in Ausführung des Vorspiels zu „Die Meister⸗ singer“ von Wagner, wie in der Begleitung der Klavier⸗Concerte wiederum ganz vortrefflich. u“ Die Eröffnungsvorstellung am Sonnabend bewies nicht nur die unveränderte Vorzüglichkeit der Leistungen des Circus Renz, sondern auch seine unveränderte Zugkraft. as Publikum hatte die weiten Räume dicht besetzt und folgte den Vorführungen mit wachsender wieder das ausgezeich⸗ welchem kostbare Exemplare

Pferdematerial auf, von irländischen Jagd⸗

die Manège traten. Die sechs

pferde, welche Hr. Fr. Renz vorführte, waren ebenso elegante wie

intelligente Renner, und die arabischen Vollblutpferde, welche zu gleicher Zeit in hoher Schule geritten wurden, erfreuten als Vertreter der edelsten Rasse Herz und Auge jedes Kenners. Das englische Vollblut⸗ 18. the gold bird“, von Frl. Hager in allen Gangarten der ohen Schule geritten, machte seiner Abkunft wie seiner Herrin und Meisterin alle Ehre. Von den in das Gebiet der Gymnastik fallenden Produklionen dürfen diejenigen des Reitkünstlers John Frederick Clarke im wahrsten Sinne des Wortes als unübertrefflich gelten. Es ist wirklich noch nicht dagewesen, daß ein Künstler zu Pferde un⸗

unterbrochen, ohne auch nur einmal zu fehlen, Hunderte von kompli⸗

zirten Luftsprüngen macht, in der Luft sich überschlagend, zuerst mit den

Füßen durch den Reifen springt, sich zwei, drei Mal um sich selbst herum⸗

dreht u. s. w. u. s. w. Ununterbrochenes Beifallklatschen und viermaliger Hervorruf war die gebührende Quittung für diese unvergleichlichen Auch des Mr. Burnell Fillis in seinen vorzüg⸗

nd der beiden Jockey⸗Reiterinnen Lillie und Rosa Meeres, welche sich durch Anmuth ebenso wie durch Gewandtheit auszeichneten, sei mit Anerkennung gedacht. Der Luftgymnastiker Mr. Rodgers vollführte mit zum Theil von ihm ersonnenen Apparaten an fliegenden Trapezen mit Ruhe und Sicherheit seine halsbrecherischen Kunststücke, und die Clowns sorgten mit zum Theil neuen hübschen Einfällen und Kunststücken auf's Beste für die Belustigung der Zu⸗ schauer. Der Circus Renz hat sich wieder, wie ge⸗ wöhnlich, auf das Beste eingeführt; sein Direktor, der ehr⸗ würdige Renz, welcher zu Anfang der Vorstellung das Publikum begrüßte und von ihm mit lauten Kundgebungen begrüßt wurde, bürgt dafür und wird, nach den Leistungen des ersten Abends zu schließen, dafür sorgen, daß ihm die Theilnahme und die Gunst des

Publikums erhalten bleibt und sich auch noch weiter steigert

Rennen zu Charlottenburg. Sonntag, den 19. Oktober.

I. Preis von Müggelsee. 1500 Dist. 1000 m. Hrn. v. Tepper⸗Laski's 2j. br. H. „Calderon“ 1., Kapt. Jos's 41. F.⸗H. „Orcan“ 2., Frhrn. v. Schrader's 6j. br. H. „Tamberlick“ 3. Um einen Hals herausgeritten. Werth: 2390 dem Sieger.

II. Schweres Flach⸗Rennen. Preis 1500 Dist. 5500 m. Gr. R. C. Schönburg'’s „Glückskind“, Hr. v. Proelius 1., Dr. Josephson’s „Rippin“, Hr. Tippler 2., Lt. Frhrn. v. Dalwigk’s „Anderton“, Lt. Frhr. v. Reitzenstein 3. Siegte leicht mit einer Länge. Werth: 2100 der Siegerin. .

III. Preis von Merseburg. 1000 Dist. 4000 m. Lt. Frhrn. v. Senden’s II. „Condescension“ Bes. 1., Lt. Erbpr. Salm⸗

rstmar’s „Viper“ Bes. 2., Lt. v. Sandvart's „Angra Peshan. * Hanson 3. Leicht mit anderthalb Längen gewonnen. erth: 1370 der Siegerin. 3 8

IV. Deutsches Hürden⸗Rennen. Pr. 5000 Dist. 3500 m. Hrn. J. Saloschin’s „Actreß“ 1., Hrn. J. Jäger’'s „Berg⸗

eist“ 2., Hrn. Haniel's „Dunkelmann“ 8. 9 Bruno'’'s„Kraut⸗ funker⸗ 4. Mit zwei Längen gewonnen. erth: 5500 der Siegerin.

