2 ber
r te 60 000 ℳ; für die Instandsetzung der Garnison⸗ -; -8 Rate, 740 000 ℳ Für das Trainwesen werden 278 900 ℳ, 1 236 000 ℳ weniger als im Vorjahre; für das Remonte⸗ wesen werden 790 100 ℳ, 309 600 ℳ mehr als im laufenden Jahre gefordert. Von dem Mehr 60 000 ℳ kommen auf die Einrichtung von Laufbahnen auf den Remonte⸗Depots und 225 000 ℳ zur Er⸗ richtung eines anderen Remonte⸗Depots, außerdem sind für größere Um⸗ und Neubauten auf den Depots 150 000 ℳ, 73 000 ℳ mehr als im Vorjahre angesetzt. Von dem Militär⸗Erzichungs⸗ und Bildungswesen sind 1 646 860 ℳ, 484 435 ℳ mehr als im Vorjahre be⸗ ansprucht, davon 280 000 ℳ für die Unteroffizter⸗Vorschule in Jülich. und 440 000 ℳ für die Unteroffizier⸗Vorschule in Wohlau. Für das Artillerie- und Waffenwesen sind 4 063 828 ℳ, 3 642 278 ℳ mehr als im laufenden Jahre, angesetzt. Es werden verlangt: 500 000 ℳ für ein Dienstgebäude der Artillerie⸗Prüfungskommission in Berlin; zur Beschaffung von Platzpatronen für das neue Gewehr für 1891/92 2 437 000 ℳ; für die Beschaffung von Munitionskartuschen für das Etatsjabr 445 828 ℳ; für den Bau eines Artillerie⸗Wagenhauses in Thorn 70 000 ℳ; für den Bau eines Artillerie⸗Wagenhauses in Magdeburg, erste Rate, 150 000 ℳ; für ein Pulvermagazin und Laboratorium in Koblenz, erste Rate, 75 000 ℳ Für das Ingenieur⸗ und Pionierwesen sind 281 500 ℳ, 748 500 ℳ weniger als im Vor⸗ jahre angggihe.gotbeingen werden 3728 970 ℳ gecgen 37 388 222 ℳ im Vorfahre verlangt. Von neuen eee. befinden sich darunter: 300 000 ℳ für die Erweiterung des Exerzierplatzes bei Saarburg; 10 000 ℳ erste Rate für eine Kaserne in Saarburg; für die Anlage von Schießständen, erste Rate, 1 980 500 ℳ; für die Errichtung von Kohlenbeständen und Kohlenlagerplätzen 132 970 ℳ; 10 000 ℳ, erste Rate, für ein Lazareth in Colmar; 30 000 ℳ, erste Rate für die Erweiterung des Lazareths in Dieuze, und 60 000 ℳ, erste Rate für die bauliche Instandsetzung der Garnison⸗Lazarethe in Elsaß⸗Lothringen.
Zu einmaligen Ausgaben im außerordentlichen Etat werden 19 327 760 ℳ verlangt, 181 163 645 ℳ weniger als im Etats⸗ jabre 1890,91. Unter diesen sind als neue Positionen hervorzuheben: 300 000 ℳ, erste Rate für die Erweiterung der Artillerie⸗Kaserne in
Stettin; 12 900 ℳ, erste Rate für eine Kaserne in Goldap und 30 000 ℳ, erste Rate für eine Kaserne in Gumbinnen.
Der Etat für das sächsische Reichs⸗Militär⸗Kon⸗ tingent weist an Einnahmen der Militärverwaltung für Rech⸗ nung der Bundesstaaten mit Ausschluß Bayerns 186 460 ℳ auf, 100 ℳ weniger als im laufenden Etatsjahre. Die fortdauern⸗ den Ausgaben belaufen sich auf 27 314 441 ℳ gegen 25 471 905 ℳ in 1890 /91. Die einmaligen Ausgaben im ordentlichen Etat auf 1 220 000 ℳ, 944 771 ℳ weniger als im Vorjahre, die einmaligen Ausgaben im außerordentlichen Etat auf 943 000 ℳ, 6 536 225 ℳ weniger als in 1890/91. Unter den letzteren befinden sich die Forderungen von 371 000 ℳ und 320 000 ℳ für den Neu⸗ au von zwei Kasernen in Dresden.
Der Etat für das württembergische Reichs⸗ Militär⸗Kontingent setzt die Einnahmen der Militär⸗ verwaltung für Rechnung der Bundesstaaten mit Ausschluß Bayerns wie im Vorjahre auf 117 547 ℳ an. Die Summe der fort⸗ dauernden Ausgaben stellt sich auf 16 870 326 ℳ, 1 104 187 ℳ mehr als in 1890/91; die einmaligen Ausgaben im ordent⸗ lichen Etat belaufen sich auf 1 350 576 ℳ gegen 1 948 816 ℳ im laufenden Etatsjahre; die einmaligen Ausgaben im außerordent⸗ lichen Etat auf 1 078 750 ℳ gegen 4 993 450 ℳ im Vorjahre. Unter den einmaligen Ausgaben sind 60 000 ℳ zur Erhöhung der Kohlen⸗ bestände, 275 600 ℳ für die Anlage von Schießständen und 750 000 ℳ als letzte Rate für die Erweiterung des Exerzierplatzes bei Stuttgart angesetzt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung. 111“
In Potsdam fand am Sonntag der sozialdemokratische Parteitag für den Regierungsbezirk Potsdam statt. Ueber die Organisation und Agitation in den Wahlkreisen des Re⸗ gierungsbezirks Potsdam sprach, wie wir dem „Berl. Volksbl.“ ent⸗ nehmen, Hr. Ewald. Im Verlauf der Diskussion stellte Wilh. Werner den Antrag: Die Delegirten des Parteitages für den Regierungsbezirk Potsdam stellen an die Parteileitung die Forderung, zur besseren Agitation für die Landbevölkerung durch Aus⸗ gabe zweckentsprechender Broschüren und Flugblatter die nöthigen Geldmittel aus der Parteikasse zu geben, um Wahlkreise des Bezirks damit bearbeiten zu können. Die Delegirten erklären, in ihren Wahl⸗ kreisen dahin wirken zu wollen, daß zur Vertheilung dieser Agitations⸗ mittel die nöthigen Kräfte vorhanden sind. Dieser Antrag sowie zwei Anträge des Rechtsanwalts Stadthagen: 1) Der Parteitag wählt ein Agitations⸗Comité, bestehend aus drei Mitgliedern, 2) Der Parteitag erachtet die Gründung von Arbeiter⸗ Bildungsvereinen, Diskutir⸗ und Leseklubs und von fachgewerblichen Vereinigungen möglichst in allen Orten für nothwendig — wurden genehmigt. — Zu dem zweiten, die Presse betreffenden Punkt der Tagesordnung wurde beschlossen: 1) Der Parteitag hält es für wünschenswerth, daß für die drei Kreise Teltow⸗Beeskow, Nieder⸗Barnim und Ober⸗Barnim ein Organ ins Leben ge⸗ rufen wird. Es bleibt dies den Kreisen überlassen. 2) Der Parteitag beschließt, die „Brandenburger Zeitung“ als Organ für Westhavelland und Ruppin⸗Templin anzuerkennen. — Angenommen wurde noch folgende Resolution: Der Parteitag protestirt gegen die Aufnahme der Bestimmung in die Gewerbe⸗ gesetz⸗Novelle, wonach Leiter von Strikes mit bis zu einem Jahre Gefängniß bestraft werden können, und erklärt sich mit dem Entwurf des §. 153, wie derselbe von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion eingebracht ist, einverstanden.
