1890 / 260 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 Oct 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Statistik und Volkswirthschaft Uebersicht

über die Stein⸗ und Braunkohlen⸗Förderu

in den ersten 3 Vierteljahren 1890,

8

(Nach vorläufig

8— ng Preußens

verglichen gegen die ersten 3 Vierteljahre 1889 en Ermittelungen.)

Ober⸗ Bergamtsbezirk.

Viertel⸗ jahr.

rung. t

1890

1889.

Arbei⸗ terzahl.

Förde⸗ rung. t

Arbei⸗ terzahl.

A. Steinkohlen.

Breslau

Der ganze Staat.

28 II. III.

5 286 533 4 649 292 5 004 695

64 943 64 919 64 362

4 778 639 4 035 453 4 911 041

58 951 56 637 58 234

Summe.

14 940 520

64 741

13 725 133

57 941

18 II. III.

5 727 4 639 6 304

134 128 124

5 959 5 488 7 126

133 137 137

Summe.

16670

129

18 573

136

1. 19* III.

153 500 151 287 159 457

3 352 3 425 3 452

115 736 132 958 155 668

3 231 3 275 3 254

Summe.

464 244

3 410

404 362

3 253

I. II. III.

9 032 158 8 526 636 8 977 021

124 446 127 049 126 683

8 756 225 6 762 068 8 997 094

114 114 111 967 114 148

Summe.

26 535 815

126 059

24 515 387

113 410

18 II. III.

2 054 561 1 961 068 2 132 078

35 681 36 133 36 617

2 100 354 1 766 650 2 086 613

33 766 33 526 34 011

Summe.

6 147 707

36 144

5 953 617

33 768

J. I. III.

16 532 479 15 292 922 16 279 555

228 556 231 654 231 238

15 756 913 12 702 617 16 157 542

210 195 205 542 209 784

’Gesammt⸗Summe.

48 104 956

230 483

208 508

B. Braun⸗ kohlen. Breslau

1. II. III.

135 305 98 009 105 622

1 367 1 194 1 141

44 617 072]

132 416 109 373 115 443

1 342 1 190 1 164

Summe.

1. Kllausthal

338 936

1 234

357 232

1 232

I. II. III.

3234 277 3 182 742 3 520 303

22 958 22 206 22 054

3 061 160 2 765 026 3 283 294

21 118 20 602 20 296

Summe.

10 137 322

22 406

9 109 480

20672

J. II. III.

68 443 57 255 62 286

774 777 807

47 840 39 200 54 158

727 630 700

Summe.

111“

Der ganze Staat.

187 984

886

141 198

692

1. II. III.

161 206 141 293 152 052

1 682 1 635 1 576

147 381 144 405 136 150

1 508 1 548 1 290

Summe.

454 551

1 631

277936

1 449

I. II

III.

3 799 231 3 479 299 3 840 263

25781 25 812 25 578

3388 797 3 058 004 3 589 045

22715 23 970 23 450

1 Gesammt⸗Summe.

ledigung in der nächsten Konferenz des Ausschusses vorgelegt.

11 118 793

26 057

10 035 846

24 045

Zur Arbeiterbewegung

Die Arbeiter der fiskalischen Königin⸗Luisengrube haben, wie dem „Berl. Volksbl.“ mitgetheilt wird, dem dort errichteten Arbeiterausschuß eine Reihe von Punkten zur Berathung und Er⸗

Es

sind dies: 1) Dauer der Schicht (acht Stunden), 12) Schichtlohn und dessen Regelung für die einzelnen Klassen der Arbeiter, 3) Zahl der sn fördernden Wagen, 4) Arbeitsordnung (Strafen, Entlassung), Ver⸗ äumniß von Schichten. (Keine Bestrafung des Arbeiters, wenn er drei Schichten wegen Krankheit oder anderer wichtiger Angelegenheiten versäumt hat.) di Län der Aufseher.

den Schleppern, den

zu befehlen haben.)

nach H

(Die Aufseher sollen nur

äuern dagegen nur die Oberhäuer und Steiger

n der Arbeitsordnung soll festgestellt werden, daß die Grubenverwaltung für die Reparatur der Pulverbüchsen, das Schärfen der Aexte und Sägen, die Heranschaffung von Lehm zum Aus⸗ füttern der Schießlöcher, sowie dafür Sorge tragen solle, daß im Herbei⸗ schaffen des Pulvers Erleichterungen erfolgen und die Bohrer nicht mehr

ause mitgenommen zu werden brauchen.

Endlich wünschen die

Arbeiter, daß ihnen jährlich 2 rm Brennholz zugestanden würden. 5) Erhaltung der Kräfte und des Lebens der Arbeiter (Errichtung von Bade⸗Anstalten, gute Wetterführung, Herbeischaffung von Wasser in Kannen). Schließlich wünschen sich die Arbeiter eine bessere Be⸗ handlung Seitens der Vorgesetzten.

In Magdeburg fand am Sonnabend eine ziemlich zahlreich

besuchte öffentliche

sozialdemokratische

Parteiversamm⸗

lung statt Behufs Berichterstattung über den in⸗ Halle abgehaltenen Parteitag. Von den „Alten“ nahm der Privatmann Jul. Bremer

das Wort, führlich über bot. Von den

der sich,

den

wie

„Jungen“

Parteitag

die

„Mgadb. Ztg.⸗ erging, erläuterte

jedoch sodann

nichts der

berichtet,

aus⸗ Neues

Zimmerer

Ad. Schultze die Punkte, in denen er nicht mit seinen Mitabgeord⸗

neten übereinstimmte.

Er wandte sich gegen das Eintreten der

Parteigenossen für Abgeordnete anderer Parteien sowie gegen das Vertrauensvotum, welches der Fraktion wegen der Feier des 1. Mai Singer habe der Opposition gleich

ausgesprochen werden sollte.

die Spitze abgebrochen, indem er erklärte, der Parlamentarismus müsse als Mittel zum Zweck gebraucht werden. Betreffs des offiziellen Parteiorgans habe die Opposition ihren Widerspruch aufgegeben, da sie doch ohnmächtig gewesen wäre, weil die Fraktion schon längst den Beschluß gefaßt gehabt hätte, daß das „Berliner Volksblatt“

das Parteiorgan werden solle. tral⸗ und Gewerkschafts⸗Organisation zu Tage getreten. Genossen, für die

die von Werner Schutz nahm Widerspruch stie

letztere

einzutreten.

