1890 / 283 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Nov 1890 18:00:01 GMT) scan diff

und die Ackerbauschule mit 2 aufstetgenden Halbjahrsklassen. Erstere befähigt die Schäler zur zeitgemäßen Leitung von Gütern, während die Vorschule die zum Besuch der Anstalt nöt higen Kennt⸗ nisse vermittelt. Das Schulgeld beträgt in Klasse 2 der Vorschule 60, in Klasse 1 72 ℳ, in Klasse 3 der Landwirthschaftsschule 90, in Klasse 2 108, in Klasse 1 120 ℳ. Die Gesammtzahl der Schüler betrug im Sommer 1889 96. Die Ackerbauschule ist für Schüler bestimmt, welche für ihren Beruf der umfassenden Bildung, welche die Landwirthschaftsschule gewährt, nicht bedürfen. Die Zahl der Zöglinge belief sich im Sommer 1889 auf 16, das Schulgeld beträgt 60 ℳ, für Angebörige der Kreise Bielefeld und Herford edoch nur 45 ℳ. Die Schule erfüllt ihre Zwecke in vortrefflicher Weise.

Roheisen⸗Produktion.

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (einschl. Luxemburgs) im Monat Oktober 1890 auf 373 090 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 150 811 t, Bessemerroheisen 38 774 t, Thomas⸗ roheisen 140 939 t und Gießereiroheisen 42 566 t. Die Pro⸗ duktion im Oktober 1889 betrug 391 337 t, im September 1890 363 324 t. Vom 1. Januar bis 31. Oktober 1890 wurden pro⸗ duzirt 3 839 081 t gegen 3 606 865 t im gleichen Zeitraum des

Vorjahres.

Kunst und Wissenschaft.

Das Koch'’sche Heilverfahren.

Der Zudrang fremder Aerzte nach Berlin, welche zum Studium des Koch'schen Heilverfahrens hierher kommen, ist noch immer ein sehr bedeutender. Nach einer Zusammen⸗ stelung der „Nat.⸗Ztg.“ sind am Sonnabend allein 152 Aerzte in hiesigen Hotels abgestiegen, darunter 35 aus Italien und etwa 30 aus England. Die Mehrzahl der hiesigen Krankenhäuser, sowie der deutschen Universitäts⸗ Kliniken sind bereits mit dem Koch'schen Impfstoff versehen und das Koch'sche Verfahren wird jetzt schon an vielen Hunderten von Patienten angewandt. Von außerhalb kommen zahlreiche

Berichte über die Anwendung des Mittels und die Beobach⸗ ungen seiner ersten Wirkung. So aus Halle a. S., wo rofessor Bramann am Sonnabend in der chirurgischen

Klinik die Impfung begonnen hat, ferner aus Hannover, aus der Heilanstalt Falkenstein im Taunus. An letzterem Ort äußerte, wie die „Köln. Ziga. mittheilt, der dirigirende Arzt Dr. Dettweiler: Ueber die einzigartige spezifische Wirkung des Koch'schen Heilmittels könne in keiner Form ein Zweifel bestehen; die ge⸗ waltige antituberkulöse Kraft des Mittels komme auch Lungenkranken je nach ihrem Krankheitsstadium unbedingt zu Gute. Das neue Mittel werde im Verein mit der bis⸗ herigen strengen Behandlung in der Anstalt die Zahl der auch bisher schon geheilten schweren Fälle bedeutend steigern; geschlossener Anstalten für Lungenkranke werde man jetzt erst recht bedürfen, die Kur werde kürzer, billiger und erfolgreicher werden. Aus Köln berichtet dasselbe Blatt: „Der Andrang zu den Impfungen mit Koch'scher Lymphe ist ein ganz bedeutender, der Verlauf bei den Versuchen war allenthalben so, wie er nach Koch zu erwarten war. Eine Patientin, bei welcher der Verdacht auf Tuberkulose bestand, bei der aber die Mikroskopie und die Untersuchung keinen Anhalt für die Sicherheit der Diagnose boten, reagirte auf die Koch'sche Lymphe, so daß mit Sicherheit Tuberkulose an⸗ genommen werden muß.“ In Würzburg haben am Sonn⸗ abend die Professoren Schönborn und Leube an acht Tuberkel⸗ kranken im Juliusspital die Behandlung mit dem Koch'schen Heilmittel begonnen. Aus München, 22. November, be⸗ richtet die „Allg. Ztg.“:

Das Befinden der mit Dr. Koch’'s Flüssigkeit behasdelten Pa⸗ tienten⸗ im hiesigen Krankenhaufe ist ein die be handelnden Aerzte be⸗ friedigendes. Die Kranken der chirurgischen Abtheilung zeigen leb⸗ haftere Reaktionen als die der Abtheilung für innere Krankheiten.

Besonderes Interesse erregen die behandelten Lupusfälle. Bei ihnen ist durchweg eine, wenn auch mäßige Besserung zu konstatiren. Das von Geheim⸗ rath Dr. von Ziemssen behandelte junge Mädchen, dessen Gesicht durch Lupusgeschwüre stark zerstört ist, zeigt eine starke Reaktion. Die Temperatur ist auf 40 Grad gestiegen. Diese starken Reaktionen rechtfertigen auch die Vorsicht, die hier bei der Dosis der Injektionen angewendet wurde, und man hat sich auch heute nicht entschließen können, stärkere Dosen anzuwenden. Auch die Lungenkranken zeigen Fortschritte. Der Husten ist lockerer geworden und die Patienten sind wieder in der Lage, mäßig zu expektoriren. Eine neue Injektion erfolgt bei den Patienten erst dann, wenn die Reaktion abgelaufen ist. Erwähnen wollen wir noch, daß man in den hiesigen Kliniken, sowohl in der internen, als in der chirurgischen Abtheilung, von den aus Berlin gekommenen Spritzen zur Injektion abgekommen und zur gewöhnl ichen, bisher angewendeten Pravatz'schen Injektionsspritze zurückgekehrt ist.

„eeAus Meran, 24. November, berichtet „W. T. B.“: Die hiesigen Kurärzte Dr. Fischer, Dr. Hu ber, Dr. Koenigsberg, Dr. Messing, Hofrath Rochelt und Dr. Schreiber haben dem Geheimen Rath Dr. Koch ein Memorandum unterbreitet, auf Grund dessen derselbe ihnen bereitwilligst Lymphe ver⸗ sprach. Die Koch'schen Impfungen sollen in den nächsten Tagen beginnen.

Wie der „Frankfurter Zeitung aus Davos telegraphirt wird, berücksichtigte Professor Koch Davos in um⸗ fassender Weise: Davos erhielt fünfundzwanzig Flaschen Impfstoff, sämmtliche Davoser Aerzte impfen damit.

