1890 / 312 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

¹6) Die Angabe bezieht sich auf 198,95 km. 5

17) Das Anlagekapital ist von der Gemeinde Löningen aufgebracht. 1) Am 1. Juli 1890 ist die Strecke Carolinensiel Harle (2,00 km) für den Personen⸗ und Gepäckverkehr eröffnet. Vom 1. Oktober 1890 ab ist der Verkehr auf dieser Strecke wieder geschlossen.

¹5) Die Bahn ist für Rechnung des Bankhauses Erlanger u. Söhne in Frankfurt a. M. erbaut, nach Eröffnung des Betriebes ist ds Bankhauses an die Jever⸗Carolinensieler

isenbahn⸗Gesellschaft übergegangen. G 20) Am 15. September 1890 sind 0,53 km Betriebslänge in Zu⸗

k 8 S- Ausschließlich 87 400, für Betriebsmittel und Werkstatts⸗

Eiserfeld (5,00 km) auch Personenbeförderung statt.

2³) Das Anlagekapital ist von der Stadt Osterwieck aufgebracht worden.

) Die Bahn ist vom Hessischen Eisenbahn⸗Konsortium (Darm⸗

städter Bank und Hermann Bachstein) für eigene Rechnung erbaut.

²⁵³) Wie zu 24.

26) Wie zu 24.

n) Das Anlagekapital ist von der Stadt Perleberg aufgebracht.

28) Wie zu 24.

²9) Die Bahn ist vom Mitteldeutschen Eisenbahn⸗Konsortium (Darmstädter Bank und Hermann Bachstein) für eigene Rechnung erbaut.

20) Die Bahn ist bis zum 1. Juli 1890 für Rechnung des Bau⸗ fonds betrieben worden.

Vom 1. Januar 1890 ab findet auf der Strecke Eisern

81) Hiervon entfallen auf das Jahr 1889 5 % und als Nach⸗ zahlung rückständiger Dividenden aus früheren Jahren 3 %.

32) Die Bahnen sind Eigenthum der Firma H. Bachstein, Berlin

³3) Für die Jahre 1889 und 1888 hat aus dem Betriebs⸗Ueberschuß eine Dividende nicht gezahlt werden können. Die Zinsen für die St.⸗Akt⸗ Litt. A sind in Höhe von 3 v. H. von der Lokaleisenbahn⸗Betriebsgesell. schaft in Hamburg garantirt, während für die Zinsen der Pr.⸗St.⸗Akt die Emissionshäuser die Garantie bis zu 4 v. H. übernommen haben.

24) Die Bahn ist am 18. Mai 1890 eröffnet; am 15. Juli 1890 ist die Hafenbahn von Mirow bis zum Stichkanal (0,95 km) eröffnet

einrichtung, welche dem Betriebspächter gehören.

Serbien.

Belgrad, 30. Dezember. Der radikale Klub hat sich, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, für die Ver⸗ theilung der aus dem Auslande eingetroffenen Berdan⸗ Gewehre an die Nationalmiliz ausgesprochen. Allgemein verlautet, daß die Regierung dieser Forderung nicht entsprechen könne. Dagegen liegt eine andere Meldung vor, nach welcher die Regentschaft die sofortige Hergabe der älteren Prabody⸗ Gewehre an die Milizen sanktionirt habe.

1 Amerika. 8 Vereinigte Staaten. Die vom Repräsentanten⸗ hause in Washington angenommene Bill zum Schutz des eistigen Eigenthums enthält folgende wichtigeren Be⸗ immungen: a. Der Autor, Erfinder, Zeichner oder überhaupt der Eigenthümer irgend eines Buchs, einer Karte, dramatischen oder mustkalischen Komposition, eines Stiches, Holzschnitts, einer Photographie oder deren Negativs, eines Gemäldes oder einer Zeichnung, eines Chromo, eines Erzeugnisses der Bildhauerkunst oder eines Modells für Statuen ꝛc. soll ausschließlich berechtigt sein, seine zu vervielfältigen oder zu verkaufen. Bei dramatischen erken haben die Autoren oder deren Vertreter ausschließlich das Recht der Aufführung, während fremde Autoren, die sich das amerikanische „Copyright“ verschaffen, damit das ausschließ⸗ liche Recht erlangt haben, ihre Werke zu dramatisiren oder zu über⸗ setzen. Alle Ausländer sind berechtigt, ihr „Copyright“ auf weitere 14 Jahre zu erneuern, wenn sie sechs Monate vor Ab⸗ lauf des ersten Termins die nöthigen Schritte thun und innerhalb der ersten zwei Monate nach Erlangung des neuen „Copyrights“ das erlangte Certificat in einer Zeitung in den Vereinigten Staaten veröffentlichen. Um ein „Copyright“ zu erlangen, ist es nothwendig, daß der Applikant dem Bibliothekar des Kongresses eine gedruckte Kopie des Titels des Buches, der Karte, der dramatischen oder musikalischen Komposition oder eine Beschreibung des Kunst⸗ werks einreicht, für welches er das ausschließliche Besitzrecht bean⸗ sprucht, oder diese Dokumente vor Veröffentlichung seines Werkes in einem Postamt der Vereinigten Staaten an den Bibliothekar adressirt. Außerdem muß vor dem Tage der Veröffentlichung jeder Autor zwei Kopien des betreffenden Buches oder der Karte ꝛc., und im Falle eines Kunstwerks zwei Photographien desselben em Bibliothekar einreichen. Bei Büchern müssen die beiden dem Kongreß⸗Bibliothekar unterbreiteten Kopien in Vereinigten Staaten⸗ Druckereien gesetzt sein, d. h. von Typen gedruckt sein, die in Ver⸗ nigten Staaten⸗Schriftsetzereien zusammengestellt worden sind. Bücher, eren Uebersetzungen bisher geschützt waren, dürfen in der Original⸗ rache importirt, verkauft und nachgedruckt werden; dagegen ist der Import von Büchern, auf welche sich der Autor das amerikanische „Copyright“ verschafft, verboten. Herausgeber von Zeitungen und Zeit⸗ chriften dürfen ohne Erlaubniß des Besitzers zwei Exemplare irgend⸗ einer im Auslande erscheinenden Zeitung oder Zeitschrift importiren. Wer das Manufkript eines Autors ohne die Erlaubniß des Letzteren eröffentlicht, muß demselben Schadenersatz zahlen u. s. w. Die Bill hat nur auf Bewohner solcher Länder Bezug, die den amerikanischen Autoren gleiche oder ähnliche Rechte gewähren. Niach in Omaha aus Pine Ridge eingegangenen Nach⸗ richten hat am Sonntag zwischen Indianern und einer btheilung Unionstruppen am Porcupine⸗Creek ein neuer Zusammenstoß stattgefunden. Mehrere Offiziere sollen etödtet und eine Anzahl Soldaten verwundet, überhaupt der erlust auf beiden Seiten beträchtlich sein. In der Indianer⸗

eservation herrsche große Aufregung. *2

Erster Preußischer Lehrertag.

