der Sitzung gelangten dann die Vorlagen, betreffend die Ver⸗ einigung der Landgemeinden List, Vahrenwald, Hain⸗ holz und Herrenhausen mit der Stadtgemeinde und dem Stadtkreise Hannover, und die Abänderung der Provinzialgrenze zwischen Hannover und Hessen⸗ Nassau zur Annahme. ö“
Bayern.
Die liberale Partei hat, wie dem „Wien. Frdbl.“ gemeldet wird, den Beschluß gefaßt, die Abhaltung einer außer⸗ ordentlichen Landtagssession anzuregen, in welcher eine Huldigung anläßlich des 70. Geburtstages des Prinz⸗ Regenten sowie eine Landesspende für den Wittelsbach⸗ Stiftungsfonds votirt werden soll.
In einem von den Spitzen der Civil⸗ und Militär⸗ behörden des schwäbischen Kreises erlassenen Aufruf wird dem „W. T. B.“ zufolge zu einer Sammlung auf⸗ gefordert, um den Geburtstag des Prinz⸗Regenten durch Gründung einer schwäbischen Zweigstiftung zur Wittelsbach⸗ stiftung zu Gunsten des Handwerks zu feiern
Baden. “
Karlsruhe, 7. Januar. Ihre Königlichen Hoheiten der Erbaroßherzog und die Erbgroßherzogin sind nach der „Karlsr. Ztg.“ gestern Abend von Stuttgart hier wieder eingetroffen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 7. Januar. Se. Hoheit der Herzog hat sich,
wie die „Cob. Ztg.“ meldet, heute nach Gotha begeben. Anhalt.
Dessau, 7. Januar. Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin von Schwa zburg⸗Sondershausen sind dem „A. St.⸗A.“ zufolge gestern Nachmittag von hier nach Sondershausen zurückgekehrt.
Elsaß⸗Lothringen.
Straßburg, 7. Januar. Der vom Bundesrath ge⸗ nehmigte Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung der Denunzianten⸗Antbeile, welcher dem Landesausschuß in seiner demnächstigen Tagung vorgelegt werden wird, be⸗ zweckt der „Straßb. Corresp.“ zufolge die Besfeitigung der Vor⸗ schriften verschiedener aus der Zeit der französischen Herrschaft her⸗ rührenden Gesetze, wonach Beamten, wenn sie gewisse strafbare Handlungen zur Anzeige bringen, Anspruch auf einen Theil der Geldstrafe zusteht, welche in Folge dessen gerichtlich aus⸗ gesprochen und dann zur Kasse gebracht wird. Diese Einrich⸗ tung, welche in erster Linie bezweckte, den Diensteifer der Beamten anzuregen, steht mit der Auffassung der deutschen Ver⸗ waltung über die Ausübung der Beamtenpflichten in Wider⸗ spruch und wurde für die wichtigsten Fälle, sobald sich hierzu Gelegenheit bot, theils durch Verwaltungsanordnungen, theils bei der Neuregelung der Strafbestimmungen, so in Forst⸗ und Jagdpolizeisachen, beseitigt. Für einzelne Fälle besteht jedoch der Anspruch der Beamten auf Antheile an den ein⸗ gehenden Strafen noch zu Recht. Auch hier soll derselbe durch den vorliegenden Gesetzentwurf beseitigt werden. Durch die Aufhebung des Anspruchs ist die Gewährung von Remu⸗ nerationen fuͤr besondere
re Verdienste in wichtigeren oder schwierigeren Fällen selbstverständlich keineswegs aus⸗ geschlossen.
8 Großbritannien und Irland. 1 Zur Behringsmeerfrage ließ das Auswärtige
Amt nachstehende (ihrem Inhalt nach schon in Nr. 5 unter
den nach Schluß des Blattes eingegangenen Devpeschen er⸗
wähnte) Erklärung veröffentlichen: „Die mit Bezug auf den
Schriftwechsel zwischen der britischen Regierung und der Re⸗
gierung der Vereinigten Staaten über die Behringsmeerfrage
telegraphirten Meldungen sind unbegründet. Am 30. Dezember wurde eine Depesche von Mr. Blaine empfangen. welche Vor⸗ schläge mit Bezug auf die Frage, die einem Schiedsgericht unter⸗ breitet werden solle, machte. Mit dieser Ausnahme ist während der letzten drei Wochen keinerlei Note über diesen Gegenstand von den Vereinigten Staaten eingegangen. Seitens Jyrer
Majestät Regierung ist über diesen Gegenstand der Re⸗
gierung der Vereinigten Staaten während des erwahnten
Zeitraums keinerlei Mittheilung gemacht worden.“ Durch
vorstehende Erklärung wird die Washingtoner Meldung
des „New York Herald“ über die von dem britischen Ge⸗ sandten in Washington Sir Julian Pauncefote abgegebene
Erklärung, daß die britische Regierung die Beschlagnahme
britischer Robbenfänger außerhalb der Dreimeilenzone nicht
dulden würde, hinfällig. Einer New⸗Yorker Drahtmeldung des
„Standard“ zufolge hielt der Senat in Washington am
5. d. M. eine geheime Sitzung, wodurch, dem genannten
Blatt zufolge, die Ueberzeugung bestärkt werde, daß die Re⸗
gierung der Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit dem
Behringsmeerstreit ernste Schritte zu ergreifen beabsichtige.