Dasselbe Blatt meldet aus Mailand, 20. November:

Die Errichtung einer Klinik für das Koch'sche Heilverfahren in Mailand soll demnächst vollzogen wer den. In Rom ist die Koch'sche Lymphe bei Professor Celli, Direktor des hygienischen Instituts, ein⸗ getroffen. Es werden sofort im Hospital von Santo Spirito Ver⸗ suche damit angestellt werden. Die hiesigen Blätter warnen ein⸗ dringlich die Kranken vor voreiligen Reisen. Man möge geduldig die Ergebnisse der Studien der nach Berlin gereisten Aerzte abwarten.

Aus Lissabon, 21. November, wird dem „Hamb. Corr.“ 1

Die hiesige medizinische Gesell aft hielt unter Vorsitz des Pro⸗ fessors Arantes Pedroso eine 29 25 ab, lin der die Frstbs des Pro. deckungen berathen wurden. Auf Antrag des Professors Souza Martins wurde einstimmig beschlossen, eine Kommission aus dem Schoße der medizinischen Gesellschaft zu ernennen, welche sich speziell mit dem Studium der Entdeckungen des illustren deutschen Professors befassen soll; in den Vordergrund sollen bakteriologische Untersuchungen nach der Methode Koch treten und die Resultate derselben von Zeit zu

eit den portugiesischen Aerzten durch ein neu begründetes medizinisches

Feokgstderaetett Merden. In die Kommission wurden gewählt die 1 n 5 S Mals ia uns der Pr. dens k e tencourt, Raposo, Serrano, Virgilio

Aus Christiania, 19. November, wird uns geschrieben: Die medizinische Fakultät hielt gestern Abend eine Sitzung ab, zu welcher der Chef Armee⸗Sanitätswesens, General⸗ Major Stadtphysikus Bidenkap, Direltor Greve, Bureauchef im Medizinalcomptoir Esmar h, die Oberärzte

Boech und Laache eingeladen waren, um darüber zu berathen, welche Veranstaltungen in der Koch'schen Heilmethode der Tuberkulose zu treffen seien. Der Dekan machte die Mittheilung, daß am 13. d. M. an Dr. A. Holst, der als Universitätsstipendiat der Bakteriologie seit 5 bis 6 Wochen im Koch'schen Laboratorium studire, ein Telegramm abgesandt worden sei, das ihn bevollmächtige, im Namen der Fakultät die Aufklärungen über die Methode zu erlangen zu suchen, die ihm möglich seien. Gleich⸗ zeitig sei ihm ein Empfehlungsschreiben an den norwegisch⸗schwedischen Gesandten in Verlin geschickt worden. Dr. Holst habe am 17. d. M. dem Dekan geschrieben, daß er sich sogleich an den Gesandten gewandt, von ihm auch ein Empfeh⸗ lungsschreiben erhalten und dies unverzüglich benutzt habe, um zu versuchen, einige Flaschen mit Lymphe zu erwerben; letztere werde er dann hierher senden. Die Versammlung er⸗ achtete es für wünschenswerth, wenn auf Staatskosten und mit einem Mandat von der Regierung noch einige ander Aerzte nach Berlin gesandt würden, um sich bezüglich der An⸗ wendung der Methode und der Zubereitung der Lymphe zu unterrichten. Auch einigte man sich dahin, daß in den hiesigen Hospitälern Versuche zu machen seien, sobald Lymphe einge⸗ sandt worden sei.

Im ungarischen Abgeordnetenhause erklärte der Kultus⸗ Minister am Sonnabend in Beantwortung einer Interpellation des Abgeordneten Baron Kaas, es seien im Einvernehmen mit dem Minister des Innern die nöthigen Verfügungen wegen des Koch'schen Heilmittels getroffen.

Ein in Berlin weilender englischer Arzt, ein Schüler Dr. Koch's, hatte mehrere Unterredungen mit dem Professor über die Heilbarkeit der Tuberkulose, worüber die „Times“ heute einen längeren Bericht erstattet. Dr. Koch sagte nach dem Gewährsmann dieses Blattes unter Anderem:

„Ich entdeckte den Tuberkulose⸗Bazillus vor acht Jahren. Seitdem kin ich stets mit dem Studium des tödtlichen Parasits und in dem Bestreben beschäftigt gewesen, die Impfunsflüssigkeit zu er⸗ erlangen, welche die Bazillen tödten und eine hinreichend starke und gesunde Reaktion herbeiführen würde, um dieselben aus dem Körper zu verscheuchen, ohne gleichzeitig gesunde Organe zu zerstören. Letzteres bildete natürlich die Schwierigkeit. Es nützt sehr wenig, gerade jetzt zu sagen, woraus diese Flüssigkeit besteht oder wie ich dieselbe erlangt babe. Es hat mich Jahre meines Lebens gekostet und ich beabsich⸗ tige das Geheimniß noch einige Wochen länger zu wahren, obwohl es meinen Gehülfen und vielen meiner Berussgenossen, die mit mir be freundet sind, bereits bekannt ist. Ihre Bereitung erheischt unendliche Mübe und Genauigkeit und sie wird von meinem Gehülfen Dr. Libbertz bereitet, dem ich diesen wichtigen Theil meines Werkes anvertraut habe, und ich glaube, ich bin, was diesen Gegenstand be⸗ trifft, mit gutem und hinlänglichem Grund diskret. Erfahrung von verfrühten Enthüllurgen hat mich klug gemacht. Würde ich jetzt im erstem Stadium der Entdeckung die genauen Ingredienzen und die Methode der Bereitung der Flüssigkeit veröffentlichen, dann würden morgen Tausende von Aerzten, von Moskau bis Buenos Aires, damit beschäftigt sein, sie zusammenzubrauen und vielleicht auch einzuspritzen. Diese Experimente dürfte tausenden von unschuldigen Patienten un⸗ bercchenbaren Schaden zufügen und gleichzeitig ein Behandlungs⸗ system, welches, wie ich glaube, sich als eine Wohlthat für die Menschheit erweisen wird, in Mißkredit bringen.“ „Nun“, fuhr der Professor fort, „wollen wir die bisherigen Ergebnisse des Heil⸗ verfahrens zusammenfassen. In Fällen, wo der physische Zustand des Patienten gut war, wich der Lupus leicht dem Impfungsprozesse, selbst wenn die Fälle viele Jahre alt gewesen waren. Die Bazillen wurden nach einer Anzahl von Injektionen gänzlich zerstört und das „Gewebe von Lupusknoten“ ist in einigen Fällen abgefallen, aber in den meisten wurde es leicht chirurgisch beseitigt. Die Narbe, welche die Stelle kenn⸗ zeichnet, oder die Entstellung ist durchaus nicht so groß, wie in dem Falle mit der „Löffel“⸗Behandlung, und folglich ist die Gefahr, die Nützlichkeit des angegriffenen Gliedes zu verringern, viel kleiner; auch ist, wie ich glaube, die Gefahr einer Wiederkehr vermindert. Mit der Wirkung auf die Lungentuberkulose steht es wie folgt: Ich habe zwanzig Pa⸗ tienten, deren Behandlung ich persönlich genau folge; sie stellen die Stadien der Krankheit stufenweise dar. In fünfzehn dieser Fälle 8 die Bazillen gänzlich aus dem Auswurf ver⸗ chwunden, die Patienten haben an Gewicht zugenommen und auch ihr allgemeines Aussehen und ihre Stimmung hat sich gebessert, was ein nicht zu vernachlässigendes Symptom ist. In den übrigen fünf Fällen ist leider nicht das mindeste An⸗ zeichen vorhanden, daß der gewöbnliche Verlauf der Krankheit auf⸗ gehalten worden ist. Dies sind Fälle, wo ich bereits große Kavernen in den Lungen vorfand. Der Husten und das Röcheln in der Kehle dauern fort und die Zahl der Bazillen im Auswurf ist fast unver⸗ ändert geblieben, während alle diese Symptome in anderen Fällen verschwunden sind. Natürlich kann noch nichts als endgültig betrachtet werden, da die erste Injektion in ein menschliches Wesen erst vor 70 Tagen erfolgte. Ich erhoffe gute Ergebnisse in allen Fällen, wo die vitalen Or ane intakt sind“ 8

