ätten die Eingeborenen von Mutacça aufgereizt und seien 8 diesen nach Massikesse zu den Niederlassungen der ortugiesischen Mozambique⸗ Lompagni⸗ gezogen, hätten üeselben überrumpelt, die portugiesische Flagge herabgerissen und Paiva, Andrade, Gouveia, Rezende sowie den in portu⸗ iesischen Diensten befindlichen französischen Ingenieur C. de Llamby verhaftet. Das Personal der Mozambique⸗Compagnie und die portugiesischen Goldwäscher seien, ve olgt durch die
Engländer, gegen die Küste geflüchtet.“
Parlamentarische Nachrichten.
Dem Herrenhause ist der Entwurf einer Städte⸗ ordnung für den Regierungsbezirk Wiesbaden
zugegangen.
Kunst und Wissenschaft.
Das Koch'sche Heilverfahren.
Aus Paris meldet „W. T. B.“: In seinem Vortrage über die Behandlung mit Koch'scher Lymphe führte Professor Cornil am Sonntag aus, daß die Lymphe noch zu jenen Geheimmitteln gehöre, deren Anwendung gesetzlich verboten sei und die im Todesfalle des mit der Lymphe Behandelten die Hinterbliebenen zu einer Klage auf Schadenersatz berechtigen würde. Er habe daher auf seiner Klinik nur solche Personen geimpft, welche erklärt ätten, von eventuellen Rechtsfolgen abzusehen. Im Uebrigen ha es besser, die Belehrungen des Professors Dr. Koch selbst abzuwarten, als sich auf die praktischen Ergebnisse seiner ärztlichen Umgebung zu verlassen. Die Frage bezüglich des eventuellen Schadenersatzes soll den Rechtskundigen des hygie⸗ nischen Comités unterbreitet werden, welche dieselbe im Auf⸗ trage des Ministers des Innern begutachten sollen.
Dr. Pasteur erklärte in einem an den „Temps“ gerich⸗ teten Schreiben, die ihm von dem Korrespondenten der „Times“ in den Mund gelegten Aeußerungen über das Koch'sche Heil⸗ verfahren beruhten auf vollständiger Erfindung.
8 der Gesellschaft der Hospitalärzte zu Paris, nach der Akademie der Medizin die vornehmste ärztliche Körperschaft Frankreichs, berichteten Ferrand, Cuffer und Thibierge Mber ihre Berliner Eindrücke und Erfahrungen. Dem persön⸗ lichen Verdienste Koch's wurden alle drei in wärmsten Aus⸗ drücken gerecht, für die ihnen in Berlin allseitig bereitete Auf⸗ nahme zeigten sie sich sehr dankbar. Dagegen machten sie gegen die Anwendung des Koch'schen Mittels als Heilmittel weitgehende Vorbehalte. 1“
Die medizinische Akademie in Rom beschloß in ihrer Situng vom Sonntag mittels Akklamation die Absendung einer Depesche an ihr Mitglied, den Geheimen Rath Professor Dr. Koch, in welcher sie der Bewunderung über die groß⸗ artige Entdeckung Koch's Ausdruck giebt.
Graphologie.
Mo Strahl und E.
Mittwoch:
s 8
Wind. in 3 Aufzügen.
Emil Graeb.
Bar. auf 0 Gr.
v. d. Meeres red. in Millim.
Welt.
SO 5 heiter Bulthaupt.
SSO 2 bedeckt SW 1 bedeckt 2 bedeckt
Mullaghmore Feiien ]28 ristiansun Kopenhagen. 769 NO d Stockholm. 768 WNW. 2 heiter aparanda . 761. still wolkig t. Petersb. 763 N. 1 bedeckt Moskau 753 N 1 Schnee
Cork, Queens⸗ town. 761 OSO öbedeckt Cherbourg . 760 OSO Z3 bedeckt h . 765 O 3 wolkig EEEEEEEEqEEb—2-2* 1 wolkig ) amburg.. 768 O wolkig²) be. winemünde 768 NW bedeckt Neufahrwasser 765 N. wolkig Memel 71764 N — bedeckt 1“ 759 wolkenlos Künster. 765 wolkenlos Karlsruhe. 763 heiter Wiesbaden 765 wolkenl. ³) München . . 764 wolkig Chemnitz.. 768 bedeckt¹) Berlin 168. wolkig Wien 7768 wolkenlos Breslau . 1767 bedeckt
Jie d'Aix.. 756 Regen ö71761 wolkig Triest l 762 wolkenlos
¹) Reif. ²) Rauhfrost. ³) Reif. ⁴) Reif.
Uebersicht der Witterung.
Depressionen unter 755 mm liegen über Südwest⸗ und st⸗Europa zu beiden Seiten des Hochdruck⸗ gebiets, dessen Kern mit 771 mm über Süd⸗Nor⸗ wegen lagert. Bei schwacher meist südlicher bis öst⸗ licher Luftströmung ist das Wetter in Deutschland trocken, vielfach beiter und außer im Nordosten, älter, in dem Streifen Utrecht — Wien liegt die Temperatur mehr als 5 Grad unter Null, eine Aenderung der gegenwärtigen Wetterlage dürfte dem⸗
nächst nicht zu erwarten sein. 1 Deutsche Seewarte.
22 SS 88 85
Schumann.
80‿
Anfang 7 Uhr
cocchleoh teo D-Thoeeeeeeöenses
chöller. Jacoby'schen
Raben.
In Scene Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 251. Vorstellung. Taunnhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg. Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von E. Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur ö Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.
Schauspielbaus. 261. Vorstellung. Der Winkel⸗ schreiber. Lustspiel in 4 Aufzügen, nach einer Idee des Terenz von A. von Winterfeld. Vorher:
Kostümen
Genée. Binder. Hierauf: 32. Male:
Musik von J.
