1891 / 10 p. 9 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Jan 1891 18:00:01 GMT) scan diff

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4. d. im Alter von 66 Jahren gestorben. Der hohe Standpunkt, den das Meiereiwesen in Dänemark einnimmt, ist zum wesentlichen Theile seinen unermüdlichen Forschungen V

zu danken.

EC1u6 Handel und Gewerbe.

In der heutigen Sitzung des Centralausschusses der Reichsbank wurde hauptsächlich die Frage einer Diskont⸗Ermäßigung erwogen. Nachdem am 31. De⸗ zember v. J. noch eine Ueberschreitung der steuerfreien Notengrenze um 26 Millionen Mark stattgefunden, ist nach der am Sonnabend veröffentlichten Wochenübersicht vom 7. d. M. wieder eine Notenreserve von 32 328000 angesammelt, da das esetzlich der Reichsbank zugewiesene Quantum steuerfreier Noten jich durch das Erlöschen des Notenrechts von vier Instituten mit dem 1. d. M. um 4 092 000 ℳ, also auf 292 117 000 erweitert hat. Die Lage der Reichsbank ist günstiger als im Vorjahre der Metallvorrath höher, Anlagen und Notenumlauf geringer. Noten und fremde Gelder sind mit 55,4 Proz. anstatt mit 52,6 Proz. gedeckt. Da auch die Course der Wechsel auf das Ausland niedrig und der Privatdiskont am offenen Markte etwa 2 Proz. unter dem Banksatze steht, so ist eine Herabsetzung des letzteren unbedenklich gerechtfertigt, obwohl die Anlage noch immer wesentlich höher ist als in den dem Jahre 1890 vorangehenden Jahren. Nach diesen von dem Reichsbank⸗Präsidenten dargelegten Gründen stimmte der Centralausschuß der beabsichtigten Ermäßigung des Dis⸗ kontosatzes und des Lombardzinsfußes ohne Widerspruch zu. Bei der hieran sich schließenden Erörterung über den Umfang der Herabsetzung entschied sich die Mehrheit der Ver⸗ sammlung für eine Ermäßigung um 1 ½ Prozent, da in nächster Zeit eine weitere Erleichterung der Reichsbank zu erwarten ist. Endlich wurde noch ein Antrag auf Zulassung der Dort⸗ mund⸗Enscheder Eisenbahn⸗Stamm⸗ und Stamm⸗Prioritäts⸗

aktien zur Beleihung im Lombardverkehr in bejahendem Sinne

erledigt.

Durch ein Dekret vom 5. Dezember v. Is. hat der Präsident der Republik Argentinien auf Grund des Art. 7 des Münzgesetzes die Cirkulation fremder Gold⸗ münzen als legalen Zahlungsmittels vom 5. März d. Is. ab innerhalb der Republik verboten.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Kok

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 10. Januar gestellt 9873, nicht recht⸗ zeitig gestellt 312 Wagen. ““

In Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 4377, nicht rechtzeitig gestellt 75 Wagen. .

In Oberschlesien sind am 10. d. M. gestellt 3610, nicht rechtzeitig gestellt in Folge von Verkehrsstockungen durch starken Schneefall und Schneetreiben 595 Wagen.

In der Angabe über die Wagengestellung des Ruhr⸗ reviers vom 9. Januar d. J. (vgl. Erste Beilage zu Nr. 9 des „Deutschen Reichs⸗Anzeigers“ vom 10. Januar) ist ein Irrthum vor⸗ gekommen, da nicht 950, sondern nur 136 Wagen nicht rechtzeitig gestellt werden konnten. Es muß mithin heißen:

An der Ruhr sind am 9. Januar gestellt 10 191, nicht rechtzeitig gestellt 136 Wagen zu 10 t.

Berlin, 10. Januar. (Wochenbericht für Stärke, Stärke fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky.) Ia. Kartoffelmehl 22 ½ —23 ℳ, Ia. Kartoffelstärke 22 ½ 23 ℳ, IIa. Kartoffelmehl und ⸗Stärke 21 21 ½ ℳ, feuchte Kartoffel⸗ stärke loco und Parität Berlin 12,80 ℳ, Fabriken bei Frank⸗ furt a. O. zahlen frei Fabrik 12,60 ℳ, gelber Syrup 26 ½ 27 ℳ, Capillair⸗Export 28 ½ 29 ℳ, Capillair⸗Syrup 27 ½ 28 ℳ, Kartoffelzucker Capillair 27 ½ 28 ½ ℳ, do. gelber 26 27 ℳ, Rum⸗Couleur 36 37 ℳ, Bier⸗Couleur 34 35 ℳ. Dertrin, gelb und weiß, Ia. 31 ½ 32 ½ ℳ, do. sekunda 27 ½ 28 ½ ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 39 40 ℳ, Weizenstärke (großst.) 43 43 ½ ℳ, Hallesche und Schlesische 43 43 ½ ℳ, Schabe⸗Stärke 35 36 ℳ%, Mais⸗ Stärke 30 31 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 45 ½ 47 ℳ, do. (Stücken) 43 44 ℳ, Victoria⸗Erbsen 20 23 ℳ, Kocherbsen 15 21 ℳ, grüne Erbsen 17 22 ℳ, Futtererbsen 14 14 ½ ℳ, Leinsaat 20 22 ℳ, Linsen, große 32 44, do. mittel 22 32, do. kleine 16 22 ℳ, gelb. Senf 20 26 ℳ, Kümmel 36 40 ℳ, Buchweizen 15 16 ℳ, Mais loco 13 ½ 14 ½ ℳ, Pferdebohnen 14 15 ℳ, inländische weiße Bohnen 20 23 ℳ, breite Flachbohnen 22 26 ℳ, ungarische Bohnen 18— 21 ℳ, galizische und russische Bohnen 17 20 ℳ, Wicken 12 ½ 13 ½ ℳ, 17 19 ℳ, Leinkuchen 16 17 ℳ, Weizenschale 10 10 ½ ℳ,

oggenkleie 10 ½ 11 ℳ, Rapskuchen 13 ½ 14 ½ ℳ, Mohn, weißer 56 66 ℳ, do. blauer 48 56 ℳ, Hirse, weiße 20 23 Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

Leipzig, 10. Januar. (W. C. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 4,37 ½ ℳ, vr. Februar 4,37 ½ ℳ, pr. März 4,37 ½ ℳ, pr. April 4,40 ℳ, pr. Mai 4 40 ℳ, pr. Junt 4,42 ½ ℳ, pr. Jul: 4,45 ℳ, pr. August 4,45 ℳ, pr. September 4 45 ℳ, pr. Oktober 4,45 ℳ, pr. November 4,45 Umsatz 100 000 kg Ruhig. 1

Wien, 11. Januar. (W. T. B.) Der Präsident des Pariser Comités der österreichisch⸗ungarischen Staatseisenbahn⸗ Gesellschaft Charles Mallet hat seine Stelle als Vize⸗Prä⸗ sident des Vereinigten Verwaltungsraths dieser Gesellschaft nieder⸗ gelrgt und wurde Ritter von Taussig an seiner Stelle zum Vize⸗Präsidenten gewählt.

