Miilion weniger ergeben habe als 1889. Das päpstliche Budget weise einen Fehlbetrag von 200 000 Fr. auf. Spanien. Deurch ein gestern unterzeichnetes Dekret werden die Cortes zum 2. März einberufen.
Schweiz. Das Budget für 1891 weist bei 78 037 500 Fr. Aus⸗ gaben 65 638 000 Fr. Einnahmen auf, was ein Defizit von 12 399 500 Fr. darstellt. Indessen ist zu bemerken, daß die außerordentlichen Kredite für das Heer mit eingerechnet sind. Das Al kohol⸗Monopol hat im verflossenen Jahre höhere Erträge geliefert als vorausgesehen worden. Das verkaufte
Quantum Trinksprit betrug 68 000 Meter⸗Centner oder 8000
mehr, als budgetirt worden. Gegenüber der budgetirten Summe (10 074 000 Fr.) ergiebt dies eine Mehreinnahme irca 1 400 000 Fr.
1— Nach Antra ves Bundesraths würde der Verfassungs⸗ Artikel, welcher hns Banknoten⸗Monopol einführen
s e n lauten:
solh selg vdenm — Ausgabe von Banknoten oder anderen gleich⸗
r thzeichen steht ausschließlich dem Bunde zu. 1,, ö das ausschließliche Recht zur Ausgabe von Beanknoten entweder auf eigene Rechnung durch eine unter gesonderter Verwaltung stehende Bank ausüben oder gegen Betheiligung an dem Reingewinn und vorbehältlich des Rückkaufsrechts an eine auf Aktien zu errichtende Bank übertragen, welche unter Mitwirkung und Auf⸗
Zundes zu verwalten ist. de Wndf 8 ihre Zweiganstalten dürfen in den Kantonen
b keiner Besteuerung unterzogen werden; dagegen sind die Kantone an
Reingewinn angemessen zu betheiligen. In Feriegszeiten kann der Bund für die Annahme von Bank⸗
noten oder anderen 8— ihm ausgegebenen Geldzeichen die Rechts⸗ verbindlichkeit aussprechen. Lan ie Kuefizumd dihe Bestimmungen geschieht auf dem Wege der Bundesgesetzgebung.“ 1 88 l ein Alinea hinzukommen, welches die Auf⸗ gaben der Bank darlegt. Die endgültige Redaktion desselben sollte in der heutigen Sitzung des Bundesraths festgestellt werden. Nach einem Telegramm des „Bund“ soll eine Anarchisten⸗Versammlung in Genf bei einem am 256. d. M. abgehaltenen Banket in heftigen Reden den Bundes⸗ rath und die dortige Polizeibehörde „zum Tode verurtheilt aben“. b Wie die „N. Z. Ztg.“ erfährt, soll am 11. Januar in Bellinzona ein Sozialisten⸗Kongreß stattfinden und demselben keinerlei Hinderniß in den Weg gllect werden. Der dortige Polizeikommissar erhielt von der Regierung nur den Auftrag, dafuͤr besorgt zu sein, daß keine Ruhestörungen stattfinden und daß eine von ihm bevollmächtigte Persönlichkeit
Wetterbericht vom 30. Dezember,
Shakespeare, n Morgens 8 Uhr. H
gesetzt vom 7 Uhr. Donnerstag:
0 Celsius
00 do 5 C. = 40R.
Bar. auf 0 Gr. in
u. d. Meeressp red. in Millim
Temperatur
8
Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm .
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wolkig Anfang 7 Uhr.
2 wolkenlos wolkenlos
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halb bed.
wolkenlos wolkenlos wolkenl. ¹)
wolkenlos wolkenlos
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ach Schlegel's Uebersetzung. In Scene ber⸗Regisseur Max Grube.
Hugenotten. Große Oper in 5 Akten von Meyer⸗ ch dem Französischen des Scribe, 75 Uhr.
Donnerstag: Zum ersten Male: Mein Freund Schwank in 4 Aufzügen von
beer. Text na
1eese 8 L arethe: Frl. Teleki, vom adt⸗Theater in Ham⸗
bes als Gast.) Anfang 7 Uhr. Lehmann. Schauspielhaus.
Beutsches Theater. Mittwoch: Die Kinder
bedeckt der Excellenz. bedeckt Donnerstag: Die Haubenlerche. Freitag: Die Kinder der Excellenz.
wolkig Tessing-Theater. Mittwoch: Zum ersten Male:
Dunst Auf der Höhe des Jahrhunderts. in 4 Akten von Ernest Blum und Raoul Tochs.
Donnerstag: Auf der Höhe des Jahrhunderts. bedeckt Freitag: Sodoms Ende.
bedeckt Victoria-Theater. Mittwoch: Zum 31. Male:
dem Kongresse beiwohne. Der bekannte Anarchist Amilcar Cipriani ist bereits dort eingetroffen, andere Sozialistenführer, wie Calso Cerretti und Andreas Costa werden erwartet.
Belgien.
Wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, arbeitet der frühere Minister Froͤre⸗Orban, ein entschiedener Gegner des allgemeinen Wahlrechts, gegenwärtig eine große Rede gegen dasselbe aus. Er will dieselbe, wenn möglich, sofort nach dem Zusammentritt der Kammern halten. Der kürzlich abgehaltene Parteitag der Radikalen hat sich fast ein⸗ stimmig für die Vertretung der Minderheiten und mit großer Mehrheit für die Einführung des Referendums ausgesprochen.
Zwischen Frankreich und dem Congostaat soll nach dem „Hamb. Corr.“ jetzt ein vollständiges Einvernehmen hin⸗ sichtlich der Congozoll⸗Tarife erzielt worden sein. Zwischen Portugal und dem Congostaat sind hinsichtlich des streitigen Congogebiets des Muata YNamwo die Verhandlungen aufs Neue aufgenommen worden. Kommt abermals keine Emigung zu Stande, so hat der Präsident des Schweizer Bundesraths
den Schiedsspruch zu fällen. Griechenland.