Wie der „Voss. Ztg.“ aus Hamburg berichtet wird, wurde in einer am 29. v. M. in Altona abgehaltenen Versammlung der ausständigen Cigarrenarbeiter festgestellt, daß bis jetzt 270 Cigarrenarbeiter und Sortirer brotlos geworden sind. Namens des Centralvorstandes des Unterstützungsvereins deutscher Tahackarbeiter wurde die Erklärung abgegeben, daß derselbe den Ausstand der Cigarrenarbeiter zur Vereinssache gemacht habe. g- Versammlung beschloß, den Kampf bis ausfs Aeußerste fort⸗ zusetzen.
Aus Chemnitz wird der „Volks⸗Ztg.“ geschrieben, daß die dortigen Wirker aus Anlaß des Strikes in der Stärker'schen Fabrik (Vergl. Nr. 278 d. Bl.) die Errichtung einer Produktiv⸗ genossenschaft, sowie die Ausgabe einer Kontrolmarke für Strumpfwaaren beschlossen haben. Durch die Einführung der Kontrolmarke hofft man die Arbeitgeber zur Zahlung der bean⸗ spruchten Löhne veranlassen zu können, falls die Arbeiter in ganz Deutschland sich verpflichten, nur solche Waare zu kaufen, welche mit dieser Marke versehen ist.
Auf dem sozialdemokratischen Parteitage in Halle war von dem Plan die Rede, für Elsaß⸗Lothringen eine sozialdemokra⸗ tische Zeitung zu gründen. Der Plan ist jetzt, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, zur Ausführung gelangt, indem am 26. November zum ersten Male die .Elsas⸗Lothringische Volks⸗Ztg.“ in Mül⸗ hausen zur Ausgabe gelangt ist.
Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 30. November geschrieben: Die Genter Sozialisten, die bisher den all⸗ gemeinen Ausstand nicht für genügend vorbereitet er⸗ achteten, sind jetzt bereit, sich an demselben zu betheiligen, falls die Revision der Verfassung und die Einführung des allgemeinen Stimm⸗ rechts nicht baldigst erfolagt. Die Antwerpener Sozialisten⸗ genossenschaft De Werker bewilligte, obschon sie nur wenig zahlreich ist, 5000 Fzanken für die Kasse des allgemrinen Ausstandes.
Uebrigens strömen Gelder zur Centralkasse aus dem In⸗ und Aus⸗ land in ganz ansehnlichen Beträgen herbei, Dank den von der Arbeiter⸗ partei versandten Quittungsheften. Erhebliche Summen kommen aus England und Amerika, nicht wenig auch aus Deuts
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Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in den preußischen Staaten
hat in seiner gestrigen Sitzung den Staats⸗Minister Dr. Del⸗ brück, der schon 88 vielen Jahren an der Spitze des Vereins steht, einstimmig auch für 1891 zum Vorsitzenden erwählt. Mit seiner Stellvertretung wurden Unter⸗Staatssekretär Magdeburg und Fa⸗ brikbesitzer H. Gimon bdetraut. Die Kassengeschäfte bleiben in den Händen des General⸗Konsuls Zwicker. Dem Bericht über die von Seidlit'sche Stistung war zu entnehmen, daß zur Zeit neunzehn junge Techniker aus den Mitteln der Stiftung unterstützt werden; sieben schieden aus der Reibe der Stipendiaten aus, darunter sechs nach Vollendung ihrer Studien, von fiebzehn Bewerbern erhielten acht neu das Stipendium. Der Verein beauftragte sodann den technischen Ausschuß mit der Ausarbeitung einer Petition an den Reichstag in Sachen des Industrieschutzes. Der Verein hat sich schon früher eingehend mit dieser Frage beschäftigt und der Regierung eine Anzahl Wünsche unterbreitet, die bei der Patentnovelle auch theilweise Berücksichtigung eefunden haben. Die bisher noch nicht berücksichtigten sollen nunmehr dem Reichstage unterbreitet werden. — Den Hauptvortrag des Abends hielt Ingenieur Stärken über das Grusonwerk. Der Redner hat an den großen Schießversuchen theilgenommen, welche kürzlich auf dem Werk veranstaltet wurden, und schilderte vor Allem die großen Fort⸗ schritte der Technik, welche bei diesen Versuchen zum Ausdruck kamen. — Eine wichtige technische Frage, die Prüfung der Zuverlässiakeit der gebräuchlichen Verfahrungsweisen zur Bestimmung des im Eisen enthaltenen Kohlenstoffs, hat der Verein zur Beförderung des Gewerb⸗ fleißes in den preußischen Staaten zum Gegenstand einer Preis⸗ bewerbung gemacht, für deren Lösung eine Frist bis zum November 1892 gegeben ist. Ferner wurde für die Ermittelung eines Ver⸗ fahrens, welches gestattet, den Zellstoff inländischer Hölzer entweder allein oder in Verbindung mit höchstens 50 % anderer Faserstoffe zu Gespinnsten zu verwenden, ein Preis von 3000 ℳ und eine goldene Medaille ausgesetzt. Bewerbungen um diesen Preis sind bis zum November 1893 einzureichen.
Kunst und Wissenschaft. Das Koch’sche Heilverfahren.