Pest, 10. Januar. (W. T. B.) Die Betriebsergebnisse der ungarischen Staatsbahnen für 1890 sind sehr günstige Die effektiven Reineinnahmen der Staatskasse betragen 3 597 863 Fl. mehr, als veranschlagt war, und 3 016 580 Fl. mehr, als im Jahre 1889. Die Einnahmen aus dem Personenverkehr sind fortdauernd steigende. 1

London“ 10. Januar. (W. T. B) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.

12. Januar. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren be⸗ trugen in der Woche vom 3. bis 9. Januar: englischer Weizen 2610, fremder 46 754, englische Gerste 2794, fremde 12 988, englische Malzgerste 18 017, fremde —, englischer Hafer 676, fremder 55 575 Orts. Englisches Mehl 18 818, fremdes 38 165 Sack.

St. Petersburg, 11. Januar. (W. T. B.) Ein Kaiser⸗ licher Ukas ordnet an, daß die im Haupt⸗Rentamt befindlichen Serien von Reichsschatzbilleten im Betrage von sechs Millionen Rubel Behufs Verminderung der Staatsschuld um diesen Betrag vernichtet werden.

New⸗York, 10 Januar. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9 808 004 Doll., gegen 6 634 998 Doll. in der Vorwoche, davon für Stoffe 3 222 423 Doll. gegen 1 499 926 Doll. in der Vorwoche.

Verkehrs⸗Anstalten. Port au Prince, die Hauptstadt von Hatti, ist durch

ein Kabel mit Mole St. Nicolas verbunden. Die Worttaxe

für Telegramme aus Deutschland nach Port au Prince be⸗ trägt bei Beförderung der Telegramme über Key West 8 5 J, über Galveston 13 35 ₰.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) ist die erste englische Post vom 10. d. M. ausgeblieben. Grund: Ver⸗ spätete Ankunft des Schiffes in Ostende.

n und prak suchen

Laut Telegramm aus Venloo ist die en glische Post über Vlissingen vom 11. d. M., 8 Uhr Vm., ausgeblieben. Grund: Nebel auf See.

Hamburg, 10. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „India“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellsch aft ist, von Hamburg kommend, gestern Nacht in New⸗York eingetroffen. 8

Sembar (W. T. B.) Der Postdampfer „Russia der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktien⸗ gesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen.

12. Januar. (W. T. B.) Der heea Croatia der Hamburg⸗Amerikanischen Pa etfahrt⸗Aktien⸗Gesell⸗ schaft ist gestern in St. Thomas eingetroffen. Der Postdampfer „Francia“ hat, von New⸗York kommend, estern Morgen Lizard passirt. 8. 10. Januar. (W. T. B.) Der Eisenbahnverkehr von Laibach nach Triest ist wieder aufgenommen worden.

Pest, 11. Januar. (W. T. B.) In Folge Schneever⸗ wehungen ist eer Zugverkehr auf der ganzen Strecke Buda⸗

est Kanisza sistirt. 1 st. Kn, 10. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Euterpe’“ ist heute Nachmittag bier eingetroffen. 1

Triest, 11. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Vorwärts“ ist, von Konstantinopel kommend, gestern Nacht hier eingetroffen. 1 8

London, 10. Januar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer

„Trojan“ ist heute auf der Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen.

Theater und Musik. 1

Königliche Theater. 8

In der Mittwochsvorstellung der „Regimentstochter“ im Opern⸗ hause setzt Frl. Teleki ihr Gastspiel in der Titelrolle fort. Der Königliche Kammersänger Hr. Anton Erl vom Hof⸗Theater in Dresden singt die Partie des Tonio als Gast. Das Schauspielhaus bleibt am Mittwoch wegen der Generalprobe zu Grillparzer's Trilogie „Das goldene Vließ’ geschlossen. Am Donnerstag geben die ersten zwei Theile der Dichtung „Der Gast⸗ freund“ und „Die Argonauten“ zum ersten Mal in Scene. Die Be⸗ setzung ist folgende: Aertes: Hr. Krause; Medea: Frl. Poppe; Peritta: Fr. Burska; Gora: Fr. Stollberg; Jungfrau Medeas: Fr. Anders; Phryxus: Hr. Ludwig; Absyrtus: Hr. Purschian; Jason: Hr. Mat⸗ kowsky; Kolchischer Hauptmann: Berthold; Milo: Hr. Keßler; Bote: Hr. Winter; Kolcher: Hr. Eichholz; Argonauten: Hrrn. Hochenburger, Sauer, Hermann, Delmar. Das der Vorstellung voraufgehende Festgedicht von E. von Wildenbruch wird Frl. Lindner sprechen.

Nachdem Allerhöchsten Orts der nächste Subskriptionsball auf den 6. Februar festgesetzt worden ist, werden von der General⸗ Intendantur der Königlichen Schauspiele, wie in früberen Jahren, Subskriptionslisten an Behörden, Korporationen und bekannte Firmen versandt, welche nach erfolgter Eintragung der Verwaltung bis spätestens den 24. Januar cr. wieder zugestellt sein müssen. Unbeschadet dieser Listen können Gesuche um Ballbillets schriftlich unter namentlicher Bezeichnung der Personen, für welche dieselben gewünscht, direkt an die General⸗Intendantur gerichtet werden. Alle nach dem 24. Januar cr. eingehenden Listen und Gesuche können nur nach Maßgabe des dann noch vorh andenen Raumes Berücksichtigung finden. Der Preis für Herren⸗ und Damen⸗Billets ist gleichmäßig auf je 15 festgesetzt. Zuschaue rbillets für den III. Rang 6 ℳ) und Amphitheater 3 ℳ) können nur in beschränkter Zahl zur Verausgabung gelangen.

Berliner Theater.

Hans von Hopfen's Schauspiel „In der Mark' gelangte am Sonnabend unter lebhaftesten Beifallsbezeugungen zur ersten Auf⸗ führung. Das Stück wurde bereits vor etwa zwanzig Jahren im Königlichen Schauspielhause mit gleich günstigem Erfolge zur Darstellung gebracht. Vaterlandsliebe und Königstreue machen die Grundzüge der Handlung aus und sind im Besonderen die vor⸗ nehmsten Gefühle, welche die Brust des märkischen Helden Hans Joachim von Kittlitz durchglühen, der im Mittelpunkt der Handlung steht. In jedem Aufzuge treten uns jene edlen Empfindungen lebendig vor die Seele und geben dem Schauspiel, welches sich in der großen fridericianischen Zeit, in der Zeit des siebenjährigen Krieges, auf märkischem Boden abspielt, sein charakteristisches Gepräge.

