1890 / 289 p. 10 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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fordert es, darauf stets mit Vertrauen rechnen zu können. Offtziere, Unteroffiziere und Soldaten! Eingedenk eures von euch abgelegten Eides und eures von euch eingegangenen Gelübdes, sei das Bewußt⸗ sein eurer Pflichten stets bei euch lebendig! Und daher erschalle in

Noth und Gefahren gleichwie in Zeiten der Freude und des Wohl⸗

ergehens stets laut euer Ruf: Es lebe die Königin Wilbelmine!“ 8 Belgien.

Zwischen dem 10. und 15. Dezember werden der „Köln. Ztg.“ zufolge Abordnungen des 14. preußischen Dra goner⸗ Regiments und des 27. österreichischen Infanterie⸗Regiments ihrem Chef, dem König der Belgier, ihre Aufwartung machen. Zu dem Zweck werden am Brüsseler Hofe eine Anzahl haupt⸗ sächlich militärischer Festlichkeiten vorbereitet. 8

Rumänien. 1““ 1. Dezember. Der Senat wühlte „W. Kkg ee lne, 8 seiner Sitzung vom 29. v. M. den General Floresco, den Kandidaten der vereinigten Oppo⸗ sition, mit 53 gegen 52 Stimmen, die auf den von der Re⸗ ierung unterstützten früheren Präsidenten entfielen, zum Prästdenten. Der Minister⸗Präsident erklärte hierauf, er halte diese Abstimmung für eine so bedeutsame, daß er dem König darüber Bericht erstatten müsse. Der König berief in Folge dessen die Präsidenten des Senats und der Kammer zu sich, um mit denselben über die entstandene Ministerkrisis zu berathen. Eine Entscheidung ist noch nicht erfolgt. Rosetti wurde vor der jüngsten Umgestaltung Kabinets zum Gouverneur der Bank ernannt.

Serbien.

Belgrad. 1. Dezember. In der vorgestrigen Sitzung der Skupschtina fuhrte bei der Generaldebatte über den Adreßentwurf der Majorität der Referent der letzteren aus, kleine Staaten, welche sich in ihrem Entwickelungs⸗ stadium befänden, könnten nicht eine selbständige Politik suchen, sondern müßten sich den Umständen anbequemen. So⸗ wohl die Thronrede als auch die Adresse könnten nur so⸗ viel aussprechen, als unter den gegebenen Umständen zu sagen erlaubt sei. Die Redner der liberalen Partei ver⸗ theidigten diese gegen den Vorwurf, daß sie für den Krieg vom Jahre 1876 und für den Vertrag von San Stefano ver⸗ antwortlich seien. Der Minister des Innern Gjaja erklärte, alle europaͤischen Staaten rechneten mit Serbien, welches An⸗ sehen genieße. Die Redner der Opposition warfen dem Minister Servilismus gegenüber dem österreichischen Gesandten Freiherrn von Thoemmel vor. Der Adreßentwurf der Ma⸗ jorität wurde angenommen. 1

Der hiesige türkische Gesandte Feridun Bey ist zu längerem Urlaub abgereist und begiebt sich zuerst nach Kon⸗ stantinopel, sodann nach Nizza.

Schweden und Norwegen.

(P) Stockholm, 28. November. Kapitän Unge hat bei der Regierung um einen Staatsbeitrag zur Anstellung von Versuchen mit einem von ihm erfundenen neuen Schieß⸗ waffensystem angehalten. Der General⸗Feldzeugmeister hat das Gesuch unter der Bedingung befürwortet, daß ein Artillericoffizier den Versuchen beivohne.

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Dänemark.

Prinz Waldemar begiebt sich dem „W. T. B.“ zusolge nach dem Haag, um der Beisetzung des verstorbenen Königs Wilhelm III. beizuwohnen. .

(F) Kopenhagen, 28. November. Das Landsthing beendete in seiner gestrigen Sitzung nach längeren Verhand lungen die erste Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Veränderung des Zolltarifs und die Aufhebung der Schiffsabgaben. Ohne Abstimmung wurde der Uebergang

es Gesetzentwurfs zur zweiten Lesung beschlossen und derselbe uf den Antrag Professor Matzen’'s an ei 15 Mit gliedern bestehenden Ausschuß verwiesen.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Aus dem Indianer⸗Ter⸗ ritorium liegen folgende neuere Nachrichten vor. Aus Pine Ridge, vom 27. November, wird dem „Bureau Reuter“ erichtet:

Die aufrührerischen Indianer brennen, wie es heißt, die Häuser

Die treugebliebenen bei dem Medicine⸗ und Porcupine⸗ sagen jedoch, daß in diesen Gegenden keine blutigen sich ereignen würden, wenn man die Indianer nicht zum Kampf triebe. Unter den 4000 bel der hiesigen Agentur wohnenden Indianern droht kein Aufstand. Alle versichern ihre Friedensliebe. Wahrscheinlich wird der Versuch gemacht werden, dem gesammten Stamm der Sioux die Waffen zu nehmen. Von einem Gefecht bei Fort Keogh ist hier nichts bekannt. Die Chevenne⸗ Indianer in der Nähe des Forts sind loval gesinnt und sollen sich selbst erboten haben, gegen die Sioux zu kämpfen, Falls es zu Feind⸗ seligkeiten kommen sollte. Die meisten stehen in den Diensten der Regierung.

Aus New⸗York sind in demselben Bureau folgende, vom 28. November datirte Meldungen eingegangen:

Von Wichita, Kansas, wird berichtet, daß die Aufregung unter den Indianern bei Fort Remo bedeutend gewachsen ist. Viele Kicwas und Apachen haben den Geistertanz begonnen. Einige bringen sich Wunden mit Speeren und Messern bei, um ihren Kriegsmuth durch den Anblick des Bluts noch mehr anzufachen. Häuptlinge, welche von Fern hergekommen sind, um dem Geistertanz beizuwohnen, scheinen Nachrichten vom Norden gebracht zu haben, die das Blut der anderen Indianer entflammt haben. Einige ritten auf Ponies bis an das Fort und forderten das Milftär auf, herauszukommen. Die Ansiedler an der Grenze von Oklahoma und der Grafschaft Green in Texas chweben in der größten Angst. Gouverneur von Süd⸗ Dakota hat 150 Gewehre an die Miliz⸗Compagnien absenden lassen, damit dieselben dem Tödten des Viehes und der Niederbrennung der Häuser der Anstedler Scitens der In⸗ dianer ein Ende bhereiten. Die Depeschen, welche beim Kriegs⸗Minister Proctor in Wasbhington eingegangen sind, weisen auf eine Besserung der Lage im Nordwesten hin. General Brooke berichtet, daß die Zabl der Unzufriedenen von Stunde in Stunde ab⸗ nimmt. Little Wound, der angesehenste der aufrührerischen Häupt⸗ linge, kam heute auf die Pine Ridge⸗Agentur, begleitet von andern bisder kriegerisch gesinnten Führern. Short Bull, der größte Un⸗ ruhestifter unter den Sionx auf der Rosehud⸗ entur, hat sich mit seinen Andängern nach der Pine Ridge⸗Agentur be⸗ grben. In der Crow Creck Reservation in Süd⸗Dakota werden keine Unruden befürchtet. Die Vertheilung des Riadfleisches in Ridge verlief gestern ohne Störungen 200 von Rosebud ent⸗