Gleichzeitig verlautet, daß die britische Regierung die Ver⸗
stärkung ihres Pacific⸗Geschwaders um etliche schnellsegelnde,
mächtige Kreuzer angeordnet habe. (Vgl. „Amerika“.) 2
Das Auswärtige Amt hat soeben den amtlichen Schrift⸗ echsel in Betreff der Strafexpedition gegen Witu im kovember vorigen Jahres veroffentlicht. Die mitgetheilten ktenstücke enthalten gegenüber der dem Deutschen Reichstage nter dem 26. November vorgelegten Sammlung von Akten⸗ ücken über dieselbe Angelegenheit, worüber in Nr. 295 des
und St.A.“ vom 8. Dezember berichtet wurde, nichts Die in Boulogne s. M. abgehaltene Konferenz wischen Parnell und O'Brien ist gestern zum Abschluß gekommen. Beide Parteien beschlossen, we „W. T. B.“ ver⸗ nimmt, die Verhandlungen als durchaus vertraulich zu be⸗ trachten. Man nimmt an, daß der Ausgang der Zusammen⸗ kunft bei den Theilnehmern die Hoffnung bestehen lasse, daß es zu einer friedlichen Regelung der Meinungsver⸗ schiedenheiten kommen werde. O Brien, der noch einige Tage
in Boulogne bleiben wird, hat sich mit Justin MeCarthy in Verbindung gesetzt. Parnell und seine Begleiter sind nach London zurückgekehrt. Sir Edward Guinneß wird anläßlich seiner Erhebung in den Pairsstand den Titel Lord Farnleigh annehmen. Der andere neue Pair, Sir Francis Sandford, hat den Titel Lord Sandford angenommen.
Es geht das Gerücht, daß Gladstone daran denke, sich allernächstens aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Gestern meldete der Londoner Berichterstatter des loyalen Dublin „Expreß“ seinem Blatte: Gladstone habe jüngst einem
Wunsch unterblieben.
hevorragenden sozialen Reformer gegenüber brieflich geäußert, daß, was öffentliche Wirksamkeit und Politik anbelange, sein Ende thatsächlich gekommen sei.
Der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland ist laut Telegramm des „R. B.“ am 5. d. M. von Jodhpore in Ajmere eingetroffen. In Jodhpore besuchte er den Maharadschah, welcher zu Ehren seines Gastes eine Eberjagd veranstaltete. Der Prinz erlegte dabei selbst zwei Eber.
Frankreich. .
Paris, 8. Januar. Der Präsident Carnot und de Minister⸗Präsident de Freyecinet ließen, wie S NSö berichtet, anläßlich des Todes des Herzogs Nicolaus von Leuchtenberg bei dem Prinzen Eugen von Leuchtenberg, dem Bruder des verstorbenen Herzoags, zum Zeichen der Theil⸗ nabme ihre Namen einschreiben. Präsident Carnot sandte außerdem in seinem Namen und im Namen der fran⸗ zösischen Regierung ein Beileidstelegramm an den Kaiser von Rußland.
Der heute stattfindenden ersten Sitzung der Rio⸗ Mouny⸗Kommission werden der Minister des Aeußern Ribot und der spanische Botschafter Herzog von Manda beiwohnen. 8 1
Italien. 8
Ras Makonnen, der Führer der im Jahre 1889 vom König von Schoah nach Rom entsandten Mission, hat an den König und die Königin sowie an den Minister⸗ Präsidenten Crispi Schreiben gerichtet, in welchen er seiner Entrüstung darüber Ausdruck giebt, daß französische Blätter die jeder Begründung entbehrende Nachricht von angeblichen Zerwürfnissen zwischen ihm und dem italienischen Minister⸗Präsidenten Crispi verbreitet hätten.
Der Deputirte Imbriani will bei der Eröffnung der Kammer über die Ausweisung des Anarchisten Grégoire interpelliren.
Puriugal.
Der „Times“ wird aus Lissabon gemeldet, daß die Unterhandlungen zwischen Portugal und England in Betreff der Abgrenzung der beiderseitigen Inter⸗ essensphären in Afrika weit vorgerückt und befrie⸗ digend seien. Die Grundzüge des Vertrages würden vor der Unterzeichnung den Cortes vorgelegt werden. Das Lissaboner Journal „Opiniao“ bezeichnet als wahr⸗ scheinlich, daß die Cortes aufgelöst werden würden, damit sich bei den Neuwahlen eine Majorität für die gegenvärtige Regierung bilden könne.
Nach einer Mittheilung des „Hamb. Corr.“ sollte gestern der erste Theil der Schutztruppen für Mozambique unter der Führung des Obersten Azevedo Coutinho abgehen; die zweite Abtheilung folgt Anfang Februar. Der Bruder des Königs, der Herzog von Oporto, tritt eine In⸗ spektionsreise durch sämmtliche portugiesischen Kolonien an. Der Vize⸗Präsident der Republik Transvaal, General Joubert, welcher in Lissabon eingetroffen ist, soll ein Schutz⸗ und Trutz⸗ bündniß mit Portugal vorschlagen.
Schweiz. Im Kanton Tessin sind bezüglich der Stimmberechti⸗ gung für die Verfassungsrathswahlen, welche am nächsten Sonntag stattfinden sollen, von konservativer Seite Schwierig⸗ keiten erhoben worden. Der Bundesrath hat in Folge dessen beschlossen, die Regierung von Tessin aufzufordern, streng nach Recht und Gesetz verzugehen, indem er sich zu gleicher Zeit das Recht vorbehalten hat, über? urse selbst zu entscheiden und eventuell Wahlen zu kassiren. Luxemburg.
Der Großherzog ist am Mittwoch Nachmittag in
Luxemburg angekommeꝛ;: ein Empfang war auf seinen eigenen
Belgien.
Das Centralbureau des Verbandes der konservativen Vereine hat an alle konservativen Vereine des Verbandes ein Rundschreiben gerichtet, in welchem diese aufgefordert werden, sich über die Opportunität einer Revision der Verfassung zu äußern. Im Fall sich die Vereine für die Revision äußerten, verlangt das Rundschreiben eine Angabe, mit welchen praktischen Mitteln diese Reform zu erreichen sei,
nd durch welche Bestimmungen die aufzuhebenden Ver⸗ fassungsartikel zu ersetzen sein würden. Der allgemeine Aus⸗ schuß des Verbandes der gemäßigten Liberalen (Ligue libérale) sprach sich in einer gestern abgehaltenen Versamm⸗ lung im Prinzip für die Revision der Verfassung aus, erklärte jedoch die bedingungelose Annahme des allgemeinen Stimm⸗ rechts als unheilvoll für die liberale Partei. Bulgarien.