1“ Privatmann, welcher nach der von dem Staats⸗ Minister Dr. von Goßler am Sonnabend im Abgeordneten⸗
hause gemachten Mittheilung eine Million Mark zur Errich⸗ tung eines Krankenhauses für arme, an Tuberkulose leidende, und nach dem Koch'schen Heilverfahren zu behandelnde Kranke gespendet hat, n nach der „Nat.⸗Ztg.“ Herr G. von Bleichröder.
Im Diakonissen⸗Krankenhause zu Elbing sind gestern von dem dirigirenden Arzt Dr. Plenir die ersten Impfungen mit Koch'scher Lymphe an Lungenkranken vorgenommen worden.
Dem Leiter der Anstalt für Lungenkranke in St. Andreas⸗ berg Dr. Ladendorf ist Koch'sche Lymphe zugegangen. Dr. Ladendorf wird morgen mit den Impfungen beginnen.
Der unter elkasstsche Aerzteverein hat den Geheimen Medizinal⸗Rath, Professor Koch zu seinem Ehrenmitglied ernannt.
Aus Wien wird gemeldet: Die „Wiener Zeitung“ bringt den offiziellen Bericht der Sitzung des Obersten Sanitätsraths vom 29. November. Der Präsident eröffnete die Sitzung mit der Mittheilung, daß die nach Berlin entsendeten Mitglieder ihre Mission beendet haben und telegraphischer Meldung zufolge die Sendung Koch’scher Injektionsflüssigkeiten für die österreichischen Krankenanstalten abgegangen ist. Ober⸗Sanitäts⸗Rath Weichselbaum berichtete sodann über die Ergebnisse der Berliner Studienreise und gelangte zu nachstehenden Schluß⸗ folgerungen: 1) Koch’s Mittel stellt ein äußerst em⸗ pfindliches Reagens hinsichtlich des Bestehens tuberkulöser Prozesse im Organismus dar und bildet daher ein sehr wichtiges diagnostisches Hülfsmittel. 2) Die auf die In⸗ jektion eintretende Reaktion verläuft nicht immer nach dem von Koch beschriebenen Typus, sondern kann mannigfache Abweichungen darbieten, ohne daß gegenwärtig anzugeben möglich ist, welche Faktoren diese Abweichungen bedingen; deshalb und weil die allgemeine und die örtliche Reaktion mitunter einen sehr schweren, selbst lebensgefährlichen Cha⸗ rakter nehmen kann, ist eine fortwährende ärztliche Ueber⸗ wachung der mit dem Koch’schen Mittel behandelten Kranken und die Vorsorge für rasche ärztliche Hülfeleistung unumgäng⸗ lich nothwendig. 3) Ein sicheres Urtheil über die Frage der definitiven Heilung tuberkulöser Prozesse durch das Koch'sche Mittel allein oder in Verbindung mit anderen Behandlungs⸗ arten ist wegen der Kürze der Beobachtungsdauer dermalen noch nicht abzugeben, dagegen kann schon jetzt behauptet werden, daß die Alteration tuberkulöser Gewebe durch Koch'’s Mittel in der Richtung erfolgt, daß die Ausheilung des Krankheitsprozesses angebahnt wird. Ebenso ist anzunehmen, daß mit der Auffindung des Koch'’schen Mittels der Weg für die zukünftige Behandlung infektiöser Krank⸗ heiten angedeutet sei. — Der Oberste Sanitätsrath trat diesen An⸗ schauungen bei und beschloß auf Antrag des Professors Weichsel⸗ baum nach einer eingehenden Erörterung über die Anwendung des Koch'schen Heilverfahrens in Krankenanstalten und in der Privatpraxis sich dahin auszusprechen, daß eine objektive wissen⸗ schaftliche Prüfung des Koch'schen Heilverfahrens in Universitäts kliniken und jenen großen Krankenanstalten, wo die Bedin gungen streng wissenschaftlicher Untersuchungen erfüllbar sind, dringend geboten sei. Zu diesem Zweck seien die Kranken⸗ anstalten mit Injektionsflüssigkeit zu versehen, zugleich aber anzuhalten, über die Ergebnisse der Untersuchungen einen er⸗ schöpfenden wissenschaftlichen Bericht dem Ministerium des Innern vorzulegen. Weiterhin erklärte der Oberste Sanitäts⸗ Rath, ambulatorische Behandlung der Kranken nach dem Koch'schen Heilverfahren ohne andauernde ärztliche Ueber⸗ wachung sei unzulässig, und beantragte, die Anwendung des Heilverfahrens den Aerzten nur nach vorausgegangener An⸗ zeige bei der politischen Behörde und Nachweisung der Her⸗ kunft der Lymphe zu gestatten.
Der dirigirende Chirurg in den Brüsseler Kranken⸗ häusern, Dr. Sacré, der am vorigen Freitag von seiner Reise nach Berlin zum Studium des Koch'schen Heilverfahrens zurückgekehrt ist, hat sich über seine hier gemachten Beobach⸗ tungen und Erfahrungen sehr ausführlich und anerkennend vernehmen lassen. Obwohl er auch die Laienwelt vor über⸗ schwänglichen Hoffnungen eindringlich warnt, hält er sich doch überzeugt, daß das Koch'sche Verfahren eine in den Annalen der medizinischen Wissenschaft bis jetzt unerhörte Bedeutung erlangen wird. Von allgemeinem Interesse ist, was Dr. Sacré über die Injektionen zu diagnostischen Zwecken und über die seither erzielten Heilwirkungen sagt. In ersterer Beziehung konstatirt er, daß zuweilen tuberkulöse Patienten g2. das Koch’sche Mittel nicht reagiren, weil die Injektion nicht in genügender Dosis gemacht worden ist. Dies sei ein noch der Aufklärung bedürftiger Punkt. Bis jetzt gebe es keinerlei zuverlässigen Maßstab für die Größe der zu ver⸗
abreichenden Einspritzungsdosis, was übrigens Dr. Sacré, dadurch erklärt, daß Professor Koch früher, als. es in seiner Absicht gelegen und als seine Unter⸗ suchungen beendet waren, zum Hervortreten an die Oeffent⸗ lichkeit bewogen worden sei. Was die mit dem Koch' chen Mittel erzielten Heilergebnisse betrifft, so hält Dr. Sacré hierin mit anderen Autoritäten übereinstimmend, noch keines derse'ben für endgültig feststehend. Er hat in Berlin sämmtliche Mitarbeiter Koch's besucht, alle Aerzte, die In⸗ jektionen machen, er hat zahlreiche Kliniken durchmustert und giebt auf Grund der dort gemachten Beobachtungen sein Ur⸗ theil dahin ab, daß bis jetzt noch keine definitive Heilung vorliegt. Am 11. Oktober, erzählte er, wurden sechs Lupus⸗ patienten von Levy, Libbertz und Pfuhl geimpft; die Impfdosen wurden bis 1 cg stark genommen und der Lupus vernarbte. Aber als vierzehn Tage nach dieser Vernarbung von Neuem geimpft wurde, erschien der Lupus sofort wieder; die Patienten waren mithin nicht geheilt, weil sie auf die Impfung wieder reagirten. Sein Schluß⸗ resums faßt Dr. Sacré dahin zusammen, daß er den Kranken wohl erlaubt, zu hoffen, aber sie ernstlich warnt, an eine mit sofortiger Allkraft ausgestattete Panacee zu glauben. Was die Aerzte angeht, so wünscht Dr. Sacré, es möchte keiner eine einzige Injektion machen, ehe er nicht ein gründliches Studium an den Berliner Kliniken absolvirt habe.