Im Lauf einer Besprechung des Koch'schen Heilverfahrens sagt das „British Medical Journal“, der Augenblick für eine detaillirte Kritik oder vollkommene Annahme desselben sei noch nicht erschienen, aber keine größere Huldigung könnte mög⸗ licherweise Professor Koch gezollt werden, als die Zusammen⸗ kunft von Aerzten aller Nationen, zumeist Experten im Studium und in der Behandlung der Tuberkulose, in Berlin. Die medizinische Welt habe glauben gelernt, daß jedes unter den Auspicien Professor Koch's ausgeführte Werk gründlich und echt sei und daß jede von Koch selber gemachte An⸗ bangehs ohne das übliche Salzkörnchen aufgenommen wer⸗ en dürfe.

Einer Drahtmeldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Adelaide zufolge hat die Regierung von Süd⸗ Australien ihren General⸗Agenten in London, Sir Arthur Blyth, angewiesen, Erkundigungen über Dr. Koch's Verfahren zur Heilung der Schwindsucht einzuziehen und, wenn möglich, Lymphe für deren Verwendung im Hospital zu Adelaide zu erlangen.

s. In der Sitzung der physikalischen Gesell⸗ schaft vom Freitag zeigte Hr. Dr. Rubens Versuche über Messung elektrischer Schwingungen in Drähten. Diese Schwingungen werden in der Weise erzeugt, daß man die beiden Pole eines Induktionsapparates mit je einer Metall⸗ platte verbindet, welche einander so nahe stehen, daß Funken zwischen ihnen überspringen. Jeder dieser Funken zeigt bekannt⸗ lich an, daß die positive Elektrizität der einen und die negative der anderen Platte zum Ausgleich kommen. Indeß findet der Vorgang der Entladung nicht in einfacher Weise statt, sondern es ist so, als schwanke die Elektrizität einige Male hin und her, bis das Gleichgewicht hergestellt ist. Es nimmt also jede Platte in sehr schneller Folge positiven und negativen Ladungs⸗ zustand an. Stellt man nun den Platten ein zweites Platten⸗ paar gegenüber, an welchem längere Drähte befestigt sind, so treten auch in diesen Platten und Drähten elektrische Schwingungen auf, und zwar so, daß sich die beiden einander gegenüberstehenden Platten immer in enthegengeseten Zuständen befinden. In den Drähten befinden sich stehende Wellen, und

es handelt sich darum, die Lage der Schwingungsknoten und

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Bäuche zu bestimmen. Als Meßapparate können nur solche in Betracht kommen, welche Wechselströme zu untersuchen ge⸗ statten. Dennoch ist es nicht angängig, die sonst üblichen Dynamometer zu benutzen, da der Durchgang sehr schnell wachsender Ströme durch eine Drahtrolle wegen der großen Selbstinduktion nicht stattfindet. Vielmehr benutzt Hr. Dr. Rubens die von ihm auch früher schon angewandte Me⸗ thode, die geringe Erwärmung, welche ein dünner Eisendraht durch den Durchgang der Elektrizität erfährt, dadurch zu messen, daß, wie bei dem Bolometer, die Aende⸗ rung des Leitungsvermögens eines solchen Drahtes untersucht wird. Damit nicht die Hinzufügung dieses Eisen⸗ drahtes die Verhältnisse ändert, wird derselbe nicht unmittel⸗ bar mit den zu untersuchenden Drähten verbunden; vielm hr wird auf letztere ein dünnes Glasröhrchen gestreift, um welches man das Ende des Bolometerdrahtes herumschlingt. Dieses Ende bildet dann die äußere Belegung einer sehr kleinen Leydener Flasche, deren innere Belegung durch den zu ünter⸗ suchenden Draht dargestellt wird. Durch Verschiebung einer die beiden Drähte verbindenden Brücke kann man nun kon⸗ statiren, daß die Wellen in den Drähten eine Länge von meh⸗ reren Metern haben; ja es läßt sich zeigen, daß sich über den Hauptwellenzug noch ein kleineres System lagert sowie sich einem Grundton Obertöne beigesellen, In etwas anderer Weise war eine solche Untersuchung bereitz früher von Hrn. Dr. Lecher angestellt worden. Doch giebt die Rubens'sche Methode ein besseres Bild der Intensitats⸗ vertheilung. Alle Versuche dieser Art bestätigen die zuerst von Hertz experimentell nachgewiesene Thatsache, daß die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der elektrischen Schwingun en von derselben Größenordnung ist, wie die der Licht⸗ schwingungen.

Hr. Kalischer

4 er machte weitere Angaben über seine telephonischen Versuche.

Das interessanteste Ergebniß bestand darin, daß die hohen Töne, um welche es sich handelt, deutlicher als andere Schallerscheinungen zeigen, daß auch der Schall sich vorwiegend geradlinig ausbreitet, Eine Nebenerscheinung, welche Hr. K. als subjektiv aufzufassen geneigt war, gab Hrn. Du Bois⸗Reymond Gelegenheit, darauf hinzuweisen, daß bei den meisten Menschen die Organe der Empfindung, besonders Auge und Ohr, viel besser auf der linken Seite ausgebildet sind, als auf der rechten, während ja bekanntlich von den Organen der Bewegung das Um⸗ gekehrte gilt. 8

Die Volksschulen in Elsaß⸗Lothringen.