Sofia, 7. Januar. Nach den Abänderungen, welche die Sobranje an dem Budget beschlossen hat, beträgt laut Meldung des „W. T. B.“ der Ueberschuß nunmehr 270 467 Lei, anstatt 1 110 278 Lei. In dem Kriegsbudget sind 3 Millionen durch Abkürzung der Präsenzdienstzeit, Ver⸗ ringerung der Forderungen für Anstellungen und Versetzungen von Offizieren und durch Herabsetzung der Kosten für die Ausrüstung erspart worden; dasselbe beträgt jetzt 20617435 Lei.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Der zwischen der britischenund der amerikanischen Regierung über die Behrings⸗ meer⸗Frage geführte Schriftwechsel ist jetzt dem Kon⸗ greß vorgelegt worden. In demselben ist ein vom 2. Oktober v. J. datirtes Schreiben Lord Salisbury's an Sir Julian Pauncefore und ein vom 17. Dezember v. J. datirtes Schreiben Mr. Blaine's an Sir Julian Pauncefote aufgenommen worden. Beiden Schriftstücken sind zahlreiche frühere Depeschen beigefügt. Lord Salisbury's Schreiben beschränkt sich auf eine Erörte⸗ rung des Ukases des Zaren Paul vom Jahre 1799, in welchem er gewissen sibirischen Kaufleuten Fischerei⸗ rechte an der amerikanischen Küste des Stillen Oceans bis zum 55. Breitengrade verlieh, und auf eine Prüfung des zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland 1825 abgeschlossenen Ver⸗ trages, worin Rußland seine Ansprüche modifizirte, obgleich es seine Rechte auf das sogenannte Kamschatka⸗Meer wahrte. Lord Salisbury sucht zu beweisen, daß Mr. Blaine die Haltung des Präfidenten Adams falsch gedeutet habe. Er sagt, die Geschichte des Falles beweise, daß Großbritannien niemals die Ansprüche Rußlands auf maritime Jurisdiktion im Behringsmeer zugestanden und sich auch gesträubt habe, zuzugeben, daß der Vertrag von 1825 einen Verzicht auf jene
5
Ansprüche involvire.
Das Behringsmeer war zu der Zeit unter diesem Namen unbekannt und wurde als Theil des Stillen Ozeans betrachtet. Bleibe dessenungeachtet eine Meinungsverschiedenheit bestehen, so sei die britische Regie⸗ rung bereit, die Angelegenheit einem Schiedsgericht zu unter⸗ breiten. Mr. Blaine bestand in seiner Erwiderung auf der Richtigkeit seines Standpunktes. Nach seiner Ansicht dreht sich der Streit darum, ob unter dem Ausdruck „Stiller Ozean“, wie er in den Verträgen von 1824 und 1825 vorkomme, das Behringsmeer, wie Großbritannien behaupte, einbegriffen sei oder nicht. Könnten die Vereinigten Staaten das Gegentheil beweisen, so sei ihre Stellung unangreifbar. Mr. Blaine ver⸗ sucht nun zu beweisen, daß Präsident Adams und dessen Zeitgenossen in dem Namen „Stiller Ozean“ das Behrings⸗ meer nicht einbegriffen betrachteten. Das Behringsmeer habe damals „See von Kamschatka“ geheißen. Daß so lange keine amerikanischen und britischen Robbenfänger in jenem Meere gefischt hatten, beweise, daß dieselben kein Recht dazu gehabt hätten. Mr. Blaine citirt ferner die Protokolle des Vertrages von 1824, um zu zeigen, daß die Abtretung der russischen Jurisdiktion sich nur auf den Meerestheil vom 50 bis 60 Brade bezöge. Er zieht auch eine erkijärende Note der russischen Regierung an den Präsidenten Adams vom Jahre 1824 heran, worin eigens die Aleuten und das Land, nördlich vom 590 3“ von der an die Vereinigten Staaten er⸗ theilten Erlaubniß der Fischerei und des Handels ausgeschlossen werden. Großbritannien habe allen Schiffen die Annäherung an St. Helena bis auf 8 Meilen verboten, als der erste Napoleon dort gefangen war, und die Perlenfischerei an der Küste von Ceylon durch ähnliche Maßnahmen geschützt. Die Vereinigten⸗ Staaten⸗Regierung wolle nur das Gleiche bezüglich des Schutzes des Robbenfanges thun. Die britischen Schiffe hätten der Fischerei der Vereinigten Staaten unermeßlichen Schaden zugefügt. Großbritannien möge einsichtige Kommissäre nach den Robben⸗ inseln schicken. Ein Schiedsgericht werde nur dann greifbare Resultate haben, wenn Großbritannien die wirklichen Streit⸗ punkte durch dasselbe zur Entscheidung bringen wolle, nämlich die Fragen: Welche Rechte übte Rußland im Behrings⸗ Meer aus? Wie weit gab Großbritannien dieselben zu? Ge⸗ hörte das Behrings⸗Meer zum Stillen Ozean? Sind nicht die Vereinigten Staaten im ganzen Umfange Rußlands Nachfolger geworden? Worin bestehen die gegenwärtigen Rechte der Vereinigten Staaten? Ist das Zusammenwirken mit Großbritannien nöthig, wie weit soll die Schutzgrenze gehen, und wann im Jahre soll der Fischfang geschlossen bleiben? Die Vereinigten Staaten hätten niemals behauptet, das Behringsmeer sei ein mare clausum. — Der die Schriftstücke begleitende Brief des Präsidenten Harrison ist lediglich formell. Auch vom Staatssekretär Blaine ist ein Einleitungsschreiben beigefügt. (Vgl. auch „Großbritannien und Irland.“)