Der Deputirtenkammer soll unter anderen Vorlagen auch eine solche zugehen, durch welche das frühere Wahl⸗ system wieder hergestellt wird. 1
Die Regierung argwöhnt, daß eine größere Anzahl bewaffneter Flüchtlinge aus Kreta demnächst nach Kreta zurückzukehren beabsichtige, um dort Ruhestörungen zu erregen. Infolgedessen ist das zwischen dem Kap Sunion und dem Kap Matapan kreuzende Geschwader angewiesen worden, alle nach Kreta fahrenden Schiffe, welche Waffen oder Muniton an Bord führen, mit Beschlag zu belegen.
Rumänien.
Bukarest, 29. Dezember. Die Deputirtenkammer nahm heute mit 46 gegen 16 Stimmen das Rekruten⸗ kontingent für 1891 an. Im Senat brachte bei der Adreßdebatte ein Mitglied der Opposition einen Antrag ein, worin die Regierung aufgefordert wird, zu Gunsten der Rumänen in Ungarn zu interveniren. Der Minister des Aeußeren Labovary bezeichnete das Prinzip der Intervention als verwerflich und als für die kleineren Länder schädlich. Die Regierung werde treu und loyal ihre internationalen Pflichten erfüllen. Dies sei die einzige Politik, welche Rumänien gestatte, seine Selbständigkeit zu wahren. Betreffs der zu befolgenden auswärtigen Politik gab der Minister dieselbe Erklärung ab wie in der Kammer. Hierauf wurde der oppositionelle Antrag abgelehnt und die Adresse mit 66 gegen 3 Stimmen angenommen.
Anfang Gastspiel von Mitgliedern des
Tanz von Graeb. (Mar⸗
1. Vorstellung. Der Kauf⸗ Klaußmann u. F. Brentano.
C. A. Görner.
Ferron. Anfang 7 ½ Uhr
Thomas-Theater. Alte Anfang 7 ½ Uhr.
freund.
Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: Ensemble⸗ 111
letzten Male: Schlag auf Schlag. Posse m Opernhaus. 1. Vorstellung, Die 4 Atten Seeee und Franz Wallner. Musik von Julius Stern.
8 zeg.. n Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr:
mann von Venedig. Komödie in 5 Aufzügen sttaas⸗ 8 i bedeutend
von Shakespeare, übersetzt von A. W. von Schlegel. Lett h.a tehc, ne s en ag. 8. —— Märchen mit Gesang und Tanz in 6 Bildern
Musik von Stiegmann.
Adolph Ernft-Theater. Mittwoch: Zum 116. Male: Unsere Don Inans. Gesangsposse bedeckt Die nächste Aufführung von Der Sohn der in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von
bedeckt Wildniß findet am Sonnabend statt. Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph
8 “ : 5 t Il 8 wohig vrrüner he ter. Mittwoch: Golhstsche. annertnst Dieferbe Bgesteang Donnerstag, Nachm. 2 ½ Uhr: Die wilde Jagd.
Abends 7 ½ Uhr: Kean. Nebel Ferag⸗ 17. Abonnements⸗Vorstellung. Der Mittwoch: Zum 39. Male: Der Soldatenfreund.
Kaufmann von Venedig.
Jakobstraße 30.
Donnerstag und folgende Tage: Der Soldaten⸗
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der gestern im 5. Arnsberger Wahlkreise
(Bochum⸗Gelsenkirchen) stattgehabten Reichstags⸗ Ersatzwahl erlangte dem „W. T. B.“ zufolge 8 Kandidaten eine absolute Majorität. Es erhielten: Müllen⸗ siefen (natlib.) 16 100, Vattmann (Centrum) 15 900 Lenzmann (Demokrat) 1900 und Lehmann (Soz.) 8100 Stimmen. Zwischen den beiden ersten findet demnach eine Stichwahl statt.
— Graf Theodor zu Solms⸗Sonnewalde, erbliches Mitglied des Herrenhauses, ist am 28. d. M. gestorben.
— Im vierten Hildesheimer Landtagswahlkreise (Zeller⸗ feld⸗Ilfeld) ist für den verstorbenen Professor Dr. Drechsler der Ober⸗Bergrath Engels zu Klausthal, freikonservativ, mit 110 von 111 gültig abgegebenen Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
Nach Schluß der Redattion eingegangene Depeschen. 8
Preßburg, 30. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiser
traf Vormittags zur Eröffnung der neuen Donau⸗ brücke hier ein und wurde von sämmtlichen Ministern und den Deputationen der angrenzenden Komitate am Bahn⸗ hofe empfangen. Auf eine Ansprache des Bürgermeisters er⸗ widerte der Kaiser, die Besuche in Preßburg, für welches er aufrichtige Sympathien hege, und an welches sich her⸗ vorragende historische Erinnerungen knüpften, hätten ihn stets mit großer Freude erfüllt. Alsdann begab sich der Kaiser unter begeisterten Zurufen zur Einweihung der Donaubrücke. Die Stadt ist festlich geschmückt.
Konstantinopel, 30. Dezember. (W. T. B.) Der deutsche Botschafter von Radowitz ist gestern Abend nach Berlin abgereist.