Der „Gazette de Bruxelles“ zufolge hat der dirigirende Arzt des Hospitals für rFachiti sche Kinder in Middel⸗ kerke Dr. Casse bei der Behandlung rhachitischer Kinder mit der Koch'schen Lymphe deutlich wahr nehmbare, günstige Resultate erzielt. Zahlreiche Kinder, an denen bereits schwere Operationen erfolglos vorgenommen worden seien, befänden sich nach dem Gebrauch des Koch'schen Mittels auf dem Wege der Heilung und Genesung.
Adolph Menzel’'s Werk ist soeben in der „Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft u München“, gleichsam als ein Angebinde zum heutigen funfundstebenzigsten Geburtstage des Meisters und zugleich als ein kostbares, Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich gewidmetes Weihnachtsgeschenk, erschienen. Einige Jahre haben dazu gehbi um dieses in Großsolio heraus⸗ gegebene Werk fertigzustellen. Es ist mit einem einleitenden Text versehen, welchen der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Jordan in Gemeinschaft mit Dr. Dohme verfaßt hat, und zwar nach eingehender Rücksprache mit dem Künstler selbst, um eine gewissermaßen authentische Schilderung der ver⸗ schiedenen Entwickelungsstufen des Meisters von seiner „Jugend“, seiner „Reife“ und seinem „Alter“ zu geben. Dieser Einleitung, welche eine Beschreibung der hervor⸗ ragendsten Werke Menzel's, oft mit dessen eigenen Worten, unter Einfügung kleinerer Reproduktionen der Ersteren enthält, folgt in zwei Bänden die stattliche Reihe der in photo⸗ graphischem Druckverfahren auf entsprechendem Papiere fixirten, nach Anordnung des Meisters selbst ausgewählten Werke vom Jahre 1834 bis jetzt, welche dieser theils in lithographischem Ver⸗ fahren, theils in Oel⸗, Wasser⸗ oder Gouachefarben geschaffen hat. Die Besitzer der Originale, an deren Spitze Se. Majestät der Kaiser selbst, Ihre. Majestät die Kaiserin Friedrich und Mitglieder des Königlichen Fensa stehen und denen sich die National⸗Gallerie, das Hohenzollern⸗Museum und viele Privatpersonen in Berlin, Wien, Dresden, Prag, Paris, London u. s. f. anschließen, haben CG die Vervielfältigung ihrer Schätze gestattet. Die National⸗Gallerie vor Allem ist im Stande gewesen, das reichhaltigste Material zu liefern; denn abgesehen von ihrem bekannten Besitze an Menzel'schen Oelgemälden (Friedrich's des Großen Tafelrunde, Flötenconcert, Abfahrt König Wilhelm's zur Armee 1870, Eisenwalzwerk), ist sie durch die Munifizenz Sr. Masestät des jetzigen Kaisers Eigenthümerin von mehr als tausend Studien IE“ welche der Meister nach Bildern, Geräthschaften, Kostümen, Waffen, Architekturen u. s. w. aus der Zeit Friedrich's des Großen in Blei oder Oel gefertigt hat. Durch diese Zu⸗ wendung ist der langgehegte Wunsch Kaiser Friedrich's in pietätvoller Weise erfüllt worden. Die National⸗Gallerie ist aber auch im Besitze von etwa fünfzig Bildchen, welche Menzel den Kindern seines verstorbenen Freundes, des General⸗ arztes Puhlmann, gewidmet hat, damit sie sich an Tauben, Hühnern, Fasanen, Rehen, Hirschen, Kakadus und den sie fütternden oder liebkosenden Menschen erfreuen sollten. Sie besitzt ferner auch die sämmtlichen Porträtstudien, die zur
Direktor Dr. Otto Devrient. Opernhaus. 252. Oberon, König der Elfen.
Die Recitative
rama Anfang 7 Uhr. 1“
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Zum 18. Male: Der Kampf
eutsches Theater. Zentc 9 ums Dasein. (La lutte pour la vie.) Sittenbild
Male: Die Kinder der Excellenz. Lustspiel in 4 Aufzuͤgen von Ernst von Wolzogen und William
Mittwoch: Die Kinder der Excellenz. Donnerstag: Die Haubenlerche.
Verliner Theater.
Mittwoch: Goldfische. Donnerstag: Kean.
Tessing-Theater. Dienstag: Sodoms Ende. Drama in 5 Akten von Hermann Sudermann.
Mittwoch: Die Augen der Liebe. Lustspiel in 3 Akten von Wilhelmine von Hillern. Der Vielgeliebte. dem Französischen von Franz von Schönthan. Donnerstag: Sodoms Ende.
Wallner-Theater. elix Schweighofer. osse in 3 Akten nach dee von Carl Laufs. 16. Male: In Hemdsärmeln. Schwank in 1 uf⸗ zug von A. Günther.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
In Vorbereitung: von Vanlos und Seterier. von Schönthan.
Victoria-Theater. Mit vollständig neuer Ausstattung. Romantisches Zaubermärchen in 5 Akten von Emil Pohl. compositionen des 3. Aktes von C. A. 1 Ballets unter Leitung des Balletmeisters C. Severini. esetzt vom Ober⸗Regisseur W. Hock. Anfang 7 ½ Uhr
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Direktion: Julius Fritzsche. zum 404. Romantische student. Operette in 3 Akten von F. Zell und R. Musik von Carl Millöcker. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. Mit durchaus neuer Ausstattung: Zum
Sonne und Erde. Ballet in 4 Bildern von F. Gaul und J. Haßreiter.
Balletmeister J. Gundlach.
Lustspiel in 1 Aufzug von A. C. Lessing. In Scene gesetzt vom Anfang 7 Uhr.
Vorstellung. Romantische Oper Musik von C. M. von Weber. von F. Wüllner. Ballet von Anfang 7 Uhr.
