1890 / 313 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 31 Dec 1890 18:00:01 GMT) scan diff

besonders ei gehen, zu müssen.) der Redner in dem ersten Theil ‚eines Vortrags die ursprüngliche Gekergsbildung dargestellt vatte, durch welche gleichsam erst die Modellblöcke zu unsern gegen⸗ wärtigen Berglandschaften geschaffen wurden, so kennzeichnete er in dem zwelten Theil des Vortrags die Thätigkeit des Wassers in dem Pro esse der Erosion und in demjenigen der Verwitterung oder Denudation b Wenn die ersten Bewohner der Alpen, vielleicht die Pfahlbauer, ein genau gezeichnetes Panorama der Schweizer Berge hinterlassen hälten, so würden wir durch Vergleich jener Berge mit ihrer heutigen Gestaltung unschwer umfassende Formveränderungen auf den ersten Blick ertennen können. Der in die Tiefen der Erde eindringende Blick des Forschers hat gezeigt, was von den Bergen seit ihrer Entstehung verschwunden ist. Dort wo ursprünglich regelmäßige Schichtenfalten über einander lagerten und eine zusammenhängende Kette bildeten, ist heute der Verlauf dieser Falten kaum mehr zu erkennen. Ganze Partien sind aus dem regelmäßigen Bau herausgerissen, und nur noch die innere Tektonik der Gebirge weist auf die einst vorhandenen Falten hin. So sind die Alpen, wie der Verlauf ihrer Schichten nachweist, als eine ungeheure Ruine zu betrachten. Der Geologe Heim nimmt an, daß das Volumen des gegenwärtig über dem Meeres⸗ spiegel sich erhebenden Alpengebirges nur sehr wenig größer sei, als der Rauminhalt dessen, was schon durch Abtragung vernichtet worden ist. Die Mehrzahl der Berggipfel legt schon durch die äußere Form deutlich Zeugnis ab von der Einwirkung der zerstörenden Elemente. Der Vortragende weist dies durch schöne bildliche Wiedergabe der

drei Zinnen bei Schluderbach in Tirol und des Matterhorns nach.

Ule Einzelheiten in der Oberflächengestaltung der Erde sind im weit⸗ IG Maße das Werk der gewaltigen geologischen Triebkraft des Wassers. Manu mag sich nur der Thatsache erinnern, daß der Rhein jährlich zwei Millionen Kubikmeter aufgelöster Gesteinstheile bei Basel vorüberträgt; man mag ferner daran denken, daß die thonigen, sandigen und mergeligen Febilde und Gerölle, welche die Donauhochebene in noch Mächtigkeit überdecken, zum größten Theil aus dem verwitterten, durch Ströme und Gletscher herabgeschafften Gesteinsmaterial bestehen, welches einst die

Bergzinnen der Alpen krönte. Das Wasser wirkt unter Betheili⸗ gung des stets in ihm enthaltenen Sauerstoffes und der Kohlensäure der Luft als chemisches Lösungsmittel, alsdann im Bunde mit dem Frost als Verkleinerungs⸗ und Sprengmittel, endlich als Verthei⸗ lungs⸗ und Fortschaffungsmittel auf die Felsmassen ein. Die Tempe⸗

raturveränderungen auf den Hochflächen der Gebirge führen durch un⸗ gleichmäßige Zusammenziehung und Ausdehnung der Massen Risse und Sprünge an der Oberfläche herbei. Das Wasser tritt durch diese

Spoalten in das Mark des Gesteins, treibt die gelockerten Felsmassen vollends auseinander und macht sie überhaupt erst fähig, mit dem im Wasser vorhandenen Sauerstoff und der Kohlensäure der Luft chemische Verbindungen einzugehen. Man kann die aus⸗

nagende Thätigkeit des Wassers besonders klar an den pulfanischen Gebilden früherer Zeiten beobachten. Hier sind

unbekannter

Tuffschichten der äußeren Umhüllung der Spülkraft des Wassers

mehr oder weniger zum Opfer gefallen, während die innere krovstallinische Kernmasse erhalten blieb. Der Vortragende kam nun auf die Ge⸗ staltungen zu sprechen, welche durch die verschiedenartige Widerstands⸗ higkeit der Gesteinsmassen gegen das Wasser erzeugt werden; ferner auf die Versteinerungen im angewitterten Kalk und auf die Karren⸗ oder Schrattenfelder. Wo ein Gebirge nicht zur Kamm⸗ und Spitzen⸗ bildung, sondern zur Plateaubisdung hinneigt, versinkt das Wasser mehr in die Spalten und Klüfte und sucht sich unterirdisch einen Weg zu bahnen; hierdurch entstehen Fels⸗ trichter, Kesselthäler, Höhlen und unterirdische Wasserläufe, wie sie namentlich in dem schwäbisch⸗fränkischen Juragebirge, in den silurischen Kalktafeln der russischen Ostseeprovinzen und besonders schön unter den öden 1“ der Krain, Istriens und Dal⸗ matiens gefunden werden. Nunmehr ging der Vortragende auf die Erklärung der sogenannten „Felsenmeere“, Flächen, auf denen Felsblock an Felsblock zerstreut liegt, als die Folge der Zersprengung der Felsmassen durch das gefrorene Wasser über. Die Verwitterung zerkleinert und zertrümmert das scheinbar unbezwingbare Felsgestein und macht so den Transport desselben in die Niederungen der Thäler möglich. Diese mit dem Wasser treibenden Geröllmassen reiben und wetzen fortwährend an der Oberfläche und, wo sie, durch die Oertlich⸗ keit bedingt, längere Zeit in kreisender Bewegung erhalten werden, höhlen sie wie Erdbohrer Strudellöcher aus, wie man sie in Skandinavien und in der Schweiz häufig vorfindet. Die furchtbarsten Wirkungen der Erosionsthätigkeit sind die Bergstürze. Den geraden Gegensatz zu den im harten Gestein ausgewaschenen Riesenkesseln und „Oefen“ bilden die in lockerem Gebirgsschutt durch Regen erzeugten Erdpyramiden; ausgezeichnet ist diese Erschei⸗ nung in dem rothen Porphyrschutt auf dem Ritten bei Bozen in Südtirol zu beobachten. Der Vortragende gelangt weiter zur Vor⸗ führung jener phae Erosionsgebilde, die wir als Säulen, Nadeln, Obelisken, pilzförmige Gebilde und andere bizarre Gestal⸗ tungen auf der Erdoberfläche vorfinden, und kommt auf die über⸗ wältigend großartigen Wirkungen zu sprechen, welche in den riesigen Dimensionen der Kathedralenklippe im Koloradogebiete das Staunen der Reisenden erregen. Die Bergformen der sächsischen Schweiz sind gleichfalls Erscheinungen von ähnlichem Charakter. Um eine Vor⸗ teülung von der enormen Menge des feinsten Detritus, den die Ströme mit sich führen, zu geben, wird angeführt, daß der Mississippi em Mexikanischen Golf jährlich 3800 Millionen Kubikfuß fester Stoffe zuführt, eine Masse, welche eine englische Quadratmeile 270 Fuß tief bedecken würde. Die drei großen Ströme Nord⸗Asiens bringen in 500 Jahren etwa acht Kubik⸗ meilen Land ins Eismeer. Zum Schluß weist der Vortragende auf die nivellirende Thätigkeit des Wassers hin, bespricht den Prozeß der Thalbildung, das Wesen des Wasserfalls und seine Wirkungen, welche am Niagarafall besonders erläutert werden; er weist darauf hin, daß in der sächsischen Schweiz mit dem Elblaufe sich ähnliche Vorgänge in vorhistorischen Zeiten abgespielt haben, und die eigen⸗ thümlichen Formen der Thalbildung in den Hochebenen von Kali⸗ fornien und Neu⸗Mexiko, wie sie der Koloradoriver mit seinen Neben⸗ flüssen erzeugt hat. Der Vortragende schloß mit folgenden Be⸗ merkungen: „Gebirge sind in grauer Vorzeit auch anderswo als dort gewachsen, wo jetzt unser Auge sie erschaut. Aber ihre Trümmer ruhen längst in den Niederungen der Ströme, sie ruhen am Grunde der Meere, um daselbst im Laufe der Jahrtausende zu festen Gesteins⸗ bänken zu erhärten und vielleicht nach Jahrhunderttausenden als mächtige Berge durch neue Hebung und Faltung wieder zu erstehen, wenn die schwindende Wärmeenergie unseres Weltkörpers noch einmal so tief eingreifende Umwälzungen gestattet, wie sie im Jugendalter desselben sicherlich vor sich gegangen sein müssen.“