Nach amtlicher Statistik gab es am 1. April 1890 in Elsaß⸗ Lothringen 2755 öffentliche Elementarschulen mit 4753 Schulklassen und 229 649 Schulkindern. Von den Schulen waren 2283 katholisch mit 3724 Klassen und 177 138 Schülern, 369 pro⸗ testantisch mit 718 Klassen und 37 661 Schülern, 64 israelitisch mit 71 Klassen und 2541 Schülern und 39 konfessionell gemischt mit 240 Klassen und 12 309 Schülern. Unter den 4753 Schulklassen waren 1225 Knabenschulklassen mit 63 671 Schülern, 1206 Mäaͤdchenschulklassen mit 56 542 Schülerinnen und 2322 gemischte Schulklassen mit 109 436

Schulkindern. Die Schulen bestanden aus 1907 einklassigen, 306 zwei⸗

klassigen und 542 drei⸗ und mehrklassigen. Die ein⸗ und zweiklassigen Schulen waren ungefähr je zur Hälfte gemischte und zur Hälfte besondere Knaben⸗ und Mädchenschulen. Die Formation der drei und mehr⸗ klassigen Schulen bestand entweder in gemischter Unterklasse (ge⸗ mischter Mittelklasse), Knaben⸗Oberklasse und Mädchen⸗Oberklasse, oder in gemischten aufsteigenden Klassen oder in besonderen Knaben⸗ und Mädchenschulen mit je 3 und mehr aufsteigenden Klassen. An diesen Elementarschulen unterrichteten 2625 Lehrer und 2130 Lehrerinnen, zusammen 4755 Lehrperzonen. Von den Lehrern waren 18 geistliche (10 im Ober⸗Glsaß und 8 im Unter⸗Elsaß). Von den Lehrerinnen waren 1282 geitliche; es unterrichteten nämlich im Unter⸗Elsaß neben 342 weltlichen Lehrerinnen 491 geistliche, im Ober⸗Elsaß neben 244 weltlichen 470 geistliche und in Lothringen neben 262 weltlichen 321 geistliche Lehrerinnen. Von dem Lehr⸗ personal an den Elementarschuͤlen waren seit dem 1. April 1889 abgegangen durch Pensionirung 65, durch freiwilligen Austritt 38, durch Tod 25 und durch Entlassung 15. Außer den öffentlichen Elementarschulen gab es am 1. April 1890 noch 89 private Elementarschulen mit 179 Schulklassen und 6551 Schülern; davon waren 62 Schulen mit 133 Klassen und 5191 Schülern katholisch, 11 Schulen mit 22 Klassen und 709 Schülern protestantisch, 3 Schulen mit 3 Klassen und 105 Schülern israelitisch und 13 Schulen mit 21 Klassen und 556 Schülern konfessionell gemischt. An diesen Schulen unterrichteten 47 Lehrer, darunter 16 (15 in Ober Elsaß) geistliche und 144 Lehrerinnen, darunter 100 geistliche. An Kleinkinderschulen waren am 1. April 1890 vorhanden 421 mit 34 523 Kindern. An denselben unterwiesen 495 Lehrerinnen, darunter 297 geistliche. 104 Fortbildungsschulen, darunter 12 Mädchenschusen, waren von 2579 Schülern, 3 Knabenpensionate und 52 höhere Mädchenschulen von 6852 Schülern und 14 Mittel⸗ schulen, darunter 2 Mädchenschulen, von 1478 Schülern besucht.

In Rouen wurde gestern, laut Meldung des „W. T. B.“, ein Denkmal des Dichters Gustav Flaubert enthüllt.

Literatur.

* Unter Friedrich dem Großen. Aus den Papieren des Aeltervaters, 1752 1773. FFrausgegebem von Helene von Hülsen. Berlin, Verlag von Gebr. Paetel. In schlichten, lebensvollen Zügen hat K. W. von Hülsen, der Großvater des verstorbenen General⸗Intendanten von Hülsen, seine Erlebnisse in der Armee Friedrich's des Großen aufgezeichnet. Das hier egebene Zeitbild ist durch die Hinzufügung der Briefe, welche er wähtend seines Braut⸗ standes an seine Verlobte schrieb, von der Herausgeberin vervollstän⸗ digt worden. Die frische Art der Darstellung von Hülsen'’s, welcher, in erster Linie Offizier, die Welt um sich herum mit klarem Auge mustert, erhöht den Reiz, den Selbsterlebtes jedem nachschaffenden Werke gegenüber behauptet. Wir ewinnen durch diese Aufzeich⸗ nungen einen Einblick in die dee. wie die niederen Ver⸗ bältnisse jener Zeit, von der uns fast anderthalb Jahrhunderte trennen, und bewundern die anspruchslose Einfachheit wie die ungeheure Leistungskraft jenes abgehärteten Geschlechts, welches sich trotz der schweren Zeitlage eine heitere Lebensfreude und eine vom äußeren Besitz unabhängige Zufriedenheit bewahrte. Kindliches Gottvertrauen, aufrichtiges Christenthum und feste Sittenstrenge sprechen aus den Tagebüchern dieses tapferen Offiziers, und der weiten Verbreitung dieser Gigenschaften ist es zu verdanken, wenn sich damals in den Tagen der Noth der Einzelne wie das ganze Volk seiner Aufgabe ewachsen zeigte. Das Buch ist es werth, nicht nur flüchtig überflogen, sog e mit Ernst gelesen zu werden; legt es doch ein beredtes Zeugniß ab für die treue Pflichterfüllung, durch welche sich der preußische Adel von jeher ausgezeichnet hat. 1

* Sensitive. Roman von S. Worizhöffer. Berlin, Verlag von A. Slottko. Dies letzte Werk der vor Kurzem ver⸗ storbenen Verfasserin, welche sich großer Beliebtheit erfreute, bietet in einer Reihe fesselnder Scenen die Entwickelung eines anziehenden Fsat as8 dar. Die spannende Erzählung spielt sich im amilienkreise eines reichen Hamburger Senators ab. Die geschickt verflochtenen Fden⸗ welche eine Zeitlang einen tragischen Ausgang befürchten lassen, entwirren sich zu einem befriedigenden Schluß. Die gesunde Grundlage, auf welcher sich das Werk erbaut, ist rühmend

