1890 / 265 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Nov 1890 18:00:01 GMT) scan diff

8 Mannigfaltiges.

Wir werden um Veröffentlichung folgenden Aufrufs ersucht: Frauen⸗Dank.

Die rastlose Thätigkeit, welche Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta auf allen Gebieten der Nächstenliebe aus⸗ geübt hat, wird den deutschen Frauen stets ein leuchtendes Vorbild bleiben. Nicht nur der Preußische Vaterländische Frauen⸗Verein, der in der Hochseligen Kaiserin seine Stifterin verehrt, sondern auch die übrigen Deutschen Frauen⸗Vereine unter dem Rothen Kreuz, deren gemeinnützige Bestrebungen bei Ihrer Majestät alle Zeit die einsichts⸗ vollste Förderung fanden, müssen es daher als eine Ehrenpflicht be⸗ trachten, ihrer unvergeßlichen Führerin und Beschützerin über das Grab hinaus den Zoll unauslöschlicher Dankbarkeit darzubringen.

Zu diesem Zwecke haben die Vorstände der unterzeichneten Vereine den Beschluß gefaßt, eine Sammlung zu veranstalten, deren Ergebniß unter dem Namen „Frauen⸗Dank“ Ihrer Majestät der Kaiserin und Köͤnigin überreicht werden soll. Die Absicht ist, die Erträge der Sammlung mit der von Ihrer Majestät der Hoch⸗ seligen Kaiserin Augusta zur Feier des goldenen Hochzeits⸗ Jubiläums im Jahre 1879 begründeten Stiftung Frauen⸗Trost zu dereinigen. Die gemeinnützigen und wohlthätigen Unternehmungen sämmtlicher Deutscher Frauen⸗Vereine unter dem Rothen Kreuz, denen diese Stiftung in so hohem Maße gedient hat, werden hier⸗ durch im Sinne der in Gott ruhenden Protektorin von Neuem belebt und gefördert werden.

An alle Frauen und Jungfrauen unseres Deutschen Vaterlandes ergeht hiermit der Aufruf, zu diesem nationalen Liebeswerk nach Kräften beizutragen, denn es würde dem wahrhaft volksfreundlichen Sinne der hohen Verklärten nicht entsprechen, wenn die Theilnahme sich nur auf die Reichen und Wohlhabenden beschränkte. Damit also jeder deutschen Frau die Möglichkeit gegeben werde, die Gefühle der ehrfurchtsvollen Dankbarkeit für die hochselige Kaiserin zum Ausdruck zu bringen, bitten wir um einmalige Gaben im Betrage von zehn Pfennigen bis zu zehn Mark. Auch die kleinste Beisteuer darf des wärmsten Danks sicher sein.

Beiträge bitten wir an Herrn Bankier von Krause, Berlin SW. Leipzigerstraße Nr. 45, oder an die Vorstände unserer Zweig⸗ vereine einzusenden.

Der Preußische Vaterländische Frauen⸗V. 7 Bayerische Frauen⸗Verein. Der Sächsische Albert' Verein. Der Württemberaische Wohlthätigkeits⸗ Verein. Der Badische Frauen⸗Verein. Der Hessische Alice⸗Frauen⸗Verein. Das Patriotische Institut der Frauen⸗Vereine im Großherzogthum Sachsen. Der n

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Mecklenburgische Marien⸗Frauen⸗Verei

Das Palais Kaiser Wilhelm's I. ist jetzt nach der Ab⸗

reise der Großherzoglich badischen Herrschaften auch dem Publikum wieder zur Besichtigung geöffnet. Der stattliche Neubau des Königlichen Friedrich⸗ Wilhelms⸗Gymnasiums ist heute feierlich geweiht worden. Sowohl das Schulhaus, wie auch das Vordergebäude an der Koch⸗ straße waren reich mit Fahnen geschmückt, das Portal und das imposante Treppenhaus mit Topfgewächsen bestellt. Den reichsten Schmuck aber zeigte die in mittelalterlich⸗romanisirenden Stilformen gehaltene Aula. Zur Theilnahme an der Feier hatte sich eine länzende Versammlung eingefunden. Nachdem die Ehrengäste den festlichen Saal betreten hatten, eröffnete der allgemeine Gesang „Lobe den Herrn“ die Feier. Alsdann betrat Direktor Dr. Kern das Podium, um ein Bild der Geschichte der Anstalt und ihres Wirkens zu geben und den Behörden den Dank der Schule für das neue Heim auszusprechen. Der Schülerchor sang sodann den 95. Psalm in der Grell'’schen Komposition. Im Auftrage des Provinzial⸗Schulkollegiums sprach hierauf Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Klix den Wunsch aus, daß der äußeren Erneuerung der Fortgang der inneren Erneuerung auch ferner entsprechen möge. Der Chor sang dann aus Haydn's Schöpfung das „Stimmt an die Saiten“, worauf der allgemeine Gesang „Nun danket alle Gott“ den feierlichen Akt beschloß.

Aus Fachkreisen erfährt die „B. B.⸗Ztg.“, b6 in kürzester Frist in Berlin eine bedeutende Anzahl meteorologisch⸗statistischer Säulen aufgestellt werden soll, bei deren Entwurf hervorragende wissenschaftliche Autoritäten mitgewirkt haben und die, äußerlich einen großen Schmuck bildend, durch ihre Angaben von eminentem Nutzen für das Publikum sein werden. Diese Säulen sind aus

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Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 221. Vorstellung. Oberon, König der Elfen. Romantische Oper in 3 Aufzügen. Musik von C. M. von Weber. Die Recitative von F. Wüllner. Ballet von Emil Graeb. In Scene Piett vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent:

apellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.

chauspielhaus. 227. Vorstellung. Die Qnitzow’s. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 222. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung des Goethe’schen Romans: „Wilhelm Meister’'s Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ballet von Paul Taglioni. Anfang

r.

Schauspielhaus.é 228. Vorstellung. Colberg. Schauspiel in 5 Aufzügen von Paul eyse. Anfang 7 Uhr.

Die Million.

Direktion:

mann.

gardist. Gilbert, Genbe.

Paradies. Mittwoch: Das Wintermärchen. 8 Donnerstag: Das verlorene Paradies. 8 Freitag: Die Haubenlerche. burg. Monlinard. Valabrégue.

Verliner Theater. Dienstag: Kean.

Mittwoch: Der Bernhardiner. Donnerstag: Die Journalisten.