in Berlin geleitete Opposition, und vertheidigte, ß. In

einer

wobei er Resolution

Auch seien Differenzen zwischen Cen⸗ Er bat die Er vertrat vhen. die

er in

verschiedentlich auf

erklärte

sich die

Versammlung schließlich mit den Beschlüssen des Parteitages wie mit den Ausführungen der Berichterstatter einverstanden, sie will mit allen Kräften für die Stärkung der sozialdemokratischen Partei wirken. Zur Durchführung des Organisationsentwurfs wurden für den Wahlkreis Magdeburg Abg. Schultze als Vertrauensmann mit zweifelhafter Mehrheit und Lankau als Stellvertreter mit überwiegender Mehr⸗

heit gewählt.

in Dortmund wurde am Sonntag mit einem großen sozial⸗ demokratischen Volksfest eine Parteiversammlung ver⸗

bunden, in welcher, wie wir d Bericht über den Halleschen Par

„Dtm. Ztg.“ entnehmen, Hr. Tölcke teitag erstattete, nach diesem Redner

nahm ein Ludwig Schröder das Wort, welcher ebenfalls Dele⸗

girter in Halle

beruhigen, nein,

war,

und bemerk 1 die Frauenwelt mehr in die Ineaten ständen in Belgien sozialistisch die bis jetzt erzielt seien, wolle

rauenvereine. 1 ch die Sozialdemokratie nicht etwa sie wolle die ganze Welt erobern und nicht ruhen und

Es müsse

auch

it den Erfolgen,

—1 hineinzogen werden; so be⸗ e si

rasten, bis auch der Letzte vom Druck des Kapitals befreit sei. Die Ver⸗ sammlung erklärte sich in einer Resolution in gewohnter Weise mit den Be⸗

8. des Parteitages einverstanden und versprach für die Ver⸗ wirklichung des Programms einzutreten. Als geeignetes Mittel er⸗ achtete die Versammlung die Verbreitang der Arbeiterpresse. Für den Wahlkreis Dortmund sei das einzige Organ, das die Interessen der Arbeiter vertrete, die „Westfälische Freie Presse.“

Eine Versammlung der Vergolder und Vergolderinnen in Leipzig verhandelte am Sonnabend über die anzustrebende Besse⸗ rung der dortigen Lohn⸗ und Arbeitsverhältnisse. Es wurde, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, zwar anerkannt, daß die Lage der Gehülfen sich durch die Thätigkeit des vor einiger Zeit gegründeten Fach⸗ vereins bereits gehoben habe, ohne daß das zwischen Arbeitern und Arbeitgebern bestehende gute Einvernehmen gestört wer⸗ den sei, gleichwohl beschloß man, die gerade jetzt in Folge der geschaffenen Organisation und der regen Betheiligung der weib⸗ lichen Arbeiter günstige Gelegenheit zu einer weiteren Aufbesserung auszunutzen. Die aufgestellten, durch den Fachverein den Arbeitgebern schriftlich zu unterbreitenden Forderungen waren folgende: 22 Wochen⸗ lohn, Bezahlung aller in die Woche fallenden Feiertage wie Arbeitstage, Stundenlohn von 45 ;₰ für Ueberstunden, von 50 für Sonntagsarbeit, gänzliche Abschaffung der Akkordarbeit Die Beschlüsse wurden nicht ohne lebhaften Widerspruch gefaßt, weil Viele die sofortige gänzliche Ab⸗ schaffung des Stücklohns für undurchführbar hielten und weil einzelne Gruppen der Gehülfenschaft ihren Arbeitgebern bereits mildere Forderungen gestellt und sich wegen derselben in Unter⸗ handlungen eingelassen hatten. Eine schwach besuchte Ver⸗ sammlung der Kürschner und Zurichtergehülfen Leipzigs beschloß am Sonnabend, die durchreisenden Mitglieder des Verbandes der deutschen Kürschner u. s. w. mit 75 zu unterstützen und die Mittel hierzu durch eine monatliche Extrasteuer von 20 aufzu⸗ bringen. Dem Fachorgan „Der Kürschner“ wurde der Rath ertheilt, G mit politischen und mehr mit fachgewerblichen Dingen zu befassen.

Hier in Berlin tagte Montag, den 20. Oktober, wie das „Berl. Volksbl.“ mittheilt, eine gut besuchte Versammlung des All⸗ gemeinen Arbeiterinnenvereins, in welcher ein Vortrag über „Frauenbefreiung“ gehalten wurde. Zum Schluß forderte der Vortragende die anwesenden Frauen auf, sich dem „Allgemeinen Ar⸗ beiterinnenverein“ anzuschließen, denn nur dadurch, daß sie sich ver⸗ einigen, könnten sie ihre Lage verbessern. Weiterhin machte Fr. Scherzer bekannt, daß im Laufe dieser Woche eine föffentliche Versammlung betreffs der Zustände in der Velvetfabrik stattfinden würde. Hr. Petersdorf theilte mit, daß man die Arbeiterinnen der Velvetfabrik zwinge, auf ihre politischen Rechte zu verzichten, indem man durch Plakate in den Fabrikräumen den Arbeiterinnen untersage, Ver⸗ sammlungen zu besuchen; widrigenfalls sie sofort entlassen werden. Er forderte die Arbeiterinnen auf, durch solche Mittel sich nicht ein⸗ schüchtern zu lassen, sondern fest an der Sache zu halten.

Ein Wolff'sches Telegramm aus Paris vom heutigen Tage meldet, daß der Strike der Glasarbeiter von Bessages nach dreimonatlicher Dauer nunmehr beendet sei.

Die Enquete der Arbeitsverhältnisse in Frankreich.

Wie schon in Nr. 259 des „R. u. St.⸗A.“ unter „Frankreich“ erwähnt, liegen jetzt 24 043 Antworten von Arbeiter⸗ und Syndikats⸗ kammern des Seinedepartements auf die von der parlamentarischen Arbeiterkommission versandten Fragen vor. Hiervon sind, wie dem „Hannov. Cour.“ mitgetheilt wird, 5115 jeder Reglementirung der Arbeit feindlich, 5738 für den Arbeitstag von 8 Stunden, 10 817 für den von 9, 10, 11 und mehr Stunden, der Rest verschieden und un⸗ bestimmt. Die Kommission hat zunächst die Antworten von 9116 Arbeitern des Metall⸗, Bau⸗, Möbel⸗ und Bekleidungsgewerbes herausgenommen. Davon sind:

2331 also 25,6 Proz. gegen die Reglementirung,

I1b für 8 Stunden ohne Ueberstunden, 685 8 5 mit 1

2384 9, 190 u. mehr Stunden ohne Ueberstunden, 800 9 1“

7 0 mit 118 arbeiten 8 Stunden taͤglich, 147 8 9 11 5798 1625 924 5147 1731 158 2058 13 147 533 1394 2121 2869 1202 345 321 5153 1572 2308

8.2

0089 0Sn

S5SPe. do do⸗

12 8 s auf Stundenlohn, 1 Tagelohn, 8 Monatslohn, 8 Stücklohn, verdienen weniger als 3 Fr. täglich Fr. täglich, B

5—6

2 S5S90S. EEE

7—8

8—9

9 10„ 1“ 8 mehr als 10 Fr. täglich, haben 1 Ruhetag wöchentlich,

keinen Ruhelag.