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zuerkennen. Es wird Freigt. daß Reichthum und Luxus keineswege als die Bürgen wahren Glücks gelten dürfen, das wahre Glück viel⸗ mehr nur als Frucht ernster Kämpfe gegen die Versuchung zum Unrecht denen zu Theil wird, welche nach Höherem streben, als nach 8 irdischer Güter. . ie am 15. November erschienene Nr. 2472 der Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: J. Kaff⸗ fack's Reitersta tuette Kaiser Wilhelm's II. William Mac Kinlev. Die Eröff nung der bulgarischen Sobranje in Sofia am 27. Ok⸗ tober: Ankunft des Fürsten vor dem Portal des Nationalversamm⸗ lungs⸗Gebäudes. Der Besuch des Königs der Belgier in Potsdam: Der König begrüßt das Offiziercorps der Potsdamer Garnison im Hofe des Stadtschlosses. Originalzeichnung von H. Lüders. Von unserer Kriegsmarine. Das neue Panzerschiff „Siegfried“. Original⸗ zeichnung von H. Penner. Bilder aus Tirol: Die Haselburg bei Bozen. Nach einer Zeichnung von A. Lutteroth. Aus der dies⸗ jährigen Münchener Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen: Die Schwestern. Gemälde von Hermann Baron Engelhardt u. s. w. Von Eckstein's Verlags⸗Anstalt (Berlin W., Jägerstr. 65) ging uns die erste Lieferung einer großen biographisch⸗porträtistischen Publikation zu, welche den Titel „Das Parlament“ führt und zunächst in Wort und Bild die Mitglieder des Herrenhauses schildert. Das Werk will, wie es im Vorwort heißt, einmal die Oeffentlichkeit mit dem Wirken der Mitglieder des Herrenhauses vertraut machen, dann aber auch den Mitgliedern selbst ein würdiges Erinnerungszeichen an die Zeit gemeinsamen Schaffens in der Ersten Kammer Preußens darbieten. Der Herausgeber des Werkes, das sich der gewichtigen Empfehlung des Herren⸗ haus⸗Präsidenten erfreut, verspricht unbedingte Zuverlässigkeit des biographischen Textes und künstlerisch werthvolle Bildnisse. Das vorliegende Pröbebeft erweckt in der That gute Erwartungen für das Unternehmen. Vorangestellt sind dem ganzen Werk die Bild⸗ nisse Sr. Majestät des Kaisers und Königs und des Reichskanzlers, Präsidenten des Staats⸗Ministeriums von Caprivi; dann folgen der Herzog Viktor von Ratibor, als Präsident, und Hr. Hans von Rochow, als erster Vtze⸗Präsident des Herrenhauses. Die vier Porträts (von Th. Würbel und A. Schubert nach Photographien auf den Stein gezeichnet und von Stern und Steiner in Wien gedruckt) sind wohlgetroffen und technisch gut ausgeführt. Dem ersten Heft sollen die weiteren in kurzen Zwischenräumen folgen. Im Ganzen soll der erste Theil des Werks, das „Herrenhaus“, 25 Lieferungen (Großfolio⸗ Format) mit je 4 lithographischen Bildnissen enthalten. Der Sub⸗ striptionspreis einschließlich Zustellung beträägt 100 Die Hergagusgeber der „Wiener Mode“ sind unermüdlich bestrebt, ihre stetig an Beliebtheit und Verbreitung gewinnende Zeit⸗ schrift weiter zu vervollkommnen. Das Heft vom 1. November bringt wieder eine Neuheit, welche des Beifalls der Abonnentinnen sicher sein dürfte, nämlich theilweise farbige Text⸗Illustrationen. Die „Wiener Mode“ bietet damit eine typographische Neuerung. Neben einem wie immer textlich und illustrativ reich und geschmackvoll ausgestatteten Mode⸗ und Handarbeiten⸗Theil bringt das neue Heft in der Unter⸗ haltungs⸗Beilage, dem „Bondoir, u. A. die interessante Beschreibung eines Besuches bei der türkischen Dichterin Nygjar Hanym, von N. Borostyäni, ferner die Fortsetzung des spannenden Romans „Wer“ on F. W. Hume, den Schluß der Novelle „Der Ring des Poly⸗ krates“ von F. von Kapff⸗Essenther, eine Beschreibung des im Sep⸗ tember in Wien enthüllten Liebenberg⸗Denkmals, ferner Miscellen. Räthsel ꝛc. Unter jenen verdient Hervorhebung das letzte mit zitternder Hand aufgesetzte Schreiben Bauernfeld's, welches im getreu facsimilirten Autograph mitgetheilt wird. Auch eine musikalische Beigabe bringt das Heft, und zwar eine Komposition von R. Heuberger über Paul Heyse’s Gedicht „Der Himmel hat keine Sterne so klar“. Die „Wiener Mode“ (Ad⸗ ministration: Wien I, Schottengasse 1) erscheint zweimal monatlich zum vierteljährlichen Abonnementspreise von 2 50 (hrlich 24 Hefte, 48 kolorirte Modebilder, 12 Schnittmusterbogen, Schnitte nach Maß gratis). Probenummern sind in allen Buchhandlungen einzusehen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Oesterreich⸗Ungarn. Die K. K. Seebehörde zu Triest hat neuerdings angeordnet, daß die von Häfen des Rothen Meeres kommenden Schiffe fortan bei ihrer Ankunft in Triest einer genauen ärztlichen Untersuchung zu unterzichen sind und, sofern sie sich in normalen Umständen befinden,

zum freien Verkehr zugelassen werden. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 190 vom

Augaft 1890.) 1“ 1 vgy en.

Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandrien hat beschlossen, die seit dem 31. Oktober 1890 von Massowah abgegangenen Schiffe fernerhin zum freien Verkehr zuzulassen. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 241 7. Oktober 1890.)

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung zu 10 t fur Kohlen und Koks n der Ruhr und in Oberschlesien. „An der Ruhr sind am 22. d. M. gestellt 11 016, nicht recht⸗ zeitig gestellt ö1 Wagen In Oberschlesien sind am 21. d. M. geseellt 4409, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 22. d. M. sind gestellt 4331, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

„Berlin, 22. November. (Wochenbericht für Stärke, Stärke jabrikate und Hülsenfrüchte von Max Saberskv.) Ia. Kartoffelmehl 23 24 ½ ℳ, Ia. Kartoffelstärke 23 24 ½ ℳ, IIa., Kartoffeltärke und ⸗Mehl 20—22 ½ ℳ, feuchte Karioffel⸗ stärke loco und Parität Berlin 12,90 ℳ, gelber Syruy 26— 27 ℳ, Carillatr⸗Export 28.—29 ℳ, Capillair Sprup 27 ½ 28 ℳ, Kartoffelzucker Capillatr 27 ½¼ —28 ½ ℳ, do. gelber 26 27 ℳ, Rum⸗Couleur 34 35 ℳ, Bier⸗Couleur 34 35 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 31 ½ —32 ½ ℳ, do. sekunda 28 29 ℳ, Weizenstärke skleinft.) 39 40 ℳℳ, Weizenstärle (großst.) 42 ½- -43 ½ ℳ, Hallesche und Schlesische 423 - 48 1,ℳ, Schabe⸗Stärke 35 —36 ℳ, Mals⸗ Stärke 30 31 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 45 ½ 47 ℳ, do. (Stücken) 43.—44 ℳ, Victorig⸗ Erbsen 20.—24 ℳ, Kocherbsen 17 22 ℳ,

grüne Erbsen 19 2 ℳ, Futtererbsen 14¾ —15 ½ ℳ, Leinsaat

22½ 24 ℳ, Linsen, große 32 44 do. mnittel 20 32, do. kleine 14 —-20 ℳ, Helb. Senf 20 6 ℳ, Kümmel 36—40 ℳ, Buchweizen 15 16 ℳ, Matn ℳ, Pferdebohnen 15 16 ℳ, inländische weiße Bohnen 22 24 ℳ, breite Flachbohnen 24 —28 ℳ, ungarische Bohnen 18—