Anfang 7 ½ Uhr.

Tessing-Theater. Dienstag: Das zweite Gesicht. Lustspiel in 4 Akten von Oskar Blumen⸗

thal. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Zum 1. Male: Sodom’s Ende. Drama in 5 Akten von Hermann Sudermann.

Donnerstag und Freitag: Sodom’s Ende.

Gastspiel der Neu einstudirt:

Miillaud.

Wallner-Theater. Dienstag: Gastspiel von Felix Schweighofer. Zum 29. Male: Der Bauerndoktor. Genrebild mit Gesang in 1 Akt von Ed. Dorn. (Lenz Dollinger: Felix Schweig⸗ hofer, a. G.) Hierauf: Zum 29. Male: Pension Schöller. Posse in 3 Akten nach einer W. Ja⸗ coby’schen Idee von Carl Laufs. (Philipp Klapp⸗ 11, Seercisdofer, a. 2 7 Uhr.

woch u. folg. Tage: ese 1 Anfang 7 Uhr. 1

7 ½ Uhr.

in 4 Akten

Ferron.

feierlichem

Kunstguß (Eisen und Zink) und in edlem Renaissancestil gehalten. Der fein gegliederte Sockel, an vier stumpfen Kanten die Embleme der vier Jahreszeiten tragend, ist gedeckt durch eine schräg aufliegende Kreisfläche, die in vier mit Spiegelglas belegten Ab⸗ schnitten die Situationspläne von Berlin 0, 8, W., N. zeigt. Vier Paar Sphinxe tragen auf dieser Platte den Rumpf der Säulen, der als unregelmäßiges Achteck, mit vier schmalen und vier breiten Seiten, auf einem Uebergang ruht, der acht den Seiten der Säule entsprechende Felder aufweist. Hier findet das Publikum unter wohlgewählten künst⸗ lerischen Emblemen eine reiche Fülle von Angaben, die sich auf den Weltverkehr, Post, Telegraphie, Nationalökonomie, Statistik, Geo⸗ graphie, Meteorologie und Astronomie beziehen, durchweg populär sind und absolut neu und vollständig werden erhalten werden. Wetter⸗ karte und Prognose sind nicht vergessen. An den Schmalseiten streben vier Säulen empor, gekrönt von den Genien Luft, Feuer, Erde, Wasser. Die eine trägt ein einfaches Thermometer, die korrespondirende ein vorzügliches Heberbarometer, die anderen Hygrometer und Maximum⸗ und Minimumthermometer. Das auf künstlerisch gehaltener Ausladung ruhende Dach zeigt zwei Normaluhren nach dem System Mayrhofer (von der Sternwarte zu reguliren), einen Datumzeiger und eine plastische Mondkugel zur täglichen Demonstration der Phase. Das Ganze ist 6 m hoch. Von besonders hohem gemeinnützigen Interesse ist aber eine an der Säule befindliche kleine Kammer mit direktem Telephon nach der jeweils nächsten Sanitätswache und Feuerwehrstation. Die Betriebsleitung der Säulen wird in wissenschaftlichen Händen ruhen.

Die Einweihung des mit drei Glocken ausgestatteten neuen Thurmes in Moabit der Paulskirche hat gestern in Gottesdienst stattgefunden. Der Thurm ist erbaut aus Beiträgen des Königlichen Patronats und einzelner Wohl⸗ thäter. Insgesammt haben 1400 Gemeindemitglieder zu den Kosten beigetragen, die für den Bau sich auf 26 000 ℳ, für die Glocken auf 3357 belaufen haben. Die größte der Glocken ist eine spezielle Stiftung des Hrn. Johl, das Gestühl ist von Belter und Schneevogl geschenkt. Die erste Anregung er⸗ folgte im Jahre 1885 bei Gelegenheit des 50 jährigen Jubiläums der Kirche. Ursprünglich war nur die Anlage eines Dachreiters ge⸗ plant gewesen, die reichlicher fließenden Mittel haben dann aber den Bau des 31 m hohen im Style Schinkel's erbauten Thurms er⸗

möglicht.

Die Vereinigung der Berliner Sanitätswachen hat, wie wir der „N. A. Z.“ entnehmen, in ihrer Sitzung am 29. v. M. unter dem Eindruck des Brandunglücks in der Friedrichstraße 134 mehrere wichtige Beschlüsse einstimmig angenommen. Zunächst wurde auf Grund der Beobachtung, daß ungeachtet der Nähe der Kliniken in der Ziegel⸗ und in der Ariilleriestraße rechtzeitige ärztliche Hülfe gefehlt hat, die Vermehrung der Sanitätswachen als nothwendig anerkannt Sodann wurde als Grundsatz aufgestellt, daß die Sanitätswachen ihre Bestimmung, bei Nachtzeit jedem Hülfesuchenden ärztliche Hülfe zu gewähren, nur dann erfüllen können, wenn sie in der bisherigen Weise als Privatunternehmungen unter Mitwirkung aller Kreise der Bürgerschaft, freilich unter der Voraus⸗ setzung einer höheren Subvention Seitens der Stadt, weiter geführt würden. Gegen die Uebernahme der Wachen in die städtische Ver⸗ waltung, wie dies von vielen Seiten gefordert wird, wurden die mannigfachsten Bedenken geäußert: trotz des Aufwandes viel größerer Geldmittel werde der Zweck der Sanitätswachen viel weniger erreicht werden als jetzt, da dann die weitgehendsten Anforderungen Seitens des Publikums, das ein Recht habe, sie in Anspruch zu nehmen, gestellt werden würden, sodaß die Wachen gar nicht im Stande sein würden, diese Ansprüche zu erfüllen. Einstimmig wurde beschlossen, die Einstellung von 40 000 statt der bisherigen 10 000 in den Stadthaushalt für 1891/92 zur Subvention be⸗ stehender, nothleidender Wachen und zur Begründung neuer zu bean⸗ tragen. Auch die Telephonverbindung jeder Sanitätswache mit dem zunächst liegenden Polizeibureau wurde den einzelnen Vertretern zur Vorberathung in ihren Vorständen empfohlen.

Zum Schutz der Brieftauben hat, wie das „D. Tabl.“ meldet, der Mililärfiskus Schießprämien auf die Erlegung von Raubvögeln, namentlich von Habichten und Falken, ausgesetzt. Wer zwei bis fünf Raubvögel erlegt und von Jedem die beiden Fänge dem betreffenden Bezirkskommando vorlegt, erhält eine Prämie in Höhe von fünf, sechs und zehn Mark.