Nr. 23 des Archivs für Post und Telegraphie (Beiheft zum „Amtsblatt des Reichs⸗Postamts“, herausgegeben im Auftrage, des Reichs⸗Postamts) hat folgenden Inhalt: I. Aktenstücke und Auf⸗ sätze: Interkoloniale Post⸗ und Telegraphenkonferenz zu Adelaide. Betrieb von Telegraphenleitungen beim Haupt⸗Telegraphenamt in Berlin durch Sammlerbatterien. Die wirthschaftlichen und Ver⸗ kehrsverhältnisse Brasiliens (Fortsetzung). II. Kleine Mittheilungen: Zur Geschichte der Null. Festungstelegraphen in Rußland.

ernsprechlinie Wien Brünn. Neue englische Schnellzugs⸗ enetve. III. Literatur des Verkehrswesens: Der Telegraphen⸗ betr⸗ eb in Kabelleitungen, unter besonderer Berücksichtigung der in der Reichés⸗Telegraphenverwaltung bestehenden Verhältnisse, von E. Müller, v““ Neichs Pefamt. 26 in den Text ge⸗ ruckten Figuren,. n, Julius Springer; München, R. en⸗ bourg. 1890, 84 Seiten. Preis 1 4

Nr. 51 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗

fundbeitsamts vom 23. Dezember hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Cholera⸗Nachrichten Sanitäts⸗ und Moaotzinalwesen im Regierungs⸗ Bezirk Liegnitz 1886/88. Sterbefäll« in deutschen Städten mit 40 600 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbcezirken. Erkrankungen in Kranken⸗ häusern Oesterreichs 1890, 1. Halbjahr. Witterung. Zeit⸗ weilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. Thierseuchen in Italien, 30. Juni bis 28. September. Geflügel Cholera in Bayern. Lungenseuche in Belgien Schafreude in den Nieder⸗ landen. Veterinär⸗polizeiliche Maßregeln. Mebirtis Megch. gebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Aerztliche und zahnär;tliche (Prüfungsaufgaben. (Preußen. Berlin.) Metallbrennereien. Regierungsbezirk Stettin) Heilmittel. (Baden.) Versicherung der Rindviehbestände. Jahresvorlagen der Bezirksärzte. Geschäfts⸗ betrieb in den Apotheken. (Frankreich.) Gypsen des Weins. (Ost⸗Afrika) Spirituosen. (Congostaat.) Desgl. Recht⸗ sprechung. Weinfälschung. (Schluß.) Vermischtes. (Bayern. Regensburg.) Fleischbeschau und Fleischverbrauch. (Hamburg.) Chemisches Staats⸗Laboratorium 1889. 8 8

Rekursentscheidungen, Bescheide und Beschlüsse des Reichs⸗Versicherungsamts. 2

(927.) Anläßlich einer Meinungsverschiedenheit zwischen einer Gemeindebehörde und dem Vorstande einer Baugewerks⸗Berufsgenossen⸗ chaft hat das Reicks⸗Versicherungsamt unter dem 31. Oktober 1890 89 Auffassung dahin ausgesprochen, daß die Versicherungsanstalten der Baugewerks⸗Berufsgenossenschaften beziehungsweise der Tiefbau⸗ Berufsgenossenschaft nicht verpflichtet sind, die Kosten der nach H. 26 Absatz 1 des Bau⸗Unfallversicherungsgesetzes von den Gemeindebehörden auf ortsübliche Weise zu bewirkenden Bekanntmachung über den Be⸗ inn der zweiwöchentlichen Auslegung der Auszüge aus den Prämien⸗ den Gemeinden zu ersetzen.

(928.) Nach einem Bescheide des Reichs⸗Versicherungsamts vom 2. November 1890 stellt sich das von einem Schlossermeister mit S von durchschnittlich fünf Arbeitern ausgeführte Anbringen und ufstellen von in seiner Werkstatt angefertigten eisernen beziehungs⸗ weise mit Eisen beschlagenen Turngeräthen in Turnhallen als eine versicherungspflichtige Bauschlosserarbeit dar, da die Geräthe an dem Fußboden beziehungsweise der Decke der Hallen befestigt werden und hierdurch eine auf eine längere Zeitdauer berechnete Verbindung mit den betreffenden Gebäuden geschaffen wird (vergleiche die Bescheide 757 und 762, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1889 Seite 361 und 379).