Dem Pariser „Soir“ zufolge hat Prof. Koch denjenigen Aerzten, welche Einspritzungen mit einen Lymphe vornehmen, die Verpflichtung auferlegt, dieselbe nur für die Kranken in den Hospitälern zu benutzen. In Paris setzt Prof. Péan die Impfungen fort. Von den bereits behandelten Patienten weisen zwei an Lupus Erkrankte eine sichtbare Besserung auf, so daß eine Heilung nicht unwahrscheinlich scheint. Die Doctoren Hérard, Leon Petit und Gonel, welche aus Berlin Koch’'sche Lymphe mitbrachten, begannen gestern Impfungen an Kranken, die an Phthisis leiden. Es sind dies die ersten Versuche, welche bei solcher Erkrankung in Frankreich mit dem Koch’'schen Mittel vorgenommen wurden.
Der Banquier Cernuschi hat, wie weiter aus Paris ge⸗ meldet wird, an Pasteur einen Cheque auf 10 000 Fr. für das Comité zur Unterstützung fremder Studirender geschickt.
Der König Humbert von Italien hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern seinen Leibarzt sowie einen anderen Hofarzt zum Studium des Koch'schen Heilverfahrens nach Berlin abgesandt.
Handel und Gewerbe.
Die heute veröffentlichhe Wochen⸗Uebersicht der Reichsbank vom 29. November ergiebt bei einem gesammten Kassenbestand (einschließlich der Noten anderer Banken) von 793 061 000 ℳ eine Abnahme von 3,7 Millionen Mark, während der Metallbestand im Besonderen um etwas über 4 Millionen Mark sich der Vorwoche gegenüber vermindert; im Vorjahre erfuhr der Kassenbestand (807 810 000 ℳ) in der November⸗-Ultimowoche überhaupt eine Zunahme um 2 564 000 ℳ und der Metallbestand für sich eine Zunahme um 1,85 Millionen Mark; in 1888 betrug der gesammte Kassenbestand ultimo November 896 030 000 ℳ und stellte sich um 4 975 000 ℳ höher als in der Vorwoche, der Metall⸗ bestand hatte sich um 3,8 Millionen Mark vermehrt; in 1887 ergab sich bei einem Kassenbestand von überhaupt 824 958 000 ℳ eine Vermehrung um 3,4 Millionen Mark, und der Metallbestand im Besonderen hatte um etwas über 3 Millionen Mark zuge⸗ nommen. In dem diesjährigen letzten November⸗Ausweis haben ferner die Anlagen in Wechseln und Lombardforderungen sich um 32 370 000 ℳ vermehrt, im Vorjahre erfuhren die Anlagen eine Zunahme um 19,6 Millionen, in 1888 um 16,89 Millionen und in 1887 um 5 998 000 ℳ Der Notenumlauf hat in der letzten Novemberwoche 1890 eine Zunahme um 10 991 000 ℳ, in 1889 um 22,5 Millionen, in 1888 um 29,2 Millionen und in 1887 um 18 082 000 ℳ erfahren. Die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten er⸗ höhten sich in der letzten Novemberwoche 1890 um 10 991 000 ℳ, während 1889 eine Abnahme um 2 484 000 ℳ, in 1888 eine Abnahme um 3 146 000 ℳ und 1887 eine solche um 7 960 000 ℳ eintrat.
Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im November 1890 abgerechnet 1 274 119 900 ℳ gegen 1 769 806 200 ℳ im Oktober 1890 und 1 531 November 1889. .“
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kols
an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 1. Dezember gestellt 8583, nicht recht⸗ zeitig gestellt 766 Wagen, weil Zuführung in Folge der durch das Hochwasser eingetretenen Verkehrsstockungen nicht erfolgen konnte.
Resultate der beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin stattgehabten Subhastationen.
Zur Versteigerung stand das im Grundbuche von Niederbarnim Band 76 Nr. 3246 auf den Namen der Fr. Rentier Mathinka Müller, geborene Poppe, eingetragene, in der Calvinstraße 12 belegene Grundstück. Das geringste Gebot wurde auf 760 ℳ fest gesetzt. Für das Meistgebot von 208 000 ℳ erhielt der Maurer meister August Roloff und der Malermeister Max Hollaender, Beid zu Berlin, den Zuschlag, welcher sofort verkündet wurde.
Kassel, 1. Dezember. (W. T. B.) Serienziehung d Kurhessischen 40⸗Thaler⸗Loose: 7 14 56 121 146 223 22 295 377 398 482 509 528 586 606 624 653 664 674 677 678 760 775 776 779 809 971 975 987 1032 1183 1272 1285 1310 1321 1364 1434 1524 1567 1569 1585 1630 1683 1708 1714 1732 1738 1756 1767 1768 1773 1854 1870 1969 2045 2073 2130 2161 2197 2256 2266 2379 2384 2422 2424 2428 2496 2547 2577 2579 2684 2686 2761 2847 2875 2919 2939 2979 3005 3061 3127 3202 3214 3222 3253 3298 3311 3343 3453 3478 3533 3575 3597 3739 3771 3823 3840 3880 3899 3951 3966 3968 4010 4115 4213 4235 4257 4315 4456 4582 4591 4906 4915 4945 5057 5058 5074 5081 5138 5253 5254 5278 5327 5364 5389 5423 5489 5511 5576 5629 5630 5678 5710 5752 5765 5783 5796 5938 5992 6034 6131 6155 6219 6505 6367 6418 6523 6544 6583 6605 6607 6710. 86
Düsseldorf, 2. Dezember. (W. T. B.) In den Häfen des Niederrheins, namentlich des rheinisch⸗westfälischen Kohlenbezirks, sind die Verladungen in Folge des Hoch⸗ wassers und des darauf folgenden Frostes fast gänzlich eingestellt.