Tsgebe 30. Dezember. Im großen Saale des Etablisse⸗

ments „Fürstenhof“ begannen gestern Abend die Verhandlungen des Ersten Preußischen Lehrertages. Der Vorsitzende des Preußischen Landes⸗Lehrervereins, Lehrer A. Schröder (Magdeburg), der die Ver⸗ handlungen leitete, eröffnete dieselben mit dem Bemerken, da die Versammlung berufen sei, um zu dem Unterrichts⸗Gesetzentwurf, die Volksschule betreffend, Stellung zu nehmen. Der Lehrertag könne elbstverständlich ein bestimmtes Programm nicht aufstellen, es solle raktisch vorgegangen und nur das gefordert werden, was erreichbar

i. „Ehe wir aber in unsere Tagesordnung eintreten“ so Redner fort „wollen wir in Liebe und Ehr⸗

furcht unseres Kaisers und Königs gedenken. (Die Ver⸗ ammelten erheben sich.) „Meine Herren, Se. Majestät, unser Allergnädigster Kaiser und König ist nicht nur der Hort und Schirm⸗ herr unseres Staates, er ist auch der Hort und Schirmherr unserer Volksschule. Der Erlaß Sr. Majestät Betreffs der Volksschule hat gewiß in den Herzen aller deutschen Lehrer einen mächtigen Widerhall gefunden. Im Namen der von uns hier vertretenen 35 512 Mitglieder dürfen wir wohl erklären, daß wir preußischen Volksschullehrer bestrebt ein werden, ein Geschlecht zu erziehen, das erfüllt ist von dem Geist wahrer Menschenliebe, treuer Pflichterfüllung und echter Frömmigkeit, von dem Geist der Treue zu Kaiser und Reich. Möge Gott im Himmel uns unseren Kaiser noch recht lange bei voller Gesundheit erhalten, auf daß es ihm gelingen möge, die sozialen Gegensätze zum Ausgleich zu bringen. In diesem Sinne fordere ich Sie auf, mit mir in den Ruf einzustimmen: Se. Majestät, unser Allergnädigster Kaiser und König Wilhelm II. lebe hoch!“ Die Versammelten stimmten begeistert in dieses Hoch ein und sangen stehend: „Heil Dir im Siegerkranz“. Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde sogleich einstimmig beschlossen, folgendes Telegramm an den Unterrichts⸗Minister Dr. von Goßler zu senden: „Der in Magde⸗ burg versammelte Erste preußische Lehrertag sendet Ew. Excellenz ehr⸗ erbietigsten Gruß. Möchte es Ew. Erxcellenz vergönnt sein, noch

lange als Hüter und Förderer der Volksschule wirken zu können,“

Darauf hielt der Lehrer Helmuth (Magdeburg) einen Vortrag, in welchem er den Entwurf des Volksschulgesetzes in vielen Punkten einer abfälligen Kritik unterzog und namentlich bedauerte, daß die Volksschullehrer vorher nicht befragt worden seien. Nach längerer Debatte wurden folgende Abänderungsanträge gutgeheißen: Zu §. 1: „Die Volksschule ist als die alggemeine Grundlage für sämmtliche öffentliche Unterrichtsanstalten anzuerkennen“. §. 4: „Höchstbetrag der Kinderzahl 60. §. 5: „Raumlehre ist unter den Unterrichs⸗ gegenständen auch ferner beizubehalten“. §. 6: „Wöchentliche Stunden⸗ zahl der Unterrichtsgegenstände und Ziele der Lehrfächer sind im Gesetz zu bezeichnen.. §§. 14 und 15: „Simultanschulen dürfen ohne Zustimmung der betheiligten Gemeinden nicht aufgelöst und in kon⸗ fessionelle werden. Auch steht den Gemeinden das Recht zu, neue paritätische Schulen ins Leben zu rufen, namentlich wenn dadurch eine zweckmäßige Organisation der Schule ermöglicht wird.“

11““

„Das im §. 17 den von den Religionsgesellschaften zur Leitung des Religionsunterrichts beauftragten Personen zugesprochene Recht, den Lehrer sachlich zu berichtigen, darf nicht persönlich, sondern nur durch Vermittelung der dem Lehrer vorgesetzten Dienstbehörde ausgeübt werden. Eine Mitwirkung bei Feststellung der Zeugnisse in der Religion bei der Schulentlassung der Kinder ist nicht zu gestatten. Diese Mitwirkung ist selbstverständlich nicht zu versagen, wenn der Geistliche ganz oder theilweise den lehrplan⸗ mäßigen Religionsunterricht ertheilt. Zu §. 18. „Die Ferien sind dieselben wie bei den höheren Lehranstalten.“ Zu §. 19. „Die durch die Schulaufsichtsbehörde getroffenen Anordnungen dürfen nicht zur Grundlage richterlicher Erkenntnisse gemacht werden.“ Heute früh wurde die Verhandlung fortgesetzt.

Nr. 52 des Centralblatts der Bauverwaltung, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbei⸗ ten, hat folgenden Inhalt: Baupolizeiwesen der Stadt New⸗York. (Schluß) Vergleichende Untersuchungen von Puzzolan⸗, Portland⸗ und Roman⸗Cementen. Bau einer den Kaukasus überschreitenden Eisenbahn Wladikawkas— Tiflis. Kirche in Betzin. Denkschrift über die Ausführung des Reichstagsgebäudes. Ergebnisse der Prüfungen im Staatsbaufache in Preußen von 1880/81 bis 1889/90. Vermischtes: Wettbewerb um Entwürfe für ein Rathhaus in Geestemünde. Belastungsversuche mit Monierbögen. Forellen in Rieselteichen. Schraubenschlüssel. Ei⸗ ues eigenartiges Ventil für Preßluftmaschinen.

Statistik und Volkswirthschaft. t

Inunvaliditäts⸗ und Altersversicherung.