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Als ein Unfall „bei dem Betriebe“ im Sinne des §. 1 des Unfallversicherungsgesetzes ist nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, I. Strafsenats, vom 9. Oktober 1890 der nach der Beendi⸗ gung der Arbeit auf dem Wege von der Betriebsstätte nach Hause ceschehene Unfall nicht anzusehen.

Betreibt Jemand des Gewinnes wegen ein Spiel, welches er als ein Glücksspiel bezeichnet und auch anscheinend ein solches ist (d. b. ein Spiel, dessen Ausgang wesentlich vom Zufall abhängt), thatsächlich aber vom Spieler durch eine verborgene, ihm bekannte Manipulation so geleitet wird, daß er den Ausgang nach seinem Willen bestimmen kann, so ist er, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 10. Oktober 1890, wegen Betrugs zu bestrafen.

Eine schriftliche Erklärung auf einem Wechsel, welche eine wechselmäßige Verbindlichkeit zwar nach dem Willen des Unterschreibenden enthalten soll, thatsächlich aber eine solche Verbind⸗ lichkeit nicht enthält, macht, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Strafsenats, vom 13. Oktober 1890, die Erklärung nicht Hechselstempelpflichtig. Eine Bürgschaftserklärung auf der Rückseite eines das Verbot des Indossaments enthaltenden eigenen Wechsels ist wirksam, und der Unterzeichner der Bürgschafts⸗ erklärung ist stempelpflichtts. ☛☚

Ist ein Angeklagter auf seinen Antrag wegen großer Ent⸗ fernung seines Aufenthaltsortes von der nhna zum Er⸗ scheinen in der Hauptverbandlung entbunden worden, so ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 17. Oktober 1890, dennoch die Ladung desselben zum Verhand⸗ lungstermin erforderlich; die Ladung seines Vertheidigers genügt nicht. Auch muß, Falls in der Hauptverhandlung neue Beweismomente bezüglich der Anklage vorgebracht werden, der nicht erschienene An⸗ geklagte vor der Ürtheilssprechung hiervon Kenntniß erhalten und darüber gehört werden.

Die Hypothek auf einem Grundstück ergreift nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 22. Oktober 1890, auch die neu (nach Bestellung der Hvpothek) hinzukommenden Sub⸗ stanztheile des Grundstücks, selbst wenn sich der Hersteller der neuen Theile oder ein Anderer an diesen Theilen das Eigenthum vorbehalten hatte. Dieser Vorbehalt ist dem Hypothekengläubiger egenüber wirkungslos. Als Substanztheil eines zu einem speziellen Fabrik⸗Ctablissement bestimmten Gebäudes sind diejenigen in das Fabrikgebäude eingefügten Maschinen aufzufassen, durch deren Ein⸗ 1 erst das Gebäude zu dem bestimmten Fabrik ⸗Etablissement wird.

In Bezug auf §. 564 I, 9 des Preußischen Allgemeinen Land⸗ rechts („Ist die Verjährung bereits vollendet, so hebt ein Anerkenntniß des erloschenen Rechts die Wirkung derselben nur insofern auf, als aus diesem Anerkenntniß nach den Gesetzen ein neuer Rechtsgrund entsteht.“) hat das Reichsgericht, IV. Civil⸗ senat, durch Urtheil vom 27. Oktober 1890, ausgesprochen, daß die Ausstellung eines Schuldscheins, in welchem der durch Ver⸗ jährung erloschene Schuldgrund lediglich wiederholt wird, die Wirkung der Verjährung aufhebt.

Bei einem ö über Bauten, die in einer bestimmten Frist auszuführen sind, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Civilsenats, vom 30. Oktober 1890, im Gebiet des Preußischen Allgemeinen Landrechts der Besteller schon vor Ablauf der Frist von dem Vertrage abzugehen berechtigt, wenn es feststeht, daß der Werkmeister aus eigener Schuld thatsächlich das Werk nicht rechtzeitig fertigstellen werde. Die bloße, wenn auch gegründete Annahme des Bestellers, daß die Fertigstellung nicht rechtzeitig erfolgen werde, gewährt dem Besteller kein Rücktrittsrecht.

111“ 12 11“ 8I 1

Statistik und Volkswirthschaft.

Der Verkehr auf den deutschen Wasserstraßen in den Jahren 1881—1889.

Seit dem Jahre 1872 finden zufolge Bundesrathsbeschluß alljährlich Aufzeichnungen über den Verkehr auf den deutschen Wasser⸗ straßen statt, welche vom Kaiserlichen Statistischen Amt zusammen⸗

estellt und veröffentlicht werden. Die entsprechenden Bestimmungen

nd zwar 1881 nicht unwesentlich abgeändert worden, jedoch haben diese Aenderungen die Vergleichbarkeit der Nachweise im Allgemeinen nicht gestört. Gegenstand der Ermittelungen ist der Güter⸗ und Per⸗ sonenverkehr auf den deutschen Strömen, Flüssen und Kanälen, wogegen die Fahrten von Fahrzeugen, welche zum Zwecke des Fischfangs, zu Baggerarbeiten und Strombauten oder sonst zu einem anderen Zwecke als zur Vermittelung des Güter⸗ und Personenverkehrs zwischen zwei oder mehreren verschiedenen Uferplätzen ein⸗ und aus⸗ gehen, sowie die Fahrten der Fähranstalten von der Ermittelung ausgeschlossen sind. Die Erhebungen finden statt an den durchgangsstellen über die Fahrzeuge und Güter, welche über die Zollgrenze ein⸗ und ausgehen; an den Durchgangsstellen im Innern, welche Uebergänge aus einem der Hauptstrom⸗ und Flußgebiete in das andere bilden, über die durchgehenden Fahrzeuge und Güter; an den Hafenplätzen, welche als Konsumtionsorte oder als Umladeorte oder als Anmeldestellen für die Flößerei von besonderer Wichtigkeit sind, über die ankommenden und abgehenden Fahrzeuge, sowie über die geladenen und gelöschten Güter.