21 ¼ ℳ, galizische und russische Vohnen 17 20 ℳ, Wicken 13 ½ 15 ℳ, 1 Hanfkörner 17— 19 ℳ, Leinkuchen 16 17 ℳ, Weizenschale 10 ℳ, Roggenkleie 10 1. —-10 ½ ℳ, Napstkuchen 13 ½ 14 ℳ, Mohn, weißer 68 —76 ℳ, do. hlauer 50 56 ℳ, Hirse, weiße 20 23 Alles per

00 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

Der neue amerikanische Zolltarif auf Grund der Mac Kinley⸗Bill ist jetzt in authentischer Uebersetzung Seitens des Reichsamts des Innern⸗ veröffentlicht worden (Verlag der Königlichen

ofbuchhandlung von E. S. Mittler & Sohn, Berlin 8W.,

chstraße 68 70. Preis 1,20 ℳ). Die Ausgabe enthält nicht allein

das vollständige Waarenverzeichniß, sondern giebt auch alle für den

Handelsverkehr mit den Vereinigten Staaten nunmehr zu berücksich⸗ igenden gesetzlichen Bestimmungen.

Das im Verlage der „Neuen Börsen⸗Halle“ in Hamburg er⸗ scheinende Nachschlagewerk „Hie Aktien⸗Gesellschaften in

amburg“ ist für 1890/91 erschienen. Wie die beiden voran⸗ egangenen Jahrgänge zeichnet sich auch der vorliegende durch die Reichhaltigkeit seiner Anführungen und durch Sorgfalt in der Zu⸗ sammenstellung des Wissenswerthen aus, mit welcher Gewissenhaftig⸗

keit und Zuverlässigkeit in Bezug auf die einzelnen Angaben verbunden ist. Wie das Vorwort sagt, soll dies Nachschlagebuch ei

Kommentar zum Hamburger Coursblatt erreichen, hat dem Werk ein Anhang beigefügt werden müssen, der eine Erläuterung der an der Hamburger Börse notirten Fonds und Effekten enthält. Ueber die Hamburger Aktiengesellschaften theilt das Nachschlagebuch alle be⸗ merkenswerthen Daten mit, etwa in der Art und in dem Umfange, wie es für die Berliner Verhältnisse in dem von W. L. Hertslet bearbeiteten „Saling“ geschieht. Aus der dem Nachschlagebuch vor⸗ angesetzten kurzen Statistik der in Hamhurgischen Aktiengesell⸗ schaften angelegten Kapitalien ergiebt sich für September 1890 ein gesammtes Aktienkapital von 439 275 700 ℳ; davon entfallen auf Banken (ohne Reichsbankhauptstelle und Filiale der Deutschen Bank) 158 219 000 ℳ, auf Dampfschiffahrts⸗Gesellschaften 87 156 000 ℳ, auf Versicherungs⸗Gesellschaften 12 173 500 ℳ, auf Brauerei⸗Gesell⸗ schaften 17 306 600 und auf andere Industrie⸗Gesellschaften 164 420 600

Die Generalversammlung des Hoerder Bergwerks⸗ und Hütten⸗Verein ertheilte, wie aus Köln telegraphisch mitgetheilt wird, nach langer Berathung des Geschäftsberichts dem Verwaltungsrathe Decharge, bestimmte den Ueberschuß von 904 123 zu außerordent⸗ lichen Abschreibungen, so daß keine Dividende vertheilt wird. Die Spezialreserve 2 wird unter die Besitzer der Prioritätsaklien aus⸗ geschüttet, von denen jede 13 43 ½ erhält. Der Vorsitzende des Verwaltungsraths Julius van der Zypen legte sein Mandat nieder, wurde aber als Aufsichtsrath wiedergewählt, ebenso Schulze⸗Dellwig und Overweg; neu gewählt wurden Tull (Aachen) und Jarislowski (Berlin). Nach Schluß der Sitzung wurden zwei Proteste gegen

die Gültigkeit der Versammlung eingereicht, weil dieselbe nicht rite berufen sei.

Posen, 22. November. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung der Posener Provinzial⸗Aktienbantk des Groß herzogthums Posen wurde einstimmig beschlossen, daß die Bank auch ohne Banknoten⸗Privilegium weiter bestehen solle.

Nürnberg. 22. November. (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Nürnberger Aktien⸗Brauerei vormals Henninger beschloß, der am 18. Dezember stattfindenden Generalversammlung die Zusammenlegung je zweier Aktien in eine vorzuschlagen und den Buchgewinn zu Ab⸗ schreibungen zu verwenden. 8

Leipzig, 22. November. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. November 4,30 ℳ, pr. Dezember 4,30 ℳ, pr. Januar 4,27 ½ ℳ, vr. Februagr 4,27 ½ ℳ, pr. März 4,25 ℳ, pr. April 4,25 ℳ, pr. Mai 4,25 ℳ, pr. Juni 4,25 ℳ, pr. Juli 4,25 ℳ, pr. August 4,25 ℳ, pr. September 4,25 ℳ. pr. Oktober 4,25 Umsatz 245 000 kg. Stetig.

Wien, 22. November. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 12. November bis 18. November: 826 413 Fl., Mindereinnahme 51 498 Fl.

Ausweis der österreichisch⸗ungarischen Staatsbahn in der Woche vom 12. November bis 18. November 918 159 Fl., Mehr⸗ einnahme 74 704 Fl.

Ausweis der Karl⸗Ludwigsbahn (gesammtes Netz) vom 11. bis 20. November 268 059 Fl., Mehreinnahme 12 900 Fl., die Einnahmen des alten Netzes betrugen in derselben Zeit 209 470 Fl., Mehreinnahme 9300 Fl.

London, 22. November. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen⸗ ladungen angeboten.

licher und vollständiger sein; um dies zu

24. November. Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 15. bis zum 21. November: englischer Weizen 2824, fremder 57 717, englische Gerste 2266, fremde 24 472, englische Malzgerste 18 843, fremde —, englischer Hafer 969, fremder 59 240 Qrts. Englisches Mehl 18 786, fremdes 11 945 Sack.