Die Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsanstalt Berlin macht Folgendes bekannt: 8 1

„Diejenigen Personen, welche demnächst gegenüber der Ver⸗ sicherungsanstalt Ansprüche auf Gewährung von Altersrente erheben wollen, werden hiermit darauf hingewiesen, daß dies⸗ bezügliche Anträge Seitens der in Berlin wohnhaften Personen bei der Gewerbe⸗Deputation des Magistrats, Molkenmarkt 1, eine Treppe, Zimmer 12, Seitens der in Charlottenburg wohnhaften Personen dei dem Magistrat daselbst, Seitens der in den Kreisen Teltow und Nieder⸗Barnim wohnhaften Personen bei den betreffenden Land⸗ rathsämtern anzumelden sind. Der Anmeldung sind beizufügen: a. die mindestens mit einer Beitragsmarke versehene Quittungskarte; b. der Geburtsschein; c. die erforderlichen Be⸗ scheinigungen über die innerhalb der Jahre 1888, 1889, 1890 statt⸗ gehabte Beschäftigung in einem nach dem Gesetze vom 22. Juli 1889 die Versicherungspflicht begründenden Arbeits⸗ oder Dienst⸗ verhältniß während mindestens 141 Wochen, eventuell auch über den während dieser Zeit bezogenen Lohn, sowie über die anzurechnenden Krankheiten und militärischen Dienst⸗ leistungen. Auch diejenigen Personen, welche am 1. Januar 1891 das 70. Lebensjahr bereits zurückgelegt haben, müssen die Quittungskarte mit .“ einer Beitragsmarke beibringen. Wenn die Höhe des in den Jahren 1888, 1889 und 1890 bezogenen Lohnes nicht nachge⸗ wiesen werden kann, so kommen für diese Zeit bei Bemessung der Rente nur die der niedrigsten Lohnklasse entsprechenden Steige⸗ rungssätze in Anrechnung. Die Anmeldung der Ansprüche kann bei der Gewerbe⸗Deputation des Magistrats auch während der Dienst⸗ stunden zu Protokoll erfolgen.“

Wohlthätigkeit. 8

Die Firma Albert Römer in Opladen hat, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, jüngst ein Kapital sichergestellt, dessen Zinserträgnisse in der Weise Verwendung finden sollen, daß diejenigen Arbeiter, welche 25 Jahre lang bei der Firma in Thätigkeit gestanden haben, gleichviel ob sie noch arbeitsfähig sind oder nicht, bis zu ihrem Tode 5 wöchent⸗ lich erhalten. Im November wurden die ersten derartigen Renten ausgezahlt.

Zur Arbeiterbewegung.

Auf dem Delegirtentag der Metallarbeiter der Provinzen Brandenburg und Pommern, welcher am Sonntag hier in Berlin stattfand, waren nach dem „Berl. Volksbl.“ 41 Delegirte vertreten, von welchen 11 aus anderen Ort⸗ schaften, und zwar 9 aus der Provinz Brandenburg und 2 aus Pommern waren. Den ersten Punkt der Tagesordnung bildete der „Bericht der Delegirten über die örtlichen Verhältnisse“; es erstattete u. A. ein Hr. Köster über die Lage der Metallarbeiter in Berlin Bericht, ein Hr. Becker über Spandau, Hr. Kuntze über Stettin ꝛc. Es wurde alsdann folgende Resolution angenommen: In Anbetracht, daß, wie aus den Berichten aus den Provinzen Brandenburg und Pommern hervorgeht, die Arbeitsverhältnisse überall die denkbar schlechtesten und die Arbeiter in jeder Beziehung der Willkür der Unternehmer preisgegeben sind, beschließt der Delegirten⸗ tag, überall Organisationen der Arbeiter zur Vertretung ihrer materiellen Interessen zu gründen, und macht es besonders den Ber⸗ liner Genossen zur Pflicht, für kräftige Agitation in diesen Provinzen zu sorgen. Den zweiten Punkt der Tagesordnung bildete die Frage: „Wie kommen wir den Belchlchen des Weimarer Metall⸗ arbeiter⸗Kongresses in Betreff der Reiseunterstützung, des Arbeits⸗ nachweis⸗ und Herbergswesens nach?“ In Beziehung auf diesen Punkt wurden folgende Resolutionen angenommen: Die Versammlung befürwortet, in verschiedenen Städten der Provinz Zahlstellen einzurichten. Die Beiträge werden bis auf Weiteres von den Vertrauensleuten der Provinz den Zahlstellen überwiesen. Der Delegirtentag kann sich der Ueberzeugung nicht verschließen, daß durch die in Wirkung getretenen Verbände der Arbeitgeber ein Zu⸗ stand geschaffen ist, welchem mit Nachdruck durch die zur Zeit be⸗ stehenden Formen der Fachvereinigungen nicht mehr entgegen zu treten ist. Der Delegirtentag erkennt die Unabweisbarkeit und Noth⸗ wendigkeit an, daß die Institute des Arbeitsnachweises, des Reise⸗ unterstützungs⸗ und Herbergswesens künftig centralisirt sein müssen, um nur einen Schritt dazu zu thun, daß sich die Arbeiter als gleichberechtigter Faktor dem Unternehmer gegenüberstellen können. Der Vertrauensmann der Provinz wird beauftragt, die näheren Schritte hierzu zu unternehmen. Der dritte Punkt der Tagesordnung bezog sich auf die Agitations⸗ kasse und wurde durch folgende Resolution erledigt: Der Dele⸗ girtentag der Metallarbeiter der Provinzen Brandenburg und Pom⸗ mern beschließt, daß der Vertrauensmann dieser beiden Provinzen vorläufig 50 % der eingegangenen Gelder zur Agitation zu verwenden hat. Sollte dies nicht ausreichen, so hat der Provinzial⸗Vertrauens⸗ .n sich um Weiteres an die Vertrauensleute Deutschlands zu wenden.

In Altenessen hat, wie die „Rh⸗Westf. Ztg.“ berichtet, am 28. d. M. eine Bergmanns⸗Versammlung stattgefunden, welche sich ausschließlich mit dem am 1. Januar in Kraft tretenden

wald. mit 8,5 % auf Gött

Alters⸗ und Invaliditätsgesetz und mit der damit zusammen⸗ hängenden Frage des Fortbestehens der jetzigen Knappschaftskasse beschäftigte. Der Vorsitzende theilte mit, daß auswärtige Redner und Sozialdemokraten nicht sprechen dürften, denn Altenessen könne sich selbst vertheidigen. Knavppschafts⸗Aeltester Pohlmann sprach alsdann über das neue Invaliden⸗ gesetz, ging dann auf das neue Knappschaftsstatut über, erörterte die Schritte, die zur Erhaltung der jetzigen Knappschaftskasse gethan seien, und hob die über diese Frage bestehenden Meinungsverschieden⸗ heiten hervor. Invalide Werner sprach über die Vortheile des langjährigen und bewährten Instituts der Knappschaftskasse. Früher wäre es dem Bergmann sehr schwer gemacht worden, Invalide werden zu können, es sei nur möglich gewesen, wenn er gar nichts mehr hätte arbeiten können. Die Knappschaften Essen, Bochum, Mülheim zählten zusammen 130 000 Mitglieder und hätten ein Kapital von sechs Millionen Mark. Dieses dürfe nicht verloren gehen. Die Bergleute müßten Mann an Mann stehen und für das Fortbestehen der Knappschaftskasse eintreten. Der Redner schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser. Der den Rednern an ver⸗ schiedenen Stellen gespendete Beifall ließ, wie das angezogene Blatt bemerkt, deutlich erkennen, daß die Versammlung das Fortbestehen der Knappschaftskasse wünschte, und auf die gestellte Frage, ob Gegner da seien, meldete sich Niemand.