Der Handlung mangelt zwar ein einheitliches, sicheres Gefüge; sie dehnt sich über Jahre aus und die Charaktere der eingeführten Per⸗ sonen machen im Laufe der Jahre und im Drange der Zeiten viele, manchmal überraschende und schwer begreifliche Wandlungen durch; aber doch muthet es freundlich an, wenn man sieht, wie der tolle, leichtlebige Junker Hans Joachim und seine zierliche, an galante Feste und polnischen Luxus gewöhnte junge Frau sich endlich in ernste Pflichterfüllung finden. Der Dichter hat einen herzerquickenden Humor, viel zarte Empfindung und ernstes, starkes Gefühl in die Scenen ver⸗ flochten, sodaß Geist und Gemüth immer erfreut und die kleineren Mängel kaum bemerkt werden. 1

Die Darstellung bot zumeist treffliche Leistungen. Da ist zuerst Hr. Kraußneck als der tolle märkische Junker zu nennen; der Darsteller wurde mit dem übersprudelnden Leichtfuß recht gut fertig, aber sein wirkliches Talent entfaltete sich erst zu voller Höhe im späteren Verlauf der Handlung, als er in dem Zwiespalt, ob er bei seiner Frau bleiben oder Friedrich's Trommeln folgen solle, sich dafür entscheidet, zur Fahne zurückzukehren. Hr. Barnay spielte den Leibeigenen Ruprecht, einen tückischen, rachsüchtigen Grobian, mit erheiternder Komik sowohl in der Rauhheit der Sprache wie in der tölpelhaften Ungelenkheit der Be⸗ wegungen. Auch Hr. Arndt entwickelte als preußischer Werbeoffizier Feuer und kräftiges Empfinden in der Schneidigkeit und kecken Furcht⸗ losigkeit seines Auftretens. Einen jugendlichen Liebhaber, den Pagen von Koenitz, gab Hr. Stockhausen noch nicht ganz frei vom schul⸗ gemäßen Zwang. Die Darstellerin der Lili, der jungen Frau des märkischen Junkers, war Frl. Butze; als junges zierliches Fräulein aus Dresden erschien sie wie ein Meißner Porzellanfigürchen im Watteau⸗Geschmack, mit dem gepuderten Haar und dem kurzen bunten Röckchen; die noch halb kindliche Eitelkeit und naive Gefallsucht brachte sie prächtig zur Geltung, obgleich die Verkörperung der ernsten und reifen Frau ihrer Begabung näher liegt und nachhaltiger zur Wirkung gelangt. Das liebenswürdige Botenmädchen Christel, welches unerschrocken und treu ausharrend an ihrem groben Ruprecht hängt, wurde durch Frl. Tondeur fast zu vornehm und zart dar⸗ gestellt. Eine eitle alte Tante, Amalia Aurora, gab Fr. Baumeister mit mancher humorvollen Wendung in Ton und Geberden. Die Darstellung ging frisch und lebendig von Statten und wirkte so ein⸗ dringlich, daß nicht nur die Darsteller, sondern auch der Dichter zu wiederholten Malen vor dem lebhaft Beifall klatschenden Publikum erscheinen mußten.

Der Aufführung wohnte Ihre Königliche Hoheit die Erb⸗ prinzessin von Sachsen⸗Meiningen bei.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.

„Die Gondoliere“ von Sullivan begehen am Mittwoch das Jubiläum der fünfundzwanzigsten Aufführung, um voraussichtlich bei der hohen Gunst, zu welcher dieses fesselnde Operettenwerk des „Mikado“⸗Komponisten gelangt ist, fröhlich von einer Jubiläums⸗ station zur andern weiter zu segeln.

Residenz⸗Theater.

Am Sonnabend wurde der Schwank „Der selige Toupinel“ von Alexander Bisson bei seiner ersten Aufführung mit wärmstem Beifall, zum Theil mit stürmischer Heiterkeit auf⸗ genommen. Die Handlung beginnt zwei Jahre nach Toupinel's Tode, wo seine Wittwe als seit sechs Monaten glücklich wieder verheirathete Fr. Duperron erscheint. Sie bewahrt auch nach der Ehe mit diesem dem früheren Gatten ein liebevolles Andenken

zum steten Kummer des neuen. Der von seiner Gattin für treu gehaltene Toupinel hatte aber außer seinem Wein⸗ geschäft in Paris ein zweites in Toulouse und außer seiner Frau in Paris eine Freundin Angdle (die „Bachstelze“ genannt) bei Toulouse, der er ein prächtiges Landhaus in St. Julien eingerichtet hatte und die dort für seine Frau galt. Die Hälfte des Jahres brachte er stets bei seiner Freundin zu, die ihn für unverheirathet hielt und auf eine Ehe mit ihm hoffte. Der plötzliche Tod Toupinel's zerstörte ihre Hoffnungen. Sie tröstete sich durch die Heirath mit dem Komponisten Valory, einem ihrer zahl⸗ reichen Anbeter, die sie neben Hrn. Toupinel immer gehabt hatte. Der Zufall fügt es, daß die beiden Ehepaare Duperron und Valory in Paris in einem Hause wohnen, mit einander bekannt werden und zusammen Musik treiben. Hier besucht den Rentier Duperron ein alter Freund, der Kapitän Matthieu, auch ein Anbeter des Frl. Angsle, der vermeintlichen Frau Toupinel und daher auch mit Valory bekannt. Ahnunaslos erzählt dieser seinem Freunde Duperron von seinem Verhältniß mit Angele der Bachstelze, was Duperron auf seine Frau be⸗ zieht. Frau Duperron wird durch ihren Advokaten Letellier, der mit Rege⸗ lung von Toupinel's Nachlaß in Toulouse beauftragt war, über dessen Untreue aufgeklärt. Sie findet in Duperron's Ueberzieher eine diesem zugeschickte, von Toupinel nicht bezahlte Rechnung über 8000 Fr. für ein der „Bachstelze“ geschenktes Halsband und hält nun auch ihren jetzigen Mann für untreu. Eine Reihe der lustigsten Verwechselungen ist die Folge dieser Irrthümer.