Vom Schauplatz des Indianer⸗Aufstandes wird be richtet: General Shofield hat ein Telegramm von General Miles erhalten, welches meldet, daß am 4. d. M. keine Kämpfe mit den Jadianern stattgefunden haben. Der Kriegs⸗Minister Proctor hat dem Gouverneur von Nebraska auf dessen Ansuchen, Lebensmittel und Waffen unter die vor den Indianern geflohene Landbevölkerung zur Vertheilung zu bringen, geantwortet, daß Waffen und Munition von Fort Robinson bezogen werden könnten, soweit sie dort entbehrlich wären. Im Nordwesten von Nebraska fliehen die Landleute in die Städte. Die Miliz des Staats ist an der Grenze auf⸗ gestellt. Ein Telegramm aus Pine Ridge meldet, daß Ka⸗ pitän Taylor's Späher und eine starke Abtheilung freund⸗ lich gesinnter Indianer nach dem feindlichen Lager abmarschirt sind. Es sei im Plane, daß das 9. Kavallerie⸗Regimentund General Brooke's Streitkräfte eine Diversion nach Westen unternähmen, indem sie die Indianer⸗Piquets angreifen, während die Späher und freundlich gesinnten Indianer sich bestreben würden, die In⸗ dianer, welche Frieden wünschen, zu schützen. Man wolle möglichst einen allgemeinen Kampf zu vermeiden suchen und habe auf den Anhöhen in der Umrunde der Agentur Brust⸗ wehren errichtet. Die Indianer ihrerseits sind inzwischen eben⸗ falls an einem Punkte, zwölf Meilen westlich von der Agentur, mit der Herstellung von Schanzen beschäftigt. Neueren (schon gestern nach Schluß mitgetheilten) Nachrichten zufolge haben fünf der bedeutendsten Indianer⸗Stämme in Pine Ridge ihre Unter⸗ werfung angeboten. — Oberst Forsythe ist in der That seines Kommandos enthoben worden und zwar vorbehaltlich einer Untersuchung über die Berichte, wonach Indianer⸗ frauen und Kinder am Wounded Knee⸗Creek von Offizieren der Armee getödtet worden seien.
Afrika.
Egypten. Die Küstenwache in Suakim hat eine Dhow mit 60 Sklaven an Bord, die nach Jeddah fahren wollte, gefangen. Die Sklaven sind freigelassen und nach Suakim eingebracht worden.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (15.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten machte der Präsident von Köller zunächst Mit⸗ theilung von dem Eingang einer Denkschrift über die in der Zeit vom 1. April 1889 bis zum 31. März 1890 er⸗ folgten Bauausführungen an denjenigen Wasser⸗ straßen, über deren Regulirung dem Landtage be⸗ sondere Vorlagen gemacht sind, und eines Antrages des Abg. Richter, betreffend die Errichtung be zw. Erweiterung von Fideikommissen und die Stempel⸗ gebühr für dieselben.
Aus Anlaß der Geburt eines Königlichen Prinzen hat der Präsident Sr. Majestät dem Kaiser und König die Glückwünsche des Hauses der Abgeordneten dargebracht. Darauf ist folgendes Dankschreiben eingegangen:
„Für die Mir aus Anlaß der Geburt Meines sechsten Sohnes Namens des Hauses der Abgeordneten am 19. d. M. zum Ausdruck gebrachten Glückwünsche spreche Ich Ihnen Meinen herzlichen Dank aus.
Berlin, den 24. Dezember 1890. 3 Wilhelm.“ 1u“
Der Abg. Frickenhaus hat sein Mandat niedergelegt.
Auf Grund des mündlichen Berichts der Geschäfts⸗ ordnungs⸗Kommission (Referent Abg. Westerkamp) wurde be⸗ schlossen, daß das Mandat des Abg. Herwig durch die Verleihung des Titels eines Präsidenten nicht erloschen ist.
Auf der Tagesordnung stand ferner die zweite Berathung des Antrages Conrad, betr. den Entwurf eines Wild⸗
schadengesetzes, zu welchem eine ganze Reihe von Anträgen
Entgegennahme von
Durchweg traten die
zur Verwendung kommen soll.
vporliegt.
Abg. Rickert beantragte mit Rücksicht auf diese vor⸗ iegenden Anträge eine kommissarische Berathung, wofür sich auch die Abgg. Rintelen, Dr. Freiherr von Heereman, von Rauchhaupt und der Antragsteller Conrad er⸗ lärten, während der Abg. Francke (Tondern) sich dafür
aussprach, daß sofort in die zweite Berathung des Antrages eingetreten werde.
. Das Haus beschloß die kommissarische Berathung.
3 Schluß 12 ¼ Uhr. Nächste Sizung Montag 1 Uhr. Auf der Tagesordnung steht eine Rechnungsvorlage und . Vorlagen der Königlichen Staatsregierung.
Die Kommission des Reichstages zur Berathung de Xbänderungsgesetzes zum Patentgesetz hat heute ihre Be rathungen begonnen. Der Abg Freiherr von Buol brachte zu § eine ganze Reihe Abänderungsanträge ein, ebenso die Abgga. Gold schmidt, Kauffmann und Münch.
5 2% (10
.08
Kunst und Wissenschaft.
Den bisherigen Berichten über das Heilverfahren Koch’s gegen die Tuberkulose folgen in der heute erschienenen Nummer der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“: Aus der medizinischen Universitäts⸗Klinik in Freiburg i. B. Beobachtungen bei Anwendung des Koch'schen Heilverfahrens. Von Professor Dr. Ch. Bäumler. — Aus dem Israelitischen Krankenhause in Hamburg: I. Ueber die mit dem Koch'schen Heilmittel auf der medizinischen Abtheilung erzielten Resultate. Von Dr. Korach. II. Bericht über 18 auf der chirurgischen Abtheilung mit dem Koch’schen Verfahren behandelte Fälle. Von Dr. Alsberg. — Exrfahrungen über die Anwendung des Koch'schen Mittels bei Kehlkopf⸗Tuberkulose. Von Dr. J. Michael in Hamburg. — Aus Dr. Käönigshöfer's Augenheilanstalten in Stuttgart: Beob⸗ achtungen über die Wirkung des Koch'’schen Heilmittels bei Augen⸗ erkrankungen. Von Dr. O. Königshöfer und Dr. E. Maschke. — Ueber das Verhalten der Körpertemperatur bei Anwendung des Koch'schen Verfahrens. Von Prof. Dr. O. Rosenbach in Breslau.