Victoria-Theater. Dienstag: Zum 71. Male:

12 Bildern von Alex. Nathanson. Musik von C. A. Raid Gredelue. Anfang 7 ½ Uhr. .

u“ Friedrich-Wilhelmstädtisches The Julius Fritzsche. 221. Male: Der arme Jonathan. 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von C. Milldöcker. g Julius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapellmeister Feder⸗ Anfang 7 Uh Mittwoch: Der arme Jonathan. Sonnabend: Zum ersten Male:

Operette in

neubearbeitet von Musik von Arthur Sullivan. gesetzt von Julius Fritzsche. meister Federmann. Ausstattung: Sonne und Erde. 1 Ballet in 4 Bildern von F. Gaul und J. Haßreiter.

Musik von J. Bayer. Deutsches Theater. Dienstag: Das verlorer Malei nestes J. Vunblach.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Dienstag:

Schwank in 3 Akten von Albin In Scene gesetzt von Emil Lessing. Vorber, zum 4. Male: Der Eber. 1 Akt von Alexandre Bisson.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Belle-Alliance-Theater. Dienstag: Ensemble⸗ Mitglieder des Wallner⸗Theaters. Mamsell Nitouche. in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. 1 Deutsch von Richard Gense. b von M. Hervé. (Denise: Therese Biedermann.)

Mittwoch u. folg. Tage: Mamsell Nitouche.

Adolph Ernst-Theater. Dienstag: Zum 60. Male: Unsere Don Juaus. Gesangsposse von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph Anfang 7 ½ Uhr.

Thomas-Theater. Alte

Modernes Ausstattungsstück in Direktion: E. Thomas.

Moszkowski 8 Rich.

von Gustav Steffens. Regisseur A. Kurz. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

ater.

Jakobstraße 30. Dienstag: Zum 1. Male: Novität! Der Wetterfrosch. Posse mit Gesang

von Rudolf Kneisel und Hermann Hirschel. In Scene gesetzt vom Ober⸗

Für den neuen Reichstagsbau ist jetzt laut Mittheilung des „B. B.⸗C.“ die eigene Station für leuchtung im Rohbau vollendet und unter Dach gebracht. Sie befindet sich auf einem an das Französische Gymnasium anstoßenden Grundstück und ist durch ein schmuckloses Thor mit einfachem schmiedeeisernen Gitter vom Reichstagsufer aus zugänglich. Es soll von hier aus das gesammte Reichstagshaus mit elektrischem Licht ver⸗ sorgt werden. Die Zuleitung erfolgt unterirdisch unter dem

traßendamm der Sommerstraße hinweg.

Die neue Brücke über den Louisenstädtischen Kanal im Zuge der Waldemarstraße und Buckowstraße ist, wie die „Staatsb.⸗ Ztg.“ berichtet, Sonnabend Mittag dem Verkehr übergeben worden, nachdem zuvor ihre bau⸗ und strompolizeiliche Prüfung und Bau⸗ abnahme stattgefunden hatte. Mit acht eisernen Bogenträgern spannt sich die Brücke über den Wasserlauf. Ihre Breite entspricht ganz den beiden zuführenden Straßen. Trotz der beträchtlichen Anrampungen, welche die Brücke von beiden Seiten erfahren mußte, ist doch die Pas⸗ sage für den Wagen⸗ wie für den Fußverkehr eine bequeme; jene ist

mit granitenen Hausteinen gepflastert, diese mit Granitplatten ausgelegt.

Ein solides eisernes Gitterwerk begrenzt die Brücke an den beiden Wasserseiten; vier eiserne zweiarmige Kandelaber stehen an den vier Eckpunkten. In gerader Linie stellt das neue Werk vor allem eine direkte Verbindung vom Centrum bezw. Schloßplatz nach dem Görlitzer Bahnhof her, die Entlastung des übermäßigen Verkehrs über die Oranienbrücke wesentlich fördernd. Der Bevölkerung der umliegenden Stadtgegend wird die Brücke eine sehr willkommene Erleichterung des Verkehrs nach der Markthalle am Lonisenufer darbieten.

Die drei Chorfenster für die so schön gelegene Kirche zu auf Rügen, wie auch drei kleinere Fenster für das Erb⸗ begräbniß des Fürstlich Putbus'schen Hauses sind soeben der „Staatsb.⸗Z.“ zufolge in der Heinersdorff schen Hof⸗Glas⸗ malerei, Friedrichstraße 46, Ecke Zimmerstraße, ausgestellt. Die drei ersteren Fenster sind von Ihrer Majestät der Kaiserin, die letzteren Fenster vom Fürsten zu Putbus gestiftet worden. Die drei Chorfenster für Saßnitz sind wieder eine ganz besonders gelungene Arbeit des bekannten Instituts. Das Mittel⸗ fenster stellt Chriftus als guten Hirten dar. Die Auffassung der Ornamente sowie der Figur ist eine streng gothische, die sich an die Werke von Professor Klein anlehnt. Im Sockel des Fensters hält ein Engel ein Dedikations⸗Schild, welches die Worte trägt: „Zur Ehre Gottes gestiftet durch Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Auguste Victoria]. Saßnitz. Juli —August 1890.“ Die beiden flankirenden Chorfenster sind in einer helleren, jedoch sehr wirkungs⸗ vollen Teppichmalerei ausgeführt. Die Fürstlich Putbus'schen Mausoleumsfenster zeigen im Mittelfenster das Fürstliche Wap. und in den Seitenfenstern zwei anbetende Engel.