00doN— C L00 doo o de O

& Iro d⸗, &SES

2 2 2 2

8

—892

8—

Der Handel Norwegens im Jahre 1889.

Der von dem Direktor des Norwegischen statistischen Central⸗ bureaus Hrn. Kiär kürzlich herausgegebenen Statistik über den Handel Norwegens im Jahre 1889 entnehmen wir die folgenden Daten. Das Gesammtgewicht der zwischen Norwegen und dem Auslande um⸗ gesetzten Waaren ist zu 4002 Mill. kg berechnet, wovon 1822 Mill. kg auf die Einfuhr und 2180 kg auf die Ausfuhr entfallen. Der Werth des Umsatzes ist zu 324,3 Mill Kronen er⸗ mittelt, davon entfallen 191,6 Mill. Kronen auf die Einfuhr und 132,7 Mill. Kronen (einschließlich 6,8 Mill. Kronen für wieder aus⸗ geführte fremde Produkte) auf die Ausfuhr. Der Menge wie dem Werthe nach war dieser Umsatz der größte, den Norwegen bisher gehabt hat. Gegen das Jahr 1888 war das Gewicht um 522 Mill. kg oder 15 % und der Werth um 43,5 Mill. Kronen oder 15,5 % größer. Die Handelsbilanz stellt sich ungünstig, denn der Werth der Einfuhr überstieg den der Ausfuhr um 59 Mill. Kronen; es ist indessen anzunehmen, daß dieser Fehlbetrag durch den Rein⸗ verdienst der norwegischen Handelsflotte vollkommen gedeckt worden ist. Unter den eingeführten Waaren sind hervorzuheben: 4 362 000 hl Getreide (im Werthe von 33 535 800 Kronen), 8 831 000 kg Manu⸗ fakturwaaren (28 770 500 Kronen), 33 369 000 kg Kolonialwaaren (21 448 600 Kronen), 10 734 000 kg Speck und Fleisch (5 965 500 Kronen), 15 278 800 kg Metallwaaren (8 580 300 Kronen), 15 108 000 kg Petroleum (2 Mill. Kronen), 10 244 000 hl Stein⸗ kohlen (10 756 000 Kronen) u. s. w. Der Verbrauch für jeden Einwohner war: Kaffee 3,48 kg, Zucker 6,3 kg, Svrup 3,21 kg, Taback 0,78 kg und Branntwein 16 1. Der Ankauf von Schiffen im Auslande war beträchtlich, rämlich 38 Dampfschiffe von 25 813 Reg⸗Tons für 6 919 000 Kronen und 171 Segelschiffe von 102 147 Reg⸗Tons für 7 762 000 Kronen. Von der Ausfuhr zeigen die höchsten Ziffern die Artikel Holz und Fischereiprodukte. Von ersterem wurden 480 700 Reg.⸗Tons (gegen 475 500 Reg.⸗Tons in 1888) im Werthe von 37 194 000 Kronen aus⸗

eführt. Bemerkenswerth ist die Zunahme der Ausfuhr von Holz⸗ toff und Cellulose; während diese im Jahre 1875 nur 8540 t be⸗ trug, stieg sie in 1885 auf 90 781 t, in den drei folgenden Jahren auf resp. 99 660, 131 651 und 162 455 t, im vorigen Jahre aber auf 178 140 t im Werthe von 10 739 000 Kronen. Zündhölzer wurden für 1 620 000 Kronen und verarbeitete Holzwaaren für 132 500 Kronen ausgeführt Im Ganzen hatte die Ausfuhr an Holz und Holzwaaren aller Art einen Werth von 50,28 Mill. Kronen. Fischereiprodukte sind für 44, 14 Mill. Kronen ausgeführt. Der Werth aller sonstigen norwegischen Ausfuhr⸗ waaren belief sich auf 31,5 Mill. Kronen, wovon entfielen auf: Nägel 2 956 000 Kronen, Wollwaaren 2 955 000 Kr., Felle 2 547 000 Kr., Butter 464 000 Kr., Margarine 1 353 000 Kr., kon⸗

densirte Milch 1 812 000 Kr., Erz 1 617 000 Kr., Papier und Pappe 1 245 000 Kr.,, Baumwollwaaren 1 179 000 Kr., Maschinen 1 008 000 Kr., Apatit 927 000 Kr, Pferde 877 000 Kr., Eis 875 000 Kr., Kupfer 705 000 Kr., Schafe 660 000 Kr., behauene Steine 647 000 Kr., Glaswaaren 606 000 Kr, Sohlenleder 580 000 Kr.; auf einige andere Artikel wie: Rindvieh, Wild, Kon⸗ serven, Brod, Bier, Seilerwaaren u. s. w. entfallen nur geringe S