Der fein aufgebaute erste Akt, durch vollendetes Spiel unterstützt, wurde mit lebhaftem, wohl verdienten Beifall, der auch dem Direktor Lautenburg zu Theil wurde, aufgenommen. Zum Nachtheil des Stückes setzen sich die Mißverständnisse im zweiten und dritten Akt fort, anstatt schon im zweiten Akt zu der glücklichen allgemein befriedigenden Lösung geführt zu werden. Beide Akte, reich an komischen Scenen, leiden deshalb doch durch die un⸗ nöthigen Längen. Die Aufnahme von Seiten der Zuschauer schwächte sich etwas ab, blieb aber doch eine günstige bis zum Schluß. Unter den Darstellern verdient ganz besonders her⸗ vorgehoben zu werden Frl. Rosa Bertens, die in wirkungsvollster Weise die vertrauende, später die getäuschte, schließlich die versöhnte Gattin zum Ausdruck brachte. Hr. Pagay als „harmloser“ Ehe⸗ mann, Hr. Pansa als Kapitän Matthieu und Hr. Reicher als Advokat Letellier fanden lebhafte Anerkennung. Die „Bachstelze“ wurde von Frl. Fischer wirksam zur Darstellung gebracht

Der Aufführung dieses Schwankes ging der Einakter „Friquette“, eine Aneinanderreihung komischer Verwechselungen voran. Es handelt sich in dem kleinen Stück von Jakobson um die bösen, aber doch lustigen Folgen, welche der verheirathete Baron de Balladin über sich ergehen lassen muß, nachdem seine Freundin, eine Tänzerin Friguette ihn verlassen und mit einem Offizier durchgegangen ist. Auch dieser, wenn auch literarisch geringwerthige, so doch unter⸗ haltende französische Schwank wurde gut gespielt und freundlich auf⸗

genommen. Thomas⸗Theater. Der heitere Schwank „Der Soldatenfreund“ von Gustav von Moser und Otto Girndt erreichte am Sonnabend bereits die 50. Auf⸗

führung und brachte an diesem Jubel⸗Abend den persönlich anwesenden 1 Verfassern wie dem Direktor, der die Titelpartie des Rietzel zu seinen wirksamsten komischen Charakterrollen zählen darf, Seitens des

vollbesetzten Hauses reichen Beifall, viele Hervorrufe und pracht⸗ volle Blumenspenden. anzuschlagen, als er sich

haften Aufzügen ꝛc., wie sie in solchen Stücken neuerdings üblich

geworden, fernhält und seine Wirkung ausschließlich durch die Hand-

lung selbst erreicht, die sich auf patrioischem Hintergrunde in der Art eines guten Volksstücks abspielt. Von der vortrefflichen Dar⸗ stellung gehoben, dürfte dem Schwank noch eine ganze Reihe von Wiederholungen beschieden sein. Die Damen Alberti, Masootti,

Waldau, Friedemann, Korbach, Fischer, Schlüter (diese als flotter

junger Fähnrich) und Margarethe Gallus (als Köchin) boten im Verein mit dem Herrenpersonal ein gut eingespieltes Ensemble, aus dem einzelne recht lobenswerthe Leistungen hervortraten. männlichen Mitwirkenden sind neben Direktor Thomas zu nennen: Hr.

Wirth, der treffliche Darsteller des Premier⸗Lieutenants von Wingen, Hr. Wellhof, der den trotz seines weißen Kopfes noch unbändig

lebenslustigen ungarischen Edelmann und Schwiegervater des Vorigen giebt, dann Hr. Kaiser, der mit seinem verliebten Referendar und redegewandten eine in ihrer Art geradezu geniale bietet. Cigarrenfabrikant Bielefeld verdient alle An

Offiziersburschen, recht ergötzlich.

Offizieller Jagdrapport.

Die Gesammtstrecke des am Sonnabend, den 10. d. M., des Teufelsees abgehaltenen

im Grunewald unweit des Hauptjagens betrug 103 Schaufler und 129 Stück Damwild

einschließlich Spießer, die Sonderstrecke Sr. Majestät des 1

Kaisers und Königs 19 Kapital⸗Schaufler. Mannigfaltiges.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold beehrten kurz vor ihrer Abreise nach Italien Hrn. Dr. Adolf Hesekiel (Photographeische Manufaktur, hier, Friedrichstr. 188I.) mit Aufträgen auf photographische Reiseapparate, nachdem vorher eine Erklärung ihrer Handhabung in Schloß Glienicke

stattgefunden hatte.

Die Trauerfeier für den verstorbenen Telegraphen⸗Direktor

Pröll hat gestern Nachmittag im Gebäude des Haupt⸗Telegraphen⸗ amts stattgefunden. Der Sarg war im Saale der im zweiten Stock belegenen Dienstwohnung aufgebahrt; vier Beamte hielten an ihm die Ehrenwache. Die Direktion, die Räthe und die Beamten der zweiten

Abtheilung des Reichs⸗Postamts, die Beamten des Haupt

Telegrapbenamts, die Aufsichts⸗ und Bureaubeamten, die ein⸗

zelnen Dienstabtheilungen des Amts, das Telegraphenamt Börse das Stadt⸗Fernsprechamt, die Fernsprech⸗Gehülfinnen der Ver

mittelung, die Eleven und Gehülfen der Morse⸗Abtheilung sowie die Gehülfinnen und Unterbeamten des Haupt⸗Telegraphenamts hatten dem verdienten und beliebten Beamten kostbare Kränze gewidmet. Auch die Beamten der Kaiserlichen Ober⸗Postdirektion, Vorsteher und Beamten der Heof⸗Post sowie die Offiziere und Beamten der Militär⸗ Telegraphie waren mit prächtigen Kränzen erschienen. Weitere schöne Kränze trugen die Widmung der Direktion der Dresdener Bank Unter den zahlreichen an 3 sich der Staatssekretär Dr. von Stephan. der Ministerial⸗Direktor im Reichs⸗ Postamt Hake, die Geheimen Ober⸗Posträthe Scheffler und Maß⸗

und die der Freunde des Entschlafenen. 1 Leidtragenden, die den Sarg umstanden, befanden

mann, der Geheime. Postrath Lichtenfels, der Ober⸗Postrath Bern

hardt, der E1“ Griesbach und viele andere höhere

Beamte, sowie zahlreiche Leidtragende aus der Handels⸗ und Ge⸗

schäftswelt. Das Grün’sche Quartett eröffnete den Trauerakt mi Choralgesang; nach der Gedächtnißrede des Predigers Schultz klang durch die Räume das feierliche Lied „Wo findet die Seele die Hei⸗ math, die Ruh“. Dann bewegte sich der lange Trauerzug nach dem

Friedrichs⸗Werderschen Kirchhof, wo die Beisetzung erfolgte.