262. Vorstellung. in 4 Aufzügen von
und Erde.
ermäßigten Preisen.
Jagd. Sonnabend, den 20. Dezember.
leske Operette Eine neue
Heinrich Arthur Sullivan.
Dienstag: Zum ersten burg. Dienstag:
in 5 Akten von Alphonse Daudet. Eugen Zabel. Anfang 7 ¼ Uhr. Miittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Dienstag: Kabale und Gastspiel von Mitgliedern des
in 4 Akten von Fritz Berend. Mittwoch und folgende Tage:
Adolph Ernst-Theater.
in 4 Akten von Leon Treptow
Hierauf:
Schwank in 3 Akten nach Ferron. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Thomas-Theater. Alte Dienstag: Gastspiel von Direktion: E. Thomas. Dienstag:
1 Der Soldatenfreund. Mittwoch und folgende Tage:
Vorher: Zum freund.
Sonntag: Nachmittags⸗Vorstellung bei bedeutend Die Puppenfee. — Die
Mit neuer Aus⸗ stattung. Zum 1. Male: Die Gondoliere. Bur⸗ in 2 Akten von W. S. Gilbert.
Deutsch von F. Zell und R. Genése.
Belle-Alliance-Theater. Dienstag: Ensemble⸗ Wallner⸗Theaters.
1 Zum 4. Male: Familie Knickmeyer. Anfang 7 ½ Uhr. Familie Knick⸗
Dienstag:
94. Male: Unsere Don Inans. Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph .““
Der Soldaten⸗
Herstellung jenes großen Oelgemäldes erforderlich waren, welches Kaiser Wilhelm I. dem Meister zur Erinnerung an den Krönungsakt vom 18. Oktober 1861 in Königs⸗ berg aufgetragen hatte und welches durch die charakter⸗ volle Wiedergabe der bedeutendsten Persönlichkeiten des damaligen preußischen Staates ein Kulturbild ersten Ranges geworden ist. Ihr gehören außerdem die Farbenskizzen zur Ausschmückung des Tafelservices an, welches die Königliche Porzellanmanufaktur als ein Geschenk zur silbernen Hochzeit der Kronprinzlichen Herrschaften herzustellen hatte, sowie end⸗ lich die Originalzeichnungen zu den „Brandenburgischen Denk⸗ würdigkeiten“, welche Menzel bereits zu einer eit (1834 — 1836) lithographirte, als noch Niemand in Deutschland jene Thaten der ersten Hohenzollern wahr und getreu darzustellen versuchte. — Ein großer Theil dieser Jedermann zugänglichen Originale Menzel's findet sich im vorliegenden Werke wieder⸗ gegeben; daneben aber auch eine Fülle von Darstellungen aus allen Gebieten des menschlichen Daseins. Beispielsweise sei auf das in seinem zweiundzwanzigsten Lebensjahre gezeichnete „Vater Unser“ hingewiesen: es zeigt die Form eines Herzens, welches in zwei Reihen Engel durcheilen, die der oben thronende Gottvater den bedrängten, versuchten und verführten Menschen zur Befreiung von den Banden der teuflischen Gewalten entsendet; ferner auf die Vignetten zu „den Werken Friedrich's des Großen“, welche Menzel im Auftrage Köni Friedrich Wilhelm's IV. auszuführen hatte; endlich aber au die Schilderungen des deutschen Lebens in allen seinen Kreisen, vom einfachen Arbeiter, Handwerker und Bauer, dem Spieß⸗ bürger und geistlichen Herrn bis hinauf zu den Damen und Kavalieren der hohen und höchsten Kreise. — Er, der Schöpfer des volksthümlichen „alten Fritz“ und seiner Paladine, ver⸗ schmäht weder Menschen⸗ noch Gotteswerke darzustellen; was er bringt, hat er mit hingebendster Liebe sich erworben; daher verehrt ihn nicht blos ganz Deutschland; auch Frankreich, Italien und England bewundern seine Werke, und so steht er würdig an der Seite Albrecht Dürer's, unerreicht in dem, was er mit seinen beiden, zu gleicher Zeit arbeitenden e tausendfältig geschaffen hat. G. L— Z.
— Der Professor der Mathemathik an der Universität Würzburg A. Mayr ist, laut Meldung des „W. T. B.“, am Sonnabend in 8 8 chen bei seinem Sohne, dem Unter⸗Staatssekretär von Mayr, gestorben.
Nach Schluß der Redattion eingegangene Depeschen.
London, 8. Dezember. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus Sansibar von gestern gemeldet, daß Emin Pascha das Südende des Victoria⸗Sees von Mkumbi aus west⸗ wärts umschiffe und deutsche Stationen am Westufer des Sees errichte. (Vergl. die „Sammlung von Aktenstücken“ in der Ersten Beilage. D. R.)
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
“
dem afrikanischen Leben entnommen, arrangirt und in Scene gesetzt vom Direktor E. Renz. 4 arab. Vollblutschimmelhengste in des dressirt und vorgeführt vom Direktor E Renz. The Gold bird, geritten von Frl. Clot. Hager. Auftreten des phänomenalen Reitkünstlers Mr. 8. F. Clarke. Die berühmten 4 Akrobaten Gebr. Briatore. Mr. Rodgers, Luftgymnastiker. Auftreten der Reitkünst⸗ lerinnen Frls. Zephora und Gierach. Quadrille de la Grande⸗Duchesse, geritten von 16 Damen Komische Entrées und Intermezzos von sämmtlichen Clowns. Mittwoch: Auf vielseitiges Verlangen zum l. Male in dieser Saison: Die lustigen Heidelberger. Dazu auserwähltes Programm.
Musik von
Deutsch von
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Familien⸗Nachrichten.