Die Angaben, welche in einer Hamburger Correspondenz der „Mgpb. Ztg.“ über die Beziehungen der Eigenthümer des „Hamburger Echo“ zur sozialdemokratischen Partei ꝛc. sgl Nr. 311 d. Bl.) ge⸗ macht wurden, bezeichnet das „Berl. Volksbl.“ als im Wesentlichen falsch. Eine Berliner Zeitungscorrespondenz behauptet, daß das 16 Echo“ in den Besitz der sozialdemokratischen Partei über⸗ gegancen sei.

Wie ein Londoner Telegramm des „W. T. B.“ vom vor⸗ gestrigen Tage berichtet, hat sich die durch den Strike auf den chottischen Bahnen hervorgerufene Lage wesentlich gebessert. Auf vielen Linien ist die Beförderung von Reisenden wieder aufgenommen; auch der Güterverkehr ist zum Theil wieder im Betrieb. Der „Frkf. Ztg.“ wird am gleichen Tage telegraphirt: Der Strike auf den schottischen Fisenabnen ist in eine neue Phase getreten. Ein öffentliches, von einflußreichen Persönlichkeiten besuchtes Meeting in Edinburg drückte seine Billigung der Forderungen der Bahnbeamten aus und versprach ihnen pekuniäre Unter⸗ stützuing. Dadurch sind die Strikenden bedeutend er⸗ muthigt worden. Andererseits hat die englische Mid⸗ land⸗Eisenbahn Lokomotiven und sechsundfünfzig Lokomotiv⸗ führer von Carlisle gesandt, um den schottischen Bahnen zu helfen und die Strecke Glasgow Edinburg zu befahren. Die Strikenden sind im Besitz einer Geldsumme, welche für einen Monat aus⸗ reicht. Die Grubenarbeiter von Kilmarnock (westliches Schottland) schlossen sich den strikenden Bahnbeamten an.

Kunst und Wissenschaft.

Wie der „Magd. Ztg.“ gemeldet wird, begiebt sich der Erste Sekretär des deutschen archäologischen Instituts in Athen Dr. Dörpfeld nach Neapel, um die Leiche Schliemann's nach Athen zu geleiten, wo sie auf dem Colonushügel neben dem Grabe des Archäologen Müller beerdigt werden soll. Es verlautet, Schliemann hinterlasse ein Vermögen von zwölf Millionen Francs. b

Von Schliemann befindet sich gegenwärtig eine Schrift unter der Presse, die er gemeinsam mit Dr. Dörpfeld über das Ergebniß seiner neuen Ausgrabungen in Troja verfaßt hat und worin die Einwendungen des Hauptmanns a. D. Böttcher, welche im März d. J. auch von einer nach Hissarlik zusammenberufenen internationalen Konferenz zurückgewiesen waren, widerlegt werden. Schliemann war noch am 12. Dezember in Leipzig, um bei seinem Verleger Brockhaus die Druckbogen durchzusehen. Wie wir ergänzend zu unserem gestrigen Artikel bemerken, hat Schliemann selbst die Ergebnisse seiner Ausgrabungen in fünf großen, mit zahlreichen Abbildungen versehenen Werken niedergelegt: „Ithaka, der Peloponnes und Troja (1869), „Mykenae“ (1878), „Ilios“ (1881), „Troja“ (1884), „Tiryns“ (1886). Außerdem veröffentlichte er mehrere kleinere Schriften; „Ilios“ enthält auch eine höchst charakteristische Selbst⸗ biographie. Eine zusammenfassende Darstellung der Entdeckungen Schliemann's lieferte Direktor Dr. C. Schuchhardt in Hannover in dem Werke „Schliemann's Ausgrabungen in Troja, Tiryns, Mykenae, Orchomenos, Ithaka im Lichte der heutigen Wissenschaft“ (mit den Bildnissen von Schliemann und dessen Frau sowie zahlreichen andern Abbildungen), das im vorigen Jahr erschien und von dem bereits vier Ueber⸗ setzungen vorbereitet werden; es bietet ein Gesammtbild der Thätigkeit Schliemann's und wird jetzt, nach seinem Tode, Vielen besonders willkommen sein.

Der Großherzog von Mecklenburg Strelitz hat zur Behandlung unbemittelter Kranken mit der Koch schen Lymphe 1000 aus seiner Schatulle gespendet.

Aus Wien wird gemeldet: In Betreff des Antrages mege⸗ Entsendung von Fachmännern zum Studium des Koch’schen Heil⸗ verfahrens nach Berlin sprach der Landtag die Erwartung aus, 5 Landesausschuß werde geeignete Vorkehrungen treffen, um die vie verheißende Entdeckung Koch’'s in den Landesanstalten in Anwendung zu bringen. 3

Wie der „Germania“ aus Bologna berichtet wird, sind han⸗ auf der Klinik der dortigen Universität mit Koch'scher Lymphe behan delte Lupuskranke als vollständig geheilt entlassen worden.

ck. Der Besuch der preußischen Landes⸗Universitäten während des Winter⸗Semesters. Fest Im laufenden Winter⸗Semester zählen nach den vorläufigen 98 stellungen die neun preußischen Landes⸗Universitäten nebst der thecne gischen und philosophischen Akademie zu Münster 13 651 immgg 1 ta- lirte Studirende, darunter 2730 = 20 % oder ein Fünftel 1e der preußen. Ven den Universitäten sind an der Gesammtzahl 7% Studirenden, von denen 19,4 % der evangelisch⸗iheologischen, medi⸗ der katholisch⸗theologischen, 20,8 % der juristischen, 26.0 70 defte gend zinischen und 29,8 % der philosophischen Fakultät angehören, agisten⸗ antheilig: Berlin mit 40,5 % oder rund zwei Fünftel, Halls züingen berg mit 11,6 %, Breslau mit 9,1 %, Bonn mit 8,9 %, net zberg mit 6,5 %, Marburg mit 6,3 %, Greifswald mit 5,7 %, König mit 5,0 %, Kiel mit 3,6 % und Münster mit 2,8 %. lgt: die Auf die einzelnen Universitäten vertheilen sich wie p 9235 8 % E111“ 1 vangelilthe gerloan chen Fakurtät, nauf Greifs⸗ auf Berlin, mit 26,1 % auf Halle⸗Wittenberg, mit 9,½ % t 15 mit 6,7 % auf Königsberg,⸗ 8”