dene Indianer haben ihren loyalen Stammcesgencssen mitgetheilt, daß außer ihnen noch 1100 weitere Rosebud⸗Indjaner morgen bei Pine Ridge eintreffen werden. „Von jetzt au“. sagten sie, „wollen wir alle Weißen tödten; wenn die Soldaten kommen, sind wir be⸗ reit.“ Wahrscheinlich wird es morgen (29.) zum Gefecht kommen.

Afrika. Der deutsche Reichskommissar Major von

ann ist am 30. v. M. in Sansibar eingetroffen.

Das britische Protektorat über Witu ist nunmehr proklamirt worden.

5 Geographischer Monatsbericht.

Auf Grund von Dr. A. Petermann'’s Mittheilungen. (Geschlossen am 17. Oktober 1890.)

Afrika. Die Errungenschaften der Stanley'schen Durchquerung anuf orographischem Gebiete liegen in dem Nach⸗ weis großer Erhehungen zwischen 1 °0 20 N. Br. und 20° S. Br., die zwischen dem Acquator und 1 °N. Br. eine Reihe von Gipfeln und Kämmen in die Region dauernden Firnes emporragen lassen, und weiter liegen jene Ergehnisse in der näheren Bestimmung der Grenzen jener Einbuchtungen tieseren Landes, in welchen der Oberlauf des Ituri auf der einen und der Albert⸗See, d. h. ein Zweig des oberen Nil, auf der anderen Seite in das geschlossene ostafrikanische Hoch⸗ land eingreifen. Jene großen Erhebungen anlangend, so breiten sie den Gürtel großer Schneeherge, der seit Krapf’'s und Rebmann’s Entdeckungen sich zwischen die äquatoriale Ostküste und die Großen Seen einlagert, um 8 Längengrade weiter nach Westen, der Richtung folgend, welche seit Jahren durch die Enkdeckungen und Erkundigungen Fischer’s, Teleki's und Höbnel’s u. A. angebahnt worden. Wir sehen nun östlich und westlich des Ukerewe und seiner äqua⸗ torialen Genossen sich zwei Gruppen von Schneebergen er⸗ heben, die nördlich vom Aequator sich einander nähern, füdlich aber auseinander streben. Möglich, daß bei genauerer Kennt⸗ niß der Einzelheiten auch in der westlichen Gruppe jene Lage in füdesüdöstlichꝛnordnordwestlichen Linien sich wiederholt, die wir in der östlichen Gruppe wahrnehrnen. Es muß jedoch genügen, diese Möglichkeit angedeutet zu haben, denn unser Wissen von jenen Er⸗ hebungen ist noch in hohem Grade unsicher. Nehmen wir nach den Mittheilungen Stanley's und seiner Leute das Vorhandensein von drei Gruppen großer Berge, nach ihren hervorragenden Gipfeln Ruwenzori, Mackinnonspitze und Mfumbiro genannt, an, so berührt die Reiseroute Stanley'’s nur die erstere, während die zweite östlich, die letztere westlich eine Reihe von Meilen von ihr entfernt blieb. Die Mackinnonspitze liegt füdlich vom Albert⸗See und nordöstlich vom Ruwenzori, mit dem sie möglicherweise unter 30 ° 20 ö. L. zusammen⸗ hängt, wiewohl Stanley sie als ein isolirtes, östlich vorliegendes Fort des großen Gebirgswalles des Ruwenzori bezeichnet. Dieselbe Stellung weist er dem früher von ihm entdeckten Berge Gordon Bennett zu, welcher indessen diesem Walle näher liegt. Der Ruwenzori erscheint, von Süden gesehen, als ein Wall von 50 km Länge und etwa 30 abgestumpften Spitzen, welche durch tiefe Thäler getrennt sind Aber zahlreiche Höbenrücken stufen sich gleichsam von diesem Wall zum Abert⸗Edward⸗See ab, der südlich von ihm liegt, und zuletzt sinkt von Rusesse bis Katwe eine ausgedehnte Ebene in einer Reihe von niedrigen Terrassen, die vielleicht mit dem Rückgang des Seetz zusammenhängen, zum See ab. Aus dem Semlikithal, welches ihn im Westen begrenzt, erhebt er sich dagegen in der Aus⸗ dehnung von 20 geographischen Meilen, und zwar mit großer Steil⸗ beit. Auf der östlichen Seite überwiegt die Auflösung in kleine, aus der Kette hervortretende Bastionen und vereinzelte Bergfesten wie die nach Gordon Bennett genannten. Gewiß haben wir es hier mit einem vulkanischen Gebirge zu thun, und zwar nicht blos nach der Annahme Stanley’'s, auch nicht blos nach der Analogie der östlicheren Schneeberge des äquatorialen Ost⸗Afrika, sondern auch nach den Andeutungen, welche Lieutenant Stairs von seiner Bestei⸗ gung mitgebracht hat. Dieser bezeichnet die Gestalt einer auf 5080 m geschätzten Spitze, welcher er näher kommen konnte, als entschieden kratersormig und meint, den entgegengesetzten Rand dieses Kraters, der den Stairs zugewandten beträchtlich üͤberragt haben muß, durch einen Spalt in der zugewendeten Seite deutlich erkannt zu haben. Eine unregelmäßige Masse zerrissener und schroffer Felsen krönte diese Kraterform. Nach einer Seite, der östlichen, fand hier ein Abfall von 25° statt; auf der entgegengesetzten war er noch steiler. Außer⸗ dem glaubt Stairs auch eine strahlenförmige Anordnung der Aus⸗ läufer umn die höchsten Erhebungen wabrgenommen zu haben. Endlich spricht er von zahlreichen kegeljörmigen Spitzen auf der westlichen Seite des Berges und erwähnt einer warmen Quelle (39 °C) am Westabhang des Ruwenzori.