Leipzig, 1. Dezember. (W. T. B.) Kammzug⸗T handel. La Plata. 8 Januar 4,27 ½ ℳ, pr. Februar 4,27 ½ ℳ, pr. März 4,27 ½ ℳ, pr. April 4,25 ℳ, pr. Mai 4,25 ℳ, pr. Juni 4,25 ℳ, pr. Juli 4,25 ℳ, pr. August 4,25 ℳ, pr. September 4,25 ℳ, pr. Oktober 4,25 ℳ, November 4,25 ℳ Umfsatz 35 000 kg. Ruhig.
Meiningen, 1. Dezember. (W. T. B.) Serienziehung der 4 % Meininger Prämien⸗Pfandbriefe: 42 95 117 163 202 405 663 729 805 826 945 1159 1185 1354 1452 1525 1568 1631 1638 1658 1879 1980 1994 1999 2063 2067 2246 2395 2489
österreichischen 1864er Loose:
Ser. 3195. Weitere Serien:
148158]
456 200 ℳ im
EEI Grundmuster B. pr. Dezember 4,30 ℳ, pPpr.
2517 2523 2573 2597 2614 2615 2672 2678 2745 2932 2935 3036 10 3286 3307 3341 3396 3515 3598 3613 3619 3627 3897 3938.
Hamburg, 1. Dezember. (W. T. B.) Serienziehung der Köln⸗Mindener Prämien⸗Anleihe: 23 29 56 67 256 369 426 430 577 589 796 824 896 1019 1102 1443 1557 1588 1631 1700 1772 1867 1925 2035 2147 2170 2268 2287 2312 2503 2641 2658 2717 2772 2793 2797 2873 3060 3212 3419 3491 3663 3864.
Wien, 1. Dezember. (W. T. B.) Gewinnziehung der
1 150 000 fl. auf Nr. 48.
Ser. 2988, 20 000 fl. auf Nr. 36 Ser. 121, 10 000 fl. auf Nr. 72 Ser. 481, je 5000 fl. auf Nr. 70 Ser. 1970, Nr. 44
145 271 280 461 487 493 684 815
853 1369 1792 1816 2388 2412 2483 2526 2531 2666 3238 3486 3685 3969.
London, 1. Dezember. (W. T. B) Heute findet keine Woll⸗ auktion statt.
1 An der Küste 1 Weizenladung angeboten.
— 2. Dezember. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der Untersuchungskommission für die argentinischen Finanzangelegenheiten wurde noch kein Beschluß gefaßt und die Fortsetzung der Berathung auf heute vertagt. Dem Journal Financier“ zufolge dürften die Verhandlungen noch mehrere Tage
dauern; daß Argentinien über die temporäre Schwierigkeit hinweg⸗ geholfen werden müsse, sei im Prinzip zugestanden.
3 Glasgow, 1. Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen
von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4040 Tons gegen
99070 in derselben Woche des vorigen Jahres.
1 Bradford, 1. Dezember. (W. T. B.) Wolle fest, jedoch
noch unter London, Garne und Stoffe ruhig bei weichender Tendenz.
Paris, 1. Dezember. (W. T. B.) Legrand Devillers,
Direktor der Bank von Frankreich, ist gestorben.
8 Washington, 1. Dezember. (W. T. B.) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im Monat November um 6 130 819 Doll. abgenommen, im Staatsschatz befanden sich ult. November 675 860 187 Doll.
New⸗York, 1. Dezember. (W. T. B.) Visihle Supply an Weizen 24 528 000 Busfhels, do. an Mais 3 144 000 Bushels.
Submissionen im Auslande.
Dänemark. I. 12. Dezember, Mittags. Kopenhagen. Seefahrts⸗Verwaltung er Staatsbahnen. Helgolandsgade. 12. Lieferung von:
18 Jacken für Vollmatrosen und Andere
15 Westen 8 desgl.,
18 Paar Beinkleidern „
3 Winterröcken „ 18 See⸗Jacken 8 169 Paar Beinkleidern „ desgl.
II. 12. Dezember, Mittags. Dieselbe Behörde. Lieferung — Ganzen oder getrennt — von: I wollenen Hemden (Franklin Froks)
2) Bruststickereien auf 88 Wollhemden,
3) 169 Marinemützen,
4) 100 Regenröcken und 100 Südgnestern. 18 Lieferungsbedingungen in dänischer Sprache zur Einsicht beim Deutschen Reichs⸗Anzeiger.
Verkehrs⸗Anstalten.
Königsberg i. Pr., 2. Dezember. (W. T. B.) In Folge der milden Witterung ist das Eis auf dem Pregel mürbe; gestern sind mit Hülfe des Eisbrechers sechs Dampfer von Pillau eingekommen.
Erfurt, 1. Dezember. (W. T. B.) Das Königliche Eisenbahn⸗Betriebsamt meldet: Der zweigeleisige Betrieb auf
8 8 8
Brückenvorleute, Matrosen und Andere,
der Strecke Gräfenroda⸗Gehlberg wird morgen mit Zug 74.
wieder eröffnet.
Köln, 2. Dezember. (W. T. B.) dem Rhein hat die Köln⸗Düsseldorfer Dampfsch Gesellschaft ihre Fahrten eingestellt.
„Köln, 2. Dezember. Der Neckar und der Main bringen veen auf dem Main ist deshalb die Schiffahrt ge⸗ ossen.
Wegen Treibeises auf iffahrts⸗
London, 1. Dezember. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist beute auf der Heimreise in Southampton an⸗ gekommen, der Union⸗Dampfer „Tartar“ auf der Ausreise von Lissabon abgegangen; der Castle⸗Dampfer „Conway Castle“ und der Union⸗Dampfer „Pretoria“ sind gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen.
London, 2. Dezember. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Arab' ist heute auf der Heimreise in Southampton angekommen.