.e. 7n

1es

8

Marburg, mit 6,2 % auf Breslau, mit 4,5 % auf Bonn 3,4 % auf Kiel; die 544 katholische Theologie Studi⸗ renden mit 41,7 % auf Münster, mit 30.9 % auf Breslau und mit

274 % auf Bonn; die 2841 Jura Studirenden mit 57,4 % auf Verlin, mit 9,5 % auf Bonn, mit 8,2 % auf Breslau, mit 6,5 % auf Göttingen, mit 4,9 % auf Marburg, mit 4,8 %

auf Königsberg, mit 4,5 % auf Halle⸗Wittenberg, mit

2,4 % auf Greifswald und mit 1,8 % auf Kiel; die 3549 Medizin Studirenden mit 39,4 % auf Berlin, mit 10,5 % auf Greifswald, mit 8,5 % auf Breslau, mit 7,9 % auf Bonn, mit 76 % auf Halle⸗Wittenberg, mit 6,8 % auf Marburg, mit 6,7 % auf Kiel, mit 6,6 % auf Königsberg und mit 6,0 % auf Göttingen; die 4070 Philosophie Studirenden, unter welchen sich 1075 = 256,4 % oder über ein Viertel ohne Zeugniß der Reife befinden, mit 42,8 % auf Berlin, mit 12,2 % auf Halle⸗Wittenberg, mit 9,8 %

auf Bonn, mit 9,3 % auf Breslau, mit 7,5 % auf Marburg, mit

6,5 % auf Göttingen, mit 3,9 % auf Münster, mit 3,3 %

auf Königsberg, mit 2,7 % auf Kiel und mit 7,0 %

uf Greifswald. Von den jungen evangelischen Theologen tudiren nicht ganz drei Zehntel in Berlin und über ein

Viertel in Halle⸗Wittenberg; von den jungen Juristen beinahe drei

Fünftel in Berlin; von den jungen Medizinern fast zwei Fünftel in

Berlin und etwas über ein Zehntel in Greifswald; von den jungen

Philologen, Mathematikern, Naturforschern ꝛc über zwei Fünftel in

Berlin und über ein Zehntel in Halle⸗Wittenberg Am Schwächsten

st von den evangelisch⸗theologischen Fakultäten die Kieler, von den

uristischen gleichfalls die Kieler, von den medizinischen die Göttinger und von den philosophischen die Greifswalder besucht.

Ueber die relative Stärke der Fakultäten an den einzelnen Uni⸗

versitäten gewährt die nachstehende Zusammenstellung eine Uebersicht:

Berlin. Von den 5527 Studirenden, unter welchen 28,0 % Nichtpreußen sind, gehören an: 13,7 % der theologischeu, 29,5 % der

ö 25,3 % der medizinischen und 31,5 % der philosophischen

Fakultät.

8 Bonn. Von den 1219 Studirenden, unter denen 10,3 % Nichtpreußen sind, gehören an: 9,8 % der evangelisch⸗theologischen, 12,2 % der katholisch⸗theologischen, 22,2 % der juristischen, 24,9 %

er medizinischen und 30,9 % der philosophischen Fakultät.

Breslau. Von den 1246 Studirenden, unter denen 4,5 %

ichtpreußen sind, gehören an: 13,2 % der evangelisch⸗theologischen,

13,5 % der katholisch⸗theologischen, 18,7 % der juristischen, 24,3 % der medizinischen und 30,3 % der philosophischen Fakultät.

Göttingen. Von den 890 Studirenden, unter welchen 26,1 % Nichtpreußen sind, gehören an: 25,4 % der theologischen, 20,8 % der

1 24,0 % der medizinischen und 29,8 % der philosophischen

akultät. —Greifswald. Von den 773 Studirenden, unter welchen

12,7 % Nichtpreußen sind, gehören an: 32,4 % der theologischen, 8,9 % der juristischen, 48,0 % der medizinischen und 10,7 % der philosophischen Fakultät. .

Halle⸗Wittenberg. Von den 1585 Studirenden, unter welchen 21,2 % Nichtpreußen sind, gehören an: 43,7 % der theolo⸗ gischen, 8,0 % der Paniftischen, 17,0 % der medizinischen und 31,3 % der philosophischen Fakultät.

Kiel. Von den 489 Studirenden, unter welchen 23,7 % Nicht⸗ preußen sind, gehören an: 18,6 % der theologischen, 10,2 % der sericüischen, 48,5 % der medizinischen und 22,7 % der philosophischen

akultät.

Königsberg. Von den 682 Studirenden, unter welchen 3,4 % Nichtpreußen sind, gehören an: 26,1 % der theologischen, 19,8 % der barfftichen , 34,5 % der medizinischen und 19,6 % der philosophischen

akultät.

Marburg. Von den 855 Studirenden, unter welchen 19,2 % Nichtpreußen sind, gehören an: 19,8 % der theologischen, 16,4 % der dersüischen. 28,3 % der medizinischen und 35,5 % der philosophischen

akultät.

Münster. Von den 385 Studirenden, unter welchen 7,8 % Nichtpreußen sind, gehören an: 59,0 % der katholisch⸗theologischen und 41,0 % der philosophischen Fakultät.

Von den Fakultäten zählen die meisten bezw. wenigsten Stu⸗ direnden: in Berlin die philosophische bezw. die theologische, in Bonn und Breslau die philosophische bezw. die evangelisch⸗theologische, in Göttingen die philosophische bezw. die juristische, in Greifswald die medizinische bezw. die juristische, in Halle⸗Wittenberg die theologische bezw. die juristische, in Kiel die medizinische bezw. die juristische, in Königsberg die medizinische bezw. die philosophische und in Marburg die philosophische bezw. die juristische.

Unter den Studirenden ist das nichtpreußische Element stark ver⸗ treten in Berlin, Göttingen, Kiel, Halle⸗Wittenberg und Marburg, schwach in Breslau und Köniosbera.

Der Akademiker Octave Feuilllet, berannt als dramatischer und Romanschriftsteller, dessen sich durch sittliche Tendenz vor anderen neueren französischen Erzeugnissen vortheilhaft auszeichnende Stücke („Montjoye“ u. a) auch in Deutschland viel gegeben worden sind, ist, wie das „W. T. B.“ aus Paris meldet, gestern gestorben.

In Kopenhagen fand gestern die Beisetzung des Kom⸗ ponisten Niels W. Gade statt. Der Trauerfeier in der Kirche wohnten laut Meldung des „W. T. B.“ der König, die Königin, der Kronprinz sowie die Prinzessin Marie bei. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, der Prinz und die Prinzessin von Wales, die Herzogin von Cumberland sowie viele auswärtige Musik⸗Kapazi⸗ täten und Gesellschaften hatten Kränze übersandt.