Bremen, 1. November. Zu der in Nr. 264 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ gemeldeten Notiz über das Kentern eines Rettungsbootes bringt „W. T. B.“ folgende berichtigende Mittheilung: Der Inspektor der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Kapitän Pfeifer, telegraphirt von der Insel Amrum: Am 30. Oktober ist das Rettungsboot „Theodor Preußen“, nach dem auf Sylt gestrandeten englischen Schuner „Erick“ ausgegangen, gekentert und sind von der Rettungsmannschaft leider 2 Personen, Familien⸗ väter, ertrunken. Von der Besatzung des Schuners sind 2 Per⸗ sonen durch den Raketen⸗Apparat von Westerland gerettet.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

8 Wien, 3. November. (W. T. B.) Die Ankunft des Großfürsten⸗Thronfolgers ist für Donnerstag, den 6. November hier angekündigt. M Luxemburg, 3. November. (W. T. B.) Die Ankunft des Herzogs Adolf von Nassau ist für Mittwo Nach⸗ mittag 3 Uhr 40 Minuten amtlich angekündigt. Irgend⸗ welche größere Empfangsfeierlichkeiten werden auf Wunsch des Herzogs unterbleiben. Der Herzog gedenkt bereits am Freitag oder Sonnabend Luxemburg wieder zu verlassen. Der Erbprinz wird den Herzog Adolf hierher begleiten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilag;.)

mit Hrn. Ingenieur Louis Jantzen (Danzig nüt Hr 86 Frl. Anna Krüger mit Hrn. Forst⸗ geometer O. Prillwitz (Schwerin). Fel Ida Freiin von Reitzenstein mit Hrn Erwin Bodeusch (Metz Langensalza). Frl. Lili Benndorf mit Hrn. Gymnasial⸗Oberlehrer Max Holtze (Leipzig). Frl. Margarethe Zimmermann mit Hrn. Kapitän⸗Lieutenant Derzewski (Berlin). Frl. Elisabeth Zimmermann mit Hrn. Kapitän⸗Lieute⸗

Musik

Dienstag: Zum Operette in

In Scene gesetzt von

Concert-Haus. Dienstag:

4 v. Lortzing.

v. Jevetot“ v. Adam.

Der Königs⸗ 2 Zell k. 8 v. Händel. „Perpetuum mobile“ In Scene Dirigent: Hr. Kapell⸗ Hierauf: Mit durchaus neuer

Scherres⸗Friedenthal

Ballet⸗Arrangement vom Hrn. Prof. Robert Hausmann.

Concert⸗Anzeigen.

Concert unter Benutzung der Orgel. Ouv. „Semiramis“ v. Rossini, „König. phil „Les Préludes“ sv. Liszt.

Potpourri aus „Der Mikado“ v. Sullivan. Viollne von

Ries, vorgetr. v. Concertmeister Kramer. „Warum? f. Piston v. Drexel, vorgetr. v. Hrn. Richter.

Dienstag: Concert von Flora unter gef. Mitwirkung des

nant Emsmann (Berlin—Kiel). Frl. Maria Hermann mit Hrn. Karl Spindler (Neuwied—

Königswinter).

Verehelicht: Hr. Marx Schulze mit Frl. Anna

von Euen (Solce b. Neu⸗Berun). Hr. Dr. Ernst Stecker mit Frl. Klara Schuberth (Chemnitz). Hr. Königlicher Regierungs⸗Bau⸗ meister Eugen Umlauff mit Frl. Kathe Baltzer (Stadtilm— Freibura). Hr. Otto Wiesicke mit Frl Hedwig Stümer (Brandenburg a. H.). Hr. Prem. Lieut. Alex von Frankenberg u. Ludwigsdorf mit Victoria Freiin von Oppenheim (Köln). Hr. Albin Viertel mit Frl. Lina Dörffeldt (Chemnitz).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr. med. J. Köster (Syke). Hrn. A. Otto (Egeln). Hrn. Major

Carl Mevxder⸗ Fest⸗Ouverture

La roo 8

Zum 4. Male: Familie

wissenschaftlichen Theater.

Lustspiel in zettel.

Arania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet vön 12 11 Uhr. Täglich Vorstellung im MNäheres die Anschlag⸗

Kuno von Katte (Merseburg). Hrn. Dr. med. Vogel (Köln). Hrn. Heinrich Thies (Laaken). Hrn Paul Zacharias (Danzig). Eine Tochter: Hrn. Marine⸗Ober⸗Baurath Schunke (Kiel). Hrn. Karl Freiherrn von Richthofen⸗ Damsdorf (Kohlhohe b. Gutschdorf). Hrn. Hans Borchert (Berlin). Hrn. Paul Eccard (Berlin).

Regie: Emil Lessing. C11686“

von Frl. Clotilde Hager. Vaudeville künstler Mr. J. F. Clarke.

nfang von Hrn. Franz Renz. Reitkünstlers Mr. Burnell, Fillis. weltberühmter Luftgymnastiker. von sämmtlichen Clowns. Morgen: Vorstellung.

Circus Renz. (Carlstraße.) Dienstag, Abends a 8 7 Uhr: Mazeppa's Verbannung. Große historische Friedrich August von Aspern (Hamburg). Hr. Pantomime mit Ballet in 4 Abtbheilungen, arrangirt und E. Rent. ee i von erren. Colmar, geritten zuadeing, gebnecde 9 Der phänomenale Reit⸗ Great Steeple Chase eeg

von 8 engl. Vollblutpferden, dressirt und vorgeführt . Auftreten der Damen Frls.

Lillie Meers, Natalie und Zephora. Komische Entrées

Gestorben: Hr. Königl. Kreis⸗Schulinspektor D. Gustav Battig (Breslau). Hr. Dr.

Dr. Franz Feuerstack (Ostrowo). Hr. Hermann Dargé (Magdeburg- Neustadt). Hr. Königl. Kanzlei⸗Rath Robert Rotter (Breslau). Frau verw. Marie Hermersdorf, geb. Leutke (Berlin). Hr Paul Toeplitz (Buenos⸗Aires). Hr. Gutsbesitzer Ernst Nickel (Peiskerwitz).

Eine Schul⸗

Auftreten des Mr. Rodgers, Redacteur: Dr. H. Klee.

Verlag der Expedition (Sccholz).

MaieNaexATAxeexeeevzEerrerrRSe nsgzxherMeEvsxexsvERüresgh

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗

Familien⸗Nachrichten. Mitiwoch: Dieselbe Vorstellung. Feang ghe 895 19 h. Hee tcas

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

elektrische Be.

zum Deutschen Reichs⸗Anzeig

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Berlin, Montag, den 3. November

er und Königlich Preußis

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Staats⸗Anzeiger.

1890.

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No. 265.

Statistik und Volkswirthschaft.

1e Zur Arbeiterbewegung.