St. Petersburg, 2. Dezember. Aus Koslow wird be⸗ richtet, daß die 107 Werst lange Zweigbahn der Riäsan⸗Koslower Eisenbahn von der Station Bojowalensk bei der Stadt Rannen⸗ burg bis Dankow und Lebedjan dem Verkehr übergeben wurde.
Helsingfors, 1. Dezember. (W. T. B.) Da Thauwetter eingetreten ist, werden die Zugänge zu den Häfen durch Eisbrecher freigemacht.
Theater und Musik.
8 Königliche Theater.
In der Vorstellung der Oper „Fra Diavolo“ am Donnerstag im Opernhause sind Fr. Herzog, sowie die Hrrn. Rothmühl, Krolop und Lieban beschäftigt. Frl. Rothhauser singt zum ersten Mal die Pamella, Hr. Ernst den Lorenzo. — In der am Freitag zum ersten Mal in der Pariser Einrichtung stattfindenden Vorstellung des „Tann⸗ häuser“ singt Fr. Sucher die Venus zum ersten Male, ebenso 8. Leisinger die Elisabeth. Hr. Sylva giebt den Tann⸗ häuser, Hr. Betz den Wolfram, Hr. Mödlinger den Landgrafen. In der Anordnung der Tanzbilder und Tanzgruppen des Venusbergs hat sich Hr. Balletmeister Graeb genau an die Weisungen des Komponisten gehalten. Die neuen Dekorationen des vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff in Scene gesetzten, in der bühn⸗ lichen Einrichtung durch Hrn. Brandt ausgearbeiteten, vom Kapellmeister Sucher geleiteten Werks stammen aus den Ateliers der Professoren Gebrüder Brückner in Koburg, des Hrn. Quaglio in München und des Hrn. Hartwig in Berlin. — Im Schauspielhause geht am Mittwoch anstatt des „Marquis von Robillard“ die „Anna Liese“ in Scene.
Königliches Schauspielhaus.
Auf Allerhöchsten Befehl fand gestern Abend „Théatre paré“ statt. Zur Aufführung gelangte an diesem 250. Gedenktage des Re⸗ gierungsantritts des Großen Kurfürsten H. von Kleist’s Schauspiel „Prinz Friedrich von Homburg“, aus welchem die historische Gestalt des großen Hohenzollern in poetischer Verklärung zu uns redet. Der Vorstellung ging ein Prolog voran, der wiederum durch eine Ouvertüre stimmungsvoll eingeleitet wurde. In dem von Hrn. Kahle klar und markig vorgetragenen, von E. Taubert verfaßten Prolog weist der Dichter in weihevoller Sprache auf die Bedeutung des Tages und auf die geschichtliche Größe des gefeierten Helden hin, dem als den Begründer des preußischen Staatswesens alle folgenden Ge⸗ schlechter ein dankbares Gedächtniß bewahrten. — Was die Vorstellung selbst anbetrifft, so bewegte sie sich in den an dieser Kunststätte gewohnten vornehmen Bahnen, nur schien der feierliche Moment den Dar⸗ stellern noch mehr Frische und Temperament des Spiels zu verleihen als gewöhnlich. Die Aufführung des von warmer Vaterlandsliebe durchglühten Schauspiels fand denn auch bei den zahlreichen festlich gestimmten Zuschauern den herzlichsten Beifall, der auch in wieder⸗ holten Hervorrufen der Hauptdarsteller seinen Ausdruck fand. — Der Vorstellung wohnten Se. Majestät der Kaiser und König, Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Griechenland und andere Mitglieder der Königlichen Familie bei.
Deutsches Theater.
Die erste Aufführung von „Die Kinder der Excellenz“, Lustspiel in 4 Aufzügen von Ernst von Wolzogen und William Schumann, findet am Dienstag, 9. Dezember, statt.
Berliner Theater.
Die Hauptrollen in Franz von Schönthan’s und Gustav Kadel⸗ burg's Lustspiel „Goldfische“, das am Donnerstag zum ersten Male im „Berliner Theater“ in Scene geht, sind folgendermaßen besetzt: Joachim von Felsen: pcx Nollet, Erich: Arthur Stahl, Martin Winter: Albert Eckert, Emmy: Helene Odilon, Josephine von
öchlaar: Franziska Ellmenreich, Wolf von Pöchlaar⸗Benzberg:
riedrich Mitterwurzer, Mathilde von Koßwitz: Nuscha Butze, Hans Roland: Albert Schindler, Stettendorf: Arthur Kraußneck.
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Belle⸗Alliance⸗Theater.
Am Sonnabend, 6. Dezember, geht der bereits auf den Stadt⸗Theatern in Dresden, Hamburg, Köln und Magdeburg mit großem Erfolge gegebene lustige Schwank: „Familie Knickmeyer“ von Fritz Berend zum ersten Male in Scene.
Concerthaus.
Kapellmeister Meyder wird morgen zwei Novitäten zur Auffüh⸗ rung bringen, und zwar einen Walzer „Tout Paris“ von Waldteufel und ein Potpourrri aus der Operette „Der alte Dessauer“ von Findeisen.
Richard Wagner⸗Verein Berlin⸗Potsdam.
Gestern Abend veranstaltete der Richard Wagner⸗Verein Berlin⸗ Potsdam im Saale der Kriegs⸗Akademie eine Musik⸗Aufführung, welcher von 9Uhr an Se. Majestät der Kaiser und König, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessin Friedrich Carl, die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen, die Prinzessin Margarethe, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland und Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen beiwohnten. Der erste Theil des Abends brachte das Duett aus Händel’'s „Israel in Egypten“ „Der Herr ist der starke Hirt“, welches von dem Hauptmann von der Marwitz und dem Lieutenant von Schelling vortrefflich ausgeführt wurde. Ein Hr. Franz Fink spielte alsdann das von Wilhelmj eingerichtete Albumblatt Wagner's auf der Violine und zeigte sich als ein hervorragender Künstler, der mit Empfin⸗ dung und sicherer Technik zu spielen weiß. Frau Rosa Sucher von der Königlichen Oper trug vier Weihnachtslieder von P. Cornelius und die Arie der Elisabeth aus dem zweiten Aufzug des „Tannhäuser“, der Kammersänger Bulß Löwe's „Harald“ und „Siegfried's Schwert“ von M. Plüddemann vor; beide bereiteten mit ihrer Kunst den Zuhörern wie stets einen großen Genuß. Eine Ueberraschung bildete fuͤr die An⸗ wesenden der aus Wien für diesen Abend herübergekommene Hr. E. van Dyck, dessen großartige, sorgfältig geschulte Stimmmittel und lebendige Vortragsweise in Loge’s Erzählung aus dem „Rheingold“ und in Lohengrin'’s Erzählung aus dem 3. Akt geradezu hinreißend wirkten und einen mächtigen Eindruck hervorriefen. Den Schluß des Abends bildete der 3. Aufzug von „Parsifal“, welcher von den Hrrn. van Dyck, Bulß und . und dem Königlichen Opernchor ausgeführt wurde. Die musikalische Begleitung am Klavier hatte Hr. Lieutenant von Chelius übernommen, dessen außerordentliche, schon 18g bekannte künstlerische Begabung hier von Neuem vortrefflich zur Geltung kam, nachdem sie schon in der Begleitung einer Anzahl der vorerwähnten Lieder in dem besten und Fünftigsten Lichte er⸗ schienen war. Hr. Kapellmeister Sucher hatte die Beg eitung der Frau Sucher und der Einzelvorträge des Hrn. van Dyck übernommen. Se. Majestät gaben wiederholt Seine Befriedigung über den gebotenen Genuß zu erkennen und wohnten der Aufführung, welche um 11 Uhr endigte, bis zum Schluß bei.