Ein eigenartiges Bild bietet jetzt jeden Morgen in der elften,

Stunde einer der weniger besuchten Theile des Thiergartens die sogenannte „Freiarche“, wo durch einen lauten schrillen Pfiff

reges Leben entsteht. Von allen Seiten schwirrt es und über die

Der Erfolg des Schwanks ist um so höher 1 vron allzu burlesken Späßen und mehr oder weniger unmotivirten Couplets, Tanzeinlagen, pompn⸗

Von den

Pseudo⸗Cigarren⸗Reisenden Hr. Kurz als erkennung, zumal von ihm ja auch die vortreffliche Inscenirung des Stückes herrührt; auch die Hrrn. Bollmann und Walden waren, Ersterer in der Rolle des „unbrauchbaren“ Schwiegersohns, Letzterer in der komischen Rolle des

recht große

Tagen erscheinen. Die Broschüre wird in Fabriken und Schulen in 5000 Exemplaren unentgeltlich zur Vertheilung kommen und auch

für 15 käuflich sein. Sie soll die nöthige Anleitung zur billigsten

Zucht von Schlachtkaninchen geben. 8

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Schmuck erhalten.

König Frie

schneeige Flur und die hartgefrorene Eisdecke fliegen zahlreiche Wild⸗

enten herbei, um an der hier offenen Stelle

gewässers die gewohnte Fütterung, Brotkrumen, Die Zahl der Wildenten ist in diesem Jahre im Thiergarten eine ze Man hat am Fütterungsplatz schon bis 170 dieser Thiere gezählt. Für die kleine Vogelwelt sind in diesem harten Winter im Thiergarten dreißig Futterplätze errichtet. Es werden hier große Mengen von Hafer, Hanf, Spitzsamen und französischer Hirse ausgestreut. Unterhaltend ist es, die munteren Finken und Meisen, den gelben Zeisig und den bunten Stieglitz mit dem dreisten Spatz um die Futterkörner sich streiten zu sehen. Raubzeug, welches der Vvogelwelt nachstellt, ist z. Z. im Thiergarten nicht mehr vorhanden;

früber gab es hier noch Iltisse, auch sie sind jetzt

zuweilen erscheint noch der Thurmfalke, der aber nur Mäuse fängt. Die massenhaft vorhandenen Eichhörnchen haben jetzt Schonzeit, werden aber als schlimme Feinde der gefiederten Sänger im Frühjahr

auch abgeschossen.

Der gestrige Kaninchenmarkt, der zum ersten Mal in dem Beseiti neuen Lokal, Neue Friedrichstraße 44, abgehalten wurde, war von etwa E“ vierhundert Kauflustigen besucht. Diesem Andrang gegenüber genügte die von der starken Kälte beeinflußte Beschickung des Marktes in keiner Weise; die von Vereinsmitgliedern zum Verkauf gebrachten etwa neunzig Thiere, meist Belgier, waren denn auch schnell ver⸗ griffen. Auch eine Anzahl Restaurateure waren erschienen, um Schlacht⸗ thiere zu erstehen; ihre Gebote, 55 60 pro Pfund, wurden jedoch

als zu niedrig zurückgewiesen. Der Verein gedenkt

in die Morgenstunden zu verlegen und nach dem Beispiel Frankreichs, Belgiens und Hollands mit einem Markt für Zuchtgeflügel und Rasse⸗ hunde zu verbinden. Der nächste Markt wird am 25. d. M. statt⸗ finden. Im Februar will der Verein im Restaurant „Herold“ ein Kaninchenessen veranstalten, um so auch praktisch den Vorurtheilen

entgegenzutreten, die dem Kaninchenfleisch noch werden. Ein Kochbuch mit 136 Rezepten

von Speisen aus Kaninchenfleisch ist von Hrn. L. von Pröpper heraus⸗ Eine Agitationsbroschüre, vom Vorsitzenden Hrn.

gegeben worden. 2 Maser verfaßt und „Fleisch für Alle“ betitelt, soll

.

Das Wettlaufen des Eislaufvereins „Berlin“, welches gestern auf der Westeisbahn abgehalten wurde, brachte die roßen Konkurrenzen im Schnelllauf. Die Kämpfe waren von hohem nteresse und gewannen dadurch noch an sportlicher Bedeutung, daß im Meisserschaftslaufen der bisherige deutsche Record verbessert

wurde.

Charlottenburg. Das Mausoleum zu Charlotten⸗ burg wird der „Nat.⸗Z.“ zufolge außer den Encke'schen Marmor⸗ Sarkophagen des hochseligen Kaisers Wilhelm I. und der Kaiserin Augusta, sowie der für die Vorhalle geplanten Engelsfigur, welche den Charakter eines St. Michael tragen soll, noch Dieser Schmuck wird in farbigen Glasfenstern für den Hauptraum, dessen halbrunde, dreigetheilte Fenster bisher nur weiße Scheiben aufweisen, bestehen. Die Aenderung ist um nu der Hauptraum durch das grau⸗ und weißfarbige Gestein des Fußbodens und der Wände, sowie durch das krystallinische Weiß des Marmors der Sarkophage, des Altars und der Kandelaber bis jetzt einen etwas kalten Eindruck macht und in erheblichem Gegensatz steht zu der durch violettes Oberlicht erleuchteten und in mild⸗violettem Dämmerlicht daliegenden Vorhalle, dem ältesten, im Jahre 1810 vom Hofbaurath Gentz er⸗ Auch Schinkel, welcher 1810 dem drich Wilhelm III. einen Plan zu einem Mausoleum gothischen Stil

Beleuchtung. schriftlichen Erläuterungen zum Mausoleum heißt es: „Das Licht fällt durch Fenster von drei Nischen, die das Ruhelager von drei Seiten umgeben; das Glas ist von rosenrother Farbe, wodurch über die ganze Architektur, welche in weißem Marmor ausgeführt ist, ein sanftrothes Dämmerlicht verbreitet wird. Vor dieser Halle ist eine Vorhalle, die von den dunkelsten Bäumen beschattet wird; man steigt Stufen hinan und tritt mit einem sanften Schauer in ihr Dunkel ein, blickt dann durch drei hohe Oeffnungen in die liebliche Palmen⸗ halle, wo in hellem morgenrothen Licht die Ruhende, umringt von

so freudiger zu begrüßen, als

richteten Theile des Baues.

für die Königin Luise im beabsichtigte eine farbige

himmlischen Genien, liegt.“

Spandau, 12. Januar. In dem Maschinenschuppen des löscht. Der Schaden beträgt gegen 500 000

Hamburger Bahnhofs kam heute Vormittag

des Thiergarten⸗ zu empfangen.

ausgerottet; nur

weiterbefördert. Verletzungen

den Markt mehr kalten Witterung zu suchen.