V. Vergleichs⸗Jagd⸗Rennen. Preis 2000 Dist. 3500 m. Major v. Zansen⸗Osten’'s „Silverwitch“ Lt. v. Schier⸗ städt 1., Hrn. H. Suermondt’s „Evaporée II.“ Hr. v. Prollius 2., Hrn. Balduin’'s „Duke of Richmond“ Hr. Tippler 3. Um einen Hals gewonnen. Werth: 3200 der Siegerin. 8 1

VI. Zehlendorfer Jagd⸗Rennen. Preis 1500 Dist. 3500 m. Lt. Suffert's „Androcles“ 1., Hrn. O. Spiekermann’s „Imperial“ 2., Rittm. v. Schmidt⸗Pauli's „Westgate“ 3. Leicht mit drei Längen gewonnen. Werth: 2960 dem Sieger, der um 4000 von Hrn. Bruno gefordert wurde.

VII. Preis von Werder. 1500 Dist. 3000 m. Lt. Leh⸗ mann’s „Pfauenfeder“ 1., Hrn. v. Tepper⸗Laski’'s „Pippin“ 2., Hauptm. Schmidt's „Märzblüthe“ 3. Sicher mit fünf Viertellängen gewonnen. Werth: 2400 der Siegerin.] 8

Morgen, Dienstag, den 21. d. M., findet Königliche Parforce⸗Jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr am Forsthaus Plantagenhaus bei Potsdan

WMannigfaltiges.

Der unter dem Protektorat Sr. Majestät des Kaisers stehende Verband deutscher Brieftauben⸗Liebhaber⸗ Vereine trat gestern hierselbst unter Vorsitz des Barons von Alten im Grand Hotel Alexanderplatz zur 7. Jahresversammlung zusammen, der als Vertreter der Militärbehörde der Chef der Militär⸗ Telegraphie General Küster und Maijor von Kaiser aus dem Kriegs⸗ Ministerium beiwohnten. Vor Eintritt in die eigentliche Tages⸗ ordnung überreichte General Küster die vom Kriegs⸗Ministerium verliehenen goldenen Staats⸗Medaillen an die mit dieser höchsten Staatsanszeichnung für Brieftauben Leistungen in diesem Jahre bedachten Mitglieder: Ludwig Geiß⸗ mann vom Verein „Pfeil’ in Gütersloh, August Lees⸗ haus vom Verein „Fortuna“ in Hamm und E. Hering vom Brief⸗ taubenklub zu Erfurt. Dem Jahresbericht war zu entnehmen, daß der Verband z. Z. 175 Vereine umfaßt und daß die Mitgliederzabl sich im letzten Jahre von 2141 auf 2544 erhöhte, während die Anzahl der Tauben von 56 525 auf 63 536 gestiegen ist. Außerdem gehört dem Verband noch der Hifege Landes⸗ eflügelzuchtverein an, der 58 Einzelvereine zählt und über 3643 Briestauben gegen 3388 im Vorjahre verfügt. Neu sind dem Verbande 31 Vereine beigetreten. An Einnahmen flossen dem Verbande 3736 zu, darunter 1300. vom Kriegs⸗ Ministerium; verausgabt wurden 2973 ℳ, darunter auch eine Summe

als Prämie für Vernichtung von Raubvögeln. Allein in den Koͤniglichen

Forsten sind im verflossenen Jahre 358 Wanderfalken, 1688 Habichte und 746 Baumfalken erlegt worden. Trotzdem treten die Raubvögel, wie der Bericht konstatirt, noch immer und zwar an allen Orten so zahlreich auf, daß energischere Maßregeln dringend geboten erscheinen. Das Ergebniß der Taubenreisen war im letzten Jahre recht schlecht: das andauernde Regenwetter hat vielen Tauben den Weg nach der Heimath verlegt, und die Verluste sind im Allgemeinen sehr groß gewesen. 35 Vereine gegen 19 im Vorjahre haben mit ihren Tauben eine militärische Internirung ausgeführt. Der Bericht beklagt sodann, daß die Gesetzlosigkeit bezüglich des Taubenhaltens immer noch nicht beseitigt sei. Die Ver⸗ sammlung wählte auch für das folgende Jahr Hannover zum geschäftsführenden Verein, beschäftigte sich mit Statutenände⸗ rungen und beschloß erneute Schritte Behufs freier Beförderung der Taubenbegleiter auf Eisenbahnen. Es wurde des Weiteren noch mit⸗ getheilt, daß das Kriegs⸗Ministerium dem Verbande in Zukunft einen größeren Beitrag zur Unterstützung von Einzelvereinen anweisen werde. Ein Antrag auf Verausgabung goldener Vereinsmedaillen zu den Verbandsausstellungen wurde aögelerbrcr