24. November. (W. T. B.) Die „Times erfährt, die Um⸗

stände bei der jüngst erfolgten Beschaffung von Gold für die Bank von England wüͤrden voraussichtlich zur Einsetzung einer Königlichen Kommission zum Zweck der Revision der Bankakte vom Jahre 1844 Anlaß geben. Von Sachverständigen werde die Rückzahlung der Regierungsschuld an die Bank für unab⸗ weisbar gehalten und geltend gemacht, daß der Bank von England, wenn sie ihr volles Kapital zur Verfügung hätte, eine stärkere Beherr⸗ schung des Diskontomarkts sowie der Goldeinfuhr und Ausfuhr möglich sein werde. New⸗York, 22. November. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9 941 277 Doll., gegen 10 616 123 Doll. in der Vorwoche, davon für Stoffe 1 984 836 Doll. gegen 1 809 206 Doll. in der Vorwoche

8 88

Verkehrs⸗Anstalten.

Der Postverkehr zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika hat sich großartig entwickelt. Im Jahre 1889 sind hin⸗ und herwärts 38 ½ Mil⸗ lionen Postsendungen befördert worden; jede Post bringt im Durchschnitt 130 bis 140 große Postsäcke. Um die sofortige Bearbeitung und thunlichst rasche Weiterbeförderung dieser Massen zu sichern, sind von der Reichs⸗Postverwaltung umfassende Maßregeln getroffen: Einlegung besonderer Post⸗Extrazüge von Bremerhaven und Cuxhaven nach Bremen und Hamburg, Durchführung der deutschen fahrenden Postbureau, im Ein⸗ verständniß mit Holland und Belgien bis Vliessingen und Ostende, wo dieselben die Post aus Amerika gleich an der Küste in Empfang nehmen, Verstärkung und Schulung der Beamtenkräfte, Zuhülfenahme der Nachtzeit eꝛc. Aber Alles reicht nicht mehr hin. Seit etwa Jahresfrist sind daher von dem Steaatssekretär des Reichs⸗Post⸗ amts Verhandlungen mit dem General⸗Postmeister der Vereinigten Staaten und mit den betheiligten Schiffsunter⸗ nehmungen zu dem Zweck der Herstellung schwimmender Postbureaux eingeleitet worden, welche an Bord der Postdampfer eingerichtet werden und die Post auf der Fahrt über den Ozean bearbeiten sollen. Diese Verhandlungen sind jetzt zum Vilecu gelangt. Zur Regelung der technischen Details begiebt sich der Direktor im Reichs⸗Postamt Sachse in den nächsten Tagen nach Washington und New⸗York und es darf die gegründete Hoffnung gehegt werden, daß die neue Einrichtung bereits zum Frühjahr ins Leben treten wird.

Hamburg, 22. November. (W. T. B.) Der Post⸗ dampfer „California“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft in, von Hamburg kommend, heute Vormittag in New⸗York eingetroffen. Der Postdampfer „Gellert“ derselben Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Vormittag in New⸗York eingetroffen.

24. November. (W. T. B.) Der Post dampfer

Gothia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in

St. s eingetroffen. 8 6 W 298 8S (W. T. B.) Der Lloyddampfer

F be“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen.

1 utesg ire te de W. T. B) Der Lloyddampfer „Apollo“

ist, von Konstantinopel kommend, heute Nachmittag hier eingetroffen. ien en? 2, finde igli Parforce⸗

Dienstag, den 25. d. M., findet Königliche Parfore

Jagd falkac, Stelldichein: Mittags 1 Uhr am Jagdschloß

Grunewald, 1 ½ Uhr am Saugarten.

G Theater und Musik.

von Connaught nebst Gesolge besuchten am Sonnabend die Auf⸗ führung der „Haubenlerche“ und wohnten ihr bis zum Schluß bei. Berliner Theater. 1 Am Sonnabend gelangte ein neues Schauspiel „D

Schweigegeld“ von A. Moszkowski und R. Nathanson zur ersten Aufführung und fand bei dem Publikum eine recht freund⸗ liche Aufnahme, welche aber, wie gleich bemerkt werden mag, mehr der vortrefflichen Darstellong als dem inneren Werth des Schauspiels auf die Rechnung zu setzen ist. „Das Schweigegeld“, zum Theil Intriguenstück, zum Theil Sittendrama, ist etwas umständlich, aber nicht ungeschickt eingeleitet und von der Exposition aus ziemlich folgerichtig aufgebaut, aber die Etwickelung der Handlung bringt den zwiespältigen Konflikt nur unvollkommen zur Löfung und zum Abschluß. 8

jüngere Tochter des Major Steinhaus, Lilli, gesteht in dem Augenblick, als sie im zufälligen Gespräch aus den Worten des Ver⸗ lobten ihrer Schwester Bernhardine, des⸗Amtsrichters Grellmann, erfährt, daß ein politischer Umtriebe verdächtiger Russe verhaftet werden soll, der älteren klugen Schwester, daß sie sich jenem gesell⸗ schaftlich liebenswürdigen Russen gegenüber schwach gezeigt habe. Lilli muß jetzt, um der öffentlichen Bloßstellung zu entgehen, wieder in den Besitz der Briefe gelangen, die sie an den Russen geschrieben; da kein anderer Ausweg bleibt, bringt Bernhardine das Opfer,, Abends heimlich in des Russen Wohnung zu geben, um die Beiefe zu holen. Bis hierher reicht der erste Akt. Im zweiten Akt finden wir Bernhardine als junge Frau des Amts⸗ richters wieder. Die Portierfrau ihres Hauses, eine frühere Zimmer⸗ vermietherin, erkennt in Bernhardine die Dame wieder, welche den damals bei ibr wohnenden Russen am späten Abend besacht hatte, und ein verlumpter Stiefbruder der Portierfrau, der Mitwisser des Geheimnisses wird, benutzt seine Kenntniß mit aller Bosheit und Niedertracht, von Bernhardinen Schweige⸗ geld zu erpressen, bis der Amtsrichter Grellmanng zufällig Einblick in die Sachlage gewinnt. Es folgt nun die Katastrophe. Der Fehltritt Lilli's, die sich inzwischen mit einem Baumeister ver⸗ lobt hat, kommt ans Licht. Der Bräutigam verläßt sie und nur das Flehen eines alten Freundes und Schwagers hält Lilli's Vater davon zurück, die Tochter gänzlich zu verstoßen. Der Bösewicht und Er⸗ presser Jenke hat sich erstaunlich leicht ins Bockshorn jagen lassen; er geht eigentlich straflos aus und verschwindet. 8