Die Schneeberge des Ruwenzori gebören dem westlichen Theile des Gebirgsstockes an. In der Mitte erscheinen sie als eine fast viereckig aufsteigende, vollständig mit Schnee bedeckte Masse von gegen 50 km Länge zwischen zwei großen Gebirgsketten, die über 1500 m niedriger sind und nach beiden Seiten über 50 km weit sich aus⸗ dehnen. Außer den eigentlichen Schneebergen, die gerade bei der Firnlinie sich aus dem Gebirgsstock 600 1500 m emporrecken, giebt es „federartige Strecken“ Schnee in Schluchten des Gebirges, dessen nördliche Bastion der Adiifberg ist, welcher unmittelbar auf die Mündung des Semlikt in den Albert⸗See hinabschaut. Im Ganzen sind die steilen Nordabhänge dem Liegenbleiben des Schnees nicht günstig. Auch die Hauptgipfel sind so steil, daß sie gegen 100 m schneefrei hervorragen. In dieser Höhe aber liegen zahlreiche größere Firn⸗ felder, worauf wieder ein steilerer, schneeärmerer Abfall folgt, an dessen Fuße, vielleicht 900 m unter der Spitze, sich die größten Firn⸗ felder ausbreiten. Stairs, der am 6/7. Junt 1889 bis zu etwa 3250 m am Gebirge emporstieg, schätzt das größte Firnfeld auf 180 m Länge und 90 m Breite. Das ist genug, um einen kleinen Gletscher zu bilden, zumal wenn die Tiefe des Firns so bedeutend ist, daß nur an zwei Stellen Felsklippen hervorschauen. Von Suͤden gesehen, ist das Gebirge tiefer herab in seine weiße Decke gehüllt; doch soll dies nach Stanlev nur der geringeren Höhe zwischenliegender Gebirgskämme zu danken sein.

Hypdrographisches. Die Natur des breiten, langsam bin⸗ wallenden Hochebenenstromes, die der Congo zwischen den Küsten⸗ terrassen und den Stanley⸗Fällen bewahrt, ist auch noch dem unteren Aruwimi bis ungefähr in die gleiche Länge, 26 °, zu eigen, wo die Stanley⸗Fälle gleichsam das Thor der wellig-stufenförmigen Erhebung zum westlichen Höhenrande Ost⸗Afrikas bilden. Die Ufer erheben sich langsam jenseit des 26. Grades Oe. L. bis zu 12 m, und der Fluß, der weiter abwärts als breite, still dahinziehende Wassermasse erscheint, bildet über den horizontalen Schichten ziegelrothen, feinkörnigen Sand⸗ steins, der am Ufer in Klippen von ruinenartigen Formen zerklüftet ist, eine Reihe von kleinen Schnellen, die jedoch der Schiffahrt wenig Hindernisse bereiten. Die Breite des Flusses wird oberhalb der Ein⸗ mündung des Ngula zu 45 m angegeben. Gleich darauf erreicht man in 27° 5. L. die Panga⸗Fälle, welche vocher sich durch Hügel und Inseln ankündigen. Sie sind vier Fälle nebeneinander, 9 m hoch, dehnen sich über 1 km aus. Zwischen diesen Fällen und dem An⸗ fange des 3 m hoben Bafaidofalles in 600 m Höhe folgen sich auf einer Strecke, die nicht ganz einen Längengrad beträgt, noch sechs Wasser⸗ fälle und Stromschnellen bis zu mebr als einer deutschen Meile Länge.

uf dieser Strecke muͤndet der Népoco mit einer Reihe von 12 m en Fällen über Schieferriffe als ein schokoladenbrauner Fluß von 275 m Breite in den hellern, milchtonfarbigen Ituri. Kleinere Zuflüsse ommen mit fast schwarzem Wasser aus dem Walde oberhalb des 90 m breiten und anscheinend tiefen Lendaflusses, der eine kurze Strecke aufwärts Ugarrowa mündet, dort findet sich eine Reihe neuer Fälle und in 28 ° 25 ö5. L. eine von Hügeln eingefaßte seenartige Erweiterung. in welche der Fluß eingeengt und mit vielen Krümmungen („ein C ongo⸗Canon im Kleinen“) eintritt. Das Ende der Schiffahrt ist erreicht, wo wenig weiter oben der Itiai sich nach starkem Fall auf 24 m ver⸗ schmälert und den Ikurn aufnimmt, während zugleich die Uferhügel egen 20) m hoch geworden sind. Die Meereshöhe des Flußspiegels at hier 700 m überstiegen (Dies ist die Stelle, wo Stanley die Fluß⸗ fahrt aufgeben und die Boote bis zu einem sicheren Platz tragen lassen mußte. Es soll hier lavaartiges Gestein auftreten.)

Das Land ist mit Hügeln besäet, die durch tiefe Schluchten von einander getrennt sind. Es ist die gleiche Landschaft, welche auf der Wasserschride zwischen Ituri und Ikuru bis über 1200 m, Ndugubischa westlich von derselben in 1160 m ansteigt. Zu 1249 m

wird die waldlose Umgebung des Dorfes Indokatu angegeben, das

hier in halber Höhe eines Berges liegt, und von dem die unabsehbaren Wälder auf allen Seiten sich wie eine grüre Ebene ausbreiten, die aber schon nach zwei weiteren Tagemärschen auf der Lage des späteren Ft. Bodo sich lichtet, und in 29 046“ ö. L. u. 10 22/ n. Br. erhebt sich der Hügel Pisgah zu etwa 1400 m als eine Grenze zwischen Wald⸗ und Wiesenland. Gegen den Oberlauf des Ituri hin wächst die Zahl der kleineren Zuflüsse so, daß an einem Tage deren 32 überschritten werden können. Auch der Blick in die Savanne des Hochlandes vom Berge Pisgah zeigt in den zahlreichen dunkeln Waldstreifen, die Flußläufe anzetgen und in den zerstreuten dunkeln Flecken, welche die Kronen von in der Tiefe wachsenden Bäumen zeichnen, einen erheblichen Flußreichthum. Wo auf diesem Grenzstrich ein oberer Ituri, der sich dann als westlicher Lufluß des Haupt⸗Ituri herausstellt, in der Nähe des 30. Längen⸗ rades überschritten wird, stellt er sich immer noch als ein Fluß ven 36 m Breite und fast 4 km in der Stunde dar. Die Meereshöhe des Ueberganges wird zu 900 m geschätzt. Die Quelle dieses west⸗ lichen Armes des Ituri liegt gegen 7 deutsche Meilen in NO. entfernt.