8 1 * Sozialistische Exkursionen mit besonderer Berücksichti⸗ gung des Heimstättenwesens von C. Neese. Berlin, Verlag von Hermann Brieger. In unserer Zeit der Entwickelung neuer gesell⸗ schaftlicher und wirthschaftlicher Verhältnisse gilt es hauptsächlich, sich zu orientiren nnd die erforderlichen neuen Standpunkte zu gewinnen. Hierzu behülflich zu sein, ist der Zweck der vorliegenden Schrift und dem entsprechend behandelt der Verfasser in objektiver Darstellung die aktuellen Zeitströmungen und vor allem die soziale. Auf die bestimmte Frage, welche der Verfasser sich stellt: „Sind die heutigen gesellschaftlichen und wirthschaftlichen Zustände im Allgemeinen und Besonderen so schlecht, daß man mit Fug und Recht von einer wirklichen Missre, die zu den schlimmsten Befürchtungen Anlaß giebt, reden kann?“, gelangt er, nach einer eingehenden Beleuchtung der extrem pessimistischen wie optimistischen Ansichten und einer gründlichen Untersuchung der Lage der Ackerbauer, der Handwerker und des Arbeiterstandes gegenüber dem spekulativen Großkapital, zu der Antwort, daß, so wenig befriedigend auch die heutigen gesellschaft⸗ lichen und wirthschaftlichen Zustände sein mögen, sie doch nicht vor einem unvermeidlichen Untergange ständen, sich vielmehr, wenn auch nur langsam, zu einer reineren Entwickelung bewegten. Er spricht sich dann weiter namentlich für die Erhaltung und Kräfti⸗ gung des Mittelstandes aus und tritt für das Emporsteigen kleinerer Leute zu neuer und eigener Vermögensbildung mit Wärme ein. Das Mittel hierzu sieht er in dem Heimstättenwesen. Von Denen, welche diese Angelegenheit schon früher zum Gegenstande ihrer Betrach⸗ tungen gemacht haben, dem Kammerherrn von Riepeahausen⸗ Crangen und dem Freiherrn von Magnus, weicht der Verfasser in seinen Ansichten in so fern ab, als er, entgegen dem Erstgenannten für die Durchführbarkeit des Heimstättenwesens den Genossenschafts⸗ weg als den richtigen ansieht, wie dies auch Freiherr von Magnus he tan die Ausführung aber in anderer Weise wünscht, als dieser. amentlich ist dies der Fall in Betreff derer, welchen die Heimstätte zu Gute kommen soll, wie hinsichtlich der Art des Erwerbes von Grund und Boden zur Errichtung der Heimstätten. Die sehr lesens⸗ werthe Schrift verdient die allgemeinste Beachtung. Der Freiberger Alterthums⸗Verein hat das 26. Heft seiner „Mittheilungen“ erscheinen lassen. Zweck des im Jahre 1860 gegründeten Vereins ist es, durch Forschen und Sammeln, durch Bild, Schrift und Wort die städtischen und vaterländischen Geschichtsquellen zu eejchrigsfn sowie die Zeugen denkwürdiger Ver⸗ gangenheit der alten sächsischen Berghauptstadt der Mit⸗ und Nach⸗ welt zu erhalten. Besonders ist der Vorstand des Vereins, Stadt⸗ rath Heinrich Geirlach unermüdlich in der Richtung auf diese iele bestrebt. Unter seiner Fürsorge hat sich das, jedem Besucher reibergs bekannte Alterthümer⸗Museum in dem alten Kaufhause am Obermarkt durch Sammlung aller inter⸗ essanten Funde und Ueberreste von Kunstwerken aus der Vergangenheit stetig vergrößert und die Bibliothek durch werth⸗ volle Handschriften, Druckschriften, Landkarten, Pläne und Kunst⸗ blätter immer reicher gestaltet. Auch die Herausgabe der „Mit⸗ theilungen“ besorgt der Genannte. Sie bieten auch hinaus vielerlei kulturgeschichtliche, allgemein interessante Beiträge. So finden wir in dem neuesten Heft, vom Lehrer Konrad Knebel esammelt, eine Schilderung der alten Handwerksbräuche früherer Fübrbnüderns (Fortsetzung aus früheren Heften), ferner die sitten⸗ geschichtlich sehr merkwürdige Beschreibung der Festlichkeiten bei der Einweisung eines Superintendenten in Freiberg im Jahre 1655, an welchen der Kurfürstliche Hof theilnahm (mitgetheilt von dem Herausgeber). Als „Bilder aus Freibergs Ver⸗ gangenheit“ Nr. 9 und 10 wird eine Schilderung der ehemaligen Thore der Stadt geboten und sind das einstige Erbische und das Peters⸗ thor auf besonderen Blättern abgebildet. Das eine dieser Blätter, darstellend das Erbische Thor mit dem Stadtgraben, hat außer dem antiquarischen auch einen künstlerischen Werth, da es nach einer Radi⸗ rung Ludwig Richter’s photographisch faksimilirt ist. Kleinere Mit⸗ theilungen des Hefts handeln von den Rundmarken und Längsrillen am Freiberger Domkreuzgang, über Kuone von Vriberc, einen Freiberger Ritter, über die Reise eines Gelehrten nach Freiberg im Jahre 1750, ein altes Volkslied auf die Schlacht bei Freiberg, von anderen Erinnerungen an diese u. s. w. Auch eine interessante literarische Erinnerung bietet sich in einem Stammbuchblatt und einem Brief aus Theodor Körner's Studien⸗ zeit (1810) in Freiberg und Leipzig. Die dann folgende „Freiberger Fundchronik“ gewährt dem Alterthumsfreunde vielerlei Anregendes und ist, gleichwie das „Freiberger Gedenkbuch“ und die Uebersicht der Literatur über Stadt und Umgegend von dem Herausgeber selbst ver⸗ faßt bezw. zusammengestellt. In der Fundchronik werden nicht nur die dem Museum übergebenen neueren Fundstücke aus dem städtischen Bezirk, sondern auch die alterthümlichen Funde aus der weiteren Umgebung, wie alte Erzmühlsteine, eine steinerne Pochsohle, ein altes Steinkreuz ꝛc., ferner aufgefundene alte berg⸗ männische Schächte, alte verfallene Brunnen und die sogenannten ge⸗ heimen Gänge in sehr anziehender und kritisch belehrender Weise be⸗ sprochen und erklärt. Unter den neueren Entdeckungen zeugen namentlich die vom Stadtrath Gerlach über die Abtragung der alten Jakobitirche aufgezeichneten Beobachtungen von musterhafter Sorgfalt dei der Ueberwachung und schriftlichen Protokollirung derartiger Er⸗ eignisse. Auch über die Aufdeckung eines alten Klosterkirchhofs mit dabei aufgefundenen Grabplatten wird gewissenhaft berichtet. Das neue Heft ist wie die früheren in der Offizin des Herausgebers sehr würdig und gut ausgestattet. Preußisches Verwaltungs⸗Blatt, Wochenschrift für Verwaltung und Verwaltungsrechtspflege in Preußen, herausgegeben von Dr. jur. Binseel. Carl Heymann's Verlag in Berlin W., Jahrg. XII. Nr. 1. Inhalt: Personalnachrichten. Zum Ver⸗ ständniß der Invaliditäts⸗ und Altersversicherung. Verwen⸗ dungszwecke der Ueberweisungen aus der lex Huene. Inan⸗ spruchnahme eines Kreisverbandes zur Gewährung einer Bei⸗ hülfe für Schulbauten. Gewährung persönlicher Zulagen an Volksschullehrer. Anderweite Regelung der staatlichen Dienst⸗ alterszulagen für Lehrer und Lehrerinnen an öffentlichen Volksschulen. Die auf dem öffentlichen Recht beruhende Verpflich⸗ tung eines Ortsarmenverbandes und die durch Vertrag übernommene Verpflichtung zur Fürsorge für denselben Armen. Können schon durch die Beschlüsse der städtischen Behörden dem Dritten Rechte entstehen? Ungültigkeit eines nur vom Bürgermeister unter⸗ schriebenen Reverses für die Stadtgemeinde. Haftung der juristischen Personen (Gemeinde ꝛc) für den Schaden, welcher durch Nichterfüllung der im §. 367 Nr. 14 Strafgesetzbuchs dem Bauherrn auferlegten Verpflichtungen erwachsen ist. Land⸗ und forstwirthschaftliche Unfallversicherung. Straßenwärtige Anbringung von Ankündigungsmitteln des Gewerbebetriebes, der Kunst und Industrie Wasser⸗Aufstauen über den Merkpfahl. Privatfluß⸗ oder Wasserlaufs⸗Verbreiterung oder Verlegung. Jagen auf einem Grundstück, bezüglich Efsen die Jagdrechtsausübung ruht. Jagen ohne schriftlich ertheilte Erlaubniß des Jagd⸗ berechtigten. Jagdausübung . Theilnahme an einer Treib⸗ jagd. Allleinjagen (Hannover); bebroteter Jäger Wildschon⸗ gesetz; Erlegen und Verkaufen von Rehkälbern Fischereigesesa⸗ übertretung. Statut der deanenbneflfchen Feuerwehrunfall⸗ kasse. Polizeiverordnung betr. Tellersammlungen und Eintrittsgeld bei öffentlichen Versammlungen. Beantwortung von Anfragen,