Zur Errichtung von Sanatorien für Lungenschwind⸗ süchtige der ärmeren Klassen in Berlin hatte sich im vorigen Jahre ein Comité gebildet, dessen Arbeiten durch die neueste Entdeckung Koch's bis auf Weiteres sistirt worden waren. Nachdem nunmehr die erste Behandlung der Lungenschwindsucht auf Grund der mit dem Koch’'schen Mittel gewonnenen Erfahrungen vor⸗ nehmlich eine Anstaltsbehandlung sein muß, berief der Vor⸗ sitzende des gewählten Ausschusses Geheimer Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Leyden eine Sitzung, in welcher beschlossen worden ist, die vo den verschiedenen medizinischen Vereinen Berlins gewählten Delegirten zusammenzuberufen, um in der Angelegenheit der Sanatorien nunmehr weitere Schritte zu thun.
In dem Herzoglichen Krankenhause zu Braunschweig werden seit dem 9. Dezember 27 Kranke mit Koch’'scher Lymphe be⸗ handelt. Bei drei Kranken wurde von der Weiterbehandlung Ab⸗ stand genommen wegen zu weit vorgeschrittener Erkrankung. Bei vierzehn Kranken zeigte sich eine Gewichtszunahme von fünf bis
Pfund innerhalb weniger Wochen, wozu indeß auch gute Kost des Krankenhauses beigetragen haben mag. bekannten Reaktionserscheinungen ein. Bei einzelnen Kranken zeigte sich entschiedene Besserung, Abnahme der Lungenaffektionen, reineres Athmungsgeräusch ꝛc. Um mehr Kranke aufnehmen zu können, wird der Bau zweier Baracken für Lungen⸗ kranke beim Krankenhause geplant. Auch das städtische Krankenhaus in Holzminden hat jetzt Koch'sche Lymphe erhalten. In Mülhausen i. Els. hat nach einer Mittheilung der
Köln. Ztg.“ der dort kürzlich gegründete Aerzteverein die Errichtung
einer Heilanstalt beschlossen, in welcher die Koch'sche Lymphe Das für diese Zwecke erworbene Haus am Vaubanplatze wird entsprechend eingerichtet; die Eröffnung der Anstalt soll schon Mitte des Monats erfolgen.
Aus Madrid wird dem „Temps“ gemeldet: die spanischen
Aerzte haben das Koch'sche Mittel bei Aussätzigen angewandt. Die ersten Versuche fanden in einem ausschließlich für Hautkrank⸗ heiten bestimmten Krankenhaus in Madrid mit drei Aussätzigen statt. An den beiden ersten wurden je fünf Einspritzungen von 1 bis 5 mg vorgenommen. Bei jeder Einspritzung erlangte man bei beiden Aussätzigen dieselben örtlichen und allgemeinen Reaktionen wie bei den Lupus⸗ und Tuberkelkranken. Eine merkbare Besserung wurde nicht festgestellt, nur verschwanden bei einem Kranken die schrecklichen Nervenschmerzen, an denen er seit langer Zeit litt. Bei einem dritten Aussätzigen, der nur einmal mit 1 mg geimpft wurde, beobachtete man örtliche und allgemeine Reaktionen, die sich seit der einen Impfung in Zeiträumen von 24 Stunden wiederholt haben. Unter dem 7. Januar berichtet „W. T. B.“ ferner aus Madrid: In dem hiesigen allgemeinen Krankenhause und in dem Hospital St. Jean⸗ Dieu befinden sich 26 Kranke in Beobachtung, welche nach der Koch'schen Methode behandelt werden; davon sind 22 Tuberku⸗ lose, drei Aussätzige und ein mit einem Fleischgewächs Bebafteter. Morgen sollen bei einigen derselben erneute Injektionen vorgenommen werden. Ein auffallendes Symptom bei den Aussätzigen besteht in einer bemerkenswerthen Zunahme des Appetits während des durch die Inoculation hervorgerufenen Fiebers. — Auch in Bukarest sind bei Aussätzigen Versuche mit Koch’scher Lymphe gemacht worden; Professor Babesch hat dabei gefunden, daß die Impfung mit Koch'scher Lymphe nicht bloß bei tuberkulösem Aussatz, sondern auch bei anͤsthetischer, nervöser oder glatter Lepra erstlich sehr bestimmte, allerdings bei den einzelnen Kranken verschiedene Reaktionserscheinungen, sodann aber auch bemerkenswerthe Heilungserscheinungen hervorzu⸗ bringen vermag.
— Das Gebäude für das Antiken⸗Museum, in welchem, wie wir in Nr. 5 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ mittheilten, die Samm⸗ lungen Heinrich Schliemann's ihre dauernde Unterkunft er⸗
halten, soll, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, nach einem Ent⸗ wurfe des Professors Wolff errichtet werden. Dieses Ge⸗ 8 soll seinen Standort zwischen dem von Stüler er⸗ Neuen Museum und dem Viadukt der Stadtbahn auf der Museums⸗Insel finden. Seinen Inhalt werden antike Driginal⸗Skulpturen, unter ihnen in besonders bevorzugter Auf⸗ stellung der pergamenische Gigantenfries und die übrigen Funde von Pergamon, sowie auch Schliemann’s Sammlungen bilden. Durch Aufnahme dieser letzteren in den Neubau wird das Museum für Völkerkunde, dem es bekanntlich schon jetzt an Platz gebricht, in wünschenswerther Weise entlastet werden. — In der ordentlichen Hauptversammlung des Vereins Berliner Künstler am 6. d. M. war satzungsmäßig die Neuwahl des Vorstandes vorzunehmen. Das Ergebniß war der „Boss. Ztg.“ zufolge die einstimmige Wiederwahl, der Hern. Direktor Anton von Werner zum Vorsitzenden, Architekt C. Hoffacker zum ersten und Maler Hans Hartmann’ zum zweiten Schriftführer, Maler E. Körner zum ersten und Bildhauer R. Schweinitz zum zweiten Säckel⸗ meister, endlich Maler H. Schnars⸗Alquist zum Archivar.
Fefundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrun 2 Maßregell.
—“” Nach einer in dem „Nederlandsche Staatscourant“ veröffentlichten Verfügung des Königlich niederländischen Ministers des Innern vom 23. Dezember 1890 ist die Verfügung vom 20. Juni desselben Jahres,
„
wonach Spanien für von der asiatischen Cholera verseucht erklärt war, aufgehoben worden. (Bergl. „R.⸗A.“ Nr. 155 vom 28. Juni 1890.) Griechenland.
Die Königlich griechische Regierung hat die Quarantäne, welche sie über die Provenienzen der am Rothen Meere belegenen arabischen Küsten und über die aus dem Hafen von Beirut kommenden Provenienzen berhängt hatte, außer Kraft gesetzt.
Die über die Provenienzen der Küstenstrecke von Selefké bis zum Hafen von Beirut, letzteren ausgeschlossen, verhängte Quarantäne bleibt dagegen noch bestehen. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 217,
296 und 307 vom 9. September, 9. und 22. Dezember 1890.) Cypern.
Die gegen Ankünfte aus Spanien und den Baälearischen Inseln seiner Zeit verhängte Quarantäne ist vom 15. Dezember 1890 ab aufgehoben und durch eine ärztliche Untersuchung ersetzt worden.
Die gegen Ankünfte aus dem Rothen Meere bestehende Quarantäne ist aufgehoben worden (Nr. 239 des „Reichs⸗Anzeigers“ vom 4. Oktober 1890).
Brasilien.
Durch Verordnung des brasilianischen Ministers des Innern vom 29 November 1890 sind die spanischen Häfen, einschließlich der Häfen auf den spanischen Inseln, die afrikanischen Mittel⸗ meer⸗Häfen und der Hafen von Tanger als rein von Cholera erklärt worden. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 176, 224 und 241 vom 23. Juli, 17. September und 7. Oktober 1890.)
Handel und Gewerbe.
Durch eine am 27. v. M. zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Italien geschlossene Uebereinkunft ist der Italienisch⸗ Oesterreichische Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag vom 7. Dezember 1887 um ein Jahr nämlich bis zum 31. Dezember 1892 mit der Maßgabe verlängert worden, daß derselbe noch weiterhin bis zum 31. Dezember 1897 in Gel⸗ tung bleiben soll, Falls eine Kündigung nicht zwölf Monate vor dem 31. Dezember 1892 erfolgen sollte.
— Der Senat für Finland hat am 17. Dezember v. J. angeordnet, daß, sofern in Zukunft nicht anderweit bestimmt wird, während des Jahres 1891 der bei der Einfuhr nach Finland zu erhebende Zoll auf baumwollenes Segeltuch in derselben Höhe erlegt werden soll, wie für leinenes Segeltuch, nämlich mit F. M. 70,60 pro 100 kg, sowie ferner, daß während derselben Zeit für fertige Segel nebst daran be⸗ festigtem Zubehör derselbe Zoll wie für das Rohmaterial, nöbst einem Zuschlag von 10 Prozent, erhoben werden soll.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 6. Januar (katholischer Feiertag) gestellt 2649, nicht rechtzeitig gestellt keine (Wagen zu 10 t). An der Ruhr sind am 7. Januar gestellt 9467, nicht recht⸗ zeitig gestellt 30 Wagen zu 10 Tonnen.
— Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am Montag, den 12. Januar, Nachmittags von 4 bis 5 ½ Uhr, im „Berliner Hof“ statt.
— Die „New⸗Yorker Hdls.⸗Ztg.“ schreibt in ihrem vom 26. Dezember datirten Wochenbericht: Die allgemeine Ge⸗ schäftslage hat sich seit den letzten acht Tagen kaum verändert. Die Festtage haben wie gewöhnlich dem Detail⸗Geschäft reges Leben gebracht, aber sonst ist es in allen Zweigen des Handels und der Industrie überaus ruhig geblieben. Mit dieser Geschäftslosigkeit hat man um diese Jahreszeit immer zu rechnen; diesmal ist sie indessen durch die gestörten finanziellen Verhältnisse besonders stark gewesen. Wie sich die nächste Zukunft gestalten wird, ist schwer zu sagen; es läßt sich indessen annehmen, daß wir einer langsamen Besserung entgegengehen. Der Konsum, der bisher auf das bescheidenste Maß reduzirt gewesen, kann auf die Dauer nicht unterdrückt werden, und mit dem Hervor⸗ treten desselben wird sich das Geschäft naturgemäß wieder heben.
Frankfurt a. M., 7. Januar. (W. T. B.) Die Fusiions⸗ verhandlungen der italienischen Dampfschiffahrts⸗Gesell⸗ schaft „La Veloce“ mit der Firma Lavarello sind nunmehr abgeschlossen. Der Kausfpreis der Schiffe wird von „La Veloce“ in Obligationen berichtigt, deren Uebernahme in der Hauptsache durch die Interessenten der Firma Lavarello gesichert ist.