Die Metropoliten von Heraklea, Darkos und Chalcedon begaben sich am Freitag in das Palais des Sultans, um diesem den kirchlichen Noth⸗ stand zu schildern und die Bitte auszusprechen, denselben durch Bewilligung noch einiger weniger Forde⸗ rungen des Patriarchats zu beendigen. Der russische Bot⸗ schafter Nelidow unterstützte die Vorstellungen der Metro⸗ politen, indem er durch den Ersten Dragoman der landes⸗ väterlichen Erwägung des Sultans anheim geben ließ, ob der Sultan nicht Angesichts der bevorstehenden Feiertage und des dringenden Bedürfnisses der Gläubigen es dem Patriarchat ermöglichen wolle, die Kirchen wieder zu öffnen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Olof Frhrn von Paleske (Lehsen). — Frl. Marie Dürschneidt mit Hrn Bürgermeister Paul Kurth. (Markneukirchen i. V.). — Frl Helene Hennig mit Hrn. Kammerger Referendar Alex Fürst (Berlin). — Frl. Marie Baucke mit Hrn. Dr phil Walther Gebensleben (Halle a S.) — Frl Lutse Snethlage mit Hrn. Lieut. Gerhard Snethlage (Koblenz — Metz). — Frl. Wally von Treitschke mit Hrn. Sec.⸗Lieut. von Anderten (Dresden — Oschatz). — Frl. Therese Weickert mit Hrn. Landwirth Karl Sachße (Leipzig. Eutritzsch — Weingenjena b. Jena). — Baronesse Lina von Korff mit Hrn. Louis Hogrefe (Wiesbaden). — Frl. Margarethe Schöning mit Hrn. Fabrikanten Heinrich Schönerstadt (Berlin). — Frl. Helene Theym mit Hrn. Kaiserl. Korvetten⸗Kapitän Alfred Gruner (Stettin— Wilhelmshaven). — Frl. Marie Schmidt zur Nedden mit Hrn. Reg.⸗Assessor Hugo Paetow (Schwerin i. M. —Stralsund). — Frl. Carola von Detten mit Hrn. Walter Berghaus (Berlin — Sansibar). — Frl. Else Doering mit Hrn. Assistenz⸗Arzt Dr. Rich. Magnus (Frankfurt a M. — Königsberg i. Pr.). — Frl. Sophie Düben mit Hrn cand theol. Friedr. Wagner (Junitz — Neeken i. A.). — Frl. Marie Wirth mit Hrn. Fabrikbesitzer Oskar Fromme (Leipzig⸗Gohlitz — Leipzig). — Frl. Hedwig Belger mit Hrn. Paul Keller (Chemnitz —Stollberg). — Frl. Margarethe Schröder mit Hrv. Gust Kemmet (Berlin). Verehelicht: Hr. Enno Goßmann mit Frl. Emmy Peters (Hannover — New⸗York). — Hr. Emil
Anfang
Unwiderruflich
Lustspiel
Concert⸗Anzeigen.
Concert-Haus. Mittwoch: Subseriptions⸗ Ball. Billets à 3 ℳ im Bureau des Hauses.
Schulz mit Frl. Marie Wegeleben (Kändler — Ebersdorf, Reuß j. L.). 8 1
,8. Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rittmeister Fries (Deutz). — Hrn. Geh. Justizrath Lucas (Berlin). — Hen. Major Grafen von der Goltz (Potsdam). — Hrn. Staatsanwalt von Benzon (Verden). —
Hrn. Rittmeister Grafen Groeben (Thorn). —
Eö1.“ 1) Rauhfrost.
Uebersich
Das barometrische einer Höhe von über
pPorl Obcocaoo +eocahaeaeghhenönemömn’m’
bedeckt
t der Witterung.
Maximum erstreckt sich mit 780 mm von dem norwegischen
Meere südostwärts nach den russischen Ostsee⸗ provinzen, in Wechselwirkung mit dem Depressions⸗ gebiete im Südwesten in Centraleuropa ziemlich lebhafte östliche Winde hervorrufend, unter deren
Einfluß fast allenthal
ben der Frost zugenommen hat.
In Deutschland dauert das trockene und vorwiegend
heitere Wetter fort,
nur in den füdlichen Gebiets⸗
theilen hat die Bewölkung etwas zugenommen. Am kältesten, unter Minus 15 Grad, ist das Wetter in der Nordhälfte Deutschlands, in Galizien, Ungarn und im südwestlichen Rußland. Im nordnestlichen und Innern Rußlands hat die Kälte abgenommen, eine Aenderung des Wetters ist nach der gegen⸗ wärtigen Wetterlage demnächst noch unwahrscheinlich.
Deutsche Seewarte.
FTheat Nönigliche Scha
er⸗Anzeigen. uspiele. Mittwoch: Opern⸗
haus. 271. Vorstellung. Neu einstudirt: Doktor
und Apotheker.
Komische Oper in 2 Akten von
Carl Dittern von Dittersdorf. Text nach dem Fran⸗
zösischen von Stephan Regisseur eglaf Zum Schluß: von L. Frappart und gestellt von Joseph Schauspielhaus. 2 Was ihr wollt.
i. In Scene gesetzt vom Ober⸗ Dirigent: Kapellmeister Kahl.
Wiener Walzer. In 3 Bildern
F. Gaul. Die Musik zusammen⸗ Bayer. Anfang 7 Uhr.
82. Vorstellung. Neu einstudirt: Lustspiel in 4 Aufzügen von
Die sieben Raben. Romantisches Zaubermärchen in 5 Akten von Emil Pohl. Musik von G. Lehn⸗ hardt. Balletcompositionen des 3. Aktes von C. A. Raida. Ballets unter Leitung des Balletmeisters C. Severini. In Scene Hesest vom Ober⸗Regisseur W. Hock. Anfang 6 ½ U
— —V;yO
Wallner-Theater. Mittwoch: Gastspiel von
Felix Schweighofer. Zum letzten Male: Lili. Vaudeville in 3 Akten von A. Hennequin und Th. Millaud. Musik von M. Hervé und Jul. Stern. Anfang 7 Uhr.
Donnerstag: Gastspiel Felix Schweighofer's. 8“ Nullerl. Volksstück mit Gesang in 5 Akten von Carl Morré. Musik von Vincenz Pertt.
Priedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Direktion: Julius Fritzsche. Mittwoch: Zum 11. Male: Die Gondoliere. Burleske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Deutsch von F. Zell und R. Genée. Musik von A. Sullivan. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapell⸗ meister Federmann. Anfang 7 Uhr. 8
Donnerstag: Die Gondoliere.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
burg. Mittwoch: Zum 39. Maler Der Kampf ums Dasein. (Ia lutte pour la vie.) Sittenbild in 5 Akten von Alphonse Daudet. Deutsch von Eugen Zabel. Anfang 7 ½ Uhr.
Donnerstag: Um 12 Uhr Mittags, zu ermäßigten Preisen: Matinée. Die Wildente. Schauspiel in 5 Akten von Henrik Ibsen. 1—
Abends: Der Kampf ums Dasein.
Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. Am Landes⸗Ausstellungs⸗Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglich Vorstellung im ITö Theater. Näheres die Anschlag⸗ zettel.