Nach einer Depesche des „W. T. B.“ aus Rom haben vom 1. Januar ab laut päpstlicher Anordnung die Besucher der vatika⸗ nischen Museen und Galerien ein Eintrittsgeld von einer Lira zu zahlen. Diese Einrichtung kann von den vielen Besuchern der vatikanischen Sammlungen nur willkommen geheißen werden. Denn auch vorher war der Besuch durchaus nicht frei, sondern trotz des freien Eintritts ziemlich kostspielig; es wurde nämlich mit den Ein⸗ trittskarten (Permessi) ein lukrativer Handel getrieben, dessen Ge⸗ winn den Custoden, den Portiers in den Hotels ꝛc. in die Tasche floß; man konnte einen solchen Permesso, wenn man den Besuch erneuern wollte, von dem am Ausgang einer Sammlung be⸗ findlichen Custoden gegen den üblichen Obolus wieder zurückerhalten. Wenn mit der Einführung eines Eintrittsgeldes diese privaten Be⸗ steuerungen der Besucher fortfallen, so werden letztere sicherlich keinen Grund zur Unzufriedenheit haben, vielmehr davon im Vergleich zu der bisherigen Praxis Vortheil erhalten.

Der nächstjährige internationale geographische Kon⸗ greß wird in den Tagen vom 10. bis 15. August in Bern statt⸗ finden. Als Hauptgebiete, denen die zu verhandelnden Fragen zu entnehmen sind, werden aufgestellt: 1) Technische Geographie (mathematische Geographie, Geodäsie, Instrum., Topographie und Kartographie, Photographie, Einheitszeit, Erster Meridian, Ge⸗ schichte der Kartographie, Rechtschreibung geographischer Namen 2c.). 2) Physikalische Geographie (Terraingestaltung, Hypsometrie, Hydro⸗ graphie, Meteorologie, Klimaschwankungen, Eisperioden, Erdmagne⸗ tismus, botanische, zoologische und geologische Geographie, Vulkane, Erdbeben, ö und Anthropologie, Sprachgrenzen, archäo⸗ logische Geographie). 3) Handelsgeographie. 4) Reisen und Erfor⸗ schungen. 5) Unterricht und Verbreitung der Geographie. Vortrags⸗ anmeldungen sind bis 1. März k. J. an den Vorsitzenden des Orga-⸗ nisations⸗Comités, Staatsrath Dr. Gobat in Bern, zu richten.

Unter den in Athen lebenden Deutschen cirkulirt gegen⸗ wärtig eine Petition an Se. Majestät den Kaiser Wil⸗

elm, worin Letzterer ersucht wird, in den Reformplan für den Gymnasial⸗Unterricht auch die Aenderung der bisher in deut⸗ schen Gymnasien üblichen Aussprache des Griechischen aufnehmen zu wollen. Die Bittsteller suchen nachzuweisen, daß die von Erasmus aufgestellte Aussprache der griechischen Vokale eine ganz willkürliche sei, die keineswegs derjenigen

deutsche Gymnasial⸗Abiturient ohne weiteres Studium in der Lage sei, die neuesten griechischen Werke zu verstehen, so könne er doch kaum ein einziges griechisches Wort richtig aussprechen. Für die Mit⸗ glieder des deutschen archäologischen Instituts in Athen sei es beispielsweise eine große Pein, nachdem sie in Deutschland so viele Jahre hindurch das Griechische unter größten Anstrengungen gelernt hätten, nun in Athen diese Sprache noch einmal „umzu⸗ lernen“, nur weil man in den deutschen Gymnasien fast jedes griechische Wort in abweichender Form ausspreche. Das Schriftstück geht dann auf die Aussprache der einzelnen Laute näher ein und sucht dieselbe an der Hand wissenschaftlicher Forschungen in der Weise fest⸗ zustellen, daß sie dem neueren Griechisch nahezu gleich kommt. Endlich wird darauf hingewiesen, daß die Aussprache des Erasmus bereits in den Gymnasien Italiens, Belgiens, der Niederlande und theilweise auch in England aufgegeben sei, sodaß auch das deutsche Gymnasium mit dieser alten Ueberlieferung brechen könnte.

Von der „Geschichte der Renaissance in Italien“ von Jacob Burkhardt (dritte Auflage unter Mitwirkung des Verfassers bearbeitet von Dr. Heinrich Holtzinger, Professor der Kunstgeschichte an der Universität Tübingen; mit 261 Illustra⸗ tionen; Verlag von Ebner u. Seubert (Paul Neff) in Stuttgart), liegen jetzt fünf Lieferungen vor. Wir haben auf diese neue Ausgabe des in seiner Art klassischen Werks bereits (in Nr. 143 d. Bl.) beim Erscheinen der ersten Lieferung hingewiesen. Die vier neuen Hefte bringen den ersten Theil des Buchs, der ausschließlich von der Architektur handelt, beinahe zu Ende. Nachdem das Kapitel von der Formenbehandlung der Früh⸗Renaissance abgeschlossen worden, wendet sich die Darstellung den Bauformen des 16. Jahr⸗ hunderts zu, bespricht dann in einem kleinen, in technischer Hinsicht sehr interessanten Abschnitt die (besonders wegen der Kuppelbauten vielfach in der Renaissance⸗Zeit angewandten Modelle und wendet 1) hierauf der Komposition der Kirchen zu. Auf dieses umfängliche Kapitel folgt dann die Schilderung der Bauten von Klöstern, Bischofshöfen, Universitäten für geistliche Brüderschaften ꝛc. Im elften Abschnitt werden alle irgendwie bemerkenswerthen italienischen Palastbauten der Zeit ihrer Anlage nach kritisch betrachtet. Weitere Kapitel sind den Spitälern, Gast⸗ höfen. Vergnügungsbauten, Festungsanlagen, Thoren, Brücken, den Terrain⸗Korrektionen und neuen Stadtanlagen sowie endlich den Villen gewidmet. Innerhalb des letzteren Abschnitts endet die fünfte Lieferung; die nächstfolgenden werden mit der Beschreibung der Gärten den ersten Theil des Werkes beschließen und dann den zweiten Theil, die „Dekoration“ bringen. In zehn Lieferungen Gum Preise von je 1 20 ₰) soll das Werk vollständig werden. 88 seinem Abschluß gedenken wir noch einmal darauf zurückzu⸗ ommen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Schweden.

Das Königlich schwedische Kommerz⸗Kollegium hat durch Be⸗ kanntmachung vom 9. Dezember 1890 Chile als von der Cholera befreit erklärt. 8

un is.