Am Sonnabend Vormittag um 8 Uhr 51 Minuten stieß ein von Charlottenburg kommender Leerwagenzug bei der Einfahrt in den Wagenrevisionsschuppen auf Bahnhof Grunewald in einer kurz von dem Schuppen gelegenen Weiche mit einem Rangirzuge zusammen, und zwar wurde der 3. Wagen des Leerzuges von der Maschine des Rangirzuges seitlich erfaßt und hierdurch der 4. und 5. Wagen des ersteren Zuges zusammengeschoben. Hierbei wurde der im 5. Wagen des Zuges befindliche Heizer Winter, welcher sich aus dienstlicher Veranlassung nach Grunewald begeben mußte, so schwer verletzt, daß er bereits bei dem Herausnehmen aus den Wagen⸗ trümmern verstarb. Von den Betriebsmitteln wurden zwei Wagen stark und die Maschine des Rangirzuges unerheblich beschädigt. Der Betrieb erlitt keine Störung.

Das achtzehnte Verzeichniß der zu dem Bismarck⸗Denkmal in der Reichs⸗Hauptstadt eingegangenen Beiträge schließt, wie die „Nat.⸗Ztg.“ erfährt, mit 20 241 97 ab. Im Ganzen sind bis jetzt 807 453 15 eingegangen.

Da sich die Stadtverordneten⸗Versammlung von Charlottenburg gegen die Erbauung der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirche auf dem Wittenbergplatz ausgesprochen hat, beantragt nunmehr der Magistrat von Charlottenburg, den Tauenzienplatz (Platz F) zum Bau der Kirche abzutreten. Auf letzteren Platz münden 6 Straßen, die von allen Seiten Perspektiven auf die neue Kirche eröffnen. Die Schwierigkeit der Ueberlassung des Terrains an den Kirchenbauverein ist dadurch ge⸗ hoben, daß der Platz dem künftigen Gemeindeverbande zur Benutzung überlassen wird. Die Kirche selbst soll, nach den der „Ch. Gem. Ztg.“ gewordenen Mittheilungen, „die schönste Kirche von Berlin und Umgebung“ werden, würdig des Namens, den sie dereinst tragen soll. Die Stadtverordneten⸗Versammlung wird sich am 23. d. M. mit dieser Vorlage zu beschäftigen haben.

Ueber die Witterung im September schreibt die „Statist. Corr.“: Gleichmäßig in ganz Norddeutschland herrschte in der ersten Hälfte des vergangenen Monats zu kühles, in der zweiten zu warmes Wetter, sodaß entgegen dem gewöhnlichen jährlichen Verlaufe die Temperatur nicht allmählich sank, sondern unter kleinen Schwan⸗ kungen nach dem Monatsschluß hin nicht unwesentlich zunahm. Im Durchschnitt war sie überall mit den Normalwerthen fast völltg über⸗ stimmend, indem die größte Abweichung kaum einen Grad beträgt. zeigte sich ein geringer Wärmeüberschuß; nur Masuren,

interpommeen, Schlesien und endlich die Gebirge haben einen un⸗ bedeutenden Fehlbetrag aufzuweisen. Bei den nahezu normalen Monatsmitteln der Temperatur war die räumliche Wärmevertheilung eine sehr gleichmäßige, wie es dem September überhaupt zukommt: die Mitteltemperaturen liegen außer in den Gebirgen überall zwischen 12 ½ und 15 Grad.

Auffallender noch als der immerhin eigenthümliche Temperatur⸗ verlauf ist die Geringfügigkeit der atmosphärischen Niederschläge. Fast allgemein herrschte Trockenheit und so andauernd, daß stellenweise während des ganzen Monats noch nicht ein Millimeter Regenhöhe ge⸗ messen worden ist. In Schlesien allein, oder wenigstens in den südlich gelegenen Theilen dieser Provinz, erreichte umgekehrt die Monatssumme der Niederschläge einen über das vieljährige Mittel hinausgehenden und zwar meist bedeutend zu hohen Betrag; der größte Theil desselben fiel am 2. und 3. beim Vorübergang einer von Ungarn nordwärts nach Polen wandernden flachen Depression, eine Zugstraße, welche durch die begleitenden heftigen Niederschläge den östlichen Provinzen nicht selten gefahrbringend wird.