Kassel, 12. Januar.

entgegengebracht zur Bereitung

in den nächsten

Helgoland, 10. Januar.

einen weiteren d 1 8 soll hier gelöscht werden.

Hamburg.

eingereicht In seinen

stattfindet.

Hamburg, 10. Januar.

vollständig vernichtet worden.

ein Feuer aus;

dasselbe wurde jedoch ohne weitere Hülfe vom Bahnpersonal bald bewältigt. Der angerichtete Schaden ist unerheblich.

9 EEE etriebsamt Sommerfeld giebt Folgendes bekannt: Kurz nach der Durchfahrt eines Zuges nach Berlin durch den Bahnbof Ks⸗ penick zersprang der Radreifen des linken Hinterrades vom dritten Wagen nach der Lokomotive, in Folge dessen das andere hintere Rad des Wagens entgleiste. Die Reisenden des Wagens wurden durch die entstandenen Schwankungen und Stöße auf die Gefahr aufmerksam und setzten die Carpenter⸗Bremse durch Umdrehen des bekannten Hebels „Nothbremse“ in Bewegung, der Zug hielt in kürzester Zeit. Da der entgleiste Wagen nicht ohne Gefahr im Zuge weiter laufen konnte, mußte er mit den übrigen vier hinter ihm befindlichen Wagen unter Anordnung der üblichen Sicherheitsmaßregeln auf der Strecke stehen bleiben. Die Reisenden wurden in den beiden vorderen Wagen rburg untergebracht und mit kaum halbstündiger Verspätung nach Berlin war. Gleichzeitig sendete er dem Direktor Müller eine in drei Listen zusammengestellte Uebersicht der Witterungsvorgänge in der Um⸗

sind nicht gebung des Kap

1 entgleisten welche die Unterschiebung eines von Friedrichshagen herzubolenden Bahnmeister⸗Wagens erforderte, mußte zwischen Berlin und Köpenick eingeleisig gefahren werden. Dadurch erhielten mehrere Vorortszüge Verspätungen bis zwei Stunden und der Zug Nr. 73 nach Frank⸗ furt a. O. eine halbe Stunde Verspätung. Um 12 ¼ Uhr Nachts konnte der Betrieb auf dem gesperrten Geleise wieder aufgenommen werden. Die Ursache des Radreifenbruchs ist in der herrschenden

„Gestern Mittag entgleiste, wie „W. T. B.“ meldet, der Güterzug Nr. 751 auf der Fahrt von Kassel nach Bettenhausen bei der ersten Centralweiche der Station Wilhelmshöhe. Die Maschine wurde stark beschädigt; drei Wagen sind zertrümmert. Von Personen ist Niemand verletzt.

Parchim, 9. Januar. General⸗Feldmarschall Graf von Moltke hat, wie die „N. Pr. Ztg.“ berichtet, jetzt über die Par⸗ chimer Moltke⸗Stiftung seine Bestimmungen getroffen. Er hat sie in zwei getrennte Stiftungen getheilt: einen Moltke⸗Haus⸗Fonds, aus dessen Mitteln das Geburtshaus angekauft, erstmalig ausgebessert und mit einem zur würdigen Erhaltung des Hauses bestimmten Ver⸗ smögen von 20 000 versehen wird, und einen Kapital⸗Fonds, 8 welcher dem Feldmarschall zu überweisen ist, der daraus nach freiem Ermessen eine Stiftung zu wohlthätigen Zwecken begründen will. Das Geburtshaus selbst bleibt nach Graf Moltke's Verfügung für Verwandte seines Namens vorbehalten. Moltke⸗Haus⸗Fonds führt ein in Parchim zu bestellender Vorstand. Die Verwaltung der aus dem Kaäpital⸗Fonds begründeten wohlthätigen Stiftung übt der General⸗Feldmarschall selbst, nach ihm aber der Nachfolger im Besitz des Fideikommisses Kreisau. ö1“ Rom. Der römische Karneval, dessen Neubelebung ein aus Industriellen, Künstlern u. s. w. bestehendes Comité unternommen hat, wird, wie man den bruar mit einem historischen Festzug über den Corso eröffnet werden. Der 2. Februar bringt ein großes Massen⸗Concert und kostümirte Rennen auf den Volksplätzen. An den folgenden Tagen finden die üblichen

2 Der am 6. d. M. auf den See⸗ hundsklippen gestrandete Schuner „Anna Margaretha“ (vergl. Nr. 6 d. Bl.) ist, wie das „W. T. B.“ meldet, durch hiesige Lootsen von den Klippen herunter an den Strand bugsirt worden. Die Ladung

Bezüglich der leuchtung von Schulräumen bietet, wie die „Dtsch. Bztg.“ schreibt, der soeben erstattete Bericht des von der Bürgerschaft zu Hamburg auf Antrag des Senats zur Berathung dieser Frage ein⸗ gesetzten Ausschusses allgemeines Interesse. Das Ergebniß der Be⸗ rathung gipfelte darin, daß die neue Form der Beleuchtung mittels Bogenlichts für die Zeichenklassen der dortigen allgemeinen Handwerker⸗ schule und der Schule für Bauhandwerker im Allgemeinen vor der Anwendung von Glühlicht den Vorzug verdiene. Die Bogenlampen selbst werden durch einen unterhalb befestigten weißen Schirm verdeckt, das Licht durch einen über der Lampe angebrachten matten Reflektor von besonderer Form derart zurückgeworfen, daß eine nahezu gleich⸗ mäßige Erhellung des Raumes bewirkt und das sonst etwas grelle Licht der Bogenlampen dem Auge durchaus angenehm wird. Es wird betont, daß unter allen Arten von Beleuchtung diese dem Tageslicht am nächsten kommt, auch in Bezug auf Schattenwerfung, sowie darin, daß eine Veränderung der natürlichen Farben der Gegenstände nicht

Möller und Compagnie ist laut Meldung des „W. T. B.“ durch ein in der vergangenen Nacht ausgebrochenes erhebliches Feuer fast

Das Königliche Eisenbahn⸗

Schreiben des

vorgekommen. Bis Wagens von der Strecke, woraus hervor

um das Kap

wurden.