Zufolge Beschlusses der tunesischen Regierung vom 10. Dezember 1890 unterliegen Provenienzen der sprischen Küste, von Mersina bis Tripolis einschließlich, fortab einer sechstägigen Beobachtungsquarantäne.

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche

vom 14. bis 20. Dezember ein günstiger, und auch die Sterblichkeit

eine kleinere als in der vorangegangenen Woche (von 1000 Ein⸗ wohnern starben, aufs Jahr berechnet, 18,5). dn esondere kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane in ansehnlich verminderter Zahl zum Vorschein, und auch akute Darmkrankheiten traten seltener zu Tage und veranlaßten weniger Todesfälle. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war in Folge . eine geringere, von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 59 Säuglinge. Von den Infektionskrankheiten wurden Erkrankungen an Unterleibstyphus selten, an Masern und Scharlach in geringerer Zahl als in der Vorwoche zur Anzeige gebracht und zeigten sich in keinem Stadtheile in nennenswerther Zahl. Erkrankungen an Dipchtherie kamen in fast gleich hoher Zahl zur Meldung, und zwar am G aus der diesseitigen Luisenstadt, der Tempelhofer Vor⸗ tadt und aus Moabit. Erkrankungen am Kindbettfieber kamen gleichfalls weniger zur Kenntniß, dagegen gelangten wieder mehr Erkrankungen an rosenartigen Entzündungen des Zellgewebes der Haut zur Behandlung. Erkrankungen an Keuchhusten waren etwas seltener, auch der Verlauf war ein milderer. Etwas zahlreicher als in der Vorwoche wurden rheumatische Beschwerden der Muskeln beobachtet, während akute Gelenkrheumatismen seltener zur ärztlichen Behandlung gebracht wurden.

Rom, 29. Dezember. Nach einem heute veröffentlichten Dekret werden die Propenienzen aus spanischen Häfen wieder zugelassen, dagegen bleibt die Einfuhr von Hadern und alten Kleidern

entspreche, welche in der klassischen Zeit des Hellenenthums

gebräuchlich war. Obgleich daher heute die gebildeten Griechen ihre

aus den genannten Häfen untersagt.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koh nd Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 29. Dezember gestellt 9855, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 28. Dezember. (Wollbericht des „Ctrbl. f. d. Text.⸗Ind.“) Das Geschäft in deutschen Wollen wird von Jahr zu Jahr abhängiger von der Entwickelung des Geschäftes in über⸗ seeischen Wollen und in letzter Zeit nicht unwesentlich durch den Gang des Terminhandels beeinflußt. Infolgedessen hat der Handel allmählich seine ruhigen gefahrlosen Bahnen verlassen müssen und betrachtet den Artikel Wolle als Spekulationsobjekt. Die deutsche Wolle hatte zu Anfang der Londoner Juni⸗Auktion einen sehr niedrigen Standpunkt eingenommen und namentlich die Kamm⸗ garnspinner hatten sich vom hiesigen Markte fast ganz fern gehalten. Mit der Besserung des Marktes für die Kolonialwollen während des Verlaufes der Juni⸗ und der darauf folgenden Sep⸗ tember⸗Auktion stieg auch die Nachfrage nach dem deutschen Produkt, welches im Preise eine Erhöhung von 10—15 erfuhr. Der be⸗ trächtliche Ausfall der Produktion in den La Plata⸗Staaten hatte zur Folge, daß es manchen Kämmereien und Spekulanten an Material zum Kämmen mangelte; sie ergriffen die Gelegenheit, sich die deutschen Wollen, welche ihnen ein zufriedenstellendes Ergebniß zu liefern schienen, in größeren Quantitäten zu sichern und haben auf diese Weise am hiesigen Platz eine wesentliche Rolle gespielt. Kammgarn⸗ spinner traten nur vereinzelt in den Markt, und Fabrikanten, welche über schlechtes Geschäft klagten, kauften auch nur verhältnißmäßig wenig. Bald aber begann der Einfluß der mißlichen Lage, in welcher sich die Industrie in Folge der Me. Kinley⸗Bill und des Rückgangs der allgemeinen Kaufkraft befand, sich geltend zu machen und trat mit dem Beginn der Londoner November⸗Auktion in die Erscheinung, welche einen Preisfall von 10 % herbeiführte. Der Absatz in den hiesigen Wollen erlahmte zusehends und nur von Zeit zu Zeit treten Käufer, welche ihren nothwendigen Bedarf billig decken wollen, in den Markt. So bietet der Schluß des Jahres ein unerfreuliches Bild. Die Vor⸗ räthe sind nicht beträchtlich und dürften ca. 15 000 Ctr. betragen.

Die „Leipziger Monatschrift für Textil⸗Industrie“, welche von Theodor Martin in Leipzig herausgegeben wird, be⸗ schließt mit dem vorliegenden 12. Heft von 1890 ihren 5. Jahrgang. Von den Original⸗Aufsätzen des vorliegenden Heftes dürfte die Ab⸗ handlung von Professor Dr. von Cochenhausen, Leiter der Königlichen Färberschule zu Chemnitz, über „Werthbestimmung des Blauholz⸗Extraktes“ besonders bedeutsam sein, da der Verfasser darin auf Grund eingehender Studien und Föe

Sprache dem Althellenischen wieder fast gleichgestellt hätten und jeder

1““

mit Hülfe der Extraktionsmethode ausgeführten Analysen vollständig

widersprechen. Durch das diesem Hefte unter Anderem beigegebene, 14 Folioseiten füllende Sach⸗ und Namenregister, welches die Reich⸗ haltigkeit des vollendetin Jahrgangs dieser Monatsschrift erkennen

läßt, ist der Leser in den Stand gesetzt, schnell zu übersehen, welche

auf den einzelnen Gebieten während des abgelaufenen ahres gemacht worden sind.

Leipzig, 29. Dezember. (W. C. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 4,27 ½ ℳ, pr. Februar 4,30 ℳ, pr. März 4,30 ℳ, pr. April 4,30 ℳ, pr. Mai 4,32 ½ ℳ, pr. Juni 4,35 ℳ, pr. Juli 4,35 ℳ, pr. August 4,35 ℳ, pr. September 4,35 ℳ, pr. Oktober 4,35 ℳ, pr. No⸗ vember 4,35 Umsatz 55 000 kg. Fest.

Wien, 29. Dezember. (W. T. B.) Wie die „Presse“ mit⸗ theilt, hat der Kurator der 3 % Südbahn⸗Prioritäten die Vertrauensmänner der Aktionäre zum 7. Januar einberufen.