Die niedere Temperatur, welche zu Beginn des September sich allgemein fühlbar machte, brachten nördliche bezw. nordwestliche Winde mit, die unter dem Eiynflusse niedrigen Luftdrucks im Osten und hohen Luftdrucks im Westen fast andauernd die Herrschaft hatten. Auch als um die Mitte des Monats der Kern des Luftdruckmaxi⸗ mums, ostwärts wandernd, über Deutschland lag; nahm die Wärme nur unbedeutend zu. Erst die darauf folgende Verlagerung des Ge⸗ bietes höchsten Barometerstandes nach Nordosten 5 Osten und das gleichzeitige Erscheinen eines Minimums westlich von Groß⸗ britannien riefen südöstliche bis südliche Luftströmung und damit an⸗ haltende Erwärmung hervor; diese erreichte ihren höchsten Grad am 22. und 23., sodaß man in diesen Tagen sich geradezu in den Hochsommer versetzt wähnte. Als sich hierauf im Süden ein Hoch⸗ druckgebiet einstellte und im hohen Norden Minima ostwärts eilten, traten westliche bis nordwestliche Winde ein, die jedoch nur am 25. und 26. die Temperatur fühlbar herabdrückten, während sonst warmes, aber freilich trübes Wetter bis zum Monatsschlusse anhielt.

Spandau, 18. Oktober. Ein aus Bürgern gebildetes Comité unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Költze hat einen Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für Kaiser Friedrich in Spandau erlassen.

Danzig, 20. Oktober. Der Dampfer „Rudolf“, von Greifs⸗ wald nach Danzig bestimmt, ist „W. T. B.“ zufolge bei Leba ge⸗ strandet; die Mannschaft befindet sich noch an Bord. Bei Koppalin

erieth das Dampfboot „Kaiser Wilhelm“ auf den Strand; die Mannschaft ist geborgen.

Halle a. d. Saale, 18. Oktober. Heute wurde in dem benach⸗ barten Giebichenstein unter Theilnahme der Behörden und Kor⸗ porationen sowie zahlreicher Vereine und Schulen das von dem ver⸗ storbenen Bildhauer Kaffsack hergestellte und am Klausfeisen Denkmal der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich ich enthüllt. Superintendent Bethge hielt die 4 Fere: folgte ein Festmahl in Bad Wittekind.

Schweinfurt, 19. Oktober. en 2 Uhr, sand auf dem r9 Marktplatz die feierliche tdältuang des Denkmals für Friedrich Rückert statt. Der Femer

wei Söhne und fünf Enkel Rückert'’s, der *

Braf Luxburg, Vertreter der Stadt München und mameli Städte Unterfrankens sowie zahlreicher Unir den. Die estrede hielt Hofrath Beyer (Stuttgart). Nachdemn das doan Felige Feler verfaßte Festgedicht gesprochen worden war, siel die e des von Rümann und Thiersch ausgeführten Denkmals, das Ferm eines Brunnens gehalten ist und Rückert in

Kränze wurden unter 1532 .-I 2 ü1.r.

1 ektor des Goethe⸗Archivs Suphan (Weimar) Kleine dem Dir

(Amsterdam) niedergelegt. Nach der Enthüllung fand ein F

b1, 18. Oktober. Vorhestem gincen ie necen Diulsoländ schwere eeer nieder. - meist 9 2 schlag begleitet waren. In Kierberg waren Straßen 5. Lüerbetandnnen Regenmassen lange Zeit überschwemmt. 8.

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Koblenz fiel, nachdem am Donnerstag Abend starke Regengüsse unter Donner und Blitz niedergegangen waren, in der folgenden acht leichter Schnee. In der Gegend von Montabaur hat es ebenfalls geschneit. Ueber die Gegend von Dortmund entluden sich zwei Gewitter, von denen das zweite von starken Regen⸗, Schnee⸗ und Hagelböen begleitet war. In Traben brach ein Un⸗ wetter mit Hagel los, der in wenigen Minuten die Felder wie mit einer Schneeschicht bedeckte. Aus Rheinhessen wird der „Köln. Z.“ unter dem 16. Oktober geschrieben: Heute Nachmittag entlud sich bei ziemlich tiefer Temperatur über einen großen Theil der Sen ein starkes Gewitter, das von Hagelschlag begleitet war. Die Rebgelände, deren Stand zu den besten Hoffnungen berechtigt, blieben verschont. Nur vereinzelt sind die Trauben verletzt worden. An manchen Orten lag der Hagel über einen halben Fuß hoch, sodaß die Berge das Aussehen einer Winterlandschaft hatten.