Leipzig, 7. Januar. (W. C. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 4,40 ℳ, pr. Februar 4,40 ℳ, pr. März 4,42 ½ ℳ, pr. April 4,42 ½ ℳ, pr. Mai 4 42 ½ ℳ, pr. Juni 4,42 ½ ℳ, pr. Juli 4,42 ½ ℳ, pr. August 4,42 ½ ℳ, pr. September 4.42 ½ ℳ, pr. Oktober 4,42 ½ ℳ, pr. November 4,42 ½ ℳ Umsatz 185 000 kg. Ruhig.
Wien, 7. Januar. Der Generalrath der österreichisch⸗ ungarischen Bank wird, wie die „Presse“ meldet, morgen den Zinsfuß um 1 % herabsetzen.
London, 7. Januar. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.
— 8. Januar. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 5 auf 4 % herabgesetzt.
—
Verkehrs⸗Anstalten. 1 —
Die Post von dem am 2. Dezember aus Adelaide ab⸗ gegangenen Reichs⸗Postdampfer „Habsburg “ ist nach einer Nach⸗ richt des „W. T. B.“ in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 9. d. M. Vormittags zur Ausgabe.
Hamburg, 7. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Polynesia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktien⸗Gesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgens Prawle Point passirt.
— 8. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Russia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft hat, von New⸗York kommend, gestern Abend Lizard
Bozen, 7. Januar. (W. T. B.) Die Eröffnung der Lokalbahn Mori — Arco —Riva ist für die ganze Linte zum 28. d. M. in Aussicht genommen.
London, 7. Januar. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer
„Roslin Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt. Der Castle⸗Dampfer „Pembroke Castle⸗ ist heute auf der Ausreise von London abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Garth Castle“ ist heute auf der Heimreise in London an⸗ gekommen. „—— 8. Januar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer,Pretoria“ ist gestern auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Tartar“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.
Reval, 8. Januar. Die hiesige Rhede ist, wie das „W. T. B.“ mittheilt, in Folge der starken Fröste mit einstweilen noch schwachem Eis bedeckt. In Baltischport ist der Hafen eisfrei.
Theater und Musik.
Königliche Theater.
In der am Sonnabend im Opernhause stattfindenden „Oberon“⸗ Vorstellung wird die Rolle des Oberon durch Frl. Weitz, die der Rezia durch Frl. Hiedler und die Rolle des Hüon durch Hrn. Krauß vertreten sein. Die „Tannhäuser“⸗Aufführung am Sonntag findet in der ersten Besetzung statt, sodaß also die Hauptrollen in den Händen der Damen Leisinger und Sucher und der Hrrn. Betz, Krolop, Sylva und Mödlinger ruhen. .
Deutsches Theater.
Die nächste Aufführung von „Marig Stuart“ findet am Dienstag statt. Am Donnerstag, 15., kommt zur Erinnerung an den 100 jährigen Geburtstag Grillparzer's: „Des Meeres und der Liebe Wellen“ mit Hrn. Barthel als Leander, neu einstudirt zur Aufführung.
Wallner⸗Theater.
In der morgen zum ersten Mal in Scene gehenden Novität „Talmi“, Volksstück in 4 Akten von M. Schlesinger und L. Her⸗ mann, befinden sich die Hauptrollen in den Händen der Damen Leopoldine Augustin, Hedwig Pallatschek, Nina Sandow, Alma See⸗ mann, Johanna Walther⸗Trost, sowie der Hern. Richard Alexander, William Büller, Leopold Deutsch, Franz Guthery, Carl Meißner, Julius Ries u. A. m.
Residenz⸗Theater.
Morgen geht zum letzten Male der „Kampf ums Dasein“ in Scene; Sonnabend zieht mit Alexandre Bisson's „Der selige Toupinel“ und Benno Jacobson's „Friquette“ wieder die heitere Muse in das Theater in der Blumenstraße ein. In Bisson’s Schwank wirken in hervorragenden Rollen außer den schon genannten Hrrn. Pagay und Pansa die Damen Rosa Beortens, Kathi Fischer und Helene Schüle und die Hrrn Emanuel Reicher, Herbert Paul⸗ müller und Richard Georg mit. Der Anfang der Premisre ist auf
7 Uhr angesetzt. 82 Adolph Ernst⸗Theater.
Trotzdem die lustige Gesangsposse „Unsere Don Juans“ noch immer ihre Anziehungskraft bewährt, muß sie doch vertraglichen Be⸗ stimmungen gemäß demnächst der zweiten Novität der Saison, einer vieraktigen Gesangsposse von Eduard Jacobson und Leopold Elxy, Platz machen. Die sehr zahlreichen Gesangsnummern sind gemein⸗ schaftlich von Jacobson und Gustav Görß verfaßt. Die Musik bat der Kapellmeister des Adolph Ernst⸗Theaters, Adolph Ferron, ge⸗
schrieben. Thomas⸗Theater.
Gustav von Moser, der bisher durch Krankheit verhindert war, einer Vorstellung des erfolgreichen Schwankes „Der Soldatenfreund“, den er im Verein mit Otto Girndt verfaßt hat, anzuwohnen, kommt heute nach Berlin, um morgen bei der 50. Aufführung seines Stückes anwesend zu sein.
Concerthaus.
Der vierte „Wagner⸗Abend“ beginnt am Freitag zur Feier der hundertsten Wiederkehr der Aufführung des „Fliegenden Holländer“ in Berlin mit der Ouverture dazu, an welche sich die berühmtesten Bruchstücke aus „Lohengrin“, „Tannhäuser“, „Tristan und Isolde“, „Rheingold“, „Walküre“ u. s. w. anschließen. Walther’'s Preislied wird von den zwölf Solo⸗Violinen ausgeführt werden, die „Träume“ von Violine, Orgel und Streichquartett. Als neu wird in dieses reiche Programm noch eingefügt: „Klingsor’s Zaubergarten und die Blumenmädchen“ aus dem „Parsifal“.
Mannigfaltiges.