Circus Nenz. (Carlstraße.) Mittwoch, Abends 7 Uhr: Extra⸗Vorstellung: Mazeppa'’'s Ver⸗ bannung, oder: Die Rache Graf Rottorf's. Große historische Pantomime mit Ballet in 4 Ab⸗ theilungen. (In der 2. Abtheilung: Polnischer Nationaltanz) Neu arrangirt vom Direktor E. Renz. Die 4 Orientalen, dargestellt von 4 Herren mit arab. Vollblutpferden. 12 arab. Schimmel⸗ hengste, zusammen dress. und vorgef. von Herrn Franz Renz. Ifagar, Blumenpferd, vorgef. von Frl. Oceana Renz (Enkelin). Großes Hurdle⸗Rennen, geritten von Damen und Herren mit 24 Vollblut⸗ Springpferden. Miß Zelia Zampa. Luftgymnastikerin I. Ranges. Auftreten der Reitkünstlerinnen Frls. Zephora, Natalie und Mm. Bradbury, der Reit⸗ künstler Herren Bradbury und Burnell Fillis, sowie komische Entrées und Intermezzos von sämmt⸗ lichen Clowns.
Donnerstag: 2 Vorstellungen. Um 4 Uhr (1 Kind frei): Bacchus. Abends 7 ½ Uhr: Heidelberger.
e˙˙‧‧ Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Olga Schubert mit Hrn. Reg.⸗ Assessor Friedr. Krancke (Magdeburg). — Frl. Margarethe Chales de Beaulieu mit Hee, he. Lieut. von Ingersleben (auf Kunterstein — Berlin). — Frl. Anna Haertel mit Hrn. Kgl. Reg.⸗Bau⸗ meister Wilh. Schliebs (Breslau— Köln a. Rh). — Frl. Victoria von Laffert⸗Lehsen mit Hrn. Lieut.
Hrn. Reg.⸗Assessor Dr. Dultz (Oppeln). — Hrn. Fafese Haan (Mölbis b. Böhlen⸗Rötha). — Hrn. arl Stierwaldt (Leipzig). — Hrn. Max Grune⸗ berg (Berlin). — Hrn. Karl Beuster (Berlin). — Eine Tochter: Hrn. Hauptmann a. D. von Kauffberg (Steinbrücken b. Köstritz). — Hrn. Schleuther⸗Braßnicken (Königsberg i Pr.). — rn. Reg.⸗Rath Dr. voa Voß (Koblenz). — Hrn. aron Alexander von Rahden (Mitan, Kurland). — Hrn. Major Pape (Berlin). — Hrn. Dr. Kopfermann (Groß⸗Lichterfelde b. Berlin). — Hrn. Rittmeister von Skrbensky (Münsteri. W.). Gestorben: Hr. Rittmeister a D. Ed. von Müller Bonn). — Hr. Gutsbesitzer Aug. Wagner (auf dieder⸗Gimmel). — Verw. Frau Prof. Dr. Amalie Henriette Bülau, geb. Jäger (Leipzig). Hr. Herzogl. Oberförster Lucian Hoffmann (Run den S.⸗S.). — Frl. Anna von Wurmb (Schwenz). — Hr. Geh. Reg.⸗Rath J Pabst (Gotha). — Hr. Prof. Dr. jur. Rich. Woldem. von Frege (auf Abtnaudorf). — Hr. Königl. Landschafts⸗ Rath Bernh. von Borcke⸗Bonin (Bethanien Neu torney).
Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin: eeen Verlag der Expedition Hess 88 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei un rvünstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), und die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des e lichen Anzeigers ( Kommanditge 2llschaftes 290
Aktien und Aktiengesellschaften) für die Wo vom 22. bis 27. Dezember 1890.
zum Deutschen Reichs⸗Anz
eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1890.
“ Literatur. ““ 88 Geschichte. “
Ranke. Herausgegeben von Alfred Dove. Leipzig. Verlag von Duncker u. Humblot. (Preis 14 ℳ). — Das weitführende Unter⸗ nehmen der Weltgeschichte hat Ranke daran verhindert, Denkwürdig⸗ keiten des eigenen Lebens, in denen sich zugleich der allgemeine Gang der Begebenheiten des neunzehnten Jahrhunderts wiederspiegeln sollte, seinen darstellenden Arbeiten anzuschließen. Diesem Mangel hilft, soweit es aus dem Nachlasse zu ermöglichen war, das vorliegende Werk ab. Dasselbe zerfällt in vier Abtheilungen, von denen die erste Aufsätze zur eigenen Lebensbeschreibung, die zweite ausgewählte Briefe, die dritte Tagebuchblätter und die vierte eine kleine Nachlese verschiedenen Inhalts bringt. — Die Aufsätze zur eigenen Lebensbeschreibung bestehen in vier Diktaten, welche aus verschiedenen Jahrgängen herstammen. Die beiden von 1863 und 1869, von denen das eine die Jabre der Kindheit, den Aufenthalt auf den Klosterschulen Donndorf und Schul⸗ pforta und die Universitätsjahre, das andere den Aufenthalt in Frank⸗ furt a. O. (1818 — 1825) umfaßt, gewähren einen ziemlich vollständigen Ueberblick über die jugendliche Entwickelung Ranke’'s bis zu dem Punkt, wo seine historische Thätigkeit beginnt. In den Diktaten von 1875 und 1885, welche die Erzählung der persön⸗ ichen Lebensbegegnisse nur dürftig fortsetzen, wird im Grund⸗ iß dargelegt, in welchen Beziehungen zu den Erscheinungen der Zeitgeschichte die Studien und literarischen Arbeiten des großen Historikers standen. — Der Abriß des Lebenslaufs erhält eine sehr erfreuliche und werthvolle Ergänzung durch die 329 ausgewählten Briefe, welche sich in der zweiten Abtheilung finden. Von diesen nd 175, mehr als die Hälfte, an Familienmitglieder gerichtet: 73. an den Bruder Heinrich, welche höchst interessante Aufschlüsse über die innere Entwickelung des Historikers enthalten, 65 an die Gattin, welche sich durch lebendige Schilderung äußerer Begegnisse auszeichnen, 25 an den Bruder Ernst, welche besonders bezüglich der letzten Lebensjahre merkwürdig sind, ꝛc. Von den anderen Briefen seien erwähnt: die an den Freund Heinrich Ritter, welche die Haupt⸗ quelle für die große Studienreise sind, die an den König Max von Bayern, höchst anziehenden Inhalts, und die an Waitz, Giesebrecht und Hein⸗ rich von Sybel, von welchen Ranke in einem Brief sagt, daß sie seine „Gloire als Lehrer“ seien. Die Briefsammlung ist in sechs durch äußere Momente von einander getrennte Abschnitte eingetheilt: am Eymnasium zu Frankfurt a. O., an der Universität Berlin vor der Studienreise, auf der Studienreise in Wien und Italien, nach er Heimkehr bis zur Vermählung, von der Vermählung bis zum Tode der Gattin, in der Wittwerzeit bis ans Ende. In der Frank⸗ furter Periode sehen wir aus dem Hintergrunde philosophischer Ideen und klassischer Studien den Verfasser der romanisch⸗germanischen Ge⸗ schichte hervortreten; die erste Berliner Zeit vergegenwärtigt neben dem Anfänger auf dem Katheder den Verfasser der Geschichte von Fürsten und Völkern; in Wien und Italien legt der Schilderer der serbischen Revolution den Grund zu künftigen Meisterwerken; zwischen Heimkehr und Hochzeit fällt außer der historisch⸗politischen Zeitschrift und den schulstiftenden storischen Uebungen die Schöpfung der „Päpste“ und der Reformations⸗ schichte; der Zeit des Ehestandes gehören die Abfassung der preußischen, der englischen Geschichte und des Wallenstein, wie auch die Begründung der historischen Kommission in München an; den Zittwertagen sind die letzten Hauptschriften, vom Ursprung des sieben⸗ hrigen Krieges bis zur Weltgeschichte, entsprungen. — Eine Veröffent⸗ lichung seiner Briefe hat Ranke selbst im Auge gehabt, wie aus folgender Briefstelle ersichtlich: „Zuletzt, obgleich erst nach meinem Tode, sollte wohl auch eine Auswahl von Briefen folgen: nur solche, welche des Aufbewahrens werth sind.“ — Allgemeine Bemerkungen über die historische Forschung, die Philosophie der Geschichte, Goethe ꝛc., welche aus den Jahren 1831—49 herrühren, gehen den Tagebuch⸗ blättern voran. In diesen, von denen die bei Weitem meisten in die Zeit von 1870—85 fallen, steht die politische Reflexion im Vorder⸗ runde, was um so bedeutsamer ist, als die in anderen Bänden der Werke ch findenden Aeußerungen über die großen Vorgänge des neunzehnten Jahrhunderts nirgends bis zu jener Zeit reichen. — Den Schluß bildet eine kleine Nachlese verschiedenen Inhalts: Erwiderung auf Heinrich Leo's Angriff. — Gutachten über die politischen Testamente Friedrich's es Großen. — Politische Denkschrift aus der Zeit des Krim⸗ krieges. — Entwurf zu einer Geschichte der Wissenschaft in Deutschland. — Ueber ein Denkmal Friedrich Wilhelm's III. — Idee einer Akademie für deutsche Geschichte und Sprache. — Mit diesem Bande hat die Ausgabe der sämmtlichen Werke Leopold von Ranke's, in welche jedoch die Weltgeschichte nicht einbezogen ist, ren Abschluß gefunden. Sozialpolitik. — Die Sozialreform und der Kaufmannsstand, von Dr. Georg Adler, Professor der Nationalökonomie an der Univer⸗
sität Freiburg i. B. München und Leipzig, G. Hirth's Verlag. Bei
der großen Bewegung, welche die soziale Frage in alle Schichten der Gesellschaft gebracht hat, konnte es nicht feblen daß auch unter den Handlungsgehülfen das Verlangen nach Verbesserung ihrer Lage laut wurde. Der Verfasser der vorliegenden Schrift, eines Separatabdrucks us den „Annalen des Deutschen Reichs“, unterwirft nun die soziale e der Handlungsgehülfen einer näheren Prüfung und gelangt zu Ueberzeugung, daß, in Folge der Ueberzahl vorhandener Hand⸗ ungsgehülfen und der großen Konkurrenz der Geschäfte unter ein⸗ ander, die Ausnutzung der Gehülfen eine übermäßige ist, ohne daß nen andererseits eine Entschädigung dafür in hinreichendem Maße gewährt werde. Als Mittel zur Beseitigung dieses Uebelstandes empfiehlt der Verfasser den Handlungsgehülfen, sich nächst auf ihre eigene Kraft zu verlassen und durch Bildung karker Standes⸗Organisationen auf die Erringung höherer Ge⸗ hälter, Verhinderung einer Vermehrung der Frauenarbeit und Centralisirung der Stellenvermittelung hinzuwirken, außerdem aber staatliche Gesetze anzustreben, durch welche die dring⸗ lichsten Reformen verwirklicht werden könnten. Zu den Auf⸗ welche dem Staat aus der Lage der Handlungsgehülfen in erster Linie erwachsen, rechnet der Verfasser insbesondere eine der⸗ artige Regelung des Detailverkaufs, daß dieser nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums zugelassen würde, wobei zugleich das Verbot nachträglicher Beschäftigung und, wo ein Verbot Sonntagsarbeit nicht möglich sei, wenigstens eine Ver⸗ dieser auf einige Vormittagsstunden ausgesprochen müßte. Zur Kontrole eines derartigen Gehülfen⸗ schutzes würden, nach Art der Fabrikinspektoren, Handelsinspek⸗ toren anzustellen sein. Ein weiteres gesetzliches Einschreiten des Staats hält der Verfasser gegen das vielfach eingerissene Uebel, die gesetzlich vorgeschriebene Kündigungsfrist durch Spezialkontrakte herab⸗ zusetzen, für nöthig, wie er weiter die obligatorische Krankenversicherung für alle Handlungsgehülfen befürwortet. Er geht bei seinem Ein⸗ treten für Staatshülfe in diesen Punkten von der Ueberzeugung aus, daß es dadurch noch möglich sein würde, diese Klasse von Arbeitern den Parteien zu erhalten, welche eine stete und harmonische Ausbildung des Gemeinlebens auf ihre Fahne geschrieben haben und sich nicht dem Wahne hingeben, daß durch gewaltsame Umgestaltungen das soziale Problem gelöst werden könne.