Fahrstraße. Hatte mangehofft, im Aruwimi eine schiffbare Wasser⸗ ader zu finden, welche in der nördlichen Hälfte des Congogebiets einen leichten Weg nach Osten öffnen könnte, so enttäuschen die Ergebnisse der Stanley'schen Reise auf das Entschiedenste: Die Fälle treten zwar glücklicher Weise nicht so weit westlich auf, wie bei den sörd⸗ licheren Zuflüssen Itimbiri und besonders dem Ubangi; aber jenseit des 26. Längengrades verschlechtert sich das Fahrwasser rasch. Die That⸗ sache, daß im Gegensatz hierzu die Schiffbarkeitsverhältnisse der füd⸗ lichen Congo⸗Zuflüsse außerordentlich günstige sind, sodaß vom Lulongo bis zum Lomami eine ganze Anzahl von Querlinken westöstlich durch den Congobogen ziehen, ist für die E twicke⸗ lung des Congolandes von um so größerer Bedeutung. Dieselbe wird sich rascher füdlich als nördlich vom Acquator vollziehtn, zumal in dieser Richtung auch jener große Parollel⸗Abfluß des obern Congo, der Lomami, einer der größten Nebenflüsse des Congo, fließt, dem in der Entwickelung des Verkehrs in diesem Gebiet besonders auch darum eine große Rolle zugewiesen zu sein scheint, weil er einen schiffbaren Weg bis auf die Höhe von Nyanza bietet. Daß er noch weiter nach Süden in die Gebiete von Urua und Katanga führen sollte, ist unwahrscheinlich, da jenseit 50 s. Br. im ganzen füdlichen Congobecken Schnellen und steinige Betten auftreten Er umgeht aber die Schwierigkeiten, welche gerade unter dem Aequator bei der Westbiegung des Congo der Schiffahrt in den nach Stanley genannten Stromschnellen, den Falls, sich entgegenstellen und bietet eine mit dem oberen Congo parallele, 1—2 Längengrade weiter gelegene Straße, deren Schiffbarkeit bis 40 S. Br. festgestellt zu sein scheint. Wo der Lomami in den Congo mit seinen, gleich an⸗ deren Südzuflüssen gelbrothen Wassern eintritt, ist er 800 1200 m breit. Er ist im Unterlauf an beiden Ufern dicht besiedelt; der Wald scheint erst füdlich von 10 s. Br. stärker an die Ufer heranzutreten und entwickelt sich zum charakteristischen Urwald erst südlich von 2°, wo Höbenzüge austreten, die den Lauf des Flusses winkelig erscheinen lassen. Das Ufer ist hier stellenweise felsig, die Breite schwankt zwischen 80 200 m.

Die Seen: Die von Stanley Albert Edward⸗See getaufte, früher als Luta Nsige auf den Karten halb bvpothetisch gezeichnete Wassermasse enthüllt sich jetzt als der südlichere Zwilling des Albert Nvanza, mit welchem ein großer Abfluß, der Semliki, ihn verbindet. Seine Lage unter dem Aequator und am Südfuß des wabrscheinlich pulkanischen Ruwenzori⸗Gebirges weist ihm eine gewisse Verwandt⸗ schaft mit dem Viktoria Nyanza zu; gleich diesem sammelt er die zahlreichen kleinen Flüsse der Hochebene und ihrer Gebirge, um sie in⸗ mächtigen Strömen nordwärts zu leiten. Im Gegensatz zu den in tiefen Spalten liegenden langen, einfach gestalteten Seen des ostafrikanischen Hochlandes theilt er mit, jenem die Aus⸗ breitung und die reichere Insel⸗ und Uferentwickelung. Er ist viel kleiner; dafür tritt eine größere Zahl noch unerforschter kleinerer Seen in sein Gebiet mit ein. Die Gestalt des umgebenden Landes erinnert an den Boden eines ausgetrockneten Sees. Sehr wahrscheinlich ist es, daß noch in den letzten Jahrhunderten der früher große See Veränderungen erfahren hat, die ihn auf sein jetziges Areal einschränkten. Die Höhe des Albert Edward⸗Sees ist auf 1008 m fest⸗ gestellt. Dieser See empfängt zablreiche, bei der Nähe der Schneeberge reichlich fließende klare kühle Zuflüsse; aber keiner seiner Zuflüsse ist sehr

roß. Der größte aus Ruanda kommende Südzufluß würde nach tanley’s Schätzung die entferntesten Quellen dieses Nilarmes ungefähr bis 1⁰ 10*s. Br. verlegen. Seine Ufer sind niedrig und setzen sich in weiten Flächen besonders gegen Süden und Westen fort. In der nach Nord⸗ osten ziehenden Bucht von Katwe liegen zwei größere Inseln, die etwa 30 m über den Seespiegel hervorragen und von denen eine „sich durch eine kalkartige Klippe bemerklich macht“. Beide sind stark be⸗ völkert. In der Terrassen⸗Ebene zwischen Ruwenzori und Albert⸗ Edward⸗See liegen einige kleine salzreiche Seen, die Stanley als Reste des großen Sees auffaßt, welcher einst bis über diese Stelle weg sich ausdehnte. Nach dem Ort, in dessen Nähe sie liegen, nennt Stanley sie die Salzseen von Katwe. Sie liegen um 13 m hböher als der Albert⸗Edward See, von dem sie durch die 60 m über sie erbobene Schwelle von Katwe getrennt sind. In diesen Seen steht eine sehr kräftige Salglake, deren feste Bestandtheile, größten⸗ theils Chlornatrium, nahezu 25 % der Fluͤssigkeit bilden. Das Wasser hat eine purpurrothe Farbe. Salz ist in großen Blöcken am Boden ausgeschieden. Der größere dieser Seen hat bei ungefähr 5 km Länge k— 1 ½ km Breite und 1 m Tiefe; der kleinere ist ein flacher Teich von 8 km Durchmesser. Ueber den Ufern dieser Salzseen scheinen Ablagerungen zu liegen, die für einst höheren Stand sprechen und in denen u. A. Herzmuscheln und Refte von Elephanten gefunden wurden. 8 Amerika. Alaska. Die mit astronomischen Bestimmungen an der Grenze zwischen Alaska und dem britischen Territorium be⸗ auftragte Expedition unter Leitung von J. H. Turner hat im Winter 1889/90 ihr Lager am Porcupine River, einem nordöstlichen Zufluß des Yukon, aufgeschlagen. Ihre ersten Ortsbestimmungen haben be⸗ reits den Nachweis geführt, daß die bisher als auf englischem Gebiet liegend bezeichnete Station Rampart House noch 20 Miles westlich von der mit mit dem 1410° L. zusammenfallenden Grenze auf ameri⸗ kanischem Gebiete liegt. („New⸗York Herald“, 2. Juli 1890.)