1“ “
Herm. Rauh (Schwerin i. Meckl. — Cladow bei Fiddichow i. Pomm.). — Frl. Minna Schu⸗ macher mit Hrn. Louis Storch (Salzhennendorf — Hannover). — 1 Geboren: Ein Sohn:; Hrn. Dr. phil. F Bohnert (Hamburg). — Hrn. Berg⸗Assessor Mors⸗; bach (Elmen bei Magdeburg). — Hrn. Emil Etzold (Berlin), — Eine Tochter: Hrn. Amts⸗ richter Beselin (Kröpelin). — Hrn. Rechtsanwalt Koch (Sondershaasen). — Hrn. Hauptmann Meyer Straßburg i. Els.). — Hrn. Pfarrer P. Wolff Friedersdorf bei Seelow). — Hrn. Emil Lehm stedt (Magdeburg). — Hrn F. Girmann (Klein Ottersleben). — Hrn. C. Zilian (Schrombehnen). Gestorben: Hr. Geh. Sanitäts⸗Rath Dr. Joh. Wüstefeld (Neustadt O.⸗S.). — Hr. Ritterguts
Schwank
Zum
Gesangsposse . Couplets von
Jakobstraße 30. besitzer Herm Kickton (Sapuhnen) — Hr. Ritter
Zum 18. Male: schaftsrath Karl Friedr. Ernst Frhr von Wangen
heim (auf Neu⸗Lobitz). — Hr. Gerhard Mos (Biskra in Algerien). — Frau verw Dr. Auguste Raschkow (Breslau). — Hr. Rentier Eduard
Mauerhoff (Rastenburg). — Hr. Rechnungs⸗Rath
Anfang 7 Uhr.
a. Posse in 3 Akten “ Deutsch von Franz Concert-Haus. Dienstag: s Concert. Ouv. „Freischütz“, Weber.
Rossini. „Si j'etais roi“, Adam.
Dienstag: Zum 10. Male: Die sieben
Musik don G. Lehnhardt. Ballet⸗ vorgetr. von Hrn. Richter.
Raida.
Römischer Hof. Dienstag,
Concert⸗Anzeigen.
schuhläufer“, Walzer von Waldteufel. f. d. Harfe von Thomas, vorgetr. von Frl. Lemböck. „Lerne leiden ohne zu klagen“ f. Piston v. Holländer,
Franz Reichel (Patschkau). — Hr. K K. Lega⸗ tions Rath z. D. Dr. jur. Ludw. Geßner (Berlin). — Hr. Oekonom Otto Müller (Magdeburg⸗Neu⸗- stadt). — Frau Eugenie Heydel, geb. Müller (Berlin). — Hr. Gvmnasial⸗Direktor a D Karl Nauck (Königsberg N⸗M.). — Hrn Regie⸗ rungs⸗Rath Dr. Riesen Sohn Edgar (Breslau).
Carl eyder
„Semiramis“, „Die Schlitt⸗ „Barcarola“
Redacteur: Dr. H. Klee.
Berlin:
Abends 7 ½ Uhr: Verlag der Expedition (Scholz).
Concert von Alexandrine von Brunn. Daock der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗
Srülnstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Mit neuen
Dienstag: Bettel⸗
Male: Der Geöffnet von 12—11 Uhr.
wissenschaftlichen Theater.
Regie: Hr. 825
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturz ade r
. llungs⸗Park (Lehrter B. Am Landes⸗Ausstellung ven m1c. 8 estelꝛun ne) seeh. die Bekanntmachung der Hauptverwal⸗
Näheres die Anschl zog
8 Sieben Beilagen
(qeinschließlich Börsen⸗Beilage), (1 20)
der Staatsschulden, betreffend die Nieder⸗ lungng der im Etotsjahre 1889/90 durch die Titaungsfoo“. * asten Siaatsschulden⸗
Pantomimisches Im dunklen Erdtheil
Baver. Ballet⸗Arrangement vom
Anfang 7 Uhr.
Circus Renz. (Carlstraßev.) Dienstag, Abends ein P
ing in Leipzig,
ldenburg. vei. In dacrie u. Stempel⸗
(Einnahme von Iustitut 1i. Dezember.
trische Original⸗Pantomime fabrikation, —v die aren⸗Fabrik ꝛc.
deutschen
an demselben Admiral Freiherr von der Goltz
Verlobt: Frl. Helene Groth mit Hrn. Pastor
Sammlung
und fünf
295.
E r st e Beil a g 8 Anzeiger und Königlich Preußischen
Berlin, Montag, den 8. Dezember
Sammlung von Aktenstücken über Kolonialpolitik.