Die Verwaltung des

„Veglioni“ im Frage der elektrischen Be⸗

Neapel,

Das Tabacklager von Weber,

Das Feuer ist gegenwärtig ge⸗

Wien, 8. Januar. Von Seite der Militär⸗Post⸗ und Tele⸗ graphen⸗Direktion in Serajewo ging heute an die Centralanstalt für Meteorologie in Wien folgendes Telegramm ein: „Gestern um 8 Uhr 2 Minuten Abends wurde in Janjici bei Zerica sehr heftiges Erdbeben mit donnerähnlichem Getöse in der Dauer von etwa drei Sekunden verspürt.“

Pola. Einen Beitrag zur Lösung der Frage, ob Johann Orth mit seinem Schiff „Santa Margherita“ bei der Umschiffung Süd⸗Amerikas den Untergang gefunden habe oder nicht, bringt ein

Direktors der Deutschen Seewarte in Hamburg, Ge⸗

heimen Regierungs⸗Raths Dr. Neumayer an den Direktor des Hypdrographischen Amts in Pola Hrn. Müller. Geheimer Rath Neumayer hat dem „D. Tobl.“ Resultat seiner Nachforschung in den Büchern der vom Kap Horn nach Hamburg

zufolge erklärt, daß das

heimgekehrten Schiffe ein durchaus negatives

orn von Mitte Juli bis Ende August vorigen Jahres,

eht, daß in der That ein um diese Zeit vom La Plata um orn nach der Westküste Süd⸗Amerikas fahrendes Segel⸗ schiff von mannigfachen Gefahren bedroht war. mayer spricht seine Meinung dahin aus, „daß die größte Gefahr für ein Zuschadenkommen des Schiffes wohl zur Zeit der Umsegelung des Kap De⸗ siré (48 Grad südlicher Breite und 66 Grad westlicher Länge) vorgelegen haben mag, da am 20. Juli, also sieben Tage, nachdem die „Santa Margherita“ den La Plata verlassen, ein orkanartiger Sturm aus Ost und Ost⸗Süd⸗Ost mit außerordentlich schweren Böen in jener Gegend wüthete. Es kann daher dem Schiffe ein Unfall schwerster Art zugestoßen sein, und wäre es immerhin möglich, daß Spuren des Schiffes und der Mannschaft südlich von der bezeichneten Stelle an der Küste von Patagonien zu finden seien. Es müßte somit darnach getrachtet werden, durch Entsendung eines geeigneten Schiffes Auf⸗ klärung über das Schicksal Johann Orth's zu erhalten.

Geheimer Rath Neu⸗

Serajewo, 12. Januar. In Folge eingetretenen Thauwetters fanden, wie das „W. T. B.“ berichtet, in der Gegend von Liono Lawinenstürze statt, durch welche mehrere Häuser verschüttet, sowie siebzehn Personen getödtet und zwei schwer verletzt

Leith, 12. Januar. In der Nähe von Saint Abb's Head an der schottischen Küste fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern ein Zusammenstoß zwischen den englischen Dampfern „Bri⸗ tannia“ und „Bear“ statt. Beide Dampfer sind untergegangen. Von der Mannschaft des „Bear’ sollen dreizehn ertrunken sein; die Reisenden der „Britannia“ wurden von einem Bugsirdampfer gerettet und hierher gebracht.

M. „N. N.“ aus Rom schreibt, am 1. Fe⸗

„Costanzi⸗Theater“ und im „Teatro Nazionale“ statt;

auch das Confetti⸗ und Blumenwerfen soll wieder eingerichtet werden. Auf der Piatza Colonna, und zwar an der Stelle des niedergerissenen Palazzo Piombino, wird sich ein riesiger Pavillon für „Festivals“ erheben. An den Festen wird sich, nach mehrjährigen Pausen, voraus⸗ sichtlich auch wieder der deutsche Künstlerverein als Gruppe des historischen Festzuges betheiligen.

10. Januar. Etwa tausend Studenten der

Universität ergingen sich nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ heute in lärmenden Kundgebungen, weill sie auf ihr Verlangen, daß für die Studirenden der Ingenieur⸗Wissenschaften eine Prüfungs⸗ periode im Monat März anberaumt werde, eine zufriedenstellende Antwort nicht erhalten hatten. Heulen großen Unfug und zertrümmerten Fenster und Thüren. Alle Vorlesungen wurden unterbrochen, mit Ausnahme derjenigen des Professors Bovio, welcher die Studenten zur Ruhe ermahnte. Der Präfekt versprach vermitteln zu wollen.

Sie verübten durch Pfeifen und

Reggio nell' Emilia, 10. Januar. Während des heutigen Reitunterrichts der Unteroffiziere des 15. Artillerie⸗Regiments stürzte nach einer Meldung des „W. T. B.“ das Dach der Reitschule ein, und es wurden dadurch zwei Korporale getödtet, sechs schwer und zehn leicht verletzt. lastung des Daches durch Schneemassen gefunden.

Die Ursache des Einsturzes wird in der Be⸗

1. Untersuchungs⸗Sachen. .Aufgebote, Frtebengen u. dergl.

.Unfall⸗ und Invaliditäts⸗ ꝛc. Versicherung. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. .Verloosung ꝛc. von Werthpapieren.

Deffentlicher Anzeiger.

Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch 7. Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaftetn. „Niederlassung ꝛc. von Rechtsanwälten. .Bank⸗Ausweise.

10. Verschiedene Bekanntmachungen.

1) Untersuchungs⸗Sachen.

[57160]

Nachbenannte Steckbriefe und Aufforderungen des unterzeichneten Amtsgerichts werden als unerledigt hierdurch in Erinnerung gebracht:

1) gegen den Lotteriecollecteur H. Hermann zu

1 Paris vom 6. Dezember 1884 auf Festnahme des⸗

selben im Betretungsfalle und Beschlagnahme von Vermögensstücken zwecks Beitreibung von 60 Geldstrafe und etwa 80 Kosten, event. Voll⸗ streckung einer Gefängnißstrafe von 20 Tagen, wegen

LSootterievergehens;

2) gegen den Barbier (Hofgänger) Herm. Rose⸗

mund vom 15. Juni 1885 auf Beitreibung von

5 Geldstrafe event. Vollstreckung einer Haftstrafe von einem Tage wegen Uebertretung des Sonntags⸗ esetzes; 8 3) gegen den Kommis Robert Schwarting aus Hamburg vom 10. Juli 1885 auf Festnahme wegen Diebstahlsverdachts; 1

4) gegen den Schlachter Julius Klimek aus

Bromberg vom 20. September 1886 auf Festnahme

wegen Entweichung aus hiesigem Gerichtsgefängniß;

5) gegen den Tischlergesellen Hermann Schmidt aus Gransee vom 1. Februar 1887 auf Festnahme wegen Verdachts gefährlicher Körperverletzung;

6) gegen den Lotteriecollecteur A. Meer aus Hamburg vom 2. Februar 1887 auf Festnahme zwecks Beitreibung einer Geldstrafe von 60 event. Vollstreckung einer Gefängnißstrafe von 20 Tagen

wegen Lotterievergehens;

1

7) gegen den Erdarbeiter Georg Bengsch aus

Gpora vom 10. Oktober 1887 auf Festnahme wegen

Verdachts gefährlicher Körperverletzung;