Auf Grund dieser Erhebungen läßt sich zwar keine vollstän⸗ dige Nachweisung über den Gesammtverkehr auf den deutschen Wasserstraßen geben, wohl aber die Entwicke⸗ lung der Schiffahrt an den Hauptverkehrspunkten der deutschen Ströme darstellen. Als wichtigere Verkehrspunkte er⸗ scheinen die nachstehenden Orte für eine allgemeine Zusammenstellung besonders geeignet: Für das Gebiet des Niemens: Schmale⸗ ningken, der Weichsel: Thorn, des Bromberger Kanals: die II. Schleuse, der Oder: Thiergarten bei Ohlau, die Nachweisungen über den ungleich bedeutenderen Wasser⸗ verkehr Breslaus liegen erst seit 1888 vor, bieten daher noch keinen genügenden Vergleich über die Entwickelung dieses Verkehrs —, der Spree: Berlin, der Elbe: Hamburg und Schandau, der Weser: Bremen, der Ems: Koppelschleuse bei Meppen, des Rbeins: Emmerich und Mannheim, der Saar: Güdingen, des Rhein⸗Marne⸗Kanals: Altkirch⸗Zollgrenze. Wird der Berg⸗ und Thalverkehr zusammengezogen, so ergiebt sich für den Ge⸗ sammtverkehr an den genannten 13 Verkehrspunkten folgendes Bild: Es gingen zu Berg und zu Thal:

durchschnittlich im Jahre Frachtschiffe fährlich 1886 1887 1888 beladen

1881/85 —. 114 466 120 463 132 863 123 812 unbeladen. 4 37 259 35 989 35 835 mit einer Tragfähig⸗

31 912 keit in 1000 t 22 951 26 210 28 577 28 039 29 618 und geladenen Gü⸗ tern in 1000 t 14 318 16 002 17 568 19 007 19 011 2 061 2 217 2 653

Flöße

(Floßholz) in 1000 t 2 318 1 , 3 093 Hieraus berechnet sich die durchschnittliche Tragfähigkeit eines jeden

der beladenen und unbeladenen Schiffe

auf Tonren . 156,8 166,2 169,2 175,6 184,9 die durchschnitt⸗

liche Belastung

eines beladenen

Schiffes auf Tonnen 125,1

1889

124 116 36 104

132,38 132,2 153,5

um 32,8 % zugenommen.

gewachsen.

sich die betreffenden Verhältnisse für die einzelnen obengenannten Ver

kehrspunkte gestaltet haben, ist unserer Quelle, den „Monatsheften zur b

Statistik des Deutschen Reichs“ (Oktoberheft 1890), zu entnehmen.

In welchem Umfange Schiffe fremder im Jahre 1889 an dem Binnenschiffahrtsverkehre Deutschlands be theiligt haben, erhellt aus folgenden Angaben.

beim Eingang über den Bodensee sind nur die in Friedrichshafen

Lindau und Wasserburg eingelaufenen Schiffe gezählt entfallen auf die niederländische Flagge 15 608 Schiffe oder 52,7 %, auf die öster⸗

reichische 8682 oder 29,3 %. Ihnen folgen nach der Größe der

Theilnahme die schweizerische Flagge mit 3873, die französische russische mit

Hinsichtlich der einzelnen Stromgebiete zeigt sich onau, welche wegen ihres E geringen Verkehrs nicht in Betracht hein und dem Bodensee, bei welchen die

Zahl der in den einzelnen Häfen angekommenen fremden Schiffe 28,1 dezw. 32,5 % der Gesammtzahl der angekommenen Schiffe beträgt.

mit 484, die 353 Fahrzeugen. er die stärkste Wetheilicang fremder Schiffe abgesehen von der

belgische mit 381 und die

kommen kann auf dem

Bemerkenswerth ist, daß die Kohlenabfuhr im Gebiet der Przemza (Neue Przemza⸗Grube, Wanda⸗Grube, Myslowitz⸗Grube, Karlssegen⸗

Grube, sämmtlich in Oberschlesien) 1889 ausschließlich (und zwar

durch 2059 österreichische Schiffe), diejenige im Ruhrkohlengebiet über⸗- wiegend durch fremde Schiffe erfolgte. Unter den in Ruhrort an⸗ gekommenen Fahrzeugen wurden 68,8 %, angekommenen 46,6 % fremde gezählt.

n Hannover fand am 27. d. M. ein deutscher Tischler Kongreß statt, auf welchem nach dem Bericht des „Berl. Volksbl.“ 88 Delegirte anwesend waren, die 91 Orte vertraten. Nach dem Bericht der Central⸗Strikekommission wurden vereinnahmt in der Zeit vom 1. November 1888 bis 23. De⸗ zember 1890 insgesammt 41 532 ℳ, verausgabt 39 514 Der Kassenbestand betrug am 23. Dezember 1890 1896 Kloß⸗ Stuttgart, welcher den Bericht erstattete, schloß mit dem Hinweis auf eine ernste Krise, die im Anzuge sei. In der nächsten Zeit müsse man sich auf Abwehrstrikes beschränken und die auf eine bessere Zeit verschiehen. Den dritten Punkt der Tagesordnung bildete der Bericht der Delegirten, den vierten Punkt die Organisationsfrage.

Aus Zwickau schreibt man dem „Chem. Tabl.“: der hiesige Bergarbeiter Anton Strunz, welcher die Ber Sachsen auf den Kongressen zu Paris und Jo 1 hat an die sächsischen Bergarbeiter eine Aufforderung erlassen, spätestens bis Ende Januar 1891 Delegirte zu wählen, welche an irgend einem Orte Sachsens tagen und über Beschickung des Ende März 1891 in Paris stattfindenden internationalen Berg⸗ 8½8o ö beschließen sollen. 1

Die „Saarbr. Ztg.“ berichtet, daß in Stadt St. Johann auf Veranlassung des Pfarrers Lichnock, der früher in Bergarbeiter⸗

159,2

Die Zahlen zeigen, daß der fragliche Verkehr im betreffenden Zeitabschnitt sich nicht unwesentlich gesteigert hat. Vom Durchschnitt der Jahre 1881/85 bis zum Jahre 1889 hat die Gesammtzahl der beladen und unbeladen passirten Schiffe um 9,5 %, die Tragfähigkeit derselben um 29,0 % und die Menge der geladenen Schiffsgüter Auch die durchschnittliche Tragfähig⸗ keit der Schiffe sowie die durchschnittliche Belastung der beladenen Fahrzeuge ist um 17,9 bezw. 22,5 % im genannten Zeitraum Im Jahre 1889 ist die Zahl der Schiffe, welche am betreffenden Verkehre betheiligt waren, sowie die beförderte Güter⸗ menge gegen 1888 nur unwesentlich, nämlich um 0,24 bezw. 0,02 % gestiegen. Der Floßverkehr hat gegen das Vorjahr um 16,6 %, gegen den Durchschnitt der Jahre 1881/85 um 33,4 % zugenommen. Wie