Dem Reichstage sind drei Sammlungen von Aktenstücken eitens des Reichskanzlers vorgelegt worden. Die erste be⸗ rifft die Ermordung von Deutschen in Witu und giebt das in Telegrammen, Noten, Berichten, Promemorias niedergelegte gesammte Material wieder, welches von der Für⸗ sorge der Regierung für die Interessen und die Ehre des n Namens, wie auch von dem Eifer der groß⸗ britannischen Regierung, den ihr aus dem Vorfall erwachsenen Verpflichtungen nachzukommen, ein beredtes Zeugniß ablegt. Der erste telegraphische Bericht über die Ermordung, welcher zugleich eine Mittheilung von dem Anerbieten des englischen General⸗Konsuls in Sansibar, zur Untersuchung ein Kriegs⸗ schiff nach Witu zu entsenden, enthielt, ging hier am 23. Sep⸗ tember d. J. ein. Noch an demselben Tage wurde Seitens des Auswärtigen Amts an den deutschen Botschafter nach London telegraphirt, daß die Regierung eine umgehende amt⸗ liche Untersuchung der Vorgänge in Witu er⸗ warte und daß dieser Wunsch der großbritannischen Regierung bekannt zu geben sei. Am 25. erfolgte die Antwort, daß Lord Salisbury dem General⸗Konsul in Sansibar den Befehl ertheilt habe, zur Untersuchung der Vorgänge in Witu ungesäumt ein Kriegsschiff dorthin zu beordern. Am 3. Oktober wird von unserem General⸗Konsul in Sansibar mitgetheilt, daß der dortige englische General⸗Konsul momentan kein Kriegsschiff verfügbar, ferner auch darauf hingewiesen habe, daß die englische Regierung die Oberhoheit über Witu noch nicht angetreten habe. An demselben Tage wurde der deutschen Botschaft in London von hier aus befohlen, die deutschen Ansprüche der dortigen Regierung gegenüber mündlich auf das Nachdrücklichste zu vertreten und dabei vorkommenden Falls zu betonen, daß eine etwaige Auffassung, als habe England die Schutzherrschaft über Witu, nach erfolgter Aufgabe der⸗ selben unsererseits, noch nicht angetreten, zu dem Schluß 88 würde, „daß wir selbst alsdann zum Vorgehen in Witu efugt sind.“ Am 8. Oktober traf die Antwort ein, Lord Salisbury habe sich durchaus bereit erklärt, die Wahrun unserer Interessen in Witu zu übernehmen; er wünsche jedoch, da Deutschland und England sich zu gemeinsamem Vorgehen in Witu vereinigen; der englische Admiral, welcher sich zur Zeit mit der ge⸗ sammten Flotte in Mozambique aufhalte, habe telegraphische Weisung erhalten, sich sofort nach Sansibar zu begeben, wo momentan kein einziges englisches Kriegsschiff stationirt sei. Der Admiral werde dem deutschen und englischen General⸗ Konsul den Vorschlag machen, mit ihm nach Witu zu gehen, um daselbst die Untersuchung einzuleiten und dann Vorschläge über die Bestrafung der Schuldigen nach London zu richten. Deutscherseits wurde dieser Vorschlag noch Tage angenommen und der deutsche angewiesen, eventuell dem deutschen General⸗Konsul ein Schiff für die Untersuchung in Witu zur Verfügung zu stellen, wozu S. M. Schiff „Schwalbe“ bestimmt wurde. Die beiden General⸗Konsuln begaben sich darauf mit der englischen Flotte nach Lamu, von wo aus der Sultan von Witu aufgefordert werden sollte, sich dort einzufinden. Dieser aber weigerte sich, vor den Konsuln zu erscheinen und die an der Ermordung Schuldigen auszuliefern. Die General⸗Konsuln kehrten nach Sansibar zurück, während am 24. Oktober die Feindseligkeiten dadurch begannen, daß der englische Admiral Freemantle mehrere Küstendörfer des Sultanats niederbrennen ließ; am 28. Oktober erfolgte die Einnahme Witus und die Zerstörung der Stadt durch Feuer. Die englischen Behörden in Lamu ergriffen auch die zum Schutze des deutschen Eigenthums erforderlichen Maß⸗ nahmen, obwohl die Expedition in Witu nichts zur Ent⸗ schädigung Verwerthbares vorgefunden hatte. Deutscherseits wurde in England nunmehr (am 8. November) unter dankenswerther Anerkennung der militärischen Maßnahmen der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die eng⸗ lische Regierung ihre Behörden anweisen werde, das Möglichste zu thun, um in Zukunft Leben und Eigenthum der Deutschen in Witu sicherzustellen und Schadensersatz für die durch die jüngste Katastrophe in Witu Betroffenen zu erlangen und die nach dieser Richtung hin zu unternehmenden Schritte des deutschen General⸗Konsuls zu unterstützen. — In der werden ferner der schon in Nr. 259 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 27. Oktober mitgetheilte schriftliche Bericht des General⸗Konsuls über die Ermordung der Küntzel'schen Expedition, d. d. 3. Oktober, nebst den gleichfalls publizirten drei Anlagen, sowie schriftliche Berichte über die auf Grund der Telegramme hier kurz skizzirten Thatsachen mitgetheilt; es befinden sich auch darunter die Seitens des deutschen General⸗Konsuls am 23. Oktober in Lamu erfolgten protokollarischen Vernehmungen des Kaufmanns Kurt Toeppen und des früherenStudenten FriedrichHaeßler aus Augsburg, ferner der Wortlaut der englischen Proklamation des Standrechts und der Ausschreibung von 10 000 Rupien auf die Ausliefe⸗ rung des Sultans von Witu.
Die zweite Sammlung der Aktenstücke betrifft Ost⸗ Afrika und stellt sich als eine Fortsetzung der früheren Be⸗ richte über die Bekämpfung und Unterdrückung des Aufstandes dar. Es sind darin Monatsberichte über die Lage in der Kolonie und ihren einzelnen Stationen enthalten. Der letzte derartige Bericht, welcher vom 2. November datirt ist, behandelt die Oktober⸗Ereignisse, welche indeß nur kleinere Streitigkeiten betreffen. Auf den drei süd⸗ lichen Stationen herrschte vollständige Ruhe; im Hinterlande von Saadani und im Kilimandscharo⸗Gebiet kamen kleinere Widersetzlichkeiten von Häuptlingen vor, vier Tagereisen hinter Bagamoyo mußte zur Bestrafung eines Ueberfalls ges ritten
Uebelthäter erschossen werden. M. Ftokes war am 11. September in Unyanaã. „ bis wohin er ohne jede Störung vorgedrungen war. De en Pascha 8 in Tabora in erster Linie mit sämmtlichen „ern einen Freundschaftsvertrag ah in seczeund die deutsche Flagge gehißt; auch u it mebreren Häuptlingen gleiche Verträge heutigen London sowohl Unyanyembe, als auch das Gebier T. B.“ meldet, diani von Ujui abtreten lassen. Die Araber getreteuvora haben ihm ein glattes
Broncegeschütz, sowie eine neunzehnläufige belgische Mitrail⸗ leuse nebst Munition freiwillig ausgeliefert und ihm außerdem zehn noch in Tabora befindliche und dem Hause H. A. Meyer gehörige Elfenbeinzähne im ungefähren Gewicht von 500 Pfund englisch überantwortet. Ende August verließ Emin Pascha Tabora, um sich über Usongo nach dem Victoria⸗See zu begeben. Von dem Südufer will Emin Pascha nach dem Westufer des Sees marschiren, um hier endlich eine Station anzulegen; die Anlage einer Station am Südufer will er Stokes überlassen. Aus Sparsamkeitsrücksichten ist den Wünschen Emin Pascha's auf militärische Besetzung einer bei Tabora gelegenen Mis⸗ sionsstation, obwohl des wichtigsten Etappenpunktes auf dem Wege nach den Seen, sowie auf Verstärkung und Nachschub zahen in der Hoffnung nicht entsprochen worden, daß Emin Pascha mit den ihm zur Verfügung gestellten Mitteln das vorgesteckte Ziel erreichen werde.