8) gegen den Holländerlehrling August Voß aus Göhlen bei Ludwigslust vom 31. Dezember 1887 auf Festnahme zwecks Vollstreckung einer Haftstrafe von 2 Tagen wegen Chausseepolizeiübertretung;

9) gegen den Bootsmann August Nieprasch aus Elbing vom 10. Februar 1888 auf Festnahme zwecks Vollstreckung einer Gefängnißstrafe von zwei Wochen wegen Hausfriedensbruchs;

10) gegen den Schneidergesellen Conrad Wiegand

aus Käßlitz von 26. November 1888 auf Festnahme wegen Diebstahlsverdachts;

11) gegen den Schlosser Hermann Hellige aus Brumby vom 25,. September 1889 auf Vollstreckung einer Geldstrafe von 3 ℳ, aushülflich von einem Tage Haft, wegen groben Unfugs;

12) gegen den Hofgänger (Gelbgießer) Peter Wittich aus Frankfurt a./M. vom 7. November 1889 auf Vollstreckung einer Geldstrafe von 3 ℳ, aushülflich von einem Tage Haft wegen Dienst⸗ vergehens; 86

13) gegen den Hofgängrr (Arbeiter) Matthias Bünz aus St. Hubert bei Kempten vom 14. März 1890 auf Vollstreckung einer Geldstrafe von 10 ℳ, aushülflich 3 Tage Gefängniß, wegen Sach⸗ beschädigung; 8

14) gegen den Schmied Wilbelm Büge aus Lustebur vom 29. Juni 1890 auf Vollstreckung einer Gefängnißstrafe von 3 Tagen und einer Haftstrafe von 2 Tagen wegen Hausfriedensbruchs und groben Unfugs.

Boizenburg a. E., den 5. Januar 1891

Großherzogliches Amtsgericht

157158] Steckbriefs⸗Erledigung.

Der gegen den Schlächter und Kassirer Wilhelm Johann Hempel, geboren am 7. August 1855 zu Berlin, wegen wiederholter Unterschlagung in den Akten U. R. I. 985/82 vom Untersuchungsrichter beim Königlichen Landgericht I. Berlin unterm 27. Oktober 1882 erlassene Steckbrief wird hiermit zurückgenommen.

Berlin, den 3. Januar 1891. Staatsanwaltschaft beim Königlichen Landgericht I.

57159] Der gegen den Handlungsreisenden Carl Friedrich Hermann Harsdorf, geboren am 29. Januar 1853 zu Berlin. am 16. November 1882 und 31. De⸗ zember 1883 in actis 88 D. 1806. 81 erlassene Steckbrief wird zurückgenommen.

Berlin, den 7. Januar 1891.

Königliches Amtsgericht. I. Abtheilung 88.

[51393] Der Pferdeknecht Joseph Mackowiak, zuletzt in Ketzin wohnhaft gewesen, z. Z. unbekannten Auf⸗ enthalts, am 5. Dezember 1864 zu Piotrowo gebo⸗ ren, katholisch, bestraft, wird beschuldigt, als Ersatz⸗ reservist ausgewandert zu sein, ohne von der bevor⸗ stehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben. Uebertretung gegen §. 360 Nr. 3. des Strafgesetzbuchs. Derselbe wird auf Anordnung des Königlichen Amtsgerichts hierselbst auf den 10. März 1891, Vormittags 10 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht zu Potsdam, Lindenstr. 54, ur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldigtem usbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Land⸗ wehr⸗Bezirks⸗Kommando zu Brandenburg a./H. aus⸗ gestellten Erklärung verurtheilt werden.

Potsdam, den 9. Dezember 1890.

Couvreux, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Abtheilung V.

[51391] 8

Der Knecht Joseph Kolodziejezak, zuletzt in —* wohnhaft gewesen, am 16. Februar 1864 zu

irke, Kreis Birnbaum geboren, katholisch, bestraft, wird beschuldigt, als Ersatzreservist ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben. Ueber⸗ tretung gegen §. 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Derselbe wird auf Anordnung des Königlichen Amts⸗ gerichts hierselbst auf den 10. März 1891, Vor⸗ mittags 9 ¼ Uhr, vor das Königliche Schöffen⸗ gericht zu Potsdam, Lindenstraße 54, zur Haupt⸗ verhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Aus⸗ bleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeß⸗Ordnung von dem Königlichen Landwehr⸗ Bezirks⸗Kommando zu Brandenburg a./H. ausge⸗ stellten Erklärung verurtheilt werden.

Potsdam, den 9. Dezember 1890.

Couvreux, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Abtheilung V.

[53291] Oeffentliche Ladung.

Die nachbenannte Person, nämlich der Wilhelm Karl 8 Augu st 19

1867 zu Postlow, Kreis Anklam, zuletzt wohn⸗ haft zu Relzow, Kreis Greifswald, wird be⸗ schuldigt, als Wehrpflichtiger in der Ab⸗ sicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundes⸗ gebiets ö“ zu haben, Vergehen gegen §. 140 Str.⸗G.⸗B. Derselbe wird auf Freitag, den 27. Februar 1891, Mittags 12 ½ Uhr, vor die Strafkammer des Königlichen Land⸗ gerichts hierselbst zur Hauptverhandlung ge⸗ laden. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Straf⸗ prozeß⸗Ordnung von dem Königlichen Civilvorsitzen⸗ den der Ersatz⸗Kommission des Aushebungsbezirks Anklam über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärung ver⸗ urtheilt werden. Das Vermögen des Angeklagten ist durch Beschluß der Strafkammer des Königlichen Landgerichts hier vom 22. April 1890 zur Deckung der denselben möglicherweise treffenden Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens in Höhe von 300 mit Beschlag belegt.

Greifswald, den 12. Dezember 1890.

Königliche Staatsanwaltschaft.

[57340] Beschluß.

Auf Antrag der Königlichen Staatsanwaltschaft wird gegen den Kommis Julius Kohn, unbekannten Aufenthalts, zuletzt in Ratibor wohnhaft ꝛc. wegen Vergehens gegen §. 140 des Reichsstrafgesetzbuchs das Hauptverfahren vor der Strafkammer des Königlichen Landgerichts hierselbst eröffnet. Gleichzeitig wird auf Grund vorgedachter Straf⸗ bestimmung das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen der Angeschuldigten, soweit dasselbe zur Deckung der den Angeschuldigten möglicherweise heisteshen I weüpstrafe 82 der Kosten

es Verfahrens erforderlich ist, mit Beschla 1e schlag belegt

Ratibor, den 6. Dezember 1890.

düt r e II. Strafkammer

B