Lübeck, 19. Oktober. richtet: Die Trave ist über ihre Ufer 82 schüsse alarmirten die Bevölkerung. Auf See heftige Stürme.

Hamburg, 18. Oktober. Der Hamburger Pacific⸗Dampfer „Virginia“«, nach Valparaiso bestimmt, ist, der „Nat.⸗Z.“ zufolge, an der Westküste Süd⸗Amerikas mit der ganzen Besatzung, 31 Mann, untergegangen.

Hess 18. Oktober. Der Schleppdampfer „Hansa“ von Geestemünde ist, „W. T. B.“ zufolge, heute Vormittag hier ein⸗ getroffen und hat das sämmtliche Geräth zur Ausrüstung einer Station für Rettung Schiffbrüchiger auf Helgoland und auf der Sanddüne bei Helgoland überbracht.

Zara, 19. Oktober. „W. T. B.“ meldet: Hier und in der Umgegend ging gestern ein Hagelwetter nieder, welches drei Stunden dauerte und die Olivenernte vollständig vernichtete.

London, 18. Oktober. Nord⸗Carolina ist, Londoner Blättermeldungen zufolge, gestern von einem Wirbelwind heim⸗ gesucht worden, der sich in der Richtung von Südost nach Nordwest bewegte und sich auf eine Breite von 200 Yards ausdehnte. Alle Wohnhäuser, Fabriken, Scheunen und Gehölze, die er berührte, sollen zerstört worden sein. In der Nähe von Marxton wurden mehrere Personen getödtet und auf anderen Punkten sollen auch große Hete d Menschenleben zu beklagen sein. Die Telegraphenlinien

nd zerstört.

Paris, 18. Oktober. Aus Dünkirchen und Calais werden heftige Stürme auf See und das Scheitern eines englischen und eines niederländischen Schiffes gemeldet. Der dänische Schooner „Vesterwig“ wurde an die Küste geworfen; die Mannschaft ist ge⸗ rettet, das Schiff aber vollständig verloren.

Livorno, 19. Oktober. Das von Gaeta nach Spezzia ab⸗ gegangene italienische Torpedoboot Nr. 105 ist an seinem Bestimmungsort nicht angelangt. Verschiedene zu dem Torpedoboote gehörige Gegenstände wurden am Strande gefunden; man befürchtet daher, dem „W. T. B.“ zufolge, daß die ganze aus 18 Köpfen be⸗ stehende Mannschaft bei dem heftigen Sturme, welcher am 16. d. M. herrschte, oder in Folge einer Kesselexplesion umge⸗ kommen ist.

New⸗Orleans, 16. Oktober. Die „A. C.“ meldet: Der Polizei⸗Chef von New⸗Orleans Hennessy wurde gestern Nacht, als er im Begriff war, in sein Haus zu treten, erschossen. Vier der Mörder sind verhaftet worden, sämmtlich Italiener. Der Mord wird einem geheimen Befehl der „Mafia⸗Assoziation zugeschrieben, worin das Opfer verurtheilt wurde weil er ihre Anschläge zur Er⸗ mardung. anderer Personen, die der Assoziation lästig waren, ver⸗ eitelt hatte.

YJokohama. Ueber den Untergang des türkischen Kriegsschiffes „Ertogrul“ mit 584 Menschenleben veröffent⸗ licht die „Times“ ein Telegramm aus Pokohama vom 25. September über San Francisco mit nachstehenden Einzelheiten. Am 15. Sep⸗ tember von Pokohama abgegangen, scheiterte das Schiff 3 Tage später auf der Höhe des Osima⸗Leuchtfeuers am Eingang des Kii⸗ Von den am Bord befindlichen 653 Personen wurden nur 692 Während eines Orkans platzte das Dampfrohr und bereits schwache Maschine untanglich. Genaue 1 Unglück werden nie bekannt werden, da - Hergang erzählen könnten, in den Wellen umg dem Berichte eines Ueberlebenden war das Schiff dem daß es auf einen Felsen lief, der die Kessel explodirte, das Schiff in Splitter zerriß und das Meer schleuderte; aber bisher liegt kein daß das Schiff auf einen Felsen sti Ein

iebt einen sehr verständigen Bericht der bt vor dem Unfall der Oberma rufen wurde und daß die Explosion man Sie verletzte eine große Anzahllder r geschleudert und die Laft . Sterbenden erfüllt. Der Ka aber sie wurden, sobald si Zaß gange fortgeschwemmt beil Explosion nicht getödtet oder verl hinauf, wo eine Szene der mwilde die durch die Furcht und ihre Verlet sprangen üder Bord. Da die U

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