Der dramatisch bedeutendste und lebendigste Akt, der aber sehr stark an Ibsen'sche Arbeit erinnert, ist der zweite, in welchem die junge Frau Amtsrichter und Jenke sich gegenüberstehen. Wie sich die vornehme Frau sträubt, dem Erpresser etwas zuzugestehen, wie dieser alle Hebel in Bewegung setzt, um, mit den Worten eines Biedermannes auf der Zunge, sein Orfer in die Enge treiben, ist sehr geschickt herausgearbeitet worden. 1 letzte Akt erregte durch seine Wiitschweifigkeit Uanbehagen; hier trat auch die Unnatur, welche in der Handlung bãufig zum Durchbruch kommt, am klarsten zu Tage. Der verschmitzte bös⸗ artige Jenke streicht gleich die Segel, als ein Mann ihm einen Schutzmann auf der Straße zeigt; der Vater tobt gegen seine Tochter, ohne zu wissen, was sie begangen hat. um ihr gleich darauf das ibm unbekannte Vergehen zu vergeben. Lilli, welche sich berechtigt glaubte, ihrem Bräutigam die Sünde ihres Lebens zu verschweigen, empfindet Gewissensbisse wegen des Urtheils der Welt, als die Auftebung ihrer Verlobung dem Vorschlag ihres Bräutigams gemäß auf seine zerrütteten Vermögensverhältnisse zurückgeführt werden soll. Die Sprache der Verfasser sucht sich, nach realistischer Manier, dem Alltagsgespräch soviel wie möglich zu nähern. Daher klingt Alles, was der gebildete Theil der Gesellschaft spricht, rein konventionell; eine eigentliche Charakteristik weisen nur die beiden Leute aus der Portierloge, die Frau Giesebrecht, welche von Fr. Baumeister in echtem Berliner Lokalton trefflich gespielt wurde, auf und der Maurer Jenke, welcher in Drn Mitterwurzer einen so vorzüglichen Darsteller fand, daß die Theilnahme im Publi⸗ kum sich auf ihn hauptsächlich konzentrirte und der Erfolg des Abend seiner Musterleistung zu danken ist; er verlieh diesem niederträchtigen Bösewicht einen Anstrich von Humor, welcher ebenso wie bei seinem Wurm in „Kabale und Liebe“ das Mitgefühl des Publikums weckte; er zeigte ein innerliches Wohlgefallen an seiner eigenen Verschmitztheit, eine boshafte Schadenfreude, daß er den Reichen etwas am Zeuge flicken kann, welche sowohl durch Echtheit wie Natürlichkeit wirkten. Die beste Leistung neben ihm war die des Frl. Butze als Frau Amtsrichter Grelling; die wechselnden Empfin⸗ dungen ihrer Seele weiß sie klar und durchsichtig zu enthüllen, ohne je an Vornehmheit und Würde zu verlieren. Frl. O dilon fand für die „Lilli“, welche unter dem Bewußtsein ibres Fehls leidet, nicht die rechten Töne; das kecke Wesen, welches ihr so wirksam zu Gebote steht, konnte sie in der thränenseligen Rolle nicht verwenden, und das reuige Weh zur Darstellung zu bringen, geringt ihr nicht in gleichem Maße. Die Hrn. Kraußneck (Amtsrichter Grellmann) und Stahl (Baumeister Landrow) leisteten recht Tüchtiges in ihren Rollen. Die Darstellung kann also fast in jeder Beziehung mufter⸗ gültig genannt werden. Die Mitwirkenden wurden demge auch nach jedem Akt hervorgerufen, und ihnen schlossen sich die Verfasser einige Male an. 1

68 Wogenspielvlan vom 25. 30. d. M. beingt am Mittmoch und Freitag Wiederholungen von „Das Schweigegeld“ von A. kowski und R. Nathanson. Am Dienstag und Sennabend „Kean“, am Donnerstag „König Lear“ gegeben. Für die Sonntag⸗ Nachmittagvorstellung, die um 2 ½ Uhr deginnt, ist auf Rielfachen Wunsch „Die Jungfrau von Orleans“ bestimmt.

Wallner⸗Theater. Am Sonntag ging bei. vollbesetztem Hause das WVolkastück e Nnfel in Neben dem der Handt⸗ rolle, Felix Schweighofer fernteten auch Frl. Th. Klinkhammer, die Hrrn. Deutsch, Gimnig, Schwarz u. A m veelen Bechaea.

Residenz⸗Theater. .

Auch das Residenz⸗Theater dat am Sonnadend sein Rypercvire ewechselt, ohne jedoch der von ihm stets mit Vorliede krn neu⸗ fransseichen dramatischen Literatur untren zu werden. d ader in der letzten Zeit fast ausschließlich die Schwankdichter das Wart führten, wendet sich die Bühne nunmehr wieder dem ernsten Drama zu. Die Novität rührt von keinem Heringeren . Alpdease Daudet her. Sie ist als „Sittenbeld“ eidnet and trägt den Titel „Der Kampf ums Dasein“. Des Original „La lutte pour la vie“ bidet in den Hacced charakteren eine Forisetzung des Romans „Limmortal- 8 welchem Daudet das Kollegium der 40 „Unsterdlüchen“ der Académie française und deren Zustände in einem ihrer Berideger freilich nicht ohne persöͤnliche Bitterkeit satirisirte. Durer Fhe⸗ demiker, Léonard Astier, gelangt, trotz seiner wirklichen B Nex um die Wissenschaft nicht durch diese, sondern ohne in feetzer Adede bewußten Harmlosigkeit eine Ahnung davon zu daden mecteich der Reize und Gefälligkeiten seiner Frau zu dem erzedneem mit goldenen Palmen bestickten Frack sucht und findet dame ab bei der Entdeckung der schmachvollen Wahrheit in der Seihne den Sein Sohn, Paul Astier, den wir als eine der Haudeperscaem in Stück wieder finden, hat sich durch die Umwiderstehltchkeit, welche Erscheinung und sein Wesen auf die Frauen asüdt, domm f Architekten in die höheren Gesehlschafhspdären ausges immense Reichthümer angeheirathet. Er i das Prototdp einen eynisch rücksichts⸗ und gewissenlosemn Gireders, dem aue Mattel zar Crreichung seiner Zweche recht sund und dem der Darwin SS d dem unvermeidlichen „Kampf ums Dasenn“, wie er in Ne de Xr nünftigen Natur herrscht, zur 8 ümr eigennütziges HeandeRn dienen mah. Pan 1 esagt, durch die daͤmontsche Macht, Re er auf de Aüled, und weiß diese Macht sostenatsch 8 des er Ach gewäͤdld has. vt eine sede X Wittwe, die ebenfalts ams dem d 8

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Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessin Friedrich Carl, Prinz und Fine sin 8 iedrich Leopold He und d Derzovin

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