Wie die „Königsh. Ztg.“ meldet, soll ein neuer Bergarbe 9 ausstand der Berginspektion in Königshütte durch ein Schreiben angekündigt sein; nach diesem wollen die Bergleute am 1. nächsten Monats kündigen und am 15. die Arbeit niederlegen. Als Grund wird angegeben, daß die ihnen gegebenen Versprechungen nicht gehalten worden seien. 8

Seit dem 1. d. M. erscheint, der „Volks⸗Ztg.“ zufolge, in Breslau die erste sozialdemokratische Tageszeitung Schlesiens unter dem Titel „Schlesische Volkswacht“. Als Redacteur zeichnet der Reichstags⸗Abgeordnete Kunert, der auch die Redaktion der sozialdemokratischen „Schlesischen Nachrichten“, welche bor na hagtaic b erscheinen und mehr für die Provinz

erechnet sind, beibehalten hat. 8 4

In Magdeburg fanden, wie die „Magdeb. Ztg.“ berichtet, am Donnerstag und Freitag Volkehersammlungen statt, in welchen der sozialdemokratische Reichstags⸗Abgeordnete Zock⸗Gotha über die Presse und über die Nothwendigkeit der Organisation sprach; es wurden Resolutionen im Sinne des Redners angenommen. Am Schluß der Freitags⸗Versammlung wurde in Folge einer Mit⸗ theilung, wonach den Magdeburger Soldaten vom General⸗ Kommando untersagt worden sei, in denjenigen Restaurants zu ver⸗ kehren, wo die „Volksstimme“ ausliege, beschlossen, nur in denjenigen Lokalen zu verkehren und in den Geschäften zu kaufen, wo die„Volks⸗ stimme“ gehalten wird. G

Wie der „Köln. Ztg.“ aus Eschwege berichtet wird, zeigen die Cigarrenfabrikanten sich nicht geneigt, den Forderungen der schon seit Anfang des vorigen Monats entlassenen nahezu 300 Arbeiter und Arbeiterinnen zu willfahren; sie treffen vielmehr Veranstaltungen, die Fabrikation nach auswärts zu verlegen. Eine Firma hat bereits eine Zweigstelle in Süddeutschland errichtet und neuerdings hat eine zweite Firma in der Rheinpfalz größere Räumlichkeiten gemiethet, um dort ebenfalls ein Zweiggeschäft einzurichten.

Wie die „Neußer Ztg.“ mittheilt, beabsichtigten die Sozial⸗ demokraten in Neuß am gestrigen Sonntag, eine Versammlung unter freiem Himmel abzuhalten, da sie ein Lokal zur Veranstaltung der Versammlung nicht bekommen konnten. 8

In Leipzig wurde, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, am Freitag eine Versammlung von Vertretern der Gehülfen in den einzelnen Buch⸗ bindereien abgehalten, in welcher die für das nächste Jahr ge⸗ plante Bewegung der graphischen Gewerkschaften für den Sstündigen Arbeitstag zur Besprechung gelangte. Es wurde beschlossen, Werk⸗ stubenversammlungen abzuhalten, um alle Arbeiter und Arbeiterinnen für die Bewegung zu interessiren und für die Betheiligung daran zu gewinnen, und zur Ansammlung einer ansehnlichen Strikekasse neben dem schon jetzt bestehenden Verkauf von Quittungsmarken noch beson⸗ dere Listensammlungen ins Werk zu setzen. 1

In Zwickau wurde, wie das „Chemn. Tabl.“ berichtet, kürzlich eine sozialdemokratische Versammlung, in welcher über das abgelaufene Sozialistengesetz und den Organtsationsentwurf der sozial⸗ demokratischen Partei von einem Anhänger derselben gesprochen werden sollte, auf Grund von §. 5 des Sächsischen Gesetzes über das Vereins⸗ und Versammlungsrecht verboten, gegen dieses Verbot aber von dem Einberufer Beschwerde geführt. Die Beschwerde ist von der vorgesetzten Regierungsbehörde mit Rücksicht darauf, daß die frag⸗ liche Versammlung nach Ansicht der Vorinstanz zur Förderung sozialdemokratischer Umsturzbestrebungen dienen sollte, und es hiernach Pflicht der Polizeibehörde war, auf Grund des an⸗ gezogenen Gesetzes die Abhaltung der gedachten Versammlung zu ver⸗ hindern, verworfen worden.

Wie der „Mgdb. Ztg.“ aus Bieberich telegraphirt wird, wurde daselbst am Freitag eine sozialistische Versammlung aufgelöst, weil ein Redner aufreizend sprach und auf die Frage des die Ver⸗ sammlung überwachenden Bürgermeisters Wolff, ob er mit seinen Ausführungen die Anwesenden etwa gegen die Behörde auf⸗

wiegeln wolle, sehr schnell mit Ja antwortete.

Hier in Berlin fand, wie wir einem Bericht der „Voss. Ztg.“ entneh men, am Freitag eine sehr stürmische Handlungsgehülfen⸗ Versammlung statt, zu welcher sich eine Anzahl Antisemiten, etwa 100, eingefunden hatten. Hr. Auerbach führte aus, daß, nachdem die Arbeiter und Handwerker sich fast sämmtlich bereits der Sozial⸗ demokratie angeschlossen haben, Letztere auch vor den übrigen Be⸗ rufen nicht Halt mache. Auch die Kaufleute könnten ihr Heil nur in der Sozialdemokratie finden. Schließlich wurde folgende Resolution angenommen: 1) Die Versammlung stellt sich auf den Standpunkt des von der sozialdemokratischen Partei ein⸗ gebrachten Arbeiterschutz⸗Gesetzentwurfs und bittet den Reichstag, den Entwurf zum Gesetz zu erheben; 2) die Versammlung erklärt sich mit den Ausführungen Auerbach's einverstanden und erachtet es für Pflicht jedes Handlungsgehülfen, sich der „freien Vereinigung der Kaufleute“ anzuschließen und nur auf das „Berl. Volksbl.“ und die „Berl. Volkstrib.“ zu abonniren. Eine Ver⸗ öffentlichung der Werkstatt⸗Kontrollkommission des Fachvereins der Berliner Tischler im „Berl. Volksbl.“ theilt mit, daß die Tischler der Werkstatt von Krüger in der Friedenstraße beab⸗ sichtigen, nach Fertigstellung ihrer Arbeit, sämmtlich die Arbeit nieder⸗ zulegen, da ihnen trotz des ohnehin schon niedrigen Preises noch ein weiterer Abzug von 10 % gemacht werden soll.

Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben, daß die Sozialisten beschlossen haben, in jedem Vorort der Hauptstadt sowie in jedem Dorfe der Umgebung Brüssels eine Kundgebung noch vor dem 10. ovember abzu⸗ halten. Außerdem sollen die verschiedenen Verbände in den einzelnen Stadtvierteln größere Versammlungen veranstalten. Der Verband der sozialistischen Vereine in Brüssel hatte auf Freitag Abend die Parteigenossen zu einer Besprechung sämmtlicher Einzel⸗ heiten der verschiedenen Kundgebungen eingeladen, welche entsprechend den Beschlüssen des Kongresses vom 14. September d. J. zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts kurz vor der Er⸗ öffnung der Kammern im ganzen Lande stattfinden sollen. Ein Aufruf in beiden Landessprachen soll an den Mauern Brüssels angeschlagen und in 50 000 Cxemplaren unter der Menge vertheilt werden. Zu der letzten Kundgebung, welche am Montag, den 10., Tags vor Er⸗ öffnung der Kammern, in Brüssel stattfinden wird, während die Umzüge in der Provinz auf Sonntag den 9. anberaumt sind, sollen sämmtliche nicht zur Arbeiterpartei gehörigen demokratischen Vereine eingeladen werden; an derselben sollen sich Abordnungen der sämmt⸗ lichen sozialistischen Ortsgruppen betheiligen.

Außerordentlicher Berufsgenossenschaftstag. 8 Im „Englischen Hause“ (Mohrenstraße 49) fand heute 88 außer⸗ ordentlicher Berufsgenossenschaftstag statt. Der Herzoglich anhal⸗ tische Kommerzien⸗Rath Roesicke eröffnete die Verhandlungen und verlas ein Schreiben des Vize⸗Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretärs Dr. von Boetticher, in welchem dieser mittheilt, daß er mit Interesse von der Tagesordnung des außerordentlichen Berufsgenossenschaftstages Kenntniß! genommen habe, jedoch bedauere, den Verhandlungen nicht beiwohnen zu können, daß jedoch die zuständigen Referenten soweit als abkömmlich in der Versammlung erscheinen werden. Der Präsident des Deutschen Reichs⸗Versicherungs⸗ amts Dr. Bödiker habe mitgetheilt, daß im Interesse der

Objektivität das Reichs⸗Versicherungaamt zu der Versammlung keinen Vertreter entsenden werde. Dagegen sei der vortragende Rath im Reichsamt des Innern, Geheime Regierungs⸗Rath Kasper in der Versammlung erschienen. Im Weiteren könne er mittheilen, daß die Hamburger Baugewerks⸗Berufsge⸗ nossenschaft dem Verbande neu beigetreten sei, sodaß jetzt der Verband 44 Berufsgenossenschaften zähle. Da es im Ganzen 64 Berufsgenossenschaften in Deutschland gebe, so gehören nunmehr aller Genossenschaften dem Verbande an. Der Ausschuß habe be⸗ chlossen, eine prinzipielle Abänderung des Unfallversicherungsgesetzes nicht zu empfehlen, dagegen die Ansichten der Berufsgenossen⸗ schaften durch Fragebogen einzuholen; letztere seien auch bereits fast sämmtlich eingegangen. Ferner habe die Gewerbe⸗ ordnungs⸗Novelle die Einberufung des außerordentlichen Berufs⸗ genossenschaftstages veranlaßt. Er könne im Uebrigen mittheilen, daß das Reichs⸗Versicherungsamt mit den Beschlüssen des Ausschusses, betreffs der Unfallversicherungs⸗Gesetzgebung, einverstanden sei. End⸗ lich könne er noch mittheilen, daß Se. Excellenz der Unter⸗Staats⸗ sekretär im Reichsamt des Innern, Wirkliche Geheime Rath Bosse und der Geheime Regierungs⸗Rath Gaebel vom Reichs⸗Versicherungsamt nicht zu den Verhandlungen, wohl aber zu dem heute Nachmittag statifindenden gemeinschaftlichen Mittagsmahl erscheinen werden.

Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete: „Die Stel⸗ lungnahme des Verbandes der Deutschen Berufs⸗ genossenschaften zu einzelnen Bestimmungen der Ge⸗ werbeordnungs⸗Novelle’. Der Referent Dr. Lachmann (Berlin) empfahl die Annahme folgender Resolution: „Der außerordentliche Berufsgenossenschaftstag wolle beschließen: bei den verbündeten Regierungen und dem Reichstage eine Aenderung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, dahin zu hefürworten: 1) daß die Durchführung der Bestimmungen in den §§. 120 a bis 120 c in erster Reihe den Berufsgenossenschaften übertragen werde; 2) daß das in den §§. 120 d und 120 e Abs. 2 den Polizeibehörden eingeräumte Recht auf diejenigen Betriebe, welche keiner Berufsgenossen⸗ schaft angehören, im Uebrigen aber auf solche Fälle beschränkt werde, in denen Gefahr im Verzuge sei; 3) daß der Bundes⸗ rath verpflichtet werde, bei Erlaß von Vorschriften auf Grund des §. 120 e Abs. 1, ebenso wie dies in Abs. 2 für die Landes⸗Central⸗ behörden vorgeschrieben ist, die Bestimmungen des §. 81 des Unfall⸗ versicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 zu beachten; 4) daß dagegen dem Bundesrath die Befugniß eingeräumt werde, die Berufsgenossen⸗ schaften zur Ausübung der ihnen auf Grund der Unfallversicherungs⸗ gesetze sowie auf Grund des in Rede stehenden Gesetzes übertragenen Rechte anzuhalten.

Dieser Antrag gelangte nach längerer Diskussion mit 29 gegen 5 Stimmen zur Annahme.

Dr. Lachmann (Berlin) befürwortete hierauf folgende Resolution: „Der Berufsgenossenschaftstag wolle seiner Ueberzeugung dahin Ausdruck geben: daß die Berufsgenossenschaften bereit sein werden, in Bezug auf die Begutachtung der vom Bundesrath oder von den höheren Verwaltungs⸗ bezw. von den Polizeibehörden gemäß den §§. 105 d, 105 e, 120, 120e Abs. 3, 139a des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Abänderung der GEewerbeordnung, zu erlassenden Bestimmungen gewisse Rechte und Pflichten zu übernehmen, sofern ihnen solche von der Gesetzgebung übertragen werden; daß ferner die auf Grund des Unfallversicherungs⸗ gesetzes gebildeten genossenschaftlichen Organe zur Abgabe von solchen Gutachten umsomehr geeignet erscheinen, als dieselben von den Ver⸗ tretern der Industrie selbst gewählt sind und das Gesetz vom 6. Juli 1884 zugleich die Handhabe bietet, auch die Ansichten der Arbeiter⸗ vertreter zur Geltung kommen zu lassen.“ Nach kurzer Debatte ge⸗ langte dieser Antrag einstimmig zur Annahme.