Stellenvakanzen. Rir. 2. 2 Inhalt: Personalnachrichten. Vergleichung der

8 schichte wach zu er

8 Schiffen, welche zwar aus reinen

Textil⸗Ind.“*.)

Unfallversicherung in Deutschland, Oesterreich, Frankreich. Zur Ausführung des Gesetzes, betr. die Gewerbegerichte. Kreistags⸗ Abgeordneten⸗Wahlen im Wahlverbande der größeren Grundbesitzer; Begriffe der „größeren ländlichen Grundbesitzer“ und des „größeren Gutes“. Kreis⸗ bezw. Gemeindebesteuerung der Beamten, wenn der Kreis die Beamten von den Kreisabgaben freigelassen, eine Stadt aber ihr Kreisabgabensoll auf ihren Haushalt übernommen hat. Wegebaupolizeiliche Anordnung und die Rechtskontrole. Einwand der rechtskräftig entschiedenen Sache in Wegebausachen. Begriff der „Landstraßen“ und der sog. „kleinen Wege“ nach Maßgabe des A. L.⸗R. und des Westpreuß. Wegereglements. Polizei⸗ liches Einschreiten zur Verbreiterung eines gewöhnlichen Kom⸗ munikationsweges im Bereiche des Westpreuß. Wegereglements. Keine Entschädigung für die Einschränkungen beim Bauen, so egen Baukonsensversagung im öffentlichen Interesse. Ver⸗ sammlung der Mitglieder der Kirchengemeindevertretung zur Er⸗ örterung kirchlicher Angelegenheiten. Sonntagsheiligung; Brannt⸗ weinschänke. Verordnungsrecht der Regierungen zur Ordnung es Elementarschulwesens. Schulverfäumniß; Haftung für dieselbe; Abwendung der Strafe durch Entbindung des Kindes von einem Theile des Unterrichts; sog. Industrieschule. Polizeiliche An⸗ und Abmeldungspflicht. Polizeiverordnung, betr. die Pflege von Gräbern. Anordnungen, betr. Organisation der Dienstleistungen der Feuer⸗ löschpflichtigen, so deren Pflicht zur Theilnahme an Spritzenproben. Strafbare Errichtung von Versicherungsanstalten. Beantwortung on Anfragen. Stellenvakanzen. Nr. 1 IV. Jahrg. der Wochenschrift „Von Haus zu Haus“ at folgenden Inhalt: Im Klosterhof, Roman von Anny Wothe. Die Prinzessin, Roman von Moritz von Reichenbach. Kleine Züge aus dem häuslichen Leben der Marlitt. Wendelstein, ein Reiseabenteuer on Hermine von Preuschen, und kleinere Auffätze vermischten Inhalts. 8 Die illustrirte Wochenschrift „Der Bär“, welche sich die daakenswerthe Kahah gestellt hat, den Sinn für vaterländische Ge⸗ alten, hat mit Anfang dieses Monats einen neuen Jahrgang begonnen. Die uns vorliegenden ersten drei Nummern Uiefern den Beweis, daß der „Bär“ in seinem Streben, fern von dem Getriebe politischer und religiöser Parteikämpfe, durch die Pflege der vaterländischen Geschichte die Liebe zu Kaiser und Reich zu mehren, sich noch vervollkommnet. Die vorzüglichen Illustrationen und gediegenen Aufsätze belletristischen und kulturellen Inhalts werden dazu beitragen, seinen Leserkreis zu erweitern. Nr. 1 dieser ““ hat folgenden Inhalt: Ein neues Geschlecht, Roman von H. v. Dedenroth; Vom Wappenthier der Stadt Berlin, von O. Schwebel; Anklageschrift aus einem Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts, von Dr Otto Kurth. Kleine Mittheilungen: Die Huldigung Berlins und Köllns an Kurfürst Friedrich I. (mit Abbildung); Die Pfaueninsel (mit Ab⸗ bildung); Leutseligkeit Friedrich Wilhelm IV.; Das Gespenst zu

Cossenblatt; Ein Mittel gegen die Sonnenfinsterniß vor 250 Jahren; Wendisch. Unser Büchertisch. Anzeigen.

Nr. 41 von „Schorer’s Familienblatt“ hat folgenden Inhalt: Unverstanden. Roman von M. Bruhn. (1. IE Ein Besuch. Von Max Grube. Der erste Schultag. Von

M. z. Megede. Mit Illustrationen von H. Lefler. (Schluß.) Künstlerblut. Roman von H. Schobert. (15. Fortsetzung.) Ge⸗ schichte des deutschen Gemüths Von Franz Hirsch. Plauderecke: Thierschau. Zu dem gleichnamigen Bilde auf Seite 645. Werden die nächsten Jahre naß oder trocken sei? Ein Original Das Unterscheidungszeichen. Auch ein Honorar. Der kürzeste Witz der Welt. Das Hospital in Sansibar. Kunstblätter: Eine Thierschau in Dachau. Originalzeichnung von Otto Strützel. Mama, es war schön in der Schule. Originalzeichnung von H. Lefler. Vorbereitungen. Nach dem Gemäͤlde von Ed. Grützner. 2. Blatt: In der Wiener Lästerallee. Originalzeichnung von W. Gause. In der Lästerallee. Zu dem vorstehenden Bilde. Aus der Frauenwelt: Gute Gedanken. Mode von Mery Ney. Mit Abbildungen. 3. Blatt: Denkübungen. Humoristisches: Sehr begreiflich. Mit einer Originalzeichnung. Auflösung der Denk⸗ übungen. Polytechnischer Rathgeber. Briefkasten.