Nationalität sich

Von den über die Grenze nach Deutschland eingelaufenen 29 624 fremden Schiffen

unter den in Duisburg

kreisen eine segensreiche Thätigkeit entfaltet hat, ein exvangelischer

Arbeiterverein gegründet wurde. Der sofortige Beitritt sämmt⸗

licher Anwesenden erfolgte in der Gründungsversammlun Der Verein zählte daher bei seinem Entstehen 88 82 200 Pütlicder Aus Eschwege schreibt man der „Volks⸗Ztg.“ unter dem 28. d. M.: Seit Monaten dauert nun bereits der Ausstand der Cigarrenarbeiter an, ohne daß irgend eine Aenderung, welche für die Cigarrenfabrikanten sowohl wie für die Cigarren⸗ arbeiter doch sehr erwünscht wäre, eingetreten ist. Auch ist nicht abzusehen, 8 in nächster Zeit eine Wendung zum Besseren eintreten wird Auf beiden Seiten wird der Kampf nach wie vor hartnäckig geführt. Ausständig sind noch 250 300 Personen, welche von auswärts Unterstützungen erhalten. Die Fabrikanten ver⸗ langen von jedem Arbeiter einen Revers, daß er dem Bremer Fach⸗ verein nicht angehöre; sie lassen zum Theil auswärts (in der Pfalz, S ꝛc.) angeiten⸗, inem Wolff’schen Telegramm aus London zufolge haben die Dockarbeiter in Hull gestern Nachmittag die Arbeit eingestellt, weil die Schiffseigner auch Nichtvereinler be⸗ schäftigen. Die Arbeiter beschlossen, mit Ausnahme der Schiffe der Wilson⸗Linie, kein dem Schiffseigner⸗Verbande angehöriges Schiff zu betreten. In Carlisle und Dundee dauert der Strike der Eisenbahn⸗Bediensteten noch fort, während der⸗ selbe in Aberdeen gescheitert ist. Der Verkehr ist beinahe wieder auf den normalen Stand zurückgeführt. Aus Glasgow telegraphirt man der „Magd. Ztg.“ vom gestrigen Tage: Die schottischen Eisenbahn⸗Compagnien nahmen mehrere Tausend englische Arbeiter an, sodaß der volle Bahnverkehr bald hergestellt sein wird. Die Ausständischen hielten unter dem Vorsitz Toit's eine Versamm⸗ lung ab, worin sie die Absicht kundgaben, den Dienst wieder aufzunehmen Auf dem Bahnhofe von Dundee griffen Mittags 600 Strikende einen Zug an, welcher mehrere Hundert englische Arbeiter beförderte. Die Gendarmerie machte von ihren Waffen Gebrauch. 15 Personen wurden verwundet.

„Aus Brüssel wird demselben Blatt telegraphisch gemeldet, daß die gestrigen, in ganz Belgien vorgenommenen Wahlen für die Arbei sschiedsgerichte einen Sieg der Sozialisten ergaben, deren Kandidaten fast überall durchdrangen. Die katholische Arbeiter⸗ partei erlitt eine schwere Niederlage.

Der Jahresbericht der Hamburger Handelskammer für 1890,

welcher wie stets pünktlich am Schluß des Jahres erschienen ist, enthält in seinem allgemeinen Theil Folgendes:

In der ersten Hälfte des beendeten Jahres herrschte im Handel eine rege Thätigkeit, hervorgerufen zum großen Theil durch die Aus⸗ führung der Unternehmungen, welche in dem vorigen Jahre hochgespannter Unternehmungslust auf allen Gebieten eingeleitet waren. Aber die schon gegen Ende des Vorjahres bemerkbare Ab⸗ nahme dieser Geschäftsthätigkeit nahm einen weiteren Fortgang und verschärfte sich, je mehr hervortrat, daß in jener Zeit allge⸗ meinen Aufschwunges in manchen Fällen eine zu optimistische Auf⸗ fassung die nüchterne Prüfung der Verhältnisse beeinträchtigt hatte. Die politische und finanzielle Krisis in Argentinien be⸗ einflußte nicht allein während des ganzes Jahres das Geschäft mit diesem Lande, sondern übte auch auf weite Kreise eine beun⸗ ruhigende Wirkung aus und führte gegen Schluß des Jahres zu Schwierigkeiten in leitenden Londoner Bankierkreisen, welche, wenn auch durch kräftiges Eingreifen das Schlimmste verhütet wurde, doch nicht ohne weitreichende Rückwirkung bleiben konnten. Das neue Silbergesetz in den Vereinigten Staaten und der Versuch überstürzter und maßloser Ausnutzung der der Silberpartei durch dasselbe eingeräumten Vortheile, führten zu außerordentlichen Schwan⸗ kungen des Silberpreises und zu einer Unsicherheit in den weitver⸗ zweigten, von ihm beeinflußten Interessen. Eine weitere Beunruhigung verursachte die neue Zollgesetzgebung der Vereinigten Staaten, welche, wenn sie auch zunächst zu beschleunigter Aussendung großer Waaren⸗ mengen nach jenem Lande veranlaßte, um dieselben noch vor Inkrafttreten der zum Theil exorbitanten Zollerhöhungen zur Einfuhr zu bringen, doch nicht verfehlen kann, einen, im Einzelnen noch nicht übersehbaren nachtheiligen Einfluß auf den Waarenaustausch mit diesem wichtigen Verkehrsgebiete herbeizuführen. Endlich und nicht zum Mindesten, brachten die überall drohenden bezw. zum Ausb ruch gekommenen Arbeiter⸗Aufstände eine Störung in die regelmäßige Thätigkeit der Industrie und des Handels, führten durch die Durchkreuzung der Be⸗ rechnungen über die Zeit und Kosten der Herstellung und Beförderung der Waare zu vielseitigen Verlusten, und übten auf die Beurtheilung und den Werth mancher industrieller Anlagen einen Druck aus, gegen welchen die in einzelnen Zweigen erzielte Erhöhung der Fabrikatpreise kein ausreichendes Gegengewicht bildete.