Direktor Riese (Berlin) empfahl die Annahme folgender Reso⸗ lution: „In Erwägung, daß in Bezug auf die Unfallversicherungs⸗ gesetze bisher keine Mängel zu Tage getreten sind, welche einer schleunigen Abhülfe bedürfen, bezw. welche nicht im Wege der Ver⸗ waltung oder durch Abänderung der Krankenversicherungsgesetze beseitigt werden können, in Erwägung ferner, daß die Zeit seit Einführung der in Rede stehenden Gesetze eine zu kurze ist, um auf Grund ausreichender Erfahrungen eingreifende Aenderungen vornehmen zu können, beschließt der Verband der deutschen Berufsgenossenschaften, bei den verbündeten Regierungen und dem Reichstage dahin vorstellig zu werden, daß zur Zeit von einer Aenderung der Unfallversicherungsgesetze in deren einzelnen Bestimmungen abgesehen, vielmehr die Ausdehnung der Versicherungspflicht auf die kleineren Be⸗ triebe und den Handel zunächst bherbeigeführt werde.“ Während sich die meisten Redner für die Resolution aussprachen, verlangte der Direktor der Brauerei⸗Berufsgenossenschaft Lange (Berlin) eine Aenderung der Unfallversicherungs⸗Gesetzgebung. Zucker⸗ fabriks⸗Direktor Hahne (Artern) trat ebenfalls für die Resolution ein, allein da die Regierung eine Aenderung der Unfallversicherungs⸗ Gesetzgebung beabsichtige, so empfehle es sich doch, es nicht bei der Resolution bewenden zu lassen, sondern die eventuellen Wünsche der Berufsgenossenschaften bei einer etwaigen Aenderung der Regierung mitzutheilen. (Beifall.) Es wurde noch der Antrag gestellt: auch die Hausindustrie in die Versicherungspflicht hineinzuziehen. Die Resolution gelangte mit dieser Aenderung ein⸗ stimmig zur Annahme.

Die Preise von Schlachtvieh u““ in Berlin stellten sich nach den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Statistischen Amts über die Durchschnittspreise wichtiger Waaren im Großhandel für die einzelnen Monate des laufenden Jahres

folgendermaßen:

Preise in Berlin, Central⸗Viehhof, für 100 kg in Mark.

Rinder Schweine Saͤlb (Fleif c⸗(Lebend⸗(Fülber⸗, gewicht, gewicht, ewicht aus den höchste Notirung Preisen Notirung für IIa) für II a). für II a). 1

Hammel

Mittel aus den Preisen für I a).

94,50 89,00 88,80 105,50 100,00 98,00 90,00 108,00 114,00

91,00 93,00 93,00 100,50 101,75 108,40 113,25 126,00 121,80.

96,25 121,00 95,25 121,50 98,00 120,40 105,00 115,00 107,50 104,50 108,80 110,40 117,25 116,50 120,50 120,00 119,80 121,20

Februar. März. ApiI. Mak. Iin September.

Frrichtung einer Miethzinssparkasse in Siegen ist Zie derich ang. zufolge, von dem dortigen Armen⸗Unterstützungs⸗ verein am 22. Oktober d. J. in einer außerordentlichen Generalver⸗ sammlung auf Antrag des Direktors Knops einstimmig beschlossen worden. Die Kasse soll am 1. Januar 1891 eröffnet werden. ie Feststellung der Satzungen ist einer besonderen Kommission übertragen. Nach dem Statut

Abbildungen im Text.

entwurf sollen die Miethzinssparer, welche nicht mehr als 180 jährlich Miethe zahlen, die Miethe in 4 ½ monatlichen Raten ab⸗ liefern, wofür ihnen eine je nach dem Stande der Kasse schwankende Prämie zwischen einer halben und vollen Monatsmiethsrate gewährt werden soll. Eigenthümlich und wichtig ist die Bestimmung, daß der Unter⸗ stützungs⸗Verein die Miethe selbst an die Vermiether auszahlen und ihnen den Eingang der Miethe garantiren will. Man will daurch diese Einrichtung auch Einfluß auf die Güte der Wohn und die Höhe der Miethe gewinnen. Der Beschluß des Siegener Warin ist eine praktische Frucht des deutschen ⸗Armenpflegertages in Frankfart a. M., wo die Wohnungsfrage eingehend behandelt und auch die Er⸗ richtung von Miethzinssparkassen empfohlen wurde.

Eine Untersuchung der Stuttgarter Wohnungs⸗

verhältnisse.

Der Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen in Stuttgart hat im Jahre 1887 eine Untersuchung über die Wohnungsverhältnisse der ärmeren Bevölkerung Stuttgarts angestellt, deren Resultate jetzt zum ersten Mal ausführlich veröffentlicht werden. Die „Sozial⸗ Corresp.“ berichtet darüber: Es wurden die Wohnungen von 1331 Familien mit 5048 Köpfen untersucht und es stelltte sich heraus, daß für diese 5048 Personen nur 3317 Betten und 199 andere Lagerstätten vorhanden waren, mithin für etwa den dritten Theil keine besondere Lagerstatt. inder müssen fast durchweg mehrere die Lagerstatt theilen, aber es schlafen auch Kinder und Erwachsene zusammen. Mädchen und Knaben, zumweilen schon 14, 15 und noch mehr Jahre zählend, schlafen nebeneinanter urd sogar im gleichen Bett, Väter neben erwachsenen Töchtern desgleichen. Ter Lustraum der Wohn⸗ und Schlafzimmer ist fast durcmeg unter dem Mürämal⸗ satz, der von Hygieinikern aufgestellt ijst. Es giert Armenkasermen, zwanzig und selbst fürfundzwanzig Familten diesadbe Trarre banngen müssen. Es giebt Wohnungen, wo drei und nier Frmiüälten mar eine Küche und nur einen Abtritt zur Perfügung Faben. Dus Schlafgängerwesen wird auch ausfäbrlich geschilderrt und die Sittlach⸗ keitsverhältnisse, die Prostitationszustände, die Zuhl der Geschlechts⸗ kranken in den Stuttgarter Spitälern geben den Berveis, was für Früchte diese Verhältnisse tragen.