Eine Expedition in das Mount Elias⸗Gebirge haben auf Anregung der National Geogr Soc. in Washington Professor J. C. Russel und M. B. Kerr, Mitglieder der Landesaufnahme, Anfang Juli angetreten, von welcher sie am 2. Oktober zurückkehrten. Sie waren am 16. Juli an der Yakutai⸗Bai gelandet. Während Russel zunächst Gletscheruntersuchungen oblag und u. A. den mächtigen, in die Disenchant⸗Bat mündenden Hubbard⸗Gletscher entdeckte, nahm Kerr eine trigonometrische Messung der höchsten Gipfel dieses Ge⸗ birges vor. Diese Messung, womit auch eine Positionsbestimmung verhunden war, ergab nun das interessante Resultat, daß der Mt. Elias zweifellos auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten liegt, und daß die Höͤbenangabe für den Mt Elias und die benachbarten Gipfel viel zu hoch gegriffen sind. Mt. Elias ist nicht, wie nach Datis Messung. im Jahre 1889 anzenommen wurde, 19 500 F. (= 5840 m), sondern nur 13 500 F. (= 4120 m) boch, ist also nicht mehr der höchste Berg von Nord⸗Amerika, welche Ehre jetzt dem Mt. Wrangel in Alaska zukommt. Die Höhe von Mt. Cook wird von 16000 F. (= 4880 m) auf 10 250 F. (= 3120 m), diejenige des Mt. Vancouver von 13 100 F. (= 3990 m) auf 9400 F. (= 860 m) herabgesetzt. Diese allerdings erst vi. h Berechnung der Höhe des Mt. Elias nähert sich der ältesten Messung von La Pérouse aus dem Jahre 1786 mit 12 661 F. (= 3860 m). Sodann versuchte die Expedition eine Ersteigung des Gipfels, welche sie von Norden her in Angriff nahm, nachdem sie den Berg längs des Mt. Van⸗ couver und des Mt Cook umgangen hatte. Sie gelangte bis auf eine Höbe von 9000 F. (= 2740 m), wo ein heftiger, mehrere Tage anhaltender Schneefall zur Umkehr zwang.

Canada. Für die geographische Erforschung des großen Ländergebietes der Dominion ist trotz der großen Rührigkeit, welche Seitens des Department of Lands Survpey’s wie auch vom Geolog. Survey entfaltet wird, noch immer viel zu thun. Einer der

thätigsten Forscher auf diesem Gebiete ist der bekannte Geologe Dr. G. M. Dawson. Er zählte neuestens in einem Vortrage 16 rößere Flächen auf dem Kontinent auf, welche noch der Erforschung Von den 3 470 000 engl. Quadratmeilen (9 Mill. Quadrat⸗ Kilometer) welche die Dominion umfaßt, sind nach Dawsons Schätzung auf dem Festland allein 954 000 Quadratmeilen (2 ¼ Mill. Quadrat⸗ Kilometer) unbekannt. Die Ergebnisse der Campagne 1889 sind trotz mancher ungünstiger Umstände außerordentlich reichhaltig gewesen: Deville’s, des Leiters des Vermessungsamts, topo⸗ raphische Aufnahmen erstreckten sich vornehmlich auf Absteckung von isenbahnlinien und Vermessungen von neuen Ansiedelungen; außer⸗ dem wurde eine Triangulation der canadischen Rocky Mountains in Angriff genommen, durch welche zunächst das Dreiecknetz für die Detailaufnahmen festgelegt werden soll. Von der geologischen Auf⸗ nahme wurden nicht weniger als zehn Expeditionen entsandt.

Mexiko. Zu geologischen und zoologischen For⸗ schungen hat sich Professor A. Heilprin einen Monat in Aukatan aufgehalten: von Progreso ist er ostwärts bis Tunkas, südwaͤrts bis in das gebirgige Gebiet von Urmal und Tabias gereist. Seine Untersuchungen gaben ihm die Gewißheit, daß die Halbinsel nicht ein Korallenriff ist. Dann wandte er sich nach dem Plateau von Mexiko, wo er verschiedene der höchsten Gipfel bestieg. Seine baro⸗ metrischen Messungen bestäͤtigen allerdings, daß der Orizaba der höchste Berg von Mexiko ist, geben aber bedeutend höhere Resultate, als nach älteren trigonometrischen Messungen, namentlich von Alex. von Humboldt, der französischen geographischen Kommission und neueren mexikanischen Beobachtungen, angenommen wurde. Die Ergebnisse der Messungen sied: Piec von Orizaba oder Citlalepetl: 18 205 F. (= 5549 m, bisher 5450 m), Popokatepetl: 17 523 F. (= 5341 m, bisher 5420 m), Iztace'bust!: 16 900 F. = 9170 m, bisher 5105 m). Nevado de Toluca: 14 954 F. = 4598 m, bisher 4570 m). Die Stadt Mexiko liegt um 123 F. (= 37 m) niedriger, als nach der alten Aufnahme von 7470 F. E. 2277 m), welche Zahl als Basis für die alten trigonometrischen 9 ngen benutzt wurde. (Proc. Acad. Nat. Sci. Philad. 1890,

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Australien und Polynesien. Ueber die Erforschung der Belleriden Ker Rauge im nördlichen Queensland wird durch A Meston berichtet: die Expedition erstieg den mittleren höchsten Gipfel des Gebirges, 5240 F. (= 1600 m), vollführte die naturwissenschaftliche Erforschung des Gebirges, welche sie auch auf den nach dem Meere zu gelegenen 5000 F. (= 1500 m) hohen Mt. Bartle Frere ausdehnte, und kehrte am 19. August nach Cairnö zurück. Ausführliche Berichte über die gesammelten Pflanzen und Thiere werden von F. M. Bailey und H. Tryon beigefügt.

Polynesien. Auf Grundlage der englischen Seekarten und mit Benutzung der Aufnahmen des Kapitän Witt und der neuesten Vermessungen der deutschen Marine, namentlich des Kanonenbootes „Eber“, hat das Hydrographische Amt eine neue Karte der Marschall⸗Inseln in 2 Blatt (àA 1,50 ℳ) herausgegeben in 8 6 000 000. Die soll die veraltete Karte aus dem Jahre 1881 ersetzen.

Eine neue Gruppe von 7 kleinen Inseln hat Kapitän H. Dreyer, Führer des deutschen Dreimastschonerg „Neptun“, am 4. September 1888 nördlich von der zur Kermadei⸗Gruppe gehörigen Sunday⸗Insel entdeckt. Drei derselben sind durch niedriges Land mit einander verbunden. Die Höhe der hoͤchsten Insel schätzt der Ent⸗ decker auf 600 Fuß = 180 m (Ann. Hydrogr. 1890. S 380.)

Polargebiete. Die Expedition nach dem Nordpol, projektirt von Dr. Fridj. Nansen, erscheint gesichert, nachdem der norwegische Storthing einen Zuschuß von 200 000 Kronen bewilligt hat. Kein Zweifel, daß die übrigen Mittel im Lande schnell zu⸗ sammengebracht werden. Im Frühjahr 1892 wird die Fahrt an⸗ getreten werden.