Kolonialpolitik. st bid aus vem KrgFegsn stans in Deutsch⸗
Offizier in der Schutztruppe für
ck. Zur eigenen Lebensgeschichte von Leopold von
Deutsch⸗Ost⸗Afrika.“ (Leipzig, F. A. Brockhaus, Preis geheftet 6 ℳ, gebunden 7 ℳ) Das von den Malern Hellgrewe und Franke reich illustrirte Werk bietet nicht nur ein lebhaftes Bild der blutigen Kämpfe, welche in der Hinrichtung Buschiri's und der Unter⸗ werfung Bana Heri's ausklingen, es berichtet auch von den bisher ganz unbekannt gebliebenen, höchst interessanten Vorbereitungen zum Kampfe. Das außer mit vielen andern Abbildungen mit einem noch nicht bekannten Porträt Wissmann's in Tropenuniform, sowie Bildnissen der Schutztruppen⸗Chefs Freiherr von Gravenreuth und Dr. Schmidt geschmückte Werk, dem auch eine Karte von ganz Deutsch⸗Ost⸗Afrika beigegeben ist, wird gewiß in den weitesten Kreisen willkommen geheißen werden. Die beste Empfehlung des Werks ist wohl das Vorwort des Majors von Wissmann: „Hr. von Behr, der Verfasser der „Kriegsbilder aus dem Araberaufstand in Deutsch⸗Ost⸗Afrika’, war während der Kämpfe zur völligen Wiederaufnahme der nördlichen Hälfte unserer Küste Offizier in meiner Truppe Seine mit Geschick bearbeiteten Erinnerungen entwerfen ein klares Bild von den Verhältnissen in Ost⸗Afrika und den Kämpfen der Schutztruppe. Die Kriegsbilder sind frisch und allgemein verständlich geschrieben und werden dem Leser das Salz zu dem in offiztellen Berichten nüchtern Gebotenen sein. Das Buch wird mancher unklaren Ansicht, welche noch über unsere Kolonien verbreitet ist, entgegentreten und gleichzeitig die Schwierig⸗ keiten beleuchten, welche sich der Kriegführung, auch auf anderen Gebieten, bei einem in den Tropen geführten Feldzug entgegenstellen. Bis ich mich selber einer offiziellen Bearbeitung dieses ersten Kriegs⸗ unternehmens in den deutschen Kolonien widmen kann, begrüße ich dieses Werk eines meiner Offiziere, welches durch die Lebhaftigkeit seiner Schilderungen das Interesse an unserer Aufgabe fördern und das Verständniß mehren wird, als einen beachtenswerthen Beitrag zur Geschichte unserer deutschen Kolonien. Möge das Buch eine günstige Aufnahme finden.“ Kulturgeschichtliches.
—½ Alltagsleben einer deutschen Frau zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, von Dr. Alwin Schultz, Poofessor der Kunstgeschichte an der K. K. deutschen Universität zu Prag. Mit 33 Abbildungen. Leipzig, 1890, Verlag von S. Hirzel. — Der be⸗ kannte Kunst⸗ und Kulturhistoriker, der sich durch sein großes Werk über das „Höfische Leben zur Zeit der Minnesinger“ (vor Kurzem in zweiter vermehrter und verbesserter Auflage erschienen) als ein sehr belesener und gründlicher Kenner des Mittelalters erwiesen hat, wendet sich in der vorliegenden Schrift einem uns weit näher liegenden Zeitraum zu. Da in der Kunst der Barock⸗ und Rococostil heut⸗ zutage wieder in Mode gekommen ist, so hat auch eine Sitten⸗ schilderung aus jener Zeit die Anwartschaft auf ein allgemeineres Interesse, besonders wenn sie so anziehend, originell und charakteristisch verfaßt ist wie die vorliegende. Die Anregung dazu hat das merkwürdige „Frauenzimmer⸗Lexikon“ von Amaranthes (Wilhelm Corvinus) geboten, welches 1715 in Leipzig erschien und den gebildeten Damen damaliger Zeit, oder wie es dort heißt: „dem⸗ jenigen schönen und edelen Geschlechte, so dem Männlichen entgegen gesetzet ist“, eine Uebersicht über alles für Frauen Wissenswerthe geben wollte. Was in diesem ziemlich umfänglichen Lexikon (es umfaßt 1176 Spoalten und enthält auch viele biographische Mittheilungen über berühmte Frauen des Alter⸗ thums und der neueren Zeit) über weibliche Sitte, Tracht und Lebensweife alphabetisch verzeichnet ist, hat Alwin Schultz nach praktischen Gesichtspunkten übersichtlich gruppirt und mit Hülfe von Schriften anderer zeitgenössischer Autoren ergänzt. Namentlich hat er die Predigten und Schriften des bekannten Augustinerpaters und Wiener Hofpredigers Abraham a Sancta Clara, dann aber auch die satirischen Komödien des Jesuiten Callenbach dazu mit Geschick benutzt. Auf diese Weise erhalten wir ein höchst leben⸗ diges Bild des alltäglichen Lebens und Treibens einer deutschen Frau jener Zeit, von der Jugend bis zum Grabe. Die Darstellung be⸗ ginnt mit den beiden Hauptfaktoren im Frauenleben, der Liebe und dem Verlöbniß, zugleich im Zusammenhang damit von Liebesorakeln, Gesellschaftsspielen, Ständchen, Liebesbriefen (deren ein paar höchst charakteristische im Wortlaut aus der in Nürnberg 1682 erschienenen „Brief⸗Verfassungskunst“ mitgetheilt sind), Geschenken, Tänzen, von der Mitgift ꝛc. handelnd. Sehr ergötzlich ist u. a. die Desinition des „Kusses“; sie lautet: „Kuß oder Mäulgen auch Schmätzgen und Heitzgen genannt, ist eine aus Liebe herrührende und entbrannte Zusammenstossung und Vereinigung derer Lippen, wo der Mund von zwey Personen so fest aneinander gedrücket wird, daß die Lippen bey dem Abzug einen rechten und deutlichen Nachklang zum Zeichen des Wohlgeschmacks von sich geben.