Da in der vorhergehenden Zeit großer Unternehmungslust die verfügbaren Kapitalien zum Theil in schwer realisirbaren Werthen festgelegt waren und die vorerwähnten Verhältnisse das freie Kapital naturgemäß zu einer gewissen Zurückhaltung veranlaßten, trat in der zweiten Hälfte des Jahres eine zunehmende Erhöhung der Diskontsätze ein, welche ihrerseits wiederum dem effektiven Geschäft nicht förderlich war. Diesen ungünstigen Momenten, welche freilich nicht allein, aber doch in erster Linie die spekulative Thätigkeit berührten, steht ausgleichend eine Erweiterung und Vermehrung des Waarenverkehrs gegenüber, welche wir schon im letzten Bericht als eine voraussichtliche Folge der vermehrten industriellen Thätig⸗ keit in den Kulturstaaten, des wirthschaftlichen Aufschwungs in manchen übersceischen Ländern und der neu eröffneten Verbindungen mit bisher in den Weltverkehr noch wenig einbezogenen Gebieten bezeichnet hatten. Gerade Hamburg hat diese Erweiterung des Waaren⸗ verkehrs nach mehreren Richtungen hin erfahren. Der Raum⸗ gehalt der angekommenen Seeschiffe hat gegenüber dem Vorjahre wiederum um reichlich 400 000 Tonnen zugenommen und damit er⸗ heblich die Zahl von fünf Millionen überstiegen, nachdem erst im Jahre 1888 die vierte Million erreicht war. Zu diesem Ergebnisse hat zum nicht geringen Theile die im vorigen Jahre berichtete Gründung neuer und die Erweiterung bestehender Dampf⸗ schifflinien beigetragen. Diese Unternehmungen haben im Allgemeinen die Erwartungen, auf Grund deren sie ins Leben gerufen sind, gerecht⸗ fertigt, in manchen Fällen hat sich gleich Anfangs ein kaum erwarteter Umfang des Verkehrs gezeigt. Ergiebt sich hieraus, daß das that⸗ kräftige Vorgehen der hiesigen Rhederei ein gesundes und der Lage der Dinge entsprechendes war, so eröffnet zugleich die Thatsache einen erfreulichen Ausblick in die Zukunft unseres Platzes, der in immer weiterem Umfange befähigt wird, den steigenden Verkehr Deutschlands und seiner Nachbarländer mit den überseeischen Handelsgebieten direkt, unter Vermeidung fremder Zwischenhaͤfen, zu vermitteln.

Wenn auch gegen Ende des Jahres die erwähnten Londoner Vor⸗ gänge eine gewisse gedrückte Stimmung hervorgerufen haben, und wenn auch die Neigung zu großen neuen Unternehmungen für einige Zeit und bis zur Ausgleichung mancher Verluste des letzten Jahres eine geringere sein wird, so halten wir doch eine ungünstige Beurtheilung der Gesammtlage des Geschäfts nicht für begründet. Freilich wird die Unsicherheit über die Gestaltung der Zollverhältnisse und der Handelsbeziehungen der Kulturstaaten unter einander, welche mit dem AÄblaufen einer Reihe maßgebender Handelsverträge eine durchgreifende Neuregelung erfahren werden, dem Waarenaustausche manche Störungen bereiten und übertriebene Forderungen der Arbeiter könnten zu neuen Konflikten führen. Wir glauben aber, daß die Fortschritte in der Herstellung der Waaren und die Erweiterung der ö welche in den letzten Jahren erzielt sind, dem Handel überhaupt und dem Handel des Knbss efinc schnell fortschreitenden Deutschlands ins⸗ besondere, ferner eine sichern und unsere im letzten Jahresberichte ausgesprochene Ansicht bestätigen werden, daß

der Aufschwung, welcher sich damals überall bemerkbar machte, nicht nur ein kurz vorübergehender, sondern, weil auf tieferen Ursachen be⸗ ruhend, von längerer Dauer sein werde.“

Literatur.

Rechts⸗ und Staatswissenschaft.

MHMlr. Die Praxis des Reichsgerichts in Civilsachen. Bearbeitet von A. Bolze, Reichsgerichts⸗Rath. Achter und neunter Band. Leipzig, F. A. Brockhaus 1890. Gr. Okt. 459 u. 463 S. eh. à 6 In schneller Aufeinanderfolge sind in dem vergangenen ahre zwei neue Bände des in den Bibliotheken der Gerichte längst ein⸗ gebürgerten Sammelywerks erschienen. Dasselbe verfolgt nicht wissenschaftlice Ziele wie die neben ihm herausgegebenen „Entscheidungen des Reichsgerichtse; es ist vielmehr haupt⸗ sächlich dazu bestimmt, ein Nachschlagebuch für Jeden zu sein, der sich über den Stand der Rechtsprechung auf einem be⸗ liebigen Gebiet orientiren will. Dieser Zweck wird vollkommen er⸗ reicht vemöge einer ebenso einfachen wie sinnreichen Gruppirung der mitgetheilten Entscheidungen in jedem Bande nach den einzelnen Materien unter den drei großen Gruppen: Rechtsquellen, bürgerliches Recht, Civilprozeß. Die Auffindung wird außerdem noch wesentlich erleichtert, indem die Namen jedes Rechtsinstituts seitwärts am Rande, gesondert von dem übrigen Text, gedruckt sind. Bei dieser Anordnung ist von jedem mitgetheilten Fall in größtmöglicher Kürze der Thatbestand und mit wenigen Worten die Entscheidung, welche das Reichsgericht getroffen hat, skizzirt. Für eine detaillirte Angabe der Erkenntnißgründe, sowie für eigene Raisonnements des Herrn I“ bleibt natürlich hierbei kein Raum, aber bei dem oben etonten, wesentlich praktischen Zweck, den die Sammlung im Auge hat, ist dies auch nicht erforderlich. Wir sind überzeugt, daß das Werk bei allen Juristen, die wie Syndici, Rechtsanwälte u. A. häufig in die Lage kommen, sich einen raschen Ueberblick über die Proxis des höchsten Gerichtshofes in einer bestimmten Frage verschaffen zu müssen, sich bald immer allgemeinerer Beliebtheit erfreuen wird.