Mannigfaltiges.
Von der Georgen⸗ ist, wie man der „Staatsb.⸗Ztg.“ schreibt, Ihrer Majestät der Kaiserin für den Zweck von Kirchen bauten in den bedürftigen Gemeinden ein Beitrag von 250 000 ℳ überwiesen worden.
Die Subkommission des Magistrats für das Luther⸗Denkmal hielt gestern im Verein mit Mitgliedern des Luther⸗Comités und des Gemeindekirchenraths von St. Marien nach vorgegangener örtlicher Besichtigung des Platzes am Neuen Markt unter Vorsitz des Ober⸗ Bürgermeisters von Forckenbeck eine Sitzung ab, in welcher beschlossen wurde, das Denkmal nicht vor der Kirche aufzustellen. Die Frage, 8 an welcher Stelle des Platzes das Denkmal errichtet werden soll, ob an dem Bürgersteig der Kaiser Wilhelmstraße oder mehr in der Mitte d Platzes, wurde einer späteren Beschlußfassung vorbehalten. Das Denk⸗ mal ist nämlich von Professor Otto entworfen unter der Voraus⸗ setzung, daß es nahe einem festen Hintergrunde zur Aufstellung ge langen werde, und dementsprechend ist auch die Hinterseite des Denk. mals behandelt worden. Bevor über die Platzfrage endgültig ent⸗ schieden wird, sollen der „N. A. Z.“ zufolge noch die ves des Denkmalsentwurfs feftgestenl werden, welche durch die Aufstellun 9 den vom Künstler bisher angenommenen Hintergrund bedingt werden.
8
Untersuchungs⸗Sachen.
Aufgebote, Zustellungen u. dergl.
.Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc.
. Verloosung ꝛc. von Werthpapieren Kommandit⸗Gesellschaften aa Aktien u. Aktien⸗Gesellsch.
1 Untersuchungs⸗Sachen.
C[EEg
Steckbriefs⸗Erledigung.
Der unterm 7. Dezember 1886 hinter den Kauf⸗ mann Heinrich Wilhelm Ludwig Bergmaun, geb. am 1. September 1861 zu Salzuflen, erlassene Steckbrief ist erledigt. EE11““
Altona, den 27. November 1890. Der Erste Staatsanwalt.
[46069] 3 Der Arbeiter Felix Theofil Kelch, zuletzt in Briest wohnhaft gewesen, geboren am 11. Januar 1864 zu Rospitz — E. 331/90 — wird beschuldigt, als Er⸗ satzreservist erster Klasse ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militär⸗ behörde Anzeige erstattet zu haben, Uebertretung gegen §. 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Derselbe wird — auf Anordnung des Königlichen Amtsgerichts hier⸗ selbst auf den 21. Januar 1891, Vormittags 10 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht zu Brandenburg a. H., Zimmer 41, zur Hauptver⸗ handlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Straf⸗ prozeßordnung von dem Königlichen Bezirks⸗Com⸗ mando zu Brandenburg a. H. ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Brandenburg a. H., den 12. November 1890. 1 Merten, Aktuar, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts.
[48161]
In der Strafsache gegen die Wehrpflichtigen:
1) Heinrich Schenk, geboren am 21. Juli 1867 zu Bitzen, zuletzt wohnhaft in Dünebusch,
2) Peter Eitelberg, geboren am 9. Mai 1867 in Breitscheid, zuletzt wohnhaft daselbst,
3) Wilhelm Jünger, geboren am 3. Juli 1867 zu Roth, zuletzt wohnhaft daselbst,
4) Erhard Knauz, geboren am 2. Januar 1867 in Biersdorf, zuletzt wohnhaft daselbst,
5) Friedrich Bläser, geboren am 15. August 1867 in Hommelsberg, zuletzt wohnhaft daselbst,
6) Jakob Bläser, geboren am 2. April 1867 zu Steineberg, zuletzt wohnhaft daselbst,
7) Wilhelm Eugen Radermeker, geboren am 24. Februar 1867 in Niederfischbach, zuletzt wohn⸗ haft daselbst,
8) Hermann Stracke, geboren am 12. Juli 1867 ““ zuletzt wohnhaft zu Niederfischbacher⸗
e,
gesetzbuches,
Recht erkannt:
auferlegt.
gehoben.
[48160]
[48191]
9) Albert Farnschlaeder, geboren am 25. Juli 1867 zu Mudersbach, zuletzt wohnhaft daselbst,
10) Heinrich Schipper, geboren am 8. Juli 1867 in Niederschelderhütte, zuletzt wohnhaft daselbst,
11) Johann Paul Joseph Klein, 11. März 1867 zu Wissen, zuletzt wohnhaft daselbst,
12) Joseph Maas, geboren am 31. Dezember 1867 in Kreuznach, zuletzt wohnhaft in Wissen,
13) Wilhelm Otto Moritz, geboren 31. Mai 1867 zu Wissen, zuletzt wohnhaft daselbst, 18
14) Romanus Rosenbaum, geboren am 1. März 1867 in Wissen, zuletzt wohnhaft daselbst,
wegen Vergehens gegen §.
hat die I. Strafkammer des Königlichen Land⸗ gerichts zu Neuwied am 17. September 1890 für
Die Angeklagten werden wegen Entziehung der Wehrpflicht, ein jeder zu einer Geldstrafe von 151 hundert ein und fünfzig — ; an deren Stelle im Unvermögensfalle je ein Monat Gefängniß tritt. Die Kosten werden den Angeklagten
Die durch Beschluß vom 9. Mai 1890 ausge⸗ sprochene Beschlagnahme des Vermögens wird gegen jeden Angeklagten bis zur Höhe von 300 — Drei⸗ hundert Mark aufrecht erhalten, im Uebrigen auf⸗
Vorstehendes Erkenntniß wird hierdurch im Wege des Strafvollzugs öffentlich bekannt gemacht Neuwied, den 26. November 189ö0. Der Erste Staatsanwalt.