Von seiner diesjährigen Sommer⸗Exkursion in Island ist Th. Thoroddsen nach Reptjavik zurückgekehrt. Ziel dieses For⸗ schungsausflugs war das Gebiet zwischen Borgarssord im S. und Gilsfjord im N. Obzwar in topographischer Beziehung nicht von beträchtlichen Resultaten begleitet, hat diese Reise desto bessere Er⸗ gebnisse in geologischer Hinsicht ergeben, zumal dieser Distrikt bisher von Geologen nicht besucht ist. Bei Durchstreifung der Halbinsel Snaefellines fanden sich bei dem auf der äußersten Spitze derfelben sich erhebenden Vulkan deutliche Beweise dafür, daß derselbe schon lange vor der Eiszeit seine eruptive Thätigkeit begonnen hat, welche er bis in die Neuzeit fortgesetzt.

Die schwedische Spitzbergen⸗Expedition unter Leitung von Kand. Gustav Nordenskiöld und Baron von Klinkowström ist am 20 September glücklich nach Tromsö zurückgekehrt. Aufgaben der⸗ selben waren hauptsächlich: geologische Untersuchungen, besonders der Koprolith führenden Triaslager der Juraschichten und der an Pflanzen⸗ versteinerungen reichen Tertiärlager der Eisfjorde und des Bel⸗ Sundes; Ergänzungen der 1861 und 1864 ausggeführten Rekog⸗ noszirung für eine Gradmessung; zoologische Untersuchungen, sowie Ergänzung der älteren hydrographischen Arbeiten der schwedischen Expeditionen. Die Expedition landete zunächst am Horn⸗Sund, von wo G. Nordenskiöld auf Schneeschuhen zu Lande sich nach dem Bel⸗Sund begab. Längster Aufenthalt vom 18. Juli bis 10. August im Eisfjord, wobei dessen verschiedene Buchten untersucht wurden. Nordwärts gelangten die jungen Forscher bis Lago, östlich von der Hinlopen⸗Straße, welche noch ganz mit Eis gefüllt war. Weiter nach N. war das Eis, soweit das Auge reichte, noch landfest. Da somit die Möglichkeit, bis zu den Sieben Inseln vorzudringen, eine äußerst geringe war, so wurde die Rückfahrt angetreten, auf welcher bei den norwegischen Inseln hydro⸗ Ffaphilche Untersuchungen angestellt wurden. Später wurden noch die Recherche Bai und Bel⸗Sund angelaufen und Gletscheruntersuchungen orgenommen.

Nr. 48 des Centralblatts der Bauverwaltung, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbei⸗ ten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Thätigkeit der preußischen Wasserbauverwaltung innerhalb der Jahre 1880 bis 1889. Personal. Nachrichten. Nichtamtliches: Vermischtes: Preisbewerbung zur Errichtung einer Hospitalanlage in Stuttgart. Architektur⸗ Ausstellung in Turin. Preisausschreiben zu einem gußeisernen Straßenbrunnen⸗Stock. Preisausschreiben der Warschau⸗Wiener⸗ Eisenbahn⸗Gesellschaft in Warschau. Gedenkblatt für die Hamburg⸗ Amerikanische Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft. Forth⸗ und Clyde⸗ Kanal. Staats⸗Eisenbahnbauten in Siam. .

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Einer telegraphischen Meldung der „Madb. Ztg.“ aus Biele⸗ feld zufolge wurde der holländische Sozialistenführer Nieuwenhuis, der dort in einer Versammlung eine Rede halten wollte, bei seinem Eintreffen auf dem Bahnhof polizeilicherseits fest⸗ Fertcfathh Es wurde ihm dabei ein Ausweisungsbefehl über⸗ geben.

Wie der „Voss. Ztg.“ aus Hamburg geschrieben wird, hat der dortige „Verein der Cigarrenfabrikanten von 1890“ am 28. v. M. eine Erklärung veröffentlicht, daß er sich in Folge der stetig steigenden Forderungen der Mitglieder des „Freundschafts⸗ Klubs der Hamburger Cigarrensortirer“ und des „Unter⸗ stützungsvereins der deutschen Tabackarbeiter“, die sich nicht allein auf die Lohnfrage, sondern auch auf die Entfernung der ihren Vereinen nicht angehörigen Mitarbeiter beziehen, veranlaßt ge⸗ sehen habe, seine Arbeiter, welche den genannten Fachvereinen ange⸗ hören, zu entlassen.

Aus Bonn wird der „FElberf. Ztg.“ berichtet, daß daselbst ein sozialdemokratischer Verein mit 52 Mitgliedern ins Leben getreten sei.

Die „Volks⸗Ztg.“ theilt mit, daß in München in einer Ver⸗ sammlung der Zimmergesellen beschlossen wurde, daß jeder Gendarm, welcher einen Fall von Sonntagsarbeit zur Anzeige bringe,

„schwächer.

Grades und zwei schirurgischen Tuberkelfällen. eu die beiden ihm von Prof. Koch übersendeten Fläschchen Lymphe der Assistance publique zur Verwendung in den

sodaß der betreffende Zimmermelster bestraft werde, aus dem General⸗ fonds der Münchener Zimmerleute 20 erhalten solle. Nach den Bebauptungen der Zimmerleute wären Uebertretungen der Be⸗ stimmungen über Sonntagsruhe nicht selten. ;

GEiner Meldung des „Wolff'schen Bureaus⸗ aus Pest zufolge kündigen die ungarischen fozialdemolratischen Organe an, daß am 7. und 8. Dezember der Parteitag der ungarischen Sozial⸗ demokraten in Buͤdapest stattfinden werde.

Rheinisch⸗Westfälischer Krankenkassentag. Der Rheinisch⸗Westfälische Krankenkassentag, der gestern zu Köln⸗ im Gürzenich unter dem Vorsitz des Ober⸗Bürgermeistes Bollmann (Bochum) tagfe, nahm die vom Referenten Redacteur Dr. Schmitz (Berlin) begründeten Abänderungsvorschläge der Kom⸗ mission zum Krankenversicherun gsgesetz an, stellte den zweiten Punkt der Tagesordnung, betreffend die Ein⸗ jiehung der Invaliden⸗ und Altersversicherungsbeiträge Seitens der Krankenkassen zurück und nahm alsdann eine von Dr. Busch (Krefeld) empfohlene Resolution an, nach welcher die Errichtung von Lungenheilanstalten empfohlen und dem Professor Koch der Dank für seine Entdeckung telegraphisch ausgesprochen wird.

Sparkassenwesen. Nach dem Ausweis der Staatosdepot⸗ und Consigna⸗ tionskasse haben, wie aus Paris telegraphisch gemeldet wird, die gewöhnlichen und die Nationalsparkassen in Frankreich im Lauf des Monats November für 23 600 000 Fr. französische Renten angekauft.