Das „Magazin für Literatur des In“ und Aus⸗

andes“ ist nach Berlin verlegt und erscheint jetzt unter dem Titel: „Magazin für Literatur’. Die erste nach der Uebersiedelung herausgegebene uns vorliegende Nummer (40) liefert den Beweis, daß die Redaktion in dem Bestreben, sich hervorragende Kräfte als Mitarbeiter zu sichern, Erfolg gehabt hat. Sie wird eröffnet durch den 1. Akt des Schauspiels von Wildenbruch „Die Haubenlerche“ und einer Erklärung Wildenbruch's über einige Irrthümer in der Auffassung seines Dramas. Hermann Sudermann hat vier Gedichte beigesteuert. Rudolf Gense bespricht die Aufführung des „Urgötz“ im Königlichen Schauspielhause. Wilhelm Bölsche untersucht „die Poesie der Großstadt“. Botho Schmidt be⸗ leuchtet „Bellamy als Mystiker“ und der geistvolle schwedische Dichter Ole Hansson bespricht in einem Aufsatz „Ibsen, Strindberg und Deutschland“ die Beziehungen des „jungen Skandinaviens zum jungen Deutschland“.

8 Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Malta

Laut Verordnung der Lokalregierung vom 7. Oktober 1890 ist Schiffen, die aus Plätzen kommen, gegen welche Quarantäne⸗Maßregeln verhängt sind, der Eingang in den Quarantänehafen zum Zweck der Kohleneinnahme mit eigenen Hülfsmitteln gestattet, vorausgesetzt, daß kein der Cholera ähnlicher Krankheitsfall an Bord vorgekommen ist. Häfen kommen, aber Fälle von urchfall an Bord haben oder gehabt haben, steht dieselbe Befugniß zu, sofern nach dem Urtheil des Sanitätsbeamten die besagten Er⸗ krankungen als Cholera nicht zu betrachten sind.

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb in der Woche vom 12. bis 18. Oktober cr. ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 18,4). Eine weitere Abnahme erfuhren Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder, die immer noch in 54 Fällen (gegen 71 der Vorwoche) zum Tode führten. Auch der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit wurde ein kleinerer, von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 62 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungs⸗ organe kamen in wenig gegen die Vorwoche veränderter Zahl zur ärztlichen Behandlung, auch die Zahl der durch sie bedingten Sterbe⸗ fälle blieb die gleiche. Dagegen zeigten von den Infektionskrank⸗ heiten Scharlach und Diphtherie eine größere Zunahme der Erkran⸗ kungen und kamen besonders letztere aus der Tempelhofer und Rosenthaler Vorstadt, aus der jenseitigen Luisenstadt und dem Wedding in größerer Zahl zur Anzeige. Erkrankungen an Unterleibs⸗ typhus waren selten, auch Erkrankungen an Masern blieben beschränkt und zeigten sich in keinem Stadttheile in nennenswerther Zahl. Etwas häufiger kamen Erkrankungen an Kindbettfieber zur Kenntniß, während rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut nur in wenigen Fällen zur Beobachtung gelangten Abgenommen haben auch Er⸗ krankungen an Keuchhusten und sank die Zahl der durch dieselben be⸗ dingten Todesfälle auf 5. Rheumatische Beschwerden aller Art zeigten gegen die vorhergegangene Woche keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen.

Handel und Gewerbe.

in. 26 Oktober. (Wollbericht des „ECtrbl. f. d. nd.n Das Geschäft 98 in den letzten acht Tagen ein

5 ätze bewegten sich in engeren Grenzen, als vorher 3 von 1000 Centnern kaum erreichen;

Bemerkenswerth ist die er inländischen Fabrikanten, welche nur ganz vereinzelt a Käufer hierorts 1 Der schlechte Geschäftsgang, über den hie⸗ selben zu klagen haben, dauert noch an und zwingt viele zur Ein⸗ schränkung der Fabrikation. Für das hiesige Geschäft war es daher

ruhiges. und dürften das Quantum die Preise blieben unverändert.

von großem Vortheil, daß für Kammzwecke in letzter Zeit große Posten aug dem Markte genommen wurden, wodurch die Bestände sich wesentlich verkleinerten und Eigner veranlaßt wurden, in ihren Angeboten zurückhaltender zu sein.

In der heutigen ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Vereinigten Königs⸗ und Laurahütte waren 23 Aktionäre mit einem Kapital von 9 625 200 und 16 042 Stimmen vertreten. Dieselben genehmigten die vorgelegte Bilanz und die beantragte Zahlung einer Dividende von 11 %, welche vom 30. Oktober cr ab erhoben werden kann. In den Aufsichtsrath wurde Geheimer Rath G. von Bleichröder wieder, und an Stelle des Geheimen Ober⸗ Regierungs Raths Dittmer, der eine Wiederwahl nicht wünschte, General⸗Direktor Behrens neu gewählt. In der an die Generalversammlung sich anschließenden Aufsichtsrathssitzung erfolgte dessen Konstituirung für die nächstjährige Amtsperiode durch Wieder⸗ wahl des Geheimen Raths Heimann zum Vorsitzenden und des Ober⸗ Bürgermeisters a. D. Weber zum stellvertretenden Vorsitzenden.

Die „New⸗Yorter Hdls⸗Ztg.“ schreibt in ihrem vom 17 d. M. datirten Wochenbericht: Die allgemeine Geschäftslage hat keine wichtigen Veränderungen erfahren; es ist nur von Reuem dargethan worden, daß mit dem Wegfall der Ungewißheit, die in Beug auf die verschiedenen finanziellen Maßregeln unserer Volks⸗ vertretung geherrscht hatte, das Geschäft in fast allen Zweigen einen außerordentlichen Aufschwung genommen hat. Dabei ist zu bemerken, daß, wenn auch die Preise vieler im portirter Artikel gestiegen sind, diese Steigerung doch noch nicht die ganze Er⸗ höhung des Zolles repräsentirt, und daß andererseits unsere hauptsächlichsten Export⸗Artikel von einer Steigerung bisher nicht betroffen worden sind. Es sind im Gegentheil trotz der Silberbill und des Zolltarifs z. B. Baumwolle und Provision en niedriger als im Vorjahre. Dies erklärt auch, daß unser Export in den letzten Wochen nicht nur nicht nachgelassen, son⸗ dern sogar noch größere Dimensionen angenommen hat, und nament⸗ lich scheint sich das vielgeschmähte amerikanische Schwein einer immer besseren Aufnahme zu erfreuen. Die Zunahme unseres Exports ist außerdem um so bemerkenswerther, als die Ausfuhr von Cerealien durch die schlechten Ernten und die dadurch bedingten höheren Preise dieses Jahr eine ganz bedeutende Abnahme erfährt. Aus Allem geht also hervor, daß sich der Schwerpunkt unseres Außenhandels immer mehr nach dem Export verschiebt.