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Ein gewerbehygieinisches Maseum wird in Wien geplant, und zwar steht an der Srpitze düeser Be⸗ strebung der bekannte Volksfreund Hofrath Dr. F. Mr An gaben des Museums sollen sein: Systematische Sammlung von in Modellen, Zeichnungen oder Beschreibungen vorgeführten Schutz⸗ vorkehrungen im Gewerbebetriebe Veranlassung fachmännischer Prüfung derselben, sei es im Wege der Diskussion oder Seitens Industrieller planmäßig vorgenommener Erprobung forg⸗ fältige Sammlung der Ergebnisse derartiger Prüfungen, dann von fachmännischen bezüglichen Gutachten oder Aeußerungen und aus thatsächlichen Vorkommnissen abzuleitenden Lehren Zugänglichmachung der Musealobjekte und deren Erläuterung durch Wort und Schrift Abhaltung von Vorträgen Verfassung und Veröffentlichung von einschlägigen Zeichnungen und Flugschriften Rath und Auskunft⸗Ertheilung an Iedustrielle Behörden und Männer der Forschung Veranstaltung von Wanderausstellungen Aus⸗ schreiben und Ertheilung von Prämien für bestimmte Schutzvorkeh⸗ rungen Abfassung von in Fabriken anzuschlagenden, auf Verhütung von Unfällen abzielenden Vorschriften, von derartigen Belehrungen und Warnungen Anlegung und planmäßige Pflege einer Fachbibliothek systematische Sammlungen und Verarbeitung von Daten aus dem Gebiete der Unfallstatistik. In Berücksichtigung dessen, daß die in Gewerbsbetrieben sich ergebenden Gefahren erfahrungsgemäß sich steigern unter dem Einflusse ungünstiger Licht⸗ und Luftbeschaffenheit vorherrschender Trockenheit oder Feuchtigkeit, scharfer Gerüche, zu niederer oder zu hoher Temperatur oder grellen Wechsels derselben unzweckmäßiger Kleidung u. s. w., sind die oben bemerkten Samm⸗ lungen und Bearbeitungen auch auf derartige, in den Bereich der Gewerbehygieine gehörige Gegenstände auszudehnen. Endlich wird eine dritte Art von Objekten ins Auge gefaßt: Plastische oder bild⸗ liche Darstellungen oder Beschreibungen von Arbeiter⸗Wohlfahrts⸗ Einrichtungen (über den Rahmen des Ggsetzes hinausgehende Leistungen des Arbeitgebers Behufs Förderung des materiellen, geistigen und sittlichen Wohles der Arbeiter) und Sammlung von Belegen für dere Wirksamkeit und Erfolge.

Die Bekämpfung der Schadenfeuer. Taktische Regeln für die Brandstelle von L. Krameyer, Brandinspektor der Berliner Feuerwehr. Berlin. Verlag von Julius Springer. In den meisten Werken, welche das Feuerlöschwesen in allen seinen Theilen behandeln, findet man den Abschnitt über Löschtaktik zu wenig aus⸗ n. behandelt; diejenigen Abhandlungen aber, welche diesen Gegen⸗ tand eingehend besprechen, bringen meistens allgemeine Regeln für verschiedene Arten von brennenden Gebäuden, ohne sich auf spezielle Verhaltungsmaßregeln, die für alle Brände passen, einzulassen. Der Verfasser, in derlleberzeugung, daß gerade die Einzelheiten, auf die es beim Löschen ankommt, von größter Wichtigkeit sind, hat in der vorliegenden Schrift unter Berücksichtigung der in den Fachblättern veröffentlichten Be⸗ richte über einzelne besonders wichtige Brände und Unglücksfälle seine in langjähriger Praxis gesammelten Erfahrungen niedergelegt. Ueber Organisation und Geräthekunde ist nichts erwähnt, h wird die genaue Kenntniß und sachkundigste Behandlung aller Ausrüstungs⸗ stücke der Fenerxwe als bekannt vorausgesetzt; lediglich die Brand⸗ stelle, wie sie erreicht wird, was dort geschehen muß, und wie man sich bei Rückkunft von derselben zu verhalten hat, wird erörtert. Allen denen, welche in Beziehung zum Feuerlöschwesen stehen, sei die beachtenswerthe Abhandlung aufs Angelegentlichste empfohlen.

Der Protestant. Evangelischer Volkskalender für das Jahr 1891. erausgegeben im Auftrage des Bureaus des deutschen Protestanten⸗Vereins von C. Werckshagen, Heraus⸗ geber der Protestanten⸗Vereins⸗Correspondenz. Mit Titelbild und Zweite Auflage. Berlin 1890. Druck und Verlag von A. Haack SW. Dorotheenstraße 55. Die Richtung dieses Kalenders ergiebt sich aus seinem ÜUrsprung. In den bethei⸗ ligten Kreisen hat er sich beifälliger Aufnahme zu erfreuen. 1

Unsere Arbeiter der Neuzeit. Skizzen aus der Welt der Arbeit von Friedrich Bücker. Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1890. Preis brosch. 3 ℳ, geb. 4 Ein Buch aus der Zeit und für die Zeit, welches namentlich bei der strebsamen Jugend als an⸗ Feeen und lehrreiche Lektüre ein lebhaftes Interesse erwecken wird.

iele Arbeiter stehen nicht nur auf schweren, sondern auch gefährlichen, verantwortungsvollen, die ganze physische und moralische Kraft des Mannes in Anspruch nehmenden Posten, und nach diesem Gesichts⸗ punkte hat der Verfasser vorzugsweise die Bilder ausgewählt, welche er hier mit eingehender Sachkenntniß in lebendigen Schilderungen vorführt. Wir empfangen hier mancherlei lehrreiche Auf⸗ chlüsse über die Thätigkeit der Arbeiter, ihre. Pflichten, nforderungen, Leistungen ꝛc. Die Darstellung ist lebhaft und auch da klar, wo schwierige und verwickelte kechnische Dinge auseinandergesetzt werden. In welchem Sinne und Geiste der Ver⸗ fasser sein etwa vor 4 Jahren bei Grnunow in Leipzig unter dem Titel „Die Pioniere“ erschienenes Buch aufs Neue in die Oeffent⸗ lichkeit giebt, mag man aus dem Schluß der Vorrede entnehmen