Nach des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 16, November bis incl. 22. November cr. zur Anmeldung gekommen: 340 Eheschließungen, 976 Lebendgeborene, 27 Todigeborene, 514 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

Das Koch'sche Heilverfahren.

Um das Koch'sche Heilverfahren gegen Tuberkulose auch in den Sanitätsdienst der Armee einzuführen, sind, wie bereits mitgetheilt, sämmtliche Corps⸗ Generalärzte zu einer Kon ferenz hierher berufen worden. Außer den preußischen werden voraussichtlich auch die Generalärzte der bayerischen, sowie des sächsischen und württembergischen Armee⸗Corps an den Berathungen und Demonstrationen theilnehmen. Die⸗ selben dauern der „Nat. Ztg.“ zufolge fünf Tage, vom 2. bis inkl. 6. Dezember, und werden durch den Ober⸗Stabsarzt Dr. Stricker vom Invalidenhause geleitet werden, welcher mit der Koch'schen Heilmethode ganz besonders vertraut ist. Zu diesem Zweck ist in dem Garnison⸗Lazareth in der Scharn⸗ horststraße eine besondere Versuchsstation organisirt worden, auf welcher einige zwanzig, mit Tuberkulose verschiedenen Grades behaftete Militärkranke vereinigt worden sind. Nach beendetem Kursus kehren die Generalärzte in ihre Garnisonen zurück, um dort ihrerseits in entsprechender Weise für die Weiterverbreitung des neuen Verfahrens Sorge zu tragen. Auf Anordnung des General⸗Stabsarztes von Coler sind schon seit mehreren Wochen die Militär⸗Lazarethe mit Injektions⸗ spritzen sowohl als mit Lymphe, so weit dies irgend möglich, versorgt worden.

n der „Klin. Wochenschrift“ kommt der Privatdozent Dr. O. Israel auf Grund anatomischer Untersuchungen zu dem Schluß, daß dem Koch'schen Mittel eine „Heilwirkung“ zuzusprechen sei.

Die städtischen Behörden von Klausthal haben be⸗ schlossen, den Geheimen Medizinal⸗Rath Professor Robert Koch zum Ehrenbürger von Klausthal, seiner Heimathosstadt, zu ernennen und seine Büste im Sitzungssaale der städtischen Behörden aufzuͤstellen.

Gestern wohnte in Köln einer Demonstration des Dr. Prior an mit dem Koch'schen Heilmittel behandelten Tuberkulosen eine größere Anzahl englischer und amerikanischer Aerzte bei. Die von Dr. Prior beobachteten Wirkungen des Heilmittels stimmen durchweg mit den anderweitig gemachten Wahrnehmungen überein.

Der Geheim⸗Rath Professor von Ziemssen in München theilte am Sonnabend in seiner Klinik seinen Hörern mit, daß zur Zeit 70 Phthisiker im Krankenhause sich in Behand⸗ lung mit dem Koch'schen Heilmittel befinden. Bis jetzt seien die Erfolge sehr befriedigende. Im Allgemeinen könne man sagen, daß bei den in Behandlung stehenden Patienten das Befinden ein besseres geworden sei; dieselben sehen besser aus, haben besseren Appetit, schlafen besser und der Husten hat bedeutend abgenommen. Anschließend an diese Mitthei⸗ lungen stellte der Herr Geheim⸗Rath dann einige Kranke vor, unter denen ein junger Mann war, der schon längere Zeit in Behandlung steht. Bei ihm kamen die Reaktionen gerade in der charakteristischen Weise vor, die Professor Koch angiebt. Trotz Erhöhung der Dosis wird die Reaktion immer Daraus resultirt, daß sich der Zustand des Patienten immer mehr dem Normalen nähert. Außer dem Münchener Sanatorium im Gumpenberghause hat ein Kon⸗ sortium noch das Adelmann’'sche Haus in Starnberg ge⸗ G um daselbst Kuranstalten nach Koch's Heilmethode zu errichten.

Das Großherzoglich hessische Ministerium hat den Ober⸗ Medizinal⸗Rath Neidhard zum Studium des Koch'schen Heilverfahrens nach Berlin gesandt.

In Metz haben die Impfversuche im Mathildenstift

begonnen.

In Meran sind zur Behandlung der Tuberkulose nach der Koch'schen Heilmethode schon mehrere Sanatorien errichtet.

In Gries bei Bozen haben die Impfungen in zwei Sa⸗ natorien unter Leitung des Sanitäts⸗Raths Mayrhofer be⸗ onnen. 8 Aus Paris liegen folgende Meldungen vor: Professor Péan hielt am Sonnabend in einem Hörsaale des Hospitals Saint Louis eine Vorlesung über die Entdeckung des Pro⸗ fessors Koch. Zahlreiche Aerzte waren anwesend. Pro⸗ fessor Péan erstattete Bericht über die von ihm angestellten Versuche und fügte hinzu: Wir sind derzeit in der der Versuche und können noch keine Schlüsse machen. Wir dürfen nicht hier weggehen und sagen: es sei bewiesen, daß Koch eine dauernde und heilbringende Entdeckung gemacht habe. Koch fand zweifellos ein Heilmittel, welches der Medizin nützlich sein wird; ob es uns dauernde Heil⸗ erfolge bringen wird, werden wir abwarten müssen.

In der Klinik des Prof. Cornil wurden die ersten Impfungen

mit der Koch’'schen Lymphe gestern vorgenommen, und zwar an je zwei Lupuskranken, zwei Phthisikern

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oͤffentlichen Spitälern geschenkt. Ein zu dem Ende zusammen⸗

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in München b Abschlag von 10 % der E der Industrirkedlen.“ A

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Repudlit aduzirt die Gehälter der Beamten 8. amderes setzt in der

gesetzter Verein hervorragender Persönlichkeiten der H yerischen Inseln hat beschlossern, dem Professor Dr. Koch ein Etablisse⸗ ment für die Aufnahme und Behandlung von Tuberkulosen anzubieten resp. zur Verfügung zu stellen.

Aus London meldet „W. T. B.“, daß Dr. Morell Mackenzie heute in seinem dortigen Hospital in Gegenwart zahlreicher Aerzte an zwei Lupuskranken und an einem an Kehlkopfschwindsucht Leidenden Impfungen mit der Koch'schen Lymphe vorgenommen hat.