Leipzig, 27. Oktober. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. November 4,75 ℳ, per Dezember 4,75 ℳ, per Januar 4,67 ½ ℳ, per Februar 4,62 ½ ℳ, per März 4,57 ½ ℳ, pr. April 4,52 ½ ℳ, pr. Mai 4,50 ℳ, pr. Juni 4,47 ½ ℳ, pr. Juli 4,47 ½ ℳ, pr. August 4,47 ½ ℳ, pr. September 4,47 ½ Umsatz 135 000 kg. Behauptet.

London, 27. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ ladungen angeboten.

Glasgow, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6489 Tons gegen 8792 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 27. Oktober. (W. T. B.) Wolle ruhig, aber stetig, Garne ruhig, mitunter williger, Stoffe geschäftslos.

New⸗York, 27. Oktober. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 19 715 000 Bushels, do. an Mais 7 206 000 Bushels.

Sub missionen im Auslande.

I. Süd⸗Australien.

22. November, Mittags. Generalagent für Süd⸗Australien. London, 15 Victoria Street. 3000 geschmiedete Radnaben für die Staatsbahnen.

Näheres bei M. Oswald Brown, 32 Victoria Street West⸗

minster. II. Norwegen.

25. November. Christiania. Expeditionsbureau der verwaltung. Lieferung von 4 Lokomotiven für Bahnen mit Normal⸗ Spurweite.

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten

Norddeutscher Lloyd in Bremen.

(Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer. New⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien: Bestimmung. Bremen 24. Bremen 18. Bremen 22 New⸗York 21 New⸗York 24. New⸗York 19. New⸗York 23. Bremen 15. Bremen 22. Baltimore 18. . von Bremerhaven. Baltimore 23. . von Bremerhaven. Brasil⸗ und La Plata⸗Linien: vaferpen 24. Okt. von Vigo. issabon, Ant⸗ G Bang.) 15. Okt. von Bahia. Bremen 25. Okt. von Antwerpen. La Plala 7. Okt. in Montevideo. La Plata 13. Okt. in Montevideo. La Plata 24. Okt. in Rio. Brasilien 19. Okt. in Bahia. Brasilien 19. Okt. in Rio. Rio, La Plata 17. Okt. Las Palmas pass. Rio, La Plata 24. Okt. Sta. Cruz pass. Coruna, Villagarcia, Vigo, Rio, 24. Okt. von Antwerpen. Montevideo, Aires ; 2 ntwerpen, „Baltimore (Lissabon, Bras. 25 „Kronpr. Fr. W.⸗ Kamerun 17. Okt. Sta. Cruz pass. Linien nach Ost⸗Asien und Australien: Bremen 24. Okt. in Genua. Bremen 25. Okt. in Hongkong. Ost⸗Asien 25. Okt. von Singapore. Ost⸗Asien 20. Okt. von Southampton. Bremen 21. Okt. von Port Said. Bremen 15. Okt. von Adelaide. Australien 23. Okt. in Adelaide. Australien 24. Okt. in Aden. Australien 10. Okt. von New⸗York

Hamburg, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Postdampfer „Rhaetia“ und „Salvonia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktrengesellschaft sind, von Hamburg kommend, gestern 6 Uhr Morgens in New⸗York eingetroffen.

Der Postdampfer „Ba varia“ der Hamburg⸗Amerika⸗ nischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas eingetroffen.

Theater und Mufik.

Königliche Theater. Der gestrigen Vorstellung der „Quitzows“ „im Königlichen Schauspielhause wohnte Se. Majestät der Kaiser mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Christian zu Schleswig⸗Holstein und deren Prinzessinnen⸗Töchtern in der kleinen

in Bremerhaven. von New⸗Pork.

. von New⸗York. in New⸗York.

in New⸗York.

. von Southampton. . von Southampton. . von Baltimore. .von Baltimore.

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„America“ „Hohenzollern“ „Nürnberg“.

Leipzig. „Grf. Bismarck“ „Main“

Höln. „Frankfurt“. EWWW Weser „Stuttgart“. „Berlin“.

„Hannover“.

Okt. von Bremerhaven.

„Bayern“ NMIec „Braunschweig“ „Sachsen“ „Dresden.. „Hohenstaufen“. „Habsburg’“. . „Kaiser Wilh. II.“ „Karlsruhe“.

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Kaiserlichen Loge bei; in der oberen kleinen Kaiserlichen Loge erschienen Ihre Königliche Hoheiten die Prinzessin Friedrich Carl, der Herzog

und die Herzogin von Connaught und der Prinz Christian zu Schles⸗ wig⸗Holstein; in der Loge des General⸗Intendanten nahmen Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen, sowie Ihre igliche Hoheiten der Prinz Heinrich und die Prinzessinnen Victoria und Margarethe Platz.

Nachdem Frl. Lindner vom Herzoglichen Hoftheater in Meiningen vor Kurzem in den Vorstellungen der Wallenstein⸗Trilogie als Thekla auf der Bühne des Königlichen Schauspielhauses erschienen war, beantragte der General⸗Intendant Graf von Hochberg unter Verzichtleistung auf ein weiteres Gastspiel die sofortige Verpflichtung der Künstlerin für das Königliche Theater. Die Genehmigung des Vertrages durch Se. Majestät den Kaizer ist gestern ein⸗ getroffen. Als Mitglied des Schausvielhauses wird Frl. Lindner zum ersten Male in Heyse's Drama „Kolberg“ auftreten, welches auf Allerhöchsten Befehl, und zwar in neuer Einstudirung am nächsten Sonnabend in Szene geht.

Deutsches Theater.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopold von Bayern be⸗ suchte am Montag das Deutsche Theater und wohnte der Aufführung der „Haubenlerche“ von E. von Wildenbruch bis zum Schluß bei.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater

Die Suppé'sche Operette „Boccaccio“ wird am nächsten Sonn⸗ abend durch den „Armen Jonatban“ abgelöst werden, der in ver⸗ jüngter Frische und in bester Besetzung durch die ersten Kräfte des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, die Damen Offeney, Stubel, Schmidt und die Hrrn. Hanno, Pagin, Binder, Spielmann vor dem Publikum erscheinen soll. Indessen dauern die Vorbereitungen und Proben zu den Novitäten „Der Königsgardist“ und der Ballet⸗ Pantomime „Sonne und Erde“ fort. Die szenische Einrichtung liegt in der kundigen Hand des Direktors Fritzsche, sodaß man eine vollend Aufführung erwarten darf.

Residenz⸗Theater. 1

Während Sardou's „Ferréol⸗ sich zur fünfzigsten Vor g damit zum Abschiede rüstet, ist die lustige „Familie Moulinard“ Albin Valabrégues nahezu zu ihrem Einzug in das Theater der Blumenstraße bereit. Sonnabend, den 1. November, wird die Premidre der Novität stattfinden, die mit großer Sorgfalt vorbereitet ist und in der Eugen Pansa die erste komische Rolle verkörpern wird.