Die dritte Sammlung enthält die für die Regelung der Verhältnisse in Ost⸗Afrika maßgebenden Abmachungen, und zwar das deutsch⸗englische Abkommen vom 1. Juli (vergl. Nr. 165 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 10. Juli d. J.), ferner den in Nr. 282 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 22. No⸗ vember veröffentlichten englisch⸗-deutschen Notenwechsel über die Abtretung der Küste von Ost⸗Afrika Seitens des Sultans von Sansibar an die ost⸗ afrikanische Gesellschaft; drittens einen Notenwechsel zwischen dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts und der hiesigen französischen Botschaft über den Verzicht Frankreichs auf Einwendungen gegen die Erwerbung der festländischen Besitzungen des Sul⸗ tans von Sansibar und der Insel Mafia durch Deutschland und die gleichzeitige Anerkennung der Schutzherrschaft Frankreiche über Madagascar Ceitens Deutschlands. Des Weiteren ist der Küstenvertrag zwischen dem Sultan von Sansibar und der Deutsch⸗ostafrikanischen Gesellschaft und der vom 20. November datirende Vertrag der Kaiserlichen Regierung und der Deutsch-⸗ostafrikanischen Gesell⸗ schaft mitgetheilt.
Haus der Abgeordneten. 13. Sitzung vom 6. Dezember 1800.
Der Sitzung wohnen bei: der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. von Goßler, der Minister des Innern und der Finanz⸗Minister Dr. Miquel.
ortsetzung der ersten Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die öffentliche Volksschule.
Abg. Dr. von Stablewski: Der Entwurf bezwecke nichts weniger, als die Muttersprache von 3 Millionen Unterthanen des Staats hinweg zu dekretiren, obgleich der Staat nicht das mindeste Recht dazu habe. Daß die Religion ein Hauptgegenstand des Unterrichts in der Volksschule sein solle, sei für seine Partei nicht genug. Sie wolle sie als die Grundlage der gesammten Volks⸗ erziehung betrachtet wissen. Die Kirche sei ebenso wie der Staat an der Volksschule betheiligt. Sie wolle nicht nur Bürger des irdischen Staats, sondern solche des ewigen Staats erziehen. Daß mit den kirchlichen Behörden über den Entwurf kein Einver⸗ nehmen herzustellen versucht worden, sei ihr ein Beweis, wie wenig man die Kirche achte. Bei dem Volksschulentwurf vom Jahre 1850 habe man noch eine Reihe von Bischöfen befragt, heute aber, wo man selbst für die untergeordnetsten Fragen große Enqueten ver⸗ anstalte, habe man nicht einmal versucht, mit den kirchlichen Oberen zu einem Einverständniß über Prinzipienfragen zu kommen. Die des ganzen Gesetzentwurfs sei auch gegen diese gerichtet. Deshalb würden an dem Zustandekommen des Gesetzentwurfs nur Die⸗ jenigen ihre helle Freude haben, welche von dem Zoiespalt zwischen Kirche und Staat Vortheil für sich ziehen wollten: die Sozial⸗ demokraten. Die Befürchtung, daß ein evangelischer Lehrer katho⸗ lischen Religionsunterricht ertheilen könnte, sei durchaus nicht absurd. Auf den Gütern des Herrn von Schalscha sei dies jahrelang vorgekommen, und alle Bitten und Vorstellungen seien vergebens gewesen. Dadurch, daß man den Geistlichen ein Recht auf den Reli⸗ ionsunterricht gebe, würden die Schulen durchaus noch nicht Kirchen⸗ chulen. Heute solle sogar das Schulaufsichtsgesetz, das früher von den verschiedensten Seiten als ein Kampfgesetz bezeichnet worden sei, bestehen bleiben. Durch dieses 8 sei es möglich geworden, daß unter den Kreis⸗ und den Lokal⸗Schulinspektoren sich äußerst wenige Katholiken befänden. Wie solle da die Kirche einen wohl⸗ thätigen Einfluß ausüben, der doch in einer Zeit, wo die jugend⸗ lichen Verbrecher, wo der Indifferentismus, die Unbotmäßig⸗ keit, ja sogar die Feindschaft gegen die Kirche überhand nehme, am Nothwendigsten sei. Ebenso wie mit den Rechten der Kirche gehe die Vorlage aber auch mit den Rechten der Eltern um. Eltern und Gemeinden müßten große Opfer für die Unterhaltung der Schule bringen, hätten aber nicht das Recht zu erfahren, nach welchen Grundsätzen ihre Kinder unterrichtet würden. Es seien schöne Worte gewesen, welche der Minister gestern gesagt habe, daß das Volksschulwesen in keinem Gegensatz mit dem Leben der Gemeinden sich befinden solle. Eine praktische Folge solcher An⸗ sichten aber sei in der Vorlage nicht ersichtlich. Sei es denn nicht ein berechtigter Anspruch, daß die Kinder in der Volksschule die Sprache ihrer Familie, die Sprache ihres Gottesdienstes wenigstens lesen und schreiben lernten? Es sei eine Kränkung des natür⸗ lichen Rechtes, wenn die Möglichkeit genommen werde, nicht bloß das beste Unterrichtsmittel, sondern auch das beste Erziehungsmittel wirksam zu machen. In der Sozialdemokratie sei jetzt die Losung ausgegeben, die polnischen Landestheile zu erobern. Wenn sie