“ Im nächsten Kapitel wird dann Alles beschrieben, was in das Gebiet der Kleidung und des Schmucks einer Frau damaliger Zeit gehört, wobei der Reifrock, die modischen Frisuren und verschiedenartigen Coiffüren besonders ein⸗ gehend berücksichtigt sind. Auch die Schminken und Mouchen sowie andere intime Toilettengegenstände sind nicht vergessen; ebensowenig der „Masquin“, mit dem manche Schöne schlief. Amaranthes be⸗ zeichnet damit „eine aus weissen Wachs, Froschleich⸗Wasser, Pomade, Wallrath und Campffer verfertigte und auf eine zarte Leinwand gestrichene Massa, woraus die Dames Masquen über das Gesicht zu schneiden und zu verfertigen pflegen, welche ihnen zarte und weisse Haut machen soll.“ Ausführlich geschildert werden vie Hochzeitsgebräuche, die Haus⸗Ein⸗ richtung und ⸗Haltung, Küche, Wäsche, Dienstpersonal ꝛc. Daß das letztere schon damals an Zuverlässigkeit meist viel zu wünschen ließ, ergiebt sich aus dem nach Abraham a. S. Cl. mitgetheilten Gespräch zweier Hausfrauen, deren eine klagt, die Dienstboten seien so schlimm, daß sie fast alle Woche wechseln müsse. Viel des Interessanten bietet ferner der Abschnitt über das tägliche Leben und die Vergnügungen; darin finden wir u. a. nach einem Stück von Callenbach die dialo⸗ gisirte Schilderung eines damaligen Hausballs in einer von franzö⸗ sischen und italienischen Floskeln wimmelnden Ausdrucksweise. Sonn⸗
tagsfeier und Kirchgang, Geburt eines Kindes, Taufe, Erziehung,
Tod und Begräbniß sind mit allen Einzelheiten der Zeitgebräuche in glesch anziehender, immer aus den le⸗ bendigen Quellen schöpfender Schilderung dargestellt. sonderer Exkurs ist dem Aberglauben falls vieles Merkwürdige und Erheiternde enthält. Sehr be⸗ merkenswerth sind die Klagen Abraham's in „Judas der Ertzschelm“ über die Verschwendungssucht der Frauen: „Die Frau kümmert sich nicht um ihr Hauswesen, verbraucht mehr, als ihre Mitgift beträgt, für ihre Toiletten⸗Bedürfnisse, Badereisen, Gesellschaften; die Männer dürfen den Frauen nichts abschlagen, thun sie es, so haben sie von Stund an eine „todtkranke“ Frau. Ob er in Schulden versinkt, ob er Geld nimmt, wo er es findet, sich bestechen läßt, anvertraute Kassen angreift, das alles ist der Frau gleichgültig.“ Eine Scene aus der Komödie Kallenbach's „Quasi vero“ muß als drastische Illnstration zu diesem Klagelied dienen. Der beredte Sittenprediger fällt überhaupt ein unerbittlich strenges Urtheil über die Schlechtig⸗ keit der Zeit, er sagt: Das siebenzehnte Jahrhundert könne nicht anders genannt werden, als voll der Falschheit und Gleißnerei, und führt das an einer anderen Stelle sehr detaillirt aus. Man muß diese gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit sich vergegenwärtigen, sagt Schultz, um die Bedeutung von dem rauhen und barschen Wirken des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. ganz und voll zu wür⸗ digen. „Sein Verdienst ist es, der Verweichlichung, der Verschwen⸗ dungssucht, der Unredlichkeit und Unsittlichkeit in seinem Lande Ein⸗
Gefühl für die strenge Pflichterfü
selbst willen wieder erweckt zu haben. Er wußte wohl, daß es noth⸗ that, mit aller Kraft der Nachäffung französischer Sitten und fran⸗ zösischer Leichtfertigkeit entgegen zu treten, deutsche Zucht und Ehr⸗ barkeit in seinem Volke wieder zu beleben.’ — Das Buch ist mit einer Reihe von Kostümbildern nach Originalen des Germanischen Museums in Nürnberg sowie aus anderen Publikationen geziert. Fern von trockener Gelehrsamkeit, wendet es sich seiner originellen Form nach, welche die alten Autoren wieder lebendig werden und selbst zum Leser sprechen läßt, an den großen weiten Kreis aller Gebildeten, denen das Buch als eine ebenso belehrende wie amüsante Lektüre wohl empfohlen werden kann. Landeskunde.
.-„Die österreichisch⸗ungarische Monarchie in Wort und Bild“, jenes von dem verstorbenen Kronprinzen Rudolph ins Leben gerufene, vornehm und splendid ausgestattete Prachtwerk, an welchem die hecvorragendsten Schriftsteller und Künstler der Monarchie mitarbeiten, ist um fünf neue Lieferungen gefördert worden. Die die Länder „Ungarn“ und „Kärnten und Krain“ behandelnden Bände werden darin weiter vervollständigt. Das 17. Heft II. Bandes „Ungarn“ bringt die Fortsetzung und den Abschluß der Schilderung von Temesvar und die Beschreibung von Pancsova nebst Umgebungen. Im 18. Heft (121. Lieferung) wird eine eingehende Darstellung der Kolonisation Süd⸗Ungarns durch Deutsche gegeben. Diese Koloni⸗ sation vollzog sich in drei Perioden: nach der Vertreibung der Türken, in den Jahren 1722 bis 1727, dann seit dem Erlaß des Kolonisations⸗Patents vom 25. Febhruar 1763, und endlich in größtem Maßstabe unter Kaiser Joseph II. Der Verfasser dieses Abschnitts Eugen Szentklaray schildert die heutigen Nachkommen jener Ansiedler als einen kräftigen, mittelgroßen Menschenschlag, arbeitsam und ernst, doch auch dem Frohsinn nicht abgeneigt. In ihren Sitten und Gebräuchen haben sie noch Vieles von ihren Vor⸗ fahren am Rhein und in Schwaben bewahrt, auch die alten deutschen Volkslieder singen sie noch. Die zahlreichen Illustrationen sind unter Leitung des Prof. Gustav Morelli in einer eigens für das Werk ins Leben gerufenen xylographischen Anstalt hergestellt und sind daher nicht nur treffliche Proben moderner ungarischer Kunst, sondern auch der Ausübung dieser Vervielfältigungs⸗Technik. Die drei anderen neuen Lieferungen gehören zu dem Bande „Kärnten und Krain“. Das 11. Heft enthält den Schluß der römischen Vorgeschichte und