Concerthaus.

Morgen wird Kapellmeister Meyder Orchesterwerke von Nicolai, Wagner, Gounod, Mendelssohn, Liszt, Delibes, einen Walzer von Ivanoici, „Ave Maria“ (mit Orgel) von Bach⸗Gounod u. s. w. zur Aufführung bringen. Außerdem wird der Cornet⸗à⸗Piston⸗ Virtuose Hr. Richter auf vielseitigen Wunsch das Lied „The lost chord“ von Sullivan vortragen.

Philharmonie.

Unter der bewährten Leitung von Hans von Bülow fand gestern das zweite philharmonische Concert statt, in welchem Frau Lilli Lehmann als Solistin mitwirkte. Als früherer Liebling des Publikums auf der Königlichen Opernbühne wurde sie bei ihrem Auftreten lebhaft begrüßt. Die Beifallskundgebungen verstärkten sich noch, als sie das Recitativ und die große Arie aus dem „Don Juan“ mit großer Bravour gesungen hatte. Nach der vom Orchester vorgetragenen Ouverture zum „Fidelio“ sang sie noch die große Arie aus derselben Oper, und auch hierfür erntete sie warme Anerrennung. In so schneller Aufeinanderfolge zwei so gewaltige Arien zu singen, ist schon an sich eine große Leistung, die auch im Einzelnen allen künstlerischen Anfor⸗ derungen gerecht wurde. Das Piano ihrer Stimme ist noch immer von bestrickender Wirkung; gleichwohl läßt sich nicht verkennen, daß die Stimme der berühmten Sängerin an Schmelz und Süßigkeit eine kleine Einbuße erlitten hat. Im Uebrigen erscheint die Wahl so großer Bühnenarien für den Concertsaal verfehlt; der immer noch vorhandene Reiz ihrer Stimme würde gewiß in Liedern oder Concertarien besser zur Geltung gekommen sein. Immerhin darf man es der Concert⸗Direktion Dank wissen, die Erneuerung der Bekanntschaft mit der seit langer Zeit fern gebliebenen Sängerin vermittelt zu haben. Das Orchester spielte außer der schon er⸗ wähnten Fidelio⸗Ouverture die D-dur-Sinfonie von Mozart und die Ouverture „Meeresstille und glückliche Fahrt“ von Mendelssohn mit ganzer Hingabe und glänzendem Erfolge. Eine Serenade für Or⸗ chester von Rob Kahn, bestehend aus vier Sätzen, war neu; die Komposition erzielte besonders in dem Andantino Wirkung. Unter Hans von Bülow'’s Leitung gestalten sich die philharmonischen Concert⸗ abende zu musikalischen Ereignissen, denen das dauernde Interesse voll 0

ur Feier des 90. Geburtstages Sr. Excellenz des General⸗ Feldmarschalls Grafen von Moltke wird am 30. Oktober er, Abend 71 Uhr ein „Populäres Concert“ stattfinden. Mitwirkende sind das Musik-Corps des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 2 unter Leitung des Königlichen Stabshoboisten Hrn. John, und der Gesangchor des Mohr'’schen Konservatoriums, Dirigent Hr. Otto Schmidt. Neben anderen der Feier entsprechenden Stücken wird auch „Preziosa“ von C. M. von Weber, vollständige Musik. Deklamation Chor und Orchester, zur Aufführung gelangen. Das Concert ist ver⸗ anstaltet vom Verein zur Veranstaltung von Muster⸗Militär⸗ Concerten, und werden alle Mitglieder desselben, sowie Freunde der Musik hierdurch eingeladen, dem patriotischen Festconcerte beizu⸗ wohnen. Eintrittskarten sind außer in den mit Plakaten belegten Handlungen auch im Bureau der Deutschen Militär⸗Musiker⸗Zeitung SW., Dessauerstraße 32, zu haben.

Der unter der trefflichen Leitung des Hrn. C. Mengewein stehende Oratorien⸗Verein veranstaltete gestern in 98 Hof⸗ und Garnisonkirche eine wohlgelungene Aufführung des „Mes⸗ sias“ von Händel nach der Mozart'’schen Bearbeitung. Die Soli wurden von den Damen Frl. Bertha Martini (Sopran) und Frl. Clara Schacht (Alt) sowie den Hrrn. Kirchner (Tenor) und Rolle (Baß) gesungen. Von ihnen traten namentlich Frl. Martini in der herrlichen Eingangs⸗Arie des 3. Theils „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt“, und Hr. Rolle mit der uns heute ziemlich barock anmuthenden, aber höchst charakteristisch sigurirten und ganz vorzüglich vorgetragenen Baß⸗ Arie „Was entbrennen die Heiden vortheilhaft hervor; Frl Schacht brachte das düstere „Er ist verschmäht“ zu gutem Ausdruck und mit Hrn. Kirchner auch das schwierige Duett »O Grab, wo ist dein Sieg?“ Die Quartette mit Chor, das berühmte „Halleluja“ sowie der Auferstehungs⸗ und der Schlußchor gelangen unter dem Taktstock des Hrn. Mengewein mit Präzision und fein abgewogener dyna- mischer Schattirung. Das Mevyder'sche Orchester hielt sich gleichfalls wacker und spielte die kleine liebliche „Hirtensymphonie“ zart und stimmungsvoll. Die Kirche war von Hörern dicht besetzt, sodaß der für die unter der Protektion Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzessin Friedrich Carl und der Prinzessin Luise von Preußen stehenden Goßner'schen Klein⸗Kinder⸗Bewahranstalten bestimmte Ertrag des Concerts ein recht reichlicher gewesen sein dürfte.

Jagd. .

Mittwoch, den 29. d. M., findet Königliche Parforce⸗ Jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 ¼ Uhr am Forst⸗ haus Plantagenhaus.

Das Ergebniß der in Blankenburg abgehaltenen Jagden war nach der „Magd. Ztg.“ folgendes:

Erlegt wurden am ersten Jagdtage im Blankenburger und Wienröder Revier 45 Stück Rothwild und 194 Stück Schwarzwild, ein Reh, ein Fuchs und ein Hase. Davon fielen auf Se. Majestät den Kaiser 15 Stück Rothwild, 49 Stück Schwarzwild, auf den Herzog von Connaught 7 Stück Rothwild, 18 Stück Schwarzwild, auf den Prinzen Heinrich 1. Stück Rothwild, 31 Stück Schwarzwild, auf den Prinzen Friedrich Leopold von Preußen 20 Stück Schwarzwild, auf den Erbgroßherzog von Sachsen

1 Stück Rothwild, 16 Stück Schwarzwild, auf den Prinzen

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