Ein in Kopenhagen am 28. d. M. erschienenes Extraheft der „Bibliothek für Aerzte“ enthält den Vortrag, den Dr. C. J. Salomonsen am 25. d. M. in der Kopenhagener Medicinischen Gesellschaft über seine Studienreise nach Berlin gehalten hat. Dr. Salomonsen war auf Antrag des Gesundheits⸗Kollegiums nach Berlin gesandt worden, theils um Unterweisung in der Zubereitung der antituberkulösen Flüssigkeit sich zu verschaffen und theils um sich mit der Anwendung und der Wirkung derselben auf die Patienten bekannt zu machen. Er lobt die beispiellose Liberalität und das Entgegenkommen, womit alle Berliner Aerzte, sowohl ältere wie jün⸗ gere, zu jeder Tageszeit sich den fremden Aerzten zur Verfügung stellten. Alle hätten es offenbar für eine National⸗ pflicht erachtet, einer so großen Anzahl von Aerzten als möglich die Gelegenheit zu gewähren, die neue Kurmethode kennen zu lernen. Dr. Salomonsen meint, die dänischen Aerzte, die in diesen Tagen in so großer Anzahl Berlin besucht haben, würden wohl eine Form finden, um ihre Dank⸗ barkeit für die außerordentlich gute Aufnahme an den Tag zu legen.

Aus Sydney wird dem „Reuter'schen Bureau“ unter dem 27. November gemeldet: Die Entdeckung des Dr. Koch erregt das tiesste Interesse in den australischen Kolonien. Der Professor der Universität Sydney Anderson, der sich im Auftrage der Regierung von Neusüdwales nach Berlin begiebt,

um das neue Heilverfahren zu studiren, wird auch der Kolonie

Süd⸗Australien auf deren Ersuchen Bericht erstatten. Die Regierung von Neuseeland wird einen eigenen sachverstän⸗ digen Arzt nach Berlin entsenden, um sich mit der bahn⸗ brechenden Entdeckung bekannt zu machen. 8

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In Stockholm wurden am 29. November „W. T. B.“ zufolge die Antiquitäten⸗ und Kunstsammlungen des Juweliers Hammer, die einen Werth von 2 ½ Millionen darstellen sollen nach Deutschland verschifft, um in Köln versteigert zu werden.

„—, Das Bayerische Nationalmuseum hat in letzter Zeit eine sehr wesentliche Bereicherung erfahren, und zwar durch den Erwerb von 13 mit bayerischen Original⸗Volks⸗ trachten bekleideten Figuren. Die Köpfe und Hände derselben sind nach Entwürfen von Professor Flüggen von einem Bildhauer in Holz ge⸗ schnitten und dann von jenem Künstler bemalt worden Acht von diesen Figuren waren ursprünglich von dem „Comité zur Pflege bayerischer Volkskunde“ erworben worden, unmittelbar bevor sie nach Berlin verkauft werden sollten. Da das Nationalmuseum schon eine reiche Sammlung bayerischer Trachtenstücke besitzt, die jedoch in ihrer Vereinzelung bisher nicht zur Geltung kamen, so wurde unter dankenswerthem Entgegenkommen jenes Ceomités die käufliche Erwerbung für das Museum eingeleitet; reiche Scheakungen seltener Trachtenstücke durch zwei Comitémitglieder gesellten sich binzu, und auf diesen Anfängen fortbauend, kanfte das Museum neuestens weitere fünf Figuren Flüggens und erwarb noch mehrere andere vollständige Kostüme im Lande selbst. Die Auf⸗ stellung soll der „Allg. Ztg.“ zufolge im Laufe dieses Winters erfolgen, sodaß bis zum Frühjahr zunächst 13 Figuren, denen sich bald noch vier bis fünf weitere hinzugesellen sollen, den Anfang einer eigenen bayerischen Trachtensammlung bilden werden.

Den in Ost⸗Afrika gefallenen Deutschen soll, wie die „Staatsb.⸗Z.“ schreibt, in Sansibar ein Denkmal errichtet werden. Dieses wird gegenwärtig nach einem Modell von Professor Lürssen in dem Steinmetzgeschäft von Schleicher in Marmor ausgeführt, und zwar in derselben Gestalt, wie das für Apia be⸗ stimmte. Es erhält die Form eines Obelisken, der mit sinnbildlichen Ornamenten geschmückt ist.

(F) In der letzten Sitzung der schwedischen Gesell⸗ schaft fuͤr Anthropologie und Geographie in Stock⸗ holm erstattete Reichsantiguar Dr. Hildebrand cinen Bericht über die Höhlenfunde auf Stora Karlsö (Insel an der Westkütte von Gothland). Die Ausgrabungen in diesem Sommer, die von Dr. Kolmodin in Wisby geleitet worden sind, haben sich auf die äußere große und die innere kleine Höhle erstreckt, und hat man dabei bis 4,5 m Tiefe 29 Schichten ron Asche und ohle unterscheiden können. Während in den oberen Schichten Knochen in großer Menge gefunden wurden, nahmen sie nach der Tiefe zu immer mehr ab; in den untern Schichten fanden sich meistens Serhunds⸗ knochen. In 2,4 m Tiefe wurde eine schön gearbeitete Art aus Feuerstein nebst vielen Feuersteinsplittern und in den obersten Schichten Gegenstände aus Bronze und Eisen gefunden. Der wissenschaftlich interessanteste Fund wurde in der großen Höhle in der 29. Schicht gemacht. nämlich zwei Menschenschädel und mehrere Menschenknochen; bei diesen lagen viele Gerätbschaften aus Knochen und Feuerstein. Beide Schädel

gehören einer Rasse an, ihre Form ist noch etwas länglicher als die der

jetzigen Schweden. Die Menschenknochen sind meistens der Länge spalten, auf dieselbe Weise, wie verschiedene alte W⸗

knochen spalteten, um das sehr beliebte Mark erlangen. Wie Professor Retzius bemerkte, liegt die Vermutdung nabe, das die Höhlen⸗ bewohner auf Karlsö Menschenfresser gewesen seien; er marnte asb vor übereilten Schlußfolgerungen, da die sorgfältigste Unterfuchung ergeben habe, daß an keinem Knochen irgend eine Spur von der An⸗ wendung des Feuersteinmeffers bei dem Herausnehmen des Markes zu entdecken war. Um die Frage wegen des Kanntbaltsmus zu entscheiden, müsse man noch anderweite Funde abwarten.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. 8

EbbebE Laut einer in der „Gac 70 ders machung des Gesundheisamtes zu Madrid vom 20. ist die Cholera in der Provinz Valencie als erloschen zu betrachten.

Handel und Gewerbde.

Die Münchener „Allgemeine Zeitumg“ meldet

Vorgange der Saar⸗Industrit haben auch die St. Ingbert (Rbeinpfalz) unter Hinweis auf d

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rude beantragt. zir in Antrag zunächst unterbreitet gesehen und wird ihn bei der vmerx befürworten. mird, mit mir res, 2& Navemder, lagm emr „Damd. melchen der Nattenal⸗ dm Ireck. nnn

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