In der heutigen Generalversammlung der Mährischen Grenzbahn theilte der Vorfitzende mit, daß die Verhandlungen mit der Regierung in der letzten Zeit wieder aufgenommen worden seien; zunächst seien die Verhandlungen mit dem Kurator eingeleitet.

Nach Meldungen aus Graz nahm die Generalversammlung der ersten Grazer Aktienbrauerei sämmtliche Punkte der Tages⸗ ordnung einstimmig an und beschloß die Aufhebung der Garantie gegen Zahlung von 300 000 Fl. in die Dividenden⸗Reserve. Die Dividende kommt mit 6 %, gleich 30 Fl., am 2 Januar zur Zahlung.

London, 29. Dezember. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten.

30. Dezember. (W. T. B.) Die „Times“ erfährt, das Haupthinderniß, welches sich bisher der Regelung der finan⸗ ziellen Angelegenheiten Argentiniens entgegenstellte, näm⸗ lich die Schwierigkeit, welche aus dem Zusammenhange Baring's mit den „Buenos⸗Aires Water supply and Drainage Works’ entstand, sei nunmehr beseitigt und die nothwendigen Dokumente für die Verbindung dieser Angelegenheit mit dem neuen Abkommen unterzeichnet worden. Man hoffe, daß nach Erledigung dieses Punktes die argentinische Regierung und der Kongreß ungesäumt den Plan des Londoner Comités annehmen würden.

Dublin, 29. Dezember. (W. T. B. Der Präsident der hiesigen Börse hat einen der Börsenbesucher Namens du Bedat offiziell für zahlungsunfähig erklärt; die Passiva desselben sollen etwa 70 000 Pfd. Sterl. betragen. du Bedat ist seit letztem Mittwoch verschwunden. In hiesigen Börsen⸗ und Finanzkreisen herrscht große Erregung.

Glasgow, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 2385 Tons gegen 5661 in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 29. Dezember. (W. T. B.) Wolle †bis 3 höher als vorige Woche, Garne ruhig, Eigner stetig, für Stoffe ruht das Geschäft, Preise nominell.

New⸗York, 29. Dezember. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 25 764 000 Busbels. do. an Mais 2 620 000 Bushels.

Suvmissionen im Auslande. Schweden.

rung von 1000 kg Silber.

Näheres zur Einsicht beim Deutschen Reichs⸗Anzeiger.

2) 15. Februar. Stockholm. Telegraphen⸗Verwaltung: Lieferung von 10 000 kg Phosphor⸗ oder Siliciumdraht von 1,25 mm Durch⸗ messer mit einem Leitungsvermögen von mindestens 30 % desjenigen des reinen Kupfers und einer Haltbarkeit von mindestens 80 kg per qmm.

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten.

Der Weihnachtspäckereiverkehr ist bei den Post⸗ anstalten in Berlin auch in diesem Jahre von ganz erheb⸗ lichem Umfang gewesen. Im Laufe zweier Wochen sind hier 719 072 Packete aufgeliefert und 463 373 Packete an in Berlin wohnende Empfänger eingegangen, während außerdem 2 731 675 Postpäckereien im Durchgangsverkehr Berlin berührt haben. Es ergiebt dies gegen das Vorjahr eine Steigerung an auf⸗ gelieferten Packeten um 37 399 Stück, an eingegangenen um 27 749 Stück und an Durchgangspacketen sogar um 277 805 Stück. In der Zeit vom 18. bis 25. Dezember einschließlich sind an Beamten, Unterbeamten und Hülfsmannschaften, zusammen nahe an 10 000 Personen täglich mit der Bewältigung des Berliner Weihnachts⸗Postverkehrs beschäftigt gewesen; 1412 Pferde waren in derselben Zeit für die Besorgung des Postfuhrdienstes innerhalb der Stadt sowie von und nach den Bahnhöfen täglich erforderlich. In Folge der auf Erfah⸗ rungen aus früheren Jahren beruhenden Maßnahmen, welche noch durch günstige Witterungsverhältnisse unterstützt wurden, ist es gelungen, den zu so großer Ausdehnung herangewachsenen Verkehr glatt abzuwickeln.

Wiesbaden, 30 Dezember. Das Eis des Rheins ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge heute am Loreley⸗Felsen zum Stehen gekommen.

Hamburg, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Slavonia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktien⸗Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New⸗York eingetroffen.

London, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Arab“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen. Der Union⸗Dampfer „Mexican“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Athenian“ ist heute auf der Heimreise in Southampton angekommen.

Paris, 30. Dezember. (W. T. B.) Nach Berichten aus Bordeauyx ist dort der norwegische Dreimaster „Souverain“, Kapitän Nielsen, welcher mit einer Petroleumladung nach St. Louis fahren sollte, gegenüber Chateau Latour gestrandet. Um ihn flott zu machen, muß wahrscheinlich seine Entfrachtung er⸗ olgen.

Charkow, 27. Dezember. Die Eisenbahnverbindung mit dem Süden ist laut Meldung der „St. Pet. Z.“ durch Schnee⸗ verwehungen unterbrochen, die zwischen den Stationen Alexejewka und Taganasch, auf der Charkow⸗Nikolajew⸗Linie und bei Taganrog gleichzeitig eingetreten sind. Sämmtliche Linien werden energisch vom Schnee gereinigt. In der Steppe erreichen die Fröst

Theater und Musik.

Heutsches Theater.

„Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erb⸗ prinzessin von Sachsen⸗Meiningen, welche dem Direktor L'Arronge zu Weihnachten ein kostbares, mit ihrem Monogramm geschmücktes An⸗ denken geschenkt haben, beehrten am Montag wiederum die Vor⸗ stellung von „Romeo und Julia“ mit Ihrem Besuch.

1b Berliner Theater.

Se. Majestät der Kaiser ehrten am Montag wiederum das Berliner Theater durch, Allerhöchstihre Anwesenheit. Der Besuch des Kaisers war am Nachmittag angesagt worden und Se. Majestät fuhren kurz vor Beginn der Vorstellung, begleitet von den Flügel⸗ Adjutanten Oberst⸗Lieutenant Freiherr von Seckendorff und Maior von Hülsen, vor und nahmen, von dem Bureau⸗Chef in Vertretung des Direktors empfangen, in der Hofloge Platz. Zur Darstellung kam das Lustspiel „Goldfische’ von Gustav Kadelburg und Franz von Schönthan. Nach dem zweiten Akt wurde im Salon hinter der Hof⸗

loge ö eingenommen. Vor der Abfahrt äußerten Se. Majestät

zu Resultaten gelangt, welche den Resultaten aller bis je 6

1) 15; Januar, Mittags. Stockholm. Königlich Münze: Liefe⸗ 1

140,50 b; 50à 141,10 bg 120,50

60à121, 20 bz 66,40 5b;

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