dann die Landesgeschichte von Krain. Da es ein Grenzland war, ist diese sehr wechselvoll gewesen; namentlich hat Krain unter den Einfällen der Türken sehr gelitten, sodaß nur noch wenige bedeutendere Denkmale der Architektur und bildenden Kunst auf unsere Tage gekommen sind. Letztere sind im Bilde veranschaulicht. Das Volksleben, der Gewerb⸗ fleiß, die Festbräuche, Myvthen, Sagen und Volkslieder der Slovenen werden in anziehender Weise geschildert und durch poetische Proben und Abbildungen illustrirt. Ein spezielles Kapitel ist den Typen der Burgen, Ortsanlagen und Bauernhäuser des Landes gewidmet und ebenfalls durch eine Reihe von Holzschnitten erläutert. Die Slovenen sind als ein musikalisch veranlagter Volksstamm wohl⸗ bekannt; dafür spricht auch der reiche Schatz von Volksliedern, den sie besitzen. Sie hatten, wie Regierungs⸗Rath Dr. Keesbacher nach⸗ weist, schon im 16. Jahrhundert Musikschulen, im 17. Jahrhundert entstand eine Musikgesellschaft, und im Jahre 1702 wurde die Phil⸗ harmonische Gesellschaft in Laibach gegründet, die noch heute besteht und sich rühmen kann, die älteste ihrer Art in der gan.n Monarchie zu sein. Keine Geringeren als Joseph Haydn und Beethoven sind ihre Ehrenmitglieder gewesen; von dem Dankschreiben, welches der Letztere an die Gesellschaft (1819) gerichtet hat, ist der Schluß im Faesimile beigefügt. Wie auch die deutsche Dichtung in Krain seit den Zeiten des Minnesängers Ulrich von Lichtenstein bis zu Anastasius Grün gepflegt worden ist, zeigt Prof. Ed. Samhaber am Schluß der Lieferung, welche wie die anderen illustrativ reich geschmückt ist. Auch die vorliegenden Hefte bekunden nach Inhalt und Ausstattung den regen Eifer aller schriftstellerischen und künstlerischen Kräfte, welche an dem großen Werke betheiligt sind. Dasselbe verspricht in der That ein literarisches Denkmal von gedi schöner äußerer Zierde zu werden.
Kalender.
Deutscher Kolonial⸗Kalender für 1891. 3. Jahrgang. Herausgegeben von Gustav Meinecke, Redacteur der „Deutschen Ko⸗ lonial⸗Zeitung“, Mit drei Lichtdruckbildern nach Originalen der Maler Th. von Eckenbrecher und R. Franke. Preis elegant gebunden 2 ℳ Zu beziehen durch jede Buchhandlung, sowie vom Verleger H. L. von Trautvetter, Berlin, Körnerstr. 15. — Der deutsche Kolonial⸗Kalender ist zu einem Bedürfniß geworden für alle Diejenigen, welche sich nur irgend mit kolonialen Angelegenheiten beschäftigen, da er über dasjenige, was zu wissen nothwendig ist, vorzüglich orien⸗ tirt. Er bringt nach einer kurzen Jahresgeschichte der ein⸗ zelnen Kolonien die Listen der Reichsbehörden in den Schutz⸗ gebieten, deutschen Kolonialgesellschaften, Agitationsgesellschaften und Missionen. Dann werden aber auch die Postdampfschiffsverbindungen mit den Kolonien ausführlich mitgetheilt und wird manches statistische Material gegeben, welches für Agitationszwecke ganz gut zu verwenden ist. Das Büchlein präsentirt sich im schmucken Einband, mit dem Bildniß des Kaisers, wie er auf der Silbermünze der Ostafrikanischen Gesellschaft dargestellt ist, auf dem Deckel, während Vollbilder von den Malern Th. von Eckenbrecher und Rudolph Franke afrikanische Ansichten darstellen. Der Kalender wird sich auch diesmal wieder viele Freunde erwerben.
— Aus der Schlesischen Buchdruckerei, Kunst⸗ und Verlags⸗ anstalt, vormals S. Schottländer in Breslau, ist nunmehr zum vierten Mal hervorgegangen der von Dr. Erich Richter herausgegebene, dem „Förderer der deutschen wissenschaftlichen Ausbildung in der Zahn⸗ heilkunde“, Staats⸗Minister Dr. von Goßler gewidmete „Dental⸗ Kalender für Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn und die Schweiz“, 1891, in zwei Theilen. Der I. Theil enthält auf 182 Blättern ein für alle Tage des Jahres und alle Arbeitsstunden des Tages eingerichtetes Kalendarium. Der II. Theil bringt auf 340 Seiten
Ein b. n Personal⸗Verzeichniß der im Deutschen Reiche, der Oesterreichisch⸗
gewidmet, der eben⸗.
ungarischen Monarchie, der Schweiz, den Königreichen Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen und Rumänien in selbständiger Praxis thätigen approbirten Zahnärzte, American Doctors of Dental Surgery, im sonstigen Auslande diplomirten Dentisten, Zahnkünstler und Zahntechniker, nach Ländern, Provinzen und Städten geordnet, nebst einem Anhang bezüglich der größeren Städte Ruß⸗ lands, Serbiens, Italiens und des Orients. Ferner enthält dieser Theil Gesetze und Erlasse im Gebiete der zahnärztlichen Praxis und Studienordnung und ein Verzeichniß der im Jahre 1890 in deutscher, englischer und französischer Sprache erschienenen Bücher und Zeitschriften über Zahnheilkunde und die damit verbundenen Materien. Allgemeines Interesse dürften die „Statistischen Mittheilungen“ und Verzeichnisse sämmtlicher zahnärztlichen Lehranstalten der Welt (Seite 28 — 32), das Verzeichniß der zahnärztlichen Gesellschaften und Fachvereine Europas sowie die Statistik auf Seite 256—258 bean⸗ spruchen. Ein angeschlossenes „Namensregister“ mit nachfolgendem „Ortsrepister“ erleichtern die Auffindung der Einzelheiten. Schließlich bringt der „Anhang“ eine Fülle von „Prüfungsaufgaben“ aus allen Fächern der Zahnheilkunde. — Preis für beide Bände: 3 ℳ 50 ₰.
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