bis heute dort noch keinen Boden gefunden habe, so sei dies den Bemühungen des vielverleumdeten Klerus, den Bemühungen der pol⸗ nischen Intelligenz zu danken. Wie könne die Schule die Aufgabe gegen die Sozialdemokratie übernehmen, wenn sie die Möglichkeit einer Kenntniß der Muttersprache nicht gewähre. Wenn der Minister sich entschließe, in den polnischen Landestheilen wieder der heimischen Sprache einen breiteren Boden zu gewähren, so könne er (Redner) fast die Bürgschaft übernehmen, daß man dort die Sozialdemokratie fernhalten und die polnischen Gebiete retten werde. Daß die Vorlage den Re⸗ ligionsgesellschaften für die Leitung des Religionsunterrichts einen Raum lasse, begrüße er; besser aber würde die Bestimmung in folgende Form gefaßt werden können: „Den Religionsunterricht in der Volksschule leitet der Staat unter einer von ihm begrenzten Mit⸗ wirkung der Religionsgesellschaften.“ Heute entscheide nirgends die Kirche, sondern immer der Staat. Der Staat führe die Religionshandbücher ein, und der Kirche bleibe nur das Recht, sie zu begutachten. Das Recht der katholischen Kirche auf die Lehrer, die missio canonica, werde heute von dem Staat bei der Volksschule gänzlich ignorirt, und der Minister eigne sich selbst die Rechte der Kirche an. Nirgends finde man in
dem Entwurf eine Bestimmung, was geschehen solle, wenn der Lehrer sich in einen Zwiespalt mit dem Glauben seiner Kirche setze, ein öffentliches Aergerniß gebe. Solle der Staat ihn dann doch in seiner Lehrthätigkeit belassen dürfen? Der Geistliche solle im ganzen Volksschulwesen immer nur als Staffage dienen, wirklichen Einfluß aber nicht erlangen. Alles das stimme nicht überein mit dem Satz, der in dieser schweren Zeit wirklich gerechtfertigt sei: daß man nicht das Trennende, sondern das Einende, nicht das Gegensätzliche, sondern das Versöhnliche hervorheben solle. Die Rettung der höchsten Güter des Christenthums und der Kultur hänge aber davon ab. (Bei⸗ fall bei den Polen und im Centrum.)
Abg. v. Buch: Eine befriedigende Lösung der großen Reform⸗ gesetzentwürfe könne nur erfolgen, wenn man schrittweise vorgehe. Auf dem Gebiet der Schule werde eine befriedigende Gestaltung nur möglich sein, wenn man sich in den Erörterungen fernhalte von theoretischen Prinzipien und sich auf den Boden der thatsächlichen Verhältnisse und praktischen Bedürfnisse stelle. Gerade bei dem Schul⸗ gesetz träten die Schwierigkeiten ganz besonders heran, welche in einer gleichzeitigen Behandlung der großen Gesetzentwürfe lägen. Die Schul⸗ reform solle erfolgen in engstem Zusammenhang mit der Organi⸗ sation der Landgemeinden, und da sei in erster Linie eine Regelung der Verhältnisse der kommunalen Verbände noth⸗ wendig. Man könne jetzt noch nicht beurtheilen, wie es mit der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gemeinden stehe. Es sei das erst möglich, wenn die Steuerreform zur Durchführung gelange, und wenn entweder durch Ueberweisung der Grund⸗ und Ge⸗ bäudesteuer oder durch Umgestaltung derselben zu Kommunalabgaben ein fester Boden geschaffen sei. Jetzt würden den Gemeinden ihre Auf⸗ gaben nur erschwert, wenn ihnen auf dem fremden Gebiete des Schul⸗ wesens neue Aufgaben übertragen werden. Trotz dieser Bedenken sei seine Partei gerne bereit, in die Verhandlung und Prüfung des vorliegenden Gesetzentwurfs einzutreten und das Zustandekommen des⸗ selben mit allen Kräften zu fördern. Selbst wenn das Gesetz jetzt nicht zu Stande komme, würden die Verhandlungen doch zu einer Klärung der Ansichten führen, die ebenso wie auf dem Gebiete der Steuerreform durch die vorjährigen Verhandlungen das Zustande⸗ kommen des Gesetzes in einer späteren Session wesentlich erleichtern könne. Die Einbringung dieses Gesetzes sei ein gewichtiger Schritt der Regierung zur Erreichung des Zieles, welches sie sich flit dem An⸗ fang dieses Jahrhunderts gesteckt habe. Was den Inhalt des Gesetz⸗ entwurfs betreffe, so begrüße seine Partei vor allen Dingen, daß der Gesetzentwurf an dem konfessionellen Charakter festhalte. Es sei das eine alte Forderung der konservativen Partei, von der sie unter keinen Umständen abgehen werde, und sie sei nicht in der Lage, den Wün⸗ schen, die von anderer Seite ausgesprochen und die auf Forderung des Simultanschulwesens gerichtet seien, auch nur einen Schritt ent⸗ gegenzugehen. (Bravo.) Für den konfessionellen Charakter der Schule genüge es aber nicht, wenn der Gesetzentwurf sage, es solle kein Kind ohne den Religionsunterricht seines Bekenntnisses verbleiben, es müsse auch der Lehrer derselben Konfession angehören, und seine Partei glaube, daß dies die Vorlage eigentlich als selbstverständlich voraus⸗ gesetzt habe, da