Bekanntmachung. “ Durch Beschluß der Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Nordhausen vom 15. November 1890 ist die durch Beschluß desselben Gerichts vom 8. Mai 1890 ausgesprochene Vermögens des Joseph Heinrich Strecker, geboren am 10. Mai 1868 zu Dingelstädt — 10090 zu 14 — aufgehoben worden. Nordhausen, den 22. November 1890. Der Erste Staatsanwalt.
2) Aufgebote, Zustellungen und derl.
Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von Alt⸗Köln Band 6 Nr. 505 auf den
Oeffentlicher Anzeiger.
6. Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. 7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaft
8. Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. G 9. Bank⸗Ausweise.
10. Verschiedene Bekanntmachungen.
11 Uhr, geboren am Gerichtsstelle — Neue Flügel C, part., Saal 36, verst
steuer veranlagt.
etwaige
stück betreffende Nachweisungen,
140 Abs. 1 Straf⸗ ebenda, Flügel D., Zimmer
vermerks nicht hervorging,
widerspricht, widrigenfalls dieselben bei
rücksichtigten Ansprüche
herbeizuführen, widrigenfalls nach das Kaufgeld in Bezug auf den
Beschlagnahme des
[48183]
Namen der Handelsgesellschaft E. Schmidt u. Cpg. hier eingetragene, in der Grünstraße (Nr. 17/18) belegene Grundstück am 30. Januar 1891, Vormittags vor dem unterzeichneten Gericht — an Friedrichstr. 13, Hof, teigert werden. Das Grundstück ist weder zur Grundsteuer noch zur Gebäude⸗ Auszug aus rolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, Abschätzungen und vns. das Grund⸗ owie Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiberei, 41, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden An⸗ sprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungs⸗ — insbesondere derartige
LSsshneg. von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden Mark verurtheilt, ebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungs⸗ termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge⸗ boten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger dem Gerichte glaubhaft zu machen, b Feststellung des ge⸗ ringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen die be⸗ im Range Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die —
erfo Stelle des Grundstücks tritt Pas enngh be ne Stelle des Grundstücks tritt. Da eil über die 2 . Ertheilung des Zuschlags wird am 30. Jannar belegenen Hauses ist zur Abnahme der Rechnung des 1891, Nachmittags 1 ¼ Uhr, an Gerichtsstelle, wie oben bezeichnet, verkündet werden.
Berlin, den 24. November 1890. 1
Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 51.
In Sachen des Verkehrs⸗Inspektors August Oel⸗ mann in Braunschweig, Klägers, wider den Mühlen⸗ besitzer Otto Lütie von hier, jetzt in Weßnitz, Be⸗ klagten, wegen Hypothekkapitalzinsen, wird, nachdem auf Antrag des Klägers die Beschlagnahme des dem Beklagten gehörigen, hieselbst sub No. ass. 278 3 (früher No. ass. 183 II) belegenen Mühlengrund⸗ — stücks nebst allem Zubehör zum Zwecke der Zwangs. In der versteigerung durch Beschlus vom 7. d. M. verfügt.)
— die 8 — 1 im Grund-
uche am nämlichen Tage erfolgt ist. Termin zur wie .“ wangsversteigerung auf den 6. März — 2) efe ee Bertha Siegfried, jetzin orgens 11 Uhr, vor Herzoglichem Amtsgerichte frau des Reservedahnwärters Everling
hieselbst angesetzt, in welchem die Hypothekgläubige die Hypothekenbriefe zu überreichen hels w Königslutter, den 15. November 1890. Herzogliches Amtsgericht. rinckmeier.
[48182]
In Sachen des Maurermeisters H. Depold in Helmstedt, vertreten durch den Rechtsanwalt Semler in Braunschweig, Klägers, wider die Ehefrau des G Kaufmanns Carl Jürges, Marie, geb. Everding, zu Helmstedt, Beklagte, wegen Bürgschaft wird, nach⸗ dem auf Antrag des Klägers die Beschlagnahme des der Beklagten gehörigen, zu Watenstedt suh No. ass. 11 belegenen Brinksitzerwesens nebst In⸗ behörungen zum Zwecke der Zwangsversteigerung durch Beschluß vom 26. November d. Js. verfügt auch die Eintragung dieses Beschlusses im Grund⸗ buche am 26. d. Mts. erfolgt ist, Termin zur Zwangsversteigerung auf den 5. Februar 1891, Nachmittags 3 Uhr, vor dem unterzeichneten 8 Herzoglichen Amtsgerichte in der Kasten schen Gast⸗- wirthschaft zu Watenstedt angesetzt, in welchem die eemn die Hypothekenbriefe zu überreichen
ben. 1
Schöningen, den 26. November 1890.
Herzogliches Amtsgericht.
der Steuer⸗
besondere
zurücktreten.
[48185] 8 In Sachen. betr. die Zwangsversteigerung des zum Nachlasse des Arbeitsmannes Koehn gehörigen Wismar an der Weberstraße sub Nr. 1889 B.
des Verfahrens lgtem Zuschlag
Sequesters, zur ärung über den T plan, sowie zur Vornahme der Vertheilung T auf q 5 — 1890, Vor⸗ mittags 11 r, (Zimmer Nr. 8) bestimmt, zu welchem der Seguester die betheiligten Gländiger und der Vertreter des Schuldners hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Abrechnung des Sequesters und der Theilungspl. vom 8. k. M. an auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten ausliegen werden.
Wismar, den 26. November 1890.
Großberzogliches Amtsgericht.
[48194] 1 82 Zwangsvollstreckungssache der Firma J. K L.
Frank zu Braunschweig. Gläubigerin, wider
1) den Tischlermeister Heinrich Siegfried in Wolt⸗