Mlr. Zur Bearbeitung von Grundbuchsachen. Beiträge aus der Praxis nebst kritischen Bemerkungen von R. Nachstaedt, Amtsgerichts⸗Rath. Breslau, J. U. Kern's Verlag (Max Mueller) 1890, kl. Okt. 87 S. Preis 1,50 Der Verfasser möchte durch die Mittheilung seiner als Grundbuchrichter gesammelten Erfahrungen eine größere Gleichförmigkeit in der Behandlung der Grundbuchsachen anbahnen. Er wendet sich zu diesem Zweck hauptsächlich an den angehenden Praktiker, den die Schrift in das Wesen des Grundbuchs einführen“ und bei der Bearbeitung der einschlägigen Sachen „in die richtigen Wege leiten“ soll. Aus ähnlicher Absicht heraus ist in den letzten Jahrzehnten auf diesem Gebiet eine Reihe von Werken hervorgegangen. Vielen der⸗ selben kann der Vorwurf nicht erspart werden, daß sie für den jungen Juristen, zumal für den Referendar, mehr eine Gefahr, als einen Nutzen bergen. Denn die in denselben mitgetheilten, fast alle nur denkbaren Fälle umfassenden Verfügungsschemata, die bei der Aus⸗ arbeitung von Verfügungsentwürfen gewöhnlich fast wörtlich benutzt werden, verleiten zu einer Denkfaulheit, die sich später bei selbständiger Thätigkeit in einem bedauerlichen Mangel an praktischem Geschick rächt. In der vorliegenden Arbeit ist dieser Fehler u. E. glücklich vermieden. Zwar kargt der Verfasser ebenfalls nicht in der Mitthei⸗ lung von Musterverfügungen, aber dieselben können nicht willkürlich aus dem Husammenhang, in dem sie stehen, herausgerissen und mechanisch benutzt werden. Sie sind die Illustrationen des Textes, durch welche die anregenden Bemerkungen des Verfassers über die Prinzipien, nach denen seinen Erfahrungen gemäß am Zweckmäßigsten zu verfahren ist, gewissermaßen verkörpert werden. Insbesondere veranschaulichen sie, auf welche Weise beo der entgegen⸗ stehenden Schwierigkeiten die wiederholt betonte Forderung verwirk⸗ licht werden könne, daß gerade der Grundbuchrichter, wenn anders nicht das Grundbuch mit nebensächlichen Bemerkungen belastet und dadurch unübersichtlich gemacht werden soll, sich ganz besonders Kürze und Präzision in der Form seiner Verfügungen angelegen sein lassen muß. So darf das Werkchen neben anderen Schriften ähnlichen Inhalts selbständigen Werth beanspruchen und kann nicht nur an⸗ gehenden Juristen warm empfohlen werden, auch ältere Praktiker werden aus demselben mannigfache Belehrung schöpfen können.

Handel und Gewerbe. 1 18

„Der Wasserumschlag in den Oderhäfen in und bei Breslau betrug in den letzten

von der Eisenbahn zum Schiff

acht Jahren: G 18838 . 152 447 Tonnen, 1881 1 1885 259 137 V’1“ 358 745 . 420 868 68E1I18 Im letzten Jahre (1890) belief sich hiernach die Steigerung gegen das Vorjahr auf 304 774 Tonnen oder 58 Proz.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

In Oberschlesien sind am 29 rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Subhastations⸗Resultate.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen die nachverzeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Das im Grundbuch von Niederbarnim Band 80 Nr. 3364 auf den Namen des Tischler⸗ meister F. Schwarz eingetragene, in der Stephanstraße belegene Grundstuück. Das geringste Gebot wurde auf 274 266 festgesetzt. Für das Meistgebot von 275 000 wurde der Rentier F. Ueht. Wilsnackerstraße 31, Ersteher. Ferner das im Grundbuche von den Um⸗ gebungen Band 148 Nr. 6643 auf die Namen der Regierungs⸗Baumeister Richard Lindeman und Albert Knispel eingetragene, in der Marienburgerstraße 33 belegene Grundstück. Das geringste Gebot wurde auf 750 festgesetzt. Für das Meistgebot von 210 000 wurde der Ober⸗Regierungs⸗Rath Leo Poschmann hier, als Extrahent, Ersteher. Aufgehoben wurde der Bietungs⸗ termin am 27. Dezember cr., betreffend das Grundstück in der Hussitenstraße, Umgebungen: Band 83, Nr. 4207, dem Maler Wilhelm Henschke gehörig.

Im Verlage von Julius Springer in Berlin N. ist soeben die dritte umgearbeitete Auflage von: „Der Geschäfts⸗ verkehr mit dem Comtoir der Reichs⸗Hauptbank für EEE“ zum allgemeinen Gebrauch bearbeitet von R. Kraschutzki, Tresor⸗Kassirer im Comtoir der Reichs⸗Hauptbank für Werthpapiere, erschienn. Das Büchlein giebt ausführliche Erläuterungen zu den mit dem 1. Januar 1891 in 8 tretenden neuen Niederlegungs⸗Bedingungen der Reichsbank. Ueber viele Punkte über die man bisher nur durch eine direkte Anfrage bei dem Comtoir für Werth⸗ papiere die gewünschte Aufklärung verschaffen konnte, giebt es die

verlangte Belehrung. Die Anfertigung der einzureichenden Anträge wird auch dem Unbewanderten durch Benutzung der beigefügten For⸗ mularmuster, welche für alle etwa vorkommenden Fälle berechnet sind, leicht werden. Das nützliche Büchlein kann durch alle Buchhandlungen oder auch direkt von der Verlagshandlung zum Preise von 1 be⸗ zogen werden. 36 3

Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: Obwohl der rheinisch⸗ westfälische Eisenmarkt innerhalb der letzten Woche, wie dies gewöhnlich in der Christwoche der Fall zu sein pflegt, still war. so hat sich doch in der Tendenz desselben Nichts geändert. Das Erz⸗ geschäft hat in der letzten Woche keinen Fortschritt gezeigt, doch deuten manche Anzeichen auf eine Wiederbelebung in nicht allzu ferner Zeit. Stegerländer Erze behaupteten sich 8 ihren Preisen. Ueber Lothringer Minette liegen keine näheren Nachrichten vor. Von dem Roheisenmarkt ist wenig Neues zu berichten. Die Nachfrage nach Puddelroheisen, welche sich bereits in der Vorwoche etwas be⸗ lebte, hat in etwas günstigerem Maße als früher angehalten. Der rheinisch⸗westfälische Robeisenverband hat deshalb auch an den bisberigen Preisen, die allerdings nicht überall bewilligt werden, fest⸗ zuhalten beschlossen. 2 b der letzten Woche eine lebhaftere und die Preise entschieden fester als früher. Auf dem Walzeisenmarkte sind keine wesentlichen Aenderungen eingetreten. Die Stabeisenwalzwerke sind ziemlich ungleich beschäftigt. Bei einzelnen hat die Nachfrage zuge⸗ nommen, auch wurden verschiedene Posten gebucht, welche für einige Wochen wieder einen regelmäßigen Betrieb sichern. Andere Werke klagen über Margel an Beschäftigung; alle gemeinsam merken das Ausbleiben ausländischer Aufträge. Formeisen war ebenfalls lebhafter. In Bandeisen ist die Marktlage unverändert geblieben. In Kessel⸗ blechen und anderen Grobblechen ist das Geschäft im Allge⸗ meinen befriedigend; auch für Feinbleche scheint die Besserung, welche in der Vorwoche sich bemerkbar machte, angehalten zu haben. Die Käufer sind williger, auch einige Mark mehr anzulegen. In Walzdraht, gezogenem Draht und Drahtstiften ist alle⸗ beim Alten geblieben. Die Eisengießereien und Maschinen⸗ fabriken sind nur vereinzelt befriedigend beschäftigt; die meisten klagen über Mangel an Aufträgen und unlohnende Preise. Den Bahnwagenanstalten ist durch die letzten Ausschreibungen wieder einige Thätigkeit gesichert. Die Preise der letzten Verdingung waren allerdings etwas niedriger als zu Anfang des Jahres.

Leipzig, 30. Dezember. (W. C. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 4,30 ℳ, pr. Februar 4,32 ½ ℳ, pr. März 4,32 ½ ℳ, pr. April 4,35 ℳ, pr. Mai 4,35 ℳ, pr. Juni 4,35 ℳ, pr. Juli 4,35 ℳ, pr. August 4,35 ℳ, pr. September 4.37 ½ ℳ, pr. Oktober 4,37 ℳ, pr. No⸗ vember 4,37 ½ Umsatz 335 000 kg. Fest. 8

London, 30. Dezember. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten.

31. Dezember. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der argentinischen Kommission wurde mitgetheilt, die argen⸗ tinische Regierung habe beschlossen, die von dem englischen Comité vorgeschlagenen Grundlagen mit gewissen Abänderungen an⸗ zunehmen. Nach der „Times“ bezögen sich diese Abänderungen nur auf Details mit der einen Ausnahme, daß die argentinische Regierung in gewissen Fällen befugt sein solle, Bürgschaften für die Ver⸗ bindlichkeiten der Provinzen zu übernehmen.

Manchester, 30. Dezember. (W. T. B.) 12r Water Taylor 7, 30r Water Taylor 9 xt, 20r Water Leigh 8, 30r Water Clayton 8 ⅞, 32r Mock Brooke 8 ¾, 40r Mayoll 9 ½, 40er Medio Wilkinson 10 ⅛, 32r Warpcops Lees 8 ½, 36r Warpecops Rowland 9, 40r Double Weston 9 ¾, 60r Double Courante Qualität 12 ¼, 32“ 116 yds 16 *%ϑα 16 grey Printers aus 32r/46r 171. Fest.

Dublin, 30. Dezember. (W. T. B.) Die hiesige Börse wird durch das Fallissement du Bedat'’s nicht berührt, da die Mehrzahl seiner Gläubiger Privatleute sind. Das gestrige Tele⸗ gramm über diese Insolvenz wird dahin berichtigt, daß der Eingang heißen mußte: „Der Präsident der hiesigen Börse du Bedat wurde offiziell für zahlungsunfähig erklärt u. 5 w.“

Athen, 30. Dezember. (W. T. B.) Von dem Finanz⸗ Minister und dem Direktor der hiesigen Kreditbank, als dem Vertreter auswärtiger Kapitalisten wurde

heute ein Uebereinkommen betreffs einer Anleihe von 45 Millionen Drachmen in Gold unterzeichnet. Dieselbe ist für den Bau der Eisenbahn von Athen nach Larissa aufgenommen und wird mit 5 % verzinst. Der Emissionscours soll 86 % betragen. New⸗York, 30. Dezember. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 11 000, do. nach Frankreich —, do. nach anderen Häfen des Kontinents 12 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 11 000, do. nach 39 000 Qrts. er Wer er in der vergangenen Woche ausgeführten Produk 946 Dollar 3 1“

Submissionen im Auslande.

I. Egypten.

1. Februar 1891. Calro. Kriegs⸗Ministerium: gegenstände für die Polizei.

II. Rumänien.

1) 20. Januar 1891, 3 Uhr. General⸗Direktion der Staats⸗ monopole, Bukarest, 133 Calea Victorini: 40 000 Jutesäcke.

2) Das Ministerium der öffentlichen Arbeiten hat den Ankauf von ö 120 s.ess Güterwaggons, sowie von 5 agen für Bauarbeiten im Gesammtwerthe von m 1 Millionen Mark in Aussicht genommen. i 9

Ausrüstung

Verkehrs⸗Anstalten.

„Laut Telegramm aus Herbesthal ist die erste eng⸗ lische Post über Ostende vom 30. Dezember 8e

Grund: Verspätete Landung des Schiffs in Ostende und Zug⸗ verspätung in Belgien.

Laut Telegramm aus Boyxtel ist die englische Post über Vlissingen vom 30. Dezember 8 Vm. aus blieben. Grund: Nebel auf See.

Köln, 31. Dezember. Der Rhein ist laut Meldung des Hük t E 88 8 8 v Rades. Bingerbrück un orms Rosengarten d au trieb. Auch die Mosel ist groͤßtentheils zugefroren. ““ Karlsruhe, 31. Dezember. (W. T. B.) Die Schiffbrücke bei Speyer ist wegen des Eisganges abgefahren worden. Die direkte Eisenbahnverbindung Speyer Heidelberg ist dadurch

öö. 8 amburg, 31. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampe „Dania“ der Hamburg⸗Amerikanischen EE““ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute 8 Uhr S 8

ondon, 30. ezember. (W. T. B.) Der Castle⸗ Dampfer „Warwick Castle“ ist am Sonnabend von town auf der Heimreise Pügecansen.

Odessa, 30. Dezember. (W. T. B.) Wegen des andauernden starken Frostes mußte die Schiffahrt gänzlich eingestellt

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Auch in Spiegeleisen war die Nachfrage in—