sonst die Bestimmung derselben keine Bedeutung haben würde, daß, wenn die Zahl der Kinder 60 übersteige, eine eigene konfessionelle Schule errichtet werden solle. Seine Partei müsse aber daran festhalten, daß dies in dem Gesetz auch noch besonders klar gestellt werde. Mit dem Aufbau des Schulwesens auf die kommu⸗ nalen Verhältnisse sei sie einverstanden, und bereit, die Schulsozietäten zu beseitigen, denn sie halte an dem Alten nur fest, wenn es sich be⸗ währt habe, und die Schulsozietäten beruhten auf überlebten An⸗ schauungen. Sache der Kommission werde es sein, zu prüfen, ob die eigenthümlichen Verhältnisse in Hannover hier eine Ausnahme gestatteten. In konsequenter Durchführung des kommunalen Prinzips solle nach dem Entwurf der alleinige Besitzer eines Gutsbezirks für die Schul⸗ lasten aufkommen. Seine Partei sei sich darüber klar, daß hierin eine wesentliche Neubelastung des Großgrundbesitzes namentlich in den östlichen Provinzen liege. So hätten früher die Schulpatrone nur auf dem Gute gewachsenes Material zu liefern gehabt und nur sub⸗ sidiär für die Schullasten ihrer sogenannten Unterthanen gehaftet. Diese letztere Bestimmung sei in den letzten Jahren thatsächlich nicht mehr gehandhabt worden. Die Großgrundbesitzer hätten als Kirchen⸗ patrone eine größere Belastung, während ihre Lasten als Schulpatrone erleichtert worden seien. Durch dieses Gesetz sollten nun auch die Lasten der Schulpatrone erhöht werden. Es sei das die Konsequenz der Stellung, welche das Haus der Gemeindeordnung gegenüber eingenommen habe. Seine Partei verlange Beibehaltung der Gutsbezirke und wolle alle Konsequenzen hiervon tragen. Nach dem Entwurf solle eine Ver⸗ theilung der Lasten innerhalb der einzelnen Schulverbände nach demselben Maßstabe, wie für die Gemeindeabgaben erfolgen. Es sei aber zweifelhaft, ob dies unter allen Umständen ein gerechter Maßstab sei. Aus der Ueberweisung der Schullasten auf die Gemeinden folge, daß den Kommunalverbänden eine entsprechende Betheiligung an der Schulverwaltung eingeräumt werde. Es sei zweifelhaft, ob diese Folgerung für den Inhaber eines Gutsbezirks auch gezogen sei. Man wisse nicht, ob ihm dieselben Rechte zuständen wie dem Schul⸗ vorstande. In dem Entwurf sei hiervon nicht die Rede. Es könne also der, welcher die Schullasten zu tragen habe, von einem Lehrer aus dem Schulraum verwiesen werden. Bedenken habe seine Partei auch gegen die enge Grenze, welche der Selbstverwaltung in den Gemeinden gezogen sei. Eine strenge Aufsicht auf dem Gebiete des Schulwesens sei zwar nothwendig; aber über das Maß des Nothwendigen sei hier hinausgegangen, wenn der Schulverwaltung allein der Erlaß der allgemeinen Anordnungen und Festsetzungen übertragen sei. Die örtlichen Organe sollten hier eine entsprechende Mitwirkung haben. Die Rolle des Kreisausschusses sei eine sehr bescheidene geworden; seine Betheiligung beschränke sich lediglich auf eine Anhörung, und an seine Stelle sei der Bezirksausschuß getreten, obwohl derselbe in allen Fragen, wo es sich darum handele, örtliche Verhältnisse zu berücksichtigen, weniger geeignet sei als der Kreis⸗ ausschuß. Es könnten ja auch dem Kreisausschuß technische Mit⸗ glieder beigegeben werden. Was nun das Verhältniß der Ge⸗ meinden in Bezug auf die Ernennung der Lehrer betreffe, so müsse Vorsorge getroffen werden, daß nicht einer Gemeinde ein anderswo entlassener Lehrer aufoktroyirt werden könne. Bezüglich der Zu⸗ sammensetzung des Schulvorstandes hbalte seine Partei es nicht für angängig, daß ein Geistlicher einer von einem Ortsvorsteher geleiteten Schulsitzung beiwohne. Es sei das eine gewisse capitis deminutio des Geistlichen. Sie habe ferner Bedenken da⸗ gegen, daß die Mittel für die Lehrerbesoldung aus den Erträgen der Zölle den Schulverbänden überwiesen werden sollten. Man könne diese Mittel nicht eher festlegen, bis man wisse, was aus der Steuer⸗ reform werde. Auch seine Partei sei für Ueberweisung des Gesetz⸗ entwurfs an eine Kommission. (Lebhafter Beifall rechts.)
Abg. Dr. Windthorst: Die eben angehörte Rede, deren wobhl⸗ wollende Tendenz ihn sehr befriedigt habe, veranlasse ihn für die kommissarische Berathung einzutreten; nicht als ob er glaube, daß in einer dieslährigen kommissarischen Berathung das Gesetz zum Abschluß gebracht werden könne, wohl aber in der Richtung, daß die Kommissionsberathungen die Grundlage einer Dis⸗ kussion zu Hause bilden möge. Die v-x dieser Diskussion wünsche er ebenso lebhaft wie der Abg. Wessel. abet er glaube nicht, daß die Verabschiedung dieses Gesetzes. in der Art wie es vorliege, irgendwie die Diskussion bee könne. (Sehr richtig! im Centrum.) Sollte dieses Gesetz wirklich zu Stande