Der evangelischen Kirchengemeinde zu Grabow (Posen) ist, wie die „Staatsb.⸗Ztg.“ erfährt, auf das Immediatgesuch des Pastors Loida an Se. Majestät den Kaiser ein Gnadengeschenk von vierzehntausend Mark zur Deckung der Kosten des bereits auf⸗ geführten Baues der dortigen evangelischen Kirche bewilligt worden.
Ihre Mgjestät die Kaiserin hat aus Anlaß des Gedenk⸗ tages der Hochseligen Kaiserin Augusta der Stiftung „Frauen⸗ dank“ die Summe von tausend Mark überwiesen.
Dem Vorstande des Vereins der Berliner Volksküchen
n 1866 sind, wie die „N. A. Z.“ mittheilt, von seiner Protektorin, Ihrer Majestät der Kaiserin Auguste Victoria 500 ℳ
r unentgeltlichen Verabfolgung von Mittagsportionen an arme Leute
ersandt worden, und zugleich erhielt der Volksküchen⸗Vorstand von Frau Friederike Meyer hierselbst zu demselben Zweck 500 ℳ Diese hochherzigen Gaben kamen der „Unterstützungskasse für hülfs⸗ bedürftige Personen“, welche von einem Damencomité des Volksküchen⸗ vereins besonders geführt wird, doppelt zu statten, da die Noth bei der Kalte sehr groß ist und unzählige Gesuche um Gratisspeisen aus den Volksküchen bei den Vorständen eingegangen sind.
99 U
1
b r
Im Augusta⸗Hospital fand gestern aus Anlaß des Gedenk⸗ tages der Hochseligen Kaiserin Augusta eine Trauerfeier statt, welcher auch Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden beiwohnte “
Etwa 9000 Arbeiter sind hiesigen Blättern zufolge wärtig in den Straßen Berlins mit der Beseitigung der Schneemassen beschäftigt, von welchen 5000 Mann von der städtischen Straßenreinigungs⸗Deputation und Parkverwaltung, der Rest von den Pferdebahn⸗Gesellschaften engagirt ist. Ueber 1000 Last⸗ wagen befördern täglich 6000 Fuhren Schnee nach den städtischen Abladepläͤtzen, und bierfür sowohl wie für die angestellten Arbeiter hat die Stadt jeden Tag ungefähr 24 000 ℳ zu bezahlen. Der letzte größere Schneefall vor Weihnachten hat der Stadt 160 000 ℳ gekostet.
Das Schlittschuhsegeln wird in diesem Jahre auf dem Rummelsburger See fleißig geübt. Der Schlittschuhsegelsport ist für Berlin noch ziemlich neu; er ist durch Norweger hier einge⸗ führt, wurde bisher aber nur vereinzelt auf der Müggel gepflegt. Die Herren, welche man jetzt auf dem Rummelsburger See schlitt⸗ schuhsegeln sieht, sind mit Segeln nach dänischer Art ausgerüstet.
Die dritte allgemeine Geflügel⸗Ausstellung der „Fo tuna“, welche morgen in den Prachträumen der ersten Etage des Hauses Spandauer Brücke 4/5 cröffnet wird, ist wahrhaft großartig beschickt, und namentlich die Abtheilung der Tauben mit ihren 500 Nummern giebt ein schönes übersichtliches Bild von den erfolg⸗ reichen Zuchtergebnissen der Vereinsmitglieder und der Freunde des Vereins. Insgesammt haben 77 Aussteller die Schau beschickt, und zwar außer Berliner Züchtern auch solche aus Köln, Magdeburg, Hamburg, Thüringen, Sachsen, Westfalen, Schlesien, Pommern, Ostpreußen, Holstein und Mecklenburg. In der Taubenabtheilung sind alle Arten und Rassen vertreten; durch be⸗ sonders großartige Sammlungen zeichnen sich die Fliegetauben, Kröpfer, Römer und Indianer aus. Unter den englischen Kröpfern zeichnen sich namentlich die blaubeherzten des Hrn. Kavpfer⸗Berlin aus, schöne Brünner Kröpfer sind u. A. von Adler⸗Pichelswerder ausgestellt. Einen Amsterdamer Ballonbläher, eine für Berlin seltene Kröpferart, hat Sieß⸗ Magdeburg geschickt. Das Paar dieser Thiere wird auf 120 ℳ ge⸗ schätzt. Unter den Perrücken sind wobl die kostbarsten die weißen englischen des Hrn. Fricke⸗Magdeburg, schöne gelbgemönchte hat Langlotz⸗Weimar zur Schau gebracht. Mit anglischen Perrücken eigener Zucht glänzt Plön⸗Hamburg; als Züchter schöner Pfautauben sei vor Allem Schreiber⸗Prenzlau erwähnt. Deutsche Mövchen sind dort besonders schön von Lademann⸗Berlin, die seltenen italienischen Moöochen von Borchardt⸗Berlin, Orientalen von Fricke ausgestellt. Gute Modeneser brachte Koppe⸗Berlin, Italiener besonders Fricke, Römer Dunger⸗Berlin. Zahlreich sind die Tümmler vertreten, und zwar in allen ihren Abarten, da gerade die Tümmler in Berlin mit Vorliebe gezüchtet werden. Die langen blaubunten Berliner der Schau sind Pracht⸗ thiere. Köchel, Schäffer, Erbe, Meder, Grunow und Schwabe seien hier als Züchter erwähnt: Feld⸗ und Farbentauben sind weniger zahlreich, aber gut vertreten, auch einige Brieftauben sind ausgestellt. — Die Abtheilung der Hübner umfaßt 93 Nummern, worunter sich 49 Preis⸗ stämme befinden. Unter den Rassen überwiegen die Italiener; schöne Kochins und Bantams hat Koppe⸗Berlin ausgestellt, Stüdemann⸗ Schwerin brachte schöne Langshan und Hamburger Silbersprenkel. Enten und Gänse führt in stattlichen Exemplaren Christoph⸗Berlin vor.
—